Regio Augsburg Magazin 2023
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DER HEILIGE ULRICH, DIE LECHFELDSCHLACHT UND DAS ULRICHSJAHR
Ulrich da, Ulrich dort:
Auch in der Augsburger
Kirche St. Maximilian
stellt eine barocke
Bildhauerarbeit den
Heiligen und Bistumspatron
dar. Eine Skulptur
Bischof Ulrichs
sowie etliche weitere
Darstellungen Ulrichs
durch die bildende
Kunst sieht man im
Diözesanmuseum
St. Afra. Dort führt
der Weg auch in eine
mittelalterliche
Ulrichs kapelle.
In der Kirche St. Ulrich
in der Stadt Königsbrunn
zeigen ein
Deckenfresko und ein
Gemälde die Schlacht
auf dem Lechfeld mit
brennenden Dörfern
im Lechtal. Auf diesem
Bild kümmert sich der
Augsburger Oberhirte
abseits des Gemetzels
um die Gläubigen –
historisch gesehen
vermutlich die richtige
Einordnung der Rolle
des Bischofs im Jahr 955.
Natürlich kam auch
die ab 1855 erbaute und
ausgestattete Kirche an
einer Figur des heiligen
Ulrich nicht vorbei.
hoch über dem Gemetzel der Lechfeldschlacht
vor den Mauern und Türmen Augsburgs dargestellt.
Der Maler nahm sich die künstlerische
Freiheit, das Hauen und Stechen vor einer
Stadtansicht mit Bauten zu zeigen, die erst zu
Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden waren –
was letztlich aber auch schon irgendwie egal
war: Denn wo die Schlacht auf dem Lechfeld
stattgefunden hat, weiß bis heute niemand.
Die Überlieferung ist spärlich, und das Lechfeld
weit. Lediglich das kostbare Pferdegeschirr eines
»
Ein digitaler
„Geschichtspfad“ der Regio
Augsburg vermittelt das
epochale Ereignis von 955.
«
ungarischen Reiters hat ein Heimatforscher mithilfe
seines Metall detektors nahe Todtenweis
entdeckt: Es war eine archäologische Sensation,
die aber auch eher einen Fluchtweg der Magyaren
erahnen lässt als den Ort der Schlacht. Was
man sicher weiß: Östlich wie westlich des Lechs
findet man bis heute Spuren der sogenannten
Ungarnfluchtburgen – etwa bei Todtenweis und
Pöttmes im „Wittelsbacher Land“ oder auch bei
Fischach und Schwabegg im „Augsburger Land“.
Ein digitaler „Geschichtspfad“ der Regio Augsburg
Tourismus GmbH führt zu all diesen
Orten. In hastig aufgeworfenen Erdschanzen
im Wald hatte sich die bäuerliche Bevölkerung
um Augsburg zurückgezogen, wenn die ungarischen
Reiter wieder einmal in Schwaben und
Bayern eingefallen waren. Die häufigen Raubzüge
der heidnischen Reiterhorden waren eine Plage,
die mit dem Sieg des Heers der von König
Otto I. vereinigten deutschen Stämme im Jahr
955 zu Ende ging.
Als zentrale Gedenkstätte des epochalen Ereignisses
von 955, das schon mal als die „Geburtsstunde
der Deutschen“ bezeichnet wurde,
hat die Regio Augsburg Tourismus GmbH vor
einigen Jahren den „955 Informations- und Präsentationspavillon“
zur Schlacht auf dem Lechfeld
in Königsbrunn initiiert. Dort zeigen drei Landschaftsdioramen
mit mehr als 12 000 von Hand
bemalten Zinnfiguren Szenen des Schlachtgeschehens
am Lech und an der Schmutter. Eines
der Dioramen stellt das schwach befestigte
Augsburg mit dem romanischen Dom dar. Auf
der Wehrmauer steht Bischof Ulrich (wohl recht
ahistorisch in einer Art grünem Nikolauskostüm),
der die Verteidiger der Stadt anfeuert. Ob diese
Schlacht so ablief wie dargestellt, ob Ulrich mit
Mitra oder mit Helm und Schild in die Schlacht
zog oder ob er für den Sieg betete – wer weiß
es? Jedenfalls zeichnen die Dioramen ein Bild
jener Tage, in denen Bischof Ulrich seine Stadt
verteidigen konnte, bis Hilfe kam.
Ein weiteres Museum setzt sich weniger mit
Bischof Ulrich in der Schlacht als vielmehr mit
Bischof Ulrich in der Kunst auseinander: Auch
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