UNSER BODEN Die Grundlage des <strong>Leben</strong>s 8
D er Boden unter unseren Füßen, wir treten ihn täglich mit Füßen, je nach Wetter macht er unsere Schuhe schmutzig und meistens ist er braun. Gartenbesitzer kennen ihn unter Umständen genauer, weil Pflanzen unterschiedliche Ansprüche haben und mehr Feuchtigkeit oder einen trockeneren Boden bevorzugen. Balkongärtner wissen um Erde, Kräutererde und Anzuchterde. Aber welche Geheimnisse im Boden stecken, wie wertvoll er ist und was er für uns alle leistet, damit beschäftigen wir uns eher selten. Sollten wir aber! Schließlich ist Boden <strong>Leben</strong>, wie es schon im Begriff Mutterboden anklingt. Durch den Menschen und besonders durch die Landwirtschaft wird der Boden allerdings verändert – nicht unbedingt zum Guten. Wir möchten Sie deshalb gerne auf eine Abenteuerreise mitnehmen und Ihnen die unglaubliche Welt unter unseren Füßen vorstellen. Und vielleicht ein wenig Verständnis für den Bodens wecken. BODEN GLEICH ERDE Der Boden ist das, worauf wir stehen: Im Garten, auf dem Feld, im Wald. Erde kann man in Säcken im Gartencenter kaufen. Meist werden die Begriffe Boden und Erde aber synonym verwendet: für die oberste, fruchtbare Schicht der Erdkruste. Die sogenannte Humusschicht ist der fruchtbare Teil des Bodens und die <strong>Leben</strong>sgrundlage für Menschen, <strong>Tier</strong>e und Pflanzen. Sie besteht aus abgestorbenen <strong>Tier</strong>- und Pflanzenteilen. Hier wachsen Blumen, Weizen und Bäume, hier finden sich die unterschiedlichsten Lebewesen in einer Fülle, die man kaum glauben mag – in einer Handvoll Erde gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Oder anders gesagt: In einem Klumpen Erde tummeln sich mehr als sieben Milliarden Lebewesen – Regenwürmer, Asseln (wussten Sie eigentlich, dass Asseln Krebstiere sind und wie ihre Verwandten im Meer durch Kiemen atmen?), Spinnen, Milben, Springschwänze und Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Amöben. Hochgerechnet auf die Fläche leben also wesentlich mehr Organismen im Boden als auf dem Boden. In diesem Ökosystem, das so komplex ist wie kein anderes, ist alles eng miteinander verbunden. Die Entstehung von Boden Jeder, der einen Garten hat, weiß, dass es unterschiedliche Böden gibt: mal mehr Sand oder mehr Ton oder mehr Stein. Verantwortlich für die Bodenentwicklung sind Faktoren wie Ausgangsgestein, Klima, Vegetation, Wassergehalt, der Zeitraum der Bodenentwicklung und natürlich die Lage, zum Beispiel an einem Hang oder an einem Fluss. Boden ist aber nicht einfach da, er entsteht. Erst das Zusammenspiel von Zeit – viel Zeit, wir reden hier von Jahrtausenden! Gestein, Verwitterung, Mikroorganismen, Pilzen, Algen und Flechten lässt Humus, die Grundlage von Pflanzenwachstum, entstehen. Rund 250 Jahre müssen vergehen, bis sich in unseren Breiten ein Zentimeter Boden entwickelt hat. In anderen Regionen der Welt kann das auch bis zu 1000 Jahre dauern. Unser Boden hier in Deutschland hat sich nach der letzten Eiszeit entwickelt, also vor rund 10.000 Jahren. Wenn wir uns einmal bewusst machen, wie Wussten Sie schon? Die Tunnel, die ein Regenwurm gräbt, lockern den Boden, sodass Regenwasser besser gespeichert werden kann. Der kleine, unscheinbare Baumeister gehört zu den stärksten <strong>Tier</strong>e der Erde. Er kann das sechzigfache seines Eigengewichts transportieren! lange es braucht, bis wir Erde für unsere Tomaten bekommen, sollten wir über einen verantwortungsvolleren Umgang mit unserem Mutterboden nachdenken. Boden ist leben Seit über 450 Millionen Jahren leben Pflanzen gemeinsam mit Mikroorganismen und Insekten in und auf der Erde. In dieser Zeit haben sich <strong>Leben</strong>sgemeinschaften gebildet, die zum Teil bis heute noch nicht ganz erforscht sind. Knöllchenbakterien beispielsweise sind eine Symbiose zwischen Mikroorganismen und Pflanzen. Beide profitieren von dieser Gemeinschaft: Die Pflanze kommt an Nährstoffe, die sie sich selbst nicht erschließen kann. Im Austausch dafür erhalten die Knöllchenbakterien Nahrung von der Pflanze, die diese dank ihrer Fähigkeit zur Photosynthese zum Tausch anbieten kann. Im Boden leben unzählige Organismen, die sich von Pilzen und Bakterien ernähren und mit ihrem Kot Stickstoff ausscheiden. Das sind zum Beispiel Fadenwürmer, Geißeltierchen oder auch Amöben und Milben. Weil diese wiederum von anderen Organismen gefressen, verdaut und wieder ausgeschieden werden, werden beständig Stickstoff, Phosphor und andere Nährstoffe im Boden freigesetzt und wiederum von Pflanzen über die Wurzeln aufgenommen. 9