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Mach Et 267: Queer durch Europa

Während sich bei den Rechten für queere Personen in vielen Europas einiges tut, sind sie zeitgleich auch harten Angriffen ausgesetzt. Einige Staaten in Europa machen mit LGBTIQ-feindlichen Gesetzen und Gesetzentwürfen von sich reden. Das zeigt: Kein Fortschritt ist selbstverständlich. Queere Rechte sind Menschenrechte und die müssen jederzeit verteidigt werden.

Während sich bei den Rechten für queere Personen in vielen Europas einiges tut, sind sie zeitgleich auch harten Angriffen ausgesetzt. Einige Staaten in Europa machen mit LGBTIQ-feindlichen Gesetzen und Gesetzentwürfen von sich reden.
Das zeigt: Kein Fortschritt ist selbstverständlich. Queere Rechte sind Menschenrechte und die müssen jederzeit verteidigt werden.

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BUNDESTAG<br />

Selbstbestimmung<br />

statt Transsexuellengesetz!<br />

Von Sven Lehmann, <strong>Queer</strong>-Beauftragter<br />

der Bundesregierung und direkt gewählter<br />

Abgeordneter für den Kölner Süden<br />

Selber über sich und sein Leben zu bestimmen,<br />

das ist eine existenzielle Persönlichkeitsfrage,<br />

das ureigenste Recht<br />

eines jeden Menschen. Trans- und intergeschlechtlichen<br />

sowie nichtbinären<br />

Menschen wird dieses Recht aber<br />

bislang verweigert. Der Grund ist das<br />

entwürdigende Transsexuellengesetz,<br />

das in Deutschland seit über 40 Jahren<br />

in Kraft ist. Es regelt, wie Menschen<br />

ihren Geschlechtseintrag und Vornamen<br />

ändern dürfen.<br />

So mussten sich noch bis 2008 trans*<br />

Menschen scheiden lassen, damit ihr<br />

falscher Geschlechtseintrag korrigiert<br />

werden durfte. Bis 2011 wurden sie gezwungen,<br />

sich sterilisieren zu lassen und<br />

geschlechtsangleichenden Operationen<br />

zu unterziehen. Bis heute müssen sie<br />

noch ein Gerichtsverfahren <strong>durch</strong>laufen<br />

und dabei zwei psychiatrische Gutachten<br />

vorlegen. Mit dieser Fremdbestimmung<br />

machen wir jetzt Schluss.<br />

Welchen Geschlechtseintrag jemand<br />

für sich als richtig ansieht, das darf<br />

keine fremdbestimmte Entscheidung<br />

von Richter*innen, Mediziner*innen und<br />

Psychiater*innen sein. Deshalb will die<br />

Bundesregierung das entwürdigende<br />

Transsexuellengesetz abschaffen und<br />

<strong>durch</strong> ein Selbstbestimmungsgesetz<br />

ersetzen. Der Gesetzentwurf liegt jetzt<br />

vor.<br />

So wollen wir es künftig ermöglichen,<br />

den Personenstand und Vornamen<br />

<strong>durch</strong> eine einfache Selbstauskunft<br />

beim Standesamt zu ändern. Das Selbstbestimmungsgesetz<br />

würde trans- und<br />

intergeschlechtliche sowie nichtbinäre<br />

Menschen endlich in ihren Grundrechten<br />

auf freie Entfaltung der Persönlichkeit,<br />

Achtung der Privatsphäre und<br />

Schutz vor Diskriminierung stärken. Das<br />

ist längst überfällig und viele Länder<br />

weltweit zeigen uns bereits, wie es geht.<br />

In meiner Stellungnahme als <strong>Queer</strong>-<br />

Beauftragter der Bundesregierung habe<br />

Bunt und laut: Unsere Gruppe beim CSD im vergangenen Jahr<br />

ich einige Nachbesserungen vorgeschlagen.<br />

Die Wartezeit von drei Monaten bis<br />

eine Erklärung zur Änderung des Geschlechtseintrags<br />

oder der Vornamen<br />

wirksam wird, ist zu lang und sollte gestrichen<br />

oder verkürzt werden. Wie das<br />

Transsexuellengesetz sieht der Entwurf<br />

auch noch zu viele Ausnahmen im Offenbarungsverbot<br />

vor, etwa für ehemalige<br />

Partner*innen. Zudem ist der Verweis<br />

auf die Gültigkeit des Hausrechts im Gesetz<br />

unnötig. Denn in der Begründung<br />

wird ausgeführt, dass sich an den Regeln<br />

zum Hausrecht und seiner Begrenzung<br />

etwa <strong>durch</strong> den Diskriminierungsschutz<br />

aufgrund des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes<br />

(AGG) nichts ändert.<br />

Der Verweis auf das Hausrecht im Gesetz<br />

löst bei einigen Menschen stattdessen<br />

Ängste vor neuen Ausschlüssen<br />

aus, gerade angesichts transfeindlicher<br />

Entwicklungen überall auf der Welt.<br />

Ich werde mich daher weiter dafür einsetzen,<br />

dass die Anliegen der Community<br />

in der Bundesregierung und im<br />

Bundestag Gehör und im weiteren Prozess<br />

der Gesetzgebung Berücksichtigung<br />

finden.<br />

Gemeinsam werden wir dafür sorgen,<br />

dass das Selbstbestimmungsgesetz das<br />

Leben von trans- und intergeschlechtlichen<br />

sowie nichtbinären Menschen<br />

spürbar verbessert und die Anerkennung<br />

von geschlechtlicher Vielfalt stärkt.<br />

Foto: Nils Leon Brauer<br />

6<br />

MACH ET • NR. <strong>267</strong> • JULI 2023

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