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BANGERANG Frühling 2023

Tolle Kindergeburtstage in und um Hamburg, Ausflugstipps für Familien, Theaterfestival, Ausbildung, Handwerk, Messen

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Let It Flow!<br />

Anregungen für ein neues Mindset<br />

im Umgang mit Kindern<br />

Ob Eltern, Erzieher:innen,<br />

Lehrer:innen, Trainer:innen –<br />

alle, denen Kinder am Herzen<br />

liegen, können aus Anna Greies<br />

Buch „KindSein: Der Schlüssel<br />

zum Glück“ eine Fülle von Anregungen<br />

mitnehmen: Nicht<br />

nur wie Singen, Tanzen, Spielen<br />

helfen, Kreativität zu wecken<br />

und das Selbstwertgefühl<br />

zu stabilisieren, sondern auch<br />

wie wir Kindern mehr Freiräume<br />

zur Entfaltung ihres Inneren<br />

geben können. Die Tanzpädagogin,<br />

Unternehmerin<br />

und Schulleiterin der Musicalschule<br />

Stage UP! plädiert für<br />

einen empathischen Umgang<br />

mit Kindern und eine wertschätzende<br />

Kommunikation,<br />

kritisiert die allzu leistungsorientierte<br />

Erwartungshaltung<br />

von Erwachsenen und zeigt die<br />

fatalen Folgen von negativer<br />

Konditionierung auf.<br />

Bangerang: Frau Greie, was war Ihre Motivation,<br />

dieses Buch zu schreiben?<br />

Anna Greie: Die Idee dazu war schon Jahre<br />

vorher da, während Corona entstand dann<br />

Raum dafür - und Zeit. Durch meine langjährige<br />

Arbeit in den Musicalschulen und auch<br />

während der Ferienworkshops ist mir aufgefallen,<br />

dass in den Kindern beim Spielen, Singen<br />

und Tanzen etwas passiert, etwas Magisches.<br />

Auch von den Eltern kam immer wieder positives<br />

Feedback. Einige sagten, „nach dieser Woche<br />

ist mein Kind wie ausgewechselt, es hat<br />

sich so enorm entwickelt.“<br />

Oder andere, die<br />

meinen: „Ich schicke<br />

mein Kind im Sommer<br />

„Wenn jeder einzelne<br />

Mensch in Frieden und<br />

Liebe mit sich selbst ist,<br />

dann ist er das auch mit<br />

anderen Menschen.<br />

zu euch für diese Woche<br />

und danach ist es<br />

innerlich für das nächste<br />

halbe Jahr gestärkt<br />

und gewappnet.“ Das hat mich so fasziniert,<br />

dass ich wissen wollte, was da eigentlich passiert:<br />

So bin ich auf diesen Flow-Zustand gestoßen<br />

und dann habe ich begonnen zu studieren.<br />

Das führt mich zu meiner nächsten Frage:<br />

Sie haben für Ihr Buch einiges an Literatur<br />

gewälzt – warum?<br />

Ich wollte nachweisen, dass es auch wissenschaftliche<br />

Belege für diesen Flow-Zustand<br />

gibt, es sollte kein spiritueller „Erguss“ werden,<br />

sondern Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft,<br />

Psychologie und Pädagogik aufgreifen.<br />

Ich wollte meine eigenen Erfahrungen und<br />

Erkenntnisse damit untermauern, das Ganze ist<br />

aber sehr komplex, darum haben wir im Lektorat<br />

einiges abgeschliffen, um es leserfreundlicher<br />

zu gestalten.<br />

Sie beunruhigt die heutige mediale Welt:<br />

Social Media, Gaming und Internet …<br />

Ich sehe da ganz große Gefahren, im Übrigen<br />

aber nicht nur in der medialen Welt. Das<br />

Wesentliche ist, dass die Kinder immer ein Idealbild<br />

vermittelt bekommen, sie haben ständig<br />

das Gefühl, irgendwelchen Ansprüchen von<br />

außen entsprechen zu müssen, was sie aber<br />

natürlich nie können. Und dadurch entwickelt<br />

sich in den Kindern ganz früh das Gefühl, spätestens<br />

mit Schuleintritt, so wie ich bin, bin ich<br />

falsch. Ich bin nicht richtig. Ich reiche nicht aus.<br />

Und das ist dramatisch, denn wir wollen doch<br />

Kinder, die sagen, ich bin hier der Schöpfer meines<br />

Lebens, ich kann alles, was ich will, ich kann<br />

alles erreichen. Und nur solche Menschen werden<br />

Veränderungen erreichen, die wir zwingend<br />

benötigen. Wir brauchen neue Lösungen,<br />

für Klima, Gesellschaft, Energiekrise, Gewalt,<br />

was auch immer, und die Kinder tragen das<br />

Potential dafür in sich.<br />

Aber wir lassen sie<br />

nicht von innen nach<br />

außen leben, sondern<br />

geben ihnen vor, wie<br />

sie sein sollen.<br />

Auch die Schule sehen<br />

Sie wegen ihrer Fokussierung auf Leistung<br />

als problematisch an ...<br />

Ja. Das System ist ein Konzept voller Bewertungen.<br />

Anfangs leben Kinder noch in einer<br />

gewissen Freiheit, dann kommen sie in die<br />

Schule, freuen sich aufs Lernen, sind neugierig<br />

und nun geht es oft erschreckend schnell, dass<br />

die Neugier, die Motivation zu lernen, verschüttet<br />

wird.<br />

Sie schreiben, dass Ihr Sohn Ihnen einmal<br />

gespiegelt hat, dass Sie ihn immer nur kritisieren,<br />

ihr aber nie sagen, was er richtig gemacht<br />

hat.<br />

Schön, dass Sie das ansprechen: Ich sehe<br />

mich überhaupt nicht in der Position, dass ich<br />

irgendetwas besser mache oder irgendjemandem<br />

voraus bin. Ganz im Gegenteil: Ich übe<br />

mich jeden Tag in positiver Bestärkung und<br />

Achtsamkeit. Wir können uns bewusst machen,<br />

was Kinder brauchen. Mein Sohn ist mit diesem<br />

System auch nicht so kompatibel und stößt<br />

immer an. Im Kindergarten war er noch so voller<br />

Neugier und Lust, die Welt zu entdecken. Im<br />

System Schule wurde ihm ungewollt vermittelt,<br />

er sei falsch, und bekomme es nicht hin. Und<br />

dann setzt oft die Spirale der sich selbsterfüllenden<br />

Prophezeiung ein. In das Buch sind also<br />

ganz viele Erfahrungen aus meinen Schulen<br />

und meiner beruflichen Tätigkeit mit eingeflossen,<br />

aber auch persönliche.<br />

Wie sähe denn Ihre ideale Schule aus? Sie<br />

plädieren zum Beispiel dafür, dass die künstlerischen<br />

Fächer wie Malen, Musik, Schauspiel<br />

nicht bewertet werden.<br />

Bewertungsfreie Fächer wären ein ganz<br />

wichtiger Weg, aber auch wenn wir im System<br />

Schule anerkennen würden, dass es auf jede<br />

Frage viele mögliche Antworten gibt. Dass es<br />

in jeder Situation eine Vielfalt an Möglichkeit<br />

gibt, wie wir agieren und wie wir reagieren können.<br />

Das würde uns auch gesellschaftlich weiterhelfen,<br />

denn wir brauchen doch die neuen<br />

Lösungen. Natürlich müssten wir uns auch inhaltlich<br />

neu aufstellen: Empathie, Toleranz und<br />

Menschlichkeit fördern, aber auch Glücklichsein<br />

und Selbstfindung. Und lebensnahe Dinge<br />

lernen wie z.B. Erste-Hilfe-Kurse.<br />

Ihr Buch ist ein großer Appell an Erwachsene,<br />

vor allem Ihr letztes Kapitel ist ein Feuerwerk<br />

an Ideen.<br />

Mein Buch richtet sich auch an unser inneres<br />

Kind. Im Grunde geht es immer auch um wertschätzende<br />

Kommunikation, um Lob und sensible<br />

Bestätigung – wir können auch ganz viel<br />

von den Kindern lernen! Letztlich habe ich eine<br />

Vision von einer friedlicheren Welt: Wenn jeder<br />

einzelne Mensch in Frieden und Liebe mit sich<br />

selbst ist, dann ist er das auch mit anderen<br />

Menschen. Das Wichtigste ist doch: Jeder kann<br />

jeden Moment bei sich selbst anfangen. Wir<br />

dürfen lernen, die Probleme von innen heraus<br />

zu lösen.<br />

Das Gespräch führte Gaby Friebel<br />

Anna Greie / Kindsein<br />

ISBN 978-3-910322-00-4<br />

22 www.bangerang.de<br />

www.bangerang.de<br />

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