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Sandström, der seine musikalische Karriere als Chorsänger begann <strong>und</strong> ab 1989 an<br />
der der Musikhochschule Piteå als Professor Komposition unterrichtete, schrieb mit<br />
seinem Gloria eine beschwingte Musik voller schillernder Mixturklänge in eingängiger<br />
Harmonik, die die Zuhörer von allen Richtungen her einschließt. Er gilt als führender<br />
Komponist skandinavischer Chormusik, wobei das Weihnachtslied-Arrangement Es ist<br />
ein Ros entsprungen von 1987 zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt.<br />
Garth Knox wiederum, einer der führenden <strong>Int</strong>erpreten <strong>und</strong> Komponisten zeitgenössischer<br />
Musik, war viele Jahre Mitglied von Pierre Boulez’ Ensemble <strong>Int</strong>erContemporain <strong>und</strong><br />
Bratscher im Arditti Quartet, was ihm die Möglichkeit gab, eng mit Komponisten wie<br />
Ligeti, Berio, Xenakis oder Cage zusammenzuarbeiten. Mit seinem Quartet for one<br />
komponierte er im Corona-Lockdown im Frühjahr 2020, als alle Konzerte abgesagt<br />
wurden <strong>und</strong> das musizieren in Ensembles verboten war, ein »Streichquartett« für<br />
Viola solo: »So wie einsame Kinder imaginäre Spielgefährten erfinden, um sich selbst<br />
Gesellschaft zu leisten, veranlasste mich mein eigenes enttäuschtes Bedürfnis nach<br />
dem Zusammenspiel mit anderen dazu, einige imaginäre Kollegen zu erfinden <strong>und</strong> auf<br />
unbeschwerte Weise die Möglichkeiten der Aufführung von Kammermusik mit ihnen zu<br />
erk<strong>und</strong>en.«<br />
Das Ergebnis war ein Stück, »das sich im Kopf eines Bratschers abspielt, der davon<br />
träumt, ein Konzert mit einem Streichquartett vor einem großen Publikum zu geben.<br />
Obwohl der Bratschist allein ist, spielt er tatsächlich ein Quartett! Jede der vier Saiten<br />
der Bratsche entspricht einem Instrument des Quartetts, <strong>und</strong> sobald das jeweilige<br />
Instrument einsetzt, setzt sich der Musiker auf dessen Stuhl <strong>und</strong> spielt auf seiner Saite<br />
(die Bühne ist mit vier Pulten <strong>und</strong> vier Stühlen ausgestattet). Um die Fülle des tiefen<br />
Celloklangs zu imitieren, wird die tiefste Saite der Bratsche auf a heruntergestimmt.«<br />
Knox widmete das Werk dem Bratscher Lawrence Power, der das Stück am 18. Juni 2020<br />
in der völlig leeren Royal Festival Hall in London uraufführte.<br />
Die slowenische Komponistin Nana Forte (Jahrgang 1981) schrieb En ego campana<br />
im Auftrag des Schwedischen R<strong>und</strong>funkchors, der das klangvolle Stück für zwei<br />
vierstimmige Chöre am <strong>12.</strong> November 2016 in der Stockholmer Engelbrektskyrkan<br />
uraufführte. Der vertonte lateinische Text stammt aus der Gedichtsammlung Carmina<br />
proverbialia, in Verse gefasste Sprichwörter oder »Weisheiten«, von denen der<br />
slowenische Renaissance-Komponist Jacobus Gallus viele vertont hat. En ego campana«<br />
(Nr. 45) erzählt davon, wie das Läuten der Kirchenglocken die Menschen begleitet, wobei<br />
Nana Fortes Musik mit einfachen <strong>und</strong> sich wiederholenden Klangmuster beginnt. Durch<br />
Veränderungen in Rhythmus <strong>und</strong> Dynamik sowie einer Überlagerung beider Chöre<br />
werden die anfangs einfachen Glockenklänge zunehmend komplexer, wobei auch die<br />
unterschiedlichen im Text reflektierten Emotionen deutlich anklingen.