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Erfolg Magazin Ausgabe 04-2023

THOMAS GOTTSCHALK: Das Leben einer TV-Legende PETER JANICEK: über Erfolg im Vertrieb CHRIS STEINER: über Abnehmen im Liegen LEWIS CAPALDI: Superstar im Sofa-Outfit HEIDI KLUM: Ihr Weg nach Hollywood EINSTELLUNG: RAINER ZITELMANN: Erfolgreiche Menschen sind pünktlich DR. BIYON KATTILATHU: Erfolg ist kein Glück! Oder doch? LEBEN: TOM HANKS: Von Kassenschlagern, Oscars und goldenen Himbeeren SONSTIGES: NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt Erfolg Magazin Brand Ambassadors Erfolg Magazin Top Experten BEST OF WEB

THOMAS GOTTSCHALK: Das Leben einer TV-Legende
PETER JANICEK: über Erfolg im Vertrieb
CHRIS STEINER: über Abnehmen im Liegen
LEWIS CAPALDI: Superstar im Sofa-Outfit
HEIDI KLUM: Ihr Weg nach Hollywood
EINSTELLUNG: RAINER ZITELMANN: Erfolgreiche Menschen sind pünktlich
DR. BIYON KATTILATHU: Erfolg ist kein Glück! Oder doch?
LEBEN: TOM HANKS: Von Kassenschlagern, Oscars und goldenen Himbeeren
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LEWIS CAPALDI: SUPERSTAR IM SOFA-OUTFIT<br />

4/ <strong>2023</strong><br />

50.JAHRE<br />

HEIDI KLUM<br />

TOM<br />

HANKS<br />

Eine Hollywood-<br />

Karriere<br />

Verleger<br />

Julien Backhaus<br />

über Glück<br />

BIYON<br />

KATTILATHU<br />

<strong>Erfolg</strong> ist<br />

kein Glück!<br />

Bilder: IMAGO / epd (Friedrich Stark), Oliver Reetz, Stefan Kokovic, Julian Wagner<br />

THOMAS<br />

GOTTSCHALK<br />

DAS LEBEN EINER<br />

TV-LEGENDE<br />

BACKHAUS VERLAG 5 €<br />

ÖSTERREICH 5,60 € |SCHWEIZ 8,00 CHF<br />

CHRIS STEINER<br />

FITNESS-MILLIONÄR<br />

PETER JANICEK<br />

HUNGRIG WIE EIN WOLF


Editorial<br />

Bild: Ronny Wunderlich<br />

Julien Backhaus<br />

Verleger und<br />

Herausgeber<br />

Noch mehr<br />

<strong>Erfolg</strong> für Sie!<br />

Das nächste Heft<br />

erscheint am<br />

24. August <strong>2023</strong><br />

Haben <strong>Erfolg</strong>reiche nur Glück gehabt?<br />

Wie Glück tatsächlich funktioniert<br />

Haben eigentlich manche Menschen mehr Glück als andere? Auf<br />

diesen Gedanken könnte man zumindest kommen, wenn man die<br />

Karrieren vieler Super-<strong>Erfolg</strong>reicher auf der Welt beobachtet. In<br />

dieser <strong>Ausgabe</strong> werden Sie, wie immer, Ausnahmepersönlichkeiten<br />

kennenlernen. Menschen, die unvorstellbar viel erreicht<br />

haben. Die bis an die Spitze Ihrer Branche gekommen sind. Aber<br />

wie viel hat es mit Glück zu tun, dass Thomas Gottschalk, Heidi<br />

Klum oder Tom Hanks so erfolgreich werden konnten? Da die<br />

genannten Personen alle über 50 Jahre alt sind - bei Heidi Klum<br />

sind es allerdings erst einige Tage - kann man ein solides Resümee<br />

ziehen. Denn man kann sagen, dass es sich nicht um einen<br />

einmaligen Zufallserfolg handelt. Keiner von ihnen ist eine Eintagsfliege,<br />

sie alle sind seit Jahrzehnten erfolgreich im Geschäft.<br />

Rückblickend kann man feststellen, dass es nicht Glück im Sinne<br />

eines Zufalls war, sondern das Glück wurde provoziert. Mit<br />

einem Talent wurden sowohl Klum, Hanks als auch Gottschalk<br />

geboren. Aber das trifft auf jeden anderen Menschen ebenso zu.<br />

Jeder hat ein verborgenes oder offensichtliches Talent. Aber die<br />

Impressum<br />

Super-<strong>Erfolg</strong>reichen fordern das »Glück« heraus. Wer darauf<br />

wartet, dass der <strong>Erfolg</strong> von selbst kommt, wartet lange. Wer ein<br />

Talent hat, muss es anbieten. Wer als Model keine Fotos machen<br />

lässt, bleibt unbekannt. Wer als Entertainer oder Schauspieler<br />

nicht auf die Bühne geht, wird nicht entdeckt. Der eine wird<br />

beim ersten Mal entdeckt, der andere erst beim zwanzigsten Mal.<br />

Hauptsache ist, dass man sein Glück herausfordert und die Chancen<br />

erhöht, <strong>Erfolg</strong> zu haben. Und darin können Gottschalk, Klum<br />

oder Hanks echte Vorbilder sein, wie Sie in den Artikeln über<br />

diese Persönlichkeiten lesen werden. Über Glück hat übrigens<br />

noch jemand anderes in dieser <strong>Ausgabe</strong> geschrieben: Biyon Kattilathu.<br />

Er ist sprichwörtlich der Glücksexperte in Deutschland<br />

und tourt mit seinem Programm durchs Land. Auch seine Bücher<br />

sind Bestseller.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen<br />

Ihr Julien Backhaus<br />

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<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 25057342<br />

Verlag Backhaus Verlag GmbH ist ein Unternehmen<br />

der Backhaus Mediengruppe Holding GmbH,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Julien Backhaus<br />

Redaktion/Grafik <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Chefredakteur (V. i. S. d. P.): Julien D. Backhaus<br />

Redaktion: Martina Karaczko, Anna Seifert<br />

E-Mail: redaktion@backhausverlag.de<br />

Layout und Gestaltung: Stefanie Schulz,<br />

Christina Meyer<br />

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Herausgeber, Verleger: Julien D. Backhaus<br />

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Die Autoren der Artikel und Kommentare im<br />

<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> sind im Sinne des Presserechts<br />

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spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wider. Trotz sorgfältiger Prüfung durch<br />

die Redaktion wird in keiner Weise Haftung für<br />

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Vervielfältigung oder Verbreitung nicht ohne<br />

Genehmigung.<br />

Alle Rechte vorbehalten.


INHALT <strong>04</strong>/<strong>2023</strong><br />

08<br />

Thomas Gottschalk:<br />

Das Leben einer<br />

TV-Legende<br />

<strong>Erfolg</strong><br />

Show-Master Thomas Gottschalk:<br />

Das Leben einer TV-Legende........................ 08<br />

»Ich bin noch hungrig wie ein Wolf«<br />

Peter Janicek über <strong>Erfolg</strong> im Vertrieb............18<br />

Die Lizenz zum Abnehmen!<br />

Chris Steiner über Abnehmen im Liegen...... 24<br />

Lewis Capaldi:<br />

Der Superstar im Sofa-Outfit........................ 34<br />

Happy Birthday, Heidi Klum!<br />

Ihr Weg nach Hollywood.............................. 36<br />

Leben<br />

Tom Hanks<br />

Von Kassenschlagern, Oscars<br />

und goldenen Himbeeren............................. 14<br />

18<br />

Peter Janicek<br />

»Ich bin noch hungrig<br />

wie ein Wolf«<br />

»PETER JANICEK MEINT, DASS<br />

NIEMAND LANGFRISTIG<br />

ERFOLGREICH SEIN KÖNNE,<br />

DER NUR KLEINE ZIELE HABE.«<br />

Bilder: MAGO / Future Image / Future Image (S. Gabsch), Julian Wagner, Stefan Kokovic,<br />

4 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


ERFOLG<br />

D A S L E S E N E R F O L G R E I C H E<br />

magazin<br />

Einstellung<br />

<strong>Erfolg</strong> ist kein Glück! Oder doch?<br />

Ein Gastbeitrag von Dr. Biyon Kattilathu....... 26<br />

<strong>Erfolg</strong>reiche Menschen sind pünktlich<br />

Buchauszug Dr. Dr. Rainer Zitelmann........... 40<br />

Wissen<br />

Wie man im Kapitalismus<br />

und in der Moral gewinnt<br />

Buchauszug von Saygin Yalcin...................... 20<br />

Den eigenen Perfektionismus feiern<br />

Buchauszug von Katherine M. Schafler........ 30<br />

Sonstiges<br />

News: .......................................................... 06<br />

Buchtipps..................................................... 29<br />

Best of Web:<br />

Schauen Sie doch mal online rein................. 44<br />

Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top Experten................. 45<br />

Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Brand Ambassadors....... 46<br />

36<br />

Heidi Klum<br />

Ihr Weg nach Hollywood<br />

24<br />

Chris Steiner<br />

im Interview<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

5


News<br />

NEWS<br />

<strong>Erfolg</strong>sinfluencer Jeremy Fragrance<br />

veröffentlicht erstes Buch<br />

Der erfolgreiche Influencer und Unternehmer Jeremy Fragrance<br />

hat jetzt sein erstes Buch veröffentlicht. In »Power, Baby: Die<br />

Jeremy Fragrance-Story « erzählt der Selfmade-Millionär seine<br />

Geschichte über seine Wandlung, Selbstoptimierung und seinen<br />

Weg zum <strong>Erfolg</strong>. Denn hinter dem unterhaltsamen Influencer<br />

steckt ein disziplinierter <strong>Erfolg</strong>smensch, der es schafft, die Arbeit,<br />

die hinter jedem Video steckt, spontan, lässig und unterhaltsam<br />

aussehen zu lassen. Er kommt nach eigenen Angaben aus einfachen<br />

Verhältnissen und kann sich aber nun, mit 34 Jahren, Millionär<br />

nennen.<br />

Der Parfüm-Influencer hat inzwischen knapp 200.000 Follower<br />

auf YouTube, rund 840.000 auf Instagram und auf TikTok sogar<br />

6,6 Millionen Follower. Vor fünf Jahren lud Jeremy Fragrance sein<br />

erstes Video mit dem Titel »Welche Düfte halten lange und riechen<br />

gut?« auf YouTube hoch. Damit wollte er nach eigenen Angaben<br />

für die Parfümbranche das werden, was Karl Lagerfeld für<br />

die Modebranche war. Mittlerweile vertreibt Jeremy Fragrance,<br />

der eigentlich Daniel Schütz heißt, sein eigenes Parfüm.<br />

Sein Buch »Power, Baby« ist Anfang Juni im Plaza Verlag erschienen.<br />

In einem ausführlichen Vorwort beleuchtet Verleger Julien<br />

Backhaus, der Jeremy Fragrance in der ERFOLG <strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong><br />

01/23 bereits zum großen Interview geladen hatte, den Weg des<br />

Influencers und Unternehmers und macht mehrere Skills erfolgreicher<br />

Menschen bei dem gebürtigen Oldenburger aus.<br />

ERFOLGSZITAT<br />

Warren Buffett<br />

Jeden Tag neu auf Instagram<br />

bei @erfolgmagazin<br />

»Man lernt aus eigener<br />

Erfahrung, aber wenn möglich<br />

sollte man besser aus den<br />

Erfahrungen anderer<br />

lernen.«<br />

6 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


News<br />

Aktuelle News aus der <strong>Erfolg</strong>swelt<br />

Goldene Palme: Justine Triet und Sandra Hüller<br />

sind <strong>Erfolg</strong>sduo<br />

Die französische Regisseurin Justine Triet hat bei den 76. Filmfestspielen<br />

in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Sie ist damit<br />

erst die dritte Frau, die diese Auszeichnung entgegengenommen<br />

hat. Als sie ihre Laufbahn als Regisseurin begonnen hat, habe es<br />

noch keine weiblichen Vorbilder gegeben, sagte Triet nach der<br />

Preisverleihung. »Ich glaube, wir stehen in dieser Hinsicht am Anfang<br />

eines tiefgreifenden Wandels.« Für die Regisseurin ist es die<br />

erste Auszeichnung, jedoch war sie schon für wichtige Preise wie<br />

dem Europäischen Filmpreis nominiert.<br />

Mit Justine Triet darf sich auch die deutsche Schauspielerin Sandra<br />

Hüller freuen, denn sie spielt die Hauptrolle in dem Film »Anatomy<br />

of a Fall«. Sandra Hüller scheint ein <strong>Erfolg</strong>sgarant zu sein,<br />

denn sie spielt auch die Hauptrolle in dem Film »The Zone of<br />

Interest« von Jonathan Glazer, der mit dem Großen Preis der Jury<br />

den zweitwichtigsten Preis des Festivals gewonnen hat. Jonathan<br />

Glazer ist so begeistert von seiner Hauptdarstellerin, dass er vorgeschlagen<br />

hat, eine eigene Kategorie für sie zu erfinden.<br />

Sandra Hüller konnte bereits große <strong>Erfolg</strong>e als Schauspielerin<br />

feiern und Preise entgegennehmen. So erhielt sie allein für ihre<br />

Rolle als sehr verspannte Businessfrau Ines Conradi in dem Film<br />

»Toni Erdmann« den Europäischen, den Deutschen und den<br />

Bayerischen Filmpreis für ihre Leistung an der Seite des verstorbenen<br />

Schauspielers Peter Simonischeck, der ihren Vater spielte.<br />

Ming-Na Wen erhält Stern auf dem<br />

Hollywood Boulevard<br />

Knapp 3.000 Sterne zählt der Hollywood Walk of Fame – die<br />

großen Namen aus Film, Fernsehen, Musik, Radio und Theater<br />

sind hier verewigt. Nun durfte auch die Schauspielerin Ming Na-<br />

Wen ihren Stern enthüllen: In dem üblichen rosafarbenen Terrazzo<br />

wird von nun an auch der Name der 59-Jährigen stehen.<br />

Leben so spielt«. Nach mehreren Auftritten in Spielfilmen. Einer<br />

größeren Öffentlichkeit bekannt wurde sie auch als Stimme der<br />

Disney-Heldin Mulan aus dem gleichnamigen Zeichentrickfilm<br />

von 1998. Seit 2019 bereichert sie auch das Star Wars-Universum.<br />

Dort spielt sie die Kopfgeldjägerin Fennec Shand.<br />

Bilder: Oliver Reetz, IMAGO / agefotostock<br />

Die Rührung während der traditionellen Enthüllungszeremonie,<br />

bei der die »Töchter des Himmels«-Stars Tamlyn Tomita, Rosalind<br />

Chao und Lauren Tom als Gastrednerinnen auftraten und<br />

auch Größen wie Bryce Dallas Howard sowie James Hong unter<br />

den Gästen zu finden waren, war ihr deutlich anzumerken: Hier<br />

küsste sie ihr Denkmal und äußerte den Wunsch, dass zukünftig<br />

mehr Menschen asiatischer Herkunft diese Anerkennung auf<br />

dem »Walk of Fame« erhalten sollten.<br />

Ming-Na Wen ist die Tochter einer Einwanderin. Ihr Fernsehdebüt<br />

gab sie in der Serie »Jung und leidenschaftlich – wie das<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

7


<strong>Erfolg</strong><br />

SHOW-<br />

MASTER<br />

THOMAS GOTTSCHALK: DAS LEBEN EINER TV-LEGENDE<br />

8<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Er sagt von sich selbst, dass er<br />

gerne ewig ein Kind bleiben<br />

würde – und zählt dabei schon<br />

so lange zu den ganz Großen:<br />

Im Mai erst feierte Thomas<br />

Gottschalk seinen 73. Geburtstag. Dabei<br />

kann er nicht nur auf eine jahrzehntelange<br />

Medienkarriere zurückblicken. Auch jetzt<br />

noch, nach fast einem halben Jahrhundert<br />

im Showbusiness, ist er gefragt. Erst im<br />

vergangenen Jahr erhielt er den »Menschen<br />

in Europa«-Kunst-Award – doch<br />

dieser war bei weitem nicht seine einzige<br />

Auszeichnung in den letzten Jahren, denn<br />

schon im Jahr 2020 wurde dem TV-Giganten<br />

zusammen mit Barbara Schöneberger,<br />

Günther Jauch und Thorsten<br />

Schorn der Deutsche Fernsehpreis<br />

verliehen.<br />

Darüber hinaus versprüht der blonde Lockenkopf<br />

auch auf Twitter regelmäßig<br />

gute Laune. Seine Beiträge sind dabei in<br />

gewohnter Manier gehalten: stehts gewürzt<br />

mit einem Augenzwinkern – und<br />

doch spürt man, dass sich Gottschalk seiner<br />

eigenen Bedeutung durchaus bewusst<br />

ist. Was ließ den Moderator zur Fernsehlegende<br />

werden, und wie gelingt es ihm<br />

bis heute, uns immer wieder mit neuen<br />

Was ließ den Moderator zur<br />

Fernsehlegende werden, und<br />

wie gelingt es ihm bis heute, uns<br />

immer wieder mit neuen Projekten<br />

zu überraschen?<br />

Projekten zu überraschen? Wir werfen<br />

einen Blick auf das bewegte Leben eines<br />

Mannes, der seit über 40 Jahren im Showgeschäft<br />

beheimatet ist.<br />

In der »behüteten Sorglosigkeit« verwurzelt<br />

Wetten, dass während seiner Kindheit<br />

und Jugend kaum jemand damit gerechnet<br />

hätte, in welcher Stärke der im Jahr<br />

1950 geborene Thomas Johannes Gottschalk<br />

die Fernsehlandschaft verändern<br />

würde? Dass er mit internationalen Prominenten<br />

auf der wohl berühmtesten<br />

Couch der deutschen TV-Geschichte mit<br />

lebenden Legenden wie Cher, Brian May<br />

und Claudia Schiffer über Alltäglichkeiten<br />

plaudern würde – und dass er sogar<br />

einen Hollywood-Filmstar wie Tom<br />

Cruise auf einem Dreirad verfolgen<br />

würde?<br />

Tatsächlich wurde der Lockenschopf mit<br />

dem verschmitzten Lächeln als Sohn<br />

eines Rechtsanwalts und einer Hausfrau<br />

in ein Leben hineingeboren, das er selbst<br />

in seiner Autobiografie mal als geprägt<br />

Bilder: IMAGO / HOFER / Future Image<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

9


<strong>Erfolg</strong><br />

von einer »behüteten Sorglosigkeit«, mal<br />

schlicht als »spießig« bezeichnet. Dennoch<br />

hängt Gottschalk bis heute an<br />

Kulmbach, der Stadt, in der er seine Jugend<br />

verbrachte. Diese habe ihm schließlich<br />

ein Gefühl von Heimat vermittelt, im<br />

Kreise seiner Familie seien ihm Werte<br />

vermittelt worden, die ihn bis heute prägten,<br />

erzählt er und auch sein weiterer<br />

Werdegang spricht dafür, dass er sich in<br />

dieser Kleinstadtidylle zumindest augenscheinlich<br />

gut zurechtfand: So ist er etwa<br />

als Jugendlicher in der katholischen Kirche<br />

engagiert, wird zunächst Ministrant<br />

und später Kinder- und Jugendbetreuer.<br />

1974 folgt, nach zweimaligem Sitzenbleiben,<br />

das Abitur an einem humanistischen<br />

Gymnasium und ein Studium für Grundund<br />

Hauptschullehramt an der Ludwig-<br />

Maximilians-Universität in München.<br />

Von der Provinz in die Großstadt<br />

Thomas Gottschalk ist da schon – gegen<br />

den Willen seiner Mutter – vom Showbiz<br />

begeistert: Ein Auftritt der Beatles hat ihn<br />

fasziniert, ihm ein Ziel gegeben, auf das er<br />

hinarbeitet: Er will im Mittelpunkt stehen!<br />

Doch weil Gottschalk schon damals<br />

seine Stärken und Schwächen kennt, weiß<br />

er: Für eine Musikerkarriere reicht sein<br />

Sein mitunter loses Mundwerk,<br />

das anfänglich noch für interne<br />

Kritik sorgte, wird nun immer<br />

mehr zu seinem Alleinstellungsmerkmal<br />

– und zum<br />

Karrieremotor.<br />

Talent nicht aus – und versucht sich so als<br />

Journalist. Doch in diese Welt will sich<br />

Gottschalk, mittlerweile freier Mitarbeiter<br />

beim BR, nicht so recht einfinden, als zu<br />

schwer empfindet er die Themen über die<br />

er zu berichten hat. »Ich lernte schnell,<br />

dass man mit seinen Angeboten weiterkam,<br />

wenn in den Themenvorschlägen<br />

die Worte »Problem« und »Schwierigkeiten«<br />

vorkamen – also bot ich einen Beitrag<br />

an, in dem es sowohl um die Probleme<br />

als auch um die Schwierigkeiten<br />

eines jungen Menschen ging, der sich von<br />

zuhause abnabelt«, wird er später schreiben.<br />

Sein Bericht mit dem Titel »Von der<br />

Provinz in die Großstadt« ist sein – doch<br />

recht holprigen – Startschuss für seine<br />

Radiokarriere.<br />

Denn nicht nur Gottschalk ist die Behäbigkeit<br />

der Führungsriege des öffentlichrechtlichen<br />

Senders oft zuwider, auch<br />

seine Kollegen beäugen den unangepassten<br />

Neuling zunächst eher misstrauisch.<br />

Ein Besuch auf der Modemesse? Nicht<br />

angebracht, finden sie. Und doch gelingt<br />

es dem aufstrebenden Entertainer hier,<br />

frischen Wind in das verstaubte Programm<br />

zu bringen: Nach Stationen als<br />

Nachrichtensprecher wird er zunehmend<br />

auch als Moderator eingesetzt. So ist er<br />

etwa beim Musikmagazin »Szene« engagiert<br />

und führt später auch durch den<br />

Eurovision Song Contest, der damals<br />

Bilder: IMAGO / Eventpress / Manfred Siebinger<br />

10 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

noch Grand Prix d’Eurovision de la<br />

Chanson hieß. Sein mitunter loses Mundwerk,<br />

das anfänglich noch für interne<br />

Kritik sorgte, wird nun immer mehr zu<br />

seinem Alleinstellungsmerkmal – und<br />

zum Karrieremotor. Nach kurzen Ausflügen<br />

zu Radio Luxemburg und in die<br />

Schauspielerei – einschließlich mehrerer<br />

Auftritte in Komödien wie den »Supernasen«-Filmen,<br />

die mittlerweile zu wahren<br />

Klassikern avanciert sind – ist er vor allem<br />

wieder bei seinem Stammsender Bayern 3<br />

zu hören: Zusammen mit dem späteren<br />

»Wer wird Millionär?«-Host Günther<br />

Jauch moderiert er hier von 1985 bis 1989<br />

die »BR-Radioshow«. Obwohl die Moderationsstile<br />

der beiden unterschiedlicher<br />

kaum sein könnten, ergänzen sie sich vortrefflich<br />

– der freundschaftlich-frotzelnde<br />

Umgangston zwischen ihnen wirkt anziehend;<br />

man hört ihnen gerne zu. Doch<br />

dann ist Schluss – und das nicht zuletzt<br />

wegen eines Nebenjobs, den Gottschalk<br />

einige Jahre zuvor angenommen hatte.<br />

Ein Rebell im Fernsehstudio<br />

»In der Ferne höre ich ein Flugzeug vorbeikommen:<br />

Das ist Placido Domingo auf<br />

der Flucht!«, improvisiert »Wetten, dass…<br />

?«-Außenreporter Thomas Gottschalk am<br />

3. September 1983. Es ist nur ein kleiner<br />

»Machoverhalten ist mir zuwider!<br />

Was umso komischer ist,<br />

als man es mir immer wieder<br />

vorgeworfen hat.«<br />

Scherz ein Seitenhieb auf einen möglichen<br />

Wetteinsatz – aber mit einer großen Wirkung:<br />

Gottschalk ist selbst davon überrascht,<br />

dass er sich damit sowohl mitten<br />

ins Herz der Zuschauer als auch des Showerfinders<br />

und TV-Urgesteins Frank Elstner<br />

gewitzelt hat. Dieser übergibt sein Format<br />

»Wetten, dass…?« – bereits damals schon<br />

das Flaggschiff des ZDF – 1987 an Gottschalk,<br />

der nun die Möglichkeit ergreift, es<br />

stärker auf seine Persönlichkeit anzupassen:<br />

Nach und nach weichen die einfarbigen<br />

Anzüge einem extravaganteren Kleidungsstil<br />

und auch der Umgangston wird<br />

frecher – sehr zum Missfallen<br />

der Fernsehkritiker, die dem unkonventionellen<br />

Moderator schon damals vorwerfen,<br />

zu unkritisch mit seinen Gästen und gerade<br />

Frauen gegenüber zu aufdringlich zu<br />

sein. Besonders Letzteres trifft den Giganten<br />

der deutschen Fernsehunterhaltung<br />

hart: er, ein Frauenheld? Nein, so sehe er<br />

sich nicht, erklärt er in seiner Biografie:<br />

»Machoverhalten ist mir zuwider! Was<br />

umso komischer ist, als man es mir immer<br />

wieder vorgeworfen hat.«<br />

Doch auch wenn viele mit seiner rebellischen<br />

Art hadern: Gottschalk steuert<br />

den »größten Dampfer der <strong>Erfolg</strong>sgeschichte«<br />

unermüdlich weiter; mimt den<br />

Schiedsrichter bei ausgefallenen Baggerund<br />

Buntstiftwetten, nimmt kuriose<br />

Wetteinsätze entgegen und ist sich<br />

Bilder: IMAGO / Eventpress / Future Image<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

11


<strong>Erfolg</strong><br />

auch bis zum Ende seiner Moderationszeit<br />

nicht für allerlei Albernheiten zu<br />

schade – unvergessen etwa seine Sendung<br />

im Oktober 2008, in der er in einen<br />

riesigen Senftopf stieg.<br />

Da ist die 20-Millionen-Zuschauermarke<br />

allerdings bereits einer einstelligen<br />

gewichen – denn schon in den<br />

90er-Jahren beginnen die Zuschauerzahlen<br />

langsam zu bröckeln. Rückblickend<br />

vermutet Gottschalk, dass die<br />

sinkenden Zahlen auch durch die steigende<br />

Konkurrenz bedingt sind, die er<br />

sowohl bei den privaten Sendern als<br />

auch bei den öffentlich-rechtlichen festgestellt<br />

hat.<br />

Der mittlerweile erfahrene Moderator bemerkt<br />

diese Veränderung schon früh –<br />

und verlässt »Wetten, dass…?« erstmals<br />

1992; ihm winkt eine Late Night Show bei<br />

RTL. Doch auch wenn die Zusammenarbeit<br />

mit diesem Sender nicht so ganz<br />

fruchten mag, Gottschalk ist mit seinen<br />

Ideen seiner Zeit immer ein kleines bisschen<br />

voraus: So lässt er bereits 1992 mehrere<br />

Models in einem Casting-Prozess<br />

gegeneinander antreten – gewinnen wird<br />

ihn eine gewisse Heidi Klum aus<br />

Doch Gottschalk fällt es schwer,<br />

loszulassen, für ihn bleibt<br />

»Wetten, dass…?« schließlich<br />

das letzte große Lagerfeuer, um<br />

das sich die Familie wöchentlich<br />

versammelt.<br />

Bergisch-Gladbach. Doch als sich abzeichnet,<br />

dass Gottschalk mit Gottschalk<br />

»Late Night« langfristig nicht glücklich<br />

wird, kehrt er nur zwei Jahre später zur<br />

erfolgreichen ZDF-Unterhaltungsshow<br />

zurück, wo man ihn nur allzu gerne mit<br />

offenen Armen empfängt.<br />

Schneller, höher, weiter – und ein Unfall<br />

mit Folgen<br />

Noch 17 Jahre lang führt er jeden Samstag<br />

durch »Wetten, dass…?«; auch dann<br />

noch, als er bemerkt, dass die internationale<br />

Star-Prominenz immer seltener zusagt<br />

und die Wetten nicht mehr ganz so<br />

vor Kreativität strotzen wie zu Beginn<br />

seiner Laufbahn. Doch Gottschalk fällt es<br />

schwer, loszulassen, für ihn bleibt »Wetten,<br />

dass…?« schließlich das letzte große<br />

Lagerfeuer, um das sich die Familie wöchentlich<br />

versammelt. Seine Aufgabe sei<br />

es gewesen, die Welten der jungen und<br />

älteren Generationen für einen Abend<br />

miteinander zu verbinden, fasst er seine<br />

persönliche Motivation für die familienfreundliche<br />

Show zusammen. Hierfür<br />

hätte er bereits Innovationen angeregt,<br />

beispielsweise indem er vorschlug, das<br />

Publikum noch stärker einzubinden –<br />

doch dann sei es doch anders als geplant<br />

gekommen.<br />

Denn am 4. Dezember 2010 verunfallt<br />

Samuel Koch bei einer riskanten Wette<br />

12 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

schwer – der damals angehende Stuntman<br />

ist seither gelähmt. Gottschalk zieht sofort<br />

die Konsequenzen, bricht die Livesendung<br />

ab und verkündet kurz darauf<br />

seinen Rücktritt als Moderator von »Wetten,<br />

dass…?«. Begründet wird das damit,<br />

dass er sich mit der Ausrichtung der Show<br />

zunehmend unwohl gefühlt habe; die Zuschauer<br />

heutzutage verlangten eben, dass<br />

die Wetten immer spektakulärer und somit<br />

auch riskanter würden, zitiert ihn<br />

später die »Welt«. Noch drei Shows in<br />

seinem Paradeformat – dann ist Schluss.<br />

Sicherlich auch kein leichter Schritt für<br />

Gottschalk, der ahnt, dass er an den großen<br />

<strong>Erfolg</strong> der Sendung zumindest nicht<br />

nahtlos wieder anknüpfen an – sich aber<br />

in gewohnter Manier optimistisch gibt:<br />

»Das, was nach meinem Ausstieg bei Wetten,<br />

dass…? folgt, ist die Bonusrunde, die<br />

ich angehe«, erklärte er 2011 gegenüber<br />

dem »Spiegel«.<br />

Kein Platz für Schwermut!<br />

Über die Entscheidungen nach Verlassen<br />

seines Flaggschiffs gibt sich Gottschalk in<br />

seiner Biografie selbstkritisch: Seine Zeit<br />

in der Jury von »Das Supertalent« sei ein<br />

Fehler gewesen, er sei mit einer falschen<br />

Vorstellung an das Format herangegangen,<br />

hätte nicht so frei agieren können,<br />

wie es ihm vorschwebte. Doch auch für<br />

die restliche Fernsehlandschaft findet er<br />

deutliche Worte, moniert zunehmend das<br />

Verblassen origineller Ideen: Beinahe jede<br />

Show, hätte sich letztlich bei »Wetten,<br />

dass…?« bedient, schreibt er etwa in seiner<br />

2015 erschienenen Biografie. Überhaupt<br />

sei Fernsehen früher qualitätvoller<br />

gewesen; die heutigen Stars seien nur für<br />

eine kurze Zeit berühmt – diese Überzeugung<br />

unterstreicht die Moderationslegende<br />

noch einmal im unlängst erfolgten<br />

Gespräch mit der »BUNTE«.<br />

»Mit Gott fang an, mit Schalk<br />

hör auf – das ist er schönste<br />

Lebenslauf!«<br />

finden wie durch ihre Lebenseinstellung<br />

und persönliche Haltung. Denn wenn der<br />

TV-Star überhaupt auf seine Glanzzeiten<br />

im deutschen Fernsehen zurückblickt,<br />

dann spricht keine Reue, sondern lediglich<br />

Dankbarkeit aus ihm. So heißt es<br />

etwa in seiner Autobiographie: »Es gibt<br />

kein größeres Glück als zur richtigen Zeit<br />

am richtigen Ort gewesen zu sein; wenn<br />

der Job vergeben wurde, für den man geschaffen<br />

ist.«<br />

Mit diesem Mindset und seiner Fähigkeit,<br />

sich selbst treu zu bleiben und gleichzeitig<br />

mit der Zeit zu gehen, ist es nicht<br />

verwunderlich, dass Gottschalk sich auch<br />

mit über 70 Jahren, immer wieder zurück<br />

ins Rampenlicht kämpft und dabei mittlerweile<br />

auch wieder zahlreiche <strong>Erfolg</strong>e<br />

vermelden kann: So ist er bereits seit einiger<br />

Zeit mit seiner neuen Freundin Karina<br />

Mroß liiert – und kann sich zusätzlich<br />

über zwei Enkelkinder freuen. Auch<br />

beruflich schwebt er, insbesondere durch<br />

seine »Wetten, dass…?«-Spezialausgaben,<br />

wieder im Quotenhimmel: Die jüngste<br />

Sendung, ausgestrahlt im November<br />

2022, erzielte einen Marktanteil von 39,5<br />

Prozent – und eine Fortsetzung steht bereits<br />

in den Startlöchern.<br />

Bilder: IMAGO / Future Image / Viennareport<br />

Fast könnte der Eindruck entstehen, als<br />

sei aus dem einstigen Fernsehrebell Thomas<br />

Gottschalk ein Mann geworden, der<br />

lediglich einer vergangenen Zeit hinterhertrauert<br />

– doch der Optimist in ihm ist<br />

nicht verloren gegangen. Getreu dem Familienmotto<br />

»Mit Gott fang an, mit<br />

Schalk hör auf – das ist er schönste Lebenslauf!«<br />

hat Gottschalk gerade in den<br />

Jahren nach 2011, als der Stern zumindest<br />

vorerst zu verblassen schien, gezeigt, welcher<br />

Ehrgeiz in ihm steckt: Denn Gottschalk<br />

dachte gar nicht daran, zu verzweifeln,<br />

als eine Sendung nach der anderen<br />

nicht die gewünschte Quote brachte und<br />

es auch im Privatleben derart kriselte,<br />

dass er nach 43 Ehejahren die Trennung<br />

von seiner Jugendliebe Thea bekanntgeben<br />

musste. Und genau deswegen gehört<br />

der Showmaster alter Schule zu dem kleinen<br />

Kreis von Prominenten, die durch ihr<br />

berufliches Vermächtnis ebenso ihre Fans<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

13


Leben<br />

14<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


Leben<br />

TOM HANKS<br />

Von Kassenschlagern, Oscars und<br />

goldenen Himbeeren<br />

Thomas Jeffrey »Tom« Hanks<br />

wurde am 9. Juli 1956 in Kalifornien<br />

geboren. Der doppelte<br />

Oscar-Preisträger und<br />

vierfache Golden-Globe-Gewinner<br />

ist ein begnadeter Schauspieler,<br />

der es immer wieder schafft, den Charakter<br />

der verkörperten Figur perfekt in<br />

Szene zu setzen. Darüber hinaus ist er<br />

sehr erfolgreicher Drehbuchautor, Regisseur<br />

und Synchronsprecher. Es gibt<br />

wohl kaum einen bekannteren Schauspieler<br />

als Tom Hanks. In diesem Beitrag<br />

beleuchten wir seine Karriere und<br />

sehen uns seine <strong>Erfolg</strong>sgeheimnisse an.<br />

Der Beginn war holprig<br />

Wie viele andere Stars und erfolgreiche<br />

Menschen wuchs Tom Hanks in »turbulenten<br />

Familienverhältnissen« auf, wie<br />

er es selbst immer wieder beschreibt.<br />

Eine wirklich behütete Kindheit hatte er<br />

nicht, denn seine Eltern ließen sich früh<br />

scheiden und er wuchs mit zwei Geschwistern<br />

bei seinem Vater auf. Stabile<br />

Familienverhältnisse? Fehlanzeige. Vielleicht<br />

war das aber auch der Grundstein<br />

für seinen späteren <strong>Erfolg</strong>, denn die<br />

wechselnden Partnerinnen seines Vaters<br />

sorgten dafür, dass er sich immer wieder<br />

auf neue Charaktere einstellen musste.<br />

Hanks zeugte mit zwei Frauen vier Kinder,<br />

ist mittlerweile griechischer Staatsbürger<br />

und residiert mit seiner aktuellen<br />

Frau Rita Wilson hauptsächlich auf der<br />

Insel Antiparos. Dort lebt er frei und<br />

ohne Skandale, auch wenn einige Fotos<br />

bei den Filmfestspielen in Cannes jüngst<br />

anderes vermuten ließen. Wie sich herausstellte,<br />

waren seine scheinbar aggressiven<br />

Posen nur der Lautstärke und<br />

seiner persönlichen Unwissenheit bezüglich<br />

des Ablaufs geschuldet, wie<br />

seine Frau später auf Instagram aufklärte.<br />

Für ein paar Millionen Klicks auf<br />

die vermeintliche Skandalgeschichte hat<br />

es dennoch gereicht.<br />

Bilder: IMAGO / ZUMA Wire (Rocco Spaziani) / United Archives<br />

Wie viele andere<br />

Stars und erfolgreiche<br />

Menschen<br />

wuchs Tom Hanks<br />

in »turbulenten<br />

Familienverhältnissen«<br />

auf, ...<br />

Für seine Rolle als Forrest<br />

Gump gewann Tom Hanks<br />

1995 seinen zweiten Oscar.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

15


Leben<br />

Erste Schritte Richtung Schauspiel<br />

Sein Interesse an der Schauspielerei wurde<br />

bereits in der High School geweckt. Hanks<br />

ging damals oft ins Theater und nahm<br />

selbst Schauspielunterricht, nach der High<br />

School studierte er dann Schauspiel. Während<br />

seines Studiums arbeitete er drei<br />

Jahre lang beim Great Lakes Theater Festival<br />

in Cleveland. In dieser Zeit lernte er<br />

alles, was mit Schauspiel zu tun hat, wie<br />

Ton- und Lichttechnik. Er stand aber auch<br />

selbst als Proteus in Shakespeares »Zwei<br />

Herren aus Verona« auf der Bühne und<br />

wurde für diese Leistung als bester Schauspieler<br />

ausgezeichnet. Es war die erste<br />

Auszeichnung, der unzählige weitere folgen<br />

sollten.<br />

Bereits 1979 erhielt er erste kleine Rollen in<br />

Fernsehserien wie der Sitcom »Bosom Buddies«.<br />

Bei diesen und anderen Dreharbeiten<br />

lernte er den Regisseur Ron Howard kennen,<br />

mit dem er noch viele weitere Projekte<br />

realisieren sollte und der zweifellos einen<br />

großen Anteil an Hanks Karriere hat.<br />

Zuerst Komödien, dann Drama<br />

Ron Howard verschaffte Hanks 1984<br />

seine erste Hauptrolle in einem Kinofilm:<br />

»Splash – Eine Jungfrau am Haken«, es<br />

folgten weitere Hauptrollen in den Komödien<br />

»Geschenkt ist noch zu teuer« und<br />

»Scotch & Huutsch«. 1993 gelang ihm mit<br />

seiner Rolle in »Schlaflos in Seattle« der<br />

internationale Durchbruch. Kurz darauf<br />

wurde »Philadelphia« verfilmt. Für seine<br />

Darstellung eines AIDS-Kranken erhielt<br />

Hanks den Oscar als bester Hauptdarsteller,<br />

was seinen <strong>Erfolg</strong> noch einmal unterstreichen<br />

konnte. Im Jahr darauf kam<br />

»Forrest Gump« in die Kinos, für den er<br />

einen weiteren Oscar erhielt. Danach gab<br />

es kein Halten mehr: »Apollo 13«, »Cast<br />

Away« und »The Da Vinci Code«” sorgten<br />

für weitere Kassenschlager und bestätigten<br />

seine Leistungen. Eines seiner <strong>Erfolg</strong>sgeheimnisse<br />

ist, dass Hanks keine<br />

körperlichen Strapazen scheut, um seine<br />

Figuren perfekt zu verkörpern. Für den<br />

Film »Cast Away« musste er in kurzer<br />

Zeit viel Gewicht verlieren, um die Rolle<br />

des Gestrandeten glaubhaft zu spielen.<br />

Alles, was er anfasst, wird zum <strong>Erfolg</strong><br />

Es gibt wohl kaum einen Schauspieler,<br />

der weniger Flops an den Kinokassen<br />

produziert hat als Tom Hanks. Das mag<br />

zum einen daran liegen, dass er gute Geschichten<br />

erkennt, wenn er sie liest,<br />

denn er ist selbst ein sehr erfolgreicher<br />

Drehbuchautor und Produzent (»Cast<br />

Away«, »My Big Fat Greek Wedding«,<br />

»Ein Mann namens Otto« usw.), zum<br />

Eines seiner <strong>Erfolg</strong>sgeheimnisse ist, dass Hanks keine körperlichen<br />

Strapazen scheut, um seine Figuren perfekt zu verkörpern.<br />

Für den Film »Cast Away« musste er in kurzer Zeit viel Gewicht<br />

verlieren, um die Rolle des Gestrandeten glaubhaft zu spielen.<br />

16 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


Leben<br />

Tom Hanks als Otto Anderson in<br />

»Ein Mann Namens Otto«, 2022.<br />

Bilder: IMAGO / United Archives / Picturelux (Niko Tavernise),Doris Mike<br />

Es gibt wohl kaum einen Schauspieler,<br />

der weniger Flops an den Kinokassen<br />

produziert hat als Tom Hanks.<br />

anderen sorgt seine bloße Anwesenheit<br />

in einem Film dafür, dass die Kinokassen<br />

klingeln, und das konstant seit fast<br />

30 Jahren. Fast. Denn erst kürzlich erhielt<br />

er den sogenannten Anti-Oscar<br />

(die Goldene Himbeere) gleich für zwei<br />

Filme. Zum einen konnte er als Hauptdarsteller<br />

im Film »Elvis« die Jury nicht<br />

überzeugen, zum anderen floppte das<br />

Remake von »Pinocchio«, in dem er die<br />

Rolle des Gepetto spielte. Diese Rückschläge<br />

wird Hanks wohl verkraften.<br />

Sein jüngster Film, das Remake des<br />

schwedischen Originals »Ein Mann namens<br />

Otto«, wurde von den Kritikern<br />

als sehenswert eingestuft.<br />

Was macht Hanks anders als alle anderen?<br />

Unter den Fans gehen die Meinungen<br />

darüber auseinander. Aber in einem<br />

sind sie sich einig: Hanks kann man<br />

kaum nicht mögen. Selbst wenn er einen<br />

mürrischen, verbitterten alten Mann<br />

spielt, wie in »Ein Mann namens Otto«,<br />

muss man ihn irgendwie mögen.<br />

Hinzu kommt, dass er diese Rolle nicht<br />

»spielt«, sondern wirklich verkörpert.<br />

Diese Glaubwürdigkeit haben nicht viele<br />

Schauspieler. Eben diese Glaubwürdigkeit<br />

gibt ihm die Möglichkeit, echte<br />

Charakterrollen zu übernehmen und<br />

sich zu eigen zu machen. Das gelingt<br />

ihm so gut, dass er zum Beispiel seine<br />

fast 30 Jahre alte Paraderolle als Forrest<br />

Gump kaum mehr loswird: »Für manche<br />

Leute bin ich immer noch Forrest<br />

Gump, und das ist gut so!« Wie nahe er<br />

vielen Menschen ist, zeigte seine Corona-Krankheit<br />

im Jahr 2020, als Millionen<br />

mit ihm und seiner Frau<br />

mitfieberten.<br />

Eine teure »Beinahe-Fehleinschätzung«<br />

Obwohl Tom Hanks einen ausgeprägten<br />

Instinkt besitzt, gute Drehbücher zu erkennen<br />

und tragende Figuren perfekt in<br />

Szene zu setzen, hat er »Forrest Gump«<br />

völlig falsch eingeschätzt. Er dachte, niemand<br />

würde sich für diesen Film interessieren.<br />

Trotz seiner Bedenken spielte<br />

er den tollpatschigen und liebenswerten<br />

Forrest wie kein anderer Schauspieler es<br />

wohl könnte. Hanks hätte mit seiner<br />

Einschätzung nicht falscher liegen können:<br />

Der Film wurde ein Kassenschlager,<br />

spielte fast 700 Millionen Dollar ein<br />

und wurde mit sechs Oscars ausgezeichnet.<br />

Die Lehre aus der Geschichte –<br />

Auch das geschulte Auge kann Genialität<br />

und Blockbuster übersehen.<br />

Der Autor<br />

Michael Jagersbacher ist Kommunikationstrainer,<br />

Unternehmer und Buchautor. Auf<br />

seinem Blog gibt er Tipps, wie man sympathischer<br />

wird und mehr Profil erhält.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

17


<strong>Erfolg</strong><br />

»Ich bin noch hungrig<br />

wie ein WOLF«<br />

Peter Janicek<br />

wollte Fußballprofi<br />

werden –<br />

jetzt ist er<br />

erfolgreicher<br />

Vertriebsprofi<br />

Weil die Fußballerkarriere<br />

nicht möglich<br />

war, hat sich Peter Janicek<br />

auf Finanzdienstleistungen<br />

und auf finanzielle<br />

Bildung fokussiert. Heute ist er<br />

Experte für Altersvorsorge in einem deutschen<br />

Versicherungsunternehmen und hat<br />

sich in kurzer Zeit eines der erfolgreichsten<br />

Teams in Deutschland aufgebaut. Er hat<br />

die Ziele erreicht, die er sich gesteckt hatte<br />

und kann den bislang größten <strong>Erfolg</strong> seiner<br />

jungen Karriere verbuchen. Dass aus<br />

der Fußball-Karriere nichts geworden ist,<br />

kann er verschmerzen. Er habe schon immer<br />

eine »Jetzt-erst-recht-Mentalität« gehabt,<br />

erzählt er. »Als klar war, dass ich kein<br />

Fußballprofi werde, wollte ich trotzdem<br />

jung erfolgreich sein und zumindest den<br />

Lebensstandard eines Profifußballers leben«,<br />

sagt er, »Ich habe mir geschworen:<br />

Wenn ich jemals wieder etwas finde, für<br />

das ich so viel Leidenschaft empfinde wie<br />

für den Fußball, hält mich nichts und niemand<br />

davon ab.«<br />

Eine entscheidende Wende<br />

Als er dann mit 20 Jahren die Chance bekommen<br />

habe, sich ein eigenes Vertriebsteam<br />

aufzubauen, sei er sofort Feuer und<br />

Flamme gewesen. »Wie ein Fußballtrainer<br />

wollte ich ein erfolgreiches Team aus<br />

Freunden zusammenstellen, mit dem<br />

man gemeinsam trainiert, verliert, gewinnt<br />

und nach Rekorden und Titeln<br />

strebt. Etwas Schöneres kann ich mir<br />

18<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Peter Janicek<br />

meint, dass niemand<br />

langfristig<br />

erfolgreich<br />

sein könne,<br />

der nur kleine<br />

Ziele habe.<br />

Bilder: Julian Wagner, Jörg Brockstedt<br />

nicht vorstellen.« Das habe ihm die nötige<br />

Energie verliehen, sich komplett auf die<br />

Mission, die Performance und den Vertrieb<br />

zu konzentrieren. Es ging bergauf,<br />

und mitunter trübten aber kleine Wolken<br />

den Sonnenschein. »Wenn es einen Haken<br />

in unserem Geschäft gibt, dann, dass<br />

<strong>Erfolg</strong> polarisiert. Viele lassen sich vom<br />

sozialen Leim unten halten und hören auf<br />

die Meinung von erfolglosen Menschen.<br />

Wenn man die Fähigkeit besitzt, mit<br />

Rückgrat seinen eigenen Weg zu gehen<br />

und es auch mal aushält, dass ein wichtiger<br />

Mensch das nicht gut findet, ist das<br />

eine sehr gute Basis«.<br />

Peter Janicek war froh, einen Weg für<br />

seine Karriere gefunden zu haben, nachdem<br />

er seine Fußballträume begraben<br />

hatte. »Bevor ich die Chance für meinen<br />

jetzigen Weg bekommen habe, war ich<br />

frustriert, weil ich nicht wusste, wohin mit<br />

meinem Ehrgeiz. Ich hatte keinen Plan.«<br />

Heute sei der <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> TOP Experte<br />

im Bereich Vertrieb überzeugt, dass<br />

ein starkes Netzwerk und erfolgreiche<br />

Mentoren die beste Chance für den eigenen<br />

<strong>Erfolg</strong> sind. Er habe das Glück gehabt,<br />

»großartige« Mentoren an seiner Seite gehabt<br />

zu haben. Er spielt jetzt zwar kein<br />

Fußball, aber lebt das Leben eines Fußballstars<br />

– was den Lebensstandard betrifft.<br />

Das war sein Ziel und das hat er erreicht.<br />

»Ich habe in dem Zielbild gebadet, mit<br />

Freunden gemeinsam auf der Bühne zu<br />

stehen, große Meetings mit ihnen zu veranstalten<br />

und sich gemeinsam für die Leistung<br />

zu belohnen. Die Chance, Menschen<br />

durch eine ideale Geldanlage zu helfen, für<br />

sich und ihre Familie finanzielle Sicherheit<br />

und Freiheit aufzubauen, finde ich sehr<br />

erfüllend.« Im Schulsystem kämen Geldbildung,<br />

finanzielle Intelligenz und praxisnahe<br />

Lösungsansätze für den Umgang mit<br />

Geld und Vermögensaufbau viel zu kurz.<br />

»Hier leisten wir tagtäglich Aufklärungsarbeit«,<br />

sagt der Vertriebler.<br />

Höhepunkt einer jungen Karriere<br />

Mit dem Thema Altersvorsorge hat Peter<br />

Janicek sein Thema gefunden. »Die letzten<br />

zehn Jahre waren ein Abenteuer und die<br />

mit Abstand beste Zeit meines Lebens! Es<br />

war anstrengend, aber es hat sich nie wie<br />

Arbeit angefühlt, sondern wie ein Spiel.<br />

Für eine Vision mit ganzem Herzen zu<br />

kämpfen und dann zu gewinnen, ist das<br />

Schönste was es gibt.« Die meisten Menschen<br />

würden irgendwann damit hadern,<br />

ihr Leben nicht genutzt zu haben. Davor<br />

habe er Angst gehabt. Ihm blieb also<br />

nichts anderes übrig, als einmal »durchzuziehen,<br />

einmal wirklich ans Limit zugehen<br />

und darüber hinaus«. Das sei eine unglaubliche<br />

Erfahrung. Und jetzt geht es<br />

weiter zur nächsten Etappe.<br />

»Ich bin hungrig wie ein Wolf, für mich<br />

geht es jetzt erst richtig los! Ich liebe mein<br />

Team und unsere Mission, Menschen in<br />

ihre persönliche und finanzielle Freiheit<br />

zu führen.« Deshalb könne das klare Ziel<br />

nur massives Wachstum sein. Für Peter<br />

Janicek geht es in diesem Jahr um die Titelverteidigung<br />

und hier sei das Motto:<br />

»Angriff ist die beste Verteidigung. Es hat<br />

noch nie ein Team geschafft, den Hattrick<br />

zu holen. Wir werden das schaffen. Wir<br />

werden bis 2026 den Audi Dome mit 5.<br />

000 hochmotivierten Geschäftspartnern<br />

füllen. Das treibt mich jeden Tag an und<br />

auch dabei wird es nicht bleiben.«<br />

Strategien für den <strong>Erfolg</strong><br />

Dabei sind ihm drei Punkte sind wichtig:<br />

Meetings, Termine und Träume. »Meetings<br />

und Seminare sind das absolut Wichtigste<br />

in unserem Geschäft. Wenn man mit<br />

einem Sportwagen ohne aufzutanken von<br />

München nach Hamburg fährt, bleibt man<br />

auf der Strecke«, erläutert Peter Janicek.<br />

Die Meetings seien wie eine emotionale<br />

Tankstelle, mit ihnen bekomme man die<br />

nötigen Werkzeuge aus erster Hand, die<br />

man benötige. Für sein Team und ihn gelte<br />

deshalb: »Meeting vor Termin!«<br />

Und ohne Termine gehe es in dem Business<br />

ohnehin nicht. »<strong>Erfolg</strong> im Vertrieb ist<br />

mittel- und langfristig absolut berechenbar.<br />

Hier gibt es klare Quoten«, weiß er<br />

aus Erfahrung. Es sei wichtig, 90 Prozent<br />

der Zeit damit zu verbringen, Termine zu<br />

vereinbaren und zu führen.<br />

Aber vor diesen Regeln stehen die eigenen<br />

Träume. Peter Janicek meint, dass niemand<br />

langfristig erfolgreich sein könne,<br />

der nur kleine Ziele habe. »Warum sind<br />

die meisten Menschen nicht erfolgreich?<br />

Weil sie zu kleine Ziele haben!« Kleine<br />

Ziele würden nur kleine Veränderungen<br />

bringen und dafür sei keiner bereit, seine<br />

Komfortzone ernsthaft zu verlassen. Wer<br />

<strong>Erfolg</strong> will, sollte sich diese Fragen stellen:<br />

»Wofür brennst du? Bist du verliebt in<br />

deine Ziele? Spürst du schon ein brennendes<br />

Verlangen, deine Ziele zu erreichen?«<br />

Wenn das »Warum« klar sei, komme das<br />

»Wie« von selbst. MK<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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Wissen<br />

Wie man im Kapitalismus<br />

und in der Moral gewinnt<br />

BUCHAUSZUG AUS »MEINE KINDER WERDEN REICH GEBOREN« VON SAYGIN YALCIN<br />

20<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


Wissen<br />

Was ist deiner Meinung<br />

nach der Unterschied<br />

zwischen einer fleißigen,<br />

armen Person<br />

und einer fleißigen,<br />

reichen Person? Nehmen wir an, du hast<br />

Hunger und beschließt, Fische zum<br />

Abendessen zu fangen. Du könntest einen<br />

Speer oder eine Angelschnur benutzen.<br />

Aber nach einer Weile wirst du wahrscheinlich<br />

feststellen, dass es effizienter<br />

ist, die Fische mit einem Netz zu fangen,<br />

und dass du dadurch Vorräte hast, die dir<br />

mehr künftige Nahrungssicherheit geben.<br />

Oder du kannst die überschüssigen Lebensmittel<br />

verkaufen, um einen Gewinn<br />

zu erzielen. Während arme Leute einen<br />

Speer benutzen, um einen Fisch zu fangen,<br />

haben die Reichen ein Fischernetz<br />

hergestellt. Wenn du dein erstes Netz vor<br />

fünf bis zehn Jahren geknüpft hast, hast<br />

du jetzt wahrscheinlich ein gesundes Maß<br />

an Ersparnissen. Wo du jetzt in deinem<br />

Leben stehst, sowohl beruflich als auch<br />

persönlich, ist das Ergebnis der Entscheidungen,<br />

die du vor fünf bis zehn Jahren<br />

getroffen hast. Der Unterschied zwischen<br />

einer Person, die einen Speer verwendet,<br />

und einer, die ein Netz knüpft, besteht<br />

darin, dass die eine einen Unternehmergeist<br />

hat. Während die meisten Menschen<br />

ihre Zeit für Geld verkaufen, kaufen<br />

Unternehmer Zeit, um Geld zu verdienen,<br />

und streben die Stufe Vier der finanziellen<br />

Freiheit an. Ich definiere die vier<br />

Stufen der finanziellen Freiheit wie folgt:<br />

musst du klug investieren. Mach dir klar,<br />

dass du Vermögenswerte kaufen kannst,<br />

die an Wert gewinnen, oder dass du Vermögenswerte<br />

mieten kannst, die an Wert<br />

verlieren. Generell würde ich sagen: Investiere<br />

in Charakter und miete Schönheit.<br />

Charakter baut sich auf und wächst,<br />

während Schönheit verfällt. Mehr dazu<br />

später. Einige Tipps, sobald du Stufe 3 erreicht<br />

hast: Verschiebe einen Teil deines<br />

aktiven Einkommens in Investitionen,<br />

die passives Einkommen generieren und<br />

es dir ermöglichen, ohne ständige Anstrengung<br />

zu verdienen – das ist dein<br />

Fischernetz bei der Arbeit. Kaufe in großen<br />

Mengen, wenn Artikel, die du regelmäßig<br />

brauchst, vorübergehend verbilligt<br />

sind, aber lass dich nicht von Preisnachlässen<br />

für unnötige Artikel verleiten.<br />

Überlege es dir. Wenn etwas 300 Dollar<br />

kostete und nun für 250 Dollar angeboten<br />

wird und du es kaufst, aber nicht benutzt,<br />

hast du nicht 50 Dollar gespart. Du<br />

hast 250 Dollar ausgegeben. Bemühe<br />

dich auch, regelmäßig wiederkehrende<br />

<strong>Ausgabe</strong>n so weit wie möglich zu vermeiden.<br />

Ich habe dies auf die Spitze getrieben,<br />

als ich beschloss, den Besitz von<br />

materiellen Dingen, die an Wert verlieren,<br />

zu minimieren und sie zentral in<br />

einem erschwinglichen Lagerhaus zu lagern,<br />

das mir gehört. Ich lebe nach Bedarf,<br />

das heißt, ich miete das, was ich<br />

brauche, täglich oder wöchentlich, wo<br />

ich will und wann ich will – mit bedarfsgerechten<br />

Upgrades oder Downgrades<br />

des Lebensstils. Ich besitze Immobilien,<br />

aber ich bewohne sie nicht. Ich trage<br />

keine materiellen Dinge von Wert mit<br />

mir. Mein Wert steckt in der Cloud.<br />

Wenn du heute einen Cent hättest<br />

und dein Vermögen jeden Tag verdoppeln<br />

würdest, wärst du am 28.<br />

Tag Millionär, hättest aber am 20.<br />

Tag nur 5000 Dollar.<br />

Bilder: Saygin Yalcin, IMAGO / USA TODAY Network (MeganMendoza The Republic)<br />

Auf Stufe Eins bezahlst du deine Rechnungen<br />

mit deinem aktiven Einkommen.<br />

Wenn du aufhörst zu arbeiten, kannst du<br />

deine Rechnungen nicht bezahlen. Wenn<br />

du aufhörst, mit deinem Speer Fische zu<br />

fangen, bleibst du hungrig.<br />

Auf Stufe Zwei kann dein passives Einkommen<br />

deine Grundrechnungen bezahlen.<br />

In vielen Ländern schaffen die Regierungen<br />

ein Wohlfahrtssystem, das alle<br />

ihre Bürger auf diese Stufe bringt und die<br />

Notwendigkeit eines Lebens am Existenzminimum,<br />

also Stufe Eins, beseitigt.<br />

Nehmen wir an, die Regierung zahlt dir<br />

1000 Dollar pro Monat an Sozialhilfe. Mit<br />

anderen Worten, das wären 12.000 Dollar<br />

passives Einkommen pro Jahr, das dir<br />

praktisch geschenkt wird. Ich halte dies<br />

für ein gefährliches Unterfangen, denn es<br />

entmutigt Unternehmer und Innovationen<br />

und deren Potenzial, zu mehr Wohlstand<br />

für alle beizutragen. Wenn man<br />

gefüttert wird, wird man nicht angeln gehen,<br />

geschweige denn ein innovatives Fischernetz<br />

entwickeln.<br />

Auf Stufe Drei kannst du dir mit deinem<br />

aktiven Einkommen Luxus leisten. Hier<br />

Durch kluges Investment konnte<br />

Bill Gates ein sagenhaftes<br />

Vermögen aufbauen.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

21


Wissen<br />

Wenn du dein<br />

erstes Netz vor<br />

fünf bis zehn<br />

Jahren geknüpft<br />

hast, hast du<br />

jetzt wahrscheinlich<br />

ein gesundes<br />

Maß an Ersparnissen.<br />

Ich kann den größten Teil meines Besitzes<br />

bewegen, wo und wann immer ich<br />

will. Ich habe keine feste Basis. Das bedeutet<br />

für mich Freiheit, Stärke und Seelenfrieden.<br />

Die Welt hat sich durch das<br />

Internet verändert. Unser Verstand muss<br />

folgen. Auf allen Ebenen solltest du darauf<br />

abzielen, dein passives Einkommen<br />

zu steigern. Während Stufe 1 im Allgemeinen<br />

einen durchschnittlichen Arbeitnehmer<br />

charakterisiert, der gerade so<br />

über die Runden kommt, sind Menschen<br />

der Stufe 2 entweder arbeitslos oder<br />

durchschnittliche Rentner in sozialen<br />

Ländern. Sie können ihre Grundbedürfnisse<br />

befriedigen, ohne aktiv arbeiten zu<br />

müssen, sei es aufgrund von kleinen dividendenbringenden<br />

Anlagen, Versicherungen<br />

oder staatlichen Renten- oder<br />

Sozialsystemen. Stufe 3 ist eine Person<br />

mit hohem Einkommen, die die Gelegenheit<br />

hat, starke passive Einkommensströme<br />

aufzubauen, solange sie ihr relativ<br />

lukratives und aktives Einkommen aufrechterhalten<br />

kann.<br />

Auf Stufe 4 kannst du Luxusgüter, Dienstleistungen<br />

oder Erlebnisse ausschließlich<br />

mit deinem passiven Einkommen kaufen.<br />

Viele Menschen bezeichnen dies als reich.<br />

Du hast finanzielle Freiheit und kannst<br />

Komfort genießen. Luxus kann zwar auf<br />

vielfältige Weise definiert werden, aber in<br />

der Regel geht diese Stufe mit Seelenfrieden<br />

und anderen immateriellen Dingen wie Eleganz<br />

und Vergnügen einher, die mit hohen<br />

Kosten verbunden sind. Das ist der Wert<br />

des unternehmerischen <strong>Erfolg</strong>s. Chancenorientierte<br />

Unternehmer konzentrieren sich<br />

auf das Maximieren des Einkommens und<br />

nicht nur auf das Absichern von Verlusten.<br />

Geld und Glück<br />

»Ich habe erkannt, dass es zwei Möglichkeiten<br />

gibt, reich zu sein: viel zu haben<br />

und wenig zu brauchen. Das Beste ist,<br />

wenn man beides erreichen kann.«<br />

Finanzieller <strong>Erfolg</strong> bedeutet nicht unbedingt<br />

Glück. Wenn du ältere Menschen<br />

bittest, auf ihr Leben zurückzublicken und<br />

zu beschreiben, was sie wirklich glücklich<br />

gemacht hat, wirst du hören, dass sie sich<br />

an Momente erinnern, nicht an Dinge.<br />

Kennst du das Brettspiel Monopoly? Man<br />

gewinnt, indem man Vermögenswerte anhäuft.<br />

Aber selbst wenn dir alles gehört,<br />

endet das Spiel und alles wandert zurück in<br />

die Schachtel. Was bleibt, ist der Eindruck,<br />

den du bei den Menschen um dich herum<br />

hinterlassen hast. Das ist das Leben.<br />

Geld ist jedoch ein Mittel zum Zweck.<br />

Manche mögen sagen, es sei nicht so wichtig.<br />

Aber wenn du vom Arzt eine Rechnung<br />

über 100.000 Dollar für eine lebensrettende<br />

Behandlung bekommst, wirst du<br />

»Meine Kinder werden<br />

reich geboren«<br />

von Saygin Yalcin<br />

256 Seiten<br />

Erschienen: April <strong>2023</strong><br />

Finanzbuch Verlag<br />

ISBN: 978-9-948-<strong>04</strong>234-1<br />

merken, wie wichtig Geld ist. Denk daran,<br />

dass die reichsten 1 Prozent mehr als 43<br />

Prozent des gesamten wirtschaftlichen<br />

Vermögens besitzen. Einige wenige haben<br />

viel, und viele haben wenig. Menschen in<br />

Ländern mit hohem Einkommen haben<br />

eine Lebenserwartung bei der Geburt von<br />

81 Jahren, während Menschen in Ländern<br />

mit niedrigem Einkommen durchschnittlich<br />

nur 63 Jahre alt werden. Wohlstand<br />

korreliert stark mit Lebenserwartung und<br />

Glück. Auf welcher Seite willst du stehen?<br />

Sobald man ein gewisses Maß an Vermögen<br />

erreicht hat, wächst es exponentiell.<br />

Dividenden führen zu weiteren Dividenden.<br />

Wenn du heute 1 Cent hättest und<br />

dein Vermögen jeden Tag verdoppeln<br />

würdest, wärst du am 28. Tag Millionär,<br />

hättest aber am 20. Tag nur 5000 Dollar.<br />

Halte also inne und ändere deine Perspektive<br />

von der eines Konsumenten zu der<br />

eines Schöpfers. Dadurch bekommst du<br />

einen neuen Blickwinkel und erkennst<br />

Geschäftsmöglichkeiten. Setze deine Energie<br />

für Aktivitäten ein, die dich zu einem<br />

Eigentümer machen.<br />

Bild: IMAGO / Zoonar (Zoonar.com ConnyPokorny), Cover: FinanzBuch Verlag<br />

22 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Die Lizenz<br />

zum Abnehmen!<br />

Chris Steiner wirbelt eine gesamte<br />

Branche auf – im Liegen!<br />

24<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Bilder: Stefan Kokovic<br />

Wer an Fitness denkt, der<br />

versteht darunter meist<br />

hartes körperliches<br />

Training – und erinnert<br />

sich vielleicht auch an<br />

den Stolz, der einen erfüllt, wenn nach der<br />

Überwindung zahlreicher Herausforderungen<br />

endlich das Ziel erreicht ist. Doch die<br />

Strapazen auf dem Weg zur Traumfigur<br />

will nicht jeder auf sich nehmen, weiß<br />

Chris Steiner. Der zweimalige Fitness-<br />

Zehnkampf-Weltmeister und langjährige<br />

Unternehmer kennt seine Branche wie kein<br />

Zweiter. Er hat schon in den Fitness-Centern<br />

seiner Eltern mitgeholfen – und dabei<br />

sogar das wirtschaftlich schwächste zum<br />

<strong>Erfolg</strong> geführt, wie er uns gegenüber berichtet.<br />

Durch dieses prägende Ereignis<br />

wagte er sich bereits mit 21 Jahren in die<br />

Selbstständigkeit. Schon damals fiel er<br />

durch seine innovativen Ideen auf – eine<br />

große Stärke, die ihn in der Branche bald<br />

konkurrenzlos werden lassen würde.<br />

Wenn der Traum zur Realität wird<br />

Seinen Kunden den Weg zum Traumkörper<br />

besonders einfach zu gestalten, war von Beginn<br />

an Chris Steiners Ziel. Der Wunsch<br />

nach dem perfekten Äußeren sollte auch für<br />

Menschen wahr werden, die Sport und Fitness<br />

eher als unangenehm empfinden; so<br />

lautet auch heute noch seine Überzeugung.<br />

Um hier eine Lösung anbieten zu können,<br />

fokussierte sich der Experte schon damals<br />

auf die Möglichkeiten moderner Technologie:<br />

Mit seinem ersten Unternehmen,<br />

»Lifestyle Ladies«, erlangte er in der Branche<br />

schnell Bekanntheit, vor allem, weil er<br />

hier auf das sogenannte Power Plate® Training<br />

setzte und dabei schließlich sogar zum<br />

Weltmarktführer für diese Methode wurde,<br />

die ursprünglich dafür gedacht war, Astronauten<br />

beim Muskelaufbau zu unterstützen.<br />

Doch bei diesem <strong>Erfolg</strong> beließ es der heutige<br />

Millionär nicht lange: Schon bald<br />

suchte er nach neuen Herausforderungen<br />

und stieg so über die Jahre zum gefragten<br />

Geschäftsmann auf, der bis heute in zahlreiche<br />

weitere Business-Projekte eingebunden<br />

ist. Immer stärker richtete sich sein<br />

Augenmerk dabei auf die Abnehm-Branche<br />

– erstmals eroberte er diesen Markt 2015<br />

mit dem Produkt »Slimando«, einer Kur,<br />

die den Stoffwechsel anregen und somit<br />

einen Gewichtsverlust herbeiführen soll.<br />

»Abnehmen im Liegen« –<br />

Schlank ohne Anstrengung?<br />

Auch bei einem weiteren Unternehmen<br />

steht eine neue Methode zur Gewichtsreduktion<br />

in Steiners Fokus: »Abnehmen im<br />

Liegen« heißt das Projekt, das seinem<br />

Gründer schon zahlreiche <strong>Erfolg</strong>e bescheren<br />

konnte: So habe man den »Two Comma<br />

X-Award« bereits im November des letzten<br />

Jahres erhalten –mit dem »Two Comma C-<br />

Award«, einem Preis für einen Umsatz von<br />

»Die Leute hören von uns und haben zwei Reaktionen.<br />

Entweder: Das geht nicht! oder: Wenn das<br />

geht, bin ich dein bester Kunde!«<br />

25 Millionen US-Dollar, werde man zum<br />

Jahresende ausgezeichnet, berichtet Steiner.<br />

Damit sei »Abnehmen im Liegen« eines der<br />

ersten Unternehmen in Europa, die eine<br />

solche Auszeichnung erhielten. Den großen<br />

<strong>Erfolg</strong> seiner Firma sieht der Fitness-Experte<br />

unter anderem in der fortschrittlichen<br />

Technologie begründet: Diese könne so gezielt<br />

eingesetzt werden, dass sie nur an den<br />

gewünschten Körperpartien das Fett<br />

schrumpfen lasse; ein Alleinstellungsmerkmal,<br />

das ihn de facto konkurrenzlos in der<br />

Branche mache. Das alles klingt fast ein<br />

bisschen zu schön, um wahr zu sein. Doch<br />

die Skepsis, die ihm entgegenschlage, ließe<br />

sich leicht zum Positiven wenden, erläutert<br />

Steiner, denn sie könne recht einfach in<br />

Neugier verwandelt werden: »Die Leute<br />

hören von uns und haben zwei Reaktionen.<br />

Entweder: Das geht nicht! oder: Wenn das<br />

geht, bin ich dein bester Kunde!« Durch ein<br />

Test-Training könnten dann beide Personengruppen<br />

gleichermaßen überzeugt werden,<br />

behauptet er.<br />

Mitarbeitermotivation dank Lizenzmodell<br />

Dass Steiner seine unternehmerischen Ziele<br />

so oft erreichen oder sogar übertreffen<br />

konnte, ist seiner Meinung nach aber nicht<br />

nur auf die technischen Errungenschaften<br />

zurückzuführen, sondern auch seinen Partnern<br />

zu verdanken. Deren dauerhafte Motivation<br />

begründet er zumindest teilweise mit<br />

der Einführung eines Lizenzmodells: »Ich<br />

habe mir überlegt: Ich muss einen Weg finden,<br />

(…) wie diejenigen, die sehr gut arbeiten,<br />

viel verdienen können«, erinnert sich<br />

Steiner. Durch die Vergabe von Lizenzen<br />

könnten seine Partner selbstständig agieren<br />

und müssten deswegen auch ein hohes Maß<br />

an Eigenverantwortung an den Tag legen.<br />

Ein weiterer Grund für ihr Engagement sei,<br />

dass er selbst stets für sie ansprechbar sei: So<br />

halte er sowohl durch regelmäßige Zoom-<br />

Calls als auch durch persönliche Treffen<br />

engen Kontakt zu seinen Partnern.<br />

Mit 10.000 Partnern in die Zukunft<br />

Der bereits erreichte <strong>Erfolg</strong> mit knapp<br />

1.000 selbständigen Partnern ist Chris Steiner<br />

noch nicht genug. Sein ehrgeiziges Ziel<br />

ist es, 10.000 Menschen den Weg in die<br />

Selbstständigkeit zu ermöglichen. »Mit<br />

unserem Konzept und unserer einzigartigen<br />

Technologie ermöglichen wir Menschen<br />

den Start in die Selbstständigkeit auf<br />

einer soliden Basis und mit einer enormen<br />

Nachfrage. Gleichzeitig erlaubt unser Lizenzmodell<br />

enorme Freiheiten bei der Umsetzung.<br />

Man braucht nur fünf Quadratmeter,<br />

um 5.000 Euro oder mehr Umsatz<br />

im Monat zu machen«, verrät Steiner. Doch<br />

selbst 10.000 Partner sind dem motivierten<br />

Unternehmer noch lange nicht genug. Um<br />

sein Imperium noch weiter auszubauen,<br />

hat er sich kürzlich die Exklusivrechte für<br />

weitere Technologien gesichert, die ebenfalls<br />

für eine enorme Nachfrage und Kundenzufriedenheit<br />

sorgen dürften. Angst,<br />

dass ihm ein sich wandelndes Schönheitsideal<br />

einen Strich durch seine langfristige<br />

Planung machen könnte, hat Chris Steiner<br />

nicht. Seiner Meinung nach wird es auch in<br />

absehbarer Zukunft so bleiben, dass sich<br />

die Menschen in einem schlanken und vitalen<br />

Körper einfach wohler fühlen.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

25


Einstellung<br />

Die Zeile »<strong>Erfolg</strong> ist kein Glück,<br />

sondern nur das Ergebnis von<br />

Blut, Schweiß und Tränen« in<br />

einem Song von Rapper Kontra K<br />

brachte Biyon Kattilathu auf dem<br />

Laufband zum Nachdenken.<br />

26<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


Einstellung<br />

<strong>Erfolg</strong> ist kein Glück!<br />

Oder doch?<br />

Ein Gastbeitrag von Dr. Biyon Kattilathu<br />

Ich stehe auf dem Laufband im Fitness-Studio<br />

und habe, um mich zu<br />

motivieren, die Deutschrap-Playlist<br />

angemacht. Ein Song folgt dem<br />

anderen. Dann kommt der Song,<br />

der mich aufhorchen lässt: »<strong>Erfolg</strong> ist<br />

kein Glück« von Rapper Kontra K. Ich<br />

höre genau hin: »<strong>Erfolg</strong> ist kein Glück,<br />

sondern nur das Ergebnis von Blut,<br />

Schweiß und Tränen« heißt es im Refrain.<br />

Ich höre sofort zwei Stimmen in<br />

mir. Die eine Stimme sagt: »Ja! Genauso<br />

ist es! Von nichts kommt nichts!« Diese<br />

Stimme lässt mich auch unmittelbar die<br />

Geschwindigkeit des Laufbands um<br />

gleich vier Kilometer pro Stunde erhöhen.<br />

Aber da ist noch eine andere, in<br />

diesem Moment leisere Stimme, die sagt:<br />

»<strong>Erfolg</strong> ist auch schon Glück. «<br />

Eins vorweg: Wir werden hier nicht die<br />

Wahrheit herausfinden, aber ich finde, es<br />

lohnt sich, dieses Thema etwas näher zu<br />

betrachten, um sich einer ganz persönlichen<br />

Wahrheit zu nähern, die glücklicher<br />

und erfolgreicher machen kann.<br />

Aus meiner Doktorarbeit im Bereich<br />

Motivationspsychologie weiß ich noch,<br />

dass man als Ausgangspunkt auf eine<br />

Frage zunächst eine Definition braucht.<br />

»<strong>Erfolg</strong>« wird hierbei als »positives Ergebnis<br />

einer Bemühung« bezeichnet und<br />

»Glück« als »angenehme und freudige<br />

Gemütsverfassung, in der man sich<br />

Bilder: IMAGO / Panama Pictures, Stephan Zimmer<br />

<strong>Erfolg</strong> ist kein Glück,<br />

also nicht nur.<br />

befindet, wenn man in den Besitz oder<br />

Genuss von etwas kommt, das man sich<br />

gewünscht hat.« Beide Wörter vereint<br />

also die Tatsache, dass am Ende ein<br />

positives Ergebnis beziehungsweise Erlebnis<br />

steht. Auf der einen Seite geht<br />

dem eine Bemühung voraus, auf der<br />

anderen Seite ein Wunsch. Manchmal<br />

wünsche ich mir allerdings Dinge so<br />

sehr, dass man dieses Wünschen bereits<br />

als Bemühung betrachten könnte – und<br />

dann wäre <strong>Erfolg</strong> gleich Glück.<br />

Ich bin aber kein Fan von Definitionen.<br />

Ich bin ein Gefühlsmensch. Deswegen<br />

suche ich einen anderen, gefühlvolleren<br />

Ansatz. Ich frage mich: Wer ist der erfolgreichste<br />

Mensch, den ich kenne?<br />

Viele würden jetzt von historischen<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

27


Einstellung<br />

Wenn also »<strong>Erfolg</strong> = Glück« sein soll, dann<br />

kann ich das »Glück« ja eventuell aufsplitten<br />

in »Vorbereitung + Gelegenheit«.<br />

Persönlichkeiten oder von CEOs großer<br />

Unternehmen sprechen, ich denke an<br />

jemand anderen: an meine Mutter!<br />

Sie kam mit 17 Jahren aus Indien nach<br />

Deutschland. Hat im Schichtdienst eines<br />

Krankenhauses hart gearbeitet und mir<br />

ein Leben in Deutschland ermöglicht. Sie<br />

war und ist erfolgreiche Mutter, Ehefrau<br />

und für mich der meistinspirierende<br />

Mensch, den ich kenne. War und ist ihr<br />

<strong>Erfolg</strong> Glück? Teilweise ja, teilweise nein.<br />

Sie hat wie gesagt hart gearbeitet, aber<br />

die Chance, als Krankenschwester in den<br />

70er Jahren nach Deutschland zu kommen,<br />

konnte sie nicht nur mit ihrem<br />

Eifer forcieren. Diese Chance war wohl<br />

– Glück? Ich werfe an dieser Stelle nicht<br />

das Wort »Schicksal« mit ins Rennen,<br />

sonst wird das hier ein 200-seitiges Buch<br />

mit offenem Ende.<br />

Okay, der Ansatz mit meiner Mutter war<br />

auch nur so halb aufschlussreich, um<br />

eine Antwort auf die Frage zu finden, ob<br />

<strong>Erfolg</strong> gleich Glück ist. Wie ist es denn<br />

bei mir ganz persönlich? In vielen Interviews<br />

werde ich nach meinem »<strong>Erfolg</strong>«<br />

gefragt. Ich frage ganz häufig zurück,<br />

was der Journalist oder die Journalistin<br />

denn als meinen <strong>Erfolg</strong> bezeichnen<br />

würde. Das mache ich nicht, um sie zu<br />

verwirren. Es ist wirkliches Interesse.<br />

Meistens wird dann auf meine Spiegel-<br />

Bestseller verwiesen oder auf Tausende<br />

von Menschen, die zur Tour kommen.<br />

Ich sage dann immer, dass ich das nicht<br />

als »<strong>Erfolg</strong>« bezeichne. Manchmal bediene<br />

ich mich dann eines platten Kalenderspruchs<br />

und sage so was wie »<strong>Erfolg</strong><br />

ist, was folgt, wenn man seiner Bestimmung<br />

folgt«. Es ist aber auch ein großes<br />

Glück, wenn man seiner Bestimmung<br />

folgen darf und kann. Ich weiß nicht, ob<br />

ich heute tun könnte, was ich tue, wenn<br />

ich in Vallamkullam, dem kleinen südindischen<br />

Dorf meiner Eltern geboren<br />

und aufgewachsen wäre. So, jetzt sind<br />

wieder an dem Punkt, dass <strong>Erfolg</strong> also<br />

gleich Glück sein kann. Andererseits erwische<br />

ich mich wieder dabei, dass sich<br />

etwas sehr heftig in mir sträubt, wenn<br />

manche Menschen mir sagen, dass ich<br />

Glück hatte. Denn da halte ich es wie der<br />

Golfer Arnold Palmer, der gesagt haben<br />

soll: »Einige Leute behaupten, ich sei ein<br />

glücklicher Golfer. Aber wissen Sie was?<br />

Je härter ich trainiere, desto mehr Glück<br />

habe ich.« Bäm! Das gefällt mir! Aber so<br />

bringt uns auch dieser Ansatz nicht<br />

wirklich weiter in unserer Kernfrage.<br />

Vielleicht hilft mir mein Studium zum<br />

Diplom-Ingenieur hier weiter. In diesem<br />

28 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


Buchtipps<br />

ging es nämlich viel um Formeln. Und<br />

manchmal musste ich neue Formeln aus<br />

alten Formeln herleiten. Wenn also »<strong>Erfolg</strong><br />

= Glück« sein soll, dann kann ich<br />

das »Glück« ja eventuell aufsplitten in<br />

»Vorbereitung + Gelegenheit«. So war es<br />

ja auch bei meiner Mutter, die vorbereitet<br />

war auf die Chance, nach Deutschland<br />

zu kommen und dann die Gelegenheit<br />

bekam. So war es auch stets bei mir.<br />

Daraus würde sich dann eine neue Formel<br />

ergeben, die da lautet: »Vorbereitung<br />

+ Gelegenheit = <strong>Erfolg</strong>«. Damit kann ich<br />

leben. Denn so liegt ein Teil des Glücks<br />

bei mir und ein Teil des Glücks hängt ab<br />

von Variablen, die ich nicht oder nur<br />

teilweise mitbestimmen kann.<br />

Das Laufband hat bereits gestoppt.<br />

Ich schaue kurz auf mein Handy und<br />

sehe: Das Lied »<strong>Erfolg</strong> ist kein Glück«<br />

hat über 120 Millionen Aufrufe auf Spotify.<br />

Eine unfassbare Zahl! Und ich bin<br />

mir sicher, dass viele von diesen Hörerinnen<br />

und Hörern kopfnickend dem<br />

»Das Amazon-Geheimnis«<br />

von Bill Carr, Colin Bryar<br />

384 Seiten, erschienen: August 2021<br />

HarperCollins, ISBN: 978-3-749-90260-6<br />

Amazon hat die Wirtschaftswelt wie kein zweites Unternehmen<br />

verändert. Wie ist es dem Netzgiganten gelungen, sich derart<br />

auf die Bedürfnisse seiner Kunden einzustellen? Welche wesentlichen<br />

Bausteine der Unternehmenskultur führten zu diesem <strong>Erfolg</strong>,<br />

und was sind die 14 Leadership-Prinzipien von Amazon?<br />

»Die Kunst, Menschen zu begeistern«<br />

von Nico Gundlach, Lukas Fricke<br />

240 Seiten, erschienen: Januar 2022<br />

Redline Verlag, ISBN: 978-3-868-81875-8<br />

Sie haben eine brillante Idee oder ein perfektes Produkt? Dann<br />

müssen Sie sich als Gründer oder Unternehmer »nur« noch eine<br />

entscheidende Frage stellen: Wie kann ich andere von meinem<br />

Konzept überzeugen? Die Markenpraktiker Nico Gundlach und<br />

Lukas Fricke wissen, wie das geht — mit einem grandiosen Pitch!<br />

Wer ist der erfolgreichste<br />

Mensch,<br />

den ich kenne? [...]<br />

meine Mutter!<br />

»Don’t Fail«<br />

von Thomas Willberger<br />

215 Seiten, erschienen: April 2022<br />

Campus Verlag, ISBN: 978-3-593-51547-2<br />

Thomas Willberger hat mit seinen Start-ups alle typischen<br />

Probleme selbst erlebt und (gerade noch) rechtzeitig gegengesteuert.<br />

Hier beschreibt er in kurzen Kapiteln die klassischen<br />

Fehler in der Gründungsphase, im ersten Jahr und<br />

während des Scale-ups.<br />

Text zustimmen würden. Und dann erwische<br />

ich mich, wie auch ich mit nicke,<br />

denn es stimmt ja auch. Teilweise. <strong>Erfolg</strong><br />

ist kein Glück, also nicht nur. Ich glaube,<br />

unser Leben würde auch viel von seiner<br />

Spannung und Überraschung einbüßen,<br />

wenn es nicht Dinge gäbe, die uns vorkommen<br />

wie Magie oder Schicksal.<br />

Der Autor<br />

»Limbeck. Vertriebsführung.«<br />

von Martin Limbeck<br />

448 Seiten, erschienen: Oktober 2019<br />

Gabal, ISBN: 978-3-869-36931-0<br />

Vertriebe stehen vor der Herausforderung, sich vollkommen<br />

neu aufzustellen. Das verlangt von Vertriebsleitern und Führungskräften<br />

nicht nur geballtes Wissen über die aktuellen<br />

Entwicklungen des Marktes und der Kundschaft, sondern<br />

auch die klare Fokussierung auf die Führungsarbeit.<br />

Bilder: adrian rigele globe wien, eventim<br />

Dr. Biyon Kattilathu ist Autor, Motivationstrainer<br />

und Podcaster. Er hat mehrere Spiegel-Bestseller<br />

geschrieben und veranstaltet Live-Events und Seminare<br />

zu den Themen Selbstliebe, Glück und <strong>Erfolg</strong>.<br />

»Wissen zu Geld«<br />

von Oliver Pott, Jan Bargfrede<br />

240 Seiten, erschienen: Oktober 2020<br />

Redline Verlag, ISBN: 978-3-593-51268-6<br />

Oliver Pott und Jan Bargfrede zeigen Ihnen, wie Sie mit<br />

Ihrem Wissen ein eigenes Internetbusiness aufbauen.<br />

Sie erfahren, wie Sie in nur vier Schritten Ihr Wissen<br />

kartieren, seinen wertvollsten Kern freilegen und die<br />

ersten Kunden gewinnen.<br />

Cover: HarperCollins, Redline Verlag, Campus, Gabal<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

29


Wissen<br />

30 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


Wissen<br />

Den eigenen<br />

Perfektionismus<br />

feiern<br />

Die Wiederentdeckung der Talente und Vorteile hinter dem unstillbaren Verlangen,<br />

sich selbst zu übertreffen<br />

BUCHAUSZUG AUS »PERFEKTIONISMUS: (FAST) EINE LIEBESERKLÄRUNG« VON KATHERINE MORGAN SCHAFLER<br />

Bilder: IMAGO / PA Images, Depositphotos / chepko<br />

Es gibt etliche Bücher und Artikel<br />

über den Perfektionismus.<br />

Was auffällt, ist die schamauslösende,<br />

emotional aufgeladene<br />

und stark pathologisierende<br />

Darstellung des Perfektionismus,<br />

die die Wellnessbranche so unkritisch<br />

verbreitet. Schon allein das aus der Medizin<br />

entlehnte Vokabular (heilen, behandeln,<br />

genesen, Leiden etc.) bewirkt, dass<br />

wir Perfektionismus mit Krankheit assoziieren.<br />

Wenn der Perfektionismus zu<br />

einem eindimensionalen, negativen<br />

Konstrukt simplifiziert wird, akzeptiert<br />

man leicht die grob maladapvereinfachende<br />

Vorstellung, dass Perfektionismus<br />

schlecht ist. Es wird zur selbstverständlichen<br />

Gewohnheit, alles, was wir nicht<br />

mögen, unserem Perfektionismus zuzuschreiben.<br />

Die quälende Unfähigkeit,<br />

unseren Körper zu lieben? Der Grund<br />

dafür muss unser Perfektionismus sein.<br />

Das Unbehagen, das uns wie aus dem<br />

Nichts überkommt? Die Sorge, zu spät zu<br />

kommen? Die Unentschlossenheit, in<br />

welcher Farbe das Wohnzimmer gestrichen<br />

werden soll? Zunehmende Schlafstörungen?<br />

All das schieben wir auf unseren<br />

Perfektionismus.<br />

Reflexartig bringen wir sowohl Frustrationen<br />

im täglichen Leben als auch ein<br />

breites Spektrum an psychischen Störungen<br />

(Magersucht, Zwangsstörungen etc.)<br />

mit dem Perfektionismus in Verbindung.<br />

Dabei gibt es bisher nicht einmal eine einheitliche<br />

Definition, was Perfektionismus<br />

Es wird zur selbstverständlichen<br />

Gewohnheit, alles,<br />

was wir nicht<br />

mögen, unserem<br />

Perfektionismus<br />

zuzuschreiben.<br />

ist. Weil darüber noch kein wissenschaftlicher<br />

Konsens besteht, formulieren Forschende<br />

eigene unabhängige Definitionen,<br />

um zu beschreiben, was es bedeutet,<br />

ein perfektionistischer Mensch zu sein.<br />

Manche Definitionen überschneiden<br />

sich, manche stehen in direktem Widerspruch<br />

zueinander. Keine dieser Definitionen<br />

erfasst die komplexe, kaleidoskopische<br />

Kraft, die der Perfektionismus ist.<br />

Diesen Anspruch erhebt auch keine.<br />

Unter Psychologinnen und Psychologen<br />

besteht weitgehend Einigkeit darüber,<br />

dass unsere Forschung zu diesem Thema<br />

noch in den Kinderschuhen steckt,<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

31


Wissen<br />

Arbeitet hart an<br />

ihrem perfekten<br />

Aussehen: Kim<br />

Kardashian 2006<br />

und <strong>2023</strong>.<br />

sodass unser Verständnis entsprechend<br />

begrenzt ist. Je mehr wir zu konkretisieren<br />

versuchen, was Perfektionismus ist,<br />

desto klarer wird uns, dass er ein multidimensionales<br />

und kompliziertes Konstrukt<br />

ist, das ganz individuelle Formen<br />

annimmt.<br />

In den letzten Jahrzehnten wurde erforscht,<br />

welche Befähigungsfaktoren dazu<br />

führen, dass es manchen perfektionistischen<br />

Menschen ausgesprochen gut geht,<br />

während andere leiden. Das Ergebnis war<br />

eine nicht ganz unumstrittene Zweiteilung<br />

in den adaptiven Perfektionismus<br />

»Perfektionismus«<br />

von Katherine Morgan Schafler<br />

400 Seiten<br />

Erschienen: Mai <strong>2023</strong><br />

kailash<br />

ISBN: 978-3-424-63227-9<br />

(bei dieser Variante wird der Perfektionismus<br />

auf eine gesunde Art zum eigenen<br />

Vorteil genutzt) und den maladaptiven<br />

Perfektionismus (das ist die ungesunde<br />

Variante des Perfektionismus). Die Forschung<br />

zeigt, dass der adaptive Perfektionismus<br />

– im Gegensatz zum maladaptiven<br />

– mit einer ganzen Reihe von Vorteilen<br />

verbunden ist, unter anderem mit einer<br />

höheren Selbstachtung, einem stärkeren<br />

Engagement bei der Arbeit, einem höheren<br />

psychischen Wohlbefinden und weniger<br />

gefühlten persönlichen Misserfolgen.<br />

Statt in ein negatives Bewältigungs- verhalten<br />

wie Rumination (Wiederkäuen)<br />

oder Konfliktvermeidung zu verfallen,<br />

gehen adaptive Perfektionisten auf eine<br />

problembezogene und lösungsorientierte<br />

Weise mit Stress um. Verglichen mit den<br />

maladaptiven Perfektionisten zeigen sie<br />

eine höhere Motivation, Ziele zu erreichen.<br />

Außerdem sorgen sie sich weniger<br />

und sind optimistischer, was zukünftige<br />

Leistungen betrifft. Vielleicht liegt das daran,<br />

dass der adaptive Perfektionismus<br />

sich als ein signifikanter Prädiktor für das<br />

Auftreten von »Flow«-Zuständen erwies<br />

– das sind Zustände einer intensiven, aber<br />

mühelosen Konzentration auf eine Aufgabe<br />

oder ein Ziel.<br />

Der Psychologieprofessor und Forscher<br />

Dr. Joachim Stoeber ist ein führender<br />

Perfektionismus-Experte. Er veröffentlichte<br />

das wegweisende Werk The Psychology<br />

of Perfectionism: Theory, Research,<br />

and Applications, in dem er einen<br />

umfassenden Überblick über die Perfektionismus-Forschung<br />

gab, und untersuchte<br />

zusammen mit der angesehenen<br />

Psychologieprofessorin und Forscherin<br />

Dr. Kathleen Otto die Arten, auf die adaptive<br />

Perfektionisten erfolgreich sind.<br />

Interessanterweise verglichen Stoeber<br />

und Otto dabei adaptive und maladaptive<br />

32 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


Wissen<br />

Bilder: IMAGO / Picturelux (Ima Kuroda) / ZUMA Wire (Photo Image Press), Depositphotos / Syda_Productions, Cover: kailash<br />

Perfektionisten nicht nur miteinander,<br />

sondern auch mit Nicht-Perfektionisten.<br />

Von diesen drei Gruppen schnitten die<br />

adaptiven Perfektionisten beim Selbstwertgefühl<br />

und bei der Kooperationsfähigkeit<br />

am besten ab. Zudem zeigten sie<br />

eine geringere Neigung zu Prokrastination,<br />

Defensivität und maladaptivem Bewältigungsverhalten<br />

und hatten weniger<br />

zwischenmenschliche Probleme und somatische<br />

Beschwerden.<br />

Weitere Studien, in denen adaptive Perfektionisten,<br />

maladaptive Perfektionisten<br />

und Nicht-Perfektionisten befragt und<br />

miteinander vergleichen wurden, ergaben,<br />

dass die adaptiven Perfektionisten<br />

am meisten Sinnhaftigkeit, subjektives<br />

Glück und Lebenszufriedenheit empfanden.<br />

Wie bereits frühere Studien zeigten,<br />

sind adaptive Perfektionisten zudem weniger<br />

selbstkritisch und am meisten daran<br />

interessiert, mit anderen Menschen<br />

zusammenzuarbeiten. Weil von den drei<br />

untersuchten Gruppen die adaptiven Perfektionisten<br />

die geringste Neigung zu<br />

Ängsten und Depressionen zeigten, wurden<br />

weitere Studien durchgeführt, um<br />

herauszufinden, ob der adaptive Perfektionismus<br />

als Schutzfaktor gegen Ängste<br />

und Depressionen dienen kann oder<br />

nicht. Kann der adaptive Perfektionismus<br />

die emotionale Sicherheit erhöhen und<br />

das Wohlbefinden fördern? Wie sich herausstellte,<br />

kann er das tatsächlich.<br />

Im Mainstream-Diskurs über den Perfektionismus<br />

kommt der adaptive Perfektionismus<br />

gar nicht vor. Stattdessen wird das<br />

gesamte Spektrum des Perfektionismus<br />

immer wieder auf die negativen Aspekte<br />

reduziert und pauschal verdammt. Das<br />

heißt, dass es in den allermeisten Diskussionen<br />

über den Perfektionismus eigentlich<br />

nur um den maladaptiven Perfektionismus<br />

geht. Es ist nicht ungewöhnlich,<br />

dass die Wellnessbranche differenzierte<br />

Schemata zu einem grob verallgemeinerten<br />

Konzept verkürzt. Wer erinnert sich<br />

nicht an den Low-Fat-Wahn der Neunzigerjahre?<br />

Damals wurde alles Fett als<br />

schlecht und ungesund betrachtet. Es<br />

wurde nicht zwischen ungesättigten Fetten<br />

(zum Beispiel in Avocados) und<br />

Transfetten (zum Beispiel in Doughnuts)<br />

unterschieden. Fett war schlecht. Fettarm<br />

war gut, fettfrei am besten.<br />

Da unser Verständnis des Perfektionismus<br />

wächst, werden einseitige Sichtweisen des<br />

Konstrukts mit der Zeit aufgegeben werden.<br />

Bisher hat die Auffassung, dass Perfektionismus<br />

schlecht ist, aber noch einen<br />

festen Platz in der modernen Psyche. Wir<br />

denken, wenn wir unseren Perfektionismus<br />

nur irgendwie loswerden könnten,<br />

wie die vielen Selbsthilfebücher es uns<br />

lehren, dann würde unser Leben in jeder<br />

Hinsicht besser. Oder anders ausgedrückt,<br />

wenn wir es uns nur ein für alle Mal abgewöhnen<br />

könnten, perfektionistisch zu<br />

Das gesamte Spektrum des Perfektionismus<br />

wird immer wieder auf die negativen<br />

Aspekte reduziert und pauschal verdammt.<br />

Maladaptiver Perfektionismus ist für viel<br />

Betroffene purer Stress.<br />

sein, und lernen würden, eine andere Version<br />

(insbesondere eine »ausgeglichenere«<br />

Version) von uns selbst zu werden, dann<br />

könnten wir endlich verschnaufen, glücklich<br />

sein und unser Leben wirklich genießen.<br />

Schön wär’s.<br />

Abgesehen davon, dass die pauschale Pathologisierung<br />

des Perfektionismus eine<br />

grobe Falschdarstellung dieses viel umfassenderen<br />

Konstrukts ist, ist der Ausmerzungsansatz<br />

(so wirst du deinen Perfektionismus<br />

los) schlicht zum Scheitern<br />

verurteilt. Perfektionistische Menschen<br />

aufzufordern, nicht mehr perfektionistisch<br />

zu sein, ist so, als würde man wütende<br />

Leute auffordern, sich zu beruhigen.<br />

Das hat in der Geschichte der Menschheit<br />

noch nie funktioniert. Doch obwohl wir es<br />

besser wissen müssten, versuchen wir weiterhin<br />

hartnäckig, perfektionistische Menschen<br />

dazu zu bringen, sich in das Mittelmaß<br />

zu verlieben. Das wird nicht<br />

passieren. Wenn jemand sich als perfektionistisch<br />

betrachtet, ist das ein dauerhaftes<br />

Identitätsmerkmal. Wir reden nicht<br />

nur phasenweise von unserem Perfektionismus,<br />

weil wir ihn nicht nur phasenweise<br />

erleben. Zum Beispiel könnte jemand<br />

sagen: »Nach dem College machte<br />

ich eine depressive Phase durch.« Aber wir<br />

machen keine perfektionistische Phase<br />

durch. Wir erleben unseren Perfektionismus<br />

instinktiv, als einen tiefsitzenden und<br />

festen Bestandteil unserer Persönlichkeit,<br />

also ganz anders als eine äußere Erfahrung.<br />

Perfektionistische Menschen nehmen<br />

ihr Leben lang die Kluft zwischen der<br />

Wirklichkeit und dem Ideal wahr und<br />

verspüren stets den Impuls, diese Kluft<br />

aktiv zu überbrücken. Der Perfektionismus<br />

ist also eine psychische Konstante.<br />

Für Menschen, die sich als perfektionistisch<br />

empfinden, ist das ein bleibender Teil<br />

ihrer Identität. Das stellte ich bei meiner<br />

Arbeit immer wieder fest. Auch in der<br />

Forschung besteht inzwischen Einigkeit<br />

darüber, dass »perfektionistisch sein« ein<br />

dauerhafter Identitätszustand ist. Jeder<br />

Versuch, deinen Perfektionismus loszuwerden,<br />

ist so sinnlos als würdest du versuchen,<br />

den Wind mit einem Besen aufzuhalten.<br />

Der Perfektionismus ist zu<br />

mächtig, um ihn auszumerzen. Wenn du<br />

versuchst, ihn wie eine schlechte Angewohnheit<br />

abzulegen, um dir etwas Gutes<br />

zu tun, vergeudest du lediglich Energie.<br />

Perfektionismus soll nicht zerstört, sondern<br />

gesteuert werden. (Übrigens soll er<br />

auch genossen werden, aber dazu kommen<br />

wir später). Um etwas erfolgreich<br />

steuern zu können, muss man fähig sein,<br />

es sowohl in seinen Anfängen als auch in<br />

seinen fortgeschrittensten Stadien zu erkennen<br />

– und in allen Zwischenstadien<br />

ebenfalls. Zunächst müssen wir besser<br />

verstehen, was Perfektionismus ist.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

33


<strong>Erfolg</strong><br />

LEWIS CAPALDI:<br />

DER SUPERSTAR IM SOFA-OUTFIT<br />

Es gibt Stars, die so hell strahlen<br />

wie die Venus, die genauso weit<br />

weg sind und über allem Irdischen<br />

erhaben zu sein scheinen.<br />

Diese Stars sind wie Avatare<br />

unserer eigenen Wünsche und<br />

Projektionen. Und dann gibt es Lewis<br />

Capaldi. Er ist kein Avatar unserer Wünsche<br />

und Projektionen, weil er aus Fleisch<br />

und But ist und irgendwie nebenan zu<br />

wohnen scheint. Er verzichtet nach dem<br />

Motto »Come as you are« auf spektakuläre<br />

Bühnenoutfits und special effects, er geht<br />

auf die Bühne und singt. Dabei sieht er<br />

aus, als hätte er sich in seinem Bett noch<br />

einmal genüsslich umgedreht, als ihm siedend<br />

heißt einfiel, dass er noch ein Konzert<br />

zu geben hat und mal eben auf die<br />

Bühne eilt. Er ist das Gegenstück zu den<br />

Avataren, den durchgestylten Kunstfiguren,<br />

die den Fans unnahbar eine Kunstwelt<br />

verkaufen und damit große Hallen<br />

füllen. Aber große Hallen füllt Lewis Capaldi<br />

auch – in seinem Sofa-Outfit.<br />

Capaldis Durchbruch war sein Song<br />

»Bruises«, der auf Spotify innerhalb kürzester<br />

Zeit 25 Millionen Mal gestreamt<br />

wurde – und das noch ohne Plattenvertrag.<br />

Der Schotte singt über Emotionen<br />

und über das Menschsein. Damit berührt<br />

er vor allem junge Menschen auf der ganzen<br />

Welt, denen Capaldis Musik und<br />

34 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Persönlichkeit mehr bringen, als unnahbare<br />

Kunstfiguren. Sie kaufen seine Platten<br />

und fühlen sich mit ihm verbunden.<br />

Durch seine Musik können sie ihre eigenen<br />

Gefühle zulassen, sich fallen lassen<br />

und verstanden fühlen. Mit seinem Video<br />

zu »Wish you the best« machte er vor einigen<br />

Wochen Schlagzeilen, weil er seine<br />

Fans reihenweise zum Weinen gebracht<br />

hat. In dem Video geht es um einen alten<br />

Briefträger und seiner rührenden Freundschaft<br />

zu seinem Hund.<br />

Mit elf Jahren Auftritte in Pubs<br />

Seine Musikerlaufbahn begann im Alter<br />

von neun Jahren, als er begann Gitarre zu<br />

spielen. Mit elf Jahren trat Lewis Capaldi<br />

in den Pubs seiner schottischen Heimat<br />

Bathgate auf. Später ging er an das New<br />

College Lanarkshire südöstlich von Glasgow,<br />

um dort Musik zu studieren. Lewis<br />

Capaldi veröffentlichte seine Songs auf<br />

SoundCloud und wurde 2016 von seinem<br />

künftigen Manager Ryan Walter entdeckt.<br />

Er veröffentlichte seine Debütsingle<br />

»Bruises« im Frühling 2017 und schob<br />

gleich seine EP »Bloom« hinterher. 2018<br />

brachte der Musiker seine zweite EP heraus:<br />

»Breach«. Unter den neuen Songs<br />

war auch »Someone You Loved«, der die<br />

weltweiten Charts stürmte und Rekorde<br />

brach.<br />

Der <strong>Erfolg</strong> brach über Lewis Capaldi ein<br />

wie ein Platzregen, doch er ist scheinbar<br />

derselbe geblieben. Auf seinen Album-<br />

Covers sieht er immer noch aus wie Lewis<br />

von nebenan aus, auch wenn seine Stylisten<br />

versucht haben, seine Outfits gebügelt<br />

aussehen zu lassen, was tatsächlich etwas<br />

befremdlich wirkt. Lewis Capaldi bleibt<br />

der Gegenentwurf zur Kostüm-Elite, zu<br />

der wohl auch Elton John zählt. Der ist<br />

dennoch ein Fan von Lewis Capaldi und<br />

hat ihn sogar zu sich nach Nizza eingeladen.<br />

Dabei entstand ein Foto von den<br />

beiden, das die Unterschiede unterstreicht:<br />

Elton John im bunten Sommeroutfit<br />

und Lewis Capaldi in einem<br />

schwarzen Shirt. Zu essen gab es bei diesem<br />

Treffen Shrimps mit Gemüse. Lewis<br />

Capaldi hat danach gepostet: »Danke für<br />

das kostenlose Essen, Elton John.«<br />

damit beschäftigt, sich über sich und seinen<br />

<strong>Erfolg</strong> lustig zu machen. Er postete<br />

zum Beispiel eine Persiflage seines eigenen<br />

Videos zu »Bruises«, der Song, der<br />

dem 26-Jährigen den plötzlichen <strong>Erfolg</strong><br />

gebracht hat. Das weiß er auch durchaus<br />

zu schätzen: »Ohne Bruises würde ich in<br />

Unterwäsche vor der Playstation sitzen.«<br />

Seine Selbstironie und seine gefühlvolle<br />

Musik machen ihn als Künstler aus, der<br />

innerhalb kürzester eine riesige Fangemeinde<br />

aufgebaut hat. Aber es gibt auch<br />

die andere Seite des Lewis Capaldi.<br />

Hinter den Kulissen<br />

Der Schotte redet immer wieder über<br />

seine mentalen Probleme, leidet unter<br />

Ängsten und fühlt sich wie ein Hochstapler.<br />

In seiner neuesten Single »How I‘m<br />

Feeling Now« singt er zum ersten Mal<br />

über seine mentale Gesundheit. Der Titel<br />

ist auch der Name der Doku, die Netflix<br />

über ihn gedreht hat und die seit April<br />

gestreamt werden kann. Hier zeigt sich<br />

ein Künstler, der einfach nur ein Mensch<br />

ist, der sehr verletzlich ist, der durchblicken<br />

lässt, dass seine Ironie möglicherweise<br />

nur Selbstschutz ist. Er redet über<br />

seine Unsicherheit, die aber nicht – wie<br />

man erwarten könnte – durch seinen <strong>Erfolg</strong><br />

zu Selbstsicherheit wird. Er sagt, er<br />

habe sich nie unsicherer gefühlt. Dabei<br />

hätten die Avatare der Branche viel mehr<br />

Grund Angst zu haben, ihre Maske zu<br />

verlieren und entlarvt zu werden. Lewis<br />

Capaldi versteckt sich nicht.<br />

»Die Songs, die ich<br />

schreiben will<br />

sind emotionale<br />

Songs, über Liebe<br />

oder Verlust.«<br />

Auf der Homepage seines Labels Universal<br />

Music heißt es, die Idee für das zweite<br />

Album sei einfach, aber wirkungsvoll.<br />

Wie schon auf dem ersten Album gehe es<br />

um direkte, unverblümte Ehrlichkeit.<br />

»Ich will keinen neuen Sound für mich<br />

kreieren oder mich neu erfinden«, wird<br />

Capaldi zitiert, »Die Songs die ich schreiben<br />

will, sind emotionale Songs, über<br />

Liebe oder Verlust.« Und dennoch<br />

scheint manches nicht so einfach zu sein,<br />

wie es auf den ersten Blick aussieht. In der<br />

Netflix-Doku sieht man ein tosendes Publikum<br />

und Sekunden später Lewis Capaldi<br />

als Häufchen mentales Elend hinter<br />

der Bühne, das Angst davor hat, <strong>Erfolg</strong> zu<br />

haben und gleichzeitig Angst hat, dass<br />

dieser <strong>Erfolg</strong> nur eine Eintagsfliege ist.<br />

Das wäre dann doch eine ziemlich große<br />

Eintagsfliege – sein Vermögen wird laut<br />

verschiedenen Medienberichten auf zehn<br />

Millionen US-Dollar geschätzt. MK<br />

Bilder: IMAGO / PA Images / TT<br />

Seine Selbstironie kommt an<br />

Sein Humor ist jetzt schon legendär und<br />

dürfte einen Großteil seines <strong>Erfolg</strong>es ausmachen.<br />

In den Medien wird er auch der<br />

»Comedian, der nebenbei Musik macht«<br />

genannt. Lewis Capaldi antwortete laut<br />

einem Online-Bericht der Süddeutschen<br />

Zeitung am Rande einer Show auf die<br />

Frage, ob seine Familie seinen <strong>Erfolg</strong> verstehen<br />

würde: »Nein«, und setzte nach:<br />

»Ich übrigens auch nicht.« In den sozialen<br />

Netzwerken, die er selbst pflegt und täglich<br />

mit Content füllt, ist er hauptsächlich<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

35


<strong>Erfolg</strong><br />

Happy Birthday,<br />

Heidi Klum!<br />

Model, Machtmensch und Marketingmaschine:<br />

Ihr Weg nach Hollywood<br />

36<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Mit ihren langen blonden<br />

Haaren und ihrem strahlenden<br />

Lächeln sendet<br />

sie uns Feelgood-Vibes,<br />

sei es von den überlebensgroßen<br />

Plakaten herab oder aus den<br />

TV-Geräten heraus: Heidi Klum scheint<br />

allgegenwärtig zu sein, auch wenn sie ihre<br />

aktiven Zeiten als Supermodel wohl hinter<br />

sich gelassen zu haben scheint. Nach wie<br />

vor jettet sie als TV-Jurorin und Unternehmerin<br />

zwischen Deutschland und<br />

ihrer Wahl-Heimat, den USA, hin und<br />

her, immer – so scheint es – mit einem<br />

lukrativen Auftrag oder einer innovativen<br />

Idee im Gepäck.<br />

Doch Everybody’s Darling? Weit gefehlt!<br />

Denn Heidi Klum lebt und liebt die leise<br />

Provokation – sei es durch ihre legendären<br />

Halloween-Partys, auf denen sie mit<br />

extravaganten Verkleidungen aufwartet,<br />

oder durch die gelegentlichen Schilderungen<br />

ihres Liebeslebens, aufgrund derer sie<br />

immer wieder polarisiert. Darüber hinaus<br />

strahlt sie, trotz ihrer fast täglichen Social-Media-Präsenz,<br />

eine Unantastbarkeit<br />

aus, die ihresgleichen sucht: Bei Interviews<br />

ließe sie keine kritischen Fragen zu,<br />

beklagten bereits mehrere deutsche Medien,<br />

darunter »DWDL«. Und auch mit<br />

der wohl unterkühlten Atmosphäre am<br />

Set des Prosieben-Formats »Germany‘s<br />

Next Topmodel«, deren alleiniges Aushängeschild<br />

sie mittlerweile ist, macht sie<br />

sich nicht nur Freunde – eine warmherzige<br />

»Model-Mama« stellt man sich eben<br />

anders vor. Doch die Powerfrau beweist<br />

immer wieder, dass man nicht von jedem<br />

gemocht werden muss, um erfolgreich zu<br />

sein. Anlässlich ihres 50. Geburtstags<br />

werfen wir einen Blick auf das Phänomen<br />

Heidi Klum – eine Frau, die es durch Ehrgeiz<br />

und Medienkompetenz bis ganz nach<br />

oben schaffte.<br />

Yorker Model-Agentur – eröffnet sich der<br />

Abiturientin eine Chance, die sie sofort<br />

ergreift: Das geplante Studium als Modedesignerin<br />

in Düsseldorf sagt sie ab, packt<br />

kurzerhand ihre Sachen und zieht ins<br />

Land der unbegrenzten Möglichkeiten.<br />

In New York lässt der große Durchbruch<br />

dann doch etwas auf sich warten, aber<br />

Heidi Klum bleibt, trotz ärmlicher Verhältnisse<br />

in einer von Kakerlaken durchseuchten<br />

WG, ehrgeizig: »Ich habe immer<br />

hart gearbeitet«, wird sie später von sich<br />

sagen und ausführen: »Wenn meine<br />

Agentur mir damals nur zwei Castings am<br />

Tag gegeben hat, habe ich gesagt: Ich bin<br />

doch nicht zum Sightseeing hier! Zwei<br />

Castings habe ich in einer Stunde durch<br />

– gebt mir vier oder sechs!« Dieser Einstellung<br />

ist es zu verdanken, dass sich der<br />

internationale <strong>Erfolg</strong> schließlich doch<br />

einstellt: 1998 bildet sie das <strong>Magazin</strong><br />

»Sports Illustrated« auf dem Cover ab.<br />

Von nun an überschlagen sich die Ereignisse:<br />

Heidi Klum kann sich bald zum<br />

erlesenen Kreis der »Engel« des Dessous-<br />

Labels »Victoria`s Secret« zählen – über<br />

zehn Jahre lang und insgesamt elf Mal<br />

läuft sie mit den charakteristischen<br />

Schwingen über den Laufsteg. Auch in<br />

ihrem Heimatland Deutschland startet<br />

die junge Schönheit in dieser Zeit durch:<br />

Als Werbeträgerin posiert sie hierzulande<br />

für bekannte Unternehmen wie Katjes,<br />

Douglas oder Henkel. Diese und weitere<br />

Meilensteine sieht das international gefragte<br />

Model vor allem ihrem Ehrgeiz<br />

und in ihrer Ausdauer begründet: »Wer<br />

nicht fragt, kriegt auch nichts«, lautet<br />

schließlich ihr Motto.<br />

Klum, die Karrierefrau<br />

Und so wird der Name Heidi Klum immer<br />

mehr zu einer Marke, jede Facette<br />

Everybody’s Darling? Weit gefehlt!<br />

Denn Heidi Klum lebt und liebt die<br />

leise Provokation.<br />

1992 gewann sie in Thomas Gottschalks<br />

Castingshow »Model ‘92«. Der Startschuss<br />

ihrer Karriere<br />

Bilder: IMAGO / Future Image (S.xGabsch) / Future Image (C. Hardt)<br />

Von Bergisch Gladbach hinaus in die Welt<br />

»Heidi, Heidi Klum!« So verkündet<br />

Showmaster Thomas Gottschalk am 29.<br />

April 1992 die Gewinnerin seines Contests<br />

»Model ‘92« – der Startschuss für die<br />

Karriere einer damals 18-Jährigen, die<br />

noch einige Tage zuvor ein ziemlich unscheinbares<br />

Leben geführt hatte: Als<br />

Tochter eines Chemiefabrikanten und<br />

einer Friseurin besuchte sie eine Gesamtschule<br />

im nordrhein-westfälischen Bergisch<br />

Gladbach, als sie eines Nachmittags<br />

auf eine Annonce stieß, die ihr Leben verändern<br />

sollte – die Einladung zum Casting-Wettbewerb<br />

in einer TV-Show. Hier,<br />

bei »Gottschalk Late Night«, kann sie sich<br />

schließlich gegen insgesamt 25.000 weitere<br />

Bewerberinnen behaupten. Mit diesem<br />

ersten <strong>Erfolg</strong> – einem Preisgeld in<br />

Höhe von 300.000 US-Dollar inklusive<br />

eines dreijährigen Vertrags mit einer New<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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<strong>Erfolg</strong><br />

ihres Körpers und ihrer Persönlichkeit<br />

setzt sie von nun an mit Kalkül ein – eine<br />

<strong>Erfolg</strong>sstrategie, die sich bis heute für sie<br />

auszahlt, denn nach aktuellen Berechnungen<br />

wird ihr Vermögen auf 130 Millionen<br />

US-Dollar geschätzt. Und so ist es auch<br />

nicht verwunderlich, dass Klum diese<br />

auch selbstbewusst in ihrem 2005 erschienenen<br />

Ratgeber »Natürlich erfolgreich«<br />

anpreist. »Achte auf deine Laune!« ist dabei<br />

nur einer der Tipps, die sie angehenden<br />

Models mit auf den Weg geben<br />

möchte. Zu diesem Zeitpunkt reichen die<br />

internationalen Laufstege und großen<br />

Werbekampagnen dem Shootingstar<br />

längst nicht mehr. Während ihre Karriere<br />

als Model noch auf ihren Höhepunkt zusteuert,<br />

beginnt Klum bereits, nach Herausforderungen<br />

außerhalb des Laufstegs<br />

zu suchen. So steht sie etwa für Nebenrollen<br />

von Blockbustern wie »Ocean’s 8«<br />

vor der Kamera oder tanzt in verschiedenen<br />

Musikvideos – unter anderem in<br />

einem ihres damaligen Ehemanns Seal.<br />

Ihre zweite große Erfüllung aber findet sie<br />

aber als Star einer Unterhaltungsshow:<br />

2006 flimmert »Germany’s Next Topmodel«<br />

mit dem bezeichnenden Zusatz »by<br />

Heidi Klum« erstmals über die Bildschirme<br />

und sorgt von Beginn an für Furore:<br />

Jugendschützer halten das Format<br />

für bedenklich, möchten es mitunter sogar<br />

verbieten – und auch große Teile der<br />

Bevölkerung hegen wenig Sympathien für<br />

die Frau, die mit ihrer hohen Stimmlage<br />

und den immergleichen Sätzen die ideale<br />

Vorlage für Parodien bietet. Doch Heidi<br />

Klum macht unbeirrt weiter – mit <strong>Erfolg</strong>:<br />

Noch immer fiebern etwa eine Million<br />

Zuschauer zwischen von 14 bis 49 Jahren<br />

dem Moment entgegen, in welchem das<br />

ehemalige Model verkündet, für welche<br />

der Kandidatinnen sie diesmal »leider<br />

kein Foto« hat.<br />

»GNTM« ist aber bei weitem nicht das<br />

einzige Castingformat, in dem Heidi<br />

Klum zu sehen ist: Besonders außerhalb<br />

Deutschlands hat sich das Model mittlerweile<br />

als geschätzte Fernsehjurorin für<br />

Wettbewerbe aller Art einen Namen gemacht:<br />

Bei »America’s Got Talent« nahm<br />

sie ebenso in der Jury Platz wie bei »Project<br />

Runway«, »Queen of Drags«, oder<br />

»Making the Cut« – letzteres übrigens<br />

eine Show aus ihrer eigenen Feder.<br />

50 Jahre Heidi Klum:<br />

Ein Hoch auf die harte Schale!<br />

Ambition und Selbstdisziplin: Dafür steht<br />

Heidi Klum nicht nur, diese Werte lebt sie<br />

auch. Von ihren Zielen ließ sie sich bisher<br />

niemals abbringen – weder von ihren Mitschülern,<br />

die sie aufgrund ihrer Pickel als<br />

»Pizza Face« bezeichneten noch von anderweitigen<br />

Schicksalsschlägen. Im Gegenteil,<br />

Jugendschützer halten »Germany’s<br />

Next Topmodel« für bedenklich,<br />

möchten es mitunter sogar verbieten<br />

solche Ereignisse hätten dazu geführt, dass<br />

sie sich eine »harte Schale« zugelegt habe,<br />

erklärte sie unlängst in der »Rheinischen<br />

Post«. Wahrscheinlich ist es auch dieser<br />

Einstellung zu verdanken, dass ihr sogar in<br />

schwierigen Lebenssituationen niemals die<br />

Kontrolle zu entgleiten scheint: Persönliche<br />

Angriffe ihrer Kritiker, auch von Stil-Ikonen<br />

wie Karl Lagerfeld, werden von ihr einfach<br />

weggelächelt und wenn eine ihrer<br />

Liebesbeziehungen zerbricht, hält sie dennoch<br />

die unschönen Details unter Verschluss.<br />

Selbst, als ihr Ex-Freund Flavio<br />

Heidi Klum beim<br />

»GNTM« Finale 2017.<br />

Briatore sie im Jahr 20<strong>04</strong> hochschwanger<br />

sitzen lässt, bietet sie keine Angriffsfläche<br />

und beteuert sogar, weiterhin mit ihm befreundet<br />

bleiben zu wollen. Mit dieser herausragenden<br />

Professionalität hat es das<br />

einstige Topmodel bis ganz nach oben geschafft<br />

– und wird daher anlässlich des<br />

runden Jubiläums auch vom Stammsender<br />

Prosieben geehrt: Dieser hat Heidi Klum zu<br />

ihrem 50. Geburtstag nämlich eine große<br />

Sondersendung gewidmet. Ein Abgesang?<br />

Keineswegs – stattdessen ein Ansporn für<br />

viele weitere erfolgreiche Jahre! AS<br />

Bild: IMAGO / Revierfoto<br />

38 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


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Einstellung<br />

<strong>Erfolg</strong>reiche Musikerin und<br />

Schauspielerin: Madonna<br />

<strong>Erfolg</strong>reiche<br />

MENSCHEN SIND PÜNKTLICH<br />

AUSZUG AUS DEM BUCH »SETZE DIR GRÖSSERE ZIELE« VON RAINER ZITELMANN<br />

Ich habe die Erfahrung gemacht: <strong>Erfolg</strong>reiche<br />

Menschen sind meistens<br />

sehr pünktlich. Menschen, die weniger<br />

erfolgreich sind, sind öfter unpünktlich.<br />

Ich weiß, es gibt Ausnahmen<br />

von dieser Regel, aber im<br />

Allgemeinen ist es so. Woran liegt das?<br />

Menschen, die Termine einhalten, gelten<br />

als verlässlich. Man vertraut ihren Worten.<br />

Wem würden Sie eher einen Auftrag<br />

geben, mit wem würden sie lieber eine<br />

Geschäftsverbindung eingehen? Mit<br />

einem Menschen, bei dem Sie schon aus<br />

Erfahrung heraus wissen, dass es höchst<br />

zweifelhaft ist, ob er termingerecht liefern<br />

wird, oder mit einem Menschen, der Sie<br />

noch nie enttäuscht hat, weil er immer<br />

pünktlich war?<br />

Pünktlich zu sein ist das Minimum, das<br />

Sie einhalten müssen. Kunden oder<br />

Vorgesetzte begeistern können Sie nur,<br />

wenn Sie in erstklassiger Qualität früher<br />

liefern als vereinbart. Sie sollten es sich<br />

zur Regel machen, dass Sie stets versuchen,<br />

früher als vereinbart eine Leistung<br />

oder eine Ware zu liefern, niemals jedoch<br />

später.<br />

Solange dies alleine von Ihnen abhängt,<br />

darf das für Sie kein Problem sein.<br />

Schwieriger wird es, wenn Sie eine Firma<br />

40 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . ERFOLG magazin


Einstellung<br />

leiten, in der es immer mal wieder auch<br />

Menschen mit schlechten Gewohnheiten<br />

geben wird. Zwar sollten Sie bei der Auswahl<br />

der Mitarbeiter darauf achten, dass<br />

diese zuverlässig sind, und Verlässlichkeit<br />

sollte in der Firmenkultur stets einer der<br />

obersten Werte sein, dennoch werden Sie<br />

es – je größer Ihre Firma wird – auch mit<br />

weniger verlässlichen Menschen zu tun<br />

haben.<br />

Ein Freund berichtete mir von seiner<br />

Firma, in der er einen Mitarbeiter beschäftigte,<br />

der intelligenter war als die<br />

meisten anderen. Er sei auch fleißig gewesen<br />

und seine Arbeiten hätten meist<br />

eine weit überdurchschnittliche Qualität<br />

gehabt. Er scheiterte jedoch immer wieder<br />

daran, dass er Termine nicht einhielt.<br />

Dies sei im Grunde seine einzige Schwäche<br />

gewesen, aber diese war so gravierend,<br />

dass er damit seine Karriere massiv<br />

behinderte und schließlich sogar nach<br />

zehn Jahren nur aus diesem Grund entlassen<br />

wurde.<br />

Niemand würde jemandem die Leitung<br />

einer großen Abteilung oder gar einer<br />

Firma anvertrauen, der selbst nicht in der<br />

Lage ist, sich richtig zu organisieren. Sie<br />

werden deshalb kaum zu größeren Führungsaufgaben<br />

berufen werden, wenn<br />

Ihnen der Ruf vorangeht, dass Sie sich<br />

nicht richtig organisieren können und<br />

man sich nicht darauf verlassen kann,<br />

dass Sie Ihre Aufgaben termingerecht<br />

erledigen.<br />

Auch Künstler gelten nicht gerade als<br />

Musterbeispiele für Selbstdisziplin. <strong>Erfolg</strong>reiche<br />

Musiker und Schauspieler wie<br />

etwa Madonna haben jedoch stets ein<br />

überdurchschnittliches Maß an Selbstdisziplin<br />

gezeigt. Die Regisseurin Susan<br />

Seidelmann, die mit Madonna arbeitete,<br />

berichtet, diese verfüge über ein außergewöhnliches<br />

Maß an Selbstkontrolle.<br />

»Die ersten Schauspieler wurden morgens<br />

um halb sieben abgerufen.<br />

Madonna war sogar noch früher an der<br />

Reihe. Sie stand schon gegen vier Uhr auf<br />

und wenn sie am Set erschien, hatte sie<br />

bereits etliche Bahnen im YMCA-Sportclub<br />

genommen. Sie hatte eine erstaunliche<br />

Selbstdisziplin.«<br />

Der Investor Prinz Alwaleed (Nettovermögen<br />

16 Milliarden Dollar) ist geradezu<br />

ein Pünktlichkeitsfanatiker. Er lässt sogar<br />

ein (kleineres) Ersatzflugzeug hinter<br />

»Heute sehe ich immer noch rot, wenn jemand bei<br />

Ogilvy, Benson & Mather sagt, dass wir ein Inserat<br />

oder einen Fernsehspot nicht zum versprochenen<br />

Termin fertig stellen können. In erstklassigen Firmen<br />

werden Versprechen immer eingehalten, egal,<br />

was es an Anstrengung und Überstunden kostet.«<br />

– David Ogilvy<br />

David M. Olgilvy, Gründer von<br />

Ogilvy & Mather<br />

Bilder: IMAGO / APress / Everett Collection<br />

Die kreative Branche der Werbung gilt<br />

nicht gerade als Paradebeispiel für besondere<br />

terminliche Zuverlässigkeit. Kreative<br />

Menschen sind oftmals sehr sensibel,<br />

lassen sich eher von – schwankenden –<br />

Emotionen als von strikten Zeitplänen<br />

leiten. Und gerade deshalb hat in der<br />

Branche der Kreativen derjenige <strong>Erfolg</strong>,<br />

der anders ist und Kreativität mit einem<br />

hohen Grad an Selbstdisziplin kombiniert.<br />

Das Werbegenie David Ogilvy war<br />

mit seiner Agentur auch deshalb erfolgreich,<br />

weil er geradezu fanatisch auf<br />

Pünktlichkeit beharrte. In seinem Bestseller<br />

»Geständnisse eines Werbemannes«<br />

schrieb er: »Heute sehe ich immer<br />

noch rot, wenn jemand bei Ogilvy, Benson<br />

& Mather sagt, dass wir ein Inserat<br />

oder einen Fernsehspot nicht zum versprochenen<br />

Termin fertig stellen können.<br />

In erstklassigen Firmen werden Versprechen<br />

immer eingehalten, egal, was es an<br />

Anstrengung und Überstunden kostet.«<br />

In seinen Firmengrundsätze schrieb er:<br />

»Ich bewundere pünktliche Menschen,<br />

die ihre Arbeit zeitgerecht abliefern. Der<br />

Herzog von Wellington ging nie nach<br />

Hause, ehe sein Schreibtisch nicht vollständig<br />

leer war.«<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

41


Einstellung<br />

<strong>Erfolg</strong>reicher Investor Prince Alwaleed.<br />

sorgen muss. Das Team muss „»über jede<br />

Minute des Tages Rechenschaft ablegen<br />

… vor allem, weil der Prinz in Sachen<br />

Pünktlichkeit pedantisch ist und weil er<br />

keine Zeit vergeuden will.« Ist Alwaleed<br />

mit dem logistischen Ablauf einer Reise<br />

zufrieden, dann zahlt er großzügige<br />

Boni. Manchmal zahlt er drei oder sechs<br />

Monatsgehälter oder sogar ein ganzes<br />

Jahresgehalt. Aber wenn es terminliche<br />

Probleme gibt, äußert er sein Missfallen<br />

dadurch, dass er die vierteljährlichen<br />

Sonderzahlungen kürzt.<br />

Ich gestehe, dass ich vor unpünktlichen<br />

Menschen keinen besonderen Respekt<br />

habe. Außerdem nerven sie mich mit<br />

ihren lächerlichen Ausreden. Sie stehlen<br />

einem die Zeit. Ich denke nicht,<br />

dass sie das aus böser Absicht tun, aber<br />

ich denke, dass sie entweder sehr<br />

egoistisch sind oder ihr Leben nicht<br />

richtig im Griff haben. Deshalb gibt es<br />

in meinem Freundeskreis keine unpünktlichen<br />

Menschen.<br />

»Warum verschwenden Sie noch Zeit?<br />

Noch 13 Minuten!«<br />

– Prinz Alwaleed<br />

seiner eigenen Maschine herfliegen, damit<br />

er bei unvorhergesehenen Ereignissen<br />

auf jeden Fall pünktlich ist. »Er erklärte,<br />

das sei seine ‚Versicherung’, falls es Probleme<br />

mit der Boeing geben sollte, die den<br />

Zeitplan mit all den wichtigen Terminen<br />

durcheinanderbringen könnten. In diesem<br />

Fall könne er einfach mit einem Minimalteam<br />

in das kleinere Flugzeug einsteigen.<br />

Mit 30.000 Dollar war diese<br />

Versicherung für einen Tag ziemlich<br />

teuer.«<br />

gar nicht glauben: »Wollen Sie mich veräppeln<br />

oder was?« Alwaleed spornte ihn<br />

an: »Warum verschwenden Sie noch Zeit?<br />

Noch 13 Minuten!« Der Fahrer lenkte die<br />

Stretchlimousine aus der Schlange heraus<br />

auf den Verzögerungsstreifen und war<br />

tatsächlich pünktlich da. Alwaleed hat<br />

ein Reiseteam, das für die perfekte Organisation<br />

und für absolute Pünktlichkeit<br />

Freilich, den Freundeskreis kann ich mir<br />

aussuchen, die Menschen, mit denen ich<br />

beruflich zu tun habe, nicht immer. Aber<br />

auch hier ist es selbstverständlich so, dass<br />

ich versuche, die Zusammenarbeit mit<br />

solchen Menschen zu vermeiden. Ich<br />

hatte einmal eine englische Übersetzerin,<br />

die meine Bücher übersetzt hat. Sie war<br />

sehr gut. Aber sie hielt Termine immer<br />

wieder nicht ein. Ich habe mich allein aus<br />

diesem Grund von ihr getrennt. Denn<br />

dadurch wäre auch in Gefahr geraten,<br />

meine Termine gegenüber dem Verlag<br />

nicht einhalten zu können. Und mein<br />

Image ist es nun einmal, dass ich pünktlich<br />

bin. Ich habe noch niemals im Leben<br />

ein Manuskript für ein Buch oder einen<br />

Zeitungsaufsatz einen Tag zu spät abgegeben,<br />

auch nicht eine Stunde. Deshalb<br />

weiß ich, dass es geht.<br />

Es handelt sich bei dem Text in weiten Teilen<br />

um einen Auszug aus dem Buch: »Rainer<br />

Zitelmann, Setze dir größere Ziele«<br />

Im Vergleich dazu kostete es ihn nur 300<br />

Dollar, trotz Verkehrsstau auf der Autobahn<br />

pünktlich zu einer Verabredung zu<br />

gelangen. Als Alwaleed zu einem Termin<br />

mit seinem Freund, dem ehemaligen US-<br />

Präsidenten Jimmy Carter, zu spät zu<br />

kommen drohte, weil sein Wagen im zähflüssigen<br />

Verkehr des Highways in Atlanta<br />

feststeckte, versprach er dem Fahrer, er<br />

würde ihm 300 Dollar geben (das war<br />

dessen volles Wochengehalt), wenn er es<br />

pünktlich um 17.30 Uhr zum Carter Center<br />

schaffen würde. Der Fahrer wollte das<br />

»Setze dir größere Ziele!«<br />

von Rainer Zitelmann<br />

320 Seiten<br />

Erschienen: November 2019<br />

Redline Verlag<br />

ISBN: 978-3-868-81780-5<br />

Bilder: IMAGO / Pixsell, Cover: Amazon.de<br />

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Veröffentlichungen, Kundenbewertungen und Dauer der Tätigkeit. Nur<br />

natürliche Personen können als »Top Experten« benannt werden.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2023</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

45


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