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Theatertage am See Präsentation und Geschichte

Theatertage am See stellen sich vor. Gegründet 1984, Jährliches größtes Festival des Amateurtheaters in Deutschland. Das Buch beschreibt die Jahre 1984 bis 2019.

Theatertage am See stellen sich vor. Gegründet 1984, Jährliches größtes Festival des Amateurtheaters in Deutschland. Das Buch beschreibt die Jahre 1984 bis 2019.

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THEATERTAGE AM SEE<br />

DER FÖRDERVEREIN<br />

Friedrichshafen e.V.


inhalTSüberSichT<br />

Inhaltsverzeichnis 2<br />

der verein 3<br />

das internationale Theaterfestival seit 34 Jahren 4<br />

Jugend- <strong>und</strong> Schultheatertage justSEE & JUST-BW 6<br />

Szenisch kommunizieren 11<br />

Von jung bis alt, von nah bis fern 12<br />

Das jährlich wechselnde Motto 16<br />

Die Theaterpreise 18<br />

Das Kursprogr<strong>am</strong>m <strong>und</strong> die KursleiterInnen 22<br />

Die Bodensee-Schule als besonderer Festivalort 24<br />

besondere projekte<br />

Die Schulprojekte 28<br />

City of Gold - Stadt der Fre<strong>und</strong>lichkeiten 30<br />

Wir…hier 32<br />

Kooperation Schule-Verein 36<br />

Das Zeitzeugenprojekt 2014 40<br />

A European Theatre Adventure 44<br />

die anderen Sparten des vereins<br />

Die ZirkusAkademie 48<br />

Die theaterpädagogische Ausbildung 56<br />

Das TOB (Theater Oberschwaben-Bodensee) 64<br />

UTOBIA - das Improtheater 68<br />

Referenzen 70<br />

Das Netzwerk 81<br />

2<br />

auszeichnungen:<br />

1989 Vorbildliche kommunale Bürgeraktion<br />

des Landes Baden-Württemberg<br />

2008 Innovationspreis des Fonds Soziokultur für das<br />

European Theatre Adventure<br />

2009 Silberne Ehrennadel des Landesverbandes<br />

Amateurtheater Baden-Württemberg für das<br />

ges<strong>am</strong>te Leitungste<strong>am</strong><br />

2010 B<strong>und</strong>esverdienstkreuz für Jürgen Mack u. a.<br />

für die Leitung der <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

2012 <strong>am</strong>arena Preis TOB für „Hommage an Loriot“<br />

2017 l<strong>am</strong>athea Preis für die Bodensee-Schule<br />

St. Martin als Ort beispielhafter<br />

Förderung des Amateurtheaters<br />

2018 Kulturpreis des Bodenseekreises


Der Trägerverein bietet inzwischen ein breites<br />

Spektrum theaterpädagogischer Aktivitäder<br />

verein<br />

Der Förderverein <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

Friedrichshafen e.v. entstand 1993, um als<br />

Träger das 1984 von Claudius Beck gegründete<br />

<strong>und</strong> bis 1993 von der Stadt Friedrichshafen<br />

ausgetragene internationale Festival<br />

„<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>“ weiterzuführen.<br />

Bereits 1980 wurde an der Bodensee-Schule<br />

eine Jugendtheatergruppe gegründet, die<br />

über die Schulzeit hinaus interessierten<br />

jungen SpielerInnen des Schultheaters<br />

die Möglichkeit zur Pflege ihrer Theaterleidenschaft<br />

bot. Diese Gruppe nahm an den<br />

ersten „Häfler <strong>Theatertage</strong>n“ teil, wie das<br />

Festival in seiner Anfangszeit noch hieß.<br />

Die Folgeveranstaltung fand dann ein gutes<br />

Jahr später an der Bodensee-Schule statt. Im<br />

dritten Jahr stieg der Landkreis als Mitveranstalter<br />

mit ein <strong>und</strong> seither nennt sich das<br />

Festival „<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>“. Mit diesem<br />

N<strong>am</strong>en setzte eine rasante Entwicklung ein.<br />

Kurse k<strong>am</strong>en dazu, Gruppen aus dem Ausland<br />

bewarben sich, Theaterverbände stiegen mit<br />

ein. Binnen weniger Jahre wurde das Festival<br />

über Europas Grenzen hinaus ein begehrter<br />

Treffpunkt der Amateurtheaterszene. Das<br />

jährlich stattfindende Theaterfestival genießt<br />

weltweit hohes Ansehen <strong>und</strong> ist eine der<br />

größten, alljährlich stattfindenden Veranstaltungen<br />

der Theaterpädagogik in Europa.<br />

ten, das eine theaterpädagogische<br />

Ausbildung in enger Kooperation mit<br />

dem Staatlichen Seminar für Didaktik <strong>und</strong><br />

Lehrerbildung Meckenbeuren, mehrere<br />

Theaterensembles <strong>und</strong> eine ZirkusAkademie<br />

für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche umfasst.<br />

Der Verein versteht sich in einer Brückenfunktion<br />

zwischen schulischen <strong>und</strong><br />

außerschulischen Bildungsprozessen <strong>und</strong><br />

zwischen verschiedensten Gruppierungen<br />

<strong>und</strong> sozialen Schichten, organisiert<br />

<strong>und</strong> fördert kontinuierlich<br />

theaterpädagogische<br />

Projekte in vielfältigen<br />

Bereichen kultureller<br />

Bildung.<br />

Im Zentrum der<br />

Aktivitäten steht<br />

eine kulturpolitische<br />

Konzeption,<br />

die eine<br />

aktive Beteiligung<br />

der Menschen an<br />

kulturellen Prozessen<br />

voranbringen<br />

möchte. Es geht um<br />

die Förderung des<br />

kreativen Potentials<br />

über Generationen<br />

<strong>und</strong> Nationalitäten<br />

hinweg.<br />

3


daS inTernaTionale<br />

TheaTerTaGeFeSTival<br />

Das internationale Theaterfestival <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> findet seit 34 Jahren in zwei<br />

Sparten statt <strong>und</strong> steht auf vier Säulen.<br />

Die Jugend- <strong>und</strong> Schultheatertage<br />

justSEE <strong>und</strong> zweimal JUST-BW.<br />

Die Internationalen Amateurtheatertage<br />

mit teilnehmenden Gruppen aus der<br />

ganzen Welt.<br />

die Fortbildungsangebote<br />

Parallel zum Theaterprogr<strong>am</strong>m finden seit<br />

nunmehr 30 Jahren jährlich 20-25 Theaterfortbildungen<br />

zu allen Sparten des Theatermachens<br />

mit n<strong>am</strong>haften Theaterreferent-<br />

Innen aus dem In- <strong>und</strong> Ausland statt.<br />

Die Netzwerkpflege<br />

Das Festival <strong>und</strong> die anderen Aktivitäten<br />

des Vereins sind eingebettet in ein Netzwerk<br />

der n<strong>am</strong>haften mit Amateurtheater<br />

<strong>und</strong> Theaterpädagogik befassten Verbände<br />

<strong>und</strong> Institutionen in Baden-Württemberg,<br />

Deutschland, dem deutschsprachigen<br />

Ausland <strong>und</strong> Europa. In der<br />

Jury zur Verleihung des<br />

Theaterpreises der<br />

<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> sind<br />

diese Verbände aktiv vor<br />

Ort vertreten.<br />

4


die weiteren besonderheiten des Festivals<br />

Seit 1984, also von Anfang<br />

an, ging es immer auch<br />

um die Beteiligung von<br />

Menschen mit diversen<br />

Handicaps <strong>und</strong> aus unterschiedlichen<br />

inter- <strong>und</strong><br />

soziokulturellen Lebensbereichen.<br />

Entwicklung von offenen, kritischen <strong>und</strong> wertschätzenden<br />

Feedbackformaten: Rückspiele <strong>und</strong><br />

Spielleiterpatenschaften.<br />

Jährlich wechselndes Motto, das neben Theaterschwerpunkten<br />

immer auch schon politische<br />

Akzente <strong>und</strong> zentrale Fragen kultureller Bildung<br />

aufgreift<br />

Alles findet unter einem Dach statt: Theateraufführungen,<br />

Kurse, Begegnungen, Netzwerktreffen,<br />

Verpflegung, Feiern, Feedbackformate an der<br />

Bodensee-Schule. Ein Festival ganz kurzer Wege<br />

<strong>und</strong> unmittelbarer Begegnung.<br />

2017 fanden Menschen aus 48 Nationen den Weg<br />

zu den <strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

5


die JuGend- <strong>und</strong> SchulTheaTerTaGe aM <strong>See</strong><br />

Das Festival überwindet immer schon die weithin<br />

praktizierte Trennung zwischen Schultheater <strong>und</strong><br />

außerschulischem Theater mit jungen Menschen.<br />

Beide Sparten schöpfen aus demselben<br />

Adressatenkreis <strong>und</strong> stehen vor vergleichbaren<br />

Herausforderungen. Das Festival soll die Vielfalt,<br />

die Qualität <strong>und</strong> die Entwicklung des außerschulischen<br />

Jugendtheaters, des Schultheaters<br />

<strong>und</strong> der theaterpädagogischen Arbeit in den<br />

Schulen <strong>und</strong> Theatern des Landes spiegeln.<br />

Projekte, deren Fokus auf Integrations- <strong>und</strong><br />

Inklusionsaspekten liegt, sind von Anfang an<br />

selbstverständlicher Part der Konzeption. Seit<br />

15 Jahren trennen die Veranstalter das Festival<br />

in zwei Sparten: Theater mit jugendlichen<br />

DarstellerInnen <strong>und</strong> Theater mit erwachsenen<br />

DarstellerInnen. Jugendliche kommunizieren<br />

untereinander offener <strong>und</strong> zwangloser. Sind<br />

Erwachsene in der R<strong>und</strong>e, verstummen sie oft.<br />

Entschieden wurde auch, in der Sparte justSEE<br />

keine Theaterpreise mehr zu vergeben. Die daraus<br />

resultierende Konkurrenz ist einer gelingenden<br />

Kommunikation abträglich. Die Teilnahme ist der<br />

Preis, zu gewinnen gibt es Erfahrungen, Lernzuwachs,<br />

Kontakte, Begegnung <strong>und</strong> neue<br />

Fre<strong>und</strong>e.<br />

6


7


WaS TheaTer iST<br />

Sl<strong>am</strong>text von Eva Sauter (gekürzt)<br />

Jugendspielclub Zimmertheater Tübingen<br />

Entstanden im Rahmen des Poetry Workshops bei JUST 1<br />

Meine Herren meine D<strong>am</strong>en<br />

Ich wollte nur mal fragen,<br />

was Theater denn ist.<br />

Es ist doch eigentlich nur das Leben<br />

nachahmen.<br />

Und das in einem Rahmen, der Bühne.<br />

Wäre nur mal so gefragt<br />

Selber leben nicht besser als Leben nachspielen?<br />

Theater ist nicht nur nachspielen.<br />

Es ist auch dieses Spielen, das wir als<br />

Kinder gemacht haben.<br />

Du bist der Dieb, ich der Polizist,<br />

du die Prinzessin, ich der Ritter<br />

du der Monarch, ich Revolutionär<br />

<strong>und</strong> los geht’s. Wir spielen.<br />

Wir spielen was,<br />

was, das wir schon immer sein wollten<br />

<strong>und</strong> los geht’s.<br />

Aber wenn man auf der Bühne steht<br />

Und das erlebt<br />

Was man sich gerade ausgedacht hat<br />

Und der Scheinwerfer angeht<br />

Wie man dann da so steht,<br />

ist man wieder man selbst<br />

<strong>und</strong> das Ausgedachte ausgedacht,<br />

ausgelacht<br />

schlussgemacht<br />

unangebracht.<br />

Ich will wirklich Ritter sein.<br />

Aber so tun als ob ist alles was ich kann.<br />

Ich will Massen begeistern <strong>und</strong> nicht d<strong>am</strong>it<br />

wie ich tu sondern was ich tu.<br />

Wirklich.<br />

Theater ist nicht echt.<br />

Ich fühl mich schlecht,<br />

wenn ich auf die Welt warte<br />

aber nur auf der Bühne durchstarte.<br />

Ich will Prinzessinnen retten<br />

Und nicht nur spielen.<br />

Ich kann mehr geben.<br />

Ich werde die Welt retten<br />

Mich vor der Lüge verstecken.<br />

Ich will die ganz hohen Tiefs<br />

Die ganz tiefen Hochs<br />

Das alles bis oben<br />

Hin mit Emotionen<br />

Und ungelogen.<br />

8


9


10


SzeniSch koMMunizieren<br />

BLITZLICHT<br />

Bei den beiden Begrüßungsveranstaltungen<br />

stellt sich jede teilnehmende Gruppe mit einem<br />

kurzen „Blitzlicht“ vor. Dieser Beitrag kann eine<br />

Szene, eine Collage oder ein Standbild sein, das<br />

auf die Produktion neugierig macht. Es muss<br />

keine direkte Szene aus der Inszenierung sein.<br />

Die Blitzlichter haben sich als Impulsgeber einer<br />

offeneren Kommunikation unter den Gruppen<br />

erwiesen. Man kann Personen schon zuordnen,<br />

wird neugierig, hat Anknüpfungspunkte für erste<br />

Kontakte.<br />

RÜ CKSPIELE<br />

Die eingeladenen Theatergruppen<br />

sehen sich ihre Produktionen<br />

gegenseitig an <strong>und</strong> jeweils eine<br />

Gruppe spiegelt der aufführenden<br />

Gruppe ihre Eindrücke <strong>und</strong><br />

Wertschätzungen mit den Mitteln<br />

des Theaters. Wir nennen das<br />

RÜCKSPIEL. Erst danach kommt<br />

es zu einer Diskussion mit den<br />

anderen Theaterspielern. Dieses<br />

seit 2015 erfolgreich erprobte,<br />

kreative Format der Reflektion auf die gezeigten<br />

Produktionen findet großen Zuspruch unter allen<br />

Beteiligten. Bei justSEE findet die Erarbeitung<br />

des Rü ckspiels mit Hilfe eines Moderatorente<strong>am</strong>s<br />

statt <strong>und</strong> ist nicht öffentlich.<br />

Spielleiterforum justSEE:<br />

Auch die Spielleiter treffen sich untereinander,<br />

um sich über die gesehene Aufführung intensiv<br />

<strong>und</strong> offen auszutauschen. Hier sind auch die<br />

Auswahljuroren des Progr<strong>am</strong>ms miteinbezogen.<br />

Abwechselnd moderiert einer das Forum. Jeder<br />

der Juroren übernimmt eine Patenschaft für<br />

eine Gruppe. Er war beim Rückspiel dabei, hat<br />

sich mit der Spielleitung bereits ausgetauscht<br />

<strong>und</strong> übernimmt im Forum die Rolle des Spielleiters/der<br />

Spielleiterin der Gruppe, stellt sich<br />

den Fragen der anderen Spielleiter<br />

<strong>und</strong> „verteidigt“ die Inszenierung.<br />

Die eigentliche Spielleitung hört<br />

erst mal nur zu. Nach 15 oder 20<br />

Minuten ergänzen sie, konkretisieren<br />

<strong>und</strong> beantworten Fragen, die<br />

von den Paten nicht beantwortet<br />

werden konnten.<br />

Die oft erlebten „Ping-Pong-Spiele“<br />

einer unbefriedigenden Rechtfertigungskommunikation<br />

konnten<br />

d<strong>am</strong>it durchbrochen werden, die<br />

Spielleiter äußern fast unisono,<br />

dass es für sie sehr bereichernd<br />

<strong>und</strong> entlastend ist, wenn jemand anders ihre<br />

Aufführung verteidigt, erklärt <strong>und</strong> begründet.<br />

Es fällt ihnen dann sehr viel leichter, sich auch<br />

mit kritischen Anmerkungen zur Inszenierung<br />

auseinanderzusetzen.<br />

11


12<br />

Theater kennt keine Grenzen


<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>:<br />

generationenübergreifend<br />

Die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> verstanden sich immer<br />

auch als ein generationenüberspannendes<br />

Projekt.<br />

Das zeigt sich in den Kursen <strong>und</strong> auch bei den<br />

Aufführungen. 2017 k<strong>am</strong> die jüngste Darstellerin<br />

mit dem Transit Theater aus Darmstadt mit gerade<br />

mal 7 Jahren nach Friedrichshafen <strong>und</strong> die älteste<br />

Spielerin, Anneliese Goth, steht immer noch,<br />

inzwischen 93 jährig, auf der Bühne mit dem<br />

Generationentheater Zeitsprung aus Tübingen.<br />

Der Minister für Soziales <strong>und</strong> Integration,<br />

Manfred Lucha, begrüßte <strong>und</strong> ehrte sie persönlich.<br />

Es war ihr sechster <strong>und</strong> letzter Auftritt bei<br />

den <strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong> <strong>See</strong>, ein gutes halbes Jahr<br />

später verstarb sie.<br />

Die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> stehen auch für besondere<br />

Theaterformate. Die polnische Gruppe PRÒG<br />

k<strong>am</strong> 2007 zum ersten Mal als Jugendtheatergruppe.<br />

2009 überraschte sie erneut mit einem völlig<br />

anderen Format, auch als KursleiterInnen war die<br />

Leitung der Gruppe bei den <strong>Theatertage</strong>n <strong>und</strong><br />

wirkte bei den Abschlussprojekten der Theaterpädagogischen<br />

Ausbildung mit. 2013 zeigte PRÒG<br />

grandioses Tanztheater an dem auch unserer<br />

langjährige Referentin <strong>und</strong> Choreographin Pia<br />

André beteiligt war, mit inzwischen erwachsen<br />

gewordenen DarstellerInnen <strong>und</strong> auf der Schwelle<br />

zum Absprung ins professionelle Theater.<br />

Mit einer ganz besonderen Form des Erzähltheaters<br />

beeindruckte das Consol Theater aus<br />

Gelsenkirchen.<br />

Die Senioren nahmen uns mit auf die Reise eines<br />

Kindes aus Hunger <strong>und</strong> Armut ins Land der<br />

Hoffnung.<br />

13


14


<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>: grenzenlos<br />

Viele Gruppen aus entfernteren Regionen unserer Erde<br />

kommen nach Friedrichshafen, um uns mit einfachsten<br />

technischen Mitteln, aber beeindruckendem Spiel von<br />

ihrem Leben in ihrer Heimat zu erzählen. Von der alltäglichen<br />

Gewalt wie die Sarwan<strong>am</strong> Theatre Group aus<br />

Nepal, die beim großen Erdbeben ihr Theater verloren<br />

<strong>und</strong> seither auf der Straße spielen. Oder die Pearl<br />

Theatre Group aus dem Iran, die uns ihr Stück über den<br />

Umgang mit Frauen zeigten, das sie zu Hause nur in<br />

privaten Wohnungen „<strong>und</strong>ercover“ spielen konnten. Und<br />

ganz anders die Zhejieng Beijng Opera, die als offizielle<br />

Kulturbotschafter ihres Landes zu uns k<strong>am</strong>en <strong>und</strong> auf<br />

der Bühne mit einer atemberaubenden, prächtig ausgestatteten<br />

Peking Oper beeindruckten. Als Veranstalter<br />

bekommt man natürlich auch mit, was hinter der Bühne<br />

abgeht <strong>und</strong> in der Nachbesprechung zeigte sich, wer in<br />

dieser Gruppe das Sagen hatte. Und dennoch sind wir<br />

sicher, dass die SpielerInnen, die unsere offenen Begegnungsformen<br />

<strong>und</strong> Gesprächskultur erlebten, mit ganz<br />

neuen Erfahrungen nach Hause gefahren sind. Wir haben<br />

2017 die TeilnehmerInnen <strong>und</strong> Zuschauer gebeten,<br />

ihre Herkunftsländer in einer ausgehängten Liste festzuhalten.<br />

47 Ländereinträge k<strong>am</strong>en zus<strong>am</strong>men. Die Welt<br />

zu Gast bei den <strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong> <strong>See</strong> <strong>und</strong> alle feiern<br />

gemeins<strong>am</strong> ein großes Bühnenfest. Und auch die Volkshochschulgruppe<br />

aus der Region, die mit Mitteln des<br />

Theaters Deutsch lernt, spiegelt die große Welt im<br />

Kleinen <strong>und</strong> ganz nah.<br />

15


daS JÄhrlich WechSelnde MoTTo<br />

Jedes Festivaljahr der <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> präsentiert sich mit einem<br />

eigenen Motto. Für das Aufführungsprogr<strong>am</strong>m <strong>und</strong> die Kurse fungiert<br />

das Motto als Leitthema <strong>und</strong> inhaltliche Kl<strong>am</strong>mer. Es geht um theaterspezifische<br />

Themen <strong>und</strong> um aktuelle gesellschaftspolitische Fragestellungen.<br />

Wir mischen uns ein in den politischen Diskurs <strong>und</strong><br />

verstehen Theater immer auch als eine<br />

politische Veranstaltung. So war es<br />

selbstverständlich, dass die <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> 2016 die Stellungnahme<br />

des BDAT Aufrufs zu einer Bühne der<br />

Menschlichkeit gegen die Spektakel<br />

des Scheußlichen nicht nur mittrugen,<br />

sondern als Orientierungstext<br />

aufgriffen für unser Motto 2017.<br />

35. TTas 2019 mut<br />

34. TTas 2018 Theater von wem? Theater für wen?<br />

33. TTaS 2017 grenzen los<br />

32. TTaS 2016 Brüche<br />

31. TTaS 2015 Stand.Punkt<br />

30. TTaS 2014 Theater lebt!<br />

29. TTaS 2013 schau spielen<br />

28. TTaS 2012 Heimat<br />

27. TTaS 2011 m<strong>und</strong> ART<br />

26. TTaS 2010 Mythos Theater<br />

25. TTaS 2009 Spannung?!<br />

24. TTaS 2008 … Verlierer, die wahren Größen der Bühne<br />

23. TTas 2007 Theater bewegt<br />

22. TTaS 2006 Theater <strong>und</strong> Musik<br />

21. TTaS 2005 Volkstheater für wen?<br />

20. TTaS 2004 Zeit<br />

19. TTaS 2003 Helden<br />

18. TTaS 2002 Theater Räume<br />

17. TTaS 2001 theater: mann - frau<br />

16. TTaS 2000 Theater der Welt<br />

15. TTaS 1999 Theater der Zukunft mit Stücken von gestern?<br />

14. TTaS 1998 Unser alltägliches Theater – Bertolt Brecht<br />

13. TTaS 1997 Theater- ein hautnahes, multimediales Ereignis<br />

12. TTaS 1996 Wo bitte ist denn hier das Komische?<br />

11. TTaS 1995 Endlich herrscht Frieden im Land!<br />

10. TTaS 1994 Heimat !?<br />

9. TTaS 1993 Vom Umgang mit Fremdem <strong>und</strong> Fremden<br />

8. TTaS 1992 Eines Sommer Nachts Traum<br />

7. TTaS 1991 Versuch es!!<br />

6. TTaS 1990 Lebenskunst<br />

16<br />

1. - 5, TTaS 1984 bis 1989 noch kein Motto


17


18<br />

die TheaTerpreiSe<br />

Seit den 10. <strong>Theatertage</strong>n 1994 werden<br />

Preise vergeben, in den ersten Jahren unter<br />

dem N<strong>am</strong>en <strong>See</strong>funk Theaterpreis, seit 2006<br />

unter dem N<strong>am</strong>en Theaterpreise der <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong>. Eine international mit TheaterexpertInnen<br />

besetzte Fachjury vergibt jeweils<br />

die Preise, die in der Abschlussveranstaltung<br />

des Festivals vergeben werden.<br />

Vertreten sind neben den <strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong><br />

<strong>See</strong>, der Landesverband Amateurtheater<br />

Baden-Württemberg (LABW), der B<strong>und</strong><br />

Deutscher Amateurtheater (BDAT), die<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Spiel <strong>und</strong> Theater<br />

(BAG), der B<strong>und</strong>esverband Theaterpädagogik<br />

(BuT), der Österreichische B<strong>und</strong>esverband für<br />

außerberufliches Theater (ÖBV), der Zentralverband<br />

Schweizer Volkstheater (ZSV) <strong>und</strong> der<br />

Verband Südtiroler Volksbühnen (STV). Seit<br />

2015 ersetzen partizipative Feedbackverfahren<br />

<strong>und</strong> Workshops die Theaterpreise der Sparte<br />

Schul- <strong>und</strong> Jugendtheater.


preisträger 2017<br />

Kunstwerkstatt Akzent, Bruneck (Südtirol)<br />

Voll im Leben...neu verspielt<br />

Universitätstheatergruppe ART in Polozk (Belarus)<br />

Vorwärts Kätzchen!<br />

Bis 2014<br />

Trennung in Amateur- <strong>und</strong><br />

Schultheaterpreisen<br />

preisträger 2016<br />

Die Wölfinnen, Zürich (CH)<br />

LAUT! Wolf. Puppe. Meerjungfrau.<br />

Layertruppe Mannheim<br />

Die Frauen von Troja<br />

preisträger 2015<br />

Spielgemeinschaft Vintl-Weitental, Südtirol<br />

Wege mit Dir<br />

Preisträger 2014<br />

Sparte Amateurtheater<br />

Theatergruppe Spielbrett, Dresden<br />

Elektra<br />

Wellenbrecher Lüneburg (Inklusives Theater)<br />

Wo der Pfeffer wächst<br />

Seniorengruppe Bartholomei’s Brixen (Südtirol)<br />

Liebe macht Mut zu dem was Liebe tut<br />

preisträger 2013<br />

Spina Theater ,Solingen<br />

99 Prozent<br />

Preisträger 2012<br />

Theatergruppe „Die Fremden“ aus Wien<br />

Happy im Biss<br />

Preisträger 2011<br />

Besigheimer Studiobühne e.V.<br />

mit Die barmherzigen Leut von Martinsried<br />

Próg aus Wadowice, Polen<br />

mit Sex War<br />

Sparte Schul- u. Jugendtheater<br />

Theater <strong>am</strong> Evangelischen Ratsgymnasium, Erfurt<br />

Siegfried<br />

Layertruppe, Mannheim<br />

Eine Odyssee,<br />

Die SCHOTTE e.V. Erfurt<br />

Romeo <strong>und</strong> Julia<br />

Augenblick Theater, Mannheim<br />

Wo bleibt Tell?<br />

Theater Mutabor, Herxheim<br />

Der gestiefelte Kater<br />

Spina Theater, Solingen<br />

Book of Faces<br />

Theater AG der Odenwaldschule,<br />

Heppenheim<br />

Mann, Klaus<br />

19<br />

19


Preisträger 2010<br />

Sparte Amateurtheater<br />

Generationentheater Zeitsprung (Tübingen)<br />

Das Herz eines Boxers<br />

Freie Theatergruppe Zürich FTZ<br />

Nach Hause(r)<br />

Preisträger 2009<br />

Die Fremden (Wien)<br />

Das Tonnenkind<br />

Preisträger 2008<br />

Theater Abtenau <strong>und</strong> Holzhausen (Land Salzburg)<br />

Mein Ungeheuer<br />

Sparte Schul- u. Jugendtheater<br />

Augenblick Theater (Mannheim)<br />

Kopfkarussell<br />

Theatrical and Happening group PRÓG<br />

(Wadowice, Polen)<br />

SHE<br />

Theater der Migranten (Berlin)<br />

Oppelner Straße<br />

Theaterwerkstatt des Albeck-Gymnasiums (Sulz/Neckar)<br />

Annäherungen an Gregor S. <strong>und</strong> Franz K.<br />

Tempus fugit Jugendtheater (Lörrach)<br />

Jugend ohne Gott<br />

SpinaTheater, Solingen<br />

Money, money, money<br />

Seniorentheatergruppe Bartholomei‘s Brixen<br />

(Südtiorl)<br />

Mein Leben <strong>und</strong> Punkt<br />

Preisträger 2007<br />

Dokumentartheater, Berlin<br />

Und der N<strong>am</strong>e des Sterns heißt Tschernobyl<br />

Jugendtheater „SpinaTheater“ aus Solingen<br />

„Schule Nr. 1“<br />

z-phynx Theaters aus Uetendorf in der Schweiz<br />

„Beziehungskisten“ von Fritz Zaugg<br />

Preisträger 2006<br />

Tempus Fugit, Lörrach-Rheinfelden<br />

Der kleine schwarze Fisch<br />

Theater Apron, Halle<br />

Der Faust in der Tasche, eine Goethe-Revue<br />

Preisträger 2005<br />

Theater Holzhausen & Theater Abtenau, St. Georgen<br />

bei Salzburg, Österreich<br />

Der Weibsteufel<br />

Dokumentartheater „Ost-Arbeiter“, Berlin<br />

Tänzerin hinter Stacheldraht<br />

Augenblick Theater des Jugendkulturzentrums FORUM,<br />

Mannheim<br />

Tag <strong>am</strong> Strand mit Sturm<br />

Theater AG Unterstufe des Gymnasiums, Wilhelmsdorf<br />

School Rocks<br />

Theater AG des Adolf-Schmitthener-Gymnasiums,<br />

Neckarbischofsheim<br />

Der eingebildete Kranke<br />

Theater AG des Körperbehinderten Zentrum,<br />

Oberschwaben Ravensburg<br />

Lisas Reise<br />

20


Preisträger 2004<br />

Sparte Amateurtheater<br />

Aktionstheater Donzdorf<br />

Rote Schuhe<br />

Die Karawane, Düsseldorf<br />

„von M<strong>und</strong> zu Ohr“<br />

Generationentheater Zeitsprung, Tübingen<br />

Vive la comédie – auf den Spuren von Molière<br />

Preisträger 2003<br />

Cámara Negra Teatro, Sevilla<br />

Otelo<br />

Sparte Schul- u. Jugendtheater<br />

Theaterstudio Helijas (Litauen)<br />

Weiß<br />

Theatergruppe des Wildermuth,<br />

Gymnasium Tübingen<br />

Die kahle Sängerin „Gil da Bil”<br />

THEATRIUM Leipzig<br />

Till Oilenspiegel<br />

Theater-AG des 1. Gymnasiums Sarajevo<br />

„HASANAGINICA“<br />

Gebhard-hauptmann-Schule, konstanz<br />

Leicht entfl<strong>am</strong>mbar!<br />

21


daS kurSproGraMM<br />

Seit den dritten <strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

finden im Rahmen des Festivals auch<br />

Theaterkurse statt. Von Anfang an war<br />

das eine bunte Mischung aus Theater-<br />

<strong>und</strong> Zirkustechniken. Im Lauf der Jahre wuchs<br />

das Progr<strong>am</strong>m zu einem Angebot mit Teilnehmern<br />

weit über Deutschlands Grenzen hinaus,<br />

das sich bei 20 ca. Kursen jährlich eingependelt<br />

hat.<br />

Friedrichshafen wurde zum alljährlichen Stelldichein<br />

n<strong>am</strong>hafter TheaterreferentInnen aus<br />

der ganzen Welt. Im jährlichen Durchschnitt<br />

nehmen 250 TeilnehmerInnen das Angebot<br />

wahr. Viele darunter arbeiten als LehrerInnen<br />

oder in anderen pädagogischen Bereichen.<br />

Die Altersspanne reicht von 6 bis 85 Jahren.<br />

Das besondere auch hier: alle Kurse finden<br />

zeitgleich <strong>und</strong> weitgehend in der Bodensee-<br />

Schule statt. Am Sonntagnachmittag endet<br />

das Festival immer mit einem Finale, bei dem<br />

ausgewählte Kurse ihre Arbeit präsentieren.<br />

Insges<strong>am</strong>t haben 250 KursleiterInnen – viele<br />

davon mehrfach - in 838 Theaterkursen mehr<br />

als 12.000 TeilnehmerInnen zu allen Bereichen<br />

des Theatermachens angeleitet.<br />

22


die kursleiterinnen der <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

Aus Deutschland, Argentinien, Brasilien, Bulgarien, England, Frankreich, Israel, Italien, Iran, Japan, Mexiko, Nepal, Niederlande, Österreich,<br />

Polen, Russland, Schweiz, Sierra Leone, Spanien, Tunesien, Ungarn, USA<br />

Chaled Abu Ali, Gudrun Ad<strong>am</strong>i, Klaus Ad<strong>am</strong>i, Leila Adjemi, Gabi Altenbach, Fé André, Pia André, Michael André-Korbl, Jorge Aquista,<br />

Tobias Ballnus, Albert Bauer, L. Baumann, Manuel Baus, Lisa Baus, Alexander Beer, Iris Berghold, Margot Bertolt, Christe Billa, L<strong>am</strong>bert Blum,<br />

Ursula Brotz, Eckart Bücken, Jenny Bücken, Esther Bücken-Bachmann, Tobias Bücklein, Daniela Burkhardt, Stefano Calfisch, Adenilson Cardosa<br />

de Oliveira, Il Cerriglio, Vladimir Chikishev, Laura Conte, Eberhardt Daerr, Christoph Daigl, Stefanie D<strong>am</strong>mbacher , Ann Dargies, Elke Delarue,<br />

Ute Dittmar, Detlef Ditz-Burk, Romi Domkowsky, Rob Doornboos, Thomas Ecke, Christiane Eisel, Avner Eisenberg, Herbert Elischer,<br />

Ardhi Engl, Nicole Erichsen, Agnieszka Erlenbusch, Ulli Ernitz, Sabine Essich, Helmut Faißt, Gerhard Fehn, Steffi Ferdinand, Katja Fillmann,<br />

Svenja Leonie Fischer, Cornelia Fleck, Günter Fortmeier, Herbert-Heinz Friedrich, Josef Fröhlich, Wolfgang Frommlet, Bernhard Gedrat,<br />

Paul Geiger, Walter Gerriets, Yaron Goldstein, Hedwig Golpon, Maria Gorius, Peter Graef, Pim Griens, Ute Gudian, Max Gwinn, Domi Hahn,<br />

Daniel Hahn, Stefan Hallmayer, Ayhan Hardaldali, Hans-Peter Harfold, Maja Hasenbeck-Bücken, Olli Hauenstein, Peter Hauser,<br />

Inge Hefel-Lester, Wolfgang Hegewald, E. Hennseler-Ette, Betty Hensel, Jutta Heppekausen, Markus Herlyn, Arno Hermer, Carina Herold-Ecke,<br />

Pia Herrn, Markus Herschbach, Anna Hertz, Lorenz Hippe, E. Hoebbel, Christel Hoffman, Andreas Hoffmann, Holly Holleber,<br />

Johannes Holzmayer, Hardy Hoosman, Ingrid Irrlicht, Werner Jauch, Marianne Jensen, Michel Joly, Lorenz Kabas, Walter Kainz,<br />

Lars Kajuiter, Hristo Ivanov Kanchev, Guido Kasper, Helga Kautz, G. Keim, Cornelia Kieck-Thiele, Harald Kimmig, Corinna Klack, Werner Klaus,<br />

Sarah Kleiner, Julian Knab, Liv Knoche, Walter Koch, Judith Koeninger, Sabine Kolbe, Judith König-Serati, Dietrich Körner, Helga Kröplin,<br />

Aneta Kruk, Maria Krumm, Sigrun Kubin, Stefan Kuntz, Gustav Kutzer, Rosemarie L<strong>am</strong>precht, Gerhard Lang, Eva Layer, Steffi Lechner ,<br />

Martina Leeker, Rusty Lester, Gudrun Libnau, Stephan Lipsius, Helmut Liske, Italo Locchi, Markus Löhr , S<strong>am</strong>uel Maitland, Ashesh Malla,<br />

Francisco M<strong>am</strong>ani, Monika Marschall, Christian Mattis, Stefan Mensing, Günter Menz, Doris Merz, Wolfgang Mettenberger, Hannes Michl,<br />

Rainer Michels, Monique Moelter, Carla Müller, Lothar Müller, Jenny Münch, Uta Münstermann-Wilhelm, Dietrich E. Neuhaus,<br />

Dieter Neuhaus, Bartosz Nowakowski, Caterine Oberschelp, Benedikt Ocker, Alexander Ourth, Jaroslaw Paczkowski,<br />

Evelin Paetz, Thomas Pelzer, Veronika Pernthaner, Jokus-Michael Peters, Pinok & Matho, Maike Plath, Joachim<br />

Prasser, Dieter Preindl, Birgit Quirchmayr, Werner Rausch, Birgit Reibel, Ulrike u. Friedrich Reinhardt, Bea Remark,<br />

Wibke Richter, Oliver Riedel, Fabienne Rohrer, Gaby Roscher-Thomee, Marcelo Royo, Maria Ruffing, Lars Ruppel,<br />

Dietmar Sachser, Citlali Huezo Sánchez, Laszlo Sary, Mitsuru Sasaki, Nadine Saxinger, Duo Scacciapensieri, Lutz<br />

Schäfer, Ingo Scheller, Eberhard Schillinger, Stefan Schlenker, Jana Schmück, Christine Schoch, Anselm Schreiber,<br />

Marina Schubarth, Volker Schubert, Heiko Schuler, Christian Schulz, Doris Schweitzer, Monique Schnyder,<br />

Helga <strong>See</strong>wann, Ottokar Seifert, Fabio Serati, Lior Shneior, Ralf Siebenand, Raija Siikavirta, Eduard Smetana,<br />

Irmgard Sollinger, Nadia Souppkub, Andrea Sprenger, Armin Staffler, Gerald Stöckle, Felix Strasser, Ilona Szurkowska,<br />

Maria Thaler-Neuwirth, Cornelia Thiele, Holger <strong>und</strong> Verit Till, Andor Timar, Mina Tinaburri, Jörg Treiber, Konstantin<br />

Tsakalidis, Benj<strong>am</strong>in Unger, Sonja Utz, Angelique Verdel, Jürgen von Bülow, Hansjörg Voormann, Zwantje de Vries, Kristin<br />

Wardertzky, Maria <strong>und</strong> Peter Warkentin, Lutz Weber, Thomas Wecera, Klaus Wegele, Rita Weiß, Suse Weiße,Andreas Weisser, Andreas Weitk<strong>am</strong>p,<br />

Gerhard Wiedl, Jochen Wietershofer, Friderike Wilkens von Hein, Maria Winter-Wolters, Mischa Wirth, Simone Wirth, Sven Wisser, Jochen<br />

Wietershofer, Olek Witt, Coralie Wolf, Petra Wolko, Michael Woodwood, Olle Wroclaw, Thilmann Ziemke, Michael Zier, Bruno Zühlke, Lemes Zula,<br />

Jaroslow Zuzanski<br />

Ges<strong>am</strong>tsumme der Kurse: 838<br />

KursleiterInnen: 250<br />

mehr als 12.000<br />

KursteilnehmerInnen<br />

23


die boden<strong>See</strong>-Schule ST. MarTin<br />

alS kooperaTionSparTner <strong>und</strong> auSTraGunGSorT<br />

der TheaTerTaGe aM <strong>See</strong><br />

ie Bodensee-Schule St. Martin ist<br />

seit 1986, also seit den 2. <strong>Theatertage</strong>n<br />

in ununterbrochener jährlicher<br />

Folge, Austragungsort der <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> <strong>und</strong> Geschäftsstelle des Fördervereins<br />

<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> e. V..<br />

Dieses Engagement <strong>und</strong> die Bereitschaft<br />

als Schule die Türen für Gäste<br />

aus dem Theaterbereich zu öffnen,<br />

haben mehrere Gründe:<br />

Wir sehen uns als Schule in der Verantwortung,<br />

die anvertrauten Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen zu bestmöglichen<br />

Abschlüssen zu begleiten <strong>und</strong> darüber<br />

hinaus auch in der Pflicht, jungen<br />

Menschen Zugänge zur Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> zur Kultur zu ermöglichen. So<br />

werden vielfältige<br />

Kooperationen<br />

mit kultur- <strong>und</strong><br />

sporttreibenden<br />

Einrichtungen<br />

gelebt.<br />

Weiterhin verfügt<br />

unsere geb<strong>und</strong>ene<br />

Ganztagsschule<br />

mit Gr<strong>und</strong>-,<br />

Werkrealschule<br />

<strong>und</strong> Sozialwissenschaftlichem<br />

Gymnasium über<br />

beste räumliche,<br />

personale<br />

aber auch ideelle Voraussetzungen,<br />

um solche Kooperationen unter einem<br />

Dach organisieren zu können. Von der<br />

Schulküche über die Sportstätten bis<br />

hin zu den Theaterräumen stellt die<br />

Schule sich hier in den Dienst der Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> bewirkt d<strong>am</strong>it auch eine<br />

Aktivierung der jungen Menschen für<br />

Die <strong>Theatertage</strong> laufen neben dem normalen<br />

Schulbetrieb mit 1100 Schülern im Haus<br />

Ehrenämter <strong>und</strong> die Betätigung über<br />

die Schulzeit hinaus.<br />

Hinsichtlich der <strong>Theatertage</strong> sind wir<br />

gerne ein einzigartiger Ort der Begegnung,<br />

des Verweilens, des Staunens<br />

<strong>und</strong> des Austausches für Gäste aus<br />

aller Welt. Dies ist ganz in unserem<br />

Sinne, junge Menschen ganzheitlich<br />

zu bilden. Unseren Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern soll mehr ermöglicht werden<br />

als Lesen, Rechnen, Schreiben. Der<br />

Mensch als soziales Wesen benötigt<br />

die ernsthafte Einbindung in Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Kultur. Mit den <strong>Theatertage</strong>n<br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> haben wir hier die einmalige<br />

Chance, die Welt <strong>und</strong> das Theater<br />

in den Schulalltag zu bringen.<br />

Spuren werden über das ganze<br />

Schuljahr in unterschiedlichsten<br />

angeboten <strong>und</strong> Möglichkeiten der<br />

Schule deutlich.<br />

Freizeitgruppen mit Theatergruppen,<br />

Bands, Chören <strong>und</strong> Zirkusgruppen<br />

über alle Jahrgänge hinweg<br />

sind eine Selbstverständlichkeit.<br />

Ausgangspunkt sind oft Erfahrungen,<br />

die während der <strong>Theatertage</strong><br />

gr<strong>und</strong>gelegt wurden.<br />

24


Nach Schulschluss finden regelmäßig<br />

unterschiedliche Theatergruppen<br />

der Region <strong>und</strong> auch die<br />

Zirkus Akademie Friedrichshafen<br />

Heimat in den Räumlichkeiten der<br />

Schule. Diese Gruppen nutzen auch<br />

die Einrichtungen für ihre <strong>Präsentation</strong>en.<br />

Unsere Schule ist auch<br />

nach Schulschluss nicht verwaist,<br />

sie ist keine Insel, sondern ein<br />

fester, nicht mehr wegzudenkender<br />

Bestandteil des öffentlichen Lebens<br />

in Friedrichshafen.<br />

Kultur findet für unsere Schule nicht nur<br />

draußen im Leben statt. Wir machen<br />

unseren N<strong>am</strong>enszusatz St. Martin auch<br />

hier zum Progr<strong>am</strong>m <strong>und</strong> teilen, was wir<br />

haben <strong>und</strong> bekommen dafür Kultur <strong>und</strong><br />

Welt ins Haus, eine win-win-Situation<br />

für beide Seiten. Unsere Schule bewährt<br />

sich als „Community School“ weit über<br />

ihr eigenes Klientel <strong>und</strong> auch weit über<br />

die Grenzen der Stadt Friedrichshafen<br />

hinaus. Wenn bei den <strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong><br />

<strong>See</strong> inzwischen alljährlich Menschen aus<br />

mehr als 30 Herkunftsländern zus<strong>am</strong>menfinden,<br />

dann kann man auch sagen,<br />

die Welt ist zu Gast bei uns <strong>und</strong> die<br />

Bodensee-Schule St. Martin macht es<br />

möglich.<br />

www.bodensee-schule-st-martin.de<br />

25


26


Ges<strong>am</strong>tbilanz aller Sparten des Fördervereins <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> 2017<br />

116 Aufführungen 16.685 Zuschauer 529 Mitwirkende<br />

44 Workshops mit 732 TeilnehmerInnen<br />

40 kleine <strong>und</strong> 18 große Projekte mit 1880 teilnehmenden SchülerInnen<br />

4 theaterpädagogische Ausbildungskurse mit 84 TeilnehmerInnen<br />

182 ganzjährig aktive Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in der ZirkusAkademie<br />

27


die SchulproJekTe iM rahMen der TheaTerTaGe aM <strong>See</strong><br />

Theater ist ein wirkmächtiges Bildungsmittel,<br />

das sich in den Bildungsplänen nahezu aller<br />

Schularten in allen B<strong>und</strong>esländern findet. Die<br />

Wirklichkeit hinkt oft hinter dem Anspruch her,<br />

es fehlt an ausgebildeten Lehrkräften <strong>und</strong> <strong>am</strong><br />

„Wie“. Wir bieten den Schulen in der Region<br />

<strong>und</strong> auch außerschulischen Bildungseinrichtungen<br />

die Möglichkeit, ihrem Unterricht oder ihrer<br />

Theaterarbeit mit Unterstützung professioneller<br />

Referenten neue Impulse zu geben. Jedem Kind<br />

oder jedem Heranwachsenden soll die Möglichkeit<br />

geboten werden, wenigstens einmal mit Theater<br />

in Berührung gekommen zu sein. Darüber hinaus<br />

wollen wir auch zeigen, wie Theatermethoden<br />

helfen können, indem sie:<br />

. den Unterricht bereichern<br />

. schulische Konfliktfelder bearbeiten helfen<br />

. Persönlichkeit <strong>und</strong> vielfältige Kompetenzen<br />

fördern<br />

. Impulse für ein Schulcurriculum beisteuern<br />

. Bausteine zur Entwicklung einer Schulkultur<br />

bieten<br />

. ästhetisches Lernen fördern<br />

. <strong>und</strong> einfach sehr viel Spaß machen!<br />

Unsere Referenten sind Profis:<br />

Schauspieler, Regisseure, Theaterpädagogen,<br />

Theaterlehrer, Tänzer, Buchautoren, …<br />

Angesprochen werden die Klassen 1-13:<br />

Gr<strong>und</strong>schüler, Werkrealschüler, Gymnasiasten,<br />

Berufsschüler, …<br />

unsere Schulprojektangebote: Clownerie,<br />

Stockk<strong>am</strong>pf, Schauspiel, Märchen spielen,<br />

Improtheater, Tanztheater, Zirkus,<br />

Performance-Theater, Schwarzlichttheater,<br />

Inszenierungsberatung,<br />

Musical, Präsenztraining,<br />

Rhythmustheater,<br />

Trommelworkshops, Theater<br />

im Fremdsprachenunterricht,<br />

…<br />

28


29


ciTY oF Gold<br />

Die Stadt der Fre<strong>und</strong>lichkeiten<br />

Mit „City of Gold – die Stadt der Fre<strong>und</strong>lichkeiten“<br />

führte der Förderverein <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> 2007 ein Theaterprojekt mit drei<br />

Hauptschulen in Friedrichshafen durch. Wir<br />

verbinden mit dem „Gold“ im Titel nicht<br />

Materielles, wie gelegentlich missverstanden,<br />

sondern Seltenes, Nichtalltägliches, Strahlendes,<br />

Wertvolles. Ziel waren kleine Theateraktionen<br />

im öffentlichen Raum, Irritationen<br />

im alltäglichen Treiben der Stadt. Kleine<br />

Veränderungen, kurze, aus dem Rahmen<br />

fallende Begegnungen. In jedem Fall sind es<br />

Irritationen der Fre<strong>und</strong>lichkeit, des Humors,<br />

positive Überraschungen, die ihre Spuren<br />

hinterließen. Es gab den verkleideten Liftboy<br />

an der Rolltreppe im Kaufhaus, der sich<br />

Passanten als Rolltreppenbegleiter anbot.<br />

Eine „Schlossführung“ zu den schönsten<br />

Türen der Innenstadt, Fl<strong>am</strong>encotänzer in der<br />

Buchhandlung, Leseaktionen an der Schiffsanlegestelle,<br />

lebendige Schaufensterpuppen,<br />

die mit Passanten Kontakt aufnahmen, hier<br />

ein kleines Augenzwinkern, dort eine große<br />

Geste hinter der Scheibe. Wer der Einladung<br />

folgte, konnte in seiner Stadt über einen<br />

roten Teppich schreiten oder sich an einem<br />

imaginären Volleyballspiel auf dem zentralen<br />

Platz der City beteiligen <strong>und</strong> <strong>am</strong> T-Point<br />

gab es Tee.<br />

Es ging darum, den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

ein Forum für ganz neue Erfahrungen<br />

zu bieten. Sich auf fremdes Terrain wagen,<br />

den öffentlichen Raum erobern, darauf<br />

offen agieren, wahrgenommen werden, sich<br />

selbst <strong>und</strong> seine Ängste überschreiten, sich<br />

in anderen Rollen zu erleben. Für die Schüler<br />

<strong>und</strong> Schülerinnen wurde die Teilnahme<br />

zu einer bewegenden Erfahrung.<br />

Die beteiligten TheaterpädagogInnen<br />

setzten nach den Erfahrungen des Pilot-<br />

durchlaufes in Friedrichshafen das Projekt<br />

in anderen Städten Deutschlands fort.<br />

30


„Die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> waren <strong>und</strong> sind aus<br />

meiner Sicht - in Anlehnung an ein in ihrem<br />

Rahmen stattgef<strong>und</strong>enes Projekt - eine „City<br />

of Gold“. Goldes wert sind die Begegnungen,<br />

die Aufführungen, die Fortbildungen, der<br />

Austausch, das ganze Drumherum <strong>und</strong> das<br />

persönlich sowie auf internationaler Ebene<br />

im künstlerischen, sozialen <strong>und</strong> pädagogischen<br />

Sinn. Ein großes Kompliment an alle „Goldgräberinnen<br />

<strong>und</strong> Goldgräber“, die das Jahr für<br />

Jahr ermöglichen - ihr seid ein Schatz!“<br />

Armin Staffler, Politologe <strong>und</strong> Theaterpädagoge,<br />

Ranggen/Tirol/Österreich ehem. Vize-Präsident des<br />

ÖBV - Österreichischer B<strong>und</strong>esverband für außerberufliches<br />

Theater, Obmann von spectACT - Verein<br />

für politisches <strong>und</strong> soziales Theater seit 2006 in<br />

wechselnden Funktionen als Workshopleiter bzw.<br />

Jurymitglied der internat. Amateurtheatertage mit<br />

den TTaS verb<strong>und</strong>en.<br />

31


die „Wir...hier“<br />

wij ... hier<br />

ni ... ci tie<br />

proJekTe der TheaTerTaGe aM <strong>See</strong><br />

FriedrichShaFen<br />

aħna ... hawn<br />

„wir...hier“ ist ein im Jahr<br />

2014 vom Förderverein<br />

<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> ins<br />

Leben gerufenes Format<br />

interkultureller Projekte,<br />

die in Friedrichshafen <strong>und</strong><br />

Umgebung mit Schulen <strong>und</strong><br />

außerschulischen Gruppierungen/Klassen<br />

stattfinden.<br />

Ziel dieser ästhetischen<br />

Projekte ist es, Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne<br />

Behinderungen, unterschiedlichster<br />

sozialer,<br />

nationaler <strong>und</strong> ethnischer<br />

Herkunft <strong>und</strong> verschiedener<br />

Altersgruppen zus<strong>am</strong>men zu<br />

bringen <strong>und</strong> zu fördern. Inhaltlich<br />

geht es in allen Projekten darum, ein<br />

Verständnis dessen zu entwickeln, was die<br />

Beteiligten sich unter „wir...hier“ vorstellen,<br />

erhoffen, erleben <strong>und</strong> auch erträumen.<br />

Nichts trägt mehr zum gegenseitigen Verständnis,<br />

zu Toleranz <strong>und</strong> friedlichem Miteinander<br />

bei als der Dialog im Rahmen des<br />

gemeins<strong>am</strong>en Tuns, Spielens, Lernens. Hierzu<br />

mit den Mitteln des Theaters, der Kunst, der<br />

Musik, des Films, des Tanzes, der Poesie <strong>und</strong><br />

der Zirkuskünste einen Beitrag zu leisten, ist<br />

das Anliegen der <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>.<br />

32


„Wir...hier“<br />

Die Projekte werden von Profis geleitet<br />

<strong>und</strong> orientieren sich an einem<br />

gemeins<strong>am</strong>en Thema: Fremdsein,<br />

Heimat, Fre<strong>und</strong>schaft, … <strong>und</strong> werden<br />

<strong>am</strong> Ende der Projektwoche im Rahmen<br />

des Schlussfinales der Jugend- <strong>und</strong><br />

Schultheatertage präsentiert.<br />

25 Klassen <strong>und</strong> außerschulische<br />

Gruppen mit mehr als 600 jungen<br />

Menschen haben bislang an diesen<br />

Projekten teilgenommen.<br />

ni ... ci tie<br />

33


ni ... ci tie<br />

Weißt du,<br />

ich dachte,<br />

wir sind auf der Erde alle gleich.<br />

von Süd bis Nord<br />

<strong>und</strong> von Ost bis West.<br />

Aber das stimmt nicht.<br />

Ich habe die Welt nicht verstanden.<br />

ich bin seit einem Jahr in Europa,<br />

in Deutschland.<br />

Hier ist es anders.<br />

Es ist nicht wie in meinem Heimatland.<br />

Ich bin seit einem Jahr hier.<br />

Trotzdem kann ich viele Dinge nicht verstehen.<br />

Ich verstehe die Verkehrsregeln nicht.<br />

Warum haben so viele Häuser das gleiche Dach?<br />

Das Wetter wechselt jeden Tag.<br />

Es ist schwierig zu verstehen,<br />

für Fremde wie mich.<br />

Die Frauen tragen hier kein Kopftuch,<br />

<strong>und</strong> <strong>am</strong> Sonntag ist Ruhetag.<br />

Hier gibt es aber sowieso kaum Hektik.<br />

Aber alle leben wir unter dem gleichen<br />

Himmel.<br />

Ahmedsher, 16 Jahre, Syrien, 2017<br />

im Rahmen eines Projektes mit Olek Witt<br />

mit einer internationalen Vorbereitungsklasse<br />

34


Mit großzügiger Unterstützung:<br />

Arbeitskreis interkulturelle<br />

Kompetenzen <strong>am</strong> Seminar Vielfalt gefällt der Stadt Friedrichshafen<br />

des Fördervereins <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> Friedrichshafen e.V.<br />

35


kooperationsprojekte Schule verein<br />

des Fördervereins <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

Seit 18 Jahren führt der Verein <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>See</strong> mit einer ganzen Reihe von Schulen aus der<br />

Region Bodensee-Oberschwaben alljährlich Kooperationsprojekte<br />

durch <strong>und</strong> unterstützt die Schulen<br />

bei der Realsierung von ästhetischen Projekten mit<br />

Musik, Theater <strong>und</strong> Zirkus.<br />

2000 Lisa Reise<br />

Gr<strong>und</strong>schule Salem-Beuren<br />

2001 Goethe war cool – Eigenproduktion<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

2002 Krabat<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

2003 Hilfe, die Herdmanns kommen!<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

Pinkus Quak – Musical<br />

Gr<strong>und</strong>schule Ravensburg-Weissenau<br />

2004 M<strong>am</strong>mon <strong>und</strong> Fantasie<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

Vorstadtkrokodile<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

2005 Die Zeitmaschine – Musical<br />

Gr<strong>und</strong>schule Ravensburg-Weissenau<br />

2006 Die Werkstatt der Schmetterlinge<br />

Gr<strong>und</strong>schule Salem-Beuren<br />

Guck hinter die Kulisse -<br />

Eigenproduktion<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

2007 Der Bär auf dem Försterball<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

36


2008 Die Werkstatt der Schmetterlinge<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

Lippels Traum<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

2009 In 80 Tagen um die Welt<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

Clown-Schule-Schule der Clowns<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

Günni Glühwurm-Musical<br />

Gr<strong>und</strong>schule Ravensburg-Weissenau<br />

2010 Die wahre <strong>Geschichte</strong> von allen<br />

Farben<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

2011 Träumen vom Fliegen (im Dorniermuseum)<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

Bilder einer Ausstellung –<br />

Eigenproduktion<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

Der Zauberzoo – Musical<br />

Gr<strong>und</strong>schule Ravensburg-Weissenau<br />

2012 Völlig losgelöst von der Erde!!!<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

L<strong>am</strong>penfieber – ein Musical<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

Die Königin der Farben<br />

Gr<strong>und</strong>schulen in Friedrichshafen,<br />

Kluftern, Pestalozzischule,<br />

Albert-Merglen-Schule <strong>und</strong> Förderschule<br />

Tannenhag Schule<br />

2013 Wir sind alle Astronauten <strong>und</strong><br />

fliegen auf den Mond!<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

Alles F<strong>am</strong>ilie<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

37


38


2014 Geheimnisvoller Zauberwald<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

Die Kinderoper Br<strong>und</strong>ibàr<br />

im Rahmen der Zeitzeugenprojekte<br />

der TTaS<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN <strong>und</strong><br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendchor St. Canisius FN<br />

Zirkus lebt Inklusion<br />

KBZO Weingarten, Förderschule Bodnegg<br />

Zirkusprojekte mit den Gr<strong>und</strong>schulen<br />

GS Reichenhofen <strong>und</strong> Riedhausen<br />

2015 Theater -Artistik - Gesangs - Träume<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

Kiki Grusel Musical<br />

Gr<strong>und</strong>schule Ravensburg Weissenau<br />

Zirkus lebt Inklusion<br />

KBZO Weingarten; GS Obereisenbach &<br />

Förderschule Tettnang<br />

2016 Das Dschungelbuch<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

Zirkus lebt Inklusion<br />

GS Obereisenbach & Förderschule<br />

Tettnang, GS Hiltensweiler/Laimnau<br />

2017 Der Zauberer von Oz<br />

Ludwig-Dürr-Schule FN<br />

Zirkusprojektwoche<br />

Gr<strong>und</strong>schule Ravensburg Schmalegg<br />

Zirkus lebt Inklusion: Rollstuhl-Zirkus<br />

Haslachmühle Horgenzell<br />

2018 Unterwasserzirkus – Blubb! Blubb!<br />

Bodensee-Schule St. Martin FN<br />

alle Zirkusprojekte wurden<br />

durchgeführt von der<br />

ZirkusAkademie<br />

Seit 2009 jährlich Projekte der<br />

ZirkusAkademie mit: der Bodensee-<br />

Schule St. Martin in Friedrichshafen<br />

<strong>und</strong> dem Zirkus Ludowico mit der<br />

Ludwig-Dürr-Schule in Friedrichshafen<br />

39


Judith Rosenberg aus Haifa, Israel<br />

Zvi Cohen aus Maàbarot, Israel<br />

daS zeiTzeuGenproJekT 2014<br />

„eine inSel iM Tobenden Meer“<br />

Kinder <strong>und</strong> Theater zur Zeit des<br />

Nationalsozialismus<br />

2014 haben wir Menschen eingeladen, die<br />

das Konzentrationslager Theresienstadt<br />

erleben <strong>und</strong> erleiden mussten. Sie haben die<br />

Aufführungen der Kinderoper „Br<strong>und</strong>ibár“ aus<br />

nächster Nähe miterlebt <strong>und</strong> teilweise daran<br />

mitgewirkt. Uns trägt die Überzeugung, dass<br />

die Zeugnisse, die uns diese Menschen aus<br />

ihrem Leben geben, nicht in Vergessenheit<br />

geraten dürfen. Die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> wollen<br />

so dazu beitragen, dass ihre <strong>Geschichte</strong>n<br />

weiterleben <strong>und</strong> an künftige Generationen<br />

weitergegeben werden.<br />

Parallel zu den Zeitzeugengesprächen, die<br />

nach dem Konzept „Erzählcafé“ von Gerd<br />

Koch stattfanden, zeigten wir in einer Ausstellung<br />

des „Room 28“ Projektes dokumentarische<br />

Materialien zum Leben der Mädchen<br />

aus Zimmer 28 im KZ Theresienstadt. Neben<br />

der interessierten Öffentlichkeit wurden<br />

200 angehende LehrerInnen vom Seminar<br />

Meckenbeuren einbezogen. Mit den Schülerchören<br />

der Bodensee-Schule St. Martin <strong>und</strong><br />

des Kinder- <strong>und</strong> Jugendchores St. Canisius<br />

Friedrichshafen entstand eine Inszenierung<br />

der Kinderoper Br<strong>und</strong>ibàr. Die musikalische<br />

Leitung hatte Nikolai Gersak, Jürgen Mack,<br />

Selma Öngel-Chryssowergis <strong>und</strong> Andreas<br />

Glatz aus dem <strong>Theatertage</strong> Te<strong>am</strong> führten<br />

Regie. Die Zeitzeugen äußerten sich begeistert<br />

<strong>und</strong> sehr berührt über die Lebendigkeit<br />

dieser Inszenierung.<br />

Auch im eigentlichen Festivalprogr<strong>am</strong>m fand<br />

das Projekt seinen Niederschlag in Form von<br />

bewegenden <strong>und</strong> teilweise höchst aktuellen<br />

Inszenierungen zum Thema Umgang mit<br />

Nationalsozialismus <strong>und</strong> Rassismus.<br />

In fünf Theaterkursen wurden die<br />

Zeitzeugengespräche thematisch<br />

aufgegriffen <strong>und</strong> mit ästhetischen<br />

Mitteln Formen gesucht, Zeugnisse<br />

aus zweiter Hand weitergeben zu<br />

können.<br />

40<br />

Helga Pollak-Kinski aus Wien, Österreich


Anna Lorencova mit<br />

ihrem Bruder Hanus Hron<br />

aus Brünn, Tschechien<br />

41


42


Der 13. theaterpädagogische Ausbildungskurs griff die Thematik<br />

auf <strong>und</strong> entwickelte in Anlehnung an das Theresienstädter<br />

Tagebuch von Helga Pollak-Kinski mit deren Mitwirkung <strong>und</strong><br />

unter der Regie von Olek Witt das Abschlussprojekt „Und der<br />

Regen rinnt… eine Erinnerung an eine ferne Zeit“.<br />

Ein Jahr später beeindruckte das TOB mit „Der Weltuntergang“<br />

des KZ-Überlebenden Jura Soyfer.<br />

43


„European<br />

Theatre Adventure“<br />

als besonders wirkmächtig erwies sich das<br />

european TheaTre advenTure projekt,<br />

eine internationale Theaterbegegnung mit<br />

jungen Menschen <strong>und</strong> der kulturellen Minderheit<br />

Sinti <strong>und</strong> roma aus ganz europa. nach<br />

drei erfolgreichen projekten mit jeweils 50<br />

Teilnehmerinnen fanden Folgeprojekte in<br />

verschiedenen osteuropäischen ländern statt.<br />

Wir brachten drei we lang in Folge junge Sinti<br />

<strong>und</strong> roma aus verschiedenen europäischen<br />

ländern mit nicht-roma-Jugendlichen für 10<br />

Tage zus<strong>am</strong>men. im zentrum der begegnung<br />

standen performative Mittel mit dem ziel<br />

ein gemeins<strong>am</strong>es abschlussprojekt zu entwickeln,<br />

dessen präsentation das publikum<br />

bei den <strong>Theatertage</strong>n jedes Mal begeisterte.<br />

die dabei gemachten erfahrungen wurden<br />

aufgegriffen, weiterentwickelt <strong>und</strong> wurden<br />

zum festen bestandteil der europäischen bildungsarbeit<br />

im k<strong>am</strong>pf gegen antiziganismus<br />

<strong>und</strong> rassismus. 2008 wurde das zweite projekt<br />

„lacho drom“ (romanes: der gute Weg)<br />

mit dem innovationspreis des Fonds Soziokultur<br />

ausgezeichnet. der in der in der laudatio<br />

angesprochene aufbau eines „europäischen<br />

bildungswerkes für roma Jugendliche“ wurde<br />

Wirklichkeit. in vielen europäischen ländern<br />

gibt es inzwischen angegliederte nGos. alljährlich<br />

findet Anfang August in Krakau <strong>und</strong><br />

ausschwitz ein großes begegnungstreffen von<br />

jungen Sinti <strong>und</strong> roma aus ganz europa statt.<br />

44


45


Fonds<br />

SoziokulTur<br />

gefördert von der kulturstiftung des b<strong>und</strong>es<br />

innovationspreis 2007<br />

an den Förderverein »<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>«<br />

Friedrichshafen für die internationale<br />

Jugendbegegnung<br />

»lacho drom« – der gute Weg oder:<br />

Wo ist heimat?<br />

Das Projekt »Lacho Drom« steht für die gelungene<br />

Verbindung <strong>und</strong> <strong>Präsentation</strong> von verschiedenen<br />

Kulturen <strong>und</strong> ihrer gegenseitigen Beeinflussung im<br />

zus<strong>am</strong>menwachsenden Europa. Auf den kulturellen<br />

Spuren der Sinti <strong>und</strong> Roma wurden dabei mit den<br />

Mitteln des Theaters, der Musik <strong>und</strong> des Tanzes neue<br />

Wege der internationalen Jugendbegegnung <strong>und</strong><br />

-verständigung beschritten.<br />

Bei »Lacho Drom« trafen sich jugendliche Theatergruppen<br />

aus sieben Nationen, die jeweils zur Hälfte<br />

aus Sinti <strong>und</strong> Roma bestanden, zu einem faszinierenden<br />

Integrationsprojekt. Es ging darum, die<br />

Kulturen sozialer Minderheiten als wichtigen standteil der europäischen Identität zu begreifen,<br />

aus der kulturellen Vielfalt einen gesellschaftlichen<br />

Mehrwert zu schöpfen <strong>und</strong> dies als »guten Weg«<br />

Be-<br />

der Verständigung zu präsentieren.<br />

Die besondere Qualität des Projekts lag nicht zuletzt<br />

in seinem kulturhistorischen Ansatz begründet. Die<br />

musikalischen Spuren der Sinti <strong>und</strong> Roma auf ihrem<br />

jahrh<strong>und</strong>ertelangen Weg von Indien bis Spanien<br />

bildeten den kulturellen Hintergr<strong>und</strong>, auf dem die<br />

europäischen Themen der Integration <strong>und</strong> Interkulturalität<br />

bearbeitet wurden. Ein Europäisches Roma-<br />

Jugendnetzwerk ist im Aufbau, <strong>und</strong> die Beteiligten<br />

diskutieren weiter: auf einer eigenen Internet-<br />

Plattform. Die Jury lobte besonders die Spielfreude,<br />

das Engagement <strong>und</strong> die Eigeninitiative der Jugendlichen,<br />

die das Projekt zum Einstieg in einen haltigen Dialog<br />

nach-<br />

machten.<br />

Mit der Verleihung des Innovationspreises 2007<br />

würdigt der Fonds Soziokultur die beispielhafte<br />

Arbeit des Fördervereins »<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>«,<br />

die kulturelle Vielfalt Europas mit Hilfe der Künste<br />

<strong>und</strong> <strong>am</strong> Beispiel der Kultur der Sinti <strong>und</strong> Roma als<br />

internationale Aufgabe kultureller Jugendarbeit<br />

auf die Bühne gebracht zu haben. Besondere<br />

Anerkennung verdient dabei der Ansatz, Heimat<br />

als Prozess der kulturellen Beheimatung, die sich<br />

aus verschiedenen Quellen speist, verständlich zu<br />

machen.<br />

Bonn/Berlin, 10. April 2008<br />

Kurt Eichler<br />

Gerd Dallmann<br />

Vorsitzender<br />

Kuratoriumsvorsitzender<br />

46


47


die zirkuSakadeMie<br />

Leitbild ZirkusAkademie<br />

Zirkus soll in erster Linie Spaß<br />

machen.<br />

Die Manege bietet eine geniale<br />

Mischung aus Vergnügen, Herausforderung,<br />

spannendem Erlebnis,<br />

Grenzerfahrung <strong>und</strong> Lernen. Jeder<br />

findet seinen Platz in der bunten<br />

<strong>und</strong> kreativen Welt des Zirkus.<br />

Träume erfüllen sich...<br />

selbst in der Manege zu stehen <strong>und</strong><br />

eine Sensation zu sein.<br />

Beklatscht, bejubelt <strong>und</strong> gefeiert zu<br />

werden.<br />

Die Begeisterungsfähigkeit des Zirkus<br />

kann spielerisch Berge <strong>und</strong> Grenzen<br />

versetzen.<br />

Jedes Genre spricht dabei andere<br />

Bereiche von Körper <strong>und</strong> Persönlichkeit<br />

an.<br />

Ob Balancieren, Jonglieren, Akrobatik,<br />

als Clown... die zirzensischen Inhalte<br />

verbinden in idealer Weise körperliche<br />

Aktivität mit kreativem Tun.<br />

Kind, Jugendlich oder Erwachsen –<br />

alle schulen in abwechslungsreichen,<br />

professionell geführten Kursen <strong>und</strong><br />

Trainings nicht nur ihre physischen<br />

Fähigkeiten, sondern stärken darüber<br />

hinaus auch Persönlichkeit <strong>und</strong><br />

Sozialkompetenz.<br />

Unser Anliegen ist es, auf spielerische<br />

<strong>und</strong> pädagogische Weise das Selbstbewusstsein<br />

der jungen Artisten zu<br />

erweitern. Manege frei für Träume<br />

<strong>und</strong> Phantasie!<br />

Ohne es zu merken für<br />

das Leben lernen ...<br />

48


Kein ICH ohne WIR<br />

Die Kinder lernen so ganz nebenbei, unbewusst <strong>und</strong> absolut<br />

unvermeidlich das WIR. Sie lernen in <strong>und</strong> mit der Gruppe, in<br />

<strong>und</strong> mit der Gemeinschaft - gemeins<strong>am</strong> mit vielen anderen<br />

ICH‘s. ICH lasse mich auf den anderen ein. ICH höre ihm<br />

zu. ICH nehme Rücksicht. ICH kann mich auf den anderen<br />

verlassen <strong>und</strong> vertraue ihm. ICH bin wichtig für die Gruppe.<br />

Die Gruppe ist wichtig für MICH. WIR entwickeln <strong>und</strong> gestalten<br />

gemeins<strong>am</strong> unsere Nummer. WIR sind ideenreiche,<br />

kreative Mit-Gestalter unserer gemeins<strong>am</strong>en Zirkusnummer.<br />

Nur wenn bei einer Vorführung jeder Einzelne sein Potential<br />

erleben <strong>und</strong> präsentieren darf, tritt der Zauber einer ganzen<br />

Zirkusgruppe hervor <strong>und</strong> wird für alle spürbar. Die Kleinen<br />

lernen von den Großen, die Jungen von den Alten, die Neuen<br />

von den Erfahrenen. Unsere engagierten wie talentierten<br />

Jung-Te<strong>am</strong>er, die „alten Hasen“, leiten die jüngeren Kinder<br />

in den Techniken an <strong>und</strong> helfen ihnen bei der Erarbeitung<br />

ihrer Nummer. Und genau das ist es, worauf alle Beteiligten<br />

nach den Vorführungen mindestens so stolz sind wie auf das<br />

sichtbar Geleistete: Wenn Kinder von Kindern lernen, wenn<br />

Jugendliche sich um Jüngere kümmern, ihnen beibringen,<br />

was die „Alten“ nicht mehr so grazil <strong>und</strong> elegant vermögen,<br />

wenn fachliche <strong>und</strong> soziale Kompetenzen der Heranwachsenden<br />

zu Tage treten - dann werden Träume wahr! Die Jugendlichen<br />

erleben sich als Schöpfer. Sie verhelfen den Jüngeren<br />

zum Werden.<br />

Auszug aus der Jahresarbeit von Lilly Hartmann<br />

49


Das Faszinierende <strong>am</strong> Zirkus<br />

ist die Vielseitigkeit<br />

Wer schöpferisch tätig ist, erschöpft<br />

nicht. Das beweist die ZirkusAkademie<br />

seit vielen Jahren. Spiel-,<br />

Theater- <strong>und</strong> Zirkuspädagogin Andrea<br />

Sprenger leitet die ZirkusAkademie<br />

<strong>und</strong> ist seit 20 Jahren mit ihren<br />

Zirkus-Kursen an den <strong>Theatertage</strong>n<br />

beteiligt. „Das Faszinierende <strong>am</strong><br />

Zirkus ist die Vielseitigkeit“, sagt<br />

sie. Artistik, Akrobatik, Magie, Feuershow<br />

<strong>und</strong> Clownerie – hier findet<br />

jedes Kind, jeder Jugendliche <strong>und</strong><br />

auch jeder Erwachsene seinen Platz.<br />

Die ZirkusAkademie gibt es seit 2014<br />

<strong>und</strong> hat sich aus dem Jugendvarieté<br />

Kraball <strong>und</strong> der Zirkusschule Papillon<br />

formiert. Das mystische Flair des<br />

offenen Gauklerlebens verbindet sich<br />

hier mit Verantwortung <strong>und</strong> Disziplin<br />

„im positiven Sinne“, wie Andrea<br />

Sprenger aus ihrer langjährigen<br />

Erfahrung weiß. Die Schüler müssen<br />

sich aufeinander verlassen können,<br />

Te<strong>am</strong>fähigkeit beweisen <strong>und</strong> unterstützen<br />

sich gegenseitig. 110 Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche nehmen jährlich an<br />

den Kursen der ZirkusAkademie<br />

teil.<br />

Davon 100 aus Friedrichshafen. Bis zu<br />

80 Auftritte im Jahr erwartet die Teilnehmer,<br />

„die sehr treu sind“. Denn aus<br />

dem Nachwuchs rekrutieren sich viele<br />

Jungtrainer. Die Jungartisten geben ihr<br />

Können <strong>und</strong> Wissen an die Jüngeren<br />

weiter.<br />

50


51


Durch gezielte Anleitung <strong>und</strong> Begleitung<br />

erhalten die jungen Menschen selbst eine<br />

Fortbildung, die sie an die Kinder weitergeben.<br />

„Unser Trainer-Te<strong>am</strong> setzt sich aus<br />

Zirkus- <strong>und</strong> Erlebnispädagogen, Artisten,<br />

Lehrern, Erziehern <strong>und</strong> Bewegungstherapeuten<br />

zus<strong>am</strong>men“ sagt Andrea<br />

Sprenger. Die ZirkusAkademie bietet<br />

Schulungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote<br />

in den verschiedensten zirzensischen<br />

Techniken. „Man braucht keinerlei Voraussetzungen,<br />

um im Zirkus arbeiten <strong>und</strong><br />

wirken zu können – außer dem Spaß“.<br />

Zu dem Spaß kommt der Lerneffekt.<br />

Motorik <strong>und</strong> Sensorik werden spielerisch<br />

geschult.<br />

Die Manege zu betreten bedeutet Vergnügen<br />

<strong>und</strong> Herausforderung zugleich,<br />

fördert Selbstbewusstsein <strong>und</strong> Sozialkompetenz<br />

<strong>und</strong> fordert Mut, Bewegung<br />

<strong>und</strong> Konzentration. „Manchmal ist der<br />

Weg auch steinig, aber diese Erfahrung<br />

macht Kinder stark <strong>und</strong> das Schönste ist,<br />

wenn nach einem Auftritt die Kinder mit<br />

neu entdecktem Selbstbewusstsein <strong>und</strong><br />

Stolz die Bühne wieder verlassen <strong>und</strong><br />

ihren Applaus genießen können“. Eine<br />

Manege ist zudem eine Plattform, auf<br />

der jeder seinen Platz finden kann über<br />

ethnische, konfessionelle <strong>und</strong> soziale<br />

Unterschiede hinweg. Inklusion wird<br />

hier er- <strong>und</strong> gelebt.<br />

Lydia Schäfer<br />

52


Die ZirkusAkademie in Zahlen<br />

2017 64 Auftritte mit 8. 185 Zuschauer<br />

2017: 20 Workshops zu Artistik, Akrobatik,<br />

Vertikaltuch, Jonglage, Feuer, … mit 434 TN<br />

2016 <strong>und</strong> 2017: 10 inklusive Theaterprojekte in der ganzen<br />

Region<br />

Seit 2017 zwei Zirkusferienlager in Meckenbeuren mit<br />

60 jugendlichen TeilnehmerInnen aus der<br />

ganzen Region, darunter Geflüchtete <strong>und</strong> junge<br />

Menschen mit Migrationshintergründen.<br />

2017: Mitwirkung <strong>am</strong> Internationalen Stadtfest<br />

in Friedrichshafen mit einem breiten<br />

Mitmachangebot<br />

2017 Weihnachtsvarieté im Zirkuszelt in Tettnang<br />

2016 <strong>und</strong> 2017 Teilnahme an Jugendzirkustreffen <strong>und</strong><br />

Wettbewerben in Freiburg, Karlsruhe,<br />

Nürnberg, Berlin<br />

Kontinuierliche zirkuspädagogische Arbeit in<br />

Friedrichshafen an der Bodensee-Schule<br />

7 Kurse für die Öffentlichkeit mit 132 teilnehmenden<br />

Kindern (stetig wachsend)<br />

24 Jugendliche & Teens in der<br />

Jugend-Zirkus-Truppe<br />

Ausbildung von 14 Jugend-Übungsleiter<br />

Ausbildung von 12 Zirkustrainern<br />

182 ganzjährig aktive Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

53


… vom Zirkuskind zum erfolgreichen Artisten<br />

Pascal von Ow<br />

2011 entschied sich der d<strong>am</strong>alige<br />

elfjährige Pascal in der ZirkusAkademie<br />

mitzumachen, was sich im<br />

Lauf weniger Jahre als weitreichende<br />

Lebensentscheidung erwies. Jonglage<br />

wurde zu seinem Schwerpunkt.<br />

Dann folgte Auftritt auf Auftritt.<br />

2014 hatte er einen großen Event<br />

beim internationalen Stadtfest in<br />

Friedrichshafen. 2016 eröffnete er<br />

die Jugend- <strong>und</strong> Schultheatertage<br />

Baden-Württemberg, wurde Zirkuste<strong>am</strong>er<br />

<strong>und</strong> gehört seither zum<br />

Anleitungste<strong>am</strong> der ZirkusAkademie.<br />

2107/18 schrieb er seine Jahresarbeit<br />

vom Zirkuskind zum Artisten,<br />

trat im September 2017 bei der<br />

L<strong>am</strong>athea-Preisträgergala in Karlsruhe<br />

auf <strong>und</strong> bewarb sich an der Staatlichen<br />

Artistenschule in Berlin, die<br />

vor ihm auch schon Liv Knoche <strong>und</strong><br />

Tim Kriegler erfolgreich absolviert<br />

haben. Eine weitere Erfolgsgeschichte<br />

der ZirkusAkademie ...<br />

ein Zirkuskind wird zum Artisten.<br />

Liv Knoche<br />

Liv Knoche ist ein Zirkuskind der ersten<br />

St<strong>und</strong>e ...<br />

Als siebenjähriges Clownkind stand sie mit einer<br />

„singenden Säge“ das erste Mal in der Manege.<br />

Ihre Leidenschaft für den Zirkus war geweckt!<br />

Es folgte das Einrad, Akrobatik, die Jonglage,<br />

Feuerkünste ... <strong>und</strong> schließlich das Trapez.<br />

Mittlerweile tourt sie mit ihrem Partner Tobias<br />

Willasch, dessen Wurzeln bei den Überlinger<br />

Faustinos zu finden sind, durch die Welt. Beide<br />

haben Artistik-Ausbildungen in Berlin <strong>und</strong><br />

Amsterd<strong>am</strong> absolviert. Als „Companie Me & Us“<br />

gastieren sie europaweit.<br />

54


Tim Kriegler<br />

Trotz seines jungen Alters von 20 Jahren zeigt Tim<br />

Kriegler eine hochanspruchsvolle, ausdrucksstarke<br />

Nummer an den Strapaten - eine der schwierigsten<br />

Disziplinen der Luftakrobatik. Mit erst 14 Jahren<br />

beschloss Tim, seinem Traum zu folgen <strong>und</strong> zog von<br />

Friedrichshafen nach Berlin um dort eine 5 Jährige<br />

Ausbildung zum staatlich geprüften Artisten an der<br />

staatlichen Artistenschule in Berlin zu absolvieren.<br />

Jetzt - 5 Jahre später arbeitet Tim als professioneller<br />

Luftartist in Produktionen <strong>und</strong> Shows auf der ganzen<br />

Welt <strong>und</strong> gewann zu Beginn des Jahres sogar eine<br />

Silbermedaille beim berühmten Zirkusfestival in Paris.<br />

55


Wenn TheaTer Schule MachT<br />

die TheaTerpÄdaGoGiSche Gr<strong>und</strong>laGenbildunG<br />

aM SeMinar Meckenbeuren<br />

Jürgen Mack<br />

eit September 1999 bietet das Seminar für Didaktik <strong>und</strong> Lehrerbildung Meckenbeuren in Kooperation mit<br />

dem Förderverein <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> Friedrichshafen e.V. eine theaterpädagogische Ausbildung in mehreren<br />

Stufen an. Die Ausbildung umfasst 500 Ausbildungsst<strong>und</strong>en in der Gr<strong>und</strong>lagenstufe <strong>und</strong> nochmals<br />

genauso viele in der Vertiefungsstufe, die zur Anerkennung des sogenannten „kleinen BuT“ durch den B<strong>und</strong>esverband<br />

Theaterpädagogik (BuT) führt. Der „große BuT“ bedeutet die komplette Ausbildung zum Theaterpädagogen.<br />

Dass eine solch umfangreiche Ausbildung fakultativ parallel zum Referendariat angeboten wird, gibt es<br />

sonst nirgendwo in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Die Ausbildung ist darüber hinaus offen für LehrerInnen<br />

aus allen Schularten <strong>und</strong> für Personen, die in anderen pädagogischen Feldern tätig sind.<br />

idee <strong>und</strong> enTSTehunG der auSbildunG.<br />

Im Jahre 1997 begannen wir uns Gedanken zu machen<br />

– vor dem Hintergr<strong>und</strong> wachsender Gewalt auf<br />

unseren Schulhöfen <strong>und</strong> einem spürbar unverfrorenen<br />

Auftreten bestimmter SchülerInnen besonders jungen<br />

Lehrern <strong>und</strong> Lehrerinnen gegenüber –, wie wir unsere<br />

Lehrer<strong>am</strong>tsanwärterInnen besser auf ihre beruflichen<br />

Herausforderungen vorbereiten könnten. Klar war,<br />

dass Auftreten <strong>und</strong> Haltungen eine wichtige Rolle<br />

spielen bei der Frage, warum sich SchülerInnen bei<br />

bestimmten LehrernInnen so <strong>und</strong> bei anderen anders<br />

verhalten. Als Theaterpädagoge wusste ich um die<br />

Bedeutung paralinguistischer Kontexte, wie z.B.<br />

Status, Präsenz, Gestus, Mimik als Ausdruck innerer<br />

Haltung für gelingende <strong>und</strong> misslingende Kommunikation.<br />

Gleichzeitig bewegte uns auch die Frage, wie<br />

Aggressionen als Teilaspekt unseres Lebens<br />

umgelenkt werden können in lustvolle,<br />

kreative, gestaltende Erfahrungen.<br />

Zus<strong>am</strong>men mit der Tänzerin <strong>und</strong> K<strong>am</strong>pfkünstlerin<br />

pia andré entstand der einführungskurs Tanz- <strong>und</strong><br />

Theaterpädagogik – umgehen mit aggressionen im<br />

Schulalltag.<br />

In einem dreitägigen Kompaktseminar zu Beginn des<br />

Vorbereitungsdienstes boten wir 50 Anwärtern <strong>und</strong><br />

Anwärterinnen die Möglichkeit, im Stockk<strong>am</strong>pf <strong>und</strong><br />

Neuen Tanz spielerisch lustvolle Erfahrungen mit<br />

eigenen Aggressionen zu machen <strong>und</strong><br />

mit theaterpädagogischen Methoden<br />

sich die theatralen Prozesse des Unterrichtes<br />

bewusst zu machen.<br />

Die Rückmeldungen <strong>und</strong> die Resonanz<br />

auf diesen Workshop ermutigten<br />

uns, dieses Angebot fortzusetzen. Das<br />

Angebot wurde zum festen fakultativen<br />

Bestandteil der Ausbildung <strong>am</strong> Seminar,<br />

in den vergangenen 20 Jahren belegten<br />

mehr als 1.000 TeilnehmerInnen<br />

diesen Kurs.<br />

Aus diesem Teilnehmerkreis entstand sehr schnell der<br />

Wunsch nach einer vertiefenden theaterpädagogischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagenbildung, die im Rahmen der Möglichkeit,<br />

an Seminaren Profilschwerpunkte bilden zu<br />

können, realisiert werden konnte. Von Anfang an war<br />

klar, eine solche Ausbildung geht nicht ohne zusätzliche<br />

Finanzmittel. Denn eine qualifizierte theaterpädagogische<br />

Ausbildung erfordert über ein Curriculum<br />

hinaus auch die Einbeziehung externer Fachkräfte<br />

zur Vertiefung bestimmter Themenfelder.<br />

Das Kultusministerium wollte keine zusätzlichen<br />

Mittel bereitstellen, da theaterpädagogische Ausbildungsangebote<br />

nur von nicht<strong>am</strong>tlichen Trägern<br />

angeboten werden sollten. Eine solche Ausbildung<br />

musste sich selbst finanzieren.<br />

Zum „Glücksfall“ wurde dabei, dass über den Förderverein<br />

„<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>“ <strong>und</strong> über den B<strong>und</strong><br />

Deutscher Amateurtheater Mittel gewonnen werden<br />

konnten aus einem Präventionstopf „Rechtsradikalismus<br />

<strong>und</strong> Gewalt“. In Deutschland brannten d<strong>am</strong>als<br />

Häuser, die von Migranten bewohnt wurden. Unser<br />

Projekt hieß „Theater als Mittel zur prävention<br />

– angehende Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> hauptschullehrerinnen<br />

stärken, um Gewaltbereitschaft schon in der<br />

Schule begegnen zu können“.<br />

56


Wir finanzierten Theaterfachleute für bestimmte<br />

Module: Doris Merz für Gr<strong>und</strong>lagen des Schauspiels,<br />

Helga Kröplin für Stimme <strong>und</strong> Sprache, Pia André<br />

für Bewegungstheater <strong>und</strong> Tanz. Ein erster Kurs entstand<br />

mit 14 Teilnehmern <strong>und</strong> TeilnehmerInnen, traf<br />

sich jeden Donnerstagabend 3 St<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> an 5 Wochenenden mit den<br />

externen Referenten. Am Ende stand<br />

eine Eigenproduktion als Abschlussprojekt mit dem<br />

doppeldeutigen Titel „Nichts passiert – ein Stück<br />

Schule“.<br />

Mit dem großen Erfolg dieses Projektes <strong>und</strong> den<br />

Einnahmen daraus konnte ein Folgekurs mit geringem<br />

Teilnehmerbeitrag finanziert werden. Im Anschluss<br />

an den 4. Kurs entstand der Wunsch nach<br />

einer Anschlussausbildung. Mit dem B<strong>und</strong>esverband<br />

Theaterpädagogik entwickelten wir ein eigenes<br />

theaterpädagogisches Curriculum, das sich stark an<br />

den An- <strong>und</strong> Herausforderungen schulischer Theaterarbeit<br />

orientierte. Das Ministerium stimmte dem zu,<br />

verlangte aber einen externen Träger für die Ausbildung,<br />

der sich mit dem Förderverein „Thetertage <strong>am</strong><br />

<strong>See</strong>“ Friedrichshafen e. V. auch schnell fand. Diese<br />

Kooperation erwies sich als weiterer Glücksfall, schuf<br />

sie doch Kontakte zur europäischen Theaterpädagogik<br />

<strong>und</strong> verortet die Ausbildung in einem internationalen<br />

Netzwerk. Wir stehen in engem Kontakt mit<br />

den aktuellen Fragestellungen <strong>und</strong> „Strömungen“<br />

der Theaterpädagogik, haben Kontakte zu renommierten<br />

Referenten <strong>und</strong> integrieren diese in unsere<br />

Ausbildung. Besonders die Abschlussprojekte spiegeln<br />

diese daraus resultierende hohe Qualitätsstufe.<br />

Zum festen Kreis von Theaterfachleuten gehören Pia<br />

André, Doris Merz, Helga Kröplin, Maike Plath,<br />

Katja Fillmann, Citlali Hueve-Sanchez, Olek Witt,<br />

Jochen Wietershofer, Ann Dargies.<br />

Das Seminar für Didaktik <strong>und</strong> Lehrerbildung stellt aus<br />

seinem Budget St<strong>und</strong>endeputate für die kontinuierliche<br />

Ausbildung an den Donnerstagabenden. Seit<br />

4 Jahren leiten wir diese umfangreiche Ausbildung<br />

im Te<strong>am</strong>. Der Lehrer <strong>und</strong> Theaterpädagoge Jochen<br />

Stuppi ist fest mit im Boot, das Te<strong>am</strong> ist eng vernetzt<br />

mit den schulischen Theatermultiplikatoren des<br />

Kultusministeriums in Stuttgart.<br />

Einige Fakten belegen eindrucksvoll den<br />

Erfolg dieses Meckenbeurer Modells:<br />

Über 400 TeilnehmerInnen wurden bislang in der<br />

Stufe I theaterpädagogisch ausgebildet. Der geographische<br />

Radius der teilnehmenden LehrerInnen<br />

reicht über die ges<strong>am</strong>te Bodenseeregion hinweg<br />

bis Ulm <strong>und</strong> Villingen-Schwenningen. Davon waren<br />

300 AnwärterInnen des GWHRS Seminars Meckenbeuren,<br />

7 AnwärterInnen der Außenstelle des<br />

Seminars für Sonderpädagogik Stuttgart, 17 Referendare<br />

des Seminars für Gymnasien in Weingarten<br />

mit steigender Tendenz, 51 LehrerInnen aus allen<br />

Schularten, 29 Teilnehmer aus sozialpädagogischen<br />

Bereichen, 99 Absolventen unserer Gr<strong>und</strong>lagenstufe<br />

absolvierten die Ausbildungsstufe II.<br />

57


Inzwischen hat das Ausbildungsangebot auch die<br />

Landesgrenzen überschritten. Es nehmen auch<br />

TeilnehmerInnen aus Bayern, Vorarlberg <strong>und</strong> der<br />

Schweiz teil.<br />

Absolventen der Ausbildungsstufen gründeten ein<br />

Theater, das sich als Theater Oberschwaben-Bodensee<br />

(TOB) <strong>und</strong> der Improtheatergruppe (UTOBIA)<br />

weit über die Region hinaus einen N<strong>am</strong>en geschaffen<br />

hat <strong>und</strong> 2011 mit dem deutschen Amateurtheaterpreis<br />

„<strong>am</strong>arena“ ausgezeichnet wurde.<br />

Seit es an vielen Gymnasien den oberstufenkurs<br />

literatur + Theater gibt, erleben wir eine wachsende<br />

Teilnehmerzahl auch aus dieser Schulart. Diese<br />

gemeins<strong>am</strong>e Aus- <strong>und</strong> Fortbildung von allen das<br />

Schulleben gestaltenden Berufsgruppen über alle<br />

Schulartgrenzen hinweg ist eine weitere Besonderheit<br />

der Ausbildung in Meckenbeuren <strong>und</strong> erweist<br />

sich in der Praxis als wertvolle Plattform einer gegenseitigen<br />

Wahrnehmung <strong>und</strong> Wertschätzung,<br />

des Austausches <strong>und</strong> der Kooperation über die<br />

Schulartgrenzen hinweg.<br />

WaruM TheaTerpÄdaGoGik an eineM<br />

lehrerSeMinar? 1<br />

Man kann sich fragen, warum Theaterpädagogik <strong>am</strong><br />

Seminar angeboten wird <strong>und</strong> dies gerade in einer<br />

Zeit, die allgemein als äußerst stressintensiv erlebt<br />

wird. Unserer Erfahrung nach sind mindestens fünf<br />

Gründe ausschlaggebend, die Theaterpädagogik geradezu<br />

als notwendiges Element für eine Optimierung<br />

der Lehrerausbildung erscheinen lassen.<br />

professionalisierung<br />

<strong>und</strong> persönlichkeitsentwicklung<br />

Theaterpädagogische<br />

Methoden leisten einen<br />

wichtigen Beitrag zur<br />

professionalisierung<br />

für den Lehrberuf. Sie<br />

thematisieren Präsenz,<br />

Bewusstheit in Bezug<br />

auf Sprache, Paralinguistik, Körpersprache, Selbst<strong>und</strong><br />

Fremdwahrnehmung bis hin zur persönlichkeitsentwicklung.<br />

Unterricht ist szenisches Geschehen.<br />

Die Szenerie umfasst Inhalt <strong>und</strong> <strong>Präsentation</strong>. Es<br />

sind dies auch die beiden Seiten der Interaktions<strong>und</strong><br />

Kommunikationsprozesse. Beides zus<strong>am</strong>men<br />

bedingt die inszenierte Situation „Unterricht“. Der<br />

Versuch, die Prozesse dieses „wirklichen Lebens“ mit<br />

den Methoden des Theaters zu durchschauen, führt<br />

zu Kenntnissen <strong>und</strong> Erkenntnissen, in denen die<br />

unmittelbaren Mechanismen des eigenen Verhaltens<br />

bewusster werden können. Theaterpädagogik qualifziert<br />

zu besserem Unterrichten <strong>und</strong> leistet einen<br />

elementaren Beitrag zur Persönlichkeitsbildung in<br />

Lehrerberufen.<br />

Entsprechend ausgebildete LehrerInnen verfügen<br />

über Methodenkompetenzen, ihre SchülerInnen in<br />

diesen Bereichen qualifiziert zu stärken. Theater<br />

als Unterrichtsform entspricht in hohem Maße den<br />

Erkenntnissen heutiger Lern- <strong>und</strong> Hirnforschung.<br />

Der Körper ist genauso beteiligt wie der Geist. An<br />

Texten, Bildern, Szenen <strong>und</strong> Situationen gewonnene<br />

Erkenntnisse finden den Weg zu persönlichem, körperlichem<br />

<strong>und</strong> emotionalem Ausdruck. Lernende erfahren<br />

im Spiel sehr viel über sich selbst als Person<br />

<strong>und</strong> entwickeln dabei Kriterien für ihre ästhetischen<br />

Wahrnehmungen. Dabei erfahren sie die Bedeutung<br />

schulischer Inhalte für ihre persönlichen Lebensfragen.<br />

Die Lernenden werden nicht zu Konsumenten,<br />

sondern sind Beteiligte ihrer Lernprozesse.<br />

„Durch alle Fächer hindurch spielt die Bewusstmachung<br />

der „Präsenz“ <strong>und</strong> Stärkung des Selbstbewusstseins<br />

eine große Rolle […] Vor allem im sozialen Training<br />

mit meiner eigenen Klasse kommen viele theaterpädagogische<br />

Methoden zum Zug, wie z. B. bei Kennenlern-<br />

<strong>und</strong> Gruppenfindungsprozessen, Steigerung der<br />

Empathiefähigkeit, Aufarbeitung <strong>und</strong> Prophylaxe von<br />

Konflikten, Stärkung der Persönlichkeit usw.“<br />

(Teilnehmende Lehrerin, Hauptschule) 2<br />

kulTurelle, ÄSTheTiSche <strong>und</strong><br />

poliTiSche bildunG<br />

Theater setzt der virtuellen Medienwelt erfahrungsorientiertes<br />

Lernen in realen sozialen Bezugsgruppen<br />

entgegen. Die Medien erfordern heute Fähigkeiten<br />

auf unterschiedlichsten Ebenen, Nutzerkompetenzen<br />

sind dabei nur eine Seite der Medaille. Digitalmedien<br />

mit ihren sehr einseitigen Anforderungen an<br />

Wahrnehmung <strong>und</strong> Körperlichkeit machen sinnlichästhetische<br />

Tätigkeitsfelder zu einem elementaren<br />

Bestandteil des Bildungsprozesses, aber gerade mediengestützte<br />

Lernprozesse brauchen Gegengewichte<br />

körper- <strong>und</strong> bewegungsorientierter Lernerfahrungen.<br />

Theater führt auch zur persönlichen Auseinanderset-<br />

58


zung mit der allumfassenden Ästhetisierung <strong>und</strong> Inszenierung<br />

des Alltags, der Trivialisierung der Inhalte<br />

<strong>und</strong> Wahrnehmungsprozesse.<br />

Das abschlussprojekt, dem wir bereits im Gr<strong>und</strong>lagenkurs<br />

einen hohen Stellenwert beimessen, spielt<br />

dabei eine wichtige Rolle. Die TeilnehmerIinnen<br />

erfahren sich selbst in einer ähnlichen Rolle wie die<br />

SchülerInnen in ihren eigenen Projekten. Sie erfahren,<br />

dass Theaterpädagogik sich mitunter auch im<br />

Spannungsfeld zwischen Ästhetik <strong>und</strong> Pädagogik bewegt.<br />

Daraus resultiert eine Vielzahl von Konflikten,<br />

die im geschützten Rahmen der Gruppe ein wertvolles<br />

Lernfeld darstellen. Das beginnt bei der Stückauswahl<br />

<strong>und</strong> Rollenbesetzung, geht über ästhetische<br />

Gestaltungsfragen, den Umgang mit Regievorstellungen,<br />

Impulsen <strong>und</strong> deren Verwerfung bis hin zur<br />

ästhetischen Ges<strong>am</strong>tkonzeption. Wie viel Demokratie<br />

verträgt eine ästhetische Linie oder auf welchen<br />

Ebenen findet sinnvolle Partizipation statt? Wie<br />

greifen wir Impulse der Mitwirkenden auf, <strong>und</strong> wie<br />

kommunizieren wir, wenn wir Angebote der Spieler<br />

nicht annehmen wollen so, dass sich diese als Person<br />

immer wertgeschätzt fühlen? Wie transparent machen<br />

wir, wenn im Leitungste<strong>am</strong> unterschiedliche Vorstellungen<br />

existieren? Welche Lernchancen bestehen für<br />

die Teilnehmer aus solchen Konfiktfeldern?<br />

Die zwei Intensivwochen beim Abschlussprojekt gehören<br />

in die Schatzkiste der bewegendsten <strong>und</strong> intensivsten<br />

Erfahrungen in meinem Leben – vielfältig – einzigartig<br />

<strong>und</strong> w<strong>und</strong>erbar! Seminarschulrätin<br />

Theater bietet Spielräume für lebens- <strong>und</strong> schulrelevante<br />

Fragestellungen. Wir erleben gerade diesen<br />

Bereich, Konflikte nicht als Bedrohung wahrzunehmen,<br />

sondern als Chance für wertvolle Lernprozesse<br />

aller Beteiligten aufzugreifen, als besonders wertvollen<br />

Aspekt der Ausbildung.<br />

Sprach- <strong>und</strong> leSeFÖrderunG <strong>und</strong><br />

TeXTverSTehen<br />

Theaterpädagogische Methoden erweisen sich als<br />

sehr effektiv in Sachen Sprach- <strong>und</strong> Leseförderung.<br />

Theater ist untrennbar verb<strong>und</strong>en mit der Fähigkeit<br />

<strong>und</strong> Förderung des Lesens <strong>und</strong> Textverstehens. Einen<br />

Text in Spiel umzusetzen, erfordert tiefes Eindringen<br />

<strong>und</strong> „erlebte“ Interpretation. Umsetzung mittels Formen<br />

des darstellenden Spiels erfordert eine Vielzahl<br />

von situationsbezogenen Problemlösungsstrategien.<br />

Die Schulung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit<br />

<strong>und</strong> der <strong>Präsentation</strong>sfähigkeit der Lernenden steht<br />

dabei ebenfalls im Zentrum einer schulorientierten<br />

Didaktik des Theaterspielens. Ohne Eigenverantwortung<br />

<strong>und</strong> selbstgesteuertes Lernen können solche<br />

Prozesse nicht gelingen. Die hohe Effektivität<br />

szenariodidaktischer Konzeptionen <strong>und</strong> des gestisch,<br />

szenisch unterstützten Vorlesens wird in der Zweitsprachendidaktik<br />

eindrucksvoll unter Beweis gestellt.<br />

Vielseitig, motivierend <strong>und</strong> inspirierend; nicht nur für<br />

die Theaterarbeit (vor allem) auch für den täglichen<br />

Unterricht. Lehrerin Waldorfschule<br />

Lernende erfahren sich in Interaktionsprozessen<br />

<strong>und</strong> -strukturen einer Bezugsgruppe, lernen diese zu<br />

durchschauen <strong>und</strong> werden kompetenter im eigenen<br />

Handeln <strong>und</strong> Auftreten. Das geht einher mit einer<br />

Stärkung des Selbstwertgefühls <strong>und</strong> leistet deshalb<br />

effiziente Beiträge zu interkulturellem <strong>und</strong> sozialem<br />

Lernen, ebenso wie auch zur Sucht- <strong>und</strong> Gewaltprävention.<br />

Theaterpädagogik ist Ermutigungspädagogik<br />

<strong>und</strong> bedeutet „Lust bekommen auf sich selbst“.<br />

„Die Ausbildung hat mir viele Ideen für Unterrichtsauflockerung<br />

<strong>und</strong> Projekte an der Schule gebracht,<br />

größere Gelassenheit im Umgang mit jugendlichen<br />

Gruppen, größere Sicherheit im Stehen vor der<br />

Klasse, praktische Umsetzung szenischer Methoden,<br />

konkrete Ideen für Lehrproben, Thema Status war<br />

super für den Unterricht <strong>und</strong> Disziplinprobleme.“<br />

(Ref. Gymnasium)<br />

59


vorbereiTunGSdienST <strong>und</strong> TheaTer–<br />

STreSS <strong>und</strong> enTSpannunG<br />

Der Vorbereitungsdienst wird in seiner Brückenfunktion<br />

zwischen Hochschulstudium <strong>und</strong> Schulalltag als<br />

besonders stressintensive Zeit wahrgenommen. Ist es<br />

überhaupt zu leisten, neben dem Lehrauftrag an der<br />

Schule <strong>und</strong> den Seminarveranstaltungen nochmals<br />

500 zusätzliche Ausbildungsst<strong>und</strong>en zu absolvieren,<br />

ganz abgesehen davon, dass die TeilnehmerInnen<br />

500€ für die Gr<strong>und</strong>lagenstufe bezahlen müssen? Der<br />

Ausbildungsplan ist eng abgestimmt mit dem Veranstaltungskalender<br />

des Seminars <strong>und</strong> nimmt Rücksicht<br />

auf die besonders stressintensiven Prüfungszeiträume.<br />

Das ist kein leichtes Unterfangen, zumal die<br />

Prüfungsregularien <strong>am</strong> Sonderschul- <strong>und</strong> Gymnasialseminar<br />

zum Teil andere Zeitfenster vorsehen. Und<br />

auch für LehrerInnen mit vollen Lehraufträgen <strong>und</strong><br />

zum Teil langen Anfahrten ist die Belastung nicht<br />

gering.<br />

Fast einstimmig melden die TeilnehmerInnen zurück,<br />

dass sie die Ausbildungsabende als Ausgleich zum<br />

Alltag erleben, an denen eine Gegenwelt entsteht,<br />

die sehr entspannend <strong>und</strong> erholend wirkt. Dazu drei<br />

exemplarische Zitate aus dem Teilnehmerkreis:<br />

„Schaffst du das, die Theaterausbildung neben dem<br />

Referendariat?“ – „Wie hätte ich das Referendariat<br />

ohne die Theaterausbildung schaffen sollen?“<br />

Referendarin Gymnasium<br />

„Oft denke ich nach einem 9-St<strong>und</strong>en-Tag an der<br />

Schule: Jetzt auch noch Theater! Und dann raffe ich<br />

mich gegen innere Widerstände auf, fahre ans<br />

Seminar, sitze dort keine Minute rum, sondern<br />

bewege mich den ganzen Abend <strong>und</strong> fahre völlig<br />

entspannt anschließend nach Hause.“<br />

Lehreranwärterin Gemeinschaftsschule<br />

Die Abschlussprojekte der theaterpädagogsichen Ausbildungskurse<br />

sind seit vielen Jahren fester Bestandteil<br />

im kulturellen Leben der Region.<br />

Jedes Jahr sind in der ersten Julihälfte 7-10<br />

Aufführungen ausverkauft. Die besondere Qualität<br />

der Projekte liegt auch darin, dass hier im ländlichen<br />

Raum Theaterformate gezeigt werden, die in dieser<br />

Form nur in Städten mit professionellen Theatern zu<br />

sehen sind <strong>und</strong> deren besondere Wirkung aus einer<br />

Mischung aus chorischen, choreographischen, musikalischen<br />

Mitteln mit traditionellen Formen des Sprechtheaters<br />

beruht.<br />

„Die Theaterausbildung hat mir geholfen, vom Stress<br />

abzuschalten <strong>und</strong> den Kopf frei zu bekommen. Ohne<br />

die Theaterausbildung wäre mir das nicht gelungen.“<br />

Lehreranwärterin Gr<strong>und</strong>schule<br />

Anmerkungen 1 Vgl. Jürgen Mack/Werner Jauch: Theater als<br />

Bildungschance. In: Lehren & Lernen 28 (2002), H. 4, S. 3-4.<br />

2<br />

Äußerungen aus den regelmäßigen Evaluierungen der Kurse.<br />

Jürgen Mack, Bereichsleiter Deutsch/Theater <strong>am</strong> Staatlichen<br />

Seminar für Didaktik <strong>und</strong> Lehrerbildung (GWHRS) Meckenbeuren<br />

Juergen.mack@Seminar-GWHRS-ME.kv.bwl.de<br />

60


TheaTerpÄdaGoGiSche auSbildunG aM SeMinar Meckenbeuren<br />

die biSheriGen abSchluSSproJekTe<br />

die biSheriGen abSchluSSproJekTe<br />

Kurs 1 2002 Eigenproduktion<br />

nichts passiert – ein Stück Schule<br />

Kurs 2 2003 Eigenproduktion<br />

Schule – oder die Kunst der Komödie<br />

Kurs 3 2004 Luigi Pirandello<br />

Die Riesen vom Berge<br />

Kurs 4 2005 Michael Ende<br />

Momo<br />

Kurs 5 2006 Eigenproduktion<br />

Veronika beschließt zu sterben<br />

nach dem Roman von Paulo Coelho<br />

Kurs 6 2007 Thornton Wilder<br />

Wir sind noch einmal davongekommen<br />

Kurs 7 2008 Eigenproduktion<br />

malZeit (nach Arno Wesker Die Küche)<br />

Kurs 8 2009 Eigenproduktion<br />

Medea <strong>und</strong> die Reise der Argonauten<br />

Kurs 9 2010 Ottfried Preußler<br />

Krabat<br />

Kurs 10 2011 Eigenproduktion<br />

Oliver Twist nach dem Roman von<br />

Charles Dickens<br />

Kurs 11 2012 Willi<strong>am</strong> Shakespeare<br />

Ein Sommernachtstraum<br />

Kurs 12 2013 Peter Weiss<br />

Die Verfolgung <strong>und</strong> Ermordung des<br />

Jean Paul Marat<br />

dargestellt durch die Schauspieltruppe<br />

des Hospizes zu Charenton<br />

unter der Leitung des Herrn de Sade<br />

Kurs 13 2014 Eigenproduktion<br />

Und der Regen rinnt…<br />

Nach Helga Polaks<br />

Mein Theresienstädter Tagebuch<br />

Kurs 14 2015 Garcia Lorca<br />

Bernarda Albas Haus<br />

Kurs 15 2016 Max Frisch<br />

Biedermann <strong>und</strong> die Brandstifter<br />

Kurs 16 2017 Eigenproduktion nach J.W. Goethe<br />

Mensch? Faust!<br />

61


62


Das Abschlussprojekt des<br />

16. theaterpädagogischen Ausbildungskurses<br />

63


daS Tob<br />

(THEATER –OBERSCHWABEN –BODENSEE)<br />

TOB: Ist das Theaterensemble des Fördervereins<br />

THEATERTAGE AM SEE FRIEDRICHSHAFEN e.V.<br />

Das 2005 gegründete Ensemble ging aus den theaterpädagogischen<br />

Ausbildungskursen des Fördervereins THEATERTAGE TAGE AM SEE<br />

FRIEDRICHSHAFEN e.V. <strong>und</strong> des SEMINARS FÜR DIDAKTIK UND LEHRER-<br />

BILDUNG (GHS) MECKENBEUREN hervor. Spieler <strong>und</strong> Spielerinnen spielen<br />

ohne Gage aus Leidenschaft (Amateure), im Hintergr<strong>und</strong> arbeiten Theaterprofis<br />

mit der Gruppe. Mit der ersten Produktion Nur ein Spiel begeisterte<br />

das Ensemble seine Zuschauer, wo immer die Truppe auftrat. Helga Kröplin<br />

aus Tübingen führt Regie in der von ihr auch konzipierten Inszenierung<br />

Vive la Comédie – das Leben des Herrn Molière. Mit seiner dritten<br />

Produktion „Hommage an Loriot“ - Regie führte wieder Jürgen Mack –<br />

gewann die Gruppe im Jahr 2012 den deutschen Amateurtheaterpreis<br />

<strong>am</strong>arena in der Kategorie Komödie. Der Weltuntergang von Jura Soyfer<br />

wurde von Wolfgang Mettenberger aus Heidelberg inszeniert <strong>und</strong> 2018<br />

startet die Gruppe mit Jürgen Mack zu ihrer fünften Produktion: Luigi<br />

Pirandellos Sechs Personen suchen einen Autor.<br />

64


65


66<br />

laudaTio<br />

Am Montag, den 22. August 2011 ist Loriot in<br />

Ammerland <strong>am</strong> Starnberger <strong>See</strong> verstorben. Und<br />

mit ihm …<br />

Aber F<strong>am</strong>ilie Hoppenstedt will nicht sterben.<br />

ach was?!<br />

F<strong>am</strong>ilie Hoppenstedt kann nicht sterben.<br />

Laut Wikipedia befinden sich Untote - in einem<br />

körperlich-seelischen Zustand zwischen Leben <strong>und</strong><br />

Tod. Sie suchen in der Welt der Lebenden<br />

. nach unerfüllten Forderungen,<br />

. überbringen noch nicht empfangene<br />

Botschaften<br />

. oder üben an den Lebenden Rache für eine<br />

nicht abgeglichene Schuld.“<br />

ach was !?<br />

Wie der fliegende Holländer auf der Suche nach<br />

Erlösung über das Meer jagt,<br />

so muss Herr Müller – Lüdenscheid sich auf ewig<br />

in einer Badewanne sitzend wegen einer Ente<br />

streiten.<br />

So will es das Theater Oberschwaben Bodensee<br />

<strong>und</strong> so wollen wir es.<br />

Dabei macht es manchmal den Eindruck als würde<br />

das Ensemble des Theaters Oberschwaben Bodensee<br />

… der N<strong>am</strong>e könnte auch von Loriot sein …<br />

als würde das Ensemble die Klöbners <strong>und</strong><br />

Lindemanns,<br />

diese Archetypen der vergeblich um Haltung<br />

bemühten Deutschen gar nicht spielen<br />

… als wäre das Ensemble die Gewerkschaft <strong>und</strong> die<br />

Aufführung die Vollvers<strong>am</strong>mlung der Untoten des<br />

Loriotschen Kosmos.<br />

Transformation <strong>und</strong> Aneignung nicht imitatio –<br />

darin liegt die besondere Komik dieser<br />

Inszenierung.<br />

ach was?!<br />

Transformation <strong>und</strong> Aneignung - das ist auch die<br />

unerfüllte Forderung, die Botschaft <strong>und</strong> die Rache<br />

der Hoppenstedts <strong>am</strong> Publikum, an uns …<br />

Erst wenn wir uns selbst als Loriotfiguren akzeptieren<br />

<strong>und</strong> wirklich über uns selbst lachen können, …<br />

dann endlich kann F<strong>am</strong>ilie Hoppenstedt …<br />

Aber F<strong>am</strong>ilie Hoppenstedt wird nicht sterben!<br />

Das TOB hat mit seiner „Hommage an Loriot“ dem<br />

„dünnsten Buch der Welt, dem Buch über deutschen<br />

Humor“ eine w<strong>und</strong>erbar vielfältig kalligraphierte<br />

Seite hinzugefügt.<br />

Holleradülijö, Hollera Du Dödel Du!<br />

…Herzlichen Glückwunsch!!<br />

Stephan Schnell Bildungsreferent des BDAT


67


den TapFeren hilFT daS Glück<br />

über das improvisationstheater utobia<br />

anche Geschehnisse im Leben sind mitnichten<br />

das Ergebnis von klarer Logik, sondern geboren<br />

aus zehrender Sehnsucht. Der 11. Theaterpädagogische<br />

Ausbildungskurs im Lehrerseminar in Meckenbeuren<br />

war in einem wahren Sommernachtsrausch<br />

im Juli 2012 opulent zu Ende gegangen, vor uns<br />

Absolventen lag eine bleierne Leere, die mit dem an<br />

manchen Wochenenden stattfindenden Aufbaulehrgang<br />

nur ein schwaches Substitut finden konnte. Wir<br />

fassten den Entschluss, ein eigenes Theaterprojekt<br />

zu starten. Da es im Orbit des Seminars ein klassisches<br />

Amateurtheater schon gab - das von uns mit<br />

Ehrfurcht bedachte TOB – sollte es ein Improvisationstheater<br />

sein. Neun Leute aus dem Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />

Aufbaukurs sowie ein überraschend aufgetauchter<br />

externer erfahrener Interessent fanden sich zum<br />

Gründungstreffen im Januar 2013 ein. Woche für<br />

Woche trafen wir uns fortan im Lehrerseminar,<br />

parallel zum Gr<strong>und</strong>kurs. Wir arbeiteten, wir wiederholten,<br />

wir experimentierten, immer neue Leute<br />

tauchten auf, während andere verschwanden - die<br />

Bühne des Lebens spiegelte sich in unserer kleinen<br />

Improtheater-Welt. So entstand Utobia, die Umwerfende<br />

Teutonisch-Oesterreichische Bühneninitiativen<br />

AG.<br />

Die Mühen der Ebene begannen: Wohin wollten wir,<br />

welches Ziel hatte die Gruppe, wie sollte sie geführt<br />

sein, die Finanzierung? In dieser Phase zeigte sich,<br />

dass jede Gruppe einen Kern aus verlässlichen, energetischen<br />

<strong>und</strong> vorwärtsstrebenden Leuten braucht.<br />

Talent <strong>und</strong> Spaß an der Freud‘ sind gut, Konstanz <strong>und</strong><br />

stetes Brennen für die Sache aber unerlässlich. Fortis<br />

fortuna adiuvat - den Tapferen hilft das Glück: Das<br />

68


Atrium in Friedrichshafen<br />

bot sich uns<br />

als Auftrittsheimstätte,<br />

ein Musiker<br />

wurde auf einer<br />

Geburtstagsparty<br />

gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> unter<br />

dem Dach der <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

fanden wir einen<br />

vereinsrechtlichen<br />

Heimathafen.<br />

Ein Jahr nach<br />

Gründung <strong>und</strong> ausgiebigen<br />

Mäanderns durch das vieldimensionale<br />

Theateruniversum starteten wir mit einer Werkschau<br />

unseren ersten öffentlichen Auftritt. Seitdem hat<br />

Utobia eine eigene Philosophie <strong>und</strong> eine<br />

spezielle Mischung zwischen traditionellem Regie<strong>und</strong><br />

Improvisationstheater entwickelt.<br />

Alle <strong>Geschichte</strong>n, die Utobia auf der Bühne spielt,<br />

entstehen aus dem Moment. Die acht Spieler <strong>und</strong><br />

zwei Musiker erfinden die <strong>Geschichte</strong>n <strong>und</strong> Melodien<br />

augenblicklich - gespielt cor<strong>am</strong> publico. Gleichzeitig<br />

sind unsere <strong>Geschichte</strong>n vergänglich, nicht konservierbar:<br />

Ein seltenes sinnliches Erlebnis im Zeitalter<br />

der unendlichen digitalen Reproduzierbarkeit. Neben<br />

der schnellen, witzigen Impro-Comedy interessiert<br />

sich das Ensemble insbesondere für längere, berührende<br />

<strong>und</strong> ergreifende <strong>Geschichte</strong>n unter Einbeziehung<br />

von Requisiten <strong>und</strong> Kostümen, eine ungewöhnliche<br />

Spielart in der Welt des Improvisationstheaters.<br />

Utobia tritt regelmäßig in Friedrichshafen <strong>und</strong><br />

Umgebung, aber auch in anderen Regionen<br />

Deutschlands, Österreichs <strong>und</strong> der Schweiz auf.<br />

Auftrittstermine, Kontaktmöglichkeiten <strong>und</strong> weitere<br />

Informationen finden Sie auf unserer Homepage<br />

www.utobia.eu<br />

Herbert Kessler ist Leiter von Utobia, er lebt in<br />

Feldkirch/A.<br />

uTOBIa<br />

...ihr wollt es doch auch!<br />

Infos unter: www.utobia.eu<br />

69


die wichtigsten Förderer der <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

Bürgermeister Kurt Brotzer<br />

Bürgermeisterin<br />

Margarita Kaufmann<br />

die Stadt Friedrichshafen<br />

Die Stadt Friedrichshafen, in den ersten acht Jahren selbst Träger des Festivals,<br />

ist von Anfang an der wichtigste Förderer der <strong>Theatertage</strong> an <strong>See</strong>. Vom früheren<br />

Bürgermeister Kurt Brotzer st<strong>am</strong>mt der Impuls zur Gründung des Trägervereins,<br />

seine Nachfolger Margarita Kaufmann, Peter Hauswald <strong>und</strong> Andreas Köster <strong>und</strong><br />

die Oberbürgermeister Josef Büchelmeier <strong>und</strong> Andreas Brand gebührt das Verdienst,<br />

den Verein immer unterstützt zu haben. Besonders erwähnenswert sind<br />

auch die Gemeinderäte der Stadt, sie legen mit der Bewilligung der kommunalen<br />

Förderung den Gr<strong>und</strong>stein für den Erfolg der Veranstaltung. In den letzten acht<br />

Jahren wurden die finanziellen Zuwendungen für die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> von<br />

allen Fraktionen des Gemeinderates einstimmig beschlossen.<br />

der bodenseekreis<br />

Vom d<strong>am</strong>aligen Kulturreferenten des Bodenseekreises, Dieter Blümel, ging 1986<br />

der Impuls aus, die „Häfler <strong>Theatertage</strong> umzubenennen in „<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>See</strong>“, der Bodenseekreis stieg mit ein in den Kreis der Veranstalter <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it<br />

begann die eigentliche Erfolgsgeschichte des Festivals. Die Landräte Siegfried<br />

Tann <strong>und</strong> Lothar Wölfle zeigten sich über all die Jahre als großartige Unterstützer<br />

<strong>und</strong> Fürsprecher bei den Oberschwäbischen Elektrizitätswerken (OEW).<br />

Am 8. März 2018 zeichnete der Landkreis den Förderverein <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>See</strong> mit dem renommierten Kulturpreis des Bodenseekreises aus. Landrat Wölfle<br />

betonte neben dem künstlerischen die generationsübergreifenden, inklusiven<br />

<strong>und</strong> intergativen Schwerpunkte der Theaterarbeit.<br />

„Das beispielhafte <strong>und</strong> nachhaltige theaterpädagogische Wirken der <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> besitzt europaweite Strahlkraft <strong>und</strong> trägt maßgeblich zur kulturellen<br />

Bereicherung der Region bei.“<br />

70


Dr. Friederike Lutz<br />

Landrat Lothar Wölfle<br />

laudatio von dr. Friederike lutz, Leiterin des Schulmuseums Friedrichshafen <strong>und</strong><br />

prof<strong>und</strong>e Kennerin der <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> anlässlich der Verleihung des Kulturpreises<br />

des Bodenseekreises an die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

<strong>am</strong> 8. März 2018<br />

Ich bin gefragt worden, als eine, die die <strong>Theatertage</strong> seit<br />

1996 fast kontinuierlich begleitet hat – <strong>und</strong> zwar in unterschiedlichen<br />

Rollen. Und diese Perspektive möchte ich<br />

einnehmen. 1996 habe ich als Redakteurin der Schwäbischen<br />

Zeitung die <strong>Theatertage</strong> zum ersten Mal erlebt – <strong>und</strong> war<br />

begeistert, war fasziniert von diesem unkonventionellen,<br />

diesem verspielten, diesem lebendigen Geist <strong>und</strong> auch Chaos<br />

– Verzeihung! – in der Bodenseeschule in diesen Tagen<br />

des Festivals. Bunt, umtriebig, immer auch ein bisschen<br />

aufgeregt, Gr<strong>und</strong>schulkinder, Teenager, junge Erwachsene,<br />

Menschen mitten im Beruf <strong>und</strong> Senioren – sie alle bewegten<br />

sich d<strong>am</strong>als in den Fluren, in der Mensa <strong>und</strong> auf den<br />

beiden Bühnen der Bodenseeschule ganz selbstverständlich<br />

durcheinander, miteinander, aufeinander zu. Neue Gesichter,<br />

bekannte Gesichter. Eine animierende Szenerie.<br />

Ich erlebte zum ersten Mal geballt, wie faszinierend Amateurtheater<br />

sein kann. Wie tief sich theaterbegeisterte<br />

Menschen aus allen möglichen Professionen <strong>und</strong> Hintergründenjenseits<br />

des Theaters ausloten, was machbar ist, wie sie<br />

mutig Grenzen überschreiten <strong>und</strong> uns d<strong>am</strong>it unterhalten,<br />

anregen, auch irritieren. Und dann diese Aufgeschlossenheit,<br />

sich nach den Aufführungen den Spiegel vorhalten zu<br />

lassen. Natürlich ist das alles hoch pädagogisch, aber eben<br />

so selbstverständlich, so wertschätzend <strong>und</strong> die Kunst ernst<br />

nehmend. Das ist es vielleicht, was mich <strong>am</strong> meisten begeistert:<br />

dass hier die Kunst <strong>und</strong> die Kultur ernst genommen werden<br />

als etwas Prozesshaftes, etwas sich Entwickelndes, das<br />

nie perfekt sein wird. Hier wird die Bühnenkunst nicht auf<br />

die Unterhaltung reduziert, begriff ich schnell, sondern hier<br />

wird sie als menschengegebenes Werkzeug der Interpretation<br />

<strong>und</strong> des Umgangs mit unserem Leben, mit unserer Welt<br />

gesehen. Hier lehnt sich niemand nur genießend oder auch<br />

naserümpfend zurück.<br />

Und wenn ich heute, 20 Jahre später, durch die Bodenseeschule<br />

laufe, wenn <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> sind, dann hat sich<br />

das in meiner Wahrnehmung nicht geändert… Die forcierte<br />

Öffnung in die Schulen mit den Schultheatertagen… d<strong>am</strong>it<br />

wirken die <strong>Theatertage</strong> in die Stadt, unter den Menschen, die<br />

hier lernen <strong>und</strong> lehren. Da durchdringt sich etwas, <strong>und</strong> das<br />

ist in Friedrichshafen nicht so ganz selbstverständlich.<br />

Als Referentin des Häfler Kultur- <strong>und</strong> Sozialbürgermeisters,<br />

die ich dann später einige Jahre war, durfte ich immer wieder<br />

die Reden für die Preisverleihungen oder die Eröffnung<br />

des Festivals schreiben. Für die <strong>Theatertage</strong> floss mir der<br />

Text jedes Mal wie eine kleine Verbeugung vor Euch, Eurem<br />

Geist, Eurem Engagement aus den Fingern in die Tasten. Mir<br />

wurde immer klarer, dass Ihr in der Szene hier in der Region<br />

eine wichtige Rolle spielt, was auch die Bodenständigkeit<br />

von Kultur, was die Niederschwelligkeit meint.<br />

Nun habe ich das Schulmuseum unter meinen Fittichen,<br />

sollte es aus seinem Dornröschenschlaf wecken. Nur eine<br />

– ich gebe zu nachdrückliche – Bemerkung beim Abschluss<br />

der vergangenen <strong>Theatertage</strong> zu Dir, Jürgen – <strong>und</strong> jetzt sind<br />

wir dabei. Sind Ort für zwei Workshops – einem mit Schülern<br />

der Schreieneschschule <strong>und</strong> einem Wochenendworkshop<br />

für Erwachsene. Ganz schnell war dank Eurer Offenheit <strong>und</strong><br />

Lust auf Neues die Bereitschaft auf Eurer Seite geweckt,<br />

<strong>und</strong> jetzt freue ich mich auf die Woche, in der die <strong>Theatertage</strong><br />

Einzug halten in die alte Villa Riss. Ich bin gespannt,<br />

welche <strong>Geschichte</strong>n die beiden Workshops unserem Haus<br />

entlocken.<br />

Ihr seid Netzwerker. Ihr verschließt Euch nicht,<br />

sondern lasst Euch ein auf immer wieder auch<br />

Neues. Ich würde mir wünschen, dass hier in der<br />

Region noch mehr Kulturschaffende <strong>und</strong> Kulturveranstaltende<br />

von diesem Festival mitbekommen.<br />

Dass viele von ihnen einmal erleben, wie inspirierend<br />

diese Atmosphäre des Festivals ist. Und wie selbstverständlich<br />

es sein kann, dass es nicht immer die Perfektion<br />

<strong>und</strong> die vermeintliche Weltklasse sind, die den Menschen<br />

berühren <strong>und</strong> etwas in ihm in Gang setzen. Wenn wir die,<br />

die sich auf die Bühne trauen, ernst nehmen, gestehen wir<br />

uns <strong>und</strong> der zweckorientierten Welt ein, dass es mehr gibt<br />

als Zahlen, Daten, Fakten.<br />

Mögen auch die die Nase rümpfen, die nach den großen<br />

Bühnen schielen, ihnen sei gesagt: Die <strong>Theatertage</strong> <strong>und</strong> all<br />

die Menschen, die an den Bodensee pilgern, um an ihnen<br />

teilzunehmen, ob einmal oder immer wieder, sind es, die<br />

den Boden dafür bereiten, dass Menschen einen Zugang zur<br />

Kultur finden. Und dafür sorgt der Förderverein der <strong>Theatertage</strong>.<br />

71


72<br />

Jürgen Mack, Gerhard Schöll, Jutta Widmaier, Rita Weiss, Tine Reith, Britta Lutz, Selma Öngel-Chryssowergis, Harald Eilers,<br />

Claudius Jehle, Claudia Koller, Jochen Stuppi. Im Bild links oben: Claudius Beck


der landesverband <strong>am</strong>ateurtheater baden-Württemberg (labW)<br />

Der langjährige Präsident Helmut Kuhn legte den Gr<strong>und</strong>stein für die Entwicklung<br />

des Festivals über die Region hinaus, sein Nachfolger Rolf Wenhardt setzte den<br />

eingeschlagenen Weg fort <strong>und</strong> auch das neue Präsidium des Landesverbandes<br />

Amateurtheater Baden-Württemberg um seine Präsidentin Naemi Keuler <strong>und</strong> den<br />

künstlerischen Leiter Marcus Joos unterstützen das Festival auf großartige Weise.<br />

laudatio von naemi keuler,<br />

Präsidentin des Landesverbandes Amateurtheater Baden-Württemberg e.V. für<br />

den „Kulturpreis des Bodenseekreises”<br />

<strong>am</strong> 8. März 2018<br />

Es ist mir heute eine große Ehre, als Präsidentin des Landesverbands<br />

Amateurtheater Baden-Württemberg die Laudatio<br />

für den Kulturpreis des Bodenseekreises für die „<strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong>“ zu halten. Nicht nur, weil die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

rein sachlich belegbar diesen Preis verdienen, sondern auch,<br />

weil ich mich persönlich zutiefst mit den Ideologien, den<br />

Werten <strong>und</strong> den <strong>Geschichte</strong>n der <strong>Theatertage</strong> verb<strong>und</strong>en<br />

fühle.<br />

Bei den „<strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong> <strong>See</strong>“, einem der größten europäischen<br />

Amateurtheaterfestivals sowie den „Jugend- <strong>und</strong><br />

Schultheatertagen“ finden alljährlich Menschen aus mehr als<br />

30 Herkunftsländern zus<strong>am</strong>men, im Jahr 2018 bereits zum<br />

34. Mal. Doch für ein nationales wie internationales Festival<br />

selber ist das nicht unbedingt ungewöhnlich. Warum jedoch<br />

stechen die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> als herausragend in der<br />

deutschen Theaterszene hervor? Weil hinter dem Festival ein<br />

sich erst auf den zweiten oder dritten Blick ein sichtbares<br />

Konzept <strong>und</strong> Netzwerk erschließt, das absolut einzigartig in<br />

der Kulturlandschaft ist <strong>und</strong> über Jahrzehnte aus einer Basis<br />

<strong>und</strong> einem Verständnis für Zeitgeist, Neugier <strong>und</strong> Lebensraum<br />

erwachsen ist.<br />

Die <strong>Theatertage</strong> gründeten sich 1984 aus dem Wunsch<br />

engagierter Menschen. Wann immer seit 1986 Netzwerke<br />

der Theaterpädagogik in Süddeutschland zus<strong>am</strong>mentrafen,<br />

waren die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> in der Bodenseeschule<br />

St. Martin ein wichtiger Schauplatz dieser Begegnung <strong>und</strong><br />

Vernetzung. Auch der europäische Verband CEC <strong>und</strong> der Weltdachverband<br />

AITA/IATA waren bereits hier zu Gast. In den<br />

Räumen der Bodenseeschule hat es Vereins- <strong>und</strong> Verbandsgründungen<br />

gegeben, beispielsweise die Gründungssitzung<br />

des LVTS - Landesverband Theater in Schulen. Bei den<br />

„<strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong> <strong>See</strong>“ haben sich vor einigen Jahren<br />

erstmals alle Baden-Württembergischen Dachverbände <strong>und</strong><br />

wichtigen Institutionen, die sich mit Schule <strong>und</strong> Theater<br />

beschäftigen, an einen Tisch gesetzt, um ein gemeins<strong>am</strong>es<br />

Projekt zu beginnen: JUST-BW, die Jugend- <strong>und</strong> Schultheatertage<br />

Baden-Württemberg. Diese fanden ebenfalls zwei<br />

Mal in der Bodenseeschule im Vorfeld der <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>See</strong> aufgr<strong>und</strong> der bereits bestehenden Infrastruktur statt,<br />

konnten hier überhaupt erst ins Leben gerufen werden.<br />

Das Vertrauen der unterschiedlichen Verbände konnte über<br />

Jahre hinweg durch die Vernetzung innerhalb der Jury der<br />

<strong>Theatertage</strong> gewonnen werden. Alle Jurymitglieder der <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> werden von den Kooperationsverbänden in<br />

die jährliche Jury entsandt.<br />

Ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> für den Erfolg, ein außergewöhnlicher<br />

Veranstaltungsort: Dahinter steht das Bildungszentrum<br />

Bodensee-Schule St. Martin mit Freier Katholischer<br />

Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Werkrealschule sowie Sozialwissenschaftlichem<br />

Gymnasium. Das Zentrum erhielt den LAMATHEA-Preis 2017<br />

für das besondere bürgerschaftliche Engagement der Lehrer<br />

<strong>und</strong> Lehrerinnen, der Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen,<br />

Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Kooperationspartner bei der<br />

Unterstützung der „<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>“ sowie für seine<br />

daraus hervorgehende Rolle als nachhaltiges Zentrum der<br />

Vernetzung von lokalen, regionalen, nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Akteuren des Amateurtheaters, der Theaterpädagogik<br />

<strong>und</strong> als Dach der Zirkusakademie Friedrichshafen,<br />

die sich hier entwickeln konnte. Die Bodensee-Schule wird<br />

während der <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> zu einem einzigartigen,<br />

inspirierenden Ort der Begegnung, des Verweilens, des<br />

Staunens <strong>und</strong> des Austausches.<br />

Pädagogische <strong>und</strong> kreative Erfahrungen behalten die <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> aber nicht auf dem Gelände <strong>und</strong> innerhalb<br />

des eigenen Mikrokosmos: Mit Projekten wie „wir…hier“<br />

<strong>und</strong> Kooperationsprojekten an Schulen im Bodensee-Kreis<br />

wurde bereits vor Jahren das Festival auf die ganze Region<br />

r<strong>und</strong>um Friedrichshafen ausgeweitet. Diese Projekte starten<br />

in der Regel bereits einige Tage vor dem Festival an unterschiedlichen<br />

Schulen <strong>und</strong> in Jugendzentren. Eine öffentliche<br />

<strong>Präsentation</strong> der Ergebnisse ist wiederum immer <strong>am</strong> Freitag<br />

zum Abschluss der Jugendtheatertage <strong>und</strong> kurz vor der<br />

Eröffnung der Internationalen <strong>Theatertage</strong>. Somit kann hinein-<br />

<strong>und</strong> hinausgewirkt werden, das Festival verschmilzt mit<br />

der Region, man erreicht ein absolut heterogenes Publikum,<br />

öffnet die Türen <strong>und</strong> erschafft Brücken zu einem Lebensraum<br />

„Schule <strong>und</strong> Theater“.<br />

Zus<strong>am</strong>menfassend: Die „<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>“ sind eines der<br />

großen Flaggschiffe des Amateurtheaters <strong>und</strong> der Theaterpädagogik<br />

in Baden-Württemberg <strong>und</strong> Deutschland. Dafür<br />

werden sie sowohl finanziell durch das Land BW gefördert<br />

als auch ideell durch den Landesverband Amateurtheater<br />

BW(LABW) unterstützt. Das besondere Engagement, die<br />

Vielseitigkeit <strong>und</strong> innovative Offenheit der Menschen im<br />

Bildungszentrum Bodensee-Schule St. Martin in Kooperation<br />

mit dem Förderverein „<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>“ ist beispielhaft<br />

für eine Initiative, die für herausragendes bürgerschaftliches<br />

Engagement steht. Für ihren Verdienst um das Amateurtheater<br />

in Baden-Württemberg, in den AddA Ländern, Deutschland<br />

<strong>und</strong> in der Welt verdienen die Akteure eindeutig eine<br />

ganz besondere Auszeichnung <strong>und</strong> werden den Kulturpreis<br />

des Landkreises Bodensee absolut würdig erhalten.<br />

73


daS land baden-WürTTeMberG<br />

Manfred lucha, Minister für Soziales <strong>und</strong> Integration in Baden-<br />

Württemberg,<br />

betonte in seiner Begrüßungsrede der Theatergruppen 2017 die<br />

Bedeutung kulturellen Austausches, unmittelbarer Begegnung<br />

von Menschen unterschiedlicher Herkunftsländer <strong>und</strong> vor allem<br />

die konkrete Zus<strong>am</strong>menarbeit in kulturellen Bereichen.<br />

„Die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> stehen dafür beispielhaft als ein<br />

kultureller Leuchtturm <strong>am</strong> Ufer des Bodensees, inklusiv,<br />

generationenübergreifend, integrativ, Menschen verbindend.“<br />

Johannes Grebe<br />

Regierungsdirektor<br />

petra olschowski, Staatsekretärin im Ministerium<br />

für Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kunst<br />

„grenzen los“ – Ein Motto, das vielfältige Assoziationen<br />

weckt. Was zunächst so offen, frei <strong>und</strong> positiv klingt, ist mittlerweile<br />

zu einem vielschichtigen Thema geworden. Der regelmäßige<br />

Blick in die Nachrichten zeigt, die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

hätten kaum ein aktuelleres Motto wählen können. Das Progr<strong>am</strong>m<br />

demonstriert dabei deutlich die w<strong>und</strong>erbare Eigenschaft<br />

des Theaters, Grenzen aufzuzeigen, aber auch Grenzen zu öffnen.<br />

Räumliche Grenzen überwinden die vielen Theatergruppen aus ganz<br />

Europa sowie die internationalen Gastdozenten, die auch in diesem<br />

Jahr in Friedrichshafen erwartet werden. Das ist ein starkes Plädoyer<br />

für ein gemeinschaftliches <strong>und</strong> offenes Europa! Ich begrüße Sie alle<br />

ganz herzlich in Baden-Württemberg!<br />

Mit ihrem Motto, ihrem leidenschaftlichen Progr<strong>am</strong>mvorwort <strong>und</strong><br />

ihren Progr<strong>am</strong>mbeiträgen setzen die <strong>Theatertage</strong> ein Zeichen für<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Vielfalt. Denn nur im Dialog miteinander können<br />

wir auch die Grenzen in den Köpfen überwinden. Genau dafür brauchen<br />

wir die Theater: Dass sie der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten<br />

<strong>und</strong> dass sie Toleranz <strong>und</strong> Mitmenschlichkeit einfordern. Sehr<br />

gerne habe ich daher die Schirmherrschaft über die 33. <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> übernommen.<br />

74


andreas Stoch, schrieb in<br />

seinem Grußwort 2015,<br />

d<strong>am</strong>als Kultusminister in BW:<br />

Einen „Stand.punkt“ zu haben<br />

ist in unserer von größter<br />

Vielseitigkeit geprägten <strong>und</strong><br />

mannigfaltigen Einflüssen<br />

unterworfenen Gesellschaft<br />

von Relevanz. Für die einen<br />

heißt es, eine bestimmte Auffassung, eine<br />

Denkart, eine Geisteshaltung zu haben, für<br />

die anderen klingt der Begriff des „Stand.<br />

Punktes“ nach der Einstellung, mit der man<br />

etwas beurteilt. Das Motto „Stand.Punkte“<br />

eignet sich aber für die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

noch in ganz besonderer Weise.<br />

Seit 32 Jahren bietet dieses Festival einmal<br />

jährlich im besten Wortsinn einen zeitweiligen<br />

„Stand.Punkt“ von Schul- <strong>und</strong><br />

Amateurtheatergruppen aus Baden-<br />

Württemberg <strong>und</strong> weit darüber hinaus,<br />

weshalb mir die Übernahme der Schirmherrschaft<br />

eine besondere Freude ist. Dass<br />

sich diesjährig die 1. Jugend- <strong>und</strong> Schultheatertage<br />

Baden-Württemberg, JUST-BW<br />

in diesen Rahmen fügen, hat Premiere.<br />

helmut rau MdL<br />

Minister für Kultus, Jugend <strong>und</strong> Sport des<br />

Landes Baden-Württemberg 2010<br />

Die Friedrichshafener <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

blicken im Jahr 2010 auf 26 Jahre ihres Bestehens zurück. Seit<br />

ihrer Gründung leisten sie einen großartigen Beitrag zur Entwicklung<br />

des Schul- <strong>und</strong> Amateurtheaters in Baden-Württemberg<br />

<strong>und</strong> weit darüber hinaus. Durch das breit gefächerte Spektrum<br />

theaterpädagogischer Angebote setzt es wichtige Impulse für<br />

die qualitative Weiterentwicklung der Theaterarbeit in unserem<br />

Land. Nicht zuletzt aber ermöglicht es zahlreiche Begegnungen<br />

von Theaterschaffenden aus vielen Ländern Europas <strong>und</strong> nimmt<br />

daher in der Festivallandschaft des Schul- <strong>und</strong> Amateurtheaterbereichs<br />

einen herausragenden Platz ein. Gerne habe ich daher<br />

auch wie in den vergangenen Jahren die Schirmherrschaft für<br />

diese <strong>Theatertage</strong> übernommen.<br />

75


der b<strong>und</strong> deuTScher aMaTeurTheaTer (bdaT)<br />

„Wir rufen als ,bunter‘,<br />

bürgerschaftlicher Verband<br />

mit den unterschiedlichsten<br />

Menschen darin, mit internationalen<br />

Partnern <strong>und</strong> mit<br />

einer 125-jährigen <strong>Geschichte</strong><br />

alle Engagierte unserer<br />

Mitgliedsbühnen, Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Partner auf: (…) Gebt<br />

der Menschlichkeit die Hauptrolle <strong>und</strong> der Würde<br />

jedes Menschen ihren Platz. Tretet Tag für Tag<br />

ein für einen respektvollen Umgang mit allen<br />

Erdenbürgern. Theater bietet eine Vielzahl an<br />

Möglichkeiten, Menschen verschiedenster<br />

Nationen in einen offenen Dialog zu bringen,<br />

Vorurteile abzubauen <strong>und</strong> gegenseitig zu<br />

profitieren von den Schätzen verschiedener<br />

Kulturen.“ (aus dem „Aufruf zu einer Bühne<br />

der Menschlichkeit - gegen die Spektakel des<br />

Scheußlichen“, veröffentlicht vom B<strong>und</strong><br />

Deutscher Amateurtheater 2015)<br />

aufgreift, sondern vor dem Hintergr<strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />

<strong>und</strong> politischer Tendenzen immer<br />

auch Position bezieht, beispielhaft. Auch in<br />

diesem Jahr spiegelt sich im Progr<strong>am</strong>m unter<br />

dem Motto „Theater von wem? Für wen?“ das<br />

Thema „Grenzüberschreitung“ auf vielen Ebenen<br />

wider: Regionales Schultheater trifft auf<br />

internationale Theaterszene, trifft auf Theater<br />

von Menschen mit Beeinträchtigungen, trifft<br />

auf Theater mit Einwanderern <strong>und</strong> Geflüchteten,<br />

trifft auf… Dabei schaffen es die Macher<br />

dieses Festivals spielend, alle Beteiligten in<br />

einen Dialog auf Augenhöhe zu bringen – <strong>und</strong><br />

dieser Austausch über Kunst, Kultur- <strong>und</strong><br />

Lebensauffassungen ist in dieser Zeit wichtiger<br />

denn je! Die <strong>Theatertage</strong> in Friedrichshafen<br />

sind mit ihrem Progr<strong>am</strong>m aus Aufführungen,<br />

Fachgesprächen, Theaterpreisen <strong>und</strong> Workshops<br />

zugleich ein wesentlicher Impulsgeber für die<br />

Entwicklung des b<strong>und</strong>esdeutschen wie auch des<br />

internationalen Amateurtheaters.<br />

Die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> sind mit ihrem Konzept,<br />

das nicht nur künstlerische Entwicklungen<br />

Simon Isser,<br />

Präsident des B<strong>und</strong> Deutscher Amateurtheater e.V.<br />

76


77


Stellungnahme zu den Leistungen der „<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>“<br />

getragen vom „Förderverein <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

Friedrichshafen e.V.“ Prof. Dr. Gerd Koch 1 ; Sieglindestr. 5, 12 159 Berlin, 30. Januar 2018<br />

Mit Worten des romantischen Denkens von vor etwa<br />

200 Jahren kann eine solche Aktivität wie die <strong>Theatertage</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>See</strong> verstanden werden als der „w<strong>und</strong>erbare<br />

Prozeß der Weltergänzung“ (wie der Dichter Heinrich<br />

Heine sagte), als eine „Weltergänzung durch Poesie“ 2<br />

aus der Welt selber, mittels lebendiger Menschen,<br />

mittels der Theater-Akteure <strong>und</strong> -Akteurinnen selber.<br />

Ein Zeitgenosse von Heinrich Heine, der Philosoph <strong>und</strong><br />

Politiker Karl Marx bringt diese Idee auf die schöne<br />

Formel „Wir entwickeln der Welt aus den Principien der<br />

Welt neue Principien“ 3 .<br />

Und beim Philosophen des „Prinzip Hoffnung“ aus dem<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>ert, bei Ernst Bloch, klingt es so: „Was ich<br />

anstrebe, ist, aus der Gegenwart das Mögliche, das in<br />

ihr angelegt ist, herauszulesen“ 4 .<br />

Und das nun wird hier bei den <strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong> <strong>See</strong><br />

kontinuierlich gemacht: Aus der Gegenwart das Mögliche<br />

herausholen <strong>und</strong>: Es wird vorgezeigt.<br />

Ach, besser noch: Auch das Unmögliche wird herausgeholt;<br />

denn auch dadurch wird die Welt ja bereichert.<br />

Nochmal: Weltergänzung durch Theater!<br />

Theater ist ein umfangreiches, ein maßloses Unternehmen!<br />

Es kombiniert so vieles, was es auf der Welt – so<br />

noch – nicht gibt. Es erfindet immer etwas Neues <strong>und</strong><br />

ergänzt unser Leben, macht unsere Welt vielfältig.<br />

Die „<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>“ stehen exemplarisch für solch<br />

ein Wirkungsgefüge!<br />

Natürlich!<br />

Natürlich wird hier gespielt, ‚richtig‘ Theater gemacht!<br />

Natürlich wird hier ‚performiert‘ – also: aufgeführt; es<br />

wird künstlerisch Form gegeben!<br />

Natürlich kann Aufführen auch heils<strong>am</strong>es Verstören<br />

sein: Wie der oder die oder diese Gruppe sich wieder<br />

aufgeführt hat …!<br />

Natürlich wird hier nachgedacht über die Theater, ja es<br />

gibt kritische Blicke der Jurys!<br />

Natürlich gibt es Reflexionen, also Kommentare,<br />

wechselseitige Befragungen <strong>und</strong> Nachgespräche <strong>und</strong><br />

Rück-Spiele zu den Stücken unter den Expertinnen<br />

<strong>und</strong> Experten – <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it sind natürlich immer alle<br />

gemeint, die ‚theatrophil‘ sind, also die, die Theater-<br />

Liebhaberinnen <strong>und</strong> Theater-Liebhaber sind!<br />

Natürlich bildet man sich weiter <strong>und</strong> fort durch Theater<br />

hier auf den <strong>Theatertage</strong>n: Durch Anschauung, durch<br />

Theorie, durch Selbsterfahrung, durch Rollenwechsel,<br />

durch Selbermachen, durch Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

aus dem In- <strong>und</strong> Ausland – durch Praxis <strong>und</strong> Theorie!<br />

Natürlich muss hier organisiert werden: Ein langer,<br />

nicht versiegender Atem ist dafür nötig.<br />

Natürlich muss auch der theatrophile Mensch essen<br />

<strong>und</strong> trinken <strong>und</strong> übernachten, <strong>und</strong> er braucht Technik<br />

<strong>und</strong> Licht <strong>und</strong> akustische Anlagen <strong>und</strong> Finanzen.<br />

Die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> managen auch das präzis <strong>und</strong><br />

fre<strong>und</strong>lich!<br />

Natürlich darf auch gefeiert werden!<br />

Ich habe jede meiner Bemerkung mit dem Wort<br />

„natürlich“ begonnen.<br />

Aber so natürlich ist es allüberall (noch) nicht!<br />

Doch bei den <strong>Theatertage</strong>n <strong>am</strong> <strong>See</strong> wird theatrale<br />

Weltergänzung zu etwas ganz Natürlichem.<br />

Stellen wir uns vor: Es hätte sie nicht gegeben,<br />

diese <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>:<br />

Das wäre natürlich schrecklich!<br />

Aber, wie gesagt, hier ist es seit 1984 natürlich anders<br />

als sonstwo auf der Welt. Glücklicherweise!<br />

78<br />

1. Beisitzer im Vorstand der BAG Spiel & Theater e. V.; Gründungsherausgeber der „Zeitschrift für Theaterpädagogik / KORRESPONDENZEN“, Vorstandsmitglied<br />

der „Gesellschaft für Sinn <strong>und</strong> Form e. V.“, Mitbegründer der „Gesellschaft für Theaterpädagogik“, bis 2015 Jury-Mitglied beim „Alice-Salomon-Poetik-<br />

Preis“, erster Leiter des Studiengangs „Biografisches <strong>und</strong> Kreatives Schreiben“ an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin (bis 2010)<br />

2. Grigorij Chawtassi: Weltergänzung durch Poesie, in: Weimarer Beiträge, H. 2, 1972, S. 145 – 161.3.<br />

3. Karl Marx an Arnold Ruge, in: Karl Marx, Friedrich Engels: Briefwechsel bis April 1846, in: MEGA, Band 1, 3. Abteilung, Berlin 1975, S. 56.<br />

4. Ernst Bloch: Die Utopie ist eine philosophische Kategorie unseres Zeitalters, in: Tagträume vom aufrechten Gang, hrsg. von Arno Münster, Frankfurt <strong>am</strong><br />

Main 1977, S. 124.


Brückenbauer<br />

von Norbert Rademacher<br />

Ehem. Präsident des BDAT von 2000 - 2015<br />

Die „<strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>“ sind mir persönlich aus<br />

vielfältigen Besuchen, Jurytätigkeiten <strong>und</strong> Festivalteilnahmen<br />

bekannt. Ich habe die Entwicklung des<br />

Vereins <strong>und</strong> des gleichn<strong>am</strong>igen Festivals in den vergangenen<br />

30 Jahren mit großem Interesse verfolgt <strong>und</strong><br />

bew<strong>und</strong>ert. Der ehren<strong>am</strong>tlich engagierte <strong>und</strong> fachlich<br />

kompetente Vorstand ist dabei der Garant für eine stabile,<br />

zukunftsweisende <strong>und</strong> innovative Arbeit auf den<br />

Gebieten des Amateur-, Schul- <strong>und</strong> Jugendtheaters. Mit<br />

seinen vielfältigen theaterpädagogischen Angeboten<br />

genießen die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> eine hohe Anerkennung<br />

nicht nur in Deutschland, sondern sie wirken auch<br />

weit über die Landesgrenzen hinaus in die Strukturen<br />

der internationalen Amateurtheaterszene.<br />

Entscheidend für den langfristigen Erfolg <strong>und</strong> die außerordentliche<br />

Bedeutung der <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> ist dabei<br />

das gr<strong>und</strong>legende künstlerische <strong>und</strong> kulturpolitische<br />

Konzept auf der Basis eines umfassenden kulturellen<br />

Bildungsverständnisses. Dabei geht es dem Verein um<br />

die Förderung des kreativen gestalterischen Potentials<br />

über die Generationen <strong>und</strong> Nationalitäten hinweg. In<br />

den Festivals der vergangenen 30 Jahre wird diese<br />

Brückenfunktion <strong>und</strong> besondere Qualität des Theaters<br />

in hervorragender Weise sichtbar.<br />

Das Festival <strong>und</strong> die im Kontext der Veranstaltung<br />

durchgeführten Theaterlehrgänge <strong>und</strong> theaterpädagogischen<br />

Maßnahmen nehmen in Deutschland <strong>und</strong><br />

Europa eine Sonderstellung ein. Die jährlich wechselnden<br />

Schwerpunktthemen haben der deutschen Amateurtheaterszene<br />

wertvolle Impulse gegeben, wie z. B. ein<br />

Theaterprojekt mit überlebenden Zeitzeugen der KZs in<br />

Theresienstadt <strong>und</strong> Auschwitz 2013.<br />

Die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> verstehen sich als lebendiges<br />

Netzwerk nicht nur der Theaterverbände, sondern auch<br />

der Theaterschaffenden in Deutschland.<br />

Die <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong> sind immer ein Ort der unmittelbaren<br />

Begegnung <strong>und</strong> des Austausches künstlerischer<br />

Methoden <strong>und</strong> Inhalte. Kontroverse Debatten in einer<br />

von gegenseitiger Achtung geprägte, gastfre<strong>und</strong>liche<br />

Atmosphäre gehören zum Selbstverständnis des Vereins.<br />

Seine Bedeutung für das Amateurtheater in Deutschland<br />

ist außerordentlich <strong>und</strong> in vielfältiger Hinsicht<br />

einzigartig.<br />

79


80


die Förderer <strong>und</strong><br />

die kooperationspartner<br />

Stadt Friedrichshafen<br />

Bodensee-Schule St. Martin; freies<br />

katholisches Schulwerk Friedrichshafen<br />

Ministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung <strong>und</strong> Kunst Baden-Württemberg<br />

Landesverband Amateurtheater<br />

Baden-Württemberg<br />

Gefördert durch den B<strong>und</strong> Deutscher<br />

Amateurtheater e.V. (BDAT)<br />

mit Mitteln des Auswärtigen Amtes.<br />

Associate International Amateure<br />

Theatre Association (AITA/IATA)<br />

B<strong>und</strong>esverband Theaterpädagogik e.V. (BuT)<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

Spiel & Theater (BAG)<br />

Fonds Soziokultur<br />

Fonds Darstellende Kü nste<br />

Aktionsprogr<strong>am</strong>m JUGEND<br />

der Europäischen Gemeinschaft<br />

Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation<br />

mit dem Ministerium für Integration<br />

Seminar für Didaktik <strong>und</strong> Lehrerbildung<br />

Meckenbeuren<br />

Arbeitskreis „Interkulturelle Kompetenzen”<br />

Schul<strong>am</strong>t Markdorf <strong>und</strong> Seminar<br />

Meckenbeuren<br />

Landesakademie fü r Schulkunst, Schul- <strong>und</strong><br />

Amateurtheater Schloss Rotenfels<br />

Landesverband Theater in Schulen LVTS<br />

Baden-Württemberg<br />

LAG TheaterPädagogik Baden-Württemberg<br />

Theater- <strong>und</strong> Spielberatung<br />

Baden-Württemberg e.V.<br />

Freiburger SchulprojektWerkstatt<br />

Bodenseekreis<br />

Oberschwäbische Elektrizitätswerke<br />

ACT e.V.<br />

Zeppelin Wohlfahrt Friedrichshafen GmbH<br />

Jugendreferat des Dekanats Friedrichshafen<br />

Ravensbuch Friedrichshafen <strong>und</strong> Ravensburg<br />

Spielehaus & Spielbus Friedrichshafen<br />

Schulmuseum Friedrichshafen<br />

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82


Ges<strong>am</strong>tkonzeption: Jürgen Mack<br />

Claudius Beck, Harald Eilers, Andreas Glatz, Britta Lutz, Jürgen Mack, Selma Öngel-Chryssowergis, Gerhard Schöll, Andrea Sprenger, Rita Weiss,<br />

Jutta Widmaier (Te<strong>am</strong> <strong>Theatertage</strong> <strong>am</strong> <strong>See</strong>)<br />

Und von Kurt Eichler, Johannes Grebe, Lilly Hartmann, Simon Isser, Herbert Kessler, Naemi Z. Keuler, Gerd Koch, Friederike Lutz, Jonathan Mack,<br />

Petra Olschowski, Norbert Rademacher, Helmut Rau, Harald Ruppert, Eva Sauter, Lydia Schäfer, Stephan Schnell, Armin Staffler <strong>und</strong> Andreas Stoch<br />

Fotos: Paul Silberberg, Nils Bischoff, R<strong>am</strong>ona Hauk, Anselm Schreiber, Karl Handschuh, S. Heiss <strong>und</strong> Fotos ohne N<strong>am</strong>ensangabe aus den<br />

Bewerbungsunterlagen zum Festival eingeladener Theatergruppen<br />

Grafik & Layout: Christine Winghardt<br />

FÖRDERVEREIN THEATERTAGE AM SEE . Bodensee-Schule St. Martin . Postfach 2946 . D-88023 Friedrichshafen<br />

Tel.: 07541–9216–32 oder –33 . Fax: 07541–9216–39 . info@theatertage<strong>am</strong>see.de . www.theatertage<strong>am</strong>see.de . www.facebook.com/theatertage<strong>am</strong>see<br />

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Frühling <strong>am</strong> <strong>See</strong> - <strong>und</strong> Theater pur!<br />

Alle Jahre wieder - Europas größtes Festival<br />

mit zwei Sparten, zahlreichen Projekten in<br />

der Region, dem Interkulturprojekt „wir...hier“,<br />

internationalen Workshops, einem einzigartigen<br />

Theatercafé, einer ZirkusAkademie <strong>und</strong> vielem<br />

mehr lädt an den w<strong>und</strong>erschönen Bodensee<br />

im Strahl der ersten Frühlingssonne ein.<br />

Ein Muss für jeden Theaterfan!<br />

Marcus Joos<br />

Landesverband Amateurtheater<br />

Baden-Württemberg

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