Gelenau im Wandel der Zeiten
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750 Jahre Gelenau: 1273 – 2023 11
Kaum sind wir an der majestätischen
Dorfkirche aus dem 16.
Jahrhundert angekommen, wird
die kleine Gesellschaft, als wäre es
verabredet, durch Glockengeläut
begrüßt. Im Kircheninneren werden
sogleich die künstlerischen Arwechselvolle
Historie … Schon
bald ist das Ziel, der Gelenauer
Aussichtsturm, erreicht. Über
zahlreiche Stufen geht’s hinauf
auf das Plateau. Die Aussicht auf
das Dorf und die nahe und weite
Erzgebirgs-Landschaft mit dem
Drei-Berges-Blick wird lange entzückt
bestaunt. Herabgestiegen
vom Turm erwartet uns ein Mahl
im Freien. Sofort dreht sich das
Gespräch um die Entstehung des
Erzgebirges, seinen Bergbau, seine
dunklen Fichten- und Tannenwälder,
die Liebe, nicht nur der Erzgebirgler,
zu Wald und Waldeinsamkeit
– für nicht wenige Dichter und
Künstler einst und jetzt eine reiche
Inspiration.
Der Tag geht dahin mit einer ausgedehnten,
vergnügten Wald-, Bergund
Tal-Wanderung; er endet mit
einem literarisch-heiteren Abend
über den bedeutendsten spätromantischen
deutschen Dichter
Joseph von Eichendorff (1788 bis
1857), den man auch den Sänger
des Waldes, der Waldeinsamkeit
nennt: O Täler weit, O Höhen, O
schöner grüner Wald/ … und dem
das Erzgebirge wohl nicht unbekannt
war.
Sonntag
Dorfkirche und die Besteigung
des Gerichtsberges sind die Besichtigungs-
und Wanderziele an
diesem Tag. Entlang des Erich-
Weinert-Weges, benannt nach
dem deutschen Schriftsteller Erich
Weinert (1890 bis 1953), der 1928
den Bund proletarisch-revolutionärer
Schriftsteller mitbegründet.
1935 emigriert er aus Deutschland
in die Sowjetunion und steigt 1943
in Moskau zum Präsidenten des
Nationalkomitees Freies Deutschland
auf. Weinert kehrt 1946 nach
Deutschland, in die Sowjetische
Besatzungszone zurück und ist
hier für Kunst und Literatur zuständig.
Zwar ist der Schriftsteller Weinert
in Deutschland heute nahezu
Dorfkirche und Pfarrhaus im Frühlingszauber
vergessen; lesenswert ist allerdings
noch immer sein Erinnerungsbuch
an Heinrich Vogeler, dem vielseitigen
Künstler, dem Mitbegründer
der berühmten Künstlerkolonie
Worpswede.
beiten von Andreas Lorentz, dem
bedeutenden Freiberger Künstler
(1530 bis 1583), besichtigt, als
großartig begutachtet. Beim sich
anschließenden Rundgang auf
dem Kirchhof weckt ein Grabmal
bei den dänischen Gästen besondere
Aufmerksamkeit; wegen der
Statue: Christus (auch Christus der
Tröster), geschaffen vom weltberühmten
dänischen Bildhauer Bertel
Thorvaldsen (1770 bis 1844).
Das Original aus Marmor steht in
der Frauenkirche von Kopenhagen,
Kopien davon sind weltweit
verbreitet.
Zu Fuß steigen wir, bei sinkender
Sonne, hoch zum Gerichtsberg,
von wo aus sich ein pittoresker
Blick auf Gelenau und seine reizvolle
Kultur-Landschaft eröffnet.
Und: In der Ferne, im rötlichen
Abendlicht, leuchtet und grüßt
wie zum Abschied die Augustusburg
…
Erich Weinert – Mitbegründer des Bundes
proletarisch-revolutionärer Schriftsteller
1928, discogs.com Blick zur Augustusburg