procontra Ausgabe 03/2023
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Juni-Juli <strong>2023</strong> | <strong>Ausgabe</strong> 95 | Jahrgang 17<br />
Das freie Finanzmagazin<br />
Post-Wachstums-Ökonomie<br />
Alternative Perspektive, wie eine<br />
nachhaltige Geldanlage trotz oder<br />
gerade wegen Verzicht funktioniert<br />
Honorarberatung<br />
Wie der Switch von Provision auf<br />
Honorar gelingen könnte und was<br />
ihm noch immer entgegensteht<br />
Vergleichsrechner<br />
Wie Makler den Überblick über<br />
Angebot und Eigentümer sowie die<br />
nötige Objektivität wahren können<br />
Liefert ChatGPT die bessere Finanzberatung?<br />
Der große <strong>procontra</strong>-Test zeigt …
Perfekt für<br />
Ihre Firmenkunden<br />
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EDITORIAL | 3<br />
»KI schlägt Mensch schlägt KI«<br />
ChatGPT hat das Thema künstliche Intelligenz auf ein<br />
neues Level gehoben und in die Privathaushalte gebracht.<br />
Es verflechtet sich gerade so sehr in unsere Lebenswelt,<br />
dass wir es schon kurzfristig weder loswerden können<br />
noch missen wollen. Das verändert auch die Finanzberatung.<br />
Der <strong>procontra</strong>-Test zeigt eindrucksvoll, wie gut es, trotz des<br />
jungen Alters, schon funktioniert. Die Entwicklung rast,<br />
und die zukünftigen Möglichkeiten liegen heute noch außerhalb<br />
unserer Vorstellungskraft. Denn die KI lernt. Auch<br />
Finanzberatung. Nicht über IDD-konforme 15 Stunden pro<br />
Jahr, sondern 24/7. Gespeist mit Daten aus der Fachwelt,<br />
taucht sie dabei auch in komplexere Kundensituationen<br />
ein und wird heutige Schwächen in der Beantwortung von<br />
Fragen schon sehr bald auf Augenhöhe mit einem erfahrenen<br />
Finanzprofi liefern.<br />
Warum wird eigentlich jedes Mal der Berater aus<br />
Fleisch und Blut als „bedroht“ dargestellt, wenn sich eine<br />
neue technologische Entwicklung etabliert? ChatGPT &<br />
Co. sind schnell, lernen permanent und werden sich unverzichtbar<br />
machen. Okay. Doch der <strong>procontra</strong>-Test zeigt<br />
auch ihre Grenzen auf. Sie machen Fehler mit fatalen<br />
Folgen für die Kunden, wenn diese den Empfehlungen<br />
blindlings folgen würden.<br />
Finanzberatung basiert eben nicht nur auf Fachwissen,<br />
das sich ChatGPT zweifelsfrei aneignen wird. Es geht um<br />
Vertrauen und Transparenz. Wer begleitet den Schadensfall?<br />
Welche Quelle steht hinter den Aussagen? Wer haftet<br />
für sie? Makler können sich KI zunutze machen, um den<br />
komplexen Beratungsprozess für alle zu vereinfachen. Am<br />
Ende – wenn es überhaupt um die Frage nach „Gewinnen“<br />
geht – vertrauen Menschen eher Menschen als Maschinen.<br />
Liebe Makler, liebe Leser,<br />
die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />
eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />
@<strong>procontra</strong>online<br />
facebook.com/<strong>procontra</strong><br />
Matthias Hundt<br />
Chefredakteur<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Inhalt Juni<br />
bis Juli <strong>2023</strong><br />
26 48<br />
8 Starke Thesen Experten,<br />
Interviewpartner und Leser<br />
mit klaren Statements<br />
20 Booster für die Beratung<br />
Gesprächsaufhänger und<br />
Neues für Ihre Produktpalette<br />
Investmentfonds<br />
26 »Vielen fällt es schwer,<br />
eine geringere Rendite zu<br />
akzeptieren« Niko Paech als<br />
prominenter Vertreter einer<br />
Post-Wachstums-Ökonomie<br />
30 Geldmarkt wiederbelebt<br />
Die Zinswende rückt tot<br />
geglaubte Geldmarktfonds<br />
in den Fokus<br />
32 Erst Rettung, dann Reinigung<br />
Die Folgen der Übernahme<br />
der Credit Suisse<br />
durch die UBS<br />
Titel<br />
»Mit Training des<br />
KI-Modells ist auch<br />
die Beratung<br />
zu Versicherungsprodukten<br />
möglich.«<br />
Justus Lücke<br />
Versicherungsforen Leipzig<br />
12<br />
Intelligenter beraten<br />
Der Hype um ChatGPT schwappt<br />
längst auch in die Beratungsbranche.<br />
Wo die Entwicklung steht,<br />
wohin sie gehen wird und wie gut<br />
ChatGPT bereits in der Kundenberatung<br />
agiert, testete <strong>procontra</strong>.<br />
Versicherungen<br />
40 »Interesse an Cyberschutz<br />
steigt« Maklerin Asta Hübner<br />
über die Entwicklung der<br />
privaten Cyberabsicherung<br />
42 Heizen auf Pump(e)<br />
Der Trend zu Erdwärmepumpen<br />
fordert auch Versicherer<br />
44 Schwieriger Leistungsvergleich<br />
Neue Studie attestiert<br />
altes Problem: Fondspolicen<br />
punkten eher mit Komplexität<br />
als mit einheitlichen<br />
Vergleichsfaktoren<br />
48 Tierisch gute Entscheidung?!<br />
Welche Policen bei der<br />
Absicherung von Tieren<br />
sinnvoll sind<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Impressum<br />
Verlag und Redaktion<br />
Alsterspree Verlag GmbH<br />
Firmensitz: Großer Burstah 50–52, 20457 Hamburg<br />
Postanschrift:<br />
Kurfürstendamm 173/174, 10707 Berlin<br />
Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />
Herausgeber Philipp B. Siebert<br />
Chefredakteur Matthias Hundt<br />
Art Director Niels Flender, Sabine Müller<br />
56 80<br />
Layout und Infografik Sabine Müller<br />
Bildredaktion Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />
Berater<br />
56 »Deckungskonzepte verschaffen<br />
einen Beratungsvorsprung«<br />
Yvonne Franzen-<br />
Rommel über den Weg zum<br />
eigenen Deckungskonzept<br />
58 So ist’s Recht Urteile, die<br />
Makler kennen sollten<br />
62 Objektivität wahren Viele<br />
Vergleichsrechner sind mittlerweile<br />
in großen Händen. Ob<br />
das auf die Vergleiche wirkt?<br />
66 Wird ein Wechsel honoriert?<br />
Hürden und Fallstricke beim<br />
Switch auf Honorarberatung<br />
70 Löst eine Versicherungspflicht<br />
das Pflegeproblem?<br />
Eine Frage, zwei konträre<br />
Meinungen dazu<br />
Sachwerte<br />
74 »Voreiliger Verkauf nicht<br />
ratsam« Wie das neue Steuergesetz<br />
auf den Immobilienmarkt<br />
wirkt<br />
76 Zwangsverkauf statt<br />
Anschlussfinanzierung?<br />
Der starke Zinsanstieg führt<br />
viele Finanzierungen ans Limit<br />
80 Garagengold in der Krise?!<br />
Das Aus des Verbrennungsmotors<br />
bereitet auch Oldtimer-Investoren<br />
einige<br />
Sorgen<br />
Rubriken<br />
3 Editorial<br />
5 Impressum<br />
6 Personen- und<br />
Firmenverzeichnis<br />
82 Privat gefragt Prof. Michael<br />
Hauer vom IVFP gibt diesmal<br />
Einblicke in sein Privatleben<br />
Lektorat TextSchleiferei.de<br />
Textbeiträge Mailin Bartknecht, Florian Burghardt,<br />
Heike Gorres, Matthias Hundt, Mandy Lange, Mariam<br />
Misakian, Dr. Hans-Jörg Naumer, Hannah Petersohn,<br />
Selma Schmitt, Stefan Terliesner, Martin Thaler, Anne<br />
Mareile Walter<br />
Coverillustration Roman Kulon<br />
Anzeigenberatung Nadin Korte<br />
n.korte@alsterspree.de, +49 (0)40 6 07 71 29 24<br />
Anzeigendisposition<br />
Sabine Müller, s.mueller@alsterspree.de<br />
Verlagsgeschäftsführer<br />
Philipp B. Siebert, Tilman J. Freyenhagen<br />
Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong><br />
i. S. d. P. Matthias Hundt<br />
Druckerei MÖLLER PRO MEDIA® GmbH<br />
Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde,<br />
www.moellerdruck.de<br />
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© <strong>2023</strong> für alle Beiträge bei Alsterspree Verlag<br />
GmbH. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste sowie<br />
Vervielfältigung auf Datenträger nur nach vorheriger<br />
schriftlicher Zustimmung.<br />
Hinweis Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />
und Diagrammen liegen Informationen zugrunde,<br />
die die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />
Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit<br />
des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die<br />
in <strong>procontra</strong> gemachten Angaben dienen der Unterrichtung<br />
und sind keine Aufforderung zum Kauf oder<br />
Verkauf von Wertpapieren.<br />
Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />
ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />
AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />
Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
in Europa e. V.<br />
Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral. Der Innenteil<br />
wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
6 | PANORAMA Unternehmens- und Personenverzeichnis<br />
Index<br />
Personen- und Unternehmensverzeichnis<br />
UNTERNEHMEN<br />
Accenture____________ 15 f., 19<br />
Allianz__________ 9, 22, 14 f., 19<br />
Amundi____________________ 33<br />
AOK Nordost______________ 71<br />
Arag_______________________ 20<br />
AsBo SpezialMakler________ 41<br />
Ascore__________________21, 63<br />
Assekurata_____________ 44 ff.<br />
Audi_______________________ 61<br />
Axa_______________________13 f.<br />
B&B Optimal______________ 74<br />
Baloise____________________ 21<br />
BCA_______________________ 14<br />
BergWerte_________________ 68<br />
blau direkt______________14, 64<br />
BullionVault_______________ 73<br />
Check24___________________ 63<br />
Classic Analytics___________ 81<br />
Comparit_______________ 63 ff.<br />
con4b_____________________ 43<br />
Continentale______________ 21<br />
CosmosDirekt_____________ 21<br />
Credit Suisse____________ 31 ff.<br />
Dela_______________________ 21<br />
DEMV_____________________ 56<br />
Deutsche Bahn____________ 61<br />
Deutsche Telekom_________ 61<br />
DFV_______________________ 64<br />
DIVA_______________________ 22<br />
DKV_______________________ 17<br />
Dr. Klein______________22, 77 f.<br />
DVAG___________________ 11, 18<br />
Ergo_______________________ 21<br />
Finanzberatung Bierl______ 14<br />
Finlex______________________ 21<br />
Fonds Finanz______________ 63<br />
Franke und Bornberg__ 62, 64<br />
Friday_____________________ 15<br />
GLS Bank__________________ 26<br />
Going Public_______________ 20<br />
Gothaer___________________ 49<br />
HanseMerkur______________ 49<br />
Helvetia___________________ 15<br />
IKK Classic________________60<br />
ImmoScout24_____________ 77<br />
Insurgo____________________ 19<br />
IVFP_______________________ 82<br />
Kvoptimal_________________ 17<br />
Landesschadenhilfe_______ 64<br />
Lehman Bros.______________ 26<br />
LV 1871____________________ 20<br />
Maklerforen Leipzig _______ 19<br />
Mannheimer_______________ 42<br />
Markel_____________________ 21<br />
Maxpool___________________ 64<br />
MCC_______________________ 61<br />
Microsoft__________________ 14<br />
MLP_______________________ 46<br />
Morgen & Morgen______ 62 ff.<br />
Neodigital_________________ 15<br />
Netfonds__________________ 64<br />
Newline___________________ 21<br />
Nibe_______________________ 43<br />
Nordlight Research________48<br />
OpenAI____________________ 14<br />
Puntobiz__________________ 49<br />
Regionalwert AG__________ 27<br />
Roche_____________________ 61<br />
Roland____________________ 21<br />
Scope_________________ 24, 33<br />
Silicon Valley Bank_________ 31<br />
softfair______________ 21, 62 ff.<br />
Südwestbank______________ 81<br />
Swiss Life______________ 45, 64<br />
UBS_____________________ 32 f.<br />
UmweltBank______________ 27<br />
uniVersa___________________ 21<br />
Univest____________________ 81<br />
VDH_____________________ 67 f.<br />
Verifort Capital____________ 21<br />
Versicherungsforen<br />
Leipzig ______________15, 19, 63<br />
YouGov____________________ 77<br />
Zurich_____________________ 21<br />
PERSONEN<br />
Bader, Thorsten _________ 74 f.<br />
Berner, Jens_______________ 81<br />
Bierl, Tobias__________ 14 f., 17<br />
Blum, Petra________________ 67<br />
Brauch, Matthias__________ 64<br />
Braun, Marie-Theres_______ 61<br />
Dold, Monika______________ 43<br />
Dyschelmann, David____ 44 ff.<br />
Flemming, Tina____________ 21<br />
Franzen-Rommel,<br />
Yvonne__________________ 56 f.<br />
Freund-Reupert, Melanie___ 21<br />
Gähwiler, Lukas____________ 33<br />
Glorius, Anja_______________ 17<br />
Hauer, Michael____________ 82<br />
Hauner, Wolfgang ____ 14 f., 19<br />
Heyen, Markus_______ 15 f., 19<br />
Hübner, Asta______________40<br />
Isenberg, Siegfried________60<br />
Janes, Oliver______________ 49<br />
Jorberg, Thomas___________ 26<br />
Krumbachner,<br />
Christian_______________ 66, 68<br />
Kukovic, Alexander________ 46<br />
Leippold, Yannick__________ 19<br />
Lücke, Justus______________ 19<br />
Ludwig, Ellen______________ 21<br />
Michelsen, Miriam_________ 46<br />
Misch, Olaf______________ 42 f.<br />
Nasir, Nasier_______________ 15<br />
Naumer, Hans-Jörg_________ 9<br />
Paech, Niko_____________ 26 ff.<br />
Peschken, Harald________ 67 f.<br />
Prachar, Christian__________ 49<br />
Rabe, Sascha_____________17 f.<br />
Rauch, Dieter____________ 67 f.<br />
Rauss, Beat________________ 81<br />
Schick, Gerhard____________ 8<br />
Schick, Laura______________ 61<br />
Schinnenburg, Stephan____ 64<br />
Schmidt, Maximilian_______ 21<br />
Schnoeckel, Robert_____ 15, 19<br />
Schwintowski, Hans-Peter__63<br />
Spät, Gustav_______________ 13<br />
Vogelsang, Stefan_______ 77 f.<br />
Voss, Stephan_____________ 15<br />
Wasem, Jürgen____________ 70<br />
Wasem-Bartel, Milan_______ 64<br />
Werwath, Matthias________ 49<br />
Wilke, Frank_______________ 81<br />
Wirth, Norman ______ 64, 70 f.<br />
Wolf, Manuela_____________ 63<br />
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<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
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8 | PANORAMA Meinungsmacher<br />
Starke Thesen<br />
Experten, Interviewpartner und <strong>procontra</strong>-Leser mit klaren Meinungen<br />
»Für uns ist das<br />
Wissen im Umgang<br />
mit generativer KI<br />
von strategischer<br />
Bedeutung.«<br />
Nasier Nasir vom Versicherer Friday sieht –<br />
wie viele andere Experten – großes Potenzial für<br />
die Branche, künstliche Intelligenz<br />
wie ChatGPT einzusetzen.<br />
Mehr dazu im Titel ab Seite 12<br />
»Die Anbieter von Fondspolicen mit<br />
Garantien haben weiterhin Verbesserungsbedarf<br />
bei der Transparenz.«<br />
»Es lässt sich<br />
bezweifeln, ob Aktiengesellschaften<br />
eine geeignete<br />
Unternehmensform für<br />
eine nachhaltige<br />
Entwicklung sind.«<br />
Niko Paech, Professor an der Uni Siegen, gibt als Vertreter<br />
der Post-Wachstums-Ökonomie einen interessanten<br />
Blickwinkel auf das Streben nach Rendite.<br />
Das Interview dazu ab Seite 26<br />
David Dyschelmann, Analyst bei Assekurata, über die hohe Nachfrage nach<br />
Fondspolicen und die Herausforderungen für Makler.<br />
Mehr dazu auf Seite 44<br />
»Dankbarkeit für den Berater«<br />
Ich kenne auch einige Menschen, die heute dankbar sind, dass sie<br />
einen Berater gefunden haben, der sie saniert hat! Und auch viele,<br />
die einen Berater haben, der sie ein Stück weiter finanziell frei gemacht<br />
oder zumindest besser aufgestellt hat. (Anm. d. Red.: Finanzwende-Chef<br />
Gerhard Schick tat kund, viele Menschen zu kennen, die<br />
ihrem Vermittler lieber niemals begegnet wären.)<br />
Dieter Heß, via Facebook<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Meinungsmacher PANORAMA | 9<br />
»Die Aufklärung ist<br />
nicht ausreichend«<br />
Es sollte aufgeklärt werden, dass nicht alleine<br />
Provision für diese Zahlen (Anm. d. Red.: Eine Studie<br />
des Wissenschaftlers Dr. Steffen Sebastian kommt<br />
zu dem Ergebnis, dass ein Provisionsverbot durchschnittlich<br />
1,7 Prozentpunkte mehr Rendite bedeuten<br />
würde) sorgen, sondern die Reduzierung der<br />
Abschlusskosten und alles, was dazugehört (Vorfinanzierung,<br />
Sicherheiten …). Dann würden vielleicht<br />
wieder mehr Klarheit, Transparenz und Sicherheit<br />
entstehen. Provisionsverbot, ob man dies braucht<br />
oder nicht? Keine Ahnung! Was jedoch klar ist, die<br />
Aufklärung, wie solche Produkte funktionieren, ist<br />
nicht ausreichend.<br />
Alexander Ittner, via LinkedIn<br />
»Es entstünde<br />
ein Moloch an<br />
staatlicher Aufsicht.«<br />
Norman Wirth, AfW-Vorstand, über die Pläne<br />
des Expertenrats des PKV-Verbands, die Pflegeversicherung<br />
auf zukunftsfähige Beine zu stellen.<br />
»Neue Riester-Tarife«<br />
Riester (Anm. d. Red.: Bestand sank 2022 so stark<br />
wie nie) bietet immer noch hohe Zulagen für Familien<br />
und Steuervorteile für Gutverdiener. Neue Tarife<br />
sind auf ganz anderer Kostenbasis kalkuliert mit<br />
zeitgemäßer Garantiesicherung zum Rentenbeginn.<br />
Tino Müller, via Facebook<br />
Mehr dazu auf Seite 70<br />
Kolumne<br />
»Sell in May…?«<br />
Dr. Hans-Jörg Naumer<br />
leitet Global Capital Markets &<br />
Thematic Research von Allianz<br />
Global Investors<br />
Die alte Börsendevise „Sell in May and go away“ – Verkaufe<br />
die Aktien im Mai und verlasse den Markt – wird zumindest<br />
kalendarisch wieder aktuell. Diese wohl bekannteste<br />
Börsenweisheit hat aber noch einen zweiten Teil: „But<br />
remember to come back in September“ – Denke aber<br />
daran, im September wieder einzusteigen. Angeblich soll<br />
diese Weisheit ihren Ursprung im alten Londoner Bankenviertel<br />
haben. Demnach sollen Banker im Mai verkauft<br />
haben, um der Sommerhitze der Stadt zu entfliehen und<br />
erst zum „St. Leger’s Day“ wieder zurückzukehren. Bei<br />
einer Betrachtung der Monatsrenditen bis 1965 zurück<br />
zeigt sich für den DAX tatsächlich, dass die Monate Mai<br />
und September im Durchschnitt negative Renditen<br />
gebracht haben. Somit müsste es eigentlich heißen:<br />
„…come back end of September“. Eine allgemeine Regel<br />
lässt sich aber kaum ableiten, denn dafür ist die Streuung<br />
der Monatsergebnisse um den Mittelwert zu groß. Vielmehr<br />
zeigt sich, dass ein Aushalten oft besser ist als ein<br />
Aussteigen, wenn es an den Aktienmärkten unruhig zugeht.<br />
Denn üblicherweise steigen Anleger nicht nur zu spät aus,<br />
sondern auch zu spät wieder ein. Verhaltensökonomisch ist<br />
dies mit der Verlustaversion gut begründet. Ein derartiges<br />
Verhalten kann aber teuer werden. Beispiel: Wer über die<br />
letzten 25 Jahre im MSCI-Welt investiert war, erzielte im<br />
Jahresdurchschnitt 6,5 Prozent. Verpasste er allerdings die<br />
besten 20 Tage an den Aktienmärkten, dann waren es nur<br />
1,5 Prozent. Verpasste er gar die besten 40 Tage, dann<br />
musste er einen durchschnittlichen Verlust von 1,5 Prozent<br />
pro Jahr erdulden. Für den DAX, den S&P 500 und den<br />
MSCI-Europa lassen sich ähnlich starke Unterschiede<br />
nachweisen, wenn die besten Tage verpasst wurden. All<br />
dies verdeutlicht: Investieren ist nicht Spekulieren. Und<br />
spätestens hier kommt wieder eine andere Börsenweisheit<br />
ins Spiel: Hin und Her macht Taschen leer.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
10 | PANORAMA Meinungsmacher<br />
EU-Kleinanlegerstrategie<br />
Ist das Provisionsverbot jetzt vom Tisch?<br />
»Einige Versicherer<br />
bieten nicht mal mehr<br />
Honorartarife an.«<br />
Dieter Rauch vom Verbund Deutscher Honorarberater<br />
übt Kritik an Anbietern gegenüber<br />
Honorarberatern.<br />
Mehr dazu auf Seite 66<br />
Seit Anfang des Jahres schlug<br />
die Debatte um ein europaweites<br />
Provisionsverbot hohe<br />
Wellen, nun entschied sich die<br />
EU dagegen. Allerdings enthält<br />
der Gesetzesentwurf einen<br />
Passus, der ein Verbot zu einem<br />
späteren Zeitpunkt ermöglicht.<br />
Dass das Thema noch nicht vom<br />
Tisch ist, glauben daher 77 Prozent<br />
der <strong>procontra</strong>-Leser.<br />
18<br />
5<br />
Ja, das Verbot ist<br />
damit besiegelt.<br />
77<br />
Nein, die Branche<br />
hat nur eine Schonfrist<br />
bekommen.<br />
Angaben in %<br />
Quelle: <strong>procontra</strong><br />
»Für die Bayerische darf ich sagen«<br />
Das Thema (Anm. d. Red.: sinkende Bewertungsreserven bei<br />
Lebensversicherern aufgrund der Zinswende) ist im Übrigen<br />
durchaus sehr relevant und auch für das operative Geschäft in<br />
den nächsten Jahren keine wenig wichtige Kennziffer. Für die<br />
Bayerische darf ich sagen, dass beide Lebensversicherer über<br />
stille Reserven im Saldo verfügen, die sehr deutlich über dem<br />
Markt liegen.<br />
Martin Gräfer, via LinkedIn<br />
»Bei der Absicherung von<br />
Wärmepumpen ist der Markt<br />
für Wohngebäudeschutz<br />
derzeit konfus.«<br />
Olaf Misch ist Versicherungsmakler und beschreibt<br />
die Herausforderungen beim Versicherungsschutz<br />
für Wärmepumpen.<br />
Mehr dazu auf Seite 42<br />
»Das wäre an Absurdität<br />
nicht zu überbieten«<br />
Das wäre an Absurdität nicht zu überbieten,<br />
gerade den Vertriebsweg, der<br />
für den Kunden die besten Anbieter und<br />
Lösungen sucht, zu benachteiligen! (Anm.<br />
d. Red.: Die Vermittlerverbände AfW und<br />
Votum hatten Mitte Mai bekannt gegeben,<br />
im zuvor durchgesickerten Entwurf<br />
zur EU-Kleinanlegerstrategie ein Provisionsverbot<br />
nur für Makler entdeckt zu<br />
haben.)<br />
Dr. Andreas Billmeyer, via LinkedIn<br />
»Die ökologische Seite erachte ich<br />
als die größte Bedrohung für<br />
Oldtimer-Investments.«<br />
Beat Rauss, Vermögensverwalter beim Family Office Univest, blickt<br />
auf den Zusammenhang zwischen dem beschlossenen „Verbrennerverbot“<br />
und einem Investment in Oldtimer.<br />
Mehr dazu auf Seite 80<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Meinungsmacher PANORAMA | 11<br />
Das sind doch gute Neuigkeiten für<br />
den Markt! (Anm. d. Red.: Die Anzahl<br />
der hauptberuflichen Vermögensberaterinnen<br />
und Vermögensberater<br />
bei der DVAG ging laut deren<br />
Jahresbericht im Jahr 2022 von rund<br />
18.500 auf rund 18.000 zurück.) Weg<br />
von dem gebundenen Finanzvertrieb<br />
hin zur ungebundenen Vorteilsberatung.<br />
»Immobilienbesitzer<br />
fürchten<br />
die hohe Steuerlast<br />
für ihre Erben.«<br />
Thorsten Bader, Geschäftsführer<br />
der B&B Optimal GmbH, sieht im<br />
neuen Steuergesetz weitreichende<br />
Folgen und Handlungsbedarf für<br />
Immobilienbesitzer.<br />
Das Interview dazu auf Seite 74<br />
»Weg vom gebundenen<br />
Finanzvertrieb«<br />
Philipp Sobieski, via LinkedIn<br />
»Akademiker sind<br />
beim Cyberschutz<br />
aufgeschlossener.«<br />
Asta Hübner ist Maklerin und beschreibt<br />
die Entwicklung im privaten<br />
Cyberschutz und was passieren<br />
muss, um die Abschlussbereitschaft<br />
weiter zu erhöhen.<br />
Das Interview dazu auf Seite 40<br />
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<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
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12 | TITELTHEMA ChatGPT im Beratungstest<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
ChatGPT im Beratungstest TITELTHEMA | 13<br />
Intelligenter beraten<br />
KI-Sprachmodelle wie ChatGPT sind in aller Munde und werden auch die<br />
Versicherungsbranche verändern. Was bereits läuft, wohin die Entwicklung treibt<br />
und wie gut ein »künstlich intelligentes« Beratungsgespräch bereits ist<br />
ST STEFAN TERLIESNER MH MATTHIAS HUNDT<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Chancen und Risiken bei der Nutzung von ChatGPT<br />
Wie sich Makler KI-Sprachmodelle zunutze machen können<br />
Wie die Branche KI bereits nutzt<br />
Wie ChatGPT in der Beratung abschneidet<br />
Seit Anfang des Jahres sorgt ein<br />
freundlicher Chatbot, der stets<br />
zu Diensten ist, für Furore. Die<br />
künstliche Intelligenz (KI) namens<br />
ChatGPT fasziniert durch das, was<br />
sie schon jetzt kann. Sie verfasst<br />
Reden, schreibt Essays, beantwortet<br />
unterschiedliche Fragen auf hohem<br />
Niveau, plant Fernreisen, erstellt<br />
Einkaufslisten für vegane Grillpartys,<br />
macht die Hausaufgaben, schlägt<br />
neuerdings Kochrezepte anhand von<br />
Bildern von Zutaten vor und verfasst<br />
aktuell für einen Wissenschaftsverlag<br />
ein Fachbuch. Wenn dieser Artikel<br />
veröffentlicht ist, ist das Buch vermutlich<br />
längst fertig.<br />
Versicherer loten Chancen aus<br />
Und jetzt hat auch noch Google<br />
seinen Chatbot Bard geöffnet. Keine<br />
Frage, da kommen große Umwälzungen<br />
auf die Wirtschaft zu. „Der<br />
Einsatz von KI wird in den kommenden<br />
Jahren vor keiner Branche haltmachen“,<br />
sagt Gustav Spät, Referent<br />
Angaben in %<br />
Digital Insurance und InsurTech<br />
beim Digitalverband Bitkom. „Gerade<br />
in der Versicherungsbranche gibt es<br />
mit Blick auf den direkten Kontakt zu<br />
Kundinnen und Kunden vielfältige<br />
Einsatzmöglichkeiten.“ Bereits heute<br />
ist KI weitverbreitet. Laut einer jetzt<br />
veröffentlichten Studie des Center<br />
for Financial Studies setzen 31 Prozent<br />
der Finanzunternehmen KI ein;<br />
weitere 40 Prozent haben ein Pilotprojekt.<br />
Die Axa arbeitet eigenen Angaben<br />
zufolge „derzeit nicht konkret mit<br />
Vom Vergleich bis zur Schadensmeldung<br />
Welche Anwendungsfälle für ChatGPT-Nutzer denkbar sind<br />
Schreiben zur Optimierung des<br />
Ver sicherungsschutzes bestehender Verträge<br />
Frage nach dem besten Anbieter in<br />
einer Produktkategorie (z. B. Kfz-Versicherung)<br />
Vergleich von Versicherungsprodukten<br />
verschiedener Anbieter<br />
Inhaltsfragen zu einem Versicherungsprodukt<br />
(z. B. Deckungsumfang)<br />
Erstellung einer anstandslosen Schadensmeldung<br />
für schnelle Regulierung<br />
auf jeden Fall eher ja teils, teils eher nein auf keinen Fall<br />
23<br />
20<br />
25<br />
24<br />
26<br />
Quelle: Institut für Transformation und Weiterbildung in der Assekuranz<br />
39<br />
40<br />
33<br />
33<br />
28<br />
13<br />
18<br />
16<br />
20<br />
18<br />
20<br />
15<br />
18<br />
16<br />
14<br />
7<br />
7<br />
9<br />
9<br />
11<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
14 | TITELTHEMA ChatGPT im Beratungstest<br />
ChatGPT, setzt aber selbstverständlich<br />
auf KI-Unterstützung.“ Dazu<br />
ein Sprecher: „Wir haben eine selbst<br />
entwickelte KI im Einsatz, die in fünf<br />
Minuten 500.000 Schadenakten<br />
überprüft.“ Das System unterstütze<br />
die Mitarbeitenden dabei, mögliche<br />
Regresse effizienter zu erkennen, um<br />
Kosten für Versicherte zu vermeiden.<br />
Und Wolfgang Hauner, Head of Group<br />
Data Analytics bei Allianz, verweist<br />
auf einen digitalen Unfallmelder,<br />
der seit Juli 2021 im Einsatz ist. Auch<br />
Pools nutzen KI: blau direkt beispielsweise<br />
für das Aufspüren von Versicherungsscheinnummern<br />
in Policen<br />
und BCA beim kundenzentrierten<br />
Vertriebsansatz Next Best Offer.<br />
Der Bot schafft wirklich Neues<br />
ChatGPT hebt alles auf ein neues<br />
Level. Es ist eine generative KI. Sie<br />
erzeugt auf Grundlage historischer<br />
Daten etwas Neues. Dabei nutzt sie<br />
Algorithmen, ohne dass ein Mensch<br />
eingreifen muss. Die Software basiert<br />
auf einem neuronalen Netzwerkmodell<br />
für maschinelles Lernen, um<br />
riesige Datenberge zu verarbeiten.<br />
Die Informationen sammelt die KI im<br />
Wesentlichen aus dem Internet und<br />
nutzt sie als Basis für auf Wahrscheinlichkeiten<br />
basierende Vorhersagen.<br />
Vor allem trainiert sich das Modell<br />
mit den Daten selbst – es lernt.<br />
Letzteres bedeutet, dass ChatGPT<br />
bislang nur auf Daten bis Ende 2021<br />
zurückgreift. Inzwischen gibt es die<br />
Folgeversion GPT-4 vom Hersteller<br />
OpenAI. Microsoft hat elf Milliarden<br />
Dollar in das Start-up investiert, die<br />
KI ist inzwischen über die Suchmaschine<br />
Bing für jeden Microsoft-<br />
Kunden nutzbar. GPT-4 verwendet<br />
auch aktuellere Daten im Netz. Die<br />
Antworten sind daher noch präziser.<br />
Und am 10. Mai gab Google bekannt,<br />
seine Suchmaschine und Gmail um<br />
die Sprach-KI Bard zu erweitern. Der<br />
Arbeitskraftabsicherung<br />
Tobias Bierl von der Finanzberatung Bierl<br />
ist Makler und auf Arbeitskraftabsicherung<br />
spezialisiert. Er blickt für <strong>procontra</strong> auf das<br />
Beratungsgespräch mit ChatGPT, bei dem<br />
eingangs der Wunsch nach einer Arbeitskraftabsicherung<br />
geäußert wurde.<br />
»Wie kann ich meine Arbeitskraft<br />
finanziell absichern?«<br />
»Es gibt verschiedene Möglichkeiten,<br />
um Ihre Arbeitskraft finanziell<br />
abzusichern: Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />
Erwerbsunfähigkeitsversicherung,<br />
Unfallversicherung, Krankentagegeldversicherung,<br />
Private Rentenversicherung,<br />
betriebliche Altersvorsorge sowie Sparen<br />
und Investieren.«<br />
Hilft diese breite Empfehlung einem suchenden<br />
Kunden wirklich weiter?<br />
»Die Antwort ist aus meiner Sicht<br />
falsch. Die Arbeitskraft kann durch<br />
maximal drei Produkte abgesichert<br />
werden. Langfristig durch eine Berufs- oder<br />
Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Kurzfristig<br />
kann die Lücke der Arbeitskraft<br />
aufgrund einer Krankheit durch eine<br />
Krankentagegeldversicherung abgesichert<br />
werden«, meint Bierl.<br />
Bierl moniert, dass eine Unfallversicherung<br />
nur bei einer dauerhaften Invalidität leistet<br />
und daher mit der eigenen Arbeitskraft<br />
wenig zu tun habe. Die Empfehlungen<br />
zur privaten Rentenversicherung, zur bAV<br />
oder der allgemeine Tipp mit „Sparen und<br />
Investieren“ seien für die Arbeitskraftabsicherung<br />
gänzlich untauglich. „Die Antwort<br />
von ChatGPT finden wir bedenklich und<br />
dürfte eine Zielgruppe ansprechen, die<br />
jetzt schon meint, keine BU zu brauchen,<br />
weil sie einen ETF-Sparplan bei einem<br />
Neo-Broker hätten. Diese Denkweise und<br />
somit die Antwort kann somit verheerende<br />
Folgen haben.“<br />
»Welches Produkt zahlt mir<br />
einen Ersatz, falls ich meinen<br />
Beruf nicht mehr ausüben<br />
kann?«<br />
»Wenn Sie nach einem Produkt<br />
suchen, das Ihnen einen Ersatz<br />
zahlt, falls Sie Ihren Beruf nicht mehr<br />
ausüben können, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
(BU) die beste Option.<br />
[…] Da die Prämien und Bedingungen von<br />
Versicherer zu Versicherer variieren<br />
können, ist es ratsam, Angebote einzuholen<br />
und sich von einem unabhängigen<br />
Finanzberater beraten zu lassen, um die<br />
beste Lösung für Ihre individuellen<br />
Bedürfnisse und Umstände zu finden.«<br />
Auffällig hier, dass die KI eine absolute<br />
Aussage trifft, indem sie richtigerweise<br />
die BU als „beste Option“ betitelt. Zudem<br />
erkennt sie mit dem Hinweis auf einen<br />
Finanzberater die eigenen Grenzen. Das<br />
honoriert auch Bierl:<br />
»Mit dieser Antwort gehe ich<br />
synchron, auch wenn diese an der<br />
Oberfläche kratzt. Der Hinweis auf einen<br />
unabhängigen Berater ist korrekt. Es gibt<br />
durchaus Meinungen, dass die aktuelle<br />
Finanztest genügt und dies die qualifizierte<br />
BU-Beratung ersetzt. ChatGPT hat gut<br />
erkannt, dass die BU die beste Versicherung<br />
ist, falls man seinen Beruf nicht mehr<br />
ausüben kann.«<br />
Heikel wird es in so mancher BU-Beratung,<br />
wenn Vorerkrankungen vorliegen.<br />
Ob dennoch eine BU möglich wäre, bejaht<br />
ChatGPT unter dem Hinweis, dass die<br />
Annahme erschwert sein könne und mit<br />
Risikozuschlägen oder Ausschlüssen zu<br />
rechnen sei. Gleichzeitig nennt sie mit der<br />
EU, Multi-Risk und Grundfähigkeitsversicherung<br />
sinnvolle Alternativen.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
ChatGPT im Beratungstest TITELTHEMA | 15<br />
Arbeitskraftabsicherung<br />
»Muss ich alle Gesundheitsfragen<br />
beantworten?«<br />
»Es ist wichtig, dass Sie alle<br />
Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß<br />
und vollständig beantworten. […]<br />
Wenn Sie ungenaue oder unvollständige<br />
Informationen angeben oder relevante<br />
Vorerkrankungen verschweigen, kann dies<br />
schwerwiegende Folgen haben. […] Wenn<br />
Sie sich über die Bedeutung einer Frage<br />
oder die Angabe einer bestimmten Information<br />
unsicher sind, sollten Sie Rücksprache<br />
mit dem Versicherer halten. […]«<br />
»Die Antwort ist prinzipiell korrekt und<br />
stellt keinen Fehler dar. Ich hätte<br />
wahrscheinlich noch den Tipp mit der<br />
anonymen Risikovoranfrage gegeben und<br />
auch den Hinweis einer möglichen<br />
Einholung der Krankenakte, falls man ein<br />
eher schwaches Gedächtnis besitzt«,<br />
ordnet Bierl ein.<br />
»Gibt es eine BU ohne Gesundheitsfragen?«<br />
»Berufsunfähigkeitsversicherungen<br />
ohne Gesundheitsfragen sind eher<br />
selten, da Versicherer in der Regel<br />
Gesundheitsfragen stellen, um das individuelle<br />
Risiko jedes Antragstellers einzuschätzen<br />
und die Prämien entsprechend<br />
festzulegen. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten,<br />
bei denen der Umfang der Gesundheitsprüfung<br />
reduziert oder vereinfacht<br />
sein kann: Gruppenverträge, Kombiprodukte<br />
und Starter-Policen, die in der Regel<br />
geringere Leistungen und eine begrenzte<br />
Versicherungssumme haben. […] «<br />
Der Hinweis, dass BU-Schutz ohne Gesundheitsfragen<br />
eher selten ist, ist korrekt<br />
und auch die Notwendigkeit wird zwar<br />
allgemein, aber treffend erklärt. Auch der<br />
Hinweis auf Optionen, bei denen der Umfang<br />
der Gesundheitsprüfung reduzierter<br />
oder vereinfachter ausfällt, ist hilfreich. Das<br />
Urteil des Experten fällt dennoch kritisch<br />
aus.<br />
»Der Hinweis auf Gruppenverträge<br />
über den Arbeitgeber ist sinnvoll.<br />
Schaudern lässt mich aber die Starter-Police.<br />
Diese bietet weder eine vereinfachte<br />
Gesundheitsprüfung, noch gibt es – wie<br />
behauptet – geringere Leistungen bzw. eine<br />
begrenzte Versicherungssumme. Starter-<br />
Tarife haben nur einen vergünstigten<br />
Startbeitrag, welcher sich später anpasst.<br />
Hochgerechnet liegen die Beiträge höher,<br />
als wenn jetzt schon der normale Tarif des<br />
Versicherers abgeschlossen wird. […] Mir<br />
fehlt der generelle Hinweis auf vereinfachte<br />
Gesundheitsfragen zum Beispiel für junge<br />
Leute, bestimmte Berufsgruppen oder<br />
spezielle Ereignisse wie eine Immobilienfinanzierung.«<br />
Das gesamte<br />
Beratungsgespräch<br />
finden Sie hier:<br />
31 %<br />
der Finanzunternehmen<br />
in Deutschland setzen bereits<br />
»normale« KI ein.<br />
Quelle: Center for Financial Studies<br />
Wettlauf um den besten intelligenten<br />
Assistenten ist entfacht.<br />
Eigene Trainingsprogramme<br />
Markus Heyen, Leiter Versicherungen<br />
Deutschland bei Accenture, weist<br />
darauf hin, dass Versicherer in Zukunft<br />
nicht diese offenen Modelle,<br />
sondern „speziell auf ihre Bedürfnisse<br />
und mit ihren Daten gekapselte<br />
unternehmenseigene Modelle nutzen<br />
werden“ (siehe auch Interview auf<br />
Seite 16). Das ist für die Ergebnisse<br />
eines KI-Sprachmodells von zentraler<br />
Bedeutung. Das Modell lernt damit<br />
Fachwissen aus einem definierten<br />
Pool, gespickt mit riesigen Mengen<br />
an Versicherungsdaten. Die ersten<br />
Versicherer testen große KI-Sprachmodelle.<br />
Laut Datenexperte Hauner<br />
erprobt die Allianz einen auf ChatGPT<br />
basierenden Prototypen eines intelligenten<br />
Voicebots, „der Fragen zu Produkten<br />
beantworten soll“. Für Robert<br />
Schnoeckel, Zukunftsforscher neue<br />
Technologien bei den Versicherungsforen<br />
Leipzig, ist Helvetia ein Vorbild.<br />
Die Schweizer laden Interessierte auf<br />
ihrer Privatkunden-Website zu einem<br />
Gespräch mit Clara ein. Die digitale<br />
Assistentin experimentiert neu mit<br />
ChatGPT und kombiniert die KI mit<br />
ihrem Versicherungswissen.<br />
Digitalversicherer prescht vor<br />
Neodigital will die Produktivität<br />
durch regelbasierte Automatisierung<br />
verbessern. Chatbots seien hier hilfreich,<br />
sagt Gründer und Vorstand<br />
Stephan Voss. Potenzial für große<br />
KI-Sprachmodelle sieht er auch in der<br />
Risikobewertung, Betrugserkennung<br />
oder der Erschließung neuer Geschäftsfelder<br />
und Services.<br />
Nasier Nasir, seit Juni Chief Executive<br />
Officer und Managing Director bei<br />
Friday, betont: „Für uns ist das Wissen<br />
im Umgang mit generativer KI von<br />
strategischer Bedeutung.“ Noch liege<br />
der Fokus auf Marketing Use Cases.<br />
Aber Nasir betont: „Der Einsatz auch<br />
außerhalb dieses Bereichs ist nicht<br />
ausgeschlossen.“ Gute Erfahrungen<br />
habe man mit Entwürfen für Kundenmailings,<br />
LinkedIn-Posts und<br />
Blogartikel gemacht. Die Qualität<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
16 | TITELTHEMA ChatGPT im Beratungstest<br />
»ChatGPT ist der iPhone-Moment<br />
in der KI-Entwicklung«<br />
Markus Heyen, Leiter Versicherungen Deutschland bei Accenture<br />
<strong>procontra</strong>: Wie verändert generative<br />
KI die Versicherungsbranche?<br />
Markus Heyen: Versicherer beschäftigen<br />
sich mit und nutzen KI-Lösungen<br />
bereits seit Jahren, etwa um Betrugsfälle<br />
aufzudecken oder im Kundenservice<br />
in Form von Chatbots. Demnach<br />
hat KI die Branche bereits heute<br />
verändert. Mit den Entwicklungen<br />
im Bereich der Generative-AI-Modelle<br />
im letzten halben Jahr wurde jetzt<br />
aber noch mal ein signifikanter Impuls<br />
gesetzt.<br />
<strong>procontra</strong>: Mit welchen Folgen?<br />
Heyen: Wir beobachten, dass sowohl<br />
die Versicherer eine höhere Bereitschaft<br />
zeigen, Anwendungsfälle zu<br />
pilotieren, als auch die Kunden offener<br />
sind, entsprechende Anwendungen zu<br />
nutzen. Wir werden in den nächsten<br />
Monaten und Jahren ganz neue Geschäftsmodelle<br />
sehen, Jobprofile werden<br />
sich ändern, und das Kundenerlebnis<br />
sowie interne Prozesse werden<br />
ein neues Level an Automatisierung<br />
und Dunkelverarbeitung erreichen.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie groß ist das Potenzial<br />
für Kosteneinsparungen bei Versicherern?<br />
Heyen: Das ist schwer zu beziffern,<br />
aber die Einsparungen werden signifikant<br />
sein. Large Language Models<br />
(LLMs) wie ChatGPT können sich auf<br />
Vertrieb, Risikomanagement und Underwriting<br />
massiv auswirken. Auch in<br />
der Betriebsführung und -bearbeitung<br />
besteht hohes Optimierungspotenzial.<br />
Eine unserer Studien kommt zu dem<br />
Ergebnis, dass etwa 40 Prozent der<br />
Arbeitsstunden von LLMs betroffen<br />
sind – über sämtliche Industrien hinweg.<br />
Mit Blick auf die Versicherungswirtschaft<br />
fällt der Einsparungseffekt<br />
mit etwa 50 Prozent noch größer aus.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Projekte besprechen<br />
Sie bereits mit Versicherern?<br />
Heyen: Wir prüfen Anwendungsfelder,<br />
skizzieren Szenarien und entwickeln<br />
Strategien zur Implementierung.<br />
Grundsätzlich sehen wir großes Potenzial<br />
in Marketing und Vertrieb. LLMs<br />
können beispielsweise redaktionelle<br />
Inhalte erstellen, adressatengerechte<br />
Ansprache via E-Mails übernehmen<br />
und Produktbestandteile vergleichen.<br />
Auch der Einsatz in der Schadenbearbeitung,<br />
im Underwriting und in<br />
der internen Prozessoptimierung wird<br />
aktuell diskutiert.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwiefern wird sich das<br />
Jobprofil eines Vermittlers verändern?<br />
Heyen: Es wird noch stärker datengetriebene<br />
Prozesse beinhalten. Damit<br />
ist aber nicht gemeint, Personal einzusparen.<br />
Vielmehr sollen die Berater<br />
durch Technologie und Automatisierung<br />
unterstützt werden, sodass sie<br />
ihre Kapazitäten dort einsetzen, wo sie<br />
den größten Kundenmehrwert bieten,<br />
vor allem in Beratung und Begleitung.<br />
<strong>procontra</strong>: Wird KI eines Tages die<br />
bessere Versicherungsvermittlerin mit<br />
totalem Marktüberblick sein?<br />
Heyen: Da wäre ich etwas vorsichtig.<br />
Ja, die KI-Modelle werden sich<br />
exponentiell weiterentwickeln, und<br />
das Potenzial ist enorm – aber<br />
Szenarien, in denen die KI die Versicherungsvermittlung<br />
gänzlich ohne<br />
Berater übernimmt, halte ich zum<br />
jetzigen Stand für verfrüht. Zudem<br />
nimmt die Akzeptanz zwar zu, ist aber<br />
längst noch nicht in allen Kundengruppen<br />
und -segmenten gegeben. Aber<br />
nicht umsonst werden LLMs wie<br />
ChatGPT als „iPhone-Moment“ in der<br />
KI-Entwicklung bezeichnet.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
ChatGPT im Beratungstest TITELTHEMA | 17<br />
hänge von der Qualität der Eingabebefehle<br />
(Prompts) ab. „Bisher<br />
muss jeder Text von einem Menschen<br />
Korrektur gelesen werden.“<br />
ChatGPT in der Beratung<br />
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis<br />
künstliche Intelligenz die Beratung<br />
selbstverständlich begleiten wird.<br />
Schon heute nutzen Privatkunden<br />
ChatGPT – mindestens um sich vor<br />
einer klassischen Beratung zu informieren.<br />
Doch welche Empfehlungen<br />
bekommen sie? Sind jene vielleicht<br />
objektiver? Lassen sich Berater aus<br />
Fleisch und Blut bereits ersetzen?<br />
<strong>procontra</strong> testete zusammen mit den<br />
Experten Tobias Bierl (Arbeitskraftabsicherung,<br />
Seite 14), Anja Glorius (PKV,<br />
unten) und Sascha Rabe (Altersvorsorge,<br />
Seite 18) komplexere Beratungsfelder.<br />
Die Experten ordneten die Aussagen<br />
von ChatGPT ein und kamen zu<br />
sehr unterschiedlichen Resümees.<br />
Private Krankenversicherung<br />
Der zweite Beratungsanlass ist, laut Anja Glorius, Geschäftsführerin von KVoptimal, ein Klassiker<br />
in der PKV-Beratung: Einem Versicherten ist sein Tarif zu teuer geworden. Wir verraten der KI,<br />
dass wir 58 Jahre alt, selbstständig und seit 20 Jahren bei der DKV krankenversichert sind.<br />
»Wie kann ich meine PKV-Beiträge<br />
langfristig reduzieren?«<br />
»Als selbstständige Person haben<br />
Sie verschiedene Optionen, um Ihre<br />
Beiträge zu senken: 1. Überprüfen Sie Ihre<br />
Tarifoptionen, ob Sie Leistungen im Tarif<br />
haben, die Sie nicht benutzen oder<br />
benötigen. […] 2. Erhöhung des Selbstbehalts<br />
[…] 3. Tarifwechsel – wenn Sie seit 20<br />
Jahren bei der DKV versichert sind, könnten<br />
Sie gegebenenfalls in einen anderen Tarif<br />
innerhalb der DKV wechseln […] 4.<br />
Anbieterwechsel – Sie können auch den<br />
Anbieter wechseln, um bessere Konditionen<br />
zu erhalten. Vorher sollten sie Vor- und<br />
Nachteile vergleichen und einen Wechsel<br />
sorgfältig abwägen. 5. Gesundheitsvorsorge<br />
– eine gesunde Lebensweise und<br />
Vorsorgeuntersuchungen können dazu<br />
beitragen, dass Sie weniger medizinische<br />
Leistungen in Anspruch nehmen müssen<br />
und somit Ihre monatlichen Beiträge<br />
senken.«<br />
Soweit die erste Empfehlung der<br />
Maschine. Was sagt der Mensch? »Die<br />
Einordnung ist aus unserer Sicht umfangreich,<br />
erklärt die Themen aber im Kontext<br />
noch nicht ausreichend. Die Empfehlung zu<br />
Leistungskürzungen finde ich fatal, da die<br />
Notwendigkeit in der Zukunft ungewiss ist.<br />
Es gibt Tarifelemente, bei denen man über<br />
eine Anpassung sprechen kann, die sich<br />
beitragsmindernd auswirkt. Aber bitte<br />
keine stupiden Leistungskürzungen«, meint<br />
Glorius. Der Empfehlung zu einem<br />
Tarifwechsel gehen wir weiter nach:<br />
»Was sind die Vorteile eines<br />
internen Tarifwechsels?«<br />
»1. Kontinuität – der interne<br />
Wechsel ermöglicht es Ihnen, […]<br />
die bestehenden Versicherungsbedingungen<br />
und den Vertrag beizubehalten.<br />
2. Keine erneute Gesundheitsprüfung – ein<br />
interner Wechsel kann i.d.R. ohne erneute<br />
Gesundheitsprüfung erfolgen […] 3. Bessere<br />
Konditionen […] 4. Kein Verlust von<br />
Altersrückstellungen […] 5. Einfacherer<br />
Prozess – als bei einem Anbieterwechsel.«<br />
»Hier beginnen die ersten fachlichen<br />
Fehler. Die Versicherungsbedingungen<br />
können bei einem internen Tarifwechsel<br />
fast nie beibehalten werden«, kritisiert<br />
Glorius. Jeder Tarif habe eben andere<br />
Bedingungen und auch andere Bestandteile<br />
änderten sich bei einem Wechsel.<br />
»Wann ist eine Gesundheitsprüfung<br />
bei einem Tarifwechsel<br />
möglich?«<br />
»In der Regel ist […] keine erneute<br />
Gesundheitsprüfung notwendig.<br />
Einige Ausnahmen sind zu beachten: Wenn<br />
Ihr neuer Tarif Leistungen enthält, die der<br />
bisherige nicht abdeckt. Wenn Sie in einen<br />
Tarif wechseln wollen, der für eine<br />
bestimmte Altersgruppe konzipiert ist, z.B:<br />
für ältere Menschen. Wenn Sie eine<br />
Erhöhung des Selbstbehaltes beantragen.<br />
Wenn Sie im aktuellen Tarif ein besonderes<br />
Anwartschaftsrecht vereinbart haben. […]«<br />
Die KI nennt also vier konkrete<br />
Anlässe, die zu einer Gesundheitsprüfung<br />
führen können. Glorius sieht das völlig<br />
anders. »Das sind fachlich offensichtliche<br />
Fehler. Eine Gesundheitsprüfung bei Tarifen<br />
für ältere Menschen, Erhöhung des<br />
Selbstbehaltes und Anwartschaft ist<br />
schlicht falsch. Alle drei Anlässe führen<br />
gerade nicht zu einer Gesundheitsprüfung.«<br />
Auch die Antworten auf weiterführende<br />
Fragen zu Wartezeiten und den<br />
Nachteilen eines Tarifwechsel überzeugen<br />
Glorius nicht. Im Gegenteil, auch hier<br />
entdeckt sie »eklatante Beratungsfehler«.<br />
Die KI könne oberflächlich Dinge gut<br />
erläutern. Bei einer Vertiefung der Fragen<br />
– wie sie in Kundengesprächen nun mal<br />
vorkommt – erreicht sie schnell ihre<br />
Grenzen und tappt in Haftungsfallen. »Eine<br />
PKV-Beratung ist mit ChatGPT noch nicht<br />
möglich«, resümiert Glorius und betont<br />
dabei explizit das »noch nicht«. »Wir sehen<br />
Chancen in der KI unsere Arbeit zu<br />
verschlanken, aber auch klar unsere USPs<br />
– die richtigen Tarife zu finden und<br />
verlässliche Anbieter zu empfehlen. Diesen<br />
persönlichen Erfahrungsschatz, auch durch<br />
Begleitung in der Leistungsphase, hat die KI<br />
eben nicht.«<br />
Das gesamte<br />
Beratungsgespräch<br />
finden Sie hier:<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
18 | TITELTHEMA ChatGPT im Beratungstest<br />
Punktuell ist ChatGPT sehr gut in<br />
der Lage, professionelle Ratschläge<br />
zu erteilen. Das ist in Anbetracht des<br />
jungen Alters beeindruckend. Die<br />
Entwicklung verläuft rasend schnell.<br />
ChatGPT & Co. werden zeitnah in der<br />
Lage sein, digitale Informationen zu<br />
komplexen Sachverhalten noch besser<br />
zu verarbeiten.<br />
Insgesamt bleibt die KI aber noch zu<br />
sehr an der Oberfläche, und einige<br />
Empfehlungen wirken eher wie ein<br />
Rundumschlag als eine konkrete<br />
Hilfestellung. Beratungsfehler, wie<br />
sie die Experten entlarvten, können<br />
fatale und irreparable Folgen für den<br />
Hilfesuchenden haben und existenzielle<br />
Risiken ungesichert hinterlassen.<br />
Haftet dann auch die KI? Sicher nicht!<br />
Auch Brancheninsider sind in Sachen<br />
Beratung noch skeptisch. „Kundin-<br />
Altersvorsorge<br />
In dritten Test simulieren wir eine Altersvorsorgeberatung. Sascha Rabe,<br />
Vermögensberater bei der DVAG, ordnet die Aussagen und Empfehlungen ein.<br />
»Wie kann ich meinen Lebensstandard<br />
finanziell absichern?«<br />
»Um Ihren Lebensstandard<br />
finanziell abzusichern, sollten Sie<br />
eine solide Finanzstrategie entwickeln. Hier<br />
sind einige Schritte, die Ihnen dabei helfen<br />
können. […] Erstellung eines Budgets […],<br />
monatliches Sparen für ein finanzielles<br />
Polster […], Abbau eventueller Schulden<br />
[…], Investitionen in verschiedene Anlageformen<br />
(z.B. Aktien, Fonds, Immobilien), die<br />
zu Ihren Zielen passen […], Langfristige<br />
Ziele (Eigenheim, Ausbildung der Kinder)<br />
definieren, auf die man sparen will […],<br />
Versicherungen gegen Unfall, Krankheit<br />
und Tod abschließen […], Altersvorsorge,<br />
privat wie auch betrieblich […], Steuerplanung<br />
[…], Finanzielle Bildung […], Regelmäßiges<br />
Überprüfen der Finanzstrategie […]«<br />
Uff, durchatmen. Diese Empfehlung<br />
per Schrottflinte geht in alle Himmelsrichtungen<br />
und dürfte beim Kunden kaum<br />
für mehr Klarheit sorgen. Sascha Rabe<br />
bewertet: »Das wichtigste Produkt zur<br />
Absicherung des Lebensstandards, die<br />
Berufsunfähigkeitsversicherung, fehlt. Alle<br />
genannten Sparformen werden nicht mehr<br />
weitergeführt werden können, wenn der<br />
Sparer keine laufenden Einnahmen aus<br />
seiner beruflichen Tätigkeit mehr hat. Das<br />
Fehlen dieser Empfehlung ist existenzgefährdend.«<br />
»Ich möchte mit der Altersvorsorge<br />
starten. Was ist die<br />
beste Lösung?«<br />
»Es gibt keine universelle „beste<br />
Lösung“ für die Altersvorsorge, da<br />
die optimale Wahl von Ihren persönlichen<br />
Zielen, Ihrem Alter, Ihrer Risikobereitschaft<br />
und Ihrer finanziellen Situation abhängt.<br />
[…] Um die beste Lösung für Ihre Altersvorsorge<br />
zu finden, sollten Sie […] die Hilfe<br />
eines Finanzberaters in Anspruch nehmen,<br />
um eine maßgeschneiderte Altersvorsorgestrategie<br />
zu entwickeln, die Ihren Bedürfnissen<br />
am besten entspricht.«<br />
Die KI berücksichtigt, dass die<br />
Altersvorsorge ein sehr individuelles<br />
Thema ist und keine Pauschalantworten<br />
zulässt. »Der Hinweis, die Hilfe eines<br />
Finanzberaters in Anspruch zu nehmen, ist<br />
sinnvoll«, meint auch Rabe. Bei den<br />
vorgeschlagenen Optionen wird es wieder<br />
sehr unscharf. So empfiehlt ChatGPT von<br />
gesetzlicher, betrieblicher, privater<br />
Rentenversicherung über Riester und<br />
Rürup bis hin zu Immobilien, Aktien,<br />
Investmentfonds und ETFs quasi alles, was<br />
der Markt hergibt. »Zentral bei der<br />
Altersvorsorge ist das Langlebigkeitsrisiko.<br />
Das decken nicht alle Empfehlungen ab. Es<br />
besteht also die Gefahr, dass am Ende des<br />
Geldes noch sehr viel Lebenszeit vorhanden<br />
ist«, so Rabe.<br />
Die Wichtigkeit einer lebenslangen<br />
Rentenzahlung kam in der KI-Beratung<br />
nicht rüber. Es braucht schon den Kundenwunsch<br />
danach, den viele Uninformierte so<br />
sicher nicht vortragen bzw., wie es im<br />
KI-Sprech heißt, »prompten« würden:<br />
»Welches Produkt sichert mein<br />
Langlebigkeitsrisiko am besten<br />
ab?«<br />
»Um Ihr Langlebigkeitsrisiko am<br />
besten abzusichern, ist eine<br />
Rentenversicherung oder eine lebenslange<br />
Rentenlösung eine gute Option. Sie sind<br />
speziell darauf ausgerichtet, Ihnen ein<br />
garantiertes lebenslanges Einkommen im<br />
Ruhestand zu bieten, unabhängig davon,<br />
wie lange Sie leben. Folgende Rentenoptionen,<br />
die Sie in Betracht ziehen könnten:<br />
Leibrenten, Sofortrenten, Aufgeschobene<br />
Renten, inflationsgeschützte Renten,<br />
variable Renten.«<br />
Auch hier empfiehlt die KI am Ende,<br />
dass die Wahl des Produktes<br />
maßgeblich von der persönlichen Situation<br />
abhängt und ein Finanzberater weiterhelfen<br />
kann. »Die Empfehlung passt gut. Die<br />
meisten Rentenversicherungen, die<br />
abgeschlossen werden, sind aufgeschobene<br />
Leibrenten, daher eine Kombination der<br />
vorstellten Möglichkeiten«, zeigt sich Rabe<br />
zufrieden.<br />
Das gesamte<br />
Beratungsgespräch<br />
finden Sie hier:<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
ChatGPT im Beratungstest TITELTHEMA | 19<br />
nen und Kunden wollen Produkte,<br />
die ihren Bedürfnissen entsprechen,<br />
und eine persönliche Beratung.<br />
Daran ändert auch KI nichts“, meint<br />
Hauner. Auch seien die Tools noch<br />
nicht auf die Versicherungssprache<br />
ausgelegt. „ChatGPT weiß nicht alles,<br />
was die Allianz über unsere Produkte<br />
und die richtige Absicherung weiß.“<br />
Gleichwohl könne KI die Arbeit von<br />
Vermittlern begleiten und effizienter<br />
machen.<br />
Keine Entwarnung für Makler<br />
Für Makler sind die schwachen Ergebnisse<br />
im Beratungstest keine Entwarnung.<br />
Die technologische Entwicklung<br />
rast, und schon bald könnten<br />
sich Kunden mit Vorsorge- oder<br />
Absicherungswünschen lieber an<br />
eine Maschine als an einen Menschen<br />
wenden – einfach weil’s schneller und<br />
vielleicht auch günstiger ist. Auch<br />
Versicherungsexperte Heyen von Accenture<br />
betont, dass die Entwicklung<br />
erst am Anfang stehe, aber exponentiell<br />
verlaufe. Heißt: Was heute noch<br />
unvorstellbar ist, kann bald schon<br />
eine Selbstverständlichkeit sein.<br />
Neben der ungelösten technischen<br />
Herausforderung ergeben sich weitere<br />
Fragen bei der Beratung durch<br />
einen Chatbot. Heyen nennt die<br />
Stichworte Datenschutz und Compliance.<br />
Auch Schnoeckel gibt zu<br />
bedenken, „dass auch der Betreiber<br />
einer Beratungs-KI für die Erfüllung<br />
der nötigen regulatorischen Anforderungen<br />
verantwortlich wäre“.<br />
Paradox: Ausgerechnet die bei vielen<br />
Versicherungsvermittlern unbeliebte<br />
Regulierung wird zumindest für eine<br />
gewisse Zeit zum Schutzwall vor der<br />
digitalen Konkurrenz.<br />
Wer nichts tut, fällt zurück<br />
Aber steter Tropfen höhlt den Stein.<br />
Auch deshalb sagt Justus Lücke,<br />
Geschäftsführer der Versicherungs-<br />
»Für uns ist der Umgang<br />
mit generativer<br />
KI von strategischer<br />
Bedeutung.«<br />
Nasier Nasir<br />
Chief Executive Officer und Managing<br />
Director bei Friday<br />
foren Leipzig sowie der Maklerforen<br />
Leipzig: „Mit entsprechendem<br />
Training des KI-Modells ist auch die<br />
Beratung zu Versicherungsprodukten<br />
möglich.“ Die Vorteile lägen in der<br />
durchgehenden Erreichbarkeit und<br />
der unmittelbaren Befriedigung von<br />
Kundenbedürfnissen. Über die Zeit<br />
lerne KI die Kunden besser kennen.<br />
Mit KI lassen sich Prozesse<br />
automatisieren, was Zeit für<br />
Beratung schafft.<br />
Die Technologie eröffnet<br />
Wettbewerbsvorteile im<br />
Kampf um Kunden.<br />
Wissen über KI ist wichtig,<br />
um auf Dauer am Markt<br />
bestehen zu können.<br />
Dieses Wissen könnte der Vertrieb für<br />
personalisierte Ansprachen nutzen.<br />
Lücke rät Maklern, sich „intensiv mit<br />
den Möglichkeiten auseinanderzusetzen.“<br />
Ebenso sieht das Yannick Leippold,<br />
Chef des Maklerverwaltungsprogramm-Anbieters<br />
Insurgo. Die<br />
durch KI ausgelösten Veränderungen<br />
seien „ein schleichender Prozess, den<br />
wir nicht aufhalten werden“. Anders<br />
ausgedrückt: Der Geist ist aus der Flasche.<br />
Jetzt gelte es, die Zukunft mitzugestalten.<br />
Bei Insurgo jedenfalls sei<br />
ChatGPT seit März im Einsatz. Durch<br />
die KI könnten Vermittler administrative<br />
Aufgaben automatisieren und<br />
sich auf die persönliche Beratung<br />
und Kundenakquise fokussieren. Ein<br />
Risiko freilich sei eine Überregulierung<br />
der neuen KI-Technologie durch<br />
die Gesetzgeber.<br />
Die persönliche Beratung bleibt<br />
immer noch ein Pfund, gegen das KI<br />
(noch) nicht ankommt. Anbieter,<br />
Vertriebe und letztlich der Kunde<br />
werden sie jedoch immer stärker in<br />
ihre Prozesse und Suchanfragen<br />
einbeziehen. Makler, die diese<br />
Entwicklung ernst nehmen und für<br />
sich nutzen, sind nicht nur im<br />
Wettbewerbsvorteil, sondern auch als<br />
Ansprechpartner für Kunden weiter<br />
unverzichtbar.<br />
Jetzt auf KI setzen?<br />
Rechtliche und ethische<br />
Fragen sind weitgehend<br />
ungeklärt.<br />
Die KI-Sprachmodelle<br />
machen noch zu viele Fehler.<br />
Positionierung als<br />
„Ihr persönlicher Berater“<br />
punktet stärker beim<br />
Kunden.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
20 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />
Booster für die Beratung<br />
Gesprächsaufhänger und Neues für Ihre Produktpalette<br />
MB MAILIN BARTKNECHT AW ANNE MAREILE WALTER<br />
Going Public!<br />
Neue Online-Weiterbildung für<br />
Financial und Estate Planner<br />
LV 1871<br />
Neue Angebotssoftware<br />
für BU-Abschluss<br />
Die Going Public! Akademie für Finanzberatung bietet ab sofort<br />
die CFP | CEFP WBThek® für Certified Financial Planner und<br />
Certified Foundation and Estate Planner an. Die Online-Weiterbildung<br />
mit 29 Stunden und CPD-Wertung ist für 270 Euro<br />
zuzüglich Umsatzsteuer pro Jahr erhältlich und ermöglicht das<br />
Erwerben von CPC Credits. Die Inhalte der CFP | CEFP WBThek®<br />
sind mit dem FPSB (Financial Planning Standards Board<br />
Deutschland e. V.) abgestimmt, wodurch die Weiterbildung zum<br />
Erwerb von CPC Credits genutzt werden kann. Zudem ermöglicht<br />
die Verbindung der CFP | CEFP WBThek® mit anderen<br />
WBThek®-Lernwelten, dass viele gesammelte Credits von der<br />
Cross-Bewertung profitieren können.<br />
Arag<br />
Neues Modell der betrieblichen<br />
Pflegezusatzversicherung<br />
Die Arag Krankenversicherung<br />
hat in enger Abstimmung<br />
mit dem ABVP eine<br />
betriebliche Pflegezusatzversicherung<br />
entwickelt. Arag<br />
Pflege-AsseCura kombiniert<br />
einen Pflegekostentarif mit<br />
einer integrierten Ansparkomponente.<br />
Der Pflegekostentarif<br />
verdoppelt die<br />
Leistung der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung und schützt<br />
den Arbeitnehmer während der Dauer seiner Beschäftigung<br />
gegen die finanziellen Risiken, die durch einen Pflegefall entstehen.<br />
Für den Tarif leistet der Arbeitgeber einen Beitrag von 80<br />
Euro pro Monat und Mitarbeiter.<br />
Die LV 1871 bietet Maklerinnen und Maklern eine neue<br />
Angebotssoftware für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />
Jene soll ihnen eine nahtlose und<br />
zeitsparende Beratung vor Ort oder online inklusive<br />
einer Risikoprüfung ermöglichen. Für die Risikoprüfung<br />
müssen Geschäftspartner gemeinsam mit ihren Kunden<br />
die vorgegebenen Risikofragen in der Software beantworten.<br />
In den meisten Fällen kann dann ein verbindliches<br />
Votum über Zusage, Ausschlüsse oder Risikozuschläge<br />
direkt eingesehen und der Antrag auf Wunsch<br />
direkt elektronisch abgeschlossen werden. Für junge<br />
Kunden bis maximal 35 Jahre gibt es eine vereinfachte<br />
Risikoprüfung. Der Bearbeitungsstand des Antragsprozesses<br />
kann jederzeit über das Geschäftsportal eingesehen<br />
werden. Zudem kann der Antrag zwischengespeichert<br />
und die Bearbeitung jederzeit fortgesetzt werden.<br />
Über inSign kann der Antrag online mit dem Kunden<br />
geteilt und abgeschlossen werden. In komplexen Fällen<br />
und weiterhin möglich: die Direktverbindung zu den<br />
Risikoprüfern der LV 1871, die persönlich weiterhelfen.<br />
Fotos: Thepalmer, Millann
Vertriebsunterstützung PANORAMA | 21<br />
softfair<br />
Neue Führungsspitze<br />
Bei softfair und<br />
Ascore Analyse<br />
gab es einen Führungswechsel.<br />
So<br />
hat Tina Flemming<br />
(46, links)<br />
die Funktion als<br />
Geschäftsführerin<br />
der softfair<br />
GmbH übernommen.<br />
Flemming<br />
ist seit 2017 bei softfair tätig und hatte dort zuletzt die kaufmännische<br />
Leitung inne. Sie ist Expertin für strategische Unternehmensausrichtung,<br />
Controlling und Finanzen und folgt auf Maximilian Schmidt, der das Unternehmen<br />
aus persönlichen Gründen verlässt. In einem weiteren Wechsel im<br />
Top-Management folgt Melanie Freund-Reupert (41, rechts) auf Ellen Ludwig<br />
als Geschäftsführerin von Ascore Analyse. Sie verfügt über 20 Jahre Erfahrung<br />
in der Versicherungsbranche, ist seit 2008 bei softfair tätig und leitet<br />
die Bereiche der gewerblichen und privaten Sachversicherungen.<br />
Baloise<br />
Neue Fondspolice<br />
Mit der „Baloise Best Investment“ bietet<br />
Baloise eine neue Fondspolice. Sie zeichnet<br />
sich unter anderem durch eine flexible Auszahlungsphase,<br />
geringe Effektivkosten und<br />
einen garantierten Rentenfaktor aus, der<br />
zu den höchsten am Markt gehört. Sicherheitsorientierten<br />
Kunden stellt Baloise mit<br />
der Funktion „Vario Plus“ einen Mechanismus<br />
quasi als Autopilot zur Verfügung.<br />
Dieser sorgt dafür, dass der Anlageanteil im<br />
Garantievermögen sukzessive bis zum Ende<br />
der Beitragszahlungsdauer auf 100 Prozent<br />
steigt. Auch eine digitale Fondsauswahl<br />
und Expresspolicierung werden geboten.<br />
Mit der Fondspolice möchte Baloise ihrem<br />
Anspruch „Vorsprung durch Performance“<br />
gerecht werden. Das Fondsangebot steht<br />
auch im konzipierten Fonds-Rentenplan zur<br />
Verfügung.<br />
uniVersa: Erweiterung<br />
Fondspalette<br />
Die uniVersa hat die Fondspalette<br />
der fondsgebundenen<br />
Rentenversicherung topinvest<br />
um vier neue Fonds erweitert.<br />
Insgesamt stehen damit 37<br />
nachhaltige Fonds und drei<br />
aktiv gemanagte Nachhaltigkeits-Strategiedepots<br />
zur<br />
Auswahl.<br />
Roland: Neuer Manager-<br />
Rechtsschutz<br />
Roland Rechtsschutz bietet<br />
Vorständen, Unternehmensleitern<br />
und Führungskräften<br />
einen neuen Manager-Rechtsschutz.<br />
Er kann individuell<br />
aus den Bausteinen Universal-<br />
Straf-Rechtsschutz, Vermögensschaden-Rechtsschutz<br />
und Anstellungsvertrags-<br />
Rechtsschutz zusammengestellt<br />
werden.<br />
Continentale: Auslandsschutz<br />
für Unternehmen<br />
Die Continentale Krankenversicherung<br />
hat die neue<br />
Tariflinie ExpactProtect und<br />
ExpactProtect+ auf den<br />
Markt gebracht. Diese bietet<br />
Mitarbeitenden von Unternehmen<br />
Schutz für langfristige<br />
Auslandsaufenthalte. Beim Abschluss<br />
wird auf Wartezeiten<br />
und eine Gesundheitsprüfung<br />
verzichtet.<br />
Verifort Capital:<br />
Zweiter Publikums-AIF<br />
Verifort Capital startet mit<br />
dem „Verifort Capital HC 2“<br />
seinen zweiten AIF, der in<br />
Immobilien aus dem Segment<br />
der Pflege- und Sozialimmobilien<br />
in Deutschland investiert.<br />
Der Artikel-8-Fonds sieht eine<br />
Mindestbeteiligung von 5.000<br />
Euro vor und richtet sich gezielt<br />
an Privatanleger.<br />
Finlex: D&O-Versicherung<br />
für Kanzleimanager<br />
Das InsurTech Finlex bietet<br />
Kanzleien auf seiner Online-<br />
Plattform eine neuartige D&O-<br />
Versicherung für Kanzleimanager.<br />
Risikoträger sind Markel,<br />
Ergo, Newline und Zurich. Es<br />
stehen Versicherungssummen<br />
von bis zu zehn Millionen Euro<br />
bei Kanzleiumsätzen von bis<br />
zu 250 Millionen Euro zur<br />
Verfügung.<br />
CosmosDirekt:<br />
Neue Wohngebäudeversicherung<br />
CosmosDirekt hat ihre<br />
Wohngebäudeversicherung<br />
grundlegend überarbeitet.<br />
Damit einher gehen rund<br />
50 Leistungserweiterungen.<br />
Angeboten werden die Tarifvarianten<br />
„Basis-Schutz“ und<br />
„Comfort-Schutz“, die mit fünf<br />
optionalen Bausteinen ergänzt<br />
werden können.<br />
Dela: Flexible Risikolebensversicherungen<br />
Dela hat die Annahmerichtlinien<br />
und Tarife der Risikolebensversicherungen<br />
Dela aktiv<br />
Leben und Dela aktiv Leben<br />
plus+ überarbeitet. Neu ist<br />
unter anderem eine monatliche<br />
Kündbarkeit.<br />
Fotos: Olezzo, hxdbzxy
22 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />
Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />
Ambulante Pflegedienste<br />
versorgen<br />
immer mehr Bedürftige<br />
Die Zahl der Pflegebedürftigen, die<br />
von ambulanten Pflegediensten zu<br />
Hause versorgt werden, hat sich<br />
in den vergangenen 20 Jahren<br />
drastisch erhöht – und zwar um 141<br />
Prozent. Parallel stieg die Zahl der<br />
ambulanten Pflegedienste in demselben<br />
Zeitraum um fast die Hälfte.<br />
Dies zeigen aktuelle Zahlen des<br />
Statistischen Bundesamts. Zum<br />
Jahresende 2021 waren insgesamt<br />
442.900 Personen bei ambulanten<br />
Pflegeeinrichtungen beschäftigt.<br />
Das waren 134 Prozent mehr als<br />
Ende 2001. Auch die Zahl der Beschäftigten<br />
in Pflegeheimen nahm<br />
zu – allerdings weniger drastisch.<br />
Sie stieg innerhalb der letzten 20<br />
Jahre um:<br />
71<br />
Passive Sparer<br />
%<br />
Immobilienbesitzer<br />
Beim Thema Absicherung gegen<br />
Inflation bleiben die deutschen<br />
Sparer passiv. Mehr als 50 Prozent<br />
der Bundesbürger steuern nicht<br />
gegen den realen Geldverlust an.<br />
Das ergab eine Umfrage des Deutschen<br />
Instituts für Vermögensbildung<br />
und Alterssicherung (DIVA).<br />
Nur 13 Prozent der Befragten<br />
agieren „aktiv“, knapp 36 Prozent<br />
gaben an, sich „teilweise aktiv“ zu<br />
verhalten. Immerhin 90 Prozent<br />
der Bundesbürger rechnen mit<br />
einer weiter steigenden Inflation.<br />
Abgelenkte Autofahrer<br />
8.260<br />
Immer mehr E-Scooter-Unfälle<br />
Die Zahl der E-Scooter-Unfälle steigt in Deutschland<br />
erheblich: Nach einer aktuellen Mitteilung<br />
des Statistischen Bundesamts kam es im vergangenen<br />
Jahr bundesweit zu 8.260 Unfällen mit<br />
E-Rollern und Personenschaden – ein Zuwachs<br />
von 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei<br />
ereigneten sich zwei Drittel der Unfälle in Städten<br />
mit mehr als 100.000 Einwohnern.<br />
bereuen nichts<br />
Neun von zehn Autofahrern kennen die Bußgeldhöhe<br />
bei Handyverstößen nicht, zeigt eine aktuelle Auswertung<br />
der Allianz zur Ablenkung am Steuer. 29 Prozent<br />
glauben zudem, dass eine „längere Blickabwendung<br />
von der Straße“ zulässig sei, und 13 Prozent sind der<br />
Meinung, dass bei Stau- oder Autobahnassistenten das<br />
Handyverbot nicht gelte.<br />
Um 1/3<br />
ist Wohneigentum auf<br />
dem Land aktuell günstiger<br />
als in der Stadt.<br />
Das zeigt eine Studie des<br />
Instituts der deutschen<br />
Wirtschaft (IW). Demnach<br />
werden die Preisunterschiede<br />
zwischen<br />
günstigen und teuren<br />
Regionen immer größer.<br />
So bekommen Käufer in<br />
München derzeit nur ein<br />
Zehntel der Fläche, die sie<br />
auf dem Land in Thüringen<br />
erhalten würden.<br />
Die überwiegende Mehrheit der Deutschen (93 Prozent) bereut es nicht, sich ein<br />
Eigenheim angeschafft zu haben. Das zeigt eine Umfrage des Finanzierungsspezialisten<br />
Dr. Klein. Wer für die Finanzierung der eigenen vier Wände Geld aus dem Familienkreis<br />
bekommen hat, ist darüber meistens auch im Nachhinein froh: Dies gaben<br />
93 %<br />
der Befragten an. 16 Prozent bereuen hingegen die Entscheidung, sich von der Verwandtschaft<br />
Eigenkapital besorgt zu haben. Dabei hat der Kauf eines Eigenheims<br />
offenbar auch auf die Partnerschaft Einfluss: Jeder sechste der rund 1.500 Befragten<br />
sagt, dass seine Beziehung unter dem Finanzierungsprojekt gelitten habe.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
ING | ANZEIGE<br />
Ein Tool mit Vertriebskompetenz<br />
Die energetische Sanierung und Modernisierung von Immobilien ist derzeit in aller Munde.<br />
Doch je mehr sich die Menschen mit Themen wie Heizung, Isolierung, Photovoltaik und der staatlichen<br />
Unterstützung auseinandersetzen, desto größer werden vielerorts die Fragezeichen.<br />
Was macht Sinn? Was passt zu meiner Immobilie?<br />
Und was ist auch in Zukunft noch<br />
relevant? In der Baufinanzierungsberatung<br />
nimmt die energetische Modernisierung<br />
einen immer größeren Raum ein. Mario<br />
Münch, Nachhaltigkeitsbeauftragter für<br />
den Vertrieb der Immobilienfinanzierung<br />
bei der ING Deutschland, weiß sehr genau,<br />
was am Markt aktuell gefragt ist. „Wir spüren<br />
in allen Gesprächen, die wir führen: Der<br />
Bedarf an einer Energieeffizienz-Beratung<br />
und entsprechenden Lösungen nimmt zu<br />
– insbesondere wenn es um die Modernisierung<br />
von Bestandsimmobilien geht. Wir<br />
in der Bank, aber auch unsere Partnerinnen<br />
und Partner vor Ort müssen in der Beratung<br />
umdenken.“<br />
Energieeffizienz rückt in den Fokus<br />
Als einer der ersten Kreditgeber hat die<br />
nach Kundenzahl drittgrößte Bank in<br />
Deutschland bereits im Juli 2022 die<br />
Baufinanzierung Green auf den Markt<br />
gebracht, gefolgt von einer Produktvariante<br />
für ein Modernisierungsdarlehen. „Mit<br />
der wachsenden Bedeutung des Faktors<br />
energieeffiziente Modernisierung in der<br />
Gesellschaft“, betont Mario Münch, „ändern<br />
sich natürlich auch die Ansprüche und<br />
Erwartungen in der Beratung. Gemeinsam<br />
mit der KfW Bankengruppe haben<br />
wir ein Tool entwickelt, mit dem unsere<br />
Vermittlerinnen und Vermittler direkt im<br />
Beratungsgespräch, also vor den Augen<br />
der Kundinnen und Kunden, durchrechnen<br />
können, mit welcher Maßnahme sich am<br />
meisten Energiekosten einsparen lassen,<br />
was das konkret bringt und auch, was das<br />
kostet. Doch damit nicht genug. Voraussichtlich<br />
Anfang nächsten Jahres werden<br />
wir ein exklusiv für die energieeffiziente<br />
Modernisierung ausgestattetes Produkt<br />
auf den Markt bringen,“ wirft Münch einen<br />
Blick in die Zukunft.<br />
Jetzt ist Know-how gefragt<br />
Die ING weiß aber auch: Produkte, Tools<br />
und Services sind nur eine Seite des<br />
Erfolgs, das Know-how rund um die<br />
Modernisierung die andere. Die Zeiten<br />
haben sich geändert. Heute müssen<br />
Beraterinnen und Berater auch im<br />
Finanzierungsgespräch unterschiedliche<br />
Heizungslösungen diskutieren und eine<br />
Meinung zur geplanten Photovoltaikanlage<br />
haben – um nur zwei Beispiele zu<br />
nennen: „Im Prinzip wird die Baufinanzierungsberatung<br />
immer mehr zu einer Art<br />
Energieberatung“, weiß der Nachhaltigkeitsbeauftragte<br />
Mario Münch. Und genau<br />
hier bietet der Vertrieb den Vermittlerinnen<br />
und Vermittlern Lösungen an. Dazu zählt<br />
neben dem Modernisierungs-Check als<br />
Sanierungsrechner ein umfassendes<br />
Modernisierungskonzept, das mit einer<br />
professionellen Schulungsreihe der<br />
Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges<br />
Bauen (DGNB) über Best-Practice-Webinare<br />
bis hin zur aufmerksamkeitsstarken<br />
Marketingunterstützung viel Potenzial<br />
enthält, damit Nachhaltigkeit in der<br />
Beratung mit der ING Deutschland zu<br />
einem zukunftsweisenden Wettbewerbsvorteil<br />
wird.<br />
Mehr Informationen zum Modernisierungskonzept<br />
der ING für die<br />
Baufinanzierung finden Sie auf<br />
www.ing.de/partner/news<br />
Foto: Aleksandar Georgiev
INVESTMENTS<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Schwächere<br />
OIF-Renditen<br />
erwartet<br />
Scope pessimistisch<br />
bei offenen Immobilienfonds<br />
Das Berliner Ratinghaus Scope prognostiziert in<br />
einer Ende Mai veröffentlichten Studie sinkende<br />
Renditen bei offenen Immobilienfonds (OIF). Für<br />
die untersuchten Fonds wird eine Rendite zwischen<br />
2 und 2,5 Prozent gesehen. Im Vorjahr lag<br />
sie noch bei durchschnittlich 2,6 Prozent.<br />
Grund für die pessimistischere Renditeprognose<br />
seien mehrere Unsicherheitsfaktoren, wie beispielsweise<br />
steigende Zinsen oder sich wandelnde<br />
Nutzeranforderungen – auch hier spielt Nachhaltigkeit<br />
eine immer größere Rolle. Zusätzlich<br />
sei auch der Transaktionsmarkt weitgehend zum<br />
Erliegen gekommen, konstatiert Scope.<br />
Weitere Themen<br />
Interview zur Post-Wachstums-Ökonomie 26<br />
Wiederbelebter Geldmarkt 30<br />
UBS rettet Credit Suisse 32<br />
Foto: Nikolay Pandev
26 | INVESTMENTFONDS Anlagestrategien<br />
»Vielen fällt es schwer, eine geringere<br />
Rendite zu akzeptieren«<br />
Geldanlagen mit möglichst wenig Umweltbelastung stehen hoch im Kurs. Niko Paech zeigt<br />
aus der Perspektive einer Post-Wachstums-Ökonomie verschiedene Möglichkeiten auf.<br />
HG HEIKE GORRES<br />
<strong>procontra</strong>: Die Diskussion darüber, wie<br />
umweltverträglicheres Wirtschaften<br />
in der Masse sinnvoll bewerkstelligt<br />
werden könnte, währt seit Langem. Was<br />
können Privatanleger, die dieses Ziel<br />
verfolgen, aus Ihrer Sicht mit ihrem Geld<br />
am besten tun?<br />
Niko Paech: Die einfachste und direkteste<br />
Option ist, sich nach ökologisch<br />
verantwortbaren Anlagemöglichkeiten<br />
umzuschauen. Das kann bedeuten,<br />
in erster Linie bei Genossenschaftsbanken,<br />
die einen ökologischen und<br />
sozialen Anspruch vertreten, Kapital<br />
anzulegen. Das Zweite ist, eine andere<br />
Abwägung zu treffen in Hinblick auf<br />
Anlagebedingungen und die erwartete<br />
Rendite als bislang üblich: Am besten ist<br />
es, auf Sicherheit, Transparenz und ökologische<br />
Verträglichkeit zu achten und<br />
dies als nicht-monetäre Rendite anzusehen.<br />
Je höher die monetäre Rendite,<br />
die ich verlange, desto größer ist der<br />
Wachstumszwang, der sich daraus ergibt.<br />
Die Verwender des Kapitals stehen<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
so unter einem immer größeren Druck,<br />
Überschüsse zu erwirtschaften; dabei<br />
ist die von mir geforderte Verzinsung<br />
meines Kapitals die Untergrenze. Die<br />
einzige tragfähige Nachhaltigkeitsdefinition<br />
ist aus meiner Perspektive daher,<br />
Abstand zu nehmen vom Wachstum.<br />
Und ein wichtiger Wachstumstreiber ist<br />
das, was wir als Rendite- oder Zinsanspruch<br />
antreffen.<br />
Beispiele für ökologisch orientierte Geldanlagen<br />
Einordnung von CO 2<br />
-Zertifikaten als Wertpapier<br />
Verschiedene Arten von Nachhaltigkeitsprojekten<br />
»Die nachhaltigste<br />
Geldanlage ist die,<br />
die gar nicht stattfindet,<br />
weil Menschen<br />
Geld gegen<br />
Zeit tauschen.«<br />
<strong>procontra</strong>: Das bedeutet ein völliges<br />
Umdenken nicht nur in Anlagefragen.<br />
Paech: Vielen Menschen fällt es schwer,<br />
eine geringere Rendite zu akzeptieren.<br />
Aber das wird durch folgende Vorstellung<br />
erleichtert: Ein monetär niedrigeres<br />
Ergebnis ermöglicht einen ökologischen<br />
Hebeleffekt und oftmals mehr<br />
Sicherheit. Denn viele ökologisch orientierte<br />
Banken und Finanzdienstleister<br />
meiden komplexe und nicht kontrollierbare<br />
Anlageformen. Der frühere Chef<br />
der Genossenschaftsbank GLS Bank<br />
Thomas Jorberg zum Beispiel hat nach<br />
den letzten Ausläufern der Lehman-Krise<br />
auf die Frage, wie denn die GLS Bank<br />
die Krise durchlebt hat, sinngemäß<br />
gesagt: „Krise? Stimmt, ich habe davon<br />
in der Zeitung gelesen.“ Die Bank legt<br />
das Geld so an, dass zwischen Anleger<br />
und Kapitalnutzung nur kurze Distanzen<br />
liegen. Anleger können prüfen, für<br />
welche wirtschaftlichen Zwecke ihr<br />
eingelegtes Geld eingesetzt wird. Insgesamt<br />
ergibt die Ökologieorientierung<br />
als Nebeneffekt mehr Transparenz und<br />
Sicherheit. Oft besteht die Möglichkeit<br />
zu entscheiden, in welchen Bereichen<br />
das Geld investiert werden soll, und sich<br />
gegebenenfalls mit einer geringeren<br />
Rendite zufriedenzugeben, was einen<br />
besonderen Fördereffekt hat.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche weiteren Anlageansätze<br />
halten Sie für sinnvoll, um<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Anlagestrategien INVESTMENTFONDS | 27<br />
umweltverträglicheres Wirtschaften zu<br />
fördern?<br />
Paech: Eine weitere Möglichkeit<br />
besteht darin, direkt Nachhaltigkeitsprojekte<br />
zu fördern, etwa Genossenschaften.<br />
Ich habe zum Beispiel unter<br />
anderem die Olegeno Oldenburger<br />
Energie-Genossenschaft mitgegründet<br />
und dort Geld eingelegt. Damit gehe<br />
ich zwar ein gewisses Risiko ein. Aber<br />
als Mitglied habe ich Einblick in das Geschehen<br />
und kann zu einem gewissen<br />
Grad auch Einfluss nehmen auf das,<br />
was mit dem Geld geschieht. Weitere<br />
Möglichkeiten sind Nachhaltigkeitsprojekte<br />
in der Landwirtschaft, wie etwa<br />
Betriebe der solidarischen Landwirtschaft<br />
oder die Regionalwert AG. Auch<br />
hier spielt die monetäre Rendite eine<br />
geringere Rolle als die Nachhaltigkeitswirkung.<br />
Niko Paech<br />
ist Professor an der<br />
Universität Siegen<br />
im Bereich „Plurale<br />
Ökonomik“ und einer der<br />
prominentesten Vertreter<br />
einer Post- Wachstums-<br />
Ökonomie.<br />
»Je höher die<br />
monetäre Rendite,<br />
die ich verlange,<br />
desto größer ist der<br />
Wachstumszwang,<br />
der sich daraus<br />
ergibt.«<br />
<strong>procontra</strong>: „Klassische“ Anlageprodukte<br />
wie etwa Aktienfonds sind nach<br />
Ihrem Konzept also weniger empfehlenswert.<br />
Paech: Es lässt sich generell bezweifeln,<br />
dass Aktiengesellschaften aufgrund<br />
ihres chronischen Zwangs zur<br />
Überschussmaximierung eine geeignete<br />
Unternehmensform für eine nachhaltige<br />
Entwicklung sind. Eine Ausnahme bilden<br />
Bürger-Aktiengesellschaften, wie etwa<br />
die Regionalwert AG. Diese bildet eine<br />
hervorragende Anlagemöglichkeit, um<br />
eine resiliente und verantwortbare Gestaltung<br />
des wichtigsten Versorgungsbereichs<br />
zu befördern, nämlich eine<br />
dezentrale ökologische Landwirtschaft.<br />
<strong>procontra</strong>: Ihre Einschätzung zu Aktienfonds<br />
gilt vermutlich auch für jene<br />
Fonds mit dem Anspruch, negative Umwelteinflüsse<br />
zu reduzieren, etwa über<br />
einen eigenen Nachhaltigkeitsansatz<br />
oder mit einem bestimmten Umweltziel.<br />
Paech: Bevor Anleger „Business as<br />
usual“ betreiben, sind derartige Aktienfonds<br />
immer noch eine bessere Lösung.<br />
Aber letzten Endes sind es für mich<br />
wachstumsorientierte Anlagen mit ökologischem<br />
oder grünem Anstrich. Denn<br />
ich vertrete die Meinung, dass Wirtschaftswachstum<br />
nicht in Einklang zu<br />
bringen ist mit einer nachhaltigen Entwicklung,<br />
die diesen Namen verdient.<br />
<strong>procontra</strong>: Die Nachhaltigkeitsdebatte<br />
in der Kapitalanlage dürften Sie somit<br />
ebenfalls sehr kritisch sehen.<br />
Paech: Die Debatte hält immer noch an<br />
„grünem“ Wachstum fest. Ich kenne jedoch<br />
kein Beispiel dafür, dass eine Entkopplung<br />
wirtschaftlichen Wachstums<br />
von ökologischen Schäden gelungen<br />
ist, wenn alle Auswirkungen der dabei<br />
zum Einsatz gelangten Maßnahmen und<br />
Technologien einbezogen werden. Die<br />
UmweltBank beispielsweise verspricht<br />
für zahlreiche Produkte hohe Renditen<br />
mit gleichzeitiger ökologischer Gewissensberuhigung.<br />
Das scheitert an vielen<br />
Rebound-Effekten. Damit sind die<br />
Foto: Niko Paech
28 | INVESTMENTFONDS Anlagestrategien<br />
Nebenwirkungen technologischer<br />
Nachhaltigkeitsmaßnahmen gemeint,<br />
die deren Erfolg schmälern oder zunichtemachen,<br />
insbesondere auch deshalb,<br />
weil zusätzliche grüne Häuser, Produkte<br />
und Technologien nie zum ökologischen<br />
Nulltarif zu haben sind.<br />
<strong>procontra</strong>: Wo würden Sie in der Nachhaltigkeitsdebatte<br />
also konkret ansetzen?<br />
Paech: Es wäre nach Möglichkeiten zu<br />
suchen, Geld so einzusetzen, dass Wirtschaftswachstum<br />
vereitelt wird. Das<br />
schließt nicht aus, zum Beispiel im Gebäudebereich<br />
zu investieren – aber nur<br />
im Bereich der Sanierung und energetischen<br />
Optimierung, um Neubau zu verhindern.<br />
Denn zusätzliche Häuser sind<br />
auch dann nicht zu rechtfertigen, wenn<br />
sie in Holzrahmenbau, mit Heuballen,<br />
Vierfachverglasung, als Passivbau etc.<br />
errichtet werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Was sind aus Ihrer Sicht<br />
weitere markante Beispiele für einen<br />
solchen Ansatz?<br />
Paech: Das Gleiche gilt für den Verkehr,<br />
der sich nur durch konsequenten<br />
Rückbau zukunftsfähig gestalten lässt.<br />
Dass eine Umstellung auf Elektromobilität<br />
oder Wasserstoffantrieb weiterhilft,<br />
gründet auf magischem Denken. Auch<br />
eine Verlagerung auf den öffentlichen<br />
Personennahverkehr stößt an physische<br />
Grenzen. Erst nach einer Reduktion der<br />
zurückgelegten Personenkilometer kann<br />
der Rest an nötiger Mobilität auf Basis<br />
grüner Technologien bewerkstelligt<br />
werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Ein weiterer Vorschlag von<br />
Ihnen ist, auch über die Reduzierung<br />
von Erwerbsarbeit Nachhaltigkeit zu<br />
fördern.<br />
Paech: Die nachhaltigste Geldanlage<br />
ist die, die gar nicht stattfindet, weil<br />
Menschen Geld gegen Zeit tauschen.<br />
Statt immer mehr Vermögen aufzutürmen,<br />
wäre eine veränderte Kombination<br />
zwischen monetär entgoltener Erwerbsarbeit<br />
und Selbstversorgungspraktiken<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
2017<br />
2018<br />
2019<br />
2020 *<br />
2021 *<br />
Neugründung von Genossenschaften<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
insgesamt Gemeinwesen (Bürgergenossenschaften) Energie<br />
»Es lässt sich<br />
bezweifeln, ob<br />
Aktiengesellschaften<br />
eine geeignete<br />
Unternehmensform<br />
für eine nachhaltige<br />
Entwicklung sind.«<br />
sinnvoll. Wer etwa nur noch 20 Stunden<br />
in der Woche für Geld arbeitet und die<br />
freigestellten 20 Stunden nutzt, um<br />
durch Pflege, Instandhaltung und Reparatur<br />
die Nutzungsdauer der meisten<br />
Dinge durchschnittlich zu verdoppeln,<br />
Quellen: BMWI 2021a, IfG HU Berlin 2020, DZ Bank Research 2020, * DGRV 2022<br />
verringert die Finanzlast. Ähnliches<br />
gilt für die Eigenproduktion und die<br />
gemeinschaftliche Nutzung von Gegenständen,<br />
um abermals Geld zu sparen.<br />
Dies entlastet die Volkswirtschaft auf<br />
doppelte Weise vom Wachstumszwang.<br />
Denn erstens lässt sich durch Arbeitszeitverkürzung<br />
Vollbeschäftigung in<br />
einer verkleinerten Volkswirtschaft<br />
erzielen. Zweitens wird der Bedarf an<br />
Güterproduktion verringert, was die<br />
Versorgungssicherheit steigert. Natürlich<br />
lassen sich Menschen finden, denen<br />
dies schwerfällt. Aber die Mehrheit der<br />
Menschen könnte dieses Modell praktizieren,<br />
auch unter Inkaufnahme des Abschmelzens<br />
eines Teils des Vermögens.<br />
Das private Geldvermögen in Deutschland<br />
beträgt etliche Billionen Euro.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie ordnen Sie CO 2<br />
-Zertifi-<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Anlagestrategien INVESTMENTFONDS | 29<br />
kate als Wertpapier für die Kapitalanlage ein?<br />
Paech: Damit würden Umweltgüter zu Spekulationsobjekten,<br />
und außerdem würde dadurch einer<br />
geregelten Umweltpolitik entgegengewirkt. Schon<br />
in den 1970er-Jahren haben Umweltökonomen<br />
darüber gestritten, ob eine marktwirtschaftliche<br />
Steuerung der Ressourcenverbräuche über den<br />
Preis oder über die Menge erfolgen soll. Preissteuerung<br />
hieße beispielsweise, eine CO 2<br />
-Steuer oder<br />
Ökosteuer einzuführen, was den Nachteil hat, die<br />
resultierende Emissionsmenge nicht direkt kontrollieren<br />
zu können. Eine Mengensteuerung hätte<br />
demgegenüber den Vorteil, die maximale Emissionsmenge<br />
festzulegen und dann in diesem Umfang<br />
handelbare Zertifikate auszugeben. So kann sich ein<br />
Markt für diese Lizenzen bilden, auf dem sich dann<br />
ein bestimmter Preis einstellt, sodass auch hier ein<br />
Anreiz besteht, Emissionen zu vermeiden. Eines<br />
der wichtigsten Argumente gegen diese Lösung<br />
war stets, dass solche Märkte zu schweren Wettbewerbsverzerrungen<br />
führen können.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie würden die konkret aussehen?<br />
Paech: Finanzstarke Unternehmen könnten größere<br />
Mengen an Emissionsrechten aufkaufen, ohne sie<br />
für den eigentlichen Zweck zu nutzen, sondern um<br />
sie zu horten und so den Preis hochzutreiben. Damit<br />
ließen sich Konkurrenten aus dem Markt drängen<br />
und so Teile der Wirtschaft ausbremsen. Dies ist<br />
aber nur ein Argument gegen die Spekulation, die zu<br />
unterbinden wäre. Ansonsten halte ich die Zertifikatelösung,<br />
oft auch als „Cap and Trade“ für „Deckelung<br />
und Handel“ bezeichnet, für die mit Abstand<br />
beste Umweltpolitik, eben weil sie der ökologischen<br />
Zerstörung eine Obergrenze setzt. Zukünftig wird es<br />
notwendig, diese Logik dahin gehend weiterzuentwickeln,<br />
dass sich Nachhaltigkeitsmaßnahmen an<br />
individuellen Emissionskontingenten orientieren.<br />
GESUNDHEITSRISIKEN PRÜFEN?<br />
SCHRECKLICH<br />
LEICHT.<br />
Dank automatisierter<br />
Risikoprüfung bei der LV 1871.<br />
Long Story short<br />
Ökologieorientierung kann mehr<br />
Transparenz und Sicherheit bringen.<br />
Genossenschaften und ähnliche Formen<br />
bieten breite Anlagemöglichkeiten.<br />
MEHR ENTDECKEN:<br />
lv1871.de/partnerservice<br />
Höchstmögliche monetäre<br />
Rendite ist nicht das Hauptziel.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
30 | INVESTMENTFONDS Zinswende<br />
Geldmarkt wiederbelebt<br />
Dank der Zinswende erstehen auch Geldmarktfonds wieder von den Toten auf.<br />
Zudem verschaffen die jüngsten Bankenpleiten den Produkten weiteren Aufwind.<br />
HG HEIKE GORRES<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Wichtigstes Ziel von<br />
Geldmarktfonds<br />
Wie Leitzinsen auf<br />
Geldmarktfonds wirken<br />
Welche Vorgaben aus der<br />
Finanzkrise folgten<br />
Mit dem Ende der Niedrigzinspolitik<br />
im vergangenen Jahr sind wieder<br />
Fondsgruppen ins Blickfeld gerückt,<br />
die zuvor für Privatanleger weniger<br />
attraktiv waren. Neben Anleihen- gehören<br />
Geldmarktfonds dazu, die zum<br />
Parken von Geld gedacht sind. „Geldmarktfonds<br />
sind Fonds, die in kurzfristige<br />
Vermögenswerte investieren<br />
und auf eine geldmarktsatzkonforme<br />
Rendite und/oder Wertbeständigkeit<br />
der Anlage abstellen“, definiert<br />
die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin). Die Fonds<br />
enthalten typischerweise Zinsanlagen<br />
mit kurzen Laufzeiten, die am Geldmarkt<br />
gehandelt werden. Festverzinsliche<br />
Wertpapiere mit einer restlichen<br />
Laufzeit von höchstens etwas mehr<br />
als einem Jahr können ebenfalls enthalten<br />
sein. Daneben sind weitere<br />
Finanzinstrumente möglich, etwa<br />
Derivate, die sich auf Geldmarkttitel<br />
beziehen. Vorrangiges Ziel ist, eine<br />
möglichst hohe Liquidität zu gewährleisten.<br />
Daher sind sie vor allem auch<br />
Illustration: Roman Kulon
Zinswende INVESTMENTFONDS | 31<br />
bei institutionellen Anlegern gefragt.<br />
Nach Abzug der Kosten sollen die<br />
Fonds insbesondere aus Privatanlegersicht<br />
aber auch kein Geld verlieren.<br />
Die Anhebung der Zinsen seitens<br />
der Europäischen Zentralbank (EZB)<br />
seit dem vergangenen Jahr sorgt für<br />
Geldmarktfonds, die auf Anlagen<br />
in Euro konzentriert sind, hierbei<br />
kräftig für Rückenwind. Im Juli 2022<br />
hat die EZB nach Jahren der Null- und<br />
Negativzinsen den Einlagensatz von<br />
minus 0,5 Prozent auf 0,0 Prozent<br />
angehoben und in den folgenden Monaten<br />
weiter erhöht. Im vergangenen<br />
Mai hob sie den Leitzins auf 3,75 Prozent.<br />
Der für Sparer wichtigere Einlagensatz<br />
erhöhte sich auf 3,25 Prozent.<br />
Der Einlagenzinssatz zeigt an, zu<br />
»Geldmarktfonds<br />
stellen auf eine geldmarktsatzkonforme<br />
Rendite und/oder<br />
Wertbeständigkeit<br />
der Anlage ab.«<br />
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin)<br />
welchen Konditionen Geschäftsbanken<br />
Geld bei der Zentralbank anlegen<br />
können. Die Entwicklung der Verzinsung<br />
am Geldmarkt ist daher nahe an<br />
der Entwicklung des Einlagensatzes<br />
orientiert. Die Zinserhöhungen in<br />
Ländern wie den Vereinigten Staaten<br />
und Großbritannien zum Beispiel<br />
wirken sich in ähnlicher Weise auf<br />
Geldmarktfonds aus, die im Schwerpunkt<br />
in Anlagen in US-Dollar bzw.<br />
britischem Pfund investiert sind.<br />
Name<br />
Geldmarktfonds kommen wieder ins Plus<br />
Bankenpleiten verunsichern<br />
Dem Bundesverband Investment und<br />
Asset Management (BVI) zufolge hat<br />
die Kategorie der „Geldmarktfonds<br />
Euro“ auf dem deutschen Markt im<br />
Jahresdurchschnitt bis Ende März<br />
<strong>2023</strong> wieder ein leichtes Plus von 0,5<br />
Prozent verzeichnet. Im Dreijahresdurchschnitt<br />
fällt das Ergebnis mit<br />
minus 0,1 Prozent, wie zu erwarten,<br />
nach wie vor negativ aus. Bei einem<br />
Zinsniveau wie derzeit stehen die<br />
Chancen allerdings gut, dass sich im<br />
Laufe der kommenden Monate der<br />
Wertzuwachs im Schnitt noch erhöht.<br />
Nicht nur das Comeback des Zinses<br />
macht für manchen Anleger, der etwas<br />
Geld parken möchte, Geldmarktfonds<br />
wieder interessanter. Auch<br />
mehrere vor Kurzem in Schieflage<br />
geratene Banken, wie die US-Bank<br />
Silicon Valley Bank und die Credit<br />
Suisse, haben bei vielen die Frage aufgeworfen,<br />
ob das Geld etwa auf dem<br />
Tagesgeldkonto oder Sparkonto noch<br />
gut aufgehoben ist. Bei Bankeinlagen<br />
bis zu 100.000 Euro pro Einleger und<br />
Bank greift die gesetzliche Einlagensicherung.<br />
Geldmarktfonds gelten<br />
demgegenüber als Sondervermögen.<br />
Das bedeutet, dass eine Bank im Falle<br />
einer Schieflage nicht auf solche<br />
ISIN<br />
Quellen: Scope Analysis, Anbieter.<br />
Stand: 30.04.<strong>2023</strong><br />
Fonds im Depot von Kunden zugreifen<br />
darf.<br />
Die Fonds selbst sind hoch reguliert.<br />
Zum Beispiel gelten nach der EU-<br />
Geldmarktfonds-Verordnung konkrete<br />
Vorgaben für die Zulässigkeit und<br />
Bewertung von Vermögenswerten, die<br />
Liquiditäts- und Risikomanagementverfahren<br />
der Portfolios und Offenlegungspflichten<br />
gegenüber Anlegern<br />
und Aufsichtsbehörden. Damit sollen<br />
Fälle wie etwa in der Finanzkrise 2008<br />
verhindert werden, als diverse<br />
Geldmarktfonds nach Kursverlusten<br />
deutlich an Wert verloren und die<br />
Gefahr bestand, dass Anleger massenhaft<br />
Geld abziehen. Ein letztes Risiko<br />
bleibt indes bestehen, wie bei allen<br />
Finanzanlagen.<br />
Rendite<br />
1 Jahr 3 Jahre p. a.<br />
Long Story short<br />
Laufende<br />
Kosten p. a.<br />
Aberdeen Standard Liquidity (Lux) Euro A2 Acc LU0090865873 0,91 -0,05 0,07<br />
Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF 1 C LU029<strong>03</strong>58497 0,96 -0,07 0,10<br />
BNP Paribas InstiCash EUR 3M Classic LU0423950210 0,88 -0,04 0,42 *<br />
BNP Paribas Insticash EUR 1D C Cap LU0167237543 0,80 -0,15 0,42 *<br />
Angaben in %, Fondsgruppe: Geldmarkt Euro, * = voraussichtlich<br />
Geldmarktfonds profitieren<br />
vom Zinsanstieg.<br />
Bankenpleiten lassen<br />
Geldmarktfonds attraktiver<br />
erscheinen.<br />
Kostengünstige Geldmarktfonds<br />
können sich wieder<br />
lohnen.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
32 | INVESTMENTFONDS Bankenübernahme<br />
Erst Rettung, dann Reinigung<br />
Mit der Übernahme der Credit Suisse seitens der UBS entsteht ein neuer Großanbieter im<br />
Fondsgeschäft. In der gemeinsamen Produktpalette dürfte nun kräftig durchgefegt werden.<br />
HG HEIKE GORRES<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Wie die UBS die Credit<br />
Suisse übernommen hat<br />
Was die Bankenfusion für<br />
den Fondsmarkt bedeutet<br />
Was sich auf Fondsebene<br />
tun könnte<br />
„Zürich/Basel, 19. März <strong>2023</strong> – UBS<br />
gibt heute ihre Pläne zur Akquisition<br />
von Credit Suisse bekannt.“ Mit<br />
diesen Worten beginnt die Ad-hoc-<br />
Mitteilung der Schweizer Bank UBS<br />
über einen Vorgang, der nicht nur<br />
in der Eidgenossenschaft seinesgleichen<br />
sucht. In einer nie gesehenen<br />
Hauruckaktion hat die größte Bank<br />
des Landes das kriselnde zweitgrößte<br />
Geldhaus übernommen – auf Drängen<br />
staatlicher Behörden, ausgestattet<br />
mit Staatsgarantien und durchgesetzt<br />
per Notrecht. Alles verpackt<br />
in einer halben Woche Mitte März,<br />
mit intensiven Gesprächen und Verhandlungen<br />
zwischen dem Schweizer<br />
Finanzministerium, der Finanzaufsicht<br />
Financial Market Supervisory<br />
Authority Finma, der Schweizer Nationalbank<br />
und den Banken, um den<br />
Zusammenschluss der Häuser festzuzurren<br />
– noch vor Handelsbeginn<br />
in Asien am Montagmorgen. „Die<br />
Gespräche für das Vorhaben wurden<br />
gemeinsam vom Eidgenössischen<br />
Finanzdepartement, der Finma und<br />
der Schweizerischen Nationalbank<br />
ini tiiert. Die Akquisition wird von allen<br />
vollumfänglich unterstützt“, umschreibt<br />
die UBS-Mitteilung elegant.<br />
Jenseits aller zu klärenden Fragen,<br />
die sich aus diesem Schritt ergeben,<br />
ist klar, dass mit der Übernahme ein<br />
neuer Fondsgigant entsteht. „UBS und<br />
Credit Suisse sind nicht nur die beiden<br />
größten Asset-Manager in ihrem<br />
Heimatmarkt Schweiz, sondern gehö-<br />
Illustration: Roman Kulon
Bankenübernahme INVESTMENTFONDS | 33<br />
ren auch zu den großen Fondsanbietern<br />
in Europa – sowohl nach Anzahl<br />
der Fonds als auch nach Assets under<br />
Management“, berichten Analysten<br />
des Researchanbieters Scope Analysis<br />
in einem Report aus aktuellem<br />
Anlass. Mit dieser Transaktion steige<br />
die UBS nach eigenen Angaben zum<br />
elftgrößten Asset-Manager weltweit<br />
und zum drittgrößten in Europa auf.<br />
Im Bereich börsengehandelter Indexfonds<br />
(ETFs) und nicht börsennotierter<br />
Indexfonds rückt die UBS eigenen<br />
Angaben zufolge weltweit von Platz<br />
neun auf Platz sechs vor. An der Deutschen<br />
Börse Xetra sind rund 130 ETFs<br />
der UBS gelistet. „Credit Suisse gehört<br />
mit nur neun ETFs und circa sechs<br />
Milliarden Euro zu den kleinen Häusern<br />
in diesem Segment. Erwähnenswert<br />
ist jedoch das große Angebot<br />
der Credit Suisse bei passiven, nicht<br />
börsengehandelten Indexfonds“,<br />
erläutert Scope. Von beiden Häusern<br />
insgesamt sind in Deutschland rund<br />
470 aktiv gemanagte und passiv<br />
verwaltete Fonds zum Vertrieb zugelassen.<br />
Mit dem Zusammenschluss<br />
wird die UBS der mit Abstand größte<br />
Fondsanbieter im Land, gefolgt von<br />
Amundi mit rund 280 Produkten.<br />
Kandidaten für<br />
Fondsschließungen<br />
Die kombinierte Fondspalette biete<br />
eine breite Abdeckung nahezu aller<br />
Anlagesegmente mit aktiven und<br />
passiven Produkten, berichten die<br />
Scope-Experten. Bereits vor dem<br />
Zusammenschluss hätten beide<br />
Häuser über ein breites Sortiment<br />
verfügt. Produktbereiche, die nicht<br />
von beiden abgedeckt würden, seien<br />
etwa Themenfonds, Schwellenländeranleihen,<br />
Nachhaltigkeit und einige<br />
Spezialitäten. „Anleger profitieren<br />
daher punktuell von einem erweiterten<br />
Produktangebot“, meinen die<br />
Analysten. Allein im Bereich alter-<br />
nativer Investments und bei Absolute-Return-Strategien<br />
sei das Angebot<br />
an Publikumsfonds eher dünn. Zu<br />
alternativen Investments zählen zum<br />
Beispiel offene Immobilienfonds.<br />
Die Kehrseite des insgesamt großen<br />
Produktangebots sind diverse inhaltliche<br />
Überschneidungen, was zu Verschmelzungen<br />
und Schließungen von<br />
Fonds führen dürfte. „Zudem haben<br />
ungefähr 140 Fonds ein Volumen von<br />
weniger als 100 Millionen Euro und<br />
»Anleger profitieren<br />
punktuell von einem<br />
erweiterten<br />
Produktangebot.«<br />
Scope Analysis<br />
sind damit typische Kandidaten für<br />
Fondsfusionen und -schließungen“,<br />
betonen die Analysten.<br />
Bei den sehr bekannten Fondskategorien<br />
„Aktien Welt“, „Aktien Nordamerika“<br />
und „Aktien Emerging<br />
Markets“ zum Beispiel sind beide<br />
Häuser auf dem deutschen Markt mit<br />
mehreren Angeboten vertreten. Unter<br />
den weltweit anlegenden Fonds sind<br />
sechs Produkte von der UBS mit deutlich<br />
weniger als 100 Millionen Euro<br />
verwaltetem Vermögen verzeichnet.<br />
Einer der ältesten Fonds mit Zulassung<br />
im Jahr 20<strong>03</strong> ist der UBS (Lux)<br />
Long Story short<br />
Key Selection Global Equities P mit<br />
49,5 Millionen Euro Volumen Ende<br />
April. Bei den in nordamerikanische<br />
Aktien investierenden Fonds liegen<br />
fünf UBS-Produkte klar unter der kritischen<br />
Marke, drei davon ETFs. In der<br />
Emerging-Markets-Gruppe sind zwei<br />
kleinere UBS-Portfolios vertreten und<br />
von der Credit Suisse der CSIF (Lux)<br />
Equity Emerging Markets Minimum<br />
Volatility ESG Blue mit einem Umfang<br />
von 12,4 Millionen Euro. Dieser<br />
Fonds ist „in Liquidation“, wie die<br />
Bank auf ihrer Website vermerkt.<br />
Darüber, was im Fondsbereich bis<br />
wann konkret geplant ist und ob in<br />
diesem Geschäftsfeld die Marke „CS“<br />
erhalten bleibt, haben sich beide Banken<br />
auf Anfrage nicht konkret geäußert.<br />
Die Credit Suisse hat auf die UBS<br />
verwiesen, die wiederum informierte,<br />
dass sie an ihrem Umsetzungsplan<br />
arbeite und zum jetzigen Zeitpunkt<br />
keine Details zu den spezifischen<br />
Fragen herausgeben könne. Zur<br />
Übernahme generell sagt der Vizepräsident<br />
des UBS-Verwaltungsrats<br />
Lukas Gähwiler: „Zuerst muss nun die<br />
Transaktion zum Abschluss gebracht<br />
werden. Erst in einer nächsten Phase<br />
geht es darum, strategische Entscheide<br />
zu fällen.“<br />
Wie bei anderen Bankenfusionen, mit<br />
jeweils eigenem Fondsgeschäft, auch<br />
dürften Anleger, die in einen fusionierenden<br />
oder schließenden Fonds<br />
investiert haben, vom Anbieter über<br />
die Veränderung informiert werden<br />
und die Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt<br />
bekommen.<br />
UBS steigt zum drittgrößten Asset-Manager Europas auf.<br />
Gemeinsame Produktpalette dürfte ausgelichtet werden.<br />
Konkrete Entscheidungen im Fondsbereich stehen aus.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
34 | FOKUS Die Stuttgarter<br />
Stuttgarter Fondsrente<br />
performance+ setzt Maßstäbe in der<br />
kapitalmarktorientierten Vorsorge.<br />
• Hoher Fondsanteil und ChancenPlus durch Start mit 100 % Fondsinvestment<br />
• Optionale Beitragsgarantie zwischen 80 % und 0 %<br />
• Große Anlagefreiheit mit über 150 Fonds oder gemanagten Portfolios<br />
• Auf Wunsch als GrüneRente mit ökologischen und sozialen Merkmalen<br />
performance.stuttgarter.de<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der STUTTGARTER LEBENSVERSICHERUNG a. G.<br />
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Die Stuttgarter FOKUS | 35<br />
FOKUS<br />
DIE STUTTGARTER<br />
Erfolgreiche Fondsrente<br />
performance+<br />
Die Mehrheit der Deutschen achtet<br />
mehr auf die Höhe der Garantie als<br />
auf eine auskömmliche Altersvorsorge.<br />
Doch je höher die gewünschte Garantie<br />
liegt, desto mehr Rendite kostet sie. Angesichts<br />
der anhaltend hohen Inflation<br />
und der nur leicht gestiegenen Marktzinsen<br />
ergeben sich enorme Garantiekosten<br />
– und damit eine entsprechende<br />
Minderung der privaten Altersrente.<br />
Vor diesem Hintergrund rücken kapitalmarktorientierte<br />
Lösungen wie<br />
Fonds- oder Hybridpolicen zunehmend<br />
in den Vordergrund. Die Stuttgarter<br />
beantwortet dies mit ihrer Fondsrente<br />
performance+.<br />
Das Kundenguthaben wird hier auf die<br />
beiden Anlagetöpfe Sicherungsvermögen<br />
und Fonds verteilt. Die leistungsstarke<br />
Lösung gibt es für alle Altersvorsorge-Schichten.<br />
Die Fondsrente<br />
bietet eines der chancenreichsten und<br />
flexibelsten Altersvorsorge-Konzepte<br />
am Markt.<br />
Chancenreich<br />
Altersvorsorge braucht Rendite und<br />
Rendite braucht Chancen. Deshalb<br />
investiert performance+ in Fonds. Und<br />
hier haben Kunden die Möglichkeit,<br />
den Fokus entweder mehr auf Sicherheit<br />
oder mehr auf Renditechancen zu<br />
legen. Das Produktkonzept erlaubt die<br />
Wahl unterschiedlicher Beitragsgarantien.<br />
Beispielsweise können Kunden bei<br />
der BasisRente und bei der Privatrente<br />
sowohl bei Vertragsbeginn als auch<br />
während der Laufzeit zwischen 0 %<br />
und 80 % Beitragsgarantie wählen.<br />
Unabhängig von der Garantiehöhe fließt<br />
hier der Sparanteil der Beiträge in der<br />
Anfangszeit bei laufenden Beitragszahlungen<br />
zu 100 % in die Fondsanlage. Für<br />
Kunden bedeutet das: mehr Chancen<br />
auf ein schnelleres Vermögenswachstum.<br />
Die Experten der Stuttgarter haben<br />
über 150 Fonds für konservative bis risikofreudige<br />
Anleger zusammengestellt.<br />
Anpassungen in der Fondsauswahl sind<br />
jederzeit möglich.<br />
Flexibel<br />
Das Leben verändert sich – die Vorsorge<br />
der Kunden verändert sich mit: performance+<br />
lässt sich jederzeit flexibel<br />
an die individuelle Lebenssituation<br />
anpassen – egal ob Familienzuwachs,<br />
Karrieresprung oder Finanzierung<br />
eines Eigenheims. Mit Hilfe vielfältiger<br />
Flexibilitäten etwa in der Beitragszahlung.<br />
Beitragsdynamik, Beitragspausen,<br />
Zuzahlungen – all dies und vieles mehr<br />
ist möglich. Verschiedene Investment-<br />
Tools erlauben es, das Fondsinvestment<br />
während der Laufzeit anzupassen. So<br />
zum Beispiel das optionale Auto-Lock-in<br />
zur Erhöhung des garantierten Kapitals<br />
zum Rentenbeginn.<br />
Nachhaltig<br />
Mit der Einführung der GrüneRente im<br />
Jahr 2013 hat sich Die Stuttgarter als<br />
einer der Pioniere im Bereich der<br />
nachhaltigen Altersvorsorge positioniert.<br />
Die neue Fondsrente der Stuttgarter<br />
gibt es deshalb auch als nachhaltige<br />
Variante – die GrüneRente performance+.<br />
Mehr erfahren unter www.performance.stuttgarter.de<br />
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36 | FOKUS Die Stuttgarter<br />
»Ein zeitgemäßes Update<br />
für die Altersvorsorge«<br />
Jens Göhner leitet das Produktmarketing bei der Stuttgarter Lebensversicherung und<br />
erzählt im Interview, wie Vermittler mit einem innovativen Maßnahmenpaket auch in<br />
schwierigen Zeiten ihre Kunden erfolgreich aktivieren können.<br />
Wie bewerten Sie die aktuellen<br />
Voraussetzungen, Kunden für eine<br />
Beratung zur Altersvorsorge zu begeistern?<br />
Jens Göhner: Hinter uns liegen<br />
turbulente Zeiten, die die Lebenswelt<br />
jedes Einzelnen verändert haben. Die<br />
Nachwehen der Corona-Pandemie, der<br />
Ukraine-Krieg, die stark gestiegenen<br />
Energiepreise und eine anhaltend hohe<br />
Inflation spürt nahezu jeder Haushalt.<br />
Entsprechend haben sich die Sorgen<br />
und die Anzahl der Fragen vieler<br />
Kunden erhöht, was die Beratung zur<br />
privaten Altersvorsorge sicher nicht<br />
leichter macht.<br />
Warum bzw. wie kann es doch<br />
gelingen?<br />
Göhner: Es nützt ja nichts, „guten alten<br />
Zeiten“ hinterherzutrauern oder sich<br />
von Krisen lähmen zu lassen. Private<br />
Altersvorsorge ist nach wie vor dringend<br />
notwendig – sie ist eines der zentralsten<br />
Themen unserer Gesellschaft. Daher<br />
gehört der Blick nach vorn, Richtung<br />
Zukunft.<br />
Ist die Zinswende ein positiver Impuls<br />
für die Beratung?<br />
Göhner: Durch den Zinsanstieg werden<br />
Anlagestrategien und Beitragsraten<br />
hinterfragt und konkrete Änderungswünsche<br />
nehmen Gestalt an. Aufgrund<br />
der Inflation wollten laut einer repräsentativen<br />
Forsa-Umfrage bereits im<br />
Herbst vergangenen Jahres 35 Prozent<br />
ihre Geldanlage überdenken und umstrukturieren.<br />
Darüber hinaus ging jeder<br />
dritte Deutsche davon aus, dass sich die<br />
eigene finanzielle Situation verschlechtern<br />
wird. Auf der anderen Seite sparen<br />
fast drei Viertel regelmäßig, jeder Dritte<br />
sogar zwischen 100 und 250 Euro.<br />
Das klingt eher nach einer Chance für<br />
die Beratung?<br />
Göhner: Absolut. Laut Forsa-Umfrage<br />
halten 43 Prozent aller Befragten ein<br />
Beratungsgespräch für eine wichtige<br />
Möglichkeit, um eine Einschätzung zur<br />
aktuellen Anlagesituation zu erhalten.<br />
Gerade jetzt bieten sich daher gute<br />
Gelegenheiten, verunsicherte Kundinnen<br />
und Kunden abzuholen und sowohl<br />
Folgen als auch Chancen durch die<br />
veränderten Rahmen- und Marktbedingungen<br />
darzulegen.<br />
Wie unterstützt Die Stuttgarter ihre<br />
Vertriebspartner in dieser Zeit?<br />
Göhner: Wir sehen in den aktuellen<br />
Rahmenbedingungen große Chancen,<br />
um verschiedene Zielgruppen anzusprechen.<br />
Diese haben wir analysiert<br />
und ein spannendes Kommunikationskonzept<br />
für Vermittler entwickelt.<br />
Unter dem Motto „Einmal durchchecken<br />
Ihr Sixpack mit<br />
Vertriebsansätzen<br />
Paket 1:<br />
Vorsorge-Checkup ’23<br />
in Zeiten hoher Inflation.<br />
Paket 2:<br />
Vorsorge? Menschenskinder!<br />
– um die Kindergeld<br />
erhöhung clever zu<br />
nutzen.<br />
Paket 3:<br />
Beruhigend gute Vorsorge,<br />
wenn die Kapitalmärkte<br />
verrücktspielen.<br />
Paket 4:<br />
Geschenkte Zukunft<br />
bringt die Basis-Rente<br />
auf den Tisch.<br />
Paket 5:<br />
Zukunft schenken –<br />
Steuern sparen zeigt Alternativen<br />
zum Vererben auf.<br />
Paket 6:<br />
Investition mit Steuervorteil<br />
für die Verwendung<br />
höherer Einmalbeträge.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der STUTTGARTER LEBENSVERSICHERUNG a. G.<br />
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Die Stuttgarter FOKUS | 37<br />
Jens Göhner, Leiter Produktmarketing<br />
der Stuttgarter<br />
Lebensversicherung a. G.<br />
bitte!“ liefert unser Renten-Checkup ’23<br />
dazu den Geschäftspartnern zahlreiche<br />
Impulse, um ihre Kunden in verschiedenen<br />
Lebensphasen und mit unterschiedlichen<br />
Wünschen zu aktivieren.<br />
Wie sieht das konkret aus?<br />
Göhner: Das erste Konzept nutzt<br />
beispielsweise die aktuell hohe Inflation.<br />
Die spürt jeder Verbraucher beim<br />
täglichen Einkauf oder durch die steigenden<br />
Kosten für Urlaub und Freizeit.<br />
Die Sensibilität ist also enorm hoch. Mit<br />
einem Check-up der Vorsorgesituation<br />
und einem Upgrade laufender Verträge<br />
– zum Beispiel durch eine Dynamisierung<br />
– gewährleisten Vermittler ihren<br />
Kunden den Kaufkrafterhalt im Alter.<br />
Das ist eines der wichtigsten Sparziele,<br />
nicht nur in Zeiten von Rekordinflation.<br />
Welche Beratungsanlässe schaffen<br />
Sie noch?<br />
Göhner: Zu Jahresbeginn wurde das<br />
Kindergeld auf einheitlich 250 Euro pro<br />
Kind erhöht. Familien mit zwei Kindern<br />
»Es nützt ja nichts,<br />
›guten alten Zeiten‹<br />
hinterherzutrauern<br />
oder sich von Krisen<br />
lähmen zu lassen.«<br />
stehen dadurch 62 Euro, Familien mit<br />
drei Kindern sogar 87 Euro pro Monat<br />
mehr zur Verfügung. Oftmals ist dieser<br />
Kindergeld-Bonus noch gar nicht fest<br />
für andere <strong>Ausgabe</strong>n eingeplant, daher<br />
sehen wir hier einen guten Zeitpunkt,<br />
Kunden anzusprechen, um die Potenziale<br />
einer Kindervorsorge vorzustellen.<br />
Ebenfalls hat sich die steuerliche<br />
Behandlung der Basis-Renten zu<br />
Jahresbeginn verändert. Hier können<br />
die Beiträge nun komplett steuerlich<br />
abgesetzt werden – eine wichtige Info<br />
für Selbstständige und Gutverdiener.<br />
Ansatz Nummer 4 geht auf die Schwankungen<br />
an den Kapitalmärkten ein und<br />
zeigt Lösungen einer kapitalmarktnahen<br />
Vorsorge auf, die Ertragschancen und<br />
Sicherheit kombinieren können. Die<br />
Pakete 5 und 6 greifen die Themen Erben<br />
und Schenken sowie die steuerlich<br />
optimierte Verwendung von Einmalbeiträgen<br />
auf.<br />
Wie sieht die Vertriebsunterstützung<br />
im Detail aus? Was kann der Vermittler<br />
einsetzen?<br />
Göhner: Jedes Maßnahmenpaket<br />
besteht aus einer Impuls-Präsentation,<br />
die die wichtigsten Infos für die<br />
Beratung kompakt und verständlich<br />
darstellt. Hier kann der Vermittler die<br />
Argumentation und den jeweiligen<br />
Lösungsansatz bereits zielführend<br />
einsetzen. Mit unserer Basisunterstützung<br />
können Vermittler direkt professionell<br />
aufbereitete Grafiken für ihre<br />
Präsentationen, Textvorlagen für<br />
Kundenmailings, kleine Beratungstools<br />
sowie Info-Unterlagen herunterladen.<br />
Die Premium-Unterstützung liefert<br />
zusätzlich kurzweilige und aufmerksamkeitsstarke<br />
Social-Media-Posts sowie<br />
neutrale Video-Snippets zur Kundenansprache<br />
über die eigenen Kanäle.<br />
Wir sind davon überzeugt, dass jeder<br />
Geschäftspartner mit diesem „Sechser-<br />
Pack“ mit Beratungsanlässen erfolgreich<br />
seinen Bestand aktivieren und<br />
neue Klientel ansprechen kann. Durch<br />
den Aufbau der Argumentationsleitfäden<br />
und ergänzenden Content wird die<br />
Kundenansprache effektiver sowie die<br />
Beratung anschaulicher und die private<br />
Altersvorsorge bekommt ein zeitgemäßes<br />
Update.<br />
Downloaden Sie jetzt Ihr Vertriebs-Sixpack unter www.checkup 23.stuttgarter.de<br />
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VERSICHERUNGEN<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
BaFin will<br />
Kostenausreißer<br />
stoppen<br />
Lebensversicherer zu »angemessenem<br />
Kundennutzen« verdonnert<br />
Im finalen Merkblatt zu „wohlverhaltensaufsichtlichen<br />
Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungen“<br />
verpflichtet die BaFin die Anbieter<br />
zu einem angemessenen Kundennutzen. Dieser<br />
hänge vor allem von der Renditeerwartung ab<br />
und sei durch die Prüfung der Effektivkosten, insbesondere<br />
der Vertriebsaufwendungen, und der<br />
Stornowahrscheinlichkeit sicherzustellen.<br />
Außerdem sollen die Lebensversicherer unterschiedlich<br />
hohe Vergütungen ihrer Vertriebswege<br />
bei der Kosten-Nutzen-Kalkulation berücksichtigen<br />
und Quersubventionierungen vermeiden.<br />
Auch sollen Kunden an Rückvergütungen durch<br />
Asset-Manager an Versicherer oder die Vertriebe<br />
direkt partizipieren.<br />
Weitere Themen<br />
Cyberschutz im Privatbereich 40<br />
Absicherung von Erdwärmepumpen 42<br />
Fondspolicen mit Garantien 44<br />
Tierversicherungen 48<br />
Foto: Akinbostanci
40 | VERSICHERUNGEN Cyberschutz<br />
»Interesse an Cyberschutz steigt«<br />
Private Cyberversicherungen sind nicht gerade als Kassenschlager bekannt. Was sich bei<br />
den Tarifen tut und worauf es bei der Beratung ankommt, erklärt Maklerin Asta Hübner.<br />
FB FLORIAN BURGHARDT<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
<strong>procontra</strong>: Dominiert die private Cyberversicherung<br />
Ihren Beratungsalltag oder<br />
führt sie noch ein Schattendasein?<br />
Asta Hübner: Sie führt auf jeden Fall<br />
weiterhin ein Schattendasein. Wir<br />
müssen diesen Bereich natürlich aus<br />
Haftungsgründen ansprechen. Aber<br />
die private Cyberversicherung ist ein<br />
Produkt und Thema, mit dem sich die<br />
meisten Verbraucher nicht auseinandersetzen<br />
möchten – obwohl es zahlreiche<br />
Risiken gibt und der Bedarf definitiv<br />
steigt.<br />
Potenzielle Zielgruppen<br />
für private Cyberpolicen<br />
Welche Leistungen einen<br />
guten Tarif ausmachen<br />
Wie Haftungsprobleme<br />
vermieden werden<br />
Was die Abschlussbereitschaft<br />
steigern würde<br />
<strong>procontra</strong>: Wie ist das zu erklären?<br />
Hübner: Es liegt vor allem daran, dass<br />
es keine GDV-Musterbedingungen für<br />
die private Cyberversicherung gibt.<br />
Deshalb gibt es viele sehr unterschiedliche<br />
Tarife. Darunter befinden sich<br />
umfangreiche Policen, also echte Versicherungen,<br />
aber auch Produkte, die<br />
sozusagen nur Schutzbriefe sind und<br />
nur eine Reihe oberflächlicher Serviceleistungen<br />
enthalten. Über diese kann<br />
man beispielsweise checken lassen, ob<br />
die eigenen Daten irgendwo im Internet<br />
zweckentfremdet werden. Aber die<br />
daraus entstehenden Schäden ersetzen<br />
solche Tarife nicht. Es fehlt also die<br />
Übersicht, was eine richtige private<br />
Cyberversicherung überhaupt ist.<br />
<strong>procontra</strong>: Welchen Cyberschutz brauchen<br />
Privatleute besonders?<br />
Hübner: Zunächst mal beinhalten die<br />
guten privaten Cyberversicherungen die<br />
besagten Schutzbriefe und kosten kaum<br />
mehr, als wenn man diese einzeln abschließt.<br />
Dann sollte auf jeden Fall der<br />
Missbrauch von Bankdaten versichert<br />
sein, also wenn unberechtigt Geld von<br />
meinem Konto abgebucht wird. Was die<br />
Bank nicht zurückholen kann bzw. nicht<br />
ersetzt, zahlt dann die Cyberpolice.<br />
Hier liegen die Entschädigungsgrenzen<br />
»Menschen wollen<br />
nur maximal fünf<br />
Euro im Monat<br />
für privaten Cyberversicherungsschutz<br />
ausgeben.«<br />
am Markt zwischen 2.000 und 15.000<br />
Euro, also gibt es auch hier große Unterschiede.<br />
Auch Käufe und Verkäufe über<br />
das Internet sollten abgesichert sein,<br />
beispielsweise wenn man sein Geld an<br />
einen Fake-Shop überweist und keine<br />
Ware erhält. Und natürlich der klassische<br />
Hardware-/Software-Schutz, also<br />
die Reparatur oder Wiederbeschaffung<br />
von Geräten sowie die Rettung und<br />
Wiederherstellung von Daten.<br />
<strong>procontra</strong>: Und damit lässt sich niemand<br />
vom Abschluss überzeugen?<br />
Hübner: Das hängt von der Zielgruppe<br />
ab. Akademiker, unabhängig vom Alter,<br />
sind dem Thema Cyberschutz gegenüber<br />
schon deutlich aufgeschlossener.<br />
Den Absicherungsbedarf anderer Menschen,<br />
die keine eigene private Cyberpolice<br />
abschließen möchten, lösen wir<br />
oft auch über den Bereich Silent Cyber.<br />
<strong>procontra</strong>: Also über Leistungen, die<br />
zum Beispiel in der Privathaftpflichtoder<br />
der Hausratversicherung unbeabsichtigt<br />
enthalten sind? Wie nutzen Sie<br />
das in Ihrer Beratung?<br />
Hübner: Die Privathaftpflichtversicherung<br />
steht zum Beispiel dafür ein,<br />
wenn ein Virus unbemerkt über den<br />
Computer bei jemand anderem einen<br />
Schaden verursacht. Hier packen viele<br />
Haftpflichtversicherer mittlerweile ihre<br />
Silent-Cyber-Risiken aktiv an, indem sie<br />
ihre Bedingungen so aktualisieren, dass<br />
Internetnutzung und elektronischer Da-<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Cyberschutz VERSICHERUNGEN | 41<br />
tenaustausch namentlich mitversichert<br />
sind. In der Hausrat greift etwa bei<br />
einem Drittel der Anbieter bei Einbruchdiebstahl<br />
der Passus „wenn man Opfer<br />
einer polizeilich angezeigten Straftat<br />
wird“. Als er geschrieben wurde, hatten<br />
die Versicherer keine Cyberschäden<br />
auf dem Schirm. Aber durch den Passus<br />
sind diese mit abgedeckt, wenn sie<br />
nach einem Cyberangriff Anzeige gegen<br />
unbekannt stellen. Deshalb vermitteln<br />
wir nur Hausrattarife, die diesen Passus<br />
enthalten. Auch um kein Haftungsproblem<br />
zu bekommen.<br />
<strong>procontra</strong>: Heißt das, wer als Makler<br />
Hausrattarife ohne diesen Passus vermittelt,<br />
begeht einen Beratungsfehler?<br />
Hübner: Meiner Ansicht nach ja.<br />
<strong>procontra</strong>: Junge Menschen, vor<br />
allem Kinder und Jugendliche, sind im<br />
Internet sehr aktiv. Was leisten private<br />
Maklerin Asta<br />
Hübner ist eine<br />
der Geschäftsführerinnen<br />
der AsBo<br />
SpezialMakler GmbH<br />
in Neubrandenburg<br />
und befasst sich<br />
intensiv mit dem<br />
Thema Cyberabsicherung.<br />
Cyberpolicen für diese Zielgruppe, etwa<br />
rund um das Thema Cybermobbing?<br />
Hübner: Hierzu gibt es drei wichtige<br />
Leistungsbausteine. Erstens die anwaltliche<br />
Beratung, um gegen die Täter<br />
vorzugehen, die zum Beispiel unrechtmäßig<br />
Bilder anderer Menschen im<br />
Internet posten oder dort gegen diese<br />
hetzen. Hier zahlen aber auch die guten<br />
Tarife nur die Erstberatung, Prozesskosten<br />
werden nicht übernommen. Dazu<br />
braucht es dann die Privatrechtsschutzversicherung.<br />
Zweitens die Krisenintervention,<br />
also psychologische Beratung,<br />
nachdem so etwas passiert ist. Hier<br />
liegen die Sublimits aber bei 300 bis<br />
500 Euro, was nur für einzelne psychotherapeutische<br />
Sitzungen ausreicht.<br />
Und drittens die Löschung der Daten im<br />
Internet. Dazu unternehmen die meisten<br />
Tarife bis zu vier Versuche.<br />
<strong>procontra</strong>: Wird die private Cyberversicherung<br />
in den nächsten Jahren an<br />
Bedeutung gewinnen?<br />
Hübner: Ich denke, die Menschen<br />
werden zunehmend für Cybergefahren<br />
sensibilisiert und das Interesse steigt.<br />
Die Abschlusszahlen werden erst<br />
spürbar steigen, wenn die Tarife besser<br />
miteinander vergleichbar sind. Zudem<br />
sagen Umfragen, dass Menschen im<br />
Schnitt nur maximal fünf Euro im Monat<br />
für privaten Cyberschutz ausgeben<br />
würden. Das ist für die Versicherer kein<br />
lukratives Geschäft, und entsprechend<br />
wenig Aufmerksamkeit erhält dieser<br />
Bereich. Der Bedarf muss über Aufklärung<br />
geweckt werden. Die Schulen<br />
bereiten junge Menschen hier schon<br />
deutlich besser auf die Gefahren im<br />
Netz vor als noch vor ein paar Jahren.<br />
Ich würde mir aber vor allem mehr<br />
staatliche Kampagnen wünschen, um<br />
mehr Aufmerksamkeit für dieses<br />
wichtige Thema zu schaffen.<br />
Private Cyberpolice empfehlenswert?<br />
Durch Internetnutzung steigt<br />
der Bedarf.<br />
Kinder und Jugendliche schützen<br />
Gute Preis-Leistungs-Verhältnisse<br />
am Markt<br />
Tarifvergleich noch sehr umständlich<br />
Oft nur sehr geringe Leistungen<br />
und Sublimits<br />
Haftpflicht und Hausrat enthalten<br />
zunehmend auch Cyberschutz.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
42 | VERSICHERUNGEN Wohngebäudeschutz<br />
Heizen auf Pump(e)<br />
Die Heizwende läuft, die Nachfrage nach Wärmepumpen zieht merklich an.<br />
Doch der Versicherungsschutz weist einige Tücken auf.<br />
MT MARTIN THALER<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Warum die Wärmewende für Makler interessant ist<br />
Wie sich Wärmepumpen versichern lassen<br />
Was für technische Versicherungen spricht<br />
Die Diebe kommen meistens in der<br />
Nacht und mit Anhängern angereist:<br />
In der Vergangenheit mehrten sich<br />
Berichte über gestohlene Wärmepumpen.<br />
Mitte Mai berichtete die Verbraucherzentrale<br />
Schleswig-Holstein<br />
über einen Fall aus dem Kreis Steinburg:<br />
Hier stahlen Unbekannte eine<br />
Wärmepumpe im Wert von 15.000<br />
Euro, in anderen Fällen beläuft sich<br />
der Schaden auf bis zu 60.000 Euro.<br />
Der Grund für den Bericht: Die Wohngebäudeversicherung<br />
der Beklauten<br />
verweigerte die Zahlung. Schließlich<br />
befand sich die Pumpe vor dem und<br />
nicht im Haus. „Im Hinblick auf die<br />
Absicherung von Wärmepumpen ist<br />
der Markt für Wohngebäudeversicherungen<br />
derzeit konfus“, beobachtet<br />
Versicherungsmakler Olaf Misch aus<br />
dem nordhessischen Melsungen.<br />
Während manche Gebäudeversicherer<br />
Wärmepumpen nicht einschließen,<br />
gewähren andere den Versicherungsschutz<br />
nur für Geräte, die direkt<br />
mit dem Gebäude verbunden sind<br />
– Unterschiede gibt es zudem beim<br />
Umfang der versicherten Gefahren.<br />
Für Misch befindet sich die Branche<br />
in einem Umbruch: „Die Versicherer<br />
müssen lernen, dass das System Heizung<br />
in zehn Jahren vollkommen anders<br />
ausschaut als heute. Die meisten<br />
Versicherer müssen sich in den kommenden<br />
zwei, drei Jahren auf Wärmepumpen<br />
einstellen. Die Entwicklung<br />
wird wahrscheinlich ähnlich verlaufen<br />
wie bei den Mährobotern in<br />
Illustration: Eleonora Mavromati
Wohngebäudeschutz VERSICHERUNGEN | 43<br />
der Hausratversicherung. Erst wollte<br />
die auch keiner haben, dann war ein<br />
hoher Zaun um den Garten Voraussetzung,<br />
mittlerweile werden sie ohne<br />
Einschränkungen versichert.“<br />
Für Makler gibt es Beratungsbedarf:<br />
Zwar bieten Wärmepumpenanbieter<br />
wie das schwedische Unternehmen<br />
Nibe eigene Versicherungen für ihre<br />
Geräte, der Leistungsumfang ist hier<br />
jedoch begrenzt. Wer seine Wärmepumpe<br />
über die Wohngebäudeversicherung<br />
absichert, hat seine Pumpe<br />
damit in der Regel nur gegen die<br />
versicherten Gefahren abgesichert<br />
– Diebstahl, aber auch Vandalismus<br />
fallen in der Regel nicht hierunter.<br />
240.000<br />
210.000<br />
180.000<br />
150.000<br />
120.000<br />
90.000<br />
60.000<br />
30.000<br />
0<br />
Nachfrage pumpt sich in die Höhe<br />
2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022<br />
Luft-Wasser-Wärmepumpen Erdgekoppelte Wärmepumpen<br />
Quelle: Bundesverband Wärmepumpe, pro Jahr neu verkaufte Geräte<br />
Elektronikversicherung<br />
leistet umfassender<br />
Wie sichern Besitzer diese Risiken am<br />
besten ab? „Wir raten Wärmepumpenbesitzern<br />
grundsätzlich zur Elektronikversicherung,<br />
da deren Schutz<br />
einfach wesentlich weiter greift“,<br />
sagt Makler Misch. Die Elektronikversicherung<br />
decke sehr umfassend,<br />
von der Überspannung bis zur Fehlbehandlung,<br />
auch Vandalismus und<br />
Diebstahl. „Der Preis dafür ist gering:<br />
Eine Elektronikversicherung für eine<br />
Wärmepumpe bis zu 30 kW gibt es für<br />
rund 89 Euro im Jahr.“<br />
Bei der Mannheimer Versicherung,<br />
die mit ihren „Lumit-Tarifen“ mehrere<br />
Absicherungsmöglichkeiten für<br />
Wärmepumpen im Angebot hat, ist<br />
die Wärmewende bereits feststellbar.<br />
„Wir sehen ein deutlich steigendes<br />
Interesse an der Absicherung von<br />
Wärmepumpen, insbesondere in der<br />
Kombination von PV-Anlagen“, sagt<br />
Monika Dold vom Kompetenzcenter<br />
Firmenkunden des Versicherers.<br />
Kunden, die zur technischen Versicherung<br />
greifen, empfiehlt Makler<br />
Misch trotzdem, den nicht unerheblichen<br />
Wert in die Versicherungssumme<br />
der Wohngebäudeversicherung<br />
einfließen zu lassen. „Ansonsten<br />
kann man gegebenenfalls in die<br />
Unterversicherungsfalle geraten.“<br />
Einen Haken hat die Angelegenheit<br />
allerdings: Versicherbar über<br />
technische Versicherungen sind nur<br />
»Wir sehen ein<br />
deutlich steigendes<br />
Interesse an der<br />
Absicherung von<br />
Wärmepumpen.«<br />
Mannheimer Versicherung<br />
Long Story short<br />
Luftwärmepumpen. Erdwärmepumpen<br />
sind derzeit kaum versicherbar<br />
– lediglich der Spezialmakler con4b<br />
bietet hier eine spezielle Deckung an.<br />
Auch Dold spricht von besonderen<br />
Risiken, die eine Versicherbarkeit<br />
nicht erlaubten – dies gelte sowohl für<br />
Flächen-Erdwärmepumpen als auch<br />
für Geräte, die in die Tiefe gehen.<br />
Zeitnah werde sich das auch nicht ändern,<br />
aber: „Wir beobachten stets die<br />
technischen Weiterentwicklungen<br />
und den Markt.“<br />
Letzter besagt, dass Erdwärme vom<br />
neuen Pumpen-Boom kaum profitieren<br />
kann, die überwiegende Mehrheit<br />
setzt derzeit auf Luftwärmepumpen.<br />
Und für diese ist Versicherungsschutz<br />
ohne Probleme erhältlich.<br />
Diebstähle von Wärmepumpen nehmen zu.<br />
Wohngebäudeversicherungen schließen<br />
Wärmepumpen nicht immer und nur beschränkt ein.<br />
Erdwärmepumpen bislang kaum versicherbar<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
44 | VERSICHERUNGEN Fondspolicen<br />
Schwieriger Leistungsvergleich<br />
Eine neue Studie gibt erstmals Einblick, wie Tarife mit Garantie verzinst werden.<br />
Und prompt poppt ein Problem auf, das auch Makler betrifft: Es fehlt an Transparenz.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Welche Tücken Fondspolicen mit Garantie haben<br />
Wie Versicherer die Garantie und erhoffte Rendite darstellen<br />
Unterschiede der Wertentwicklungsmethoden<br />
Fondspolicen boomen. Ihr Anteil am<br />
Neugeschäft betrage bereits 50 Prozent,<br />
berichtet David Dyschelmann,<br />
Analyst bei der auf Versicherungsunternehmen<br />
spezialisierten Ratingagentur<br />
Assekurata, in einem<br />
Illustration: Roman Kulon
Fondspolicen VERSICHERUNGEN | 45<br />
Blogbeitrag. „Aufgrund des weiterhin<br />
hohen Sicherheitsbedürfnisses der<br />
deutschen Sparer erscheinen insbesondere<br />
Fondspolicen mit Garantie<br />
(als) eine passende Alternative zu den<br />
rein klassischen oder investmentorientierten<br />
Tarifen.“ Das Problem:<br />
Die Suche nach einem individuell<br />
passenden Vertrag sei sowohl für<br />
Makler als auch Kunden gar nicht so<br />
einfach. Die komplexe Produktgestaltung<br />
erschwere die Vergleichbarkeit<br />
der Renten- und Kapitalleistungen.<br />
Aufbau von Fondspolicen mit Garantie<br />
Für Verzinsungs- und Renditeelemente gibt es unterschiedliche Anlagetöpfe.<br />
2-Topf-Hybrid<br />
3-Topf-Hybrid<br />
z. B. freie Fonds<br />
statisch<br />
z. B. freie Fonds<br />
Anlage mit Sicherheitsnetz<br />
Dies ist das zentrale Ergebnis der 21.<br />
Assekurata-Studie zu Überschussbeteiligungen<br />
und Garantien, in<br />
welcher die Analysten erstmalig<br />
Fondspolicen mit Garantien untersucht<br />
haben. Gleichwohl ist die<br />
Fondsanlage mit Sicherheitsnetz bei<br />
deutschen Kunden beliebt. Das liegt<br />
auch an der hohen Inflation, die die<br />
Rendite reiner Zinsprodukte, wie zum<br />
Beispiel einer klassischen Lebensversicherung,<br />
absaufen lässt. Auch nach<br />
der jüngsten Leitzinserhöhung durch<br />
die Europäische Zentralbank um<br />
0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent<br />
ist der Realzins mit minus 4,95 Prozent<br />
weiterhin deutlich negativ.<br />
Diese Verlustrendite ergibt sich durch<br />
Abzug des Zinssatzes von aktuell<br />
2,25 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen,<br />
die in der Geldanlage von<br />
Versicherern eine maßgebliche Rolle<br />
spielen, von der hartnäckig hohen<br />
Inflationsrate in Deutschland in Höhe<br />
von 7,2 Prozent im April. Vor diesem<br />
Hintergrund bieten Fondspolicen mit<br />
Garantie zumindest die Aussicht auf<br />
eine positive Verzinsung. Wie groß<br />
die Chance ist, hängt auch davon ab,<br />
wie viel Geld aus den Beiträgen am<br />
Kapitalmarkt angelegt wird. „Die analog<br />
zum Aktiendepot höhere Rendite<br />
ist das Verkaufsargument“, betont<br />
Dyschelmann.<br />
Sicherungsvermögen<br />
50 %<br />
beträgt der Anteil von Fondspolicen<br />
am Neugeschäft<br />
mit Rentenversicherungen.<br />
Topf-Wirtschaft der Versicherer<br />
Laut Assekurata hat eine Fondspolice<br />
mit Garantie einen „hybriden Charakter“.<br />
Das Kundengeld fließt meist in<br />
zwei oder drei Anlagetöpfe. Einer davon<br />
ist das klassische Sicherungsvermögen<br />
eines Lebensversicherers, das<br />
dazu genutzt wird, die Kapitalgarantie<br />
sicherzustellen. Der Topf für die<br />
Fondsanlage ermöglicht Investitionen<br />
in freie Fonds oder gemanagte<br />
Portfolios. Von den 20 untersuchten<br />
z. B. Wertsicherungsfonds<br />
Sicherungsvermögen<br />
Versicherern mit einem Marktanteil<br />
von in Summe 47 Prozent nutzen 14<br />
zwei Töpfe und sechs drei Töpfe, bei<br />
denen noch ein Wertsicherungsfonds<br />
hinzukommt.<br />
Die Aufteilung der Sparprämie auf<br />
die Töpfe erfolgt entweder in einem<br />
festen Verhältnis (statisch) oder es<br />
werden regelmäßige Umschichtungen<br />
(dynamisch) vorgenommen. In<br />
der Analyse sind die dynamischen<br />
Varianten leicht in der Überzahl. Ein<br />
Versicherer nutzt die dynamische<br />
Portfolioabsicherungsstrategie iCPPI<br />
(Swiss Life).<br />
dynamisch<br />
iCPPI<br />
Quelle: Assekurata<br />
Keine Vorgaben der Aufsicht<br />
Allein dieser unterschiedliche Aufbau<br />
vermindet die Vergleichbarkeit der<br />
Fondspolicen. Die Versicherer verstärken<br />
das Problem sogar noch, stellt<br />
Dyschelmann fest. Da die Performance<br />
des Investments im Vorhinein<br />
unsicher ist, arbeiten die Anbieter<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
46 | VERSICHERUNGEN Fondspolicen<br />
Maklers Meinung<br />
»Wir verwenden<br />
einheitlich die<br />
Bruttomethode«<br />
Miriam Michelsen,<br />
Leiterin Vorsorge beim<br />
Maklerunternehmen MLP<br />
Bei der Altersvorsorge müssen<br />
nicht nur die Bedürfnisse der<br />
Kundinnen und Kunden in den<br />
Blick genommen werden,<br />
sondern auch die zahlreichen<br />
infrage kommenden Produktvarianten<br />
etwa im Bereich der<br />
Fondspolicen. Das Problem: Der<br />
normale Verbraucher kann die<br />
unterschiedlichen Darstellungsmethoden<br />
in den Modellrechnungen<br />
kaum unterscheiden<br />
und bewerten. Umso wichtiger<br />
ist ein kompetenter und gut<br />
informierter Berater oder eine<br />
Beraterin, die ihn dabei unterstützen<br />
und auf geeignete<br />
Hilfsmittel zurückgreifen<br />
können. Wir nutzen für die<br />
bessere Vergleichbarkeit eine<br />
unternehmenseigene Software;<br />
aufgrund der dort verwendeten<br />
einheitlichen Bruttomethode<br />
können zudem größere Verwerfungen<br />
in den Ablaufleistungen<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Ergänzend bieten wir unseren<br />
Beraterinnen und Beratern<br />
umfangreiche Informationen zu<br />
den Hochrechnungsmethoden<br />
der einzelnen Versicherer an,<br />
die sie im Beratungsgespräch<br />
nutzen können. Nur so lässt sich<br />
eine bessere Vergleichbarkeit<br />
von Fondspolicen herstellen.<br />
mit Hochrechnungsannahmen.<br />
„Und hier liegt eben die Krux an der<br />
Sache: Die konkrete Hochrechnungsmethode<br />
der einzelnen Anlagetöpfe<br />
unterliegt keiner aufsichtsrechtlichen<br />
Vorgabe. Hierdurch kann es – selbst<br />
bei identischen Zinsannahmen – in<br />
den berechneten möglichen Ablaufleistungen<br />
zu Rentenbeginn zu<br />
großen Unterschieden kommen.“<br />
So liegt laut Studie die mögliche<br />
monatliche Rente bei den untersuchten<br />
Tarifen in einem breiten Korridor<br />
»Die analog zum<br />
Aktiendepot höhere<br />
Rendite ist das<br />
Verkaufsargument.«<br />
David Dyschelmann<br />
Analyst Ratingagentur Assekurata<br />
zwischen 136 Euro und 401 Euro. Ähnliche<br />
Unterschiede hat Assekurata für<br />
das mögliche Gesamtkapital zu Rentenbeginn<br />
festgestellt. Hier reicht die<br />
Spanne von fast 58.000 Euro bis hoch<br />
zu knapp 115.000 Euro. Aus all dem<br />
folgert Dyschelmann: „Die in Aussicht<br />
gestellten Vertragsleistungen hängen<br />
nicht nur von der angenommenen<br />
Wertentwicklung ab, sondern auch<br />
von der Hochrechnungsmethodik<br />
und dem Garantieniveau des jeweiligen<br />
Tarifs.“<br />
Mal mit, mal ohne Kosten<br />
Bei den Hochrechnungsmethoden<br />
unterscheidet man zwischen Netto-<br />
und Bruttomethode, also einmal<br />
Wertentwicklung nach Fondskosten<br />
und einmal vor Fondskosten. Die Nettomethode<br />
gilt als intransparent und<br />
wird laut Assekurata nur von zwei<br />
Studienteilnehmern genutzt. Doch<br />
die Bruttomethode führe auch nicht<br />
zwangsläufig zu einem „realitätsnahen<br />
Ergebnis“. Denn in beiden gängigen<br />
Varianten der Bruttomethode<br />
– gemäß GDV- oder PIA-Empfehlung<br />
– werde das gesamte Kapital mit einer<br />
universellen Annahme zur Gesamtperformance<br />
hochgerechnet. In Anbetracht<br />
der rückläufigen laufenden<br />
Verzinsung der vergangenen Jahre<br />
erscheint auch dies mit Blick auf den<br />
„Topf“ des Sicherungsvermögens<br />
wenig zielführend, schlussfolgert der<br />
Versicherungsanalyst.<br />
Mit diesem Problem gehen Versicherungsmakler<br />
unterschiedlich um. „Da<br />
denke ich nicht weiter drüber nach<br />
und nutze einfach meine Anbieter<br />
und Vergleichstools“, ist von Ein-<br />
Mann-Maklerbüros bei der Recherche<br />
zu hören. Allzu lax sollten Vermittler<br />
die schlechte Vergleichbarkeit aber<br />
nicht nehmen. Haftungsrisiken sind<br />
jedenfalls nicht auszuschließen. Die<br />
Recherche von <strong>procontra</strong> ergab, dass<br />
sich Rechtsanwaltskanzleien bereits<br />
gutachterlich mit dem Thema befassen.<br />
Gesetzgeber könnte<br />
aktiv werden<br />
Immerhin, betont Policenprofi<br />
Dyschelmann: „Die Expertise eines<br />
versierten Beraters kann Abhilfe<br />
schaffen.“ Und weiter: „Oder eine<br />
Verbesserung der Vorgaben durch<br />
den Gesetzgeber bzw. vonseiten der<br />
Lebensversicherer selbst.“ Auf jeden<br />
Fall hätten die Anbieter weiterhin<br />
Verbesserungsbedarf in Sachen<br />
Transparenz.<br />
Großmakler wie MLP setzen bei der<br />
Beratung zu Fondspolicen mit Garantie<br />
auf die unternehmenseigene<br />
Software und die dort verwendete<br />
einheitliche Bruttomethode (siehe<br />
„Maklers Meinung“ links). Alexander<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Fondspolicen VERSICHERUNGEN | 47<br />
Kukovic, Senior Berater bei Hoesch &<br />
Partner, betont: „Die dargestellten Ablaufwerte<br />
sind häufig eher sportlich<br />
angesetzt. Deshalb stellen wir immer<br />
infrage, ob und wie der Versicherer<br />
seine im Angebot dargestellten Hochrechnungen<br />
in Zukunft tatsächlich<br />
dauerhaft einlösen können wird.“<br />
Fazit: Fondspolicen sind zwar der<br />
Renner, vor allem jene mit Garantie.<br />
Aber im Interesse des Kunden muss<br />
sich jeder Makler bemühen, Vergleichbarkeit<br />
bei den von den Versicherern<br />
in Aussicht gestellten<br />
Leistungen zu schaffen. Die von<br />
Assekurata ermittelten Spannen bei<br />
der möglichen Monatsrente und beim<br />
möglichen Kapital zu Rentenbeginn<br />
sind jedenfalls gewaltig.<br />
Kennzahlen checken<br />
Um Transparenz im Vergleichsprozess<br />
zu haben, prüften die eigenen Berater<br />
drei Werte: Rentengarantiefaktor,<br />
Effektivquote und Finanzstärke des<br />
Versicherers. Um Letztere zu ermitteln,<br />
sollten Berater zumindest bei<br />
Tarifen mit klassischer Verrentung<br />
Kennzahlen wie Vertragsanzahl, Nettobestandszuwachs,<br />
Nettoverzinsung<br />
sowie Solvenz- und Mindestkapitalanforderungen<br />
des Versicherers selbst<br />
prüfen.<br />
Sind Fondspolicen mit Garantie<br />
aufwändiger in der Beratung?<br />
Kunden müssen die Garantiekonstruktion<br />
verstehen.<br />
Große Spanne bei Leistungen<br />
muss erklärt werden.<br />
Makler sollten Kundenärger<br />
und Haftungsrisiken vorbeugen.<br />
Beratung sollte immer auf<br />
volle Transparenz setzen.<br />
Ein Makler muss „nur“ die<br />
Tarife seines Anbieterportfolios<br />
kennen.<br />
Unterstützung durch eigene<br />
Analyse-Tools<br />
ARAG BeihilfeBest<br />
Unser neuer Top-Favorit<br />
für Ihr Beihilfe-Geschäft<br />
Die private Krankenversicherung der ARAG punktet jetzt auch im<br />
Wettbewerb um Beamtenanwärter und Beamte – mit neuen leistungsstarken<br />
Tarifen für alle Beihilfeberechtigten.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
Jetzt hier<br />
kennenlernen!
48 | VERSICHERUNGEN Tierversicherungen<br />
Tierisch gute Entscheidung?!<br />
Immer mehr Versicherer spezialisieren sich auf Gesundheitspolicen für Vierbeiner.<br />
Woher der Trend kommt, was sinnvoll ist und wie Makler profitieren können<br />
SS SELMA SCHMITT<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Warum der Markt für<br />
Tiergesundheits policen<br />
boomt<br />
Umsatzpotenzial für Makler<br />
Welche Versicherungen<br />
wirklich sinnvoll sind<br />
Hunde oder Katzen leben in beinahe<br />
jedem zweiten Haushalt in Deutschland.<br />
Davon sind nur 56 Prozent<br />
versichert, zeigt der Trendmonitor<br />
Tierversicherungen des Marktforschungsunternehmens<br />
Nordlight Research.<br />
Und das in den meisten Fällen<br />
auch nur über eine Tierhalter-Haftpflicht,<br />
während die Gesundheitsfrage<br />
ante portas bleibt. Rund 50 Prozent<br />
der Hunde- und sogar 71 Prozent der<br />
Katzenbesitzer haben aktuell weder<br />
eine Tierkranken- noch eine OP-Versicherung<br />
für ihre Lieblinge.<br />
Dabei ist eine gute Absicherung sinnvoller<br />
denn je: Im November 2022<br />
wurde die Gebührenordnung für<br />
Tierärzte (GOT) saftig erhöht. Im Zuge<br />
dessen sind die Kosten im Schnitt<br />
um 20 Prozent gestiegen. Eine Folge,<br />
die viele Besitzer mitunter noch gar<br />
nicht zu spüren bekommen haben,<br />
da Tierarztbesuche nicht stattfanden.<br />
Ein guter Beratungsanlass mit<br />
Aussicht auf Erfolg. Denn Nordlight<br />
Research zufolge plant über die Hälfte<br />
Illustration: Eleonora Mavromati
Tierversicherungen VERSICHERUNGEN | 49<br />
der Tierbesitzer, eine Gesundheitsversicherung<br />
in Form einer OP- oder<br />
Tierkrankenversicherung für ihre<br />
Vierbeiner abzuschließen. Das Marktvolumen<br />
von Tier-OP- und Tierkrankenversicherungen<br />
könnte um bis zu<br />
50 Prozent steigen.<br />
Versicherer drängen<br />
auf den Markt<br />
Das haben längst auch Versicherer<br />
bemerkt und den Markt für Tiergesundheitspolicen<br />
für sich entdeckt.<br />
Während es vor 20 Jahren nur eine<br />
Handvoll Anbieter gab, sind es mittlerweile<br />
rund 30. Auch die Gothaer<br />
hat ihre Produktpalette im April um<br />
eine Krankenversicherung speziell<br />
für Katzen ergänzt, nachdem sich die<br />
Behandlungskosten für die flauschigen<br />
Vierbeiner überproportional verteuert<br />
haben, wie Christian Prachar,<br />
Produktmanager Tierkrankenversicherung,<br />
betont. Die Erweiterung<br />
sei der „folgerichtige nächste Schritt<br />
in der Weiterentwicklung“ und das<br />
Wachstumspotenzial des Marktes absehbar.<br />
„Nur so können sich Tierbesitzer<br />
vor hohen und weiter steigenden<br />
Tierarztrechnungen absichern“,<br />
argumentiert er.<br />
Auch die HanseMerkur glaubt daran<br />
und bietet seit Oktober 2022 – als<br />
Erweiterung der OP-Variante – auch<br />
eine Krankenversicherung für Hund<br />
und Katze an. „Während der Corona-<br />
Pandemie ist die Zahl der Haustiere<br />
gestiegen. Diese Entwicklung hat<br />
auch den Absicherungsbedarf der<br />
Haushalte erhöht“, sagt Vertriebsdirektor<br />
Matthias Werwath. Tierversicherungen<br />
seien für HanseMerkur<br />
ein weitestgehend ungesättigter<br />
Markt. „Wir betrachten ihn als Wachstumsfeld<br />
für uns“, resümiert er.<br />
15 bis 25 Prozent Courtage<br />
Für Makler kann es sich lohnen, dieses<br />
Geschäftsfeld zu bedienen oder<br />
58 %<br />
der Hunde- und<br />
52 %<br />
der Katzenbesitzer planen,<br />
eine Tierkranken- oder Tier-OP-<br />
Versicherung abzuschließen.<br />
Quelle: Nordlight Research, Tierversicherungen 2022 –<br />
Status quo, Potenziale und Perspektiven<br />
sich sogar darauf zu spezialisieren.<br />
Immerhin handelt es sich bei Tierkranken-<br />
und OP-Policen um Sachversicherungen,<br />
bei denen sie im Schnitt<br />
zwischen 15 und 25 Prozent der Nettobeiträge<br />
verdienen können, schätzt<br />
Oliver Janes, Geschäftsführer beim<br />
Versicherungsmakler Puntobiz.<br />
Für eine OP-Police, bei der nur die<br />
medizinisch notwendigen Operationen<br />
versichert sind, fallen in der<br />
Regel zwischen 20 und 30 Euro pro<br />
Monat an, schätzt der Makler. Bei<br />
einer Krankenversicherung sind es<br />
zwischen 70 und 100 Euro monatlich,<br />
wobei hier auch Kosten für Tierarzt-<br />
Long Story short<br />
besuche und Untersuchungen übernommen<br />
werden. Preis- und Leistungsumfang<br />
für die jeweilige Police<br />
richten sich nach gewähltem Tarif,<br />
Rasse und Eintrittsalter des Tieres.<br />
Der gesundheitliche Versicherungsschutz<br />
ist freiwillig. Eine Pflicht besteht<br />
nicht. „Doch zumindest die OP-<br />
Versicherung lohnt sich spätestens<br />
seit der GOT-Erhöhung der Tierärzte“,<br />
meint Janes.<br />
Bei der umfassenderen Tierkrankenversicherung<br />
ist er kritischer: Denn<br />
auch wenn der Trend bei neuen<br />
Produkten in Richtung umfassender<br />
Schutz geht, merkt er an, dass sich die<br />
OP-Variante für den Kunden unterm<br />
Strich besser rechnen kann. Das<br />
verdeutlicht eine Beispielrechnung:<br />
Bei einem Beitragssatz von 30 Euro<br />
pro Monat ergibt sich bei einem<br />
15-jährigen Hundeleben ein Betrag<br />
von 5.400 Euro – wodurch Operationen,<br />
die mehrere Tausend Euro<br />
kosten können, abgedeckt sind. Für<br />
eine Krankenvollversicherung<br />
würden in der gleichen Zeit (100 Euro<br />
monatlicher Beitrag) 18.000 Euro<br />
fällig, nur damit auch Ambulantes<br />
übernommen wird. „Da ist es eine<br />
sinnvolle und gute Alternative, nur<br />
eine OP-Versicherung abzuschließen<br />
und ambulante Behandlungen selbst<br />
zu zahlen“, sagt Janes. Dennoch erlebe<br />
er selbst, dass seine Kunden vermehrt<br />
auf die Rundum-sorglos-Lösung für<br />
ihre Tiere setzten.<br />
Das Marktvolumen für Tierkranken- und Tier-<br />
OP-Versicherungen könnte um 50 Prozent steigen.<br />
Makler können zwischen 15 und 25 Prozent Courtage<br />
mit dem Geschäftsfeld verdienen.<br />
Rein rechnerisch lohnt es sich, eine OP-Versicherung abzuschließen<br />
und ambulante Behandlungen selbst zu zahlen.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
50 | FOKUS SDV AG<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit SDV AG<br />
Anzeige
SDV AG FOKUS | 51<br />
FOKUS<br />
SDV AG<br />
Der Pool als<br />
Digitalisierungsdienstleister<br />
Maklerpools sind mit ihren vielfältigen<br />
und umfassenden Servicedienstleistungen<br />
für unabhängige Vermittlerinnen<br />
und Vermittler nicht mehr wegzudenken.<br />
Laut einer Poolstudie aus dem<br />
vergangenen Jahr verfügen Vermittelnde<br />
im Schnitt über 2,5 Poolanbindungen<br />
und sind bereits seit mehr als 14 Jahren<br />
angebunden, wobei fast jeder zweite<br />
Vermittler auch schon einmal seine<br />
Poolzugehörigkeit gewechselt hat. Die<br />
Hauptmotivation für eine Anbindung ist<br />
dabei die Wahrung der eigenen Unabhängigkeit.<br />
Konnten Pools sich in der Vergangenheit<br />
darauf konzentrieren, lediglich die<br />
Nachfrage zu bündeln und Zugang zu<br />
einem marktabdeckenden Produktangebot<br />
mit möglichst günstigen Konditionen<br />
zu bieten, reicht dies mittlerweile<br />
längst nicht mehr aus, um am Markt zu<br />
wachsen oder auch nur zu bestehen.<br />
Der moderne Makler benötigt für seinen<br />
Beratungsalltag umfassende Vergleichsprogramme<br />
und ein erstklassiges<br />
Verwaltungsprogramm mit hochwertigem<br />
Datenmanagement. Dazu rechtlich<br />
abgesicherte und prozessoptimierte<br />
Beratungs- und Abschlussstrecken. Die<br />
erfolgreichsten und größten Maklerpools<br />
der Branche haben sich daher fast<br />
alle zu Digitalisierungsdienstleistern<br />
weiterentwickelt. Der Anspruch: Sie<br />
kombinieren kompetente und persönliche<br />
Beratung mit innovativer Vertriebstechnologie.<br />
Die Corona-Pandemie hat in den letzten<br />
Jahren die laufende Digitalisierung bei<br />
Pools noch deutlich beschleunigt. Dies<br />
war auch notwendig, denn Kunden<br />
fordern immer häufiger Services und<br />
Dienstleistungen online ab und erwarten<br />
eine schnelle Reaktion. Das Kon-<br />
Foto: Sean Anthony Eddy<br />
zept, dem Makler möglichst umfassende<br />
digitale Services anzubieten, um<br />
mehr Raum und Zeit für die eigentliche<br />
Beratung als Kernkompetenz der Makler<br />
zu schaffen, ist ein Leitmotiv führender<br />
Pools.<br />
Lesen Sie auf den nächsten Seiten,<br />
welche Antworten die SDV AG als er -<br />
fahrener Vollsortimenter mit langjähriger<br />
digitaler Ausrichtung auf die aktu-<br />
ellen Herausforderungen der Branche<br />
entwickelt hat und wie sich der Servicedienstleister<br />
für Makler im Jahr <strong>2023</strong><br />
zukunftsträchtig positioniert hat.<br />
Innovative Vertriebstechnologie:<br />
einer<br />
der wichtigsten Entscheidungsfaktoren<br />
für Makler für die Wahl<br />
eines Pools<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit SDV AG<br />
Anzeige
52 | FOKUS SDV AG<br />
»Eine neue Servicedimension<br />
für den Makler«<br />
Wie sich die SDV AG als Vollsortimenter mit umfassendem digitalen Service für Makler<br />
zukunftsträchtig aufgestellt hat, erläutert Armin Christofori, Vorstand der SDV AG.<br />
OL OLIVER LEPOLD<br />
<strong>procontra</strong>: Ihr Slogan lautet „Erste Wahl<br />
für Qualitätsmakler – DER Servicedienstleister<br />
für Qualitätsmakler zu den<br />
besten Konditionen am Markt, ausgezeichneten<br />
Prozessen & der bestmöglichen<br />
Unterstützung“. Inwieweit lösen<br />
Sie diesen Anspruch ein?<br />
Armin Christofori: Zu 100 Prozent,<br />
weil wir unsere gesamten Prozesse auf<br />
ein neues technisches Level gehoben<br />
haben. Das betrifft das Backoffice<br />
und die Vertriebsunterstützung, die<br />
für Makler direkt spürbar ist. Mit dem<br />
Vertriebslotsen haben wir eine neue<br />
Servicedimension für Makler geschaffen.<br />
Wir bieten eine Rundumbetreuung<br />
von der Ausschreibung über die<br />
Abwicklung bis zur Policierung aus einer<br />
Hand. Und das sowohl in der Krankenund<br />
Lebensversicherung als auch im<br />
Gewerbe- und Sachbereich. Dort bieten<br />
wir sowohl digitale Prozesse als auch<br />
einen Gutachterservice, der von der<br />
Abschlussbegleitung über das Schadenmanagement<br />
und die Risikoanalyse bis<br />
hin zur Unterstützung bei den Jahresgesprächen<br />
reicht. Laut einer Studie werden<br />
wir in diesem Bereich von Maklern<br />
am häufigsten weiterempfohlen!<br />
<strong>procontra</strong>: Was genau tun die Vertriebslotsen<br />
und wie fällt ihr Fazit zu<br />
dem neuen Konzept aus?<br />
Christofori: Unser Konzept beruht auf<br />
zwei Säulen. Zum einen gehen wir aktiv<br />
auf unsere Partner zu. Zum anderen<br />
haben wir den Anspruch, den Wünschen<br />
und Anforderungen der Makler<br />
entsprechend einen Service aus einer<br />
Hand anzubieten. Das heißt von der<br />
Entstehung des Geschäfts über die<br />
Beratung bei der Produktauswahl und<br />
die Begleitung im Verkaufsprozess bis<br />
hin zur Abwicklung und Policierung mit<br />
dem Versicherer. Und das nicht nur aus<br />
»Unser Service kann<br />
individuell auf<br />
unsere Partner zugeschnitten<br />
werden.«<br />
einer Hand, sondern auch mit einem<br />
verlässlichen und festen Ansprechpartner.<br />
Das wünscht sich jeder Makler.<br />
Unsere Vertriebslotsen helfen Maklern<br />
auch, unsere Tools, Vergleichsrechner<br />
und Apps richtig zu nutzen. Sie gehen<br />
auch aktiv auf Partner zu und bieten an,<br />
die Makler auch unternehmerisch zu<br />
beraten. Das machen wir in den Bereichen<br />
Kranken, Leben und Komposit und<br />
haben damit enorme Wachstumsraten<br />
erzielt. Die Makler sind sehr dankbar für<br />
diese Unterstützung.<br />
<strong>procontra</strong>: Dank der Zinswende haben<br />
Lebensversicherungsverträge wieder<br />
bessere Ertragsperspektiven. Wie beurteilen<br />
Sie diese Entwicklung?<br />
Christofori: Aus vertrieblicher Sicht ist<br />
das sehr positiv. Die Verbraucher und<br />
auch die Vermittler gewinnen wieder<br />
mehr Vertrauen in das Produkt. Die Anfragewelle,<br />
die momentan auf unserer<br />
Plattform stattfindet, spiegelt das absolut<br />
wider. Im letzten Jahr war die Nachfrage<br />
stark durch Biometrie geprägt,<br />
jetzt verschiebt sie sich deutlich in<br />
Richtung Altersvorsorgeprodukte. Auch<br />
das Thema Einmalbeiträge kehrt nach<br />
dem Totalstopp 2022 wieder zurück.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwieweit unterstützen Sie<br />
Ihre Partner bei der Diversifizierung<br />
ihrer Einnahmen?<br />
Christofori: Das Thema Servicegebühren<br />
ist attraktiver und wichtiger,<br />
als es der Markt derzeit in der Breite<br />
wahrnimmt. Servicegebühren spielen<br />
im privaten Bereich noch eine untergeordnete<br />
Rolle, im gewerblichen Bereich<br />
aber eine immer größere. Deshalb haben<br />
wir bereits 2019 damit begonnen,<br />
unsere Partner auch in diesem Bereich<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit SDV AG<br />
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SDV AG FOKUS | 53<br />
Armin Christofori,<br />
Vorstand (Sprecher)<br />
der SDV AG<br />
zu unterstützen. Wir stellen rechtlich<br />
einwandfreie und fertige Servicevereinbarungen<br />
zur Verfügung. Dazu gehört<br />
für uns auch das dazugehörige Inkasso.<br />
Das heißt, Fakturierung und Inkasso<br />
werden über die SDV AG abgewickelt.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie hat sich Ihr digitaler<br />
Service „myInsure“ weiterentwickelt?<br />
Christofori: Mit den beiden SDV-Apps<br />
sind wir sehr gut am Markt positioniert.<br />
Dazu haben wir einen digitalen<br />
Marketingansatz für Qualitätsmakler<br />
entwickelt. Wir erstellen und befüllen<br />
jetzt Facebook-Fanpages und Google<br />
Business Accounts mit Inhalten und<br />
erstellen Homepages und Kundenzeitungen<br />
voll automatisiert für Makler.<br />
Mit myInsureOffice erhält der Makler<br />
zudem ein voll digitales Maklerverwaltungsprogramm.<br />
All unsere Services<br />
greifen perfekt ineinander. Wir gehen<br />
auch auf die Wünsche der Makler nach<br />
Individualisierung je nach Geschäftsmodell<br />
ein und haben dafür bereits neue<br />
Möglichkeiten in Vorbereitung.<br />
<strong>procontra</strong>: Maklerbestände sind derzeit<br />
im Markt heiß begehrt. Als Erfinder der<br />
Maklerrente und Pionier der Branche<br />
für den Bestandsverkauf: Welchen Support<br />
bieten Sie Maklern hier?<br />
Christofori: Wir haben hier schon<br />
vor Jahren Lösungen geschaffen,<br />
die mittlerweile Branchenstandards<br />
darstellen. Wir bieten an, Bestände bei<br />
uns zu parken. Dazu haben wir komplette<br />
Altersvorsorgelösungen für den<br />
Versicherungsmakler im Programm: egal<br />
ob Verkauf, Teilverkauf, Voll- oder Teilverrentung.<br />
Aufgrund unserer großen<br />
Expertise werden wir auch von anderen<br />
Marktteilnehmern zur Bestandsbewertung<br />
und Qualitätssicherung hinzugezogen.<br />
Dabei haben wir immer auch die<br />
Versicherungstechnik im Blick, denn<br />
Bestände müssen nicht nur übertragen,<br />
sondern auch betreut werden. Das alles<br />
bieten wir aus einer Hand – mit der<br />
Erfahrung von mehr als zehn Jahren!<br />
<strong>procontra</strong>: Nach 2020 werden Sie<br />
erstmals wieder den Augsburger Maklerkongress<br />
abhalten. Welche Highlights<br />
stehen auf der Agenda?<br />
Christofori: Am 14. September bieten<br />
wir dort Top-Informationen zu<br />
allem, was den Markt bewegt. Ein<br />
Schwerpunkt sind die Auswirkungen<br />
der künstlichen Intelligenz, Stichwort<br />
ChatGPT. Fragen dazu sind: Wie<br />
entwickelt sich die Branche in neuen<br />
digitalen Beratungswegen? Und wie<br />
lässt sich das im Arbeitsalltag eines<br />
Maklers umsetzen? Speziell: Welche<br />
Chancen ergeben sich daraus für Makler<br />
mit Qualitätsanspruch? Dazu bieten wir<br />
viele Fachthemen zu den Sparten bis<br />
hin zu Nachfolge- und Verkaufsmanagement.<br />
Dazu gibt es viel gute Laune, ich<br />
freue mich schon auf<br />
das Socializing bei der<br />
Afterparty. Der Augsburger<br />
Maklerkongress<br />
(siehe QR-Code) steht<br />
übrigens allen offen,<br />
nicht nur unseren Partnern.<br />
<strong>procontra</strong>: Was zeichnet die SDV AG als<br />
Rundum-Servicedienstleister für Makler<br />
heute besonders aus?<br />
Christofori: Unser Serviceangebot kann<br />
individuell auf Makler zugeschnitten<br />
werden. Sowohl in der Prozessgestaltung<br />
als auch in der Geschäftsmodellentwicklung.<br />
Wir haben eine hohe<br />
Standardisierung nach innen, die aber<br />
auch eine hohe Individualisierung nach<br />
außen zulässt. So können wir Maklern<br />
alle Möglichkeiten bieten, die der Markt<br />
bietet, und gleichzeitig viele Geschäftsmodelle<br />
bedienen. Daher sind wir auch<br />
in der Bancassurance, bei digitalen<br />
Geschäftsmodellen und bei großen<br />
Qualitätsmaklern so erfolgreich.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit<br />
dem Jahr <strong>2023</strong> bis jetzt und welche<br />
Ziele haben Sie sich gesetzt?<br />
Christofori: Im ersten Quartal <strong>2023</strong><br />
lagen wir im Schnitt 20 Prozent über<br />
dem Vorjahresquartal. Im weiteren<br />
Jahresverlauf wollen wir das fortsetzen.<br />
Wir sind die Nummer eins für Qualitätsmakler<br />
und wollen es auch bleiben!<br />
SERVICEPARTNER DER VERSICHERUNGSMAKLER AG | Tel: 0821 71008-0 | info@sdv.ag | www.sdv.ag<br />
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BERATER<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Kleinanlegerstrategie<br />
vorgestellt<br />
Provisionsdebatte (vorerst) vom Tisch<br />
Anfang Mai legte die EU-Kommission den ersten<br />
Entwurf zur EU-Kleinanlegerstrategie vor. Ein<br />
vollständiges Provisionsverbot für die Vermittlung<br />
von Geldanlage- und Altersvorsorgeprodukten<br />
soll demnach nicht mehr zur Abstimmung<br />
gegeben werden. Drei Jahre nach Inkrafttreten<br />
soll es jedoch zu einer erneuten Überprüfung der<br />
Rechtsvorschriften kommen. Zum Redaktionsschluss<br />
lag der finale Entwurf zwar noch nicht<br />
vor, eine Kehrtwende ist aber unwahrscheinlich.<br />
Vorgesehen ist stattdessen eine Preis-Leistungs-Benchmark<br />
für Produktkosten, die bei<br />
Überschreiten die Aufsicht aktivieren könnte. Bei<br />
Verwerfungen würde die Debatte – zumindest um<br />
einen Deckel – erneut entflammt.<br />
Weitere Themen<br />
Entwicklung von Deckungskonzepten 56<br />
Unabhängigkeit von Vergleichsrechnern 62<br />
Honorarberatung – so gelingt der Switch 66<br />
pro/contra zur Finanzierung der Pflege 70<br />
Illustration: Galeanu Mihai
56 | BERATER Deckungskonzepte<br />
»Deckungskonzepte verschaffen<br />
einen Beratungsvorsprung«<br />
Welche Vorteile spezielle Deckungskonzepte für Makler bieten und<br />
warum sie vor einem Maklerwechsel schützen, erklärt Yvonne Franzen-Rommel,<br />
Produktmanagerin beim Deutschen Maklerverbund (DEMV).<br />
HP HANNAH PETERSOHN<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Wie Makler ein Spezialkonzept erfolgreich beim Versicherer platzieren<br />
Warum ein Deckungskonzept die Maklerhaftung verringert<br />
Unter welchen Umständen Makler auf die Produkte zugreifen können<br />
<strong>procontra</strong>: Wo setzen Sie an, wenn Sie höhere Deckungssumme oder wir sehen<br />
ein neues Deckungskonzept entwickeln bei einem anderen Versicherer Leistungen<br />
und fragen, ob wir sie hinzunehmen<br />
wollen?<br />
Yvonne Franzen-Rommel: Zunächst können. Es fließen auch tarifunabhängige<br />
Überlegungen ein, wie das Verhalten<br />
finden wir heraus, welche Sparte besonders<br />
nachgefragt wird. Momentan des Versicherers bei der Schadenregulierung<br />
oder das Servicelevel. Es gibt so<br />
ist das der private Sachbereich: Hausrat,<br />
Unfall, private Haftpflicht und Tierhalterhaftpflicht.<br />
Durch die Vergleichsrech-<br />
sind es nur Nuancen, die sich unter-<br />
viele unterschiedliche Tarife, und oft<br />
ner lässt sich das gut überblicken. Manche<br />
Makler geben uns auch Hinweise, wir ein gutes bestehendes Produkt<br />
scheiden. Letztlich geht es darum, dass<br />
welche Leistungen fehlen und wichtig auswählen und verbessern. Am Ende<br />
sind. Mittlerweile haben wir über 30 entsteht ein Premiumprodukt.<br />
Deckungskonzepte entwickelt.<br />
<strong>procontra</strong>: Basisprodukte sehen Sie<br />
<strong>procontra</strong>: Wie geht es dann weiter? sich gar nicht erst an?<br />
Franzen-Rommel: Anschließend<br />
Franzen-Rommel: Nein, an denen<br />
erstellen wir eine Tabelle über die müsste zu viel gemacht werden. Da geht<br />
bestehenden Produkte und Tarife. Wir kein Versicherer mit. Wir konzentrieren<br />
kategorisieren nach wichtigen, notwendigen<br />
und irrelevanten Leistungsstarken<br />
Produkte und das Preis-Leis-<br />
uns auf die bestehenden leistungspunkten.<br />
Diese Liste schicken wir dem tungs-Verhältnis. Deckungskonzepte, in<br />
Versicherer und gehen sie gemeinsam denen alles enthalten ist, kosten aber<br />
mit ihm durch: Mal empfehlen wir eine auch etwas. Tatsächlich werden unsere<br />
speziellen Deckungskonzepte von<br />
Maklern häufiger abgeschlossen als die<br />
Standardprodukte.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Vorteile haben eigene<br />
Deckungskonzepte?<br />
Franzen-Rommel: Wir verschaffen<br />
Maklern einen Beratungsvorsprung:<br />
Ein Kunde, dessen Makler über uns abschließt,<br />
erhält bessere Bedingungen.<br />
Dadurch werden im Schadenfall mehr<br />
Leistungen reguliert. Will der Kunde<br />
den Makler wechseln, verliert er diese<br />
Vorteile. Oft sieht er dann von einem<br />
Wechsel ab. Wir schützen also auch<br />
unsere Makler und ihre Bestände.<br />
<strong>procontra</strong>: Kann ein Makler, der den<br />
DEMV verlässt, das Produkt mitnehmen?<br />
Franzen-Rommel: Nein. Es ist aber<br />
selten, dass ein Makler als Einzelkämpfer<br />
weitermachen will. Der Vorteil von<br />
Maklergemeinschaften ist, dass sie<br />
geschlossen gegenüber dem Versicherer<br />
auftreten und Wettbewerbsvorteile<br />
verhandeln, die ein Makler so nicht<br />
verhandeln kann. Aber wir sind nicht<br />
die einzigen, die spezielle Deckungskonzepte<br />
anbieten. Das ist ein enormer<br />
Druck, man steht ständig unter Strom.<br />
Für Makler ist der Wettbewerb der<br />
Verbünde um die besten Deckungskonzepte<br />
von Vorteil, insbesondere bei der<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Deckungskonzepte BERATER | 57<br />
Maklerhaftung.<br />
<strong>procontra</strong>: Warum?<br />
Franzen-Rommel: Die Konzepte<br />
sind vollgestopft mit Leistungen, im<br />
Schadenfall ist der Kunde geschützt.<br />
Die Schadenregulierung ist einfacher.<br />
Außerdem sind die Bedingungen in den<br />
Spezialprodukten besser formuliert.<br />
Man muss im Schadenfall nicht lange<br />
rätseln, ob etwas abgedeckt ist oder<br />
nicht.<br />
<strong>procontra</strong>: Warum nehmen die Versicherer<br />
die Leistungserweiterungen<br />
nicht einfach selbst vor?<br />
Franzen-Rommel: Sie sind oft an die<br />
bestehenden Versicherungsbedingungen<br />
gefesselt. Die können nicht alle<br />
zwei bis drei Jahre verändert werden,<br />
eine Anpassung dauert. Die Versicherer<br />
»Spezialmakler,<br />
die eigene Deckungs -<br />
konzepte entwickeln,<br />
brauchen<br />
gute Umsätze.«<br />
haben recht starre Systeme, in denen<br />
ihre Tarife eingebettet sind. Ein weiteres<br />
Produkt bedeutet hohen Aufwand. Für<br />
den Versicherer ist es ein Vorteil, wenn<br />
er sieht: Hier gibt es viele angebundene<br />
Partner, die Nachfrage wird hoch sein.<br />
<strong>procontra</strong>: Ihre Deckungskonzepte<br />
kann der Versicherer aber selbst nicht<br />
offerieren?<br />
Franzen-Rommel: Nein, die Produkte<br />
sind nur unseren angeschlossenen Maklern<br />
vorbehalten, in anderen Vergleichsrechnern<br />
tauchen sie nicht auf.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie gelingt es, ein Konzept<br />
erfolgreich beim Versicherer zu platzieren?<br />
Franzen-Rommel: Verbünde benötigen<br />
eine große Anzahl an professionellen<br />
Maklern, die zu ihren Kunden jahrelange<br />
Beziehungen aufgebaut haben. Das<br />
schützt vor Versicherungsbetrug und<br />
sorgt für eine gute Schadenquote. Zudem<br />
muss der Kontakt zum Versicherer<br />
vertrauensvoll sein. Spezialmakler, die<br />
eigene Deckungskonzepte entwickeln,<br />
brauchen gute Umsätze.<br />
<strong>procontra</strong>: Woran kann das Vorhaben<br />
scheitern?<br />
Franzen-Rommel: Es kann sein, dass<br />
der Versicherer nicht mit den Punkten,<br />
die wir als wichtig erachten, mitgeht.<br />
Oder das Produkt ist kalkulatorisch<br />
nicht stemmbar, vielleicht weil es ein erhöhtes<br />
Risiko gibt. Manchmal dauert es<br />
dem Versicherer zu lange, bis ein Tarif<br />
mit der Deckungserweiterung im Vergleichsrechner<br />
eingestellt ist. Das kann<br />
Monate dauern.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie häufig muss ein Konzept<br />
im Nachgang aktualisiert werden?<br />
Franzen-Rommel: Wir bewerten jährlich<br />
die Deckungskonzepte und Sondervereinbarungen.<br />
Wenn bestimmte<br />
Kriterien nicht mehr erfüllt werden<br />
können und die Schadenquote steigt,<br />
stampft der Versicherer das Deckungskonzept<br />
ein.<br />
<strong>procontra</strong>: Verliert ein Kunde den<br />
Schutz, wenn ein Spezialkonzept wieder<br />
aus dem „Sortiment“ genommen wird?<br />
Franzen-Rommel: Kunden behalten<br />
den Schutz. Aber wir sehen uns an,<br />
welcher Versicherer vergleichbare<br />
Leistungen anbietet und nachrutschen<br />
könnte. Da ist sehr viel Bewegung im<br />
Markt.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
58 | SO IST , S RECHT <br />
So ist , s Recht<br />
Relevante Urteile, die Makler kennen sollten<br />
AW ANNE MAREILE WALTER<br />
Reiseversicherung<br />
Bonusmeilen<br />
Laut Bundesgerichtshof müssen Reiserücktrittsversicherungen<br />
auch Bonusmeilen<br />
erstatten. Im Fall erkrankte ein<br />
Mann kurz vor seinem USA-Trip, dessen<br />
Flug er mit Bonusmeilen bezahlt hatte.<br />
Die Airline wollte die Meilen zunächst<br />
nicht wieder gutschreiben.<br />
Nachdem Amts- und Landgericht Wuppertal<br />
der Airline recht gaben, urteilte<br />
der BGH nun zugunsten des Mannes.<br />
Die vertraglich geschuldeten Rücktrittskosten<br />
umfassen auch Bonusmeilen,<br />
urteilten die Karlsruher Richter.<br />
BGH (AZ: IV ZR 112/22)<br />
Arglist<br />
Kostenvoranschlag oder Rechnung?<br />
Unfallschutz<br />
Bahnsurfen versichert<br />
Ein Schüler (16) verunglückte, nachdem<br />
er auf einen fahrenden Zug geklettert<br />
war. Schwer verletzt, mit hochgradigen<br />
Verbrennungen, überlebte er den Sturz<br />
von der Lok. Die Unfallkasse Brandenburg<br />
erkannte zunächst nicht auf<br />
Wegeunfall und lehnte die Übernahme<br />
der Behandlungskosten ab. Das Bundessozialgericht<br />
entschied anders. Schüler<br />
seien bei „spielerischen Betätigungen<br />
im Rahmen gruppendynamischer Prozesse“<br />
unfallversichert, hieß es. Zudem<br />
wurde der unmittelbare Heimweg von<br />
der Schule nicht unterbrochen.<br />
BSG (AZ: B2 U3/21 R)<br />
Ein Makler wollte seinen Kunden in der Schadenabwicklung begleiten und<br />
leitete dafür Kostenvoranschläge an den Wohngebäudeversicherer weiter.<br />
Fälschlicherweise gab er diese als Rechnungen an und versäumte es, dies<br />
richtigzustellen, nachdem ihn der Kunde darauf hingewiesen hatte. Der<br />
Versicherer verweigerte aufgrund einer arglisten Obliegenheitsverletzung<br />
des Versicherungsmaklers die Leistung. Laut OLG Frankfurt, das ein vorheriges<br />
Urteil „pro Makler“ des LG Gießen überstimmte, hat der Makler mit der<br />
falschen Bezeichnung der eingereichten Unterlagen Einfluss auf die Regulierungsentscheidung<br />
des Versicherers genommen.<br />
OLG Frankfurt am Main (AZ: 3U 205/22)<br />
»Für eine arglistige Täuschung ist die Absicht<br />
einer Bereicherung nicht erforderlich<br />
[...] Ausreichend ist ein gegen die Interessen<br />
des Versicherers gerichteter Zweck [...]«<br />
OLG Frankfurt am Main<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
SIGNAL IDUNA | ANZEIGE<br />
Die Fondpolice für Einmalbeiträge<br />
Eine große Geldsumme steht nach einer Erbschaft oder der Auszahlung einer Lebensversicherung zur Verfügung?<br />
Ihr Kunde stellt sich die Frage: „Und jetzt?“ Einmalanlage! Und zwar mit möglichst viel Sicherheit,<br />
einer großen Flexibilität und auf Wunsch auch für kürzere Laufzeiten. Ja, das geht. Wir zeigen, wie.<br />
5.000 Euro. Die maximal mögliche Laufzeit<br />
beträgt zwölf Jahre, damit Ihre Kunden<br />
auf Wunsch auch die steuerlichen Vorteile<br />
nutzen können.<br />
Vor dem Hintergrund der aktuellen Inflation<br />
ist das berühmte Kopfkissen keine<br />
sinnvolle Alternative. Der Schlüssel für eine<br />
gute Einmalanlage liegt in der richtigen<br />
Planung.<br />
Aus langjähriger Erfahrung wünschen sich<br />
Kunden, die zum Beispiel Geld aus einer<br />
ablaufenden Lebensversicherung oder<br />
aus einer Erbschaft anlegen möchten, eine<br />
möglichst hohe Sicherheit, tendenziell<br />
kürzere Laufzeiten und eine große Flexibilität.<br />
Eben dafür ist der SI Wertspeicher<br />
entwickelt worden. Was dahintersteckt.<br />
Einfaches Anlagekonzept mit<br />
Beitragsgarantie bis zu 90 Prozent<br />
Der SI Wertspeicher ist die einfache<br />
fondsgebundene Lösung für Einmalbeiträge.<br />
Das Zwei-Topf-Modell beinhaltet das<br />
Sicherungsvermögen der SIGNAL IDUNA<br />
Lebensversicherung AG für die Garantie<br />
und eine Anlage in Investmentfonds, die<br />
der Kunde aus der Fondspalette frei wählen<br />
kann. Damit sichert er sich die Chancen<br />
der Kapitalmärkte für sein Rendite-Plus.<br />
Der SI Wertspeicher hält für die sicherheitsorientierten<br />
Einmalbeitragskundinnen und<br />
-kunden eine Beitragsgarantie von 50 bis<br />
zu 90 Prozent bereit. Und das Beste: Die<br />
Garantie greift bereits direkt ab dem ersten<br />
Tag. Das bedeutet, dass das garantierte<br />
Kapital von Beginn an im Sicherungsvermögen<br />
risikofrei investiert ist.<br />
Auch kürzere Laufzeiten sind<br />
im SI Wertspeicher möglich<br />
Bei Einmalbeiträgen und Wiederanlagen<br />
haben die Kundinnen und Kunden oft<br />
einen eher kürzeren Anlagehorizont.<br />
Deshalb können mit SI Wertspeicher nun<br />
Laufzeiten ab fünf Jahren angeboten werden,<br />
und das bereits für Einmalbeiträge ab<br />
Weitere Produktfeatures runden<br />
den SI Wertspeicher ab:<br />
• Es steht eine umfangreiche Fondspalette<br />
auch mit nachhaltigen Fonds und ETFs<br />
zur Verfügung.<br />
• Mit dem Ablaufmanagement können<br />
die Erträge aus der Fondsanlage in<br />
den letzten Jahren auf Kundenwunsch<br />
schrittweise gesichert werden.<br />
• Einschluss einer Hinterbliebenenabsicherung<br />
in der Anspar- und Rentenphase<br />
möglich<br />
• Bei mehr als einem ausgewählten Fonds<br />
wird mit dem optionalen Re-Balancing<br />
einmal jährlich die ursprüngliche prozentuale<br />
Aufteilung des gesamten Fondsguthabens<br />
wiederhergestellt.<br />
• Zuzahlungen bis maximal 50.000 Euro<br />
p. a. sind jederzeit möglich.<br />
Die SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AG<br />
bietet eine attraktive Gesamtverzinsung<br />
an. Für Zuteilungen im Jahr <strong>2023</strong> liegt<br />
die laufende Verzinsung bei 2,50 Prozent<br />
(Rechnungszins zuzüglich Zinsüberschuss).<br />
Der Schlussüberschuss und die Mindestbeteiligung<br />
an den Bewertungsreserven<br />
wurden zudem auf 0,5 Prozent verdoppelt.<br />
Somit beträgt die Gesamtverzinsung<br />
attraktive 3,0 Prozent.<br />
Nicht zuletzt ist der SI Wertspeicher natür -<br />
lich auch nachhaltig ausgerichtet – einerseits<br />
durch das Sicherungsvermögen der<br />
SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AG<br />
und andererseits durch zahlreiche nachhaltig<br />
ausgerichtete Investmentfonds.
60 | BERATER Weiterbildung<br />
»Es gibt Reformbedarf in der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung«<br />
Siegfried Isenberg, Leiter im Bereich Vertriebspartner der IKK Classic, spricht mit<br />
profino über die Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung.<br />
profino: Hat die Erhöhung des Zusatzbeitrags<br />
Mitglieder gekostet?<br />
Siegfried Isenberg: Wir sind der Empfehlung<br />
des Bundesministeriums für<br />
Gesundheit gefolgt und haben den Zusatzbeitrag<br />
angepasst. Aber wir haben<br />
den Beitrag deutlich unter der Inflationsgrenze<br />
angehoben. Da ist eine ganz<br />
hohe Akzeptanz beim Kunden. Aber ja,<br />
es gibt auch Kunden, die darüber verärgert<br />
sind und deswegen wechseln.<br />
profino: Die GKV hat ein Finanzierungsproblem.<br />
Wie könnte man das beheben?<br />
Isenberg: Es gibt Reformbedarf in der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung, und<br />
die Finanzierung muss auf den Prüfstand,<br />
das ist richtig. Die IKK Classic hat<br />
sich damit auch intensiv auseinandergesetzt<br />
und sich dazu eine Meinung<br />
Abonnieren Sie den profino-Podcast,<br />
um keine Folgen zu verpassen!<br />
»Ich würde mir<br />
wünschen, dass wir<br />
das Optimierungspotenzial<br />
nutzen.«<br />
Das Interview ist ein Auszug aus der<br />
25. Folge des profino-Podcasts „Müssen die<br />
Leistungen in der GKV gekürzt werden?“<br />
mit Siegfried Isenberg von der<br />
IKK Classic.<br />
Wie es weitergeht, können<br />
Sie auf Podcast-Plattformen<br />
wie Spotify, Apple- oder<br />
Google-Podcast hören.<br />
gebildet. Die kostendeckende Finanzierung<br />
der Beiträge für Bürgergeldbezieher*innen<br />
ist ein ganz großes Thema.<br />
Da geht es um annähernd zehn Milliarden<br />
Euro, die der GKV fehlen. Da fehlt<br />
einfach Geld im System, das durch die<br />
Solidargemeinschaft so nicht gedeckt<br />
werden kann. Dazu gibt es schon seit<br />
Langem Forderungen an die Politik, da<br />
nachzulegen.<br />
profino: Wären Leistungskürzungen<br />
eine Möglichkeit?<br />
Isenberg: Perspektivisch werden viele<br />
Stellschrauben gedreht werden müssen,<br />
um die Finanzierung unseres Gesundheitssystems<br />
auf dem jetzigen Niveau<br />
zu erhalten. Ich glaube, dass es sehr<br />
häufig an einer ethischen Frage hängt,<br />
wie wir mit Leistungen umgehen wollen.<br />
Ich würde mir wünschen, dass wir das<br />
Optimierungspotenzial nutzen. Ein<br />
weiterer Punkt ist: Wir haben einen<br />
großen Fachkräftemangel in Deutschland.<br />
Wenn wir diesen Fachkräftebedarf<br />
decken und auch für ausländische<br />
Fachkräfte attraktiv sind, macht das die<br />
Wirtschaft leistungsfähiger. Als Vertriebler<br />
sehe ich hier natürlich Vertriebspotenzial,<br />
aber das spült auch<br />
Geld in unser Gesundheitssystem. Das<br />
Leistungsthema ist sehr schwierig, aber<br />
es gibt auch Leistungen, wo noch Luft<br />
ist, wo wir uns einen Luxus leisten, der<br />
nicht unbedingt sein muss.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Weiterbildung BERATER | 61<br />
Buchtipps<br />
Lesenswertes für Makler<br />
Blondinen können alles.<br />
Außer Geld<br />
FinanzBuch Verlag<br />
Frauen investieren zu wenig. Vermögensaufbau<br />
und Altersvorsorge überlassen sie nach wie vor den<br />
Männern. Die Folge: Frauen haben kaum Eigentum,<br />
und Altersarmut ist fast immer gleichbedeutend mit<br />
Frauenarmut. Es ist höchste Zeit, dass Frauen ihre<br />
Finanzen in die eigenen Hände nehmen.<br />
Investorin und Unternehmerin Laura Schick erläutert,<br />
wie Frauen endlich mit dem Vermögensaufbau<br />
beginnen können: informativ und unterhaltsam, mit<br />
kritischen Fragen und<br />
ersten Schritten, um der<br />
selbst verschuldeten<br />
Vermögensprokrastination<br />
zu entkommen.<br />
Dabei berichtet sie auch<br />
von ihren eigenen Erfahrungen<br />
und räumt mit<br />
Vorurteilen auf. Ein pragmatischer<br />
Weckruf an<br />
alle Frauen, die eigene<br />
Rechnung endlich selbst<br />
zu übernehmen.<br />
Der Loop-Approach<br />
campus<br />
Im Kreis drehen, um voranzukommen ...<br />
… klingt erst mal wie ein Widerspruch,<br />
ist aber keiner! Seit Jahren wissen<br />
Manager, dass ihre Organisationsstrukturen<br />
nicht zukunftsfähig sind. Schnell<br />
rollte die Welle der „agilen Methoden“<br />
heran und versprach rasche Besserung.<br />
Doch was in Start-ups und Innovationsteams<br />
funktioniert, lässt sich nicht automatisch einem ganzen<br />
Konzern überstülpen! Da kann man einzelne Tools ausprobieren, soviel<br />
man will: Ohne das richtige Framework lassen sich starre Strukturen<br />
größerer Unternehmen nicht flexibilisieren. Genau das kann der Loop-<br />
Approach, der mithilfe eines iterativen Prozesses auch den größten<br />
Koloss in Bewegung setzt. Praxiserprobt bei Unternehmen wie Audi,<br />
Deutsche Bahn, Roche und Telekom.<br />
Fallstudien aus Transformationsprojekten in Konzernen und Mittelstand<br />
vorgestellt.<br />
Menschen überzeugen,<br />
die recht<br />
haben wollen<br />
campus<br />
Wie begeistere ich Kritiker für meine<br />
Ideen? Wie hole ich Menschen ins Boot, die<br />
stur auf ihren Überzeugungen beharren?<br />
Und warum eskalieren viele Diskussionen<br />
offline und online so schnell? Marie-Theres<br />
Braun zeigt anhand realer Geschichten aus Beruf und Alltag, wie viel<br />
Macht hinter kooperativen Strategien steckt. Sie erklärt den Hintergrund<br />
von Gesprächs-Sackgassen und verrät rhetorische Methoden,<br />
mit denen wir unser Gegenüber überzeugen und uns in Diskussionen<br />
behaupten können. Die Schritt-für-Schritt-Techniken verhelfen selbst<br />
konfliktscheuen Menschen zu mehr Durchsetzungsvermögen und<br />
Überzeugungskraft. Die Kommunikationsexpertin erläutert mitreißend,<br />
wie wir auch schwierige Menschen „knacken“ und zu einer<br />
positiven Gesprächskultur finden.<br />
Termine,<br />
Termine<br />
Im Juni lädt MCC<br />
zum IT-Kongress für<br />
Versicherungen nach<br />
München ein. Über<br />
zwei Tage fachsimpeln<br />
Experten über Trends<br />
und digitale Infrastrukturen<br />
der Assekuranzen.<br />
Wann Was Wo<br />
15.06.23 Digisurance <strong>2023</strong> Berlin<br />
19.-20.06.23 MCC IT-Optionen für Versicherungen München<br />
20.06.23 Forum betriebliche Vorsorge Neuss<br />
28.06.23 BCA Heimspiel <strong>2023</strong> Oberursel<br />
05.07.23 Investment-Tagung profino<br />
13.07.23 Gewerbe-Symposium Allianz<br />
11.08.23 <strong>procontra</strong> 04/23 Briefkasten<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
62 | BERATER Vergleichsrechner<br />
Objektivität wahren<br />
Vergleichsrechner gehören zu den Standardtools vieler Makler. Neue Eigentums verhältnisse<br />
und Planungen lassen aufhorchen, wie die Unabhängigkeit weiter gewährleistet wird.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Ob Vergleichsrechner noch objektive Ergebnisse liefern<br />
Wie Makler die Tools am besten einsetzen<br />
Welcher neue Vergleicher bald loslegt<br />
In einer Welt komplexer Versicherungstarife und<br />
detaillierter Bedingungswerke sind elektronische<br />
Vergleicher von größter Bedeutung für Makler.<br />
Mittlerweile befinden sich die Platzhirsche der<br />
Branche – Franke und Bornberg Research, Morgen<br />
& Morgen und softfair – alle in Besitz eines Versicherers<br />
oder Pools bzw. derer Schwesterunter-<br />
Illustration: Roman Kulon
Vergleichsrechner BERATER | 63<br />
nehmen (siehe Tabelle). Einige Beobachter fragen<br />
sich, ob die Vergleicher noch unabhängig von<br />
ihrem Eigentümer arbeiten bzw. die angezeigten<br />
Analyseergebnisse noch objektiv sind.<br />
Schwieriger Vergleich<br />
Hans-Peter Schwintowski, Rechtswissenschaftler<br />
und Versicherungsexperte, beruhigt: „Bei<br />
einem Vergleich der Vergleicher muss nicht<br />
Gleiches rauskommen.“ Denn dafür müsste man<br />
bei einem Test exakt die gleichen Parameter<br />
zugrunde legen und präzise vorgeben, welche<br />
Bedingungen miteinbezogen werden. Bei einem<br />
schnell mal eben durchgeführten Abgleich der<br />
Ergebnisse ist das naturgemäß nicht der Fall.<br />
Auch legt Schwintowski zufolge zum Beispiel<br />
ein Rechner bei den jeweils analysierten Tarifen<br />
den Fokus auf den Preis, ein anderer eher auf die<br />
Leistungsmerkmale, und ein dritter präsentiere<br />
bevorzugt Tarife mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
Allein deshalb könnten Ergebnisse<br />
unterschiedlicher Vergleicher bei gleicher<br />
Anfrage voneinander abweichen. Und Manuela<br />
Wolf von den Versicherungsforen Leipzig betont,<br />
dass man Vergleicher auch nach der Art ihrer<br />
Finanzierung unterscheiden sollte. Anbieter wie<br />
softfair oder Morgen & Morgen finanzierten sich<br />
über Lizenzen, die insbesondere von Maklern genutzt<br />
werden. Demgegenüber erhielten Vergleicher<br />
mit Registrierung als Makler wie Check24<br />
Provisionen von den Produktgebern.<br />
»Strikte Trennung«<br />
Laut Schwintowski ist für die Unabhängigkeit eines<br />
Vergleichers in Besitz eines Versicherers oder<br />
Pools entscheidend, ob der Mehrheitseigentümer<br />
Einfluss auf die Auswahl der Produkte nimmt<br />
und ob das Management und die Mitarbeiter frei<br />
entscheiden können. Dazu heißt es bei softfair:<br />
„Als Vergleichs- und Analysehaus ist es unabdingbar,<br />
unabhängig und neutral agieren zu können.“<br />
Und weiter: „Durch die strikte Trennung des Managements<br />
zwischen softfair/Ascore und Fonds<br />
Finanz können wir unseren Nutzern genau diese<br />
zwingend benötigte Unabhängigkeit und Neutralität<br />
garantieren. Insbesondere besteht keine<br />
Weisungsbefugnis seitens des Fonds-Finanz-<br />
Managements gegenüber den Mitarbeitern von<br />
softfair und Ascore.“<br />
»Bei einem Vergleich der Vergleicher<br />
muss nicht Gleiches rauskommen.«<br />
Ähnlich äußert sich eine Sprecherin von Morgen<br />
& Morgen: Ein Vertrag garantiere, dass das<br />
Management und die Mitarbeiter von Morgen &<br />
Morgen ohne Weisungen der Muttergesellschaft<br />
in Sachen (Tarif-)Vergleich handeln können. Die<br />
zugehörige Unabhängigkeitserklärung ist im<br />
Wer gehört wem?<br />
Ausgewählte Vergleicher für Versicherungen und ihre Eigentümer<br />
Name Eigentümer Vergleich von …<br />
Check24.de<br />
Comparit.de<br />
Franke und<br />
Born berg Research<br />
Morgen &<br />
Morgen<br />
keine Angaben<br />
Matthias Brauch (26 %),<br />
Mitarbeiter-KG (25 %), Netfonds,<br />
blau direkt, Maxpool<br />
(zusammen 49 %)<br />
Beratungssparte der Swiss Life<br />
Deutschland Holding (100 %)<br />
Jung, DMS & Cie. (100 %)<br />
allen gängigen<br />
Versicherungssparten<br />
Inbetriebnahme im<br />
ersten Halbjahr 2024<br />
allen gängigen<br />
Versicherungssparten<br />
allen gängigen<br />
Versicherungssparten<br />
Mr-Money.de Dirk Natschke (100 %) vor allem Sachversicherungen<br />
Nafi.de Acturis Deutschland (100 %)<br />
softfair.de<br />
Hans-Peter Schwintowski<br />
Rechtswissenschaftler<br />
Infitech (100 %); Infitech hält<br />
auch 100 % an Fonds Finanz<br />
vor allem Kfz-Einzelund<br />
-Flottentarifen<br />
allen gängigen<br />
Versicherungssparten<br />
Quelle: <strong>procontra</strong><br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
64 | BERATER Vergleichsrechner<br />
Internet einsehbar: www.jungdms.<br />
de/technologie/morgenmorgen/. Dort<br />
heißt es auch: „Morgen & Morgen<br />
wird als offene Plattform weiter für<br />
alle Kunden, Versicherer, Pools und<br />
Vertriebe zur Verfügung stehen.“<br />
Neuer Wettbewerber<br />
Und Franke und Bornberg Research,<br />
die mit Wirkung zum 1. Januar <strong>2023</strong><br />
von der Finanzberatungssparte des<br />
Versicherers Swiss Life Deutschland<br />
übernommen wurde, betonte im<br />
Maklers Meinung<br />
Vergleicher sind nützlich. Sie ersparen<br />
mir, bei jedem Versicherer<br />
selbst die Dokumente und Angebote<br />
einzuholen. Zudem erleichtern<br />
sie die Dokumentation und liefern<br />
Tabellen mit den Bedingungen der<br />
unterschiedlichen Gesellschaften.<br />
Aber bei mir als Makler mit Fokus<br />
auf Biometrieprodukten kommen<br />
die Tools oft erst nachgelagert zum<br />
Einsatz. Vorher erarbeite ich die<br />
Gesundheitshistorie eines Mandanten.<br />
Dafür nutze ich anonyme<br />
Risikovoranfragen bei ausgewählten<br />
Versicherern. Die Gesellschaften<br />
bewerten die Risikosituation der<br />
Mandanten unterschiedlich. Aufgrund<br />
meiner Erfahrung kann ich oft<br />
im Vorfeld abschätzen, welche Gesellschaft<br />
den Mandanten zu guten<br />
Bedingungen aufnehmen wird.<br />
Ein richtiger Risikoprüfer kann eine<br />
Gesundheitshistorie individueller<br />
bewerten und oft bessere Votings<br />
abgeben, als dies ein elektronisches<br />
Risikotool kann. Er kann einzelne<br />
Ereignisse im Kontext bewerten<br />
»Gute Beratung<br />
kann mehr«<br />
» Der Bedarf für<br />
einen neuen unabhängigen<br />
Vergleicher<br />
ist vorhanden.«<br />
Matthias Brauch<br />
Geschäftsführer von Comparit<br />
Milan Wasem-Bartel, freier Versicherungsmakler<br />
(www.pluspunkt-beratung.de)<br />
und so auch Vorerkrankungen<br />
annehmen, welche elektronische<br />
Risikotools ablehnen würden. So<br />
ist wiederkehrendes Bauchweh im<br />
Zusammenhang mit einer anderen<br />
geheilten und nicht mehr relevanten<br />
Vorerkrankung versicherbar, mit<br />
einer ungeklärten Ursache allerdings<br />
nicht.<br />
So kann einem Mandanten oft<br />
noch eine Arbeitskraftabsicherung<br />
verschafft werden, obwohl hier<br />
entsprechende Vergleicher oder<br />
Tools kein annehmbares Ergebnis<br />
geliefert hätten.<br />
Konkret filtere ich ein paar Anbieter<br />
vorab heraus, stelle dort die<br />
anonymen Risikovoranfragen und<br />
erst danach setze ich einen Vergleicher<br />
ein. Aus der Liste, die mir das<br />
Analysewerkzeug „ausspuckt“,<br />
arbeite ich dann mit den vorher<br />
angefragten Versicherern weiter.<br />
Schließlich habe ich dann drei<br />
passende Tarife für die weitere<br />
Beratung. Vergleicher sind nützlich,<br />
aber gute Beratung kann mehr.<br />
Pressetext vom 15. Dezember 2022<br />
anlässlich der Akquisition, dass die<br />
Eigenständigkeit des Unternehmens<br />
und des gesamten Teams erhalten<br />
blieben. Die Unabhängigkeit der Analysen<br />
sei durch einen Kooperationsvertrag<br />
mit der Rating-Einheit Franke<br />
und Bornberg, die von der Transaktion<br />
unberührt blieb, gesichert.<br />
Neben diesen drei Vergleichern gibt<br />
es insbesondere noch Mr-Money und<br />
Nafi, die Makler verstärkt nutzen.<br />
Deren Angebot ist allerdings nicht so<br />
umfassend. Darüber hinaus gehören<br />
Vergleichsrechner und andere nützliche<br />
Tools zum Standardangebot jedes<br />
Pools. Zum Teil kooperieren Pools<br />
sogar mit mehreren Vergleichern.<br />
Zudem steht neuer Wettbewerb an.<br />
Der ehemalige softfair-Chef Matthias<br />
Brauch glaubt eine Lücke entdeckt zu<br />
haben und will Comparit im Markt<br />
etablieren. „Der Bedarf für einen<br />
neuen unabhängigen Vergleicher ist<br />
vorhanden“, ist sich Brauch sicher.<br />
Breiter Marktauftritt<br />
An Comparit sei er zu 26 Prozent beteiligt,<br />
die Mitarbeiter mit insgesamt<br />
25 Prozent sowie die Maklerpools<br />
blau direkt, Maxpool und Netfonds. In<br />
Zukunft könnten sich weitere Pools,<br />
Großmakler und Vertriebe an der Gesellschaft<br />
beteiligen. „Dadurch erhoffen<br />
wir uns eine noch breitere Unterstützung<br />
am Markt.“ Die Mitarbeiter<br />
und er würden aber die Mehrheit der<br />
Gesellschafteranteile von 51 Prozent<br />
behalten.<br />
Noch sei Stephan Schinnenburg<br />
Co-Geschäftsführer bei Comparit.<br />
Der ehemalige Vertriebschef der<br />
Deutschen Familienversicherung und<br />
neue Boss der Landesschadenhilfe<br />
werde planmäßig zum 1. Juli <strong>2023</strong> aus<br />
der Geschäftsführung ausscheiden,<br />
sodass Brauch allein bei Comparit in<br />
der Verantwortung sei. Wie Brauch<br />
gegenüber <strong>procontra</strong> ausführt, laufen<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Vergleichsrechner BERATER | 65<br />
derzeit erste Anbindungsprojekte und<br />
der Aufbau der Datenbank. Im ersten<br />
Halbjahr 2024 sollen die ersten Lösungen<br />
„live gehen“. Perspektivisch sei<br />
Comparit ein „All-Sparten-Vergleicher<br />
für die Privatversicherung“.<br />
stehen –, würden fraglos sehr schnell<br />
abgestraft werden.“ Eine wichtige<br />
Voraussetzung für eine hochwertige<br />
Beratung seien ein möglichst uneingeschränkter<br />
Marktzugang und der<br />
Zugang zu professionellen, neutralen<br />
Analyse- und Vergleichsprogrammen.<br />
Anlass zur Besorgnis, dass dies nicht<br />
mehr so ist, habe er bisher nicht.<br />
Druck aufs Oligopol<br />
Wie viele Makler das Angebot nutzen<br />
werden, bleibt abzuwarten. Der eher<br />
oligopolistische Markt jedenfalls<br />
kommt in Bewegung. Norman Wirth,<br />
Rechtsanwalt und geschäftsführender<br />
Vorstand beim AfW Bundesverband<br />
Finanzdienstleistung, erinnert<br />
daran, dass Makler sich „in der Regel<br />
sehr bewusst den Schritt in die<br />
Unabhängigkeit und Selbstständigkeit<br />
gewählt haben. Versuche von<br />
Unternehmen, diese Unabhängigkeit<br />
zu beschneiden – und wenn es über<br />
Vergleicher ist, die in ihrem Besitz<br />
Sollten Makler mehrere Vergleicher nutzen?<br />
Mehrere Vergleicher<br />
vergrößern den Marktüberblick.<br />
Die Tools von Pools nutzen<br />
nur ein bestimmtes Produktportfolio.<br />
Ergebnisse von Vergleichern<br />
können sich unterscheiden.<br />
Große Vergleicher haben<br />
bereits einen umfassenden<br />
Überblick.<br />
Knappe Zeit für die Analyse<br />
des Kundenbedarfs zu<br />
nutzen ist wichtiger.<br />
Kosten für jede (Voll-)Lizenz<br />
eines Vergleichers<br />
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So können Ihre Kunden auch im Rentenalter<br />
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aus ihrer Rente machen!<br />
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<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
66 | BERATER Vergütungssysteme<br />
Wird ein Wechsel honoriert?<br />
Das Damoklesschwert eines Provisionsverbots nährt Vermittlers Gedanken, auf Honorar<br />
umzustellen. Was beim Switch der Vergütungssysteme beachtet werden sollte<br />
FB FLORIAN BURGHARDT<br />
Die Diskussion über ein EU-weites<br />
Provisionsverbot für Geldanlage- und<br />
Altersvorsorgeprodukte hat viele<br />
Vermittler ins Grübeln gebracht: Ist<br />
die Provisionsvermittlung noch das<br />
Modell der Zukunft oder wären sie<br />
durch einen Wechsel in die Honorarberatung<br />
besser aufgestellt – auch<br />
ohne die Regelung durch ein offizielles<br />
Verbot?<br />
Diese Entscheidung hat Christian<br />
Krumbachner längst für sich getroffen<br />
(siehe „Maklers Meinung“). Er war<br />
die Rolle des „Produktverkäufers“ leid<br />
und hat als Honorarberater nun das<br />
Gefühl, das Richtige zu tun. Wenn<br />
man wie er schon Versicherungsmakler<br />
(Paragraf 34d I GewO) oder Finanzanlagenvermittler<br />
(34f GewO) ist,<br />
klingt das Umsatteln auf die Honorarberatung<br />
theoretisch leicht. Denn die<br />
benötigte Qualifikation ist bereits vorhanden,<br />
und so muss im Vermittlerregister<br />
der Industrie- und Handelskammern<br />
lediglich der Statuswechsel auf<br />
Paragraf 34d II (Versicherungsberater)<br />
bzw. 34h (Honorar-Finanzanlagenberater)<br />
erfolgen.<br />
Vorsicht, Fallstricke!<br />
„Allerdings ist der Rattenschwanz,<br />
der danach folgt, insbesondere im<br />
Versicherungsbereich nicht mehr<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Welche Hürden beim Wechsel<br />
der Vergütungssysteme<br />
entstehen<br />
Wie man diese durch<br />
Vorbereitung überwindet<br />
Wie ein Honorarmodell<br />
entwickelt werden kann<br />
Illustration: Roman Kulon
Vergütungssysteme BERATER | 67<br />
ganz so einfach zu bewältigen“, sagt<br />
Dieter Rauch, geschäftsführender Gesellschafter<br />
des Verbunds Deutscher<br />
Honorarberater (VDH). An diesen<br />
sind, laut eigenen Angaben, 694<br />
Unternehmen angeschlossen, unter<br />
denen sich auch der Großteil der<br />
registrierten Berater (siehe Grafik)<br />
befindet. Der VDH-Chef erlebe bei solchen<br />
Statuswechseln immer wieder,<br />
dass die frischgebackenen Berater<br />
anschließend reihenweise Kündigungen<br />
von Versicherern erhalten. Diese<br />
würden sich darauf berufen, dass nun<br />
keine gültige Erlaubnis mehr vorliege.<br />
„Das liegt daran, dass die IHK lediglich<br />
über den Wegfall der bisherigen<br />
Registrierung Auskunft geben, jedoch<br />
nicht über die neue Eintragung als<br />
Versicherungsberater informieren“,<br />
kritisiert Rauch.<br />
Ein Thema, das der Deutschen Industrie-<br />
und Handelskammer (DIHK)<br />
bislang nicht als problematisch<br />
geschildert wurde, erklärt dessen<br />
Pressesprecherin, Petra Blum, auf<br />
<strong>procontra</strong>-Nachfrage. Demnach erscheinen<br />
die Löschungen, also wenn<br />
jemand nicht mehr als Makler tätig<br />
ist, auf einer sogenannten Löschliste,<br />
auf die die Versicherer Zugriff haben<br />
und die sie regelmäßig abrufen.<br />
„Ummeldungen vom Vermittler zum<br />
Berater erscheinen dagegen nicht auf<br />
der Löschliste, da dies laut Gewerbeordnung<br />
nicht vorgeschrieben ist,<br />
somit also auch unzulässig wäre“,<br />
betont Blum. Da die IHK die Vertragspartner<br />
der Makler nicht kennen,<br />
erfolgt durch sie auch keine direkte<br />
Information. Aus Sicht der DIHK ist<br />
es deshalb Aufgabe der Berater, ihre<br />
Vertragspartner über den Wechsel zu<br />
informieren.<br />
Bestandsprovision<br />
darf weiter fließen<br />
Diesen Aufwand sollten Vermittler<br />
im Zuge eines Statuswechsels auf<br />
»Einige Gesellschaften<br />
bieten noch<br />
nicht einmal mehr<br />
Honorartarife an.«<br />
jeden Fall auf sich nehmen, denn<br />
es ist nicht nur ein formaler Akt,<br />
sondern es geht dabei auch um<br />
viel Geld. „Da man im Rahmen der<br />
IDD-Gesetzgebung den Wechsel vom<br />
Versicherungsvermittler zum Versicherungsberater<br />
wirtschaftlich attraktiv<br />
machen wollte, greift hier die<br />
Vermittlertypen im Vergleich<br />
Für die Honorarberatung haben Kunden weiterhin kaum Ansprechpartner.<br />
190.375<br />
Dieter Rauch<br />
VDH<br />
333<br />
Versicherungsberater<br />
Regelung des Paragrafen 156 Absatz 3<br />
GewO“, so Harald Peschken, Präsident<br />
des Bundesverbands der Versicherungsberater<br />
e. V. (BVVB), dem aktuell<br />
97 Versicherungsberater angehören.<br />
Die von ihm zitierte Rechtsnorm erlaubt<br />
es Beratern, weiterhin Provisionen<br />
für Verträge zu kassieren, die sie<br />
vor ihrem Statuswechsel vermittelt<br />
haben. Das erleichtert die Mitnahme<br />
der Kunden in die Honorarberatung,<br />
da sich für sie nichts ändert. Für ihre<br />
Verträge erhält der Berater weiterhin<br />
die Bestandspflegeprovision und<br />
muss sich sein Einkommen somit<br />
nicht von einem Tag auf den anderen<br />
komplett neu aufbauen. Wissen<br />
die Versicherer aber nichts von dem<br />
neuen Status, sondern nur von der<br />
Löschung als Vermittler, stellen sie<br />
die Zahlungen erst einmal ein. „Am<br />
besten sollte man sich vor dem Wechsel<br />
eine schriftliche Zusage für die<br />
Fortzahlung der Provisionen bei allen<br />
Versicherern einholen“, empfiehlt<br />
Rauch.<br />
Um möglichst keine Kunden beim<br />
Wechsel vom Makler zum Berater<br />
zu verlieren, empfehlen VDH und<br />
39.949<br />
306<br />
Versicherungsvermittler<br />
Finanzanlagenvermittler<br />
Honorar-Finanzanlagenberater<br />
Quelle: DIHK, Stand: 01.01.<strong>2023</strong><br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
68 | BERATER Vergütungssysteme<br />
BVVB größtmögliche Transparenz.<br />
Besonders die Unabhängigkeit der<br />
Honorarberatung sollte betont werden,<br />
findet Rauch, gerne auch durch<br />
Hinweis auf die Kosten herkömmlicher<br />
Provisionsmodelle: „Vielen<br />
Kunden ist nicht bewusst, dass bereits<br />
heute keine kostenlose Beratung<br />
existiert.“ Wichtig sei zudem eine<br />
faire Preisgestaltung. Bei den VDH-<br />
Unternehmen würden die durchschnittlichen<br />
Stundensätze zwischen<br />
180 und 250 Euro pro Stunde liegen,<br />
Maklers Meinung<br />
Ich war über zehn Jahre als Makler<br />
selbstständig und habe mich dann<br />
für die Honorarberatung entschieden.<br />
Ich finde, dass die herkömmliche<br />
Provisionsberatung Fehlanreize<br />
zum Verkauf auch unnötiger<br />
Produkte bietet, während man als<br />
Honorarberater für seine Beratungsleistung<br />
direkt vom Kunden<br />
entlohnt wird. Nicht selten ist der<br />
Rat, etwas nicht zu unterschreiben,<br />
der bessere. In der Provisionswelt<br />
wird dieser Rat aber nicht allzu gern<br />
gegeben, wenn man als Folge für<br />
seine Beratungsleistung kein Geld<br />
bekommt. Dieses Dilemma und das<br />
mitunter niedrige Ansehen für<br />
Versicherungsvermittler war ich<br />
eines Tages leid. Über einen<br />
Bekannten, der zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits circa 15 Jahre als Honorarberater<br />
gearbeitet hat, konnte ich<br />
diesen Beratungsansatz näher<br />
kennenlernen. Zur Vorbereitung<br />
seines Ruhestandes trat ich dann in<br />
sein Unternehmen ein, welches ich<br />
so Rauch. Die BVVB-Mitglieder wiederum<br />
würden, laut ihrem Präsidenten,<br />
ihre Stundensätze häufig analog<br />
dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz<br />
berechnen. Letztendlich müsse aber<br />
jeder selbst unter Einbeziehung aller<br />
seiner Kosten ein betriebswirtschaftlich<br />
sinnvolles Stundenhonorar festlegen,<br />
so Peschken. Und Rauch merkt<br />
an: „Wir raten davon ab, fantasiereiche<br />
Honorarmodelle aus der Luft<br />
zu greifen.“ Zur Unterstützung bietet<br />
der VDH auf seiner Internetseite für<br />
»Das Dilemma war ich<br />
eines Tages leid«<br />
Honorarberater Christian Krumbachner ist<br />
Geschäftsführer der BergWerte Finanzkanzlei<br />
GmbH im bayerischen Traunstein.<br />
dann vergangenes Jahr übernommen<br />
habe. Die Kunden aus der<br />
Maklerzeit sind uns hierbei treu<br />
geblieben. Unsere Neukunden<br />
kommen in der Regel auf Empfehlung<br />
oder über den VDH. Sie haben<br />
oft komplexe Beratungsfelder zu<br />
klären oder sind durch negative<br />
Erfahrungen aus der Provisionsberatung<br />
auf die Honorarberatung<br />
aufmerksam geworden. Makler, die<br />
wechseln möchten, sollten vorher<br />
prüfen, ob die Honorarberatung zu<br />
ihrem Geschäftsmodell passt. Ein<br />
Umdenken vom Verkäufer zum<br />
Berater ist ein Prozess. Es geht nicht<br />
um Produkte, sondern um die<br />
Beratung, Planung oder Klärung<br />
spezifischer Szenarien der Kunden.<br />
Produktumsetzungen infolge einer<br />
Finanzplanung basieren auf<br />
Transparenz und Wissen. Eine<br />
vernünftige betriebswirtschaftliche<br />
Kalkulation des eigenen Stundensatzes<br />
und des Dienstleistungsportfolios<br />
ist oberste Prämisse.<br />
registrierte Nutzer ein Honorar-Berechnungstool<br />
an.<br />
Versicherer erschweren<br />
Zusammenarbeit<br />
Rauch nennt noch eine weitere Hürde,<br />
speziell für Versicherungsberater.<br />
Sie dürfen zwar ebenfalls normale<br />
Tarife vermitteln, anders als ihre<br />
34h-Kollegen die erhaltene Courtage<br />
anschließend aber nicht an ihre Kunden<br />
weiterreichen. Denn die Courtage-Auskehrung<br />
an Kunden muss in<br />
solchen Fällen laut Paragraf 48c I Versicherungsaufsichtsgesetz<br />
durch die<br />
Versicherungsunternehmen erfolgen,<br />
was bei diesen einen Mehraufwand<br />
in der Verwaltung verursacht. „Das<br />
führt dazu, dass kaum ein Versicherer<br />
bereit ist, mit Versicherungsberatern<br />
zusammenzuarbeiten. Einige Gesellschaften<br />
bieten noch nicht einmal<br />
mehr Honorartarife an“, kritisiert<br />
Rauch.<br />
Der GDV erklärt dazu auf Nachfrage:<br />
„Für einige Unternehmen ist das<br />
Geschäft mit Nettotarifen – zumindest<br />
in bestimmten Segmenten –<br />
durchaus signifikant. Über den<br />
ganzen Sektor hinweg bleibt es jedoch<br />
faktisch unbedeutend.“ Das begründet<br />
der Gesamtverband mit der<br />
geringen Nachfrage solcher Tarife<br />
durch Berater und Makler. Einen<br />
merklichen Schub dürfte die Honorarberatung<br />
also wohl doch erst mit<br />
einem Provisionsverbot erhalten.<br />
Long Story short<br />
Auf Statuswechsel folgen oft<br />
vermeidbare Provisionsstopps.<br />
Honorarberechnung wird zur<br />
Gretchenfrage.<br />
Versicherer erschweren<br />
Beratern die Zusammenarbeit.<br />
Foto: BergWERTE Finanzkanzlei
AXA | ANZEIGE<br />
Altersvorsorge von AXA:<br />
Mehr Rente fürs gleiche Geld<br />
Wer in Rente geht, hat in der Regel noch viele Pläne – zum Beispiel reisen, renovieren oder in eine<br />
altersgerechte Immobilie investieren. Darum ist es wichtig, sich bei der Planung der eigenen Altersvorsorge<br />
folgende Frage zu stellen: Welche finanziellen Möglichkeiten möchte ich später haben?<br />
Im Ruhestand flexibel bleiben<br />
So individuell, wie die Pläne für den<br />
Ruhestand aussehen, so flexibel sollte die<br />
Altersvorsorge gerade auch im Rentenbezug<br />
sein.<br />
AXA hat darauf eine Antwort: die Rentenphase<br />
Performance. Diese ermöglicht es<br />
Kund:innen, kurz vor Beginn der Auszahlungen<br />
festzulegen, wie und wie lange<br />
diese ausgezahlt werden sollen: als Rente,<br />
als Kapitalauszahlung oder als Kombination<br />
aus beidem.<br />
Selbst nach Beginn der Auszahlung sind<br />
Zuzahlungen, Entnahmen, Erhöhung oder<br />
Reduzierung der Rente flexibel möglich.<br />
Was die Rentenphase Performance besonders<br />
attraktiv macht: Während des Rentenbezugs<br />
wird das Vertragsvermögen weiter<br />
an einem Index beteiligt. So profitieren<br />
Kund:innen auch nach der Ansparphase<br />
von den Chancen des Kapitalmarkts.<br />
Mit Diversifikation zur positiven Rendite<br />
Wer die Ansparphase gewinnbringend<br />
gestalten möchte, kommt am Kapitalmarkt<br />
nicht vorbei. Die Angst vor Verlusten<br />
sollte dabei nicht von einem Investment<br />
abhalten. Denn die Erfahrung zeigt: Bereits<br />
ab einem Anlagehorizont von 15 Jahren<br />
hatten Aktien in der Vergangenheit immer<br />
eine positive Rendite.<br />
Hier zeigt sich, wie wichtig das Zusammenspiel<br />
von Anlagedauer, Diversifikation und<br />
Anlagenmanagement ist.<br />
Als einer der größten Kapitalanleger der<br />
Welt setzt AXA Investment Managers<br />
insbesondere auf eigene, speziell auf<br />
Altersvorsorge ausgerichtete Portfolios.<br />
Diese werden für die Kund:innen so kombiniert,<br />
dass sie perfekt zu den individuellen<br />
Risikoprofilen und persönlichen Anlagepräferenzen<br />
passen – hier fokussiert AXA<br />
sich besonders auf zukunftsgerichtete<br />
Themenfonds.<br />
Dr. Claus Hunold,<br />
Leiter Maklervertrieb AXA Konzern AG<br />
Portfolio mit Zukunft:<br />
Heute in morgen investieren<br />
Eine der größten Herausforderungen<br />
unserer Zeit: unseren Planeten für nachfolgende<br />
Generationen erhalten. AXA nimmt<br />
sich dieser Aufgabe an und bündelt etwa<br />
im Portfolio Zukunft globale Wachstumstrends.<br />
Dazu zählen insbesondere Umweltschutz<br />
und Nachhaltigkeit, aber auch Digitalisierung,<br />
KI und Robotik. So investieren<br />
Kund:innen in die eigene Vorsorge und in<br />
eine nachhaltige Zukunft für alle.<br />
Jetzt investieren – weil jeder Tag zählt<br />
Für die perfekte Altersvorsorge gilt:<br />
Frühzeitig investieren lohnt sich. Wer dabei<br />
zusätzlich auf jahrelange Expertise,<br />
attraktive Renditen und Flexibilität setzen<br />
möchte, hat mit AXA den richtigen Partner<br />
an der Seite.
70 | BERATER Pflegeversicherung<br />
Löst eine Versicherungspflicht<br />
das Pflegeproblem?<br />
Das System der sozialen Pflegeversicherung steckt tief in der Krise. Ein Expertenrat schlug<br />
nun die Einführung einer Pflichtversicherung vor. Wirtschaftswissenschaftler Jürgen<br />
Wasem und AfW-Vorstand Norman Wirth haben dazu konträre Ansichten.<br />
pro<br />
Die Kosten, die pflegebedürftige Menschen<br />
selbst tragen müssen, sind in<br />
den letzten Jahren deutlich gestiegen.<br />
Insbesondere die Pflege in Heimen<br />
hat sich spürbar verteuert. Die Gründe<br />
sind vielfältig.<br />
Als die gesetzliche Pflegeversicherung<br />
eingeführt wurde, ist der Gesetzgeber<br />
von einer Verteilung der Lasten ausgegangen:<br />
So soll die Versicherung im<br />
häuslichen Umfeld die Pflege unterstützen<br />
und im Heim ausschließlich<br />
die reinen Pflegekosten übernehmen.<br />
Die Investitionskosten der Pflegeeinrichtungen<br />
sollten dagegen die Bundesländer<br />
tragen, Kosten für Unterkunft<br />
und Verpflegung hingegen die<br />
Pflegebedürftigen selbst.<br />
Nicht alle werden mit freiwilliger<br />
Vorsorge erreicht<br />
Allerdings sind die Leistungen der<br />
Pflegeversicherung in der Vergangenheit<br />
hinter der tatsächlichen Kostenentwicklung<br />
zurückgeblieben. Damit<br />
sind die Eigenanteile für pflegebedürftige<br />
Menschen heute deutlich<br />
höher als ursprünglich vorgesehen.<br />
Das belastet die Familien der Pflegebedürftigen,<br />
gleichzeitig steigen<br />
auch die staatlichen <strong>Ausgabe</strong>n für die<br />
»Bürgerinnen und<br />
Bürger sorgen nicht<br />
oder nicht in einem<br />
ausreichenden<br />
Maße vor, obwohl<br />
sie es eigentlich<br />
könnten.«<br />
Jürgen Wasem<br />
Professor für Medizinmanagement<br />
Unterstützung derjenigen, die diese<br />
Kosten nicht tragen können.<br />
Was also tun? Man könnte auf mehr<br />
Eigenverantwortung der Menschen<br />
setzen.<br />
Allerdings spricht die Erfahrung der<br />
letzten Jahre und Jahrzehnte dagegen.<br />
Bürgerinnen und Bürger sorgen nicht<br />
oder nicht in einem ausreichenden<br />
Maß vor, obwohl sie es eigentlich<br />
könnten. Beispiele hierfür gibt es<br />
nicht nur in Deutschland und nicht<br />
nur für die Pflegeversicherung.<br />
Gleichzeitig können bei einer freiwilligen<br />
Vorsorge nicht zielgenau<br />
diejenigen erreicht und entlastet<br />
werden, die dies besonders brauchen.<br />
Will man daher eine breite Absicherung<br />
für den Fall der Pflegebedürftigkeit<br />
erreichen und gleichzeitig gezielt<br />
Menschen mit geringeren Einkommen<br />
oder in bestimmten Lebenssituationen<br />
unterstützen, so spricht<br />
einiges für eine Versicherungspflicht.<br />
Dann bliebe noch die Entscheidung<br />
zu treffen, in welcher Form diese Versicherungspflicht<br />
zu erfüllen ist.<br />
Möglich wäre es, die Leistungen<br />
im Pflichtversicherungssystem der<br />
gesetzlichen Pflegeversicherung<br />
auszuweiten und entsprechend die<br />
Beiträge für alle zu erhöhen.<br />
Allerdings sind bereits heute die<br />
Folgen der Bevölkerungsalterung in<br />
unseren Sozialversicherungssystemen<br />
sichtbar, eine Entspannung ist in<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Pflegeversicherung BERATER | 71<br />
den nächsten Jahrzehnten nicht in<br />
Sicht, im Gegenteil. Deshalb ist es<br />
notwendig, neue Wege zu gehen und<br />
alternative Möglichkeiten zu denken,<br />
wie Pflegevorsorge verpflichtend,<br />
aber sozialpolitisch tragbar ausgestaltet<br />
werden kann. Eine zusätzliche,<br />
kapitalgedeckte Pflegeversicherung,<br />
die sozialpolitisch flankiert und an<br />
vielen Stellen reguliert ist, kann das<br />
Finanzierungsproblem in der Pflege<br />
lösen, ohne die heute bereits erkennbaren<br />
Probleme des Pflichtversicherungssystems<br />
in der Zukunft fortzuführen.<br />
contra<br />
Was da von dem Expertenrat skizziert<br />
wird, ist im Prinzip eine Reform der<br />
gesetzlichen Pflegeversicherung.<br />
Dazu bedarf es der privaten Versicherer<br />
nicht. Kontrahierungszwang,<br />
keine Gesundheitsprüfung, Risikoausgleich<br />
zwischen den Versicherungsunternehmen,<br />
keine Beratung –<br />
das hat mit Freiheit und Wettbewerb<br />
nichts mehr zu tun. Das kann auch<br />
eine zentrale Staatsbehörde erledigen.<br />
Beiträge werden unnötig erhöht<br />
Aber es gibt noch mehr Argumente:<br />
Ohne Gesundheitsprüfung und<br />
selektive Vertragsgestaltung würden<br />
Menschen mit höherem Risiko für<br />
Pflegebedürftigkeit denselben Beitrag<br />
zahlen wie Menschen mit geringerem<br />
Risiko. Das haben wir nicht einmal in<br />
der Kfz-Haftpflichtversicherung. Dies<br />
würde zu einer ungleichen Risikoverteilung<br />
führen und die Beiträge für<br />
viele Versicherte unnötig erhöhen.<br />
Da es sich um eine Pflichtversicherung<br />
mit Kontrahierungszwang handeln<br />
soll, wäre man auf einen Vertrieb<br />
nicht angewiesen. Die Kosten sollen ja<br />
auch maximal gering bleiben, jedoch<br />
soll ein – sicherlich ruinöser – Wettbewerb<br />
mit den gesetzlichen Kassen<br />
geführt werden. Aber ohne Beratung<br />
würden viele Menschen nicht verstehen,<br />
welche Leistungen in der Versicherung<br />
enthalten sind. Dadurch<br />
könnten sie falsche Entscheidungen<br />
treffen.<br />
»Ohne Gesundheitsprüfung<br />
würden<br />
Menschen mit<br />
höherem Risiko<br />
denselben Beitrag<br />
zahlen wie<br />
Menschen mit<br />
geringerem Risiko.«<br />
Norman Wirth,<br />
geschäftsführender Vorstand<br />
des AfW Bundesverbands<br />
Ein Moloch an staatlicher Aufsicht<br />
entstünde. Vertrieben werden sollen<br />
die Pflegeversicherungen nach Vorstellung<br />
des Expertenrates nicht nur<br />
durch die privaten Krankenversicherer,<br />
sondern auch durch Krankenkassen.<br />
Diese sollen den Wettbewerb um<br />
niedrige Verwaltungskosten weiter<br />
anheizen. Ohne gute staatliche Kontrolle<br />
der privaten Pflegeversicherung<br />
im Wettbewerb mit den gesetzlichen<br />
Kassen könnten Versicherungen ihre<br />
Versprechungen vielleicht nicht einhalten<br />
und die Versicherten im Pflegefall<br />
benachteiligen. Eine staatliche<br />
Regulierung würde jedoch erhebliche<br />
Steuergeldausgaben verursachen.<br />
Der Bundesverband Finanzdienstleistung<br />
AfW setzte 2013 beim Bundesgerichtshof<br />
im Rahmen eines Wettbewerbsprozesses<br />
durch, dass die AOK<br />
Nordost es zukünftig zu unterlassen<br />
hat, ohne die notwendige Erlaubnis<br />
nach Paragraf 34d Gewerbeordnung<br />
private Krankenzusatzversicherungen<br />
anzubieten, zu ermöglichen und/oder<br />
mit einem derartigen Angebot zu werben.<br />
Ein Paukenschlag, der auch bei<br />
privaten Versicherern nicht nur zu<br />
Jubel geführt hat. Ja. Aber warum<br />
wurde der Prozess geführt und hat<br />
der BGH so entschieden? Weil der<br />
Gesetzgeber explizit eine Beratung<br />
der Versicherungsnehmer im Bereich<br />
der privaten Versicherungsvermittlung<br />
verlangt. Zu Recht! Und entweder<br />
geht es hier um eine staatlich<br />
organisierte Versicherung oder wir<br />
sind im Bereich der privaten Versicherung<br />
– dann aber mit Beratung<br />
vor der Vermittlung durch diejenigen,<br />
die es können.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
SACHWERTE<br />
<strong>procontra</strong> 2 | <strong>2023</strong>
Gold-Investor-<br />
Index klettert<br />
weiter<br />
Rest der Welt holt gegenüber<br />
Deutschland auf.<br />
Die Deutschen zählen nach wie vor zu den aktivsten<br />
Goldinvestoren. Dennoch verringerte sich<br />
ihre Dominanz gegenüber dem Rest der Welt. Der<br />
Abstand zwischen dem Gold-Investor-Index (GII)<br />
Deutschland (54,1) und dem GII für den Rest der<br />
Welt (53,8) notierte im April auf dem niedrigsten<br />
Stand seit fast neun Jahren. Zuletzt stieg er<br />
in Deutschland um 0,9, im Rest der Welt um 2,0<br />
Punkte.<br />
Der GII ist ein Stimmungsbarometer für Edelmetalle,<br />
das aus den tatsächlichen Kauf- und<br />
Verkaufsentscheidungen durch den Marktplatz<br />
BullionVault ermittelt wird. Ein genaues Gleichgewicht<br />
zwischen Käufern und Verkäufern ergäbe<br />
einen Wert von 50,0.<br />
Weitere Themen<br />
Immobilien: Folgen der Steuerreform 74<br />
Zinswende stresst Finanzierungspläne 76<br />
E-Mobilität & Investments in Oldtimer 80<br />
Foto: LV4260
74 | SACHWERTE Neue Steuerregeln für Immobilienbesitzer<br />
»Voreiliger Verkauf nicht ratsam«<br />
Seit Jahresbeginn werden bestimmte Immobilien im Erbfall höher besteuert. Warum das<br />
den Markt ändern wird, erklärt Thorsten Bader, Geschäftsführer der B&B Optimal GmbH.<br />
AW ANNE MAREILE WALTER<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Wo die Immobilienpreise<br />
durch das Gesetz sinken<br />
Wann ein Verkauf sinnvoll ist,<br />
um Steuern zu sparen<br />
Welche Tücken das neue<br />
Steuergesetz hat<br />
<strong>procontra</strong>: Seit Januar gilt das neue<br />
Jahressteuergesetz, wonach die Erbschafts-<br />
und Schenkungssteuer für<br />
einige Immobilien neu berechnet werden.<br />
Infolgedessen rechnet der Eigentümerverband<br />
Haus & Grund mit einem<br />
Anstieg der Steuersätze um 20 bis 30<br />
Prozent. Ihr Unternehmen prognostizierte<br />
kürzlich, dass die neue Regelung<br />
unzählige Immobilien auf den Markt<br />
spülen werde. Warum?<br />
Thorsten Bader: Zunächst einmal gibt<br />
es natürlich innerhalb der neuen Steuerregelung<br />
Freibeträge – trotzdem sind<br />
viele Menschen von der Steuererhöhung<br />
betroffen, sodass eine große Zahl<br />
Vererbungswilliger sicher als Ausweg<br />
den Verkauf wählen wird. Sie wollen<br />
ihren Kindern keine Last in Form einer<br />
höheren Besteuerung hinterlassen und<br />
vererben deshalb lieber das so erworbene<br />
Kapital. Ein zweiter Grund, der<br />
Immobilien auf den Markt spülen wird:<br />
Auch mit der Grundsteuerreform hat<br />
sich für Eigenheimbesitzer der Kostendruck<br />
erhöht. Zusätzlich gilt die Pflicht<br />
zu energetischen Sanierungen und dem<br />
Einbau von Wärmepumpen. Dadurch<br />
wird eine wahnsinnige Verunsicherung<br />
in den Markt gestreut. Es kommen hier<br />
also mehrere Faktoren zusammen.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie hat sich Ihr Beratungsalltag<br />
durch das neue Gesetz verändert?<br />
Bader: Wir bekommen momentan sehr<br />
viele Anfragen, die Verunsicherung der<br />
Menschen ist spürbar. Sie fürchten die<br />
hohe Steuerlast für ihre Erben. Dabei<br />
sorgen sich viele auch umsonst, weil<br />
sie mit ihrer Immobilie gar nicht in den<br />
Bereich kommen, der höher besteuert<br />
wird. Die höhere Besteuerung gilt nur in<br />
einigen Fällen, beispielsweise wenn regionale<br />
Vergleichswerte fehlen. Zudem<br />
muss der Immobilienwert oberhalb des<br />
Freibetrags von 400.000 Euro liegen.<br />
<strong>procontra</strong>: Auf welche Eigenheimbesitzer<br />
kommen die größten Veränderungen<br />
zu?<br />
Bader: Von der Gesetzesänderung<br />
sind vor allem Wohnungs- und Eigenheimbesitzer<br />
aus Ballungsgebieten, wie<br />
München oder Hamburg, betroffen. In<br />
den wirtschaftsstarken Regionen merkt<br />
man auch schon, dass mehr Immobilien<br />
auf den Markt kommen. In den A-Lagen<br />
rechne ich mit erheblichen Preisrückgängen.<br />
Solange wir uns nicht im Luxussegment<br />
befinden, werden die Preise<br />
auch in den B-Lagen moderat sinken.<br />
Kaum Auswirkungen sehe ich in den<br />
C-Regionen, beispielsweise in Duisburg,<br />
Wilhelmshaven oder Wuppertal.<br />
<strong>procontra</strong>: Neben dem Verkauf gibt<br />
es noch andere Möglichkeiten, um der<br />
höheren Besteuerung zu entgehen –<br />
beispielsweise durch eine Schenkung zu<br />
Lebzeiten mit Nießbrauchrecht. Werden<br />
Immobilienbesitzer nicht eher diese<br />
Option in Erwägung zu ziehen, anstatt<br />
direkt zu verkaufen?<br />
Bader: Das kann man so sicher nicht sagen.<br />
Viele unserer Kunden haben diese<br />
Sichtweise: Wenn ich meine Immobilie<br />
jetzt verkaufe, habe ich das Geld erst<br />
mal auf dem Konto. Dann kann ich beispielsweise<br />
eine Familienstiftung gründen,<br />
in die ich das Geld gebe, um die<br />
Immobilie wieder anzukaufen. Auffällig<br />
ist, dass seit der Gesetzesänderung bei<br />
uns auch die Nachfrage nach einer Teilverkaufsberatung<br />
gestiegen ist.<br />
<strong>procontra</strong>: Wem raten Sie zum Verkauf?<br />
Bader: Zum jetzigen Zeitpunkt würde<br />
ich niemandem zum Verkauf raten.<br />
Man muss nur in die Vergangenheit<br />
schauen, wenn man wissen will, wie es<br />
weitergeht. In Zinshochphasen waren<br />
die Gewinner immer die Immobilienbesitzer<br />
– weil eine Immobilie, langfristig<br />
gesehen, nicht der Inflation unterliegt.<br />
Wenn ich heute ein Objekt kaufe mit<br />
einer Mietrendite von 4 Prozent und ich<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Neue Steuerregeln für Immobilienbesitzer SACHWERTE | 75<br />
»Der realistische<br />
Wert der Immobilie<br />
ist den meisten<br />
unbekannt.«<br />
setze eine konservative Inflationsrate<br />
von 4 Prozent dagegen, habe ich schon<br />
eine Rendite von 8 Prozent erzielt. Das<br />
habe ich bei keiner anderen Anlageform.<br />
Deshalb ist es falsch, aus einer<br />
Verunsicherung heraus die Immobilie<br />
voreilig zu verkaufen.<br />
<strong>procontra</strong>: Wird mit dem neuen Steuergesetz<br />
tatsächlich eine Anpassung<br />
an den Markt vollzogen, wie sie die<br />
Regierung mit der Gesetzesänderung<br />
beabsichtigt hat?<br />
Bader: Die neue Bewertungsform bildet<br />
den Markt ab – aber unter der Voraussetzung,<br />
dass viele Komponenten eine<br />
Rolle spielen, unter anderem diese: In<br />
welchem Zustand ist das Haus? Das<br />
wissen die meisten Eigentümer nicht.<br />
Gibt es kein Gutachten, legt das Finanzamt<br />
den Wert fest. Ich gehe davon aus,<br />
dass durch das neue Gesetz die meisten<br />
Menschen draufzahlen – weil ihnen der<br />
realistische Wert ihrer Immobilie unbekannt<br />
ist.<br />
<strong>procontra</strong>: Das neue Gesetz schreibt<br />
zwar höhere Steuersätze vor, eine Anpassung<br />
der Freibeträge ist darin aber<br />
nicht vorgesehen. Ist das für Sie nachvollziehbar?<br />
Bader: Ich empfinde das als ungerecht.<br />
Denn auf der einen Seite drehe ich an<br />
einer Schraube, um mehr Steuereinnahmen<br />
zu generieren. Aber auf die andere<br />
Seite wird im Gegenzug nicht geachtet.<br />
<strong>procontra</strong>: Gibt es weitere Kritikpunkte?<br />
Long Story short<br />
Bader: Das neue Gesetz ist so kompliziert,<br />
dass nur Profis durchsteigen.<br />
Deshalb hätte vor Inkrafttreten ein<br />
Zeitraum zur Verfügung stehen müssen,<br />
in dem sich Immobilienbesitzer in Ruhe<br />
informieren können. Stattdessen wurde<br />
das Gesetz in einer Art Hauruckaktion<br />
durchgewuchtet.<br />
<strong>procontra</strong>: Abseits der neuen Steuerregelung:<br />
Welchen Effekt hat das verabschiedete<br />
Gebäudeenergiegesetz auf<br />
den Immobilienmarkt?<br />
Bader: Das ist ein weiterer Treiber für<br />
den Wandel. Wenn ich jetzt ein Haus<br />
energetisch auf Vordermann bringen<br />
will, bin ich schnell bei 60.000 bis<br />
70.000 Euro. Auch deshalb verkaufen<br />
viele Menschen lieber, bevor die Last bei<br />
ihren Kindern liegt. Es gibt zwar eine<br />
Menge Förderprogramme, aber es ist<br />
sehr schwer, sich durch das Dickicht zu<br />
wühlen. Diese ganze Gemengelage<br />
drückt noch stärker Immobilien in den<br />
Markt.<br />
Um Erben höhere Steuerlasten zu ersparen,<br />
erwägen Eigenheimbesitzer verstärkt einen Verkauf.<br />
In Kombination mit der Grundsteuerreform und<br />
der Pflicht zu energetischen Sanierungen können<br />
Immobilienpreise sinken.<br />
Neue Bewertungsform bei der Erbschaftssteuerberechnung<br />
führt zu unrealistischen Immobilienwerten.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
76 | SACHWERTE Baufinanzierung<br />
Zwangsverkauf statt<br />
Anschlussfinanzierung?<br />
Eigenheimbesitzer fürchten derzeit ihre Anschlussfinanzierung, da die Zinsen<br />
in die Höhe schnellen. Wie Berater unterstützen können, damit der Traum<br />
der Immobilie nicht zum Albtraum wird<br />
MM MARIAM MISAKIAN<br />
Illustration: Roman Kulon
Baufinanzierung SACHWERTE | 77<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Wie kritisch es um die<br />
Anschlussfinanzierungen<br />
der Deutschen steht<br />
Wie das Thema Forward-Darlehen<br />
platziert werden kann<br />
Alternativen für eine langfristige<br />
Zinsabsicherung<br />
Die gestiegenen Bauzinsen erschweren<br />
nicht nur Kaufwilligen derzeit<br />
den Weg ins Eigenheim. Wer bereits<br />
eine Immobilie besitzt und noch abbezahlt,<br />
könnte mit Blick auf die anstehende<br />
Anschlussfinanzierung bald<br />
erst recht vor existenziellen Nöten<br />
stehen. Während Banken im Jahr 2015<br />
Immobilienkredite mit zehnjähriger<br />
Laufzeit noch für durchschnittlich<br />
1,32 Prozent verscherbelten, liegt der<br />
Zins derzeit durchschnittlich bei viel<br />
höheren 3,8 Prozent. Das dürfte sich<br />
in der monatlichen Tilgungsrate für<br />
Kreditnehmer bemerkbar machen –<br />
und gerade in Zeiten explodierender<br />
Nebenkosten und gestiegener Lebensmittelpreise<br />
den einen oder anderen<br />
an seine finanziellen Grenzen<br />
bringen.<br />
In der Beratung zeigte das bereits im<br />
vergangenen Jahr seinen Effekt. „Mit<br />
dem Beginn der Zinsanhebungen<br />
Anfang 2022 schlossen drei bis vier<br />
Mal so viele Kunden ein Forward-Darlehen<br />
ab wie zuvor“, berichtet Stefan<br />
Vogelsang, Spezialist für Baufinanzierung<br />
beim Kreditvermittler Dr. Klein.<br />
Auch wenn dieser Ansturm derzeit<br />
wieder abgeflaut sei, dürfte die Tragbarkeit<br />
der Anschlussfinanzierung<br />
für Kunden dennoch in den kommenden<br />
Monaten oder gar Jahren ein<br />
wichtiges Thema bleiben. Das zeigt<br />
eine Umfrage von YouGov im Auftrag<br />
von ImmoScout24 aus dem vergangenen<br />
Oktober: Die Hälfte der befragten<br />
Eigentümer gab darin an, noch keine<br />
Anschlussfinanzierung abgeschlossen<br />
zu haben und sich die Immobilie bei<br />
steigenden Zinsen nicht mehr leisten<br />
zu können. Das Schreckensszenario,<br />
das Kreditnehmer dabei vor Augen<br />
haben, ist der Verkauf der Immobilie,<br />
oder noch schlimmer: eine Zwangsversteigerung.<br />
Zinsanstieg einkalkuliert?<br />
Die gute Nachricht: Es dürften wenige<br />
Kredite so auf Kante genäht worden<br />
sein, dass sie den Kreditnehmern nun<br />
48 %<br />
der Besitzer sorgen sich um die<br />
Weiterfinanzierung ihrer Immobilie<br />
bei steigenden Zinsen.<br />
YouGov-Umfrage im Auftrag von ImmoScout24, 10/2022<br />
Teurer Anschluss<br />
Beispielrechnung<br />
Erstfinanzierung 2013 Anschlussfinanzierung <strong>2023</strong><br />
300.000 €<br />
Darlehenshöhe<br />
Tilgung: 2,5 %<br />
Sollzins: 2,1 %<br />
Monatsrate: 1.150 €<br />
Zinsbindung 10 Jahre<br />
216.624,37 €<br />
Darlehenshöhe<br />
bzw. Restschuld<br />
Tilgung: 3,37 %<br />
Sollzins: 3,77 %<br />
Monatsrate: 1.289 €<br />
tatsächlich um die Ohren fliegen.<br />
„Das ist kein strukturelles Problem“,<br />
meint Finanzierungsexperte Vogelsang.<br />
„Banken sind bei der Kreditvergabe<br />
verpflichtet, eine Lebensphasenbetrachtung<br />
zu machen und<br />
steigende Zinsen nach Ende der Zinsbindungsfrist<br />
mit einzukalkulieren.“<br />
Mögliche Gehaltssteigerungen rechnen<br />
Banken dagegen nicht mit ein<br />
– bei der Frage, ob sich Kunden ihren<br />
Kredit in ein paar Jahren noch leisten<br />
können, kalkulieren sie also konservativ.<br />
Außerdem waren viele Kunden<br />
in den vergangenen Jahren vorausschauend.<br />
„Kunden haben ihren Zins<br />
in den extremen Niedrigzinsphasen<br />
im Durchschnitt über eine Frist von<br />
15 Jahren gesichert“, erzählt der Baufinanzierungsexperte.<br />
Wenn es hart auf hart kommt, sind<br />
Banken zudem oft gesprächsbereit.<br />
Bei manchen Anbietern ist zum<br />
Beispiel ein Tilgungssatzwechsel<br />
möglich. Wer die Rate niedriger<br />
Zinsbindung 20 Jahre<br />
0 €<br />
Restschuld<br />
Quelle: Dr. Klein<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
78 | SACHWERTE Baufinanzierung<br />
»Die Hausbank belohnt<br />
selten Kundentreue«<br />
Im Interview mit Stefan Vogelsang, Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein<br />
<strong>procontra</strong>: Ihren Kredit können Kunden<br />
vor Ende der Zinsbindungsfrist mit<br />
einem Forward-Darlehen absichern.<br />
Wie gehen Berater mit Kunden um,<br />
die lieber auf fallende Zinsen hoffen<br />
wollen?<br />
Stefan Vogelsang: Sie argumentieren<br />
dann am besten, dass es sich hierbei<br />
um eine Wette handelt. Die wichtigste<br />
Frage ist also nicht, ob die Zinsen<br />
steigen oder fallen werden – niemand<br />
hat eine Glaskugel. Sondern vielmehr:<br />
Kann sich der Kunde die Rate auch<br />
dann noch leisten, wenn die Zinsen<br />
doch weiter steigen? Dem Kunden<br />
muss sein Risiko bekannt sein, damit<br />
er daraufhin entscheiden kann.<br />
<strong>procontra</strong>: Wann ist der beste Zeitpunkt,<br />
um das Thema Forward-Darlehen<br />
anzusprechen?<br />
Vogelsang: Die Empfehlung lautet drei<br />
Jahre vor Ende der Zinsbindungsfrist,<br />
möglich ist es bis zu fünfeinhalb Jahre<br />
vorab. Entscheidet sich der Kunde<br />
dafür, können Berater ihnen beim Vergleich<br />
der Forward-Aufschläge helfen.<br />
Diese unterscheiden sich stark von<br />
Anbieter zu Anbieter. Die Hausbank<br />
belohnt die Treue der Kunden selten.<br />
Oft gibt es die besten Konditionen<br />
woanders.<br />
<strong>procontra</strong>: Ist das Forward-Darlehen<br />
alternativlos?<br />
Vogelsang: Nein, es gibt auch andere<br />
Möglichkeiten, seinen Kredit abzusichern.<br />
Wenn die Zinsbindung zum Beispiel<br />
noch neun Jahre läuft, ist es für<br />
ein Forward-Darlehen zu früh. Dann<br />
empfehle ich, die Kunden auf einen<br />
Bausparvertrag anzusprechen. Auch<br />
hiermit lassen sich Zinsen sichern –<br />
aktuell teilweise noch mit einer Eins<br />
oder Zwei vor dem Komma. Der Kunde<br />
schließt den Vertrag ab und spart in<br />
den darauffolgenden Jahren so viel<br />
Geld in den Bausparvertrag ein, dass<br />
er zum Ende der Zinsbindung in die<br />
Zuteilung kommt. Mithilfe der Summe<br />
aus angespartem Betrag und Bauspar-<br />
Darlehen kann er dann in neun Jahren<br />
die Restschuld bei der ersten Bank<br />
tilgen. Von da an zahlt er das Darlehen<br />
an die Bausparkasse ab. Der Vorteil:<br />
Der Kunde kennt heute bereits seinen<br />
Zinssatz in neun Jahren.<br />
<strong>procontra</strong>: Fürs Bausparen müssen<br />
Kreditnehmer aber neben der monatlichen<br />
Tilgungsrate noch einen Puffer<br />
übrig haben. Stecken sie das Geld<br />
dann nicht lieber in die Sondertilgung?<br />
Vogelsang: Das hängt von der individuellen<br />
Finanzierung ab, das sollten<br />
Berater gemeinsam mit dem Kunden<br />
durchrechnen.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Zinsbindung ist für<br />
eine heutige Anschlussfinanzierung<br />
empfehlenswert?<br />
Vogelsang: Auch das sollte man auf<br />
die individuelle Situation des Kunden<br />
zuschneiden. Aber aufgrund der<br />
inversen Zinsstrukturkurve bei<br />
Hypotheken sind die Aufschläge für<br />
30-jährige Zinsbindungsfristen<br />
gegenüber solchen mit 15 Jahren<br />
Laufzeit derzeit mit nur 20 Basispunkten<br />
minimal. Somit können sich lange<br />
Laufzeiten derzeit für viele Kunden<br />
lohnen.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
Baufinanzierung SACHWERTE | 79<br />
ansetzt, verlängert allerdings hintenraus die<br />
Laufzeit – unter Umständen ist der Traum vom<br />
schuldenfreien Leben in Rente somit für einige<br />
ausgeträumt.<br />
Im Hinblick auf das Sonderkündigungsrecht von<br />
Immobilienkrediten nach zehn Jahren sollten<br />
Berater ihre Kunden in jedem Fall einen Anbietervergleich<br />
ans Herz legen. Was Kunden dabei<br />
zum Vorteil werden könnte: In den vergangenen<br />
Temperatur.<br />
Abschlüsse.<br />
Steigen.<br />
EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />
»Banken sind bei der<br />
Kreditvergabe verpflichtet,<br />
eine Lebensphasenbetrachtung<br />
zu machen<br />
und steigende Zinsen nach<br />
Ende der Zinsbindungsfrist<br />
mit einzukalkulieren.«<br />
Stefan Vogelsang<br />
Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein<br />
Wie die Risikolebensversicherung –<br />
mit besonders viel Abschlusspotenzial im Frühling.<br />
Neuer Tarif,<br />
verbesserte<br />
Leistungen!<br />
Das spricht für die EUROPA:<br />
15 Jahren sind Immobilien stark im Wert gestiegen.<br />
Ein höherer Beleihungswert wirkt sich in<br />
der Regel positiv auf den Zinssatz aus. Wechselt<br />
der Kunde bei der Anschlussfinanzierung die<br />
Bank, so muss diese den Wert der Immobilie neu<br />
taxieren – anders als die bisherige Bank. Diese<br />
bewertet den Beleihungswert der Immobilie<br />
nicht neu. Doch nicht erst kurz vor Fristende,<br />
sondern schon viel früher sollten Berater<br />
proaktiv auf Kunden zugehen und ihre Möglichkeiten<br />
besprechen.<br />
Long Story short<br />
Drei Jahre vor Kredit-Laufzeitende auf<br />
Kunden zugehen<br />
Forward-Aufschläge vergleichen<br />
Bausparen als Alternative zum Forward-<br />
Darlehen sichert Zinsen noch früher ab.<br />
Persönliche Unterstützung durch<br />
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80 | SACHWERTE Mobilitätswende<br />
Garagengold in der Krise?!<br />
Ende März hat die EU ein Verbot des Verbrennungsmotors ab 2<strong>03</strong>5 beschlossen.<br />
Investments in Oldtimer – noch lohnenswert oder verbranntes Geld?<br />
AW ANNE MAREILE WALTER<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Wie die Ökokrise Oldtimer-<br />
Investments ins Abseits<br />
drängt<br />
Warum der demografische<br />
Wandel das Anlegen<br />
beeinflusst<br />
Wie sich der Markt in<br />
Zukunft ändern könnte<br />
302 PS, maximal 290 km/h, gebaut<br />
für die Rennsaison 1956: Exakt zwei<br />
Exemplare sind von dem Formel-<br />
1-Rennwagen auf dem Markt. Das Uhlenhaut-Coupé<br />
300 SLR von Mercedes<br />
gilt als Juwel unter den Schätzen der<br />
Oldtimer-Szene. Seit Mai vergangenen<br />
Jahres ist es offiziell das teuerste<br />
Auto der Welt. Für einen Rekordpreis<br />
von 135 Millionen Euro wechselte der<br />
„Silberpfeil“ bei einer Museumsauktion<br />
den Besitzer. Der astronomisch<br />
hohe Preis zeigt, wie sehr passionierte<br />
Sammler bereit sind, für „Garagengold“<br />
in die Tasche zu greifen.<br />
Lange Zeit galt die Oldtimerszene als<br />
Investmentnische; im Zuge von Inflation<br />
und der volatilen Aktienmärkte<br />
gewinnt sie nun immer mehr an Bedeutung.<br />
Vor Kurzem veröffentlichte<br />
der Verband der Automobilindustrie<br />
(VDA) den aktuellen Deutschen Oldtimer-Index<br />
(DOX) – dieser zeigt: Im<br />
vergangenen Jahr stiegen die Preise<br />
weiter an und legten im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 4,8 Prozent zu.<br />
Ökologische Seite als<br />
größte Bedrohung<br />
Seit Ende März schwebt über dem<br />
Investmentsegment eine Art Damoklesschwert:<br />
Die Europäische Union<br />
verhängte ein Verbrennungsmotor-<br />
Verbot, das ab 2<strong>03</strong>5 für alle Neuwagen<br />
gelten soll. Nach derzeitigem<br />
Planungsstand dürfen jedoch Kraftfahrzeuge,<br />
die mit E-Fuels betrieben<br />
werden, weiterhin verkauft werden.<br />
Seit 1999 ist der<br />
Oldtimer-Index von<br />
1.000<br />
auf<br />
2.902<br />
gestiegen.<br />
Quelle: VDA<br />
Illustration: Roman Kulon
Mobilitätswende SACHWERTE | 81<br />
Welchen Effekt hat der EU-Beschluss<br />
auf das Anlagesegment Oldtimer?<br />
Fallen die Preise in den Keller? Ist<br />
es noch sinnvoll, in Fahrzeuge mit<br />
H-Kennzeichen zu investieren, die 30<br />
Jahre und älter sind?<br />
„Die ökologische Seite erachte ich<br />
als die größte Bedrohung für den<br />
Oldtimer“, sagt Beat Rauss. Er ist Vermögensverwalter<br />
beim Family Office<br />
Univest in Basel und seit mehreren<br />
Jahrzehnten in der Oldtimerszene<br />
aktiv. Oldtimer würden in gewisser<br />
Hinsicht „die Verehrung des Verbrennungsmotors<br />
verkörpern“, meint er.<br />
Die E-Fuel-Ausnahmeregelung bringe<br />
zwar „ein wenig Entspannung“ in die<br />
Sache, trotzdem rät er aktuell von<br />
Investments in Oldtimer ab – sofern<br />
der Renditegedanke im Vordergrund<br />
stehe. Denn der Verbrennungsmotor<br />
werde aus Klimaschutzgründen unter<br />
Druck bleiben, und das habe Auswirkung<br />
auf den Markt. „Wer in Oldtimer<br />
investiert, sollte das aus Leidenschaft,<br />
aus Interesse an Technik und aus<br />
Hobbygründen tun“, betont Rauss.<br />
Ein Anlagesegment<br />
ohne Nachwuchs?!<br />
Dabei gehört zum Thema ökologische<br />
Herausforderungen auch eine Entwicklung,<br />
die womöglich drastischere<br />
Auswirkungen auf die Preisentwicklung<br />
als das Verbrennungsmotor-Aus<br />
haben könnte: Dem Anlagesegment<br />
geht der Nachwuchs aus. Bei den<br />
nach 1990 Geborenen sei das Interesse<br />
an klassischen Fahrzeugen stark<br />
rückläufig, sagt Rauss. Ein Großteil<br />
der jungen Leute lehne das Auto<br />
wegen seiner Emissionen als Klimafresser<br />
ab. „In Bezug auf das Nachwuchsproblem<br />
hätte ich momentan<br />
beim Investieren die größten Ängste“,<br />
erklärt der Vermögensverwalter.<br />
Frank Wilke ist Geschäftsführer des<br />
»Die ökologische<br />
Seite erachte<br />
ich als die größte<br />
Bedrohung für<br />
den Oldtimer.«<br />
Beat Rauss<br />
Vermögensverwalter bei Univest<br />
nungsmotor-Verbot hält er nicht für<br />
geeignet, um dem Anlagesegment<br />
Oldtimer das Wasser abzugraben.<br />
„Mit dem Auto ist es wie mit dem<br />
Pferd“, vergleicht er. „Seit 100 Jahren<br />
braucht niemand mehr ein Pferd als<br />
Fortbewegungsmittel. Trotzdem werden<br />
jährlich immer noch Milliarden<br />
mit Pferden verdient.“<br />
Wilkes Prognose: Der Markt werde<br />
sich wandeln, alte Fahrzeuge aus den<br />
60er- und 70er-Jahren würden zunehmend<br />
aus dem Fokus der Sammler<br />
Stehen Oldtimer-Investments vor dem Aus?<br />
Die emissionsstarken Fahrzeuge<br />
finden immer weniger Anklang<br />
bei jungen Menschen.<br />
Das EU-weite Verbrennerverbot<br />
treibt die Preise nach unten.<br />
Investieren ja, aber nur aus Leidenschaft<br />
und Freude am Auto<br />
Marktanalyse-Portals Classic Analytics.<br />
Den EU-Beschluss zum Verbrenund<br />
Investoren geraten, stattdessen<br />
verlagere sich der Interessenschwerpunkt<br />
auf die Youngtimer.<br />
Immer mehr Sammler<br />
kommen aus Asien<br />
Jens Berner, Oldtimerexperte bei<br />
der Südwestbank, schaut ebenfalls<br />
optimistisch in die Zukunft. Da sich<br />
die neue EU-Regelung nur auf Verbrenner<br />
beziehe, die nicht klimaneutral<br />
betrieben werden, sei der Effekt<br />
auf den Markt „gering“. Dass der Stellenwert<br />
eines eigenen Autos für viele<br />
jüngere Menschen in Teilen Europas<br />
abgenommen habe, könne sein. Aber:<br />
„Der Oldtimermarkt im höherpreisigen<br />
Segment ist ein internationaler<br />
Markt.“ Immer mehr Sammler kämen<br />
aus Asien oder anderen Regionen.<br />
„Dort ist der Stellenwert eines eigenen<br />
Automobils ein anderer“, sagt<br />
Berner und ist sich sicher: Als historisches<br />
Kulturgut werde der Oldtimer<br />
seinen Platz in der Welt der alternativen<br />
Anlagemöglichkeiten behalten.<br />
Wer auf Investments in Oldtimer<br />
setzen will, sollte dies nur dann in<br />
Erwägung ziehen, wenn die Freude<br />
am Fahren und der Spaß am Fahrzeug<br />
im Vordergrund steht. Nur so<br />
lassen sich finanzielle Verluste<br />
verschmerzen, die künftig im Zuge<br />
der Ökokrise womöglich vermehrt<br />
entstehen.<br />
E-Fuel-Ausnahmeregelung<br />
lässt Investmenttür offen.<br />
Youngtimer rücken<br />
in den Fokus.<br />
Oldtimer haben in Asien und<br />
anderen Regionen weiterhin<br />
hohen Stellenwert.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
82 | PRIVAT GEFRAGT <br />
»Mein erstes Geld habe ich als Schüler<br />
in einer Glasfabrik verdient«<br />
Prof. Michael Hauer, Gesellschafter-Geschäftsführer IVFP seit Gründung<br />
Zum Frühstück gibt es bei mir<br />
entweder nichts, was mir schwerfällt,<br />
oder am liebsten Spiegelei.<br />
Die Homeoffice-Kultur<br />
empfinde ich als<br />
gut, bin aber auch sehr gerne im Büro,<br />
um Kollegen/-innen zu treffen!<br />
Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />
(Corona-bedingt) angeeignet:<br />
Videokonferenzen und Onlinevorträge<br />
und -seminare – das gab es vor Corona<br />
bei mir nicht, und jetzt könnte ich sie<br />
nicht mehr wegdenken!<br />
Meine wahren Leidenschaften sind<br />
Radfahren, Fußball, Feiern und natürlich<br />
alles, was sonst noch Spaß macht.<br />
Meine Freizeit verbringe ich<br />
am liebsten damit,<br />
mit der Familie und/oder Freunden<br />
etwas zu unternehmen.<br />
Mein erstes Geld habe ich verdient als<br />
15-jähriger Schüler in der Glasfabrik<br />
bei der Ferienarbeit.<br />
Das Thema Altersvorsorge ist mein<br />
Steckenpferd, weil<br />
es ein vielseitiges und anspruchsvolles<br />
Thema ist, bei dem fachübergreifendes<br />
Wissen von Volkswirtschaftslehre,<br />
Mathematik, Steuern und Finanzen im<br />
Allgemeinen bis hin zum gesetzlichen<br />
Rentensystem erforderlich ist.<br />
Meine aktuelle Buch- oder<br />
Hörbuchempfehlung:<br />
Zuletzt habe ich versucht, das Jugendbuch<br />
von Robert Habeck „Zwei Wege in<br />
den Sommer“ zu verstehen.<br />
Jahrgang 1963, verheiratet, 1 Kind<br />
Ihre Meinung bitte<br />
Beim Thema Altersvorsorge hat<br />
die deutsche Politik versagt.<br />
Das Renteneintrittsalter<br />
muss erhöht werden.<br />
Die junge Zielgruppe beschäftigt<br />
sich ausreichend mit ihrer<br />
Altersvorsorge.<br />
Am meisten Überwindung kostet mich<br />
eiskalt zu duschen.<br />
Ich würde gern mal einen Tag lang<br />
tauschen mit …, um dann Folgendes<br />
zu tun:<br />
mit dem Papst, um mit sofortiger<br />
Wirkung das Zölibat abzuschaffen.<br />
Wahrer Luxus ist für mich<br />
einfach mal nichts zu tun.<br />
Meine nächste Reise geht dahin:<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit nach<br />
Italien, da bei mir nahezu jede Reise<br />
nach Italien geht!<br />
Meine erste Tat zu Beginn eines<br />
Arbeitstages:<br />
Kollegen/-innen begrüßen.<br />
Die Musik drehe ich lauter bei:<br />
eigentlich immer, weil mir so die Musik<br />
besser gefällt – eventuell höre ich aber<br />
auch schlecht (zumindest vermutet das<br />
meine Frau).<br />
Darauf lege ich als Referent in meinen<br />
Vorträgen besonderen Wert:<br />
auf alles: Licht, Ton, Folien, Beamer,<br />
Vortragsraum und natürlich auf korrekten,<br />
aber kurzweiligen Inhalt.<br />
Der größte Missstand in der Finanzund<br />
Versicherungsbranche ist,<br />
dass es manche selbst ernannten<br />
Experten gibt, die den Menschen<br />
teilweise Unsinn erzählen.<br />
… so könnte der Missstand behoben<br />
werden:<br />
mehr und bessere Ausbildung<br />
insbesondere auch im Fach Ethik.<br />
<strong>procontra</strong> 3 | <strong>2023</strong>
ÖKOWORLD<br />
KLIMA<br />
Der konsequente Klimaschutzfonds<br />
für mehr Zukunft.<br />
ALLE SAGTEN:<br />
„DAS GEHT NICHT.“<br />
DANN KAM EINER,<br />
DER WUSSTE DAS NICHT,<br />
UND HAT’S EINFACH<br />
GEMACHT.<br />
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