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Wildernews_No86_Feuer_im_Dach

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Sommer/été 2023 | 86<br />

<strong>Feuer</strong> <strong>im</strong> <strong>Dach</strong>!<br />

Il y a le feu au lac!<br />

Votez maintenant !<br />

Jetzt abst<strong>im</strong>men!


Editorial<br />

Ménage à tous<br />

Faisons une hypothèse : dans un avenir proche, un être<br />

humain a un souci physique, par exemple une douleur aux<br />

genoux. Au lieu d’aider son corps à guérir, il décide de<br />

le remplacer par un nouveau. Cela paraît insensé, non ?<br />

Pourtant, c’est l’<strong>im</strong>pression que j’ai quand j’apprends<br />

que nous sommes en train d’investir des milliards pour<br />

construire des navettes capables, à terme, de coloniser<br />

la planète mars. Certes, cela est admirable du point<br />

de vue technologique et entrepreneurial. Ce qui ne va pas,<br />

c’est le message qui en découle : «Ne vous souciez pas<br />

de préserver la planète, nous sommes en train d’en<br />

trouver une nouvelle!»<br />

Dans l’interview, Maren Kern et Marie-Claire Graf rappellent<br />

que les solutions aux problèmes environnementaux<br />

ne doivent pas toujours être issues de la technologie, mais<br />

peuvent être copiées de la nature. Cette approche brille<br />

par sa sobriété, sa s<strong>im</strong>plicité et par sa capacité à mettre en<br />

adéquation les réflexions économiques et écologiques.<br />

Doppelinterview<br />

Die Natur selbst als Lösung anerkennen<br />

Seiten 4 bis 7<br />

Hütten<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz auch in grossen Höhen<br />

Seiten 8 und 9<br />

Alpernative<br />

Gross und zunehmend grün –<br />

Arosas ambitioniertes Kl<strong>im</strong>aziel<br />

Seiten 10 und 11<br />

Nachrichten & Agenda<br />

Seite 12<br />

Sport et durabilité<br />

Les Jeux Olympiques de Milan-Cortina,<br />

un désastre pour les Alpes<br />

Pages 13 et 14<br />

L’étymologie du mot «écologie » nous rappelle qu’il s’agit<br />

là du «discours autour de la maison» (oikos). Plus que<br />

jamais auparavant, nous devons penser à notre maison, avec<br />

une attention correspondant à la gravité de la situation.<br />

Nous en sommes appelés à faire le ménage, non seulement<br />

pour nous-mêmes, mais pour et avec tous.<br />

Juerg Haener<br />

Responsable communication & collecte de fonds<br />

Des questions ? Contactez-moi à:<br />

juerg.haener@mountainwilderness.ch<br />

Impressum<br />

Das Magazin <strong>Wildernews</strong> erscheint zwe<strong>im</strong>al jährlich und geht an die Mitglieder und Spendenden<br />

von Mountain Wilderness Schweiz. Herausgeber Mountain Wilderness Schweiz, Sandrainstrasse 3,<br />

3007 Bern, T +41 31 372 30 00, info@mountainwilderness.ch Redaktion Mountain Wilderness Schweiz<br />

Gestaltung Magma Branding Übersetzung Gillianne Bowman Lektorat Deutsch Thomas Kamber<br />

Lektorat Französisch Laure Hostettler Druck Vögeli AG, Langnau Auflage 5’650 Ex.<br />

Titelbild Es brennt am jährlichen <strong>Feuer</strong> in den Alpen 2017, © Katharina Conradin Frontispiz Stop<br />

Heliskiing-Demo 2023 von Mountain Wilderness, © Mountain Wilderness/Niklas Eschenmoser<br />

Höchster Standard für Ökoeffektivität.<br />

Cradle to Cradle Certified® -Druckprodukte<br />

hergestellt durch die Vögeli AG.<br />

3


Doppelinterview<br />

Die Natur selbst als Lösung anerkennen<br />

Marie-Claire Graf, eine der bekanntesten Kl<strong>im</strong>agerechtigkeits-Aktivistinnen der Schweiz<br />

und Maren Kern, Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz, diskutieren <strong>im</strong> Interview<br />

darüber, weshalb erneuerbare Energie nicht auf Kosten von Natur und Landschaft produziert<br />

werden soll. Beide sehen grosses Potenzial in der Suffizienz und stören sich daran, dass die Lösung<br />

von Kl<strong>im</strong>a- und Biodiversitätskatastrophe vor allem mit technischen Mitteln gesucht wird.<br />

Interview: Sebastian Moos<br />

Marie-Claire Graf – Die Kl<strong>im</strong>agerechtigkeits-Aktivistin<br />

Marie-Claire ist Aktivistin für Kl<strong>im</strong>agerechtigkeit<br />

und hat diverse Kl<strong>im</strong>astreiks und Demonstrationen<br />

in der Schweiz und international mitorganisiert.<br />

Sie war die jüngste Verhandlungsführerin der Schweiz<br />

bei den Kl<strong>im</strong>averhandlungen und bildet derzeit<br />

junge Diplomat:innen aus der ganzen Welt für multilaterale<br />

Prozesse aus. Marie-Claire hat an der<br />

ETH und der Universität Zürich Politik- und Umweltwissenschaften<br />

studiert.<br />

marieclairegraf.com<br />

© zVg. Marie-Claire be<strong>im</strong> Interview während<br />

ihrer Interrailreise in Sevilla.<br />

«Ich glaube, das Spannungsfeld liegt<br />

eher zwischen natürlichen Lösungen –<br />

die Natur als Lösung selbst anzuerkennen –<br />

und den technischen Lösungen.»<br />

Seit eineinhalb Jahren ist ein Wettlauf<br />

um erneuerbare Energie <strong>im</strong><br />

Gang, der zunehmend unerschlossene<br />

alpine Räume tangiert: Ende 2021<br />

erscheint die 15er-Liste des Runden<br />

Tischs Wasserkraft. Im Herbst 2022<br />

verabschiedet das Schweizer<br />

Parlament den Solarexpress und <strong>im</strong><br />

Frühling 2023 diskutiert es mit dem<br />

sogenannten «Mantelerlass» schwerwiegende<br />

Eingriffe in den Naturund<br />

Landschaftsschutz zugunsten der<br />

Förderung von Erneuerbaren. Der<br />

Mantelerlass führt die Revisionen des<br />

Energiegesetzes und des Stromversorgungsgesetzes<br />

unter dem Namen<br />

«Bundesgesetz über eine sichere<br />

Stromversorgung mit erneuerbaren<br />

Energien» zusammen. Politiker:innen<br />

begründen die Schritte mit der<br />

Dringlichkeit der Kl<strong>im</strong>akatastrophe<br />

und einer drohenden Strommangellage.<br />

Es scheint sich ein Graben<br />

aufzutun zwischen Menschen, denen<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz wichtig ist und Menschen,<br />

die sich für Biodiversität und<br />

Landschaft einsetzen. Gibt es diesen<br />

Graben tatsächlich, und wie können<br />

wir ihn gegebenenfalls überwinden?<br />

Marie-Claire Graf und Maren Kern<br />

diskutieren über brennende Fragen<br />

der Kl<strong>im</strong>a- und Umweltbewegung.<br />

Mountain Wilderness: Was<br />

beschäftigt euch zurzeit am meisten?<br />

Marie-Claire Graf: Im sechsten<br />

Weltkl<strong>im</strong>abericht beschreibt die<br />

Wissenschaft erneut ein klares Bild<br />

der Lage: Wir befinden uns in<br />

einer Kl<strong>im</strong>a- und Biodiversitätskrise,<br />

und das Fenster zum Handeln<br />

schliesst sich rapide. Auch wird<br />

klar aufgezeigt, dass es essenziell ist,<br />

Biodiversitäts- und Kl<strong>im</strong>a-Aktionen<br />

miteinander zu denken und umzusetzen<br />

– zusammen mit den Menschen<br />

vor Ort.<br />

Maren Kern: Mich wühlen aktuell<br />

vor allem die Verhandlungen zum<br />

Mantelerlass <strong>im</strong> Parlament auf.<br />

Menschen wie Ra<strong>im</strong>und Rodewald,<br />

die sich seit Jahrzehnten mit Naturund<br />

Landschaftsschutz beschäftigen,<br />

sagen mir, dass sie einen solch<br />

grossen Angriff auf Umwelt und<br />

Raumplanung noch nie erlebt haben.<br />

Die Energiewende ist ein zentrales<br />

Thema …<br />

Marie-Claire: Einerseits ist die<br />

Dringlichkeit bei vielen Entscheidungstragenden<br />

angekommen und<br />

viele Akteur:innen beschäftigen<br />

sich endlich damit – auch gerade in<br />

Wirtschaft und Politik. Das ist<br />

dringend nötig, weil die anstehenden<br />

Herausforderungen keine Partei<br />

alleine lösen kann. Andererseits führt<br />

dies dazu, dass sich viele unfundiert<br />

mit dem Thema beschäftigen.<br />

Sie übersehen bei dieser Dringlichkeit<br />

die Komplexität und sind dann offen<br />

für Schnellschüsse.<br />

Maren: Die Komplexität ist eine<br />

grosse Hürde. Die Gesetzesfahne<br />

des Mantelerlasses umfasst mehr als<br />

140 Seiten. Da den Überblick zu<br />

behalten, sich die Konsequenzen<br />

plastisch vorzustellen und eine ausgewogene<br />

Vorlage auszuarbeiten, ist<br />

4


Maren Kern fordert <strong>im</strong> März 2023 gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen vom Parlament Augenmass<br />

bei den Verhandlungen zum sogenannten Mantelerlass. © Mountain Wilderness/Marta Corrà<br />

sehr schwierig. Die Dringlichkeit und<br />

die vielen Interessen, die reinspielen,<br />

machen es nicht einfacher.<br />

Wie geht das?<br />

Marie-Claire: Einerseits müssen<br />

die Lösungen zur Energiewende die<br />

Biodiversitäts- und Kl<strong>im</strong>akrise<br />

gemeinsam bekämpfen und andererseits<br />

die Menschen auf dem Weg<br />

zur gesamtgesellschaftlichen Transformation<br />

begleiten. Zudem bin<br />

ich der Meinung, dass Suffizienz –<br />

also weniger zu konsumieren – <strong>im</strong>mer<br />

die erste Lösung sein muss.<br />

In der Politik und <strong>im</strong> Parlament wird<br />

sie praktisch nicht angesprochen.<br />

Eines der grössten Probleme ist, dass<br />

wir zu schnell auf technologische<br />

Lösungen eingehen, anstatt gesellschaftliches<br />

Verhalten zu ändern.<br />

Da ist so viel Potenzial, über das nur<br />

ganz wenige Leute sprechen wollen.<br />

Die Dringlichkeit ist oft ein Argument<br />

dafür, die Energiewende<br />

über alles zu stellen. Was siehst du<br />

für Lösungsansätze in diesem<br />

Punkt, Marie-Claire?<br />

Marie-Claire: Ich setzte mich <strong>im</strong>mer<br />

für kl<strong>im</strong>agerechte Lösungen statt<br />

Kl<strong>im</strong>alösungen ein. Kl<strong>im</strong>alösungen<br />

beziehen zum Beispiel oft nicht<br />

alle sozialen Schichten ein, weil sich<br />

nicht alle einen Tesla leisten können.<br />

Zu kl<strong>im</strong>agerechten Lösungen gehört<br />

neben dem Einbezug der Menschen<br />

auch der Einbezug der Natur.<br />

Maren: Wie bringst du Suffizienz<br />

in den Diskurs ein? Was hast du da<br />

für Erfahrungen gemacht?<br />

Marie-Claire: Da ich keine Interessenslobby<br />

vertrete, kann ich unkonventionelle<br />

Narrative vertreten.<br />

Für den nötigen Systemwandel<br />

brauchen wir keine digitalen oder<br />

technischen Innovationen und<br />

auch keine Hypes um Start-ups, die<br />

den Status Quo erhalten, sondern<br />

einen Wandel zu dem, was wir<br />

bereits kennen. Leider befürchten<br />

die Parteien, dass es sie Sitze kosten<br />

oder die Glaubwürdigkeit schädigen<br />

würde, wenn sie von Suffizienz<br />

sprechen.<br />

Maren: Auf der anderen Seite gibt<br />

es einen gesellschaftlichen Trend zu<br />

Reduktion und Degrowth. Es ist<br />

logisch und fassbar für alle, dass dies<br />

die schnellste Massnahme ist, die<br />

wir ergreifen können, um die Energietransformation<br />

zu schaffen.<br />

Marie-Claire: Leider interessiert<br />

sich noch <strong>im</strong>mer nur eine sehr<br />

kleine Gruppe für solche systemischen<br />

Lösungen. Und wir haben<br />

Maren Kern – Die Alpenschützerin<br />

Maren ist seit mehr als fünf Jahren Geschäftsleiterin<br />

von Mountain Wilderness Schweiz. Damit Ruhe<br />

und Stille auch künftig in unserer Nähe und nicht nur<br />

in Kanada zu finden sind, setzt sie sich für unverbaute,<br />

wilde Bergnatur ein. Maren hat an der ETH Umweltnaturwissenschaften<br />

und in Freiburg i. Br. Waldökologie<br />

studiert. Im Spätsommer bekommt Maren ihr erstes<br />

Kind und macht sich vermehrt Gedanken dazu, wie die<br />

Welt in 30 Jahren aussehen wird.<br />

mountainwilderness.ch<br />

© zVg<br />

«Vielleicht braucht es ein paar<br />

Lebensjahre, bis man überhaupt schätzt,<br />

was so eine intakte Landschaft bedeutet.»<br />

5


Traumwerte für die Sonnenscheindauer, kaum Konflikte<br />

mit Natur- und Landschaftsschutz: Projekte wie die<br />

Visualisierung der sogenannten «Autoroute solaire» bei<br />

Fully VS zeigen, in welche Richtung es gehen könnte.<br />

© EnergyPier AG<br />

Wollen Sie erfahren, wie eine Energiewende<br />

in Einklang mit Natur und Wildnis<br />

gelingen kann?<br />

Schauen Sie sich unseren neuen Kurzfilm<br />

«Wireless Wilderness» an:<br />

Vous voulez savoir comment conjuguer<br />

la transition énergétique avec la nature et<br />

les espaces sauvages ?<br />

Regardez notre nouveau court-métrage<br />

«Wireless Wilderness»:<br />

«Einen solch grossen Angriff<br />

auf Umwelt und Raumplanung<br />

haben viele noch nie erlebt.»<br />

noch nicht die Lösungen eruiert, die<br />

es bräuchte, um das System lebenswert<br />

und zukunftsfähig zu gestalten.<br />

So hängen zum Beispiel unsere<br />

sozialen Institutionen wie Vorsorge,<br />

Pensionskassen, Gesundheitssystem<br />

und Schulsystem am wirtschaftlichen<br />

Wachstum. Wir können heute gar<br />

nicht weniger wachsen, wir würden<br />

die sozialen Ungleichheiten verschärfen.<br />

Darum müssen wir darüber<br />

sprechen, um ein Momentum aufzubauen,<br />

damit wir solche gesellschaftlichen<br />

Lösungen erproben können.<br />

Wir brauchen zudem ganz viele Leute,<br />

die an der Schnittstelle zwischen den<br />

politischen Rahmenbedingungen,<br />

der Wissenschaft, der Wirtschaft und<br />

der Zivilbevölkerung arbeiten und<br />

dazwischen hin- und herübersetzen<br />

können.<br />

Marie-Claire, du bist <strong>im</strong> Komitee<br />

der Initiative «Jede einhe<strong>im</strong>ische +<br />

erneuerbare Kilowattstunde zählt».<br />

In dieser geht es vor allem um<br />

den Ausbau der Erneuerbaren, wenn<br />

es sein muss auf Kosten von Natur<br />

und Landschaft.<br />

Marie-Claire: Für die Energiewende<br />

ist es entscheidend, dass wir<br />

in der Schweiz souverän unsere<br />

Energie herstellen, damit wir nicht<br />

von Importen aus problematischen<br />

Staaten abhängen. Wir müssen<br />

selber die Hoheit über unsere Energie<br />

haben, viel unabhängiger und nachhaltiger<br />

werden, sodass die Geldflüsse<br />

<strong>im</strong> Land bleiben. Damit wir hier<br />

nachhaltige Jobs kreieren können.<br />

Gleichzeitig weiss ich, dass es bei<br />

nicht gut durchdachten Projekten<br />

Konflikte mit Natur und Umwelt gibt.<br />

Wieso dann die Initiative?<br />

Marie-Claire: Mir geht es vor allem<br />

um den Abbau bürokratischer<br />

und koordinativer Hürden bei Solar-<br />

Projekten <strong>im</strong> bebauten Gebiet, die<br />

nicht <strong>im</strong> Clinch mit Natur und Umwelt<br />

sind.<br />

Maren, wie steht Mountain<br />

Wilderness zu dieser Initiative?<br />

Maren: Unsere Hauptkritik ist,<br />

dass die Natur nicht vorkommt <strong>im</strong><br />

Initiativtext. Ich habe grosse Bedenken,<br />

dass auf dieser Verfassungsgrundlage<br />

massiv ausgebaut würde,<br />

ohne Rücksicht auf Natur und<br />

Landschaft. Es gilt zu differenzieren:<br />

Dezentrale Produktion macht für<br />

Solarenergie total Sinn, Kleinwasserkraftwerke<br />

schädigen jedoch<br />

ganze Ökosysteme bei sehr wenig<br />

Produktionsleistung.<br />

Allenthalben heisst es jedoch,<br />

Photovoltaik auf Dächern reiche<br />

nicht. Wie schaffen wir die PV-Wende<br />

<strong>im</strong> bebauten Gebiet endlich?<br />

Marie-Claire: Eines der grössten<br />

Probleme ist die Thematik um<br />

Mieter:innen und Besitzer:innen.<br />

6


Oft besitzen oder mieten Menschen<br />

Häuser, welche nicht die finanziellen<br />

Ressourcen besitzen, um Photovoltaikanlagen<br />

zu bauen. Ebenfalls<br />

braucht es dringend mehr politischen<br />

Willen und langfristige Subventionen.<br />

Wir müssen zudem Personal ausbilden,<br />

welches die Anlagen überhaupt<br />

installieren, warten und die Leute<br />

beraten kann. Es werden zum Beispiel<br />

noch <strong>im</strong>mer meistens dieselben<br />

fossilen Heizungen empfohlen, anstatt<br />

auf erneuerbare Energien zu setzen.<br />

Maren: Ich denke auch, dass Bildung,<br />

Ausbildung und Umschulung<br />

von Personal ein grosses Nadelöhr<br />

sind. In der Schweiz ist zudem der<br />

Schutz von Privatbesitz sehr gross.<br />

Der Hauseigentümerverband hat sich<br />

<strong>im</strong>mer gegen eine Solarpflicht auf<br />

Hausdächern gestellt. Es gibt jedoch<br />

durchaus Fortschritte für «grüne<br />

Anliegen» in den neusten politischen<br />

Diskussionen: Neue Best<strong>im</strong>mungen<br />

für Solaranlagen auf Parkplätzen und<br />

Verbesserungen bei Stromeffizienz<br />

und Elektromobilität. Gleichzeitig<br />

wurden letzten Herbst mit dem<br />

Solarexpress gigantische Anlagen auf<br />

der freien Fläche in den Alpen von<br />

Planungspflichten befreit und Subventionen<br />

für sie in Aussicht gestellt.<br />

Das stösst uns sauer auf: Für die<br />

Kleinen ist noch <strong>im</strong>mer eine Bremse<br />

drin und grosse Solarkraftwerke in<br />

der Natur werden massiv gefördert.<br />

Marie-Claire: Ich st<strong>im</strong>me dir zu,<br />

Maren. Es sind keine kl<strong>im</strong>agerechten<br />

Lösungen, wenn nur für grosse<br />

Anlagen finanzielle Mittel zur<br />

Verfügung gestellt und die kleinen<br />

ausgelassen werden.<br />

Es scheint eine Verhärtung zu geben<br />

zwischen Menschen – in meiner<br />

Erfahrung oft älteren – die finden,<br />

wir müssten die Biodiversität<br />

schützen und auf der anderen Seite<br />

eher jüngeren Menschen, die <strong>im</strong><br />

Kl<strong>im</strong>aschutz die grösste Dringlichkeit<br />

sehen.<br />

Marie-Claire: Ich habe mit vielen<br />

jungen Menschen zu tun, welche die<br />

Natur sehr schätzen und ehren.<br />

Viele junge Menschen verbinden<br />

die Biodiversitäts- und Kl<strong>im</strong>akrise<br />

mit der sozialen Ungleichheit<br />

und Unterdrückung und können so<br />

kl<strong>im</strong>agerechte Lösungen präsentieren.<br />

Sie stossen darum zum Beispiel<br />

bei älteren Parlamentarier:innen<br />

auf Unverständnis, die einen technokratischen<br />

Ansatz verfolgen.<br />

Maren: Ich glaube schon, dass<br />

viel Verständnis da ist <strong>im</strong> Sinne von<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz für die Welt als<br />

Gesamtsystem. Vielleicht braucht<br />

es ein paar Lebensjahre, bis man<br />

überhaupt schätzt, was so eine<br />

intakte Landschaft bedeutet.<br />

Meinen Blick über unverbaute Berge<br />

schweifen zu lassen, das gibt mir<br />

einfach sehr viel.<br />

Natur- und Landschaftsschutz<br />

oder Kl<strong>im</strong>aschutz – wo würdet ihr<br />

euch einteilen?<br />

Maren: Ich habe an der ETH studiert.<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz und die Sensibilisierung<br />

dafür hatten schon damals einen<br />

wichtigen Stellenwert. Vieles war sehr<br />

technologiefreundlich, gerade auch<br />

in Hinblick auf eine Zukunft mit<br />

erneuerbaren Energien. Meine Arbeit<br />

bei Mountain Wilderness hat mich<br />

sensibilisiert für die Anliegen von<br />

Natur und Landschaft bei der Energieversorgung.<br />

Ich denke, dass wir<br />

diese Bereiche gemeinsam denken<br />

müssen, weil wir sonst unsere<br />

Zukunft verbauen.<br />

Marie-Claire: Ich habe ebenfalls<br />

an der ETH studiert und einer der<br />

Gründe, weshalb ich an die Uni<br />

gewechselt habe, war, dass meiner<br />

Meinung nach ein sehr technischer<br />

Ansatz gewählt worden ist.<br />

Dieser entspricht meinem Verständnis<br />

des Lösungsansatzes nicht<br />

und verhindert, dass wir die Wende<br />

schaffen, die kl<strong>im</strong>agerecht ist und<br />

die Menschen und die Natur mitn<strong>im</strong>mt.<br />

Ich glaube, das Spannungsfeld<br />

liegt eher zwischen natürlichen<br />

Lösungen – die Natur als Lösung<br />

selbst anzuerkennen – und den<br />

technischen Lösungen.<br />

Naturerfahrung als Energiequelle: Sowohl Maren<br />

Kern als auch Marie-Claire Graf erholen sich gerne in<br />

der Natur und finden hier Kraft für deren Schutz.<br />

© Jean-Pierre Balmer<br />

Trouver des solutions naturelles<br />

Marie-Claire Graf, l’une des activistes<br />

environnementales les plus connues<br />

de Suisse et Maren Kern, directrice de<br />

Mountain Wilderness Suisse, expliquent<br />

pourquoi la production d’énergies<br />

renouvelables ne doit pas se faire aux<br />

dépens de la nature et du paysage. L’une<br />

des solutions qu’elles proposent est<br />

celle de la sobriété, qui déplace le curseur<br />

des solutions technologiques aux solutions<br />

naturelles, déjà disponibles.<br />

En Suisse, le débat autour des énergies<br />

renouvelables a pris une nouvelle<br />

ampleur ces dernières années : fin 2021<br />

paraissait la liste de 15 projets élaborée<br />

par la table ronde gouvernementale<br />

consacrée à l’énergie hydraulique.<br />

En automne 2022, le Parlement lançait<br />

son offensive solaire. Ces mesures<br />

d’urgence, inscrites sous le signe<br />

de la pénurie d’électricité, risquent de<br />

creuser un fossé entre les personnes<br />

s’engageant pour la protection de l’environnement<br />

et celles qui se soucient<br />

de la biodiversité et du paysage.<br />

Si la complexité du sujet ne s<strong>im</strong>plifie pas<br />

les choses et risque de favoriser des<br />

choix précipités, le problème vient aussi<br />

du fait qu’au lieu de tenir compte des<br />

principes de sobriété et de décroissance,<br />

d’ailleurs souvent négligés par nos<br />

politiques, notre société se repose sur<br />

les solutions issues de la technologie.<br />

Au lieu d’adapter nos comportements,<br />

nous nous contentons de produire de<br />

nouveaux remèdes.<br />

7


Hütten<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz auch in grossen Höhen<br />

Kurzurlaube auf SAC-Hütten sind beliebt. Die 147 Schutzhütten des SAC verzeichneten 2022<br />

insgesamt 375’000 Übernachtungen – mehr denn je. Diese Entwicklung könnte positive<br />

Auswirkungen auf den Kl<strong>im</strong>aschutz haben, wenn der Hüttenbesuch einen Urlaub mit dem Flugzeug<br />

ersetzt. Ganz ohne Emissionen bleibt die Übernachtung <strong>im</strong> Gebirge jedoch auch nicht.<br />

Text: Cristiana Pedrazzini<br />

21 %<br />

13 %<br />

31 %<br />

8 %<br />

23 %<br />

4 %<br />

Brot & Getreide<br />

Fleisch<br />

Gemüse & Obst<br />

Getränke<br />

Milchprodukte<br />

Weiteres<br />

Anteilsmässige CO 2 -Emissionen des Hüttenbetriebs<br />

der Blüemlisalphütte <strong>im</strong> Bereich Verpflegung.<br />

© Aus dem Bericht «CO 2 -Bilanzierung des Hüttenbetriebs<br />

von SAC-Hütten»<br />

Gérer une cabane cl<strong>im</strong>atiquement<br />

neutre n'est pas si facile. Ces dernières<br />

années, plusieurs refuges ont fait<br />

des choix pour réduire leur empreinte<br />

carbone. Par exemple, la Cabane de<br />

Susanfe organise des ravitaillements<br />

à pied pour réduire le nombre de trajets<br />

en hélicoptère. Ou encore le refuge<br />

Medelserhütte, qui propose un menu<br />

exclusivement végétarien. Par ailleurs,<br />

95 % des refuges du CAS sont équipés<br />

d'une installation photovoltaïque.<br />

Pourtant, pour réaliser la stratégie<br />

cl<strong>im</strong>atique du CAS selon laquelle, d'ici<br />

2030, la moitié des refuges doit être<br />

exploitée de manière cl<strong>im</strong>atiquement<br />

neutre, Il reste encore beaucoup de<br />

chemin à parcourir.<br />

In einer einsamen Hütte in den Bergen schlafen, aus eigener Muskelkraft<br />

unterwegs sein – das hat doch kaum Auswirkungen aufs Kl<strong>im</strong>a, denken viele.<br />

Nicht ganz: Im Durchschnitt werden pro Übernachtung auf einer SAC-Hütte<br />

<strong>im</strong>mer noch 4.7 kg CO 2 -Äquivalente ausgestossen, was in der Summe nicht<br />

unbeträchtlich ist. Gemäss der vom SAC erstellten Studie «CO 2 -Bilanzierung<br />

des Hüttenbetriebs von SAC-Hütten» sind drei Verursacher hauptsächlich für<br />

die CO 2 -Emissionen verantwortlich: 37 % der Emissionen entstehen bei der<br />

Hüttenbelieferung, 32 % bei der Verpflegung, 7 % sind auf die Energieversorgung<br />

zurückzuführen. Die restlichen 24 % werden anderweitig verursacht.<br />

Mehr <strong>im</strong> Rucksack, weniger <strong>im</strong> Helikopter<br />

Hütten, die nicht über eine Strasse oder Seilbahn mit dem Tal verbunden<br />

sind, greifen üblicherweise auf den Helikopter zurück, um sich mit dem<br />

Nötigsten zu versorgen. Helikopterflüge verursachen enorme Mengen an<br />

Treibhausgasen. Werden beispielsweise Getränke in Glas- und PET-Flaschen<br />

mit dem Helikopter transportiert, so ist ihre CO 2 -Belastung auf Grund<br />

ihres Gewichts 33-mal grösser als die eines selbstgemachten Tees.<br />

Beispiele wie die SAC-Hütte Susanfe (2'102 m ü. M.) zeigen, dass es auch<br />

anders geht, wenn Gäste und Hüttenteam zusammenarbeiten. Während der<br />

Sommersaison tragen alle drei Wochen Freiwillige zu Fuss Vorräte vom<br />

Tal zur Hütte am Fusse der Dents du Midi hoch. In der Regel kann eine<br />

Person bis zu zehn Kilogramm Vorräte tragen (was für 1'100 Höhenmeter<br />

nicht schlecht ist). Seit 2021 konnte Hüttenwartin Fabienne Debossens damit<br />

jährlich einen von insgesamt 12 bis 15 Helikopterflügen einsparen.<br />

Lokale und vegane Produkte auf dem Teller für mehr Nachhaltigkeit<br />

Die Verpflegung macht den zweitgrössten Teil der Emissionen aus und<br />

umfasst alle in der Hütte konsumierten Speisen und Getränke. Fast die Hälfte<br />

der durch die Verpflegung verursachten CO 2 -Emissionen entstehen durch<br />

Fleisch und Milchprodukte. Der Verbrauch von abgefüllten Getränken verursacht<br />

durch den emissionsintensiven Transport weitere 31 % der Emissionen.<br />

Die Medelserhütte SAC <strong>im</strong> Kanton Graubünden liegt auf 2'524 Metern und<br />

wird von den Hüttenwart:innen Verena Kuhle und Jochen Schirmann betrieben.<br />

Sie versuchen, die vegetarische und vegane Küche so weit wie möglich zu<br />

fördern. Am Telefon erzählen sie uns, dass es von den Gästen abhängt,<br />

was sie wann zubereiten. Grundsätzlich kochen sie mindestens zwe<strong>im</strong>al pro<br />

Woche vegetarisch, und die Gäste sind <strong>im</strong>mer sehr zufrieden. Ein anderes<br />

Positivbeispiel ist die Länta-Hütte SAC, die seit letztem Sommer ausschliesslich<br />

vegetarische Menüs zum Abendessen auftischt. Dabei werden auch sie von<br />

Gästen unterstützt, die eine beträchtliche Menge an frischen Lebensmitteln<br />

wie Obst und Gemüse hochtragen.<br />

8


Stolz präsentieren Freiwillige Lebensmittel,<br />

die sie zu Fuss zur Cabane de Susanfe getragen haben.<br />

© CAS Monthey<br />

Die Länta-Hütte zeigt, wie SAC-Hütten kl<strong>im</strong>aschonend betrieben werden können:<br />

vegetarische Kost, Versorgung möglichst aus Muskelkraft, Solarpanels. Mountain Wilderness<br />

hat der Länta-Hütte dafür 2004 den Prix Wilderness verliehen. © Christian Zürcher<br />

Sonnenstrom vom eigenen <strong>Dach</strong><br />

Für die kl<strong>im</strong>afreundliche Energieversorgung von Hütten gibt es mehrere<br />

Bausteine: einerseits den Einsatz erneuerbarer Energien vor Ort, andererseits<br />

eine möglichst energieeffiziente Architektur. Bekanntestes Beispiel ist<br />

hierbei wohl der Neubau der Monte-Rosa-Hütte SAC. Mittlerweile haben fast<br />

95 Prozent der SAC-Hütten PV-Anlagen auf dem <strong>Dach</strong>. Andererseits führt<br />

kein Weg am Energiesparen vorbei. Die Chamanna Cluozza zum Beispiel hat<br />

den Duschservice für ihre Gäste abgeschafft.<br />

SAC entwickelt eigene Strategie für Hütten<br />

Diese positiven Beispiele zeigen, dass es durchaus möglich ist, die Kl<strong>im</strong>aauswirkungen<br />

von Hütten zu verringern. Im Moment sind es vor allem die<br />

Hütten selbst, die nach Lösungen suchen, um die Umwelt weniger zu belasten.<br />

Damit es gelingt, den Betrieb auf netto null umzustellen, brauchen sie<br />

sowohl die Unterstützung von Gästen als auch vom SAC.<br />

Wie Benno Steiner, Fachleiter Landschafts- und Kl<strong>im</strong>aschutz be<strong>im</strong> SAC,<br />

sagt, plant der Alpen-Club die Hüttensektionen und Hüttenteams in Zukunft<br />

noch mehr zu unterstützen und weitere Massnahmen zu ergreifen.<br />

Auch in der Umsetzung der neuen Kl<strong>im</strong>astrategie des SAC spielen die Hütten<br />

eine zentrale Rolle: Bis 2030 soll die Hälfte der bewarteten Hütten kl<strong>im</strong>aneutral<br />

betrieben werden.<br />

Tipps für ein nachhaltiges Hüttenerlebnis<br />

– Ruft die Hütte vor dem Ausflug an und<br />

fragt, ob ihr frische Produkte mitbringen<br />

könnt<br />

– Zieht hausgemachte Getränke den<br />

Flaschengetränken vor oder tragt das Bier<br />

selber hoch<br />

– Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zum Ausgangspunkt der Tour<br />

– Wählt das vegetarische/vegane Menü mit<br />

regionalen Produkten<br />

– Duscht nur, wenn es wirklich nötig ist<br />

– Bevorzugt Hütten, die einfach ausgebaut<br />

sind, viel regionales und nachhaltiges Essen<br />

anbieten oder Selbstversorgerhütten sind<br />

Weitere Tipps für ein nachhaltiges Hüttenerlebnis<br />

liefert unsere<br />

How to #keepwild Video-Serie auf<br />

Youtube:<br />

Weniger Komfort, mehr Energieeffizienz<br />

Kl<strong>im</strong>aneutralität für Hütten ist ein notwendiger Schritt, um Bergsport<br />

umweltverträglicher zu machen. Hierzu braucht es nachhaltige Alternativen,<br />

um den Energie- und Versorgungsbedarf zu decken. Gleichzeitig ist es zentral,<br />

die ursprüngliche Funktion von Hütten als Schutzmöglichkeit für mehrtägige<br />

Bergtouren nicht aus den Augen zu verlieren. So kann bewusst auf unnötigen<br />

Komfort zu Lasten von Kl<strong>im</strong>aschutz und Energieeffizienz verzichtet werden.<br />

Hütten müssen nicht mit dem Angebot <strong>im</strong> Tal mithalten, sondern stellen durch<br />

ihre Einfachheit einen willkommenen Kontrast zum Alltag dar.<br />

«Hütten müssen nicht mit dem Angebot<br />

<strong>im</strong> Tal mithalten, sondern stellen durch<br />

ihre Einfachheit einen willkommenen<br />

Kontrast zum Alltag dar.»<br />

Cristiana Pedrazzini verabschiedet sich mit diesem Artikel von Mountain Wilderness Schweiz.<br />

Sie hat von Oktober 2022 bis April 2023 als Praktikantin auf der Geschäftsstelle gearbeitet.<br />

9


Alpernative<br />

Gross und zunehmend grün –<br />

Arosas ambitioniertes Kl<strong>im</strong>aziel<br />

Dass Tourismus und Nachhaltigkeit sich nicht ausschliessen müssen,<br />

möchten <strong>im</strong>mer mehr Tourismusorte unter Beweis stellen. Auch Arosa steckt sich<br />

hohe Ziele und will die nachhaltigste Destination der Alpen werden.<br />

Auf ein Gästewachstum verzichten möchten die Verantwortlichen trotzdem nicht.<br />

Text: Raffael Thielmann<br />

Projekt kl<strong>im</strong>aneutrale Destinationen<br />

Die Bündner Destinationen Arosa und<br />

Val Poschiavo arbeiten gemeinsam mit der<br />

Fachhochschule Graubünden und mycl<strong>im</strong>ate<br />

am Projekt «Kl<strong>im</strong>aneutrale Destinationen –<br />

Kl<strong>im</strong>Dest». Ziel des Projektes ist ein umfassendes<br />

Monitoring des Kl<strong>im</strong>afussabdruckes.<br />

Von bisherigen Monitoring-Konzepten hebt<br />

sich dieses Projekt dadurch ab, dass auch die<br />

An- und Abreise der Gäste, die Mobilität<br />

vor Ort und die konsumierten Speisen miterfasst<br />

werden.<br />

Eng an das Monitoringprojekt ist in Arosa<br />

die Destinationsstrategie «Arosa 2030»<br />

geknüpft und in Val Poschiavo das Projekt<br />

«100 % Val Poschiavo».<br />

Mit der Rhätischen Bahn ist Arosa gut und attraktiv erreichbar. Die Anreise mit dem ÖV<br />

ist ein wichtiger Beitrag zum ambitionierten Nettonullziel 2030. © Arosa Tourismus<br />

© zVg<br />

Seit Februar 2022 ist Claudio Föhn Projektleiter<br />

Nachhaltigkeit von Arosa Tourismus. Sein Ziel ist es,<br />

dass Arosa zur nachhaltigsten Feriendestination<br />

der Schweiz wird. Selbst sieht sich der Touristiker als<br />

Vernetzer und Motivator. Er versucht, die richtigen<br />

Leute miteinander ins Gespräch zu bringen und vor<br />

allem auch zu sensibilisieren; sei es bei den Leistungsträgern<br />

in Arosa, bei den Gästen oder auch in der<br />

Tourismusbranche, wo er seine Erfahrungen <strong>im</strong>mer<br />

wieder mit Referaten weitergibt.<br />

Von Ruhesuchenden eher gemieden, doch von Massen aufgesucht, bringen die<br />

grossen Tourismusdestinationen Millionen von Gästen in die Schweizer<br />

Berge. Allein Arosa, eine der bekanntesten Tourismusdestinationen der Schweiz,<br />

zählt jährlich knapp eine Million Logiernächte, was rund einen Fünftel aller<br />

Übernachtungen <strong>im</strong> Kanton Graubünden ausmacht. Nun versuchen <strong>im</strong>mer<br />

mehr grosse Tourismus-Destinationen den Spagat zu schaffen: weiterhin<br />

wachsen und gleichzeitig nachhaltiger werden. Die Gemeinde Arosa möchte sich<br />

dabei als Vorreiterin <strong>im</strong> nachhaltigen Tourismus positionieren. Ihre Nachhaltigkeitsstrategie<br />

heisst «Arosa 2030» und soll den Weg ebnen in eine kl<strong>im</strong>aneutrale<br />

Zukunft. In der Strategie werden acht Versprechen abgegeben, zum Beispiel:<br />

«Wir streben nach mehr und leisten unseren Beitrag, dass Arosa ökologischer<br />

Nachhaltigkeits-Pionier <strong>im</strong> alpinen Tourismus wird.»<br />

Langsamer, länger und näher<br />

Verantwortlich für Umsetzung und Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

ist Claudio Föhn, Projektleiter Nachhaltigkeit von Arosa Tourismus<br />

(mehr zur Person siehe Box). Während seines Tourismusstudiums an der<br />

Fachhochschule Graubünden hat ihn eine Aussage des deutschen Schriftstellers<br />

Hans Magnus Enzensberger besonders geprägt: «Der Tourist zerstört, was<br />

10


er sucht, indem er es findet.» Dies <strong>im</strong> Wissen um den beträchtlichen Einfluss<br />

des Tourismussektors: Global ist er für rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen<br />

verantwortlich. Statt von «nachhaltigem Tourismus» spricht<br />

Claudio Föhn daher auch lieber von einer «nachhaltigen Entwicklung <strong>im</strong><br />

Tourismus». Das schraubt den Anspruch ein bisschen runter. Für diese nachhaltige<br />

Entwicklung muss der Tourismus aber «langsamer, länger und näher»<br />

werden. Denn ein Haupttreiber der Emissionen ist der touristische Transport,<br />

der etwa 75 % der CO 2 -Bilanz <strong>im</strong> Tourismussektor ausmacht. Es ist daher<br />

nicht erstaunlich, dass Arosa seine Gäste dazu bringen will, mit dem Zug anzureisen<br />

und länger zu bleiben. Die Website von Arosa Tourismus macht unter<br />

«Anreise» bewusst Lust auf die Anreise mit ÖV – zum Beispiel mit schönen<br />

Fotos der Rhätischen Bahn und einem ausführlichen Beschrieb. «Nudging» wird<br />

dieses Konzept des sanften Drucks genannt (von engl. to nudge für anstupsen).<br />

Noch stärker in Richtung ÖV-Anreise «stupsen» soll künftig ein in der Hotelübernachtung<br />

inbegriffenes ÖV-Ticket. Es ist bisher noch nicht umgesetzt.<br />

Wenig erschlossene Natur leistet ebenfalls einen<br />

wichtigen Beitrag zum Kl<strong>im</strong>aschutz. Grüenseeli östlich<br />

von Arosa, fotografiert von unserer Unterstützerin<br />

Claudia Nanninga. © Claudia Nanninga<br />

Daten sollen helfen<br />

Wie die Gäste dann effektiv ins Gebiet gelangen, ist gar nicht so einfach zu<br />

erfassen. Am meisten verspricht sich Claudio Föhn von einer Kooperation mit<br />

dem Schweizer Start-Up «42 Hacks». Mit Hilfe von anonymisierten Mobilfunk-Mobilitätsdaten<br />

und künstlicher Intelligenz kann ausgewertet werden,<br />

ob sich die Leute mit dem Zug oder anderswie nach Arosa bewegen. Erfasst<br />

werden so alle Bewegungen innerhalb der Schweiz in Richtung Arosa. Die<br />

Auswertung zeigt zum Beispiel, ob und wie jemand vom Flughafen Zürich nach<br />

Arosa gereist ist. Auch von wo die Leute in die Schweiz fliegen, soll in die<br />

Rechnung einbezogen werden. Das geschieht dann jedoch nicht mehr über<br />

die Mobilfunkdaten, sondern durch die Angaben der Gäste <strong>im</strong> Hotel.<br />

Ziel ist es, ein umfassendes Monitoring der CO 2 -Emissionen aufzubauen, um<br />

damit Fortschritte bei deren Vermeidung messen zu können.<br />

Illusion des grünen Wachstums<br />

Erfreulicherweise kommt am Thema Nachhaltigkeit heute niemand mehr<br />

vorbei. In Arosa scheint das Engagement ehrlich gemeint und nicht nur<br />

ein Marketing-Mittel zu sein. Trotzdem wird sich zeigen müssen, ob eine nachhaltige<br />

Entwicklung mit dem bisherigen Verständnis von wirtschaftlichem<br />

Wachstum vereinbar ist. Denn Arosa will neben der Nachhaltigkeit auch<br />

die Wirtschaft stärken und in den nächsten Jahren noch mehr Übernachtungen<br />

generieren – grünes Wachstum also. Ob das gelingen kann, bleibt fraglich.<br />

Wirklich nötig wäre daher, dass die Tourismusdestinationen darüber nachdenken,<br />

wie die Zukunft jenseits von Gästezuwachs und weiterem Ausbau<br />

aussehen könnte. Darauf angesprochen, ob es wirklich realistisch sei, dass<br />

Arosa sein eigenes Nettonullziel bis 2030 erreicht, antwortet Claudio Föhn mit<br />

dem Sprichwort: «Ziele nach dem Mond. Selbst wenn du ihn verfehlst, wirst<br />

du zwischen den Sternen landen.» Es bleibt zu hoffen, dass die Landung gelingt,<br />

und es nicht bei den schönen Zitaten bleibt.<br />

Raffael Thielmann hat <strong>im</strong> Frühling einen dreiwöchigen Zivildiensteinsatz<br />

bei Mountain Wilderness Schweiz absolviert.<br />

La croissance verte : les ambitions<br />

cl<strong>im</strong>atiques d’Arosa<br />

Le tourisme moderne ne peut se passer<br />

d’une confrontation avec la notion de<br />

durabilité. Arosa, qui attire chaque année<br />

un million de touristes, affiche ses ambitions<br />

en voulant devenir la station la plus<br />

écologique de l’arc alpin. Sans toutefois<br />

renoncer à la croissance économique.<br />

Afin d’atteindre cet objectif, la station<br />

grisonne développe des stratégies visant<br />

à influencer les séjours de ses touristes :<br />

ceux-ci doivent devenir plus lents, plus<br />

longs et de prox<strong>im</strong>ité. Une analyse des<br />

données de téléphonie mobile est censée<br />

prêter main-forte dans ce domaine : avec<br />

l’aide d’une start-up, l’on espère réussir<br />

à se faire une <strong>im</strong>age précise des trajets<br />

des touristes sur le territoire suisse, afin de<br />

développer par la suite des offres de<br />

mobilité douce adéquates.<br />

Arosa ambitionne d’annuler ses émissions<br />

de CO 2 d’ici 2030. L’avenir nous dira si cette<br />

vision d’une croissance verte est réaliste.<br />

«Wirklich nötig wäre, dass die<br />

Tourismusdestinationen darüber nachdenken,<br />

wie die Zukunft jenseits von Gästezuwachs<br />

und weiterem Ausbau aussehen könnte.»<br />

11


Nachrichten & Agenda<br />

Nachrichten<br />

Nachhaltiger Bergsport<br />

DIE ALPIN-FLOHMIS ÜBERWINDEN DEN<br />

RÖSTIGRABEN<br />

Ein Jahr nach der Einführung des Franchise-Modells<br />

fanden <strong>im</strong> Mai die ersten beiden Alpin-Flohmis in<br />

der Romandie statt. Lausanne und Neuchâtel wagten den<br />

Versuch und mit Hilfe der lokalen SAC Sektionen<br />

(Les Diablerets, Neuchâteloise und La Neuveville) wurden<br />

gutbesuchte Anlässe organisiert. Bei ausgelassener<br />

St<strong>im</strong>mung gingen viele Ausrüstungsgegenstände und<br />

bunte Outdoor-Bekleidung über die Tische.<br />

Wir freuen uns, einen weiteren Schritt in Richtung<br />

einer Kreislaufwirtschaft gegangen zu sein und hoffen,<br />

auch nächstes Jahr wieder vor Ort zu sein!<br />

Manif « Stop héliski »<br />

UNE ABSURDITÉ À BANNIR DES ZONES PROTÉGÉES !<br />

Alors que la pratique de l'héliski est interdite ou fortement<br />

l<strong>im</strong>itée dans les pays alpins voisins, le nombre de vols<br />

ne cesse d’augmenter en Suisse. Nous n’arrêterons pas de<br />

lutter contre ce phénomène nuisible au cl<strong>im</strong>at. Le 14 avril,<br />

15 militants de Mountain Wilderness se sont rendus, malgré<br />

une météo capricieuse, au Petersgrat, l'une des places<br />

d'atterrissage en montagne les plus populaires, située juste<br />

à côté de la région IFP des Hautes Alpes bernoises et<br />

du Aletsch-Bietschhorn. Nous demandons l'interdiction<br />

des vols touristiques dans les zones protégées !<br />

Les activistes lancent un appel en faveur de la protection du cl<strong>im</strong>at et<br />

de la nature lors de la manif de cette année.<br />

© Mountain Wilderness/Niklas Eschenmoser<br />

Agenda<br />

Zu Gast in der Grande Salle des SAC Les Diablerets: Der 1. Alpin-Flohmi Lausanne.<br />

© Mountain Wilderness/Marta Corrà<br />

Generalversammlung 2023<br />

GESUNDE ZAHLEN, ZWEISPRACHIGE INSPIRATION<br />

Den rund 35 Anwesenden <strong>im</strong> Berner PROGR wurden<br />

am 11. Mai die jüngsten Erfolge sowie die gesteckten Ziele<br />

fürs laufende Jahr vorgestellt. Die gesunden Finanzen<br />

und der gemessene Ausbau der Geschäftsstelle bieten<br />

eine vielversprechende Grundlage für die Vereinsarbeit.<br />

Abgerundet wurde die Versammlung durch eine zweisprachige<br />

(französisch und berndütsch) Lesung des Werkes<br />

«Désalpe / Alpabzug»: Eine poetische und ironischnostalgische<br />

Reflexion über die Vergangenheit und die<br />

Zukunft des Lebens <strong>im</strong> Alpenraum, inszeniert durch<br />

Antoine Jaccoud und Beat Sterchi.<br />

1. bis 12. August<br />

WELTMEISTERSCHAFTEN IM SPORTKLETTERN<br />

Die Cl<strong>im</strong>bing- und Paracl<strong>im</strong>bing-Elite ist nach 22 Jahren<br />

zurück in der Schweiz! Mountain Wilderness Schweiz<br />

ist <strong>im</strong> «Village of experiences» rund um die PostFinance<br />

Arena Bern mit dabei.<br />

SA/SO 12./13. August 2023<br />

FEUER IN DEN ALPEN<br />

Wir setzen <strong>im</strong> Walliser Saflischtal gemeinsam ein Zeichen<br />

für eine wildnisverträgliche Energiewende und gegen<br />

das Projekt Grengiols-Solar. Anmeldung und Infos unter<br />

info@mountainwildernss.ch.<br />

1. November<br />

ALPIN-FLOHMI IN DER HEITERE FAHNE BERN<br />

Bergsportausrüstung ein zweites Leben schenken.<br />

Infos und Tisch-Reservation unter: alpinflohmi.ch<br />

12


Sport et durabilité<br />

Les Jeux Olympiques de Milan-Cortina,<br />

un désastre pour les Alpes<br />

Ils existent encore, les Jeux Olympiques d'hiver dans les Alpes. En 2026, ils auront lieu<br />

conjointement à Milan et Cortina d'Ampezzo, avec des conséquences drastiques pour ces régions.<br />

Malgré les échecs répétés des candidatures devant le peuple, la dernière fois pour Sion2026 en<br />

2018, Swiss Olympic étudie actuellement une candidature suisse pour l’édition de 2030.<br />

Texte d’origine : Luigi Casanova, Mountain Wilderness Italie. Adapté et traduit par Cristiana Pedrazzini.<br />

Des Jeux Olympiques bon marché ?<br />

Objectif raté.<br />

En juin 2019, le Comité International<br />

Olympique (CIO) dévoilait la ville<br />

hôte des Jeux olympiques d'hiver de<br />

2026 : ceux-ci ont été attribués à la<br />

candidature commune de Milan-Cortina,<br />

qui avait notamment mis en<br />

avant des arguments liés à la protection<br />

de l’environnement.<br />

Lors de la présentation du projet,<br />

le budget de la manifestation avait été<br />

est<strong>im</strong>é à environ 1,3 milliard de<br />

dollars.<br />

À l’heure actuelle, le coût des Jeux<br />

Olympiques est toutefois devisé<br />

à 4,2 milliards de dollars, à payer par<br />

l'État et les régions italiennes. Si une<br />

ordonnance ministérielle (publiée<br />

le 26.09.2022) prévoit qu’une partie<br />

des coûts supplémentaires soit prise<br />

en charge par l'État, par un fonds<br />

des régions ainsi que par le Plan<br />

national de relance et de résilience<br />

(PNRR) instauré par l’Union européenne,<br />

une grande partie des coûts<br />

n'est pas encore couverte par les<br />

budgets publics.<br />

L'objectif est donc raté.<br />

Des Jeux Olympiques durables ?<br />

Objectif raté.<br />

Le dossier de candidature faisait<br />

notamment mention d’une évaluation<br />

environnementale stratégique (EES),<br />

conformément aux directives européennes.<br />

Une telle évaluation aurait<br />

dû définir en amont le cadre juridique<br />

pour l'ensemble des travaux,<br />

en tenant compte des conséquences<br />

écologiques du projet.<br />

Dans les faits, le gouvernement italien<br />

a approuvé tous les travaux sans<br />

s’appuyer sur la moindre évaluation.<br />

Infrastructures existantes ?<br />

Objectif raté.<br />

Le dossier de candidature affirmait<br />

que le 92 % des infrastructures<br />

olympiques sont déjà existantes et ne<br />

nécessitent que d’une s<strong>im</strong>ple remise<br />

à niveau.<br />

Cela est malheureusement faux !<br />

Un grand nombre des installations de<br />

compétition doit être entièrement<br />

reconstruit. Notamment les pistes<br />

de bobsleigh et de skeleton de Cortina,<br />

le centre de biathlon d'Anterselva,<br />

le centre de saut à ski de Predazzo,<br />

le centre de cross-country de Tesero,<br />

les deux patinoires de Milan pour<br />

le patinage artistique et le hockey,<br />

les villages olympiques de Milan,<br />

Cortina et de Predazzo ainsi que le<br />

stade de patinage de vitesse de Turin.<br />

De nombreuses autres installations<br />

nécessitent d’<strong>im</strong>portants travaux et<br />

d’agrandissements coûteux.<br />

Transparence et partage ?<br />

Objectif raté.<br />

Le dossier de candidature répétait<br />

que chaque installation doit faire<br />

l’objet de débats démocratiques et<br />

être discutée avec les régions concernées.<br />

On en est resté à de belles<br />

paroles. Tous les projets ont été lancés<br />

sans le moindre processus participatif.<br />

Plusieurs recours administratifs<br />

sont en cours, en particulier celui<br />

s’opposant aux aménagements de la<br />

piste de ski alpin de Cortina porté<br />

Terrain de jeu pour les JO d’hiver 2022 de Beijing.<br />

Le même scenario est envisageable pour les jeux de Turin.<br />

© Mountain Wilderness Italia<br />

« Le gouvernement italien<br />

a approuvé tous les travaux<br />

sans s’appuyer sur la moindre<br />

évaluation environnementale. »<br />

13


C’est du déjà-vu: ruines olympiques des JO d’hiver 2006<br />

à Turin. © Luigi Galiazzo, Mountain Wilderness Italia<br />

Chantier olympique: interventions massives; durabilité négligeable.<br />

© Luigi Galiazzo, Mountain Wilderness Italia<br />

Die nächsten olympischen Winterspiele<br />

finden <strong>im</strong> Jahr 2026 in Mailand und<br />

Cortina d’Ampezzo statt. Die Auswirkungen<br />

dieses Grossanlasses sind aus mehreren<br />

Perspektiven katastrophal: Einerseits<br />

wird der zum grossen Teil öffentlich<br />

finanzierte Budgetrahmen um ein Mehrfaches<br />

überschritten, auch weil die<br />

vorhandene Infrastruktur weit mehr als<br />

geplant erneuert oder umgebaut werden<br />

muss. Die Kandidatur ging davon aus,<br />

dass 92 % der Infrastruktur bereits<br />

vorhanden sei – die geplanten baulichen<br />

Massnahmen widerlegen diese Zahl<br />

deutlich. Andererseits bleiben die vorgesehenen<br />

demokratischen Prozesse,<br />

also in erster Linie der Einbezug und die<br />

Konsultation der betroffenen Regionen,<br />

weit unter den geweckten Erwartungen.<br />

Dies betrifft auch die Nachhaltigkeit:<br />

Entgegen den vom Olympischen Komitee<br />

festgelegten Kriterien, wird die neue<br />

Infrastruktur den lokalen Bevölkerungen<br />

und den Regionen mittelfristig wenig bis<br />

gar nichts bringen. Und auch aus ökologischer<br />

Sicht bieten die Winterspiele<br />

keinen Grund zur Freude, sind doch neue<br />

Bauten in geschützten Gebieten der<br />

Dolomiten sowie <strong>im</strong> Nationalpark Stilfserjoch<br />

geplant.<br />

Die Schweiz sollte sich gut überlegen,<br />

ob sie wie von Swiss Olympic <strong>im</strong><br />

April angedeutet ins Rennen um die<br />

Winterspiele 2030 steigen soll.<br />

par l’ONG Italia Nostra, ou celui lancé<br />

par les citoyens de Tesero contre<br />

les pistes de ski de fond du site « Lago<br />

di Tesero ».<br />

De plus, ces différents projets étaient<br />

censés donner un élan aux régions<br />

de montagne, qui subissent depuis de<br />

nombreuses années des phénomènes<br />

de dépeuplement, en premier lieu<br />

à cause de l'exode des jeunes. Dans les<br />

faits, aucune dépense n’a été dédiée<br />

au renforcement des services publics<br />

(mobilité, santé, scolarisation, formation<br />

professionnelle).<br />

L'héritage ?<br />

Objectif raté.<br />

Le CIO recommande que chaque<br />

infrastructure olympique ait à la fois<br />

un <strong>im</strong>pact positif sur les territoires<br />

pour offrir un avenir aux jeunes et<br />

dispose d’un plan d'utilisation future.<br />

Aucune des constructions n'a fait<br />

l'objet d'une réelle évaluation de son<br />

héritage post-olympique.<br />

En conclusion...<br />

Comme c'est malheureusement<br />

souvent le cas en Italie lorsque de<br />

grands projets sont entrepris,<br />

des travaux sans lien aucun avec<br />

l'événement sportif ont été intégrés<br />

dans le programme de construction<br />

olympique. Ainsi, des projets<br />

routiers, autoroutiers et ferroviaires<br />

ont miraculeusement trouvé leur place<br />

au sein du projet olympique.<br />

Il semblerait donc que l'Italie ait<br />

saisi l'occasion des Jeux Olympiques<br />

surtout afin d’<strong>im</strong>poser à ses citoyens<br />

de nouvelles infrastructures de<br />

transports sans devoir passer<br />

par des processus de concertation.<br />

Du point de vue écologique, les<br />

mauvaises nouvelles ne s’arrêtent<br />

pas là : le programme olympique<br />

prévoit la construction de nouvelles<br />

remontées mécaniques dans les<br />

Dolomites sur des sites classés<br />

Natura 2000 ainsi que dans le parc<br />

national du Stelvio. Tout cela avec<br />

le financement des fonds publics<br />

hauteur de plus de 50 % des coûts.<br />

Pour toutes ces raisons, Mountain<br />

Wilderness Italie et d’autres<br />

organisations environnementales<br />

demandent au CIO de repenser<br />

son engagement en faveur de la<br />

sobriété, des valeurs démocratiques<br />

et de la transparence.<br />

Une chose est sûre : les Jeux<br />

Olympiques de Milan-Cortina sont<br />

un véritable désastre pour les<br />

Alpes italiennes du centre-est.<br />

14


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30g geschälte HanfNüsse<br />

1 Kaffeelöffel Birnel<br />

15g geschälte HanfNüsse, leicht in der Pfanne rösten und separat halten<br />

So geht‘s:<br />

1 2<br />

Geschälte HanfNüsse und Birnel <strong>im</strong> Mixer zu<br />

einer Paste zerkleinern.<br />

Anschliessend mit den Händen aus der<br />

Masse kleine Bällchen formen.<br />

Die Früchte zugeben und weiter mixen,<br />

bis die Früchte noch leicht stückig sind.<br />

3 4<br />

Die Bällchen in den gerösteten, geschälten<br />

Hanfnüssen wenden, so dass die<br />

Oberfläche mit Nüssen bedeckt ist und die<br />

Bällchen nicht aneinanderkleben.<br />

Pack’ die Bällchen einfach in deine Lunchbox,<br />

n<strong>im</strong>m sie mit in die Berge und<br />

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