2.7.1 Syphilis - Derma-Net-Online.de
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2 <strong>2.7.1</strong> <strong>Syphilis</strong><br />
Mit <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Erregers (Schaudinn und Hoffmann 1905) und serologischer<br />
Nachweisreaktionen (Wassermann 1906) konnte die Erkrankung ab Beginn<br />
<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts besser diagnostiziert wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r gleichen Zeit machte die<br />
Therapie mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s noch sehr toxischen Salvarsans 1909 durch Paul<br />
Ehrlich und Sahachiro Hata einen großen Schritt voran, aber erst mit <strong>de</strong>r Einführung<br />
<strong>de</strong>s Penicillins 1943 konnte <strong>de</strong>r Erreger erfolgreich und sicher bekämpft wer<strong>de</strong>n.<br />
Bis heute ist es <strong>de</strong>n Treponemen nicht gelungen, eine Penicillinresistenz zu<br />
entwickeln.<br />
In <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts verlor die <strong>Syphilis</strong> erheblich an Be<strong>de</strong>utung. Sie<br />
„verblasste“ in <strong>de</strong>n 80ziger Jahren neben <strong>de</strong>r zunächst überhaupt nicht behan<strong>de</strong>lbaren<br />
und auch heute noch durch ihre Komplikationen zum To<strong>de</strong> führen<strong>de</strong>n HIV-<br />
Infektion und ihrem Endstadium AIDS. Hinzu kam, dass die Angst vor einer Ansteckung<br />
mit <strong>de</strong>m HIV zu Verhaltensän<strong>de</strong>rungen (safer sex) und zunehmen<strong>de</strong>m Gebrauch<br />
von Kondomen führte, die auch vor Ansteckung mit <strong>de</strong>m Erreger <strong>de</strong>r <strong>Syphilis</strong><br />
(und an<strong>de</strong>rer STI-Erkrankungen) schützen. So fiel die Inzi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r <strong>Syphilis</strong>, die<br />
1977/78 in Deutschland noch bei 14/100.000 Einwohner/Jahr lag auf einen historischen<br />
Tiefstand von 1,4 Fällen/100.000 Einwohner/Jahr und blieb über ein ganzes<br />
Jahrzehnt auf diesem Niveau. Seit 2001 steigt die Zahl <strong>de</strong>r <strong>Syphilis</strong>neuinfektionen in<br />
Nordamerika und Europa, beson<strong>de</strong>rs bei Männern, die Sex mit Männern haben, erheblich<br />
an (RKI 2007). Dabei zeigt sich, dass aktuell die außeror<strong>de</strong>ntlich vielfältige<br />
klinische Symptomatik dieser Erkrankung zu selten in differenzialdiagnostische<br />
Überlegungen einbezogen wird. Die Analyse aktueller Fälle <strong>de</strong>r Frankfurter Universitätshautklinik<br />
zeigt, dass in vielen Fällen <strong>de</strong>r syphilitische Primäraffekt mit traumatischen<br />
Ulzerationen, chronischen Fissuren o<strong>de</strong>r Herpesvirusinfektionen verwechselt<br />
wur<strong>de</strong> und die Exantheme <strong>de</strong>r Sekundärsyphilis für Arzneimittelunverträglichkeitsreaktionen<br />
o<strong>de</strong>r Virusexantheme gehalten wur<strong>de</strong>n.<br />
Dass in <strong>de</strong>r aktuellen Epi<strong>de</strong>mie gera<strong>de</strong> Männer, die Sex mit Männern haben, beson<strong>de</strong>rs<br />
häufig an einer <strong>Syphilis</strong> erkranken, führt zu einer hohen Rate <strong>de</strong>r Komorbidität<br />
mit <strong>de</strong>r HIV-Infektion. Die assoziierte Immun<strong>de</strong>fizienz beeinflusst <strong>de</strong>n klinischen<br />
Verlauf, die Ergebnisse <strong>de</strong>r serologischen Nachweismetho<strong>de</strong>n und die Therapierbarkeit<br />
<strong>de</strong>r <strong>Syphilis</strong>. Diese Beson<strong>de</strong>rheiten wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n einzelnen Krankheitsstadien<br />
ergänzend besprochen.<br />
Tabelle 1: Stadien und klinische Formen <strong>de</strong>r <strong>Syphilis</strong> (Übersicht)<br />
Primär-<strong>Syphilis</strong> I Regionale Infektion: Primärkomplex<br />
Sekundär-<strong>Syphilis</strong> II Hämatogene Aussaat: Syphili<strong>de</strong>, Allgemeinsymptome<br />
<strong>Syphilis</strong> latens seropositiva<br />
Seropositivität mit Aktivitätszeichen (IgM, hohe Cardiolipin-AK-<br />
Titer), keine klinischen Symptome<br />
Tertiär-<strong>Syphilis</strong> III Hyperergie �Spontanheilung o<strong>de</strong>r<br />
�Tuberserpiginöse Syphili<strong>de</strong>, Gummen<br />
�Neurosyphilis (s.u.)<br />
�Kardiovaskuläre <strong>Syphilis</strong> (Aneurysmen etc.)<br />
Meta-<strong>Syphilis</strong> IV Hypergie/Anergie �Tabes dorsalis, Progressive Paralyse<br />
Neurosyphilis<br />
(Erkrankungen in <strong>de</strong>n<br />
Stadien II-IV)<br />
Asymptomatische/symptomatische meningovaskuläre <strong>Syphilis</strong><br />
Basiliarmeningitis, akute transverse Dorsalmyelitis<br />
Zerebrale Gummen, Progressive Paralyse, Tabes dorsalis<br />
<strong>Syphilis</strong> connata <strong>Syphilis</strong> connata praecox<br />
<strong>Syphilis</strong> connata tarda (ab 3. Lebensjahr), Stigmata