Regio Augsburg Magazin 2023
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AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE UND DIE DREI MONUMENTALBRUNNEN
lerweile üblich geworden – in Regensburg
abzuhalten. Entsprechend wurde der Kaiser
umschmeichelt: Gott Merkur auf dem Pfeiler
des Merkurbrunnens wurde als Götterbote
gesehen, der – selbstverständlich – auch eine
Verkörperung des Kaisers war: Auch dieser galt
als Götterbote. Seit 1599 speit am Merkurbrunnen
auch der Kopf eines Reichsadlers Wasser.
Und weil Meister de Vries nun schon mal
in Augsburg weilte, beauftragte ihn der Rat der
Stadt mit einem weiteren Monumentalbrunnen,
mit dem man das Hofieren des Kaisers auf die
Spitze trieb. Denn natürlich verkörperte die
Figur des starken Halbgottes Herkules, der auf
dem Pfeiler des Herkulesbrunnens die Wasserschlange
Hydra mit seiner Keule erschlägt, niemand
anderen als den Habsburger in Prag.
Auch die Wahl des Hydramotivs war an „Ranschmeißerei“
kaum zu überbieten: Denn die
gräuliche Wasserschlange stellte seinerzeit die
Häresie – also den neuen Glauben – dar. Die
protestantischen Fürsten aber, die sich von
1546 bis 1547 im Schmalkaldischen Krieg gegen
den Kaiser erhoben hatten, waren von Karl V.
»
Mit Gott Merkur und dem
Halbgott Herkules hofierten
die Augsburger Ratsherren
den Habsburgerkaiser.
«
wie die Hydra gebändigt worden – nämlich mit
brutaler Gewalt. Besonders pikant: Auch das
seinerzeit von den Protestanten dominierte
Augsburg hatte zu den Verlierern des Kriegs gezählt.
Genau da, wo der Herkulesbrunnen am
Platz eines Vorgängerbrunnens stand, hatte der
Protestantenbezwinger Karl V. am 24. Februar
1548 (es war der Geburtstag des Kaisers) Herzog
Auf dem Pfeiler des
Merkurbrunnens steht
die Figur des Merkur.
Die römische Gottheit
galt als Götterbote –
wie der Kaiser aus dem
Hause Habsburg.
Am Merkurbrunnen
sieht man auch einen
Adlerkopf als Wasser -
speier. Der Götterbote
Merkur war ein „Bückling“
in Richtung Prag:
Man wollte den Kaiser
mit seinen Reichs tagen
nach Augsburg locken.
Um die Prachtbrunnen
mit stärkerem Wasserdruck
„springen“ lassen
zu können, nahm man
1599 den Kastenturm
im Oberen Wasserwerk
am Roten Tor in Betrieb.
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