09.02.2023 Aufrufe

Natürlich Gut – Mit gutem Gewissen genießen

Kann unsere Erde zehn Milliarden Menschen ernähren und dabei gleichzeitig Klima und Umwelt schützen, Tierwohl und Artenvielfalt achten und die natürliche Ressourcen des Planeten schonen? Ja, glauben Ernährungswissenschaftler und Landwirtschaftsexperten – allerdings nur, wenn wir unsere Landwirtschaft und Ernährung wirklich nachhaltig aufstellen. Konkret bedeutet das: Um mehr Menschen besser mit Lebensmitteln zu versorgen, müssen wir weniger Tiere ernähren. Zudem brauchen wir eine wirklich faire und nachhaltige Landwirtschaft, die Lebensmittel nicht zulasten von Umwelt und Bodenqualität produziert. Statt Kunstdünger und Monokulturen, die die Böden erodieren lassen, braucht es also Vielfalt auf dem Feld. Statt Pestiziden müssen mehr Nützlinge zum Einsatz kommen. Wie wir alle dazu beitragen können, die Ökobilanz unserer Nahrung zu verbessern, und wie eine wirklich nachhaltige Lebensmittelproduktion aussehen kann, zeigen wir Ihnen auf den folgenden Seiten.

Kann unsere Erde zehn Milliarden Menschen ernähren und dabei gleichzeitig Klima und Umwelt schützen, Tierwohl und Artenvielfalt achten und die natürliche Ressourcen des Planeten schonen? Ja, glauben Ernährungswissenschaftler und Landwirtschaftsexperten – allerdings nur, wenn wir unsere Landwirtschaft und Ernährung wirklich nachhaltig aufstellen. Konkret bedeutet das: Um mehr Menschen besser mit Lebensmitteln zu versorgen, müssen wir weniger Tiere ernähren. Zudem brauchen wir eine wirklich faire und nachhaltige Landwirtschaft, die Lebensmittel nicht zulasten von Umwelt und Bodenqualität produziert. Statt Kunstdünger und Monokulturen, die die Böden erodieren lassen, braucht es also Vielfalt auf dem Feld. Statt Pestiziden müssen mehr Nützlinge zum Einsatz kommen. Wie wir alle dazu beitragen können, die Ökobilanz unserer Nahrung zu verbessern, und wie eine wirklich nachhaltige Lebensmittelproduktion aussehen kann, zeigen wir Ihnen auf den folgenden Seiten.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

10<br />

<strong>Natürlich</strong> gut<br />

Branche muss<br />

nachhaltiger werden<br />

FISCHEREI | VON SASKIA SCHUMANN<br />

Fischerei muss arten- und<br />

umweltschonender werden.<br />

Rund 14 Kilogramm Fisch, Krabben und Meeresfrüchte<br />

verzehren die Deutschen pro Kopf und Jahr<br />

<strong>–</strong> an den Küsten sind es gar bis zu 30 Kilogramm. Fisch<br />

gilt als nahrhaft, gesund und lecker. Nachhaltig ist die<br />

Fischerei derzeit aber nicht; die Branche muss sich<br />

dringend neu aufstellen.<br />

Seit Jahren steht die industrielle Fischerei in der Kritik,<br />

eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt zu zerstören.<br />

Große Trawler ziehen jedes Jahr Millionen von<br />

Tonnen Meeresbewohner aus dem Wasser, holen mit<br />

riesigen Schleppnetzen alles an Bord, was schwimmt<br />

<strong>–</strong> neben Fisch auch Schildkröten, Säugetiere oder Seevögel.<br />

Was sie nicht gebrauchen können, geht als Beifang<br />

wieder über Bord. So töten die Fischernetze Millionen<br />

von Lebewesen, unterbrechen Nahrungsketten<br />

und zerstören Lebensräume. Zudem setzen die Netze<br />

Mikroplastik frei, das die Umwelt zusätzlich belastet.<br />

Und nicht selten verbleiben Netze im Meer und werden<br />

zur Falle für Meeresbewohner. Ein weiteres Problem ist<br />

die Überfischung: Rund um den Globus ziehen industrielle<br />

Fischereibetriebe mehr Fische aus dem Wasser, als<br />

auf natürlich Art nachkommen können. Die Populationen<br />

gehen überall zurück.<br />

Maßvoll fischen<br />

Neben den Meeresbewohnern leiden unter der derzeitigen<br />

Fischfangpraxis vor allem die Bevölkerungen von<br />

ärmeren Ländern und Inselstaaten. Für den traditionellen<br />

Fischfang bleibt kaum etwas übrig, zu überfischt sind<br />

viele Regionen auf der Welt. Doch auch in Deutschland<br />

SCHON GEWUSST?<br />

Ob Sie Fisch guten <strong>Gewissen</strong>s kaufen können,<br />

hängt davon ab, wo er herkommt und wie er gefangen<br />

wurde. Auskunft geben Label und Gütesiegel<br />

von Organisationen, die sich gegen die<br />

Ausbeutung unserer Meere und für die Fischbestände<br />

einsetzen <strong>–</strong> darunter WWF, Greenpeace,<br />

Bio- oder Naturland oder MSC und<br />

ASC. Zwar unterscheiden sich die Bewertungskriterien<br />

voneinander, die Verbraucherzentrale<br />

hält die meisten Fischprodukte mit Siegeln<br />

jedoch für empfehlenswert.<br />

zeigt sich das Problem <strong>–</strong> zum Beispiel anhand des extremen<br />

Rückgangs der Herings- und Dorschbestände in<br />

der Ostsee. „Nur stabile Fischbestände in einem guten<br />

biologischen Zustand können auch wieder maßvoll befischt<br />

werden“, sagt Bundeslandwirtschaftsminister<br />

Cem Özdemir, der gemeinsam mit den Fischereiverbänden<br />

die Branche umweltgerechter und nachhaltiger<br />

gestalten möchte. Wichtig sei vor allem, Beifänge zu<br />

reduzieren, zum Beispiel mit modernen, selektiveren<br />

Fangmethoden.<br />

Grundsätzlich aber muss die Devise lauten: nur so viel<br />

Fisch entnehmen, dass sich die Bestände von selbst wieder<br />

regenerieren können <strong>–</strong> und das weltweit.<br />

Aquakulturen bergen andere Probleme<br />

Damit die Weltbevölkerung aber trotzdem weiter ausreichend<br />

Fisch essen kann, sollen Aquakulturen helfen,<br />

den immer größer werdenden Bedarf zu decken. In<br />

künstlich angelegten Becken werden Fische, Muscheln<br />

und Krebse gezüchtet. Das Problem: Auch Aquakulturen<br />

sind nicht immer nachhaltig. „Trotz der Haltung vieler<br />

Fische und Meeresfrüchte in Aquakultur werden die<br />

Wildbestände nicht immer geschont“, erklärt Jana Fischer,<br />

Expertin von der Verbraucherzentrale Hamburg.<br />

So werde für die Fütterung von Raubfischen wie Lachs<br />

oder Forelle teilweise Wildfang oder Beifang aus dem<br />

Meer eingesetzt.<br />

Zudem befinden sich Aquakulturen meist in Ländern wie<br />

Norwegen, Griechenland oder der Türkei, für Garnelen<br />

und Muscheln gar in Südostasien oder Lateinamerika <strong>–</strong><br />

die Meerestiere legen also lange Wege zurück, bis sie im<br />

deutschen Handel landen. Und da die Tiere auf engem<br />

Raum zusammenleben, können sich Krankheiten schneller<br />

ausbreiten. Um das zu verhindern, werden häufig Antibiotika<br />

eingesetzt. Fischfarmen in Norwegen, vor allem<br />

die großen Lachsproduzenten, arbeiten aber bereits an<br />

nachhaltigeren Lösungen. So impfen sie zum Beispiel die<br />

Fische, um Antibiotika überflüssig zu machen. <br />

iStock / daniele russo

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!