bewertungsbogen fiche d'evaluation - формуляр за ... - Lern.Lehm
bewertungsbogen fiche d'evaluation - формуляр за ... - Lern.Lehm
bewertungsbogen fiche d'evaluation - формуляр за ... - Lern.Lehm
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Migrationsgeschichte zu erreichen, ist nicht<br />
zuletzt eine intensive Zusammenarbeit mit<br />
bestehenden Netzwerken von Migrantinnen<br />
und Migranten, mit Volkshochschulen,<br />
Abschlussklassen der allgemeinbildenden<br />
Schulen, Berufsschulen, Berufsberatungen<br />
der Arbeitsagenturen und Jobcenter sowie<br />
Jugendprojekten obligatorisch.<br />
3. Organisation von <strong>Lern</strong>prozessen<br />
Aufgrund der bisherigen <strong>Lern</strong>erfahrungen der<br />
Teilnehmenden mit Einwanderungsgeschichte<br />
ist es wichtig, einen Ansatz in der Qualifizierung<br />
zu verfolgen, welcher anstatt des in der Schule<br />
üblichen Defizitansatzes, die Idee verfolgt,<br />
bereits vorhandenes Wissen auszubauen und<br />
zu vertiefen. Existente Erfahrungen, Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten müssen zunächst bewusst<br />
gemacht und wertgeschätzt werden, um auf<br />
ihnen aufbauen zu können. Eine Abwertung<br />
ihrer Erfahrungen sowie die Geringschätzung<br />
der informellen oder im Ausland erworbenen<br />
Qualifikationen sind vielen Migrantinnen und<br />
Migranten vertraut. Die Folge sind Misstrauen<br />
und mangelnde Motivation gegenüber Neuem.<br />
Im Unterricht gilt es zu berücksichtigen,<br />
dass gerade erwachsene Migrantinnen und<br />
Migranten Deutsch erst als Fremdsprache<br />
gelernt und eventuell Verständnis- und<br />
Verständigungsprobleme haben. Entsprechend<br />
sollte die Sprache klar und verständlich<br />
sein, die Aussprache deutlich und langsam.<br />
Gegebenenfalls sollte ein/e ausgebildete/r<br />
Muttersprachler/-in in den Unterricht integriert<br />
werden. Redewendungen müssen genauso<br />
vermieden werden wie eine starke Belastung<br />
mit Fremdwörtern. „Soviel wie nötig und so<br />
wenig wie möglich“ – das sollte die Devise<br />
der sprachlichen Anforderungen in allen<br />
Ausbildungen sein, damit Menschen mit<br />
Migrationshintergrund in die Ausbildungen<br />
integriert werden können. Wenn unumgänglich,<br />
müssen fachsprachliche Ausdrücke erläutert,<br />
geübt und festgehalten werden. Gerade<br />
bebilderte Fachwörterbücher können hier<br />
hilfreich sein, da Fachwörter oftmals in der<br />
Muttersprache nicht bekannt oder vertraut<br />
sind. Diese Fachwörterbücher sind auch zur<br />
Unterstützung der beruflichen Mobilität –<br />
lernen und arbeiten in anderen Ländern – sehr<br />
hilfreich.<br />
4. Konzeption von Unterrichtsmaterialien<br />
Bei der Konzeption von Unterrichtsmaterialien<br />
ist es ebenfalls wichtig, klare, kurze und<br />
eindeutige Sätze zu verwenden. Der <strong>Lern</strong>stoff<br />
sollte komplett verschriftlicht sein und den<br />
Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden.<br />
Es stellt eine besondere Schwierigkeit für<br />
Nichtmuttersprachler/-innen dar, gleichzeitig<br />
zuzuhören und mitzuschreiben. Wenn ihnen<br />
dabei Rechtschreibfehler unterlaufen, können<br />
sie die entsprechenden Wörter nicht im<br />
Wörterbuch nachschlagen.<br />
5. Anforderungen an die Qualifikation der<br />
Ausbilderinnen und Ausbilder<br />
Der interkulturellen Kompetenz der Ausbilder/<br />
innen kommt eine große Bedeutung zu,<br />
dabei ist interkulturelle Kompetenz nicht<br />
mit einer Schulung: „bei Türken ist das so<br />
und so“ und „bei Mozambikaner/-innen gilt<br />
generell“ zu verwechseln. Interkulturelle<br />
Kompetenz bedeutet immer auch Einsicht<br />
in die kulturelle Bedingtheit eigener Werte<br />
und Normen, die Fähigkeit, Eigenes infrage<br />
zu stellen und die eigene Wahrheit als eine<br />
mögliche zu betrachten, Neugier auf Andere<br />
und Anderes und Kenntnis über die spezielle<br />
Lebensrealität von Migrantinnen und Migranten<br />
in Deutschland. Mitarbeiter/innen und Ausbilder/<br />
innen mit Migrationshintergrund wären natürlich<br />
ideal. Es geht dabei nicht darum, für jede<br />
Migrationsgruppe die passenden Mitarbeiter/<br />
innen zur Verfügung zu haben, sondern darum,<br />
zu signalisieren, dass Menschen mit anderem<br />
kulturellen Hintergrund willkommen sind. Nicht<br />
zu letzt geht es bei der Zusammenarbeit mit<br />
Ausbilder/innen mit Migrationshintergrund<br />
darum, ihnen ein wichtiges Vorbild und Muster<br />
zur Verfügung zu stellen. Diese Anforderung<br />
ergibt sich aus den Erfahrungen von „Mädchen<br />
in Männerberufen“: auch hier kommt der<br />
Beschäftigung von Ausbilderinnen eine wichtige<br />
Vorbildfunktion zu.