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procontra Ausgabe 03/2023

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Juni-Juli <strong>2023</strong> | <strong>Ausgabe</strong> 95 | Jahrgang 17<br />

Das freie Finanzmagazin<br />

Post-Wachstums-Ökonomie<br />

Alternative Perspektive, wie eine<br />

nachhaltige Geldanlage trotz oder<br />

gerade wegen Verzicht funktioniert<br />

Honorarberatung<br />

Wie der Switch von Provision auf<br />

Honorar gelingen könnte und was<br />

ihm noch immer entgegensteht<br />

Vergleichsrechner<br />

Wie Makler den Überblick über<br />

Angebot und Eigentümer sowie die<br />

nötige Objektivität wahren können<br />

Liefert ChatGPT die bessere Finanzberatung?<br />

Der große <strong>procontra</strong>-Test zeigt …


Perfekt für<br />

Ihre Firmenkunden<br />

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EDITORIAL | 3<br />

»KI schlägt Mensch schlägt KI«<br />

ChatGPT hat das Thema künstliche Intelligenz auf ein<br />

neues Level gehoben und in die Privathaushalte gebracht.<br />

Es verflechtet sich gerade so sehr in unsere Lebenswelt,<br />

dass wir es schon kurzfristig weder loswerden können<br />

noch missen wollen. Das verändert auch die Finanzberatung.<br />

Der <strong>procontra</strong>-Test zeigt eindrucksvoll, wie gut es, trotz des<br />

jungen Alters, schon funktioniert. Die Entwicklung rast,<br />

und die zukünftigen Möglichkeiten liegen heute noch außerhalb<br />

unserer Vorstellungskraft. Denn die KI lernt. Auch<br />

Finanzberatung. Nicht über IDD-konforme 15 Stunden pro<br />

Jahr, sondern 24/7. Gespeist mit Daten aus der Fachwelt,<br />

taucht sie dabei auch in komplexere Kundensituationen<br />

ein und wird heutige Schwächen in der Beantwortung von<br />

Fragen schon sehr bald auf Augenhöhe mit einem erfahrenen<br />

Finanzprofi liefern.<br />

Warum wird eigentlich jedes Mal der Berater aus<br />

Fleisch und Blut als „bedroht“ dargestellt, wenn sich eine<br />

neue technologische Entwicklung etabliert? ChatGPT &<br />

Co. sind schnell, lernen permanent und werden sich unverzichtbar<br />

machen. Okay. Doch der <strong>procontra</strong>-Test zeigt<br />

auch ihre Grenzen auf. Sie machen Fehler mit fatalen<br />

Folgen für die Kunden, wenn diese den Empfehlungen<br />

blindlings folgen würden.<br />

Finanzberatung basiert eben nicht nur auf Fachwissen,<br />

das sich ChatGPT zweifelsfrei aneignen wird. Es geht um<br />

Vertrauen und Transparenz. Wer begleitet den Schadensfall?<br />

Welche Quelle steht hinter den Aussagen? Wer haftet<br />

für sie? Makler können sich KI zunutze machen, um den<br />

komplexen Beratungsprozess für alle zu vereinfachen. Am<br />

Ende – wenn es überhaupt um die Frage nach „Gewinnen“<br />

geht – vertrauen Menschen eher Menschen als Maschinen.<br />

Liebe Makler, liebe Leser,<br />

die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />

eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

@<strong>procontra</strong>online<br />

facebook.com/<strong>procontra</strong><br />

Matthias Hundt<br />

Chefredakteur<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Inhalt Juni<br />

bis Juli <strong>2023</strong><br />

26 48<br />

8 Starke Thesen Experten,<br />

Interviewpartner und Leser<br />

mit klaren Statements<br />

20 Booster für die Beratung<br />

Gesprächsaufhänger und<br />

Neues für Ihre Produktpalette<br />

Investmentfonds<br />

26 »Vielen fällt es schwer,<br />

eine geringere Rendite zu<br />

akzeptieren« Niko Paech als<br />

prominenter Vertreter einer<br />

Post-Wachstums-Ökonomie<br />

30 Geldmarkt wiederbelebt<br />

Die Zinswende rückt tot<br />

geglaubte Geldmarktfonds<br />

in den Fokus<br />

32 Erst Rettung, dann Reinigung<br />

Die Folgen der Übernahme<br />

der Credit Suisse<br />

durch die UBS<br />

Titel<br />

»Mit Training des<br />

KI-Modells ist auch<br />

die Beratung<br />

zu Versicherungsprodukten<br />

möglich.«<br />

Justus Lücke<br />

Versicherungsforen Leipzig<br />

12<br />

Intelligenter beraten<br />

Der Hype um ChatGPT schwappt<br />

längst auch in die Beratungsbranche.<br />

Wo die Entwicklung steht,<br />

wohin sie gehen wird und wie gut<br />

ChatGPT bereits in der Kundenberatung<br />

agiert, testete <strong>procontra</strong>.<br />

Versicherungen<br />

40 »Interesse an Cyberschutz<br />

steigt« Maklerin Asta Hübner<br />

über die Entwicklung der<br />

privaten Cyberabsicherung<br />

42 Heizen auf Pump(e)<br />

Der Trend zu Erdwärmepumpen<br />

fordert auch Versicherer<br />

44 Schwieriger Leistungsvergleich<br />

Neue Studie attestiert<br />

altes Problem: Fondspolicen<br />

punkten eher mit Komplexität<br />

als mit einheitlichen<br />

Vergleichsfaktoren<br />

48 Tierisch gute Entscheidung?!<br />

Welche Policen bei der<br />

Absicherung von Tieren<br />

sinnvoll sind<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Impressum<br />

Verlag und Redaktion<br />

Alsterspree Verlag GmbH<br />

Firmensitz: Großer Burstah 50–52, 20457 Hamburg<br />

Postanschrift:<br />

Kurfürstendamm 173/174, 10707 Berlin<br />

Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Herausgeber Philipp B. Siebert<br />

Chefredakteur Matthias Hundt<br />

Art Director Niels Flender, Sabine Müller<br />

56 80<br />

Layout und Infografik Sabine Müller<br />

Bildredaktion Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />

Berater<br />

56 »Deckungskonzepte verschaffen<br />

einen Beratungsvorsprung«<br />

Yvonne Franzen-<br />

Rommel über den Weg zum<br />

eigenen Deckungskonzept<br />

58 So ist’s Recht Urteile, die<br />

Makler kennen sollten<br />

62 Objektivität wahren Viele<br />

Vergleichsrechner sind mittlerweile<br />

in großen Händen. Ob<br />

das auf die Vergleiche wirkt?<br />

66 Wird ein Wechsel honoriert?<br />

Hürden und Fallstricke beim<br />

Switch auf Honorarberatung<br />

70 Löst eine Versicherungspflicht<br />

das Pflegeproblem?<br />

Eine Frage, zwei konträre<br />

Meinungen dazu<br />

Sachwerte<br />

74 »Voreiliger Verkauf nicht<br />

ratsam« Wie das neue Steuergesetz<br />

auf den Immobilienmarkt<br />

wirkt<br />

76 Zwangsverkauf statt<br />

Anschlussfinanzierung?<br />

Der starke Zinsanstieg führt<br />

viele Finanzierungen ans Limit<br />

80 Garagengold in der Krise?!<br />

Das Aus des Verbrennungsmotors<br />

bereitet auch Oldtimer-Investoren<br />

einige<br />

Sorgen<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

5 Impressum<br />

6 Personen- und<br />

Firmenverzeichnis<br />

82 Privat gefragt Prof. Michael<br />

Hauer vom IVFP gibt diesmal<br />

Einblicke in sein Privatleben<br />

Lektorat TextSchleiferei.de<br />

Textbeiträge Mailin Bartknecht, Florian Burghardt,<br />

Heike Gorres, Matthias Hundt, Mandy Lange, Mariam<br />

Misakian, Dr. Hans-Jörg Naumer, Hannah Petersohn,<br />

Selma Schmitt, Stefan Terliesner, Martin Thaler, Anne<br />

Mareile Walter<br />

Coverillustration Roman Kulon<br />

Anzeigenberatung Nadin Korte<br />

n.korte@alsterspree.de, +49 (0)40 6 07 71 29 24<br />

Anzeigendisposition<br />

Sabine Müller, s.mueller@alsterspree.de<br />

Verlagsgeschäftsführer<br />

Philipp B. Siebert, Tilman J. Freyenhagen<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong><br />

i. S. d. P. Matthias Hundt<br />

Druckerei MÖLLER PRO MEDIA® GmbH<br />

Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde,<br />

www.moellerdruck.de<br />

Leserservice<br />

leserbetreuung@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Abonnement<br />

abo@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Heftpreis: 4,80 Euro<br />

Jahresabonnement: 20 Euro für sechs <strong>Ausgabe</strong>n<br />

inkl. Versandkosten, inkl. USt.<br />

© <strong>2023</strong> für alle Beiträge bei Alsterspree Verlag<br />

GmbH. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste sowie<br />

Vervielfältigung auf Datenträger nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung.<br />

Hinweis Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />

und Diagrammen liegen Informationen zugrunde,<br />

die die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />

Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit<br />

des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die<br />

in <strong>procontra</strong> gemachten Angaben dienen der Unterrichtung<br />

und sind keine Aufforderung zum Kauf oder<br />

Verkauf von Wertpapieren.<br />

Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />

ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />

Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in Europa e. V.<br />

Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral. Der Innenteil<br />

wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


6 | PANORAMA Unternehmens- und Personenverzeichnis<br />

Index<br />

Personen- und Unternehmensverzeichnis<br />

UNTERNEHMEN<br />

Accenture____________ 15 f., 19<br />

Allianz__________ 9, 22, 14 f., 19<br />

Amundi____________________ 33<br />

AOK Nordost______________ 71<br />

Arag_______________________ 20<br />

AsBo SpezialMakler________ 41<br />

Ascore__________________21, 63<br />

Assekurata_____________ 44 ff.<br />

Audi_______________________ 61<br />

Axa_______________________13 f.<br />

B&B Optimal______________ 74<br />

Baloise____________________ 21<br />

BCA_______________________ 14<br />

BergWerte_________________ 68<br />

blau direkt______________14, 64<br />

BullionVault_______________ 73<br />

Check24___________________ 63<br />

Classic Analytics___________ 81<br />

Comparit_______________ 63 ff.<br />

con4b_____________________ 43<br />

Continentale______________ 21<br />

CosmosDirekt_____________ 21<br />

Credit Suisse____________ 31 ff.<br />

Dela_______________________ 21<br />

DEMV_____________________ 56<br />

Deutsche Bahn____________ 61<br />

Deutsche Telekom_________ 61<br />

DFV_______________________ 64<br />

DIVA_______________________ 22<br />

DKV_______________________ 17<br />

Dr. Klein______________22, 77 f.<br />

DVAG___________________ 11, 18<br />

Ergo_______________________ 21<br />

Finanzberatung Bierl______ 14<br />

Finlex______________________ 21<br />

Fonds Finanz______________ 63<br />

Franke und Bornberg__ 62, 64<br />

Friday_____________________ 15<br />

GLS Bank__________________ 26<br />

Going Public_______________ 20<br />

Gothaer___________________ 49<br />

HanseMerkur______________ 49<br />

Helvetia___________________ 15<br />

IKK Classic________________60<br />

ImmoScout24_____________ 77<br />

Insurgo____________________ 19<br />

IVFP_______________________ 82<br />

Kvoptimal_________________ 17<br />

Landesschadenhilfe_______ 64<br />

Lehman Bros.______________ 26<br />

LV 1871____________________ 20<br />

Maklerforen Leipzig _______ 19<br />

Mannheimer_______________ 42<br />

Markel_____________________ 21<br />

Maxpool___________________ 64<br />

MCC_______________________ 61<br />

Microsoft__________________ 14<br />

MLP_______________________ 46<br />

Morgen & Morgen______ 62 ff.<br />

Neodigital_________________ 15<br />

Netfonds__________________ 64<br />

Newline___________________ 21<br />

Nibe_______________________ 43<br />

Nordlight Research________48<br />

OpenAI____________________ 14<br />

Puntobiz__________________ 49<br />

Regionalwert AG__________ 27<br />

Roche_____________________ 61<br />

Roland____________________ 21<br />

Scope_________________ 24, 33<br />

Silicon Valley Bank_________ 31<br />

softfair______________ 21, 62 ff.<br />

Südwestbank______________ 81<br />

Swiss Life______________ 45, 64<br />

UBS_____________________ 32 f.<br />

UmweltBank______________ 27<br />

uniVersa___________________ 21<br />

Univest____________________ 81<br />

VDH_____________________ 67 f.<br />

Verifort Capital____________ 21<br />

Versicherungsforen<br />

Leipzig ______________15, 19, 63<br />

YouGov____________________ 77<br />

Zurich_____________________ 21<br />

PERSONEN<br />

Bader, Thorsten _________ 74 f.<br />

Berner, Jens_______________ 81<br />

Bierl, Tobias__________ 14 f., 17<br />

Blum, Petra________________ 67<br />

Brauch, Matthias__________ 64<br />

Braun, Marie-Theres_______ 61<br />

Dold, Monika______________ 43<br />

Dyschelmann, David____ 44 ff.<br />

Flemming, Tina____________ 21<br />

Franzen-Rommel,<br />

Yvonne__________________ 56 f.<br />

Freund-Reupert, Melanie___ 21<br />

Gähwiler, Lukas____________ 33<br />

Glorius, Anja_______________ 17<br />

Hauer, Michael____________ 82<br />

Hauner, Wolfgang ____ 14 f., 19<br />

Heyen, Markus_______ 15 f., 19<br />

Hübner, Asta______________40<br />

Isenberg, Siegfried________60<br />

Janes, Oliver______________ 49<br />

Jorberg, Thomas___________ 26<br />

Krumbachner,<br />

Christian_______________ 66, 68<br />

Kukovic, Alexander________ 46<br />

Leippold, Yannick__________ 19<br />

Lücke, Justus______________ 19<br />

Ludwig, Ellen______________ 21<br />

Michelsen, Miriam_________ 46<br />

Misch, Olaf______________ 42 f.<br />

Nasir, Nasier_______________ 15<br />

Naumer, Hans-Jörg_________ 9<br />

Paech, Niko_____________ 26 ff.<br />

Peschken, Harald________ 67 f.<br />

Prachar, Christian__________ 49<br />

Rabe, Sascha_____________17 f.<br />

Rauch, Dieter____________ 67 f.<br />

Rauss, Beat________________ 81<br />

Schick, Gerhard____________ 8<br />

Schick, Laura______________ 61<br />

Schinnenburg, Stephan____ 64<br />

Schmidt, Maximilian_______ 21<br />

Schnoeckel, Robert_____ 15, 19<br />

Schwintowski, Hans-Peter__63<br />

Spät, Gustav_______________ 13<br />

Vogelsang, Stefan_______ 77 f.<br />

Voss, Stephan_____________ 15<br />

Wasem, Jürgen____________ 70<br />

Wasem-Bartel, Milan_______ 64<br />

Werwath, Matthias________ 49<br />

Wilke, Frank_______________ 81<br />

Wirth, Norman ______ 64, 70 f.<br />

Wolf, Manuela_____________ 63<br />

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<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


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8 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

Starke Thesen<br />

Experten, Interviewpartner und <strong>procontra</strong>-Leser mit klaren Meinungen<br />

»Für uns ist das<br />

Wissen im Umgang<br />

mit generativer KI<br />

von strategischer<br />

Bedeutung.«<br />

Nasier Nasir vom Versicherer Friday sieht –<br />

wie viele andere Experten – großes Potenzial für<br />

die Branche, künstliche Intelligenz<br />

wie ChatGPT einzusetzen.<br />

Mehr dazu im Titel ab Seite 12<br />

»Die Anbieter von Fondspolicen mit<br />

Garantien haben weiterhin Verbesserungsbedarf<br />

bei der Transparenz.«<br />

»Es lässt sich<br />

bezweifeln, ob Aktiengesellschaften<br />

eine geeignete<br />

Unternehmensform für<br />

eine nachhaltige<br />

Entwicklung sind.«<br />

Niko Paech, Professor an der Uni Siegen, gibt als Vertreter<br />

der Post-Wachstums-Ökonomie einen interessanten<br />

Blickwinkel auf das Streben nach Rendite.<br />

Das Interview dazu ab Seite 26<br />

David Dyschelmann, Analyst bei Assekurata, über die hohe Nachfrage nach<br />

Fondspolicen und die Herausforderungen für Makler.<br />

Mehr dazu auf Seite 44<br />

»Dankbarkeit für den Berater«<br />

Ich kenne auch einige Menschen, die heute dankbar sind, dass sie<br />

einen Berater gefunden haben, der sie saniert hat! Und auch viele,<br />

die einen Berater haben, der sie ein Stück weiter finanziell frei gemacht<br />

oder zumindest besser aufgestellt hat. (Anm. d. Red.: Finanzwende-Chef<br />

Gerhard Schick tat kund, viele Menschen zu kennen, die<br />

ihrem Vermittler lieber niemals begegnet wären.)<br />

Dieter Heß, via Facebook<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Meinungsmacher PANORAMA | 9<br />

»Die Aufklärung ist<br />

nicht ausreichend«<br />

Es sollte aufgeklärt werden, dass nicht alleine<br />

Provision für diese Zahlen (Anm. d. Red.: Eine Studie<br />

des Wissenschaftlers Dr. Steffen Sebastian kommt<br />

zu dem Ergebnis, dass ein Provisionsverbot durchschnittlich<br />

1,7 Prozentpunkte mehr Rendite bedeuten<br />

würde) sorgen, sondern die Reduzierung der<br />

Abschlusskosten und alles, was dazugehört (Vorfinanzierung,<br />

Sicherheiten …). Dann würden vielleicht<br />

wieder mehr Klarheit, Transparenz und Sicherheit<br />

entstehen. Provisionsverbot, ob man dies braucht<br />

oder nicht? Keine Ahnung! Was jedoch klar ist, die<br />

Aufklärung, wie solche Produkte funktionieren, ist<br />

nicht ausreichend.<br />

Alexander Ittner, via LinkedIn<br />

»Es entstünde<br />

ein Moloch an<br />

staatlicher Aufsicht.«<br />

Norman Wirth, AfW-Vorstand, über die Pläne<br />

des Expertenrats des PKV-Verbands, die Pflegeversicherung<br />

auf zukunftsfähige Beine zu stellen.<br />

»Neue Riester-Tarife«<br />

Riester (Anm. d. Red.: Bestand sank 2022 so stark<br />

wie nie) bietet immer noch hohe Zulagen für Familien<br />

und Steuervorteile für Gutverdiener. Neue Tarife<br />

sind auf ganz anderer Kostenbasis kalkuliert mit<br />

zeitgemäßer Garantiesicherung zum Rentenbeginn.<br />

Tino Müller, via Facebook<br />

Mehr dazu auf Seite 70<br />

Kolumne<br />

»Sell in May…?«<br />

Dr. Hans-Jörg Naumer<br />

leitet Global Capital Markets &<br />

Thematic Research von Allianz<br />

Global Investors<br />

Die alte Börsendevise „Sell in May and go away“ – Verkaufe<br />

die Aktien im Mai und verlasse den Markt – wird zumindest<br />

kalendarisch wieder aktuell. Diese wohl bekannteste<br />

Börsenweisheit hat aber noch einen zweiten Teil: „But<br />

remember to come back in September“ – Denke aber<br />

daran, im September wieder einzusteigen. Angeblich soll<br />

diese Weisheit ihren Ursprung im alten Londoner Bankenviertel<br />

haben. Demnach sollen Banker im Mai verkauft<br />

haben, um der Sommerhitze der Stadt zu entfliehen und<br />

erst zum „St. Leger’s Day“ wieder zurückzukehren. Bei<br />

einer Betrachtung der Monatsrenditen bis 1965 zurück<br />

zeigt sich für den DAX tatsächlich, dass die Monate Mai<br />

und September im Durchschnitt negative Renditen<br />

gebracht haben. Somit müsste es eigentlich heißen:<br />

„…come back end of September“. Eine allgemeine Regel<br />

lässt sich aber kaum ableiten, denn dafür ist die Streuung<br />

der Monatsergebnisse um den Mittelwert zu groß. Vielmehr<br />

zeigt sich, dass ein Aushalten oft besser ist als ein<br />

Aussteigen, wenn es an den Aktienmärkten unruhig zugeht.<br />

Denn üblicherweise steigen Anleger nicht nur zu spät aus,<br />

sondern auch zu spät wieder ein. Verhaltensökonomisch ist<br />

dies mit der Verlustaversion gut begründet. Ein derartiges<br />

Verhalten kann aber teuer werden. Beispiel: Wer über die<br />

letzten 25 Jahre im MSCI-Welt investiert war, erzielte im<br />

Jahresdurchschnitt 6,5 Prozent. Verpasste er allerdings die<br />

besten 20 Tage an den Aktienmärkten, dann waren es nur<br />

1,5 Prozent. Verpasste er gar die besten 40 Tage, dann<br />

musste er einen durchschnittlichen Verlust von 1,5 Prozent<br />

pro Jahr erdulden. Für den DAX, den S&P 500 und den<br />

MSCI-Europa lassen sich ähnlich starke Unterschiede<br />

nachweisen, wenn die besten Tage verpasst wurden. All<br />

dies verdeutlicht: Investieren ist nicht Spekulieren. Und<br />

spätestens hier kommt wieder eine andere Börsenweisheit<br />

ins Spiel: Hin und Her macht Taschen leer.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


10 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

EU-Kleinanlegerstrategie<br />

Ist das Provisionsverbot jetzt vom Tisch?<br />

»Einige Versicherer<br />

bieten nicht mal mehr<br />

Honorartarife an.«<br />

Dieter Rauch vom Verbund Deutscher Honorarberater<br />

übt Kritik an Anbietern gegenüber<br />

Honorarberatern.<br />

Mehr dazu auf Seite 66<br />

Seit Anfang des Jahres schlug<br />

die Debatte um ein europaweites<br />

Provisionsverbot hohe<br />

Wellen, nun entschied sich die<br />

EU dagegen. Allerdings enthält<br />

der Gesetzesentwurf einen<br />

Passus, der ein Verbot zu einem<br />

späteren Zeitpunkt ermöglicht.<br />

Dass das Thema noch nicht vom<br />

Tisch ist, glauben daher 77 Prozent<br />

der <strong>procontra</strong>-Leser.<br />

18<br />

5<br />

Ja, das Verbot ist<br />

damit besiegelt.<br />

77<br />

Nein, die Branche<br />

hat nur eine Schonfrist<br />

bekommen.<br />

Angaben in %<br />

Quelle: <strong>procontra</strong><br />

»Für die Bayerische darf ich sagen«<br />

Das Thema (Anm. d. Red.: sinkende Bewertungsreserven bei<br />

Lebensversicherern aufgrund der Zinswende) ist im Übrigen<br />

durchaus sehr relevant und auch für das operative Geschäft in<br />

den nächsten Jahren keine wenig wichtige Kennziffer. Für die<br />

Bayerische darf ich sagen, dass beide Lebensversicherer über<br />

stille Reserven im Saldo verfügen, die sehr deutlich über dem<br />

Markt liegen.<br />

Martin Gräfer, via LinkedIn<br />

»Bei der Absicherung von<br />

Wärmepumpen ist der Markt<br />

für Wohngebäudeschutz<br />

derzeit konfus.«<br />

Olaf Misch ist Versicherungsmakler und beschreibt<br />

die Herausforderungen beim Versicherungsschutz<br />

für Wärmepumpen.<br />

Mehr dazu auf Seite 42<br />

»Das wäre an Absurdität<br />

nicht zu überbieten«<br />

Das wäre an Absurdität nicht zu überbieten,<br />

gerade den Vertriebsweg, der<br />

für den Kunden die besten Anbieter und<br />

Lösungen sucht, zu benachteiligen! (Anm.<br />

d. Red.: Die Vermittlerverbände AfW und<br />

Votum hatten Mitte Mai bekannt gegeben,<br />

im zuvor durchgesickerten Entwurf<br />

zur EU-Kleinanlegerstrategie ein Provisionsverbot<br />

nur für Makler entdeckt zu<br />

haben.)<br />

Dr. Andreas Billmeyer, via LinkedIn<br />

»Die ökologische Seite erachte ich<br />

als die größte Bedrohung für<br />

Oldtimer-Investments.«<br />

Beat Rauss, Vermögensverwalter beim Family Office Univest, blickt<br />

auf den Zusammenhang zwischen dem beschlossenen „Verbrennerverbot“<br />

und einem Investment in Oldtimer.<br />

Mehr dazu auf Seite 80<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Meinungsmacher PANORAMA | 11<br />

Das sind doch gute Neuigkeiten für<br />

den Markt! (Anm. d. Red.: Die Anzahl<br />

der hauptberuflichen Vermögensberaterinnen<br />

und Vermögensberater<br />

bei der DVAG ging laut deren<br />

Jahresbericht im Jahr 2022 von rund<br />

18.500 auf rund 18.000 zurück.) Weg<br />

von dem gebundenen Finanzvertrieb<br />

hin zur ungebundenen Vorteilsberatung.<br />

»Immobilienbesitzer<br />

fürchten<br />

die hohe Steuerlast<br />

für ihre Erben.«<br />

Thorsten Bader, Geschäftsführer<br />

der B&B Optimal GmbH, sieht im<br />

neuen Steuergesetz weitreichende<br />

Folgen und Handlungsbedarf für<br />

Immobilienbesitzer.<br />

Das Interview dazu auf Seite 74<br />

»Weg vom gebundenen<br />

Finanzvertrieb«<br />

Philipp Sobieski, via LinkedIn<br />

»Akademiker sind<br />

beim Cyberschutz<br />

aufgeschlossener.«<br />

Asta Hübner ist Maklerin und beschreibt<br />

die Entwicklung im privaten<br />

Cyberschutz und was passieren<br />

muss, um die Abschlussbereitschaft<br />

weiter zu erhöhen.<br />

Das Interview dazu auf Seite 40<br />

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12 | TITELTHEMA ChatGPT im Beratungstest<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


ChatGPT im Beratungstest TITELTHEMA | 13<br />

Intelligenter beraten<br />

KI-Sprachmodelle wie ChatGPT sind in aller Munde und werden auch die<br />

Versicherungsbranche verändern. Was bereits läuft, wohin die Entwicklung treibt<br />

und wie gut ein »künstlich intelligentes« Beratungsgespräch bereits ist<br />

ST STEFAN TERLIESNER MH MATTHIAS HUNDT<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Chancen und Risiken bei der Nutzung von ChatGPT<br />

Wie sich Makler KI-Sprachmodelle zunutze machen können<br />

Wie die Branche KI bereits nutzt<br />

Wie ChatGPT in der Beratung abschneidet<br />

Seit Anfang des Jahres sorgt ein<br />

freundlicher Chatbot, der stets<br />

zu Diensten ist, für Furore. Die<br />

künstliche Intelligenz (KI) namens<br />

ChatGPT fasziniert durch das, was<br />

sie schon jetzt kann. Sie verfasst<br />

Reden, schreibt Essays, beantwortet<br />

unterschiedliche Fragen auf hohem<br />

Niveau, plant Fernreisen, erstellt<br />

Einkaufslisten für vegane Grillpartys,<br />

macht die Hausaufgaben, schlägt<br />

neuerdings Kochrezepte anhand von<br />

Bildern von Zutaten vor und verfasst<br />

aktuell für einen Wissenschaftsverlag<br />

ein Fachbuch. Wenn dieser Artikel<br />

veröffentlicht ist, ist das Buch vermutlich<br />

längst fertig.<br />

Versicherer loten Chancen aus<br />

Und jetzt hat auch noch Google<br />

seinen Chatbot Bard geöffnet. Keine<br />

Frage, da kommen große Umwälzungen<br />

auf die Wirtschaft zu. „Der<br />

Einsatz von KI wird in den kommenden<br />

Jahren vor keiner Branche haltmachen“,<br />

sagt Gustav Spät, Referent<br />

Angaben in %<br />

Digital Insurance und InsurTech<br />

beim Digitalverband Bitkom. „Gerade<br />

in der Versicherungsbranche gibt es<br />

mit Blick auf den direkten Kontakt zu<br />

Kundinnen und Kunden vielfältige<br />

Einsatzmöglichkeiten.“ Bereits heute<br />

ist KI weitverbreitet. Laut einer jetzt<br />

veröffentlichten Studie des Center<br />

for Financial Studies setzen 31 Prozent<br />

der Finanzunternehmen KI ein;<br />

weitere 40 Prozent haben ein Pilotprojekt.<br />

Die Axa arbeitet eigenen Angaben<br />

zufolge „derzeit nicht konkret mit<br />

Vom Vergleich bis zur Schadensmeldung<br />

Welche Anwendungsfälle für ChatGPT-Nutzer denkbar sind<br />

Schreiben zur Optimierung des<br />

Ver sicherungsschutzes bestehender Verträge<br />

Frage nach dem besten Anbieter in<br />

einer Produktkategorie (z. B. Kfz-Versicherung)<br />

Vergleich von Versicherungsprodukten<br />

verschiedener Anbieter<br />

Inhaltsfragen zu einem Versicherungsprodukt<br />

(z. B. Deckungsumfang)<br />

Erstellung einer anstandslosen Schadensmeldung<br />

für schnelle Regulierung<br />

auf jeden Fall eher ja teils, teils eher nein auf keinen Fall<br />

23<br />

20<br />

25<br />

24<br />

26<br />

Quelle: Institut für Transformation und Weiterbildung in der Assekuranz<br />

39<br />

40<br />

33<br />

33<br />

28<br />

13<br />

18<br />

16<br />

20<br />

18<br />

20<br />

15<br />

18<br />

16<br />

14<br />

7<br />

7<br />

9<br />

9<br />

11<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


14 | TITELTHEMA ChatGPT im Beratungstest<br />

ChatGPT, setzt aber selbstverständlich<br />

auf KI-Unterstützung.“ Dazu<br />

ein Sprecher: „Wir haben eine selbst<br />

entwickelte KI im Einsatz, die in fünf<br />

Minuten 500.000 Schadenakten<br />

überprüft.“ Das System unterstütze<br />

die Mitarbeitenden dabei, mögliche<br />

Regresse effizienter zu erkennen, um<br />

Kosten für Versicherte zu vermeiden.<br />

Und Wolfgang Hauner, Head of Group<br />

Data Analytics bei Allianz, verweist<br />

auf einen digitalen Unfallmelder,<br />

der seit Juli 2021 im Einsatz ist. Auch<br />

Pools nutzen KI: blau direkt beispielsweise<br />

für das Aufspüren von Versicherungsscheinnummern<br />

in Policen<br />

und BCA beim kundenzentrierten<br />

Vertriebsansatz Next Best Offer.<br />

Der Bot schafft wirklich Neues<br />

ChatGPT hebt alles auf ein neues<br />

Level. Es ist eine generative KI. Sie<br />

erzeugt auf Grundlage historischer<br />

Daten etwas Neues. Dabei nutzt sie<br />

Algorithmen, ohne dass ein Mensch<br />

eingreifen muss. Die Software basiert<br />

auf einem neuronalen Netzwerkmodell<br />

für maschinelles Lernen, um<br />

riesige Datenberge zu verarbeiten.<br />

Die Informationen sammelt die KI im<br />

Wesentlichen aus dem Internet und<br />

nutzt sie als Basis für auf Wahrscheinlichkeiten<br />

basierende Vorhersagen.<br />

Vor allem trainiert sich das Modell<br />

mit den Daten selbst – es lernt.<br />

Letzteres bedeutet, dass ChatGPT<br />

bislang nur auf Daten bis Ende 2021<br />

zurückgreift. Inzwischen gibt es die<br />

Folgeversion GPT-4 vom Hersteller<br />

OpenAI. Microsoft hat elf Milliarden<br />

Dollar in das Start-up investiert, die<br />

KI ist inzwischen über die Suchmaschine<br />

Bing für jeden Microsoft-<br />

Kunden nutzbar. GPT-4 verwendet<br />

auch aktuellere Daten im Netz. Die<br />

Antworten sind daher noch präziser.<br />

Und am 10. Mai gab Google bekannt,<br />

seine Suchmaschine und Gmail um<br />

die Sprach-KI Bard zu erweitern. Der<br />

Arbeitskraftabsicherung<br />

Tobias Bierl von der Finanzberatung Bierl<br />

ist Makler und auf Arbeitskraftabsicherung<br />

spezialisiert. Er blickt für <strong>procontra</strong> auf das<br />

Beratungsgespräch mit ChatGPT, bei dem<br />

eingangs der Wunsch nach einer Arbeitskraftabsicherung<br />

geäußert wurde.<br />

»Wie kann ich meine Arbeitskraft<br />

finanziell absichern?«<br />

»Es gibt verschiedene Möglichkeiten,<br />

um Ihre Arbeitskraft finanziell<br />

abzusichern: Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />

Erwerbsunfähigkeitsversicherung,<br />

Unfallversicherung, Krankentagegeldversicherung,<br />

Private Rentenversicherung,<br />

betriebliche Altersvorsorge sowie Sparen<br />

und Investieren.«<br />

Hilft diese breite Empfehlung einem suchenden<br />

Kunden wirklich weiter?<br />

»Die Antwort ist aus meiner Sicht<br />

falsch. Die Arbeitskraft kann durch<br />

maximal drei Produkte abgesichert<br />

werden. Langfristig durch eine Berufs- oder<br />

Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Kurzfristig<br />

kann die Lücke der Arbeitskraft<br />

aufgrund einer Krankheit durch eine<br />

Krankentagegeldversicherung abgesichert<br />

werden«, meint Bierl.<br />

Bierl moniert, dass eine Unfallversicherung<br />

nur bei einer dauerhaften Invalidität leistet<br />

und daher mit der eigenen Arbeitskraft<br />

wenig zu tun habe. Die Empfehlungen<br />

zur privaten Rentenversicherung, zur bAV<br />

oder der allgemeine Tipp mit „Sparen und<br />

Investieren“ seien für die Arbeitskraftabsicherung<br />

gänzlich untauglich. „Die Antwort<br />

von ChatGPT finden wir bedenklich und<br />

dürfte eine Zielgruppe ansprechen, die<br />

jetzt schon meint, keine BU zu brauchen,<br />

weil sie einen ETF-Sparplan bei einem<br />

Neo-Broker hätten. Diese Denkweise und<br />

somit die Antwort kann somit verheerende<br />

Folgen haben.“<br />

»Welches Produkt zahlt mir<br />

einen Ersatz, falls ich meinen<br />

Beruf nicht mehr ausüben<br />

kann?«<br />

»Wenn Sie nach einem Produkt<br />

suchen, das Ihnen einen Ersatz<br />

zahlt, falls Sie Ihren Beruf nicht mehr<br />

ausüben können, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

(BU) die beste Option.<br />

[…] Da die Prämien und Bedingungen von<br />

Versicherer zu Versicherer variieren<br />

können, ist es ratsam, Angebote einzuholen<br />

und sich von einem unabhängigen<br />

Finanzberater beraten zu lassen, um die<br />

beste Lösung für Ihre individuellen<br />

Bedürfnisse und Umstände zu finden.«<br />

Auffällig hier, dass die KI eine absolute<br />

Aussage trifft, indem sie richtigerweise<br />

die BU als „beste Option“ betitelt. Zudem<br />

erkennt sie mit dem Hinweis auf einen<br />

Finanzberater die eigenen Grenzen. Das<br />

honoriert auch Bierl:<br />

»Mit dieser Antwort gehe ich<br />

synchron, auch wenn diese an der<br />

Oberfläche kratzt. Der Hinweis auf einen<br />

unabhängigen Berater ist korrekt. Es gibt<br />

durchaus Meinungen, dass die aktuelle<br />

Finanztest genügt und dies die qualifizierte<br />

BU-Beratung ersetzt. ChatGPT hat gut<br />

erkannt, dass die BU die beste Versicherung<br />

ist, falls man seinen Beruf nicht mehr<br />

ausüben kann.«<br />

Heikel wird es in so mancher BU-Beratung,<br />

wenn Vorerkrankungen vorliegen.<br />

Ob dennoch eine BU möglich wäre, bejaht<br />

ChatGPT unter dem Hinweis, dass die<br />

Annahme erschwert sein könne und mit<br />

Risikozuschlägen oder Ausschlüssen zu<br />

rechnen sei. Gleichzeitig nennt sie mit der<br />

EU, Multi-Risk und Grundfähigkeitsversicherung<br />

sinnvolle Alternativen.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


ChatGPT im Beratungstest TITELTHEMA | 15<br />

Arbeitskraftabsicherung<br />

»Muss ich alle Gesundheitsfragen<br />

beantworten?«<br />

»Es ist wichtig, dass Sie alle<br />

Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß<br />

und vollständig beantworten. […]<br />

Wenn Sie ungenaue oder unvollständige<br />

Informationen angeben oder relevante<br />

Vorerkrankungen verschweigen, kann dies<br />

schwerwiegende Folgen haben. […] Wenn<br />

Sie sich über die Bedeutung einer Frage<br />

oder die Angabe einer bestimmten Information<br />

unsicher sind, sollten Sie Rücksprache<br />

mit dem Versicherer halten. […]«<br />

»Die Antwort ist prinzipiell korrekt und<br />

stellt keinen Fehler dar. Ich hätte<br />

wahrscheinlich noch den Tipp mit der<br />

anonymen Risikovoranfrage gegeben und<br />

auch den Hinweis einer möglichen<br />

Einholung der Krankenakte, falls man ein<br />

eher schwaches Gedächtnis besitzt«,<br />

ordnet Bierl ein.<br />

»Gibt es eine BU ohne Gesundheitsfragen?«<br />

»Berufsunfähigkeitsversicherungen<br />

ohne Gesundheitsfragen sind eher<br />

selten, da Versicherer in der Regel<br />

Gesundheitsfragen stellen, um das individuelle<br />

Risiko jedes Antragstellers einzuschätzen<br />

und die Prämien entsprechend<br />

festzulegen. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten,<br />

bei denen der Umfang der Gesundheitsprüfung<br />

reduziert oder vereinfacht<br />

sein kann: Gruppenverträge, Kombiprodukte<br />

und Starter-Policen, die in der Regel<br />

geringere Leistungen und eine begrenzte<br />

Versicherungssumme haben. […] «<br />

Der Hinweis, dass BU-Schutz ohne Gesundheitsfragen<br />

eher selten ist, ist korrekt<br />

und auch die Notwendigkeit wird zwar<br />

allgemein, aber treffend erklärt. Auch der<br />

Hinweis auf Optionen, bei denen der Umfang<br />

der Gesundheitsprüfung reduzierter<br />

oder vereinfachter ausfällt, ist hilfreich. Das<br />

Urteil des Experten fällt dennoch kritisch<br />

aus.<br />

»Der Hinweis auf Gruppenverträge<br />

über den Arbeitgeber ist sinnvoll.<br />

Schaudern lässt mich aber die Starter-Police.<br />

Diese bietet weder eine vereinfachte<br />

Gesundheitsprüfung, noch gibt es – wie<br />

behauptet – geringere Leistungen bzw. eine<br />

begrenzte Versicherungssumme. Starter-<br />

Tarife haben nur einen vergünstigten<br />

Startbeitrag, welcher sich später anpasst.<br />

Hochgerechnet liegen die Beiträge höher,<br />

als wenn jetzt schon der normale Tarif des<br />

Versicherers abgeschlossen wird. […] Mir<br />

fehlt der generelle Hinweis auf vereinfachte<br />

Gesundheitsfragen zum Beispiel für junge<br />

Leute, bestimmte Berufsgruppen oder<br />

spezielle Ereignisse wie eine Immobilienfinanzierung.«<br />

Das gesamte<br />

Beratungsgespräch<br />

finden Sie hier:<br />

31 %<br />

der Finanzunternehmen<br />

in Deutschland setzen bereits<br />

»normale« KI ein.<br />

Quelle: Center for Financial Studies<br />

Wettlauf um den besten intelligenten<br />

Assistenten ist entfacht.<br />

Eigene Trainingsprogramme<br />

Markus Heyen, Leiter Versicherungen<br />

Deutschland bei Accenture, weist<br />

darauf hin, dass Versicherer in Zukunft<br />

nicht diese offenen Modelle,<br />

sondern „speziell auf ihre Bedürfnisse<br />

und mit ihren Daten gekapselte<br />

unternehmenseigene Modelle nutzen<br />

werden“ (siehe auch Interview auf<br />

Seite 16). Das ist für die Ergebnisse<br />

eines KI-Sprachmodells von zentraler<br />

Bedeutung. Das Modell lernt damit<br />

Fachwissen aus einem definierten<br />

Pool, gespickt mit riesigen Mengen<br />

an Versicherungsdaten. Die ersten<br />

Versicherer testen große KI-Sprachmodelle.<br />

Laut Datenexperte Hauner<br />

erprobt die Allianz einen auf ChatGPT<br />

basierenden Prototypen eines intelligenten<br />

Voicebots, „der Fragen zu Produkten<br />

beantworten soll“. Für Robert<br />

Schnoeckel, Zukunftsforscher neue<br />

Technologien bei den Versicherungsforen<br />

Leipzig, ist Helvetia ein Vorbild.<br />

Die Schweizer laden Interessierte auf<br />

ihrer Privatkunden-Website zu einem<br />

Gespräch mit Clara ein. Die digitale<br />

Assistentin experimentiert neu mit<br />

ChatGPT und kombiniert die KI mit<br />

ihrem Versicherungswissen.<br />

Digitalversicherer prescht vor<br />

Neodigital will die Produktivität<br />

durch regelbasierte Automatisierung<br />

verbessern. Chatbots seien hier hilfreich,<br />

sagt Gründer und Vorstand<br />

Stephan Voss. Potenzial für große<br />

KI-Sprachmodelle sieht er auch in der<br />

Risikobewertung, Betrugserkennung<br />

oder der Erschließung neuer Geschäftsfelder<br />

und Services.<br />

Nasier Nasir, seit Juni Chief Executive<br />

Officer und Managing Director bei<br />

Friday, betont: „Für uns ist das Wissen<br />

im Umgang mit generativer KI von<br />

strategischer Bedeutung.“ Noch liege<br />

der Fokus auf Marketing Use Cases.<br />

Aber Nasir betont: „Der Einsatz auch<br />

außerhalb dieses Bereichs ist nicht<br />

ausgeschlossen.“ Gute Erfahrungen<br />

habe man mit Entwürfen für Kundenmailings,<br />

LinkedIn-Posts und<br />

Blogartikel gemacht. Die Qualität<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


16 | TITELTHEMA ChatGPT im Beratungstest<br />

»ChatGPT ist der iPhone-Moment<br />

in der KI-Entwicklung«<br />

Markus Heyen, Leiter Versicherungen Deutschland bei Accenture<br />

<strong>procontra</strong>: Wie verändert generative<br />

KI die Versicherungsbranche?<br />

Markus Heyen: Versicherer beschäftigen<br />

sich mit und nutzen KI-Lösungen<br />

bereits seit Jahren, etwa um Betrugsfälle<br />

aufzudecken oder im Kundenservice<br />

in Form von Chatbots. Demnach<br />

hat KI die Branche bereits heute<br />

verändert. Mit den Entwicklungen<br />

im Bereich der Generative-AI-Modelle<br />

im letzten halben Jahr wurde jetzt<br />

aber noch mal ein signifikanter Impuls<br />

gesetzt.<br />

<strong>procontra</strong>: Mit welchen Folgen?<br />

Heyen: Wir beobachten, dass sowohl<br />

die Versicherer eine höhere Bereitschaft<br />

zeigen, Anwendungsfälle zu<br />

pilotieren, als auch die Kunden offener<br />

sind, entsprechende Anwendungen zu<br />

nutzen. Wir werden in den nächsten<br />

Monaten und Jahren ganz neue Geschäftsmodelle<br />

sehen, Jobprofile werden<br />

sich ändern, und das Kundenerlebnis<br />

sowie interne Prozesse werden<br />

ein neues Level an Automatisierung<br />

und Dunkelverarbeitung erreichen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie groß ist das Potenzial<br />

für Kosteneinsparungen bei Versicherern?<br />

Heyen: Das ist schwer zu beziffern,<br />

aber die Einsparungen werden signifikant<br />

sein. Large Language Models<br />

(LLMs) wie ChatGPT können sich auf<br />

Vertrieb, Risikomanagement und Underwriting<br />

massiv auswirken. Auch in<br />

der Betriebsführung und -bearbeitung<br />

besteht hohes Optimierungspotenzial.<br />

Eine unserer Studien kommt zu dem<br />

Ergebnis, dass etwa 40 Prozent der<br />

Arbeitsstunden von LLMs betroffen<br />

sind – über sämtliche Industrien hinweg.<br />

Mit Blick auf die Versicherungswirtschaft<br />

fällt der Einsparungseffekt<br />

mit etwa 50 Prozent noch größer aus.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Projekte besprechen<br />

Sie bereits mit Versicherern?<br />

Heyen: Wir prüfen Anwendungsfelder,<br />

skizzieren Szenarien und entwickeln<br />

Strategien zur Implementierung.<br />

Grundsätzlich sehen wir großes Potenzial<br />

in Marketing und Vertrieb. LLMs<br />

können beispielsweise redaktionelle<br />

Inhalte erstellen, adressatengerechte<br />

Ansprache via E-Mails übernehmen<br />

und Produktbestandteile vergleichen.<br />

Auch der Einsatz in der Schadenbearbeitung,<br />

im Underwriting und in<br />

der internen Prozessoptimierung wird<br />

aktuell diskutiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwiefern wird sich das<br />

Jobprofil eines Vermittlers verändern?<br />

Heyen: Es wird noch stärker datengetriebene<br />

Prozesse beinhalten. Damit<br />

ist aber nicht gemeint, Personal einzusparen.<br />

Vielmehr sollen die Berater<br />

durch Technologie und Automatisierung<br />

unterstützt werden, sodass sie<br />

ihre Kapazitäten dort einsetzen, wo sie<br />

den größten Kundenmehrwert bieten,<br />

vor allem in Beratung und Begleitung.<br />

<strong>procontra</strong>: Wird KI eines Tages die<br />

bessere Versicherungsvermittlerin mit<br />

totalem Marktüberblick sein?<br />

Heyen: Da wäre ich etwas vorsichtig.<br />

Ja, die KI-Modelle werden sich<br />

exponentiell weiterentwickeln, und<br />

das Potenzial ist enorm – aber<br />

Szenarien, in denen die KI die Versicherungsvermittlung<br />

gänzlich ohne<br />

Berater übernimmt, halte ich zum<br />

jetzigen Stand für verfrüht. Zudem<br />

nimmt die Akzeptanz zwar zu, ist aber<br />

längst noch nicht in allen Kundengruppen<br />

und -segmenten gegeben. Aber<br />

nicht umsonst werden LLMs wie<br />

ChatGPT als „iPhone-Moment“ in der<br />

KI-Entwicklung bezeichnet.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


ChatGPT im Beratungstest TITELTHEMA | 17<br />

hänge von der Qualität der Eingabebefehle<br />

(Prompts) ab. „Bisher<br />

muss jeder Text von einem Menschen<br />

Korrektur gelesen werden.“<br />

ChatGPT in der Beratung<br />

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis<br />

künstliche Intelligenz die Beratung<br />

selbstverständlich begleiten wird.<br />

Schon heute nutzen Privatkunden<br />

ChatGPT – mindestens um sich vor<br />

einer klassischen Beratung zu informieren.<br />

Doch welche Empfehlungen<br />

bekommen sie? Sind jene vielleicht<br />

objektiver? Lassen sich Berater aus<br />

Fleisch und Blut bereits ersetzen?<br />

<strong>procontra</strong> testete zusammen mit den<br />

Experten Tobias Bierl (Arbeitskraftabsicherung,<br />

Seite 14), Anja Glorius (PKV,<br />

unten) und Sascha Rabe (Altersvorsorge,<br />

Seite 18) komplexere Beratungsfelder.<br />

Die Experten ordneten die Aussagen<br />

von ChatGPT ein und kamen zu<br />

sehr unterschiedlichen Resümees.<br />

Private Krankenversicherung<br />

Der zweite Beratungsanlass ist, laut Anja Glorius, Geschäftsführerin von KVoptimal, ein Klassiker<br />

in der PKV-Beratung: Einem Versicherten ist sein Tarif zu teuer geworden. Wir verraten der KI,<br />

dass wir 58 Jahre alt, selbstständig und seit 20 Jahren bei der DKV krankenversichert sind.<br />

»Wie kann ich meine PKV-Beiträge<br />

langfristig reduzieren?«<br />

»Als selbstständige Person haben<br />

Sie verschiedene Optionen, um Ihre<br />

Beiträge zu senken: 1. Überprüfen Sie Ihre<br />

Tarifoptionen, ob Sie Leistungen im Tarif<br />

haben, die Sie nicht benutzen oder<br />

benötigen. […] 2. Erhöhung des Selbstbehalts<br />

[…] 3. Tarifwechsel – wenn Sie seit 20<br />

Jahren bei der DKV versichert sind, könnten<br />

Sie gegebenenfalls in einen anderen Tarif<br />

innerhalb der DKV wechseln […] 4.<br />

Anbieterwechsel – Sie können auch den<br />

Anbieter wechseln, um bessere Konditionen<br />

zu erhalten. Vorher sollten sie Vor- und<br />

Nachteile vergleichen und einen Wechsel<br />

sorgfältig abwägen. 5. Gesundheitsvorsorge<br />

– eine gesunde Lebensweise und<br />

Vorsorgeuntersuchungen können dazu<br />

beitragen, dass Sie weniger medizinische<br />

Leistungen in Anspruch nehmen müssen<br />

und somit Ihre monatlichen Beiträge<br />

senken.«<br />

Soweit die erste Empfehlung der<br />

Maschine. Was sagt der Mensch? »Die<br />

Einordnung ist aus unserer Sicht umfangreich,<br />

erklärt die Themen aber im Kontext<br />

noch nicht ausreichend. Die Empfehlung zu<br />

Leistungskürzungen finde ich fatal, da die<br />

Notwendigkeit in der Zukunft ungewiss ist.<br />

Es gibt Tarifelemente, bei denen man über<br />

eine Anpassung sprechen kann, die sich<br />

beitragsmindernd auswirkt. Aber bitte<br />

keine stupiden Leistungskürzungen«, meint<br />

Glorius. Der Empfehlung zu einem<br />

Tarifwechsel gehen wir weiter nach:<br />

»Was sind die Vorteile eines<br />

internen Tarifwechsels?«<br />

»1. Kontinuität – der interne<br />

Wechsel ermöglicht es Ihnen, […]<br />

die bestehenden Versicherungsbedingungen<br />

und den Vertrag beizubehalten.<br />

2. Keine erneute Gesundheitsprüfung – ein<br />

interner Wechsel kann i.d.R. ohne erneute<br />

Gesundheitsprüfung erfolgen […] 3. Bessere<br />

Konditionen […] 4. Kein Verlust von<br />

Altersrückstellungen […] 5. Einfacherer<br />

Prozess – als bei einem Anbieterwechsel.«<br />

»Hier beginnen die ersten fachlichen<br />

Fehler. Die Versicherungsbedingungen<br />

können bei einem internen Tarifwechsel<br />

fast nie beibehalten werden«, kritisiert<br />

Glorius. Jeder Tarif habe eben andere<br />

Bedingungen und auch andere Bestandteile<br />

änderten sich bei einem Wechsel.<br />

»Wann ist eine Gesundheitsprüfung<br />

bei einem Tarifwechsel<br />

möglich?«<br />

»In der Regel ist […] keine erneute<br />

Gesundheitsprüfung notwendig.<br />

Einige Ausnahmen sind zu beachten: Wenn<br />

Ihr neuer Tarif Leistungen enthält, die der<br />

bisherige nicht abdeckt. Wenn Sie in einen<br />

Tarif wechseln wollen, der für eine<br />

bestimmte Altersgruppe konzipiert ist, z.B:<br />

für ältere Menschen. Wenn Sie eine<br />

Erhöhung des Selbstbehaltes beantragen.<br />

Wenn Sie im aktuellen Tarif ein besonderes<br />

Anwartschaftsrecht vereinbart haben. […]«<br />

Die KI nennt also vier konkrete<br />

Anlässe, die zu einer Gesundheitsprüfung<br />

führen können. Glorius sieht das völlig<br />

anders. »Das sind fachlich offensichtliche<br />

Fehler. Eine Gesundheitsprüfung bei Tarifen<br />

für ältere Menschen, Erhöhung des<br />

Selbstbehaltes und Anwartschaft ist<br />

schlicht falsch. Alle drei Anlässe führen<br />

gerade nicht zu einer Gesundheitsprüfung.«<br />

Auch die Antworten auf weiterführende<br />

Fragen zu Wartezeiten und den<br />

Nachteilen eines Tarifwechsel überzeugen<br />

Glorius nicht. Im Gegenteil, auch hier<br />

entdeckt sie »eklatante Beratungsfehler«.<br />

Die KI könne oberflächlich Dinge gut<br />

erläutern. Bei einer Vertiefung der Fragen<br />

– wie sie in Kundengesprächen nun mal<br />

vorkommt – erreicht sie schnell ihre<br />

Grenzen und tappt in Haftungsfallen. »Eine<br />

PKV-Beratung ist mit ChatGPT noch nicht<br />

möglich«, resümiert Glorius und betont<br />

dabei explizit das »noch nicht«. »Wir sehen<br />

Chancen in der KI unsere Arbeit zu<br />

verschlanken, aber auch klar unsere USPs<br />

– die richtigen Tarife zu finden und<br />

verlässliche Anbieter zu empfehlen. Diesen<br />

persönlichen Erfahrungsschatz, auch durch<br />

Begleitung in der Leistungsphase, hat die KI<br />

eben nicht.«<br />

Das gesamte<br />

Beratungsgespräch<br />

finden Sie hier:<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


18 | TITELTHEMA ChatGPT im Beratungstest<br />

Punktuell ist ChatGPT sehr gut in<br />

der Lage, professionelle Ratschläge<br />

zu erteilen. Das ist in Anbetracht des<br />

jungen Alters beeindruckend. Die<br />

Entwicklung verläuft rasend schnell.<br />

ChatGPT & Co. werden zeitnah in der<br />

Lage sein, digitale Informationen zu<br />

komplexen Sachverhalten noch besser<br />

zu verarbeiten.<br />

Insgesamt bleibt die KI aber noch zu<br />

sehr an der Oberfläche, und einige<br />

Empfehlungen wirken eher wie ein<br />

Rundumschlag als eine konkrete<br />

Hilfestellung. Beratungsfehler, wie<br />

sie die Experten entlarvten, können<br />

fatale und irreparable Folgen für den<br />

Hilfesuchenden haben und existenzielle<br />

Risiken ungesichert hinterlassen.<br />

Haftet dann auch die KI? Sicher nicht!<br />

Auch Brancheninsider sind in Sachen<br />

Beratung noch skeptisch. „Kundin-<br />

Altersvorsorge<br />

In dritten Test simulieren wir eine Altersvorsorgeberatung. Sascha Rabe,<br />

Vermögensberater bei der DVAG, ordnet die Aussagen und Empfehlungen ein.<br />

»Wie kann ich meinen Lebensstandard<br />

finanziell absichern?«<br />

»Um Ihren Lebensstandard<br />

finanziell abzusichern, sollten Sie<br />

eine solide Finanzstrategie entwickeln. Hier<br />

sind einige Schritte, die Ihnen dabei helfen<br />

können. […] Erstellung eines Budgets […],<br />

monatliches Sparen für ein finanzielles<br />

Polster […], Abbau eventueller Schulden<br />

[…], Investitionen in verschiedene Anlageformen<br />

(z.B. Aktien, Fonds, Immobilien), die<br />

zu Ihren Zielen passen […], Langfristige<br />

Ziele (Eigenheim, Ausbildung der Kinder)<br />

definieren, auf die man sparen will […],<br />

Versicherungen gegen Unfall, Krankheit<br />

und Tod abschließen […], Altersvorsorge,<br />

privat wie auch betrieblich […], Steuerplanung<br />

[…], Finanzielle Bildung […], Regelmäßiges<br />

Überprüfen der Finanzstrategie […]«<br />

Uff, durchatmen. Diese Empfehlung<br />

per Schrottflinte geht in alle Himmelsrichtungen<br />

und dürfte beim Kunden kaum<br />

für mehr Klarheit sorgen. Sascha Rabe<br />

bewertet: »Das wichtigste Produkt zur<br />

Absicherung des Lebensstandards, die<br />

Berufsunfähigkeitsversicherung, fehlt. Alle<br />

genannten Sparformen werden nicht mehr<br />

weitergeführt werden können, wenn der<br />

Sparer keine laufenden Einnahmen aus<br />

seiner beruflichen Tätigkeit mehr hat. Das<br />

Fehlen dieser Empfehlung ist existenzgefährdend.«<br />

»Ich möchte mit der Altersvorsorge<br />

starten. Was ist die<br />

beste Lösung?«<br />

»Es gibt keine universelle „beste<br />

Lösung“ für die Altersvorsorge, da<br />

die optimale Wahl von Ihren persönlichen<br />

Zielen, Ihrem Alter, Ihrer Risikobereitschaft<br />

und Ihrer finanziellen Situation abhängt.<br />

[…] Um die beste Lösung für Ihre Altersvorsorge<br />

zu finden, sollten Sie […] die Hilfe<br />

eines Finanzberaters in Anspruch nehmen,<br />

um eine maßgeschneiderte Altersvorsorgestrategie<br />

zu entwickeln, die Ihren Bedürfnissen<br />

am besten entspricht.«<br />

Die KI berücksichtigt, dass die<br />

Altersvorsorge ein sehr individuelles<br />

Thema ist und keine Pauschalantworten<br />

zulässt. »Der Hinweis, die Hilfe eines<br />

Finanzberaters in Anspruch zu nehmen, ist<br />

sinnvoll«, meint auch Rabe. Bei den<br />

vorgeschlagenen Optionen wird es wieder<br />

sehr unscharf. So empfiehlt ChatGPT von<br />

gesetzlicher, betrieblicher, privater<br />

Rentenversicherung über Riester und<br />

Rürup bis hin zu Immobilien, Aktien,<br />

Investmentfonds und ETFs quasi alles, was<br />

der Markt hergibt. »Zentral bei der<br />

Altersvorsorge ist das Langlebigkeitsrisiko.<br />

Das decken nicht alle Empfehlungen ab. Es<br />

besteht also die Gefahr, dass am Ende des<br />

Geldes noch sehr viel Lebenszeit vorhanden<br />

ist«, so Rabe.<br />

Die Wichtigkeit einer lebenslangen<br />

Rentenzahlung kam in der KI-Beratung<br />

nicht rüber. Es braucht schon den Kundenwunsch<br />

danach, den viele Uninformierte so<br />

sicher nicht vortragen bzw., wie es im<br />

KI-Sprech heißt, »prompten« würden:<br />

»Welches Produkt sichert mein<br />

Langlebigkeitsrisiko am besten<br />

ab?«<br />

»Um Ihr Langlebigkeitsrisiko am<br />

besten abzusichern, ist eine<br />

Rentenversicherung oder eine lebenslange<br />

Rentenlösung eine gute Option. Sie sind<br />

speziell darauf ausgerichtet, Ihnen ein<br />

garantiertes lebenslanges Einkommen im<br />

Ruhestand zu bieten, unabhängig davon,<br />

wie lange Sie leben. Folgende Rentenoptionen,<br />

die Sie in Betracht ziehen könnten:<br />

Leibrenten, Sofortrenten, Aufgeschobene<br />

Renten, inflationsgeschützte Renten,<br />

variable Renten.«<br />

Auch hier empfiehlt die KI am Ende,<br />

dass die Wahl des Produktes<br />

maßgeblich von der persönlichen Situation<br />

abhängt und ein Finanzberater weiterhelfen<br />

kann. »Die Empfehlung passt gut. Die<br />

meisten Rentenversicherungen, die<br />

abgeschlossen werden, sind aufgeschobene<br />

Leibrenten, daher eine Kombination der<br />

vorstellten Möglichkeiten«, zeigt sich Rabe<br />

zufrieden.<br />

Das gesamte<br />

Beratungsgespräch<br />

finden Sie hier:<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


ChatGPT im Beratungstest TITELTHEMA | 19<br />

nen und Kunden wollen Produkte,<br />

die ihren Bedürfnissen entsprechen,<br />

und eine persönliche Beratung.<br />

Daran ändert auch KI nichts“, meint<br />

Hauner. Auch seien die Tools noch<br />

nicht auf die Versicherungssprache<br />

ausgelegt. „ChatGPT weiß nicht alles,<br />

was die Allianz über unsere Produkte<br />

und die richtige Absicherung weiß.“<br />

Gleichwohl könne KI die Arbeit von<br />

Vermittlern begleiten und effizienter<br />

machen.<br />

Keine Entwarnung für Makler<br />

Für Makler sind die schwachen Ergebnisse<br />

im Beratungstest keine Entwarnung.<br />

Die technologische Entwicklung<br />

rast, und schon bald könnten<br />

sich Kunden mit Vorsorge- oder<br />

Absicherungswünschen lieber an<br />

eine Maschine als an einen Menschen<br />

wenden – einfach weil’s schneller und<br />

vielleicht auch günstiger ist. Auch<br />

Versicherungsexperte Heyen von Accenture<br />

betont, dass die Entwicklung<br />

erst am Anfang stehe, aber exponentiell<br />

verlaufe. Heißt: Was heute noch<br />

unvorstellbar ist, kann bald schon<br />

eine Selbstverständlichkeit sein.<br />

Neben der ungelösten technischen<br />

Herausforderung ergeben sich weitere<br />

Fragen bei der Beratung durch<br />

einen Chatbot. Heyen nennt die<br />

Stichworte Datenschutz und Compliance.<br />

Auch Schnoeckel gibt zu<br />

bedenken, „dass auch der Betreiber<br />

einer Beratungs-KI für die Erfüllung<br />

der nötigen regulatorischen Anforderungen<br />

verantwortlich wäre“.<br />

Paradox: Ausgerechnet die bei vielen<br />

Versicherungsvermittlern unbeliebte<br />

Regulierung wird zumindest für eine<br />

gewisse Zeit zum Schutzwall vor der<br />

digitalen Konkurrenz.<br />

Wer nichts tut, fällt zurück<br />

Aber steter Tropfen höhlt den Stein.<br />

Auch deshalb sagt Justus Lücke,<br />

Geschäftsführer der Versicherungs-<br />

»Für uns ist der Umgang<br />

mit generativer<br />

KI von strategischer<br />

Bedeutung.«<br />

Nasier Nasir<br />

Chief Executive Officer und Managing<br />

Director bei Friday<br />

foren Leipzig sowie der Maklerforen<br />

Leipzig: „Mit entsprechendem<br />

Training des KI-Modells ist auch die<br />

Beratung zu Versicherungsprodukten<br />

möglich.“ Die Vorteile lägen in der<br />

durchgehenden Erreichbarkeit und<br />

der unmittelbaren Befriedigung von<br />

Kundenbedürfnissen. Über die Zeit<br />

lerne KI die Kunden besser kennen.<br />

Mit KI lassen sich Prozesse<br />

automatisieren, was Zeit für<br />

Beratung schafft.<br />

Die Technologie eröffnet<br />

Wettbewerbsvorteile im<br />

Kampf um Kunden.<br />

Wissen über KI ist wichtig,<br />

um auf Dauer am Markt<br />

bestehen zu können.<br />

Dieses Wissen könnte der Vertrieb für<br />

personalisierte Ansprachen nutzen.<br />

Lücke rät Maklern, sich „intensiv mit<br />

den Möglichkeiten auseinanderzusetzen.“<br />

Ebenso sieht das Yannick Leippold,<br />

Chef des Maklerverwaltungsprogramm-Anbieters<br />

Insurgo. Die<br />

durch KI ausgelösten Veränderungen<br />

seien „ein schleichender Prozess, den<br />

wir nicht aufhalten werden“. Anders<br />

ausgedrückt: Der Geist ist aus der Flasche.<br />

Jetzt gelte es, die Zukunft mitzugestalten.<br />

Bei Insurgo jedenfalls sei<br />

ChatGPT seit März im Einsatz. Durch<br />

die KI könnten Vermittler administrative<br />

Aufgaben automatisieren und<br />

sich auf die persönliche Beratung<br />

und Kundenakquise fokussieren. Ein<br />

Risiko freilich sei eine Überregulierung<br />

der neuen KI-Technologie durch<br />

die Gesetzgeber.<br />

Die persönliche Beratung bleibt<br />

immer noch ein Pfund, gegen das KI<br />

(noch) nicht ankommt. Anbieter,<br />

Vertriebe und letztlich der Kunde<br />

werden sie jedoch immer stärker in<br />

ihre Prozesse und Suchanfragen<br />

einbeziehen. Makler, die diese<br />

Entwicklung ernst nehmen und für<br />

sich nutzen, sind nicht nur im<br />

Wettbewerbsvorteil, sondern auch als<br />

Ansprechpartner für Kunden weiter<br />

unverzichtbar.<br />

Jetzt auf KI setzen?<br />

Rechtliche und ethische<br />

Fragen sind weitgehend<br />

ungeklärt.<br />

Die KI-Sprachmodelle<br />

machen noch zu viele Fehler.<br />

Positionierung als<br />

„Ihr persönlicher Berater“<br />

punktet stärker beim<br />

Kunden.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


20 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />

Booster für die Beratung<br />

Gesprächsaufhänger und Neues für Ihre Produktpalette<br />

MB MAILIN BARTKNECHT AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Going Public!<br />

Neue Online-Weiterbildung für<br />

Financial und Estate Planner<br />

LV 1871<br />

Neue Angebotssoftware<br />

für BU-Abschluss<br />

Die Going Public! Akademie für Finanzberatung bietet ab sofort<br />

die CFP | CEFP WBThek® für Certified Financial Planner und<br />

Certified Foundation and Estate Planner an. Die Online-Weiterbildung<br />

mit 29 Stunden und CPD-Wertung ist für 270 Euro<br />

zuzüglich Umsatzsteuer pro Jahr erhältlich und ermöglicht das<br />

Erwerben von CPC Credits. Die Inhalte der CFP | CEFP WBThek®<br />

sind mit dem FPSB (Financial Planning Standards Board<br />

Deutschland e. V.) abgestimmt, wodurch die Weiterbildung zum<br />

Erwerb von CPC Credits genutzt werden kann. Zudem ermöglicht<br />

die Verbindung der CFP | CEFP WBThek® mit anderen<br />

WBThek®-Lernwelten, dass viele gesammelte Credits von der<br />

Cross-Bewertung profitieren können.<br />

Arag<br />

Neues Modell der betrieblichen<br />

Pflegezusatzversicherung<br />

Die Arag Krankenversicherung<br />

hat in enger Abstimmung<br />

mit dem ABVP eine<br />

betriebliche Pflegezusatzversicherung<br />

entwickelt. Arag<br />

Pflege-AsseCura kombiniert<br />

einen Pflegekostentarif mit<br />

einer integrierten Ansparkomponente.<br />

Der Pflegekostentarif<br />

verdoppelt die<br />

Leistung der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung und schützt<br />

den Arbeitnehmer während der Dauer seiner Beschäftigung<br />

gegen die finanziellen Risiken, die durch einen Pflegefall entstehen.<br />

Für den Tarif leistet der Arbeitgeber einen Beitrag von 80<br />

Euro pro Monat und Mitarbeiter.<br />

Die LV 1871 bietet Maklerinnen und Maklern eine neue<br />

Angebotssoftware für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />

Jene soll ihnen eine nahtlose und<br />

zeitsparende Beratung vor Ort oder online inklusive<br />

einer Risikoprüfung ermöglichen. Für die Risikoprüfung<br />

müssen Geschäftspartner gemeinsam mit ihren Kunden<br />

die vorgegebenen Risikofragen in der Software beantworten.<br />

In den meisten Fällen kann dann ein verbindliches<br />

Votum über Zusage, Ausschlüsse oder Risikozuschläge<br />

direkt eingesehen und der Antrag auf Wunsch<br />

direkt elektronisch abgeschlossen werden. Für junge<br />

Kunden bis maximal 35 Jahre gibt es eine vereinfachte<br />

Risikoprüfung. Der Bearbeitungsstand des Antragsprozesses<br />

kann jederzeit über das Geschäftsportal eingesehen<br />

werden. Zudem kann der Antrag zwischengespeichert<br />

und die Bearbeitung jederzeit fortgesetzt werden.<br />

Über inSign kann der Antrag online mit dem Kunden<br />

geteilt und abgeschlossen werden. In komplexen Fällen<br />

und weiterhin möglich: die Direktverbindung zu den<br />

Risikoprüfern der LV 1871, die persönlich weiterhelfen.<br />

Fotos: Thepalmer, Millann


Vertriebsunterstützung PANORAMA | 21<br />

softfair<br />

Neue Führungsspitze<br />

Bei softfair und<br />

Ascore Analyse<br />

gab es einen Führungswechsel.<br />

So<br />

hat Tina Flemming<br />

(46, links)<br />

die Funktion als<br />

Geschäftsführerin<br />

der softfair<br />

GmbH übernommen.<br />

Flemming<br />

ist seit 2017 bei softfair tätig und hatte dort zuletzt die kaufmännische<br />

Leitung inne. Sie ist Expertin für strategische Unternehmensausrichtung,<br />

Controlling und Finanzen und folgt auf Maximilian Schmidt, der das Unternehmen<br />

aus persönlichen Gründen verlässt. In einem weiteren Wechsel im<br />

Top-Management folgt Melanie Freund-Reupert (41, rechts) auf Ellen Ludwig<br />

als Geschäftsführerin von Ascore Analyse. Sie verfügt über 20 Jahre Erfahrung<br />

in der Versicherungsbranche, ist seit 2008 bei softfair tätig und leitet<br />

die Bereiche der gewerblichen und privaten Sachversicherungen.<br />

Baloise<br />

Neue Fondspolice<br />

Mit der „Baloise Best Investment“ bietet<br />

Baloise eine neue Fondspolice. Sie zeichnet<br />

sich unter anderem durch eine flexible Auszahlungsphase,<br />

geringe Effektivkosten und<br />

einen garantierten Rentenfaktor aus, der<br />

zu den höchsten am Markt gehört. Sicherheitsorientierten<br />

Kunden stellt Baloise mit<br />

der Funktion „Vario Plus“ einen Mechanismus<br />

quasi als Autopilot zur Verfügung.<br />

Dieser sorgt dafür, dass der Anlageanteil im<br />

Garantievermögen sukzessive bis zum Ende<br />

der Beitragszahlungsdauer auf 100 Prozent<br />

steigt. Auch eine digitale Fondsauswahl<br />

und Expresspolicierung werden geboten.<br />

Mit der Fondspolice möchte Baloise ihrem<br />

Anspruch „Vorsprung durch Performance“<br />

gerecht werden. Das Fondsangebot steht<br />

auch im konzipierten Fonds-Rentenplan zur<br />

Verfügung.<br />

uniVersa: Erweiterung<br />

Fondspalette<br />

Die uniVersa hat die Fondspalette<br />

der fondsgebundenen<br />

Rentenversicherung topinvest<br />

um vier neue Fonds erweitert.<br />

Insgesamt stehen damit 37<br />

nachhaltige Fonds und drei<br />

aktiv gemanagte Nachhaltigkeits-Strategiedepots<br />

zur<br />

Auswahl.<br />

Roland: Neuer Manager-<br />

Rechtsschutz<br />

Roland Rechtsschutz bietet<br />

Vorständen, Unternehmensleitern<br />

und Führungskräften<br />

einen neuen Manager-Rechtsschutz.<br />

Er kann individuell<br />

aus den Bausteinen Universal-<br />

Straf-Rechtsschutz, Vermögensschaden-Rechtsschutz<br />

und Anstellungsvertrags-<br />

Rechtsschutz zusammengestellt<br />

werden.<br />

Continentale: Auslandsschutz<br />

für Unternehmen<br />

Die Continentale Krankenversicherung<br />

hat die neue<br />

Tariflinie ExpactProtect und<br />

ExpactProtect+ auf den<br />

Markt gebracht. Diese bietet<br />

Mitarbeitenden von Unternehmen<br />

Schutz für langfristige<br />

Auslandsaufenthalte. Beim Abschluss<br />

wird auf Wartezeiten<br />

und eine Gesundheitsprüfung<br />

verzichtet.<br />

Verifort Capital:<br />

Zweiter Publikums-AIF<br />

Verifort Capital startet mit<br />

dem „Verifort Capital HC 2“<br />

seinen zweiten AIF, der in<br />

Immobilien aus dem Segment<br />

der Pflege- und Sozialimmobilien<br />

in Deutschland investiert.<br />

Der Artikel-8-Fonds sieht eine<br />

Mindestbeteiligung von 5.000<br />

Euro vor und richtet sich gezielt<br />

an Privatanleger.<br />

Finlex: D&O-Versicherung<br />

für Kanzleimanager<br />

Das InsurTech Finlex bietet<br />

Kanzleien auf seiner Online-<br />

Plattform eine neuartige D&O-<br />

Versicherung für Kanzleimanager.<br />

Risikoträger sind Markel,<br />

Ergo, Newline und Zurich. Es<br />

stehen Versicherungssummen<br />

von bis zu zehn Millionen Euro<br />

bei Kanzleiumsätzen von bis<br />

zu 250 Millionen Euro zur<br />

Verfügung.<br />

CosmosDirekt:<br />

Neue Wohngebäudeversicherung<br />

CosmosDirekt hat ihre<br />

Wohngebäudeversicherung<br />

grundlegend überarbeitet.<br />

Damit einher gehen rund<br />

50 Leistungserweiterungen.<br />

Angeboten werden die Tarifvarianten<br />

„Basis-Schutz“ und<br />

„Comfort-Schutz“, die mit fünf<br />

optionalen Bausteinen ergänzt<br />

werden können.<br />

Dela: Flexible Risikolebensversicherungen<br />

Dela hat die Annahmerichtlinien<br />

und Tarife der Risikolebensversicherungen<br />

Dela aktiv<br />

Leben und Dela aktiv Leben<br />

plus+ überarbeitet. Neu ist<br />

unter anderem eine monatliche<br />

Kündbarkeit.<br />

Fotos: Olezzo, hxdbzxy


22 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />

Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />

Ambulante Pflegedienste<br />

versorgen<br />

immer mehr Bedürftige<br />

Die Zahl der Pflegebedürftigen, die<br />

von ambulanten Pflegediensten zu<br />

Hause versorgt werden, hat sich<br />

in den vergangenen 20 Jahren<br />

drastisch erhöht – und zwar um 141<br />

Prozent. Parallel stieg die Zahl der<br />

ambulanten Pflegedienste in demselben<br />

Zeitraum um fast die Hälfte.<br />

Dies zeigen aktuelle Zahlen des<br />

Statistischen Bundesamts. Zum<br />

Jahresende 2021 waren insgesamt<br />

442.900 Personen bei ambulanten<br />

Pflegeeinrichtungen beschäftigt.<br />

Das waren 134 Prozent mehr als<br />

Ende 2001. Auch die Zahl der Beschäftigten<br />

in Pflegeheimen nahm<br />

zu – allerdings weniger drastisch.<br />

Sie stieg innerhalb der letzten 20<br />

Jahre um:<br />

71<br />

Passive Sparer<br />

%<br />

Immobilienbesitzer<br />

Beim Thema Absicherung gegen<br />

Inflation bleiben die deutschen<br />

Sparer passiv. Mehr als 50 Prozent<br />

der Bundesbürger steuern nicht<br />

gegen den realen Geldverlust an.<br />

Das ergab eine Umfrage des Deutschen<br />

Instituts für Vermögensbildung<br />

und Alterssicherung (DIVA).<br />

Nur 13 Prozent der Befragten<br />

agieren „aktiv“, knapp 36 Prozent<br />

gaben an, sich „teilweise aktiv“ zu<br />

verhalten. Immerhin 90 Prozent<br />

der Bundesbürger rechnen mit<br />

einer weiter steigenden Inflation.<br />

Abgelenkte Autofahrer<br />

8.260<br />

Immer mehr E-Scooter-Unfälle<br />

Die Zahl der E-Scooter-Unfälle steigt in Deutschland<br />

erheblich: Nach einer aktuellen Mitteilung<br />

des Statistischen Bundesamts kam es im vergangenen<br />

Jahr bundesweit zu 8.260 Unfällen mit<br />

E-Rollern und Personenschaden – ein Zuwachs<br />

von 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei<br />

ereigneten sich zwei Drittel der Unfälle in Städten<br />

mit mehr als 100.000 Einwohnern.<br />

bereuen nichts<br />

Neun von zehn Autofahrern kennen die Bußgeldhöhe<br />

bei Handyverstößen nicht, zeigt eine aktuelle Auswertung<br />

der Allianz zur Ablenkung am Steuer. 29 Prozent<br />

glauben zudem, dass eine „längere Blickabwendung<br />

von der Straße“ zulässig sei, und 13 Prozent sind der<br />

Meinung, dass bei Stau- oder Autobahnassistenten das<br />

Handyverbot nicht gelte.<br />

Um 1/3<br />

ist Wohneigentum auf<br />

dem Land aktuell günstiger<br />

als in der Stadt.<br />

Das zeigt eine Studie des<br />

Instituts der deutschen<br />

Wirtschaft (IW). Demnach<br />

werden die Preisunterschiede<br />

zwischen<br />

günstigen und teuren<br />

Regionen immer größer.<br />

So bekommen Käufer in<br />

München derzeit nur ein<br />

Zehntel der Fläche, die sie<br />

auf dem Land in Thüringen<br />

erhalten würden.<br />

Die überwiegende Mehrheit der Deutschen (93 Prozent) bereut es nicht, sich ein<br />

Eigenheim angeschafft zu haben. Das zeigt eine Umfrage des Finanzierungsspezialisten<br />

Dr. Klein. Wer für die Finanzierung der eigenen vier Wände Geld aus dem Familienkreis<br />

bekommen hat, ist darüber meistens auch im Nachhinein froh: Dies gaben<br />

93 %<br />

der Befragten an. 16 Prozent bereuen hingegen die Entscheidung, sich von der Verwandtschaft<br />

Eigenkapital besorgt zu haben. Dabei hat der Kauf eines Eigenheims<br />

offenbar auch auf die Partnerschaft Einfluss: Jeder sechste der rund 1.500 Befragten<br />

sagt, dass seine Beziehung unter dem Finanzierungsprojekt gelitten habe.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


ING | ANZEIGE<br />

Ein Tool mit Vertriebskompetenz<br />

Die energetische Sanierung und Modernisierung von Immobilien ist derzeit in aller Munde.<br />

Doch je mehr sich die Menschen mit Themen wie Heizung, Isolierung, Photovoltaik und der staatlichen<br />

Unterstützung auseinandersetzen, desto größer werden vielerorts die Fragezeichen.<br />

Was macht Sinn? Was passt zu meiner Immobilie?<br />

Und was ist auch in Zukunft noch<br />

relevant? In der Baufinanzierungsberatung<br />

nimmt die energetische Modernisierung<br />

einen immer größeren Raum ein. Mario<br />

Münch, Nachhaltigkeitsbeauftragter für<br />

den Vertrieb der Immobilienfinanzierung<br />

bei der ING Deutschland, weiß sehr genau,<br />

was am Markt aktuell gefragt ist. „Wir spüren<br />

in allen Gesprächen, die wir führen: Der<br />

Bedarf an einer Energieeffizienz-Beratung<br />

und entsprechenden Lösungen nimmt zu<br />

– insbesondere wenn es um die Modernisierung<br />

von Bestandsimmobilien geht. Wir<br />

in der Bank, aber auch unsere Partnerinnen<br />

und Partner vor Ort müssen in der Beratung<br />

umdenken.“<br />

Energieeffizienz rückt in den Fokus<br />

Als einer der ersten Kreditgeber hat die<br />

nach Kundenzahl drittgrößte Bank in<br />

Deutschland bereits im Juli 2022 die<br />

Baufinanzierung Green auf den Markt<br />

gebracht, gefolgt von einer Produktvariante<br />

für ein Modernisierungsdarlehen. „Mit<br />

der wachsenden Bedeutung des Faktors<br />

energieeffiziente Modernisierung in der<br />

Gesellschaft“, betont Mario Münch, „ändern<br />

sich natürlich auch die Ansprüche und<br />

Erwartungen in der Beratung. Gemeinsam<br />

mit der KfW Bankengruppe haben<br />

wir ein Tool entwickelt, mit dem unsere<br />

Vermittlerinnen und Vermittler direkt im<br />

Beratungsgespräch, also vor den Augen<br />

der Kundinnen und Kunden, durchrechnen<br />

können, mit welcher Maßnahme sich am<br />

meisten Energiekosten einsparen lassen,<br />

was das konkret bringt und auch, was das<br />

kostet. Doch damit nicht genug. Voraussichtlich<br />

Anfang nächsten Jahres werden<br />

wir ein exklusiv für die energieeffiziente<br />

Modernisierung ausgestattetes Produkt<br />

auf den Markt bringen,“ wirft Münch einen<br />

Blick in die Zukunft.<br />

Jetzt ist Know-how gefragt<br />

Die ING weiß aber auch: Produkte, Tools<br />

und Services sind nur eine Seite des<br />

Erfolgs, das Know-how rund um die<br />

Modernisierung die andere. Die Zeiten<br />

haben sich geändert. Heute müssen<br />

Beraterinnen und Berater auch im<br />

Finanzierungsgespräch unterschiedliche<br />

Heizungslösungen diskutieren und eine<br />

Meinung zur geplanten Photovoltaikanlage<br />

haben – um nur zwei Beispiele zu<br />

nennen: „Im Prinzip wird die Baufinanzierungsberatung<br />

immer mehr zu einer Art<br />

Energieberatung“, weiß der Nachhaltigkeitsbeauftragte<br />

Mario Münch. Und genau<br />

hier bietet der Vertrieb den Vermittlerinnen<br />

und Vermittlern Lösungen an. Dazu zählt<br />

neben dem Modernisierungs-Check als<br />

Sanierungsrechner ein umfassendes<br />

Modernisierungskonzept, das mit einer<br />

professionellen Schulungsreihe der<br />

Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges<br />

Bauen (DGNB) über Best-Practice-Webinare<br />

bis hin zur aufmerksamkeitsstarken<br />

Marketingunterstützung viel Potenzial<br />

enthält, damit Nachhaltigkeit in der<br />

Beratung mit der ING Deutschland zu<br />

einem zukunftsweisenden Wettbewerbsvorteil<br />

wird.<br />

Mehr Informationen zum Modernisierungskonzept<br />

der ING für die<br />

Baufinanzierung finden Sie auf<br />

www.ing.de/partner/news<br />

Foto: Aleksandar Georgiev


INVESTMENTS<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Schwächere<br />

OIF-Renditen<br />

erwartet<br />

Scope pessimistisch<br />

bei offenen Immobilienfonds<br />

Das Berliner Ratinghaus Scope prognostiziert in<br />

einer Ende Mai veröffentlichten Studie sinkende<br />

Renditen bei offenen Immobilienfonds (OIF). Für<br />

die untersuchten Fonds wird eine Rendite zwischen<br />

2 und 2,5 Prozent gesehen. Im Vorjahr lag<br />

sie noch bei durchschnittlich 2,6 Prozent.<br />

Grund für die pessimistischere Renditeprognose<br />

seien mehrere Unsicherheitsfaktoren, wie beispielsweise<br />

steigende Zinsen oder sich wandelnde<br />

Nutzeranforderungen – auch hier spielt Nachhaltigkeit<br />

eine immer größere Rolle. Zusätzlich<br />

sei auch der Transaktionsmarkt weitgehend zum<br />

Erliegen gekommen, konstatiert Scope.<br />

Weitere Themen<br />

Interview zur Post-Wachstums-Ökonomie 26<br />

Wiederbelebter Geldmarkt 30<br />

UBS rettet Credit Suisse 32<br />

Foto: Nikolay Pandev


26 | INVESTMENTFONDS Anlagestrategien<br />

»Vielen fällt es schwer, eine geringere<br />

Rendite zu akzeptieren«<br />

Geldanlagen mit möglichst wenig Umweltbelastung stehen hoch im Kurs. Niko Paech zeigt<br />

aus der Perspektive einer Post-Wachstums-Ökonomie verschiedene Möglichkeiten auf.<br />

HG HEIKE GORRES<br />

<strong>procontra</strong>: Die Diskussion darüber, wie<br />

umweltverträglicheres Wirtschaften<br />

in der Masse sinnvoll bewerkstelligt<br />

werden könnte, währt seit Langem. Was<br />

können Privatanleger, die dieses Ziel<br />

verfolgen, aus Ihrer Sicht mit ihrem Geld<br />

am besten tun?<br />

Niko Paech: Die einfachste und direkteste<br />

Option ist, sich nach ökologisch<br />

verantwortbaren Anlagemöglichkeiten<br />

umzuschauen. Das kann bedeuten,<br />

in erster Linie bei Genossenschaftsbanken,<br />

die einen ökologischen und<br />

sozialen Anspruch vertreten, Kapital<br />

anzulegen. Das Zweite ist, eine andere<br />

Abwägung zu treffen in Hinblick auf<br />

Anlagebedingungen und die erwartete<br />

Rendite als bislang üblich: Am besten ist<br />

es, auf Sicherheit, Transparenz und ökologische<br />

Verträglichkeit zu achten und<br />

dies als nicht-monetäre Rendite anzusehen.<br />

Je höher die monetäre Rendite,<br />

die ich verlange, desto größer ist der<br />

Wachstumszwang, der sich daraus ergibt.<br />

Die Verwender des Kapitals stehen<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

so unter einem immer größeren Druck,<br />

Überschüsse zu erwirtschaften; dabei<br />

ist die von mir geforderte Verzinsung<br />

meines Kapitals die Untergrenze. Die<br />

einzige tragfähige Nachhaltigkeitsdefinition<br />

ist aus meiner Perspektive daher,<br />

Abstand zu nehmen vom Wachstum.<br />

Und ein wichtiger Wachstumstreiber ist<br />

das, was wir als Rendite- oder Zinsanspruch<br />

antreffen.<br />

Beispiele für ökologisch orientierte Geldanlagen<br />

Einordnung von CO 2<br />

-Zertifikaten als Wertpapier<br />

Verschiedene Arten von Nachhaltigkeitsprojekten<br />

»Die nachhaltigste<br />

Geldanlage ist die,<br />

die gar nicht stattfindet,<br />

weil Menschen<br />

Geld gegen<br />

Zeit tauschen.«<br />

<strong>procontra</strong>: Das bedeutet ein völliges<br />

Umdenken nicht nur in Anlagefragen.<br />

Paech: Vielen Menschen fällt es schwer,<br />

eine geringere Rendite zu akzeptieren.<br />

Aber das wird durch folgende Vorstellung<br />

erleichtert: Ein monetär niedrigeres<br />

Ergebnis ermöglicht einen ökologischen<br />

Hebeleffekt und oftmals mehr<br />

Sicherheit. Denn viele ökologisch orientierte<br />

Banken und Finanzdienstleister<br />

meiden komplexe und nicht kontrollierbare<br />

Anlageformen. Der frühere Chef<br />

der Genossenschaftsbank GLS Bank<br />

Thomas Jorberg zum Beispiel hat nach<br />

den letzten Ausläufern der Lehman-Krise<br />

auf die Frage, wie denn die GLS Bank<br />

die Krise durchlebt hat, sinngemäß<br />

gesagt: „Krise? Stimmt, ich habe davon<br />

in der Zeitung gelesen.“ Die Bank legt<br />

das Geld so an, dass zwischen Anleger<br />

und Kapitalnutzung nur kurze Distanzen<br />

liegen. Anleger können prüfen, für<br />

welche wirtschaftlichen Zwecke ihr<br />

eingelegtes Geld eingesetzt wird. Insgesamt<br />

ergibt die Ökologieorientierung<br />

als Nebeneffekt mehr Transparenz und<br />

Sicherheit. Oft besteht die Möglichkeit<br />

zu entscheiden, in welchen Bereichen<br />

das Geld investiert werden soll, und sich<br />

gegebenenfalls mit einer geringeren<br />

Rendite zufriedenzugeben, was einen<br />

besonderen Fördereffekt hat.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche weiteren Anlageansätze<br />

halten Sie für sinnvoll, um<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Anlagestrategien INVESTMENTFONDS | 27<br />

umweltverträglicheres Wirtschaften zu<br />

fördern?<br />

Paech: Eine weitere Möglichkeit<br />

besteht darin, direkt Nachhaltigkeitsprojekte<br />

zu fördern, etwa Genossenschaften.<br />

Ich habe zum Beispiel unter<br />

anderem die Olegeno Oldenburger<br />

Energie-Genossenschaft mitgegründet<br />

und dort Geld eingelegt. Damit gehe<br />

ich zwar ein gewisses Risiko ein. Aber<br />

als Mitglied habe ich Einblick in das Geschehen<br />

und kann zu einem gewissen<br />

Grad auch Einfluss nehmen auf das,<br />

was mit dem Geld geschieht. Weitere<br />

Möglichkeiten sind Nachhaltigkeitsprojekte<br />

in der Landwirtschaft, wie etwa<br />

Betriebe der solidarischen Landwirtschaft<br />

oder die Regionalwert AG. Auch<br />

hier spielt die monetäre Rendite eine<br />

geringere Rolle als die Nachhaltigkeitswirkung.<br />

Niko Paech<br />

ist Professor an der<br />

Universität Siegen<br />

im Bereich „Plurale<br />

Ökonomik“ und einer der<br />

prominentesten Vertreter<br />

einer Post- Wachstums-<br />

Ökonomie.<br />

»Je höher die<br />

monetäre Rendite,<br />

die ich verlange,<br />

desto größer ist der<br />

Wachstumszwang,<br />

der sich daraus<br />

ergibt.«<br />

<strong>procontra</strong>: „Klassische“ Anlageprodukte<br />

wie etwa Aktienfonds sind nach<br />

Ihrem Konzept also weniger empfehlenswert.<br />

Paech: Es lässt sich generell bezweifeln,<br />

dass Aktiengesellschaften aufgrund<br />

ihres chronischen Zwangs zur<br />

Überschussmaximierung eine geeignete<br />

Unternehmensform für eine nachhaltige<br />

Entwicklung sind. Eine Ausnahme bilden<br />

Bürger-Aktiengesellschaften, wie etwa<br />

die Regionalwert AG. Diese bildet eine<br />

hervorragende Anlagemöglichkeit, um<br />

eine resiliente und verantwortbare Gestaltung<br />

des wichtigsten Versorgungsbereichs<br />

zu befördern, nämlich eine<br />

dezentrale ökologische Landwirtschaft.<br />

<strong>procontra</strong>: Ihre Einschätzung zu Aktienfonds<br />

gilt vermutlich auch für jene<br />

Fonds mit dem Anspruch, negative Umwelteinflüsse<br />

zu reduzieren, etwa über<br />

einen eigenen Nachhaltigkeitsansatz<br />

oder mit einem bestimmten Umweltziel.<br />

Paech: Bevor Anleger „Business as<br />

usual“ betreiben, sind derartige Aktienfonds<br />

immer noch eine bessere Lösung.<br />

Aber letzten Endes sind es für mich<br />

wachstumsorientierte Anlagen mit ökologischem<br />

oder grünem Anstrich. Denn<br />

ich vertrete die Meinung, dass Wirtschaftswachstum<br />

nicht in Einklang zu<br />

bringen ist mit einer nachhaltigen Entwicklung,<br />

die diesen Namen verdient.<br />

<strong>procontra</strong>: Die Nachhaltigkeitsdebatte<br />

in der Kapitalanlage dürften Sie somit<br />

ebenfalls sehr kritisch sehen.<br />

Paech: Die Debatte hält immer noch an<br />

„grünem“ Wachstum fest. Ich kenne jedoch<br />

kein Beispiel dafür, dass eine Entkopplung<br />

wirtschaftlichen Wachstums<br />

von ökologischen Schäden gelungen<br />

ist, wenn alle Auswirkungen der dabei<br />

zum Einsatz gelangten Maßnahmen und<br />

Technologien einbezogen werden. Die<br />

UmweltBank beispielsweise verspricht<br />

für zahlreiche Produkte hohe Renditen<br />

mit gleichzeitiger ökologischer Gewissensberuhigung.<br />

Das scheitert an vielen<br />

Rebound-Effekten. Damit sind die<br />

Foto: Niko Paech


28 | INVESTMENTFONDS Anlagestrategien<br />

Nebenwirkungen technologischer<br />

Nachhaltigkeitsmaßnahmen gemeint,<br />

die deren Erfolg schmälern oder zunichtemachen,<br />

insbesondere auch deshalb,<br />

weil zusätzliche grüne Häuser, Produkte<br />

und Technologien nie zum ökologischen<br />

Nulltarif zu haben sind.<br />

<strong>procontra</strong>: Wo würden Sie in der Nachhaltigkeitsdebatte<br />

also konkret ansetzen?<br />

Paech: Es wäre nach Möglichkeiten zu<br />

suchen, Geld so einzusetzen, dass Wirtschaftswachstum<br />

vereitelt wird. Das<br />

schließt nicht aus, zum Beispiel im Gebäudebereich<br />

zu investieren – aber nur<br />

im Bereich der Sanierung und energetischen<br />

Optimierung, um Neubau zu verhindern.<br />

Denn zusätzliche Häuser sind<br />

auch dann nicht zu rechtfertigen, wenn<br />

sie in Holzrahmenbau, mit Heuballen,<br />

Vierfachverglasung, als Passivbau etc.<br />

errichtet werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind aus Ihrer Sicht<br />

weitere markante Beispiele für einen<br />

solchen Ansatz?<br />

Paech: Das Gleiche gilt für den Verkehr,<br />

der sich nur durch konsequenten<br />

Rückbau zukunftsfähig gestalten lässt.<br />

Dass eine Umstellung auf Elektromobilität<br />

oder Wasserstoffantrieb weiterhilft,<br />

gründet auf magischem Denken. Auch<br />

eine Verlagerung auf den öffentlichen<br />

Personennahverkehr stößt an physische<br />

Grenzen. Erst nach einer Reduktion der<br />

zurückgelegten Personenkilometer kann<br />

der Rest an nötiger Mobilität auf Basis<br />

grüner Technologien bewerkstelligt<br />

werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein weiterer Vorschlag von<br />

Ihnen ist, auch über die Reduzierung<br />

von Erwerbsarbeit Nachhaltigkeit zu<br />

fördern.<br />

Paech: Die nachhaltigste Geldanlage<br />

ist die, die gar nicht stattfindet, weil<br />

Menschen Geld gegen Zeit tauschen.<br />

Statt immer mehr Vermögen aufzutürmen,<br />

wäre eine veränderte Kombination<br />

zwischen monetär entgoltener Erwerbsarbeit<br />

und Selbstversorgungspraktiken<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020 *<br />

2021 *<br />

Neugründung von Genossenschaften<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

insgesamt Gemeinwesen (Bürgergenossenschaften) Energie<br />

»Es lässt sich<br />

bezweifeln, ob<br />

Aktiengesellschaften<br />

eine geeignete<br />

Unternehmensform<br />

für eine nachhaltige<br />

Entwicklung sind.«<br />

sinnvoll. Wer etwa nur noch 20 Stunden<br />

in der Woche für Geld arbeitet und die<br />

freigestellten 20 Stunden nutzt, um<br />

durch Pflege, Instandhaltung und Reparatur<br />

die Nutzungsdauer der meisten<br />

Dinge durchschnittlich zu verdoppeln,<br />

Quellen: BMWI 2021a, IfG HU Berlin 2020, DZ Bank Research 2020, * DGRV 2022<br />

verringert die Finanzlast. Ähnliches<br />

gilt für die Eigenproduktion und die<br />

gemeinschaftliche Nutzung von Gegenständen,<br />

um abermals Geld zu sparen.<br />

Dies entlastet die Volkswirtschaft auf<br />

doppelte Weise vom Wachstumszwang.<br />

Denn erstens lässt sich durch Arbeitszeitverkürzung<br />

Vollbeschäftigung in<br />

einer verkleinerten Volkswirtschaft<br />

erzielen. Zweitens wird der Bedarf an<br />

Güterproduktion verringert, was die<br />

Versorgungssicherheit steigert. Natürlich<br />

lassen sich Menschen finden, denen<br />

dies schwerfällt. Aber die Mehrheit der<br />

Menschen könnte dieses Modell praktizieren,<br />

auch unter Inkaufnahme des Abschmelzens<br />

eines Teils des Vermögens.<br />

Das private Geldvermögen in Deutschland<br />

beträgt etliche Billionen Euro.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie ordnen Sie CO 2<br />

-Zertifi-<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Anlagestrategien INVESTMENTFONDS | 29<br />

kate als Wertpapier für die Kapitalanlage ein?<br />

Paech: Damit würden Umweltgüter zu Spekulationsobjekten,<br />

und außerdem würde dadurch einer<br />

geregelten Umweltpolitik entgegengewirkt. Schon<br />

in den 1970er-Jahren haben Umweltökonomen<br />

darüber gestritten, ob eine marktwirtschaftliche<br />

Steuerung der Ressourcenverbräuche über den<br />

Preis oder über die Menge erfolgen soll. Preissteuerung<br />

hieße beispielsweise, eine CO 2<br />

-Steuer oder<br />

Ökosteuer einzuführen, was den Nachteil hat, die<br />

resultierende Emissionsmenge nicht direkt kontrollieren<br />

zu können. Eine Mengensteuerung hätte<br />

demgegenüber den Vorteil, die maximale Emissionsmenge<br />

festzulegen und dann in diesem Umfang<br />

handelbare Zertifikate auszugeben. So kann sich ein<br />

Markt für diese Lizenzen bilden, auf dem sich dann<br />

ein bestimmter Preis einstellt, sodass auch hier ein<br />

Anreiz besteht, Emissionen zu vermeiden. Eines<br />

der wichtigsten Argumente gegen diese Lösung<br />

war stets, dass solche Märkte zu schweren Wettbewerbsverzerrungen<br />

führen können.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie würden die konkret aussehen?<br />

Paech: Finanzstarke Unternehmen könnten größere<br />

Mengen an Emissionsrechten aufkaufen, ohne sie<br />

für den eigentlichen Zweck zu nutzen, sondern um<br />

sie zu horten und so den Preis hochzutreiben. Damit<br />

ließen sich Konkurrenten aus dem Markt drängen<br />

und so Teile der Wirtschaft ausbremsen. Dies ist<br />

aber nur ein Argument gegen die Spekulation, die zu<br />

unterbinden wäre. Ansonsten halte ich die Zertifikatelösung,<br />

oft auch als „Cap and Trade“ für „Deckelung<br />

und Handel“ bezeichnet, für die mit Abstand<br />

beste Umweltpolitik, eben weil sie der ökologischen<br />

Zerstörung eine Obergrenze setzt. Zukünftig wird es<br />

notwendig, diese Logik dahin gehend weiterzuentwickeln,<br />

dass sich Nachhaltigkeitsmaßnahmen an<br />

individuellen Emissionskontingenten orientieren.<br />

GESUNDHEITSRISIKEN PRÜFEN?<br />

SCHRECKLICH<br />

LEICHT.<br />

Dank automatisierter<br />

Risikoprüfung bei der LV 1871.<br />

Long Story short<br />

Ökologieorientierung kann mehr<br />

Transparenz und Sicherheit bringen.<br />

Genossenschaften und ähnliche Formen<br />

bieten breite Anlagemöglichkeiten.<br />

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Höchstmögliche monetäre<br />

Rendite ist nicht das Hauptziel.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


30 | INVESTMENTFONDS Zinswende<br />

Geldmarkt wiederbelebt<br />

Dank der Zinswende erstehen auch Geldmarktfonds wieder von den Toten auf.<br />

Zudem verschaffen die jüngsten Bankenpleiten den Produkten weiteren Aufwind.<br />

HG HEIKE GORRES<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wichtigstes Ziel von<br />

Geldmarktfonds<br />

Wie Leitzinsen auf<br />

Geldmarktfonds wirken<br />

Welche Vorgaben aus der<br />

Finanzkrise folgten<br />

Mit dem Ende der Niedrigzinspolitik<br />

im vergangenen Jahr sind wieder<br />

Fondsgruppen ins Blickfeld gerückt,<br />

die zuvor für Privatanleger weniger<br />

attraktiv waren. Neben Anleihen- gehören<br />

Geldmarktfonds dazu, die zum<br />

Parken von Geld gedacht sind. „Geldmarktfonds<br />

sind Fonds, die in kurzfristige<br />

Vermögenswerte investieren<br />

und auf eine geldmarktsatzkonforme<br />

Rendite und/oder Wertbeständigkeit<br />

der Anlage abstellen“, definiert<br />

die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin). Die Fonds<br />

enthalten typischerweise Zinsanlagen<br />

mit kurzen Laufzeiten, die am Geldmarkt<br />

gehandelt werden. Festverzinsliche<br />

Wertpapiere mit einer restlichen<br />

Laufzeit von höchstens etwas mehr<br />

als einem Jahr können ebenfalls enthalten<br />

sein. Daneben sind weitere<br />

Finanzinstrumente möglich, etwa<br />

Derivate, die sich auf Geldmarkttitel<br />

beziehen. Vorrangiges Ziel ist, eine<br />

möglichst hohe Liquidität zu gewährleisten.<br />

Daher sind sie vor allem auch<br />

Illustration: Roman Kulon


Zinswende INVESTMENTFONDS | 31<br />

bei institutionellen Anlegern gefragt.<br />

Nach Abzug der Kosten sollen die<br />

Fonds insbesondere aus Privatanlegersicht<br />

aber auch kein Geld verlieren.<br />

Die Anhebung der Zinsen seitens<br />

der Europäischen Zentralbank (EZB)<br />

seit dem vergangenen Jahr sorgt für<br />

Geldmarktfonds, die auf Anlagen<br />

in Euro konzentriert sind, hierbei<br />

kräftig für Rückenwind. Im Juli 2022<br />

hat die EZB nach Jahren der Null- und<br />

Negativzinsen den Einlagensatz von<br />

minus 0,5 Prozent auf 0,0 Prozent<br />

angehoben und in den folgenden Monaten<br />

weiter erhöht. Im vergangenen<br />

Mai hob sie den Leitzins auf 3,75 Prozent.<br />

Der für Sparer wichtigere Einlagensatz<br />

erhöhte sich auf 3,25 Prozent.<br />

Der Einlagenzinssatz zeigt an, zu<br />

»Geldmarktfonds<br />

stellen auf eine geldmarktsatzkonforme<br />

Rendite und/oder<br />

Wertbeständigkeit<br />

der Anlage ab.«<br />

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin)<br />

welchen Konditionen Geschäftsbanken<br />

Geld bei der Zentralbank anlegen<br />

können. Die Entwicklung der Verzinsung<br />

am Geldmarkt ist daher nahe an<br />

der Entwicklung des Einlagensatzes<br />

orientiert. Die Zinserhöhungen in<br />

Ländern wie den Vereinigten Staaten<br />

und Großbritannien zum Beispiel<br />

wirken sich in ähnlicher Weise auf<br />

Geldmarktfonds aus, die im Schwerpunkt<br />

in Anlagen in US-Dollar bzw.<br />

britischem Pfund investiert sind.<br />

Name<br />

Geldmarktfonds kommen wieder ins Plus<br />

Bankenpleiten verunsichern<br />

Dem Bundesverband Investment und<br />

Asset Management (BVI) zufolge hat<br />

die Kategorie der „Geldmarktfonds<br />

Euro“ auf dem deutschen Markt im<br />

Jahresdurchschnitt bis Ende März<br />

<strong>2023</strong> wieder ein leichtes Plus von 0,5<br />

Prozent verzeichnet. Im Dreijahresdurchschnitt<br />

fällt das Ergebnis mit<br />

minus 0,1 Prozent, wie zu erwarten,<br />

nach wie vor negativ aus. Bei einem<br />

Zinsniveau wie derzeit stehen die<br />

Chancen allerdings gut, dass sich im<br />

Laufe der kommenden Monate der<br />

Wertzuwachs im Schnitt noch erhöht.<br />

Nicht nur das Comeback des Zinses<br />

macht für manchen Anleger, der etwas<br />

Geld parken möchte, Geldmarktfonds<br />

wieder interessanter. Auch<br />

mehrere vor Kurzem in Schieflage<br />

geratene Banken, wie die US-Bank<br />

Silicon Valley Bank und die Credit<br />

Suisse, haben bei vielen die Frage aufgeworfen,<br />

ob das Geld etwa auf dem<br />

Tagesgeldkonto oder Sparkonto noch<br />

gut aufgehoben ist. Bei Bankeinlagen<br />

bis zu 100.000 Euro pro Einleger und<br />

Bank greift die gesetzliche Einlagensicherung.<br />

Geldmarktfonds gelten<br />

demgegenüber als Sondervermögen.<br />

Das bedeutet, dass eine Bank im Falle<br />

einer Schieflage nicht auf solche<br />

ISIN<br />

Quellen: Scope Analysis, Anbieter.<br />

Stand: 30.04.<strong>2023</strong><br />

Fonds im Depot von Kunden zugreifen<br />

darf.<br />

Die Fonds selbst sind hoch reguliert.<br />

Zum Beispiel gelten nach der EU-<br />

Geldmarktfonds-Verordnung konkrete<br />

Vorgaben für die Zulässigkeit und<br />

Bewertung von Vermögenswerten, die<br />

Liquiditäts- und Risikomanagementverfahren<br />

der Portfolios und Offenlegungspflichten<br />

gegenüber Anlegern<br />

und Aufsichtsbehörden. Damit sollen<br />

Fälle wie etwa in der Finanzkrise 2008<br />

verhindert werden, als diverse<br />

Geldmarktfonds nach Kursverlusten<br />

deutlich an Wert verloren und die<br />

Gefahr bestand, dass Anleger massenhaft<br />

Geld abziehen. Ein letztes Risiko<br />

bleibt indes bestehen, wie bei allen<br />

Finanzanlagen.<br />

Rendite<br />

1 Jahr 3 Jahre p. a.<br />

Long Story short<br />

Laufende<br />

Kosten p. a.<br />

Aberdeen Standard Liquidity (Lux) Euro A2 Acc LU0090865873 0,91 -0,05 0,07<br />

Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF 1 C LU029<strong>03</strong>58497 0,96 -0,07 0,10<br />

BNP Paribas InstiCash EUR 3M Classic LU0423950210 0,88 -0,04 0,42 *<br />

BNP Paribas Insticash EUR 1D C Cap LU0167237543 0,80 -0,15 0,42 *<br />

Angaben in %, Fondsgruppe: Geldmarkt Euro, * = voraussichtlich<br />

Geldmarktfonds profitieren<br />

vom Zinsanstieg.<br />

Bankenpleiten lassen<br />

Geldmarktfonds attraktiver<br />

erscheinen.<br />

Kostengünstige Geldmarktfonds<br />

können sich wieder<br />

lohnen.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


32 | INVESTMENTFONDS Bankenübernahme<br />

Erst Rettung, dann Reinigung<br />

Mit der Übernahme der Credit Suisse seitens der UBS entsteht ein neuer Großanbieter im<br />

Fondsgeschäft. In der gemeinsamen Produktpalette dürfte nun kräftig durchgefegt werden.<br />

HG HEIKE GORRES<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie die UBS die Credit<br />

Suisse übernommen hat<br />

Was die Bankenfusion für<br />

den Fondsmarkt bedeutet<br />

Was sich auf Fondsebene<br />

tun könnte<br />

„Zürich/Basel, 19. März <strong>2023</strong> – UBS<br />

gibt heute ihre Pläne zur Akquisition<br />

von Credit Suisse bekannt.“ Mit<br />

diesen Worten beginnt die Ad-hoc-<br />

Mitteilung der Schweizer Bank UBS<br />

über einen Vorgang, der nicht nur<br />

in der Eidgenossenschaft seinesgleichen<br />

sucht. In einer nie gesehenen<br />

Hauruckaktion hat die größte Bank<br />

des Landes das kriselnde zweitgrößte<br />

Geldhaus übernommen – auf Drängen<br />

staatlicher Behörden, ausgestattet<br />

mit Staatsgarantien und durchgesetzt<br />

per Notrecht. Alles verpackt<br />

in einer halben Woche Mitte März,<br />

mit intensiven Gesprächen und Verhandlungen<br />

zwischen dem Schweizer<br />

Finanzministerium, der Finanzaufsicht<br />

Financial Market Supervisory<br />

Authority Finma, der Schweizer Nationalbank<br />

und den Banken, um den<br />

Zusammenschluss der Häuser festzuzurren<br />

– noch vor Handelsbeginn<br />

in Asien am Montagmorgen. „Die<br />

Gespräche für das Vorhaben wurden<br />

gemeinsam vom Eidgenössischen<br />

Finanzdepartement, der Finma und<br />

der Schweizerischen Nationalbank<br />

ini tiiert. Die Akquisition wird von allen<br />

vollumfänglich unterstützt“, umschreibt<br />

die UBS-Mitteilung elegant.<br />

Jenseits aller zu klärenden Fragen,<br />

die sich aus diesem Schritt ergeben,<br />

ist klar, dass mit der Übernahme ein<br />

neuer Fondsgigant entsteht. „UBS und<br />

Credit Suisse sind nicht nur die beiden<br />

größten Asset-Manager in ihrem<br />

Heimatmarkt Schweiz, sondern gehö-<br />

Illustration: Roman Kulon


Bankenübernahme INVESTMENTFONDS | 33<br />

ren auch zu den großen Fondsanbietern<br />

in Europa – sowohl nach Anzahl<br />

der Fonds als auch nach Assets under<br />

Management“, berichten Analysten<br />

des Researchanbieters Scope Analysis<br />

in einem Report aus aktuellem<br />

Anlass. Mit dieser Transaktion steige<br />

die UBS nach eigenen Angaben zum<br />

elftgrößten Asset-Manager weltweit<br />

und zum drittgrößten in Europa auf.<br />

Im Bereich börsengehandelter Indexfonds<br />

(ETFs) und nicht börsennotierter<br />

Indexfonds rückt die UBS eigenen<br />

Angaben zufolge weltweit von Platz<br />

neun auf Platz sechs vor. An der Deutschen<br />

Börse Xetra sind rund 130 ETFs<br />

der UBS gelistet. „Credit Suisse gehört<br />

mit nur neun ETFs und circa sechs<br />

Milliarden Euro zu den kleinen Häusern<br />

in diesem Segment. Erwähnenswert<br />

ist jedoch das große Angebot<br />

der Credit Suisse bei passiven, nicht<br />

börsengehandelten Indexfonds“,<br />

erläutert Scope. Von beiden Häusern<br />

insgesamt sind in Deutschland rund<br />

470 aktiv gemanagte und passiv<br />

verwaltete Fonds zum Vertrieb zugelassen.<br />

Mit dem Zusammenschluss<br />

wird die UBS der mit Abstand größte<br />

Fondsanbieter im Land, gefolgt von<br />

Amundi mit rund 280 Produkten.<br />

Kandidaten für<br />

Fondsschließungen<br />

Die kombinierte Fondspalette biete<br />

eine breite Abdeckung nahezu aller<br />

Anlagesegmente mit aktiven und<br />

passiven Produkten, berichten die<br />

Scope-Experten. Bereits vor dem<br />

Zusammenschluss hätten beide<br />

Häuser über ein breites Sortiment<br />

verfügt. Produktbereiche, die nicht<br />

von beiden abgedeckt würden, seien<br />

etwa Themenfonds, Schwellenländeranleihen,<br />

Nachhaltigkeit und einige<br />

Spezialitäten. „Anleger profitieren<br />

daher punktuell von einem erweiterten<br />

Produktangebot“, meinen die<br />

Analysten. Allein im Bereich alter-<br />

nativer Investments und bei Absolute-Return-Strategien<br />

sei das Angebot<br />

an Publikumsfonds eher dünn. Zu<br />

alternativen Investments zählen zum<br />

Beispiel offene Immobilienfonds.<br />

Die Kehrseite des insgesamt großen<br />

Produktangebots sind diverse inhaltliche<br />

Überschneidungen, was zu Verschmelzungen<br />

und Schließungen von<br />

Fonds führen dürfte. „Zudem haben<br />

ungefähr 140 Fonds ein Volumen von<br />

weniger als 100 Millionen Euro und<br />

»Anleger profitieren<br />

punktuell von einem<br />

erweiterten<br />

Produktangebot.«<br />

Scope Analysis<br />

sind damit typische Kandidaten für<br />

Fondsfusionen und -schließungen“,<br />

betonen die Analysten.<br />

Bei den sehr bekannten Fondskategorien<br />

„Aktien Welt“, „Aktien Nordamerika“<br />

und „Aktien Emerging<br />

Markets“ zum Beispiel sind beide<br />

Häuser auf dem deutschen Markt mit<br />

mehreren Angeboten vertreten. Unter<br />

den weltweit anlegenden Fonds sind<br />

sechs Produkte von der UBS mit deutlich<br />

weniger als 100 Millionen Euro<br />

verwaltetem Vermögen verzeichnet.<br />

Einer der ältesten Fonds mit Zulassung<br />

im Jahr 20<strong>03</strong> ist der UBS (Lux)<br />

Long Story short<br />

Key Selection Global Equities P mit<br />

49,5 Millionen Euro Volumen Ende<br />

April. Bei den in nordamerikanische<br />

Aktien investierenden Fonds liegen<br />

fünf UBS-Produkte klar unter der kritischen<br />

Marke, drei davon ETFs. In der<br />

Emerging-Markets-Gruppe sind zwei<br />

kleinere UBS-Portfolios vertreten und<br />

von der Credit Suisse der CSIF (Lux)<br />

Equity Emerging Markets Minimum<br />

Volatility ESG Blue mit einem Umfang<br />

von 12,4 Millionen Euro. Dieser<br />

Fonds ist „in Liquidation“, wie die<br />

Bank auf ihrer Website vermerkt.<br />

Darüber, was im Fondsbereich bis<br />

wann konkret geplant ist und ob in<br />

diesem Geschäftsfeld die Marke „CS“<br />

erhalten bleibt, haben sich beide Banken<br />

auf Anfrage nicht konkret geäußert.<br />

Die Credit Suisse hat auf die UBS<br />

verwiesen, die wiederum informierte,<br />

dass sie an ihrem Umsetzungsplan<br />

arbeite und zum jetzigen Zeitpunkt<br />

keine Details zu den spezifischen<br />

Fragen herausgeben könne. Zur<br />

Übernahme generell sagt der Vizepräsident<br />

des UBS-Verwaltungsrats<br />

Lukas Gähwiler: „Zuerst muss nun die<br />

Transaktion zum Abschluss gebracht<br />

werden. Erst in einer nächsten Phase<br />

geht es darum, strategische Entscheide<br />

zu fällen.“<br />

Wie bei anderen Bankenfusionen, mit<br />

jeweils eigenem Fondsgeschäft, auch<br />

dürften Anleger, die in einen fusionierenden<br />

oder schließenden Fonds<br />

investiert haben, vom Anbieter über<br />

die Veränderung informiert werden<br />

und die Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt<br />

bekommen.<br />

UBS steigt zum drittgrößten Asset-Manager Europas auf.<br />

Gemeinsame Produktpalette dürfte ausgelichtet werden.<br />

Konkrete Entscheidungen im Fondsbereich stehen aus.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


34 | FOKUS Die Stuttgarter<br />

Stuttgarter Fondsrente<br />

performance+ setzt Maßstäbe in der<br />

kapitalmarktorientierten Vorsorge.<br />

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• Optionale Beitragsgarantie zwischen 80 % und 0 %<br />

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<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der STUTTGARTER LEBENSVERSICHERUNG a. G.<br />

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Die Stuttgarter FOKUS | 35<br />

FOKUS<br />

DIE STUTTGARTER<br />

Erfolgreiche Fondsrente<br />

performance+<br />

Die Mehrheit der Deutschen achtet<br />

mehr auf die Höhe der Garantie als<br />

auf eine auskömmliche Altersvorsorge.<br />

Doch je höher die gewünschte Garantie<br />

liegt, desto mehr Rendite kostet sie. Angesichts<br />

der anhaltend hohen Inflation<br />

und der nur leicht gestiegenen Marktzinsen<br />

ergeben sich enorme Garantiekosten<br />

– und damit eine entsprechende<br />

Minderung der privaten Altersrente.<br />

Vor diesem Hintergrund rücken kapitalmarktorientierte<br />

Lösungen wie<br />

Fonds- oder Hybridpolicen zunehmend<br />

in den Vordergrund. Die Stuttgarter<br />

beantwortet dies mit ihrer Fondsrente<br />

performance+.<br />

Das Kundenguthaben wird hier auf die<br />

beiden Anlagetöpfe Sicherungsvermögen<br />

und Fonds verteilt. Die leistungsstarke<br />

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Altersvorsorge braucht Rendite und<br />

Rendite braucht Chancen. Deshalb<br />

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sowohl bei Vertragsbeginn als auch<br />

während der Laufzeit zwischen 0 %<br />

und 80 % Beitragsgarantie wählen.<br />

Unabhängig von der Garantiehöhe fließt<br />

hier der Sparanteil der Beiträge in der<br />

Anfangszeit bei laufenden Beitragszahlungen<br />

zu 100 % in die Fondsanlage. Für<br />

Kunden bedeutet das: mehr Chancen<br />

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Flexibilitäten etwa in der Beitragszahlung.<br />

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Zuzahlungen – all dies und vieles mehr<br />

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Tools erlauben es, das Fondsinvestment<br />

während der Laufzeit anzupassen. So<br />

zum Beispiel das optionale Auto-Lock-in<br />

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zum Rentenbeginn.<br />

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Jahr 2013 hat sich Die Stuttgarter als<br />

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gibt es deshalb auch als nachhaltige<br />

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36 | FOKUS Die Stuttgarter<br />

»Ein zeitgemäßes Update<br />

für die Altersvorsorge«<br />

Jens Göhner leitet das Produktmarketing bei der Stuttgarter Lebensversicherung und<br />

erzählt im Interview, wie Vermittler mit einem innovativen Maßnahmenpaket auch in<br />

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Wie bewerten Sie die aktuellen<br />

Voraussetzungen, Kunden für eine<br />

Beratung zur Altersvorsorge zu begeistern?<br />

Jens Göhner: Hinter uns liegen<br />

turbulente Zeiten, die die Lebenswelt<br />

jedes Einzelnen verändert haben. Die<br />

Nachwehen der Corona-Pandemie, der<br />

Ukraine-Krieg, die stark gestiegenen<br />

Energiepreise und eine anhaltend hohe<br />

Inflation spürt nahezu jeder Haushalt.<br />

Entsprechend haben sich die Sorgen<br />

und die Anzahl der Fragen vieler<br />

Kunden erhöht, was die Beratung zur<br />

privaten Altersvorsorge sicher nicht<br />

leichter macht.<br />

Warum bzw. wie kann es doch<br />

gelingen?<br />

Göhner: Es nützt ja nichts, „guten alten<br />

Zeiten“ hinterherzutrauern oder sich<br />

von Krisen lähmen zu lassen. Private<br />

Altersvorsorge ist nach wie vor dringend<br />

notwendig – sie ist eines der zentralsten<br />

Themen unserer Gesellschaft. Daher<br />

gehört der Blick nach vorn, Richtung<br />

Zukunft.<br />

Ist die Zinswende ein positiver Impuls<br />

für die Beratung?<br />

Göhner: Durch den Zinsanstieg werden<br />

Anlagestrategien und Beitragsraten<br />

hinterfragt und konkrete Änderungswünsche<br />

nehmen Gestalt an. Aufgrund<br />

der Inflation wollten laut einer repräsentativen<br />

Forsa-Umfrage bereits im<br />

Herbst vergangenen Jahres 35 Prozent<br />

ihre Geldanlage überdenken und umstrukturieren.<br />

Darüber hinaus ging jeder<br />

dritte Deutsche davon aus, dass sich die<br />

eigene finanzielle Situation verschlechtern<br />

wird. Auf der anderen Seite sparen<br />

fast drei Viertel regelmäßig, jeder Dritte<br />

sogar zwischen 100 und 250 Euro.<br />

Das klingt eher nach einer Chance für<br />

die Beratung?<br />

Göhner: Absolut. Laut Forsa-Umfrage<br />

halten 43 Prozent aller Befragten ein<br />

Beratungsgespräch für eine wichtige<br />

Möglichkeit, um eine Einschätzung zur<br />

aktuellen Anlagesituation zu erhalten.<br />

Gerade jetzt bieten sich daher gute<br />

Gelegenheiten, verunsicherte Kundinnen<br />

und Kunden abzuholen und sowohl<br />

Folgen als auch Chancen durch die<br />

veränderten Rahmen- und Marktbedingungen<br />

darzulegen.<br />

Wie unterstützt Die Stuttgarter ihre<br />

Vertriebspartner in dieser Zeit?<br />

Göhner: Wir sehen in den aktuellen<br />

Rahmenbedingungen große Chancen,<br />

um verschiedene Zielgruppen anzusprechen.<br />

Diese haben wir analysiert<br />

und ein spannendes Kommunikationskonzept<br />

für Vermittler entwickelt.<br />

Unter dem Motto „Einmal durchchecken<br />

Ihr Sixpack mit<br />

Vertriebsansätzen<br />

Paket 1:<br />

Vorsorge-Checkup ’23<br />

in Zeiten hoher Inflation.<br />

Paket 2:<br />

Vorsorge? Menschenskinder!<br />

– um die Kindergeld<br />

erhöhung clever zu<br />

nutzen.<br />

Paket 3:<br />

Beruhigend gute Vorsorge,<br />

wenn die Kapitalmärkte<br />

verrücktspielen.<br />

Paket 4:<br />

Geschenkte Zukunft<br />

bringt die Basis-Rente<br />

auf den Tisch.<br />

Paket 5:<br />

Zukunft schenken –<br />

Steuern sparen zeigt Alternativen<br />

zum Vererben auf.<br />

Paket 6:<br />

Investition mit Steuervorteil<br />

für die Verwendung<br />

höherer Einmalbeträge.<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der STUTTGARTER LEBENSVERSICHERUNG a. G.<br />

Anzeige


Die Stuttgarter FOKUS | 37<br />

Jens Göhner, Leiter Produktmarketing<br />

der Stuttgarter<br />

Lebensversicherung a. G.<br />

bitte!“ liefert unser Renten-Checkup ’23<br />

dazu den Geschäftspartnern zahlreiche<br />

Impulse, um ihre Kunden in verschiedenen<br />

Lebensphasen und mit unterschiedlichen<br />

Wünschen zu aktivieren.<br />

Wie sieht das konkret aus?<br />

Göhner: Das erste Konzept nutzt<br />

beispielsweise die aktuell hohe Inflation.<br />

Die spürt jeder Verbraucher beim<br />

täglichen Einkauf oder durch die steigenden<br />

Kosten für Urlaub und Freizeit.<br />

Die Sensibilität ist also enorm hoch. Mit<br />

einem Check-up der Vorsorgesituation<br />

und einem Upgrade laufender Verträge<br />

– zum Beispiel durch eine Dynamisierung<br />

– gewährleisten Vermittler ihren<br />

Kunden den Kaufkrafterhalt im Alter.<br />

Das ist eines der wichtigsten Sparziele,<br />

nicht nur in Zeiten von Rekordinflation.<br />

Welche Beratungsanlässe schaffen<br />

Sie noch?<br />

Göhner: Zu Jahresbeginn wurde das<br />

Kindergeld auf einheitlich 250 Euro pro<br />

Kind erhöht. Familien mit zwei Kindern<br />

»Es nützt ja nichts,<br />

›guten alten Zeiten‹<br />

hinterherzutrauern<br />

oder sich von Krisen<br />

lähmen zu lassen.«<br />

stehen dadurch 62 Euro, Familien mit<br />

drei Kindern sogar 87 Euro pro Monat<br />

mehr zur Verfügung. Oftmals ist dieser<br />

Kindergeld-Bonus noch gar nicht fest<br />

für andere <strong>Ausgabe</strong>n eingeplant, daher<br />

sehen wir hier einen guten Zeitpunkt,<br />

Kunden anzusprechen, um die Potenziale<br />

einer Kindervorsorge vorzustellen.<br />

Ebenfalls hat sich die steuerliche<br />

Behandlung der Basis-Renten zu<br />

Jahresbeginn verändert. Hier können<br />

die Beiträge nun komplett steuerlich<br />

abgesetzt werden – eine wichtige Info<br />

für Selbstständige und Gutverdiener.<br />

Ansatz Nummer 4 geht auf die Schwankungen<br />

an den Kapitalmärkten ein und<br />

zeigt Lösungen einer kapitalmarktnahen<br />

Vorsorge auf, die Ertragschancen und<br />

Sicherheit kombinieren können. Die<br />

Pakete 5 und 6 greifen die Themen Erben<br />

und Schenken sowie die steuerlich<br />

optimierte Verwendung von Einmalbeiträgen<br />

auf.<br />

Wie sieht die Vertriebsunterstützung<br />

im Detail aus? Was kann der Vermittler<br />

einsetzen?<br />

Göhner: Jedes Maßnahmenpaket<br />

besteht aus einer Impuls-Präsentation,<br />

die die wichtigsten Infos für die<br />

Beratung kompakt und verständlich<br />

darstellt. Hier kann der Vermittler die<br />

Argumentation und den jeweiligen<br />

Lösungsansatz bereits zielführend<br />

einsetzen. Mit unserer Basisunterstützung<br />

können Vermittler direkt professionell<br />

aufbereitete Grafiken für ihre<br />

Präsentationen, Textvorlagen für<br />

Kundenmailings, kleine Beratungstools<br />

sowie Info-Unterlagen herunterladen.<br />

Die Premium-Unterstützung liefert<br />

zusätzlich kurzweilige und aufmerksamkeitsstarke<br />

Social-Media-Posts sowie<br />

neutrale Video-Snippets zur Kundenansprache<br />

über die eigenen Kanäle.<br />

Wir sind davon überzeugt, dass jeder<br />

Geschäftspartner mit diesem „Sechser-<br />

Pack“ mit Beratungsanlässen erfolgreich<br />

seinen Bestand aktivieren und<br />

neue Klientel ansprechen kann. Durch<br />

den Aufbau der Argumentationsleitfäden<br />

und ergänzenden Content wird die<br />

Kundenansprache effektiver sowie die<br />

Beratung anschaulicher und die private<br />

Altersvorsorge bekommt ein zeitgemäßes<br />

Update.<br />

Downloaden Sie jetzt Ihr Vertriebs-Sixpack unter www.checkup 23.stuttgarter.de<br />

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VERSICHERUNGEN<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


BaFin will<br />

Kostenausreißer<br />

stoppen<br />

Lebensversicherer zu »angemessenem<br />

Kundennutzen« verdonnert<br />

Im finalen Merkblatt zu „wohlverhaltensaufsichtlichen<br />

Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungen“<br />

verpflichtet die BaFin die Anbieter<br />

zu einem angemessenen Kundennutzen. Dieser<br />

hänge vor allem von der Renditeerwartung ab<br />

und sei durch die Prüfung der Effektivkosten, insbesondere<br />

der Vertriebsaufwendungen, und der<br />

Stornowahrscheinlichkeit sicherzustellen.<br />

Außerdem sollen die Lebensversicherer unterschiedlich<br />

hohe Vergütungen ihrer Vertriebswege<br />

bei der Kosten-Nutzen-Kalkulation berücksichtigen<br />

und Quersubventionierungen vermeiden.<br />

Auch sollen Kunden an Rückvergütungen durch<br />

Asset-Manager an Versicherer oder die Vertriebe<br />

direkt partizipieren.<br />

Weitere Themen<br />

Cyberschutz im Privatbereich 40<br />

Absicherung von Erdwärmepumpen 42<br />

Fondspolicen mit Garantien 44<br />

Tierversicherungen 48<br />

Foto: Akinbostanci


40 | VERSICHERUNGEN Cyberschutz<br />

»Interesse an Cyberschutz steigt«<br />

Private Cyberversicherungen sind nicht gerade als Kassenschlager bekannt. Was sich bei<br />

den Tarifen tut und worauf es bei der Beratung ankommt, erklärt Maklerin Asta Hübner.<br />

FB FLORIAN BURGHARDT<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

<strong>procontra</strong>: Dominiert die private Cyberversicherung<br />

Ihren Beratungsalltag oder<br />

führt sie noch ein Schattendasein?<br />

Asta Hübner: Sie führt auf jeden Fall<br />

weiterhin ein Schattendasein. Wir<br />

müssen diesen Bereich natürlich aus<br />

Haftungsgründen ansprechen. Aber<br />

die private Cyberversicherung ist ein<br />

Produkt und Thema, mit dem sich die<br />

meisten Verbraucher nicht auseinandersetzen<br />

möchten – obwohl es zahlreiche<br />

Risiken gibt und der Bedarf definitiv<br />

steigt.<br />

Potenzielle Zielgruppen<br />

für private Cyberpolicen<br />

Welche Leistungen einen<br />

guten Tarif ausmachen<br />

Wie Haftungsprobleme<br />

vermieden werden<br />

Was die Abschlussbereitschaft<br />

steigern würde<br />

<strong>procontra</strong>: Wie ist das zu erklären?<br />

Hübner: Es liegt vor allem daran, dass<br />

es keine GDV-Musterbedingungen für<br />

die private Cyberversicherung gibt.<br />

Deshalb gibt es viele sehr unterschiedliche<br />

Tarife. Darunter befinden sich<br />

umfangreiche Policen, also echte Versicherungen,<br />

aber auch Produkte, die<br />

sozusagen nur Schutzbriefe sind und<br />

nur eine Reihe oberflächlicher Serviceleistungen<br />

enthalten. Über diese kann<br />

man beispielsweise checken lassen, ob<br />

die eigenen Daten irgendwo im Internet<br />

zweckentfremdet werden. Aber die<br />

daraus entstehenden Schäden ersetzen<br />

solche Tarife nicht. Es fehlt also die<br />

Übersicht, was eine richtige private<br />

Cyberversicherung überhaupt ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Cyberschutz brauchen<br />

Privatleute besonders?<br />

Hübner: Zunächst mal beinhalten die<br />

guten privaten Cyberversicherungen die<br />

besagten Schutzbriefe und kosten kaum<br />

mehr, als wenn man diese einzeln abschließt.<br />

Dann sollte auf jeden Fall der<br />

Missbrauch von Bankdaten versichert<br />

sein, also wenn unberechtigt Geld von<br />

meinem Konto abgebucht wird. Was die<br />

Bank nicht zurückholen kann bzw. nicht<br />

ersetzt, zahlt dann die Cyberpolice.<br />

Hier liegen die Entschädigungsgrenzen<br />

»Menschen wollen<br />

nur maximal fünf<br />

Euro im Monat<br />

für privaten Cyberversicherungsschutz<br />

ausgeben.«<br />

am Markt zwischen 2.000 und 15.000<br />

Euro, also gibt es auch hier große Unterschiede.<br />

Auch Käufe und Verkäufe über<br />

das Internet sollten abgesichert sein,<br />

beispielsweise wenn man sein Geld an<br />

einen Fake-Shop überweist und keine<br />

Ware erhält. Und natürlich der klassische<br />

Hardware-/Software-Schutz, also<br />

die Reparatur oder Wiederbeschaffung<br />

von Geräten sowie die Rettung und<br />

Wiederherstellung von Daten.<br />

<strong>procontra</strong>: Und damit lässt sich niemand<br />

vom Abschluss überzeugen?<br />

Hübner: Das hängt von der Zielgruppe<br />

ab. Akademiker, unabhängig vom Alter,<br />

sind dem Thema Cyberschutz gegenüber<br />

schon deutlich aufgeschlossener.<br />

Den Absicherungsbedarf anderer Menschen,<br />

die keine eigene private Cyberpolice<br />

abschließen möchten, lösen wir<br />

oft auch über den Bereich Silent Cyber.<br />

<strong>procontra</strong>: Also über Leistungen, die<br />

zum Beispiel in der Privathaftpflichtoder<br />

der Hausratversicherung unbeabsichtigt<br />

enthalten sind? Wie nutzen Sie<br />

das in Ihrer Beratung?<br />

Hübner: Die Privathaftpflichtversicherung<br />

steht zum Beispiel dafür ein,<br />

wenn ein Virus unbemerkt über den<br />

Computer bei jemand anderem einen<br />

Schaden verursacht. Hier packen viele<br />

Haftpflichtversicherer mittlerweile ihre<br />

Silent-Cyber-Risiken aktiv an, indem sie<br />

ihre Bedingungen so aktualisieren, dass<br />

Internetnutzung und elektronischer Da-<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Cyberschutz VERSICHERUNGEN | 41<br />

tenaustausch namentlich mitversichert<br />

sind. In der Hausrat greift etwa bei<br />

einem Drittel der Anbieter bei Einbruchdiebstahl<br />

der Passus „wenn man Opfer<br />

einer polizeilich angezeigten Straftat<br />

wird“. Als er geschrieben wurde, hatten<br />

die Versicherer keine Cyberschäden<br />

auf dem Schirm. Aber durch den Passus<br />

sind diese mit abgedeckt, wenn sie<br />

nach einem Cyberangriff Anzeige gegen<br />

unbekannt stellen. Deshalb vermitteln<br />

wir nur Hausrattarife, die diesen Passus<br />

enthalten. Auch um kein Haftungsproblem<br />

zu bekommen.<br />

<strong>procontra</strong>: Heißt das, wer als Makler<br />

Hausrattarife ohne diesen Passus vermittelt,<br />

begeht einen Beratungsfehler?<br />

Hübner: Meiner Ansicht nach ja.<br />

<strong>procontra</strong>: Junge Menschen, vor<br />

allem Kinder und Jugendliche, sind im<br />

Internet sehr aktiv. Was leisten private<br />

Maklerin Asta<br />

Hübner ist eine<br />

der Geschäftsführerinnen<br />

der AsBo<br />

SpezialMakler GmbH<br />

in Neubrandenburg<br />

und befasst sich<br />

intensiv mit dem<br />

Thema Cyberabsicherung.<br />

Cyberpolicen für diese Zielgruppe, etwa<br />

rund um das Thema Cybermobbing?<br />

Hübner: Hierzu gibt es drei wichtige<br />

Leistungsbausteine. Erstens die anwaltliche<br />

Beratung, um gegen die Täter<br />

vorzugehen, die zum Beispiel unrechtmäßig<br />

Bilder anderer Menschen im<br />

Internet posten oder dort gegen diese<br />

hetzen. Hier zahlen aber auch die guten<br />

Tarife nur die Erstberatung, Prozesskosten<br />

werden nicht übernommen. Dazu<br />

braucht es dann die Privatrechtsschutzversicherung.<br />

Zweitens die Krisenintervention,<br />

also psychologische Beratung,<br />

nachdem so etwas passiert ist. Hier<br />

liegen die Sublimits aber bei 300 bis<br />

500 Euro, was nur für einzelne psychotherapeutische<br />

Sitzungen ausreicht.<br />

Und drittens die Löschung der Daten im<br />

Internet. Dazu unternehmen die meisten<br />

Tarife bis zu vier Versuche.<br />

<strong>procontra</strong>: Wird die private Cyberversicherung<br />

in den nächsten Jahren an<br />

Bedeutung gewinnen?<br />

Hübner: Ich denke, die Menschen<br />

werden zunehmend für Cybergefahren<br />

sensibilisiert und das Interesse steigt.<br />

Die Abschlusszahlen werden erst<br />

spürbar steigen, wenn die Tarife besser<br />

miteinander vergleichbar sind. Zudem<br />

sagen Umfragen, dass Menschen im<br />

Schnitt nur maximal fünf Euro im Monat<br />

für privaten Cyberschutz ausgeben<br />

würden. Das ist für die Versicherer kein<br />

lukratives Geschäft, und entsprechend<br />

wenig Aufmerksamkeit erhält dieser<br />

Bereich. Der Bedarf muss über Aufklärung<br />

geweckt werden. Die Schulen<br />

bereiten junge Menschen hier schon<br />

deutlich besser auf die Gefahren im<br />

Netz vor als noch vor ein paar Jahren.<br />

Ich würde mir aber vor allem mehr<br />

staatliche Kampagnen wünschen, um<br />

mehr Aufmerksamkeit für dieses<br />

wichtige Thema zu schaffen.<br />

Private Cyberpolice empfehlenswert?<br />

Durch Internetnutzung steigt<br />

der Bedarf.<br />

Kinder und Jugendliche schützen<br />

Gute Preis-Leistungs-Verhältnisse<br />

am Markt<br />

Tarifvergleich noch sehr umständlich<br />

Oft nur sehr geringe Leistungen<br />

und Sublimits<br />

Haftpflicht und Hausrat enthalten<br />

zunehmend auch Cyberschutz.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


42 | VERSICHERUNGEN Wohngebäudeschutz<br />

Heizen auf Pump(e)<br />

Die Heizwende läuft, die Nachfrage nach Wärmepumpen zieht merklich an.<br />

Doch der Versicherungsschutz weist einige Tücken auf.<br />

MT MARTIN THALER<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Warum die Wärmewende für Makler interessant ist<br />

Wie sich Wärmepumpen versichern lassen<br />

Was für technische Versicherungen spricht<br />

Die Diebe kommen meistens in der<br />

Nacht und mit Anhängern angereist:<br />

In der Vergangenheit mehrten sich<br />

Berichte über gestohlene Wärmepumpen.<br />

Mitte Mai berichtete die Verbraucherzentrale<br />

Schleswig-Holstein<br />

über einen Fall aus dem Kreis Steinburg:<br />

Hier stahlen Unbekannte eine<br />

Wärmepumpe im Wert von 15.000<br />

Euro, in anderen Fällen beläuft sich<br />

der Schaden auf bis zu 60.000 Euro.<br />

Der Grund für den Bericht: Die Wohngebäudeversicherung<br />

der Beklauten<br />

verweigerte die Zahlung. Schließlich<br />

befand sich die Pumpe vor dem und<br />

nicht im Haus. „Im Hinblick auf die<br />

Absicherung von Wärmepumpen ist<br />

der Markt für Wohngebäudeversicherungen<br />

derzeit konfus“, beobachtet<br />

Versicherungsmakler Olaf Misch aus<br />

dem nordhessischen Melsungen.<br />

Während manche Gebäudeversicherer<br />

Wärmepumpen nicht einschließen,<br />

gewähren andere den Versicherungsschutz<br />

nur für Geräte, die direkt<br />

mit dem Gebäude verbunden sind<br />

– Unterschiede gibt es zudem beim<br />

Umfang der versicherten Gefahren.<br />

Für Misch befindet sich die Branche<br />

in einem Umbruch: „Die Versicherer<br />

müssen lernen, dass das System Heizung<br />

in zehn Jahren vollkommen anders<br />

ausschaut als heute. Die meisten<br />

Versicherer müssen sich in den kommenden<br />

zwei, drei Jahren auf Wärmepumpen<br />

einstellen. Die Entwicklung<br />

wird wahrscheinlich ähnlich verlaufen<br />

wie bei den Mährobotern in<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Wohngebäudeschutz VERSICHERUNGEN | 43<br />

der Hausratversicherung. Erst wollte<br />

die auch keiner haben, dann war ein<br />

hoher Zaun um den Garten Voraussetzung,<br />

mittlerweile werden sie ohne<br />

Einschränkungen versichert.“<br />

Für Makler gibt es Beratungsbedarf:<br />

Zwar bieten Wärmepumpenanbieter<br />

wie das schwedische Unternehmen<br />

Nibe eigene Versicherungen für ihre<br />

Geräte, der Leistungsumfang ist hier<br />

jedoch begrenzt. Wer seine Wärmepumpe<br />

über die Wohngebäudeversicherung<br />

absichert, hat seine Pumpe<br />

damit in der Regel nur gegen die<br />

versicherten Gefahren abgesichert<br />

– Diebstahl, aber auch Vandalismus<br />

fallen in der Regel nicht hierunter.<br />

240.000<br />

210.000<br />

180.000<br />

150.000<br />

120.000<br />

90.000<br />

60.000<br />

30.000<br />

0<br />

Nachfrage pumpt sich in die Höhe<br />

2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022<br />

Luft-Wasser-Wärmepumpen Erdgekoppelte Wärmepumpen<br />

Quelle: Bundesverband Wärmepumpe, pro Jahr neu verkaufte Geräte<br />

Elektronikversicherung<br />

leistet umfassender<br />

Wie sichern Besitzer diese Risiken am<br />

besten ab? „Wir raten Wärmepumpenbesitzern<br />

grundsätzlich zur Elektronikversicherung,<br />

da deren Schutz<br />

einfach wesentlich weiter greift“,<br />

sagt Makler Misch. Die Elektronikversicherung<br />

decke sehr umfassend,<br />

von der Überspannung bis zur Fehlbehandlung,<br />

auch Vandalismus und<br />

Diebstahl. „Der Preis dafür ist gering:<br />

Eine Elektronikversicherung für eine<br />

Wärmepumpe bis zu 30 kW gibt es für<br />

rund 89 Euro im Jahr.“<br />

Bei der Mannheimer Versicherung,<br />

die mit ihren „Lumit-Tarifen“ mehrere<br />

Absicherungsmöglichkeiten für<br />

Wärmepumpen im Angebot hat, ist<br />

die Wärmewende bereits feststellbar.<br />

„Wir sehen ein deutlich steigendes<br />

Interesse an der Absicherung von<br />

Wärmepumpen, insbesondere in der<br />

Kombination von PV-Anlagen“, sagt<br />

Monika Dold vom Kompetenzcenter<br />

Firmenkunden des Versicherers.<br />

Kunden, die zur technischen Versicherung<br />

greifen, empfiehlt Makler<br />

Misch trotzdem, den nicht unerheblichen<br />

Wert in die Versicherungssumme<br />

der Wohngebäudeversicherung<br />

einfließen zu lassen. „Ansonsten<br />

kann man gegebenenfalls in die<br />

Unterversicherungsfalle geraten.“<br />

Einen Haken hat die Angelegenheit<br />

allerdings: Versicherbar über<br />

technische Versicherungen sind nur<br />

»Wir sehen ein<br />

deutlich steigendes<br />

Interesse an der<br />

Absicherung von<br />

Wärmepumpen.«<br />

Mannheimer Versicherung<br />

Long Story short<br />

Luftwärmepumpen. Erdwärmepumpen<br />

sind derzeit kaum versicherbar<br />

– lediglich der Spezialmakler con4b<br />

bietet hier eine spezielle Deckung an.<br />

Auch Dold spricht von besonderen<br />

Risiken, die eine Versicherbarkeit<br />

nicht erlaubten – dies gelte sowohl für<br />

Flächen-Erdwärmepumpen als auch<br />

für Geräte, die in die Tiefe gehen.<br />

Zeitnah werde sich das auch nicht ändern,<br />

aber: „Wir beobachten stets die<br />

technischen Weiterentwicklungen<br />

und den Markt.“<br />

Letzter besagt, dass Erdwärme vom<br />

neuen Pumpen-Boom kaum profitieren<br />

kann, die überwiegende Mehrheit<br />

setzt derzeit auf Luftwärmepumpen.<br />

Und für diese ist Versicherungsschutz<br />

ohne Probleme erhältlich.<br />

Diebstähle von Wärmepumpen nehmen zu.<br />

Wohngebäudeversicherungen schließen<br />

Wärmepumpen nicht immer und nur beschränkt ein.<br />

Erdwärmepumpen bislang kaum versicherbar<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


44 | VERSICHERUNGEN Fondspolicen<br />

Schwieriger Leistungsvergleich<br />

Eine neue Studie gibt erstmals Einblick, wie Tarife mit Garantie verzinst werden.<br />

Und prompt poppt ein Problem auf, das auch Makler betrifft: Es fehlt an Transparenz.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Welche Tücken Fondspolicen mit Garantie haben<br />

Wie Versicherer die Garantie und erhoffte Rendite darstellen<br />

Unterschiede der Wertentwicklungsmethoden<br />

Fondspolicen boomen. Ihr Anteil am<br />

Neugeschäft betrage bereits 50 Prozent,<br />

berichtet David Dyschelmann,<br />

Analyst bei der auf Versicherungsunternehmen<br />

spezialisierten Ratingagentur<br />

Assekurata, in einem<br />

Illustration: Roman Kulon


Fondspolicen VERSICHERUNGEN | 45<br />

Blogbeitrag. „Aufgrund des weiterhin<br />

hohen Sicherheitsbedürfnisses der<br />

deutschen Sparer erscheinen insbesondere<br />

Fondspolicen mit Garantie<br />

(als) eine passende Alternative zu den<br />

rein klassischen oder investmentorientierten<br />

Tarifen.“ Das Problem:<br />

Die Suche nach einem individuell<br />

passenden Vertrag sei sowohl für<br />

Makler als auch Kunden gar nicht so<br />

einfach. Die komplexe Produktgestaltung<br />

erschwere die Vergleichbarkeit<br />

der Renten- und Kapitalleistungen.<br />

Aufbau von Fondspolicen mit Garantie<br />

Für Verzinsungs- und Renditeelemente gibt es unterschiedliche Anlagetöpfe.<br />

2-Topf-Hybrid<br />

3-Topf-Hybrid<br />

z. B. freie Fonds<br />

statisch<br />

z. B. freie Fonds<br />

Anlage mit Sicherheitsnetz<br />

Dies ist das zentrale Ergebnis der 21.<br />

Assekurata-Studie zu Überschussbeteiligungen<br />

und Garantien, in<br />

welcher die Analysten erstmalig<br />

Fondspolicen mit Garantien untersucht<br />

haben. Gleichwohl ist die<br />

Fondsanlage mit Sicherheitsnetz bei<br />

deutschen Kunden beliebt. Das liegt<br />

auch an der hohen Inflation, die die<br />

Rendite reiner Zinsprodukte, wie zum<br />

Beispiel einer klassischen Lebensversicherung,<br />

absaufen lässt. Auch nach<br />

der jüngsten Leitzinserhöhung durch<br />

die Europäische Zentralbank um<br />

0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent<br />

ist der Realzins mit minus 4,95 Prozent<br />

weiterhin deutlich negativ.<br />

Diese Verlustrendite ergibt sich durch<br />

Abzug des Zinssatzes von aktuell<br />

2,25 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen,<br />

die in der Geldanlage von<br />

Versicherern eine maßgebliche Rolle<br />

spielen, von der hartnäckig hohen<br />

Inflationsrate in Deutschland in Höhe<br />

von 7,2 Prozent im April. Vor diesem<br />

Hintergrund bieten Fondspolicen mit<br />

Garantie zumindest die Aussicht auf<br />

eine positive Verzinsung. Wie groß<br />

die Chance ist, hängt auch davon ab,<br />

wie viel Geld aus den Beiträgen am<br />

Kapitalmarkt angelegt wird. „Die analog<br />

zum Aktiendepot höhere Rendite<br />

ist das Verkaufsargument“, betont<br />

Dyschelmann.<br />

Sicherungsvermögen<br />

50 %<br />

beträgt der Anteil von Fondspolicen<br />

am Neugeschäft<br />

mit Rentenversicherungen.<br />

Topf-Wirtschaft der Versicherer<br />

Laut Assekurata hat eine Fondspolice<br />

mit Garantie einen „hybriden Charakter“.<br />

Das Kundengeld fließt meist in<br />

zwei oder drei Anlagetöpfe. Einer davon<br />

ist das klassische Sicherungsvermögen<br />

eines Lebensversicherers, das<br />

dazu genutzt wird, die Kapitalgarantie<br />

sicherzustellen. Der Topf für die<br />

Fondsanlage ermöglicht Investitionen<br />

in freie Fonds oder gemanagte<br />

Portfolios. Von den 20 untersuchten<br />

z. B. Wertsicherungsfonds<br />

Sicherungsvermögen<br />

Versicherern mit einem Marktanteil<br />

von in Summe 47 Prozent nutzen 14<br />

zwei Töpfe und sechs drei Töpfe, bei<br />

denen noch ein Wertsicherungsfonds<br />

hinzukommt.<br />

Die Aufteilung der Sparprämie auf<br />

die Töpfe erfolgt entweder in einem<br />

festen Verhältnis (statisch) oder es<br />

werden regelmäßige Umschichtungen<br />

(dynamisch) vorgenommen. In<br />

der Analyse sind die dynamischen<br />

Varianten leicht in der Überzahl. Ein<br />

Versicherer nutzt die dynamische<br />

Portfolioabsicherungsstrategie iCPPI<br />

(Swiss Life).<br />

dynamisch<br />

iCPPI<br />

Quelle: Assekurata<br />

Keine Vorgaben der Aufsicht<br />

Allein dieser unterschiedliche Aufbau<br />

vermindet die Vergleichbarkeit der<br />

Fondspolicen. Die Versicherer verstärken<br />

das Problem sogar noch, stellt<br />

Dyschelmann fest. Da die Performance<br />

des Investments im Vorhinein<br />

unsicher ist, arbeiten die Anbieter<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


46 | VERSICHERUNGEN Fondspolicen<br />

Maklers Meinung<br />

»Wir verwenden<br />

einheitlich die<br />

Bruttomethode«<br />

Miriam Michelsen,<br />

Leiterin Vorsorge beim<br />

Maklerunternehmen MLP<br />

Bei der Altersvorsorge müssen<br />

nicht nur die Bedürfnisse der<br />

Kundinnen und Kunden in den<br />

Blick genommen werden,<br />

sondern auch die zahlreichen<br />

infrage kommenden Produktvarianten<br />

etwa im Bereich der<br />

Fondspolicen. Das Problem: Der<br />

normale Verbraucher kann die<br />

unterschiedlichen Darstellungsmethoden<br />

in den Modellrechnungen<br />

kaum unterscheiden<br />

und bewerten. Umso wichtiger<br />

ist ein kompetenter und gut<br />

informierter Berater oder eine<br />

Beraterin, die ihn dabei unterstützen<br />

und auf geeignete<br />

Hilfsmittel zurückgreifen<br />

können. Wir nutzen für die<br />

bessere Vergleichbarkeit eine<br />

unternehmenseigene Software;<br />

aufgrund der dort verwendeten<br />

einheitlichen Bruttomethode<br />

können zudem größere Verwerfungen<br />

in den Ablaufleistungen<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Ergänzend bieten wir unseren<br />

Beraterinnen und Beratern<br />

umfangreiche Informationen zu<br />

den Hochrechnungsmethoden<br />

der einzelnen Versicherer an,<br />

die sie im Beratungsgespräch<br />

nutzen können. Nur so lässt sich<br />

eine bessere Vergleichbarkeit<br />

von Fondspolicen herstellen.<br />

mit Hochrechnungsannahmen.<br />

„Und hier liegt eben die Krux an der<br />

Sache: Die konkrete Hochrechnungsmethode<br />

der einzelnen Anlagetöpfe<br />

unterliegt keiner aufsichtsrechtlichen<br />

Vorgabe. Hierdurch kann es – selbst<br />

bei identischen Zinsannahmen – in<br />

den berechneten möglichen Ablaufleistungen<br />

zu Rentenbeginn zu<br />

großen Unterschieden kommen.“<br />

So liegt laut Studie die mögliche<br />

monatliche Rente bei den untersuchten<br />

Tarifen in einem breiten Korridor<br />

»Die analog zum<br />

Aktiendepot höhere<br />

Rendite ist das<br />

Verkaufsargument.«<br />

David Dyschelmann<br />

Analyst Ratingagentur Assekurata<br />

zwischen 136 Euro und 401 Euro. Ähnliche<br />

Unterschiede hat Assekurata für<br />

das mögliche Gesamtkapital zu Rentenbeginn<br />

festgestellt. Hier reicht die<br />

Spanne von fast 58.000 Euro bis hoch<br />

zu knapp 115.000 Euro. Aus all dem<br />

folgert Dyschelmann: „Die in Aussicht<br />

gestellten Vertragsleistungen hängen<br />

nicht nur von der angenommenen<br />

Wertentwicklung ab, sondern auch<br />

von der Hochrechnungsmethodik<br />

und dem Garantieniveau des jeweiligen<br />

Tarifs.“<br />

Mal mit, mal ohne Kosten<br />

Bei den Hochrechnungsmethoden<br />

unterscheidet man zwischen Netto-<br />

und Bruttomethode, also einmal<br />

Wertentwicklung nach Fondskosten<br />

und einmal vor Fondskosten. Die Nettomethode<br />

gilt als intransparent und<br />

wird laut Assekurata nur von zwei<br />

Studienteilnehmern genutzt. Doch<br />

die Bruttomethode führe auch nicht<br />

zwangsläufig zu einem „realitätsnahen<br />

Ergebnis“. Denn in beiden gängigen<br />

Varianten der Bruttomethode<br />

– gemäß GDV- oder PIA-Empfehlung<br />

– werde das gesamte Kapital mit einer<br />

universellen Annahme zur Gesamtperformance<br />

hochgerechnet. In Anbetracht<br />

der rückläufigen laufenden<br />

Verzinsung der vergangenen Jahre<br />

erscheint auch dies mit Blick auf den<br />

„Topf“ des Sicherungsvermögens<br />

wenig zielführend, schlussfolgert der<br />

Versicherungsanalyst.<br />

Mit diesem Problem gehen Versicherungsmakler<br />

unterschiedlich um. „Da<br />

denke ich nicht weiter drüber nach<br />

und nutze einfach meine Anbieter<br />

und Vergleichstools“, ist von Ein-<br />

Mann-Maklerbüros bei der Recherche<br />

zu hören. Allzu lax sollten Vermittler<br />

die schlechte Vergleichbarkeit aber<br />

nicht nehmen. Haftungsrisiken sind<br />

jedenfalls nicht auszuschließen. Die<br />

Recherche von <strong>procontra</strong> ergab, dass<br />

sich Rechtsanwaltskanzleien bereits<br />

gutachterlich mit dem Thema befassen.<br />

Gesetzgeber könnte<br />

aktiv werden<br />

Immerhin, betont Policenprofi<br />

Dyschelmann: „Die Expertise eines<br />

versierten Beraters kann Abhilfe<br />

schaffen.“ Und weiter: „Oder eine<br />

Verbesserung der Vorgaben durch<br />

den Gesetzgeber bzw. vonseiten der<br />

Lebensversicherer selbst.“ Auf jeden<br />

Fall hätten die Anbieter weiterhin<br />

Verbesserungsbedarf in Sachen<br />

Transparenz.<br />

Großmakler wie MLP setzen bei der<br />

Beratung zu Fondspolicen mit Garantie<br />

auf die unternehmenseigene<br />

Software und die dort verwendete<br />

einheitliche Bruttomethode (siehe<br />

„Maklers Meinung“ links). Alexander<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Fondspolicen VERSICHERUNGEN | 47<br />

Kukovic, Senior Berater bei Hoesch &<br />

Partner, betont: „Die dargestellten Ablaufwerte<br />

sind häufig eher sportlich<br />

angesetzt. Deshalb stellen wir immer<br />

infrage, ob und wie der Versicherer<br />

seine im Angebot dargestellten Hochrechnungen<br />

in Zukunft tatsächlich<br />

dauerhaft einlösen können wird.“<br />

Fazit: Fondspolicen sind zwar der<br />

Renner, vor allem jene mit Garantie.<br />

Aber im Interesse des Kunden muss<br />

sich jeder Makler bemühen, Vergleichbarkeit<br />

bei den von den Versicherern<br />

in Aussicht gestellten<br />

Leistungen zu schaffen. Die von<br />

Assekurata ermittelten Spannen bei<br />

der möglichen Monatsrente und beim<br />

möglichen Kapital zu Rentenbeginn<br />

sind jedenfalls gewaltig.<br />

Kennzahlen checken<br />

Um Transparenz im Vergleichsprozess<br />

zu haben, prüften die eigenen Berater<br />

drei Werte: Rentengarantiefaktor,<br />

Effektivquote und Finanzstärke des<br />

Versicherers. Um Letztere zu ermitteln,<br />

sollten Berater zumindest bei<br />

Tarifen mit klassischer Verrentung<br />

Kennzahlen wie Vertragsanzahl, Nettobestandszuwachs,<br />

Nettoverzinsung<br />

sowie Solvenz- und Mindestkapitalanforderungen<br />

des Versicherers selbst<br />

prüfen.<br />

Sind Fondspolicen mit Garantie<br />

aufwändiger in der Beratung?<br />

Kunden müssen die Garantiekonstruktion<br />

verstehen.<br />

Große Spanne bei Leistungen<br />

muss erklärt werden.<br />

Makler sollten Kundenärger<br />

und Haftungsrisiken vorbeugen.<br />

Beratung sollte immer auf<br />

volle Transparenz setzen.<br />

Ein Makler muss „nur“ die<br />

Tarife seines Anbieterportfolios<br />

kennen.<br />

Unterstützung durch eigene<br />

Analyse-Tools<br />

ARAG BeihilfeBest<br />

Unser neuer Top-Favorit<br />

für Ihr Beihilfe-Geschäft<br />

Die private Krankenversicherung der ARAG punktet jetzt auch im<br />

Wettbewerb um Beamtenanwärter und Beamte – mit neuen leistungsstarken<br />

Tarifen für alle Beihilfeberechtigten.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />

Jetzt hier<br />

kennenlernen!


48 | VERSICHERUNGEN Tierversicherungen<br />

Tierisch gute Entscheidung?!<br />

Immer mehr Versicherer spezialisieren sich auf Gesundheitspolicen für Vierbeiner.<br />

Woher der Trend kommt, was sinnvoll ist und wie Makler profitieren können<br />

SS SELMA SCHMITT<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Warum der Markt für<br />

Tiergesundheits policen<br />

boomt<br />

Umsatzpotenzial für Makler<br />

Welche Versicherungen<br />

wirklich sinnvoll sind<br />

Hunde oder Katzen leben in beinahe<br />

jedem zweiten Haushalt in Deutschland.<br />

Davon sind nur 56 Prozent<br />

versichert, zeigt der Trendmonitor<br />

Tierversicherungen des Marktforschungsunternehmens<br />

Nordlight Research.<br />

Und das in den meisten Fällen<br />

auch nur über eine Tierhalter-Haftpflicht,<br />

während die Gesundheitsfrage<br />

ante portas bleibt. Rund 50 Prozent<br />

der Hunde- und sogar 71 Prozent der<br />

Katzenbesitzer haben aktuell weder<br />

eine Tierkranken- noch eine OP-Versicherung<br />

für ihre Lieblinge.<br />

Dabei ist eine gute Absicherung sinnvoller<br />

denn je: Im November 2022<br />

wurde die Gebührenordnung für<br />

Tierärzte (GOT) saftig erhöht. Im Zuge<br />

dessen sind die Kosten im Schnitt<br />

um 20 Prozent gestiegen. Eine Folge,<br />

die viele Besitzer mitunter noch gar<br />

nicht zu spüren bekommen haben,<br />

da Tierarztbesuche nicht stattfanden.<br />

Ein guter Beratungsanlass mit<br />

Aussicht auf Erfolg. Denn Nordlight<br />

Research zufolge plant über die Hälfte<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Tierversicherungen VERSICHERUNGEN | 49<br />

der Tierbesitzer, eine Gesundheitsversicherung<br />

in Form einer OP- oder<br />

Tierkrankenversicherung für ihre<br />

Vierbeiner abzuschließen. Das Marktvolumen<br />

von Tier-OP- und Tierkrankenversicherungen<br />

könnte um bis zu<br />

50 Prozent steigen.<br />

Versicherer drängen<br />

auf den Markt<br />

Das haben längst auch Versicherer<br />

bemerkt und den Markt für Tiergesundheitspolicen<br />

für sich entdeckt.<br />

Während es vor 20 Jahren nur eine<br />

Handvoll Anbieter gab, sind es mittlerweile<br />

rund 30. Auch die Gothaer<br />

hat ihre Produktpalette im April um<br />

eine Krankenversicherung speziell<br />

für Katzen ergänzt, nachdem sich die<br />

Behandlungskosten für die flauschigen<br />

Vierbeiner überproportional verteuert<br />

haben, wie Christian Prachar,<br />

Produktmanager Tierkrankenversicherung,<br />

betont. Die Erweiterung<br />

sei der „folgerichtige nächste Schritt<br />

in der Weiterentwicklung“ und das<br />

Wachstumspotenzial des Marktes absehbar.<br />

„Nur so können sich Tierbesitzer<br />

vor hohen und weiter steigenden<br />

Tierarztrechnungen absichern“,<br />

argumentiert er.<br />

Auch die HanseMerkur glaubt daran<br />

und bietet seit Oktober 2022 – als<br />

Erweiterung der OP-Variante – auch<br />

eine Krankenversicherung für Hund<br />

und Katze an. „Während der Corona-<br />

Pandemie ist die Zahl der Haustiere<br />

gestiegen. Diese Entwicklung hat<br />

auch den Absicherungsbedarf der<br />

Haushalte erhöht“, sagt Vertriebsdirektor<br />

Matthias Werwath. Tierversicherungen<br />

seien für HanseMerkur<br />

ein weitestgehend ungesättigter<br />

Markt. „Wir betrachten ihn als Wachstumsfeld<br />

für uns“, resümiert er.<br />

15 bis 25 Prozent Courtage<br />

Für Makler kann es sich lohnen, dieses<br />

Geschäftsfeld zu bedienen oder<br />

58 %<br />

der Hunde- und<br />

52 %<br />

der Katzenbesitzer planen,<br />

eine Tierkranken- oder Tier-OP-<br />

Versicherung abzuschließen.<br />

Quelle: Nordlight Research, Tierversicherungen 2022 –<br />

Status quo, Potenziale und Perspektiven<br />

sich sogar darauf zu spezialisieren.<br />

Immerhin handelt es sich bei Tierkranken-<br />

und OP-Policen um Sachversicherungen,<br />

bei denen sie im Schnitt<br />

zwischen 15 und 25 Prozent der Nettobeiträge<br />

verdienen können, schätzt<br />

Oliver Janes, Geschäftsführer beim<br />

Versicherungsmakler Puntobiz.<br />

Für eine OP-Police, bei der nur die<br />

medizinisch notwendigen Operationen<br />

versichert sind, fallen in der<br />

Regel zwischen 20 und 30 Euro pro<br />

Monat an, schätzt der Makler. Bei<br />

einer Krankenversicherung sind es<br />

zwischen 70 und 100 Euro monatlich,<br />

wobei hier auch Kosten für Tierarzt-<br />

Long Story short<br />

besuche und Untersuchungen übernommen<br />

werden. Preis- und Leistungsumfang<br />

für die jeweilige Police<br />

richten sich nach gewähltem Tarif,<br />

Rasse und Eintrittsalter des Tieres.<br />

Der gesundheitliche Versicherungsschutz<br />

ist freiwillig. Eine Pflicht besteht<br />

nicht. „Doch zumindest die OP-<br />

Versicherung lohnt sich spätestens<br />

seit der GOT-Erhöhung der Tierärzte“,<br />

meint Janes.<br />

Bei der umfassenderen Tierkrankenversicherung<br />

ist er kritischer: Denn<br />

auch wenn der Trend bei neuen<br />

Produkten in Richtung umfassender<br />

Schutz geht, merkt er an, dass sich die<br />

OP-Variante für den Kunden unterm<br />

Strich besser rechnen kann. Das<br />

verdeutlicht eine Beispielrechnung:<br />

Bei einem Beitragssatz von 30 Euro<br />

pro Monat ergibt sich bei einem<br />

15-jährigen Hundeleben ein Betrag<br />

von 5.400 Euro – wodurch Operationen,<br />

die mehrere Tausend Euro<br />

kosten können, abgedeckt sind. Für<br />

eine Krankenvollversicherung<br />

würden in der gleichen Zeit (100 Euro<br />

monatlicher Beitrag) 18.000 Euro<br />

fällig, nur damit auch Ambulantes<br />

übernommen wird. „Da ist es eine<br />

sinnvolle und gute Alternative, nur<br />

eine OP-Versicherung abzuschließen<br />

und ambulante Behandlungen selbst<br />

zu zahlen“, sagt Janes. Dennoch erlebe<br />

er selbst, dass seine Kunden vermehrt<br />

auf die Rundum-sorglos-Lösung für<br />

ihre Tiere setzten.<br />

Das Marktvolumen für Tierkranken- und Tier-<br />

OP-Versicherungen könnte um 50 Prozent steigen.<br />

Makler können zwischen 15 und 25 Prozent Courtage<br />

mit dem Geschäftsfeld verdienen.<br />

Rein rechnerisch lohnt es sich, eine OP-Versicherung abzuschließen<br />

und ambulante Behandlungen selbst zu zahlen.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


50 | FOKUS SDV AG<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit SDV AG<br />

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SDV AG FOKUS | 51<br />

FOKUS<br />

SDV AG<br />

Der Pool als<br />

Digitalisierungsdienstleister<br />

Maklerpools sind mit ihren vielfältigen<br />

und umfassenden Servicedienstleistungen<br />

für unabhängige Vermittlerinnen<br />

und Vermittler nicht mehr wegzudenken.<br />

Laut einer Poolstudie aus dem<br />

vergangenen Jahr verfügen Vermittelnde<br />

im Schnitt über 2,5 Poolanbindungen<br />

und sind bereits seit mehr als 14 Jahren<br />

angebunden, wobei fast jeder zweite<br />

Vermittler auch schon einmal seine<br />

Poolzugehörigkeit gewechselt hat. Die<br />

Hauptmotivation für eine Anbindung ist<br />

dabei die Wahrung der eigenen Unabhängigkeit.<br />

Konnten Pools sich in der Vergangenheit<br />

darauf konzentrieren, lediglich die<br />

Nachfrage zu bündeln und Zugang zu<br />

einem marktabdeckenden Produktangebot<br />

mit möglichst günstigen Konditionen<br />

zu bieten, reicht dies mittlerweile<br />

längst nicht mehr aus, um am Markt zu<br />

wachsen oder auch nur zu bestehen.<br />

Der moderne Makler benötigt für seinen<br />

Beratungsalltag umfassende Vergleichsprogramme<br />

und ein erstklassiges<br />

Verwaltungsprogramm mit hochwertigem<br />

Datenmanagement. Dazu rechtlich<br />

abgesicherte und prozessoptimierte<br />

Beratungs- und Abschlussstrecken. Die<br />

erfolgreichsten und größten Maklerpools<br />

der Branche haben sich daher fast<br />

alle zu Digitalisierungsdienstleistern<br />

weiterentwickelt. Der Anspruch: Sie<br />

kombinieren kompetente und persönliche<br />

Beratung mit innovativer Vertriebstechnologie.<br />

Die Corona-Pandemie hat in den letzten<br />

Jahren die laufende Digitalisierung bei<br />

Pools noch deutlich beschleunigt. Dies<br />

war auch notwendig, denn Kunden<br />

fordern immer häufiger Services und<br />

Dienstleistungen online ab und erwarten<br />

eine schnelle Reaktion. Das Kon-<br />

Foto: Sean Anthony Eddy<br />

zept, dem Makler möglichst umfassende<br />

digitale Services anzubieten, um<br />

mehr Raum und Zeit für die eigentliche<br />

Beratung als Kernkompetenz der Makler<br />

zu schaffen, ist ein Leitmotiv führender<br />

Pools.<br />

Lesen Sie auf den nächsten Seiten,<br />

welche Antworten die SDV AG als er -<br />

fahrener Vollsortimenter mit langjähriger<br />

digitaler Ausrichtung auf die aktu-<br />

ellen Herausforderungen der Branche<br />

entwickelt hat und wie sich der Servicedienstleister<br />

für Makler im Jahr <strong>2023</strong><br />

zukunftsträchtig positioniert hat.<br />

Innovative Vertriebstechnologie:<br />

einer<br />

der wichtigsten Entscheidungsfaktoren<br />

für Makler für die Wahl<br />

eines Pools<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit SDV AG<br />

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52 | FOKUS SDV AG<br />

»Eine neue Servicedimension<br />

für den Makler«<br />

Wie sich die SDV AG als Vollsortimenter mit umfassendem digitalen Service für Makler<br />

zukunftsträchtig aufgestellt hat, erläutert Armin Christofori, Vorstand der SDV AG.<br />

OL OLIVER LEPOLD<br />

<strong>procontra</strong>: Ihr Slogan lautet „Erste Wahl<br />

für Qualitätsmakler – DER Servicedienstleister<br />

für Qualitätsmakler zu den<br />

besten Konditionen am Markt, ausgezeichneten<br />

Prozessen & der bestmöglichen<br />

Unterstützung“. Inwieweit lösen<br />

Sie diesen Anspruch ein?<br />

Armin Christofori: Zu 100 Prozent,<br />

weil wir unsere gesamten Prozesse auf<br />

ein neues technisches Level gehoben<br />

haben. Das betrifft das Backoffice<br />

und die Vertriebsunterstützung, die<br />

für Makler direkt spürbar ist. Mit dem<br />

Vertriebslotsen haben wir eine neue<br />

Servicedimension für Makler geschaffen.<br />

Wir bieten eine Rundumbetreuung<br />

von der Ausschreibung über die<br />

Abwicklung bis zur Policierung aus einer<br />

Hand. Und das sowohl in der Krankenund<br />

Lebensversicherung als auch im<br />

Gewerbe- und Sachbereich. Dort bieten<br />

wir sowohl digitale Prozesse als auch<br />

einen Gutachterservice, der von der<br />

Abschlussbegleitung über das Schadenmanagement<br />

und die Risikoanalyse bis<br />

hin zur Unterstützung bei den Jahresgesprächen<br />

reicht. Laut einer Studie werden<br />

wir in diesem Bereich von Maklern<br />

am häufigsten weiterempfohlen!<br />

<strong>procontra</strong>: Was genau tun die Vertriebslotsen<br />

und wie fällt ihr Fazit zu<br />

dem neuen Konzept aus?<br />

Christofori: Unser Konzept beruht auf<br />

zwei Säulen. Zum einen gehen wir aktiv<br />

auf unsere Partner zu. Zum anderen<br />

haben wir den Anspruch, den Wünschen<br />

und Anforderungen der Makler<br />

entsprechend einen Service aus einer<br />

Hand anzubieten. Das heißt von der<br />

Entstehung des Geschäfts über die<br />

Beratung bei der Produktauswahl und<br />

die Begleitung im Verkaufsprozess bis<br />

hin zur Abwicklung und Policierung mit<br />

dem Versicherer. Und das nicht nur aus<br />

»Unser Service kann<br />

individuell auf<br />

unsere Partner zugeschnitten<br />

werden.«<br />

einer Hand, sondern auch mit einem<br />

verlässlichen und festen Ansprechpartner.<br />

Das wünscht sich jeder Makler.<br />

Unsere Vertriebslotsen helfen Maklern<br />

auch, unsere Tools, Vergleichsrechner<br />

und Apps richtig zu nutzen. Sie gehen<br />

auch aktiv auf Partner zu und bieten an,<br />

die Makler auch unternehmerisch zu<br />

beraten. Das machen wir in den Bereichen<br />

Kranken, Leben und Komposit und<br />

haben damit enorme Wachstumsraten<br />

erzielt. Die Makler sind sehr dankbar für<br />

diese Unterstützung.<br />

<strong>procontra</strong>: Dank der Zinswende haben<br />

Lebensversicherungsverträge wieder<br />

bessere Ertragsperspektiven. Wie beurteilen<br />

Sie diese Entwicklung?<br />

Christofori: Aus vertrieblicher Sicht ist<br />

das sehr positiv. Die Verbraucher und<br />

auch die Vermittler gewinnen wieder<br />

mehr Vertrauen in das Produkt. Die Anfragewelle,<br />

die momentan auf unserer<br />

Plattform stattfindet, spiegelt das absolut<br />

wider. Im letzten Jahr war die Nachfrage<br />

stark durch Biometrie geprägt,<br />

jetzt verschiebt sie sich deutlich in<br />

Richtung Altersvorsorgeprodukte. Auch<br />

das Thema Einmalbeiträge kehrt nach<br />

dem Totalstopp 2022 wieder zurück.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwieweit unterstützen Sie<br />

Ihre Partner bei der Diversifizierung<br />

ihrer Einnahmen?<br />

Christofori: Das Thema Servicegebühren<br />

ist attraktiver und wichtiger,<br />

als es der Markt derzeit in der Breite<br />

wahrnimmt. Servicegebühren spielen<br />

im privaten Bereich noch eine untergeordnete<br />

Rolle, im gewerblichen Bereich<br />

aber eine immer größere. Deshalb haben<br />

wir bereits 2019 damit begonnen,<br />

unsere Partner auch in diesem Bereich<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit SDV AG<br />

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SDV AG FOKUS | 53<br />

Armin Christofori,<br />

Vorstand (Sprecher)<br />

der SDV AG<br />

zu unterstützen. Wir stellen rechtlich<br />

einwandfreie und fertige Servicevereinbarungen<br />

zur Verfügung. Dazu gehört<br />

für uns auch das dazugehörige Inkasso.<br />

Das heißt, Fakturierung und Inkasso<br />

werden über die SDV AG abgewickelt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie hat sich Ihr digitaler<br />

Service „myInsure“ weiterentwickelt?<br />

Christofori: Mit den beiden SDV-Apps<br />

sind wir sehr gut am Markt positioniert.<br />

Dazu haben wir einen digitalen<br />

Marketingansatz für Qualitätsmakler<br />

entwickelt. Wir erstellen und befüllen<br />

jetzt Facebook-Fanpages und Google<br />

Business Accounts mit Inhalten und<br />

erstellen Homepages und Kundenzeitungen<br />

voll automatisiert für Makler.<br />

Mit myInsureOffice erhält der Makler<br />

zudem ein voll digitales Maklerverwaltungsprogramm.<br />

All unsere Services<br />

greifen perfekt ineinander. Wir gehen<br />

auch auf die Wünsche der Makler nach<br />

Individualisierung je nach Geschäftsmodell<br />

ein und haben dafür bereits neue<br />

Möglichkeiten in Vorbereitung.<br />

<strong>procontra</strong>: Maklerbestände sind derzeit<br />

im Markt heiß begehrt. Als Erfinder der<br />

Maklerrente und Pionier der Branche<br />

für den Bestandsverkauf: Welchen Support<br />

bieten Sie Maklern hier?<br />

Christofori: Wir haben hier schon<br />

vor Jahren Lösungen geschaffen,<br />

die mittlerweile Branchenstandards<br />

darstellen. Wir bieten an, Bestände bei<br />

uns zu parken. Dazu haben wir komplette<br />

Altersvorsorgelösungen für den<br />

Versicherungsmakler im Programm: egal<br />

ob Verkauf, Teilverkauf, Voll- oder Teilverrentung.<br />

Aufgrund unserer großen<br />

Expertise werden wir auch von anderen<br />

Marktteilnehmern zur Bestandsbewertung<br />

und Qualitätssicherung hinzugezogen.<br />

Dabei haben wir immer auch die<br />

Versicherungstechnik im Blick, denn<br />

Bestände müssen nicht nur übertragen,<br />

sondern auch betreut werden. Das alles<br />

bieten wir aus einer Hand – mit der<br />

Erfahrung von mehr als zehn Jahren!<br />

<strong>procontra</strong>: Nach 2020 werden Sie<br />

erstmals wieder den Augsburger Maklerkongress<br />

abhalten. Welche Highlights<br />

stehen auf der Agenda?<br />

Christofori: Am 14. September bieten<br />

wir dort Top-Informationen zu<br />

allem, was den Markt bewegt. Ein<br />

Schwerpunkt sind die Auswirkungen<br />

der künstlichen Intelligenz, Stichwort<br />

ChatGPT. Fragen dazu sind: Wie<br />

entwickelt sich die Branche in neuen<br />

digitalen Beratungswegen? Und wie<br />

lässt sich das im Arbeitsalltag eines<br />

Maklers umsetzen? Speziell: Welche<br />

Chancen ergeben sich daraus für Makler<br />

mit Qualitätsanspruch? Dazu bieten wir<br />

viele Fachthemen zu den Sparten bis<br />

hin zu Nachfolge- und Verkaufsmanagement.<br />

Dazu gibt es viel gute Laune, ich<br />

freue mich schon auf<br />

das Socializing bei der<br />

Afterparty. Der Augsburger<br />

Maklerkongress<br />

(siehe QR-Code) steht<br />

übrigens allen offen,<br />

nicht nur unseren Partnern.<br />

<strong>procontra</strong>: Was zeichnet die SDV AG als<br />

Rundum-Servicedienstleister für Makler<br />

heute besonders aus?<br />

Christofori: Unser Serviceangebot kann<br />

individuell auf Makler zugeschnitten<br />

werden. Sowohl in der Prozessgestaltung<br />

als auch in der Geschäftsmodellentwicklung.<br />

Wir haben eine hohe<br />

Standardisierung nach innen, die aber<br />

auch eine hohe Individualisierung nach<br />

außen zulässt. So können wir Maklern<br />

alle Möglichkeiten bieten, die der Markt<br />

bietet, und gleichzeitig viele Geschäftsmodelle<br />

bedienen. Daher sind wir auch<br />

in der Bancassurance, bei digitalen<br />

Geschäftsmodellen und bei großen<br />

Qualitätsmaklern so erfolgreich.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit<br />

dem Jahr <strong>2023</strong> bis jetzt und welche<br />

Ziele haben Sie sich gesetzt?<br />

Christofori: Im ersten Quartal <strong>2023</strong><br />

lagen wir im Schnitt 20 Prozent über<br />

dem Vorjahresquartal. Im weiteren<br />

Jahresverlauf wollen wir das fortsetzen.<br />

Wir sind die Nummer eins für Qualitätsmakler<br />

und wollen es auch bleiben!<br />

SERVICEPARTNER DER VERSICHERUNGSMAKLER AG | Tel: 0821 71008-0 | info@sdv.ag | www.sdv.ag<br />

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BERATER<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Kleinanlegerstrategie<br />

vorgestellt<br />

Provisionsdebatte (vorerst) vom Tisch<br />

Anfang Mai legte die EU-Kommission den ersten<br />

Entwurf zur EU-Kleinanlegerstrategie vor. Ein<br />

vollständiges Provisionsverbot für die Vermittlung<br />

von Geldanlage- und Altersvorsorgeprodukten<br />

soll demnach nicht mehr zur Abstimmung<br />

gegeben werden. Drei Jahre nach Inkrafttreten<br />

soll es jedoch zu einer erneuten Überprüfung der<br />

Rechtsvorschriften kommen. Zum Redaktionsschluss<br />

lag der finale Entwurf zwar noch nicht<br />

vor, eine Kehrtwende ist aber unwahrscheinlich.<br />

Vorgesehen ist stattdessen eine Preis-Leistungs-Benchmark<br />

für Produktkosten, die bei<br />

Überschreiten die Aufsicht aktivieren könnte. Bei<br />

Verwerfungen würde die Debatte – zumindest um<br />

einen Deckel – erneut entflammt.<br />

Weitere Themen<br />

Entwicklung von Deckungskonzepten 56<br />

Unabhängigkeit von Vergleichsrechnern 62<br />

Honorarberatung – so gelingt der Switch 66<br />

pro/contra zur Finanzierung der Pflege 70<br />

Illustration: Galeanu Mihai


56 | BERATER Deckungskonzepte<br />

»Deckungskonzepte verschaffen<br />

einen Beratungsvorsprung«<br />

Welche Vorteile spezielle Deckungskonzepte für Makler bieten und<br />

warum sie vor einem Maklerwechsel schützen, erklärt Yvonne Franzen-Rommel,<br />

Produktmanagerin beim Deutschen Maklerverbund (DEMV).<br />

HP HANNAH PETERSOHN<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Wie Makler ein Spezialkonzept erfolgreich beim Versicherer platzieren<br />

Warum ein Deckungskonzept die Maklerhaftung verringert<br />

Unter welchen Umständen Makler auf die Produkte zugreifen können<br />

<strong>procontra</strong>: Wo setzen Sie an, wenn Sie höhere Deckungssumme oder wir sehen<br />

ein neues Deckungskonzept entwickeln bei einem anderen Versicherer Leistungen<br />

und fragen, ob wir sie hinzunehmen<br />

wollen?<br />

Yvonne Franzen-Rommel: Zunächst können. Es fließen auch tarifunabhängige<br />

Überlegungen ein, wie das Verhalten<br />

finden wir heraus, welche Sparte besonders<br />

nachgefragt wird. Momentan des Versicherers bei der Schadenregulierung<br />

oder das Servicelevel. Es gibt so<br />

ist das der private Sachbereich: Hausrat,<br />

Unfall, private Haftpflicht und Tierhalterhaftpflicht.<br />

Durch die Vergleichsrech-<br />

sind es nur Nuancen, die sich unter-<br />

viele unterschiedliche Tarife, und oft<br />

ner lässt sich das gut überblicken. Manche<br />

Makler geben uns auch Hinweise, wir ein gutes bestehendes Produkt<br />

scheiden. Letztlich geht es darum, dass<br />

welche Leistungen fehlen und wichtig auswählen und verbessern. Am Ende<br />

sind. Mittlerweile haben wir über 30 entsteht ein Premiumprodukt.<br />

Deckungskonzepte entwickelt.<br />

<strong>procontra</strong>: Basisprodukte sehen Sie<br />

<strong>procontra</strong>: Wie geht es dann weiter? sich gar nicht erst an?<br />

Franzen-Rommel: Anschließend<br />

Franzen-Rommel: Nein, an denen<br />

erstellen wir eine Tabelle über die müsste zu viel gemacht werden. Da geht<br />

bestehenden Produkte und Tarife. Wir kein Versicherer mit. Wir konzentrieren<br />

kategorisieren nach wichtigen, notwendigen<br />

und irrelevanten Leistungsstarken<br />

Produkte und das Preis-Leis-<br />

uns auf die bestehenden leistungspunkten.<br />

Diese Liste schicken wir dem tungs-Verhältnis. Deckungskonzepte, in<br />

Versicherer und gehen sie gemeinsam denen alles enthalten ist, kosten aber<br />

mit ihm durch: Mal empfehlen wir eine auch etwas. Tatsächlich werden unsere<br />

speziellen Deckungskonzepte von<br />

Maklern häufiger abgeschlossen als die<br />

Standardprodukte.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Vorteile haben eigene<br />

Deckungskonzepte?<br />

Franzen-Rommel: Wir verschaffen<br />

Maklern einen Beratungsvorsprung:<br />

Ein Kunde, dessen Makler über uns abschließt,<br />

erhält bessere Bedingungen.<br />

Dadurch werden im Schadenfall mehr<br />

Leistungen reguliert. Will der Kunde<br />

den Makler wechseln, verliert er diese<br />

Vorteile. Oft sieht er dann von einem<br />

Wechsel ab. Wir schützen also auch<br />

unsere Makler und ihre Bestände.<br />

<strong>procontra</strong>: Kann ein Makler, der den<br />

DEMV verlässt, das Produkt mitnehmen?<br />

Franzen-Rommel: Nein. Es ist aber<br />

selten, dass ein Makler als Einzelkämpfer<br />

weitermachen will. Der Vorteil von<br />

Maklergemeinschaften ist, dass sie<br />

geschlossen gegenüber dem Versicherer<br />

auftreten und Wettbewerbsvorteile<br />

verhandeln, die ein Makler so nicht<br />

verhandeln kann. Aber wir sind nicht<br />

die einzigen, die spezielle Deckungskonzepte<br />

anbieten. Das ist ein enormer<br />

Druck, man steht ständig unter Strom.<br />

Für Makler ist der Wettbewerb der<br />

Verbünde um die besten Deckungskonzepte<br />

von Vorteil, insbesondere bei der<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Deckungskonzepte BERATER | 57<br />

Maklerhaftung.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum?<br />

Franzen-Rommel: Die Konzepte<br />

sind vollgestopft mit Leistungen, im<br />

Schadenfall ist der Kunde geschützt.<br />

Die Schadenregulierung ist einfacher.<br />

Außerdem sind die Bedingungen in den<br />

Spezialprodukten besser formuliert.<br />

Man muss im Schadenfall nicht lange<br />

rätseln, ob etwas abgedeckt ist oder<br />

nicht.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum nehmen die Versicherer<br />

die Leistungserweiterungen<br />

nicht einfach selbst vor?<br />

Franzen-Rommel: Sie sind oft an die<br />

bestehenden Versicherungsbedingungen<br />

gefesselt. Die können nicht alle<br />

zwei bis drei Jahre verändert werden,<br />

eine Anpassung dauert. Die Versicherer<br />

»Spezialmakler,<br />

die eigene Deckungs -<br />

konzepte entwickeln,<br />

brauchen<br />

gute Umsätze.«<br />

haben recht starre Systeme, in denen<br />

ihre Tarife eingebettet sind. Ein weiteres<br />

Produkt bedeutet hohen Aufwand. Für<br />

den Versicherer ist es ein Vorteil, wenn<br />

er sieht: Hier gibt es viele angebundene<br />

Partner, die Nachfrage wird hoch sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Ihre Deckungskonzepte<br />

kann der Versicherer aber selbst nicht<br />

offerieren?<br />

Franzen-Rommel: Nein, die Produkte<br />

sind nur unseren angeschlossenen Maklern<br />

vorbehalten, in anderen Vergleichsrechnern<br />

tauchen sie nicht auf.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie gelingt es, ein Konzept<br />

erfolgreich beim Versicherer zu platzieren?<br />

Franzen-Rommel: Verbünde benötigen<br />

eine große Anzahl an professionellen<br />

Maklern, die zu ihren Kunden jahrelange<br />

Beziehungen aufgebaut haben. Das<br />

schützt vor Versicherungsbetrug und<br />

sorgt für eine gute Schadenquote. Zudem<br />

muss der Kontakt zum Versicherer<br />

vertrauensvoll sein. Spezialmakler, die<br />

eigene Deckungskonzepte entwickeln,<br />

brauchen gute Umsätze.<br />

<strong>procontra</strong>: Woran kann das Vorhaben<br />

scheitern?<br />

Franzen-Rommel: Es kann sein, dass<br />

der Versicherer nicht mit den Punkten,<br />

die wir als wichtig erachten, mitgeht.<br />

Oder das Produkt ist kalkulatorisch<br />

nicht stemmbar, vielleicht weil es ein erhöhtes<br />

Risiko gibt. Manchmal dauert es<br />

dem Versicherer zu lange, bis ein Tarif<br />

mit der Deckungserweiterung im Vergleichsrechner<br />

eingestellt ist. Das kann<br />

Monate dauern.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie häufig muss ein Konzept<br />

im Nachgang aktualisiert werden?<br />

Franzen-Rommel: Wir bewerten jährlich<br />

die Deckungskonzepte und Sondervereinbarungen.<br />

Wenn bestimmte<br />

Kriterien nicht mehr erfüllt werden<br />

können und die Schadenquote steigt,<br />

stampft der Versicherer das Deckungskonzept<br />

ein.<br />

<strong>procontra</strong>: Verliert ein Kunde den<br />

Schutz, wenn ein Spezialkonzept wieder<br />

aus dem „Sortiment“ genommen wird?<br />

Franzen-Rommel: Kunden behalten<br />

den Schutz. Aber wir sehen uns an,<br />

welcher Versicherer vergleichbare<br />

Leistungen anbietet und nachrutschen<br />

könnte. Da ist sehr viel Bewegung im<br />

Markt.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


58 | SO IST , S RECHT <br />

So ist , s Recht<br />

Relevante Urteile, die Makler kennen sollten<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Reiseversicherung<br />

Bonusmeilen<br />

Laut Bundesgerichtshof müssen Reiserücktrittsversicherungen<br />

auch Bonusmeilen<br />

erstatten. Im Fall erkrankte ein<br />

Mann kurz vor seinem USA-Trip, dessen<br />

Flug er mit Bonusmeilen bezahlt hatte.<br />

Die Airline wollte die Meilen zunächst<br />

nicht wieder gutschreiben.<br />

Nachdem Amts- und Landgericht Wuppertal<br />

der Airline recht gaben, urteilte<br />

der BGH nun zugunsten des Mannes.<br />

Die vertraglich geschuldeten Rücktrittskosten<br />

umfassen auch Bonusmeilen,<br />

urteilten die Karlsruher Richter.<br />

BGH (AZ: IV ZR 112/22)<br />

Arglist<br />

Kostenvoranschlag oder Rechnung?<br />

Unfallschutz<br />

Bahnsurfen versichert<br />

Ein Schüler (16) verunglückte, nachdem<br />

er auf einen fahrenden Zug geklettert<br />

war. Schwer verletzt, mit hochgradigen<br />

Verbrennungen, überlebte er den Sturz<br />

von der Lok. Die Unfallkasse Brandenburg<br />

erkannte zunächst nicht auf<br />

Wegeunfall und lehnte die Übernahme<br />

der Behandlungskosten ab. Das Bundessozialgericht<br />

entschied anders. Schüler<br />

seien bei „spielerischen Betätigungen<br />

im Rahmen gruppendynamischer Prozesse“<br />

unfallversichert, hieß es. Zudem<br />

wurde der unmittelbare Heimweg von<br />

der Schule nicht unterbrochen.<br />

BSG (AZ: B2 U3/21 R)<br />

Ein Makler wollte seinen Kunden in der Schadenabwicklung begleiten und<br />

leitete dafür Kostenvoranschläge an den Wohngebäudeversicherer weiter.<br />

Fälschlicherweise gab er diese als Rechnungen an und versäumte es, dies<br />

richtigzustellen, nachdem ihn der Kunde darauf hingewiesen hatte. Der<br />

Versicherer verweigerte aufgrund einer arglisten Obliegenheitsverletzung<br />

des Versicherungsmaklers die Leistung. Laut OLG Frankfurt, das ein vorheriges<br />

Urteil „pro Makler“ des LG Gießen überstimmte, hat der Makler mit der<br />

falschen Bezeichnung der eingereichten Unterlagen Einfluss auf die Regulierungsentscheidung<br />

des Versicherers genommen.<br />

OLG Frankfurt am Main (AZ: 3U 205/22)<br />

»Für eine arglistige Täuschung ist die Absicht<br />

einer Bereicherung nicht erforderlich<br />

[...] Ausreichend ist ein gegen die Interessen<br />

des Versicherers gerichteter Zweck [...]«<br />

OLG Frankfurt am Main<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


SIGNAL IDUNA | ANZEIGE<br />

Die Fondpolice für Einmalbeiträge<br />

Eine große Geldsumme steht nach einer Erbschaft oder der Auszahlung einer Lebensversicherung zur Verfügung?<br />

Ihr Kunde stellt sich die Frage: „Und jetzt?“ Einmalanlage! Und zwar mit möglichst viel Sicherheit,<br />

einer großen Flexibilität und auf Wunsch auch für kürzere Laufzeiten. Ja, das geht. Wir zeigen, wie.<br />

5.000 Euro. Die maximal mögliche Laufzeit<br />

beträgt zwölf Jahre, damit Ihre Kunden<br />

auf Wunsch auch die steuerlichen Vorteile<br />

nutzen können.<br />

Vor dem Hintergrund der aktuellen Inflation<br />

ist das berühmte Kopfkissen keine<br />

sinnvolle Alternative. Der Schlüssel für eine<br />

gute Einmalanlage liegt in der richtigen<br />

Planung.<br />

Aus langjähriger Erfahrung wünschen sich<br />

Kunden, die zum Beispiel Geld aus einer<br />

ablaufenden Lebensversicherung oder<br />

aus einer Erbschaft anlegen möchten, eine<br />

möglichst hohe Sicherheit, tendenziell<br />

kürzere Laufzeiten und eine große Flexibilität.<br />

Eben dafür ist der SI Wertspeicher<br />

entwickelt worden. Was dahintersteckt.<br />

Einfaches Anlagekonzept mit<br />

Beitragsgarantie bis zu 90 Prozent<br />

Der SI Wertspeicher ist die einfache<br />

fondsgebundene Lösung für Einmalbeiträge.<br />

Das Zwei-Topf-Modell beinhaltet das<br />

Sicherungsvermögen der SIGNAL IDUNA<br />

Lebensversicherung AG für die Garantie<br />

und eine Anlage in Investmentfonds, die<br />

der Kunde aus der Fondspalette frei wählen<br />

kann. Damit sichert er sich die Chancen<br />

der Kapitalmärkte für sein Rendite-Plus.<br />

Der SI Wertspeicher hält für die sicherheitsorientierten<br />

Einmalbeitragskundinnen und<br />

-kunden eine Beitragsgarantie von 50 bis<br />

zu 90 Prozent bereit. Und das Beste: Die<br />

Garantie greift bereits direkt ab dem ersten<br />

Tag. Das bedeutet, dass das garantierte<br />

Kapital von Beginn an im Sicherungsvermögen<br />

risikofrei investiert ist.<br />

Auch kürzere Laufzeiten sind<br />

im SI Wertspeicher möglich<br />

Bei Einmalbeiträgen und Wiederanlagen<br />

haben die Kundinnen und Kunden oft<br />

einen eher kürzeren Anlagehorizont.<br />

Deshalb können mit SI Wertspeicher nun<br />

Laufzeiten ab fünf Jahren angeboten werden,<br />

und das bereits für Einmalbeiträge ab<br />

Weitere Produktfeatures runden<br />

den SI Wertspeicher ab:<br />

• Es steht eine umfangreiche Fondspalette<br />

auch mit nachhaltigen Fonds und ETFs<br />

zur Verfügung.<br />

• Mit dem Ablaufmanagement können<br />

die Erträge aus der Fondsanlage in<br />

den letzten Jahren auf Kundenwunsch<br />

schrittweise gesichert werden.<br />

• Einschluss einer Hinterbliebenenabsicherung<br />

in der Anspar- und Rentenphase<br />

möglich<br />

• Bei mehr als einem ausgewählten Fonds<br />

wird mit dem optionalen Re-Balancing<br />

einmal jährlich die ursprüngliche prozentuale<br />

Aufteilung des gesamten Fondsguthabens<br />

wiederhergestellt.<br />

• Zuzahlungen bis maximal 50.000 Euro<br />

p. a. sind jederzeit möglich.<br />

Die SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AG<br />

bietet eine attraktive Gesamtverzinsung<br />

an. Für Zuteilungen im Jahr <strong>2023</strong> liegt<br />

die laufende Verzinsung bei 2,50 Prozent<br />

(Rechnungszins zuzüglich Zinsüberschuss).<br />

Der Schlussüberschuss und die Mindestbeteiligung<br />

an den Bewertungsreserven<br />

wurden zudem auf 0,5 Prozent verdoppelt.<br />

Somit beträgt die Gesamtverzinsung<br />

attraktive 3,0 Prozent.<br />

Nicht zuletzt ist der SI Wertspeicher natür -<br />

lich auch nachhaltig ausgerichtet – einerseits<br />

durch das Sicherungsvermögen der<br />

SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AG<br />

und andererseits durch zahlreiche nachhaltig<br />

ausgerichtete Investmentfonds.


60 | BERATER Weiterbildung<br />

»Es gibt Reformbedarf in der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung«<br />

Siegfried Isenberg, Leiter im Bereich Vertriebspartner der IKK Classic, spricht mit<br />

profino über die Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung.<br />

profino: Hat die Erhöhung des Zusatzbeitrags<br />

Mitglieder gekostet?<br />

Siegfried Isenberg: Wir sind der Empfehlung<br />

des Bundesministeriums für<br />

Gesundheit gefolgt und haben den Zusatzbeitrag<br />

angepasst. Aber wir haben<br />

den Beitrag deutlich unter der Inflationsgrenze<br />

angehoben. Da ist eine ganz<br />

hohe Akzeptanz beim Kunden. Aber ja,<br />

es gibt auch Kunden, die darüber verärgert<br />

sind und deswegen wechseln.<br />

profino: Die GKV hat ein Finanzierungsproblem.<br />

Wie könnte man das beheben?<br />

Isenberg: Es gibt Reformbedarf in der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung, und<br />

die Finanzierung muss auf den Prüfstand,<br />

das ist richtig. Die IKK Classic hat<br />

sich damit auch intensiv auseinandergesetzt<br />

und sich dazu eine Meinung<br />

Abonnieren Sie den profino-Podcast,<br />

um keine Folgen zu verpassen!<br />

»Ich würde mir<br />

wünschen, dass wir<br />

das Optimierungspotenzial<br />

nutzen.«<br />

Das Interview ist ein Auszug aus der<br />

25. Folge des profino-Podcasts „Müssen die<br />

Leistungen in der GKV gekürzt werden?“<br />

mit Siegfried Isenberg von der<br />

IKK Classic.<br />

Wie es weitergeht, können<br />

Sie auf Podcast-Plattformen<br />

wie Spotify, Apple- oder<br />

Google-Podcast hören.<br />

gebildet. Die kostendeckende Finanzierung<br />

der Beiträge für Bürgergeldbezieher*innen<br />

ist ein ganz großes Thema.<br />

Da geht es um annähernd zehn Milliarden<br />

Euro, die der GKV fehlen. Da fehlt<br />

einfach Geld im System, das durch die<br />

Solidargemeinschaft so nicht gedeckt<br />

werden kann. Dazu gibt es schon seit<br />

Langem Forderungen an die Politik, da<br />

nachzulegen.<br />

profino: Wären Leistungskürzungen<br />

eine Möglichkeit?<br />

Isenberg: Perspektivisch werden viele<br />

Stellschrauben gedreht werden müssen,<br />

um die Finanzierung unseres Gesundheitssystems<br />

auf dem jetzigen Niveau<br />

zu erhalten. Ich glaube, dass es sehr<br />

häufig an einer ethischen Frage hängt,<br />

wie wir mit Leistungen umgehen wollen.<br />

Ich würde mir wünschen, dass wir das<br />

Optimierungspotenzial nutzen. Ein<br />

weiterer Punkt ist: Wir haben einen<br />

großen Fachkräftemangel in Deutschland.<br />

Wenn wir diesen Fachkräftebedarf<br />

decken und auch für ausländische<br />

Fachkräfte attraktiv sind, macht das die<br />

Wirtschaft leistungsfähiger. Als Vertriebler<br />

sehe ich hier natürlich Vertriebspotenzial,<br />

aber das spült auch<br />

Geld in unser Gesundheitssystem. Das<br />

Leistungsthema ist sehr schwierig, aber<br />

es gibt auch Leistungen, wo noch Luft<br />

ist, wo wir uns einen Luxus leisten, der<br />

nicht unbedingt sein muss.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Weiterbildung BERATER | 61<br />

Buchtipps<br />

Lesenswertes für Makler<br />

Blondinen können alles.<br />

Außer Geld<br />

FinanzBuch Verlag<br />

Frauen investieren zu wenig. Vermögensaufbau<br />

und Altersvorsorge überlassen sie nach wie vor den<br />

Männern. Die Folge: Frauen haben kaum Eigentum,<br />

und Altersarmut ist fast immer gleichbedeutend mit<br />

Frauenarmut. Es ist höchste Zeit, dass Frauen ihre<br />

Finanzen in die eigenen Hände nehmen.<br />

Investorin und Unternehmerin Laura Schick erläutert,<br />

wie Frauen endlich mit dem Vermögensaufbau<br />

beginnen können: informativ und unterhaltsam, mit<br />

kritischen Fragen und<br />

ersten Schritten, um der<br />

selbst verschuldeten<br />

Vermögensprokrastination<br />

zu entkommen.<br />

Dabei berichtet sie auch<br />

von ihren eigenen Erfahrungen<br />

und räumt mit<br />

Vorurteilen auf. Ein pragmatischer<br />

Weckruf an<br />

alle Frauen, die eigene<br />

Rechnung endlich selbst<br />

zu übernehmen.<br />

Der Loop-Approach<br />

campus<br />

Im Kreis drehen, um voranzukommen ...<br />

… klingt erst mal wie ein Widerspruch,<br />

ist aber keiner! Seit Jahren wissen<br />

Manager, dass ihre Organisationsstrukturen<br />

nicht zukunftsfähig sind. Schnell<br />

rollte die Welle der „agilen Methoden“<br />

heran und versprach rasche Besserung.<br />

Doch was in Start-ups und Innovationsteams<br />

funktioniert, lässt sich nicht automatisch einem ganzen<br />

Konzern überstülpen! Da kann man einzelne Tools ausprobieren, soviel<br />

man will: Ohne das richtige Framework lassen sich starre Strukturen<br />

größerer Unternehmen nicht flexibilisieren. Genau das kann der Loop-<br />

Approach, der mithilfe eines iterativen Prozesses auch den größten<br />

Koloss in Bewegung setzt. Praxiserprobt bei Unternehmen wie Audi,<br />

Deutsche Bahn, Roche und Telekom.<br />

Fallstudien aus Transformationsprojekten in Konzernen und Mittelstand<br />

vorgestellt.<br />

Menschen überzeugen,<br />

die recht<br />

haben wollen<br />

campus<br />

Wie begeistere ich Kritiker für meine<br />

Ideen? Wie hole ich Menschen ins Boot, die<br />

stur auf ihren Überzeugungen beharren?<br />

Und warum eskalieren viele Diskussionen<br />

offline und online so schnell? Marie-Theres<br />

Braun zeigt anhand realer Geschichten aus Beruf und Alltag, wie viel<br />

Macht hinter kooperativen Strategien steckt. Sie erklärt den Hintergrund<br />

von Gesprächs-Sackgassen und verrät rhetorische Methoden,<br />

mit denen wir unser Gegenüber überzeugen und uns in Diskussionen<br />

behaupten können. Die Schritt-für-Schritt-Techniken verhelfen selbst<br />

konfliktscheuen Menschen zu mehr Durchsetzungsvermögen und<br />

Überzeugungskraft. Die Kommunikationsexpertin erläutert mitreißend,<br />

wie wir auch schwierige Menschen „knacken“ und zu einer<br />

positiven Gesprächskultur finden.<br />

Termine,<br />

Termine<br />

Im Juni lädt MCC<br />

zum IT-Kongress für<br />

Versicherungen nach<br />

München ein. Über<br />

zwei Tage fachsimpeln<br />

Experten über Trends<br />

und digitale Infrastrukturen<br />

der Assekuranzen.<br />

Wann Was Wo<br />

15.06.23 Digisurance <strong>2023</strong> Berlin<br />

19.-20.06.23 MCC IT-Optionen für Versicherungen München<br />

20.06.23 Forum betriebliche Vorsorge Neuss<br />

28.06.23 BCA Heimspiel <strong>2023</strong> Oberursel<br />

05.07.23 Investment-Tagung profino<br />

13.07.23 Gewerbe-Symposium Allianz<br />

11.08.23 <strong>procontra</strong> 04/23 Briefkasten<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


62 | BERATER Vergleichsrechner<br />

Objektivität wahren<br />

Vergleichsrechner gehören zu den Standardtools vieler Makler. Neue Eigentums verhältnisse<br />

und Planungen lassen aufhorchen, wie die Unabhängigkeit weiter gewährleistet wird.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Ob Vergleichsrechner noch objektive Ergebnisse liefern<br />

Wie Makler die Tools am besten einsetzen<br />

Welcher neue Vergleicher bald loslegt<br />

In einer Welt komplexer Versicherungstarife und<br />

detaillierter Bedingungswerke sind elektronische<br />

Vergleicher von größter Bedeutung für Makler.<br />

Mittlerweile befinden sich die Platzhirsche der<br />

Branche – Franke und Bornberg Research, Morgen<br />

& Morgen und softfair – alle in Besitz eines Versicherers<br />

oder Pools bzw. derer Schwesterunter-<br />

Illustration: Roman Kulon


Vergleichsrechner BERATER | 63<br />

nehmen (siehe Tabelle). Einige Beobachter fragen<br />

sich, ob die Vergleicher noch unabhängig von<br />

ihrem Eigentümer arbeiten bzw. die angezeigten<br />

Analyseergebnisse noch objektiv sind.<br />

Schwieriger Vergleich<br />

Hans-Peter Schwintowski, Rechtswissenschaftler<br />

und Versicherungsexperte, beruhigt: „Bei<br />

einem Vergleich der Vergleicher muss nicht<br />

Gleiches rauskommen.“ Denn dafür müsste man<br />

bei einem Test exakt die gleichen Parameter<br />

zugrunde legen und präzise vorgeben, welche<br />

Bedingungen miteinbezogen werden. Bei einem<br />

schnell mal eben durchgeführten Abgleich der<br />

Ergebnisse ist das naturgemäß nicht der Fall.<br />

Auch legt Schwintowski zufolge zum Beispiel<br />

ein Rechner bei den jeweils analysierten Tarifen<br />

den Fokus auf den Preis, ein anderer eher auf die<br />

Leistungsmerkmale, und ein dritter präsentiere<br />

bevorzugt Tarife mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

Allein deshalb könnten Ergebnisse<br />

unterschiedlicher Vergleicher bei gleicher<br />

Anfrage voneinander abweichen. Und Manuela<br />

Wolf von den Versicherungsforen Leipzig betont,<br />

dass man Vergleicher auch nach der Art ihrer<br />

Finanzierung unterscheiden sollte. Anbieter wie<br />

softfair oder Morgen & Morgen finanzierten sich<br />

über Lizenzen, die insbesondere von Maklern genutzt<br />

werden. Demgegenüber erhielten Vergleicher<br />

mit Registrierung als Makler wie Check24<br />

Provisionen von den Produktgebern.<br />

»Strikte Trennung«<br />

Laut Schwintowski ist für die Unabhängigkeit eines<br />

Vergleichers in Besitz eines Versicherers oder<br />

Pools entscheidend, ob der Mehrheitseigentümer<br />

Einfluss auf die Auswahl der Produkte nimmt<br />

und ob das Management und die Mitarbeiter frei<br />

entscheiden können. Dazu heißt es bei softfair:<br />

„Als Vergleichs- und Analysehaus ist es unabdingbar,<br />

unabhängig und neutral agieren zu können.“<br />

Und weiter: „Durch die strikte Trennung des Managements<br />

zwischen softfair/Ascore und Fonds<br />

Finanz können wir unseren Nutzern genau diese<br />

zwingend benötigte Unabhängigkeit und Neutralität<br />

garantieren. Insbesondere besteht keine<br />

Weisungsbefugnis seitens des Fonds-Finanz-<br />

Managements gegenüber den Mitarbeitern von<br />

softfair und Ascore.“<br />

»Bei einem Vergleich der Vergleicher<br />

muss nicht Gleiches rauskommen.«<br />

Ähnlich äußert sich eine Sprecherin von Morgen<br />

& Morgen: Ein Vertrag garantiere, dass das<br />

Management und die Mitarbeiter von Morgen &<br />

Morgen ohne Weisungen der Muttergesellschaft<br />

in Sachen (Tarif-)Vergleich handeln können. Die<br />

zugehörige Unabhängigkeitserklärung ist im<br />

Wer gehört wem?<br />

Ausgewählte Vergleicher für Versicherungen und ihre Eigentümer<br />

Name Eigentümer Vergleich von …<br />

Check24.de<br />

Comparit.de<br />

Franke und<br />

Born berg Research<br />

Morgen &<br />

Morgen<br />

keine Angaben<br />

Matthias Brauch (26 %),<br />

Mitarbeiter-KG (25 %), Netfonds,<br />

blau direkt, Maxpool<br />

(zusammen 49 %)<br />

Beratungssparte der Swiss Life<br />

Deutschland Holding (100 %)<br />

Jung, DMS & Cie. (100 %)<br />

allen gängigen<br />

Versicherungssparten<br />

Inbetriebnahme im<br />

ersten Halbjahr 2024<br />

allen gängigen<br />

Versicherungssparten<br />

allen gängigen<br />

Versicherungssparten<br />

Mr-Money.de Dirk Natschke (100 %) vor allem Sachversicherungen<br />

Nafi.de Acturis Deutschland (100 %)<br />

softfair.de<br />

Hans-Peter Schwintowski<br />

Rechtswissenschaftler<br />

Infitech (100 %); Infitech hält<br />

auch 100 % an Fonds Finanz<br />

vor allem Kfz-Einzelund<br />

-Flottentarifen<br />

allen gängigen<br />

Versicherungssparten<br />

Quelle: <strong>procontra</strong><br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


64 | BERATER Vergleichsrechner<br />

Internet einsehbar: www.jungdms.<br />

de/technologie/morgenmorgen/. Dort<br />

heißt es auch: „Morgen & Morgen<br />

wird als offene Plattform weiter für<br />

alle Kunden, Versicherer, Pools und<br />

Vertriebe zur Verfügung stehen.“<br />

Neuer Wettbewerber<br />

Und Franke und Bornberg Research,<br />

die mit Wirkung zum 1. Januar <strong>2023</strong><br />

von der Finanzberatungssparte des<br />

Versicherers Swiss Life Deutschland<br />

übernommen wurde, betonte im<br />

Maklers Meinung<br />

Vergleicher sind nützlich. Sie ersparen<br />

mir, bei jedem Versicherer<br />

selbst die Dokumente und Angebote<br />

einzuholen. Zudem erleichtern<br />

sie die Dokumentation und liefern<br />

Tabellen mit den Bedingungen der<br />

unterschiedlichen Gesellschaften.<br />

Aber bei mir als Makler mit Fokus<br />

auf Biometrieprodukten kommen<br />

die Tools oft erst nachgelagert zum<br />

Einsatz. Vorher erarbeite ich die<br />

Gesundheitshistorie eines Mandanten.<br />

Dafür nutze ich anonyme<br />

Risikovoranfragen bei ausgewählten<br />

Versicherern. Die Gesellschaften<br />

bewerten die Risikosituation der<br />

Mandanten unterschiedlich. Aufgrund<br />

meiner Erfahrung kann ich oft<br />

im Vorfeld abschätzen, welche Gesellschaft<br />

den Mandanten zu guten<br />

Bedingungen aufnehmen wird.<br />

Ein richtiger Risikoprüfer kann eine<br />

Gesundheitshistorie individueller<br />

bewerten und oft bessere Votings<br />

abgeben, als dies ein elektronisches<br />

Risikotool kann. Er kann einzelne<br />

Ereignisse im Kontext bewerten<br />

»Gute Beratung<br />

kann mehr«<br />

» Der Bedarf für<br />

einen neuen unabhängigen<br />

Vergleicher<br />

ist vorhanden.«<br />

Matthias Brauch<br />

Geschäftsführer von Comparit<br />

Milan Wasem-Bartel, freier Versicherungsmakler<br />

(www.pluspunkt-beratung.de)<br />

und so auch Vorerkrankungen<br />

annehmen, welche elektronische<br />

Risikotools ablehnen würden. So<br />

ist wiederkehrendes Bauchweh im<br />

Zusammenhang mit einer anderen<br />

geheilten und nicht mehr relevanten<br />

Vorerkrankung versicherbar, mit<br />

einer ungeklärten Ursache allerdings<br />

nicht.<br />

So kann einem Mandanten oft<br />

noch eine Arbeitskraftabsicherung<br />

verschafft werden, obwohl hier<br />

entsprechende Vergleicher oder<br />

Tools kein annehmbares Ergebnis<br />

geliefert hätten.<br />

Konkret filtere ich ein paar Anbieter<br />

vorab heraus, stelle dort die<br />

anonymen Risikovoranfragen und<br />

erst danach setze ich einen Vergleicher<br />

ein. Aus der Liste, die mir das<br />

Analysewerkzeug „ausspuckt“,<br />

arbeite ich dann mit den vorher<br />

angefragten Versicherern weiter.<br />

Schließlich habe ich dann drei<br />

passende Tarife für die weitere<br />

Beratung. Vergleicher sind nützlich,<br />

aber gute Beratung kann mehr.<br />

Pressetext vom 15. Dezember 2022<br />

anlässlich der Akquisition, dass die<br />

Eigenständigkeit des Unternehmens<br />

und des gesamten Teams erhalten<br />

blieben. Die Unabhängigkeit der Analysen<br />

sei durch einen Kooperationsvertrag<br />

mit der Rating-Einheit Franke<br />

und Bornberg, die von der Transaktion<br />

unberührt blieb, gesichert.<br />

Neben diesen drei Vergleichern gibt<br />

es insbesondere noch Mr-Money und<br />

Nafi, die Makler verstärkt nutzen.<br />

Deren Angebot ist allerdings nicht so<br />

umfassend. Darüber hinaus gehören<br />

Vergleichsrechner und andere nützliche<br />

Tools zum Standardangebot jedes<br />

Pools. Zum Teil kooperieren Pools<br />

sogar mit mehreren Vergleichern.<br />

Zudem steht neuer Wettbewerb an.<br />

Der ehemalige softfair-Chef Matthias<br />

Brauch glaubt eine Lücke entdeckt zu<br />

haben und will Comparit im Markt<br />

etablieren. „Der Bedarf für einen<br />

neuen unabhängigen Vergleicher ist<br />

vorhanden“, ist sich Brauch sicher.<br />

Breiter Marktauftritt<br />

An Comparit sei er zu 26 Prozent beteiligt,<br />

die Mitarbeiter mit insgesamt<br />

25 Prozent sowie die Maklerpools<br />

blau direkt, Maxpool und Netfonds. In<br />

Zukunft könnten sich weitere Pools,<br />

Großmakler und Vertriebe an der Gesellschaft<br />

beteiligen. „Dadurch erhoffen<br />

wir uns eine noch breitere Unterstützung<br />

am Markt.“ Die Mitarbeiter<br />

und er würden aber die Mehrheit der<br />

Gesellschafteranteile von 51 Prozent<br />

behalten.<br />

Noch sei Stephan Schinnenburg<br />

Co-Geschäftsführer bei Comparit.<br />

Der ehemalige Vertriebschef der<br />

Deutschen Familienversicherung und<br />

neue Boss der Landesschadenhilfe<br />

werde planmäßig zum 1. Juli <strong>2023</strong> aus<br />

der Geschäftsführung ausscheiden,<br />

sodass Brauch allein bei Comparit in<br />

der Verantwortung sei. Wie Brauch<br />

gegenüber <strong>procontra</strong> ausführt, laufen<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Vergleichsrechner BERATER | 65<br />

derzeit erste Anbindungsprojekte und<br />

der Aufbau der Datenbank. Im ersten<br />

Halbjahr 2024 sollen die ersten Lösungen<br />

„live gehen“. Perspektivisch sei<br />

Comparit ein „All-Sparten-Vergleicher<br />

für die Privatversicherung“.<br />

stehen –, würden fraglos sehr schnell<br />

abgestraft werden.“ Eine wichtige<br />

Voraussetzung für eine hochwertige<br />

Beratung seien ein möglichst uneingeschränkter<br />

Marktzugang und der<br />

Zugang zu professionellen, neutralen<br />

Analyse- und Vergleichsprogrammen.<br />

Anlass zur Besorgnis, dass dies nicht<br />

mehr so ist, habe er bisher nicht.<br />

Druck aufs Oligopol<br />

Wie viele Makler das Angebot nutzen<br />

werden, bleibt abzuwarten. Der eher<br />

oligopolistische Markt jedenfalls<br />

kommt in Bewegung. Norman Wirth,<br />

Rechtsanwalt und geschäftsführender<br />

Vorstand beim AfW Bundesverband<br />

Finanzdienstleistung, erinnert<br />

daran, dass Makler sich „in der Regel<br />

sehr bewusst den Schritt in die<br />

Unabhängigkeit und Selbstständigkeit<br />

gewählt haben. Versuche von<br />

Unternehmen, diese Unabhängigkeit<br />

zu beschneiden – und wenn es über<br />

Vergleicher ist, die in ihrem Besitz<br />

Sollten Makler mehrere Vergleicher nutzen?<br />

Mehrere Vergleicher<br />

vergrößern den Marktüberblick.<br />

Die Tools von Pools nutzen<br />

nur ein bestimmtes Produktportfolio.<br />

Ergebnisse von Vergleichern<br />

können sich unterscheiden.<br />

Große Vergleicher haben<br />

bereits einen umfassenden<br />

Überblick.<br />

Knappe Zeit für die Analyse<br />

des Kundenbedarfs zu<br />

nutzen ist wichtiger.<br />

Kosten für jede (Voll-)Lizenz<br />

eines Vergleichers<br />

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Neues von ALfonds:<br />

Die fondsbasierte<br />

Auszahlphase<br />

So können Ihre Kunden auch im Rentenalter<br />

in Fonds investiert bleiben und noch mehr<br />

aus ihrer Rente machen!<br />

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<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


66 | BERATER Vergütungssysteme<br />

Wird ein Wechsel honoriert?<br />

Das Damoklesschwert eines Provisionsverbots nährt Vermittlers Gedanken, auf Honorar<br />

umzustellen. Was beim Switch der Vergütungssysteme beachtet werden sollte<br />

FB FLORIAN BURGHARDT<br />

Die Diskussion über ein EU-weites<br />

Provisionsverbot für Geldanlage- und<br />

Altersvorsorgeprodukte hat viele<br />

Vermittler ins Grübeln gebracht: Ist<br />

die Provisionsvermittlung noch das<br />

Modell der Zukunft oder wären sie<br />

durch einen Wechsel in die Honorarberatung<br />

besser aufgestellt – auch<br />

ohne die Regelung durch ein offizielles<br />

Verbot?<br />

Diese Entscheidung hat Christian<br />

Krumbachner längst für sich getroffen<br />

(siehe „Maklers Meinung“). Er war<br />

die Rolle des „Produktverkäufers“ leid<br />

und hat als Honorarberater nun das<br />

Gefühl, das Richtige zu tun. Wenn<br />

man wie er schon Versicherungsmakler<br />

(Paragraf 34d I GewO) oder Finanzanlagenvermittler<br />

(34f GewO) ist,<br />

klingt das Umsatteln auf die Honorarberatung<br />

theoretisch leicht. Denn die<br />

benötigte Qualifikation ist bereits vorhanden,<br />

und so muss im Vermittlerregister<br />

der Industrie- und Handelskammern<br />

lediglich der Statuswechsel auf<br />

Paragraf 34d II (Versicherungsberater)<br />

bzw. 34h (Honorar-Finanzanlagenberater)<br />

erfolgen.<br />

Vorsicht, Fallstricke!<br />

„Allerdings ist der Rattenschwanz,<br />

der danach folgt, insbesondere im<br />

Versicherungsbereich nicht mehr<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Welche Hürden beim Wechsel<br />

der Vergütungssysteme<br />

entstehen<br />

Wie man diese durch<br />

Vorbereitung überwindet<br />

Wie ein Honorarmodell<br />

entwickelt werden kann<br />

Illustration: Roman Kulon


Vergütungssysteme BERATER | 67<br />

ganz so einfach zu bewältigen“, sagt<br />

Dieter Rauch, geschäftsführender Gesellschafter<br />

des Verbunds Deutscher<br />

Honorarberater (VDH). An diesen<br />

sind, laut eigenen Angaben, 694<br />

Unternehmen angeschlossen, unter<br />

denen sich auch der Großteil der<br />

registrierten Berater (siehe Grafik)<br />

befindet. Der VDH-Chef erlebe bei solchen<br />

Statuswechseln immer wieder,<br />

dass die frischgebackenen Berater<br />

anschließend reihenweise Kündigungen<br />

von Versicherern erhalten. Diese<br />

würden sich darauf berufen, dass nun<br />

keine gültige Erlaubnis mehr vorliege.<br />

„Das liegt daran, dass die IHK lediglich<br />

über den Wegfall der bisherigen<br />

Registrierung Auskunft geben, jedoch<br />

nicht über die neue Eintragung als<br />

Versicherungsberater informieren“,<br />

kritisiert Rauch.<br />

Ein Thema, das der Deutschen Industrie-<br />

und Handelskammer (DIHK)<br />

bislang nicht als problematisch<br />

geschildert wurde, erklärt dessen<br />

Pressesprecherin, Petra Blum, auf<br />

<strong>procontra</strong>-Nachfrage. Demnach erscheinen<br />

die Löschungen, also wenn<br />

jemand nicht mehr als Makler tätig<br />

ist, auf einer sogenannten Löschliste,<br />

auf die die Versicherer Zugriff haben<br />

und die sie regelmäßig abrufen.<br />

„Ummeldungen vom Vermittler zum<br />

Berater erscheinen dagegen nicht auf<br />

der Löschliste, da dies laut Gewerbeordnung<br />

nicht vorgeschrieben ist,<br />

somit also auch unzulässig wäre“,<br />

betont Blum. Da die IHK die Vertragspartner<br />

der Makler nicht kennen,<br />

erfolgt durch sie auch keine direkte<br />

Information. Aus Sicht der DIHK ist<br />

es deshalb Aufgabe der Berater, ihre<br />

Vertragspartner über den Wechsel zu<br />

informieren.<br />

Bestandsprovision<br />

darf weiter fließen<br />

Diesen Aufwand sollten Vermittler<br />

im Zuge eines Statuswechsels auf<br />

»Einige Gesellschaften<br />

bieten noch<br />

nicht einmal mehr<br />

Honorartarife an.«<br />

jeden Fall auf sich nehmen, denn<br />

es ist nicht nur ein formaler Akt,<br />

sondern es geht dabei auch um<br />

viel Geld. „Da man im Rahmen der<br />

IDD-Gesetzgebung den Wechsel vom<br />

Versicherungsvermittler zum Versicherungsberater<br />

wirtschaftlich attraktiv<br />

machen wollte, greift hier die<br />

Vermittlertypen im Vergleich<br />

Für die Honorarberatung haben Kunden weiterhin kaum Ansprechpartner.<br />

190.375<br />

Dieter Rauch<br />

VDH<br />

333<br />

Versicherungsberater<br />

Regelung des Paragrafen 156 Absatz 3<br />

GewO“, so Harald Peschken, Präsident<br />

des Bundesverbands der Versicherungsberater<br />

e. V. (BVVB), dem aktuell<br />

97 Versicherungsberater angehören.<br />

Die von ihm zitierte Rechtsnorm erlaubt<br />

es Beratern, weiterhin Provisionen<br />

für Verträge zu kassieren, die sie<br />

vor ihrem Statuswechsel vermittelt<br />

haben. Das erleichtert die Mitnahme<br />

der Kunden in die Honorarberatung,<br />

da sich für sie nichts ändert. Für ihre<br />

Verträge erhält der Berater weiterhin<br />

die Bestandspflegeprovision und<br />

muss sich sein Einkommen somit<br />

nicht von einem Tag auf den anderen<br />

komplett neu aufbauen. Wissen<br />

die Versicherer aber nichts von dem<br />

neuen Status, sondern nur von der<br />

Löschung als Vermittler, stellen sie<br />

die Zahlungen erst einmal ein. „Am<br />

besten sollte man sich vor dem Wechsel<br />

eine schriftliche Zusage für die<br />

Fortzahlung der Provisionen bei allen<br />

Versicherern einholen“, empfiehlt<br />

Rauch.<br />

Um möglichst keine Kunden beim<br />

Wechsel vom Makler zum Berater<br />

zu verlieren, empfehlen VDH und<br />

39.949<br />

306<br />

Versicherungsvermittler<br />

Finanzanlagenvermittler<br />

Honorar-Finanzanlagenberater<br />

Quelle: DIHK, Stand: 01.01.<strong>2023</strong><br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


68 | BERATER Vergütungssysteme<br />

BVVB größtmögliche Transparenz.<br />

Besonders die Unabhängigkeit der<br />

Honorarberatung sollte betont werden,<br />

findet Rauch, gerne auch durch<br />

Hinweis auf die Kosten herkömmlicher<br />

Provisionsmodelle: „Vielen<br />

Kunden ist nicht bewusst, dass bereits<br />

heute keine kostenlose Beratung<br />

existiert.“ Wichtig sei zudem eine<br />

faire Preisgestaltung. Bei den VDH-<br />

Unternehmen würden die durchschnittlichen<br />

Stundensätze zwischen<br />

180 und 250 Euro pro Stunde liegen,<br />

Maklers Meinung<br />

Ich war über zehn Jahre als Makler<br />

selbstständig und habe mich dann<br />

für die Honorarberatung entschieden.<br />

Ich finde, dass die herkömmliche<br />

Provisionsberatung Fehlanreize<br />

zum Verkauf auch unnötiger<br />

Produkte bietet, während man als<br />

Honorarberater für seine Beratungsleistung<br />

direkt vom Kunden<br />

entlohnt wird. Nicht selten ist der<br />

Rat, etwas nicht zu unterschreiben,<br />

der bessere. In der Provisionswelt<br />

wird dieser Rat aber nicht allzu gern<br />

gegeben, wenn man als Folge für<br />

seine Beratungsleistung kein Geld<br />

bekommt. Dieses Dilemma und das<br />

mitunter niedrige Ansehen für<br />

Versicherungsvermittler war ich<br />

eines Tages leid. Über einen<br />

Bekannten, der zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits circa 15 Jahre als Honorarberater<br />

gearbeitet hat, konnte ich<br />

diesen Beratungsansatz näher<br />

kennenlernen. Zur Vorbereitung<br />

seines Ruhestandes trat ich dann in<br />

sein Unternehmen ein, welches ich<br />

so Rauch. Die BVVB-Mitglieder wiederum<br />

würden, laut ihrem Präsidenten,<br />

ihre Stundensätze häufig analog<br />

dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz<br />

berechnen. Letztendlich müsse aber<br />

jeder selbst unter Einbeziehung aller<br />

seiner Kosten ein betriebswirtschaftlich<br />

sinnvolles Stundenhonorar festlegen,<br />

so Peschken. Und Rauch merkt<br />

an: „Wir raten davon ab, fantasiereiche<br />

Honorarmodelle aus der Luft<br />

zu greifen.“ Zur Unterstützung bietet<br />

der VDH auf seiner Internetseite für<br />

»Das Dilemma war ich<br />

eines Tages leid«<br />

Honorarberater Christian Krumbachner ist<br />

Geschäftsführer der BergWerte Finanzkanzlei<br />

GmbH im bayerischen Traunstein.<br />

dann vergangenes Jahr übernommen<br />

habe. Die Kunden aus der<br />

Maklerzeit sind uns hierbei treu<br />

geblieben. Unsere Neukunden<br />

kommen in der Regel auf Empfehlung<br />

oder über den VDH. Sie haben<br />

oft komplexe Beratungsfelder zu<br />

klären oder sind durch negative<br />

Erfahrungen aus der Provisionsberatung<br />

auf die Honorarberatung<br />

aufmerksam geworden. Makler, die<br />

wechseln möchten, sollten vorher<br />

prüfen, ob die Honorarberatung zu<br />

ihrem Geschäftsmodell passt. Ein<br />

Umdenken vom Verkäufer zum<br />

Berater ist ein Prozess. Es geht nicht<br />

um Produkte, sondern um die<br />

Beratung, Planung oder Klärung<br />

spezifischer Szenarien der Kunden.<br />

Produktumsetzungen infolge einer<br />

Finanzplanung basieren auf<br />

Transparenz und Wissen. Eine<br />

vernünftige betriebswirtschaftliche<br />

Kalkulation des eigenen Stundensatzes<br />

und des Dienstleistungsportfolios<br />

ist oberste Prämisse.<br />

registrierte Nutzer ein Honorar-Berechnungstool<br />

an.<br />

Versicherer erschweren<br />

Zusammenarbeit<br />

Rauch nennt noch eine weitere Hürde,<br />

speziell für Versicherungsberater.<br />

Sie dürfen zwar ebenfalls normale<br />

Tarife vermitteln, anders als ihre<br />

34h-Kollegen die erhaltene Courtage<br />

anschließend aber nicht an ihre Kunden<br />

weiterreichen. Denn die Courtage-Auskehrung<br />

an Kunden muss in<br />

solchen Fällen laut Paragraf 48c I Versicherungsaufsichtsgesetz<br />

durch die<br />

Versicherungsunternehmen erfolgen,<br />

was bei diesen einen Mehraufwand<br />

in der Verwaltung verursacht. „Das<br />

führt dazu, dass kaum ein Versicherer<br />

bereit ist, mit Versicherungsberatern<br />

zusammenzuarbeiten. Einige Gesellschaften<br />

bieten noch nicht einmal<br />

mehr Honorartarife an“, kritisiert<br />

Rauch.<br />

Der GDV erklärt dazu auf Nachfrage:<br />

„Für einige Unternehmen ist das<br />

Geschäft mit Nettotarifen – zumindest<br />

in bestimmten Segmenten –<br />

durchaus signifikant. Über den<br />

ganzen Sektor hinweg bleibt es jedoch<br />

faktisch unbedeutend.“ Das begründet<br />

der Gesamtverband mit der<br />

geringen Nachfrage solcher Tarife<br />

durch Berater und Makler. Einen<br />

merklichen Schub dürfte die Honorarberatung<br />

also wohl doch erst mit<br />

einem Provisionsverbot erhalten.<br />

Long Story short<br />

Auf Statuswechsel folgen oft<br />

vermeidbare Provisionsstopps.<br />

Honorarberechnung wird zur<br />

Gretchenfrage.<br />

Versicherer erschweren<br />

Beratern die Zusammenarbeit.<br />

Foto: BergWERTE Finanzkanzlei


AXA | ANZEIGE<br />

Altersvorsorge von AXA:<br />

Mehr Rente fürs gleiche Geld<br />

Wer in Rente geht, hat in der Regel noch viele Pläne – zum Beispiel reisen, renovieren oder in eine<br />

altersgerechte Immobilie investieren. Darum ist es wichtig, sich bei der Planung der eigenen Altersvorsorge<br />

folgende Frage zu stellen: Welche finanziellen Möglichkeiten möchte ich später haben?<br />

Im Ruhestand flexibel bleiben<br />

So individuell, wie die Pläne für den<br />

Ruhestand aussehen, so flexibel sollte die<br />

Altersvorsorge gerade auch im Rentenbezug<br />

sein.<br />

AXA hat darauf eine Antwort: die Rentenphase<br />

Performance. Diese ermöglicht es<br />

Kund:innen, kurz vor Beginn der Auszahlungen<br />

festzulegen, wie und wie lange<br />

diese ausgezahlt werden sollen: als Rente,<br />

als Kapitalauszahlung oder als Kombination<br />

aus beidem.<br />

Selbst nach Beginn der Auszahlung sind<br />

Zuzahlungen, Entnahmen, Erhöhung oder<br />

Reduzierung der Rente flexibel möglich.<br />

Was die Rentenphase Performance besonders<br />

attraktiv macht: Während des Rentenbezugs<br />

wird das Vertragsvermögen weiter<br />

an einem Index beteiligt. So profitieren<br />

Kund:innen auch nach der Ansparphase<br />

von den Chancen des Kapitalmarkts.<br />

Mit Diversifikation zur positiven Rendite<br />

Wer die Ansparphase gewinnbringend<br />

gestalten möchte, kommt am Kapitalmarkt<br />

nicht vorbei. Die Angst vor Verlusten<br />

sollte dabei nicht von einem Investment<br />

abhalten. Denn die Erfahrung zeigt: Bereits<br />

ab einem Anlagehorizont von 15 Jahren<br />

hatten Aktien in der Vergangenheit immer<br />

eine positive Rendite.<br />

Hier zeigt sich, wie wichtig das Zusammenspiel<br />

von Anlagedauer, Diversifikation und<br />

Anlagenmanagement ist.<br />

Als einer der größten Kapitalanleger der<br />

Welt setzt AXA Investment Managers<br />

insbesondere auf eigene, speziell auf<br />

Altersvorsorge ausgerichtete Portfolios.<br />

Diese werden für die Kund:innen so kombiniert,<br />

dass sie perfekt zu den individuellen<br />

Risikoprofilen und persönlichen Anlagepräferenzen<br />

passen – hier fokussiert AXA<br />

sich besonders auf zukunftsgerichtete<br />

Themenfonds.<br />

Dr. Claus Hunold,<br />

Leiter Maklervertrieb AXA Konzern AG<br />

Portfolio mit Zukunft:<br />

Heute in morgen investieren<br />

Eine der größten Herausforderungen<br />

unserer Zeit: unseren Planeten für nachfolgende<br />

Generationen erhalten. AXA nimmt<br />

sich dieser Aufgabe an und bündelt etwa<br />

im Portfolio Zukunft globale Wachstumstrends.<br />

Dazu zählen insbesondere Umweltschutz<br />

und Nachhaltigkeit, aber auch Digitalisierung,<br />

KI und Robotik. So investieren<br />

Kund:innen in die eigene Vorsorge und in<br />

eine nachhaltige Zukunft für alle.<br />

Jetzt investieren – weil jeder Tag zählt<br />

Für die perfekte Altersvorsorge gilt:<br />

Frühzeitig investieren lohnt sich. Wer dabei<br />

zusätzlich auf jahrelange Expertise,<br />

attraktive Renditen und Flexibilität setzen<br />

möchte, hat mit AXA den richtigen Partner<br />

an der Seite.


70 | BERATER Pflegeversicherung<br />

Löst eine Versicherungspflicht<br />

das Pflegeproblem?<br />

Das System der sozialen Pflegeversicherung steckt tief in der Krise. Ein Expertenrat schlug<br />

nun die Einführung einer Pflichtversicherung vor. Wirtschaftswissenschaftler Jürgen<br />

Wasem und AfW-Vorstand Norman Wirth haben dazu konträre Ansichten.<br />

pro<br />

Die Kosten, die pflegebedürftige Menschen<br />

selbst tragen müssen, sind in<br />

den letzten Jahren deutlich gestiegen.<br />

Insbesondere die Pflege in Heimen<br />

hat sich spürbar verteuert. Die Gründe<br />

sind vielfältig.<br />

Als die gesetzliche Pflegeversicherung<br />

eingeführt wurde, ist der Gesetzgeber<br />

von einer Verteilung der Lasten ausgegangen:<br />

So soll die Versicherung im<br />

häuslichen Umfeld die Pflege unterstützen<br />

und im Heim ausschließlich<br />

die reinen Pflegekosten übernehmen.<br />

Die Investitionskosten der Pflegeeinrichtungen<br />

sollten dagegen die Bundesländer<br />

tragen, Kosten für Unterkunft<br />

und Verpflegung hingegen die<br />

Pflegebedürftigen selbst.<br />

Nicht alle werden mit freiwilliger<br />

Vorsorge erreicht<br />

Allerdings sind die Leistungen der<br />

Pflegeversicherung in der Vergangenheit<br />

hinter der tatsächlichen Kostenentwicklung<br />

zurückgeblieben. Damit<br />

sind die Eigenanteile für pflegebedürftige<br />

Menschen heute deutlich<br />

höher als ursprünglich vorgesehen.<br />

Das belastet die Familien der Pflegebedürftigen,<br />

gleichzeitig steigen<br />

auch die staatlichen <strong>Ausgabe</strong>n für die<br />

»Bürgerinnen und<br />

Bürger sorgen nicht<br />

oder nicht in einem<br />

ausreichenden<br />

Maße vor, obwohl<br />

sie es eigentlich<br />

könnten.«<br />

Jürgen Wasem<br />

Professor für Medizinmanagement<br />

Unterstützung derjenigen, die diese<br />

Kosten nicht tragen können.<br />

Was also tun? Man könnte auf mehr<br />

Eigenverantwortung der Menschen<br />

setzen.<br />

Allerdings spricht die Erfahrung der<br />

letzten Jahre und Jahrzehnte dagegen.<br />

Bürgerinnen und Bürger sorgen nicht<br />

oder nicht in einem ausreichenden<br />

Maß vor, obwohl sie es eigentlich<br />

könnten. Beispiele hierfür gibt es<br />

nicht nur in Deutschland und nicht<br />

nur für die Pflegeversicherung.<br />

Gleichzeitig können bei einer freiwilligen<br />

Vorsorge nicht zielgenau<br />

diejenigen erreicht und entlastet<br />

werden, die dies besonders brauchen.<br />

Will man daher eine breite Absicherung<br />

für den Fall der Pflegebedürftigkeit<br />

erreichen und gleichzeitig gezielt<br />

Menschen mit geringeren Einkommen<br />

oder in bestimmten Lebenssituationen<br />

unterstützen, so spricht<br />

einiges für eine Versicherungspflicht.<br />

Dann bliebe noch die Entscheidung<br />

zu treffen, in welcher Form diese Versicherungspflicht<br />

zu erfüllen ist.<br />

Möglich wäre es, die Leistungen<br />

im Pflichtversicherungssystem der<br />

gesetzlichen Pflegeversicherung<br />

auszuweiten und entsprechend die<br />

Beiträge für alle zu erhöhen.<br />

Allerdings sind bereits heute die<br />

Folgen der Bevölkerungsalterung in<br />

unseren Sozialversicherungssystemen<br />

sichtbar, eine Entspannung ist in<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Pflegeversicherung BERATER | 71<br />

den nächsten Jahrzehnten nicht in<br />

Sicht, im Gegenteil. Deshalb ist es<br />

notwendig, neue Wege zu gehen und<br />

alternative Möglichkeiten zu denken,<br />

wie Pflegevorsorge verpflichtend,<br />

aber sozialpolitisch tragbar ausgestaltet<br />

werden kann. Eine zusätzliche,<br />

kapitalgedeckte Pflegeversicherung,<br />

die sozialpolitisch flankiert und an<br />

vielen Stellen reguliert ist, kann das<br />

Finanzierungsproblem in der Pflege<br />

lösen, ohne die heute bereits erkennbaren<br />

Probleme des Pflichtversicherungssystems<br />

in der Zukunft fortzuführen.<br />

contra<br />

Was da von dem Expertenrat skizziert<br />

wird, ist im Prinzip eine Reform der<br />

gesetzlichen Pflegeversicherung.<br />

Dazu bedarf es der privaten Versicherer<br />

nicht. Kontrahierungszwang,<br />

keine Gesundheitsprüfung, Risikoausgleich<br />

zwischen den Versicherungsunternehmen,<br />

keine Beratung –<br />

das hat mit Freiheit und Wettbewerb<br />

nichts mehr zu tun. Das kann auch<br />

eine zentrale Staatsbehörde erledigen.<br />

Beiträge werden unnötig erhöht<br />

Aber es gibt noch mehr Argumente:<br />

Ohne Gesundheitsprüfung und<br />

selektive Vertragsgestaltung würden<br />

Menschen mit höherem Risiko für<br />

Pflegebedürftigkeit denselben Beitrag<br />

zahlen wie Menschen mit geringerem<br />

Risiko. Das haben wir nicht einmal in<br />

der Kfz-Haftpflichtversicherung. Dies<br />

würde zu einer ungleichen Risikoverteilung<br />

führen und die Beiträge für<br />

viele Versicherte unnötig erhöhen.<br />

Da es sich um eine Pflichtversicherung<br />

mit Kontrahierungszwang handeln<br />

soll, wäre man auf einen Vertrieb<br />

nicht angewiesen. Die Kosten sollen ja<br />

auch maximal gering bleiben, jedoch<br />

soll ein – sicherlich ruinöser – Wettbewerb<br />

mit den gesetzlichen Kassen<br />

geführt werden. Aber ohne Beratung<br />

würden viele Menschen nicht verstehen,<br />

welche Leistungen in der Versicherung<br />

enthalten sind. Dadurch<br />

könnten sie falsche Entscheidungen<br />

treffen.<br />

»Ohne Gesundheitsprüfung<br />

würden<br />

Menschen mit<br />

höherem Risiko<br />

denselben Beitrag<br />

zahlen wie<br />

Menschen mit<br />

geringerem Risiko.«<br />

Norman Wirth,<br />

geschäftsführender Vorstand<br />

des AfW Bundesverbands<br />

Ein Moloch an staatlicher Aufsicht<br />

entstünde. Vertrieben werden sollen<br />

die Pflegeversicherungen nach Vorstellung<br />

des Expertenrates nicht nur<br />

durch die privaten Krankenversicherer,<br />

sondern auch durch Krankenkassen.<br />

Diese sollen den Wettbewerb um<br />

niedrige Verwaltungskosten weiter<br />

anheizen. Ohne gute staatliche Kontrolle<br />

der privaten Pflegeversicherung<br />

im Wettbewerb mit den gesetzlichen<br />

Kassen könnten Versicherungen ihre<br />

Versprechungen vielleicht nicht einhalten<br />

und die Versicherten im Pflegefall<br />

benachteiligen. Eine staatliche<br />

Regulierung würde jedoch erhebliche<br />

Steuergeldausgaben verursachen.<br />

Der Bundesverband Finanzdienstleistung<br />

AfW setzte 2013 beim Bundesgerichtshof<br />

im Rahmen eines Wettbewerbsprozesses<br />

durch, dass die AOK<br />

Nordost es zukünftig zu unterlassen<br />

hat, ohne die notwendige Erlaubnis<br />

nach Paragraf 34d Gewerbeordnung<br />

private Krankenzusatzversicherungen<br />

anzubieten, zu ermöglichen und/oder<br />

mit einem derartigen Angebot zu werben.<br />

Ein Paukenschlag, der auch bei<br />

privaten Versicherern nicht nur zu<br />

Jubel geführt hat. Ja. Aber warum<br />

wurde der Prozess geführt und hat<br />

der BGH so entschieden? Weil der<br />

Gesetzgeber explizit eine Beratung<br />

der Versicherungsnehmer im Bereich<br />

der privaten Versicherungsvermittlung<br />

verlangt. Zu Recht! Und entweder<br />

geht es hier um eine staatlich<br />

organisierte Versicherung oder wir<br />

sind im Bereich der privaten Versicherung<br />

– dann aber mit Beratung<br />

vor der Vermittlung durch diejenigen,<br />

die es können.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


SACHWERTE<br />

<strong>procontra</strong> 2 | <strong>2023</strong>


Gold-Investor-<br />

Index klettert<br />

weiter<br />

Rest der Welt holt gegenüber<br />

Deutschland auf.<br />

Die Deutschen zählen nach wie vor zu den aktivsten<br />

Goldinvestoren. Dennoch verringerte sich<br />

ihre Dominanz gegenüber dem Rest der Welt. Der<br />

Abstand zwischen dem Gold-Investor-Index (GII)<br />

Deutschland (54,1) und dem GII für den Rest der<br />

Welt (53,8) notierte im April auf dem niedrigsten<br />

Stand seit fast neun Jahren. Zuletzt stieg er<br />

in Deutschland um 0,9, im Rest der Welt um 2,0<br />

Punkte.<br />

Der GII ist ein Stimmungsbarometer für Edelmetalle,<br />

das aus den tatsächlichen Kauf- und<br />

Verkaufsentscheidungen durch den Marktplatz<br />

BullionVault ermittelt wird. Ein genaues Gleichgewicht<br />

zwischen Käufern und Verkäufern ergäbe<br />

einen Wert von 50,0.<br />

Weitere Themen<br />

Immobilien: Folgen der Steuerreform 74<br />

Zinswende stresst Finanzierungspläne 76<br />

E-Mobilität & Investments in Oldtimer 80<br />

Foto: LV4260


74 | SACHWERTE Neue Steuerregeln für Immobilienbesitzer<br />

»Voreiliger Verkauf nicht ratsam«<br />

Seit Jahresbeginn werden bestimmte Immobilien im Erbfall höher besteuert. Warum das<br />

den Markt ändern wird, erklärt Thorsten Bader, Geschäftsführer der B&B Optimal GmbH.<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wo die Immobilienpreise<br />

durch das Gesetz sinken<br />

Wann ein Verkauf sinnvoll ist,<br />

um Steuern zu sparen<br />

Welche Tücken das neue<br />

Steuergesetz hat<br />

<strong>procontra</strong>: Seit Januar gilt das neue<br />

Jahressteuergesetz, wonach die Erbschafts-<br />

und Schenkungssteuer für<br />

einige Immobilien neu berechnet werden.<br />

Infolgedessen rechnet der Eigentümerverband<br />

Haus & Grund mit einem<br />

Anstieg der Steuersätze um 20 bis 30<br />

Prozent. Ihr Unternehmen prognostizierte<br />

kürzlich, dass die neue Regelung<br />

unzählige Immobilien auf den Markt<br />

spülen werde. Warum?<br />

Thorsten Bader: Zunächst einmal gibt<br />

es natürlich innerhalb der neuen Steuerregelung<br />

Freibeträge – trotzdem sind<br />

viele Menschen von der Steuererhöhung<br />

betroffen, sodass eine große Zahl<br />

Vererbungswilliger sicher als Ausweg<br />

den Verkauf wählen wird. Sie wollen<br />

ihren Kindern keine Last in Form einer<br />

höheren Besteuerung hinterlassen und<br />

vererben deshalb lieber das so erworbene<br />

Kapital. Ein zweiter Grund, der<br />

Immobilien auf den Markt spülen wird:<br />

Auch mit der Grundsteuerreform hat<br />

sich für Eigenheimbesitzer der Kostendruck<br />

erhöht. Zusätzlich gilt die Pflicht<br />

zu energetischen Sanierungen und dem<br />

Einbau von Wärmepumpen. Dadurch<br />

wird eine wahnsinnige Verunsicherung<br />

in den Markt gestreut. Es kommen hier<br />

also mehrere Faktoren zusammen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie hat sich Ihr Beratungsalltag<br />

durch das neue Gesetz verändert?<br />

Bader: Wir bekommen momentan sehr<br />

viele Anfragen, die Verunsicherung der<br />

Menschen ist spürbar. Sie fürchten die<br />

hohe Steuerlast für ihre Erben. Dabei<br />

sorgen sich viele auch umsonst, weil<br />

sie mit ihrer Immobilie gar nicht in den<br />

Bereich kommen, der höher besteuert<br />

wird. Die höhere Besteuerung gilt nur in<br />

einigen Fällen, beispielsweise wenn regionale<br />

Vergleichswerte fehlen. Zudem<br />

muss der Immobilienwert oberhalb des<br />

Freibetrags von 400.000 Euro liegen.<br />

<strong>procontra</strong>: Auf welche Eigenheimbesitzer<br />

kommen die größten Veränderungen<br />

zu?<br />

Bader: Von der Gesetzesänderung<br />

sind vor allem Wohnungs- und Eigenheimbesitzer<br />

aus Ballungsgebieten, wie<br />

München oder Hamburg, betroffen. In<br />

den wirtschaftsstarken Regionen merkt<br />

man auch schon, dass mehr Immobilien<br />

auf den Markt kommen. In den A-Lagen<br />

rechne ich mit erheblichen Preisrückgängen.<br />

Solange wir uns nicht im Luxussegment<br />

befinden, werden die Preise<br />

auch in den B-Lagen moderat sinken.<br />

Kaum Auswirkungen sehe ich in den<br />

C-Regionen, beispielsweise in Duisburg,<br />

Wilhelmshaven oder Wuppertal.<br />

<strong>procontra</strong>: Neben dem Verkauf gibt<br />

es noch andere Möglichkeiten, um der<br />

höheren Besteuerung zu entgehen –<br />

beispielsweise durch eine Schenkung zu<br />

Lebzeiten mit Nießbrauchrecht. Werden<br />

Immobilienbesitzer nicht eher diese<br />

Option in Erwägung zu ziehen, anstatt<br />

direkt zu verkaufen?<br />

Bader: Das kann man so sicher nicht sagen.<br />

Viele unserer Kunden haben diese<br />

Sichtweise: Wenn ich meine Immobilie<br />

jetzt verkaufe, habe ich das Geld erst<br />

mal auf dem Konto. Dann kann ich beispielsweise<br />

eine Familienstiftung gründen,<br />

in die ich das Geld gebe, um die<br />

Immobilie wieder anzukaufen. Auffällig<br />

ist, dass seit der Gesetzesänderung bei<br />

uns auch die Nachfrage nach einer Teilverkaufsberatung<br />

gestiegen ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Wem raten Sie zum Verkauf?<br />

Bader: Zum jetzigen Zeitpunkt würde<br />

ich niemandem zum Verkauf raten.<br />

Man muss nur in die Vergangenheit<br />

schauen, wenn man wissen will, wie es<br />

weitergeht. In Zinshochphasen waren<br />

die Gewinner immer die Immobilienbesitzer<br />

– weil eine Immobilie, langfristig<br />

gesehen, nicht der Inflation unterliegt.<br />

Wenn ich heute ein Objekt kaufe mit<br />

einer Mietrendite von 4 Prozent und ich<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Neue Steuerregeln für Immobilienbesitzer SACHWERTE | 75<br />

»Der realistische<br />

Wert der Immobilie<br />

ist den meisten<br />

unbekannt.«<br />

setze eine konservative Inflationsrate<br />

von 4 Prozent dagegen, habe ich schon<br />

eine Rendite von 8 Prozent erzielt. Das<br />

habe ich bei keiner anderen Anlageform.<br />

Deshalb ist es falsch, aus einer<br />

Verunsicherung heraus die Immobilie<br />

voreilig zu verkaufen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wird mit dem neuen Steuergesetz<br />

tatsächlich eine Anpassung<br />

an den Markt vollzogen, wie sie die<br />

Regierung mit der Gesetzesänderung<br />

beabsichtigt hat?<br />

Bader: Die neue Bewertungsform bildet<br />

den Markt ab – aber unter der Voraussetzung,<br />

dass viele Komponenten eine<br />

Rolle spielen, unter anderem diese: In<br />

welchem Zustand ist das Haus? Das<br />

wissen die meisten Eigentümer nicht.<br />

Gibt es kein Gutachten, legt das Finanzamt<br />

den Wert fest. Ich gehe davon aus,<br />

dass durch das neue Gesetz die meisten<br />

Menschen draufzahlen – weil ihnen der<br />

realistische Wert ihrer Immobilie unbekannt<br />

ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Das neue Gesetz schreibt<br />

zwar höhere Steuersätze vor, eine Anpassung<br />

der Freibeträge ist darin aber<br />

nicht vorgesehen. Ist das für Sie nachvollziehbar?<br />

Bader: Ich empfinde das als ungerecht.<br />

Denn auf der einen Seite drehe ich an<br />

einer Schraube, um mehr Steuereinnahmen<br />

zu generieren. Aber auf die andere<br />

Seite wird im Gegenzug nicht geachtet.<br />

<strong>procontra</strong>: Gibt es weitere Kritikpunkte?<br />

Long Story short<br />

Bader: Das neue Gesetz ist so kompliziert,<br />

dass nur Profis durchsteigen.<br />

Deshalb hätte vor Inkrafttreten ein<br />

Zeitraum zur Verfügung stehen müssen,<br />

in dem sich Immobilienbesitzer in Ruhe<br />

informieren können. Stattdessen wurde<br />

das Gesetz in einer Art Hauruckaktion<br />

durchgewuchtet.<br />

<strong>procontra</strong>: Abseits der neuen Steuerregelung:<br />

Welchen Effekt hat das verabschiedete<br />

Gebäudeenergiegesetz auf<br />

den Immobilienmarkt?<br />

Bader: Das ist ein weiterer Treiber für<br />

den Wandel. Wenn ich jetzt ein Haus<br />

energetisch auf Vordermann bringen<br />

will, bin ich schnell bei 60.000 bis<br />

70.000 Euro. Auch deshalb verkaufen<br />

viele Menschen lieber, bevor die Last bei<br />

ihren Kindern liegt. Es gibt zwar eine<br />

Menge Förderprogramme, aber es ist<br />

sehr schwer, sich durch das Dickicht zu<br />

wühlen. Diese ganze Gemengelage<br />

drückt noch stärker Immobilien in den<br />

Markt.<br />

Um Erben höhere Steuerlasten zu ersparen,<br />

erwägen Eigenheimbesitzer verstärkt einen Verkauf.<br />

In Kombination mit der Grundsteuerreform und<br />

der Pflicht zu energetischen Sanierungen können<br />

Immobilienpreise sinken.<br />

Neue Bewertungsform bei der Erbschaftssteuerberechnung<br />

führt zu unrealistischen Immobilienwerten.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


76 | SACHWERTE Baufinanzierung<br />

Zwangsverkauf statt<br />

Anschlussfinanzierung?<br />

Eigenheimbesitzer fürchten derzeit ihre Anschlussfinanzierung, da die Zinsen<br />

in die Höhe schnellen. Wie Berater unterstützen können, damit der Traum<br />

der Immobilie nicht zum Albtraum wird<br />

MM MARIAM MISAKIAN<br />

Illustration: Roman Kulon


Baufinanzierung SACHWERTE | 77<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie kritisch es um die<br />

Anschlussfinanzierungen<br />

der Deutschen steht<br />

Wie das Thema Forward-Darlehen<br />

platziert werden kann<br />

Alternativen für eine langfristige<br />

Zinsabsicherung<br />

Die gestiegenen Bauzinsen erschweren<br />

nicht nur Kaufwilligen derzeit<br />

den Weg ins Eigenheim. Wer bereits<br />

eine Immobilie besitzt und noch abbezahlt,<br />

könnte mit Blick auf die anstehende<br />

Anschlussfinanzierung bald<br />

erst recht vor existenziellen Nöten<br />

stehen. Während Banken im Jahr 2015<br />

Immobilienkredite mit zehnjähriger<br />

Laufzeit noch für durchschnittlich<br />

1,32 Prozent verscherbelten, liegt der<br />

Zins derzeit durchschnittlich bei viel<br />

höheren 3,8 Prozent. Das dürfte sich<br />

in der monatlichen Tilgungsrate für<br />

Kreditnehmer bemerkbar machen –<br />

und gerade in Zeiten explodierender<br />

Nebenkosten und gestiegener Lebensmittelpreise<br />

den einen oder anderen<br />

an seine finanziellen Grenzen<br />

bringen.<br />

In der Beratung zeigte das bereits im<br />

vergangenen Jahr seinen Effekt. „Mit<br />

dem Beginn der Zinsanhebungen<br />

Anfang 2022 schlossen drei bis vier<br />

Mal so viele Kunden ein Forward-Darlehen<br />

ab wie zuvor“, berichtet Stefan<br />

Vogelsang, Spezialist für Baufinanzierung<br />

beim Kreditvermittler Dr. Klein.<br />

Auch wenn dieser Ansturm derzeit<br />

wieder abgeflaut sei, dürfte die Tragbarkeit<br />

der Anschlussfinanzierung<br />

für Kunden dennoch in den kommenden<br />

Monaten oder gar Jahren ein<br />

wichtiges Thema bleiben. Das zeigt<br />

eine Umfrage von YouGov im Auftrag<br />

von ImmoScout24 aus dem vergangenen<br />

Oktober: Die Hälfte der befragten<br />

Eigentümer gab darin an, noch keine<br />

Anschlussfinanzierung abgeschlossen<br />

zu haben und sich die Immobilie bei<br />

steigenden Zinsen nicht mehr leisten<br />

zu können. Das Schreckensszenario,<br />

das Kreditnehmer dabei vor Augen<br />

haben, ist der Verkauf der Immobilie,<br />

oder noch schlimmer: eine Zwangsversteigerung.<br />

Zinsanstieg einkalkuliert?<br />

Die gute Nachricht: Es dürften wenige<br />

Kredite so auf Kante genäht worden<br />

sein, dass sie den Kreditnehmern nun<br />

48 %<br />

der Besitzer sorgen sich um die<br />

Weiterfinanzierung ihrer Immobilie<br />

bei steigenden Zinsen.<br />

YouGov-Umfrage im Auftrag von ImmoScout24, 10/2022<br />

Teurer Anschluss<br />

Beispielrechnung<br />

Erstfinanzierung 2013 Anschlussfinanzierung <strong>2023</strong><br />

300.000 €<br />

Darlehenshöhe<br />

Tilgung: 2,5 %<br />

Sollzins: 2,1 %<br />

Monatsrate: 1.150 €<br />

Zinsbindung 10 Jahre<br />

216.624,37 €<br />

Darlehenshöhe<br />

bzw. Restschuld<br />

Tilgung: 3,37 %<br />

Sollzins: 3,77 %<br />

Monatsrate: 1.289 €<br />

tatsächlich um die Ohren fliegen.<br />

„Das ist kein strukturelles Problem“,<br />

meint Finanzierungsexperte Vogelsang.<br />

„Banken sind bei der Kreditvergabe<br />

verpflichtet, eine Lebensphasenbetrachtung<br />

zu machen und<br />

steigende Zinsen nach Ende der Zinsbindungsfrist<br />

mit einzukalkulieren.“<br />

Mögliche Gehaltssteigerungen rechnen<br />

Banken dagegen nicht mit ein<br />

– bei der Frage, ob sich Kunden ihren<br />

Kredit in ein paar Jahren noch leisten<br />

können, kalkulieren sie also konservativ.<br />

Außerdem waren viele Kunden<br />

in den vergangenen Jahren vorausschauend.<br />

„Kunden haben ihren Zins<br />

in den extremen Niedrigzinsphasen<br />

im Durchschnitt über eine Frist von<br />

15 Jahren gesichert“, erzählt der Baufinanzierungsexperte.<br />

Wenn es hart auf hart kommt, sind<br />

Banken zudem oft gesprächsbereit.<br />

Bei manchen Anbietern ist zum<br />

Beispiel ein Tilgungssatzwechsel<br />

möglich. Wer die Rate niedriger<br />

Zinsbindung 20 Jahre<br />

0 €<br />

Restschuld<br />

Quelle: Dr. Klein<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


78 | SACHWERTE Baufinanzierung<br />

»Die Hausbank belohnt<br />

selten Kundentreue«<br />

Im Interview mit Stefan Vogelsang, Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein<br />

<strong>procontra</strong>: Ihren Kredit können Kunden<br />

vor Ende der Zinsbindungsfrist mit<br />

einem Forward-Darlehen absichern.<br />

Wie gehen Berater mit Kunden um,<br />

die lieber auf fallende Zinsen hoffen<br />

wollen?<br />

Stefan Vogelsang: Sie argumentieren<br />

dann am besten, dass es sich hierbei<br />

um eine Wette handelt. Die wichtigste<br />

Frage ist also nicht, ob die Zinsen<br />

steigen oder fallen werden – niemand<br />

hat eine Glaskugel. Sondern vielmehr:<br />

Kann sich der Kunde die Rate auch<br />

dann noch leisten, wenn die Zinsen<br />

doch weiter steigen? Dem Kunden<br />

muss sein Risiko bekannt sein, damit<br />

er daraufhin entscheiden kann.<br />

<strong>procontra</strong>: Wann ist der beste Zeitpunkt,<br />

um das Thema Forward-Darlehen<br />

anzusprechen?<br />

Vogelsang: Die Empfehlung lautet drei<br />

Jahre vor Ende der Zinsbindungsfrist,<br />

möglich ist es bis zu fünfeinhalb Jahre<br />

vorab. Entscheidet sich der Kunde<br />

dafür, können Berater ihnen beim Vergleich<br />

der Forward-Aufschläge helfen.<br />

Diese unterscheiden sich stark von<br />

Anbieter zu Anbieter. Die Hausbank<br />

belohnt die Treue der Kunden selten.<br />

Oft gibt es die besten Konditionen<br />

woanders.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist das Forward-Darlehen<br />

alternativlos?<br />

Vogelsang: Nein, es gibt auch andere<br />

Möglichkeiten, seinen Kredit abzusichern.<br />

Wenn die Zinsbindung zum Beispiel<br />

noch neun Jahre läuft, ist es für<br />

ein Forward-Darlehen zu früh. Dann<br />

empfehle ich, die Kunden auf einen<br />

Bausparvertrag anzusprechen. Auch<br />

hiermit lassen sich Zinsen sichern –<br />

aktuell teilweise noch mit einer Eins<br />

oder Zwei vor dem Komma. Der Kunde<br />

schließt den Vertrag ab und spart in<br />

den darauffolgenden Jahren so viel<br />

Geld in den Bausparvertrag ein, dass<br />

er zum Ende der Zinsbindung in die<br />

Zuteilung kommt. Mithilfe der Summe<br />

aus angespartem Betrag und Bauspar-<br />

Darlehen kann er dann in neun Jahren<br />

die Restschuld bei der ersten Bank<br />

tilgen. Von da an zahlt er das Darlehen<br />

an die Bausparkasse ab. Der Vorteil:<br />

Der Kunde kennt heute bereits seinen<br />

Zinssatz in neun Jahren.<br />

<strong>procontra</strong>: Fürs Bausparen müssen<br />

Kreditnehmer aber neben der monatlichen<br />

Tilgungsrate noch einen Puffer<br />

übrig haben. Stecken sie das Geld<br />

dann nicht lieber in die Sondertilgung?<br />

Vogelsang: Das hängt von der individuellen<br />

Finanzierung ab, das sollten<br />

Berater gemeinsam mit dem Kunden<br />

durchrechnen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Zinsbindung ist für<br />

eine heutige Anschlussfinanzierung<br />

empfehlenswert?<br />

Vogelsang: Auch das sollte man auf<br />

die individuelle Situation des Kunden<br />

zuschneiden. Aber aufgrund der<br />

inversen Zinsstrukturkurve bei<br />

Hypotheken sind die Aufschläge für<br />

30-jährige Zinsbindungsfristen<br />

gegenüber solchen mit 15 Jahren<br />

Laufzeit derzeit mit nur 20 Basispunkten<br />

minimal. Somit können sich lange<br />

Laufzeiten derzeit für viele Kunden<br />

lohnen.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


Baufinanzierung SACHWERTE | 79<br />

ansetzt, verlängert allerdings hintenraus die<br />

Laufzeit – unter Umständen ist der Traum vom<br />

schuldenfreien Leben in Rente somit für einige<br />

ausgeträumt.<br />

Im Hinblick auf das Sonderkündigungsrecht von<br />

Immobilienkrediten nach zehn Jahren sollten<br />

Berater ihre Kunden in jedem Fall einen Anbietervergleich<br />

ans Herz legen. Was Kunden dabei<br />

zum Vorteil werden könnte: In den vergangenen<br />

Temperatur.<br />

Abschlüsse.<br />

Steigen.<br />

EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />

»Banken sind bei der<br />

Kreditvergabe verpflichtet,<br />

eine Lebensphasenbetrachtung<br />

zu machen<br />

und steigende Zinsen nach<br />

Ende der Zinsbindungsfrist<br />

mit einzukalkulieren.«<br />

Stefan Vogelsang<br />

Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein<br />

Wie die Risikolebensversicherung –<br />

mit besonders viel Abschlusspotenzial im Frühling.<br />

Neuer Tarif,<br />

verbesserte<br />

Leistungen!<br />

Das spricht für die EUROPA:<br />

15 Jahren sind Immobilien stark im Wert gestiegen.<br />

Ein höherer Beleihungswert wirkt sich in<br />

der Regel positiv auf den Zinssatz aus. Wechselt<br />

der Kunde bei der Anschlussfinanzierung die<br />

Bank, so muss diese den Wert der Immobilie neu<br />

taxieren – anders als die bisherige Bank. Diese<br />

bewertet den Beleihungswert der Immobilie<br />

nicht neu. Doch nicht erst kurz vor Fristende,<br />

sondern schon viel früher sollten Berater<br />

proaktiv auf Kunden zugehen und ihre Möglichkeiten<br />

besprechen.<br />

Long Story short<br />

Drei Jahre vor Kredit-Laufzeitende auf<br />

Kunden zugehen<br />

Forward-Aufschläge vergleichen<br />

Bausparen als Alternative zum Forward-<br />

Darlehen sichert Zinsen noch früher ab.<br />

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80 | SACHWERTE Mobilitätswende<br />

Garagengold in der Krise?!<br />

Ende März hat die EU ein Verbot des Verbrennungsmotors ab 2<strong>03</strong>5 beschlossen.<br />

Investments in Oldtimer – noch lohnenswert oder verbranntes Geld?<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie die Ökokrise Oldtimer-<br />

Investments ins Abseits<br />

drängt<br />

Warum der demografische<br />

Wandel das Anlegen<br />

beeinflusst<br />

Wie sich der Markt in<br />

Zukunft ändern könnte<br />

302 PS, maximal 290 km/h, gebaut<br />

für die Rennsaison 1956: Exakt zwei<br />

Exemplare sind von dem Formel-<br />

1-Rennwagen auf dem Markt. Das Uhlenhaut-Coupé<br />

300 SLR von Mercedes<br />

gilt als Juwel unter den Schätzen der<br />

Oldtimer-Szene. Seit Mai vergangenen<br />

Jahres ist es offiziell das teuerste<br />

Auto der Welt. Für einen Rekordpreis<br />

von 135 Millionen Euro wechselte der<br />

„Silberpfeil“ bei einer Museumsauktion<br />

den Besitzer. Der astronomisch<br />

hohe Preis zeigt, wie sehr passionierte<br />

Sammler bereit sind, für „Garagengold“<br />

in die Tasche zu greifen.<br />

Lange Zeit galt die Oldtimerszene als<br />

Investmentnische; im Zuge von Inflation<br />

und der volatilen Aktienmärkte<br />

gewinnt sie nun immer mehr an Bedeutung.<br />

Vor Kurzem veröffentlichte<br />

der Verband der Automobilindustrie<br />

(VDA) den aktuellen Deutschen Oldtimer-Index<br />

(DOX) – dieser zeigt: Im<br />

vergangenen Jahr stiegen die Preise<br />

weiter an und legten im Vergleich<br />

zum Vorjahr um 4,8 Prozent zu.<br />

Ökologische Seite als<br />

größte Bedrohung<br />

Seit Ende März schwebt über dem<br />

Investmentsegment eine Art Damoklesschwert:<br />

Die Europäische Union<br />

verhängte ein Verbrennungsmotor-<br />

Verbot, das ab 2<strong>03</strong>5 für alle Neuwagen<br />

gelten soll. Nach derzeitigem<br />

Planungsstand dürfen jedoch Kraftfahrzeuge,<br />

die mit E-Fuels betrieben<br />

werden, weiterhin verkauft werden.<br />

Seit 1999 ist der<br />

Oldtimer-Index von<br />

1.000<br />

auf<br />

2.902<br />

gestiegen.<br />

Quelle: VDA<br />

Illustration: Roman Kulon


Mobilitätswende SACHWERTE | 81<br />

Welchen Effekt hat der EU-Beschluss<br />

auf das Anlagesegment Oldtimer?<br />

Fallen die Preise in den Keller? Ist<br />

es noch sinnvoll, in Fahrzeuge mit<br />

H-Kennzeichen zu investieren, die 30<br />

Jahre und älter sind?<br />

„Die ökologische Seite erachte ich<br />

als die größte Bedrohung für den<br />

Oldtimer“, sagt Beat Rauss. Er ist Vermögensverwalter<br />

beim Family Office<br />

Univest in Basel und seit mehreren<br />

Jahrzehnten in der Oldtimerszene<br />

aktiv. Oldtimer würden in gewisser<br />

Hinsicht „die Verehrung des Verbrennungsmotors<br />

verkörpern“, meint er.<br />

Die E-Fuel-Ausnahmeregelung bringe<br />

zwar „ein wenig Entspannung“ in die<br />

Sache, trotzdem rät er aktuell von<br />

Investments in Oldtimer ab – sofern<br />

der Renditegedanke im Vordergrund<br />

stehe. Denn der Verbrennungsmotor<br />

werde aus Klimaschutzgründen unter<br />

Druck bleiben, und das habe Auswirkung<br />

auf den Markt. „Wer in Oldtimer<br />

investiert, sollte das aus Leidenschaft,<br />

aus Interesse an Technik und aus<br />

Hobbygründen tun“, betont Rauss.<br />

Ein Anlagesegment<br />

ohne Nachwuchs?!<br />

Dabei gehört zum Thema ökologische<br />

Herausforderungen auch eine Entwicklung,<br />

die womöglich drastischere<br />

Auswirkungen auf die Preisentwicklung<br />

als das Verbrennungsmotor-Aus<br />

haben könnte: Dem Anlagesegment<br />

geht der Nachwuchs aus. Bei den<br />

nach 1990 Geborenen sei das Interesse<br />

an klassischen Fahrzeugen stark<br />

rückläufig, sagt Rauss. Ein Großteil<br />

der jungen Leute lehne das Auto<br />

wegen seiner Emissionen als Klimafresser<br />

ab. „In Bezug auf das Nachwuchsproblem<br />

hätte ich momentan<br />

beim Investieren die größten Ängste“,<br />

erklärt der Vermögensverwalter.<br />

Frank Wilke ist Geschäftsführer des<br />

»Die ökologische<br />

Seite erachte<br />

ich als die größte<br />

Bedrohung für<br />

den Oldtimer.«<br />

Beat Rauss<br />

Vermögensverwalter bei Univest<br />

nungsmotor-Verbot hält er nicht für<br />

geeignet, um dem Anlagesegment<br />

Oldtimer das Wasser abzugraben.<br />

„Mit dem Auto ist es wie mit dem<br />

Pferd“, vergleicht er. „Seit 100 Jahren<br />

braucht niemand mehr ein Pferd als<br />

Fortbewegungsmittel. Trotzdem werden<br />

jährlich immer noch Milliarden<br />

mit Pferden verdient.“<br />

Wilkes Prognose: Der Markt werde<br />

sich wandeln, alte Fahrzeuge aus den<br />

60er- und 70er-Jahren würden zunehmend<br />

aus dem Fokus der Sammler<br />

Stehen Oldtimer-Investments vor dem Aus?<br />

Die emissionsstarken Fahrzeuge<br />

finden immer weniger Anklang<br />

bei jungen Menschen.<br />

Das EU-weite Verbrennerverbot<br />

treibt die Preise nach unten.<br />

Investieren ja, aber nur aus Leidenschaft<br />

und Freude am Auto<br />

Marktanalyse-Portals Classic Analytics.<br />

Den EU-Beschluss zum Verbrenund<br />

Investoren geraten, stattdessen<br />

verlagere sich der Interessenschwerpunkt<br />

auf die Youngtimer.<br />

Immer mehr Sammler<br />

kommen aus Asien<br />

Jens Berner, Oldtimerexperte bei<br />

der Südwestbank, schaut ebenfalls<br />

optimistisch in die Zukunft. Da sich<br />

die neue EU-Regelung nur auf Verbrenner<br />

beziehe, die nicht klimaneutral<br />

betrieben werden, sei der Effekt<br />

auf den Markt „gering“. Dass der Stellenwert<br />

eines eigenen Autos für viele<br />

jüngere Menschen in Teilen Europas<br />

abgenommen habe, könne sein. Aber:<br />

„Der Oldtimermarkt im höherpreisigen<br />

Segment ist ein internationaler<br />

Markt.“ Immer mehr Sammler kämen<br />

aus Asien oder anderen Regionen.<br />

„Dort ist der Stellenwert eines eigenen<br />

Automobils ein anderer“, sagt<br />

Berner und ist sich sicher: Als historisches<br />

Kulturgut werde der Oldtimer<br />

seinen Platz in der Welt der alternativen<br />

Anlagemöglichkeiten behalten.<br />

Wer auf Investments in Oldtimer<br />

setzen will, sollte dies nur dann in<br />

Erwägung ziehen, wenn die Freude<br />

am Fahren und der Spaß am Fahrzeug<br />

im Vordergrund steht. Nur so<br />

lassen sich finanzielle Verluste<br />

verschmerzen, die künftig im Zuge<br />

der Ökokrise womöglich vermehrt<br />

entstehen.<br />

E-Fuel-Ausnahmeregelung<br />

lässt Investmenttür offen.<br />

Youngtimer rücken<br />

in den Fokus.<br />

Oldtimer haben in Asien und<br />

anderen Regionen weiterhin<br />

hohen Stellenwert.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


82 | PRIVAT GEFRAGT <br />

»Mein erstes Geld habe ich als Schüler<br />

in einer Glasfabrik verdient«<br />

Prof. Michael Hauer, Gesellschafter-Geschäftsführer IVFP seit Gründung<br />

Zum Frühstück gibt es bei mir<br />

entweder nichts, was mir schwerfällt,<br />

oder am liebsten Spiegelei.<br />

Die Homeoffice-Kultur<br />

empfinde ich als<br />

gut, bin aber auch sehr gerne im Büro,<br />

um Kollegen/-innen zu treffen!<br />

Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />

(Corona-bedingt) angeeignet:<br />

Videokonferenzen und Onlinevorträge<br />

und -seminare – das gab es vor Corona<br />

bei mir nicht, und jetzt könnte ich sie<br />

nicht mehr wegdenken!<br />

Meine wahren Leidenschaften sind<br />

Radfahren, Fußball, Feiern und natürlich<br />

alles, was sonst noch Spaß macht.<br />

Meine Freizeit verbringe ich<br />

am liebsten damit,<br />

mit der Familie und/oder Freunden<br />

etwas zu unternehmen.<br />

Mein erstes Geld habe ich verdient als<br />

15-jähriger Schüler in der Glasfabrik<br />

bei der Ferienarbeit.<br />

Das Thema Altersvorsorge ist mein<br />

Steckenpferd, weil<br />

es ein vielseitiges und anspruchsvolles<br />

Thema ist, bei dem fachübergreifendes<br />

Wissen von Volkswirtschaftslehre,<br />

Mathematik, Steuern und Finanzen im<br />

Allgemeinen bis hin zum gesetzlichen<br />

Rentensystem erforderlich ist.<br />

Meine aktuelle Buch- oder<br />

Hörbuchempfehlung:<br />

Zuletzt habe ich versucht, das Jugendbuch<br />

von Robert Habeck „Zwei Wege in<br />

den Sommer“ zu verstehen.<br />

Jahrgang 1963, verheiratet, 1 Kind<br />

Ihre Meinung bitte<br />

Beim Thema Altersvorsorge hat<br />

die deutsche Politik versagt.<br />

Das Renteneintrittsalter<br />

muss erhöht werden.<br />

Die junge Zielgruppe beschäftigt<br />

sich ausreichend mit ihrer<br />

Altersvorsorge.<br />

Am meisten Überwindung kostet mich<br />

eiskalt zu duschen.<br />

Ich würde gern mal einen Tag lang<br />

tauschen mit …, um dann Folgendes<br />

zu tun:<br />

mit dem Papst, um mit sofortiger<br />

Wirkung das Zölibat abzuschaffen.<br />

Wahrer Luxus ist für mich<br />

einfach mal nichts zu tun.<br />

Meine nächste Reise geht dahin:<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit nach<br />

Italien, da bei mir nahezu jede Reise<br />

nach Italien geht!<br />

Meine erste Tat zu Beginn eines<br />

Arbeitstages:<br />

Kollegen/-innen begrüßen.<br />

Die Musik drehe ich lauter bei:<br />

eigentlich immer, weil mir so die Musik<br />

besser gefällt – eventuell höre ich aber<br />

auch schlecht (zumindest vermutet das<br />

meine Frau).<br />

Darauf lege ich als Referent in meinen<br />

Vorträgen besonderen Wert:<br />

auf alles: Licht, Ton, Folien, Beamer,<br />

Vortragsraum und natürlich auf korrekten,<br />

aber kurzweiligen Inhalt.<br />

Der größte Missstand in der Finanzund<br />

Versicherungsbranche ist,<br />

dass es manche selbst ernannten<br />

Experten gibt, die den Menschen<br />

teilweise Unsinn erzählen.<br />

… so könnte der Missstand behoben<br />

werden:<br />

mehr und bessere Ausbildung<br />

insbesondere auch im Fach Ethik.<br />

<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>


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