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Wahlprogramm der Jusos in der SPD - Juso-Hochschulgruppe ...

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oX<br />

Die soziale Lage <strong>der</strong> Studierenden<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Die 18. Studie des Deutschen Studentenwerkes<br />

(DSW) zeigt e<strong>in</strong>mal mehr, dass Deutschland<br />

e<strong>in</strong> Land ist, <strong>in</strong> dem die Bildungschancen<br />

vom Elternhaus abhängen. Es schaffen von 100<br />

Akademikerk<strong>in</strong><strong>der</strong>n 83 K<strong>in</strong><strong>der</strong> den Zugang zu<br />

e<strong>in</strong>er Hochschule. Bei Nichtakademikerk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

s<strong>in</strong>d es lediglich 23. Somit s<strong>in</strong>d die Chancen von<br />

Akademikerk<strong>in</strong><strong>der</strong>n um das 3,6 fache höher,<br />

e<strong>in</strong>e Hochschule zu besuchen, als bei Nichtakademikerk<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Bildungsgerechtigkeit sieht<br />

an<strong>der</strong>s aus.<br />

Das schlimme an <strong>der</strong> Sache ist, dass <strong>der</strong> Trend<br />

nicht rückläufig ist, son<strong>der</strong>n zunimmt. Die Sozialerhebung<br />

des DSW fragt daher gezielt nach<br />

<strong>der</strong> sozialen Herkunft <strong>der</strong> Eltern. Das Ergebnis<br />

ist e<strong>in</strong>deutig: Die Deutschen Hochschulen<br />

werden immer mehr von Studierenden besucht,<br />

die aus e<strong>in</strong>em „hohen“ sozialen Herkunftsmilieu<br />

kommen. Studierende aus sozial schwächeren<br />

Milieus werden immer weniger.<br />

Der durchschnittliche Studierende hat laut <strong>der</strong><br />

18. Sozialerhebung des DSW 770 € im Monat<br />

zur Verfügung. F<strong>in</strong>anziert werden Studierende<br />

von den Eltern (90%), die etwa 450 € ihrem<br />

K<strong>in</strong>d im Monat überweisen. Bafög erhalten<br />

knapp 29% <strong>der</strong> Studierenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelstudienzeit.<br />

Durchschnittlich erhält e<strong>in</strong> Studieren<strong>der</strong><br />

376 € Bafög. Um e<strong>in</strong> Studium zu f<strong>in</strong>anzieren,<br />

gehen über 60% <strong>der</strong> Studierenden arbeiten und<br />

verdienen im Monat etwas mehr als 300 €. Den<br />

Großteil ihres Geldes geben Studierende für<br />

Miete und Lebenshaltungskosten aus. Fakto-<br />

ren, die <strong>in</strong> den letzten Jahren stetig angestiegen<br />

s<strong>in</strong>d. Wenn Studierende arbeiten, nehmen sie<br />

sich weniger Zeit für ihr Studium. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Selbststudienzeit, also die Zeit, die man außerhalb<br />

<strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>are und Vorlesungen für die<br />

Uni aufwendet, wird durch die Arbeit weniger.<br />

Das bei e<strong>in</strong>er solch prekären Situation für viele<br />

Studierende, Studierwillige und -befähigte<br />

Studiengebühren e<strong>in</strong>e soziale Katastrophe s<strong>in</strong>d,<br />

ist wissenschaftlich e<strong>in</strong>deutig nachgewiesen<br />

worden, zuletzt sogar von den eigenen Gutachtern<br />

<strong>der</strong> Bundesregierung. E<strong>in</strong>e Fachstudie des<br />

Hochschul<strong>in</strong>formationssystems (HIS) aus Hannover<br />

belegt, dass Studiengebühren jedes Jahr<br />

m<strong>in</strong>destens 20 000 geeignete Menschen vom<br />

Studieren abschrecken. Der Bundesbildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Annette Schavan (CDU), e<strong>in</strong>er entschiedenen<br />

Befürworter<strong>in</strong> von Studiengebühren,<br />

waren diese Ergebnisse politisch wohl so<br />

brisant und pe<strong>in</strong>lich, dass sie sie wochenlang <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schublade verschw<strong>in</strong>den ließ und erst nach<br />

vehementem öffentlichem Druck freigegeben<br />

hat.<br />

Studiengebühren überschreiten bei jedem vierten<br />

Studierenden die f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten.<br />

Die Folgen für die Betroffenen s<strong>in</strong>d, entwe<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>en Kredit bei <strong>der</strong> KfW-Bank aufzunehmen,<br />

mehr arbeiten o<strong>der</strong> das Studium abbrechen.<br />

Deutschland braucht mehr Akademiker lautet<br />

das e<strong>in</strong>heitliche Credo von Politik und Wirtschaft.<br />

Bundesbildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Schavan<br />

erklärte anlässlich <strong>der</strong> HIS-Studie, die ihrer<br />

Bildungspolitik und <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> CDU e<strong>in</strong><br />

vernichtendes Zeugnis ausstellte, geradezu<br />

ironisch: „Aus sozialen Gründen darf niemand<br />

vom Studium abgehalten werden.“<br />

Warum gibt es dann noch Studiengebühren,<br />

Frau M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>? Diese s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> jahrelangen<br />

Blockade e<strong>in</strong>er Bafögerhöhung gerade<br />

durch Frau Schavan (CDU) und ihr M<strong>in</strong>isterium<br />

hauptverantwortlich für vernichtete Lebenschancen<br />

von vielen jungen Menschen <strong>in</strong><br />

Deutschland.<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Erhöhung des Bafögs, wie sie<br />

nach siebenjährigen Nullrunden zum Oktober<br />

2008 erfolgte, reicht nicht aus. Die <strong><strong>Juso</strong>s</strong> setzen<br />

sich dafür e<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Bafögsatz und die<br />

Elternfreibeträge jedes Jahr gemäß des studentischen<br />

Warenkorbs angehoben werden.<br />

In letzter Konsequenz muss die Studienför<strong>der</strong>ung<br />

elternunabhängig erfolgen. Sämtliche Bildungshürden<br />

müssen <strong>in</strong> Deutschland endlich<br />

abgeschafft werden.<br />

7<br />

>>> Über den Autor:<br />

Markus Sauerwe<strong>in</strong><br />

Kandidiert erneut auf<br />

unserer Liste für das<br />

Studierendenparlament<br />

und ist Referent<br />

de<strong>in</strong>es AStAs für<br />

Hochschulpolitik.

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