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Regio Augsburg Magazin 2023

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AUGSBURG, DIE RÖMISCHE PROVINZHAUPTSTADT

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Eine Beschilderung

und Abgüsse von Steindenkmälern

in einem

Grünstreifen bei der

Kirche St. Magdalena,

dem Stand ort des seit

2012 geschlossenen

Römischen Museums,

erinnern an die Via

Claudia Augusta. Um

den „Sieben-Kindel-

Stein“ rankt sich eine

Augsburger Stadtsage.

Abgüsse der schönsten

in Augsburg ergrabenen

Steindenkmäler sieht

man an der Römer -

mauer beim Dom. In

der Kirche St. Ulrich

und Afra stößt man

auf einen römischen

Sarkophag: Er soll die

Gebeine der heiligen

Afra bergen.

alles auf den ersten Blick so beeindruckend aus

wie etwa der bronzene, einst vergoldete Pferdekopf,

der Teil eines Standbildes war und der –

womöglich zurückgelassen von plündernden

Ala mannen – in der Wertach entdeckt wurde.

Nahe der Wertach, im Stadtteil Pfersee, hat

man bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts

den vergoldeten Helm eines römischen Offiziers

gefunden. Die vergoldete Bronzestatuette des

Genius Populi Romani – des Schutzgeistes des

römischen Volkes – wurde im Lech entdeckt.

Auf den ersten Blick unscheinbarer als solche

antiken Kostbarkeiten sind ein paar Holzbalken,

die aus gutem Grund im Zentrum der Ausstellung

aufgebaut wurden: Dabei handelt es sich

um Relikte eines römischen Flusshafens am

Lech. Die strategisch gut gelegene Stelle an der

»

Spektakuläre Artefakte

aus römischer Zeit wurden

in Augsburg aus dem Lech und

aus der Wertach geborgen.

«

Mündung zwischen Lech und Wertach war also

nicht allein der Grund dafür, dass die Römer

15 v.Chr. und später gerade hier ihre ersten

Lager errichteten. Nicht zuletzt war der Lech

auch eine wichtige Verkehrsader für die Lastkähne,

die Kalksteinquader aus den Steinbrüchen

auf der Schwäbischen Alb und der Fränkischen

Alb über die Donau und dann lechaufwärts in

Richtung der bald als glanzvoll beschriebenen

Provinzhauptstadt transportierten. Die hölzernen

Relikte des Lechhafens wurden schließlich in

der östlichen Augsburger Alt stadt ergraben.

(Der Lech, der früher näher an der Stadt vorbeigeflossen

war, verlagete sich im Lauf zweier

Jahrtausende immer weiter in Richtung Osten.)

Den Ausstellungsmachern war es wichtig,

Exponate zu zeigen, die das zivile Leben und

die Alltagskultur der Römer an Lech und

Wertach behandeln. Denn darüber ist weitaus

weniger bekannt als über Roms Militär geschichte.

Wer genau hinschaut, dem vermitteln in der

»

Grabmäler und ein

scheinbar unscheinbarer

steinerner „Brotlaib“ vermitteln

viel vom antiken Alltag.

«

Römerschau im Zeughaus relativ unscheinbare

Exponate spannendes Wissen über den römischen

Alltag. So findet man in der Ausstellung

einen Stein, der aussieht wie ein überdimensionierter

Brotlaib. Die Exponatenbeschriftung

erklärt das scheinbar unscheinbare Objekt: Es

ist ein Stück eines Straßenpflasters im römischen

Augsburg. Die Rillen im Pflasterstein gruben

Räder zahlloser Karren, die darüber hinwegrumpelten.

Ein Straßenpflaster? Das gab es in

Augsburg erst tausend Jahre später wieder.

Wie solch ein Fuhrwerk aussah, zeigt das

Relief des Grabmals eines Weinhändlers: Ein

von Ochsen gezogener Karren, voll beladen

mit Weinfässern, auf denen ein Hündchen sitzt,

zählt zu den schönsten Transportszenen aus

römischer Zeit. Dass die Gastro nomie auch zu

Zeiten der Römer eine wichtige Rolle spielte,

belegt der Grabstein eines Wirtes: Sein Relief

stellt Szenen aus einer Weinschenke dar.

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