10 Licht und Raum: Jorge Pardo in Berlin
Der kubanisch-amerikanische Künstler Jorge Pardo arbeitet an der Schnittstelle von Kunst, Design und Architektur. Seine neue Ausstellung in Berlin ist von seiner mexikanischen Wahlheimat inspiriert – und zum Teil in Derenburg produziert. installation view: Jorge Pardo, April 29 August 19, 2023, neugerriemschneider, Berlin© Jorge Pardo. Cou tesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Jens Ziehe, Berlin Jorge Pardo studierte zunächst Malerei am Art Center College of Design in Pasadena/Kalifornien und entwickelte dann schnell eine Faszination für die modernistische Architektur des Grossraums von Los Angeles. Zu seinen bekanntesten Projekten gehören neben Stuhl-, Tischund Lampenserien auch ein Haus, das 1998 für eine Ausstellung im Museum of Contemporary Art in Los Angeles gebaut wurde und dem Künstler anschließend als Wohnhaus diente. Ein wichtiger Aspekt von Pardos Arbeit ist, die Grenzen zwischen Räumen, zwischen öffentlichen und privaten Bereichen, Kunst und Leben aufzuheben. Für seine aktuelle, mittlerweile elfte, Einzelausstellung bei neugerriemschneider in Berlin hat er sich von seiner neben New York zweiten Wahlheimat Mérida, (Mexiko), der Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán, inspirieren lassen. Das Hauptmotiv, das sich in verschiedenen Formen durch die Ausstellung zieht, sind eiserne Fenstergitter, die in Mérida allgegenwärtig sind. Zunächst als rein schützende und damit abgrenzende architektonische Elemente verwendet, haben sich Fenstergitter durch ihre Gestaltung schrittweise ästhetisch in die Umgebung integriert. Ihre Bedeutung ändert sich je nach räumlicher Perspektive – öffentlich und privat, außen und innen. Sie stehen für Pardo exemplarisch für die Anpassung der gebauten Welt an das Leben, welches in ihr stattfindet. Diese Gitterstrukturen verbindet er mit einer Reihe von großformatigen Gemälden in verschiedenen Techniken, mit denen er auf das kunsthistorische Motiv des „Fensterbilds“ verweist. Seine Gemälde vereinen eine Vielzahl von Bildquellen, die von Fotografien verschiedener Fenstergitter über Smartphone-Screenshots aus Pardos Alltag bis hin zu Reproduktionen von Kunstwerken reichen. Im gesamten Ausstellungsraum hängen Gruppen von mundgeblasenen Lichtskulpturen, deren individuelle Formen an die Einzigartigkeit organischer Körper anknüpfen. Die Glasobjekte – hergestellt in der Glasmanufaktur Harzkristall – sind von Messinggehäusen umschlossen, welche ihre Konturen ohne Berührung nachzeichnen und das Sujet des Fenstergitters wieder aufgreifen. Sie versinnbildlichen mit ihrem Licht, das zwischen den Gittern hindurchscheint, die offene Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum. 11