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Erfolg Magazin Ausgabe 01-2024

ERFOLG: Philipp Plein: Im Interview über seinen Erfolg; MICHAEL JAGERSBACHER: Céline Dion – Die „Grande Dame“ der Popwelt; STORY: TOBIAS CLAESSENS: „Ich denke groß“; CHRISTIAN ZEIDLER: Servicewüste Deutschland; EINSTELLUNG: RAINER ZITELMANN: Überoptimismus kann schaden; WISSEN: TOBIAS EPPLE: Der Starbucks-Effekt; SONSTIGES: NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt, Erfolg Magazin Brand Ambassadors, Erfolg Magazin Top Experten & Initiative Wachstum, BEST OF WEB

ERFOLG: Philipp Plein: Im Interview über seinen Erfolg; MICHAEL JAGERSBACHER: Céline Dion – Die „Grande Dame“ der Popwelt; STORY: TOBIAS CLAESSENS: „Ich denke groß“; CHRISTIAN ZEIDLER: Servicewüste Deutschland; EINSTELLUNG: RAINER ZITELMANN: Überoptimismus kann schaden; WISSEN: TOBIAS EPPLE: Der Starbucks-Effekt; SONSTIGES: NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt, Erfolg Magazin Brand Ambassadors, Erfolg Magazin Top Experten & Initiative Wachstum, BEST OF WEB

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KRIS JENNER: VON EINER STEWARDESS ZUM MILLIARDEN-IMPERIUM<br />

1/ <strong>2024</strong><br />

Bilder: Ronny Barthel, Oliver Reetz, Fotostudio Arlene Knipper, Depositphotos / annavaasi<br />

MATT DAMON<br />

im Portrait<br />

CÉLINE<br />

DION<br />

»Grande Dame«<br />

der Popwelt<br />

PHILIPP<br />

PLEIN<br />

IM INTERVIEW<br />

Verleger<br />

Julien Backhaus<br />

über Underdogs<br />

ANKE ENGELKE<br />

Entertainerin<br />

mit Starqualität<br />

VANESSA<br />

MAI<br />

»Ihr seid<br />

genug«<br />

CHRISTIAN ZEIDLER<br />

Servicewüste Deutschland<br />

BACKHAUS VERLAG 5 €<br />

ÖSTERREICH 5,60 € |SCHWEIZ 8,00 CHF<br />

Barcode aus der<br />

CC Library


09:41<br />

News, Expertentalks<br />

und Unterhaltung<br />

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Hier geht es zur Website:<br />

Bild: Depositphotos / elenathewise


Editorial<br />

Julien Backhaus<br />

Verleger und<br />

Herausgeber<br />

Bild: Daniela Schenk<br />

Noch mehr<br />

<strong>Erfolg</strong> für Sie!<br />

Das nächste Heft<br />

erscheint am<br />

22. Februar <strong>2024</strong><br />

Vom Underdog aus München zum Weltstar<br />

Ein Macher war Philipp Plein schon als Kind. Er wollte etwas<br />

erleben, bewegen und erreichen. Ein »Genug!« gab es nicht –<br />

und gibt es bis heute nicht. »Gut so«, würden seine Fans und<br />

Kunden sagen, denn der Stardesigner überrascht sie immer wieder<br />

mit neuen Kreationen und mutigen Styles. Wie die meisten<br />

sehr erfolgreichen Marken hat er »Philipp Plein« mit einem Lifestyle<br />

verbunden. Die Kunden tragen nicht ein Kleidungsstück<br />

von ihm, sie leben etwas aus durch seine Kleidung, Uhren, Parfüms<br />

und Co. – unangepasst, rockig, frech, übertrieben. Seine<br />

Marke ist weltweit ein Synonym für die Überholspur. Und für<br />

wirtschaftlichen <strong>Erfolg</strong>, denn wer das »PP«-Emblem tragen will,<br />

zahlt dafür einen hohen Preis.<br />

Aber wer ist der Mensch hinter der Marke? Viele Aussagen des<br />

Modeschöpfers überraschen. Denn man könnte einen durch und<br />

durch abgehobenen Künstler erwarten. Das Gegenteil ist der<br />

Fall. Seine sehr klaren Ansichten, seine Disziplin und sein ausgeprägter<br />

Geschäftssinn haben ihn in den Olymp katapultiert.<br />

Dieter Bohlen sagte mir damals, es gebe selten gute Künstler, die<br />

auch gute Kaufleute seien. Plein gehört definitiv zu diesen seltenen<br />

Exemplaren. Als Quereinsteiger eroberte er eine Branche –<br />

heute spricht jeder über ihn. Wie ihm das gelungen ist und was<br />

ihn noch antreibt, verrät er in unserem Cover-Interview.<br />

Auch Kris Jenner war ein Underdog. Man nahm sie höchstens an<br />

der Seite ihres ersten Mannes wahr, dem Anwalt Robert Kardashian.<br />

Aber sie wurde eine der bekanntesten Frauen der Welt und<br />

erarbeitete sich einen berüchtigten Ruf als Managerin ihrer<br />

Töchter. Zusammen bilden sie die berühmteste Fernsehfamilie<br />

der Welt, und wohl auch die reichste – mit »Momager« Kris als<br />

Oberhaupt und Geschäftsführerin.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen<br />

Ihr Julien Backhaus<br />

Impressum<br />

Folgen Sie uns auch auf<br />

<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 25057342<br />

Verlag Backhaus Verlag GmbH ist ein Unternehmen<br />

der Backhaus Mediengruppe Holding GmbH,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Julien Backhaus<br />

Redaktion/Grafik <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Chefredakteur (V. i. S. d. P.): Julien Backhaus<br />

Redaktion: Martina Karaczko, Anna Seifert<br />

Lea Trägenap<br />

E-Mail: redaktion@backhausverlag.de<br />

Objektleitung: Judith Iben<br />

Layout und Gestaltung: Judith Iben,<br />

Christina Meyer, Stefanie Schulz, Lea Trägenap<br />

E-Mail: magazine@backhausverlag.de<br />

Herausgeber, Verleger: Julien Backhaus<br />

Anschrift: Zum Flugplatz 44, 27356 Rotenburg<br />

Telefon: (0 42 68) 9 53 04 91<br />

E-Mail: info@backhausverlag.de<br />

Internet: www.backhausverlag.de<br />

Onlineredaktion<br />

E-Mail: info@backhausverlag.de<br />

Lektorat<br />

Ole Jürgens Online Services<br />

Celler Weg 3 | D-27356 Rotenburg<br />

E-Mail: info@textcelsior.de<br />

Druck<br />

MedienSchiff BRuno<br />

Print- und Medienproduktion<br />

Hamburg GmbH<br />

Yachthafen Moorfleet<br />

Moorfleeter Deich 312a,<br />

22113 Hamburg<br />

www.msbruno.de<br />

Vertrieb<br />

D-FORCE-ONE GmbH<br />

Neuer Höltigbaum 2,<br />

22143 Hamburg<br />

www.d-force-one.de<br />

Verkauf/Abo:<br />

Jahresabo Print Deutschland<br />

bei 6 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr EUR 36,00*<br />

Einzelheft Deutschland<br />

EUR 5,00* + EUR 1,90 Versand<br />

Jahresabo Print Ausland EUR 48,00*<br />

Einzelheft Ausland EUR 5,00*<br />

+ EUR 3,90 Versand<br />

Jahresabo PDF EUR 14,95*<br />

Einzelheft PDF EUR 2,99*<br />

*Preise inkl. 7 % MwSt.<br />

Telefon (0 42 68) 9 53 04 91<br />

E-Mail aboservice@backhausverlag.de<br />

Autoren (Verantwortliche i. S. d. P.)<br />

Die Autoren der Artikel und Kommentare im<br />

<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> sind im Sinne des Presserechts<br />

selbst verantwortlich. Die Meinung der Autoren<br />

spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wider. Trotz sorgfältiger Prüfung durch<br />

die Redaktion wird in keiner Weise Haftung für<br />

Richtigkeit geschweige denn für Empfehlungen<br />

übernommen. Für den Inhalt der Anzeigen sind<br />

die Unter nehmen verantwortlich.<br />

Vervielfältigung oder Verbreitung nicht ohne<br />

Genehmigung.<br />

Alle Rechte vorbehalten.


INHALT 1/<strong>2024</strong><br />

06<br />

Philipp Plein<br />

im Interview<br />

<strong>Erfolg</strong><br />

»Wir haben gemerkt,<br />

wie stark wir wirklich sind«<br />

Philipp Plein im Interview.............................. 08<br />

Céline Dion:<br />

Die »Grande Dame« der Popwelt<br />

Michael Jagersbacher...................................14<br />

Matt Damon:<br />

Studienabbrecher und Oscarpreisträger........18<br />

Kris Jenner:<br />

Wie eine Stewardess ein Milliarden-<br />

Imperium aufgebaut hat...............................22<br />

Anke Engelke:<br />

Entertainerin mit Starqualität........................30<br />

Barbra Streisand:<br />

Ein Mythos made in Hollywood....................40<br />

Leben<br />

»Ihr seid genug«<br />

Auszug aus dem Buch »I do it Mai way«<br />

von Vanessa Mai.......................................... 36<br />

36<br />

Vanessa Mai<br />

»Ihr seid genug«<br />

»OWNT EUER NARRATIV,<br />

SCHÄMT EUCH NICHT FÜR<br />

DEN MENSCHLICHEN MAKEL,<br />

NICHT ALLES ZU KÖNNEN, UND<br />

LEBT EUER LEBEN AUFRICHTIG,<br />

GERADE UND OHNE SCHAM.«<br />

Bilder: Ronny Barthel, IMAGO / Panama Pictures (Christoph Hardt) / Avalon.red / PA Images (PBG)<br />

4 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Story<br />

Passive Einnahmen mit Immobilien<br />

als Gründungsidee....................................... 29<br />

Servicewüste: »Deutschland entwickelt<br />

sich zur Frustgesellschaft«............................ 43<br />

Einstellung<br />

Überoptimismus kann schaden<br />

Dr. Dr. Rainer Zitelmann............................... 26<br />

People Pleasing verhindert <strong>Erfolg</strong>.................. 32<br />

Wissen<br />

Der Starbucks-Effekt<br />

Tobias Epple................................................. 21<br />

Leben im Hier und Jetzt<br />

Auszug aus dem Buch »Shaolin Spirit«<br />

von Shi Heng Yi............................................ 44<br />

Sonstiges<br />

Aktuelles...................................................... 06<br />

Best of Web:<br />

Schauen Sie doch mal online rein................. 48<br />

Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top Experten................. 49<br />

Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Brand Ambassadors....... 50<br />

14<br />

Céline Dion:<br />

Die »Grande Dame« der Popwelt<br />

18<br />

Die Damon-Identität:<br />

Studienabbrecher und<br />

Oscarpreisträger<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

5


Aktuelles<br />

Aktuelle News aus der <strong>Erfolg</strong>swelt<br />

Die ISS wird 25 Jahre alt<br />

Am 20. November 1998 wurde das erste ISS-Modul »Sarja« ins<br />

All geschossen. Im Jahr 2000 erreichte die erste Langzeitcrew<br />

die Raumstation. Seitdem verdankt die Menschheit dem<br />

schwerelosen Weltraumlabor zahlreiche wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse. Angefangen hat das Projekt aber mit dem Ziel,<br />

eine internationale Zusammenarbeit aufzubauen. Aus diesem<br />

Grund bleibt das Weltraumprojekt trotz aller irdischen Spannungen<br />

weiterhin zwischen den USA, Russland, Kanada, Japan<br />

und der Europäischen Weltraumagentur bestehen. Aus Altersgründen<br />

wird die Raumstation aber 2031 abgeschaltet.<br />

»Echtzeitalter« ist Roman des Jahres 2023<br />

Am 16. Oktober wurde Tonio Schachinger<br />

für seinen Roman »Echtzeitalter«<br />

mit dem Deutschen Buchpreis 2023<br />

ausgezeichnet. Der Roman erzählt auf<br />

humorvolle Weise die Geschichte des<br />

jungen Till, der sich in Computerspiele<br />

flüchtet, wodurch unter anderem ein<br />

Konflikt der Generationen entsteht.<br />

Der Preis wird jährlich zum Auftakt der<br />

Frankfurter Buchmesse vom Börsenverein<br />

des Deutschen Buchhandels vergeben<br />

und ist für den Sieger mit 25.000<br />

Euro dotiert. Das Ziel ist es dabei, auch<br />

über Ländergrenzen hinaus Aufmerksamkeit<br />

für die deutsche Literatur und<br />

ihre Autoren zu schaffen.<br />

Happy Birthday, Loriot!<br />

Vicco von Bülow ist den Meisten besser<br />

als »Loriot« bekannt. Am 12. November<br />

2023 wäre einer der bekanntesten deutschen<br />

Komiker 100 Jahre alt geworden.<br />

Den Anfang machte der gebürtige<br />

Brandenburger mit seiner Cartoon-Serie<br />

»Auf den Hund gekommen« im »Stern«<br />

1953. Seine Zeichnungen in zahlreichen<br />

Büchern des Diogenes Verlags begeisterten<br />

später ganz Deutschland. 1967<br />

folgten die ersten Fernsehauftritte; später<br />

arbeitete er außerdem als Moderator<br />

und Regisseur. Bis zu seinem Tod am 22.<br />

August 2<strong>01</strong>1 umfasste sein Lebenswerk<br />

knapp 100 Fernsehsketche, zwei Kinofilme<br />

und unzählige Karikaturen und lehrte<br />

uns Weisheiten wie »Früher war mehr<br />

Lametta« oder »Ein Leben ohne Mops ist<br />

möglich, aber sinnlos«.<br />

Beatles<br />

wieder auf Platz eins der Charts<br />

Anfang November veröffentlichten die Beatles<br />

ihre neuste Single »Now and Then« und belegten<br />

sofort Platz eins der Single-Charts – zuletzt<br />

belegten sie diesen 1969 mit »Come Together«.<br />

Das ist die größte Spanne, die es<br />

jemals zwischen zwei Nummereins-Hits<br />

gegeben hat. Die Single<br />

erreichte die meisten physischen<br />

Verkäufe in einer Woche<br />

seit fast einem Jahrzehnt und<br />

wurde die am schnellsten verkaufte<br />

Vinyl-Single dieses Jahrhunderts.<br />

Auch der bereits 1980<br />

verstorbene John Lennon ist zu<br />

hören: Mithilfe einer KI und eines<br />

Demos konnte die Stimme des<br />

Sängers wiederbelebt werden.<br />

Aktueller<br />

TOP-ERFOLG<br />

ERFOLGSUMFRAGEN<br />

Du möchtest bei der nächsten Umfrage dabei sein?<br />

Dann folge uns bei Instagram! @erfolgmagazin<br />

Klassisches Lesen oder Team Hörbuch?<br />

59 %<br />

Vor Ort vs. Homeoffice?<br />

52 % vor Ort<br />

41 %<br />

48 % Homeoffice<br />

6 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Aktuelles<br />

Bilder: Deositphotos / limbitech, IMAGO / Hannelore Förster / teutopress / ZUMA Wire (Keystone Press), Depositphotos / SASASRI, Mike Meyer, Depositphotos / Featureflash<br />

<strong>Erfolg</strong>szahl<br />

100 Jahre<br />

Am 16. Oktober 1923 gründete Walt Disney gemeinsam<br />

mit seinem Bruder Roy das Disney Brother<br />

Cartoon Studio in der Garage ihres Onkels.<br />

Der Name veränderte sich später ein<br />

wenig – die Begeisterung für Filme<br />

blieb aber erhalten. Egal ob Zeichentrick-Klassiker<br />

wie »König der<br />

Löwen«, Realverfilmungen wie »Fluch<br />

der Karibik«, Pixar-Kooperationen<br />

wie »Toy Story« oder die Übernahme<br />

von Marvel und Star Wars – Disney<br />

schreibt seit 100 Jahren <strong>Erfolg</strong>e.<br />

Heute ist das Unternehmen knapp<br />

251 Milliarden US-Dollar wert. Und<br />

angefangen hat alles 1928 mit<br />

einer kleinen Maus, deren Namen<br />

heutzutage wahrscheinlich<br />

die ganze Welt kennt.<br />

ERFOLGSQUIZ<br />

Welche Faktoren haltet ihr für die Wichtigsten,<br />

um beruflichen <strong>Erfolg</strong> zu erreichen?<br />

Stimme das nächste Mal mit ab!<br />

Nur bei Instagram! @erfolgmagazin<br />

22 %<br />

12 %<br />

Beziehungen & Networking<br />

Harte Arbeit & Engagement<br />

32 %<br />

34 %<br />

Bildung & Weiterbildung<br />

Kreativität & Innovation<br />

ERFOLGSZITAT<br />

Brad Pitt<br />

<strong>Erfolg</strong>skommentar<br />

von @antonellaotte_fit<br />

Genau. <strong>Erfolg</strong> kommt AUFGRUND<br />

dessen, dass man ECHT / AUTHENTISCH<br />

ist und seine SACHE GERNE macht<br />

»Ich will meine Zeit nicht länger<br />

verschwenden, sondern sie<br />

mit den Leuten, die ich liebe,<br />

verbringen.«<br />

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auf Instagram<br />

bei @erfolgmagazin<br />

Jeden Tag neu auf Instagram<br />

bei @erfolgmagazin<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

7


<strong>Erfolg</strong><br />

8 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

»Wir haben gemerkt,<br />

wie stark wir wirklich sind«<br />

Modedesigner Philipp Plein im Interview<br />

Bilder: Ronny Barthel<br />

Er gehört zu den berühmtesten<br />

Modemachern der Welt. Aber<br />

der 45-Jährige ist auch ein begnadeter<br />

Unternehmer, wie er<br />

in der Pandemie bewies.<br />

Die Marke Philipp Plein wird in Kürze<br />

25 Jahre alt. Wie fühlt es sich an, Vater<br />

einer so etablierten Marke zu sein?<br />

Es fühlt sich gut an. Man fühlt sich sicherer.<br />

Am Anfang meiner Karriere habe ich<br />

noch oft gezweifelt, ob das ein nachhaltiges<br />

Businesskonzept ist. Die Mode ist sehr<br />

wankelmütig, eine Industrie, in der sich<br />

Trends sehr schnell ändern. Jetzt, nach 25<br />

Jahren, fühlen wir uns etabliert, obwohl<br />

wir uns immer noch als Start-up sehen.<br />

Wir haben noch großes Wachstumspotenzial<br />

und können den Mitbewerbern<br />

weitere »Krümel« abnehmen. Wir sind in<br />

den 25 Jahren organisch gewachsen – das<br />

ist gesundes Wachstum. Viele Mitbewerber<br />

sind auf Steroiden – vollgepumpt mit<br />

Venture Capital, Krediten oder haben<br />

einen IPO (Börsengang, Anm. d. Red.)<br />

gemacht. Mit solchem Fremdkapital können<br />

die ihr Wachstum natürlich viel<br />

schneller vorantreiben. Mit Geld kann<br />

man sich Umsatz kaufen. Wir hingegen<br />

ernähren uns vegan und wachsen gesund.<br />

Das dauert viel länger. Aber dafür ist es<br />

echte Kraft, keine aufgeblähte. Also nach<br />

25 Jahren ist man entspannter. Wir haben<br />

nach Covid aber auch gemerkt, wie stark<br />

wir wirklich sind. Für uns war es ein Fitnesstest.<br />

Man sagte bei Covid, es trifft besonders<br />

die Kranken und Schwachen.<br />

Auch bei den Unternehmen war das so.<br />

Wir hatten 90 Millionen an Umsatz verloren,<br />

weil wir Geschäfte nicht aufmachen<br />

durften. Einen Teil der Umsatzverluste<br />

konnten wir online ausgleichen, aber<br />

nicht komplett ersetzen. Aber obwohl wir<br />

90 Millionen an Umsatz verloren hatten,<br />

haben wir zehn Millionen EBTA (Earnings<br />

Before Taxes and Amortization,<br />

Anm. d. Red.) gemacht. Was ich nicht gedacht<br />

hätte am Anfang des Jahres. Ich<br />

hatte gedacht: »Jetzt verlieren wir alles.«<br />

Ich hatte Angst, dass wir das verlieren, für<br />

das ich so lange gearbeitet habe. Die Regierung<br />

sagt: »Du darfst das Geschäft<br />

nicht aufsperren«. Aber sie sagt nicht, du<br />

»Am Anfang meiner Karriere habe ich noch<br />

oft gezweifelt [...].«<br />

– Philipp Plein<br />

musst deine Miete nicht bezahlen. Es gab<br />

kaum einen Vermieter, der nicht auf seine<br />

Miete bestand. Es waren vielleicht ein<br />

paar, die dir eine Minderung gegeben haben.<br />

Aber du musstest zahlen. Wir haben<br />

hohe Mieten. Wir zahlen an gewissen<br />

Standorten 350.000 im Monat. Mailand<br />

Verleger Julien Backhaus und Philipp Plein<br />

im Headquarter in Lugano<br />

kostet 180.000 Miete im Monat. Wenn das<br />

Geschäft nicht 600.000 bis 700.000 an Umsatz<br />

generiert im Monat, verlierst du richtig<br />

Geld. Das Schlimmste, was man sich als<br />

Unternehmer vorstellen kann, ist Covid.<br />

Es gibt zwar immer auch regionale Krisen<br />

wie Kriege, die dein Geschäft beeinflussen.<br />

Aber durch die Pandemie kam die ganze<br />

Welt auf einmal zum Stillstand. Und das<br />

hat uns gezeigt, wie stark wir eigentlich<br />

sind. Trotz des Umsatzeinbruchs konnten<br />

wir mit Gewinn abschließen. Das hat uns<br />

gezeigt, wir sind gesund. Dennoch haben<br />

auch wir die Zeit genutzt, umzustrukturieren.<br />

Solange es dir gut geht, änderst du<br />

nichts. Wir hatten zum Beispiel herausgefunden,<br />

dass wir für unsere Drucker<br />

60.000 im Jahr an Leasingraten zahlen.<br />

Daraus haben wir 15.000 gemacht. Covid<br />

hatte uns dazu gezwungen, effizienter zu<br />

werden und abzuspecken. Als das Geschäft<br />

dann zurückkam, waren wir auf<br />

Effizienz getrimmt. Aber es fühlt sich nach<br />

25 Jahren immer noch nach Start-up an.<br />

Wir haben noch viel vor, wir sind immer<br />

noch klein im Verhältnis zu unseren Mitbewerbern.<br />

Jetzt haben wir finanzielle<br />

Mittel zur Verfügung, die wir damals nicht<br />

hatten. Das hilft uns, weiter zu wachsen.<br />

Wir haben während der Pandemie begonnen,<br />

unser Lizenzgeschäft auszubauen.<br />

Das ist komplett neu für uns. Lizenz ist<br />

100 Prozent EBTA. Du arbeitest nicht, du<br />

nimmst nur ein. Andere machen die Entwicklung,<br />

Distribution, etc. Und wenn du<br />

gute Partner hast, steigt deine Visibilität<br />

im Markt extrem. Durch das Lizenzgeschäft<br />

haben wir über 10.000 Point of Sales<br />

dazu gewonnen. Allein im Uhren-Bereich<br />

zwischen 4.000 und 5.000 Point of Sales in<br />

über 60 Ländern. Für uns ist das spannend.<br />

Wir hebeln erst jetzt die Markenbekanntheit,<br />

die wir über Jahre aufgebaut haben.<br />

Wenn man eine begehrte Marke hat, sind<br />

Lizenzen sehr interessant. Wir erschließen<br />

dadurch auch neue Märkte.<br />

Man erkennt deine große Leidenschaft<br />

für Mode und Marken. Hattest du die<br />

schon als Kind? Oder hat sich das erst<br />

entwickelt?<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

9


<strong>Erfolg</strong><br />

»Ich wollte einfach erfolgreich sein,<br />

ich wusste nur noch nicht mit was.«<br />

– Philipp Plein<br />

10 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Ich bin sehr begeisterungsfähig. Das ist<br />

meine Stärke. Ich kann meine komplette<br />

Konzentration und Energie auf ein Projekt<br />

lenken. Ich habe noch nie jemanden<br />

<strong>Erfolg</strong>reiches gesehen, der keinen Spaß an<br />

seiner Sache hatte. Es ist ausschlaggebend,<br />

dass man sich für das interessiert, was<br />

man macht. Ich wollte einfach erfolgreich<br />

sein, ich wusste nur noch nicht mit was.<br />

Das geht vielen jungen Leuten so. Das<br />

Problem ist, dass man in der Schule lernt,<br />

zu lernen. Man lernt nichts über das Leben<br />

oder <strong>Erfolg</strong>. So war es bei mir auch.<br />

Ich habe mich auf mein Abitur konzentriert,<br />

man versucht, sein Bestes zu geben.<br />

Und kurze Zeit später soll man die wichtigste<br />

Entscheidung seines Lebens treffen.<br />

Was mache ich für den Rest meines Lebens?<br />

Bis zum Schulabschluss ist dein<br />

Leben ja vorgeplant. Als Kind hat man<br />

darauf kaum Einfluss. Aber plötzlich verlangt<br />

man von diesen jungen Menschen,<br />

dass sie entscheiden, was sie werden wollen.<br />

Die meisten, denen nichts einfällt,<br />

machen dann BWL.<br />

Bei dir war es Jura oder?<br />

Genau. Ich hatte festgestellt, dass die<br />

meisten Vorstände von Banken Juristen<br />

sind. Und im Leben basiert alles auf<br />

Verträgen. Und ich dachte, mit Jura<br />

hätte ich mehr Chancen, etwas aus mir<br />

zu machen. Eigentlich wollte ich Medizin<br />

studieren. Aber den Platz hatte ich<br />

aufgegeben.<br />

Aber du hast dann entschieden, Möbel<br />

zu entwerfen. Das kam ja nicht von<br />

ungefähr.<br />

Als Jurist hatte ich die FAZ abonniert.<br />

1989 gab es einen Artikel über die Finanzkrise<br />

in Asien. Der Artikel sprach<br />

auch von den Branchen »Haushalt und<br />

Haustiere«. Das sei eine sehr krisensichere<br />

Industrie. Egal ob der Börsenkurs<br />

morgen einbricht, die Unternehmen für<br />

Haustierbedarf sind davon unberührt.<br />

Die Luxusgüterindustrie hat damals diese<br />

Zielgruppe der Haustierbesitzer entdeckt.<br />

Paris Hilton hatte zum Beispiel eine Tragetasche<br />

für ihren kleinen Hund, Gucci<br />

hat Hundehalsbänder gemacht, es gab<br />

Näpfe, Hundekissen, es gab plötzlich<br />

Hunde-Spas in Amerika. Wir hatten damals<br />

einen Straßenhund zu uns geholt,<br />

der dann acht Welpen bekommen hat.<br />

Wir waren gerade umgezogen in ein<br />

schönes Haus und es gab nichts adäquates<br />

an Hundekörben, die in die Einrichtung<br />

gepasst hätten. Ich hatte den Artikel noch<br />

im Kopf und fing an, selbst ein Hundebett<br />

zu designen. Und es ist ja simpel. Die<br />

meisten Hundebesitzer haben Geld. Die<br />

meisten haben auch einen Garten und<br />

wohnen in einem Haus, und brauchen<br />

deshalb Möbelstücke, sonst liegen die<br />

Hunde auf dem Sofa. Und im Markt gab<br />

»Trotz des Umsatzeinbruchs<br />

konnten<br />

wir mit Gewinn abschließen.«<br />

– Philipp Plein<br />

es nichts stylisches. Darin habe ich eine<br />

Nische gesehen. Die Industrie konzentriert<br />

sich darauf, die Zeitung schreibt<br />

darüber. Wenn ich jetzt ein Hundesofa<br />

für 1.500 Euro verkaufe und 500 Euro für<br />

die Produktion einsetze, habe ich 1.000<br />

Euro Gewinnspanne. Ich wollte 1.000<br />

verkaufen, um eine Million zu verdienen.<br />

Es kann ja nicht so schwer sein, 1.000<br />

Hundebesitzer zu finden, denn ich wollte<br />

halt eine Million verdienen. Es hat aber<br />

ein paar Jahre gedauert, weil ich nicht<br />

wusste, wie ich es verkaufe. Ich hatte ein<br />

Patent darauf. Ein Hamburger Versandhaus<br />

hatte es kopiert und ich habe sie erfolgreich<br />

verklagt. Wir haben einen Vergleich<br />

ausgehandelt. Aber die ersten drei<br />

Jahre konnte ich das Hundesofa nicht<br />

Bilder: Ronny Barthel<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

11


<strong>Erfolg</strong><br />

verkaufen. Ich hatte nämlich alle Tierbedarfsgeschäfte<br />

kontaktiert, für die war es<br />

aber zu teuer. Die verkaufen Plastikspielzeug<br />

für den Hund oder Kratzbäume für<br />

die Katze. Aber die konnten mit dem Luxusbett<br />

nichts anfangen. Das nervte mich.<br />

Ich war überzeugt, es kann doch nicht so<br />

schwer sein, 1.000 Hundebetten zu verkaufen.<br />

Dann bin ich auf eine Möbelmesse<br />

gegangen, denn eigentlich ist es ja<br />

ein Möbelstück. Somit müsste der Vertrieb<br />

über den Möbelhandel stattfinden,<br />

denn es ist ein Sofa für Hunde. Das hat<br />

dann funktioniert, hat aber zwei, drei<br />

Jahre gedauert. Ich bin dann sehr motiviert,<br />

Sachen auch zu Ende zu bringen.<br />

Deine Marke steht heute für neues Geld.<br />

Für Aufsteiger. Du hast mal gesagt, du<br />

magst Underdogs. Siehst du dich auch<br />

selbst so und gibt es Vorteile, ein Underdog<br />

zu sein?<br />

Ein Underdog ist ja nichts anderes als ein<br />

Außenseiter. Manchmal ist es besser,<br />

Außenseiter zu sein, als Insider. Man<br />

kann aus der Distanz auf Dinge blicken.<br />

Wenn man zum Beispiel zum ersten Mal<br />

in New York beziehungsweise Manhattan<br />

ist, fühlt man sich vielleicht in den Häuserschluchten<br />

verloren. Man weiß nicht,<br />

wo es lang geht. Wenn man aber aus dem<br />

Flugzeug auf Manhattan, siehst du die<br />

ganzen Straßenzüge und das Prinzip, wie<br />

sie angelegt sind. Aus der Ferne hat man<br />

den besseren Überblick. Wenn man zu<br />

sehr in etwas verwickelt ist, hat man<br />

Scheuklappen. Man sieht vor lauter Bäumen<br />

den Wald nicht mehr. Da hilft es,<br />

Außenseiter zu sein und Dinge mit Distanz<br />

begutachten zu können. Man kann<br />

objektiver Entscheidungen treffen.<br />

Deine Biografie ist gerade erschienen.<br />

Du verrätst viele Details aus deiner Geschichte.<br />

War das für dich leicht, mit<br />

deinem Privatleben in die Öffentlichkeit<br />

zu gehen? Manchmal hat man den Eindruck,<br />

du möchtest dein Privatleben gar<br />

nicht so nach außen tragen.<br />

Ich habe keine schmutzige Wäsche, die<br />

ich da gewaschen habe. Ich habe keine<br />

Geheimnisse in dem Sinne. Tobias Bayer,<br />

der die Biografie geschrieben hat, lebt in<br />

Mailand und ist Deutscher. Früher hat er<br />

für die »Financial Times« geschrieben,<br />

heute für Textilwirtschaft. Er kennt seit<br />

vielen Jahren das Unternehmen Philipp<br />

Plein durch Presseveranstaltungen, etc. Er<br />

ist genau so alt wie ich und meinte, er<br />

würde gerne ein Buch über mich schreiben.<br />

Er war total begeistert von der Idee.<br />

Ich selbst wäre nicht auf die Idee gekommen,<br />

aber er war so überzeugt davon,<br />

dass ich okay gesagt habe. Und er hat sich<br />

wirklich sehr viel Mühe gegeben. Er hat<br />

viel recherchiert und in der Vergangenheit<br />

gegraben. Über ein Jahr hat er<br />

12 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

»Aus dem Nichts zum Modeimperium.<br />

Die <strong>Erfolg</strong>sstory eines Underdogs«<br />

von Tobias Bayer<br />

368 Seiten<br />

Erschienen: Oktober 2023<br />

Lübbe Life<br />

ISBN: 978-3431070507<br />

Kontakte ausgegraben. Alte Beziehungen,<br />

Lehrer. Es geht ja nicht nur um 25 Jahre<br />

Plein, sondern auch um den Menschen<br />

dahinter. Ich musste im Buch nichts ändern<br />

– außer eine Ex-Freundin, die er da<br />

irgendwo reingeschrieben hatte.<br />

Das war also gar keine Ex-Freundin?<br />

Definitionssache. (lacht)<br />

so konstant <strong>Erfolg</strong> haben in einer so wankelmütigen<br />

Branche. Es ist nicht meine<br />

Traumbranche, aber in jeder Branche<br />

gibt es Ups and Downs. In der Mode<br />

musst du dich immer wieder neu erfinden<br />

– und zwar vier Mal im Jahr. Die<br />

Champions League spielt einmal im Jahr,<br />

du musst einmal im Jahr den Titel nach<br />

Hause bringen. In der Mode musst du<br />

vier Mal im Jahr die Saison meistern. Und<br />

jedes Mal musst du mit einem neuen Produkt<br />

auftrumpfen, um die Leute wieder<br />

für dich zu begeistern. Es ist nicht wie bei<br />

Evian oder Red Bull, wo du 30 Jahre das<br />

gleiche Rezept hast, sondern wir müssen<br />

immer wieder neuen Geschmack rausbringen.<br />

Das ist anstrengend. Die Mode<br />

ist eine der anstrengendsten Sportarten,<br />

weil es so kompetetiv und schnelllebig ist.<br />

Da immer relevant zu bleiben, ist wichtig.<br />

Man kann sich nicht ausruhen. Wenn ein<br />

Architekt ein Haus gebaut hat, ist das Projekt<br />

abgeschlossen. Aber wenn du eine<br />

Modemarke hast, kann die schnell wieder<br />

zusammenbrechen. Mal bist du cool,<br />

dann wieder nicht. Mal bist du relevant,<br />

dann wieder nicht. Es ist eine Sisyphus-<br />

Aufgabe und erfordert eine Menge Energie<br />

und Kreativität.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

Du bist also einverstanden mit dem, was<br />

in der Biografie steht?<br />

Ich habe keine Berührungsängste. Ich<br />

habe keine Geheimnisse. Philipp Plein ist<br />

für viele ein Mysterium, weil viele nicht<br />

nachvollziehen können, wie man in einer<br />

so umkämpften Branche <strong>Erfolg</strong> haben<br />

kann. Und über so lange Zeit bestehen<br />

kann. Es gibt wenige Unternehmen, die<br />

»Wenn man eine begehrte Marke hat, sind<br />

Lizenzen sehr interessant.«<br />

– Philipp Plein<br />

Bilder: Ronny Barthel<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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<strong>Erfolg</strong><br />

CÉL<br />

DI<br />

INE<br />

ON<br />

14<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

EIN GASTBEITRAG VON MICHAEL JAGERSBACHER<br />

Die »Grande Dame« der Popwelt<br />

Die Geschichte von Céline Marie<br />

Claudette Dion aus Charlemagne<br />

in Kanada ist eine<br />

der Entschlossenheit, des<br />

außergewöhnlichen Talents<br />

und eines unglaublichen Durchhaltevermögens.<br />

Als jüngstes von vierzehn (!) Kindern<br />

in einer musikliebenden Familie geboren,<br />

war ihr Weg zur »Grande Dame«<br />

der Popwelt alles andere als gewöhnlich.<br />

Vor allem ihre gesundheitlichen Herausforderungen<br />

der letzten Jahre sorgten immer<br />

wieder für Gesprächsstoff.<br />

Bei meinen Recherchen bin ich auf folgendes<br />

Zitat von Céline Dion gestoßen, das<br />

sehr gut zu ihrer Lebensgeschichte passt:<br />

»Es ist für mich nicht wichtig, wie alt du<br />

bist. Ich will wissen, ob du es riskierst, wie<br />

ein Narr auszusehen, um deiner Liebe willen,<br />

um deiner Träume willen und für das<br />

Abenteuer des Lebendigseins« – also tauchen<br />

wir in ihre Geschichte ein.<br />

Jugendjahre und musikalischer Ursprung<br />

Ihre musikalische Reise begann in der<br />

kleinen Stadt Charlemagne, Québec, wo<br />

sie in einer Umgebung aufwuchs, in der<br />

Musik und Gesang Teil des täglichen Lebens<br />

waren. Céline Dions Mutter, die<br />

ihre musikalische Begabung erkannte,<br />

förderte früh ihre Leidenschaft für die<br />

Musik. Im Alter von fünf Jahren trat die<br />

junge Künstlerin bereits in einem kleinen<br />

Klub auf, in dem ihre Eltern als<br />

Gastgeber fungierten. Es war die Veröffentlichung<br />

ihres ersten Albums im Jahr<br />

1981, die die Türen für sie öffnete. Mit<br />

gerade einmal zwölf Jahren zeigte sie<br />

eine Reife und Stimmkontrolle, über die<br />

Gleichaltrige nicht verfügten. Es war ihr<br />

erster nationaler Achtungserfolg.<br />

Durchbruch und internationale Anerkennung<br />

Der internationale Durchbruch für Céline<br />

Dion erfolgte in einer Phase, in der die<br />

Musikindustrie von kraftvollen Stimmen<br />

und emotionalen Balladen dominiert<br />

wurde. Dion passte perfekt in dieses Bild.<br />

Ihr Sieg beim Eurovision Song Contest<br />

1988 in Dublin für die Schweiz war nicht<br />

nur ein Sieg eines Liedes; es war der Sieg<br />

einer Stimme, die die Welt erobern sollte.<br />

Dion, die bereits in ihrer Heimatprovinz<br />

Québec ein etablierter Star war, wurde<br />

durch diesen <strong>Erfolg</strong> zu einer globalen<br />

Sensation. Die Ballade »Ne partez pas<br />

sans moi« verhalf ihr zu internationaler<br />

Anerkennung und öffnete die Türen zu<br />

neuen Märkten in Europa und darüber<br />

hinaus. Dieser Moment markierte den<br />

Anfang ihrer umfassenden Karriere auf<br />

der internationalen Bühne. Das Fundament<br />

für eine unnachahmliche <strong>Erfolg</strong>sgeschichte<br />

war geebnet.<br />

Schlüsselalben und ihre Auswirkungen<br />

Mit der Zeit wurde Dion für ihre Fähigkeit<br />

bekannt, Alben zu veröffentlichen,<br />

die nicht nur kommerziellen <strong>Erfolg</strong> hatten,<br />

sondern auch die musikalische<br />

Landschaft prägten. Ihr englischsprachiges<br />

Debüt »Unison« erreichte 1990 die<br />

Charts und zeigte eine Künstlerin, die<br />

bereit war, ihre Zuhörerschaft zu erweitern.<br />

Songs wie »Where Does My Heart<br />

Beat Now« bewiesen ihre emotionale<br />

Tiefe und Vielseitigkeit.<br />

Doch es war das Album »The Colour of<br />

My Love« (1993), das Dion als festes<br />

Mitglied der internationalen Popmusik<br />

etablierte. Mit Hits wie »The Power of<br />

Love« und »Think Twice« eroberte sie<br />

die Spitze der Charts und sicherte sich<br />

ihren Status als eine der führenden Sängerinnen<br />

der 90er Jahre.<br />

Ihr nächster großer Moment kam 1996 mit<br />

»Falling into You«. Dieses Album, das Hits<br />

wie »Because You Loved Me« und den<br />

Titeltrack enthielt, gewann zahlreiche<br />

Preise und festigte Dions Ruf als eine der<br />

bedeutendsten Stimmen ihrer Generation.<br />

Bedeutende Auszeichnungen und Ehrungen<br />

Die Liste der Auszeichnungen und Ehrungen,<br />

die Céline Dion im Laufe ihrer<br />

Karriere erhalten hat, ist beeindruckend.<br />

Sie hat mehrere Grammy Awards gewonnen,<br />

darunter den prestigeträchtigen Preis<br />

für das Album des Jahres für »Falling into<br />

You«. Sie wurde mehrmals mit dem<br />

World Music Award als weltbeste Sängerin<br />

ausgezeichnet und hat auch zahlreiche<br />

Juno Awards – das kanadische Äquivalente<br />

zum Grammy – erhalten.<br />

Darüber hinaus wurde Dion für ihre musikalischen<br />

Leistungen und ihren Beitrag zur<br />

Kultur mit Sternen auf dem Hollywood<br />

Walk of Fame und dem Canadian Walk of<br />

Fame geehrt. Ihre Einflüsse auf die Popmusik<br />

und ihr kontinuierliches Engagement<br />

für Wohltätigkeitsorganisationen<br />

haben ihr auch Auszeichnungen wie den<br />

»Orden von Kanada« eingebracht.<br />

Céline Dion beim Eurovision Song<br />

Contest 1988.<br />

Bilder: IMAGO / PA Images (PBG) / NTB<br />

»Es ist für mich nicht wichtig, wie alt du<br />

bist. Ich will wissen, ob du es riskierst,<br />

wie ein Narr auszusehen, um deiner Liebe<br />

willen, um deiner Träume willen und<br />

für das Abenteuer des Lebendigseins.«<br />

– Céline Dion<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

15


<strong>Erfolg</strong><br />

Ihre Einflüsse auf die Popmusik und ihr<br />

kontinuierliches Engagement für Wohltätigkeitsorganisationen<br />

haben ihr auch<br />

Auszeichnungen wie den »Orden von<br />

Kanada« eingebracht.<br />

Céline Dion bekam 2004<br />

ihren Stern auf dem<br />

berühmten Walk of Fame.<br />

Der unverwechselbare Stil von Céline Dion<br />

Céline Dions einzigartige Position in<br />

der Musikwelt lässt sich auf ihren unverwechselbaren<br />

Stil zurückführen. Sie<br />

hat ein musikalisches Erbe geschaffen,<br />

das von ihrer kraftvollen Stimmführung,<br />

ihrer außergewöhnlichen Gesangstechnik<br />

und ihrer Fähigkeit, verschiedene<br />

Genres zu meistern, geprägt<br />

ist. Dions Stimmqualität ist unverkennbar.<br />

Ihre Fähigkeit, sowohl sanfte Melodien<br />

als auch kraftvolle, dramatische<br />

Balladen zu interpretieren, zeugt von<br />

einer außerordentlichen technischen<br />

Beherrschung. Ihre Stimme besitzt eine<br />

Klarheit und Reichweite, die selten ist,<br />

und sie verwendet diese Attribute mit<br />

einer solchen Kunstfertigkeit, dass sie<br />

oft als eine der größten Sängerinnen<br />

aller Zeiten bezeichnet wird.<br />

Unnachahmliche Gesangstechnik<br />

Ihre Gesangstechnik, die sich durch<br />

einen reichen, emotionalen Ausdruck<br />

und eine makellose Intonation auszeichnet,<br />

hat Dion ermöglicht, Momente unvergesslicher<br />

musikalischer Magie zu<br />

schaffen. Ein markantes Merkmal ihres<br />

Gesangs ist die Verwendung des sogenannten<br />

»Belting«, einer Technik, bei<br />

der sie ihre Bruststimme in höheren<br />

Tonlagen nutzt, um eine kraftvolle und<br />

durchdringende Klangfarbe zu erzeugen.<br />

Dies ist besonders in Songs wie »My<br />

Heart Will Go On« zu hören, wo ihre<br />

Fähigkeit, mit großer Stimmkraft zu singen,<br />

voll zur Geltung kommt.<br />

Céline Dion bei den<br />

Grammy Awards 1999.<br />

Vielseitigkeit als weitere Superwaffe<br />

Neben ihrer außergewöhnlichen Gesangstechnik<br />

und ihrer Unverwechselbarkeit<br />

ist Dions Vielseitigkeit ebenso bemerkenswert.<br />

Sie zeigt sich in ihrer Fähigkeit,<br />

über Genregrenzen hinweg erfolgreich zu<br />

sein. Während sie in der Popmusik am<br />

bekanntesten ist, hat sie auch in Bereichen<br />

wie R&B, Rock, Klassik und sogar in<br />

der Dance-Musik ihre Spuren hinterlassen.<br />

Ihr Repertoire umfasst eine Bandbreite,<br />

die von gefühlvollen Balladen über<br />

rockige Up-Tempo-Songs bis hin zu klassischen<br />

Duetten reicht.<br />

Ihre Alben zeugen von dieser Vielseitigkeit.<br />

Zum Beispiel hat sie auf dem Album<br />

»These Are Special Times« Weihnachtslieder<br />

interpretiert, die ihre Fähigkeit<br />

unterstreichen, traditionelle Stücke mit<br />

einer zeitgenössischen und persönlichen<br />

Note zu versehen. Auf demselben Album<br />

befindet sich das Duett »I‘m Your Angel«<br />

mit R. Kelly, das Dions Fähigkeit zeigt, im<br />

R&B-Genre erfolgreich zu sein.<br />

16 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Herausforderungen und Überwindungen<br />

Céline Dions Karriere ist nicht nur eine<br />

Abfolge von Triumphen, sondern auch<br />

eine Geschichte von Rückschlägen und der<br />

Fähigkeit, persönliche und berufliche Herausforderungen<br />

zu überwinden. Trotz<br />

ihres unbestreitbaren Talents und ihrer<br />

harten Arbeit musste sie Rückschläge hinnehmen,<br />

die sowohl ihr persönliches als<br />

auch ihr berufliches Leben betrafen. Am<br />

schwersten wog sicherlich der Tod ihres<br />

Mannes und Managers, René Angélil, im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>6. Angélil war mehr als ihr Manager;<br />

er war ihre Stütze, sowohl beruflich als<br />

auch persönlich, und sein Tod hinterließ<br />

eine große Lücke in ihrem Leben. In der<br />

Folge veröffentlichte sie das Album »Courage«<br />

im Jahr 2<strong>01</strong>9, ein Werk, das von vielen<br />

als ihre Antwort auf die persönlichen<br />

Prüfungen der vorangegangenen Jahre<br />

interpretiert wurde. Das Album zeigt eine<br />

Mischung aus persönlichen Balladen und<br />

kraftvollen Popsongs, die eine neue Ära in<br />

ihrer Karriere markieren.<br />

Schwere Krankheit und baldiges Comeback?<br />

Erst im Dezember 2022 gab Dion bekannt,<br />

am »Stiff-Person-Syndrom« zu<br />

leiden. Dabei handelt es sich um eine<br />

neurologische Krankheit, zu deren Symptome<br />

Muskelkrämpfe und fehlerhafte Koordination<br />

zählen. Betroffene können<br />

durch die fortschreitende, schmerzhafte<br />

Muskelversteifung oft nicht mehr normal<br />

gehen oder stehen. Mit anderen Worten:<br />

Céline Dion ist schwer krank. Dennoch<br />

hat sie sich Anfang November live in Las<br />

Vegas der Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Wann sie ihr Bühnen-Comeback geben<br />

wird, steht allerdings noch in den Sternen.<br />

Mit ihrer Leidenschaft, die sie an den<br />

Tag legt, wird sie es mit Sicherheit schaffen,<br />

ganz nach ihrem Motto: »Alles, was<br />

ich tue, bedeutet etwas, sonst würde ich es<br />

nicht tun.« Wir wünschen ihr alles Gute<br />

für ihren Weg zurück.<br />

Der Autor<br />

Michael Jagersbacher ist Erwachsenenbildner<br />

und Philosoph. Zudem<br />

arbeitet er als Kommunikationstrainer,<br />

Unternehmer, Buchautor und Blogger.<br />

»Alles, was ich tue, bedeutet etwas,<br />

sonst würde ich es nicht tun.«<br />

– Céline Dion<br />

Bilder: Depositphotos / s_bukley, IMAGO / ZUMA Wire / / ZUMA Press (Jacquess Boissinot), Karin Bergmann<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

17


<strong>Erfolg</strong><br />

DIE<br />

DAMON<br />

IDENTITÄT<br />

Studienabbrecher und Oscarpreisträger<br />

18<br />

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<strong>Erfolg</strong><br />

Bilder: IMAGO / Avalon.red / Everett Collection<br />

Es gibt eine bestimmte Art zu<br />

schauspielern, der viel Anerkennung<br />

entgegengebracht<br />

wird. Es ist nicht die Art, der ich<br />

nachgehe« – erklärte Matt Damon<br />

im Jahr 2009. Schon damals las sich<br />

diese Aussage als klassisches Understatement,<br />

konnte doch der zu diesem Zeitpunkt<br />

knapp 40-Jährige bereits einen Stern<br />

auf dem Hollywood Walk of Fame, einen<br />

Oscar sowie eine weitere Nominierung für<br />

den wohl bekanntesten internationalen<br />

Filmpreis vorweisen. Noch dazu stand der<br />

Release von »Invictus« kurz bevor, einem<br />

Clint-Eastwood-Film, der schon vor der<br />

Veröffentlichung als Oscar-Kandidat gehandelt<br />

wurde und der dem zurückhaltenden<br />

Mann aus Massachusetts eine zusätzliche<br />

Nominierung des begehrten<br />

Goldjungen einbrachte – diesmal in der<br />

Kategorie »Bester Nebendarsteller«. Auch<br />

wenn es bislang bei einer einmaligen Auszeichnung<br />

mit der begehrten Trophäe geblieben<br />

ist: Die <strong>Erfolg</strong>swelle des Matthew<br />

Paige Damon ist bis heute nicht verebbt.<br />

Erst kürzlich war er in dem von Experten<br />

gefeierten Blockbuster »Oppenheimer« zu<br />

sehen – und bereits jetzt sind Projekte bis<br />

ins Jahr 2030 hinein in Planung. Dabei ist<br />

Damon nicht nur vor der Kamera aktiv:<br />

Man kennt ihn auch als Regisseur und<br />

Drehbuchautor. Als solcher feierte er sogar<br />

seinen bislang größten <strong>Erfolg</strong>: 1998 erhielt<br />

er den Oscar für das Skript zu »Good Will<br />

Hunting« – einem Drehbuch, das er gemeinsam<br />

mit seinem entfernten Verwandten<br />

und guten Schulfreund Ben Affleck<br />

geschrieben hatte.<br />

Vom Hörsaal nach Hollywood<br />

Heute – 25 Jahre nach diesem kometenhaften<br />

Aufstieg – dürfte sein Vermögen<br />

die 150-Millionen-Dollar-Marke weit<br />

überschreiten; bescheiden ist der Mann,<br />

dessen Gesicht man aus Agententhrillern<br />

ebenso kennt wie aus feingeistigen Literaturverfilmungen,<br />

allerdings geblieben. In<br />

Skandale ist der langjährige Ehemann<br />

und Vater von vier Töchtern nur selten<br />

verwickelt, unter Verschluss hält Damon<br />

sein Privatleben aber auch nicht – unlängst<br />

berichtete er öffentlich über die<br />

Paartherapie, mit der er seine Ehe zu retten<br />

versuchte. Doch seine bedachten Äußerungen,<br />

mit denen er sich an die Öffentlichkeit<br />

wendet, sind beinahe ein<br />

»And the Oscar<br />

goes to … Matt<br />

Damon and Ben<br />

Affleck for ›Good<br />

Will Hunting‹!«<br />

»Ich sollte nie aufhören zu versuchen,<br />

ein besserer Mensch zu werden.«<br />

Novum unter den A-List-Promis Hollywoods.<br />

Dass ihm der Ruhm bisher nicht<br />

zu Kopf gestiegen sei, habe er seinen Eltern<br />

zu verdanken, impliziert der nahbare<br />

Schauspieler immer wieder. Auf die<br />

Frage, wer ihn geprägt habe, antwortete<br />

er etwa im Gespräch mit der »FAZ«:<br />

»Mein Vater und meine Mutter. Sie haben<br />

sogar darüber gesprochen, was für<br />

ein Mann ich einmal werden sollte (…)<br />

Ich sollte nie aufhören zu versuchen, ein<br />

besserer Mensch zu werden.«<br />

Seine Kindheit verbringt der am 8. Oktober<br />

1970 geborene Sohn einer Hochschulprofessorin<br />

und eines Börsenmaklers zunächst<br />

abseits des Medienrummels. Im<br />

Alter von zwei Jahren zieht er mit seinem<br />

Bruder und seiner mittlerweile alleinerziehenden<br />

Mutter ins beschauliche<br />

Cambridge, eine Kleinstadt im US-amerikanischen<br />

Bundesstaat Massachusetts.<br />

Bereits in der Schulzeit entdeckt der junge<br />

Damon seine Leidenschaft für die Schauspielerei;<br />

hier nimmt er immer wieder an<br />

Theatergruppen teil. Sein damaliger Lehrer<br />

bescheinigt ihm schon damals ein<br />

»großes Potenzial und wundervolles Talent«<br />

– und dieses zahlt sich aus. Bereits<br />

als Jugendlicher ergattert er kleinere<br />

Filmrollen, etwa in der Komödie »Pizza<br />

Pizza«, die seine spätere Karriere für ihn<br />

offenbar in greifbare Nähe rücken lassen.<br />

Im Jahr 1992 wagt er jedenfalls den entscheidenden<br />

Schritt: Zugunsten des<br />

verheißungsvollen Projekts »Geronimo –<br />

eine Legende« bricht er sein Studium der<br />

Anglistik auf der renommierten Harvard<br />

University ab – sein Ziel sind die bekannten<br />

Filmstudios von LA. Der Schritt vom<br />

Studenten einer Elite-Universität hin zum<br />

Glücksritter auf der Suche nach Ruhm ist<br />

ein riskanter – doch Damon ist selbstbewusst<br />

und weiß auch schon bald mit seinen<br />

Leistungen und seinem Ehrgeiz zu<br />

überzeugen. Bereits in seinen ersten Kinofilmen<br />

spielt er an der Seite von Leinwandgrößen<br />

wie Gene Hackman, Denzel Washington<br />

und Meg Ryan.<br />

»Gewöhnlicher Mensch«<br />

mit außergewöhnlichem <strong>Erfolg</strong><br />

In den späten 90ern trifft der junge<br />

Schauspieler dann seinen früheren<br />

Freund Ben Affleck in der Filmbranche<br />

wieder. Gemeinsam planen die zwei Newcomer<br />

ihr bis dato größtes Projekt: das<br />

Drehbuch über einen hochbegabten<br />

Kleinkriminellen, dessen Fähigkeiten ihm<br />

den Weg in ein besseres Leben ermöglichen.<br />

Der Plan geht auf: Nicht nur auf der<br />

Leinwand scheint »Good Will Hunting«<br />

das Leben zahlreicher Menschen nachhaltig<br />

zu verändern – unter der Regie von<br />

Gus Van Sant werden die beiden Schulfreunde,<br />

die auch die Hauptrollen besetzen,<br />

quasi über Nacht zu Stars. »And the<br />

Oscar goes to … Matt Damon and Ben<br />

Affleck for ›Good Will Hunting!‹«, heißt<br />

es wenig später im Jahr 1998. Es ist der<br />

Matt Damon, Robin Williams und Ben Affleck mit ihren Academy Awards 1998.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

19


<strong>Erfolg</strong><br />

»Ich habe mir in<br />

meiner Karriere so<br />

viel Gelassenheit<br />

erarbeitet, dass es<br />

mich nicht kratzt,<br />

wenn Kritiker<br />

plötzlich etwas an<br />

mir auszusetzen<br />

haben.«<br />

benehmen wie ein gewöhnlicher Mensch.<br />

Genau das hat mir die besten Rollen verschafft«,<br />

erklärte er im Jahr 2<strong>01</strong>8 im Gespräch<br />

mit dem »Spiegel« – und das, obwohl<br />

damals dieses Bild leichte Risse zu<br />

erhalten schien, wurden doch im Zuge<br />

der Weinstein-Enthüllungen Vorwürfe<br />

laut, Damon habe von den Ereignissen<br />

gewusst und diese nicht verhindert. Diese<br />

Krise allerdings konnte der jetzt 53-Jährige<br />

bald darauf ebenso überwinden wie<br />

die Diskussionen im Zuge seines Auftritts<br />

Matt Damon als Jason Bourne<br />

in einer fragwürdigen Krypto-Werbung.<br />

Denn Damon weiß um sein <strong>Erfolg</strong>sgeheimnis,<br />

erklärt er doch im »Spiegel«-<br />

Interview: »Ich habe mir in meiner Karriere<br />

so viel Gelassenheit erarbeitet, dass<br />

es mich nicht kratzt, wenn Kritiker plötzlich<br />

etwas an mir auszusetzen haben«.<br />

Aufgrund dieser Einstellung ist ihm auch<br />

Jahrzehnte nach seinem fulminanten Karrierestart<br />

der Ruf als ein Goldjunge Hollywoods<br />

gewiss. AS<br />

Bild: IMAGO / ZUMA Wire<br />

Durchbruch, auf den Damon<br />

bereits seit einigen<br />

Jahren gewartet hat und<br />

an den er auch in den<br />

darauffolgenden Jahren<br />

anknüpfen kann: 1998<br />

mimt er den Soldaten<br />

James Ryan im gleichnamigen<br />

Kriegsdrama, im Jahr<br />

2000 bringt ihm seine Darstellung<br />

als »Der talentierte<br />

Mr. Ripley« in der Verfilmung<br />

des bekannten Patricia-Highsmith-Romans<br />

eine<br />

Golden-Globe-Nominierung<br />

ein. Den Sprung ins Action-<br />

Genre schafft Damon zu Beginn<br />

der 2000er-Jahre mit der Gaunerkomödie<br />

»Ocean’s Eleven«. Im Jahr 2002<br />

folgt seine wohl bekannteste Rolle: die<br />

des von Amnesie geplagten Geheimagenten<br />

Jason Bourne. Insgesamt vier Mal jagt<br />

er als Protagonist der Filmreihe über die<br />

Leinwand. Seiner Wandlungsfähigkeit ist<br />

es wohl zu verdanken, dass er nach der<br />

Ausstrahlung des vorerst letzten Teils nicht<br />

auf den Charakter des »Jason Bourne«<br />

festgelegt zu sein scheint, denn auch in<br />

den folgenden Jahren ist Damon in zahlreichen<br />

Rollen unterschiedlichster Genres<br />

zu sehen: Ganz gleich, ob Science-Fiction,<br />

Komödie, Comic-Verfilmung,<br />

Musical oder Geschichtsepos – der<br />

»Sexiest Man Alive« des Jahres<br />

2007 ist gefragt.<br />

Das allerdings ist nicht nur<br />

seinem außergewöhnlichen<br />

Talent zu verdanken;<br />

auch sein Image<br />

eines grundehrlichen<br />

Teamplayers hat<br />

ihn zu einer Institution in<br />

der US-amerikanischen Filmbranche<br />

werden lassen, wie er<br />

selbst sagt: »Es ist für mich okay, so<br />

auszusehen und mich zu<br />

20<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Wissen<br />

Der STARBUCKS-Effekt<br />

Warum Vertrieb ein gut geöltes<br />

System braucht<br />

4. Ein tiefes Verständnis für den Kunden<br />

Zudem geht es darum, den Kunden zu<br />

kennen, seine Wünsche zu verstehen und<br />

so die richtigen Vertriebskanäle zu wählen.<br />

Das System sollte flexibel sein und<br />

sich an Veränderungen im Markt anpassen<br />

können. Eine gut durchdachte Struktur<br />

ermöglicht es, jede Veränderung am<br />

Markt oder bei den Bedürfnissen der<br />

Kunden frühzeitig zu erkennen.<br />

5. Klare Richtlinien im Vertrieb<br />

Nur durch klare Richtlinien können wir<br />

klare Ziele erreichen. Mitarbeiter müssen<br />

diese Richtlinien kennen und befolgen,<br />

um konsistent hohe Leistungen zu erbringen.<br />

Viele Unternehmen scheitern hier<br />

und verschwinden vom Markt.<br />

Bilder: IMAGO / Dean Pictures, Horst Dömötor<br />

Ein effektives System im Vertrieb<br />

ist unerlässlich für den<br />

<strong>Erfolg</strong> eines Unternehmens.<br />

In diesem Artikel möchte ich<br />

die zentralen Punkte dafür<br />

hervorheben:<br />

Stellen wir uns ein gut geführtes Unternehmen<br />

wie eine große Ladenkette vor.<br />

Überall gleiches Erscheinungsbild, sortierte<br />

Regale, uniformiertes Personal –<br />

dies sind Indikatoren einer klaren Struktur.<br />

<strong>Erfolg</strong>reiche Unternehmen verfügen<br />

über definierte Prozesse für alltägliche<br />

Aufgaben. Dies schafft Sicherheit für<br />

Mitarbeiter und Kunden und ermöglicht<br />

eine gleichbleibend hohe Qualität an allen<br />

Standorten.<br />

Der Fehlglaube, dass individuelles Arbeiten<br />

ohne System ausreicht, ist weit verbreitet.<br />

Doch ein funktionierendes System<br />

entlastet Führungskräfte und gibt<br />

Mitarbeitern und Kunden Sicherheit. Ein<br />

System regelt, wie Kundenbeziehungen<br />

gestaltet werden und erhöht die Kundenzufriedenheit<br />

und -loyalität. Schauen wir<br />

uns daher die fünf größten Vorteile an:<br />

1. Qualitätssicherung<br />

Ein System ermöglicht eine effektive Qualitätssicherung.<br />

Mitarbeiter, die innerhalb<br />

eines Systems arbeiten, übersehen weniger<br />

wahrscheinlich wichtige Aspekte und<br />

garantieren so eine einheitliche Kundenerfahrung.<br />

Besonders im Vertrieb ist eine<br />

einheitliche Vorgehensweise essenziell.<br />

2. Skalierbarkeit<br />

Ein System macht den Vertrieb mess- und<br />

skalierbar. Du als Geschäftsführer kannst<br />

feststellen, was funktioniert, wo Optimierungsbedarf<br />

besteht und entsprechend<br />

handeln. Ein System bietet eine solide<br />

Grundlage für Planung und Prognosen,<br />

ermöglicht eine realistische Einschätzung<br />

des potenziellen Umsatzes und erleichtert<br />

Investitionsentscheidungen.<br />

3. Tägliches Monitoring<br />

Von unschätzbarem Wert ist auch das<br />

tägliche Monitoring. Statt erst am Monatsende<br />

über Verkaufszahlen informiert<br />

zu werden, ermöglicht ein System<br />

eine tägliche Übersicht. So können<br />

Schwankungen schnell erkannt und adressiert<br />

werden.<br />

Jedes langfristig erfolgreiche Unternehmen<br />

hat diese fünf Elemente im Vertrieb<br />

(und einige mehr). Ein systematischer<br />

Vertrieb muss nicht umständlich oder<br />

bürokratisch sein. Vielmehr geht es darum,<br />

eine klare Struktur zu schaffen, die<br />

es allen Beteiligten ermöglicht, effektiv<br />

und zielgerichtet zu arbeiten. Ein gut<br />

durchdachtes System im Vertrieb ist der<br />

Schlüssel zum langfristigen <strong>Erfolg</strong> jedes<br />

Unternehmens. (L)<br />

Der Autor<br />

Tobias Epple ist CEO von Epple<br />

Consulting. Er ist Dozent, Speaker und<br />

Autor des SPIEGEL-Bestsellers »Chefsache<br />

Vertrieb«.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

21


<strong>Erfolg</strong><br />

»Momager«<br />

Kris Jenner<br />

Wie eine Stewardess ein Milliarden-Imperium aufgebaut hat<br />

22<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Bilder: IMAGO / ABACAPRESS (Reynaud Julien APS-Medias ABACA) / Everett Collection (E! Network Courtesy)<br />

Größtmögliche Popularität<br />

und ein Gesamtvermögen<br />

von rund fünf Milliarden<br />

Dollar – das ist das Ergebnis<br />

des Engagements von Kris<br />

Jenner für ihren Kardashian-Clan – der<br />

berühmtesten Familie seit den Ewings.<br />

Über 20 Staffeln lang konnten die Menschen<br />

mit der Reality-Show »Keeping up<br />

with the Kardashians« weltweit am Leben<br />

der Patchwork-Familie teilhaben. Die treibende<br />

Kraft hinter dem Clan war und ist<br />

Kris Jenner, die sich immer wieder Ziele<br />

gesetzt hat und nicht aufgab – und wenn<br />

es nicht klappte, disponierte sie um und<br />

verfolgte das nächste Ziel. Einer ihrer<br />

wichtigsten Maximen war dabei: »Wenn<br />

du ein Nein hörst, sprichst du mit der falschen<br />

Person«, schreibt sie in ihrer Autobiografie<br />

»Kris Jenner – and All Things<br />

Kardashian«. Der Beginn des Imperiums<br />

war ihr innigster Wunsch, Mutter zu sein,<br />

am besten von vielen Kindern.<br />

Sie hat für sich beschlossen, nicht wie<br />

alle anderen aufs College zugehen, sie<br />

wollte lieber aktiv sein, anstatt zu lernen<br />

und wurde Stewardess. Mit Anfang 20<br />

heiratete sie den erfolgreichen Anwalt<br />

Robert Kardashian und lernte durch ihn<br />

das komfortable Leben von Beverly Hills<br />

kennen. Sie hätte es sich mit Hauspersonal<br />

und Charity gemütlich machen können.<br />

Aber bereits in ihrem Elternhaus<br />

herrschte eine Atmosphäre, die vom<br />

Tun geprägt war. Ihre Großmutter<br />

betrieb einen Kerzenhandel und<br />

ihre Mutter eine Boutique für Kindermoden<br />

– beide prägten das<br />

Mindset der jungen Kris Jenner.<br />

»Tu dein Bestes, egal wie wichtig<br />

der Job ist«, habe die Großmutter<br />

ihr mitgegeben, schreibt<br />

Kris Jenner in ihrer Autobiografie.<br />

Kris und Robert Kardashian<br />

bekamen vier Kinder:<br />

Kourtney, Kim, Khloé und Robert.<br />

Nach der Scheidung von<br />

ihm heiratete Kris Jenner den<br />

Olympiasieger im Zehnkampf<br />

von 1976, Bruce Jenner<br />

(mittlerweile Caytlin Jenner),<br />

mit dem sie zwei weitere<br />

Kinder bekam, Kylie<br />

und Kendall. Das halbe<br />

Dutzend war voll. Bruce<br />

Jenner verdiente zu Beginn<br />

ihrer Ehe hier und<br />

da als Speaker Geld, doch<br />

es reichte nicht für das Leben,<br />

das Kris Jenner für<br />

sich und ihre Familie anstrebte.<br />

Acht Personen benötigten<br />

außerdem ein<br />

großes Haus. Also begann<br />

sie, die Karriere ihres Mannes<br />

zu pushen. Kris Jenner<br />

ist von Haus aus eine gute Netzwerkerin<br />

mit zahlreichen langjährigen Freundschaften,<br />

dank ihres prominenten Ex-Ehemannes<br />

bewegte sie sich zudem im Promi-Milieu<br />

von Beverly Hills. Und sie verstand,<br />

das zu nutzen.<br />

Mission: die Story »Bruce Jenner« vermarkten<br />

Ein Plan musste her. Der einzige Hinweis<br />

auf Bruces <strong>Erfolg</strong> als Sportler sei die Goldmedaille<br />

in der Sockenschublade gewesen,<br />

schreibt Kris Jenner in ihrem Buch. Das<br />

wollte sie ändern und das Potenzial nutzen,<br />

das sie sah. Sie entwickelte eine Marketingstrategie,<br />

um aus der Bekanntheit<br />

des Olympiasiegers Bruce Jenner Kapital<br />

zu schlagen und den Status, den er hatte,<br />

Das halbe Duzend ist voll: Kris und Bruce Jenner (hinten<br />

sitzend) mit den Kindern (hi. v.l.) Robert, Khloé, Kim,<br />

(vorn .v.l.) Kylie, Kendall und Kourtney<br />

Kris Jenner ist von Haus aus eine gute Netzwerkerin<br />

mit zahlreichen langjährigen Freundschaften [...].<br />

auf ein höheres Level zu heben. Kern ihrer<br />

Strategie war es, die Geschichte eines normalen<br />

Jungen mir Lese- und Schreibschwäche<br />

zu erzählen, der es zu einem<br />

Olympiasieger geschafft hatte. Sie wusste,<br />

dass dieser Sieg im Jahr 1976 noch »genügend<br />

Saft« hatte, den man nur auspressen<br />

musste. Also nahm sie die Medaille aus der<br />

Schublade, wischte den Staub ab, rahmte<br />

sie ein und hing sie als Motivation in ihr<br />

Büro, von wo aus sie ihre Marketing-Mission<br />

startete. Sie stellte eine Pressemappe<br />

über Bruce Jenner zusammen, verschickte<br />

sie, um ihn als Speaker anzubieten und<br />

schickte ihn durch ganz Amerika, damit er<br />

vor Tausenden Menschen Motivationsreden<br />

hielt. Sie fädelte Werbeverträge mit<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

23


<strong>Erfolg</strong><br />

Mission:<br />

die Story »Bruce Jenner«<br />

vermarkten<br />

Bruce Jenner bei den Olympischen<br />

Spielen 1976 in Kanada.<br />

Welt-Konzernen ein. Sie kreierte Merchandise<br />

und Nahrungsergänzungsmittel und<br />

sie nahmen gemeinsam Fitnessvideos auf.<br />

Das Geld vermehrte sich, die Häuser wurden<br />

größer, die Kinder wuchsen heran.<br />

Aus Krisen Chancen machen<br />

Robert Kardashian starb 20<strong>01</strong> im Alter<br />

von 59 Jahren an einem Krebsleiden. Dieses<br />

Ereignis stürzte die gesamte Familie in<br />

tiefe Trauer. Aus dieser Starre heraus entwickelte<br />

Kris Jenner neue Energie. Sie<br />

wollte ihre trauernde Familie ins normale<br />

Leben zurückholen und sagte sich, dass<br />

sie »ihren Arsch hochkriegen« müsse. Sie<br />

beschloss, nicht nur die leidenschaftliche<br />

Mutter für ihre Kinder zu sein, sondern<br />

aktiv deren Leben zu verbessern. Ihr Ziel<br />

war, dass ihre Kinder erfolgreich werden.<br />

Sie nahm das Management in ihre Hand,<br />

organisierte, puschte und sorgte dafür,<br />

dass keiner von ihnen auch nur einen Termin<br />

verpasste. Zu ihrer Strategie gehörte<br />

vor allem, ihre Kinder zu ermutigen und<br />

das weiterzugeben, was ihre Mutter ihr<br />

gepredigt hatte: »Du kannst erreichen,<br />

was du willst, aber du darfst keine Arbeit<br />

scheuen«. Kris Jenner war Mom und nun<br />

war sie auch Managerin. Daraus kreierte<br />

sie den Begriff »Momager« – und ließ sich<br />

diese Wortkreation patentieren.<br />

Sie unterstützte ihre Kinder bei allem<br />

was sie taten und ermunterte sie, ihre<br />

Träume zu erfüllen. Sie hatte 18-Stunden-Tage,<br />

supportete ihre Kinder Kourtney,<br />

Kim, Khloé, Rob, Kendall und Kylie.<br />

»Momager« organisierte, betreute,<br />

reiste, kümmerte sich und setzt sich<br />

»viele Hüte auf«. Allmählich baute sich<br />

die Familie ihr Business im Bereich<br />

Mode und Kosmetik auf. Dabei folgte<br />

Kris Jenner immer einem Leitsatz, der<br />

tief aus ihrem Inneren zu kommen<br />

scheint: »Ich habe ein Ziel.« Sie arbeitete<br />

diese Ziele ab, bis sie dahinter einen Haken<br />

setzten konnte: »Check!«.<br />

Sie schaute nicht nach links und rechts,<br />

sondern fragte sich, was zu tun ist, um ein<br />

Ziel zu erreichen und tat es. Sie sei niemand,<br />

der untätig herumsitzen könne,<br />

schreibt sie in ihrem Buch. Und immer<br />

waren es Krisen und Schicksalsschläge in<br />

ihrem Leben, die sie mit einer großen<br />

Schaffenskraft und Energie ins Gegenteil<br />

verkehrte. Angefangen bei ihrer nach eigenen<br />

Worten selbst verschuldeten Scheidung,<br />

den Tod ihrer geliebten Großmutter,<br />

den Mord an ihrer Freundin Nicole Brown<br />

bis zum Tod von Robert Kardashian, mit<br />

dem sie nach der Scheidung eine innige<br />

Freundschaft verband – sie kämpfte sich<br />

aus dem Tal und setzte mit Kraft und Energie<br />

zum Aufstieg an. Nach dem Tod von<br />

Robert Kardashian habe sie sich gesagt:<br />

»Meine Kinder haben ihren Vater verloren.<br />

Ich bin ihre Mutter, also helfe ich ihnen,<br />

etwas aus ihren Leben zu machen.«<br />

So startete eine nach der anderen ihr<br />

Business. Während alle an ihren Unternehmen<br />

arbeiteten, überlegte sich Kris<br />

Jenner, dass man über ihre Familie, die<br />

sie als einen ziemlich lauten Haufen<br />

großer, liebenswerter Egos beschreibt,<br />

eine Fernseh-Show machen könnte,<br />

ähnlich, wie es sie bereits von den Osbournes<br />

gab. Sie wandte sich an<br />

Ryan Seacrest, einen Produzenten des<br />

24 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Bilder: IMAGO / PCN Photography (Paul J. Sutton DUOMO PCN) / Landmark Media / ZUMA Press (Hulu)<br />

Senders »E!«, der nach einigen Probeaufnahmen<br />

von dem Potenzial der Familie<br />

überzeugt war. Nachdem eine<br />

Produktionsassistentin nach einem Termin<br />

mit dem Clan abgehetzt meinte, es<br />

sei nicht einfach mit dem Tempo der<br />

Kardashians mitzuhalten, war der Name<br />

geboren: »Keeping up with the Kardashians«.<br />

Die Serie wurde weltweit ein<br />

riesiger <strong>Erfolg</strong>. 20 Staffeln lang konnte<br />

die Welt dem Clan beim Leben zuschauen.<br />

Hierbei lautete Kris Jenners<br />

Maxime: »Egal, was passiert, die Kamera<br />

bleibt drauf.« Heute mag das<br />

nichts Besonderes mehr sein, doch<br />

2007, als die Serie startete, war es das.<br />

Das Business, das die Kardashians zu<br />

diesem Zeitpunkt bereits erfolgreich betrieben,<br />

ging durch die Decke. Die Reality-Show<br />

war gleichzusetzen mit der<br />

Werbepause beim Super Bowl: Sie erlangte<br />

größtmögliche Reichweite. Und<br />

das machte sich auch geschäftlich<br />

bemerkbar.<br />

Das Kardashian-Jenner-Imperium<br />

Inzwischen ist aus dem Business des<br />

Clans ein Imperium geworden; gemeinsam<br />

besitzt die Familie nach Medienberichten<br />

fünf Milliarden Dollar. Kourtney<br />

Kardashian ist Gründerin der Unternehmen<br />

»Poosh« und »Lemme«, Kim Kardashian<br />

ist mit ihren Unternehmen<br />

»KKW Beauty«, »Kimoji«, »SKKN« und<br />

»Skims« Milliardärin geworden. Das<br />

Unternehmen »Skims« ist im vergangenen<br />

Jahr mit drei Milliarden Dollar bewertet<br />

worden. Khloé Kardashian gründete<br />

mit Emma Grede die Modemarke<br />

»Good American«. Kendall Jenner ist erfolgreiches<br />

Model und Inhaberin der<br />

Marke »818 Tequila« und die Gründerin<br />

von »Moon Oral Care«. Kylie Jenner<br />

gründete im Alter von 18 Jahren »Kylie<br />

Cosmetics«, es folgten Marken wie »Kylie<br />

Swim«, »Kylie Baby«, »Kylie Skin« und<br />

mit ihrer Schwester »Kendall + Kylie«. Sie<br />

ist wie ihre Schwester Kim Milliardärin.<br />

Robert Kardashian ist in die Fußstapfen<br />

Mit ihrer Firma »Kardashian Jenner Productions«<br />

realisiert die 68-Jährige aktuell die Realityshow<br />

»The Kardashians« [...].<br />

seines Vaters getreten und hat Jura studiert.<br />

Kris Jenner ist selbst auch Unternehmerin.<br />

Als Managerin ihrer Kinder hat sie<br />

die Firma »Jenner Communications« gegründet.<br />

2<strong>01</strong>1 vertrieb sie über QVC ihre<br />

Modelinie »Kollection.Jenner«. Über den<br />

Sender verkaufte sie bereits in den 1990er<br />

Jahren Fitnesszubehör. Neben ihrer Autobiografie<br />

»Kris Jenner ... and all Things<br />

Kardashian« brachte sie das Kochbuch »In<br />

der Küche mit Kris« heraus. Mit ihrer<br />

Firma »Kardashian Jenner Productions«<br />

realisiert die 68-Jährige aktuell die Realityshow<br />

»The Kardashians«, die im vergangenem<br />

Jahr beim Streamingdienst »Hulu«<br />

Premiere hatte, nachdem der Vertrag für<br />

»Keeping up with the Kardashians« mit<br />

»E!« nicht verlängert wurde.<br />

Manche sagen, die Kardashians (und Jenners)<br />

seien berühmt dafür, berühmt zu sein.<br />

Das stimmt irgendwie, auch wenn diese<br />

Aussage geringschätzig konnotiert ist. In<br />

den Medien umgibt die Mitglieder des<br />

Clans stets ein Hauch von Glamour, Gossip<br />

und Jet Set. Doch tatsächlich hat Kris Jenner<br />

jede Gelegenheit erkannt und jede Chance<br />

ergriffen, die sich ihr geboten hat und in der<br />

Folge auch ihre Kinder, ihr Schicksal und<br />

den Kontostand selbst in die Hand zu nehmen.<br />

Was in den Medien nach Glamour<br />

und Dolce Vita aussieht, ist hinter den Kulissen<br />

harte und zielstrebige Arbeit. Kris<br />

Jenner hat ihre Ziele hartnäckig verfolgt<br />

und ihren Kindern ihre Arbeitsmoral weitergegeben.<br />

Und bei allem was sie tat, habe<br />

ihre Familie im Vordergrund gestanden:<br />

»Wir haben die Zeit unseres Lebens. Unser<br />

Leben ist ein Wechselspiel aus Ruhm und<br />

Glück – aber es sind Arbeit und die Familie,<br />

die all das zusammenhalten – nicht der<br />

Ruhm«, schreibt sie. MK<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

25


Einstellung<br />

Oprah Winfrey, US-amerikanische Talkshow-<br />

Moderatorin, Schauspielerin und Unternehmerin,<br />

ist bekannt für ihren gesunden Optimismus.<br />

Überoptimismus<br />

kann schaden<br />

ERFOLG BRAUCHT EINE GESUNDE MISCHUNG AUS ZUVERSICHT UND PESSIMISMUS<br />

EIN GASTBEITRAG VON DR. DR. RAINER ZITELMANN<br />

Einer der erfolgreichsten Unternehmer,<br />

den ich in meinem<br />

Leben kennengelernt habe, sagt<br />

von sich: »Bei mir ist das Glas<br />

immer halb leer.« Nicht halb<br />

voll. Halb leer. Damit ist er eine Ausnahme<br />

bei Unternehmern, aber seine eher<br />

pessimistische Einstellung ist vermutlich<br />

einer der Gründe dafür, dass sein Unternehmen<br />

in einer extrem riskanten Branche<br />

– der Immobilien-Projektentwicklung<br />

– ein halbes Jahrhundert lang erfolgreich<br />

war. Kaum ein Unternehmen in dieser<br />

Branche überlebt so lange. Optimismus ist<br />

eine tolle Eigenschaft. Für Unternehmer<br />

ist sie geradezu entscheidend, denn ohne<br />

Optimismus würde wohl kaum jemand<br />

ein Unternehmen gründen. Aber insbesondere<br />

in schwierigen Situationen kann<br />

zu viel Optimismus auch schaden.<br />

Phänomen Überoptimismus<br />

Unter Überoptimismus versteht man das<br />

Phänomen, dass Menschen dazu neigen,<br />

sich hinsichtlich bestimmter Eigenschaften<br />

oder Fähigkeiten als überdurchschnittlich<br />

einzuschätzen, auch, wenn sie es nicht<br />

sind. Bereits Ende der 80er Jahre zeigten<br />

die Wissenschaftler Arnold C. Cooper,<br />

Carolyn Y. Woo und William C. Dunkelberg<br />

auf der Basis einer Befragung von<br />

2.994 Unternehmern, die gerade ihre Geschäftstätigkeit<br />

gestartet hatten, wie ausgeprägt<br />

der Überoptimismus ist. Obwohl<br />

in den USA zu dieser Zeit etwa zwei Drittel<br />

der neu gegründeten Unternehmen<br />

26 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Einstellung<br />

innerhalb von vier Jahren scheiterten, sahen<br />

81 Prozent der befragten Unternehmensgründer<br />

ihre <strong>Erfolg</strong>saussichten bei<br />

mindestens 70 Prozent, und 33 Prozent<br />

erklärten, ihr Risiko zu scheitern sei gleich<br />

null. Die Unternehmer wurden befragt,<br />

wie sie die <strong>Erfolg</strong>schancen anderer vergleichbarer<br />

Unternehmen einschätzten.<br />

Auch hier waren ihre Einschätzungen zu<br />

optimistisch, jedoch bei weitem nicht so<br />

optimistisch wie für ihre eigene Firma.<br />

Wissenschaftler eine wichtige Erklärung<br />

dafür, warum Personen Unternehmen<br />

gründen, obwohl die Wahrscheinlichkeit<br />

des Scheiterns so hoch ist. Andererseits<br />

schadet ein zu großer Optimismus oft<br />

auch und gerade in schwierigen Situationen<br />

– so etwa, wenn ein Unternehmer<br />

oder Investor auch dann immer noch<br />

eigenes Geld nachschießt, wenn ein objektiverer<br />

Betrachter schon längst erkannt<br />

hätte, wie aussichtslos die Lage ist.<br />

Der Autor<br />

Bilder: IMAGO / APress / Future Image International, Thomas Schweigert<br />

Die Forscher untersuchten zudem, ob das<br />

Ausmaß des Optimismus in einer Beziehung<br />

zu bestimmten Eigenschaften oder<br />

Fähigkeiten der jeweiligen Unternehmensgründer<br />

stand, welche die <strong>Erfolg</strong>saussichten<br />

tatsächlich beeinflussten. Hier<br />

gab es jedoch keinen Zusammenhang.<br />

Die Unternehmer waren gleichermaßen<br />

optimistisch, gleichgültig, ob dieser Optimismus<br />

in ihrem Fall eher gerechtfertigt<br />

war oder nicht.<br />

Auch negative Nachrichten und Prognosen,<br />

die sich ganz spezifisch auf ihr Unternehmen<br />

bezogen, können viele Unternehmer<br />

nicht beirren. So teilte man Erfindern<br />

die Ergebnisse einer objektiven und sachkundigen<br />

Analyse der gewerblichen <strong>Erfolg</strong>saussichten<br />

ihrer Idee mit. Selbst diejenigen,<br />

denen die schlechtesten<br />

<strong>Erfolg</strong>saussichten attestiert wurden, bei<br />

denen also aus der Sicht kompetenter<br />

Dritter die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns<br />

extrem hoch war, ließen sich in der<br />

Hälfte der Fälle nicht beirren. Später waren<br />

tatsächlich nur fünf von diesen 411<br />

Projekten erfolgreich. 47 Prozent der Erfinder,<br />

denen man die Aussichtslosigkeit<br />

ihres Projektes mitgeteilt hatte, setzten<br />

ihre Bemühungen dennoch unverändert<br />

fort und verdoppelten die Verluste, ehe sie<br />

dann schließlich doch aufgaben.<br />

Gründer blenden externe Faktoren aus<br />

Wissenschaftler befragten 34 Gründer<br />

von High-Tech-Unternehmen und 20<br />

Angestellte, die sich sehr ernsthaft mit<br />

einer Gründung befasst hatten. In ihrem<br />

Überoptimismus blendeten die Gründer<br />

(interessanterweise aber auch die Nicht-<br />

Gründer) alle externen Faktoren aus,<br />

also insbesondere, ob es einen ernstzunehmenden<br />

Wettbewerb gebe. Sie beschäftigten<br />

sich ausschließlich mit ihren<br />

eigenen Fähigkeiten sowie mit Faktoren,<br />

die ihr eigenes Projekt betrafen. Die Befragung<br />

zeigte, dass externe Faktoren<br />

eine erstaunlich geringe Rolle für die<br />

Entscheidung spielten, ob sie ein Unternehmen<br />

gründen sollten.<br />

Ohne großen Optimismus hätten sich die<br />

meisten Unternehmer sicher nicht selbstständig<br />

gemacht. Überoptimismus der<br />

Gründer ist nach Auffassung mancher<br />

Selbstüberschätzung als Motor<br />

Keith M. Hmieleski und Robert A. Baron<br />

veröffentlichten 2009 eine Untersuchung,<br />

die auf der Befragung von 207<br />

Unternehmensgründern basierte. Das<br />

erste wichtige Ergebnis der Studie war,<br />

dass die befragten Unternehmer insgesamt<br />

sehr optimistisch waren. Ihr Optimismus<br />

war deutlich stärker ausgeprägt<br />

als beim Durchschnitt der Bevölkerung.<br />

Während also Optimismus eine grundlegende<br />

Voraussetzung für Unternehmertum<br />

zu sein scheint, zeigt die Befragung<br />

zugleich, dass es eine negative<br />

Korrelation zwischen dem Ausmaß des<br />

Optimismus und dem <strong>Erfolg</strong> der Unternehmer<br />

gibt. Gemessen wurde das Ausmaß<br />

des Optimismus der Unternehmer<br />

Dr. Dr. Rainer Zitelmann widmet sich<br />

der Reichtumsforschung und Persönlichkeitsmerkmalen<br />

erfolgreicher Menschen.<br />

Er veröffentlichte über 25 Bücher.<br />

einerseits und Indikatoren für den<br />

Unternehmenserfolg (Gewinnentwicklung<br />

und Wachstum der Beschäftigtenzahl)<br />

andererseits. Da der Optimismus-<br />

Grad aller befragten Unternehmer im<br />

Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt<br />

sehr hoch war, gehen die Autoren<br />

von einer nichtlinearen Beziehung<br />

»Unter Überoptimismus versteht man<br />

das Phänomen, dass Menschen dazu<br />

neigen, sich hinsichtlich bestimmter<br />

Eigenschaften oder Fähigkeiten als<br />

überdurchschnittlich einzuschätzen,<br />

auch, wenn sie es nicht sind.«<br />

Dwayne »The Rock« Johnson,<br />

Schauspieler und ehemaliger Wrestler<br />

versprüht gerne Optimismus und Energie.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

27


Einstellung<br />

Eine positive Ausstrahlung und Optimismus<br />

sind Markenzeichen des Schauspielers<br />

und Musikers Will Smith.<br />

»Möglicherweise ist es ja gerade die Selbstüberschätzung<br />

und der Überoptimismus,<br />

der Menschen zu großen Taten bewegt<br />

– sie aber auch scheitern lässt.«<br />

– HANNO BECK<br />

zwischen Optimismus und Unternehmenserfolg<br />

aus: »Die Beziehung zwischen<br />

Optimismus und der Leistung<br />

neuer Unternehmen kann bis zu einem<br />

moderaten Grad an Optimismus positiv<br />

sein, aber darüber hinaus negativ<br />

werden.«<br />

Selbstüberschätzung, so sagt Hanno Beck,<br />

der sich mit dem Thema befasst hat, ist<br />

keineswegs immer negativ zu bewerten.<br />

Sie fördert Unternehmertum und ermöglicht<br />

es den motivierten Unternehmern,<br />

andere von ihren Ideen zu überzeugen,<br />

beispielsweise Kreditgeber oder Aktionäre.<br />

»Möglicherweise ist es ja gerade die<br />

Selbstüberschätzung und der Überoptimismus,<br />

der Menschen zu großen Taten<br />

bewegt – sie aber auch scheitern lässt.<br />

Wenn von 100 über-optimistischen Menschen<br />

nur fünfen etwas Bahnbrechendes<br />

gelingt, dann hat diese Strategie die<br />

Menschheit evolutorisch weitergebracht<br />

– auf Kosten der 95 restlichen Überoptimisten,<br />

die gescheitert sind.« Auch, wenn<br />

dies für die Gesellschaft insgesamt positiv<br />

ist, stellt sich doch für den Einzelnen die<br />

Frage, wie er sich selbst vor schädlichem<br />

Überoptimismus bis zu einem gewissen<br />

Grad schützen kann.<br />

Gibt es ein Rezept gegen Überoptimismus?<br />

Eine Empfehlung lautet, man solle<br />

vor dem Start eines Projektes folgende<br />

Übung durchführen: Eine Gruppe von Personen,<br />

die bestens mit der Entscheidung<br />

vertraut ist, solle zu einer Sitzung zusammenkommen,<br />

die mit folgender Ansprache,<br />

beziehungsweise Aufgabenstellung<br />

»Psychologie der Superreichen«<br />

von Dr. Dr. Rainer Zitelmann<br />

432 Seiten<br />

Erschienen: Februar 2<strong>01</strong>7<br />

FinanzBuch Verlag<br />

ISBN: 978-9-597-2<strong>01</strong>1-3<br />

beginnt: »Stellen Sie sich vor, wir befinden<br />

uns ein Jahr in der Zukunft. Wir haben<br />

den Plan in seiner jetzigen Fassung umgesetzt.<br />

Das Ergebnis war eine Katastrophe.<br />

Nehmen Sie sich bitte fünf bis zehn<br />

Minuten Zeit, um eine kurze Geschichte<br />

dieser Katastrophe zu schreiben.« Der<br />

wichtigste Vorzug dieser »Prä-mortem-<br />

Methode« bestehe darin, dass sie Zweifel<br />

zulasse und die Befürworter der Entscheidung<br />

ermuntere, nach möglichen Gefahren<br />

zu suchen, die sie bislang nicht in<br />

Betracht gezogen hätten.<br />

Gekürzte Fassung eines Kapitels aus<br />

Dr. Dr. Rainer Zitelmanns Buch »Psychologie<br />

der Superreichen«, das gerade in der<br />

7. Auflage erschienen ist.<br />

Bild: IMAGO / ABACAPRESS, Cover: FinanzBuch Verlag<br />

28 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Story<br />

Tobias Claessens,<br />

Mitbegründer der<br />

»currily AG«.<br />

»Unser Credo ist:<br />

Lebe von den Erträgen<br />

deines Kapitals und<br />

nicht vom Kapital!«<br />

Bild: Tobias Claessens<br />

»Ich<br />

denke<br />

GROSS«<br />

Passive Einnahmen mit Immobilien<br />

als Gründungsidee<br />

Tobias Claessens hat schon früh<br />

beschlossen, dass ein Nine-tofive-Arbeitsleben<br />

nichts für<br />

ihn sei, deswegen hat er sich<br />

bereits nach Schule und Studium<br />

selbständig gemacht. Ihn trieb auf<br />

diesem Weg die Frage nach dem Cashflow<br />

an und so kam er nach einigen Projekten<br />

auf das Thema Immobilien. »Immobilien<br />

zahlen sich selbst ab und<br />

ermöglichen attraktive Renditechancen«,<br />

hat er festgestellt. Also gründete er im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>6 mit seinem Partner Simon Flebus<br />

eine Immobilienfirma. Sie kauften<br />

Immobilien, sanierten und verkauften sie<br />

wieder. Der Plan ging auf, das Kapital<br />

stieg – sie haben damit innerhalb von<br />

wenigen Jahren ein Immobilienvermögen<br />

von 30 Millionen Euro aufgebaut.<br />

Dann entstand die Idee, möglichst viele<br />

Menschen daran teilhaben zu lassen, in<br />

Immobilien zu investieren, ohne große<br />

Summen zahlen zu müssen und dabei<br />

passive Einnahmen zu erzielen – Cashflow<br />

eben. 2022 gründeten Tobias Claessens,<br />

Simon Flebus und Fabian Ulrich<br />

deshalb die »currily«. Das Wort recurring,<br />

englisch für wiederkehrend, stand<br />

Pate für den Firmennamen. »Currily<br />

steht für Cashflow, also wiederkehrende<br />

Einnahmen«, erklärt Tobias Claessens<br />

und das sollte ja auch das Ziel eines<br />

Unternehmens sein.<br />

Mit ihrem Konzept könnten Privatanleger<br />

auch kleinere Summen in Immobilien investieren<br />

und passive Einnahmen erzielen.<br />

Der Gedanke hinter »currily« sei<br />

zudem, dass Menschen in Immobilien investieren<br />

können, ohne sich aktiv damit<br />

auseinandersetzen zu müssen, denn das<br />

Thema sei sehr komplex. Und so haben<br />

sie das Konzept entsprechend aufgebaut.<br />

Bei der Gründung der »currily« sei es<br />

darum gegangen, viele Menschen zu erreichen<br />

und an das Thema heranzuführen,<br />

deshalb habe das Team entsprechend<br />

breit geplant.<br />

»Ich denke groß und glaube, dass sich<br />

nur mit der entsprechenden Größe etwas<br />

bewirken lässt, und das möchten wir mit<br />

unserem Konzept erreichen.«<br />

Mit dem Team ein Ziel verfolgt<br />

Tobias Claessens ist auf diesem Weg kein<br />

Einzelkämpfer, denn er habe Stärken, sei<br />

sich aber auch seiner Schwächen bewusst.<br />

Um schnell und effizient arbeiten zu können,<br />

sei ein Team, das sich ergänzt, der<br />

beste Weg. »Ich bin sehr lösungsorientiert<br />

und verzeihe auf dem Weg zur Lösung<br />

Fehler, Hauptsache es geht nach vorn«,<br />

sagt der 35-Jährige.<br />

Und dafür finde er immer einen Weg. 22<br />

Mitarbeiter arbeiten inzwischen für die<br />

»currily«, um die Idee hinter der Gründung<br />

zum Leben zu erwecken. Für dieses<br />

ehrgeizige Projekt, möglichst viele Menschen<br />

zu erreichen und mit wenig Einsatz<br />

Einnahmen zu erzielen, kommen vor allem<br />

auch junge Leute als Zielgruppe infrage,<br />

die in der Regel weniger Budget zur<br />

Verfügung haben. Deswegen nutzt Tobias<br />

Claessens Social Media Accounts, um<br />

Aufmerksamkeit für das Unternehmen zu<br />

bekommen. 150.000 Abonnenten sind es<br />

mittlerweile auf Instagram, TikTok, You-<br />

Tube, Facebook und LinkedIn geworden.<br />

Wissensvermittlung ist ein weiterer Baustein<br />

des Konzeptes.<br />

Deswegen ist für das kommende Jahr die<br />

erste »Cashflow Conference« in Stuttgart<br />

geplant. »Dabei soll es rund um das<br />

Thema passiver Cashflow, also curri, gehen«,<br />

kündigt Tobias Claessens an. Geplant<br />

ist, diese Veranstaltung jährlich zu<br />

etablieren. »Unser Credo ist: Lebe von<br />

den Erträgen deines Kapitals und nicht<br />

vom Kapital!« MK (L)<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

29


<strong>Erfolg</strong><br />

Zielsetzung, die rückblickend nur als gelungen<br />

bezeichnet werden kann, bedenkt<br />

man, dass sie seither in zahlreichen Fernsehdramen<br />

zu sehen war – zuletzt etwa in<br />

der Miniserie »Deutsches Haus«; einer<br />

Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers<br />

von Annette Hess.<br />

<strong>Erfolg</strong>srezept: Menschenkenntnis<br />

Trotz großer Karriere ist über Engelkes<br />

Privatleben nur wenig bekannt, etwa ihre<br />

Geburt am 21. Dezember 1965 im kanadischen<br />

Montreal und ihr Aufwachsen in<br />

Rösrath bei Köln. Zudem weiß man, dass<br />

sie ursprünglich Lehrerin werden wollte,<br />

das Studium aber abbrach und sich stattdessen<br />

auf ihre Rundfunkkarriere fokussierte.<br />

Doch darüber hinaus hält sich die<br />

mehrfach geschiedene Frau gegenüber<br />

der Presse über Persönliches bedeckt. Viel<br />

lieber plaudert sie in Interviews über<br />

ihren Beruf – und das, obwohl auch in<br />

diesem Bereich nicht jede ihrer Entscheidungen<br />

gleich von <strong>Erfolg</strong> gekrönt war, wie<br />

die wandlungsfähige Darstellerin selbstkritisch<br />

anmerkt.<br />

An ihre Aufgabe als Host einer Late<br />

Night Show Anfang der 2000er sei sie<br />

beispielsweise von Grund auf falsch herangegangen:<br />

»Das habe ich nicht gut<br />

verpackt bekommen für mich. Denn<br />

ich stand da nicht als Schauspielerin.<br />

Ich stand da als Anke«, zitierte sie der<br />

»Stern« im Jahr 2020.<br />

Anke Engelke:<br />

Entertainerin mit Starqualität<br />

Doch trotz dieses und weiterer Rückschläge<br />

vermochte sie jedoch immer wieder<br />

an ihre früheren <strong>Erfolg</strong>e anzuknüpfen<br />

– eine Eigenschaft, die sie nach<br />

eigenen Angaben einem intrinsischen<br />

Interesse an ihren Mitmenschen zu verdanken<br />

hat: »Ich gucke mir die Menschen<br />

an und interessiere mich wahnsinnig für<br />

Ein Duett mit Udo Jürgens<br />

machte sie schlagartig berühmt<br />

– da war Anke Engelke erst elf<br />

Jahre alt. Heute, über 40 Jahre<br />

später, ist das Multitalent aus<br />

der deutschen Medienlandschaft nicht<br />

mehr wegzudenken: Schon als Teenager<br />

moderierte Engelke das »ZDF Ferienprogramm«,<br />

später führte sie sogar durch den<br />

»Eurovision Song Contest«.<br />

Darüber hinaus leiht sie als Synchronsprecherin<br />

sowohl der »Simpsons«-Figur<br />

Marge als auch dem blauen Pixar-Fisch<br />

Dorie ihre Stimme und auch die Verlagswelt<br />

kennt und schätzt Engelke – vor allem<br />

als Kinderbuchautorin. Die »Queen<br />

of Comedy« ist sie ohnehin: Ganz gleich,<br />

ob sie dafür ganze Kunstfiguren erschafft,<br />

etwa das naive TV-Sternchen Ricky, oder<br />

ob sie für »Ladykracher« eine einfache<br />

Café-Besucherin mimt, die mit kleinen<br />

Spitzen gegen die angeblich beste Freundin<br />

austeilt: Jeder noch so kleine Sketch<br />

ist ein Beweis dafür, dass die mehrmalige<br />

Gewinnerin des deutschen Comedypreises<br />

zu Recht den Ruf genießt, eine der<br />

größten deutschen Entertainerinnen zu<br />

sein.<br />

Doch ihr Talent nur auf ein Genre zu beschränken,<br />

ist so gar nicht im Sinne der<br />

ehrgeizigen Künstlerin: »Ich unterscheide<br />

wohl gar nicht zwischen komisch<br />

und nicht komisch. Für mich ist das alles<br />

eins, ich gehe ja an jede Rolle mit derselben<br />

Intensität und Haltung heran«,<br />

begründete Engelke etwa im Jahr 2<strong>01</strong>6<br />

ihre Ambition, nun auch vermehrt Rollen<br />

mit Tiefgang zu verkörpern. Eine<br />

Verleihung des Deutschen<br />

Comedypreis 2<strong>01</strong>0 für die beste<br />

Sketchcomedy »Ladykracher«<br />

30 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Buchtipps<br />

Bilder: IMAGO / Eventpress / Sven Simon<br />

sie«, verriet sie der »Goldenen Kamera«.<br />

Neben ihrer scharfen Beobachtungsgabe<br />

und der Leidenschaft für den Beruf sei<br />

auch eine akkurate Vorbereitung für sie<br />

essenziell: »Ich kombiniere beim Arbeiten<br />

Spaß und Fleiß, würde ich sagen. Das<br />

ist vielleicht mein Geheimnis«, analysiert<br />

die Künstlerin selbst.<br />

Neue Projekte bereits in Planung<br />

Und so ist Anke Engelke bereits seit<br />

knapp fünf Jahrzehnten die schillernde<br />

Figur vor der Kamera – und die zurückhaltende<br />

Privatperson dahinter. Dass sie<br />

»Ich kombiniere<br />

beim Arbeiten<br />

Spaß und Fleiß,<br />

würde ich sagen.<br />

Das ist vielleicht<br />

mein Geheimnis«<br />

– Anke Engelke<br />

diesen Spagat schon so lang mit unvergleichlicher<br />

Leichtigkeit absolviert, ohne<br />

dabei an Glaubwürdigkeit zu verlieren, ist<br />

nicht nur ihrem schauspielerischen Können<br />

geschuldet, sondern vor allem auf<br />

ihre Disziplin, ihren Ehrgeiz und nicht<br />

zuletzt auf die Leidenschaft für Branche<br />

zurückzuführen. Diesen herausragenden<br />

Eigenschaften ist es wohl zu verdanken,<br />

dass sie bis heute stets nach neuen Herausforderungen<br />

sucht, ohne dabei Gefahr<br />

zu laufen, die Bodenhaftung zu verlieren.<br />

Da ist es nur wenig überraschend, dass<br />

die Zeiger für den deutschen Star auch<br />

im Jahr <strong>2024</strong> auf <strong>Erfolg</strong> stehen. Die ersten<br />

Projekte der 57-Jährigen stehen bereits in<br />

den Startlöchern: So verriet »DWDL«<br />

erst kürzlich, dass die Dreharbeiten zur<br />

neuen Serie »Never Ever« im vollen<br />

Gange seien. Engelke kann also weiterhin<br />

optimistisch in die Zukunft blicken – so,<br />

wie sie es auch grundsätzlich tut. Dass sie<br />

keine Zukunftssorgen kenne, erzählte sie<br />

nämlich bereits vor einigen Jahren dem<br />

»Stern«: »Alles komplett machbar«, erklärte<br />

sie damals selbstbewusst. »Man<br />

muss gut organisieren, aber ich bin super<br />

organisiert«. AS<br />

Cover: FinanzBuch Verlag, GABAL, Irisiana<br />

»Die sechs entscheidenden Lektionen des Lebens«<br />

von Dr. Markus Elsässer<br />

256 Seiten, erschienen: März 2023<br />

FinanzBuch Verlag, ISBN: 978-3-95972-503-3<br />

Amüsant und intelligent lässt Dr. Markus Elsässer den Leser an<br />

seinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben. Niemand wüsste<br />

besser als er, wie man sich erfolgreich durchs Leben navigiert.<br />

Ob privat oder beruflich, Elsässer hat für jede Lebenslage die<br />

richtigen Tipps, Kniffe und Verhaltensregeln parat.<br />

»Eat that Frog«<br />

von Brian Tracy<br />

144 Seiten, erschienen: März 2<strong>01</strong>9<br />

GABAL, ISBN: 978-3-86936-909-9<br />

Ein altes amerikanisches Sprichwort besagt Folgendes: Wenn<br />

du jeden Morgen einen lebendigen Frosch isst, wirst du das<br />

Schlimmste, das dich an diesem Tag erwartet, bereits hinter<br />

dir haben. Für Brian Tracy ist »Eat that Frog!« eine großartige<br />

Metapher für die Bewältigung ihrer schwierigsten Aufgabe.<br />

»Life Force«<br />

von Tony Robbins, Peter Diamandis und Robert Hariri<br />

800 Seiten, erschienen: Juni 2022<br />

FinanzBuch Verlag, ISBN: 978-3-95972-575-0<br />

Was wäre, wenn es wissenschaftliche Lösungen gäbe, die Ihre<br />

tiefsten Ängste vor einer Krankheit, einer lebensbedrohlichen<br />

Diagnose oder den Auswirkungen des Alterns auslöschen<br />

könnten? Was Sie hier lesen ist das Ergebnis der Reise, die Tony<br />

Robbins selbst unternommen hat, um sein Leben zu verändern.<br />

»Miracle Morning«<br />

von Hal Elrod<br />

192 Seiten, erschienen: September 2<strong>01</strong>6<br />

Irisiana, ISBN: 978-3-424-15311-8<br />

Mit Miracle Morning hat Hal Elrod ein genial einfaches Morgenprogramm<br />

entwickelt, dass nicht nur sein eigenes Leben<br />

um 100 Prozent verbessert hat, sondern auch das seiner vielen<br />

Fans und Leser. Was man dafür tun muss? Jeden Morgen<br />

vor acht Uhr eine Stunde lang nur sich selbst widmen.<br />

»Way of the Wolf«<br />

von Jordan Belfort<br />

240 Seiten, erschienen: September 2022<br />

FinanzBuch Verlag, ISBN: 978-3-95972-588-0<br />

In »Way of the Wolf« ist Jordan Belfort bereit, die Macht der<br />

Überzeugung für eine ganz neue Generation zu entfesseln,<br />

indem er zeigt, wie jeder nach verheerenden Rückschlägen<br />

wieder auf die Beine kommen, die Kunst der Überzeugung<br />

beherrschen und Wohlstand aufbauen kann.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong><br />

31


Einstellung<br />

Die Sängerin und Schauspielerin Lady Gaga<br />

ist für ihre einzigartige Persönlichkeit und<br />

ihr selbstbewusstes Auftreten bekannt.<br />

32<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Einstellung<br />

People Pleasing<br />

VERHINDERT ERFOLG<br />

Warum manche Menschen nicht »Nein« sagen wollen<br />

Bild: IMAGO / UPI Photo<br />

Manche Menschen können<br />

schwer Nein sagen,<br />

fühlen sich für alles<br />

verantwortlich und<br />

wollen es allen recht<br />

machen – People Pleaser wollen anderen<br />

gefallen. Das hindert sie daran, ihre eiagenen<br />

Projekte voranzubringen und<br />

erfolgreich zu sein. Welche Ursachen<br />

dieses Verhalten hat und wie man als<br />

People Pleaser zu sich selbst und zu<br />

mehr Lebensqualität finden kann, weiß<br />

Diplom-Psychologin und Systemische<br />

Therapeutin Dr. Ulrike Bossmann. »Die<br />

Ursache für People Pleasing ist eine Mischung<br />

aus vielem, sehr zentral ist die<br />

eigene Sozialisation«, erklärt die Buchautorin,<br />

»Frauen sind tendenziell mehr<br />

betroffen als Männer.« Mädchen bekämen<br />

beigebracht, dass sie möglichst auf<br />

das Wohl der anderen schauen, dass sie<br />

lieb, nett und süß aussehen, schon im<br />

Sandkasten ihre Buddelförmchen teilen<br />

und auf andere Rücksicht nehmen sollen.<br />

Mädchen, die durchsetzungsstark<br />

auftreten, gelten schnell als Zicke oder<br />

als Prinzessin auf der Erbse.<br />

Frauen und Männer werden anders<br />

wahrgenommen<br />

Das zeigt sich auch im Job: »Studien haben<br />

gezeigt: Wenn Frauen selbstbewusst<br />

und dominant auftreten, erhöht das die<br />

Wahrscheinlichkeit, den Job nicht zu bekommen<br />

oder für eine Beförderung nicht<br />

in Betracht gezogen zu werden, auch bei<br />

gleicher Fachkompetenz gegenüber Männern.«<br />

Das sei der Backlash-Effekt – das<br />

Verhalten von Frauen und Männern wird<br />

unterschiedlich bewertet. Sobald Frauen<br />

sich nicht entsprechend ihrer Geschlechterrolle<br />

verhalten, müssen sie mit negativen<br />

Konsequenzen rechnen. Lächelt eine<br />

Frau nicht genug, gilt sie als »unnahbar«,<br />

die Kollegin, die die Projektleitung<br />

übernommen hat, wird als »herrisch« bezeichnet,<br />

weil sie klare Ansagen macht.<br />

Deshalb seien Frauen stärker darauf trainiert,<br />

zu schauen, wie sie sich gerade verhalten,<br />

wie sie sich ausdrücken, wie sie<br />

ihre Meinung vertreten, wie sie sich aufopfern<br />

und kümmern; und ob dies auf<br />

positive Resonanz stößt oder zumindest<br />

nicht auf Ablehnung. Sie hätten ihre<br />

Antennen feiner eingestellt. Auch Erfahrungen<br />

im Laufe der Kindheit spielen<br />

eine Rolle. Man könne sich fragen:<br />

»Wurde ich in meiner Kindheit für angepasstes<br />

Verhalten belohnt? Oder wurde<br />

ich bestraft, wenn ich gezeigt habe, wer<br />

ich bin? Habe ich mich indirekt verpflichtet<br />

gefühlt, die eigenen Bedürfnisse vielleicht<br />

auch zurückzustellen, damit es<br />

friedlich zu Hause abläuft?«<br />

Eine andere Dynamik sei: Ich zeige mich,<br />

wie ich bin und werde dafür bestraft.<br />

»Eine meiner Klientinnen wollte als Kind<br />

Moderatorin werden und hat Dagmar<br />

Berghoff von der Tagesschau imitiert. Sie<br />

wurde dafür von ihrer Familie wahnsinnig<br />

abgewatscht«, erinnert sich die Psychologin.<br />

»Es interessiert nicht, was du<br />

hier zu erzählen hast« oder: »Leute wie<br />

wir kommen nicht ins Fernsehen« seien<br />

die Reaktionen der Familie gewesen. Das<br />

führe zu Scham. Durch diese Beschämung<br />

lerne man, dass man mit seinen<br />

Gefühlen, seiner Begeisterung, Interessen<br />

und Wünschen falsch liege. »Und<br />

weil wir nicht beschämt sein wollen,<br />

achten wir besonders stark auf die Reaktionen<br />

der anderen. Entweder man<br />

verschwindet oder man versucht, alles in<br />

Perfektion zu machen, um keiner Kritik<br />

ausgesetzt zu sein.«<br />

Der Blick auf sich selbst<br />

Aber wie kann man sich als Erwachsener<br />

davon lösen? »Ein erster Schritt ist zu erkennen:<br />

Was mache ich in welcher Situation<br />

und welche Folgen hat das? Und<br />

diese Folgen sollte man auch deutlich<br />

spüren. Wenn ich mich permanent für<br />

andere aufopfere, bleibt mir wenig Zeit<br />

und Energie für mich selbst und ich bin<br />

deshalb ständig gestresst und erschöpft.«<br />

Man werde oft weniger respektiert, wenn<br />

man seine Meinung nicht äußere. Dadurch<br />

sei man weniger streitbar und<br />

werde gar nicht erst gefragt. Wichtig sei<br />

es, zu spüren, wie das Aufopfern für andere<br />

das eigene Vorankommen und den<br />

Seelenfrieden kostet. »Es kann schon<br />

einen großen Unterschied machen, wenn<br />

Menschen verstehen, was es sie kostet.<br />

Dann muss man den Vorsatz fassen: Das<br />

möchte ich jetzt nicht mehr sein. Ich will<br />

freier sein und als der Mensch geschätzt<br />

werden, der ich bin. Ich will nicht mehr<br />

gefällig sein.« Wenn man deutlich »Nein«<br />

sagt, könne das auch einen positiven Effekt<br />

haben, nämlich, dass das Gegenüber<br />

mit Respekt reagiere, was eine korrigierende<br />

Erfahrung sein könne. Weil People<br />

Pleasing aus einer Konditionierung resultiert,<br />

brauche es eine Bewusstheit für<br />

»Wurde ich in meiner Kindheit für angepasstes Verhalten<br />

belohnt? Oder wurde ich bestraft, wenn ich gezeigt<br />

habe, wer ich bin? [...]«<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

33


Einstellung<br />

Der Schauspieler Ryan Reynolds ist dafür<br />

bekannt, seinen Sinn für Humor und seine<br />

selbstironische Art zu zeigen, sowohl in seinen<br />

Filmen als auch in den sozialen Medien.<br />

das zugrunde liegende Muster, um es brechen<br />

zu können. Das heißt allerdings<br />

nicht, dass es von jetzt auf gleich gelingt,<br />

nicht mehr zu »pleasen«. »Wir haben das<br />

Bedürfnis nach Bindung, dass die anderen<br />

uns mögen, wir wollen ja zu einer Gemeinschaft<br />

gehören. Gerade bei People<br />

Pleasern ist der Selbstwert oft an die Anerkennung<br />

der anderen gekoppelt«, erklärt<br />

Dr. Ulrike Bossmann. Betroffene<br />

müssten deshalb lernen, ihr bisheriges<br />

Muster – »Die anderen kommen immer<br />

zuerst« – umzukonditionieren in »Die<br />

anderen sind wichtig, ich bin aber auch<br />

wichtig«. Dazu sei es hilfreich, den<br />

eigenen Selbstwert zu stärken, und zwar<br />

so, dass er nicht mehr davon abhängt, ob<br />

die anderen einen mögen. Vielmehr<br />

müsse man sich mit Fragen beschäftigen<br />

wie »Wer bin ich eigentlich und was brauche<br />

ich? Welche Werte sind mir wichtig?«<br />

und das auch ausdrücken.<br />

Wer nun aber erfolgreich sein möchte,<br />

sabotiert sich mit People Pleasing selbst,<br />

denn »Everybody’s Darling« zu sein,<br />

macht konturlos – selbst, wenn man<br />

eigentlich erfolgreich sein will. »Zum Beispiel<br />

bekommen die Menschen kein Gehör,<br />

weil sie nicht so sichtbar sind.<br />

Typisch ist, jemand hat in einem Meeting<br />

eine gute Idee, bringt sie aber nicht vor,<br />

weil er unsicher ist, wie sie ankommt.«<br />

Dementsprechend erlebe man diesen<br />

Menschen nicht als jemanden, der gute<br />

Ideen hat und man wird ihn auch nicht<br />

nach seiner Meinung fragen. Wer Kritik<br />

zurückhält, um nicht anzuecken, wird<br />

Ähnliches erleben. Im schlimmsten Fall<br />

gilt man als »opportunistisches Fähnchen<br />

im Wind«, wenn man überall Menschen<br />

zustimmt, nur um sie nicht zu verärgern.<br />

Respektiert würden Menschen eher, wenn<br />

sie streitbar sind und klare Kante zeigen.<br />

Und diese Menschen sind im Beruf natürlich<br />

auch erfolgreicher.<br />

»Wir haben das Bedürfnis nach Bindung, dass die anderen<br />

uns mögen, wir wollen ja zu einer Gemeinschaft<br />

gehören. Gerade bei People Pleasern ist der Selbstwert<br />

oft an die Anerkennung der anderen gekoppelt.«<br />

»Deshalb neigen viele People Pleaser irgendwann<br />

zu einem aggressiven Verhalten,<br />

weil sie das Gefühl haben, alles gegeben<br />

und sich aufgeopfert zu haben,<br />

aber niemand sieht es«, erklärt Dr. Ulrike<br />

Bossmann. »Dann wird es latent<br />

passiv-aggressiv. Wenn man sich zum<br />

Beispiel endlich mal traut, in einer Gruppensituation<br />

etwas beizutragen, eine<br />

Idee zu haben und kommt damit nicht<br />

34 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Einstellung<br />

an, sei der Frust groß, weil man das Gefühl<br />

hat: Jetzt will ich einmal etwas sagen,<br />

aber es hört doch wieder niemand.<br />

Man fühlt sich dann doppelt frustriert<br />

und ausgenutzt – ein Gefühl, das People<br />

Pleaser oft haben.«<br />

Reflektieren bringt Klarheit<br />

Ein wichtiger Schritt sei, auf die eigene<br />

Verantwortung zu schauen: »Sind die anderen<br />

wirklich rücksichtslose Arschgeigen,<br />

die nur an sich denken? Wenn man<br />

immer nur in die Richtung denkt, dass<br />

man sich nicht mehr über den Tisch ziehen<br />

lässt, sind das auch wieder nur Frustenergien,<br />

die den anderen wahnsinnig<br />

viel Macht zuschreiben«, warnt Bossmann.<br />

Man solle sich lieber fragen, an<br />

welcher Stelle man »sehr billig zu haben<br />

ist« und wo andere die Grenze ständig<br />

überschritten. Wenn andere einen um<br />

einen Gefallen bitten, darf man Prioritäten<br />

setzen und auch mal sagen: »Nein,<br />

heute passt es nicht.« Diese Metapher<br />

mache es deutlich: »Wenn ich um mein<br />

Grundstück keinen Zaun ziehe, kann<br />

auch jeder darauf rumlaufen.« Und People<br />

Pleaser sollten sich fragen, was sie<br />

gewinnen, wenn sie mal nicht zu allem<br />

»Ja und Amen« sagen. Das könnte zum<br />

Beispiel mehr Zeit für eigene Projekte<br />

sein oder ein pünktlicher Feierabend.<br />

Und dann muss es darum gehen, sich<br />

selbst und die eigenen Werte zu finden.<br />

»Wenn man lange Zeit People Pleaser<br />

war, stellt sich die Frage: Was willst du<br />

denn jetzt? Wie ist eigentlich deine Meinung<br />

dazu?« Starke People Pleaser hätten<br />

darauf erst mal keine Antwort, weil<br />

der Blick immer nach außen und nie<br />

nach innen gerichtet war. »Hier hilft es,<br />

sich anzunähern und die eigene Körperresonanz,<br />

die wir ja alle haben, zu erspüren:<br />

in welchen Situationen man ein<br />

Störgefühl hatte, wann es in der Bauchgegend<br />

gegrummelt hat.« Und dann<br />

kann man sich fragen, was man in dieser<br />

Situation eigentlich wirklich gerne gesagt<br />

hätte. »Was würde ich mir erlauben,<br />

wenn es mir zu 20 Prozent weniger wichtig<br />

wäre, was die anderen denken?«<br />

»People Pleasing«<br />

von Dr. Ulrike Bossmann<br />

270 Seiten<br />

Erschienen: September 2023<br />

Beltz<br />

ISBN: 978-3-407-86781-0<br />

Kopf stoßen wolle, könne man das kommunikativ<br />

einbringen: »Okay, ich weiß, dass<br />

das für dich jetzt total doof ist, dass ich mich<br />

heute nicht darum kümmern kann.« Und es<br />

könne auch sein, dass das Gegenüber die<br />

Haltung gut findet und respektiert. Worum<br />

es nicht geht: als People Pleaser plötzlich zu<br />

»Wer bin ich eigentlich<br />

und was brauche<br />

ich? Welche Werte<br />

sind mir wichtig?«<br />

Diplom-Psychologin Dr. Ulrike<br />

Bossmann erklärt, was hinter<br />

People Pleasing steht.<br />

allem Nein zu sagen. »Es geht darum, in<br />

Kontakt mit sich selbst zu sein und nicht<br />

darum, nur noch Grenzen zu setzen. Das<br />

wäre eine zusätzliche Verhärtung.« Denn<br />

People Pleaser seien freundliche, empathische<br />

Menschen. Von denen brauche es<br />

mehr auf der Welt, nicht weniger. MK<br />

Bilder: IMAGO / ZUMA Press, Katja-Heil<br />

Weiterhin kann ich mich, unabhängig<br />

von konkreten Situationen, grundlegend<br />

mit meinen Wertvorstellungen beschäftigen.<br />

People Pleaser würden merken,<br />

dass bestimmte Werte überhaupt nicht<br />

gut gelebt werden.<br />

»Man muss ja nicht zum Egoisten mutieren,<br />

der überhaupt nicht mehr auf die<br />

anderen schaut.« People Pleaser hätten<br />

genau davor Angst, so wahrgenommen zu<br />

werden. Es gehe aber einfach nur darum,<br />

sich genauso wichtig zu nehmen wie die<br />

anderen. Wenn man niemanden vor den<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

35


Leben<br />

36 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Leben<br />

AUSZUG AUS DEM BUCH »I DO IT MAI WAY« VON VANESSA MAI<br />

»IHR SEID GENUG«<br />

Sängerin Vanessa Mai über Rebellion und das Überwinden<br />

verkrusteter Strukturen<br />

Bild: IMAGO / Panama Pictures (Christoph Hardt)<br />

Wachsen geht nicht ohne<br />

Wachstumsschmerzen.<br />

Wachstum zwingt uns<br />

dazu, Dinge zurückzulassen.<br />

Gewohnheiten,<br />

Chancen, Glaubenssätze, Erinnerungen,<br />

Menschen. Gebt euch Raum, diese zurückgelassenen<br />

Dinge zu betrauern. Man<br />

muss um sein altes Leben trauern, es gebührend<br />

verabschieden, um Platz für das<br />

Neue zu machen. Das neue Leben, das<br />

neue Selbst. Es wird die Trauer und die<br />

Schmerzen wert sein. Auch wenn es verflucht<br />

hart ist. Das wurde mir mit Für<br />

immer bewusst. In der letzten Singleauskopplung<br />

»Spiegel, Spiegel«, die wir ursprünglich<br />

als Soundtrack für meinen<br />

Film mit Axel Prahl Nur mit Dir zusammen<br />

geschrieben hatten, reflektierte ich<br />

über diese Erfahrung.<br />

»Spiegel, Spiegel an der Wand<br />

Lüg mich bitte nicht so an<br />

Zeig mir, wer ich wirklich bin<br />

Ich kann mich nicht mehr sehen.«<br />

Die Lyrics sprachen mir aus der Seele.<br />

Meine Zerrissenheit, Zweifel und Ängste<br />

waren in »Spiegel, Spiegel« so auf den<br />

Punkt gebracht, dass ich den Song – obwohl<br />

er eigentlich nur als Soundtrack gedacht<br />

gewesen war – unbedingt auf dem<br />

Album haben wollte.<br />

Für immer war ein flauschiges, warmes<br />

Heimkommen ins Nest, aber nicht als<br />

weit den Schnabel aufreißendes, unselbstständiges<br />

Küken, sondern als ein Phönix,<br />

der es geschafft hat, sich aus der Glut zurückzukämpfen.<br />

Der seine Flügel schon<br />

vorher gespannt hatte und geflogen war,<br />

der dabei zwar in gewisser Weise<br />

abgestürzt war, der seine Federn ausschütteln<br />

und neu hatte ausrichten müssen,<br />

der aber am Ende, jetzt, wieder flog.<br />

Ich konnte auf dem Album das Altbewährte<br />

mit den neu gelernten Skills verbinden.<br />

In Für immer ging es um die<br />

Liebe der Fans, die mich tragen. Wir veröffentlichten<br />

mit »Maisterwerk« ein Video<br />

als Dankeschön für die Fans. »Maisterwerk«<br />

zelebrierte unsere Connection,<br />

zeigte Eindrücke aus dem Backstage, aber<br />

auch Aufnahmen während der Konzerte<br />

und Bilder von den Fans vor und nach<br />

den Shows. Die Leute, die mit dir durchs<br />

Feuer gegangen sind und die jetzt immer<br />

noch da sind. Diese Liebe ist für immer,<br />

und für diese Leute sollte dieses Album<br />

sein. Für Immer, das war Dankbarkeit,<br />

Demut, Heimkommen. Der Look war<br />

wieder lieblicher, man gestand sich Fehler<br />

zu und kehrte zurück.<br />

Ich sprach auch offen über meine schwierige<br />

Phase, und entgegen meiner Befürchtungen<br />

hatten die Leute tatsächlich Verständnis!<br />

Vielleicht war vieles von dem,<br />

unter dem ich gelitten hatte, irgendwie<br />

nur in meinem Kopf gewesen. So ist das ja<br />

leider häufig. Auf Für immer wollte ich<br />

wieder sympathisch sein, und zwar, weil<br />

ich mich damit wohl fühlte, und nicht,<br />

weil es von mir erwartet wurde. Es war<br />

keine Voraussetzung mehr, und komischerweise<br />

wurde es so für mich wieder<br />

okay, auch einfach mal lieb zu sein.<br />

Gleichzeitig begleitete ich das Storytelling<br />

des Albums auf Social Media und Co. auf<br />

eine Weise, die ich im Pop (und von Axel)<br />

gelernt und zuvor im Schlagerkosmos<br />

noch nicht gemacht hatte.<br />

Früher lief das ja immer so: Man richtete<br />

sich nach den großen Schlagersendungen<br />

wie Silbereisen und Co., und alle Geschichten,<br />

die man im Zuge des Albums<br />

erzählen wollte, wurden dort erzählt. Auf<br />

Social Media wurde nie etwas gedroppt,<br />

irgendwelche Easter Eggs versteckt oder<br />

Teaser platziert. Es gab dort ein ganz klares<br />

Kommunikationsrad, in dem auch ich<br />

mich bisher mitgedreht hatte. Aber bei Für<br />

immer trauten wir uns, etwas kreativer zu<br />

werden, was die Kommunikation anging.<br />

Ich war immer Fan von diesen Guerilla-<br />

Promoaktionen wie bei Taylor Swift gewesen.<br />

Einfach das Profil löschen, plötzlich ist<br />

alles schwarz, oder ein Mosaik aus Posts<br />

ergibt plötzlich ein großes Bild, eine Message<br />

– solche Aktionen fand ich immer nicer<br />

als das typische Couch-Gequatsche<br />

Wachsen geht nicht ohne Wachstumsschmerzen.<br />

Wachstum zwingt uns<br />

dazu, Dinge zurückzulassen.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

37


Leben<br />

zur Primetime. Wir hatten diese Methoden<br />

zwar bei Schlager zusammen mit Axel ausprobiert,<br />

da hatte es aber noch nicht so<br />

richtig gefruchtet. Die Fans waren noch<br />

überrumpelt gewesen, es war alles wenig<br />

vorbereitet gewesen. Bei Für immer lief das<br />

nun smooth. Wir posteten die verschiedenen<br />

Kacheln, die am Ende den Albumtitel<br />

Für immer ergaben. Die Presse spekulierte<br />

damals, ob ich schwanger sein könnte, keiner<br />

wusste, was da auf sie zukam – es löste<br />

einen Buzz aus.<br />

Die Strategie ging auf! Das war auch ein<br />

<strong>Erfolg</strong>serlebnis. Endlich klappte es, wie wir<br />

es uns immer vorgestellt hatten. Ein zusätzliches<br />

Promo-Highlight war dann<br />

auch, dass mein Film mit Axel Prahl genau<br />

am Wochenende der Veröffentlichung von<br />

Für immer erschien. Auch ein kreatives<br />

Tool, um Aufmerksamkeit zu schaffen, das<br />

so eher selten genutzt werden kann. Multimedial,<br />

jung, innovativ – so wollte ich immer<br />

arbeiten. Und nun klappte es endlich,<br />

ohne dass ich meine Schlagerwurzeln<br />

komplett aufgeben musste.<br />

Für immer wurde außerdem zu dem Album,<br />

an dem ich am intensivsten von allen<br />

meinen bisherigen Alben mitgearbeitet<br />

hatte. Ich schrieb mehr denn je und<br />

war allgemein sehr tief im Prozess involviert.<br />

Vielleicht ist das die richtige Stelle,<br />

um einen kleinen Exkurs dazwischenzuschieben:<br />

Können wir hier mal bitte über<br />

Ghostwriting sprechen?<br />

Wie wir ja schon in einem der früheren<br />

Kapitel besprochen haben, wird Schlager<br />

allgemein gerne als »minderwertige«,<br />

anspruchslose Musik betrachtet. Dass<br />

die meisten Schlagersänger*innen ihre<br />

Texte nicht selber schreiben, ist da kein<br />

so großer Skandal wie beispielsweise im<br />

Rap – aber es wird auch hier und da vorgehalten.<br />

Ich erinnere mich noch genau<br />

an eines meiner ersten Radiointerviews,<br />

damals noch mit Wolkenfrei, in dem<br />

mich der Moderator sehr provokant damit<br />

konfrontierte, dass ich die Texte, die<br />

ich singe, nicht selber schreibe. Er fühlte<br />

sich wohl sehr kunstaffin und sah mich,<br />

das Schlagerpüppchen, nicht als<br />

Bei einem Hit ist es vollkommen egal,<br />

wer den gemacht hat und wie er entstanden<br />

ist, solange er die Leute berührt.<br />

gleichwertig an. Dieser Eindruck setzte<br />

sich zumindest in mir fest, und zwar<br />

durch meine Wahrnehmung der Art und<br />

Weise, wie er mit mir redete. Bevormundend.<br />

Abschätzig. Überlegen. Ich spürte,<br />

dass da keine Wertschätzung für meine<br />

Musik da war, weil ich meine Songs nicht<br />

selber schrieb. In seinen Augen war ich<br />

keine richtige Musikerin.<br />

Ich finde diese Sichtweise falsch. Bei der<br />

Grammy-Verleihung 2022 sagte der<br />

amerikanische Musiker Jon Batiste in<br />

seiner Dankesrede für den Preis in der<br />

Kategorie »Bestes Album des Jahres«<br />

etwas, das meine Gefühle ganz gut in<br />

Worte fasst: »There is no best musician,<br />

best artist, best dancer, best actor. The<br />

creative arts are subjective and they reach<br />

people in a point in their lives,<br />

when they need it most. It’s like a song<br />

or an album is made and it almost has a<br />

radar to find the person when they need<br />

it the most.«<br />

Ich sehe das ähnlich und würde da sogar<br />

noch etwas weiter greifen. Bei einem Hit<br />

ist es vollkommen egal, wer den gemacht<br />

hat und wie er entstanden ist, solange er<br />

die Leute berührt. Es ist in meinen Augen<br />

wirklich ganz simpel: Entweder ein<br />

Song erreicht dich oder nicht. Und darum<br />

geht es am Ende. Kunst soll etwas<br />

auslösen, etwas im Inneren des Rezipienten<br />

bewegen, etwas anstoßen, was vorher<br />

stillstand. Wie es dazu kommt, ist doch<br />

eigentlich nebensächlich. Jeder hat<br />

38 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Leben<br />

Bilder: IMAGO / Frank Peter / Zichy/Eibner-Pressefoto, Cover: Knaur<br />

andere Talente. Wenn wir zusammenarbeiten,<br />

unsere Skills miteinander verbinden<br />

und so etwas kreieren, was Leute<br />

bewegen kann – wen interessiert da die<br />

Aufgabenverteilung?<br />

Ich war nie eine Schreiberin und werde<br />

es auch nie sein. Auch bei diesem Buch<br />

hatte ich Hilfe, no shame in that! Ich<br />

habe aber ein Gefühl für das Gesamtprojekt.<br />

Was muss es haben, worauf kommt<br />

es bei einem Song an, wie inszeniere ich<br />

ihn am besten, damit er seine volle<br />

Strahlkraft entfalten kann und so möglichst<br />

viele Leute ihn zu Gesicht aka in<br />

den Gehörgang bekommen? Aber das<br />

Dichten, den Aufbau eines Songs festlegen,<br />

das Reimkonstrukt – das können<br />

andere besser als ich. Sich das einzugestehen<br />

und sich selbst zu erkennen, ist da<br />

meiner Meinung nach sogar ein Zeichen<br />

von Größe, Weitsicht, überwundener<br />

Eitelkeit, und keines von Schwäche.<br />

Wieso sollte ich nicht mit anderen talentierten<br />

Menschen zusammenarbeiten,<br />

warum sollten wir uns nicht gegenseitig<br />

ergänzen, damit das Ergebnis maximal<br />

gut wird? Ich verstehe das nicht. Auch<br />

im Rap, wo sie sich gegenseitig vorwerfen,<br />

wer jetzt wo einen Ghostwriter<br />

hatte, gilt das doch genauso. Ist doch<br />

egal! Es gibt einen Grund dafür, warum<br />

es gute Sänger oder Rapper gibt, die<br />

trotzdem nur Background singen (oder<br />

Back-up rappen) oder nur für andere<br />

Artists schreiben und eben nicht selber<br />

auf einer Bühne im Spotlight stehen. Die<br />

haben den Rest halt nicht. Und das ist<br />

auch keine Schande! Nicht jeder muss<br />

alles können. Es gibt Leute, die singen<br />

und entertainen gut, aber schreiben eben<br />

keine Songtexte, die ihnen den Literaturnobelpreis<br />

einbringen. Wir sind eben<br />

nicht alle Bob Dylan. Und das ist auch<br />

okay. Ein Ed Sheeran ist ein geiler Künstler,<br />

der aber nicht auf der Bühne performt<br />

wie eine Beyoncé, und Beyoncé<br />

stellt sich nicht mit einer Gitarre auf die<br />

Bühne und begleitet ihre eigenen Songs<br />

– aber who cares? Ist jetzt der eine besser<br />

als der andere deswegen?<br />

Diese Vorwürfe – egal ob sie nun an<br />

mich gerichtet wurden oder an jemanden<br />

wie Shirin David – haben mich immer<br />

angekotzt. Die Leute denken, das,<br />

was ich oder eine Shirin David tun, sei so<br />

leicht. Nach dem Motto: »Ach ja, wenn<br />

mir ein Song geschrieben würde, die<br />

komplette Komposition stünde und ich<br />

nur noch in die Booth hüpfen und den<br />

Bums einsingen müsste, der mir auf dem<br />

Silbertablett vorgelegt wird – dann hätte<br />

ich locker auch so viel <strong>Erfolg</strong>!« Tut mir<br />

leid, diese Leute enttäuschen zu müssen,<br />

aber Fakt ist: Nee, hättet ihr nicht. Also<br />

»I do it Mai way«<br />

von Vanessa Mai<br />

272 Seiten<br />

Erschienen: November 2023<br />

Knaur<br />

ISBN: 978-3-426-28616-6<br />

vielleicht ja schon, ich will niemandem<br />

sein oder ihr Talent absprechen. Aber<br />

höchstwahrscheinlich könntet ihr das<br />

eher nicht. Denn offensichtlich gibt es<br />

sehr viele gute Sänger* innen oder Rapper*<br />

innen, die es nie in die Charts oder<br />

in die Arenen schaffen. Weil sie eben das<br />

gewisse Etwas nicht haben. Das, was<br />

man leider nicht mit einer Jobbezeichnung<br />

festlegen und damit die Mäuler<br />

stopfen kann. Aber gerade das, was<br />

manchmal schwer in Worte zu fassen ist,<br />

ist umso essentieller dafür, uns etwas<br />

fühlen zu lassen. Und Gefühle sind das<br />

Wichtigste bei der Musik. Das wusste<br />

mein 12-jähriges Ich schon, wie ich<br />

kürzlich in einem alten Tagebucheintrag<br />

dazu, was mir am Musikmachen so viel<br />

Freude bringt, nachgelesen habe:<br />

»Das tolle [sic] an der Musik ist, dass man<br />

seine eigenen Gefühle hineinbringen<br />

kann. Und das [sic] man andere damit berührt.«<br />

Ich finde, zuzugeben, dass sie mit<br />

Ghostwritern arbeitet, war das Beste, was<br />

Shirin David machen konnte. Sie übernahm<br />

so das Narrativ ihrer eigenen Erzählung,<br />

nahm dem »Diss« seine Schärfe.<br />

Wenn man sich klein macht und Scham<br />

überstülpen lässt von der Gesellschaft,<br />

wird man auch klein und schuldbewusst.<br />

Lasst das nicht mit euch machen! Ownt<br />

euer Narrativ, schämt euch nicht für den<br />

menschlichen Makel, nicht alles zu können,<br />

und lebt euer Leben aufrichtig, gerade<br />

und ohne Scham. Ihr seid genug.<br />

Ownt euer Narrativ, schämt euch nicht<br />

für den menschlichen Makel, nicht alles<br />

zu können, und lebt euer Leben aufrichtig,<br />

gerade und ohne Scham.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

39


<strong>Erfolg</strong><br />

Barbra Streisand<br />

– ein Mythos made in Hollywood<br />

Bereits als Kind träumte sie von<br />

einer Karriere als Schauspielerin,<br />

denn das Kino zog sie schon<br />

früh in ihren Bann: Bereits im<br />

Prolog ihrer jüngst erschienenen<br />

Memoiren stellt Barbra Streisand klar, dass<br />

ihr Herz vollends für die feingeistigen<br />

Künste schlägt; der Trubel um ihre Person<br />

allerdings sei ihr oft unangenehm. Texte in<br />

der Klatschpresse ignoriere sie jedenfalls,<br />

sofern es möglich sei. Ein Zeichen der Zurückhaltung<br />

also? Keinsfalls! Denn die<br />

Ausnahmekünstlerin ist sich der Faszination<br />

um ihre Person ebenso bewusst wie<br />

der Tatsache, dass sie ihre zahlreichen <strong>Erfolg</strong>e<br />

maßgeblich sich selbst zu verdanken<br />

hat. Daher habe sie auch das Schreiben<br />

ihrer Biografie in ihre eigenen Hände genommen,<br />

erklärt sie. Da Fakten ihr am<br />

Herzen lägen, solle auch ihre Lebensgeschichte<br />

so ungeschönt und authentisch<br />

wie möglich sein: »Man sagt, dass <strong>Erfolg</strong><br />

einen Menschen verändert. Doch tatsächlich<br />

macht er dich nur mehr zu der<br />

Person, die du wirklich bist«, erläutert die<br />

Diva ihre Sicht der Dinge.<br />

Heute währt Streisands Karriere bereits<br />

mehr als 50 Jahre – und diese ist selbst für<br />

Hollywood-Standards beindruckend: So<br />

kann sich »die Streisand« zum erlesenen<br />

Kreis der EGOT-Gewinner zählen, also<br />

zu der Gruppe an Künstlern, die im Verlauf<br />

ihres Lebens mit mindestens einem<br />

Emmy, einem Grammy, einem Oscar und<br />

einem Tony geehrt wurden. In Streisands<br />

40<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Fall sind es oft sogar mehrere solcher<br />

Preise. Doch nicht nur diese sondern<br />

auch über 145 Millionen verkaufte Tonträger<br />

zählen bereits jetzt zum Vermächtnis<br />

der Broadway- und Film-<br />

Ikone. Darüber hinaus gilt Streisand als<br />

die einzige Künstlerin, die in jedem Jahrzehnt<br />

der vergangenen 60 Jahre ein<br />

Nummer-Eins-Album in den US-Charts<br />

vorweisen konnte. Als Sängerin bezeichnen<br />

möchte sie sich trotzdem nicht; sie<br />

sei eine Schauspielerin, die auch zu singen<br />

vermöge. Dabei war es gerade ihre<br />

Stimme, die ihr den Weg aus den ärmlichen<br />

Verhältnissen bis in die höchsten<br />

Kreise Hollywoods ebnete.<br />

A Star is born<br />

Barbara Joan Streisand ist erst 13 Jahre<br />

alt, als sie 1955 ihr erstes Demo-Tape<br />

aufnimmt. Mit ihrer Mutter und deren<br />

Lebensgefährten lebt sie damals in einer<br />

Dreizimmerwohnung im New Yorker<br />

»Man sagt, dass <strong>Erfolg</strong><br />

einen Menschen verändert.<br />

Doch tatsächlich<br />

macht er dich nur mehr<br />

zu der Person, die du<br />

wirklich bist.«<br />

– BARBRA STREISAND<br />

Vorort Brooklyn. Den Vater hat die<br />

Tochter jüdischer Eltern nie kennengelernt<br />

– er starb nur wenige Monate nach<br />

ihrer Geburt. Dass ihre Mutter sie mit<br />

dem Umzug aus ihrem Elternhaus überraschte<br />

und sie auch bezüglich der neuen<br />

familiären Situation vor vollendete Tatsachen<br />

stellte, war ein gravierender Einschnitt<br />

für das junge Mädchen, der Streisand<br />

noch bis ins Erwachsenenalter<br />

beschäftigen sollte und gleichzeitig den<br />

Anstoß für eine Ausnahmekarriere gab.<br />

Denn dieser weckt in ihr erstmals den<br />

Wunsch, der Tristesse ihres Alltags zu<br />

entfliehen. So gelingt es Streisand schon<br />

während der Schulzeit, die Weichen für<br />

ihre spätere Bühnenkarriere zu stellen:<br />

Im Schulchor etwa lernt sie den mittlerweile<br />

weltbekannten Neil Diamond kennen,<br />

mit dem sie später das Duett »You<br />

Don’t Bring Me Flowers« aufnehmen<br />

wird und mit dem sie bis heute befreundet<br />

ist. Die Sehnsucht nach Einzigartigkeit<br />

sei es auch gewesen, die sie mit 18<br />

Jahren zu der bekannten Namensänderung<br />

veranlasste berichtet Streisand –<br />

aus »Barbara« wird damals »Barbra«. Zu<br />

dieser Zeit hat es die talentierte, junge<br />

Frau bereits zu einer regionalen Bekanntheit<br />

gebracht, die sowohl auf kleinen<br />

Theaterbühne als auch als Nachtclubsängerin<br />

zu überzeugen weiß. Im<br />

Musical-Genre findet sie mehr und mehr<br />

ihre musikalische Heimat, denn die Verbindung<br />

von Schauspiel und Gesang<br />

fasziniert sie und lässt sie in der Musik<br />

mehr sehen als nur ihren Broterwerb –<br />

sie wird zu ihrer Leidenschaft. 1962 setzt<br />

Streisand ihre Unterschrift unter ihren<br />

ersten Plattenvertrag. Von da an ist es<br />

nur noch eine Frage der Zeit bis es heißt:<br />

»A Star is born« – auf der Leinwand<br />

ebenso wie im Leben.<br />

»Funny Girl« im Rampenlicht<br />

»In dem Augenblick, in dem man sich<br />

endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt<br />

sich die Vorsehung«, heißt es bei<br />

Goethe – und dieser Grundsatz hat sich<br />

für Barbra Streisand schon oft bewahrheitet,<br />

wie sie selbst berichet.<br />

Auch 1964 soll sich ihre Hartnäckigkeit<br />

auszahlen: Damals veröffentlicht sie ihr<br />

Schallplatten-Debüt, »The Barbra Streisand<br />

Album«, und wird auf Anhieb mit<br />

zwei Grammys belohnt – ein Türöffner<br />

für den angehenden Star, der von nun an<br />

aus den Fernseh-Studios und Broadway-<br />

Bühnen nicht mehr wegzudenken ist.<br />

Dass sie dabei nicht dem gängigen Schönheitsideal<br />

ihrer Zeit entspricht, erweist<br />

sich dabei womöglich als Karrierebeschleuniger:<br />

Mit ihrer großen Nase und<br />

ihrem leichten Silberblick ist sie die ideale<br />

Besetzung für Fanny Brice im Musical<br />

Bilder: IMAGO / ZUMA Wire / Everett Collection<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

41


<strong>Erfolg</strong><br />

»Funny Girl« – ihre Paraderolle, die sie<br />

zunächst am Broadway, später auch in der<br />

gleichnamigen Verfilmung spielt und die<br />

ihr 1969 zunächst einen Oscar, dann<br />

einen Special Tony Award als »Schauspielerin<br />

des Jahrzehnts« einbringt. Es ist der<br />

Durchbruch für die Newcomerin, die bereits<br />

jetzt als leicht reizbare und schwierige<br />

Person am Person am Set gilt – ein<br />

Vorurteil, dem Streisand bis heute widerspricht.<br />

»Ich habe einfach die Regeln gebrochen«,<br />

resümiert sie in einem »Focus«-Interview<br />

aus dem Jahr 1997, »aber<br />

ich bin kein Diva-Monster«. Stattdessen<br />

sei es der Ehrgeiz, der sie antreibe, erklärt<br />

sie in ihrer Biografie. Sie habe den Willen,<br />

es den anderen zu zeigen – eine Ambition,<br />

die in den folgenden Jahren offensichtlich<br />

belohnt wird: 1977 jedenfalls<br />

folgt der zweite Oscar für den Song »Evergreen«<br />

im bereits zuvor erwähnten Musicaldrama<br />

»A Star is Born«, noch im gleichen<br />

Jahr wird sie auf dem Hollywood<br />

Walk of Fame mit einem Stern bedacht. In<br />

den darauffolgenden Jahren erreicht die<br />

glanzvolle Karriere des Allround-Talents<br />

ihren vorläufigen Höhepunkt: 1980 veröffentlicht<br />

sie ihr bis dato kommerziell<br />

erfolgreichstes Album »Guilty«, 1983<br />

wird der Film »Yentl« zum Kritiker- und<br />

Publikumsliebling gleichermaßen und<br />

Streisand, die sich als Hauptdarstellerin,<br />

Regisseurin und Produzentin verantwortlich<br />

zeichnet, abermals mit Preisen überhäuft.<br />

In den 90ern allerdings wird es für<br />

kurze Zeit still um die Grande Dame,<br />

doch dann meldet sich Streisand Anfang<br />

der 2000er-Jahre zurück: Diesmal macht<br />

sie vor allem durch Hollywood-Komödien<br />

wie »Meine Frau, ihre Schwiegereltern<br />

und ich« von sich reden.<br />

Zeitlos legendär<br />

Und nicht nur ihr Publikum, auch sie<br />

selbst hat dabei gut lachen, denn in den<br />

fast 60 Jahren im Rampenlicht konnte<br />

Streisand mehr als einmal beweisen, dass<br />

sie zu den Besten ihrer Branche zählt. Mit<br />

ihrem nahezu unbeschreiblichen Talent<br />

und ihren zeitlosen Werken ist sie allerdings<br />

nicht nur zu einer bekannten Größe<br />

des Showgeschäfts aufgestiegen, sondern<br />

»Ich habe einfach die<br />

Regeln gebrochen,<br />

[...] aber ich bin kein<br />

Diva-Monster.«<br />

– BARBRA STREISAND<br />

hat zudem etwas geschafft, das zuvor<br />

kaum jemandem gelungen ist: Sie ist zu<br />

einer wahren Institution der Popkultur<br />

geworden – und das nicht nur als eher<br />

unfreiwillige Namensgeberin des »Streisand-Effekts«,<br />

einem Phänomen, das den<br />

Versuch bezeichnet, Informationen klein<br />

zu halten und sie dabei versehentlich bekannter<br />

zu machen.<br />

Nein, wenn heutzutage auf Barbra Streisand<br />

verwiesen wird – sei es in der Sitcom<br />

»Die Nanny«, in der bekannten Zeichentrickserie<br />

»South Park« oder in dem nach<br />

ihr benannten Song der Band Duck Sauce<br />

– dann ist diese Referenz vor allem als eine<br />

ehrfürchtige Hommage an eine lebende<br />

Legende zu verstehen: Als Standing Ovations<br />

für eine Frau, die es mit Willensstärke<br />

und Durchsetzungsvermögen an die Spitze<br />

des New Hollywood geschafft hat. AS<br />

Bilder: Depositphotos / PopularImages, IMAGO / Everett Collection<br />

42 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Story<br />

Servicewüste:<br />

»Deutschland entwickelt sich zur<br />

Frustgesellschaft«<br />

Unternehmer und Berater<br />

Christian Zeidler sieht viel<br />

schlechten Service. Das aber<br />

sei eine Chance, sich vom<br />

Wettbewerb abzuheben,<br />

sagt er. Er beobachtet auf seinen vielen Geschäftsreisen,<br />

dass auf diesem Gebiet noch<br />

Luft nach oben ist. »Deutschland entwickelt<br />

sich immer mehr von einer Leistungsgesellschaft<br />

zu einer Frustgesellschaft.<br />

Viele Attribute, die Deutschland<br />

früher ausgezeichnet haben – Freundlichkeit,<br />

Pünktlichkeit, Fleiß und Streben<br />

nach <strong>Erfolg</strong> – sucht man mittlerweile vergebens«,<br />

meint er. Service müsse wieder<br />

in den Fokus gerückt und nicht als Kostenfaktor<br />

gesehen werden. Für den Unternehmensberater<br />

liege die Ursache für<br />

fehlenden Service beim Unternehmen<br />

selbst. »In vielen Unternehmen, die ich<br />

coache, sehe ich, dass die Führungsebene<br />

immer weniger bereit ist, in ihre Mitarbeiter<br />

zu investieren, oder sich auch der<br />

Wichtigkeit der einzelnen Personen nicht<br />

bewusst ist«, sagt er.<br />

Beispiel Hotel: »Die Rezeption ist die Visitenkarte<br />

des Unternehmens. Führungskräfte<br />

neigen oft dazu, zum Teil auch aus<br />

unternehmerisch verständlichen Gründen,<br />

aufgrund Personalmangels Auszubildende<br />

oder neue Mitarbeiter mit wenig<br />

Einarbeitung an die Rezeption zu<br />

stellen. Der Gast hat aber eine ganz klare<br />

Erwartung. Nun kann man sich vorstellen,<br />

dass der Frust des Hotelgastes, aber<br />

auch des Mitarbeiters steigt, wenn man<br />

dem Mitarbeiter gar nicht die Chance geboten<br />

hat, verschiedene Situationen zu<br />

trainieren.« Und diese Momentaufnahme<br />

der nicht erfüllten Kundenerwartung<br />

könne weitreichende Folgen haben, denn<br />

als Unternehmer sollte man nicht unterschätzen,<br />

welche Wirkung zum Beispiel<br />

negative Bewertungen im Internet haben.<br />

Unternehmer müssen sich klarmachen,<br />

dass Produkte und Dienstleistungen<br />

auch von vielen Mitbewerbern<br />

angeboten werden.<br />

Service als Alleinstellungsmerkmal<br />

Wer <strong>Erfolg</strong> haben möchte, muss sich also<br />

ein Alleinstellungsmerkmal schaffen.<br />

Und das kann guter Service sein. »Zunächst<br />

müssen sich alle wieder ins Bewusstsein<br />

rufen: Was ist Service und<br />

warum ist er so elementar wichtig?« Guter<br />

Service schafft eine persönliche Bindung<br />

und kann der Schlüssel zu einer<br />

dauerhaften Kundenbindung sein, die in<br />

Umsatz mündet. »Letztendlich ist es eine<br />

Investition ins Personal«, betont Zeidler.<br />

Die Mühen und Anstrengungen, wie regelmäßige<br />

Meetings, Schulungen und<br />

Feedbackgespräche, dürfe der Unternehmer<br />

nicht scheuen. Die Wertschätzung<br />

jedes einzelnen Mitarbeiters, der täglich<br />

die ausführende Kraft ist, bestehe auch<br />

darin, sich Zeit zu nehmen und Gespräche<br />

über die Entwicklung zu führen.<br />

Mitarbeiter brauchen Lob und Anerkennung.<br />

Und das sei ein Schritt in Richtung<br />

von steigendem Umsatz. Die meisten<br />

Unternehmen hätten sich angeeignet,<br />

nur so hoch zu springen, wie sie müssten.<br />

Das sei verschenktes Geld: »Machen<br />

Sie den Unterschied, gehen Sie die Extrameile!«,<br />

rät Christian Zeidler. (L)<br />

Bild:er Jennifer Ho<br />

»In vielen Unternehmen, die ich coache, sehe ich, dass die<br />

Führungsebene immer weniger bereit ist, in ihre Mitarbeiter<br />

zu investieren, oder sich auch der Wichtigkeit der einzelnen<br />

Personen nicht bewusst ist.«<br />

– Christian Zeidler<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

43


Wissen<br />

Leben im<br />

Hier und Jetzt<br />

Der Fokus auf das eigene Leben zeigt den richtigen Weg auf<br />

AUSZUG AUS DEM BUCH »SHAOLIN SPIRIT – MEISTERE DEIN LEBEN« VON SHI HENG YI<br />

44<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


Wissen<br />

»Die meisten Menschen wissen nicht mehr, wie es ihnen geht.<br />

Wie ist es mit dir?«<br />

– Shi Heng Yi<br />

Bilder: Christine Sommerfeldt, Depositphotos / kennytong<br />

Komm auf den Punkt und<br />

hör auf zu philosophieren«,<br />

denken sich meine Schüler,<br />

wenn ich anfange, über<br />

meine Einsichten zu reden.<br />

Einsichten, die für sie noch keinen Sinn<br />

ergeben, da ihnen das Selbsterlebte<br />

fehlt. Doch es ist mir Wunsch und Aufgabe,<br />

meinen Schülern in dieser Welt<br />

eine Perspektive aufzuzeigen, die seit<br />

jeher vorhanden ist, die sie aber allein<br />

nicht erkennen und sich auch nicht erschließen<br />

können. Wenn der Tag<br />

kommt, an dem der eigene Meister in<br />

ihnen erwacht, begreifen sie die Perspektive<br />

und sehen den Reichtum, den<br />

das Leben für sie und uns alle bereithält.<br />

Nämlich dann, wenn die Schleier<br />

vor ihren Augen verschwunden sind,<br />

wenn sie sich selbst so sehen können,<br />

wie sie wirklich sind.<br />

Mein Name ist Shi Heng Yi und meine<br />

Schüler haben recht, ich philosophiere<br />

gern, aber ich bin nicht von Berufs wegen<br />

Autor oder Redner. Dieses Buch, das nun<br />

vor dir liegt, ist aus dem gleichen Wunsch<br />

entstanden, der mich auch als Lehrer inspiriert:<br />

Ich möchte dir eine Perspektive<br />

auf dein Leben eröffnen, die es dir ermöglicht,<br />

dich selbst so zu sehen, wie du wirklich<br />

bist. Fangen wir mit einigen einfachen<br />

Fragen an:<br />

Wo stehst du im Moment mit deinem<br />

Leben?<br />

Wie gut schläfst du derzeit?<br />

Wie ist dein Appetit?<br />

Wie ist deine allgemeine Stimmung der<br />

vergangenen Tage oder Wochen?<br />

Wie fühlt sich deine Partnerbeziehung<br />

im Moment an?<br />

Hast du das Gefühl, du könntest deinen<br />

Job verlieren?<br />

Spürst du Überfluss oder fühlst du<br />

Mangel?<br />

Wie ist es zu all dem gekommen, was<br />

dich und dein Leben in diesem Moment<br />

ausmacht?<br />

Lebst du dein Leben so, wie du selbst es<br />

dir vorstellst, oder so, wie es von dir unausgesprochen<br />

erwartet wird?<br />

Ist das, worein du deine Lebenszeit investierst,<br />

sinnvoll und erfüllt es dich?<br />

Agierst du oder reagierst du in<br />

deinem Job, deiner Familie, deinem<br />

Freundeskreis?<br />

Läufst du auf Autopilot oder sitzt du im<br />

Fahrersitz?<br />

Die meisten Menschen wissen nicht<br />

mehr, wie es ihnen geht. Wie ist es mit<br />

dir? Hast du Antworten auf diese Fragen,<br />

wenigstens auf einige? All das sind<br />

Fragen, mit denen auch ich mich beschäftige.<br />

Also lass uns die Antworten<br />

finden und neue Einsichten gewinnen,<br />

uns selbst neu erkennen und entdecken.<br />

Mögen diese Lehren für alle Wesen von<br />

Nutzen sein. In diesem Leben und in<br />

allen zukünftigen Leben.<br />

Es kommt auf das Jetzt an<br />

In der Regel beginnen wir in der Shaolin-Tradition<br />

jede Art von Kommunikation<br />

mit einer respektvollen Verbeugung,<br />

denn diese Geste erinnert uns<br />

daran, dass die Person, mit der wir gerade<br />

zu tun haben, in diesem Augenblick<br />

mit uns verbunden ist. Es kommt<br />

auf diesen Augenblick an, darauf, in der<br />

Gegenwart zu leben und sich darüber<br />

bewusst zu werden, was hier und jetzt<br />

ist – denn das Jetzt ist der Moment, in<br />

dem Leben passiert, und nur im Jetzt<br />

können Veränderungen stattfinden.<br />

Vielleicht erinnerst du dich gerade an<br />

einen Schmerz in deiner Vergangenheit<br />

und fühlst den Schmerz. Oder du hegst<br />

eine Hoffnung für die nächsten Tage,<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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Wissen<br />

»Wenn du die Harmonie,<br />

die Balance von oben<br />

und unten, innen und<br />

außen, auf und ab wiederherstellen<br />

kannst<br />

und fortan wahrst,<br />

stehst du über dem<br />

Wellengang.«<br />

– Shi Heng Yi<br />

die nächste Woche, das nächste Jahr. Tagein,<br />

tagaus beschäftigen wir uns mit Gedanken<br />

und Gefühlen. Doch wirklich<br />

wahrnehmen können wir sie nur jetzt, in<br />

diesem Moment in der Gegenwart. Jedes<br />

Leben besteht aus Aufsteigen und Absteigen,<br />

Erhöhen und Erniedrigen, Gesundheit<br />

und Krankheit, Aneignen oder Verlieren.<br />

Wo würdest du dich auf der Welle<br />

des Lebens wiedersehen wollen? Im Auftrieb<br />

einer Entwicklung oder im Ausklang<br />

eines <strong>Erfolg</strong>es? Ist dir bewusst, dass<br />

der Aufstieg den Abstieg bedingt, dass<br />

jede Entwicklung ein Ende hat und kein<br />

<strong>Erfolg</strong> ewig bleibt? Unabhängig von Herkunft,<br />

Alter und Vergangenheit ist jeder<br />

Mensch auf Erden dem stetigen Wellengang<br />

des Lebens ausgesetzt. Doch es gibt<br />

einen Weg, mit diesem Auf und Ab<br />

umzugehen.<br />

Wenn du die Harmonie, die Balance von<br />

oben und unten, innen und außen, auf<br />

und ab wiederherstellen kannst und<br />

fortan wahrst, stehst du über dem Wellengang.<br />

Du erkennst, dass es nichts zu<br />

tun gibt. Das scheinbar ewige Auf und<br />

Ab legt sich für dich im Leben, wenn<br />

deine innere Ruhe einkehrt. Diese Ruhe<br />

ist unerschütterlich und verleiht dir eine<br />

Stabilität, auf deren Fundament du etwas<br />

Beständiges aufbauen kannst, unabhängig<br />

davon, wo du dich gerade befindest.<br />

Das Gleichgewicht der scheinbar gegensätzlichen<br />

Kräfte, die Einheit zu erkennen<br />

und auch im Geiste wirklich zu begreifen,<br />

das ist der Weg. Befindest du<br />

dich auf dem Pfad, dann verstehst du,<br />

dass weder Komplimente noch Beleidigungen<br />

dich von deinem Weg abbringen<br />

können, denn es gibt an dir nichts, was<br />

jemand erhöhen oder erniedrigen<br />

könnte. Weil du dich erkannt hast, bist<br />

du unerschütterlich. Diese Gewissheit in<br />

sich zu verankern ist ein Kernelement<br />

der Shaolin-Lehren.<br />

Alle Menschen dieser Erde streben nach<br />

einem glücklichen Leben, das frei ist von<br />

Leid und den Ursachen für Leid. Doch<br />

nur wenige finden es. Dieses Buch bietet<br />

dir Einsichten in die Shaolin-Lehren, die<br />

dein Leben tiefgreifend verbessern können.<br />

Eng damit verbunden sind die Tugenden<br />

in der Kampfkunst, auf die ich in<br />

einem eigenen Kapitel noch zu sprechen<br />

kommen werde. Vielleicht fragst du dich<br />

jetzt, wie Tugendhaftigkeit dein Leben<br />

bereichern kann? Denke an Loyalität. Es<br />

ist dieses wunderbare Gefühl der Sicherheit,<br />

wenn ein anderer Mensch hinter dir<br />

steht, egal was kommt. Das kann der verlässliche<br />

Partner sein, eine Lehrerin, der<br />

du vertraust, ein Chef, eine Chefin, die<br />

auch dann zu dir hält, wenn du kritisiert<br />

wirst oder andere Menschen schlecht<br />

über dich sprechen und dich sogar angreifen.<br />

Erlebte Loyalität gibt dir eine tiefe<br />

Ruhe, weil du die Gewissheit spürst, nicht<br />

allein zu sein. Das gilt auch für deine<br />

Handlungen. Zum Beispiel fordert eine<br />

Vorgesetzte von dir, jemanden aus deinem<br />

Team zu entlassen, weil sie diese<br />

Person nicht schätzt oder mag. In solchen<br />

Momenten die tief in dir verankerte Loyalität<br />

zur Verfügung zu haben, dir selbst<br />

und den anderen Beteiligten gegenüber,<br />

hilft dir, die richtige Entscheidung zu treffen.<br />

Besonders in unsicheren Zeiten, wie<br />

zur Zeit der Pandemie oder eines näher<br />

rückenden Kriegs, zum Beispiel des<br />

Kriegs in der Ukraine, ist es gut, eine<br />

Handvoll loyaler Menschen um sich zu<br />

haben – Freundschaften, deren du dir sicher<br />

bist, egal was passiert, ungeachtet<br />

dessen, ob du Geld hast, ob du erfolgreich<br />

bist oder nicht, ob du gesund oder krank<br />

bist. Unabhängig von allen Umständen<br />

weißt du, dass es diese Menschen gibt, die<br />

immer in deinem Leben sein werden. Warum<br />

ist es so wichtig, etwas so Zuverlässiges<br />

und Treues im Leben zu haben? Es<br />

bedeutet, dass du selbst etwas Beständiges<br />

an dir hast und zugleich eine Stütze, auf<br />

die du dich verlassen kannst. Deshalb ist<br />

eine Tugend wie Loyalität wesentlich. Tugenden<br />

machen dein Leben nicht nur<br />

schöner, wenn sich jemand dir gegenüber<br />

tugendhaft verhält, sondern auch, wenn<br />

du anderen gegenüber Tugenden lebst.<br />

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Wissen<br />

»Shaolin Spirit – Meistere dein Leben«<br />

von Shi Heng Yi<br />

289 Seiten<br />

Erschienen: Oktober 2023<br />

O. W. Barth Verlag<br />

ISBN: 978-3-426-29340-9<br />

Ein Shaolin-Kämpfer übt sich täglich darin,<br />

sich die Tugenden bewusst zu machen,<br />

sein Leben lang. Kannst du dich<br />

daran erinnern, wann du dir zuletzt klargemacht<br />

hast, was die Maximen deines<br />

Handelns sind? Oder was Loyalität, Disziplin,<br />

Vertrauen oder Willensstärke für<br />

dich und dein Leben bedeuten?<br />

Die Tugenden sind ein wichtiger Teil des<br />

Shaolin-Spirits, um den es hier geht und<br />

den ich im Folgenden noch weiter erklären<br />

werde. Mit diesem Buch möchte ich möglichst<br />

vielen Menschen einen Zugang zu<br />

diesem Kulturschatz ermöglichen, der sich<br />

im Laufe der vergangenen 1500 Jahre entwickelt<br />

hat und auch zukünftig weiter entfalten<br />

wird – wie das derzeitig steigende<br />

Interesse an der Shaolin-Praxis zeigt. Je<br />

mehr Menschen über dieses Wissen verfügen,<br />

desto sicherer bleibt es erhalten.<br />

Außerdem ist es so, dass derjenige, der den<br />

Kern des Shaolin-Spirits erkennt und ihm<br />

Ausdruck verleiht, sein eigenes Leben und<br />

das der Menschen in seinem Umfeld bereichert<br />

– und das ist mir sehr wichtig.<br />

dieses Leben erkennen. Eine wirklich ehrliche<br />

Betrachtung von dir selbst und deiner<br />

Situation wird dir zeigen, welche körperlichen<br />

und geistigen Voraussetzungen<br />

du in diesem Moment oder dieser Lebensphase<br />

hast und welche realistischen Möglichkeiten<br />

sich daraus für dich ergeben.<br />

Ruhe, Zeit und Bestimmtheit helfen dir,<br />

deine eigenen inneren Wünsche zu finden<br />

und zu entfalten. Diese Qualitäten lassen<br />

sich nicht von einem Tag auf den anderen<br />

entwickeln und es benötigt Zeit, sie im<br />

Leben fest zu begründen.<br />

Wenn du diese Zeit in dich investierst,<br />

um Stille und Gewissheit in dir zu finden<br />

und so den Zweck deines Lebens zu entdecken,<br />

wird dich das sehr bereichern.<br />

Genauso erfüllend ist es, wenn du wieder<br />

weißt, wofür du jeden Morgen aufstehst,<br />

wo deine Passion und deine Stärken liegen<br />

und was du zum Wohle aller tun<br />

kannst. Auf dem Shaolin-Weg wirst du<br />

mit verschiedenen Übungen Schritt für<br />

Schritt lernen, auf deinen Körper zu hören,<br />

und in einer weiteren Entwicklungsstufe<br />

sogar, mit deinem Körper zu hören.<br />

Du wirst eine große Sensitivität entwickeln<br />

und lernen zu spüren, wenn jemand<br />

beispielsweise einen Schlag (sei es<br />

körperlich oder mental) gegen dich führen<br />

will, selbst bevor er oder sie ihn ausführt,<br />

vielleicht sogar, bevor diese Person<br />

überhaupt daran denkt, es zu tun. So<br />

wirst du in der Lage sein, entsprechend<br />

darauf zu reagieren. Die Besonderheit<br />

der Shaolin-Praktiken liegt in der Kombination<br />

von körperlicher Ertüchtigung<br />

und einer tiefen Stille im Geist. Diese ermöglicht<br />

es dir, eine Qualität in dir zu<br />

entwickeln, die dir tiefgründige Einsichten<br />

in dich selbst, deinen Körper und<br />

auch dein Gegenüber eröffnen kann.<br />

Dazu ist es unausweichlich, ganz unabhängig<br />

von dem, was du bisher schon<br />

gelernt, geübt und getan hast, dich wieder<br />

auf die Schulbank zu setzen, zuzuhören,<br />

zu lernen und zu praktizieren.<br />

Wiederholung gepaart mit tiefer Einsicht<br />

ist die Mutter aller Fähigkeiten, die man<br />

erwerben möchte.<br />

Bilder: Depositphotos / Linusek / garethblackett, Cover: O. W. Barth Verlag<br />

Jeder von euch steht gerade an einer anderen<br />

Stelle seiner Lebensreise und wird<br />

daher die Worte und Erläuterungen in<br />

diesem Buch unterschiedlich verstehen,<br />

andere Lehren und auch andere Rückschlüsse<br />

daraus ziehen. Jeder Mensch ist<br />

so individuell, dass er seinen Weg nur auf<br />

seine persönliche Weise gehen kann. Daher<br />

möchte ich hier auch kein Versprechen<br />

geben, wie es heutzutage in Büchern<br />

vielfach üblich ist. Wie könnte ich ein<br />

Versprechen für alle geben? In den<br />

Kampfkünsten heißt es seit jeher:<br />

Der Meister zeigt den Weg, gehen musst<br />

du ihn selbst.<br />

Auf dem Shaolin-Weg<br />

In diesem Buch findest du hilfreiche Einblicke,<br />

Perspektiven und Praktiken, um<br />

den Weg zu meistern. Es wird für dich<br />

weder ein einfacher noch ein kurzweiliger,<br />

aber auf jeden Fall ein spannender Weg<br />

werden, der dein Leben bereichert. Gelingt<br />

es dir, ein stabiles Fundament zu errichten,<br />

wirst du dein wahres Potenzial für<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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Best of Web<br />

BEST OF WEB<br />

Beliebte Artikel auf www.erfolg-magazin.de<br />

Alexander Prinz: Ein »Once in a lifetime«-Moment<br />

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«.<br />

Was war deine Motivation, diesen Berufsweg<br />

einzuschlagen?<br />

Als ich 2<strong>01</strong>2 mit YouTube begann, war Influencer zu sein noch<br />

gar kein Job. Die erste Generation der Influencer hat es zu großen<br />

Teilen nicht geschafft, sich langfristig daraus eine Karriere<br />

aufzubauen – wer weiß, ob viele das damals überhaupt im Sinn<br />

hatten. Damals war es die Faszination, sich kreativ austoben zu<br />

können. Da ich damals auf dem Dorf wohnte, war es ein tolles<br />

Gefühl, so viele Menschen erreichen zu können, sich ausdrücken<br />

zu können. Die erste Überweisung von YouTube kam erst<br />

drei Jahre später – im Jahr 2<strong>01</strong>5. Ich konnte es gar nicht ...<br />

Den kompletten Artikel lesen Sie unter<br />

www.erfolg-magazin.de<br />

Bambi: Senta Berger und Peter<br />

Maffay erhalten besondere Ehrung<br />

Picasso: »Femme à la montre«<br />

für 130 Millionen Euro versteigert<br />

Nach einer längeren Pause fand am Donnerstag wieder eine Bambi-Verleihung<br />

in München statt. Besondere Ehrungen gingen an<br />

zwei feste Größen des deutschen Show-Business: Senta Berger<br />

(81) erhielt einen Bambi für ihr Lebenswerk und Peter Maffay (74)<br />

wurde als »Legende« geehrt. Die Schauspielerin und der Sänger<br />

sind seit vielen Jahrzehnten erfolgreich auf Bühne und Leinwand<br />

zu sehen und haben kontinuierlich den Qualitätsstandard der<br />

Unterhaltung oben gehalten. In einem Einspieler konnten die Zuschauer<br />

eine Zusammenfassung der Karriere von ...<br />

Den kompletten Artikel lesen Sie unter<br />

www.erfolg-magazin.de<br />

Das Gemälde »Femme à la montre« (Frau mit Armbanduhr)<br />

von Pablo Picasso ist jetzt im Auktionshaus Sotheby’s in New<br />

York für rund 130 Millionen Euro versteigert worden. Wer diese<br />

Summe für dieses Gemälde gezahlt hat, ist nicht bekannt. Das<br />

Bild aus dem Jahr 1932, das sich bislang im Besitz der verstorbenen<br />

New Yorker Kunstmäzenin Emily Fisher Landau befand,<br />

zeigt das Porträt einer jungen Frau namens Marie-Thérèse Walter.<br />

Walter war in diesem Jahr 22 Jahre alt, Picasso war bereits<br />

50. Das junge Alter der Muse und ihre erotische Darstellung ...<br />

Den kompletten Artikel lesen Sie unter<br />

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Bilder: Ronny Götter (Bearbeitung: Hatecraft), IMAGO / Bildagentur Monn / Avalon.red<br />

48 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top Experten<br />

TOP<br />

EXPERTEN<br />

Stefan Bucksteegen<br />

Versicherungen für Wohnungswirtschaft<br />

Deutschland<br />

Hannes Katzenbeisser<br />

Positionierung, Marketing & Verkauf<br />

Österreich<br />

Anna Schepperle<br />

Spirituelles Businessmentoring<br />

Schweiz<br />

Thorsten Koch<br />

Dezentrales Finanzsystem<br />

Deutschland<br />

Robert Pries<br />

Onlinemarketing<br />

Deutschland<br />

Mag. Bernd Trappmaier<br />

Unternehmensrecht & Unternehmensverkauf<br />

Österreich<br />

Benjamin Börner<br />

Integrativmedizin<br />

Deutschland<br />

Christof Schmid<br />

Business Storytelling<br />

Deutschland<br />

Hierbei handelt es sich um die<br />

neu aufgenommenen Top-Experten.<br />

Die gesamte Liste finden Sie unter<br />

www.erfolg-magazin.de/top-experten/<br />

Bild: Depositphotos /depositedhar<br />

Bei der Benennung von »Top Experten« handelt es sich um eine redaktionelle<br />

Entscheidung des ERFOLG <strong>Magazin</strong>s. Die Redaktion sichtet regelmäßig<br />

Profile von Marktteilnehmern und prüft die Personen unter Zuhilfenahme<br />

öffentlich einsehbarer Informationen hinsichtlich fachlicher Qualifikation,<br />

Veröffentlichungen, Kundenbewertungen und Dauer der Tätigkeit. Nur<br />

natürliche Personen können als »Top Experte« benannt werden.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Brand Ambassadors<br />

INSTAGRAM<br />

BRAND AMBASSADORS<br />

BMotivation<br />

Gedankenretter<br />

@bmotivation_de<br />

Unser Motto »Spreading the<br />

good vibes« richtet sich an<br />

Menschen, die einen Traum haben,<br />

jedoch noch nicht das richtige<br />

Mindset besitzen, um diesen<br />

zu verwirklichen. Wenn Du<br />

Dich für Persönlichkeitsentwicklung<br />

interessierst, dann schaue<br />

gerne bei uns vorbei!<br />

Maciej und Benny<br />

@gedankenretter<br />

Die 2<strong>01</strong>6 gestartete Instagram-<br />

Seite „gedankenretter“ veröffentlicht<br />

täglich hilfreiche Tipps &<br />

Tricks zur persönlichen (Weiter-)<br />

Entwicklung, sowie tiefgehende<br />

Sprüche & Zitate, die zum Nachdenken<br />

anregen. Zur Community<br />

zählen über 60.000 Menschen,<br />

die sich jeden Tag über neue Motivation<br />

in ihrem Feed freuen.<br />

<strong>Erfolg</strong> | Mindset<br />

ELALIHOLDING<br />

@erfolgsbedarf<br />

Du willst jeden Tag einen Prozent<br />

besser werden und dein maximales<br />

Potenzial ausschöpfen? Dann<br />

bist du bei uns genau richtig!<br />

Täglich erwarten dich neue praxiserprobte<br />

Tipps und Denkanstöße<br />

die dich persönlich wachsen lassen<br />

werden. Überzeuge dich selbst<br />

und schaue jetzt auf unserer Instagram<br />

Seite »erfolgsbedarf« vorbei.<br />

@elaliholding<br />

Die ELALIHOLDING steht für Motivation,<br />

Mindset und Trading. Seit<br />

mehreren Jahren bilden wir ambitionierte<br />

Menschen an der Börse<br />

aus und versorgen sie als einer der<br />

größten Motivationskanäle auf<br />

Instagram, die DACH-Region mit<br />

wertvollem Content. Wir nehmen<br />

kein Blatt vor den Mund. Be a part<br />

of us or watch us dominate.<br />

Caminvesting<br />

Patrick Weiss<br />

@caminvesting<br />

Ich bin Ergin, Gründer von Caminvesting,<br />

und ich teile meine<br />

Leidenschaft für Finanzen und<br />

den Aufbau von Wohlstand<br />

durch Aktien. Begleiten Sie mich<br />

auf meinem Weg zu finanzieller<br />

Freiheit und lassen Sie uns gemeinsam<br />

die besten Anlagestrategien<br />

und finanziellen <strong>Erfolg</strong>sgeschichten<br />

erkunden!<br />

@weiss.zitate<br />

Willkommen bei »weiss.zitate«!<br />

Ich bin Patrick Weiss, Gründer<br />

dieses Kanals, der sich auf Weisheiten<br />

und Zitate zu Liebe, Selbstbewusstsein<br />

und Motivation konzentriert.<br />

Tauche ein in eine Welt<br />

der inspirierenden Gedanken und<br />

lasse dich von der kraftvollen Verbindung<br />

von Ästhetik und Botschaften<br />

begeistern.<br />

Bilder: Privat, Axel Koop<br />

50 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin


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BERATER<br />

LEBEN AUF DER ÜBERHOLSPUR<br />

STAFFEL 1+2<br />

EINE PRODUKTION VON WIRTSCHAFT TV<br />

PRODUZENT JULIEN BACKHAUS, REGIE ALESSANDROESPOSITO, FELIX LENG<br />

KAMERA JANNIK GRAMM, PATRICK REYMANN, SEBASTIAN POCIECHA, DANIEL KRIEBEL, EDITOR KEVIN GLÄßER, FELIX LENG, TON MARIUS TAG<br />

LICHT SASCHA HEß, SOUND LEOWANG, BEN SCHOMACKER, BEN AMES, SPRECHERIN MAJA BYHAHN

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