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Die wahren Bastarde (Die Geteilten Lande 2) Leseprobe

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Pflichten an einer Hand abzählen und hatte noch Finger übrig,<br />

und ein einziger Fehler würde nur ihren Keiler und sie das Leben<br />

kosten. Sie wusste, wie man Orkspuren erkannte, wie man<br />

die Hufabdrücke von Zentauren von denen der Pferde der Cavaleros<br />

unterschied, wie man nach eindringenden Reitern am Horizont<br />

Ausschau hielt, wie man auf jede der tausend Gefahren<br />

achtete, die Ul-wundulas gerne heraufbeschwor. Was sie nicht<br />

wusste, war, wie sie für die Sicherheit ihrer Rotte sorgen und sie<br />

ernähren sollte. Sie wusste nicht, wann die Stoßzahnflut mit<br />

einem weiteren Spendenfuhrwerk voller Vorräte eintreffen würde<br />

oder wie sie genug Material finden sollte, um eine richtige<br />

Festung zu bauen. Teilsieg zu verwalten war, als würde man versuchen,<br />

ein Eigelb in der Hand zu halten. Egal wie flink Weide<br />

war, es schien ihr einfach zwischen den Fingern hindurchzugleiten.<br />

Sie ließ die Patrouille alle anderen Sorgen verdrängen, und<br />

Schoß’ trommelnde Hufschläge brachten sie weit weg von Teilsieg.<br />

Hier draußen war das Kopfzerbrechen eines Rottenmasters<br />

mehr als nutzlos; es war sogar schädlich. Hier draußen musste<br />

sie nichts weiter sein als eine Reiterin mit den zwei einfachen<br />

Gelübden: Lebe im Sattel. Stirb auf dem …<br />

Brennende Schmerzen durchzuckten Weides Bauch. Sie<br />

stöhnte, knirschte mit den Zähnen gegen die plötzliche Qual<br />

an, taumelte, zuckte im Sattel und versuchte, der auflodernden<br />

Messerschneide zu entkommen, die ihre Eingeweide zerschnitt.<br />

Beinahe wäre es ihr gelungen, sich doch noch im Sattel zu halten,<br />

aber Übelkeit stieg in ihr auf und tanzte in ihrem Schädel.<br />

Sie fraß Staub – der Aufprall des harten Sturzes wurde durch<br />

die Feuerpeitschen, die durch ihre Muskeln zischten, zur Nebensache.<br />

Ein kehliges Stöhnen entrang sich ihrem Mund, und<br />

Weide rollte sich zu einem Ball zusammen. Doch der Schmerz<br />

schnitt ihre Wirbelsäule entlang, setzte sich an ihrem unteren<br />

Ende fest und begann zu nagen. Weide versteifte sich, verkrampfte<br />

sich. Sie wollte schreien, den Schmerz herausfordern, aber<br />

statt eines Schreis füllten sich ihre Lungen mit einem nassen<br />

Gewicht. Zu dem unkontrollierten Zucken ihrer Glieder gesellte<br />

sich ein krampfartiger Husten. Sie würgte, versuchte verzweifelt,<br />

Luft zu holen, obwohl sich ihre gequälte Brust anfühlte, als<br />

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