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Katalog "Heimat - lost and found"

"HEIMAT – lost and found. Geschichten vom Weggehen, Ankommen und Hierbleiben" war ein generationsübergreifendes, interaktives Projekt des Krummen Hauses, Museum der Stadt Bützow (Mecklenburg- Vorpommern) in Kooperation mit dem Pferdemarktquartier e. V. von 2019 bis 2020. Gefördert wurde es im Fonds Stadtgefährten der Kulturstiftung des Bundes. Der Katalog dokumentiert den Prozess der künstlerischen "Heimatforschung" unter der Leitung von Künstlerin Andrea Theis. Mit vielfältigen künstlerischen Mitteln und dialogischen Beteiligungsformaten entstanden individuell gestaltete Fahnen, die den Platz im Leben markieren, Fotoserien über das, was Heimat sein kann oder bestickte Taschentücher, die vom Ankommen in der Fremde nach Flucht und Vertreibung 1945 erzählen.

"HEIMAT – lost and found. Geschichten vom Weggehen, Ankommen und Hierbleiben" war ein generationsübergreifendes, interaktives Projekt des Krummen Hauses, Museum der Stadt Bützow (Mecklenburg- Vorpommern) in Kooperation mit dem Pferdemarktquartier e. V. von 2019 bis 2020. Gefördert wurde es im Fonds Stadtgefährten der Kulturstiftung des Bundes. Der Katalog dokumentiert den Prozess der künstlerischen "Heimatforschung" unter der Leitung von Künstlerin Andrea Theis. Mit vielfältigen künstlerischen Mitteln und dialogischen Beteiligungsformaten entstanden individuell gestaltete Fahnen, die den Platz im Leben markieren, Fotoserien über das, was Heimat sein kann oder bestickte Taschentücher, die vom Ankommen in der Fremde nach Flucht und Vertreibung 1945 erzählen.

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H E<br />

IMAT<br />

<strong>lost</strong> <strong>and</strong> found<br />

Geschichten vom Weggehen, Ankommen und Hierbleiben


HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


H E<br />

IMAT<br />

<strong>lost</strong> <strong>and</strong> found<br />

Geschichten vom Weggehen, Ankommen und Hierbleiben


Ein Projekt des Krummen Hauses, Museum der Stadt<br />

Bützow, in Kooperation mit dem PferdemarktQuartier e. V.<br />

Gefördert im Fonds Stadtgefährten der


IN<br />

HALT<br />

7<br />

Grußwort<br />

11<br />

Vorwort<br />

15<br />

HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found<br />

21<br />

<strong>Heimat</strong> vor Ort<br />

33<br />

<strong>Heimat</strong> kann sein<br />

43<br />

Mikrokosmos <strong>Heimat</strong><br />

67<br />

Verortung<br />

95<br />

49 Plätze im Leben<br />

129<br />

Vom Ankommen<br />

147<br />

Sprechen im Chor<br />

151<br />

Lesen über <strong>Heimat</strong><br />

155<br />

Kurzbiografien<br />

159<br />

Danksagung


WIE GEHT ES IHNEN, WENN SIE HEIMATLICHE GEFÜHLE<br />

HABEN?


GRUSS<br />

WORT<br />

HASSAN SOILIHI MZÉ<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

vermutlich ist es keine der Fragen, die Sie sofort und umfassend<br />

beschäftigt, sobald Sie morgens die Augen aufschlagen.<br />

Wohlmöglich aber doch eine, die Sie sich selbst schon mehr<br />

als nur einmal gestellt, eventuell mit Familie und Freunden<br />

diskutiert haben:<br />

Was bedeutet <strong>Heimat</strong>? – Für mich. Für meine Nächsten. Für<br />

<strong>and</strong>ere.<br />

Und plötzlich verästeln sich die Gedankengänge und führen<br />

in unerhörter Rasanz zu Folge- und Nachbarfragen: Was ist<br />

<strong>Heimat</strong>gefühl? Brauch‘ ich es zum Leben? Kann ich nur eine<br />

<strong>Heimat</strong> haben oder zwischen mehreren <strong>Heimat</strong>en w<strong>and</strong>eln?<br />

Kann ich <strong>Heimat</strong> besitzen? Kann sie verlorengehen? Und<br />

wenn ja, lässt sie sich wiederfinden? Oder <strong>and</strong>erswo neuentdecken?<br />

Stadtmuseen ermuntern Menschen, solchen und ähnlichen<br />

Fragen nachzuspüren. Sie inszenieren und arrangieren Geschichte,<br />

um zur Ausein<strong>and</strong>ersetzung anzuregen – mit der<br />

eigenen Stadt, der eigenen Region, kurzum: dem eigenen Zuhause.<br />

Stadtmuseen von heute beschränken sich aber nicht<br />

allein darauf, zu präsentieren. Sie laden ihre Besucherinnen<br />

und Besucher ein, sich und ihre Geschichten mitzuteilen, <strong>and</strong>ere<br />

daran teilhaben zu lassen, wissenschaftliche Recherche<br />

mit Erzähltem zu bereichern. Das schließt ein, offen auf Men-<br />

schen zuzugehen, ihnen zuzuhören, ihre Geschichten wahrzunehmen<br />

und einzufangen, ihre jeweils ganz eigene Geschichte<br />

zum Teil der Geschichte eines Ortes, einer Stadt werden zu<br />

lassen.<br />

Um einen solchen Ansatz von Partizipation in der Museumsarbeit<br />

offensiv zu stärken, legte die Kulturstiftung des Bundes<br />

für die Jahre 2015 bis 2021 mit den „Stadtgefährten“<br />

erstmals einen bundesweiten Fonds auf, der sich explizit an<br />

Stadtmuseen in Kommunen mit bis zu 250.000 Einwohnerinnen<br />

und Einwohnern richtet. Ziel dieses mit rund 6,5 Millionen<br />

Euro ausgestatteten Fonds ist es, orts- und regionalgeschichtlich<br />

arbeitende Museen im Rahmen zweijähriger Projektarbeit<br />

eine Experimentierfläche zu bieten, die es erlaubt, die eigene<br />

Sammlungs- und Ausstellungspraxis kritisch zu reflektieren,<br />

Netzwerkarbeit zu intensivieren und im Dialog mit neugewonnenen<br />

Partnern aktuelle gesellschaftliche Fragen aufzugreifen.<br />

Als Förderer freut es uns außerordentlich, dass zu den 38 bundesweit<br />

geförderten Projekten auch dasjenige Bützows gehört.<br />

Mit „HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ gelang es dem Krummen<br />

Haus in ungeheurer Dynamik, Bützowerinnen und Bützower<br />

zu einer ganz eigenen Entdeckungsfahrt in ihrer Stadt einzuladen;<br />

und dies nicht nur geschichtswissenschaftlich, sondern<br />

im besten Sinne lebhaft, spielerisch und künstlerischästhetisch.<br />

Die generationen- und gruppenübergreifenden<br />

Werkstätten, an denen u. a. der PferdemarktQuartier e. V.,<br />

der Freizeittreff, der Jugendklub Domizil oder die Bützower<br />

7


Schulen beteiligt waren, mögen hierfür ein ebenso lebendiger<br />

Beleg sein wie die zahlreichen Stimmen des 1. Bützower<br />

Sprechchores, das Erzählcafé der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen<br />

oder die berührende Ausstellung zu Flucht, Vertreibung,<br />

Wiederkehr und neuem Ankommen.<br />

Angekommen in Bützow ist indes auch das Projekt selbst mit<br />

all seiner Lust am Experiment und am Entdecken. Dies natürlich<br />

nur, weil Sie es gerne bei sich aufgenommen und vor<br />

allem mitexperimentiert haben. Und genau deswegen wird<br />

mit dem vorliegenden <strong>Katalog</strong> auch nur ein Abschnitt von<br />

„HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ zum Abschluss gelangen. Denn<br />

23 PLÄTZE IM LEBEN. FAHNENRONDELL, SCHLOSSPLATZ, 08.08.-02.09.2020,<br />

23 HISSFAHNEN (1,50 M x 0,9 M), 23 FAHNENMASTEN AUS ALUMINIUM (HÖHE: 6,20 M)<br />

Andrea Theis<br />

8 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


dank Ihnen, Ihrem Interesse und Ihrer Neugier ist sichergestellt,<br />

dass Bützows spannende Geschichte, die Geschichte<br />

Ihrer <strong>Heimat</strong> weder verloren noch auserzählt ist.<br />

Hassan Soilihi Mzé<br />

Stadtgefährten – Fonds für Stadtmuseen<br />

Kulturstiftung des Bundes<br />

Viel Freude und einen stets offenen Blick bei der weiteren<br />

Spurensuche.<br />

9


WAS DENKEN SIE: WIE IST DAS, WENN MAN MEHRERE<br />

HEIMATEN HAT?


VOR<br />

WORT<br />

SABINE PRESCHER<br />

Das Krumme Haus ist für Bützow ein besonderer Ort. Ursprünglich<br />

ein Best<strong>and</strong>teil der bischöflichen Burganlage, entwickelte<br />

sich das Krumme Haus zu einem Bildungs- und Kulturort, dem<br />

heute ein Spagat zwischen Historie und Tradition, Moderne<br />

und Zukunft abverlangt wird.<br />

Als kulturelles Zentrum in Trägerschaft der Stadt Bützow<br />

vereint es das Museum, die Dokumentation zum politischen<br />

Missbrauch des Strafvollzugs und die Stadtbibliothek unter<br />

einem Dach.<br />

Aufgabe des Museums ist es, historische Objekte und Dokumente<br />

zu bewahren und zu zeigen, sowie die damit verbundenen<br />

Ereignisse einzuordnen und zu vermitteln. Ebenso<br />

gleichberechtigt jedoch muss gelebte Geschichte, müssen<br />

Erfahrungen und Erzählungen aus der Vergangenheit und der<br />

Gegenwart, der Diskurs aktueller, gesellschaftspolitischer<br />

Themen und der gesellschaftliche W<strong>and</strong>el – alles, was nicht<br />

als Objekt gesammelt werden kann – im Museum stattfinden<br />

können.<br />

Welche Bedeutung hat ein Museum für die Stadtgesellschaft<br />

und welche Bedeutung hat die Stadtgesellschaft für ein Museum?<br />

Wie kann unser Museum in unserer Stadt von Bedeutung<br />

sein und bleiben? Wie können Themen, die bewegen,<br />

Platz im Museum finden? Welche Ansprüche werden jüngere<br />

Generationen an ein Museum haben und welche Aufgabe<br />

werden wir erfüllen müssen und wollen?<br />

Diese und <strong>and</strong>ere Fragen stelle ich mir als Leiterin des Museums<br />

und auch als Bützowerin. Sie beschäftigen mich in<br />

Bezug auf die Verantwortung und Aufgabe unseres Museums<br />

und animieren mich zu neuen Ideen.<br />

Bützow hat markante Entwicklungen erlebt und ist herausragend<br />

inmitten der zahlreichen Kleinstädte in Mecklenburg-<br />

Vorpommern.<br />

Bützow als Bischofssitz, die Ansiedelung französischer Hugenotten,<br />

Bützow als Universitätsst<strong>and</strong>ort, das Ankommen von<br />

Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg,<br />

der Aufbau des Sozialismus, Arbeitskollektive in VEB-Strukturen,<br />

dann der Zusammenbruch der DDR, die Unsicherheiten<br />

und der Wegfall von Existenzgrundlagen zur Wendezeit,<br />

Arbeitsmigration und vielerlei Zurückkehren in den 2000er<br />

Jahren – immer wieder: <strong>Heimat</strong>verlust, das Wiederfinden von<br />

<strong>Heimat</strong> und Anpassung von <strong>Heimat</strong>.<br />

Mit der Förderzusage der Kulturstiftung des Bundes aus dem<br />

Fonds Stadtgefährten für das Projekt „HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong><br />

found. Geschichten vom Weggehen, Ankommen und Hierbleiben“<br />

ist uns die Möglichkeit gegeben worden, Neul<strong>and</strong><br />

im Museum zu beschreiten. Eineinhalb Jahre lang forschte<br />

Andrea Theis zum Thema <strong>Heimat</strong> – mit hoher generationsübergreifender<br />

Beteiligung der Bützower*innen.<br />

Was wir in der das Projekt abschließenden Ausstellung<br />

11


FAHNENHISSEN ZU BEGINN DER ERÖFFNUNG<br />

DER AUSSTELLUNG HEIMAT IM MUSEUM,<br />

SCHLOSSPLATZ, 08.08.2020<br />

Daniel Brügmann<br />

12 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


HEIMAT IM MUSEUM sehen und was Sie, liebe Interessierte<br />

und Beteiligte, in diesem <strong>Katalog</strong> sehen, ist die <strong>Heimat</strong> der<br />

Bützower*innen. Andrea Theis gelang es, die <strong>Heimat</strong> des Einzelnen<br />

für <strong>and</strong>ere sichtbar zu machen und diese Ausein<strong>and</strong>ersetzung<br />

in unser Museum zu transportieren.<br />

Eine ganz persönliche Sicht, Rückblicke und Hoffnungen haben<br />

Kinder, Jugendliche und Erwachsene beigetragen – zu einem<br />

Projekt und der daraus resultierenden Ausstellung, die wie<br />

Andrea Theis bei der Vernissage so treffend sagte, „nur die<br />

Spitze des Eisbergs“ zeigt.<br />

Es liegt nun an uns, den Bützower*innen, weiterhin einen<br />

Raum zu ermöglichen, ihre Geschichte und ihre Geschichten<br />

vom Weggehen, Ankommen und Hierbleiben zu erzählen und<br />

für Andere sichtbar zu machen.<br />

Auch liegt es an uns, unserem Museum eine neue Bedeutung<br />

zu geben – indem die Bützower*innen ihre gelebte Geschichte<br />

wiederfinden, aber auch, dass im Museum ein Diskurs aktueller<br />

gesellschaftlicher Fragen stattfinden kann.<br />

Wenn die Kinder und Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren,<br />

Männer und Frauen, Zugezogene und Wiederkehrer aber auch<br />

die Hiergebliebenen erzählen, kann niem<strong>and</strong> ausgegrenzt werden<br />

– dann kann die gesamte Stadtgesellschaft im Museum<br />

stattfinden. Es ist wesentlich und ausschlaggebend, wer und<br />

wie Geschichte erzählt wird.<br />

So kann es gelingen, die Geschichte und Geschichten sichtbar<br />

zu machen – so kann urbane Geschichte im Museum stattfinden<br />

und identitätsstiftend wirken. Das begreifen wir als unsere<br />

jetzige und zukünftige Aufgabe im Auftrag der gesamten<br />

Stadtgesellschaft – im Auftrag aller Bützower*innen.<br />

Sabine Prescher<br />

Leiterin Krummes Haus Bützow<br />

Bibliothek, Museum, Dokumentationsstätte zum politischen<br />

Missbrauch des Strafvollzugs<br />

13


KÖNNTE ICH DIE GLEICHE ODER GAR DIESELBE HEIMAT WIE<br />

SIE HABEN?


HEIMAT –<br />

LOST AND<br />

FOUND<br />

ANDREA THEIS<br />

Das im Fonds Stadtgefährten der Kulturstiftung des Bundes<br />

geförderte generationsübergreifende Projekt „HEIMAT – <strong>lost</strong><br />

<strong>and</strong> found. Geschichten vom Weggehen, Ankommen und<br />

Hierbleiben“ ist am Krummen Haus, dem Museum der Stadt<br />

Bützow angesiedelt und kooperiert mit dem Pferdemarkt-<br />

Quartier e. V. Es erlaubt dem Krummen Haus, mit zeitgenössischen<br />

künstlerischen Strategien zu experimentieren und<br />

sich in den öffentlichen Raum hinaus zu bewegen, zu den<br />

Bürger*innen hin und in die Stadtgesellschaft hinein, seinen<br />

Aktionsradius erweiternd. Das Projekt startete im Januar<br />

2019. Mit Erscheinen dieser Publikation Ende September<br />

2020 wird es zu Ende gehen.<br />

Unter Mitwirkung der Bützower*innen haben wir mit unterschiedlichen<br />

künstlerischen Aktionen, Workshops, Ausstellungen<br />

und Vorträgen die Bedeutung von <strong>Heimat</strong> für ein<br />

Individuum, die Bedingungen für das Sich-Beheimaten, insbesondere<br />

aber den Verlust und die Möglichkeiten der (Neu-)<br />

Gestaltung von <strong>Heimat</strong> vor dem Hintergrund der Bützower<br />

Geschichte künstlerisch beforscht. Historische Schwerpunkte<br />

bildeten hier die Erfahrungen von <strong>Heimat</strong>verlust durch Flucht<br />

und Vertreibung in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

und die Zeit des Systemumbruchs um 1989/90 durch das<br />

Ende der DDR.<br />

HEIMAT IM MUSEUM. AUSSTELLUNGS-<br />

ANSICHT, KRUMMES HAUS,<br />

08.08.-25.09.2020<br />

Andrea Theis<br />

Der vorliegende <strong>Katalog</strong> zeigt nun eine Zusammenfassung<br />

dessen, was sich im Stadtgefährten-Projekt ereignet hat, was<br />

wir gesammelt haben und wie wir mit dem gesammelten Material<br />

für die Ausstellung HEIMAT IM MUSEUM künstlerisch<br />

etwas Neues geformt haben. <strong>Katalog</strong> und Ausstellung können<br />

hierbei nur einen begrenzten Einblick in die unzähligen<br />

Erlebnisse, Geschichten und Berichte geben.<br />

15


FAHNENWALD. 18 GESTALTETE STOCKFAHNEN,<br />

TONTÖPFE, BAUHOLZ, STAMPFLEHM<br />

Andrea Theis<br />

Wir haben intensiv über das Weggehen, Ankommen und Hierbleiben<br />

nachgedacht, gesprochen und künstlerisch gearbeitet.<br />

Nach diesen 20 Monaten kann ich getrost sagen, dass<br />

es „die <strong>Heimat</strong>“ tatsächlich nicht gibt, dass es sich also um<br />

„<strong>Heimat</strong>en“ im Plural h<strong>and</strong>eln muss. Auch wenn bestimmte<br />

Zuschreibungen wie „<strong>Heimat</strong> ist ein bestimmter Ort“ oder<br />

„ist da, wo Familie ist“ (Wahlverw<strong>and</strong>te und Freund*innen<br />

eingeschlossen) häufig genannt wurden.<br />

len, sich nicht erklären zu müssen, akzeptiert zu werden, zu<br />

verstehen und verst<strong>and</strong>en zu werden. Sich-Beheimaten und<br />

Ankommen mag eine Art Beziehungsarbeit sein. Denn, so<br />

Susanne Scharnowski, das Schlüsselwort „<strong>Heimat</strong>“ beschreibt<br />

ein „fundamentales Verhältnis zwischen Mensch und Welt“. 1<br />

<strong>Heimat</strong> ist vielmehr ein persönliches als ein allgemeingültiges<br />

Konzept. Für die einen ist es ein Bedürfnis oder ein<br />

Menschenrecht, während es für die <strong>and</strong>eren eine Last oder<br />

gar ein Albtraum ist. Von manchen wird es gänzlich abgelehnt.<br />

<strong>Heimat</strong> ist ein dynamischer Begriff, denn der Bezug<br />

zu dem, was <strong>Heimat</strong> für ein Individuum sein kann, verändert<br />

sich beispielsweise in Abhängigkeit von Alter, Lebensphase,<br />

Erfahrung, Ortswechseln, Bedürfnissen und äußeren, auch<br />

gesellschaftlichen Einflüssen und Strukturen. Oft geht es um<br />

Verortung und Zugehörigkeit, aber auch um Sehnsucht. Heimisch<br />

zu werden, bedarf einer eigenen, aktiven Gestaltungsarbeit.<br />

Diese Anstrengung ist nicht immer erfolgreich, wie<br />

manch eine*r vielleicht selbst schmerzhaft erfahren hat. Das<br />

Heimisch-werden kann man nicht erzwingen. Es hängt nicht<br />

nur von einem selbst ab, anzukommen, sich zugehörig zu füh-<br />

HEIMAT KANN SEIN. TABLEAU<br />

(PAPIER, 200 CM x 100 CM), RUN-<br />

DER TISCH MIT WORTSTERN, ZWEI<br />

HOCKER, JEWEILS AUS BESCHICH-<br />

TETER MDF, MASS GEMÄSS DER<br />

SITZGARNITUR VON HEIMAT VOR<br />

ORT, GLASPLATTE<br />

Andrea Theis<br />

16 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Was ist das für ein Beziehungsgefüge? Was braucht es, um<br />

sich beheimatet zu fühlen, um seinen eigenen Platz in einer<br />

sehr komplexen Lebenswelt zu finden? Was bedeutet <strong>Heimat</strong><br />

für einen Menschen? Wie geht man mit dem Verlust von <strong>Heimat</strong><br />

um? Wie kann man <strong>Heimat</strong> für sich selbst und mitein<strong>and</strong>er<br />

gestalten? Was denkt ein Kind, eine Jugendliche, ein<br />

Erwachsener, eine Seniorin aus Bützow über <strong>Heimat</strong>, was<br />

erwarten sie vom Platz im Leben, welche Erinnerungen oder<br />

Sehnsüchte verbinden sie mit dem Begriff <strong>Heimat</strong>, wie war<br />

das Ankommen in der Fremde nach Flucht und Vertreibung?<br />

Viele Bützower*innen haben sich im Rahmen von „HEIMAT –<br />

<strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ diesen Fragen gestellt. Sie haben erzählt und<br />

zugehört in den Erzählcafés im Krummen Haus, bei HEIMAT<br />

VOR ORT oder HEIMAT ZU GAST, wie beispielsweise zu Gast<br />

bei der Volkssolidarität, in der JVA Bützow oder beim Europatag<br />

und dem „Café Quatsch“ in der Käthe-Kollwitz-Schule. Sie<br />

haben Fotoserien entworfen sowie Fahnen gestaltet, die den<br />

Platz im Leben markieren und diese dann in der Ausstellung<br />

MIKROKOSMOS HEIMAT gezeigt. Sie haben ihre Erlebnisse<br />

durch Flucht und Vertreibung in Zeitzeugeninterviews erzählt<br />

und Leihgaben für die Ausstellung „Geflüchtet, vertrieben,<br />

entwurzelt. Kindheiten in Mecklenburg 1945-1952“ zur<br />

Verfügung gestellt. Sie haben in Zeitzeugengesprächen vor<br />

Jugendlichen im Freizeittreff und am Konfirm<strong>and</strong>entag der<br />

Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde über das Ankommen<br />

in der Fremde nach Flucht und Vertreibung gesprochen.<br />

Oder sie haben ein neues Hobby entdeckt, indem sie im<br />

1. Bützower Sprechchor mitreden.<br />

Am intensivsten habe ich selbst die Gespräche und Interviews<br />

mit den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erlebt, die – jetzt um<br />

die 80 Jahre alt – als Kind nach Flucht und Vertreibung aus<br />

Ost- und Südosteuropa nach Mecklenburg kamen. Mich hat<br />

beeindruckt, wie sie offen, kritisch, aber ohne Groll, mit<br />

Humor und mit Herz von den vielen Facetten der Jahre des<br />

Ankommens in der Fremde erzählt haben. Durch die von Brit<br />

Bellmann kuratierte Ausstellung „Geflüchtet, vertrieben,<br />

entwurzelt. Kindheiten in Mecklenburg 1945-1952“, die wir<br />

von der Stiftung Mecklenburg übernommen und mit Leihgaben<br />

der Bützower Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie einer<br />

Vortragsreihe ergänzt haben, konnten wir einen wichtigen<br />

Beitrag leisten, das Thema auch in Bützow zum Gespräch zu<br />

machen. Der Redebedarf unter den alten Menschen ist jedenfalls<br />

hoch. Mit der künstlerischen Arbeit VOM ANKOMMEN 2<br />

finden ihre Erzählungen eine weitere poetische Würdigung.<br />

VOM ANKOMMEN. 14 BESTICKTE<br />

DAMENTASCHENTÜCHER<br />

Andrea Theis<br />

GESTALTETE TISCHFAHNEN, MODUL-<br />

REGAL AUS BESCHICHTETER MDF,<br />

TABLEAU MIT HISSFAHNEN (COLOR-<br />

FOTOGRAFIE, 90 CM x 150 CM)<br />

Andrea Theis<br />

Sie, die Leser*innen, sind nun eingeladen, all diese Vorstellungen<br />

und Darstellungen der Anderen über <strong>Heimat</strong> zu entdecken.<br />

„Denn die <strong>Heimat</strong> der ,Anderen‘ wird bis heute oft nicht<br />

mitgedacht“ 3 , so der Jenaer Kulturwissenschaftler Friedemann<br />

Schmoll. Zu sehr sind wir in unserer eigenen Vorstellung von<br />

<strong>Heimat</strong> gefangen. Wird der <strong>Heimat</strong>begriff politisch oder in<br />

Bezug auf die Nation oder Nationalität verwendet, schließt er<br />

viele Teilöffentlichkeiten, Gruppen, Lebensentwürfe und gesellschaftliche<br />

Konzepte aus. Friedemann Schmoll, so zitiert<br />

ihn Renate Zöller, kritisiert die kollektive Vergesslichkeit,<br />

nämlich dass sie die Erfahrung, die die Deutschen nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg mit <strong>Heimat</strong>losigkeit gemacht haben, bei<br />

den <strong>and</strong>eren, den Geflüchteten der Jetztzeit, nicht erkennen<br />

und anerkennen wollen. 4 „Der Flüchtling ist in Zeiten der<br />

Globalisierung eine universelle Gestalt, und er ist genau wie<br />

alle <strong>and</strong>eren Menschen darauf angewiesen, ein Zuhause zu<br />

17


finden, an dem er menschenwürdig leben kann“, schlussfolgert<br />

Renate Zöller. 5<br />

Mit unterschiedlichen künstlerischen Formaten haben wir die<br />

<strong>Heimat</strong>forschung in Bützow und mit den Bützower*innen ge-<br />

die in die Stadtgesellschaft getragen werden, dort mitschwingen<br />

und moduliert wieder zurückgesendet, um gleich weiterverarbeitet<br />

zu werden. Die Aktionen und Veranstaltungen,<br />

die das Denken und den Diskurs anregen. Die Workshops, in<br />

denen etwas entworfen, auch verworfen und geformt wird, in<br />

ZEITZEUGENGESPRÄCH MIT<br />

SANA, ELSA UND MUNA IM<br />

FREIZEITTREFF, 13.12.2019<br />

Gisa Gierer<br />

meinsam betrieben. Den künstlerischen Formaten liegt eine<br />

sogenannte performative Ästhetik zugrunde, deren Eigenschaften<br />

wie beispielsweise Prozesshaftigkeit, Interaktion,<br />

Partizipation, Irritation oder das Hervorbringen von Unerwartetem<br />

es ermöglichen, im gemeinsamen Tun und Erleben Erkenntnisse<br />

mit allen Sinnen zu gewinnen. Es gilt, mit dieser<br />

künstlerischen Herangehensweise Möglichkeitsräume zu<br />

schaffen, in denen sich alle beteiligten Akteur*innen sicher<br />

fühlen, sich öffnen können, in einen Dialog mitein<strong>and</strong>er treten,<br />

über sich hinauswachsen, vielleicht über ihren Schatten<br />

springen und – für eine bestimmte Zeit – eine intensive Beziehung<br />

mitein<strong>and</strong>er eingehen.<br />

AUFTRITT DES 1. BÜTZOWER<br />

SPRECHCHORES AUF DEM<br />

MARKTPLATZ, 28.05.2019<br />

Andrea Theis<br />

denen das Denken mit den Händen vollzogen wird. Die Interventionen<br />

– wie HEIMAT VOR ORT – die irritieren, mit Skepsis<br />

betrachtet oder auch bisweilen abgelehnt werden.<br />

Künstlerische Forschung ist – wie jede Art der Forschung und<br />

Wissenschaft – eine Frage der Haltung. Auch <strong>Heimat</strong> ist letztlich<br />

eine Frage der Haltung – zu sich selbst und der Lebenswelt.<br />

Insbesondere in den Fahnen und Fotografien der jüngeren<br />

Generationen taucht öfter ein Gefühl oder ein Raum der<br />

Freiheit in Verbindung mit <strong>Heimat</strong> oder dem Platz im Leben<br />

auf. Das Element Wasser kann beispielsweise dieses Gefühl<br />

Das dies möglich war, dafür möchten wir allen Beteiligten,<br />

Ihnen und Euch, herzlich danken! Es ist gelungen, durch die<br />

künstlerischen Aktionen, Workshops und Veranstaltungen<br />

eine große B<strong>and</strong>breite an Menschen zu erreichen: Menschen<br />

aus verschiedenen Generationen mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen,<br />

Themen, Interessen und Talenten.<br />

Der Prozess ist ebenso wichtig, hat den gleichen Stellenwert<br />

wie die Ausstellung HEIMAT IM MUSEUM zum Ende des Projektes<br />

im Krummen Haus. Auch diese stellt eine Zusammenfassung<br />

dar. Was „unterwegs“ passiert, ist Teil des reflexiven<br />

Erkenntnisprozesses und bringt ihn voran: Die Begegnungen,<br />

die Interaktionen, die Beziehungen, die sich aufbauen. Das<br />

Geflecht, das sich bildet. Die Themen und Fragestellungen,<br />

HEIMAT VOR ORT. CARL-MOLTMANN-<br />

STRASSE, 03.07.2019<br />

Luis Kröplin<br />

18 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


WORTSTERN AUF DER TISCHDECKE,<br />

HEIMAT VOR ORT, 03.07.2019<br />

Andrea Theis<br />

der Freiheit hervorrufen. Das Schwimmen oder Tauchen im<br />

Meer, ein Zust<strong>and</strong> wie in Schwerelosigkeit 6 , sie stehen dafür.<br />

Mir scheint, es h<strong>and</strong>elt sich dabei um ein Gefühl der inneren<br />

Freiheit, verbunden mit einem tiefen Vertrauen und einer großen<br />

Gelassenheit. Ein Gefühl, das einen Raum öffnet, in dem<br />

Vieles und bislang Ungedachtes möglich sein kann.<br />

Schließen möchte ich mit einem Auszug aus „Der kritische<br />

<strong>Heimat</strong>-Abend“ von Georg Seeßlen und Markus Metz, aufgeführt<br />

am 27.06.2019 in der Akademie der Künste in Berlin.<br />

„Und so sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt, der<br />

absurden Aufgabe, gleichzeitig Wurzeln zu schlagen wie<br />

ein Baum und frei zu fliegen wie ein Vogel. Die Utopie der<br />

Kunst und die Kunst der Utopie zeigt sich dort, wo für einen<br />

Augenblick beides kein Widerspruch ist. Genau das steckt in<br />

jedem Kunstwerk: Der Vorschein der Utopie und das Glück<br />

einer Rückkehr. Das Kunstwerk ist die Ahnung des universalen<br />

<strong>Heimat</strong>bildes; <strong>Heimat</strong> des Menschen und <strong>Heimat</strong> der<br />

Menschlichkeit.<br />

Und <strong>Heimat</strong> als Utopie ist eben dies, was uns in die Kindheit<br />

schien. Freiheit.“ 7<br />

Andrea Theis<br />

Künstlerische Leiterin, „HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found.<br />

Geschichten vom Weggehen, Ankommen und Hierbleiben“<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Scharnowski, Susanne: „<strong>Heimat</strong>. Geschichte eines Missverständnisses“. Darmstadt<br />

2019, S. 12<br />

2 Siehe: Kapitel „Vom Ankommen“, S. 129 ff<br />

3 Zöller, Renate: „<strong>Heimat</strong>. Annäherung an ein Gefühl“. Bonn 2015, S. 25<br />

4 Ebenda, S. 25 und 26<br />

5 Ebenda, S. 26<br />

6 Nathan Hägele über das Tauchen, als er über seine Fahne sprach. Siehe S. 112<br />

7 Metz, Markus und Georg Seeßlen: „Der kritische <strong>Heimat</strong>-Abend“. Diskurs (für zwei<br />

Stimmen). Programmheft zur Aufführung am 27.06.2019, Akademie der Künste Berlin.<br />

Bundeszentrale für politische Bildung und Akademie der Künste Berlin, S. 39<br />

19


WÜRDEN SIE IHRE HEIMAT MIT MIR TEILEN? UND WENN JA,<br />

UNTER WELCHEN BEDINGUNGEN?


HEIMAT<br />

VOR ORT<br />

ANDREA THEIS<br />

Künstlerische <strong>Heimat</strong>forschung mit einer Umfrage als Anlass<br />

zum Gespräch, durchgeführt von Andrea Theis und Sara Klapp.<br />

An 15 Tagen im Laufe von fünf Monaten für jeweils vier bzw.<br />

fünf Stunden an fünf unterschiedlichen Orten im öffentlichen<br />

Raum von Bützow.<br />

HEIMAT VOR ORT war eine Einladung zum Gespräch über <strong>Heimat</strong><br />

am runden Tisch einer weiß-roten Sitzgarnitur im öffentlichen<br />

Raum von Bützow durchgeführt von Andrea Theis und<br />

Sara Klapp. Im Mai 2019 waren wir an vier Dienstagen auf<br />

dem Wochenmarkt, beim Seniorentag und dem Frühlingsfest<br />

des Krummen Hauses, im Juni in der Genossenschaftssiedlung<br />

Karl-Marx-Straße, im Juli in der Siedlung an der<br />

Carl-Moltmann-Straße und im September schließlich auf dem<br />

Pferdemarkt, einem Zentralplatz in der Innenstadt – jeweils<br />

drei Tage in Folge am selben St<strong>and</strong>ort, damit man uns wiederfinden<br />

konnte.<br />

vermissten oder die im Gespräch fielen, haben wir ergänzt. Die<br />

Gesprächspartner*innen waren eingeladen, fünf rote Spielfiguren<br />

auf die Begriffe und Beschreibungen zu setzen, die<br />

sie am stärksten mit „<strong>Heimat</strong>“ verbinden. Diese spielerische<br />

Umfrage erleichterte den Einstieg in ein Gespräch über das<br />

komplexe Thema „<strong>Heimat</strong>“ und verschaffte uns gleichzeitig<br />

einen Überblick über die Zuschreibungen und Eigenschaften<br />

von <strong>Heimat</strong>, die unsere Gesprächsgäste für wesentlich hielten.<br />

Viele Gäste waren bereit, im Gespräch den Hintergrund<br />

ihrer Wahl zu erläutern. Wichtige Fragen waren die nach einem<br />

erlebten <strong>Heimat</strong>verlust und den Erfahrungen des (Neu-)<br />

Gestaltens von <strong>Heimat</strong>.<br />

Während der Gespräche haben wir ein Feldtagebuch geführt<br />

und darin das Erzählte protokolliert. Mit rund 90 Gästen im<br />

Alter von 7 bis 86 Jahren haben wir unterschiedlich lange,<br />

aber auffallend häufig sehr persönliche Gespräche geführt.<br />

Einen Einblick in das Nachdenken über <strong>Heimat</strong> gewährt das<br />

Kapitel „<strong>Heimat</strong> kann sein“.<br />

Das wichtigste Utensil unserer Einrichtung war die Tischdecke,<br />

auf die ein Wortstern aufgebracht war, in dessen Mitte<br />

„<strong>Heimat</strong> kann sein“ geschrieben st<strong>and</strong>. Sternförmig um die<br />

Mitte herum waren Begriffe und Beschreibungen angeordnet,<br />

die mit <strong>Heimat</strong> verbunden werden können. Wir hatten<br />

die Sammlung aus der Literatur, aus Vorgesprächen und den<br />

eigenen Erfahrungen zusammengestellt. Der Stern wuchs im<br />

Laufe der Aktion. Worte und Umschreibungen, die die Gäste<br />

21


HEIMAT VOR ORT. PFERDEMARKT, 04.09.2019 Katja Voß<br />

22 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


23<br />

HEIMAT VOR ORT. MARKTPLATZ, 21.05.2019 Andrea Theis


HEIMAT VOR ORT. PFERDEMARKT, 05.09.2019<br />

Andrea Theis<br />

HEIMAT VOR ORT. KARL-MARX-STRASSE, 06.06.2019<br />

Andrea Theis<br />

FÜR DIE SECHS SCHULKINDER AM TISCH IST BEHEIMATET-SEIN EINDEUTIG MIT GUTEN MÖGLICHKEITEN FÜR FREI-<br />

ZEITAKTIVITÄTEN VERBUNDEN, PFERDEMARKT, 06.09.2019 Andrea Theis<br />

24 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


REGE DISKUSSION ÜBER DEN HEIMATBEGRIFF, PFERDEMARKT, 06.09.2019 Andrea Theis<br />

HEIMAT VOR ORT IN DER CARL-MOLTMANN-STRASSE, 03.07.2019 Andrea Theis<br />

25


HEIMAT VOR ORT AUF DEM WOCHENMARKT, 14.05.2019 Sara Klapp<br />

HEIMAT VOR ORT. MARKTPLATZ, 14.05.2019 Andrea Theis<br />

26 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


MANCHMAL KAM NIEMAND, KARL-MARX-STRASSE, 06.06.2019 Andrea Theis<br />

27


HEIMAT VOR ORT. KARL-MARX-STRASSE, 07.06.2019 Monika Boddien<br />

28 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


29


HEIMAT VOR ORT. CARL-MOLTMANN-STRASSE, 04.07.2019 Luis Kröplin<br />

HEIMAT VOR ORT. KARL-MARX-STRASSE, 07.06.2019 Andrea Theis<br />

30 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


HEIMAT VOR ORT. MARKTPLATZ, 21.05.2019 Andrea Theis<br />

31


SIND SIE SCHON EINMAL VON IHRER HEIMAT VERLASSEN<br />

WORDEN? WIE WAR DAS? WÜNSCHEN SIE SICH, DASS IHRE<br />

HEIMAT ZU IHNEN ZURÜCKKEHRT? WARUM ODER WARUM<br />

NICHT?


HEIMAT<br />

KANN<br />

SEIN<br />

ANDREA THEIS<br />

„Setzen Sie fünf Figuren auf die Begriffe oder Beschreibungen,<br />

die Sie am stärksten mit ,<strong>Heimat</strong>‘ verbinden!“<br />

Das mehrseitige Tableau HEIMAT KANN SEIN gibt einen Einblick<br />

in die Gespräche, die wir während der Aktionen HEIMAT<br />

VOR ORT führten. Die Auswahl von Zitaten ist dem Feldtagebuch<br />

entnommen. Ihr Wortlaut wurde von den Gesprächspartner*innen<br />

für das Tableau autorisiert. Kombiniert werden die<br />

Zitate mit den Fotos, die am Ende eines jeden Tages HEIMAT<br />

VOR ORT das Resultat der Umfrage festgehalten haben. Die<br />

Auswahl der Zitate erfolgte nach zwei Kriterien: Die Auswahl<br />

soll eine möglichst große B<strong>and</strong>breite an Aspekten über das,<br />

was die Gesprächspartner*innen unter <strong>Heimat</strong> verstehen, den<br />

Facettenreichtum und die Komplexität der Bedeutung von<br />

<strong>Heimat</strong> für ein Individuum zeigen. Darüber hinaus sollen die<br />

Zitate einerseits sehr persönlich und authentisch, also keine<br />

Allgemeinplätze sein, gleichzeitig aber auch auf einer universellen<br />

Ebene funktionieren, so dass sich die Leser*innen<br />

darin ein Stück weit wiederfinden können. Manche Zitate stehen<br />

stellvertretend für mehrfach genannte, sinnverw<strong>and</strong>te<br />

Assoziationen. Auch die Gespräche, Interaktionen und Begegnungen,<br />

die hier nicht direkt wiedergegeben sind, haben<br />

die Zusammenschau mitgeformt. All diese Informationen und<br />

Eindrücke schwingen mit.<br />

07.05.2019, 13 UHR,<br />

MARKTPLATZ<br />

33


Als ich damals in den 80er Jahren nach Bützow<br />

kam, hieß es: „Das sind Zugezogene.“ Die<br />

Bützower waren was Besseres. An Karten für<br />

den Feuerwehrball kam man nur durch Beziehungen<br />

ran!<br />

F., w, Ende 50<br />

Jetzt bin ich angekommen, jetzt bin ich alt!<br />

Die letzten zehn, elf Jahre, das waren eben die<br />

Jahre, die mich aufgebaut haben. Das hängt<br />

vor allem mit der Filmerei zusammen.<br />

T., w, Anfang 80<br />

14.05.2019, 13 UHR,<br />

MARKTPLATZ<br />

21.05.2019, 13 UHR,<br />

MARKTPLATZ<br />

Das Wort „lecker“ gab es in der DDR nicht. Das<br />

Wort „lecker“ ist in den letzten zehn Jahren<br />

eingeschleppt worden. Das stört mich, weil<br />

nur noch dieses eine Wort verwendet wird.<br />

Früher gab es mehr Worte und Varianten. Die<br />

Sprache ist abgeflacht.<br />

F., w, Ende 50<br />

Kirche ist für mich <strong>Heimat</strong>. Aber eben nicht<br />

mehr die Kirche meiner alten <strong>Heimat</strong>, der Herkunftsheimat,<br />

die sehr pietistisch geprägt ist.<br />

Eine wichtige Phase in meinem Leben begann<br />

mit dem Umzug in den Norden. Hier konnte<br />

ich mich vom Pietismus, von der Mentalität,<br />

von der unsinnlichen Lebenseinstellung, von<br />

der immerwährenden Zweckmäßigkeit in<br />

allem emanzipieren. Ich habe mich davon befreit,<br />

aber dann gemerkt, dass mir der große<br />

Rahmen fehlt: Das Eingebundensein in die<br />

Gemeinschaft, das mir Geborgenheit gegeben<br />

hatte, das Verstehen-und-Verst<strong>and</strong>en-werden.<br />

Das alles war weg.<br />

G., m, Ende 40<br />

34 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


<strong>Heimat</strong> heißt, dass man an diesem Ort etwas<br />

bewegen kann, dass man hier seinen Lebensmittelpunkt<br />

hat und für <strong>and</strong>ere Menschen da<br />

ist.<br />

H., w, Mitte 60<br />

Zuhause ist Zuhause. Mein Bett ist mein Bett.<br />

Mein Bett ist kuschelig. Es bietet Geborgenheit.<br />

Man schläft am liebsten im eigenen Bett.<br />

H., w, Ende 70<br />

28.05.2019, 13 UHR<br />

MARKTPLATZ<br />

06.06.2019, 17.30 UHR,<br />

KARL-MARX-STRASSE<br />

Wie soll man das definieren: heimatliche Gefühle?<br />

Ich orientiere mich daran, wo ich bin,<br />

nach meinem Umfeld. <strong>Heimat</strong> – das muss<br />

nicht sein. Ich kann mir auch vorstellen, dass<br />

ich wo<strong>and</strong>ers hinziehe, wenn es sich ergäbe,<br />

wie zu meinem Enkel nach Frankreich. Wo ich<br />

mich Zuhause fühle, ist entscheidend. Das ist<br />

das direkte Umfeld: Die Wohnung, die Menschen,<br />

mit denen ich in Verbindung stehe,<br />

ein Verein oder hier meine Nachbarn im Haus,<br />

eine Familie. Wir helfen uns und feiern zusammen<br />

die Geburtstage. Sie haben meinen<br />

Wohnungsschlüssel. Wenn ich bis 11 Uhr die<br />

Zeitung nicht bei ihnen eingeworfen habe,<br />

kommen sie gucken, ob ich noch lebe.<br />

Ich weiß nicht, was meine <strong>Heimat</strong> ist. Ich weiß,<br />

wo mein Zuhause ist: Bei meiner Mutter. Ich<br />

brauche die Nähe, die Herzlichkeit und die<br />

Liebe. Vielleicht ist das Zuhause dort, wo du<br />

in der Gegenwart lebst. Und die <strong>Heimat</strong>, das<br />

sind die Wurzeln.<br />

A., w, Mitte 20<br />

C., m, Mitte 80<br />

35


Eine prägende Erfahrung – da denke ich an<br />

was Vergangenes. Ich denke an das Haus meiner<br />

Großeltern, so was ganz Heimeliges. Wie<br />

es klingt, wie der Garten riecht, an Menschen,<br />

die mir wichtig waren.<br />

J., w, Mitte 30<br />

<strong>Heimat</strong> ist für mich gleichzeitig Erinnerungsund<br />

Sehnsuchtsort. Das sind irgendwie Gegensätze.<br />

Aber es ist nichts Reales. Ja, <strong>Heimat</strong> als<br />

Utopie. Aber auf jeden Fall nicht Bützow.<br />

14.06.2019, 14 UHR,<br />

SENIORENTAG, KRUMMES HAUS<br />

J., m, Mitte 30<br />

Ich bin im Erzgebirge aufgewachsen und durch<br />

meinen Beruf nach Bützow gekommen. Wenn<br />

ich an die Ostsee fahre, dann geht mein Herz<br />

auf. Die Ostsee hält mich hier. Aber mein Erzgebirge<br />

fehlt mir doch. Dort findet man eine<br />

<strong>and</strong>ere Mentalität als hier: Herzlicher, offener.<br />

Ich spreche von meiner Kindheit. Wie es heute<br />

ist, kann ich nicht sagen. Dorthin zurückziehen<br />

würde ich nicht, denn mein Mann und auch<br />

mein Sohn sind hier beerdigt.<br />

G., w, Mitte 70<br />

Das Grundstück und das Haus, das ist ein<br />

Schatz, der uns dort hält und uns alle verbindet,<br />

jetzt wo Papa tot ist! Es ist Erinnerungsort,<br />

Sehnsuchtsort und der Hafen. Freiheit?<br />

Ja, das ist es auch irgendwie. Ich kenne das<br />

aus meinem Freundeskreis wenig, dass sie<br />

diese Art von Freiheit genießen können. Aber<br />

ich glaube, dass es für mich auch eine Last<br />

ist, den St<strong>and</strong>ard nicht runterschrauben zu<br />

können.<br />

A., w, Mitte 20<br />

Mit 18 bin ich weg aus Bützow und viele Jahre<br />

„umhergestreunt“. Aber Bützow war immer<br />

meine <strong>Heimat</strong>. Hier habe ich so die prägenden<br />

Jahre von 10 bis 18 erlebt, wo man alles mitmacht.<br />

Heute ist Bützow sowieso meine <strong>Heimat</strong>,<br />

weil wir hier unsere Kinder großziehen<br />

und meine Mutter noch lebt.<br />

D., w, Anfang 40<br />

36 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Wenn man wegen des Berufes neu in einen<br />

Ort kommt, soll man nicht gegen die <strong>Heimat</strong><br />

der <strong>and</strong>eren anreden! Eine gewisse Art der<br />

Konfrontation gehört auch dazu, aber die<br />

Dosis ist entscheidend.<br />

J., m, Ende 30<br />

03.07.2019, 17.30 UHR,<br />

CARL-MOLTMANN-STRASSE<br />

Was ich am Norden schätze, ist die mecklenburgische<br />

Gelassenheit, die so viel Ruhe ausstrahlt.<br />

Arbeit ist hier nicht Lebenszweck.<br />

G., m, Ende 40<br />

Wir sind nicht so typische Kleinstädter. Für<br />

viele in Kleinstädten ist die Welt schwarz und<br />

weiß, für uns ist sie aber bunt. Wir gucken<br />

über den Tellerr<strong>and</strong>. Und wir lassen uns nicht<br />

den Zwang aufstülpen. Man muss auch mal<br />

ausbrechen. Ja, es ist anstrengend, wenn<br />

man sich erklären muss. Es gehört für mich<br />

zum Leben in der Kleinstadt dazu. Bützow ist<br />

trotzdem meine <strong>Heimat</strong>.<br />

D., w, Anfang 40<br />

Ein Zusammengehörigkeitsgefühl kenne ich<br />

nicht. Ich sehne mich danach, aber es wird<br />

oft zerstört von den eigenen Familienmitgliedern,<br />

die ich nicht verstehe. Ich habe mit<br />

meinen Geschwistern keinen Kontakt mehr,<br />

und meine Tochter habe ich schon viele Jahre<br />

nicht mehr gesehen. Manchmal ist man so<br />

verzweifelt, dass man gar nicht rausgehen<br />

will, auch nicht mit dem kleinen Sohn auf den<br />

Spielplatz. Ich kann mit dem Wort <strong>Heimat</strong><br />

nichts anfangen.<br />

A., w, Ende 40<br />

Unten an der Warnow, direkt am Wasser, st<strong>and</strong><br />

ein großer Flieder. Das war richtig schön dort,<br />

sogar mit S<strong>and</strong>boden. Darunter wuchsen die<br />

schönsten Tulpen, was keiner wusste. Ich war<br />

oft an der Stelle als Kind. Erstmal bin ich geschwommen,<br />

und dann habe ich unter dem<br />

Flieder gesessen und geschmökert. Da hat<br />

mich keiner gefunden. Das war mein Platz.<br />

H., w, Ende 70<br />

37


<strong>Heimat</strong> als Sehnsuchtsort. So einen, den es<br />

vielleicht nicht gibt. Wonach man sich immer<br />

sehnt, den man nicht genau beschreiben kann,<br />

der mehr so ein Gefühl ist.<br />

J., w, Mitte 30<br />

Ich denke dabei an etwas Vergangenes. Das<br />

sind bestimmte Ereignisse und Bilder: Die<br />

Schaukel mit den langen Seilen, die mein Vater<br />

mir angebracht hatte, die Koppeln mit den<br />

Schafen, die Tröge, die die Brüder füllen, die<br />

Ziehbrunnen auf dem Hof im Memell<strong>and</strong>. Das<br />

habe ich alles noch genau vor Augen. Das ist<br />

eingebrannt. Ich erinnere mich zurück, aber<br />

ich trauere dem nicht nach. Die Erinnerungen<br />

sind nicht mit Schmerz verbunden, es sind<br />

schöne Erinnerungen.<br />

C., m, Mitte 80<br />

07.06.2019, 17.30 UHR,<br />

KARL-MARX-STRASSE<br />

Ich bin echter Bützower. Ich habe nur in Bützow<br />

gelebt. Heimweh im Urlaub, das kenne ich<br />

nicht. Aber ich freue mich auf Zuhause, jedes<br />

Mal, wenn ich wieder zurück nach Bützow<br />

komme. Ich freue mich, wenn ich den Kirchturm<br />

sehe!<br />

H., w, Mitte 60<br />

04.07.2019, 17.30 UHR,<br />

CARL-MOLTMANN-STRASSE<br />

38 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Wenn man schon mal da ist, dann muss man<br />

sich auch dafür engagieren und sich eine <strong>Heimat</strong><br />

schaffen.<br />

F., m, Mitte 70<br />

Die Gegenwart verstehen und selbst verst<strong>and</strong>en<br />

werden, das ist sehr wichtig. Denn das,<br />

was ist, muss ich annehmen. Ich kann mich<br />

nicht hinstellen und jammern. Ich muss in der<br />

Gegenwart leben. Ich muss mit dem auskommen,<br />

was jetzt da ist und versuchen, das Beste<br />

draus zu machen. <strong>Heimat</strong> verändert sich. Ich<br />

kann das nicht festschreiben, so dass alles so<br />

bleibt. Man muss das Alte nicht abschreiben<br />

und verteufeln. Man sollte das Gute behalten.<br />

C., m, Mitte 80<br />

05.07.2019, 17.30 UHR,<br />

CARL-MOLTMANN-STRASSE<br />

Vordergründig denkt man: Bützow ist ja meine<br />

<strong>Heimat</strong>. Und dann sieht man hier: Das steht<br />

gar nicht auf der Tischdecke. Man fängt an zu<br />

überlegen, denkt über die erste Antwort hinaus<br />

und entdeckt dabei: Ich fühle mich verbunden<br />

mit den Leuten, die hier „gegen den<br />

rutschenden Hang kämpfen“. Wir müssen<br />

immer pflanzen, pflanzen, pflanzen!<br />

G., m, Ende 40<br />

04.09.2019, 18 UHR,<br />

PFERDEMARKT<br />

39


Meine <strong>Heimat</strong>, das ist „Jetzt und Hier“! Ich<br />

habe gute Kindheitserinnerungen. Die sind<br />

durch die Besuche in Ostpreußen auch aufgefrischt<br />

worden. Hier in Bützow habe ich mir<br />

meine Existenz aufgebaut. Hier lebe ich seit<br />

1945, hier bin ich groß geworden. Also, ick<br />

bünn nu bienah een echten Meckelbörger.<br />

E., m, Mitte 80<br />

Wir sind 1945 hier bei einem Bauern untergekommen.<br />

Meine Mutter kam ja aus der L<strong>and</strong>wirtschaft.<br />

Wir hatten eine kleine Wirtschaft<br />

in Ostpreußen gehabt. Sie kannte die l<strong>and</strong>wirtschaftliche<br />

Arbeit, unter <strong>and</strong>erem das<br />

Garbenbinden. Der Bauer hier wollte ihr das<br />

Binden erst einmal erklären und fragte dann:<br />

„Verstehen sie das auch?“ Das hat genug ausgesagt.<br />

Die haben uns nicht als Vollwertige<br />

anerkannt. Man musste denen das erst vormachen,<br />

zeigen, dass man das kann. Dann hat<br />

er es akzeptiert. Aber wir brauchten nicht zu<br />

hungern. Das war so vereinbart: Wir haben die<br />

Lebensmittelkarten abgegeben. Gegessen haben<br />

wir dann mit der Bauersfamilie zusammen.<br />

Das gab es auch nicht oft.<br />

05.09.2019, 18 UHR,<br />

PFERDEMARKT<br />

E., m, Mitte 80<br />

Eine hohe Lebensqualität hat mit Entfaltungsmöglichkeiten<br />

zu tun. Leben kann sich da<br />

am gewinnbringendsten entfalten, wo es die<br />

besten Möglichkeiten für ein Individuum gibt.<br />

Das wiederum hat immer mit der Haltung zu<br />

tun. Ein Mönch beispielsweise braucht vielleicht<br />

keine Einflüsse von außen, ihm genügt<br />

das kontemplative Sitzen in einer gekalkten<br />

Kammer.<br />

G., m, Ende 40<br />

<strong>Heimat</strong> ist da, wo das Herz aufhört zu weinen.<br />

A., m, Anfang 30<br />

40 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


<strong>Heimat</strong>, das ist mehr als der Ort. Ich bin auch<br />

ein Mensch, der Geselligkeit sucht. Ich bin im<br />

Nordlicht-Fotoclub. Wenn wir einmal im Jahr<br />

zum Workshop-Wochenende mit <strong>and</strong>eren Clubs<br />

zusammenkommen, treffe ich so viele Menschen.<br />

Da kann ich Kraft schöpfen.<br />

E., m, Mitte 80<br />

Was nach der Wende verloren gegangen ist,<br />

das mache ich an der Veränderung im Sportverein<br />

fest. Das, woran wir 50 Jahre festgehalten<br />

haben hier als Norddeutsche mit Kanuslalom,<br />

Wildwasser und so weiter, ist nicht<br />

mehr möglich. Den Grund sehe ich in den ungleichen<br />

Verhältnissen der Jugendlichen. Die<br />

einen geben unglaublich viel Geld aus für das<br />

beste Equipment, die <strong>and</strong>eren können sich<br />

das nicht leisten, aber alle sind in derselben<br />

Trainingsgruppe. Da habe ich gesagt: Schluss.<br />

06.09.2019, 18 UHR,<br />

PFERDEMARKT<br />

F., m, Mitte 70<br />

Nach der Wende haben wir vier Jahre in Bayern<br />

gelebt. Wir waren neugierig und wollten viele<br />

Dinge sehen und erleben. Ein Grund war auch<br />

die Arbeit. Dann haben uns aber doch die Kinder<br />

gefehlt, die im Norden lebten, also sind<br />

wir für zehn Jahre nach Hamburg gezogen. Als<br />

mein Mann dann in Rente ging, wollten wir wieder<br />

in die <strong>Heimat</strong>, in die Nähe unserer Freunde<br />

und der Mutter. So sind wir nach Bützow zurückgekehrt.<br />

A., w, Anfang 60<br />

Was nach der Wende richtig verloren gegangen<br />

ist, ist der Zusammenhalt.<br />

R., m, Anfang 60<br />

41


WIE BEZEICHNET MAN DIEJENIGEN, DIE EINE HEIMAT HABEN?


MIKRO<br />

KOSMOS<br />

HEIMAT<br />

ANDREA THEIS<br />

ELISABETH ZINK<br />

Von April bis Juni 2019 war HEIMAT ZU GAST bei der Foto-AG<br />

der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen in Bützow.<br />

Medienpädagogin Elisabeth Zink hat mit den teilnehmenden<br />

Schülerinnen die Frage nach dem Platz im Leben fotografisch<br />

erarbeitet. Jede der Schülerinnen hat sich dem für sie wichtigsten<br />

Aspekt des Beheimatet-Seins gewidmet.<br />

Elisabeth Zink schreibt über die Arbeiten: „Selina Langberg<br />

zeigt mit ihrer Fotozusammenstellung, wie wichtig ihr Kindheitserinnerungen<br />

sind, während Paula Quade sich frei und<br />

entspannt in der Bewegung fühlt. Emily Krüger empfindet<br />

ihre besten Freunde als Ort des Rückzuges und Vertrauens,<br />

währenddessen für Leonie Koch Tiere die größte Geborgenheit<br />

und Zuverlässigkeit ausstrahlen. Den Blick für die kleinen<br />

und unscheinbaren Dinge in der Natur machen Larissa<br />

Kallenbach glücklich und zeigen ihr, wo ihre <strong>Heimat</strong> und ihr<br />

Zuhause ist.“<br />

DISKUSSION ÜBER DIE<br />

BILDAUSWAHL BEIM<br />

AUSSTELLUNGSAUFBAU<br />

Andrea Theis<br />

Fünf eigenständige Fotoserien sind entst<strong>and</strong>en, die – kombiniert<br />

mit den Fahnen der Schülerinnen der Käthe-Kollwitz-<br />

Schule zum gleichen Thema – in der Ausstellung MIKROKOS-<br />

MOS HEIMAT im Rathaus Bützow von Juni bis August 2019<br />

gezeigt wurden.<br />

43


44 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


BEWEGTES GLÜCK<br />

Bewegung ist <strong>Heimat</strong> für mich, weil<br />

ich mich bei Stress damit abreagieren<br />

kann. Wenn ich dabei draußen bin,<br />

kann ich Freunde treffen und neue<br />

kennenlernen. Dadurch lerne ich auch<br />

neue Orte kennen.<br />

Paula Quade, *2006<br />

45


46 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


47


FAMILIENERINNERUNGEN<br />

Mir bedeutet Familie viel, weil man<br />

auch in schwierigen Situationen zusammenhalten<br />

muss. Den Teddybär<br />

habe ich von meinem Vater geschenkt<br />

bekommen, weil ich Schmerzen hatte.<br />

Alle <strong>and</strong>eren Gegenstände sind ein<br />

Geschenk von meiner Mama, und sie<br />

bedeuten mir viel.<br />

Selina Langberg, *2004<br />

FAMILIEN<br />

48 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


ERINNERUNGEN<br />

49


FREUNDE DES LEBENS<br />

Bei meinen Freunden kann ich so sein,<br />

wie ich bin und muss mich nicht verstellen.<br />

Das gibt mir ein Gefühl von<br />

Freiheit. Ihnen kann ich vertrauen, und<br />

wenn ich Hilfe brauche, unterstützen<br />

sie mich.<br />

Emily Krüger, *2006<br />

50 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


51


52 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


53


54 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


55


56 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


TIERFREUNDSCHAFT<br />

Ich gehe gerne in meiner Freizeit zu<br />

diesem Ort und füttere, streichle und<br />

spiele mit den Tieren. Wenn ich mit<br />

den Tieren zusammen bin, gibt es mir<br />

Freiheit. Mein Wunsch ist es, dass ich<br />

immer mit den Tieren zusammen bin.<br />

Leonie Koch, *2006<br />

57


58 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


59


NATUR ERLEBEN<br />

Im Leben ist alles, was wir sehen, fühlen,<br />

riechen und auch schmecken ein<br />

Erlebnis und ein Glücksgefühl. Wenn<br />

ich in der Natur bin, fühle ich mich frei.<br />

In der Natur ist alles bunt. Ich mag es,<br />

wenn die Vögel zwitschern, und ich<br />

mag den Geruch der Natur.<br />

Larissa Kallenbach, *2006<br />

60 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


61


62 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


63


64 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


65


GLAUBEN SIE, SIE HABEN IN IHRER ALTEN HEIMAT – DER<br />

HEIMAT IHRER KINDHEIT – DIE MÖGLICHKEIT, NOCH EINMAL<br />

JEMAND GANZ ANDERES ZU SEIN?


VER<br />

ORTUNG<br />

ANDREA THEIS<br />

Die Vexillologie – die Lehre vom Fahnen- und Flaggenwesen –<br />

beschreibt eine Flagge als ein Massenprodukt aus bedrucktem<br />

Stoff. Eine Fahne dagegen ist immer ein Einzelstück – und<br />

daher ein Original – aus einem mit Symbolen und Schriftzügen<br />

gestalteten Stück Tuch. Dieses Unikat kann sehr aufwendig<br />

gefertigt sein, beispielsweise mit Nähereien oder Stickereien.<br />

Oft wird eine Fahne sorgsam verwahrt, geschützt durch eine<br />

transparente Hülle. Eine Fahne repräsentiert eine Gemeinschaft,<br />

wie einen Verein oder eine Zunft. 1<br />

Eine Nationalflagge ist das Hoheitszeichen eines Nationalstaates,<br />

das Symbol staatlicher Souveränität, das Symbol<br />

von Herrschaft und Macht. Fahnen und Flaggen dienen der<br />

Repräsentation, der Erkennung (wie bei Schiffsflaggen) oder<br />

der Markierung von eingenommenem Territorium. Man denke<br />

nur an die erste Mondl<strong>and</strong>ung, die Eroberung der Pole und die<br />

Erstürmung eines Gipfels. Fahne oder Flagge werden in den<br />

Boden gerammt und der Ort für die Gruppe reklamiert.<br />

„Gestalte eine Fahne, die Deinen Platz im Leben markiert“<br />

lautete die sperrige Einladung zum künstlerischen Gegenentwurf.<br />

Es h<strong>and</strong>elt sich zwar auch hier um eine Fahne als<br />

Symbol der Identifikation. 2 Aber <strong>and</strong>ers als beispielsweise<br />

beim Einsatz von Flaggen im Sport geht es um die ganz persönliche<br />

Identität und Verortung, um den Platz im Leben, an<br />

dem sich ein Individuum beheimatet fühlt. Was gehört dazu?<br />

Wie sieht er aus? Wo liegt er? Ist es überhaupt ein Platz?<br />

52 Teilnehmer*innen im Alter von 6 bis 71 Jahren haben in<br />

fünf Workshops unter der Leitung von Andrea Theis, Karl-<br />

Michael Constien und Sara Klapp ihre individuellen Papier-,<br />

Tisch-, Stock- und Hissfahnen gestaltet. Die Workshops<br />

f<strong>and</strong>en in Kooperation mit der Käthe-Kollwitz-Schule, dem<br />

Freizeitreff, dem Jugendclub Domizil, dem Kultursalon des<br />

Projektpartners PferdemarktQuartier e. V. und der Volkssolidarität<br />

statt.<br />

Nach einer kleinen Einführung in die Vexillologie reflektierten<br />

die Teilnehmenden mitein<strong>and</strong>er über ihren persönlichen Platz<br />

im Leben. Wie bei HEIMAT VOR ORT war auch hier der Wortstern<br />

mit dem Zentrum „<strong>Heimat</strong> kann sein“ ein Katalysator<br />

für die Diskussion. Der Entwurfsphase folgte die Bearbeitung<br />

der Fahnenrohlinge mit Acrylmalfarben, Filzstiften, Aquarellstiften<br />

oder Acrylsprühfarben. 23 Hissfahnen, 18 Stockfahnen,<br />

10 Tischfahnen und viele Papierfahnen sind gestaltet<br />

worden. Bis auf die Letztgenannten werden im nachfolgenden<br />

Kapitel „49 Plätze im Leben“ alle entst<strong>and</strong>enen Fahnen<br />

dokumentiert.<br />

Auch in der Ausstellung HEIMAT IM MUSEUM wurden die Fahnen<br />

ausnahmslos präsentiert: An Fahnenmasten, gruppiert in<br />

einem großen Fahnenrondell bestehend aus zwei Halbkreisen<br />

auf dem Schlossplatz vor dem Krummen Haus, wehten die<br />

Hissfahnen im Wind (siehe Abbildung auf Seite 8/9). Dies ist<br />

übrigens ein Bruch mit den Gepflogenheiten, denn nur Flag-<br />

67


gen werden an Masten gehisst, während Fahnen normalerweise<br />

an einem Stock befestigt sind. In den Ausstellungsräumen<br />

f<strong>and</strong>en die Besucher*innen die Sammlung von Tischfahnen<br />

in einem Regal präsentiert, während die Stockfahnen<br />

einen „Wald“ bildeten (siehe Abbildungen auf den Seiten 15<br />

bis 17).<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Siehe: flaggenkunde.de; https://de.wikipedia.org; Crampton, William: „Fahnen und<br />

Flaggen“. Hildesheim 1990<br />

2 Häberle, Peter: „Nationalflaggen: Bürgerdemokratische Identitätselemente und internationale<br />

Erkennungssymbole“. Berlin 2008<br />

FAHNENHISSEN ZUM ABSCHLUSS DES<br />

FAHNENWORKSHOPS IM FREIZEITTREFF,<br />

KRUMMES HAUS, 10.07.2019<br />

Sara Klapp<br />

68 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


69


ULRIKE OHNE ANGST VOR DER<br />

WEISSEN FLÄCHE, FREIZEITTREFF<br />

Andrea Theis<br />

ULRIKE BEGINNT MIT EINEM<br />

SELBSTPORTRAIT, FREIZEITTREFF<br />

Andrea Theis<br />

ULRIKE SPRÜHT ZUM ERSTEN<br />

MAL, FREIZEITTREFF<br />

Andrea Theis<br />

70 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


ZUM ABSCHLUSS HISST ULRIKE MIT DEN ANDEREN IHRE FAHNE, KRUMMES HAUS Sara Klapp<br />

71


BEREIT ZUM SPRAYEN, FREIZEITTREFF<br />

Andrea Theis<br />

72 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


FAHNENWORKSHOP IM FREIZEITTREFF, 08.-10.07.2019 Gisa Gierer<br />

73


KEVIN, FREIZEITTREFF Andrea Theis<br />

74 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


LUIS UND MAXIM, FREIZEITTREFF<br />

Andrea Theis<br />

SHAHED, FREIZEITTREFF<br />

Andrea Theis<br />

75


EINE FAHNE FÜR DIE TAGESGRUPPE<br />

DER VOLKSSOLIDARITÄT WIRD<br />

GESPRÜHT, FREIZEITTREFF<br />

Andrea Theis<br />

FAHNENHISSEN AM TISCH, VANESSA<br />

UND NELE, FREIZEITTREFF<br />

Andrea Theis<br />

DISKUSSION ÜBER DEN PLATZ IM<br />

LEBEN, JUGENDCLUB DOMIZIL,<br />

16.08.2019<br />

Andrea Theis<br />

76 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


FABIAN, FAHNENWORKSHOP IM JUGENDCLUB DOMIZIL, 16.-17.08.2019 Andrea Theis<br />

77


FRANZI SPRÜHT MIT LISAS HILFE DEN ANKER, JUGENDCLUB DOMIZIL<br />

Andrea Theis<br />

DER SPANNENDE MOMENT BEIM ABNEHMEN DER SCHABLONE, FRANZI UND ERIK, JUGENDCLUB DOMIZIL<br />

Andrea Theis<br />

78 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


ISA, JUGENDCLUB DOMIZIL<br />

Andrea Theis<br />

ISA UND LISA, JUGENDCLUB DOMIZIL<br />

Andrea Theis<br />

79


WEISS ODER SCHWARZ? BERATUNG ÜBER DIE WAHL DER HINTERGRUNDFARBE, JUGENDCLUB DOMIZIL Andrea Theis<br />

80 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


MAIKE, JUGENDCLUB DOMIZIL Andrea Theis<br />

81


FAHNENWORKSHOP IM KULTURSALON DES PFERDEMARKTQUARTIER E. V., 31.08.-01.09.2019 Andrea Theis<br />

82 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


83


LARISSA UND KARL BESPRECHEN DIE GRÖSSE EINER KREISFORM, KULTURSALON<br />

Andrea Theis<br />

CHARLOTTE HISST MIT KÄTE IHRE TISCHFAHNE, KULTURSALON<br />

Andrea Theis<br />

84 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


ENIS SCHABLONIERT SEIN FAHNENMOTIV, KULTURSALON<br />

Andrea Theis<br />

LARISSA ÜBERTRÄGT DEN ENTWURF AUF DIE FAHNE, KULTURSALON<br />

Andrea Theis<br />

85


„DIE FARBEN MECKLENBURGS“ IST EIN GEMEINSCHAFTSWERK, KULTURSALON<br />

Andrea Theis<br />

KARL ERKLÄRT NATHAN UND ENIS, WIE MAN STERNE ZEICHNET, KULTURSALON<br />

Andrea Theis<br />

86 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


NATHAN ARBEITET AN SEINER FAHNE, KULTURSALON Andrea Theis<br />

87


KUNO PORTRAITIERT SEINE COUSINEN UND COUSINS, KULTURSALON<br />

Andrea Theis<br />

KONZENTRATION IM KREATIVEN CHAOS, KULTURSALON<br />

Andrea Theis<br />

88 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


REGENBOGENMENSCHEN, CHARLOTTE UND KARL, KULTURSALON Andrea Theis<br />

89


FAHNENWORKSHOP BEI DER VOLKSSOLIDARITÄT, 12.03.2020 Andrea Theis<br />

90 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


91


LAURENA, VOLKSSOLIDARITÄT Andrea Theis<br />

92 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


LAURENA SCHWENKT DIE FERTIGE FAHNE, VOLKSSOLIDARITÄT Andrea Theis<br />

93


KANN MAN SICH IN DER GEWOHNTEN HEIMAT NEU ERFINDEN?


49<br />

PLÄTZE<br />

IM LEBEN<br />

ANDREA THEIS<br />

„Gestalte eine Fahne, die Deinen Platz im Leben markiert!“<br />

Die 23 Hissfahnen im Format 90 cm x 150 cm, 18 Stockfahnen<br />

(30 cm x 45 cm), 10 Tischfahnen (15,5 cm x 25,5 cm,<br />

Höhe des Halters: 45 cm), die in den Fahnenworkshops von<br />

den Teilnehmer*innen zum Thema „Mein Platz im Leben“ gestaltet<br />

wurden, werden auf den folgenden Seiten dokumentiert.<br />

1<br />

Jeder Fahne ist ein kurzer erläuternder Text der Gestalter*innen<br />

beigefügt. Die Reihenfolge der Abbildungen erfolgt nach<br />

grafischen Gesichtspunkten. Allen Fahnen gebührt Wertschätzung,<br />

denn sie sind Ausdruck sehr persönlicher Ideen,<br />

Wünsche und Empfindungen. Dass wir die Fahnen in <strong>Katalog</strong><br />

und Ausstellung zeigen dürfen, ist ein Geschenk!<br />

Sechs große Themenbereiche, die essentiell, prägend oder leitend<br />

sind, lassen sich in den Fahnenmotiven ausmachen. Auch<br />

die Fotoserien im Kapitel „Mikrokosmos <strong>Heimat</strong>“ können diesen<br />

Themen zugeordnet werden:<br />

2. Der Verlust der <strong>Heimat</strong>, des Zuhauses oder des gewohnten<br />

Lebensumfeldes.<br />

3. Asiatische Denkweisen und Philosophien, die Lebenskraft<br />

geben.<br />

4. Das flüchtige Erleben, sich frei zu fühlen.<br />

5. Der Planet Erde und das Universum werden als <strong>Heimat</strong> gedacht.<br />

6. In Appellen mahnen insbesondere die jüngeren Generationen<br />

Frieden und Gerechtigkeit, den Umwelt- und Klimaschutz<br />

sowie die Akzeptanz gegenüber <strong>and</strong>ers Denkenden<br />

und <strong>and</strong>ers Lebenden an.<br />

Die facettenreichen Fahnen sind individuelle Zeugnisse darüber,<br />

was insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene<br />

beschäftigt, was für sie gegenwärtig essentiell ist,<br />

um „im Leben anzukommen“ und es zu meistern.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Fotografische Dokumentation: Andrea Theis<br />

1. Familie, Wahlverw<strong>and</strong>te, Freunde, Liebe und das ganz konkrete<br />

Zuhause. Sie finden am häufigsten Ausdruck in der<br />

Gestaltung.<br />

95


96 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Die Blumen mit vielen einzelnen Blütenblättern<br />

symbolisieren Schönheit<br />

und Vielfalt. Mein Leben ist bunt und<br />

vielfältig. Das gilt sowohl für meine<br />

Arbeit mit den Kindern in der Tagesgruppe<br />

wie auch für mein Privatleben.<br />

Kathrin Jacobs, *1970<br />

Das Leben mit Einhörnern ist bunter!<br />

Sie machen mir gute Laune. Ich finde<br />

es toll, dass sie zaubern und auf einem<br />

Regenbogen laufen können. Sie<br />

haben magische Kräfte. Ich würde<br />

auch gerne zaubern können.<br />

Leonie Neumann, *2012<br />

Von meinem Bett aus kann ich den<br />

Sternenhimmel beobachten. Ich träume<br />

dann. Und ich denke an meinen<br />

Opa. Er ist gestorben. Er ist jetzt ein<br />

Stern.<br />

Shahed Al Ahmad, *2012<br />

Ich mag mein Blumenfeld im Garten.<br />

So eine Wiese kann man nicht planen.<br />

Ich mag das Wilde. Es kommt immer<br />

irgendwo wieder was Neues. Es ist so<br />

ein schönes Gefühl und so beruhigend,<br />

angekommen zu sein hier in unserem<br />

Haus, in Bützow. Das liegt an der Familie,<br />

an den Freunden, an der ganzen<br />

Konstellation. Ich vermisse nichts.<br />

Das heißt nicht, dass es in Berlin, als<br />

wir dort lebten, nicht schön war. Aber<br />

dort war ich innerlich immer unruhig.<br />

Karolin Krüger, *1981<br />

97


Ich hatte einen Vogel; er war gelb. Deshalb<br />

habe ich die Farbe Gelb gewählt.<br />

Und die Farbe Rot habe ich gewählt,<br />

weil ich meine ganze Familie liebe.<br />

Blau waren die Wände meines Zimmers.<br />

Grün habe ich gewählt, weil ich<br />

einen Plüschfrosch hatte. Ich habe ihn<br />

sehr geliebt, als ich klein war. Damals<br />

hatte ich auch einen Fisch; er war<br />

orange.<br />

Sana Haj Youssef, *2004<br />

Das ist das Dortmund-Haus, in dem<br />

das Kinderjugendheim, der Freizeittreff<br />

und die Schule drinstecken. Ich<br />

habe es in den Farben meines Lieblingsfußballvereins<br />

gemalt: Borussia<br />

Dortmund. Mit Rot habe ich die Heißwasserrohre<br />

und die Regenabflussrohre<br />

gemalt. Sie sind aus Kupfer.<br />

Kevin Keßler, *2001<br />

Mein Platz im Leben ist da, wo meine<br />

Familie ist und meine Freunde sind.<br />

Wir haben uns alle lieb. Mir ist es wichtig,<br />

dass man in der Familie zusammenhält<br />

und dass man vor den Eltern<br />

Respekt hat. Auf der Fahne sind meine<br />

Mutter, ihr Lebensgefährte und<br />

meine Geschwister abgebildet. Die<br />

blaue Figur bin ich selbst, ich bin die<br />

Zweitälteste. Meine älteste Schwester<br />

ist ganz wichtig für mich.<br />

Laurena Ermler, *2008<br />

Frieden und Freiheit wünsche ich mir,<br />

vor allem für meine <strong>Heimat</strong> Syrien. Da<br />

gehöre ich hin. Syrien ist so zerstört.<br />

Die Herzen stehen natürlich für die<br />

Liebe. Es ist egal, ob jem<strong>and</strong> schwarz<br />

oder weiß ist, ob jem<strong>and</strong> Ausländer<br />

oder Deutscher ist.<br />

Ibtessam Al Ahmad, *2009<br />

98 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


99


Das Schiff ist ein Piratenschiff und in den bunten<br />

Farben sind lauter Sachen versteckt: ein<br />

Goldbarren, eine große Perle, ein Diamant. Ich<br />

mag alles an Piraten, vor allem weil gekämpft<br />

wird. Zum letzten Fasching bin ich als Pirat<br />

gegangen.<br />

Maxim Kröplin, *2013<br />

Ich habe dieses Motiv ausgewählt, weil ich<br />

schon oft schief angeguckt wurde. Aber niem<strong>and</strong><br />

sollte verurteilt werden, nur weil er<br />

oder sie jem<strong>and</strong>en gleichen Geschlechts liebt.<br />

Wichtig ist doch, dass jede*r auf die eigene<br />

Art und Weise glücklich wird. Jede Anfeindung<br />

oder abstoßende Reaktion bringt für die betroffene<br />

Person Leid mit sich. Also bitte, zeigt<br />

auch ihr Toleranz gegenüber <strong>and</strong>eren!<br />

Franziska Wilde, *1999<br />

100 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Das Datum auf der Fahne ist der Tag, an dem<br />

ich mit meiner Freundin zusammengekommen<br />

bin. Am 11.11. haben wir schon wieder<br />

Schluss gemacht. Jetzt sind wir Freunde. Wir<br />

mögen beide Piraten, deshalb die Totenköpfe.<br />

Ich finde Piraten voll cool, und so ein richtiges<br />

Piratengefühl ist unbeschreiblich! Wenn ich<br />

mein Herz in drei Teile teilen könnte, dann<br />

schlägt die Hälfte für meine Familie, von der<br />

<strong>and</strong>eren Hälfte ein Viertel für die Piraten und<br />

drei Viertel für die Musik. Ich finde, ich gehöre<br />

auf die Bühne. Da fühle ich mich extrem wohl!<br />

Rot steht für mich für Zuhause, weil das Herz<br />

rot ist und meine Familie und meine Freunde<br />

in meinem Herzen sind. Blau sind der Himmel<br />

und das Wasser, und die W<strong>and</strong> in meinem<br />

Zimmer ist blau. Außerdem mag ich die Farbe<br />

Blau, weil Blau für mich Freiheit bedeutet.<br />

Muna Al Ahmad, *2003<br />

Luis Kröplin, *2008<br />

101


102 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Die Worte auf meiner Fahne stehen<br />

für das, was ich selbst gerne für mich<br />

beanspruche und leben möchte und<br />

was ich den Kindern, die ich in der Tagesgruppe<br />

betreue, vermittele: Der<br />

Mut, manche Entscheidung zu treffen.<br />

Anerkennung zu bekommen, für das,<br />

was man tut. Die Freude am Leben,<br />

die ich erlangt habe. Grün ist meine<br />

Farbe. Grün mag ich gerne. Zum Beispiel<br />

sind die grünen Spielfiguren in<br />

einem Spiel immer meine! Aber das<br />

Grün steht auch für das Grün im Logo<br />

der Volkssolidarität. Die Herzen symbolisieren<br />

die Liebe.<br />

Auf meiner Fahne sieht man die Sonne und<br />

hier die große Wolke und der Blitzschlag,<br />

dann der Tornado, der alles aufsaugt, ganz<br />

doll, so richtig stark. Ich habe mehrere Tornados<br />

gemalt. Ich selbst erinnere mich nicht an<br />

den Tornado – damals war ich noch zu klein –<br />

aber mit meinem Freund aus meiner Klasse<br />

spreche ich oft über Tornados. Zwei Blumen<br />

habe ich auch gemalt: die Rote ist eine Tulpe,<br />

die Gelbe ist ein Löwenzahn. Die Herzen<br />

schenke ich meiner Mama!<br />

Thore Czastrau, *2012<br />

Andrea Besemer, *1967<br />

103


104 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen<br />

und bis heute sehr gerne in der Natur.<br />

Wenn ich in solch einer L<strong>and</strong>schaft<br />

stehe, wenn ich das vor Augen habe,<br />

dann geht es mir gut. Das ist für mich<br />

schön. Ich möchte in der Ferne den<br />

Horizont sehen! Dann ist Ruhe in mir.<br />

Dann ist Frieden in mir.<br />

Damals: Zusammenhalt. Durchein<strong>and</strong>er.<br />

Einzelkämpferin. Gefühle. Liebe.<br />

Hoffnung. Geheimnisvoll. Verschlossen.<br />

Offen.<br />

Michelle Sabban, *2005<br />

Ich habe mich mit meinen Lieblingsfarben<br />

ausgetobt. Dabei ist eine Insel<br />

herausgekommen. Dort wohne ich mit<br />

den roten P<strong>and</strong>abären.<br />

Käte Krüger, *2012<br />

Gudrun Präfcke, *1949<br />

In der Nacht denke ich viel nach. Ich<br />

habe Angst vor der Zukunft, vor dem,<br />

was kommen könnte. Man selbst kennt<br />

sich, weiß, wie man ist, aber vor den<br />

<strong>and</strong>eren steht man blöd da. Trotz aller<br />

Zerrissenheit gibt es einen Hoffnungsschimmer,<br />

nämlich sich für <strong>and</strong>ere einzusetzen<br />

und zu kämpfen, das möchte<br />

ich, denn das lohnt sich.<br />

Anonym, *2002<br />

105


Die Fahne zeigt ein Sonnensystem. Mein Sonnensystem.<br />

Es hat nicht nur eine Sonne, um<br />

die sich alles dreht, sondern viele Sonnen. Diese<br />

Sonnen sind die Menschen, die ich liebe und<br />

um die ich kreise: Meine Familie und meine<br />

Freunde. In ihrer Mitte ist mein Platz im Leben.<br />

Sie geben mir Wärme, Geborgenheit und<br />

Kraft. Manche sind immer ganz nah, <strong>and</strong>ere mal<br />

nah, mal fern, aber ich weiß, dass sie immer<br />

da sind.<br />

Ich habe drei Herzen gemalt, die mitein<strong>and</strong>er<br />

verschmelzen. Denn mein Platz im Leben, das<br />

ist die Familie und dass man Freunde hat. Seine<br />

Geschwister muss man in Schutz nehmen.<br />

Die Eltern sind wichtig, weil wir durch sie auf<br />

der Welt sind, aber auch, weil sie uns erziehen,<br />

sodass wir zu ordentlichen Menschen werden.<br />

Lucas Tessendorf, *2009<br />

Sara Klapp, *1988<br />

106 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Unser Kinderjugendheim, das ist mein Zuhause.<br />

Als ich sechs Jahre alt war, bin ich dort mit<br />

meiner Schwester eingezogen. Das Besondere<br />

ist, dass wir immer schöne Ausflüge machen,<br />

und die Erzieher etwas organisieren. Wir machen<br />

Urlaub mit der ganzen Gruppe!<br />

Nele Maruhn, *2007<br />

Das ist das Haus, wo Mama wohnt. Da bin ich<br />

gerne. Dort ist mein Zuhause. Da sind auch<br />

meine Geschwister. Da möchte ich irgendwann<br />

wieder leben. Die Bäume habe ich gemalt, weil<br />

ich gerne im Wald spazieren gehe. Die gelbe<br />

Farbe steht für die Sonne. Sie ist immer da.<br />

Vanessa Harms, *2008<br />

107


Meine <strong>Heimat</strong> ist für mich bunt, weil<br />

<strong>Heimat</strong> verschieden ist: Mehrere Orte,<br />

mehrere Personen und mehrere Tiere.<br />

Meine <strong>Heimat</strong> ist da, wo Familie und<br />

Freunde sind.<br />

Anne-M. Wilde, *2005<br />

Meine <strong>Heimat</strong> ist da, wo Liebe ist, wo<br />

es Zusammenhalt gibt – bei der Familie<br />

und den Freunden. Dafür steht das<br />

Herz in der Mitte der Fahne. <strong>Heimat</strong><br />

hat für mich sehr viel mit Nachdenken<br />

zu tun. Nachdenken heißt, ich überdenke<br />

alles, bevor ich es tue, jeden<br />

Schritt, den ich mache, mit positiven<br />

und negativen Seiten. Meine <strong>Heimat</strong><br />

ist Natur, die Natur ist mein Rückzugsort.<br />

Meine <strong>Heimat</strong> ist Musik. Meine<br />

<strong>Heimat</strong> ist Schreiben und Zeichnen.<br />

Meine <strong>Heimat</strong> ist dort, wo ich aufgewachsen<br />

bin. Ich habe Sehnsucht nach<br />

meiner <strong>Heimat</strong>, weil dort viele Bäume<br />

und viele Felder sind. Ich vermisse den<br />

Boitiner See, weil ich meine Kindheit<br />

dort im Sommer verbracht habe. Mein<br />

Bett ist mein Rückzugsort, wenn es<br />

mir nicht gut geht oder ich etwas Zeit<br />

für mich brauche.<br />

Eila Peter, *2004<br />

Michelle Sabban, *2005<br />

108 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


109


110 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Ich habe ein Familienbild gemalt: Papa,<br />

Carl und mich. Und Mama ist der Engel,<br />

der uns beschützt.<br />

Charlotte Lidzba, *2011<br />

Die Fahne habe ich mit meinen Lieblingsfarben<br />

bemalt. Und obwohl ich<br />

die Farben mag, trage ich sie nie. Es<br />

sind zufällig auch die Farben vom Fußballverein<br />

Hansa Rostock. Einmal war<br />

ich im Stadion, aber mir war das zu<br />

laut. Ich mag Ruhe und mein Bett. Ich<br />

ziehe die Kopfhörer auf und höre nur<br />

noch, was ich möchte.<br />

Auf meiner Fahne ist das Holsteiner<br />

Br<strong>and</strong>zeichen zu sehen, da wir 13 Holsteiner<br />

Springpferde haben und mein<br />

Zuhause bei den Pferden ist. Ich bin<br />

mit Pferden aufgewachsen. Meine <strong>Heimat</strong><br />

sind die Pferde.<br />

Anna-Kristin Holster, *2004<br />

Paul Pepito Krause, *2009<br />

111


<strong>Heimat</strong> ist für mich kein Ort, sondern das sind die Menschen<br />

– und in dem Fall auch mein Hund Hugo. Es ist egal, wo man<br />

sich aufhält, denn es ist dann schon heimatlich, wenn Hugo,<br />

mein Bulli-Bus und jetzt auch mein Freund dabei sind. Der<br />

Bus frisst mir zwar die Haare vom Kopf, aber er wird wohl bei<br />

mir bleiben. Damit bin ich total frei. Es ist ein kleines Zuhause<br />

auf eineinhalb Quadratmetern. Ich beziehe das Bett, steige<br />

ein und fahre los!<br />

Eine Sonne mit Strahlen und so viele Sterne wie Lebensjahre,<br />

als ich die Fahne gemacht habe, sind zu sehen. Das Helle<br />

durchdringt das Dunkle – ein Blau wie der Himmel und wie<br />

das Wasser. Ich tauche für mein Leben gern. Dabei fühle ich<br />

mich frei und schwerelos. Dafür muss man nicht auf den<br />

Mond fliegen.<br />

Nathan Hägele, *2010<br />

Anke Dose, *1984<br />

112 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Auf meiner Fahne habe ich wichtige Familienmitglieder verewigt:<br />

Meine große Cousine mit den langen Haaren, meine<br />

kleine Schwester, die oft weint, den Kater Oskar und Labrador<br />

Hermann, den ich an der Leine halte. Hermann ist mein Lieblingstier,<br />

er läuft mir immer hinterher. Oskar lebt mittlerweile<br />

nicht mehr. Ich hatte ihn sehr, sehr gern. Immer, wenn ich<br />

traurig war, kam er zu mir, und ich konnte mit ihm kuscheln.<br />

Dann ging es mir besser. Das war so ein Tröste-Kater. Mit<br />

Symbolen, Würfelaugen und Buchstaben habe ich die <strong>and</strong>eren<br />

Felder auf der Fahne gefüllt. Das „U“ für Ulrike steht auf<br />

dem Kopf, weil ich beim Sprühen um die Fahne herumgehen<br />

musste.<br />

Ulrike Röse, *2010<br />

113


Ich habe dieses Motiv ausgewählt, weil ich schon oft schief<br />

angeguckt wurde. Aber niem<strong>and</strong> sollte verurteilt werden, nur<br />

weil er oder sie jem<strong>and</strong>en gleichen Geschlechts liebt. Wichtig<br />

ist doch, dass jede*r auf die eigene Art und Weise glücklich<br />

wird. Jede Anfeindung oder abstoßende Reaktion bringt für<br />

die betroffene Person Leid mit sich. Also bitte, zeigt auch ihr<br />

Toleranz gegenüber <strong>and</strong>eren!<br />

Franziska Wilde, *1999<br />

114 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Meine <strong>Heimat</strong> ist für mich bunt, weil <strong>Heimat</strong> verschieden ist:<br />

Mehrere Orte, mehrere Personen und mehrere Tiere. Meine<br />

<strong>Heimat</strong> ist da, wo Familie und Freunde sind.<br />

Anne-M. Wilde, *2005<br />

115


Ich mag das Meer, die Bewegung der Wellen. Ich liebe es auch<br />

zu schwimmen. Ein Boot ist wie ein Haus auf dem Meer. Auf<br />

dem Boot bin ich allein, und ich bin frei!<br />

Enis Kamberi, *2005<br />

Meine <strong>Heimat</strong> ist da, wo Liebe ist, wo es Zusammenhalt gibt –<br />

bei der Familie und den Freunden. Das Herz in der Mitte der<br />

Fahne steht für Liebe, Familie und Freunde. Meine <strong>Heimat</strong> hat<br />

bei mir sehr viel mit Nachdenken zu tun. Nachdenken heißt,<br />

ich überdenke alles, bevor ich es tue, jeden Schritt, den ich<br />

mache, mit positiven und negativen Seiten. Meine <strong>Heimat</strong><br />

ist Natur, die Natur ist mein Rückzugsort. Meine <strong>Heimat</strong> ist<br />

Musik. Meine <strong>Heimat</strong> ist Schreiben und Zeichnen.<br />

Michelle Sabban, *2005<br />

116 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Kuno erläutert die bunten Farben von Mecklenburg: Wiesen,<br />

Kornfelder, Seen, Flüsse, das Meer, die Dächer der Häuser,<br />

Häuser aus Ziegelstein. Die Region hier ist mein Platz im Leben,<br />

sagt Carsten. Wir haben eine Zeit lang in Berlin gelebt,<br />

aber da bin ich nie angekommen. Familie und Freunde sind für<br />

mich entscheidend, auch Sprache und Mentalität.<br />

Carsten Krüger, *1979 und Kuno Krüger, *2011<br />

Der Anker ist das Symbol für das Ankommen und das Festmachen.<br />

Er steht für meine jetzige Lebensphase. Ich habe hier<br />

festgemacht: Ich habe mich erst vor Kurzem bewusst dazu<br />

entschlossen, mich hier niederzulassen, an dem Ort, aus dem<br />

ich ursprünglich stamme. Wenn man ein Haus kauft, dann will<br />

man an dem Ort bleiben. Der Anker ist übrigens ein beliebtes<br />

Tattoo-Motiv. Er steht für die <strong>Heimat</strong>. Die Farbe Rot verweist<br />

auf eine Feuerzeit nach Feng Shui. Es herrscht viel Unruhe in<br />

der Welt. Die Situation ist bedrohlich. Die momentane Energie<br />

auf der Welt ist sehr zerstörerisch. Man denke nur an die Waldbrände<br />

und den Mangel an Wasser.<br />

Karl-Michael Constien, *1981<br />

117


In die Mitte habe ich ein Anime-Zeichen gemalt. Ich bin ein<br />

großer Anime-Fan. Es ist das Zeichen des Clans meines Lieblingscharakters,<br />

der cool und stark ist. Er ist wie ich: Ruhig,<br />

nachdenklich und vor allem gechillt. Das Herz steht für meine<br />

Familie, der Mond steht für mich, weil ich den Mond mag. Das<br />

Kreuz ist für jem<strong>and</strong>en, den ich sehr mochte, der gestorben<br />

ist. Den vermisse ich sehr. „Yin und Yang“ steht für mich und<br />

meine beste Freundin. Weil ich die Natur so sehr mag, habe<br />

ich diese Ranke gemalt. Es ist doch schön, wenn etwas – wie<br />

ein altes Fahrrad – von einer Ranke umwachsen wird. Die Fahne<br />

spiegelt mein Leben wider: Was ich mag, was ich gerne anschaue.<br />

Wolflissi, *2006<br />

118 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Ich habe Regenbogenmenschen gemalt, weil die Menschen<br />

und die Welt bunt sind wie der Regenbogen. Wir sind alle unterschiedlich.<br />

Wir sollen keinen Menschen auf der Welt vergessen.<br />

Alle sollen beachtet werden, auch die Menschen, die<br />

in armen Ländern leben.<br />

Charlotte Lidzba, *2011<br />

119


Mein rotes K-Haus liegt an einem schönen Fluss in einem<br />

Trauml<strong>and</strong>. Die Häuser sind hier aus den Anfangsbuchstaben<br />

der Menschen, die drin wohnen, geformt. Die Äpfel sind kunterbunt<br />

und die Blumen aus Zuckerwatte.<br />

Käte Krüger, *2012<br />

120 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Endlich sind mal alle Enkel zusammen abgebildet. Auf Fotos<br />

fehlt immer einer von uns. Links, das ist Käte als Katze. Rechts,<br />

das ist Lotte, das süße Reh. Das hat sie sich so gewünscht. In<br />

der Mitte bin ich als Affe. Unten sind die beiden kleinen, verspielten<br />

Äffchen: Carl mit Haaren und Theodor mit den gelben<br />

Schuhen, dem ich beigebracht habe, die Zunge rauszustrecken.<br />

Kuno Krüger, *2011<br />

121


Das Jugendrotkreuz spielt eine große Rolle für mich. Als ich<br />

noch die Zeit dafür hatte, war es dort für mich wie in einer<br />

großen Familie, weil wir alle zusammengehalten haben. Ich<br />

habe vor, mich nach der Ausbildung ehrenamtlich im Katastrophenschutz<br />

zu engagieren. Das Herz mit den Tatzen steht<br />

natürlich für meine Liebe zu Tieren. Ich habe noch zwei Anliegen<br />

auf die Fahne gemalt: Toleranz und Umweltschutz. Die<br />

Menschheit hält die Erde in ihrer H<strong>and</strong>. Sie soll sie schützen,<br />

sonst geht sie irgendwann unter. Wie ich finde, sollen die<br />

Leute zu ihrer sexuellen Orientierung stehen und das auch<br />

zeigen.<br />

Lisa-Marie Latzke, *2001<br />

122 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


„Ewigkeit!“<br />

Pascal Schwank, *2000<br />

So ganz scharf kann ich meinen Platz im Leben nicht erkennen.<br />

Viele Ebenen überdecken sich. Manches reibt sich mächtig.<br />

Manches passt zusammen. Im Englischen sagt man „something<br />

falls into place“. Es herrscht jedenfalls ganz schön viel<br />

Unruhe. So bleibt es abenteuerlich im Dickicht des Lebens.<br />

Alex<strong>and</strong>ra Thomas, *1985<br />

123


Mein Ich bewegt sich auf einer wilden Umlaufbahn um eine<br />

Mitte herum, die es nicht erreicht und droht, dabei ständig<br />

aus der Bahn geschleudert zu werden.<br />

Andrea Theis, *1966<br />

„Balance“ – so lautet mein Mantra. Yin und Yang. Ich tue alles<br />

dafür, um im Gleichgewicht zu leben. Damit habe ich angefangen,<br />

als ich zehn war. Ich habe gelernt, mit Situationen,<br />

die für mich schwierig sind, umgehen zu können. Das war eine<br />

deutliche Befreiung.<br />

Fabian Mindt, *2004<br />

124 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Irgendwo und irgendwann sollte sich jeder zu Hause fühlen.<br />

Das Universum ist unendlich. Warum kann dann nicht <strong>Heimat</strong><br />

unendlich sein? Im Raumschiff kann jeder durch das Universum<br />

fliegen. Jeder kann sich irgendwo auf einem Planeten seinen<br />

Traum erfüllen. Jeder Planet hat was Individuelles. Jeder<br />

kann seinen Planeten finden, mit dem Raumschiff l<strong>and</strong>en und<br />

den Planeten erkunden. Im Universum hat man Zeit für sich<br />

und kann so sein, wie man ist. Man ist frei vom Druck der sozialen<br />

Medien. Für den Jugendclub Domizil habe ich auf Wunsch<br />

eine zweite Fahne mit diesem Motiv gesprüht, die ich zeige.<br />

Isabell Meyer, *2005<br />

125


Die Aufteilung in fünf Teile basiert auf einer asiatischen Philosophie.<br />

Die farbigen Flächen symbolisieren die vier Elemente<br />

Feuer, Wasser, Erde und Luft. Mit diesen sollte der Mensch,<br />

repräsentiert durch die Fläche im Zentrum, im Gleichgewicht<br />

stehen. Das ist gewissermaßen schon eine Utopie, ein theoretischer<br />

Zust<strong>and</strong>, der in der Praxis kaum zu erreichen ist. Aber<br />

es ist ein schöner Gedanke.<br />

Einhörner sind schöne Tiere. Sie sehen so niedlich aus. Meine<br />

damalige Mitbewohnerin hatte ein Rieseneinhorn, ein Plüschtier.<br />

Ich habe es mir immer heimlich ausgeborgt und damit gekuschelt.<br />

Es hat mich beschützt. Die beiden Einhörner auf der<br />

Fahne sollen weiter auf mich aufpassen.<br />

Kevin Keßler, *2001<br />

Erik Krüger, *1998<br />

126 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Wenn Leute einem nicht guttun, muss man loyal zu sich selbst<br />

sein. Ich hatte ein Umfeld, das mir nicht gutgetan hat. Als ich<br />

das verst<strong>and</strong>en habe, habe ich meinen Freundeskreis geändert,<br />

und ich bin glücklich darüber. Es ist ein Kampf mit mir selbst,<br />

um rauszufinden, was ich mache und was ich will. Es war<br />

schwer, den Kontakt abzubrechen. Mir geht es heute besser<br />

als früher.<br />

Maike Guhrke, *1999<br />

Das Weltall ist schön. Viele Leute gucken nicht nach oben in<br />

den Himmel. Sie sehen die Planeten und Sterne nicht. Also<br />

habe ich sie gemalt. Ich selbst habe ein kleines Teleskop und<br />

schaue mir damit den Mond an. Was wohl da draußen im All<br />

noch lauert? Ob da <strong>and</strong>ere Menschen so wie wir sind, nett<br />

oder verrückt, die aber besser auf ihre Umwelt achten? Das<br />

frage ich mich oft. Ich wünsche mir eine friedliche Erde ohne<br />

Hass, wo Menschen so akzeptiert werden, wie sie sind.<br />

Larissa Kallenbach, *2006<br />

127


KANN MAN AUCH IN EINER ZEIT BEHEIMATET SEIN?


VOM<br />

AN<br />

KOMMEN<br />

ANDREA THEIS<br />

In Folge des Zweiten Weltkrieges kamen etwa eine Million<br />

Menschen, die aufgrund von Flucht und Vertreibung ihre <strong>Heimat</strong>en<br />

in Ost- und Südosteuropa verlassen mussten, nach<br />

Mecklenburg und Vorpommern. Zwischen 1945 und 1949<br />

verdoppelte sich die Bevölkerungszahl dadurch annähernd.<br />

Unter den Flüchtlingen und Vertriebenen waren auch etwa<br />

300.000 Kinder. Ihrem Schicksal widmet sich die von Brit<br />

Bellmann wissenschaftlich aufbereitete und kuratierte Ausstellung<br />

„Geflüchtet, vertrieben, entwurzelt. Kindheiten in<br />

Mecklenburg 1945-1952“ der Stiftung Mecklenburg und der<br />

L<strong>and</strong>eszentrale für politische Bildung M-V. 1 Im Rahmen von<br />

„HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ haben wir die W<strong>and</strong>erausstellung<br />

im Winter 2019/20 im Rathaus Bützow gezeigt, begleitet<br />

von einem Vortragsprogramm und einem Erzählcafé. Wichtiger<br />

Best<strong>and</strong>teil der Ausstellung waren die Erzählungen und<br />

Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Bützow, veranschaulicht<br />

durch Objekte, Originaldokumente und Fotografien,<br />

die sie uns freundlicherweise zur Verfügung stellten.<br />

Die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen haben mir im Herbst 2019<br />

in lebensgeschichtlichen Interviews vom Ankommen in Mecklenburg<br />

erzählt. Sie kamen als Kinder im Alter zwischen zwei<br />

und elf Jahren nach Flucht und Vertreibung mit ihren Familien<br />

in die Sowjetische Besatzungszone. Nach einer kurzen Phase<br />

der Quarantäne in einem Lager lebten viele der Ankömmlinge<br />

in der Regel zunächst sehr beengt und einfach in Massenunterkünften<br />

in den Dörfern, beispielsweise in den ehemaligen<br />

Gutshäusern oder in Barackensiedlungen. Andere kamen bei<br />

Bauern unter. Manche lebten lange in diesen Umständen, <strong>and</strong>ere<br />

erhielten schneller eine eigene Wohnung, ein Haus oder<br />

einen Hof zum Bewirtschaften. Die Bedingungen waren für die<br />

Flüchtlinge und Vertriebenen meist noch schlechter als für die<br />

einheimische Bevölkerung. Es herrschte ein Mangel an Wohnraum.<br />

Die Lebensmittelversorgung war nicht ausreichend. Der<br />

Prozess des Ankommens und des Heimisch-Werdens konnte<br />

sich über viele Jahre bis Jahrzehnte erstrecken. 2<br />

Aus den Zeitzeugeninterviews und dem Protokoll des Erzählcafés<br />

HEIMAT VERLOREN. HEIMAT GEFUNDEN. am 08.01.2020<br />

habe ich 14 Zitate ausgewählt, die ich – nach Autorisierung –<br />

zu einer künstlerischen Arbeit transformiert habe. Die Zitate<br />

beschreiben exemplarisch die Facetten des Lebens in den<br />

Nachkriegsjahren als Flüchtlinge oder Vertriebene. Die Erinnerungen<br />

und Résumés erzählen von Chancen, Demütigungen,<br />

Scham und Zuversicht. Es wird auch angedeutet, dass es erst<br />

nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten die Möglichkeit<br />

gab, offiziell über den Verlust der <strong>Heimat</strong> zu sprechen.<br />

Die Gründung von Interessensverbänden war in der DDR ver-<br />

129


oten. Die Politik ab 1945 in SBZ und DDR unterb<strong>and</strong> dies<br />

aus Gründen der Staatsraison (Akzeptanz der Sowjetischen<br />

Besatzungsmacht und der neuen Grenzen, insbesondere der<br />

Oder-Neiße-Grenze u. a.). Statt von Flüchtlingen und Vertriebenen<br />

zu sprechen, lautete der offizielle Sprachgebrauch bereits<br />

ab 1945 „Umsiedler“. 3 „Das Innenministerium der DDR<br />

untersagte auch im Kulturleben sämtliche Bezüge zur alten<br />

<strong>Heimat</strong> und deren Gebrauch in der Öffentlichkeit.“ 4<br />

Die Gespräche und Interviews mit den Bützowerinnen und<br />

Bützowern, die heute zwischen 76 und 87 Jahre alt sind,<br />

zeigen, dass es ein großes Bedürfnis in dieser Generation<br />

gibt, über die Erlebnisse zu sprechen. Dies ist zum einen den<br />

oben genannten Restriktionen in der DDR geschuldet. Zum<br />

<strong>and</strong>eren hat die Zunahme der Migration aufgrund von Flucht<br />

aus Kriegs- und Krisengebieten in den vergangenen Jahren<br />

die Erinnerung an die eigenen Erfahrungen wieder wachgerufen.<br />

Auch das Alter an sich und die damit verbundene Zeit,<br />

über die Vergangenheit nachzudenken, werden als Gründe<br />

genannt. 5<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Siehe: lpb-mv.de und stiftung-mecklenburg.de<br />

2 Rüchel, Uta: „Verschwiegene Erbschaften“. Schwerin 2018, S. 28 ff und Bellmann,<br />

Brit: „Vertrieben, entwurzelt, verpflanzt“. Vortrag zur Ausstellungseröffnung „Geflüchtet,<br />

vertrieben, entwurzelt. Kindheiten in Mecklenburg 1945-1952“, Bützow,<br />

15.11.2019<br />

3 Rüchel, Uta: „Verschwiegene Erbschaften“. Schwerin 2018, S. 36 ff<br />

4 Ther, Philipp: „Vertriebenenpolitik in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR<br />

1945 bis 1953“. In: Kleßmann, Christoph et al. (Hrsg.): „Vertreibung, Neuanfang, Integration.<br />

Erfahrungen in Br<strong>and</strong>enburg“. Potsdam 2001, S. 89-111. Siehe auch:<br />

http://library.fes.de/library/netzquelle/zwangsmigration/45ddr.html, (30.08.2020)<br />

5 Bellmann, Brit: „Vertrieben, entwurzelt, verpflanzt“. Vortrag zur Ausstellungseröffnung<br />

„Geflüchtet, vertrieben, entwurzelt. Kindheiten in Mecklenburg 1945-1952“,<br />

Bützow, 15.11.2019<br />

6 Fotografische Dokumentation: Andrea Theis<br />

Die Stickerei, eine uralte Kulturtechnik. Und ein weißes Taschentuch,<br />

aus einem leichten Baumwollstoff gewebt. Das<br />

im Wind weht, wenn man damit zum Abschied winkt, das die<br />

Tränen trocknet und das die Großmutter für den Notfall immer<br />

im Ärmel des Kleides stecken hatte. Das Leichte und das<br />

Schwere. Das Erhabene und das Erniedrigende.<br />

14 weiße Damentaschentücher aus Baumwolle, 31 cm x 31 cm,<br />

jeweils maschinell bestickt mit einem Zitat und den Initialen<br />

einer Zeitzeugin, wurden in der Ausstellung HEIMAT IM MU-<br />

SEUM präsentiert. Auf den folgenden Seiten sind sie fotografisch<br />

dokumentiert. 6<br />

130 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


131<br />

HEIMAT VERLOREN. HEIMAT<br />

GEFUNDEN. ERZÄHLCAFÉ,<br />

08.01.2020<br />

Andrea Theis


132 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


133


134 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


135


136 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


137


138 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


139


140 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


141


142 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


143


144 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


145


HABEN SIE IHRE HEIMAT SCHON MAL VERLEUGNET? WELCHE<br />

HEIMAT WAR DAS? WARUM IST IHNEN DAS PASSIERT?


SPRECHEN<br />

IM CHOR<br />

NEFELI ANGELOGLOU<br />

Der 1. Bützower Sprechchor wurde im Rahmen des Projektes<br />

„HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ unter der Leitung von Schauspielerin<br />

Sara Klapp im März 2019 initiiert. Seinen ersten Auftritt<br />

hatte der Sprechchor schon wenige Wochen später am 1. Mai<br />

beim Frühlingsfest des Krummen Hauses mit dem Gedicht<br />

„Die Welt ist so groß“ von Anna Thalbach. Nach dem Weggang<br />

von Sara Klapp hat Theaterpädagogin Nefeli Angeloglou in Zusammenarbeit<br />

mit ihrer Kollegin Lea Liepe die künstlerische<br />

Leitung des Sprechchores im September 2019 übernommen.<br />

Der 1. Bützower Sprechchor ist ein wichtiges Element des<br />

Projektes „HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“, begleitet die Aktionen<br />

und Veranstaltungen und beforscht gleichzeitig das große<br />

Thema <strong>Heimat</strong>. Eine feste Gruppe von elf aktiven Chormitgliedern<br />

im Alter von 18 bis 86 Jahren hat sich über die 17<br />

Monate hinweg gebildet. Es sind Bützower*innen, die Interesse<br />

haben, sich sowohl mit dem Medium als auch mit dem<br />

Thema ausein<strong>and</strong>erzusetzen.<br />

Die Arbeit über das Thema <strong>Heimat</strong> mit dem 1. Bützower Sprechchor<br />

ist so spannend, weil jede*r der Teilnehmer*innen dieser<br />

Mehrgenerationengruppe sehr eigene Erfahrungen und<br />

Prägungen durch die Zeitgeschichte mitbringt: Das Erleben<br />

von Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg,<br />

das Leben in der DDR, das neue Millennium, die sogenannte<br />

Flüchtlingskrise. Sie treffen in der Gruppe aufein<strong>and</strong>er und<br />

haben die Möglichkeit, durch ein künstlerisches Medium zu<br />

kommunizieren – nämlich einen sprechenden Chor.<br />

PREMIERE DES 1. BÜTZOWER<br />

SPRECHCHORES, KRUMMES<br />

HAUS, 01.05.2019<br />

Andrea Theis<br />

Der Chor als zentrales Element des antiken griechischen Theaters<br />

stellt mal die Bürger der Stadt (Orestes), mal die alten<br />

Männer (König Ödipus) oder aber die jungen Frauen, die Dienerinnen<br />

der Königin (Perser) dar. Der Chor erzählt, fördert die<br />

Entwicklung der H<strong>and</strong>lung, kommentiert oder übt sogar Rache,<br />

um die Kraft der Gruppe und der einfachen Bürger*innen<br />

zu symbolisieren. Im Theater der Gegenwart wird der Sprechchor<br />

als Stilmittel immer mehr genutzt und erforscht. Er steht<br />

für das, was Menschen mit unterschiedlichen Haltungen zusammenbringt,<br />

um eine gemeinsame Story, die sie verbindet,<br />

zu erzählen, oder eine wichtige Aussage zu machen. Als eigene<br />

Kunstform – nicht in eine Theateraufführung eingebunden –<br />

147


DREH DER BEIDEN VIDEOS FÜR<br />

DIE AUSSTELLUNG HEIMAT IM<br />

MUSEUM, 16.07.2020<br />

Andrea Theis<br />

hat ein Sprechchor die Kraft, Aussagen Einzelner zu verstärken<br />

und beim Publikum ein tieferes Verständnis für einen Text<br />

oder ein Thema zu erzeugen, in dem der Chor das Publikum in<br />

den Text hineinzieht.<br />

Der theaterpädagogische Arbeitsansatz wird durch die partizipative<br />

Arbeitsweise der Anleitung gemeinsam mit den Teilnehmenden<br />

des 1. Bützower Sprechchores charakterisiert. In<br />

den Proben etablieren wir einen Schutzraum innerhalb der<br />

Gruppe, um die künstlerische Arbeit zu fördern und den Teilnehmenden<br />

Schutz und Sicherheit zu bieten, sich künstlerisch<br />

zu entfalten. Wir konzentrieren uns auf gruppenbildende<br />

Aktivitäten, um ein Ensemble zu bilden, das Impulse vonein<strong>and</strong>er<br />

aufnehmen kann und als Chor wie mit einer Stimme, aus<br />

einem Körper heraus, agieren kann. Dazu ist eine Atmosphäre<br />

notwendig, in der wir bewertungsfrei kommunizieren und eine<br />

gewaltfreie Sprache verwenden. In dieser Gruppe sind die Hierarchien<br />

flach: Alle Mitglieder sind gleichberechtigt, dürfen<br />

Wünsche äußern oder ihr Veto einlegen. In Plenumsdiskussionen<br />

trifft die Gruppe Entscheidungen, wie beispielsweise über<br />

Auftrittselemente bis hin zu künstlerischen Darstellungsformen.<br />

Meine Aufgabe ist hierbei die Anleitung: Ich fungiere als<br />

Moderatorin sowie als Ratgeberin und führe eine offene Regie.<br />

Die ästhetisch-künstlerische Arbeit besteht aus einer ständigen<br />

Schulung der ästhetischen Wahrnehmung durch Stimmund<br />

Körpertraining und das Ausprobieren verschiedener Erzähl-<br />

und Sprechformen.<br />

Die inhaltliche Arbeitsweise mit dem Fokus auf biographischer<br />

Arbeit möchte ich anh<strong>and</strong> des Stückes „Kindheit auf der<br />

Flucht“, das wir auf diese Weise erarbeitet haben, darlegen.<br />

Aufgeführt haben wir es am 15.01.2020 im Rahmen der Ausstellung<br />

„Geflüchtet, vertrieben, entwurzelt. Kindheiten in<br />

Mecklenburg 1945-52“. In der biographischen Arbeit haben<br />

wir durch Story-Telling und kreatives Schreiben den Begriff<br />

<strong>Heimat</strong> beforscht. Bei der Materialsuche lasen die Sprecher*innen<br />

Augenzeugenberichte 1 aus der Zeit nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg, wählten Sätze oder Worte aus den Erzählungen<br />

aus, die ihres Erachtens die Fluchterfahrung und die Atmosphäre<br />

am eindringlichsten beschrieben. Gleichzeitig durften<br />

wir vom ältesten Sprecher des Chores, der selbst als Kind am<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges mit seiner Familie flüchten<br />

musste, viele Geschichten und Erzählungen aus seiner Perspektive<br />

hören. Die Sprecher*innen haben Zitate aus den<br />

Augenzeugenberichten eingesprochen. Das Audiomaterial<br />

haben wir zu einer „Hörcollage“ zusammengeschnitten, um<br />

die Atmosphäre zu symbolisieren. Auf meiner Suche nach Informationen<br />

über Kindheit in der Zeit um 1945 bin ich auf ein<br />

altes Spiel mit dem Lied „Dreht euch nicht um, der Plumpsack<br />

geht rum!“ gestoßen, das zu einem Element dieses Auftrittsprogrammes<br />

wurde. Die Reise wurde mit dem Gedicht „Wenn<br />

einer fortgeht“ von Mascha Kaléko 2 dargestellt. Mit dem Gedicht<br />

„Seelen“ von Ganca Saǧlam 3 haben wir die Ankunft an<br />

einem fremden Ort und die ewige Suche nach <strong>Heimat</strong> interpretiert.<br />

Über den dramaturgischen Faden haben wir gemein-<br />

148 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


sam in der Gruppe entschieden. Zur Vorbereitung des Auftrittes<br />

haben wir uns intensiv über die Atmosphäre, die auf der<br />

Bühne erzeugt werden sollte, unterhalten. Es wurden dann<br />

verschiedene Bilder und Haltungen, die zu den Texten passten,<br />

mit der Gruppe ausprobiert und schließlich diejenigen<br />

ausgewählt, mit denen sich die Sprecher*innen wohlfühlten.<br />

LETZTE ABSPRACHEN VOR DER<br />

AUFZEICHNUNG, 16.07.2020<br />

Andrea Theis<br />

Die Arbeit mit dem Sprechchor ist durch die Konflikte zwischen<br />

den Generationen, aber auch durch die Diskussionen innerhalb<br />

einer Generation immer spannend. Uns alle verbindet jedoch<br />

die Suche nach <strong>Heimat</strong>, unsere Sehnsucht nach Zugehörigkeit<br />

und dem Eigenen sowie unser Heimweh nach verlorenen<br />

<strong>Heimat</strong>en. In diesem Raum zwischen den Texten, in den<br />

Sprechpausen, während der Einatmung unter den verbindenden<br />

Blicken und den unsichtbaren Impulsen treffen wir uns<br />

und überwinden jedes Mal ein Stückchen Lampenfieber.<br />

Nefeli Angeloglou<br />

Theaterpädagogin, Leiterin des 1. Bützower Sprechchores<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Vgl.: Seidel, Michael: „Flucht Vertreibung Neuanfang. Zeitzeugen erzählen ihre Geschichte“,<br />

B<strong>and</strong> 1, Schwerin 2016 und Seidel, Michael: „Flucht Vertreibung Neuanfang.<br />

Zeitzeugen erzählen ihre Geschichte“, B<strong>and</strong> 2, Schwerin 2017<br />

2 Aus: Kaléko, Mascha: „Das Lyrische Stenogrammheft. Verse vom Alltag“. Hamburg<br />

2007, Originalausgabe erschienen bei Rowohlt 1933<br />

3 Aus: Düzyol, Tamer und Taudy Pathmanathan (Hrsg.): „Haymatlos“. Münster 2018<br />

VON LAMPENFIEBER KEINE SPUR VOR<br />

DEM AUFTRITT UNTER DER LEITUNG<br />

VON LEA LIEPE, 15.01.2020<br />

Andrea Theis<br />

149


HABEN SIE ANGST, IHRE HEIMAT ZU VERLIEREN? AUF WELCHE<br />

WEISE KÖNNTE DAS PASSIEREN?


LESEN<br />

ÜBER<br />

HEIMAT<br />

ANDREA THEIS<br />

Das Krumme Haus beherbergt neben dem Museum der Stadt<br />

Bützow und dem Dokumentationszentrum zum politischen<br />

Missbrauch des Strafvollzugs auch die Stadtbibliothek. Es<br />

lag also nahe, dort im Frühjahr 2019 eine Abteilung mit Literatur<br />

zum Thema <strong>Heimat</strong> einzurichten, die über die Monate<br />

hinweg stetig wuchs. Die Abteilung erhebt keinen Anspruch<br />

auf Vollständigkeit. Jedoch haben wir eine große B<strong>and</strong>breite<br />

an Publikationen, die sich mit dem <strong>Heimat</strong>begriff kritisch ausein<strong>and</strong>ersetzen,<br />

zusammengestellt. Davon sind übrigens auffallend<br />

viele Titel 2019 erschienen, ein zeitlicher Höhepunkt<br />

des Diskurses über „<strong>Heimat</strong>“, wenn man zudem die Konferenzen<br />

und Symposien zum Thema sowie dessen mediale Präsenz<br />

mitbetrachtet. Weitere thematische Schwerpunkte sind<br />

Flucht und Vertreibung, Fragen der Migration, der Integration<br />

und der ostdeutschen Identität. Der Best<strong>and</strong> der Abteilung<br />

umfasst vor allem Sachbücher, aber auch einige Romane,<br />

Kinder- und Jugendliteratur, Lyrik und Periodika.<br />

LESEN ÜBER HEIMAT IN DER<br />

STADTBIBLIOTHEK, APRIL 2019<br />

Andrea Theis<br />

151


BIBLIOGRAPHIE AUSGEWÄHLTER PUBLIKATIONEN<br />

Aras, Muhterem und Hermann Bausinger: „<strong>Heimat</strong>. Kann die<br />

weg? Ein Gespräch“. Tübingen 2019<br />

Aydemir, Fatma und Hengameh Yaghoobifarah (Hrsg.): „Eure<br />

<strong>Heimat</strong> ist unser Albtraum“. Berlin 2019<br />

Bausinger, Hermann: „<strong>Heimat</strong> und Identität“. In: Moosmann,<br />

Elisabeth (Hrsg.): „<strong>Heimat</strong>. Sehnsucht nach Identität“. Berlin<br />

1980<br />

Bausinger, Hermann: „Auf dem Weg zu einem neuen, aktiven<br />

<strong>Heimat</strong>verständnis. Begriffsgeschichte als Problemgeschichte“.<br />

In: „<strong>Heimat</strong> heute“. Redigiert von Hans-Georg Wehling.<br />

Stuttgart 1984<br />

Bausinger, Hermann: „<strong>Heimat</strong> in einer offenen Gesellschaft.<br />

Begriffsgeschichte als Problemgeschichte“. In: Bundeszentrale<br />

für politische Bildung (Hrsg.): „<strong>Heimat</strong>. Analysen,<br />

Themen, Perspektiven“. Bonn 1990<br />

Bettini, Maurizio: „Wurzeln. Die trügerischen Mythen der<br />

Identität“, München 2019<br />

Bienek, Horst (Hrsg.): „<strong>Heimat</strong>. Neue Erkundungen eines alten<br />

Themas“. Dichtung und Sprache, B<strong>and</strong> 3. München 1985<br />

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In: Göttsch, Silke et al.: „Zeitschrift für Volkskunde“, 104.<br />

Jahrgang. Münster 2008<br />

Bode, Sabine: „Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation“.<br />

Stuttgart 2009<br />

Bode, Sabine: „Die vergessene Generation. Die Kriegskinder<br />

brechen ihr Schweigen“. Stuttgart 2004<br />

Burk, Hennig et al.: „Fremde <strong>Heimat</strong>. Das Schicksal der Vertriebenen<br />

nach 1945“. Hamburg 2013<br />

Can, Ali: „Mehr als eine <strong>Heimat</strong>. Wie ich Deutschsein neu<br />

definiere“. Schriftenreihe Bd. 10510, BpB. Bonn 2020<br />

(Originalausgabe erschienen im Dudenverlag, Berlin 2019)<br />

Düzyol, Tamer und Taudy Pathmanathan (Hrsg.): „Haymatlos“.<br />

Münster 2018<br />

Ebermann, Thomas: „Linke <strong>Heimat</strong>liebe. Eine Entwurzelung“.<br />

Hamburg 2019<br />

Egger, Simone: „<strong>Heimat</strong>. Wie wir unseren Sehnsuchtsort immer<br />

wieder neu erfinden“. München 2014<br />

Eichenlaub, Carolin und Beatrice Wallis (Hrsg.): „Neu in der<br />

Fremde. Von Menschen, die ihre <strong>Heimat</strong> verlassen“. Weinheim<br />

2016<br />

Eigler Friderike und Jens Kugele (Hrsg.): „<strong>Heimat</strong>. At The Intersection<br />

Of Memory And Space“. Berlin/Boston 2012<br />

Engler, Wolfgang und Jana Hensel: „Wer wir sind: Die Erfahrung,<br />

ostdeutsch zu sein“. Schriftenreihe B<strong>and</strong> 10349, BpB.<br />

Bonn 2019 (Originalausgabe erschienen im Aufbau-Verlag,<br />

Berlin 2018)<br />

Fatah, Sherko: „Weg sein – hier sein. Texte aus Deutschl<strong>and</strong>“.<br />

Schriftenreihe 10359, BpB. Bonn 2019 (Originalausgabe<br />

erschienen im Secession Verlag für Literatur, Zürich 2019)<br />

Frisch, Max: „Fragebogen“, 17. Auflage. Frankfurt am Main<br />

2019 (1. Auflage 1988)<br />

Gunther, Gebhard et al. (Hrsg.): „<strong>Heimat</strong>. Konturen und Konjunkturen<br />

eines umstrittenen Konzepts“. Bielefeld 2007<br />

Goddar, Jeannette und Dorte Huneke (Hrsg.): „Auf Zeit. Für<br />

immer. Zuw<strong>and</strong>erer aus der Türkei erinnern sich“. Schriftenreihe<br />

Bd. 1183, BpB. Bonn 2011 (Originalausgabe erschienen<br />

bei KiWi, Köln 2011)<br />

Haviv-Horiner, Anita und Sibylle Heilbrunn (Hrsg.): „<strong>Heimat</strong>? –<br />

Vielleicht. Kinder von Holocaustüberlebenden zwischen<br />

Deutschl<strong>and</strong> und Israel“. Schriftenreihe Bd. 1371, BpB. Bonn<br />

2013<br />

Hoßmann, Fritz: „Bützower Geschichte aus dem Schuhkarton“.<br />

Bützow 2017<br />

Hoßmann, Fritz: „Bützower Geschichte aus dem Schuhkarton“.<br />

Teil 2, Bützow 2018<br />

Hoßmann, Fritz: „Bützower Geschichte aus dem Schuhkarton“.<br />

Teil 3, Bützow 2019<br />

Joisten, Karen: „Philosophie der <strong>Heimat</strong> – <strong>Heimat</strong> der Philosophie“.<br />

Berlin 2003<br />

152 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


Koska, Manuela: „Ich bin ein Mensch. <strong>Heimat</strong>. Leben in<br />

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Koska, Manuela: „<strong>Heimat</strong> – Menschen in Thüringen“. Erfurt<br />

2019<br />

Kossert, Andreas: „Kalte <strong>Heimat</strong>. Die Geschichte der deutschen<br />

Vertriebenen nach 1945“. München 2008<br />

Krug, Nora: „<strong>Heimat</strong>. Ein deutsches Familienalbum“. München<br />

2018<br />

Kusz, Fitzgerald und Anton G. Leitner (Hrsg.): „Der <strong>Heimat</strong> auf<br />

den Versen“, B<strong>and</strong> 24 in der Reihe: „Das Gedicht. Jahrbuch für<br />

Lyrik, Essay und Kritik“, 24. Jahrgang. Weßling 2016<br />

Mau, Steffen: „Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft“.<br />

Berlin 2019<br />

Leo, Maxim: „Haltet euer Herz bereit. Eine ostdeutsche Familiengeschichte“.<br />

München 2010<br />

Metz, Markus und Georg Seeßlen: „Der kritische <strong>Heimat</strong>-<br />

Abend“. Diskurs (für zwei Stimmen). Programmheft zur<br />

Aufführung am 27. Juni 2019, Akademie der Künste Berlin.<br />

Bundeszentrale für politische Bildung und Akademie der<br />

Künste. Berlin 2019<br />

Mitzscherlich, Beate: „<strong>Heimat</strong> ist etwas, was ich mache“.<br />

München 1997<br />

Müntzer, Hanni: „<strong>Heimat</strong> ist ein Sehnsuchtsort“. München<br />

2019<br />

Ramb, Martin und Holger Zaborowski (Hrsg.): „<strong>Heimat</strong> Europa?“.<br />

Göttingen 2019<br />

Reich, Annika und Lina Muzur (Hrsg.): „Das Herz verlässt keinen<br />

Ort, an dem es hängt“. Schriftenreihe B<strong>and</strong> 10340, BpB.<br />

Bonn 2018 (Originalausgabe erschienen bei Ullstein, Berlin<br />

2018)<br />

Scharnowski, Susanne: „<strong>Heimat</strong>. Geschichte eines Missverständnisses“.<br />

Darmstadt 2019<br />

Schlink, Bernhard: „<strong>Heimat</strong> als Utopie“. Frankfurt am Main<br />

2017<br />

Schmitt-Roschmann, Verena: „<strong>Heimat</strong>. Neuentdeckung eines<br />

verpönten Gefühls“. Gütersloh 2010<br />

Schreiber, Daniel: „Zuhause. Die Suche nach dem Ort, an dem<br />

wir leben wollen“. Berlin 2017<br />

Seils, Mirjam: „Die fremde Hälfte. Aufnahme und Integration<br />

der Flüchtlinge und Vertriebenen in Mecklenburg nach 1945“.<br />

Schwerin 2012<br />

Seidel, Michael: „Flucht Vertreibung Neuanfang. Zeitzeugen<br />

erzählen ihre Geschichte“, B<strong>and</strong> 1, Schwerin 2016<br />

Seidel, Michael: „Flucht Vertreibung Neuanfang. Zeitzeugen<br />

erzählen ihre Geschichte“, B<strong>and</strong> 2, Schwerin 2017<br />

Ther, Philipp: „Vertriebenenpolitik in der Sowjetischen Besatzungszone<br />

und der DDR 1945 bis 1953“. In: Kleßmann,<br />

Christoph et al. (Hrsg.): „Vertreibung, Neuanfang, Integration.<br />

Erfahrungen in Br<strong>and</strong>enburg“. Potsdam 2001<br />

Türcke, Christoph: „<strong>Heimat</strong>. Eine Rehabilitierung“. Springe<br />

2018<br />

Vogelsang, Lucas: „<strong>Heimat</strong>erde. Eine Weltreise durch Deutschl<strong>and</strong>“.<br />

Berlin 2017<br />

Weyhe, Birgit: „Madgermanes“, Schriftenreihe Bd 10070, BpB.<br />

Bonn 2017 (Originalausgabe erschienen im Avant-Verlag,<br />

Berlin 2016)<br />

Zöller, Renate: „<strong>Heimat</strong>. Annäherung an ein Gefühl“, Schriftenreihe<br />

Bd. 1666, BpB. Bonn 2015 (Originalausgabe erschienen<br />

im Ch. Links Verlag, Berlin 2015)<br />

Reinoß, Herbert (Hrsg.): „Es gab kein Zurück. Erinnerungen an<br />

die Vertreibung“. München 2006<br />

Rüchel, Uta: „Verschwiegene Erbschaften. Wie Erinnerungskulturen<br />

den Umgang mit Geflüchteten prägen“. Schwerin<br />

2018<br />

153


WIE IST ES FÜR SIE, WENN SIE IN IHRE ERSTE HEIMAT, SAGEN<br />

WIR, DIE HERKUNFTSHEIMAT, ZURÜCKKEHREN? WIE VER-<br />

HALTEN SIE SICH DANN? SIND SIE DANN JEMAND ANDERES?


KURZBIO<br />

GRAFIEN<br />

DIE BIOGRAF*INNEN<br />

Nefeli Angeloglou, geboren 1990, studierte Deutsch und Literaturwissenschaften<br />

an der Aristoteles Universität Thessaloniki.<br />

Währenddessen spielte sie Theater auf studentischen<br />

Bühnen. Seit 2012 bildet sie sich in den Bereichen Theaterpädagogik,<br />

Regie, Körpertheater und Antikes Theater ständig<br />

weiter. 2015 bis 2017 studierte sie im Masterprogramm<br />

„Theaterpädagogik“ an der Hochschule für Musik und Theater<br />

Rostock. Seither arbeitet sie mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen<br />

und Senior*innen als freie Theater- und Schauspielpädagogin<br />

in diversen Projekten, u. a. leitet sie seit September<br />

2019 den 1. Bützower Sprechchor und beforscht damit<br />

kreativ die Themen <strong>Heimat</strong> und Sprache.<br />

Karl-Michael Constien, geboren 1981, ist freischaffender<br />

Künstler und arbeitet überwiegend sowohl mit der Sprühdose<br />

als auch mit traditioneller japanischer Tusche. Durch das Studium<br />

japanischer Malerei in Kyoto wurde er von der asiatischen<br />

Kultur und Ästhetik sehr beeinflusst. Seither w<strong>and</strong>elt<br />

er in seiner Arbeit zwischen zwei Welten. Je nach Thema wendet<br />

er die entsprechende Technik an, um sich auszudrücken.<br />

Internationale Ausstellungen seiner Malerei und Auftragsarbeiten<br />

im öffentlichen Raum sind neben seiner Lehrtätigkeit<br />

an verschiedenen Schulen und Einrichtungen seine Arbeitsschwerpunkte.<br />

Er lebt in Jürgenshagen, Mecklenburg. Seine<br />

Expertise mit der Sprühdose brachte er in die Fahnenworkshops<br />

im Rahmen von „HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ ein.<br />

Fritz Hoßmann, geboren 1943, ist Bützower Urgestein. Mit<br />

Leidenschaft erforscht er historische Dokumente, sichtet<br />

alte Fotos und spricht mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.<br />

Dafür reist er auch mal um den Globus. Seit 2002 entst<strong>and</strong>en<br />

so 228 Geschichten über Ausw<strong>and</strong>erer aus Bützow und<br />

Umgebung und seit 2011 mehr als 225 „Geschichten aus<br />

dem Schuhkarton“, die er regelmäßig in der Schweriner Volkszeitung<br />

veröffentlicht. 2019 erschien der dritte B<strong>and</strong> der<br />

„Geschichte aus dem Schuhkarton“ im Selbstverlag. Der <strong>Heimat</strong>verein<br />

Bützow e. V., dessen Vorsitzender er war, schloss<br />

sich 2013 mit dem PferdemarktQuartier e. V. zusammen. In<br />

das Projekt „HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ hat er sein umfassendes<br />

Wissen über die Bützower Geschichte und die Ökonomie<br />

der DDR beratend eingebracht. Im Rahmen der Ausstellung<br />

„Geflüchtet, vertrieben, entwurzelt. Kindheiten in Mecklenburg<br />

1945-1952“ hielt er einen Vortrag.<br />

Sara Klapp wurde 1988 in Kassel geboren und studierte Schauspiel<br />

an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Mit<br />

ihrem Jahrgang gewann sie den Ensemblepreis beim Bundeswettbewerb<br />

deutscher Schauspielstudierender. Ihr erstes<br />

Festengagement führte sie für fünf Jahre an das Dresdner<br />

Theater Junge Generation, das 2017 mit dem Theaterpreis<br />

des Bundes ausgezeichnet wurde. Seit 2018 arbeitet sie als<br />

freischaffende Schauspielerin und Synchronsprecherin. 2019<br />

arbeitete sie im Projekt „HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ als künstlerische<br />

Assistentin und leitete den 1. Bützower Sprechchor.<br />

155


Lea Liepe wurde 1990 in Berlin geboren. Sie hat Erziehungsund<br />

Bildungswissenschaften an der Universität Marburg und<br />

Theaterpädagogik an der Hochschule für Musik und Theater<br />

Rostock studiert. Seit März 2020 leitet sie die Geschichten-<br />

Werkstatt am Zentrum Kirchlicher Dienste in Rostock. Des<br />

Weiteren gibt sie Kurse an der Universität Rostock in Präsenz-<br />

und Stimmbildung. Seit September 2019 leitet sie mit<br />

Nefeli Angeloglou den 1. Bützower Sprechchor im Projekt<br />

„HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“.<br />

Sabine Prescher, geboren 1962 in Bützow, leitet seit 2011<br />

kommissarisch und seit 2017 dauerhaft das Krumme Haus<br />

mit der Stadtbibliothek, dem <strong>Heimat</strong>museum und dem Dokumentationszentrum<br />

zum politischen Missbrauch des Strafvollzugs.<br />

Sie ist seit ihrem Abschluss an der FH Leipzig 1983<br />

als Diplombibliothekarin für die Bibliotheken in Schwaan und<br />

Bützow tätig. Im Jahr 2000 kam die Museumsarbeit hinzu.<br />

Ihr Credo ist: „Gutes bewahren und Neues wagen.“ Sie hatte<br />

die Idee für das Projekt „HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ und mit<br />

Katja Voß zusammen für das Krumme Haus den Förderantrag<br />

gestellt.<br />

Sabine Prescher hat sie den Förderantrag für „HEIMAT – <strong>lost</strong><br />

<strong>and</strong> found“ gestellt und verantwortete im Projektzeitraum<br />

die Finanzen. „Eine richtige gefühlte <strong>Heimat</strong> habe ich nicht,<br />

vielleicht kann jedoch der Raum, in dem ich gestalten kann,<br />

irgendwann <strong>Heimat</strong> bedeuten.“<br />

Elisabeth Zink hat an der Universität Rostock bis 2015 Öffentliches<br />

Recht und Bildungswissenschaften studiert. Zusatzqualifikationen<br />

hat sie als Systemische Beraterin, Fachkraft<br />

im Kinderschutz, Mediation und Traumapädagogin i. A. Seit<br />

2012 arbeitet sie nebenberuflich als selbständige Fotografin.<br />

Nach der Tätigkeit in der sozialpädagogischen Familienhilfe<br />

in Rostock arbeitete sie für ein Jahr als Schulsozialarbeiterin<br />

in Bützow. Sie leitete eine Video-AG an der Grundschule am<br />

Schlossplatz. Mit den Schülerinnen der von ihr initiierten Foto-AG<br />

an der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen hat<br />

sie Fotoserien für die Ausstellung MIKROKOSMOS HEIMAT<br />

realisiert. Seit September 2019 ist sie als Lehrerin an einer<br />

privaten, berufsbildenden Schule in Schwerin tätig.<br />

Andrea Theis, geboren 1966 in Bad Marienberg, arbeitet seit<br />

ihrem Diplom im Fach Fotoingenieurwesen an der FH Köln<br />

1994 als freischaffende Künstlerin in nationalen und internationalen<br />

Projekten mit den Schwerpunkten Interventionen<br />

und Interaktionen im öffentlichen Raum, partizipative Strategien<br />

sowie künstlerische Forschung. Nach dem Abschluss<br />

als Master of Fine Arts in Kunst im öffentlichen Raum an<br />

der Bauhaus-Uni Weimar 2006 unterrichtete sie dort von<br />

2007 bis 2009 in dem englischsprachigen, internationalen<br />

Masterprogramm als künstlerische Mitarbeiterin. Anschließend<br />

betrieb sie künstlerische Forschung an der University of<br />

Ulster in Belfast/Nordirl<strong>and</strong>. Seit 2000 lebt sie in Köln und<br />

Berlin – sowie von 2019 bis 2020 auch in Bützow, um das<br />

Stadtgefährten-Projekt „HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ zu leiten.<br />

Katja Voß, geboren 1984, wuchs in Br<strong>and</strong>enburg und Mecklenburg<br />

auf. Als Kind der Mikrogeneration Xennials verließ sie<br />

2003 Mecklenburg, um im Westen der Republik Ausbildung,<br />

Studium und Anstellung zu finden. Erst 2014 kehrte sie zurück<br />

und arbeitet seit 2017 bei der Stadt Bützow als Referentin<br />

für Projekte, Öffentlichkeitsarbeit, Tourismus- und<br />

Wirtschaftsförderung. Sie verantwortet städtische Projekte,<br />

die maßgeblich den Zusammenhalt einer Stadtgesellschaft<br />

und die Identifikation mit der Stadt fördern. Gemeinsam mit<br />

156 HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found


157<br />

23 PLÄTZE IM LEBEN. FAHNEN-<br />

RONDELL, SCHLOSSPLATZ,<br />

08.08.-02.09.2020<br />

Andrea Theis


WONACH HABEN SIE HEIMWEH? UND WANN TAUCHT ES AUF?<br />

WIE UNTERSCHEIDET ES SICH VOM FERNWEH?


DANK<br />

SAGUNG<br />

HEIMAT – LOST AND FOUND<br />

„HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found“ dankt herzlich für Austausch, Beteiligung,<br />

Engagement, Leihgaben, Mitarbeit, Offenheit, Unterstützung<br />

und Vertrauen:<br />

Carl Philipp Nies, Anja Piske, Hassan Soilihi Mzé und Anne-<br />

Kathrin Szabó von der Kulturstiftung des Bundes.<br />

Gottfried Hägele und Fritz Hoßmann vom Kooperationspartner<br />

PferdemarktQuartier e. V.<br />

Den Kooperationspartnern Jugendclub Domizil, Evangelisch-<br />

Lutherische Kirchengemeinde Bützow, Freizeittreff, Käthe-<br />

Kollwitz-Schule, Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen<br />

und der Justizvollzugsanstalt Bützow.<br />

Den Zeitzeug*innen, Interviewpartner*innen und Leihgeber*innen<br />

Dr. Rainer Boldt, Conrad Budweth, Christiane Butz,<br />

Hedwig Christochowitz, Gerda Friz, Arnold Hoffmann, Heinz<br />

Hornburg, Wolfram Jäkel, Ursula Kiel, Irmgard Klein, Andreas<br />

Knauder, Eckhard Knoll, Erwin Kopatzki, David Krämer, Christine<br />

Neumann, Elsa Qu<strong>and</strong>t, Gertrud Reimers, Dr. Wolfgang<br />

Schmidtbauer, Werner Thalis.<br />

Zikarsky sowie den Leiterinnen Nefeli Angeloglou, Sara Klapp<br />

und Lea Liepe.<br />

Karin Alsleben, Brit Bellmann, Andrea Besemer, Monika Boddien,<br />

Eleonore Boldt, Daniel Brügmann, Karl-Michael Constien,<br />

Birgit Czarschka, Anke Dose, Bärbel Dreyer, Dr. Franziska<br />

Ehlert, Margrit Fischer, Werner Fischer, Karin Fust, Gisa<br />

Gierer, Ulrike Gisbier, Sale Gisbier, Monika Gräning, Frank<br />

Grotjohann, Uta Herz, Stefanie Höter, Annette Hübner,<br />

Kathrin Jacobs, Rainer Jaretzky, Gisela Jörn, Alex<strong>and</strong>er Jonda,<br />

Murat Kara, Silvio Klaar, Grit Kunkel-Bröse, Pastorin Johanna<br />

Levetzow, Gabi Ludemann, Reiko Micheel, Marco Pahl, Angela<br />

Pupke, Charlotte Qu<strong>and</strong>t, Volkmar Rossnagel, Uta Rüchel,<br />

Hannah Stoll, Doris Suhrke, Viola Tesch, Dagmar Theis,<br />

Hannah Theis, Alex<strong>and</strong>ra Thomas, Pastor Andreas Timm,<br />

Heike Zimmermann, Elisabeth Zink, Ralf Zukowski.<br />

Allen Teilnehmer*innen der Fahnenworkshops und der Foto-<br />

AG sowie allen Gesprächspartner*innen bei HEIMAT VOR<br />

ORT, HEIMAT ZU GAST und den Erzählcafés.<br />

Allen Mitgliedern des 1. Bützower Sprechchores: Conrad<br />

Budweth, Anke Dose, Maike Guhrke, Regine Haak, Gabriele<br />

Kiefert, Lisa-Marie Latzke, Gudrun Präfcke, Sabine Prescher,<br />

Gudrun Radziwolek, Klaus Schröder, Gisela Synder, Christa<br />

Viestädt, Franziska Wilde, Adelheid Wischhusen, Margrid<br />

159


IMPRESSUM<br />

H E<br />

IMAT<br />

<strong>lost</strong> <strong>and</strong> found<br />

Geschichten vom Weggehen, Ankommen und Hierbleiben<br />

HEIMAT – <strong>lost</strong> <strong>and</strong> found.<br />

Geschichten vom Weggehen, Ankommen und Hierbleiben<br />

Ein Projekt des Krummen Hauses in Kooperation mit dem<br />

PferdemarktQuartier e. V.<br />

Januar 2019-September 2020<br />

Projektidee<br />

Sabine Prescher, Katja Voß<br />

Künstlerische Projektleitung<br />

Andrea Theis<br />

Herausgeber<br />

Krummes Haus • Museum, Bibliothek, Dokumentationszentrum<br />

der Stadt Bützow<br />

Schlossplatz 2 • 18246 Bützow<br />

Konzeption und Redaktion<br />

Andrea Theis<br />

Autor*innen<br />

Nefeli Angeloglou, Sabine Prescher, Hassan Soilihi Mzé,<br />

Andrea Theis und die Gestalter*innen<br />

Lektorat<br />

Katja Voß<br />

Korrektorat<br />

Stefanie Höter<br />

Fotografie<br />

Monika Boddien, Daniel Brügmann, Gisa Gierer, Larissa Kallenbach,<br />

Sara Klapp, Leonie Koch, Luis Kröplin, Emily Krüger,<br />

Selina Langberg, Paula Quade, Andrea Theis, Katja Voß<br />

Copyright<br />

Stadt Bützow, Krummes Haus und die Urheber*innen, 2020<br />

Gestaltung<br />

Grafikagenten, Marco Pahl, Rostock<br />

Druck<br />

Druckerei Weidner, Rostock<br />

Auflage<br />

400<br />

ISBN<br />

978-3-00-066607-0<br />

Gefördert im Fonds Stadtgefährten der


ISBN 978-3-00-066607-0<br />

Gefördert im Fonds<br />

Stadtgefährten der

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