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07.07.2023 kibizz

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Filmfestspiele<br />

Juli 2023 <strong>kibizz</strong><br />

Eine (un)endliche Geschichte?<br />

Von Johannes Riedel (von 2009 bis 2015 im Vorstand des Filmfestvereins)<br />

Die Trennung von Intendantin und Verein zur Unzeit für die<br />

Organisation der 45. Biberacher Filmfestspiele war leise. Die<br />

Vermutung liegt nahe, dass dies so sein sollte. Dafür sprechen<br />

der Zeitpunkt des Versandes der Presseinformation am Freitagnachmittag<br />

vor Pfingsten sowie ihre schwammig-säuselnde<br />

Formulierung. Die Verantwortlichen bestreiten dies zwar,<br />

jedoch schaffte es die Trennung im Medienecho aus dem<br />

Lokalen nicht heraus. Nicht einmal den Kulturredaktionen der<br />

Regionalzeitungen war sie eine Meldung wert. Verlieren die<br />

Festspiele an Bedeutung? Anders als beim letzten Intendanz-<br />

Drama halten sich die Parteien zu den Gründen bedeckt und<br />

treten nicht nach.<br />

Der Filmfestverein war vor 20 Jahren gegründet worden, weil<br />

das Event privat nicht mehr finanzierbar war und explizit auch,<br />

um den Bestand der Festspiele über ihren damals 60-jährigen<br />

Gründer Adrian Kutter hinaus langfristig zu sichern. Unter den<br />

Vereinsmitgliedern gibt es dem Vernehmen nach einige, die<br />

sich Biberacher Filmfestspiele ohne den Namen oder die Familie<br />

Kutter nicht vorstellen können oder wollen. Sie könnten<br />

Nathalie Arnegger das Leben schwer gemacht haben. Zumal<br />

vor acht Jahren die ursprüngliche Trennung von wenigen entscheidungsbefugten<br />

Mitgliedern im Trägerverein und den<br />

zahlreichen Mitgliedern im Förderverein auf Betreiben des<br />

mittlerweile verheirateten Adrian Kutter aufgehoben wurde,<br />

der damit wohl den Weg für seine Ehefrau Helga Reichert zu<br />

seiner Nachfolgerin ebnen wollte.<br />

Immer wieder hatte es zwischen Verein und Intendanz vor<br />

und hinter den Kulissen gewaltig gerumpelt. Das Problem<br />

könnte also immanent sein: Die Möglichkeiten von Ehrenamtlichen,<br />

die die Mammutaufgabe in hunderten Stunden in<br />

ihrer Freizeit stemmen, sind mit den Interessen von mithin<br />

auch mal exaltiert-eigenwilligen Intendanz-Personen schwer<br />

unter einen Hut zu bekommen. Für die Biberacher indes war<br />

die Welt in Ordnung, solange es im Kino neben Filmen und<br />

Diskussionen auch noch ein Selfie mit Dauergast Walter Sittler<br />

gab, man einen Blick auf Senta Berger, Uschi Glas oder Herbert<br />

Grönemeyer erhaschte oder der plaudernden Marianne<br />

Sägebrecht lauschen konnte. All das steht nun auf dem Spiel.<br />

In der aktuell verfahrenen Situation wollen die Filmfestmacher<br />

nun ohne Intendanz liefern: kleiner, familiärer und<br />

charmant. Übersetzt heißt das: Im Kanon der steigenden Zahl<br />

von Filmfestspielen verlieren die Biberacher an Boden. Dies<br />

aufzuhalten, braucht es großes Engagement wie echte künstlerische<br />

Expertise. Vielleicht ließe sich eine Person finden,<br />

die ein Festival andernorts im Frühjahr verantwortet und im<br />

Herbst dann die Biberacher Filmfestspiele – ganzjährig in der<br />

Szene zu geteilten Kosten? Sollte es beim Konstrukt Verein,<br />

Stadt und Intendanz bleiben, geht ohne Verständnis, Respekt<br />

und Empathie aller wohl nichts voran. Dessen müssen sich alle<br />

Beteiligten bewusst sein.<br />

Die Biber-Familie<br />

Foto: Riedel<br />

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