Erfolg Magazin Ausgabe 01-2024
ERFOLG: Philipp Plein: Im Interview über seinen Erfolg; MICHAEL JAGERSBACHER: Céline Dion – Die „Grande Dame“ der Popwelt; STORY: TOBIAS CLAESSENS: „Ich denke groß“; CHRISTIAN ZEIDLER: Servicewüste Deutschland; EINSTELLUNG: RAINER ZITELMANN: Überoptimismus kann schaden; WISSEN: TOBIAS EPPLE: Der Starbucks-Effekt; SONSTIGES: NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt, Erfolg Magazin Brand Ambassadors, Erfolg Magazin Top Experten & Initiative Wachstum, BEST OF WEB
ERFOLG: Philipp Plein: Im Interview über seinen Erfolg; MICHAEL JAGERSBACHER: Céline Dion – Die „Grande Dame“ der Popwelt; STORY: TOBIAS CLAESSENS: „Ich denke groß“; CHRISTIAN ZEIDLER: Servicewüste Deutschland; EINSTELLUNG: RAINER ZITELMANN: Überoptimismus kann schaden; WISSEN: TOBIAS EPPLE: Der Starbucks-Effekt; SONSTIGES: NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt, Erfolg Magazin Brand Ambassadors, Erfolg Magazin Top Experten & Initiative Wachstum, BEST OF WEB
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KRIS JENNER: VON EINER STEWARDESS ZUM MILLIARDEN-IMPERIUM<br />
1/ <strong>2024</strong><br />
Bilder: Ronny Barthel, Oliver Reetz, Fotostudio Arlene Knipper, Depositphotos / annavaasi<br />
MATT DAMON<br />
im Portrait<br />
CÉLINE<br />
DION<br />
»Grande Dame«<br />
der Popwelt<br />
PHILIPP<br />
PLEIN<br />
IM INTERVIEW<br />
Verleger<br />
Julien Backhaus<br />
über Underdogs<br />
ANKE ENGELKE<br />
Entertainerin<br />
mit Starqualität<br />
VANESSA<br />
MAI<br />
»Ihr seid<br />
genug«<br />
CHRISTIAN ZEIDLER<br />
Servicewüste Deutschland<br />
BACKHAUS VERLAG 5 €<br />
ÖSTERREICH 5,60 € |SCHWEIZ 8,00 CHF<br />
Barcode aus der<br />
CC Library
09:41<br />
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Bild: Depositphotos / elenathewise
Editorial<br />
Julien Backhaus<br />
Verleger und<br />
Herausgeber<br />
Bild: Daniela Schenk<br />
Noch mehr<br />
<strong>Erfolg</strong> für Sie!<br />
Das nächste Heft<br />
erscheint am<br />
22. Februar <strong>2024</strong><br />
Vom Underdog aus München zum Weltstar<br />
Ein Macher war Philipp Plein schon als Kind. Er wollte etwas<br />
erleben, bewegen und erreichen. Ein »Genug!« gab es nicht –<br />
und gibt es bis heute nicht. »Gut so«, würden seine Fans und<br />
Kunden sagen, denn der Stardesigner überrascht sie immer wieder<br />
mit neuen Kreationen und mutigen Styles. Wie die meisten<br />
sehr erfolgreichen Marken hat er »Philipp Plein« mit einem Lifestyle<br />
verbunden. Die Kunden tragen nicht ein Kleidungsstück<br />
von ihm, sie leben etwas aus durch seine Kleidung, Uhren, Parfüms<br />
und Co. – unangepasst, rockig, frech, übertrieben. Seine<br />
Marke ist weltweit ein Synonym für die Überholspur. Und für<br />
wirtschaftlichen <strong>Erfolg</strong>, denn wer das »PP«-Emblem tragen will,<br />
zahlt dafür einen hohen Preis.<br />
Aber wer ist der Mensch hinter der Marke? Viele Aussagen des<br />
Modeschöpfers überraschen. Denn man könnte einen durch und<br />
durch abgehobenen Künstler erwarten. Das Gegenteil ist der<br />
Fall. Seine sehr klaren Ansichten, seine Disziplin und sein ausgeprägter<br />
Geschäftssinn haben ihn in den Olymp katapultiert.<br />
Dieter Bohlen sagte mir damals, es gebe selten gute Künstler, die<br />
auch gute Kaufleute seien. Plein gehört definitiv zu diesen seltenen<br />
Exemplaren. Als Quereinsteiger eroberte er eine Branche –<br />
heute spricht jeder über ihn. Wie ihm das gelungen ist und was<br />
ihn noch antreibt, verrät er in unserem Cover-Interview.<br />
Auch Kris Jenner war ein Underdog. Man nahm sie höchstens an<br />
der Seite ihres ersten Mannes wahr, dem Anwalt Robert Kardashian.<br />
Aber sie wurde eine der bekanntesten Frauen der Welt und<br />
erarbeitete sich einen berüchtigten Ruf als Managerin ihrer<br />
Töchter. Zusammen bilden sie die berühmteste Fernsehfamilie<br />
der Welt, und wohl auch die reichste – mit »Momager« Kris als<br />
Oberhaupt und Geschäftsführerin.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen<br />
Ihr Julien Backhaus<br />
Impressum<br />
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<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 25057342<br />
Verlag Backhaus Verlag GmbH ist ein Unternehmen<br />
der Backhaus Mediengruppe Holding GmbH,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Julien Backhaus<br />
Redaktion/Grafik <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Chefredakteur (V. i. S. d. P.): Julien Backhaus<br />
Redaktion: Martina Karaczko, Anna Seifert<br />
Lea Trägenap<br />
E-Mail: redaktion@backhausverlag.de<br />
Objektleitung: Judith Iben<br />
Layout und Gestaltung: Judith Iben,<br />
Christina Meyer, Stefanie Schulz, Lea Trägenap<br />
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Herausgeber, Verleger: Julien Backhaus<br />
Anschrift: Zum Flugplatz 44, 27356 Rotenburg<br />
Telefon: (0 42 68) 9 53 04 91<br />
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Die Autoren der Artikel und Kommentare im<br />
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spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />
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INHALT 1/<strong>2024</strong><br />
06<br />
Philipp Plein<br />
im Interview<br />
<strong>Erfolg</strong><br />
»Wir haben gemerkt,<br />
wie stark wir wirklich sind«<br />
Philipp Plein im Interview.............................. 08<br />
Céline Dion:<br />
Die »Grande Dame« der Popwelt<br />
Michael Jagersbacher...................................14<br />
Matt Damon:<br />
Studienabbrecher und Oscarpreisträger........18<br />
Kris Jenner:<br />
Wie eine Stewardess ein Milliarden-<br />
Imperium aufgebaut hat...............................22<br />
Anke Engelke:<br />
Entertainerin mit Starqualität........................30<br />
Barbra Streisand:<br />
Ein Mythos made in Hollywood....................40<br />
Leben<br />
»Ihr seid genug«<br />
Auszug aus dem Buch »I do it Mai way«<br />
von Vanessa Mai.......................................... 36<br />
36<br />
Vanessa Mai<br />
»Ihr seid genug«<br />
»OWNT EUER NARRATIV,<br />
SCHÄMT EUCH NICHT FÜR<br />
DEN MENSCHLICHEN MAKEL,<br />
NICHT ALLES ZU KÖNNEN, UND<br />
LEBT EUER LEBEN AUFRICHTIG,<br />
GERADE UND OHNE SCHAM.«<br />
Bilder: Ronny Barthel, IMAGO / Panama Pictures (Christoph Hardt) / Avalon.red / PA Images (PBG)<br />
4 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
Passive Einnahmen mit Immobilien<br />
als Gründungsidee....................................... 29<br />
Servicewüste: »Deutschland entwickelt<br />
sich zur Frustgesellschaft«............................ 43<br />
Einstellung<br />
Überoptimismus kann schaden<br />
Dr. Dr. Rainer Zitelmann............................... 26<br />
People Pleasing verhindert <strong>Erfolg</strong>.................. 32<br />
Wissen<br />
Der Starbucks-Effekt<br />
Tobias Epple................................................. 21<br />
Leben im Hier und Jetzt<br />
Auszug aus dem Buch »Shaolin Spirit«<br />
von Shi Heng Yi............................................ 44<br />
Sonstiges<br />
Aktuelles...................................................... 06<br />
Best of Web:<br />
Schauen Sie doch mal online rein................. 48<br />
Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top Experten................. 49<br />
Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Brand Ambassadors....... 50<br />
14<br />
Céline Dion:<br />
Die »Grande Dame« der Popwelt<br />
18<br />
Die Damon-Identität:<br />
Studienabbrecher und<br />
Oscarpreisträger<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
5
Aktuelles<br />
Aktuelle News aus der <strong>Erfolg</strong>swelt<br />
Die ISS wird 25 Jahre alt<br />
Am 20. November 1998 wurde das erste ISS-Modul »Sarja« ins<br />
All geschossen. Im Jahr 2000 erreichte die erste Langzeitcrew<br />
die Raumstation. Seitdem verdankt die Menschheit dem<br />
schwerelosen Weltraumlabor zahlreiche wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse. Angefangen hat das Projekt aber mit dem Ziel,<br />
eine internationale Zusammenarbeit aufzubauen. Aus diesem<br />
Grund bleibt das Weltraumprojekt trotz aller irdischen Spannungen<br />
weiterhin zwischen den USA, Russland, Kanada, Japan<br />
und der Europäischen Weltraumagentur bestehen. Aus Altersgründen<br />
wird die Raumstation aber 2031 abgeschaltet.<br />
»Echtzeitalter« ist Roman des Jahres 2023<br />
Am 16. Oktober wurde Tonio Schachinger<br />
für seinen Roman »Echtzeitalter«<br />
mit dem Deutschen Buchpreis 2023<br />
ausgezeichnet. Der Roman erzählt auf<br />
humorvolle Weise die Geschichte des<br />
jungen Till, der sich in Computerspiele<br />
flüchtet, wodurch unter anderem ein<br />
Konflikt der Generationen entsteht.<br />
Der Preis wird jährlich zum Auftakt der<br />
Frankfurter Buchmesse vom Börsenverein<br />
des Deutschen Buchhandels vergeben<br />
und ist für den Sieger mit 25.000<br />
Euro dotiert. Das Ziel ist es dabei, auch<br />
über Ländergrenzen hinaus Aufmerksamkeit<br />
für die deutsche Literatur und<br />
ihre Autoren zu schaffen.<br />
Happy Birthday, Loriot!<br />
Vicco von Bülow ist den Meisten besser<br />
als »Loriot« bekannt. Am 12. November<br />
2023 wäre einer der bekanntesten deutschen<br />
Komiker 100 Jahre alt geworden.<br />
Den Anfang machte der gebürtige<br />
Brandenburger mit seiner Cartoon-Serie<br />
»Auf den Hund gekommen« im »Stern«<br />
1953. Seine Zeichnungen in zahlreichen<br />
Büchern des Diogenes Verlags begeisterten<br />
später ganz Deutschland. 1967<br />
folgten die ersten Fernsehauftritte; später<br />
arbeitete er außerdem als Moderator<br />
und Regisseur. Bis zu seinem Tod am 22.<br />
August 2<strong>01</strong>1 umfasste sein Lebenswerk<br />
knapp 100 Fernsehsketche, zwei Kinofilme<br />
und unzählige Karikaturen und lehrte<br />
uns Weisheiten wie »Früher war mehr<br />
Lametta« oder »Ein Leben ohne Mops ist<br />
möglich, aber sinnlos«.<br />
Beatles<br />
wieder auf Platz eins der Charts<br />
Anfang November veröffentlichten die Beatles<br />
ihre neuste Single »Now and Then« und belegten<br />
sofort Platz eins der Single-Charts – zuletzt<br />
belegten sie diesen 1969 mit »Come Together«.<br />
Das ist die größte Spanne, die es<br />
jemals zwischen zwei Nummereins-Hits<br />
gegeben hat. Die Single<br />
erreichte die meisten physischen<br />
Verkäufe in einer Woche<br />
seit fast einem Jahrzehnt und<br />
wurde die am schnellsten verkaufte<br />
Vinyl-Single dieses Jahrhunderts.<br />
Auch der bereits 1980<br />
verstorbene John Lennon ist zu<br />
hören: Mithilfe einer KI und eines<br />
Demos konnte die Stimme des<br />
Sängers wiederbelebt werden.<br />
Aktueller<br />
TOP-ERFOLG<br />
ERFOLGSUMFRAGEN<br />
Du möchtest bei der nächsten Umfrage dabei sein?<br />
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Klassisches Lesen oder Team Hörbuch?<br />
59 %<br />
Vor Ort vs. Homeoffice?<br />
52 % vor Ort<br />
41 %<br />
48 % Homeoffice<br />
6 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Aktuelles<br />
Bilder: Deositphotos / limbitech, IMAGO / Hannelore Förster / teutopress / ZUMA Wire (Keystone Press), Depositphotos / SASASRI, Mike Meyer, Depositphotos / Featureflash<br />
<strong>Erfolg</strong>szahl<br />
100 Jahre<br />
Am 16. Oktober 1923 gründete Walt Disney gemeinsam<br />
mit seinem Bruder Roy das Disney Brother<br />
Cartoon Studio in der Garage ihres Onkels.<br />
Der Name veränderte sich später ein<br />
wenig – die Begeisterung für Filme<br />
blieb aber erhalten. Egal ob Zeichentrick-Klassiker<br />
wie »König der<br />
Löwen«, Realverfilmungen wie »Fluch<br />
der Karibik«, Pixar-Kooperationen<br />
wie »Toy Story« oder die Übernahme<br />
von Marvel und Star Wars – Disney<br />
schreibt seit 100 Jahren <strong>Erfolg</strong>e.<br />
Heute ist das Unternehmen knapp<br />
251 Milliarden US-Dollar wert. Und<br />
angefangen hat alles 1928 mit<br />
einer kleinen Maus, deren Namen<br />
heutzutage wahrscheinlich<br />
die ganze Welt kennt.<br />
ERFOLGSQUIZ<br />
Welche Faktoren haltet ihr für die Wichtigsten,<br />
um beruflichen <strong>Erfolg</strong> zu erreichen?<br />
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22 %<br />
12 %<br />
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32 %<br />
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Bildung & Weiterbildung<br />
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Brad Pitt<br />
<strong>Erfolg</strong>skommentar<br />
von @antonellaotte_fit<br />
Genau. <strong>Erfolg</strong> kommt AUFGRUND<br />
dessen, dass man ECHT / AUTHENTISCH<br />
ist und seine SACHE GERNE macht<br />
»Ich will meine Zeit nicht länger<br />
verschwenden, sondern sie<br />
mit den Leuten, die ich liebe,<br />
verbringen.«<br />
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ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
7
<strong>Erfolg</strong><br />
8 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
»Wir haben gemerkt,<br />
wie stark wir wirklich sind«<br />
Modedesigner Philipp Plein im Interview<br />
Bilder: Ronny Barthel<br />
Er gehört zu den berühmtesten<br />
Modemachern der Welt. Aber<br />
der 45-Jährige ist auch ein begnadeter<br />
Unternehmer, wie er<br />
in der Pandemie bewies.<br />
Die Marke Philipp Plein wird in Kürze<br />
25 Jahre alt. Wie fühlt es sich an, Vater<br />
einer so etablierten Marke zu sein?<br />
Es fühlt sich gut an. Man fühlt sich sicherer.<br />
Am Anfang meiner Karriere habe ich<br />
noch oft gezweifelt, ob das ein nachhaltiges<br />
Businesskonzept ist. Die Mode ist sehr<br />
wankelmütig, eine Industrie, in der sich<br />
Trends sehr schnell ändern. Jetzt, nach 25<br />
Jahren, fühlen wir uns etabliert, obwohl<br />
wir uns immer noch als Start-up sehen.<br />
Wir haben noch großes Wachstumspotenzial<br />
und können den Mitbewerbern<br />
weitere »Krümel« abnehmen. Wir sind in<br />
den 25 Jahren organisch gewachsen – das<br />
ist gesundes Wachstum. Viele Mitbewerber<br />
sind auf Steroiden – vollgepumpt mit<br />
Venture Capital, Krediten oder haben<br />
einen IPO (Börsengang, Anm. d. Red.)<br />
gemacht. Mit solchem Fremdkapital können<br />
die ihr Wachstum natürlich viel<br />
schneller vorantreiben. Mit Geld kann<br />
man sich Umsatz kaufen. Wir hingegen<br />
ernähren uns vegan und wachsen gesund.<br />
Das dauert viel länger. Aber dafür ist es<br />
echte Kraft, keine aufgeblähte. Also nach<br />
25 Jahren ist man entspannter. Wir haben<br />
nach Covid aber auch gemerkt, wie stark<br />
wir wirklich sind. Für uns war es ein Fitnesstest.<br />
Man sagte bei Covid, es trifft besonders<br />
die Kranken und Schwachen.<br />
Auch bei den Unternehmen war das so.<br />
Wir hatten 90 Millionen an Umsatz verloren,<br />
weil wir Geschäfte nicht aufmachen<br />
durften. Einen Teil der Umsatzverluste<br />
konnten wir online ausgleichen, aber<br />
nicht komplett ersetzen. Aber obwohl wir<br />
90 Millionen an Umsatz verloren hatten,<br />
haben wir zehn Millionen EBTA (Earnings<br />
Before Taxes and Amortization,<br />
Anm. d. Red.) gemacht. Was ich nicht gedacht<br />
hätte am Anfang des Jahres. Ich<br />
hatte gedacht: »Jetzt verlieren wir alles.«<br />
Ich hatte Angst, dass wir das verlieren, für<br />
das ich so lange gearbeitet habe. Die Regierung<br />
sagt: »Du darfst das Geschäft<br />
nicht aufsperren«. Aber sie sagt nicht, du<br />
»Am Anfang meiner Karriere habe ich noch<br />
oft gezweifelt [...].«<br />
– Philipp Plein<br />
musst deine Miete nicht bezahlen. Es gab<br />
kaum einen Vermieter, der nicht auf seine<br />
Miete bestand. Es waren vielleicht ein<br />
paar, die dir eine Minderung gegeben haben.<br />
Aber du musstest zahlen. Wir haben<br />
hohe Mieten. Wir zahlen an gewissen<br />
Standorten 350.000 im Monat. Mailand<br />
Verleger Julien Backhaus und Philipp Plein<br />
im Headquarter in Lugano<br />
kostet 180.000 Miete im Monat. Wenn das<br />
Geschäft nicht 600.000 bis 700.000 an Umsatz<br />
generiert im Monat, verlierst du richtig<br />
Geld. Das Schlimmste, was man sich als<br />
Unternehmer vorstellen kann, ist Covid.<br />
Es gibt zwar immer auch regionale Krisen<br />
wie Kriege, die dein Geschäft beeinflussen.<br />
Aber durch die Pandemie kam die ganze<br />
Welt auf einmal zum Stillstand. Und das<br />
hat uns gezeigt, wie stark wir eigentlich<br />
sind. Trotz des Umsatzeinbruchs konnten<br />
wir mit Gewinn abschließen. Das hat uns<br />
gezeigt, wir sind gesund. Dennoch haben<br />
auch wir die Zeit genutzt, umzustrukturieren.<br />
Solange es dir gut geht, änderst du<br />
nichts. Wir hatten zum Beispiel herausgefunden,<br />
dass wir für unsere Drucker<br />
60.000 im Jahr an Leasingraten zahlen.<br />
Daraus haben wir 15.000 gemacht. Covid<br />
hatte uns dazu gezwungen, effizienter zu<br />
werden und abzuspecken. Als das Geschäft<br />
dann zurückkam, waren wir auf<br />
Effizienz getrimmt. Aber es fühlt sich nach<br />
25 Jahren immer noch nach Start-up an.<br />
Wir haben noch viel vor, wir sind immer<br />
noch klein im Verhältnis zu unseren Mitbewerbern.<br />
Jetzt haben wir finanzielle<br />
Mittel zur Verfügung, die wir damals nicht<br />
hatten. Das hilft uns, weiter zu wachsen.<br />
Wir haben während der Pandemie begonnen,<br />
unser Lizenzgeschäft auszubauen.<br />
Das ist komplett neu für uns. Lizenz ist<br />
100 Prozent EBTA. Du arbeitest nicht, du<br />
nimmst nur ein. Andere machen die Entwicklung,<br />
Distribution, etc. Und wenn du<br />
gute Partner hast, steigt deine Visibilität<br />
im Markt extrem. Durch das Lizenzgeschäft<br />
haben wir über 10.000 Point of Sales<br />
dazu gewonnen. Allein im Uhren-Bereich<br />
zwischen 4.000 und 5.000 Point of Sales in<br />
über 60 Ländern. Für uns ist das spannend.<br />
Wir hebeln erst jetzt die Markenbekanntheit,<br />
die wir über Jahre aufgebaut haben.<br />
Wenn man eine begehrte Marke hat, sind<br />
Lizenzen sehr interessant. Wir erschließen<br />
dadurch auch neue Märkte.<br />
Man erkennt deine große Leidenschaft<br />
für Mode und Marken. Hattest du die<br />
schon als Kind? Oder hat sich das erst<br />
entwickelt?<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
9
<strong>Erfolg</strong><br />
»Ich wollte einfach erfolgreich sein,<br />
ich wusste nur noch nicht mit was.«<br />
– Philipp Plein<br />
10 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Ich bin sehr begeisterungsfähig. Das ist<br />
meine Stärke. Ich kann meine komplette<br />
Konzentration und Energie auf ein Projekt<br />
lenken. Ich habe noch nie jemanden<br />
<strong>Erfolg</strong>reiches gesehen, der keinen Spaß an<br />
seiner Sache hatte. Es ist ausschlaggebend,<br />
dass man sich für das interessiert, was<br />
man macht. Ich wollte einfach erfolgreich<br />
sein, ich wusste nur noch nicht mit was.<br />
Das geht vielen jungen Leuten so. Das<br />
Problem ist, dass man in der Schule lernt,<br />
zu lernen. Man lernt nichts über das Leben<br />
oder <strong>Erfolg</strong>. So war es bei mir auch.<br />
Ich habe mich auf mein Abitur konzentriert,<br />
man versucht, sein Bestes zu geben.<br />
Und kurze Zeit später soll man die wichtigste<br />
Entscheidung seines Lebens treffen.<br />
Was mache ich für den Rest meines Lebens?<br />
Bis zum Schulabschluss ist dein<br />
Leben ja vorgeplant. Als Kind hat man<br />
darauf kaum Einfluss. Aber plötzlich verlangt<br />
man von diesen jungen Menschen,<br />
dass sie entscheiden, was sie werden wollen.<br />
Die meisten, denen nichts einfällt,<br />
machen dann BWL.<br />
Bei dir war es Jura oder?<br />
Genau. Ich hatte festgestellt, dass die<br />
meisten Vorstände von Banken Juristen<br />
sind. Und im Leben basiert alles auf<br />
Verträgen. Und ich dachte, mit Jura<br />
hätte ich mehr Chancen, etwas aus mir<br />
zu machen. Eigentlich wollte ich Medizin<br />
studieren. Aber den Platz hatte ich<br />
aufgegeben.<br />
Aber du hast dann entschieden, Möbel<br />
zu entwerfen. Das kam ja nicht von<br />
ungefähr.<br />
Als Jurist hatte ich die FAZ abonniert.<br />
1989 gab es einen Artikel über die Finanzkrise<br />
in Asien. Der Artikel sprach<br />
auch von den Branchen »Haushalt und<br />
Haustiere«. Das sei eine sehr krisensichere<br />
Industrie. Egal ob der Börsenkurs<br />
morgen einbricht, die Unternehmen für<br />
Haustierbedarf sind davon unberührt.<br />
Die Luxusgüterindustrie hat damals diese<br />
Zielgruppe der Haustierbesitzer entdeckt.<br />
Paris Hilton hatte zum Beispiel eine Tragetasche<br />
für ihren kleinen Hund, Gucci<br />
hat Hundehalsbänder gemacht, es gab<br />
Näpfe, Hundekissen, es gab plötzlich<br />
Hunde-Spas in Amerika. Wir hatten damals<br />
einen Straßenhund zu uns geholt,<br />
der dann acht Welpen bekommen hat.<br />
Wir waren gerade umgezogen in ein<br />
schönes Haus und es gab nichts adäquates<br />
an Hundekörben, die in die Einrichtung<br />
gepasst hätten. Ich hatte den Artikel noch<br />
im Kopf und fing an, selbst ein Hundebett<br />
zu designen. Und es ist ja simpel. Die<br />
meisten Hundebesitzer haben Geld. Die<br />
meisten haben auch einen Garten und<br />
wohnen in einem Haus, und brauchen<br />
deshalb Möbelstücke, sonst liegen die<br />
Hunde auf dem Sofa. Und im Markt gab<br />
»Trotz des Umsatzeinbruchs<br />
konnten<br />
wir mit Gewinn abschließen.«<br />
– Philipp Plein<br />
es nichts stylisches. Darin habe ich eine<br />
Nische gesehen. Die Industrie konzentriert<br />
sich darauf, die Zeitung schreibt<br />
darüber. Wenn ich jetzt ein Hundesofa<br />
für 1.500 Euro verkaufe und 500 Euro für<br />
die Produktion einsetze, habe ich 1.000<br />
Euro Gewinnspanne. Ich wollte 1.000<br />
verkaufen, um eine Million zu verdienen.<br />
Es kann ja nicht so schwer sein, 1.000<br />
Hundebesitzer zu finden, denn ich wollte<br />
halt eine Million verdienen. Es hat aber<br />
ein paar Jahre gedauert, weil ich nicht<br />
wusste, wie ich es verkaufe. Ich hatte ein<br />
Patent darauf. Ein Hamburger Versandhaus<br />
hatte es kopiert und ich habe sie erfolgreich<br />
verklagt. Wir haben einen Vergleich<br />
ausgehandelt. Aber die ersten drei<br />
Jahre konnte ich das Hundesofa nicht<br />
Bilder: Ronny Barthel<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
11
<strong>Erfolg</strong><br />
verkaufen. Ich hatte nämlich alle Tierbedarfsgeschäfte<br />
kontaktiert, für die war es<br />
aber zu teuer. Die verkaufen Plastikspielzeug<br />
für den Hund oder Kratzbäume für<br />
die Katze. Aber die konnten mit dem Luxusbett<br />
nichts anfangen. Das nervte mich.<br />
Ich war überzeugt, es kann doch nicht so<br />
schwer sein, 1.000 Hundebetten zu verkaufen.<br />
Dann bin ich auf eine Möbelmesse<br />
gegangen, denn eigentlich ist es ja<br />
ein Möbelstück. Somit müsste der Vertrieb<br />
über den Möbelhandel stattfinden,<br />
denn es ist ein Sofa für Hunde. Das hat<br />
dann funktioniert, hat aber zwei, drei<br />
Jahre gedauert. Ich bin dann sehr motiviert,<br />
Sachen auch zu Ende zu bringen.<br />
Deine Marke steht heute für neues Geld.<br />
Für Aufsteiger. Du hast mal gesagt, du<br />
magst Underdogs. Siehst du dich auch<br />
selbst so und gibt es Vorteile, ein Underdog<br />
zu sein?<br />
Ein Underdog ist ja nichts anderes als ein<br />
Außenseiter. Manchmal ist es besser,<br />
Außenseiter zu sein, als Insider. Man<br />
kann aus der Distanz auf Dinge blicken.<br />
Wenn man zum Beispiel zum ersten Mal<br />
in New York beziehungsweise Manhattan<br />
ist, fühlt man sich vielleicht in den Häuserschluchten<br />
verloren. Man weiß nicht,<br />
wo es lang geht. Wenn man aber aus dem<br />
Flugzeug auf Manhattan, siehst du die<br />
ganzen Straßenzüge und das Prinzip, wie<br />
sie angelegt sind. Aus der Ferne hat man<br />
den besseren Überblick. Wenn man zu<br />
sehr in etwas verwickelt ist, hat man<br />
Scheuklappen. Man sieht vor lauter Bäumen<br />
den Wald nicht mehr. Da hilft es,<br />
Außenseiter zu sein und Dinge mit Distanz<br />
begutachten zu können. Man kann<br />
objektiver Entscheidungen treffen.<br />
Deine Biografie ist gerade erschienen.<br />
Du verrätst viele Details aus deiner Geschichte.<br />
War das für dich leicht, mit<br />
deinem Privatleben in die Öffentlichkeit<br />
zu gehen? Manchmal hat man den Eindruck,<br />
du möchtest dein Privatleben gar<br />
nicht so nach außen tragen.<br />
Ich habe keine schmutzige Wäsche, die<br />
ich da gewaschen habe. Ich habe keine<br />
Geheimnisse in dem Sinne. Tobias Bayer,<br />
der die Biografie geschrieben hat, lebt in<br />
Mailand und ist Deutscher. Früher hat er<br />
für die »Financial Times« geschrieben,<br />
heute für Textilwirtschaft. Er kennt seit<br />
vielen Jahren das Unternehmen Philipp<br />
Plein durch Presseveranstaltungen, etc. Er<br />
ist genau so alt wie ich und meinte, er<br />
würde gerne ein Buch über mich schreiben.<br />
Er war total begeistert von der Idee.<br />
Ich selbst wäre nicht auf die Idee gekommen,<br />
aber er war so überzeugt davon,<br />
dass ich okay gesagt habe. Und er hat sich<br />
wirklich sehr viel Mühe gegeben. Er hat<br />
viel recherchiert und in der Vergangenheit<br />
gegraben. Über ein Jahr hat er<br />
12 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
»Aus dem Nichts zum Modeimperium.<br />
Die <strong>Erfolg</strong>sstory eines Underdogs«<br />
von Tobias Bayer<br />
368 Seiten<br />
Erschienen: Oktober 2023<br />
Lübbe Life<br />
ISBN: 978-3431070507<br />
Kontakte ausgegraben. Alte Beziehungen,<br />
Lehrer. Es geht ja nicht nur um 25 Jahre<br />
Plein, sondern auch um den Menschen<br />
dahinter. Ich musste im Buch nichts ändern<br />
– außer eine Ex-Freundin, die er da<br />
irgendwo reingeschrieben hatte.<br />
Das war also gar keine Ex-Freundin?<br />
Definitionssache. (lacht)<br />
so konstant <strong>Erfolg</strong> haben in einer so wankelmütigen<br />
Branche. Es ist nicht meine<br />
Traumbranche, aber in jeder Branche<br />
gibt es Ups and Downs. In der Mode<br />
musst du dich immer wieder neu erfinden<br />
– und zwar vier Mal im Jahr. Die<br />
Champions League spielt einmal im Jahr,<br />
du musst einmal im Jahr den Titel nach<br />
Hause bringen. In der Mode musst du<br />
vier Mal im Jahr die Saison meistern. Und<br />
jedes Mal musst du mit einem neuen Produkt<br />
auftrumpfen, um die Leute wieder<br />
für dich zu begeistern. Es ist nicht wie bei<br />
Evian oder Red Bull, wo du 30 Jahre das<br />
gleiche Rezept hast, sondern wir müssen<br />
immer wieder neuen Geschmack rausbringen.<br />
Das ist anstrengend. Die Mode<br />
ist eine der anstrengendsten Sportarten,<br />
weil es so kompetetiv und schnelllebig ist.<br />
Da immer relevant zu bleiben, ist wichtig.<br />
Man kann sich nicht ausruhen. Wenn ein<br />
Architekt ein Haus gebaut hat, ist das Projekt<br />
abgeschlossen. Aber wenn du eine<br />
Modemarke hast, kann die schnell wieder<br />
zusammenbrechen. Mal bist du cool,<br />
dann wieder nicht. Mal bist du relevant,<br />
dann wieder nicht. Es ist eine Sisyphus-<br />
Aufgabe und erfordert eine Menge Energie<br />
und Kreativität.<br />
Danke für das Gespräch.<br />
Du bist also einverstanden mit dem, was<br />
in der Biografie steht?<br />
Ich habe keine Berührungsängste. Ich<br />
habe keine Geheimnisse. Philipp Plein ist<br />
für viele ein Mysterium, weil viele nicht<br />
nachvollziehen können, wie man in einer<br />
so umkämpften Branche <strong>Erfolg</strong> haben<br />
kann. Und über so lange Zeit bestehen<br />
kann. Es gibt wenige Unternehmen, die<br />
»Wenn man eine begehrte Marke hat, sind<br />
Lizenzen sehr interessant.«<br />
– Philipp Plein<br />
Bilder: Ronny Barthel<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
13
<strong>Erfolg</strong><br />
CÉL<br />
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14<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
EIN GASTBEITRAG VON MICHAEL JAGERSBACHER<br />
Die »Grande Dame« der Popwelt<br />
Die Geschichte von Céline Marie<br />
Claudette Dion aus Charlemagne<br />
in Kanada ist eine<br />
der Entschlossenheit, des<br />
außergewöhnlichen Talents<br />
und eines unglaublichen Durchhaltevermögens.<br />
Als jüngstes von vierzehn (!) Kindern<br />
in einer musikliebenden Familie geboren,<br />
war ihr Weg zur »Grande Dame«<br />
der Popwelt alles andere als gewöhnlich.<br />
Vor allem ihre gesundheitlichen Herausforderungen<br />
der letzten Jahre sorgten immer<br />
wieder für Gesprächsstoff.<br />
Bei meinen Recherchen bin ich auf folgendes<br />
Zitat von Céline Dion gestoßen, das<br />
sehr gut zu ihrer Lebensgeschichte passt:<br />
»Es ist für mich nicht wichtig, wie alt du<br />
bist. Ich will wissen, ob du es riskierst, wie<br />
ein Narr auszusehen, um deiner Liebe willen,<br />
um deiner Träume willen und für das<br />
Abenteuer des Lebendigseins« – also tauchen<br />
wir in ihre Geschichte ein.<br />
Jugendjahre und musikalischer Ursprung<br />
Ihre musikalische Reise begann in der<br />
kleinen Stadt Charlemagne, Québec, wo<br />
sie in einer Umgebung aufwuchs, in der<br />
Musik und Gesang Teil des täglichen Lebens<br />
waren. Céline Dions Mutter, die<br />
ihre musikalische Begabung erkannte,<br />
förderte früh ihre Leidenschaft für die<br />
Musik. Im Alter von fünf Jahren trat die<br />
junge Künstlerin bereits in einem kleinen<br />
Klub auf, in dem ihre Eltern als<br />
Gastgeber fungierten. Es war die Veröffentlichung<br />
ihres ersten Albums im Jahr<br />
1981, die die Türen für sie öffnete. Mit<br />
gerade einmal zwölf Jahren zeigte sie<br />
eine Reife und Stimmkontrolle, über die<br />
Gleichaltrige nicht verfügten. Es war ihr<br />
erster nationaler Achtungserfolg.<br />
Durchbruch und internationale Anerkennung<br />
Der internationale Durchbruch für Céline<br />
Dion erfolgte in einer Phase, in der die<br />
Musikindustrie von kraftvollen Stimmen<br />
und emotionalen Balladen dominiert<br />
wurde. Dion passte perfekt in dieses Bild.<br />
Ihr Sieg beim Eurovision Song Contest<br />
1988 in Dublin für die Schweiz war nicht<br />
nur ein Sieg eines Liedes; es war der Sieg<br />
einer Stimme, die die Welt erobern sollte.<br />
Dion, die bereits in ihrer Heimatprovinz<br />
Québec ein etablierter Star war, wurde<br />
durch diesen <strong>Erfolg</strong> zu einer globalen<br />
Sensation. Die Ballade »Ne partez pas<br />
sans moi« verhalf ihr zu internationaler<br />
Anerkennung und öffnete die Türen zu<br />
neuen Märkten in Europa und darüber<br />
hinaus. Dieser Moment markierte den<br />
Anfang ihrer umfassenden Karriere auf<br />
der internationalen Bühne. Das Fundament<br />
für eine unnachahmliche <strong>Erfolg</strong>sgeschichte<br />
war geebnet.<br />
Schlüsselalben und ihre Auswirkungen<br />
Mit der Zeit wurde Dion für ihre Fähigkeit<br />
bekannt, Alben zu veröffentlichen,<br />
die nicht nur kommerziellen <strong>Erfolg</strong> hatten,<br />
sondern auch die musikalische<br />
Landschaft prägten. Ihr englischsprachiges<br />
Debüt »Unison« erreichte 1990 die<br />
Charts und zeigte eine Künstlerin, die<br />
bereit war, ihre Zuhörerschaft zu erweitern.<br />
Songs wie »Where Does My Heart<br />
Beat Now« bewiesen ihre emotionale<br />
Tiefe und Vielseitigkeit.<br />
Doch es war das Album »The Colour of<br />
My Love« (1993), das Dion als festes<br />
Mitglied der internationalen Popmusik<br />
etablierte. Mit Hits wie »The Power of<br />
Love« und »Think Twice« eroberte sie<br />
die Spitze der Charts und sicherte sich<br />
ihren Status als eine der führenden Sängerinnen<br />
der 90er Jahre.<br />
Ihr nächster großer Moment kam 1996 mit<br />
»Falling into You«. Dieses Album, das Hits<br />
wie »Because You Loved Me« und den<br />
Titeltrack enthielt, gewann zahlreiche<br />
Preise und festigte Dions Ruf als eine der<br />
bedeutendsten Stimmen ihrer Generation.<br />
Bedeutende Auszeichnungen und Ehrungen<br />
Die Liste der Auszeichnungen und Ehrungen,<br />
die Céline Dion im Laufe ihrer<br />
Karriere erhalten hat, ist beeindruckend.<br />
Sie hat mehrere Grammy Awards gewonnen,<br />
darunter den prestigeträchtigen Preis<br />
für das Album des Jahres für »Falling into<br />
You«. Sie wurde mehrmals mit dem<br />
World Music Award als weltbeste Sängerin<br />
ausgezeichnet und hat auch zahlreiche<br />
Juno Awards – das kanadische Äquivalente<br />
zum Grammy – erhalten.<br />
Darüber hinaus wurde Dion für ihre musikalischen<br />
Leistungen und ihren Beitrag zur<br />
Kultur mit Sternen auf dem Hollywood<br />
Walk of Fame und dem Canadian Walk of<br />
Fame geehrt. Ihre Einflüsse auf die Popmusik<br />
und ihr kontinuierliches Engagement<br />
für Wohltätigkeitsorganisationen<br />
haben ihr auch Auszeichnungen wie den<br />
»Orden von Kanada« eingebracht.<br />
Céline Dion beim Eurovision Song<br />
Contest 1988.<br />
Bilder: IMAGO / PA Images (PBG) / NTB<br />
»Es ist für mich nicht wichtig, wie alt du<br />
bist. Ich will wissen, ob du es riskierst,<br />
wie ein Narr auszusehen, um deiner Liebe<br />
willen, um deiner Träume willen und<br />
für das Abenteuer des Lebendigseins.«<br />
– Céline Dion<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
15
<strong>Erfolg</strong><br />
Ihre Einflüsse auf die Popmusik und ihr<br />
kontinuierliches Engagement für Wohltätigkeitsorganisationen<br />
haben ihr auch<br />
Auszeichnungen wie den »Orden von<br />
Kanada« eingebracht.<br />
Céline Dion bekam 2004<br />
ihren Stern auf dem<br />
berühmten Walk of Fame.<br />
Der unverwechselbare Stil von Céline Dion<br />
Céline Dions einzigartige Position in<br />
der Musikwelt lässt sich auf ihren unverwechselbaren<br />
Stil zurückführen. Sie<br />
hat ein musikalisches Erbe geschaffen,<br />
das von ihrer kraftvollen Stimmführung,<br />
ihrer außergewöhnlichen Gesangstechnik<br />
und ihrer Fähigkeit, verschiedene<br />
Genres zu meistern, geprägt<br />
ist. Dions Stimmqualität ist unverkennbar.<br />
Ihre Fähigkeit, sowohl sanfte Melodien<br />
als auch kraftvolle, dramatische<br />
Balladen zu interpretieren, zeugt von<br />
einer außerordentlichen technischen<br />
Beherrschung. Ihre Stimme besitzt eine<br />
Klarheit und Reichweite, die selten ist,<br />
und sie verwendet diese Attribute mit<br />
einer solchen Kunstfertigkeit, dass sie<br />
oft als eine der größten Sängerinnen<br />
aller Zeiten bezeichnet wird.<br />
Unnachahmliche Gesangstechnik<br />
Ihre Gesangstechnik, die sich durch<br />
einen reichen, emotionalen Ausdruck<br />
und eine makellose Intonation auszeichnet,<br />
hat Dion ermöglicht, Momente unvergesslicher<br />
musikalischer Magie zu<br />
schaffen. Ein markantes Merkmal ihres<br />
Gesangs ist die Verwendung des sogenannten<br />
»Belting«, einer Technik, bei<br />
der sie ihre Bruststimme in höheren<br />
Tonlagen nutzt, um eine kraftvolle und<br />
durchdringende Klangfarbe zu erzeugen.<br />
Dies ist besonders in Songs wie »My<br />
Heart Will Go On« zu hören, wo ihre<br />
Fähigkeit, mit großer Stimmkraft zu singen,<br />
voll zur Geltung kommt.<br />
Céline Dion bei den<br />
Grammy Awards 1999.<br />
Vielseitigkeit als weitere Superwaffe<br />
Neben ihrer außergewöhnlichen Gesangstechnik<br />
und ihrer Unverwechselbarkeit<br />
ist Dions Vielseitigkeit ebenso bemerkenswert.<br />
Sie zeigt sich in ihrer Fähigkeit,<br />
über Genregrenzen hinweg erfolgreich zu<br />
sein. Während sie in der Popmusik am<br />
bekanntesten ist, hat sie auch in Bereichen<br />
wie R&B, Rock, Klassik und sogar in<br />
der Dance-Musik ihre Spuren hinterlassen.<br />
Ihr Repertoire umfasst eine Bandbreite,<br />
die von gefühlvollen Balladen über<br />
rockige Up-Tempo-Songs bis hin zu klassischen<br />
Duetten reicht.<br />
Ihre Alben zeugen von dieser Vielseitigkeit.<br />
Zum Beispiel hat sie auf dem Album<br />
»These Are Special Times« Weihnachtslieder<br />
interpretiert, die ihre Fähigkeit<br />
unterstreichen, traditionelle Stücke mit<br />
einer zeitgenössischen und persönlichen<br />
Note zu versehen. Auf demselben Album<br />
befindet sich das Duett »I‘m Your Angel«<br />
mit R. Kelly, das Dions Fähigkeit zeigt, im<br />
R&B-Genre erfolgreich zu sein.<br />
16 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Herausforderungen und Überwindungen<br />
Céline Dions Karriere ist nicht nur eine<br />
Abfolge von Triumphen, sondern auch<br />
eine Geschichte von Rückschlägen und der<br />
Fähigkeit, persönliche und berufliche Herausforderungen<br />
zu überwinden. Trotz<br />
ihres unbestreitbaren Talents und ihrer<br />
harten Arbeit musste sie Rückschläge hinnehmen,<br />
die sowohl ihr persönliches als<br />
auch ihr berufliches Leben betrafen. Am<br />
schwersten wog sicherlich der Tod ihres<br />
Mannes und Managers, René Angélil, im<br />
Jahr 2<strong>01</strong>6. Angélil war mehr als ihr Manager;<br />
er war ihre Stütze, sowohl beruflich als<br />
auch persönlich, und sein Tod hinterließ<br />
eine große Lücke in ihrem Leben. In der<br />
Folge veröffentlichte sie das Album »Courage«<br />
im Jahr 2<strong>01</strong>9, ein Werk, das von vielen<br />
als ihre Antwort auf die persönlichen<br />
Prüfungen der vorangegangenen Jahre<br />
interpretiert wurde. Das Album zeigt eine<br />
Mischung aus persönlichen Balladen und<br />
kraftvollen Popsongs, die eine neue Ära in<br />
ihrer Karriere markieren.<br />
Schwere Krankheit und baldiges Comeback?<br />
Erst im Dezember 2022 gab Dion bekannt,<br />
am »Stiff-Person-Syndrom« zu<br />
leiden. Dabei handelt es sich um eine<br />
neurologische Krankheit, zu deren Symptome<br />
Muskelkrämpfe und fehlerhafte Koordination<br />
zählen. Betroffene können<br />
durch die fortschreitende, schmerzhafte<br />
Muskelversteifung oft nicht mehr normal<br />
gehen oder stehen. Mit anderen Worten:<br />
Céline Dion ist schwer krank. Dennoch<br />
hat sie sich Anfang November live in Las<br />
Vegas der Öffentlichkeit präsentiert.<br />
Wann sie ihr Bühnen-Comeback geben<br />
wird, steht allerdings noch in den Sternen.<br />
Mit ihrer Leidenschaft, die sie an den<br />
Tag legt, wird sie es mit Sicherheit schaffen,<br />
ganz nach ihrem Motto: »Alles, was<br />
ich tue, bedeutet etwas, sonst würde ich es<br />
nicht tun.« Wir wünschen ihr alles Gute<br />
für ihren Weg zurück.<br />
Der Autor<br />
Michael Jagersbacher ist Erwachsenenbildner<br />
und Philosoph. Zudem<br />
arbeitet er als Kommunikationstrainer,<br />
Unternehmer, Buchautor und Blogger.<br />
»Alles, was ich tue, bedeutet etwas,<br />
sonst würde ich es nicht tun.«<br />
– Céline Dion<br />
Bilder: Depositphotos / s_bukley, IMAGO / ZUMA Wire / / ZUMA Press (Jacquess Boissinot), Karin Bergmann<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
17
<strong>Erfolg</strong><br />
DIE<br />
DAMON<br />
IDENTITÄT<br />
Studienabbrecher und Oscarpreisträger<br />
18<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Bilder: IMAGO / Avalon.red / Everett Collection<br />
Es gibt eine bestimmte Art zu<br />
schauspielern, der viel Anerkennung<br />
entgegengebracht<br />
wird. Es ist nicht die Art, der ich<br />
nachgehe« – erklärte Matt Damon<br />
im Jahr 2009. Schon damals las sich<br />
diese Aussage als klassisches Understatement,<br />
konnte doch der zu diesem Zeitpunkt<br />
knapp 40-Jährige bereits einen Stern<br />
auf dem Hollywood Walk of Fame, einen<br />
Oscar sowie eine weitere Nominierung für<br />
den wohl bekanntesten internationalen<br />
Filmpreis vorweisen. Noch dazu stand der<br />
Release von »Invictus« kurz bevor, einem<br />
Clint-Eastwood-Film, der schon vor der<br />
Veröffentlichung als Oscar-Kandidat gehandelt<br />
wurde und der dem zurückhaltenden<br />
Mann aus Massachusetts eine zusätzliche<br />
Nominierung des begehrten<br />
Goldjungen einbrachte – diesmal in der<br />
Kategorie »Bester Nebendarsteller«. Auch<br />
wenn es bislang bei einer einmaligen Auszeichnung<br />
mit der begehrten Trophäe geblieben<br />
ist: Die <strong>Erfolg</strong>swelle des Matthew<br />
Paige Damon ist bis heute nicht verebbt.<br />
Erst kürzlich war er in dem von Experten<br />
gefeierten Blockbuster »Oppenheimer« zu<br />
sehen – und bereits jetzt sind Projekte bis<br />
ins Jahr 2030 hinein in Planung. Dabei ist<br />
Damon nicht nur vor der Kamera aktiv:<br />
Man kennt ihn auch als Regisseur und<br />
Drehbuchautor. Als solcher feierte er sogar<br />
seinen bislang größten <strong>Erfolg</strong>: 1998 erhielt<br />
er den Oscar für das Skript zu »Good Will<br />
Hunting« – einem Drehbuch, das er gemeinsam<br />
mit seinem entfernten Verwandten<br />
und guten Schulfreund Ben Affleck<br />
geschrieben hatte.<br />
Vom Hörsaal nach Hollywood<br />
Heute – 25 Jahre nach diesem kometenhaften<br />
Aufstieg – dürfte sein Vermögen<br />
die 150-Millionen-Dollar-Marke weit<br />
überschreiten; bescheiden ist der Mann,<br />
dessen Gesicht man aus Agententhrillern<br />
ebenso kennt wie aus feingeistigen Literaturverfilmungen,<br />
allerdings geblieben. In<br />
Skandale ist der langjährige Ehemann<br />
und Vater von vier Töchtern nur selten<br />
verwickelt, unter Verschluss hält Damon<br />
sein Privatleben aber auch nicht – unlängst<br />
berichtete er öffentlich über die<br />
Paartherapie, mit der er seine Ehe zu retten<br />
versuchte. Doch seine bedachten Äußerungen,<br />
mit denen er sich an die Öffentlichkeit<br />
wendet, sind beinahe ein<br />
»And the Oscar<br />
goes to … Matt<br />
Damon and Ben<br />
Affleck for ›Good<br />
Will Hunting‹!«<br />
»Ich sollte nie aufhören zu versuchen,<br />
ein besserer Mensch zu werden.«<br />
Novum unter den A-List-Promis Hollywoods.<br />
Dass ihm der Ruhm bisher nicht<br />
zu Kopf gestiegen sei, habe er seinen Eltern<br />
zu verdanken, impliziert der nahbare<br />
Schauspieler immer wieder. Auf die<br />
Frage, wer ihn geprägt habe, antwortete<br />
er etwa im Gespräch mit der »FAZ«:<br />
»Mein Vater und meine Mutter. Sie haben<br />
sogar darüber gesprochen, was für<br />
ein Mann ich einmal werden sollte (…)<br />
Ich sollte nie aufhören zu versuchen, ein<br />
besserer Mensch zu werden.«<br />
Seine Kindheit verbringt der am 8. Oktober<br />
1970 geborene Sohn einer Hochschulprofessorin<br />
und eines Börsenmaklers zunächst<br />
abseits des Medienrummels. Im<br />
Alter von zwei Jahren zieht er mit seinem<br />
Bruder und seiner mittlerweile alleinerziehenden<br />
Mutter ins beschauliche<br />
Cambridge, eine Kleinstadt im US-amerikanischen<br />
Bundesstaat Massachusetts.<br />
Bereits in der Schulzeit entdeckt der junge<br />
Damon seine Leidenschaft für die Schauspielerei;<br />
hier nimmt er immer wieder an<br />
Theatergruppen teil. Sein damaliger Lehrer<br />
bescheinigt ihm schon damals ein<br />
»großes Potenzial und wundervolles Talent«<br />
– und dieses zahlt sich aus. Bereits<br />
als Jugendlicher ergattert er kleinere<br />
Filmrollen, etwa in der Komödie »Pizza<br />
Pizza«, die seine spätere Karriere für ihn<br />
offenbar in greifbare Nähe rücken lassen.<br />
Im Jahr 1992 wagt er jedenfalls den entscheidenden<br />
Schritt: Zugunsten des<br />
verheißungsvollen Projekts »Geronimo –<br />
eine Legende« bricht er sein Studium der<br />
Anglistik auf der renommierten Harvard<br />
University ab – sein Ziel sind die bekannten<br />
Filmstudios von LA. Der Schritt vom<br />
Studenten einer Elite-Universität hin zum<br />
Glücksritter auf der Suche nach Ruhm ist<br />
ein riskanter – doch Damon ist selbstbewusst<br />
und weiß auch schon bald mit seinen<br />
Leistungen und seinem Ehrgeiz zu<br />
überzeugen. Bereits in seinen ersten Kinofilmen<br />
spielt er an der Seite von Leinwandgrößen<br />
wie Gene Hackman, Denzel Washington<br />
und Meg Ryan.<br />
»Gewöhnlicher Mensch«<br />
mit außergewöhnlichem <strong>Erfolg</strong><br />
In den späten 90ern trifft der junge<br />
Schauspieler dann seinen früheren<br />
Freund Ben Affleck in der Filmbranche<br />
wieder. Gemeinsam planen die zwei Newcomer<br />
ihr bis dato größtes Projekt: das<br />
Drehbuch über einen hochbegabten<br />
Kleinkriminellen, dessen Fähigkeiten ihm<br />
den Weg in ein besseres Leben ermöglichen.<br />
Der Plan geht auf: Nicht nur auf der<br />
Leinwand scheint »Good Will Hunting«<br />
das Leben zahlreicher Menschen nachhaltig<br />
zu verändern – unter der Regie von<br />
Gus Van Sant werden die beiden Schulfreunde,<br />
die auch die Hauptrollen besetzen,<br />
quasi über Nacht zu Stars. »And the<br />
Oscar goes to … Matt Damon and Ben<br />
Affleck for ›Good Will Hunting!‹«, heißt<br />
es wenig später im Jahr 1998. Es ist der<br />
Matt Damon, Robin Williams und Ben Affleck mit ihren Academy Awards 1998.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
19
<strong>Erfolg</strong><br />
»Ich habe mir in<br />
meiner Karriere so<br />
viel Gelassenheit<br />
erarbeitet, dass es<br />
mich nicht kratzt,<br />
wenn Kritiker<br />
plötzlich etwas an<br />
mir auszusetzen<br />
haben.«<br />
benehmen wie ein gewöhnlicher Mensch.<br />
Genau das hat mir die besten Rollen verschafft«,<br />
erklärte er im Jahr 2<strong>01</strong>8 im Gespräch<br />
mit dem »Spiegel« – und das, obwohl<br />
damals dieses Bild leichte Risse zu<br />
erhalten schien, wurden doch im Zuge<br />
der Weinstein-Enthüllungen Vorwürfe<br />
laut, Damon habe von den Ereignissen<br />
gewusst und diese nicht verhindert. Diese<br />
Krise allerdings konnte der jetzt 53-Jährige<br />
bald darauf ebenso überwinden wie<br />
die Diskussionen im Zuge seines Auftritts<br />
Matt Damon als Jason Bourne<br />
in einer fragwürdigen Krypto-Werbung.<br />
Denn Damon weiß um sein <strong>Erfolg</strong>sgeheimnis,<br />
erklärt er doch im »Spiegel«-<br />
Interview: »Ich habe mir in meiner Karriere<br />
so viel Gelassenheit erarbeitet, dass<br />
es mich nicht kratzt, wenn Kritiker plötzlich<br />
etwas an mir auszusetzen haben«.<br />
Aufgrund dieser Einstellung ist ihm auch<br />
Jahrzehnte nach seinem fulminanten Karrierestart<br />
der Ruf als ein Goldjunge Hollywoods<br />
gewiss. AS<br />
Bild: IMAGO / ZUMA Wire<br />
Durchbruch, auf den Damon<br />
bereits seit einigen<br />
Jahren gewartet hat und<br />
an den er auch in den<br />
darauffolgenden Jahren<br />
anknüpfen kann: 1998<br />
mimt er den Soldaten<br />
James Ryan im gleichnamigen<br />
Kriegsdrama, im Jahr<br />
2000 bringt ihm seine Darstellung<br />
als »Der talentierte<br />
Mr. Ripley« in der Verfilmung<br />
des bekannten Patricia-Highsmith-Romans<br />
eine<br />
Golden-Globe-Nominierung<br />
ein. Den Sprung ins Action-<br />
Genre schafft Damon zu Beginn<br />
der 2000er-Jahre mit der Gaunerkomödie<br />
»Ocean’s Eleven«. Im Jahr 2002<br />
folgt seine wohl bekannteste Rolle: die<br />
des von Amnesie geplagten Geheimagenten<br />
Jason Bourne. Insgesamt vier Mal jagt<br />
er als Protagonist der Filmreihe über die<br />
Leinwand. Seiner Wandlungsfähigkeit ist<br />
es wohl zu verdanken, dass er nach der<br />
Ausstrahlung des vorerst letzten Teils nicht<br />
auf den Charakter des »Jason Bourne«<br />
festgelegt zu sein scheint, denn auch in<br />
den folgenden Jahren ist Damon in zahlreichen<br />
Rollen unterschiedlichster Genres<br />
zu sehen: Ganz gleich, ob Science-Fiction,<br />
Komödie, Comic-Verfilmung,<br />
Musical oder Geschichtsepos – der<br />
»Sexiest Man Alive« des Jahres<br />
2007 ist gefragt.<br />
Das allerdings ist nicht nur<br />
seinem außergewöhnlichen<br />
Talent zu verdanken;<br />
auch sein Image<br />
eines grundehrlichen<br />
Teamplayers hat<br />
ihn zu einer Institution in<br />
der US-amerikanischen Filmbranche<br />
werden lassen, wie er<br />
selbst sagt: »Es ist für mich okay, so<br />
auszusehen und mich zu<br />
20<br />
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Wissen<br />
Der STARBUCKS-Effekt<br />
Warum Vertrieb ein gut geöltes<br />
System braucht<br />
4. Ein tiefes Verständnis für den Kunden<br />
Zudem geht es darum, den Kunden zu<br />
kennen, seine Wünsche zu verstehen und<br />
so die richtigen Vertriebskanäle zu wählen.<br />
Das System sollte flexibel sein und<br />
sich an Veränderungen im Markt anpassen<br />
können. Eine gut durchdachte Struktur<br />
ermöglicht es, jede Veränderung am<br />
Markt oder bei den Bedürfnissen der<br />
Kunden frühzeitig zu erkennen.<br />
5. Klare Richtlinien im Vertrieb<br />
Nur durch klare Richtlinien können wir<br />
klare Ziele erreichen. Mitarbeiter müssen<br />
diese Richtlinien kennen und befolgen,<br />
um konsistent hohe Leistungen zu erbringen.<br />
Viele Unternehmen scheitern hier<br />
und verschwinden vom Markt.<br />
Bilder: IMAGO / Dean Pictures, Horst Dömötor<br />
Ein effektives System im Vertrieb<br />
ist unerlässlich für den<br />
<strong>Erfolg</strong> eines Unternehmens.<br />
In diesem Artikel möchte ich<br />
die zentralen Punkte dafür<br />
hervorheben:<br />
Stellen wir uns ein gut geführtes Unternehmen<br />
wie eine große Ladenkette vor.<br />
Überall gleiches Erscheinungsbild, sortierte<br />
Regale, uniformiertes Personal –<br />
dies sind Indikatoren einer klaren Struktur.<br />
<strong>Erfolg</strong>reiche Unternehmen verfügen<br />
über definierte Prozesse für alltägliche<br />
Aufgaben. Dies schafft Sicherheit für<br />
Mitarbeiter und Kunden und ermöglicht<br />
eine gleichbleibend hohe Qualität an allen<br />
Standorten.<br />
Der Fehlglaube, dass individuelles Arbeiten<br />
ohne System ausreicht, ist weit verbreitet.<br />
Doch ein funktionierendes System<br />
entlastet Führungskräfte und gibt<br />
Mitarbeitern und Kunden Sicherheit. Ein<br />
System regelt, wie Kundenbeziehungen<br />
gestaltet werden und erhöht die Kundenzufriedenheit<br />
und -loyalität. Schauen wir<br />
uns daher die fünf größten Vorteile an:<br />
1. Qualitätssicherung<br />
Ein System ermöglicht eine effektive Qualitätssicherung.<br />
Mitarbeiter, die innerhalb<br />
eines Systems arbeiten, übersehen weniger<br />
wahrscheinlich wichtige Aspekte und<br />
garantieren so eine einheitliche Kundenerfahrung.<br />
Besonders im Vertrieb ist eine<br />
einheitliche Vorgehensweise essenziell.<br />
2. Skalierbarkeit<br />
Ein System macht den Vertrieb mess- und<br />
skalierbar. Du als Geschäftsführer kannst<br />
feststellen, was funktioniert, wo Optimierungsbedarf<br />
besteht und entsprechend<br />
handeln. Ein System bietet eine solide<br />
Grundlage für Planung und Prognosen,<br />
ermöglicht eine realistische Einschätzung<br />
des potenziellen Umsatzes und erleichtert<br />
Investitionsentscheidungen.<br />
3. Tägliches Monitoring<br />
Von unschätzbarem Wert ist auch das<br />
tägliche Monitoring. Statt erst am Monatsende<br />
über Verkaufszahlen informiert<br />
zu werden, ermöglicht ein System<br />
eine tägliche Übersicht. So können<br />
Schwankungen schnell erkannt und adressiert<br />
werden.<br />
Jedes langfristig erfolgreiche Unternehmen<br />
hat diese fünf Elemente im Vertrieb<br />
(und einige mehr). Ein systematischer<br />
Vertrieb muss nicht umständlich oder<br />
bürokratisch sein. Vielmehr geht es darum,<br />
eine klare Struktur zu schaffen, die<br />
es allen Beteiligten ermöglicht, effektiv<br />
und zielgerichtet zu arbeiten. Ein gut<br />
durchdachtes System im Vertrieb ist der<br />
Schlüssel zum langfristigen <strong>Erfolg</strong> jedes<br />
Unternehmens. (L)<br />
Der Autor<br />
Tobias Epple ist CEO von Epple<br />
Consulting. Er ist Dozent, Speaker und<br />
Autor des SPIEGEL-Bestsellers »Chefsache<br />
Vertrieb«.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
21
<strong>Erfolg</strong><br />
»Momager«<br />
Kris Jenner<br />
Wie eine Stewardess ein Milliarden-Imperium aufgebaut hat<br />
22<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Bilder: IMAGO / ABACAPRESS (Reynaud Julien APS-Medias ABACA) / Everett Collection (E! Network Courtesy)<br />
Größtmögliche Popularität<br />
und ein Gesamtvermögen<br />
von rund fünf Milliarden<br />
Dollar – das ist das Ergebnis<br />
des Engagements von Kris<br />
Jenner für ihren Kardashian-Clan – der<br />
berühmtesten Familie seit den Ewings.<br />
Über 20 Staffeln lang konnten die Menschen<br />
mit der Reality-Show »Keeping up<br />
with the Kardashians« weltweit am Leben<br />
der Patchwork-Familie teilhaben. Die treibende<br />
Kraft hinter dem Clan war und ist<br />
Kris Jenner, die sich immer wieder Ziele<br />
gesetzt hat und nicht aufgab – und wenn<br />
es nicht klappte, disponierte sie um und<br />
verfolgte das nächste Ziel. Einer ihrer<br />
wichtigsten Maximen war dabei: »Wenn<br />
du ein Nein hörst, sprichst du mit der falschen<br />
Person«, schreibt sie in ihrer Autobiografie<br />
»Kris Jenner – and All Things<br />
Kardashian«. Der Beginn des Imperiums<br />
war ihr innigster Wunsch, Mutter zu sein,<br />
am besten von vielen Kindern.<br />
Sie hat für sich beschlossen, nicht wie<br />
alle anderen aufs College zugehen, sie<br />
wollte lieber aktiv sein, anstatt zu lernen<br />
und wurde Stewardess. Mit Anfang 20<br />
heiratete sie den erfolgreichen Anwalt<br />
Robert Kardashian und lernte durch ihn<br />
das komfortable Leben von Beverly Hills<br />
kennen. Sie hätte es sich mit Hauspersonal<br />
und Charity gemütlich machen können.<br />
Aber bereits in ihrem Elternhaus<br />
herrschte eine Atmosphäre, die vom<br />
Tun geprägt war. Ihre Großmutter<br />
betrieb einen Kerzenhandel und<br />
ihre Mutter eine Boutique für Kindermoden<br />
– beide prägten das<br />
Mindset der jungen Kris Jenner.<br />
»Tu dein Bestes, egal wie wichtig<br />
der Job ist«, habe die Großmutter<br />
ihr mitgegeben, schreibt<br />
Kris Jenner in ihrer Autobiografie.<br />
Kris und Robert Kardashian<br />
bekamen vier Kinder:<br />
Kourtney, Kim, Khloé und Robert.<br />
Nach der Scheidung von<br />
ihm heiratete Kris Jenner den<br />
Olympiasieger im Zehnkampf<br />
von 1976, Bruce Jenner<br />
(mittlerweile Caytlin Jenner),<br />
mit dem sie zwei weitere<br />
Kinder bekam, Kylie<br />
und Kendall. Das halbe<br />
Dutzend war voll. Bruce<br />
Jenner verdiente zu Beginn<br />
ihrer Ehe hier und<br />
da als Speaker Geld, doch<br />
es reichte nicht für das Leben,<br />
das Kris Jenner für<br />
sich und ihre Familie anstrebte.<br />
Acht Personen benötigten<br />
außerdem ein<br />
großes Haus. Also begann<br />
sie, die Karriere ihres Mannes<br />
zu pushen. Kris Jenner<br />
ist von Haus aus eine gute Netzwerkerin<br />
mit zahlreichen langjährigen Freundschaften,<br />
dank ihres prominenten Ex-Ehemannes<br />
bewegte sie sich zudem im Promi-Milieu<br />
von Beverly Hills. Und sie verstand,<br />
das zu nutzen.<br />
Mission: die Story »Bruce Jenner« vermarkten<br />
Ein Plan musste her. Der einzige Hinweis<br />
auf Bruces <strong>Erfolg</strong> als Sportler sei die Goldmedaille<br />
in der Sockenschublade gewesen,<br />
schreibt Kris Jenner in ihrem Buch. Das<br />
wollte sie ändern und das Potenzial nutzen,<br />
das sie sah. Sie entwickelte eine Marketingstrategie,<br />
um aus der Bekanntheit<br />
des Olympiasiegers Bruce Jenner Kapital<br />
zu schlagen und den Status, den er hatte,<br />
Das halbe Duzend ist voll: Kris und Bruce Jenner (hinten<br />
sitzend) mit den Kindern (hi. v.l.) Robert, Khloé, Kim,<br />
(vorn .v.l.) Kylie, Kendall und Kourtney<br />
Kris Jenner ist von Haus aus eine gute Netzwerkerin<br />
mit zahlreichen langjährigen Freundschaften [...].<br />
auf ein höheres Level zu heben. Kern ihrer<br />
Strategie war es, die Geschichte eines normalen<br />
Jungen mir Lese- und Schreibschwäche<br />
zu erzählen, der es zu einem<br />
Olympiasieger geschafft hatte. Sie wusste,<br />
dass dieser Sieg im Jahr 1976 noch »genügend<br />
Saft« hatte, den man nur auspressen<br />
musste. Also nahm sie die Medaille aus der<br />
Schublade, wischte den Staub ab, rahmte<br />
sie ein und hing sie als Motivation in ihr<br />
Büro, von wo aus sie ihre Marketing-Mission<br />
startete. Sie stellte eine Pressemappe<br />
über Bruce Jenner zusammen, verschickte<br />
sie, um ihn als Speaker anzubieten und<br />
schickte ihn durch ganz Amerika, damit er<br />
vor Tausenden Menschen Motivationsreden<br />
hielt. Sie fädelte Werbeverträge mit<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
23
<strong>Erfolg</strong><br />
Mission:<br />
die Story »Bruce Jenner«<br />
vermarkten<br />
Bruce Jenner bei den Olympischen<br />
Spielen 1976 in Kanada.<br />
Welt-Konzernen ein. Sie kreierte Merchandise<br />
und Nahrungsergänzungsmittel und<br />
sie nahmen gemeinsam Fitnessvideos auf.<br />
Das Geld vermehrte sich, die Häuser wurden<br />
größer, die Kinder wuchsen heran.<br />
Aus Krisen Chancen machen<br />
Robert Kardashian starb 20<strong>01</strong> im Alter<br />
von 59 Jahren an einem Krebsleiden. Dieses<br />
Ereignis stürzte die gesamte Familie in<br />
tiefe Trauer. Aus dieser Starre heraus entwickelte<br />
Kris Jenner neue Energie. Sie<br />
wollte ihre trauernde Familie ins normale<br />
Leben zurückholen und sagte sich, dass<br />
sie »ihren Arsch hochkriegen« müsse. Sie<br />
beschloss, nicht nur die leidenschaftliche<br />
Mutter für ihre Kinder zu sein, sondern<br />
aktiv deren Leben zu verbessern. Ihr Ziel<br />
war, dass ihre Kinder erfolgreich werden.<br />
Sie nahm das Management in ihre Hand,<br />
organisierte, puschte und sorgte dafür,<br />
dass keiner von ihnen auch nur einen Termin<br />
verpasste. Zu ihrer Strategie gehörte<br />
vor allem, ihre Kinder zu ermutigen und<br />
das weiterzugeben, was ihre Mutter ihr<br />
gepredigt hatte: »Du kannst erreichen,<br />
was du willst, aber du darfst keine Arbeit<br />
scheuen«. Kris Jenner war Mom und nun<br />
war sie auch Managerin. Daraus kreierte<br />
sie den Begriff »Momager« – und ließ sich<br />
diese Wortkreation patentieren.<br />
Sie unterstützte ihre Kinder bei allem<br />
was sie taten und ermunterte sie, ihre<br />
Träume zu erfüllen. Sie hatte 18-Stunden-Tage,<br />
supportete ihre Kinder Kourtney,<br />
Kim, Khloé, Rob, Kendall und Kylie.<br />
»Momager« organisierte, betreute,<br />
reiste, kümmerte sich und setzt sich<br />
»viele Hüte auf«. Allmählich baute sich<br />
die Familie ihr Business im Bereich<br />
Mode und Kosmetik auf. Dabei folgte<br />
Kris Jenner immer einem Leitsatz, der<br />
tief aus ihrem Inneren zu kommen<br />
scheint: »Ich habe ein Ziel.« Sie arbeitete<br />
diese Ziele ab, bis sie dahinter einen Haken<br />
setzten konnte: »Check!«.<br />
Sie schaute nicht nach links und rechts,<br />
sondern fragte sich, was zu tun ist, um ein<br />
Ziel zu erreichen und tat es. Sie sei niemand,<br />
der untätig herumsitzen könne,<br />
schreibt sie in ihrem Buch. Und immer<br />
waren es Krisen und Schicksalsschläge in<br />
ihrem Leben, die sie mit einer großen<br />
Schaffenskraft und Energie ins Gegenteil<br />
verkehrte. Angefangen bei ihrer nach eigenen<br />
Worten selbst verschuldeten Scheidung,<br />
den Tod ihrer geliebten Großmutter,<br />
den Mord an ihrer Freundin Nicole Brown<br />
bis zum Tod von Robert Kardashian, mit<br />
dem sie nach der Scheidung eine innige<br />
Freundschaft verband – sie kämpfte sich<br />
aus dem Tal und setzte mit Kraft und Energie<br />
zum Aufstieg an. Nach dem Tod von<br />
Robert Kardashian habe sie sich gesagt:<br />
»Meine Kinder haben ihren Vater verloren.<br />
Ich bin ihre Mutter, also helfe ich ihnen,<br />
etwas aus ihren Leben zu machen.«<br />
So startete eine nach der anderen ihr<br />
Business. Während alle an ihren Unternehmen<br />
arbeiteten, überlegte sich Kris<br />
Jenner, dass man über ihre Familie, die<br />
sie als einen ziemlich lauten Haufen<br />
großer, liebenswerter Egos beschreibt,<br />
eine Fernseh-Show machen könnte,<br />
ähnlich, wie es sie bereits von den Osbournes<br />
gab. Sie wandte sich an<br />
Ryan Seacrest, einen Produzenten des<br />
24 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Bilder: IMAGO / PCN Photography (Paul J. Sutton DUOMO PCN) / Landmark Media / ZUMA Press (Hulu)<br />
Senders »E!«, der nach einigen Probeaufnahmen<br />
von dem Potenzial der Familie<br />
überzeugt war. Nachdem eine<br />
Produktionsassistentin nach einem Termin<br />
mit dem Clan abgehetzt meinte, es<br />
sei nicht einfach mit dem Tempo der<br />
Kardashians mitzuhalten, war der Name<br />
geboren: »Keeping up with the Kardashians«.<br />
Die Serie wurde weltweit ein<br />
riesiger <strong>Erfolg</strong>. 20 Staffeln lang konnte<br />
die Welt dem Clan beim Leben zuschauen.<br />
Hierbei lautete Kris Jenners<br />
Maxime: »Egal, was passiert, die Kamera<br />
bleibt drauf.« Heute mag das<br />
nichts Besonderes mehr sein, doch<br />
2007, als die Serie startete, war es das.<br />
Das Business, das die Kardashians zu<br />
diesem Zeitpunkt bereits erfolgreich betrieben,<br />
ging durch die Decke. Die Reality-Show<br />
war gleichzusetzen mit der<br />
Werbepause beim Super Bowl: Sie erlangte<br />
größtmögliche Reichweite. Und<br />
das machte sich auch geschäftlich<br />
bemerkbar.<br />
Das Kardashian-Jenner-Imperium<br />
Inzwischen ist aus dem Business des<br />
Clans ein Imperium geworden; gemeinsam<br />
besitzt die Familie nach Medienberichten<br />
fünf Milliarden Dollar. Kourtney<br />
Kardashian ist Gründerin der Unternehmen<br />
»Poosh« und »Lemme«, Kim Kardashian<br />
ist mit ihren Unternehmen<br />
»KKW Beauty«, »Kimoji«, »SKKN« und<br />
»Skims« Milliardärin geworden. Das<br />
Unternehmen »Skims« ist im vergangenen<br />
Jahr mit drei Milliarden Dollar bewertet<br />
worden. Khloé Kardashian gründete<br />
mit Emma Grede die Modemarke<br />
»Good American«. Kendall Jenner ist erfolgreiches<br />
Model und Inhaberin der<br />
Marke »818 Tequila« und die Gründerin<br />
von »Moon Oral Care«. Kylie Jenner<br />
gründete im Alter von 18 Jahren »Kylie<br />
Cosmetics«, es folgten Marken wie »Kylie<br />
Swim«, »Kylie Baby«, »Kylie Skin« und<br />
mit ihrer Schwester »Kendall + Kylie«. Sie<br />
ist wie ihre Schwester Kim Milliardärin.<br />
Robert Kardashian ist in die Fußstapfen<br />
Mit ihrer Firma »Kardashian Jenner Productions«<br />
realisiert die 68-Jährige aktuell die Realityshow<br />
»The Kardashians« [...].<br />
seines Vaters getreten und hat Jura studiert.<br />
Kris Jenner ist selbst auch Unternehmerin.<br />
Als Managerin ihrer Kinder hat sie<br />
die Firma »Jenner Communications« gegründet.<br />
2<strong>01</strong>1 vertrieb sie über QVC ihre<br />
Modelinie »Kollection.Jenner«. Über den<br />
Sender verkaufte sie bereits in den 1990er<br />
Jahren Fitnesszubehör. Neben ihrer Autobiografie<br />
»Kris Jenner ... and all Things<br />
Kardashian« brachte sie das Kochbuch »In<br />
der Küche mit Kris« heraus. Mit ihrer<br />
Firma »Kardashian Jenner Productions«<br />
realisiert die 68-Jährige aktuell die Realityshow<br />
»The Kardashians«, die im vergangenem<br />
Jahr beim Streamingdienst »Hulu«<br />
Premiere hatte, nachdem der Vertrag für<br />
»Keeping up with the Kardashians« mit<br />
»E!« nicht verlängert wurde.<br />
Manche sagen, die Kardashians (und Jenners)<br />
seien berühmt dafür, berühmt zu sein.<br />
Das stimmt irgendwie, auch wenn diese<br />
Aussage geringschätzig konnotiert ist. In<br />
den Medien umgibt die Mitglieder des<br />
Clans stets ein Hauch von Glamour, Gossip<br />
und Jet Set. Doch tatsächlich hat Kris Jenner<br />
jede Gelegenheit erkannt und jede Chance<br />
ergriffen, die sich ihr geboten hat und in der<br />
Folge auch ihre Kinder, ihr Schicksal und<br />
den Kontostand selbst in die Hand zu nehmen.<br />
Was in den Medien nach Glamour<br />
und Dolce Vita aussieht, ist hinter den Kulissen<br />
harte und zielstrebige Arbeit. Kris<br />
Jenner hat ihre Ziele hartnäckig verfolgt<br />
und ihren Kindern ihre Arbeitsmoral weitergegeben.<br />
Und bei allem was sie tat, habe<br />
ihre Familie im Vordergrund gestanden:<br />
»Wir haben die Zeit unseres Lebens. Unser<br />
Leben ist ein Wechselspiel aus Ruhm und<br />
Glück – aber es sind Arbeit und die Familie,<br />
die all das zusammenhalten – nicht der<br />
Ruhm«, schreibt sie. MK<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
25
Einstellung<br />
Oprah Winfrey, US-amerikanische Talkshow-<br />
Moderatorin, Schauspielerin und Unternehmerin,<br />
ist bekannt für ihren gesunden Optimismus.<br />
Überoptimismus<br />
kann schaden<br />
ERFOLG BRAUCHT EINE GESUNDE MISCHUNG AUS ZUVERSICHT UND PESSIMISMUS<br />
EIN GASTBEITRAG VON DR. DR. RAINER ZITELMANN<br />
Einer der erfolgreichsten Unternehmer,<br />
den ich in meinem<br />
Leben kennengelernt habe, sagt<br />
von sich: »Bei mir ist das Glas<br />
immer halb leer.« Nicht halb<br />
voll. Halb leer. Damit ist er eine Ausnahme<br />
bei Unternehmern, aber seine eher<br />
pessimistische Einstellung ist vermutlich<br />
einer der Gründe dafür, dass sein Unternehmen<br />
in einer extrem riskanten Branche<br />
– der Immobilien-Projektentwicklung<br />
– ein halbes Jahrhundert lang erfolgreich<br />
war. Kaum ein Unternehmen in dieser<br />
Branche überlebt so lange. Optimismus ist<br />
eine tolle Eigenschaft. Für Unternehmer<br />
ist sie geradezu entscheidend, denn ohne<br />
Optimismus würde wohl kaum jemand<br />
ein Unternehmen gründen. Aber insbesondere<br />
in schwierigen Situationen kann<br />
zu viel Optimismus auch schaden.<br />
Phänomen Überoptimismus<br />
Unter Überoptimismus versteht man das<br />
Phänomen, dass Menschen dazu neigen,<br />
sich hinsichtlich bestimmter Eigenschaften<br />
oder Fähigkeiten als überdurchschnittlich<br />
einzuschätzen, auch, wenn sie es nicht<br />
sind. Bereits Ende der 80er Jahre zeigten<br />
die Wissenschaftler Arnold C. Cooper,<br />
Carolyn Y. Woo und William C. Dunkelberg<br />
auf der Basis einer Befragung von<br />
2.994 Unternehmern, die gerade ihre Geschäftstätigkeit<br />
gestartet hatten, wie ausgeprägt<br />
der Überoptimismus ist. Obwohl<br />
in den USA zu dieser Zeit etwa zwei Drittel<br />
der neu gegründeten Unternehmen<br />
26 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
innerhalb von vier Jahren scheiterten, sahen<br />
81 Prozent der befragten Unternehmensgründer<br />
ihre <strong>Erfolg</strong>saussichten bei<br />
mindestens 70 Prozent, und 33 Prozent<br />
erklärten, ihr Risiko zu scheitern sei gleich<br />
null. Die Unternehmer wurden befragt,<br />
wie sie die <strong>Erfolg</strong>schancen anderer vergleichbarer<br />
Unternehmen einschätzten.<br />
Auch hier waren ihre Einschätzungen zu<br />
optimistisch, jedoch bei weitem nicht so<br />
optimistisch wie für ihre eigene Firma.<br />
Wissenschaftler eine wichtige Erklärung<br />
dafür, warum Personen Unternehmen<br />
gründen, obwohl die Wahrscheinlichkeit<br />
des Scheiterns so hoch ist. Andererseits<br />
schadet ein zu großer Optimismus oft<br />
auch und gerade in schwierigen Situationen<br />
– so etwa, wenn ein Unternehmer<br />
oder Investor auch dann immer noch<br />
eigenes Geld nachschießt, wenn ein objektiverer<br />
Betrachter schon längst erkannt<br />
hätte, wie aussichtslos die Lage ist.<br />
Der Autor<br />
Bilder: IMAGO / APress / Future Image International, Thomas Schweigert<br />
Die Forscher untersuchten zudem, ob das<br />
Ausmaß des Optimismus in einer Beziehung<br />
zu bestimmten Eigenschaften oder<br />
Fähigkeiten der jeweiligen Unternehmensgründer<br />
stand, welche die <strong>Erfolg</strong>saussichten<br />
tatsächlich beeinflussten. Hier<br />
gab es jedoch keinen Zusammenhang.<br />
Die Unternehmer waren gleichermaßen<br />
optimistisch, gleichgültig, ob dieser Optimismus<br />
in ihrem Fall eher gerechtfertigt<br />
war oder nicht.<br />
Auch negative Nachrichten und Prognosen,<br />
die sich ganz spezifisch auf ihr Unternehmen<br />
bezogen, können viele Unternehmer<br />
nicht beirren. So teilte man Erfindern<br />
die Ergebnisse einer objektiven und sachkundigen<br />
Analyse der gewerblichen <strong>Erfolg</strong>saussichten<br />
ihrer Idee mit. Selbst diejenigen,<br />
denen die schlechtesten<br />
<strong>Erfolg</strong>saussichten attestiert wurden, bei<br />
denen also aus der Sicht kompetenter<br />
Dritter die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns<br />
extrem hoch war, ließen sich in der<br />
Hälfte der Fälle nicht beirren. Später waren<br />
tatsächlich nur fünf von diesen 411<br />
Projekten erfolgreich. 47 Prozent der Erfinder,<br />
denen man die Aussichtslosigkeit<br />
ihres Projektes mitgeteilt hatte, setzten<br />
ihre Bemühungen dennoch unverändert<br />
fort und verdoppelten die Verluste, ehe sie<br />
dann schließlich doch aufgaben.<br />
Gründer blenden externe Faktoren aus<br />
Wissenschaftler befragten 34 Gründer<br />
von High-Tech-Unternehmen und 20<br />
Angestellte, die sich sehr ernsthaft mit<br />
einer Gründung befasst hatten. In ihrem<br />
Überoptimismus blendeten die Gründer<br />
(interessanterweise aber auch die Nicht-<br />
Gründer) alle externen Faktoren aus,<br />
also insbesondere, ob es einen ernstzunehmenden<br />
Wettbewerb gebe. Sie beschäftigten<br />
sich ausschließlich mit ihren<br />
eigenen Fähigkeiten sowie mit Faktoren,<br />
die ihr eigenes Projekt betrafen. Die Befragung<br />
zeigte, dass externe Faktoren<br />
eine erstaunlich geringe Rolle für die<br />
Entscheidung spielten, ob sie ein Unternehmen<br />
gründen sollten.<br />
Ohne großen Optimismus hätten sich die<br />
meisten Unternehmer sicher nicht selbstständig<br />
gemacht. Überoptimismus der<br />
Gründer ist nach Auffassung mancher<br />
Selbstüberschätzung als Motor<br />
Keith M. Hmieleski und Robert A. Baron<br />
veröffentlichten 2009 eine Untersuchung,<br />
die auf der Befragung von 207<br />
Unternehmensgründern basierte. Das<br />
erste wichtige Ergebnis der Studie war,<br />
dass die befragten Unternehmer insgesamt<br />
sehr optimistisch waren. Ihr Optimismus<br />
war deutlich stärker ausgeprägt<br />
als beim Durchschnitt der Bevölkerung.<br />
Während also Optimismus eine grundlegende<br />
Voraussetzung für Unternehmertum<br />
zu sein scheint, zeigt die Befragung<br />
zugleich, dass es eine negative<br />
Korrelation zwischen dem Ausmaß des<br />
Optimismus und dem <strong>Erfolg</strong> der Unternehmer<br />
gibt. Gemessen wurde das Ausmaß<br />
des Optimismus der Unternehmer<br />
Dr. Dr. Rainer Zitelmann widmet sich<br />
der Reichtumsforschung und Persönlichkeitsmerkmalen<br />
erfolgreicher Menschen.<br />
Er veröffentlichte über 25 Bücher.<br />
einerseits und Indikatoren für den<br />
Unternehmenserfolg (Gewinnentwicklung<br />
und Wachstum der Beschäftigtenzahl)<br />
andererseits. Da der Optimismus-<br />
Grad aller befragten Unternehmer im<br />
Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt<br />
sehr hoch war, gehen die Autoren<br />
von einer nichtlinearen Beziehung<br />
»Unter Überoptimismus versteht man<br />
das Phänomen, dass Menschen dazu<br />
neigen, sich hinsichtlich bestimmter<br />
Eigenschaften oder Fähigkeiten als<br />
überdurchschnittlich einzuschätzen,<br />
auch, wenn sie es nicht sind.«<br />
Dwayne »The Rock« Johnson,<br />
Schauspieler und ehemaliger Wrestler<br />
versprüht gerne Optimismus und Energie.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
27
Einstellung<br />
Eine positive Ausstrahlung und Optimismus<br />
sind Markenzeichen des Schauspielers<br />
und Musikers Will Smith.<br />
»Möglicherweise ist es ja gerade die Selbstüberschätzung<br />
und der Überoptimismus,<br />
der Menschen zu großen Taten bewegt<br />
– sie aber auch scheitern lässt.«<br />
– HANNO BECK<br />
zwischen Optimismus und Unternehmenserfolg<br />
aus: »Die Beziehung zwischen<br />
Optimismus und der Leistung<br />
neuer Unternehmen kann bis zu einem<br />
moderaten Grad an Optimismus positiv<br />
sein, aber darüber hinaus negativ<br />
werden.«<br />
Selbstüberschätzung, so sagt Hanno Beck,<br />
der sich mit dem Thema befasst hat, ist<br />
keineswegs immer negativ zu bewerten.<br />
Sie fördert Unternehmertum und ermöglicht<br />
es den motivierten Unternehmern,<br />
andere von ihren Ideen zu überzeugen,<br />
beispielsweise Kreditgeber oder Aktionäre.<br />
»Möglicherweise ist es ja gerade die<br />
Selbstüberschätzung und der Überoptimismus,<br />
der Menschen zu großen Taten<br />
bewegt – sie aber auch scheitern lässt.<br />
Wenn von 100 über-optimistischen Menschen<br />
nur fünfen etwas Bahnbrechendes<br />
gelingt, dann hat diese Strategie die<br />
Menschheit evolutorisch weitergebracht<br />
– auf Kosten der 95 restlichen Überoptimisten,<br />
die gescheitert sind.« Auch, wenn<br />
dies für die Gesellschaft insgesamt positiv<br />
ist, stellt sich doch für den Einzelnen die<br />
Frage, wie er sich selbst vor schädlichem<br />
Überoptimismus bis zu einem gewissen<br />
Grad schützen kann.<br />
Gibt es ein Rezept gegen Überoptimismus?<br />
Eine Empfehlung lautet, man solle<br />
vor dem Start eines Projektes folgende<br />
Übung durchführen: Eine Gruppe von Personen,<br />
die bestens mit der Entscheidung<br />
vertraut ist, solle zu einer Sitzung zusammenkommen,<br />
die mit folgender Ansprache,<br />
beziehungsweise Aufgabenstellung<br />
»Psychologie der Superreichen«<br />
von Dr. Dr. Rainer Zitelmann<br />
432 Seiten<br />
Erschienen: Februar 2<strong>01</strong>7<br />
FinanzBuch Verlag<br />
ISBN: 978-9-597-2<strong>01</strong>1-3<br />
beginnt: »Stellen Sie sich vor, wir befinden<br />
uns ein Jahr in der Zukunft. Wir haben<br />
den Plan in seiner jetzigen Fassung umgesetzt.<br />
Das Ergebnis war eine Katastrophe.<br />
Nehmen Sie sich bitte fünf bis zehn<br />
Minuten Zeit, um eine kurze Geschichte<br />
dieser Katastrophe zu schreiben.« Der<br />
wichtigste Vorzug dieser »Prä-mortem-<br />
Methode« bestehe darin, dass sie Zweifel<br />
zulasse und die Befürworter der Entscheidung<br />
ermuntere, nach möglichen Gefahren<br />
zu suchen, die sie bislang nicht in<br />
Betracht gezogen hätten.<br />
Gekürzte Fassung eines Kapitels aus<br />
Dr. Dr. Rainer Zitelmanns Buch »Psychologie<br />
der Superreichen«, das gerade in der<br />
7. Auflage erschienen ist.<br />
Bild: IMAGO / ABACAPRESS, Cover: FinanzBuch Verlag<br />
28 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
Tobias Claessens,<br />
Mitbegründer der<br />
»currily AG«.<br />
»Unser Credo ist:<br />
Lebe von den Erträgen<br />
deines Kapitals und<br />
nicht vom Kapital!«<br />
Bild: Tobias Claessens<br />
»Ich<br />
denke<br />
GROSS«<br />
Passive Einnahmen mit Immobilien<br />
als Gründungsidee<br />
Tobias Claessens hat schon früh<br />
beschlossen, dass ein Nine-tofive-Arbeitsleben<br />
nichts für<br />
ihn sei, deswegen hat er sich<br />
bereits nach Schule und Studium<br />
selbständig gemacht. Ihn trieb auf<br />
diesem Weg die Frage nach dem Cashflow<br />
an und so kam er nach einigen Projekten<br />
auf das Thema Immobilien. »Immobilien<br />
zahlen sich selbst ab und<br />
ermöglichen attraktive Renditechancen«,<br />
hat er festgestellt. Also gründete er im<br />
Jahr 2<strong>01</strong>6 mit seinem Partner Simon Flebus<br />
eine Immobilienfirma. Sie kauften<br />
Immobilien, sanierten und verkauften sie<br />
wieder. Der Plan ging auf, das Kapital<br />
stieg – sie haben damit innerhalb von<br />
wenigen Jahren ein Immobilienvermögen<br />
von 30 Millionen Euro aufgebaut.<br />
Dann entstand die Idee, möglichst viele<br />
Menschen daran teilhaben zu lassen, in<br />
Immobilien zu investieren, ohne große<br />
Summen zahlen zu müssen und dabei<br />
passive Einnahmen zu erzielen – Cashflow<br />
eben. 2022 gründeten Tobias Claessens,<br />
Simon Flebus und Fabian Ulrich<br />
deshalb die »currily«. Das Wort recurring,<br />
englisch für wiederkehrend, stand<br />
Pate für den Firmennamen. »Currily<br />
steht für Cashflow, also wiederkehrende<br />
Einnahmen«, erklärt Tobias Claessens<br />
und das sollte ja auch das Ziel eines<br />
Unternehmens sein.<br />
Mit ihrem Konzept könnten Privatanleger<br />
auch kleinere Summen in Immobilien investieren<br />
und passive Einnahmen erzielen.<br />
Der Gedanke hinter »currily« sei<br />
zudem, dass Menschen in Immobilien investieren<br />
können, ohne sich aktiv damit<br />
auseinandersetzen zu müssen, denn das<br />
Thema sei sehr komplex. Und so haben<br />
sie das Konzept entsprechend aufgebaut.<br />
Bei der Gründung der »currily« sei es<br />
darum gegangen, viele Menschen zu erreichen<br />
und an das Thema heranzuführen,<br />
deshalb habe das Team entsprechend<br />
breit geplant.<br />
»Ich denke groß und glaube, dass sich<br />
nur mit der entsprechenden Größe etwas<br />
bewirken lässt, und das möchten wir mit<br />
unserem Konzept erreichen.«<br />
Mit dem Team ein Ziel verfolgt<br />
Tobias Claessens ist auf diesem Weg kein<br />
Einzelkämpfer, denn er habe Stärken, sei<br />
sich aber auch seiner Schwächen bewusst.<br />
Um schnell und effizient arbeiten zu können,<br />
sei ein Team, das sich ergänzt, der<br />
beste Weg. »Ich bin sehr lösungsorientiert<br />
und verzeihe auf dem Weg zur Lösung<br />
Fehler, Hauptsache es geht nach vorn«,<br />
sagt der 35-Jährige.<br />
Und dafür finde er immer einen Weg. 22<br />
Mitarbeiter arbeiten inzwischen für die<br />
»currily«, um die Idee hinter der Gründung<br />
zum Leben zu erwecken. Für dieses<br />
ehrgeizige Projekt, möglichst viele Menschen<br />
zu erreichen und mit wenig Einsatz<br />
Einnahmen zu erzielen, kommen vor allem<br />
auch junge Leute als Zielgruppe infrage,<br />
die in der Regel weniger Budget zur<br />
Verfügung haben. Deswegen nutzt Tobias<br />
Claessens Social Media Accounts, um<br />
Aufmerksamkeit für das Unternehmen zu<br />
bekommen. 150.000 Abonnenten sind es<br />
mittlerweile auf Instagram, TikTok, You-<br />
Tube, Facebook und LinkedIn geworden.<br />
Wissensvermittlung ist ein weiterer Baustein<br />
des Konzeptes.<br />
Deswegen ist für das kommende Jahr die<br />
erste »Cashflow Conference« in Stuttgart<br />
geplant. »Dabei soll es rund um das<br />
Thema passiver Cashflow, also curri, gehen«,<br />
kündigt Tobias Claessens an. Geplant<br />
ist, diese Veranstaltung jährlich zu<br />
etablieren. »Unser Credo ist: Lebe von<br />
den Erträgen deines Kapitals und nicht<br />
vom Kapital!« MK (L)<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
29
<strong>Erfolg</strong><br />
Zielsetzung, die rückblickend nur als gelungen<br />
bezeichnet werden kann, bedenkt<br />
man, dass sie seither in zahlreichen Fernsehdramen<br />
zu sehen war – zuletzt etwa in<br />
der Miniserie »Deutsches Haus«; einer<br />
Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers<br />
von Annette Hess.<br />
<strong>Erfolg</strong>srezept: Menschenkenntnis<br />
Trotz großer Karriere ist über Engelkes<br />
Privatleben nur wenig bekannt, etwa ihre<br />
Geburt am 21. Dezember 1965 im kanadischen<br />
Montreal und ihr Aufwachsen in<br />
Rösrath bei Köln. Zudem weiß man, dass<br />
sie ursprünglich Lehrerin werden wollte,<br />
das Studium aber abbrach und sich stattdessen<br />
auf ihre Rundfunkkarriere fokussierte.<br />
Doch darüber hinaus hält sich die<br />
mehrfach geschiedene Frau gegenüber<br />
der Presse über Persönliches bedeckt. Viel<br />
lieber plaudert sie in Interviews über<br />
ihren Beruf – und das, obwohl auch in<br />
diesem Bereich nicht jede ihrer Entscheidungen<br />
gleich von <strong>Erfolg</strong> gekrönt war, wie<br />
die wandlungsfähige Darstellerin selbstkritisch<br />
anmerkt.<br />
An ihre Aufgabe als Host einer Late<br />
Night Show Anfang der 2000er sei sie<br />
beispielsweise von Grund auf falsch herangegangen:<br />
»Das habe ich nicht gut<br />
verpackt bekommen für mich. Denn<br />
ich stand da nicht als Schauspielerin.<br />
Ich stand da als Anke«, zitierte sie der<br />
»Stern« im Jahr 2020.<br />
Anke Engelke:<br />
Entertainerin mit Starqualität<br />
Doch trotz dieses und weiterer Rückschläge<br />
vermochte sie jedoch immer wieder<br />
an ihre früheren <strong>Erfolg</strong>e anzuknüpfen<br />
– eine Eigenschaft, die sie nach<br />
eigenen Angaben einem intrinsischen<br />
Interesse an ihren Mitmenschen zu verdanken<br />
hat: »Ich gucke mir die Menschen<br />
an und interessiere mich wahnsinnig für<br />
Ein Duett mit Udo Jürgens<br />
machte sie schlagartig berühmt<br />
– da war Anke Engelke erst elf<br />
Jahre alt. Heute, über 40 Jahre<br />
später, ist das Multitalent aus<br />
der deutschen Medienlandschaft nicht<br />
mehr wegzudenken: Schon als Teenager<br />
moderierte Engelke das »ZDF Ferienprogramm«,<br />
später führte sie sogar durch den<br />
»Eurovision Song Contest«.<br />
Darüber hinaus leiht sie als Synchronsprecherin<br />
sowohl der »Simpsons«-Figur<br />
Marge als auch dem blauen Pixar-Fisch<br />
Dorie ihre Stimme und auch die Verlagswelt<br />
kennt und schätzt Engelke – vor allem<br />
als Kinderbuchautorin. Die »Queen<br />
of Comedy« ist sie ohnehin: Ganz gleich,<br />
ob sie dafür ganze Kunstfiguren erschafft,<br />
etwa das naive TV-Sternchen Ricky, oder<br />
ob sie für »Ladykracher« eine einfache<br />
Café-Besucherin mimt, die mit kleinen<br />
Spitzen gegen die angeblich beste Freundin<br />
austeilt: Jeder noch so kleine Sketch<br />
ist ein Beweis dafür, dass die mehrmalige<br />
Gewinnerin des deutschen Comedypreises<br />
zu Recht den Ruf genießt, eine der<br />
größten deutschen Entertainerinnen zu<br />
sein.<br />
Doch ihr Talent nur auf ein Genre zu beschränken,<br />
ist so gar nicht im Sinne der<br />
ehrgeizigen Künstlerin: »Ich unterscheide<br />
wohl gar nicht zwischen komisch<br />
und nicht komisch. Für mich ist das alles<br />
eins, ich gehe ja an jede Rolle mit derselben<br />
Intensität und Haltung heran«,<br />
begründete Engelke etwa im Jahr 2<strong>01</strong>6<br />
ihre Ambition, nun auch vermehrt Rollen<br />
mit Tiefgang zu verkörpern. Eine<br />
Verleihung des Deutschen<br />
Comedypreis 2<strong>01</strong>0 für die beste<br />
Sketchcomedy »Ladykracher«<br />
30 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Buchtipps<br />
Bilder: IMAGO / Eventpress / Sven Simon<br />
sie«, verriet sie der »Goldenen Kamera«.<br />
Neben ihrer scharfen Beobachtungsgabe<br />
und der Leidenschaft für den Beruf sei<br />
auch eine akkurate Vorbereitung für sie<br />
essenziell: »Ich kombiniere beim Arbeiten<br />
Spaß und Fleiß, würde ich sagen. Das<br />
ist vielleicht mein Geheimnis«, analysiert<br />
die Künstlerin selbst.<br />
Neue Projekte bereits in Planung<br />
Und so ist Anke Engelke bereits seit<br />
knapp fünf Jahrzehnten die schillernde<br />
Figur vor der Kamera – und die zurückhaltende<br />
Privatperson dahinter. Dass sie<br />
»Ich kombiniere<br />
beim Arbeiten<br />
Spaß und Fleiß,<br />
würde ich sagen.<br />
Das ist vielleicht<br />
mein Geheimnis«<br />
– Anke Engelke<br />
diesen Spagat schon so lang mit unvergleichlicher<br />
Leichtigkeit absolviert, ohne<br />
dabei an Glaubwürdigkeit zu verlieren, ist<br />
nicht nur ihrem schauspielerischen Können<br />
geschuldet, sondern vor allem auf<br />
ihre Disziplin, ihren Ehrgeiz und nicht<br />
zuletzt auf die Leidenschaft für Branche<br />
zurückzuführen. Diesen herausragenden<br />
Eigenschaften ist es wohl zu verdanken,<br />
dass sie bis heute stets nach neuen Herausforderungen<br />
sucht, ohne dabei Gefahr<br />
zu laufen, die Bodenhaftung zu verlieren.<br />
Da ist es nur wenig überraschend, dass<br />
die Zeiger für den deutschen Star auch<br />
im Jahr <strong>2024</strong> auf <strong>Erfolg</strong> stehen. Die ersten<br />
Projekte der 57-Jährigen stehen bereits in<br />
den Startlöchern: So verriet »DWDL«<br />
erst kürzlich, dass die Dreharbeiten zur<br />
neuen Serie »Never Ever« im vollen<br />
Gange seien. Engelke kann also weiterhin<br />
optimistisch in die Zukunft blicken – so,<br />
wie sie es auch grundsätzlich tut. Dass sie<br />
keine Zukunftssorgen kenne, erzählte sie<br />
nämlich bereits vor einigen Jahren dem<br />
»Stern«: »Alles komplett machbar«, erklärte<br />
sie damals selbstbewusst. »Man<br />
muss gut organisieren, aber ich bin super<br />
organisiert«. AS<br />
Cover: FinanzBuch Verlag, GABAL, Irisiana<br />
»Die sechs entscheidenden Lektionen des Lebens«<br />
von Dr. Markus Elsässer<br />
256 Seiten, erschienen: März 2023<br />
FinanzBuch Verlag, ISBN: 978-3-95972-503-3<br />
Amüsant und intelligent lässt Dr. Markus Elsässer den Leser an<br />
seinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben. Niemand wüsste<br />
besser als er, wie man sich erfolgreich durchs Leben navigiert.<br />
Ob privat oder beruflich, Elsässer hat für jede Lebenslage die<br />
richtigen Tipps, Kniffe und Verhaltensregeln parat.<br />
»Eat that Frog«<br />
von Brian Tracy<br />
144 Seiten, erschienen: März 2<strong>01</strong>9<br />
GABAL, ISBN: 978-3-86936-909-9<br />
Ein altes amerikanisches Sprichwort besagt Folgendes: Wenn<br />
du jeden Morgen einen lebendigen Frosch isst, wirst du das<br />
Schlimmste, das dich an diesem Tag erwartet, bereits hinter<br />
dir haben. Für Brian Tracy ist »Eat that Frog!« eine großartige<br />
Metapher für die Bewältigung ihrer schwierigsten Aufgabe.<br />
»Life Force«<br />
von Tony Robbins, Peter Diamandis und Robert Hariri<br />
800 Seiten, erschienen: Juni 2022<br />
FinanzBuch Verlag, ISBN: 978-3-95972-575-0<br />
Was wäre, wenn es wissenschaftliche Lösungen gäbe, die Ihre<br />
tiefsten Ängste vor einer Krankheit, einer lebensbedrohlichen<br />
Diagnose oder den Auswirkungen des Alterns auslöschen<br />
könnten? Was Sie hier lesen ist das Ergebnis der Reise, die Tony<br />
Robbins selbst unternommen hat, um sein Leben zu verändern.<br />
»Miracle Morning«<br />
von Hal Elrod<br />
192 Seiten, erschienen: September 2<strong>01</strong>6<br />
Irisiana, ISBN: 978-3-424-15311-8<br />
Mit Miracle Morning hat Hal Elrod ein genial einfaches Morgenprogramm<br />
entwickelt, dass nicht nur sein eigenes Leben<br />
um 100 Prozent verbessert hat, sondern auch das seiner vielen<br />
Fans und Leser. Was man dafür tun muss? Jeden Morgen<br />
vor acht Uhr eine Stunde lang nur sich selbst widmen.<br />
»Way of the Wolf«<br />
von Jordan Belfort<br />
240 Seiten, erschienen: September 2022<br />
FinanzBuch Verlag, ISBN: 978-3-95972-588-0<br />
In »Way of the Wolf« ist Jordan Belfort bereit, die Macht der<br />
Überzeugung für eine ganz neue Generation zu entfesseln,<br />
indem er zeigt, wie jeder nach verheerenden Rückschlägen<br />
wieder auf die Beine kommen, die Kunst der Überzeugung<br />
beherrschen und Wohlstand aufbauen kann.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong><br />
31
Einstellung<br />
Die Sängerin und Schauspielerin Lady Gaga<br />
ist für ihre einzigartige Persönlichkeit und<br />
ihr selbstbewusstes Auftreten bekannt.<br />
32<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
People Pleasing<br />
VERHINDERT ERFOLG<br />
Warum manche Menschen nicht »Nein« sagen wollen<br />
Bild: IMAGO / UPI Photo<br />
Manche Menschen können<br />
schwer Nein sagen,<br />
fühlen sich für alles<br />
verantwortlich und<br />
wollen es allen recht<br />
machen – People Pleaser wollen anderen<br />
gefallen. Das hindert sie daran, ihre eiagenen<br />
Projekte voranzubringen und<br />
erfolgreich zu sein. Welche Ursachen<br />
dieses Verhalten hat und wie man als<br />
People Pleaser zu sich selbst und zu<br />
mehr Lebensqualität finden kann, weiß<br />
Diplom-Psychologin und Systemische<br />
Therapeutin Dr. Ulrike Bossmann. »Die<br />
Ursache für People Pleasing ist eine Mischung<br />
aus vielem, sehr zentral ist die<br />
eigene Sozialisation«, erklärt die Buchautorin,<br />
»Frauen sind tendenziell mehr<br />
betroffen als Männer.« Mädchen bekämen<br />
beigebracht, dass sie möglichst auf<br />
das Wohl der anderen schauen, dass sie<br />
lieb, nett und süß aussehen, schon im<br />
Sandkasten ihre Buddelförmchen teilen<br />
und auf andere Rücksicht nehmen sollen.<br />
Mädchen, die durchsetzungsstark<br />
auftreten, gelten schnell als Zicke oder<br />
als Prinzessin auf der Erbse.<br />
Frauen und Männer werden anders<br />
wahrgenommen<br />
Das zeigt sich auch im Job: »Studien haben<br />
gezeigt: Wenn Frauen selbstbewusst<br />
und dominant auftreten, erhöht das die<br />
Wahrscheinlichkeit, den Job nicht zu bekommen<br />
oder für eine Beförderung nicht<br />
in Betracht gezogen zu werden, auch bei<br />
gleicher Fachkompetenz gegenüber Männern.«<br />
Das sei der Backlash-Effekt – das<br />
Verhalten von Frauen und Männern wird<br />
unterschiedlich bewertet. Sobald Frauen<br />
sich nicht entsprechend ihrer Geschlechterrolle<br />
verhalten, müssen sie mit negativen<br />
Konsequenzen rechnen. Lächelt eine<br />
Frau nicht genug, gilt sie als »unnahbar«,<br />
die Kollegin, die die Projektleitung<br />
übernommen hat, wird als »herrisch« bezeichnet,<br />
weil sie klare Ansagen macht.<br />
Deshalb seien Frauen stärker darauf trainiert,<br />
zu schauen, wie sie sich gerade verhalten,<br />
wie sie sich ausdrücken, wie sie<br />
ihre Meinung vertreten, wie sie sich aufopfern<br />
und kümmern; und ob dies auf<br />
positive Resonanz stößt oder zumindest<br />
nicht auf Ablehnung. Sie hätten ihre<br />
Antennen feiner eingestellt. Auch Erfahrungen<br />
im Laufe der Kindheit spielen<br />
eine Rolle. Man könne sich fragen:<br />
»Wurde ich in meiner Kindheit für angepasstes<br />
Verhalten belohnt? Oder wurde<br />
ich bestraft, wenn ich gezeigt habe, wer<br />
ich bin? Habe ich mich indirekt verpflichtet<br />
gefühlt, die eigenen Bedürfnisse vielleicht<br />
auch zurückzustellen, damit es<br />
friedlich zu Hause abläuft?«<br />
Eine andere Dynamik sei: Ich zeige mich,<br />
wie ich bin und werde dafür bestraft.<br />
»Eine meiner Klientinnen wollte als Kind<br />
Moderatorin werden und hat Dagmar<br />
Berghoff von der Tagesschau imitiert. Sie<br />
wurde dafür von ihrer Familie wahnsinnig<br />
abgewatscht«, erinnert sich die Psychologin.<br />
»Es interessiert nicht, was du<br />
hier zu erzählen hast« oder: »Leute wie<br />
wir kommen nicht ins Fernsehen« seien<br />
die Reaktionen der Familie gewesen. Das<br />
führe zu Scham. Durch diese Beschämung<br />
lerne man, dass man mit seinen<br />
Gefühlen, seiner Begeisterung, Interessen<br />
und Wünschen falsch liege. »Und<br />
weil wir nicht beschämt sein wollen,<br />
achten wir besonders stark auf die Reaktionen<br />
der anderen. Entweder man<br />
verschwindet oder man versucht, alles in<br />
Perfektion zu machen, um keiner Kritik<br />
ausgesetzt zu sein.«<br />
Der Blick auf sich selbst<br />
Aber wie kann man sich als Erwachsener<br />
davon lösen? »Ein erster Schritt ist zu erkennen:<br />
Was mache ich in welcher Situation<br />
und welche Folgen hat das? Und<br />
diese Folgen sollte man auch deutlich<br />
spüren. Wenn ich mich permanent für<br />
andere aufopfere, bleibt mir wenig Zeit<br />
und Energie für mich selbst und ich bin<br />
deshalb ständig gestresst und erschöpft.«<br />
Man werde oft weniger respektiert, wenn<br />
man seine Meinung nicht äußere. Dadurch<br />
sei man weniger streitbar und<br />
werde gar nicht erst gefragt. Wichtig sei<br />
es, zu spüren, wie das Aufopfern für andere<br />
das eigene Vorankommen und den<br />
Seelenfrieden kostet. »Es kann schon<br />
einen großen Unterschied machen, wenn<br />
Menschen verstehen, was es sie kostet.<br />
Dann muss man den Vorsatz fassen: Das<br />
möchte ich jetzt nicht mehr sein. Ich will<br />
freier sein und als der Mensch geschätzt<br />
werden, der ich bin. Ich will nicht mehr<br />
gefällig sein.« Wenn man deutlich »Nein«<br />
sagt, könne das auch einen positiven Effekt<br />
haben, nämlich, dass das Gegenüber<br />
mit Respekt reagiere, was eine korrigierende<br />
Erfahrung sein könne. Weil People<br />
Pleasing aus einer Konditionierung resultiert,<br />
brauche es eine Bewusstheit für<br />
»Wurde ich in meiner Kindheit für angepasstes Verhalten<br />
belohnt? Oder wurde ich bestraft, wenn ich gezeigt<br />
habe, wer ich bin? [...]«<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
33
Einstellung<br />
Der Schauspieler Ryan Reynolds ist dafür<br />
bekannt, seinen Sinn für Humor und seine<br />
selbstironische Art zu zeigen, sowohl in seinen<br />
Filmen als auch in den sozialen Medien.<br />
das zugrunde liegende Muster, um es brechen<br />
zu können. Das heißt allerdings<br />
nicht, dass es von jetzt auf gleich gelingt,<br />
nicht mehr zu »pleasen«. »Wir haben das<br />
Bedürfnis nach Bindung, dass die anderen<br />
uns mögen, wir wollen ja zu einer Gemeinschaft<br />
gehören. Gerade bei People<br />
Pleasern ist der Selbstwert oft an die Anerkennung<br />
der anderen gekoppelt«, erklärt<br />
Dr. Ulrike Bossmann. Betroffene<br />
müssten deshalb lernen, ihr bisheriges<br />
Muster – »Die anderen kommen immer<br />
zuerst« – umzukonditionieren in »Die<br />
anderen sind wichtig, ich bin aber auch<br />
wichtig«. Dazu sei es hilfreich, den<br />
eigenen Selbstwert zu stärken, und zwar<br />
so, dass er nicht mehr davon abhängt, ob<br />
die anderen einen mögen. Vielmehr<br />
müsse man sich mit Fragen beschäftigen<br />
wie »Wer bin ich eigentlich und was brauche<br />
ich? Welche Werte sind mir wichtig?«<br />
und das auch ausdrücken.<br />
Wer nun aber erfolgreich sein möchte,<br />
sabotiert sich mit People Pleasing selbst,<br />
denn »Everybody’s Darling« zu sein,<br />
macht konturlos – selbst, wenn man<br />
eigentlich erfolgreich sein will. »Zum Beispiel<br />
bekommen die Menschen kein Gehör,<br />
weil sie nicht so sichtbar sind.<br />
Typisch ist, jemand hat in einem Meeting<br />
eine gute Idee, bringt sie aber nicht vor,<br />
weil er unsicher ist, wie sie ankommt.«<br />
Dementsprechend erlebe man diesen<br />
Menschen nicht als jemanden, der gute<br />
Ideen hat und man wird ihn auch nicht<br />
nach seiner Meinung fragen. Wer Kritik<br />
zurückhält, um nicht anzuecken, wird<br />
Ähnliches erleben. Im schlimmsten Fall<br />
gilt man als »opportunistisches Fähnchen<br />
im Wind«, wenn man überall Menschen<br />
zustimmt, nur um sie nicht zu verärgern.<br />
Respektiert würden Menschen eher, wenn<br />
sie streitbar sind und klare Kante zeigen.<br />
Und diese Menschen sind im Beruf natürlich<br />
auch erfolgreicher.<br />
»Wir haben das Bedürfnis nach Bindung, dass die anderen<br />
uns mögen, wir wollen ja zu einer Gemeinschaft<br />
gehören. Gerade bei People Pleasern ist der Selbstwert<br />
oft an die Anerkennung der anderen gekoppelt.«<br />
»Deshalb neigen viele People Pleaser irgendwann<br />
zu einem aggressiven Verhalten,<br />
weil sie das Gefühl haben, alles gegeben<br />
und sich aufgeopfert zu haben,<br />
aber niemand sieht es«, erklärt Dr. Ulrike<br />
Bossmann. »Dann wird es latent<br />
passiv-aggressiv. Wenn man sich zum<br />
Beispiel endlich mal traut, in einer Gruppensituation<br />
etwas beizutragen, eine<br />
Idee zu haben und kommt damit nicht<br />
34 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
an, sei der Frust groß, weil man das Gefühl<br />
hat: Jetzt will ich einmal etwas sagen,<br />
aber es hört doch wieder niemand.<br />
Man fühlt sich dann doppelt frustriert<br />
und ausgenutzt – ein Gefühl, das People<br />
Pleaser oft haben.«<br />
Reflektieren bringt Klarheit<br />
Ein wichtiger Schritt sei, auf die eigene<br />
Verantwortung zu schauen: »Sind die anderen<br />
wirklich rücksichtslose Arschgeigen,<br />
die nur an sich denken? Wenn man<br />
immer nur in die Richtung denkt, dass<br />
man sich nicht mehr über den Tisch ziehen<br />
lässt, sind das auch wieder nur Frustenergien,<br />
die den anderen wahnsinnig<br />
viel Macht zuschreiben«, warnt Bossmann.<br />
Man solle sich lieber fragen, an<br />
welcher Stelle man »sehr billig zu haben<br />
ist« und wo andere die Grenze ständig<br />
überschritten. Wenn andere einen um<br />
einen Gefallen bitten, darf man Prioritäten<br />
setzen und auch mal sagen: »Nein,<br />
heute passt es nicht.« Diese Metapher<br />
mache es deutlich: »Wenn ich um mein<br />
Grundstück keinen Zaun ziehe, kann<br />
auch jeder darauf rumlaufen.« Und People<br />
Pleaser sollten sich fragen, was sie<br />
gewinnen, wenn sie mal nicht zu allem<br />
»Ja und Amen« sagen. Das könnte zum<br />
Beispiel mehr Zeit für eigene Projekte<br />
sein oder ein pünktlicher Feierabend.<br />
Und dann muss es darum gehen, sich<br />
selbst und die eigenen Werte zu finden.<br />
»Wenn man lange Zeit People Pleaser<br />
war, stellt sich die Frage: Was willst du<br />
denn jetzt? Wie ist eigentlich deine Meinung<br />
dazu?« Starke People Pleaser hätten<br />
darauf erst mal keine Antwort, weil<br />
der Blick immer nach außen und nie<br />
nach innen gerichtet war. »Hier hilft es,<br />
sich anzunähern und die eigene Körperresonanz,<br />
die wir ja alle haben, zu erspüren:<br />
in welchen Situationen man ein<br />
Störgefühl hatte, wann es in der Bauchgegend<br />
gegrummelt hat.« Und dann<br />
kann man sich fragen, was man in dieser<br />
Situation eigentlich wirklich gerne gesagt<br />
hätte. »Was würde ich mir erlauben,<br />
wenn es mir zu 20 Prozent weniger wichtig<br />
wäre, was die anderen denken?«<br />
»People Pleasing«<br />
von Dr. Ulrike Bossmann<br />
270 Seiten<br />
Erschienen: September 2023<br />
Beltz<br />
ISBN: 978-3-407-86781-0<br />
Kopf stoßen wolle, könne man das kommunikativ<br />
einbringen: »Okay, ich weiß, dass<br />
das für dich jetzt total doof ist, dass ich mich<br />
heute nicht darum kümmern kann.« Und es<br />
könne auch sein, dass das Gegenüber die<br />
Haltung gut findet und respektiert. Worum<br />
es nicht geht: als People Pleaser plötzlich zu<br />
»Wer bin ich eigentlich<br />
und was brauche<br />
ich? Welche Werte<br />
sind mir wichtig?«<br />
Diplom-Psychologin Dr. Ulrike<br />
Bossmann erklärt, was hinter<br />
People Pleasing steht.<br />
allem Nein zu sagen. »Es geht darum, in<br />
Kontakt mit sich selbst zu sein und nicht<br />
darum, nur noch Grenzen zu setzen. Das<br />
wäre eine zusätzliche Verhärtung.« Denn<br />
People Pleaser seien freundliche, empathische<br />
Menschen. Von denen brauche es<br />
mehr auf der Welt, nicht weniger. MK<br />
Bilder: IMAGO / ZUMA Press, Katja-Heil<br />
Weiterhin kann ich mich, unabhängig<br />
von konkreten Situationen, grundlegend<br />
mit meinen Wertvorstellungen beschäftigen.<br />
People Pleaser würden merken,<br />
dass bestimmte Werte überhaupt nicht<br />
gut gelebt werden.<br />
»Man muss ja nicht zum Egoisten mutieren,<br />
der überhaupt nicht mehr auf die<br />
anderen schaut.« People Pleaser hätten<br />
genau davor Angst, so wahrgenommen zu<br />
werden. Es gehe aber einfach nur darum,<br />
sich genauso wichtig zu nehmen wie die<br />
anderen. Wenn man niemanden vor den<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
35
Leben<br />
36 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
AUSZUG AUS DEM BUCH »I DO IT MAI WAY« VON VANESSA MAI<br />
»IHR SEID GENUG«<br />
Sängerin Vanessa Mai über Rebellion und das Überwinden<br />
verkrusteter Strukturen<br />
Bild: IMAGO / Panama Pictures (Christoph Hardt)<br />
Wachsen geht nicht ohne<br />
Wachstumsschmerzen.<br />
Wachstum zwingt uns<br />
dazu, Dinge zurückzulassen.<br />
Gewohnheiten,<br />
Chancen, Glaubenssätze, Erinnerungen,<br />
Menschen. Gebt euch Raum, diese zurückgelassenen<br />
Dinge zu betrauern. Man<br />
muss um sein altes Leben trauern, es gebührend<br />
verabschieden, um Platz für das<br />
Neue zu machen. Das neue Leben, das<br />
neue Selbst. Es wird die Trauer und die<br />
Schmerzen wert sein. Auch wenn es verflucht<br />
hart ist. Das wurde mir mit Für<br />
immer bewusst. In der letzten Singleauskopplung<br />
»Spiegel, Spiegel«, die wir ursprünglich<br />
als Soundtrack für meinen<br />
Film mit Axel Prahl Nur mit Dir zusammen<br />
geschrieben hatten, reflektierte ich<br />
über diese Erfahrung.<br />
»Spiegel, Spiegel an der Wand<br />
Lüg mich bitte nicht so an<br />
Zeig mir, wer ich wirklich bin<br />
Ich kann mich nicht mehr sehen.«<br />
Die Lyrics sprachen mir aus der Seele.<br />
Meine Zerrissenheit, Zweifel und Ängste<br />
waren in »Spiegel, Spiegel« so auf den<br />
Punkt gebracht, dass ich den Song – obwohl<br />
er eigentlich nur als Soundtrack gedacht<br />
gewesen war – unbedingt auf dem<br />
Album haben wollte.<br />
Für immer war ein flauschiges, warmes<br />
Heimkommen ins Nest, aber nicht als<br />
weit den Schnabel aufreißendes, unselbstständiges<br />
Küken, sondern als ein Phönix,<br />
der es geschafft hat, sich aus der Glut zurückzukämpfen.<br />
Der seine Flügel schon<br />
vorher gespannt hatte und geflogen war,<br />
der dabei zwar in gewisser Weise<br />
abgestürzt war, der seine Federn ausschütteln<br />
und neu hatte ausrichten müssen,<br />
der aber am Ende, jetzt, wieder flog.<br />
Ich konnte auf dem Album das Altbewährte<br />
mit den neu gelernten Skills verbinden.<br />
In Für immer ging es um die<br />
Liebe der Fans, die mich tragen. Wir veröffentlichten<br />
mit »Maisterwerk« ein Video<br />
als Dankeschön für die Fans. »Maisterwerk«<br />
zelebrierte unsere Connection,<br />
zeigte Eindrücke aus dem Backstage, aber<br />
auch Aufnahmen während der Konzerte<br />
und Bilder von den Fans vor und nach<br />
den Shows. Die Leute, die mit dir durchs<br />
Feuer gegangen sind und die jetzt immer<br />
noch da sind. Diese Liebe ist für immer,<br />
und für diese Leute sollte dieses Album<br />
sein. Für Immer, das war Dankbarkeit,<br />
Demut, Heimkommen. Der Look war<br />
wieder lieblicher, man gestand sich Fehler<br />
zu und kehrte zurück.<br />
Ich sprach auch offen über meine schwierige<br />
Phase, und entgegen meiner Befürchtungen<br />
hatten die Leute tatsächlich Verständnis!<br />
Vielleicht war vieles von dem,<br />
unter dem ich gelitten hatte, irgendwie<br />
nur in meinem Kopf gewesen. So ist das ja<br />
leider häufig. Auf Für immer wollte ich<br />
wieder sympathisch sein, und zwar, weil<br />
ich mich damit wohl fühlte, und nicht,<br />
weil es von mir erwartet wurde. Es war<br />
keine Voraussetzung mehr, und komischerweise<br />
wurde es so für mich wieder<br />
okay, auch einfach mal lieb zu sein.<br />
Gleichzeitig begleitete ich das Storytelling<br />
des Albums auf Social Media und Co. auf<br />
eine Weise, die ich im Pop (und von Axel)<br />
gelernt und zuvor im Schlagerkosmos<br />
noch nicht gemacht hatte.<br />
Früher lief das ja immer so: Man richtete<br />
sich nach den großen Schlagersendungen<br />
wie Silbereisen und Co., und alle Geschichten,<br />
die man im Zuge des Albums<br />
erzählen wollte, wurden dort erzählt. Auf<br />
Social Media wurde nie etwas gedroppt,<br />
irgendwelche Easter Eggs versteckt oder<br />
Teaser platziert. Es gab dort ein ganz klares<br />
Kommunikationsrad, in dem auch ich<br />
mich bisher mitgedreht hatte. Aber bei Für<br />
immer trauten wir uns, etwas kreativer zu<br />
werden, was die Kommunikation anging.<br />
Ich war immer Fan von diesen Guerilla-<br />
Promoaktionen wie bei Taylor Swift gewesen.<br />
Einfach das Profil löschen, plötzlich ist<br />
alles schwarz, oder ein Mosaik aus Posts<br />
ergibt plötzlich ein großes Bild, eine Message<br />
– solche Aktionen fand ich immer nicer<br />
als das typische Couch-Gequatsche<br />
Wachsen geht nicht ohne Wachstumsschmerzen.<br />
Wachstum zwingt uns<br />
dazu, Dinge zurückzulassen.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
37
Leben<br />
zur Primetime. Wir hatten diese Methoden<br />
zwar bei Schlager zusammen mit Axel ausprobiert,<br />
da hatte es aber noch nicht so<br />
richtig gefruchtet. Die Fans waren noch<br />
überrumpelt gewesen, es war alles wenig<br />
vorbereitet gewesen. Bei Für immer lief das<br />
nun smooth. Wir posteten die verschiedenen<br />
Kacheln, die am Ende den Albumtitel<br />
Für immer ergaben. Die Presse spekulierte<br />
damals, ob ich schwanger sein könnte, keiner<br />
wusste, was da auf sie zukam – es löste<br />
einen Buzz aus.<br />
Die Strategie ging auf! Das war auch ein<br />
<strong>Erfolg</strong>serlebnis. Endlich klappte es, wie wir<br />
es uns immer vorgestellt hatten. Ein zusätzliches<br />
Promo-Highlight war dann<br />
auch, dass mein Film mit Axel Prahl genau<br />
am Wochenende der Veröffentlichung von<br />
Für immer erschien. Auch ein kreatives<br />
Tool, um Aufmerksamkeit zu schaffen, das<br />
so eher selten genutzt werden kann. Multimedial,<br />
jung, innovativ – so wollte ich immer<br />
arbeiten. Und nun klappte es endlich,<br />
ohne dass ich meine Schlagerwurzeln<br />
komplett aufgeben musste.<br />
Für immer wurde außerdem zu dem Album,<br />
an dem ich am intensivsten von allen<br />
meinen bisherigen Alben mitgearbeitet<br />
hatte. Ich schrieb mehr denn je und<br />
war allgemein sehr tief im Prozess involviert.<br />
Vielleicht ist das die richtige Stelle,<br />
um einen kleinen Exkurs dazwischenzuschieben:<br />
Können wir hier mal bitte über<br />
Ghostwriting sprechen?<br />
Wie wir ja schon in einem der früheren<br />
Kapitel besprochen haben, wird Schlager<br />
allgemein gerne als »minderwertige«,<br />
anspruchslose Musik betrachtet. Dass<br />
die meisten Schlagersänger*innen ihre<br />
Texte nicht selber schreiben, ist da kein<br />
so großer Skandal wie beispielsweise im<br />
Rap – aber es wird auch hier und da vorgehalten.<br />
Ich erinnere mich noch genau<br />
an eines meiner ersten Radiointerviews,<br />
damals noch mit Wolkenfrei, in dem<br />
mich der Moderator sehr provokant damit<br />
konfrontierte, dass ich die Texte, die<br />
ich singe, nicht selber schreibe. Er fühlte<br />
sich wohl sehr kunstaffin und sah mich,<br />
das Schlagerpüppchen, nicht als<br />
Bei einem Hit ist es vollkommen egal,<br />
wer den gemacht hat und wie er entstanden<br />
ist, solange er die Leute berührt.<br />
gleichwertig an. Dieser Eindruck setzte<br />
sich zumindest in mir fest, und zwar<br />
durch meine Wahrnehmung der Art und<br />
Weise, wie er mit mir redete. Bevormundend.<br />
Abschätzig. Überlegen. Ich spürte,<br />
dass da keine Wertschätzung für meine<br />
Musik da war, weil ich meine Songs nicht<br />
selber schrieb. In seinen Augen war ich<br />
keine richtige Musikerin.<br />
Ich finde diese Sichtweise falsch. Bei der<br />
Grammy-Verleihung 2022 sagte der<br />
amerikanische Musiker Jon Batiste in<br />
seiner Dankesrede für den Preis in der<br />
Kategorie »Bestes Album des Jahres«<br />
etwas, das meine Gefühle ganz gut in<br />
Worte fasst: »There is no best musician,<br />
best artist, best dancer, best actor. The<br />
creative arts are subjective and they reach<br />
people in a point in their lives,<br />
when they need it most. It’s like a song<br />
or an album is made and it almost has a<br />
radar to find the person when they need<br />
it the most.«<br />
Ich sehe das ähnlich und würde da sogar<br />
noch etwas weiter greifen. Bei einem Hit<br />
ist es vollkommen egal, wer den gemacht<br />
hat und wie er entstanden ist, solange er<br />
die Leute berührt. Es ist in meinen Augen<br />
wirklich ganz simpel: Entweder ein<br />
Song erreicht dich oder nicht. Und darum<br />
geht es am Ende. Kunst soll etwas<br />
auslösen, etwas im Inneren des Rezipienten<br />
bewegen, etwas anstoßen, was vorher<br />
stillstand. Wie es dazu kommt, ist doch<br />
eigentlich nebensächlich. Jeder hat<br />
38 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
Bilder: IMAGO / Frank Peter / Zichy/Eibner-Pressefoto, Cover: Knaur<br />
andere Talente. Wenn wir zusammenarbeiten,<br />
unsere Skills miteinander verbinden<br />
und so etwas kreieren, was Leute<br />
bewegen kann – wen interessiert da die<br />
Aufgabenverteilung?<br />
Ich war nie eine Schreiberin und werde<br />
es auch nie sein. Auch bei diesem Buch<br />
hatte ich Hilfe, no shame in that! Ich<br />
habe aber ein Gefühl für das Gesamtprojekt.<br />
Was muss es haben, worauf kommt<br />
es bei einem Song an, wie inszeniere ich<br />
ihn am besten, damit er seine volle<br />
Strahlkraft entfalten kann und so möglichst<br />
viele Leute ihn zu Gesicht aka in<br />
den Gehörgang bekommen? Aber das<br />
Dichten, den Aufbau eines Songs festlegen,<br />
das Reimkonstrukt – das können<br />
andere besser als ich. Sich das einzugestehen<br />
und sich selbst zu erkennen, ist da<br />
meiner Meinung nach sogar ein Zeichen<br />
von Größe, Weitsicht, überwundener<br />
Eitelkeit, und keines von Schwäche.<br />
Wieso sollte ich nicht mit anderen talentierten<br />
Menschen zusammenarbeiten,<br />
warum sollten wir uns nicht gegenseitig<br />
ergänzen, damit das Ergebnis maximal<br />
gut wird? Ich verstehe das nicht. Auch<br />
im Rap, wo sie sich gegenseitig vorwerfen,<br />
wer jetzt wo einen Ghostwriter<br />
hatte, gilt das doch genauso. Ist doch<br />
egal! Es gibt einen Grund dafür, warum<br />
es gute Sänger oder Rapper gibt, die<br />
trotzdem nur Background singen (oder<br />
Back-up rappen) oder nur für andere<br />
Artists schreiben und eben nicht selber<br />
auf einer Bühne im Spotlight stehen. Die<br />
haben den Rest halt nicht. Und das ist<br />
auch keine Schande! Nicht jeder muss<br />
alles können. Es gibt Leute, die singen<br />
und entertainen gut, aber schreiben eben<br />
keine Songtexte, die ihnen den Literaturnobelpreis<br />
einbringen. Wir sind eben<br />
nicht alle Bob Dylan. Und das ist auch<br />
okay. Ein Ed Sheeran ist ein geiler Künstler,<br />
der aber nicht auf der Bühne performt<br />
wie eine Beyoncé, und Beyoncé<br />
stellt sich nicht mit einer Gitarre auf die<br />
Bühne und begleitet ihre eigenen Songs<br />
– aber who cares? Ist jetzt der eine besser<br />
als der andere deswegen?<br />
Diese Vorwürfe – egal ob sie nun an<br />
mich gerichtet wurden oder an jemanden<br />
wie Shirin David – haben mich immer<br />
angekotzt. Die Leute denken, das,<br />
was ich oder eine Shirin David tun, sei so<br />
leicht. Nach dem Motto: »Ach ja, wenn<br />
mir ein Song geschrieben würde, die<br />
komplette Komposition stünde und ich<br />
nur noch in die Booth hüpfen und den<br />
Bums einsingen müsste, der mir auf dem<br />
Silbertablett vorgelegt wird – dann hätte<br />
ich locker auch so viel <strong>Erfolg</strong>!« Tut mir<br />
leid, diese Leute enttäuschen zu müssen,<br />
aber Fakt ist: Nee, hättet ihr nicht. Also<br />
»I do it Mai way«<br />
von Vanessa Mai<br />
272 Seiten<br />
Erschienen: November 2023<br />
Knaur<br />
ISBN: 978-3-426-28616-6<br />
vielleicht ja schon, ich will niemandem<br />
sein oder ihr Talent absprechen. Aber<br />
höchstwahrscheinlich könntet ihr das<br />
eher nicht. Denn offensichtlich gibt es<br />
sehr viele gute Sänger* innen oder Rapper*<br />
innen, die es nie in die Charts oder<br />
in die Arenen schaffen. Weil sie eben das<br />
gewisse Etwas nicht haben. Das, was<br />
man leider nicht mit einer Jobbezeichnung<br />
festlegen und damit die Mäuler<br />
stopfen kann. Aber gerade das, was<br />
manchmal schwer in Worte zu fassen ist,<br />
ist umso essentieller dafür, uns etwas<br />
fühlen zu lassen. Und Gefühle sind das<br />
Wichtigste bei der Musik. Das wusste<br />
mein 12-jähriges Ich schon, wie ich<br />
kürzlich in einem alten Tagebucheintrag<br />
dazu, was mir am Musikmachen so viel<br />
Freude bringt, nachgelesen habe:<br />
»Das tolle [sic] an der Musik ist, dass man<br />
seine eigenen Gefühle hineinbringen<br />
kann. Und das [sic] man andere damit berührt.«<br />
Ich finde, zuzugeben, dass sie mit<br />
Ghostwritern arbeitet, war das Beste, was<br />
Shirin David machen konnte. Sie übernahm<br />
so das Narrativ ihrer eigenen Erzählung,<br />
nahm dem »Diss« seine Schärfe.<br />
Wenn man sich klein macht und Scham<br />
überstülpen lässt von der Gesellschaft,<br />
wird man auch klein und schuldbewusst.<br />
Lasst das nicht mit euch machen! Ownt<br />
euer Narrativ, schämt euch nicht für den<br />
menschlichen Makel, nicht alles zu können,<br />
und lebt euer Leben aufrichtig, gerade<br />
und ohne Scham. Ihr seid genug.<br />
Ownt euer Narrativ, schämt euch nicht<br />
für den menschlichen Makel, nicht alles<br />
zu können, und lebt euer Leben aufrichtig,<br />
gerade und ohne Scham.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
39
<strong>Erfolg</strong><br />
Barbra Streisand<br />
– ein Mythos made in Hollywood<br />
Bereits als Kind träumte sie von<br />
einer Karriere als Schauspielerin,<br />
denn das Kino zog sie schon<br />
früh in ihren Bann: Bereits im<br />
Prolog ihrer jüngst erschienenen<br />
Memoiren stellt Barbra Streisand klar, dass<br />
ihr Herz vollends für die feingeistigen<br />
Künste schlägt; der Trubel um ihre Person<br />
allerdings sei ihr oft unangenehm. Texte in<br />
der Klatschpresse ignoriere sie jedenfalls,<br />
sofern es möglich sei. Ein Zeichen der Zurückhaltung<br />
also? Keinsfalls! Denn die<br />
Ausnahmekünstlerin ist sich der Faszination<br />
um ihre Person ebenso bewusst wie<br />
der Tatsache, dass sie ihre zahlreichen <strong>Erfolg</strong>e<br />
maßgeblich sich selbst zu verdanken<br />
hat. Daher habe sie auch das Schreiben<br />
ihrer Biografie in ihre eigenen Hände genommen,<br />
erklärt sie. Da Fakten ihr am<br />
Herzen lägen, solle auch ihre Lebensgeschichte<br />
so ungeschönt und authentisch<br />
wie möglich sein: »Man sagt, dass <strong>Erfolg</strong><br />
einen Menschen verändert. Doch tatsächlich<br />
macht er dich nur mehr zu der<br />
Person, die du wirklich bist«, erläutert die<br />
Diva ihre Sicht der Dinge.<br />
Heute währt Streisands Karriere bereits<br />
mehr als 50 Jahre – und diese ist selbst für<br />
Hollywood-Standards beindruckend: So<br />
kann sich »die Streisand« zum erlesenen<br />
Kreis der EGOT-Gewinner zählen, also<br />
zu der Gruppe an Künstlern, die im Verlauf<br />
ihres Lebens mit mindestens einem<br />
Emmy, einem Grammy, einem Oscar und<br />
einem Tony geehrt wurden. In Streisands<br />
40<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Fall sind es oft sogar mehrere solcher<br />
Preise. Doch nicht nur diese sondern<br />
auch über 145 Millionen verkaufte Tonträger<br />
zählen bereits jetzt zum Vermächtnis<br />
der Broadway- und Film-<br />
Ikone. Darüber hinaus gilt Streisand als<br />
die einzige Künstlerin, die in jedem Jahrzehnt<br />
der vergangenen 60 Jahre ein<br />
Nummer-Eins-Album in den US-Charts<br />
vorweisen konnte. Als Sängerin bezeichnen<br />
möchte sie sich trotzdem nicht; sie<br />
sei eine Schauspielerin, die auch zu singen<br />
vermöge. Dabei war es gerade ihre<br />
Stimme, die ihr den Weg aus den ärmlichen<br />
Verhältnissen bis in die höchsten<br />
Kreise Hollywoods ebnete.<br />
A Star is born<br />
Barbara Joan Streisand ist erst 13 Jahre<br />
alt, als sie 1955 ihr erstes Demo-Tape<br />
aufnimmt. Mit ihrer Mutter und deren<br />
Lebensgefährten lebt sie damals in einer<br />
Dreizimmerwohnung im New Yorker<br />
»Man sagt, dass <strong>Erfolg</strong><br />
einen Menschen verändert.<br />
Doch tatsächlich<br />
macht er dich nur mehr<br />
zu der Person, die du<br />
wirklich bist.«<br />
– BARBRA STREISAND<br />
Vorort Brooklyn. Den Vater hat die<br />
Tochter jüdischer Eltern nie kennengelernt<br />
– er starb nur wenige Monate nach<br />
ihrer Geburt. Dass ihre Mutter sie mit<br />
dem Umzug aus ihrem Elternhaus überraschte<br />
und sie auch bezüglich der neuen<br />
familiären Situation vor vollendete Tatsachen<br />
stellte, war ein gravierender Einschnitt<br />
für das junge Mädchen, der Streisand<br />
noch bis ins Erwachsenenalter<br />
beschäftigen sollte und gleichzeitig den<br />
Anstoß für eine Ausnahmekarriere gab.<br />
Denn dieser weckt in ihr erstmals den<br />
Wunsch, der Tristesse ihres Alltags zu<br />
entfliehen. So gelingt es Streisand schon<br />
während der Schulzeit, die Weichen für<br />
ihre spätere Bühnenkarriere zu stellen:<br />
Im Schulchor etwa lernt sie den mittlerweile<br />
weltbekannten Neil Diamond kennen,<br />
mit dem sie später das Duett »You<br />
Don’t Bring Me Flowers« aufnehmen<br />
wird und mit dem sie bis heute befreundet<br />
ist. Die Sehnsucht nach Einzigartigkeit<br />
sei es auch gewesen, die sie mit 18<br />
Jahren zu der bekannten Namensänderung<br />
veranlasste berichtet Streisand –<br />
aus »Barbara« wird damals »Barbra«. Zu<br />
dieser Zeit hat es die talentierte, junge<br />
Frau bereits zu einer regionalen Bekanntheit<br />
gebracht, die sowohl auf kleinen<br />
Theaterbühne als auch als Nachtclubsängerin<br />
zu überzeugen weiß. Im<br />
Musical-Genre findet sie mehr und mehr<br />
ihre musikalische Heimat, denn die Verbindung<br />
von Schauspiel und Gesang<br />
fasziniert sie und lässt sie in der Musik<br />
mehr sehen als nur ihren Broterwerb –<br />
sie wird zu ihrer Leidenschaft. 1962 setzt<br />
Streisand ihre Unterschrift unter ihren<br />
ersten Plattenvertrag. Von da an ist es<br />
nur noch eine Frage der Zeit bis es heißt:<br />
»A Star is born« – auf der Leinwand<br />
ebenso wie im Leben.<br />
»Funny Girl« im Rampenlicht<br />
»In dem Augenblick, in dem man sich<br />
endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt<br />
sich die Vorsehung«, heißt es bei<br />
Goethe – und dieser Grundsatz hat sich<br />
für Barbra Streisand schon oft bewahrheitet,<br />
wie sie selbst berichet.<br />
Auch 1964 soll sich ihre Hartnäckigkeit<br />
auszahlen: Damals veröffentlicht sie ihr<br />
Schallplatten-Debüt, »The Barbra Streisand<br />
Album«, und wird auf Anhieb mit<br />
zwei Grammys belohnt – ein Türöffner<br />
für den angehenden Star, der von nun an<br />
aus den Fernseh-Studios und Broadway-<br />
Bühnen nicht mehr wegzudenken ist.<br />
Dass sie dabei nicht dem gängigen Schönheitsideal<br />
ihrer Zeit entspricht, erweist<br />
sich dabei womöglich als Karrierebeschleuniger:<br />
Mit ihrer großen Nase und<br />
ihrem leichten Silberblick ist sie die ideale<br />
Besetzung für Fanny Brice im Musical<br />
Bilder: IMAGO / ZUMA Wire / Everett Collection<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
41
<strong>Erfolg</strong><br />
»Funny Girl« – ihre Paraderolle, die sie<br />
zunächst am Broadway, später auch in der<br />
gleichnamigen Verfilmung spielt und die<br />
ihr 1969 zunächst einen Oscar, dann<br />
einen Special Tony Award als »Schauspielerin<br />
des Jahrzehnts« einbringt. Es ist der<br />
Durchbruch für die Newcomerin, die bereits<br />
jetzt als leicht reizbare und schwierige<br />
Person am Person am Set gilt – ein<br />
Vorurteil, dem Streisand bis heute widerspricht.<br />
»Ich habe einfach die Regeln gebrochen«,<br />
resümiert sie in einem »Focus«-Interview<br />
aus dem Jahr 1997, »aber<br />
ich bin kein Diva-Monster«. Stattdessen<br />
sei es der Ehrgeiz, der sie antreibe, erklärt<br />
sie in ihrer Biografie. Sie habe den Willen,<br />
es den anderen zu zeigen – eine Ambition,<br />
die in den folgenden Jahren offensichtlich<br />
belohnt wird: 1977 jedenfalls<br />
folgt der zweite Oscar für den Song »Evergreen«<br />
im bereits zuvor erwähnten Musicaldrama<br />
»A Star is Born«, noch im gleichen<br />
Jahr wird sie auf dem Hollywood<br />
Walk of Fame mit einem Stern bedacht. In<br />
den darauffolgenden Jahren erreicht die<br />
glanzvolle Karriere des Allround-Talents<br />
ihren vorläufigen Höhepunkt: 1980 veröffentlicht<br />
sie ihr bis dato kommerziell<br />
erfolgreichstes Album »Guilty«, 1983<br />
wird der Film »Yentl« zum Kritiker- und<br />
Publikumsliebling gleichermaßen und<br />
Streisand, die sich als Hauptdarstellerin,<br />
Regisseurin und Produzentin verantwortlich<br />
zeichnet, abermals mit Preisen überhäuft.<br />
In den 90ern allerdings wird es für<br />
kurze Zeit still um die Grande Dame,<br />
doch dann meldet sich Streisand Anfang<br />
der 2000er-Jahre zurück: Diesmal macht<br />
sie vor allem durch Hollywood-Komödien<br />
wie »Meine Frau, ihre Schwiegereltern<br />
und ich« von sich reden.<br />
Zeitlos legendär<br />
Und nicht nur ihr Publikum, auch sie<br />
selbst hat dabei gut lachen, denn in den<br />
fast 60 Jahren im Rampenlicht konnte<br />
Streisand mehr als einmal beweisen, dass<br />
sie zu den Besten ihrer Branche zählt. Mit<br />
ihrem nahezu unbeschreiblichen Talent<br />
und ihren zeitlosen Werken ist sie allerdings<br />
nicht nur zu einer bekannten Größe<br />
des Showgeschäfts aufgestiegen, sondern<br />
»Ich habe einfach die<br />
Regeln gebrochen,<br />
[...] aber ich bin kein<br />
Diva-Monster.«<br />
– BARBRA STREISAND<br />
hat zudem etwas geschafft, das zuvor<br />
kaum jemandem gelungen ist: Sie ist zu<br />
einer wahren Institution der Popkultur<br />
geworden – und das nicht nur als eher<br />
unfreiwillige Namensgeberin des »Streisand-Effekts«,<br />
einem Phänomen, das den<br />
Versuch bezeichnet, Informationen klein<br />
zu halten und sie dabei versehentlich bekannter<br />
zu machen.<br />
Nein, wenn heutzutage auf Barbra Streisand<br />
verwiesen wird – sei es in der Sitcom<br />
»Die Nanny«, in der bekannten Zeichentrickserie<br />
»South Park« oder in dem nach<br />
ihr benannten Song der Band Duck Sauce<br />
– dann ist diese Referenz vor allem als eine<br />
ehrfürchtige Hommage an eine lebende<br />
Legende zu verstehen: Als Standing Ovations<br />
für eine Frau, die es mit Willensstärke<br />
und Durchsetzungsvermögen an die Spitze<br />
des New Hollywood geschafft hat. AS<br />
Bilder: Depositphotos / PopularImages, IMAGO / Everett Collection<br />
42 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
Servicewüste:<br />
»Deutschland entwickelt sich zur<br />
Frustgesellschaft«<br />
Unternehmer und Berater<br />
Christian Zeidler sieht viel<br />
schlechten Service. Das aber<br />
sei eine Chance, sich vom<br />
Wettbewerb abzuheben,<br />
sagt er. Er beobachtet auf seinen vielen Geschäftsreisen,<br />
dass auf diesem Gebiet noch<br />
Luft nach oben ist. »Deutschland entwickelt<br />
sich immer mehr von einer Leistungsgesellschaft<br />
zu einer Frustgesellschaft.<br />
Viele Attribute, die Deutschland<br />
früher ausgezeichnet haben – Freundlichkeit,<br />
Pünktlichkeit, Fleiß und Streben<br />
nach <strong>Erfolg</strong> – sucht man mittlerweile vergebens«,<br />
meint er. Service müsse wieder<br />
in den Fokus gerückt und nicht als Kostenfaktor<br />
gesehen werden. Für den Unternehmensberater<br />
liege die Ursache für<br />
fehlenden Service beim Unternehmen<br />
selbst. »In vielen Unternehmen, die ich<br />
coache, sehe ich, dass die Führungsebene<br />
immer weniger bereit ist, in ihre Mitarbeiter<br />
zu investieren, oder sich auch der<br />
Wichtigkeit der einzelnen Personen nicht<br />
bewusst ist«, sagt er.<br />
Beispiel Hotel: »Die Rezeption ist die Visitenkarte<br />
des Unternehmens. Führungskräfte<br />
neigen oft dazu, zum Teil auch aus<br />
unternehmerisch verständlichen Gründen,<br />
aufgrund Personalmangels Auszubildende<br />
oder neue Mitarbeiter mit wenig<br />
Einarbeitung an die Rezeption zu<br />
stellen. Der Gast hat aber eine ganz klare<br />
Erwartung. Nun kann man sich vorstellen,<br />
dass der Frust des Hotelgastes, aber<br />
auch des Mitarbeiters steigt, wenn man<br />
dem Mitarbeiter gar nicht die Chance geboten<br />
hat, verschiedene Situationen zu<br />
trainieren.« Und diese Momentaufnahme<br />
der nicht erfüllten Kundenerwartung<br />
könne weitreichende Folgen haben, denn<br />
als Unternehmer sollte man nicht unterschätzen,<br />
welche Wirkung zum Beispiel<br />
negative Bewertungen im Internet haben.<br />
Unternehmer müssen sich klarmachen,<br />
dass Produkte und Dienstleistungen<br />
auch von vielen Mitbewerbern<br />
angeboten werden.<br />
Service als Alleinstellungsmerkmal<br />
Wer <strong>Erfolg</strong> haben möchte, muss sich also<br />
ein Alleinstellungsmerkmal schaffen.<br />
Und das kann guter Service sein. »Zunächst<br />
müssen sich alle wieder ins Bewusstsein<br />
rufen: Was ist Service und<br />
warum ist er so elementar wichtig?« Guter<br />
Service schafft eine persönliche Bindung<br />
und kann der Schlüssel zu einer<br />
dauerhaften Kundenbindung sein, die in<br />
Umsatz mündet. »Letztendlich ist es eine<br />
Investition ins Personal«, betont Zeidler.<br />
Die Mühen und Anstrengungen, wie regelmäßige<br />
Meetings, Schulungen und<br />
Feedbackgespräche, dürfe der Unternehmer<br />
nicht scheuen. Die Wertschätzung<br />
jedes einzelnen Mitarbeiters, der täglich<br />
die ausführende Kraft ist, bestehe auch<br />
darin, sich Zeit zu nehmen und Gespräche<br />
über die Entwicklung zu führen.<br />
Mitarbeiter brauchen Lob und Anerkennung.<br />
Und das sei ein Schritt in Richtung<br />
von steigendem Umsatz. Die meisten<br />
Unternehmen hätten sich angeeignet,<br />
nur so hoch zu springen, wie sie müssten.<br />
Das sei verschenktes Geld: »Machen<br />
Sie den Unterschied, gehen Sie die Extrameile!«,<br />
rät Christian Zeidler. (L)<br />
Bild:er Jennifer Ho<br />
»In vielen Unternehmen, die ich coache, sehe ich, dass die<br />
Führungsebene immer weniger bereit ist, in ihre Mitarbeiter<br />
zu investieren, oder sich auch der Wichtigkeit der einzelnen<br />
Personen nicht bewusst ist.«<br />
– Christian Zeidler<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
43
Wissen<br />
Leben im<br />
Hier und Jetzt<br />
Der Fokus auf das eigene Leben zeigt den richtigen Weg auf<br />
AUSZUG AUS DEM BUCH »SHAOLIN SPIRIT – MEISTERE DEIN LEBEN« VON SHI HENG YI<br />
44<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Wissen<br />
»Die meisten Menschen wissen nicht mehr, wie es ihnen geht.<br />
Wie ist es mit dir?«<br />
– Shi Heng Yi<br />
Bilder: Christine Sommerfeldt, Depositphotos / kennytong<br />
Komm auf den Punkt und<br />
hör auf zu philosophieren«,<br />
denken sich meine Schüler,<br />
wenn ich anfange, über<br />
meine Einsichten zu reden.<br />
Einsichten, die für sie noch keinen Sinn<br />
ergeben, da ihnen das Selbsterlebte<br />
fehlt. Doch es ist mir Wunsch und Aufgabe,<br />
meinen Schülern in dieser Welt<br />
eine Perspektive aufzuzeigen, die seit<br />
jeher vorhanden ist, die sie aber allein<br />
nicht erkennen und sich auch nicht erschließen<br />
können. Wenn der Tag<br />
kommt, an dem der eigene Meister in<br />
ihnen erwacht, begreifen sie die Perspektive<br />
und sehen den Reichtum, den<br />
das Leben für sie und uns alle bereithält.<br />
Nämlich dann, wenn die Schleier<br />
vor ihren Augen verschwunden sind,<br />
wenn sie sich selbst so sehen können,<br />
wie sie wirklich sind.<br />
Mein Name ist Shi Heng Yi und meine<br />
Schüler haben recht, ich philosophiere<br />
gern, aber ich bin nicht von Berufs wegen<br />
Autor oder Redner. Dieses Buch, das nun<br />
vor dir liegt, ist aus dem gleichen Wunsch<br />
entstanden, der mich auch als Lehrer inspiriert:<br />
Ich möchte dir eine Perspektive<br />
auf dein Leben eröffnen, die es dir ermöglicht,<br />
dich selbst so zu sehen, wie du wirklich<br />
bist. Fangen wir mit einigen einfachen<br />
Fragen an:<br />
Wo stehst du im Moment mit deinem<br />
Leben?<br />
Wie gut schläfst du derzeit?<br />
Wie ist dein Appetit?<br />
Wie ist deine allgemeine Stimmung der<br />
vergangenen Tage oder Wochen?<br />
Wie fühlt sich deine Partnerbeziehung<br />
im Moment an?<br />
Hast du das Gefühl, du könntest deinen<br />
Job verlieren?<br />
Spürst du Überfluss oder fühlst du<br />
Mangel?<br />
Wie ist es zu all dem gekommen, was<br />
dich und dein Leben in diesem Moment<br />
ausmacht?<br />
Lebst du dein Leben so, wie du selbst es<br />
dir vorstellst, oder so, wie es von dir unausgesprochen<br />
erwartet wird?<br />
Ist das, worein du deine Lebenszeit investierst,<br />
sinnvoll und erfüllt es dich?<br />
Agierst du oder reagierst du in<br />
deinem Job, deiner Familie, deinem<br />
Freundeskreis?<br />
Läufst du auf Autopilot oder sitzt du im<br />
Fahrersitz?<br />
Die meisten Menschen wissen nicht<br />
mehr, wie es ihnen geht. Wie ist es mit<br />
dir? Hast du Antworten auf diese Fragen,<br />
wenigstens auf einige? All das sind<br />
Fragen, mit denen auch ich mich beschäftige.<br />
Also lass uns die Antworten<br />
finden und neue Einsichten gewinnen,<br />
uns selbst neu erkennen und entdecken.<br />
Mögen diese Lehren für alle Wesen von<br />
Nutzen sein. In diesem Leben und in<br />
allen zukünftigen Leben.<br />
Es kommt auf das Jetzt an<br />
In der Regel beginnen wir in der Shaolin-Tradition<br />
jede Art von Kommunikation<br />
mit einer respektvollen Verbeugung,<br />
denn diese Geste erinnert uns<br />
daran, dass die Person, mit der wir gerade<br />
zu tun haben, in diesem Augenblick<br />
mit uns verbunden ist. Es kommt<br />
auf diesen Augenblick an, darauf, in der<br />
Gegenwart zu leben und sich darüber<br />
bewusst zu werden, was hier und jetzt<br />
ist – denn das Jetzt ist der Moment, in<br />
dem Leben passiert, und nur im Jetzt<br />
können Veränderungen stattfinden.<br />
Vielleicht erinnerst du dich gerade an<br />
einen Schmerz in deiner Vergangenheit<br />
und fühlst den Schmerz. Oder du hegst<br />
eine Hoffnung für die nächsten Tage,<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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Wissen<br />
»Wenn du die Harmonie,<br />
die Balance von oben<br />
und unten, innen und<br />
außen, auf und ab wiederherstellen<br />
kannst<br />
und fortan wahrst,<br />
stehst du über dem<br />
Wellengang.«<br />
– Shi Heng Yi<br />
die nächste Woche, das nächste Jahr. Tagein,<br />
tagaus beschäftigen wir uns mit Gedanken<br />
und Gefühlen. Doch wirklich<br />
wahrnehmen können wir sie nur jetzt, in<br />
diesem Moment in der Gegenwart. Jedes<br />
Leben besteht aus Aufsteigen und Absteigen,<br />
Erhöhen und Erniedrigen, Gesundheit<br />
und Krankheit, Aneignen oder Verlieren.<br />
Wo würdest du dich auf der Welle<br />
des Lebens wiedersehen wollen? Im Auftrieb<br />
einer Entwicklung oder im Ausklang<br />
eines <strong>Erfolg</strong>es? Ist dir bewusst, dass<br />
der Aufstieg den Abstieg bedingt, dass<br />
jede Entwicklung ein Ende hat und kein<br />
<strong>Erfolg</strong> ewig bleibt? Unabhängig von Herkunft,<br />
Alter und Vergangenheit ist jeder<br />
Mensch auf Erden dem stetigen Wellengang<br />
des Lebens ausgesetzt. Doch es gibt<br />
einen Weg, mit diesem Auf und Ab<br />
umzugehen.<br />
Wenn du die Harmonie, die Balance von<br />
oben und unten, innen und außen, auf<br />
und ab wiederherstellen kannst und<br />
fortan wahrst, stehst du über dem Wellengang.<br />
Du erkennst, dass es nichts zu<br />
tun gibt. Das scheinbar ewige Auf und<br />
Ab legt sich für dich im Leben, wenn<br />
deine innere Ruhe einkehrt. Diese Ruhe<br />
ist unerschütterlich und verleiht dir eine<br />
Stabilität, auf deren Fundament du etwas<br />
Beständiges aufbauen kannst, unabhängig<br />
davon, wo du dich gerade befindest.<br />
Das Gleichgewicht der scheinbar gegensätzlichen<br />
Kräfte, die Einheit zu erkennen<br />
und auch im Geiste wirklich zu begreifen,<br />
das ist der Weg. Befindest du<br />
dich auf dem Pfad, dann verstehst du,<br />
dass weder Komplimente noch Beleidigungen<br />
dich von deinem Weg abbringen<br />
können, denn es gibt an dir nichts, was<br />
jemand erhöhen oder erniedrigen<br />
könnte. Weil du dich erkannt hast, bist<br />
du unerschütterlich. Diese Gewissheit in<br />
sich zu verankern ist ein Kernelement<br />
der Shaolin-Lehren.<br />
Alle Menschen dieser Erde streben nach<br />
einem glücklichen Leben, das frei ist von<br />
Leid und den Ursachen für Leid. Doch<br />
nur wenige finden es. Dieses Buch bietet<br />
dir Einsichten in die Shaolin-Lehren, die<br />
dein Leben tiefgreifend verbessern können.<br />
Eng damit verbunden sind die Tugenden<br />
in der Kampfkunst, auf die ich in<br />
einem eigenen Kapitel noch zu sprechen<br />
kommen werde. Vielleicht fragst du dich<br />
jetzt, wie Tugendhaftigkeit dein Leben<br />
bereichern kann? Denke an Loyalität. Es<br />
ist dieses wunderbare Gefühl der Sicherheit,<br />
wenn ein anderer Mensch hinter dir<br />
steht, egal was kommt. Das kann der verlässliche<br />
Partner sein, eine Lehrerin, der<br />
du vertraust, ein Chef, eine Chefin, die<br />
auch dann zu dir hält, wenn du kritisiert<br />
wirst oder andere Menschen schlecht<br />
über dich sprechen und dich sogar angreifen.<br />
Erlebte Loyalität gibt dir eine tiefe<br />
Ruhe, weil du die Gewissheit spürst, nicht<br />
allein zu sein. Das gilt auch für deine<br />
Handlungen. Zum Beispiel fordert eine<br />
Vorgesetzte von dir, jemanden aus deinem<br />
Team zu entlassen, weil sie diese<br />
Person nicht schätzt oder mag. In solchen<br />
Momenten die tief in dir verankerte Loyalität<br />
zur Verfügung zu haben, dir selbst<br />
und den anderen Beteiligten gegenüber,<br />
hilft dir, die richtige Entscheidung zu treffen.<br />
Besonders in unsicheren Zeiten, wie<br />
zur Zeit der Pandemie oder eines näher<br />
rückenden Kriegs, zum Beispiel des<br />
Kriegs in der Ukraine, ist es gut, eine<br />
Handvoll loyaler Menschen um sich zu<br />
haben – Freundschaften, deren du dir sicher<br />
bist, egal was passiert, ungeachtet<br />
dessen, ob du Geld hast, ob du erfolgreich<br />
bist oder nicht, ob du gesund oder krank<br />
bist. Unabhängig von allen Umständen<br />
weißt du, dass es diese Menschen gibt, die<br />
immer in deinem Leben sein werden. Warum<br />
ist es so wichtig, etwas so Zuverlässiges<br />
und Treues im Leben zu haben? Es<br />
bedeutet, dass du selbst etwas Beständiges<br />
an dir hast und zugleich eine Stütze, auf<br />
die du dich verlassen kannst. Deshalb ist<br />
eine Tugend wie Loyalität wesentlich. Tugenden<br />
machen dein Leben nicht nur<br />
schöner, wenn sich jemand dir gegenüber<br />
tugendhaft verhält, sondern auch, wenn<br />
du anderen gegenüber Tugenden lebst.<br />
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Wissen<br />
»Shaolin Spirit – Meistere dein Leben«<br />
von Shi Heng Yi<br />
289 Seiten<br />
Erschienen: Oktober 2023<br />
O. W. Barth Verlag<br />
ISBN: 978-3-426-29340-9<br />
Ein Shaolin-Kämpfer übt sich täglich darin,<br />
sich die Tugenden bewusst zu machen,<br />
sein Leben lang. Kannst du dich<br />
daran erinnern, wann du dir zuletzt klargemacht<br />
hast, was die Maximen deines<br />
Handelns sind? Oder was Loyalität, Disziplin,<br />
Vertrauen oder Willensstärke für<br />
dich und dein Leben bedeuten?<br />
Die Tugenden sind ein wichtiger Teil des<br />
Shaolin-Spirits, um den es hier geht und<br />
den ich im Folgenden noch weiter erklären<br />
werde. Mit diesem Buch möchte ich möglichst<br />
vielen Menschen einen Zugang zu<br />
diesem Kulturschatz ermöglichen, der sich<br />
im Laufe der vergangenen 1500 Jahre entwickelt<br />
hat und auch zukünftig weiter entfalten<br />
wird – wie das derzeitig steigende<br />
Interesse an der Shaolin-Praxis zeigt. Je<br />
mehr Menschen über dieses Wissen verfügen,<br />
desto sicherer bleibt es erhalten.<br />
Außerdem ist es so, dass derjenige, der den<br />
Kern des Shaolin-Spirits erkennt und ihm<br />
Ausdruck verleiht, sein eigenes Leben und<br />
das der Menschen in seinem Umfeld bereichert<br />
– und das ist mir sehr wichtig.<br />
dieses Leben erkennen. Eine wirklich ehrliche<br />
Betrachtung von dir selbst und deiner<br />
Situation wird dir zeigen, welche körperlichen<br />
und geistigen Voraussetzungen<br />
du in diesem Moment oder dieser Lebensphase<br />
hast und welche realistischen Möglichkeiten<br />
sich daraus für dich ergeben.<br />
Ruhe, Zeit und Bestimmtheit helfen dir,<br />
deine eigenen inneren Wünsche zu finden<br />
und zu entfalten. Diese Qualitäten lassen<br />
sich nicht von einem Tag auf den anderen<br />
entwickeln und es benötigt Zeit, sie im<br />
Leben fest zu begründen.<br />
Wenn du diese Zeit in dich investierst,<br />
um Stille und Gewissheit in dir zu finden<br />
und so den Zweck deines Lebens zu entdecken,<br />
wird dich das sehr bereichern.<br />
Genauso erfüllend ist es, wenn du wieder<br />
weißt, wofür du jeden Morgen aufstehst,<br />
wo deine Passion und deine Stärken liegen<br />
und was du zum Wohle aller tun<br />
kannst. Auf dem Shaolin-Weg wirst du<br />
mit verschiedenen Übungen Schritt für<br />
Schritt lernen, auf deinen Körper zu hören,<br />
und in einer weiteren Entwicklungsstufe<br />
sogar, mit deinem Körper zu hören.<br />
Du wirst eine große Sensitivität entwickeln<br />
und lernen zu spüren, wenn jemand<br />
beispielsweise einen Schlag (sei es<br />
körperlich oder mental) gegen dich führen<br />
will, selbst bevor er oder sie ihn ausführt,<br />
vielleicht sogar, bevor diese Person<br />
überhaupt daran denkt, es zu tun. So<br />
wirst du in der Lage sein, entsprechend<br />
darauf zu reagieren. Die Besonderheit<br />
der Shaolin-Praktiken liegt in der Kombination<br />
von körperlicher Ertüchtigung<br />
und einer tiefen Stille im Geist. Diese ermöglicht<br />
es dir, eine Qualität in dir zu<br />
entwickeln, die dir tiefgründige Einsichten<br />
in dich selbst, deinen Körper und<br />
auch dein Gegenüber eröffnen kann.<br />
Dazu ist es unausweichlich, ganz unabhängig<br />
von dem, was du bisher schon<br />
gelernt, geübt und getan hast, dich wieder<br />
auf die Schulbank zu setzen, zuzuhören,<br />
zu lernen und zu praktizieren.<br />
Wiederholung gepaart mit tiefer Einsicht<br />
ist die Mutter aller Fähigkeiten, die man<br />
erwerben möchte.<br />
Bilder: Depositphotos / Linusek / garethblackett, Cover: O. W. Barth Verlag<br />
Jeder von euch steht gerade an einer anderen<br />
Stelle seiner Lebensreise und wird<br />
daher die Worte und Erläuterungen in<br />
diesem Buch unterschiedlich verstehen,<br />
andere Lehren und auch andere Rückschlüsse<br />
daraus ziehen. Jeder Mensch ist<br />
so individuell, dass er seinen Weg nur auf<br />
seine persönliche Weise gehen kann. Daher<br />
möchte ich hier auch kein Versprechen<br />
geben, wie es heutzutage in Büchern<br />
vielfach üblich ist. Wie könnte ich ein<br />
Versprechen für alle geben? In den<br />
Kampfkünsten heißt es seit jeher:<br />
Der Meister zeigt den Weg, gehen musst<br />
du ihn selbst.<br />
Auf dem Shaolin-Weg<br />
In diesem Buch findest du hilfreiche Einblicke,<br />
Perspektiven und Praktiken, um<br />
den Weg zu meistern. Es wird für dich<br />
weder ein einfacher noch ein kurzweiliger,<br />
aber auf jeden Fall ein spannender Weg<br />
werden, der dein Leben bereichert. Gelingt<br />
es dir, ein stabiles Fundament zu errichten,<br />
wirst du dein wahres Potenzial für<br />
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Best of Web<br />
BEST OF WEB<br />
Beliebte Artikel auf www.erfolg-magazin.de<br />
Alexander Prinz: Ein »Once in a lifetime«-Moment<br />
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«.<br />
Was war deine Motivation, diesen Berufsweg<br />
einzuschlagen?<br />
Als ich 2<strong>01</strong>2 mit YouTube begann, war Influencer zu sein noch<br />
gar kein Job. Die erste Generation der Influencer hat es zu großen<br />
Teilen nicht geschafft, sich langfristig daraus eine Karriere<br />
aufzubauen – wer weiß, ob viele das damals überhaupt im Sinn<br />
hatten. Damals war es die Faszination, sich kreativ austoben zu<br />
können. Da ich damals auf dem Dorf wohnte, war es ein tolles<br />
Gefühl, so viele Menschen erreichen zu können, sich ausdrücken<br />
zu können. Die erste Überweisung von YouTube kam erst<br />
drei Jahre später – im Jahr 2<strong>01</strong>5. Ich konnte es gar nicht ...<br />
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Bambi: Senta Berger und Peter<br />
Maffay erhalten besondere Ehrung<br />
Picasso: »Femme à la montre«<br />
für 130 Millionen Euro versteigert<br />
Nach einer längeren Pause fand am Donnerstag wieder eine Bambi-Verleihung<br />
in München statt. Besondere Ehrungen gingen an<br />
zwei feste Größen des deutschen Show-Business: Senta Berger<br />
(81) erhielt einen Bambi für ihr Lebenswerk und Peter Maffay (74)<br />
wurde als »Legende« geehrt. Die Schauspielerin und der Sänger<br />
sind seit vielen Jahrzehnten erfolgreich auf Bühne und Leinwand<br />
zu sehen und haben kontinuierlich den Qualitätsstandard der<br />
Unterhaltung oben gehalten. In einem Einspieler konnten die Zuschauer<br />
eine Zusammenfassung der Karriere von ...<br />
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Das Gemälde »Femme à la montre« (Frau mit Armbanduhr)<br />
von Pablo Picasso ist jetzt im Auktionshaus Sotheby’s in New<br />
York für rund 130 Millionen Euro versteigert worden. Wer diese<br />
Summe für dieses Gemälde gezahlt hat, ist nicht bekannt. Das<br />
Bild aus dem Jahr 1932, das sich bislang im Besitz der verstorbenen<br />
New Yorker Kunstmäzenin Emily Fisher Landau befand,<br />
zeigt das Porträt einer jungen Frau namens Marie-Thérèse Walter.<br />
Walter war in diesem Jahr 22 Jahre alt, Picasso war bereits<br />
50. Das junge Alter der Muse und ihre erotische Darstellung ...<br />
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Bilder: Ronny Götter (Bearbeitung: Hatecraft), IMAGO / Bildagentur Monn / Avalon.red<br />
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Entscheidung des ERFOLG <strong>Magazin</strong>s. Die Redaktion sichtet regelmäßig<br />
Profile von Marktteilnehmern und prüft die Personen unter Zuhilfenahme<br />
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Veröffentlichungen, Kundenbewertungen und Dauer der Tätigkeit. Nur<br />
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