Einstellung Die Sängerin und Schauspielerin Lady Gaga ist für ihre einzigartige Persönlichkeit und ihr selbstbewusstes Auftreten bekannt. 32 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung People Pleasing VERHINDERT ERFOLG Warum manche Menschen nicht »Nein« sagen wollen Bild: IMAGO / UPI Photo Manche Menschen können schwer Nein sagen, fühlen sich für alles verantwortlich und wollen es allen recht machen – People Pleaser wollen anderen gefallen. Das hindert sie daran, ihre eiagenen Projekte voranzubringen und erfolgreich zu sein. Welche Ursachen dieses Verhalten hat und wie man als People Pleaser zu sich selbst und zu mehr Lebensqualität finden kann, weiß Diplom-Psychologin und Systemische Therapeutin Dr. Ulrike Bossmann. »Die Ursache für People Pleasing ist eine Mischung aus vielem, sehr zentral ist die eigene Sozialisation«, erklärt die Buchautorin, »Frauen sind tendenziell mehr betroffen als Männer.« Mädchen bekämen beigebracht, dass sie möglichst auf das Wohl der anderen schauen, dass sie lieb, nett und süß aussehen, schon im Sandkasten ihre Buddelförmchen teilen und auf andere Rücksicht nehmen sollen. Mädchen, die durchsetzungsstark auftreten, gelten schnell als Zicke oder als Prinzessin auf der Erbse. Frauen und Männer werden anders wahrgenommen Das zeigt sich auch im Job: »Studien haben gezeigt: Wenn Frauen selbstbewusst und dominant auftreten, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, den Job nicht zu bekommen oder für eine Beförderung nicht in Betracht gezogen zu werden, auch bei gleicher Fachkompetenz gegenüber Männern.« Das sei der Backlash-Effekt – das Verhalten von Frauen und Männern wird unterschiedlich bewertet. Sobald Frauen sich nicht entsprechend ihrer Geschlechterrolle verhalten, müssen sie mit negativen Konsequenzen rechnen. Lächelt eine Frau nicht genug, gilt sie als »unnahbar«, die Kollegin, die die Projektleitung übernommen hat, wird als »herrisch« bezeichnet, weil sie klare Ansagen macht. Deshalb seien Frauen stärker darauf trainiert, zu schauen, wie sie sich gerade verhalten, wie sie sich ausdrücken, wie sie ihre Meinung vertreten, wie sie sich aufopfern und kümmern; und ob dies auf positive Resonanz stößt oder zumindest nicht auf Ablehnung. Sie hätten ihre Antennen feiner eingestellt. Auch Erfahrungen im Laufe der Kindheit spielen eine Rolle. Man könne sich fragen: »Wurde ich in meiner Kindheit für angepasstes Verhalten belohnt? Oder wurde ich bestraft, wenn ich gezeigt habe, wer ich bin? Habe ich mich indirekt verpflichtet gefühlt, die eigenen Bedürfnisse vielleicht auch zurückzustellen, damit es friedlich zu Hause abläuft?« Eine andere Dynamik sei: Ich zeige mich, wie ich bin und werde dafür bestraft. »Eine meiner Klientinnen wollte als Kind Moderatorin werden und hat Dagmar Berghoff von der Tagesschau imitiert. Sie wurde dafür von ihrer Familie wahnsinnig abgewatscht«, erinnert sich die Psychologin. »Es interessiert nicht, was du hier zu erzählen hast« oder: »Leute wie wir kommen nicht ins Fernsehen« seien die Reaktionen der Familie gewesen. Das führe zu Scham. Durch diese Beschämung lerne man, dass man mit seinen Gefühlen, seiner Begeisterung, Interessen und Wünschen falsch liege. »Und weil wir nicht beschämt sein wollen, achten wir besonders stark auf die Reaktionen der anderen. Entweder man verschwindet oder man versucht, alles in Perfektion zu machen, um keiner Kritik ausgesetzt zu sein.« Der Blick auf sich selbst Aber wie kann man sich als Erwachsener davon lösen? »Ein erster Schritt ist zu erkennen: Was mache ich in welcher Situation und welche Folgen hat das? Und diese Folgen sollte man auch deutlich spüren. Wenn ich mich permanent für andere aufopfere, bleibt mir wenig Zeit und Energie für mich selbst und ich bin deshalb ständig gestresst und erschöpft.« Man werde oft weniger respektiert, wenn man seine Meinung nicht äußere. Dadurch sei man weniger streitbar und werde gar nicht erst gefragt. Wichtig sei es, zu spüren, wie das Aufopfern für andere das eigene Vorankommen und den Seelenfrieden kostet. »Es kann schon einen großen Unterschied machen, wenn Menschen verstehen, was es sie kostet. Dann muss man den Vorsatz fassen: Das möchte ich jetzt nicht mehr sein. Ich will freier sein und als der Mensch geschätzt werden, der ich bin. Ich will nicht mehr gefällig sein.« Wenn man deutlich »Nein« sagt, könne das auch einen positiven Effekt haben, nämlich, dass das Gegenüber mit Respekt reagiere, was eine korrigierende Erfahrung sein könne. Weil People Pleasing aus einer Konditionierung resultiert, brauche es eine Bewusstheit für »Wurde ich in meiner Kindheit für angepasstes Verhalten belohnt? Oder wurde ich bestraft, wenn ich gezeigt habe, wer ich bin? [...]« ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2024</strong> . www.erfolg-magazin.de 33