Insights Frühjahr 2023
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WILDER KÄSER<br />
Nur<br />
3 %<br />
der Milch in Europa<br />
ist Heumilch –<br />
und Bernhard Widauer<br />
nimmt nur die her.<br />
„Wir wollen guten<br />
Käse produzieren und<br />
kein Massenprodukt.“<br />
Bernhard Widauer<br />
Weichkäse zu machen – „damit waren wir damals so<br />
ziemlich die einzigen“, sagt der Käser. Bis zum letzten<br />
Jahr hießen seine Hauptprodukte noch Alpenweichkäse<br />
und Bergcamembert.<br />
Mittlerweile produzieren auch andere Käsereien<br />
in Tirol Weichkäse. Seine Einzigartigkeit ist<br />
aber die Spezialisierung: „Nur drei Prozent der Milch<br />
in Europa ist Heumilch und ich nehme nur die her.“<br />
Auf etwa 65 Grad erhitzt, kommt diese in einem zweiten<br />
Schritt in den Käsefertiger, um weiterbearbeitet zu<br />
werden – die Besucher des Wilden Käsers bekommen<br />
jeden Schritt davon mit.<br />
EIN FENSTER ZUR KÄSEWELT<br />
Neben Bildschirmen, die über die Käseproduktion, das<br />
Leben am Land, die Landwirtschaft im Allgemeinen<br />
und die Umsiedlung eines ganzen Hofes von einem<br />
Ort zum anderen informieren, veranstaltet Bernhard<br />
Widauer auch regelmäßig Führungen und Vorträge<br />
für all seine Gäste: „Vielen Leuten ist das hiesige Leben<br />
völlig unbekannt und es ist für sie sehr spannend,<br />
wie ein Laib Käse entsteht oder wie die Milch aus dem<br />
Kuheuter den ganzen Weg ins Supermarktregal findet<br />
– hier können sie all das miterleben.“<br />
Außerdem dürfen die Gäste durchs Schaufenster<br />
in seine Käserei lugen und beobachten, wie der<br />
Käse verarbeitet wird, nachdem Milchsäurebakterien<br />
1.<br />
2. 3.<br />
1. Circa 800 Käselaibchen produziert der<br />
Wilde Käser am Tag.<br />
2. Bernhard Widauer gewährt seinen<br />
Gästen einen kleinen, aber interessanten<br />
Blick in die Welt der Käseproduktion.<br />
3. Regionale Produkte aller Art bieten<br />
Bernhard und seine Frau Margit feil.<br />
4. Neben Großem und Kleinem Stinker<br />
erwarten die Besucher erlesene Käsespezialitäten<br />
aus der Region.<br />
4.<br />
© Franz Oss<br />
hinzugefügt wurden und der Käse eingelabt worden<br />
ist. „Danach geht es ans Schneiden mit einer Vorrichtung<br />
mit feinen Drähten, die Käsestückchen in der<br />
Molke in Walnussgröße tranchiert“, sagt Bernhard.<br />
Weniger sei dabei mehr – schneidet man zu viel,<br />
entstehe sogenannter „Staub“, was dem Käse nicht<br />
guttue. Ganze vier Stunden nimmt das im Tag von<br />
Bernhard Widauer in Anspruch. „Wir wollen guten<br />
Käse produzieren und kein Massenprodukt. Das ist<br />
mir persönlich ganz wichtig.“ Etwa 800 Käselaibchen<br />
entstehen hier auf diese Weise tagtäglich.<br />
EIN BEST-OF DER REGION<br />
Wenn er eine Sache nach 30 Jahren als Käser gelernt<br />
hat, dann sei es die: „Man lernt nie aus.“ Immer wieder<br />
finde sich etwas, das man besser machen kann.<br />
Ein kleiner Schritt in der Produktion, eine Zutat, ein<br />
bestimmter Trick – oder auch ein Trend, wie zum<br />
Beispiel das Affinieren, bei dem dem Käse Kräuter<br />
hinzugefügt werden, die ihn aromatischer machen.<br />
„Im Sommer entsteht bei uns so ein sehr beliebter<br />
Käse mit kräftigen Kräutern aus dem Brixental.“ Mal<br />
abgesehen davon, so der Experte, dass der Käse im<br />
Sommer grundlegend ein anderer sei als jener im<br />
Winter – denn die Tiere seien im Sommer auf der<br />
Alm und bekämen ganz anderes Futter –, sei das eine<br />
weitere Besonderheit, die er kennengelernt habe und<br />
die vermutlich irgendwann von einem anderen Trend<br />
abgelöst werden wird. An der Theke bieten Bernhard<br />
und seine Frau ihre Produkte und einige andere regionale<br />
Spezialitäten feil: Von Berg- und Schnittkäse<br />
über Butter, Schnäpse, Tees, Molkeprodukte, Honig<br />
und Marmeladen gibt es bei Bernhard nichts, was es<br />
in der Region nicht gibt.<br />
Gäste sind zu einem kleinen Teil Besucher<br />
aus der Nähe, die guten, lokalen Weichkäse kaufen<br />
wollen, Touristen, die sich auf der Durchreise den<br />
Beende<br />
den Satz:<br />
Käse isst man …<br />
„bei jeder Gelegenheit, aber<br />
immer bei Raumtemperatur.“<br />
Mein Lieblingskäse ist …<br />
„abgesehen von meinen ‚Stinkern‘<br />
ein blauer Schweizer Schimmelkäse,<br />
der es zu besonderen Anlässen<br />
bei mir immer aufs Brett schafft.“<br />
Am besten ist mein Käse …<br />
„kurz vor dem Ablaufdatum.<br />
Da ist er nämlich schön gereift<br />
und die Aromen kommen am<br />
besten zur Geltung.“<br />
Meine Lieblingsspeise<br />
mit Käse ist …<br />
„gekochte Erdäpfel mit Butter<br />
und dazu eine erlesene Käseplatte<br />
– mit Abstand einfach das<br />
beste Essen.“<br />
Ansonsten esse ich Käse<br />
auch gerne …<br />
„mit Trauben und Birnen als<br />
Nachspeise.“<br />
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