09.07.2023 Aufrufe

XtraBlatt Ausgabe 01-2023

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schon beim Rückwärtssetzen<br />

des<br />

Gespanns erhält<br />

eine Seite des Stalls<br />

die Grasration, die<br />

zweite Seite folgt beim<br />

Hinausfahren.<br />

Die wirtschaftlichen<br />

Vorteile der<br />

Frischgrasfütterung<br />

liegen auf<br />

der Hand.<br />

André Albring,<br />

Landwirt<br />

2022 lief auf dem<br />

Betrieb Albring ein<br />

Vorserien-Modell<br />

des Mähwerks<br />

mit Schnecke als<br />

Querförderer.<br />

„Wenn ich Frischgras füttern will, kann ich<br />

keinen Zetter gebrauchen, und bezüglich der<br />

Futtersauberkeit liegt die Messlatte für mich ebenfalls<br />

sehr hoch, deshalb der Wunsch nach einer<br />

Schnecke. Aber auch hier war Krone sehr flexibel<br />

und hat mir kurzerhand ein Vorserien-Modell<br />

zur Verfügung gestellt. So wurde unsere Erntemethode<br />

für beide Seiten zur Win-Win-Situation“,<br />

fügt der Landwirt zufrieden hinzu.<br />

Treppen-Schnitt<br />

Beim Thema Futterqualität im Zuge der Frischgrasernte<br />

bringt André Albring die Schnitttiefe<br />

ins Gespräch. 8 cm sind für ihn die absolute<br />

Untergrenze, besser seien 10 cm. Grund dafür ist<br />

einerseits die Futterqualität – sprich ein geringeres<br />

Risiko der Verschmutzung – und andererseits<br />

startet das Gras schneller wieder durch. Was die<br />

Halmlänge angeht, strebt er nach Möglichkeit<br />

14–15 cm an, maximal jedoch 22 cm. In dieser<br />

Länge ist die Futteraufnahme seiner Erfahrung<br />

nach am besten. Wird das Gras unbeabsichtigt<br />

doch mal länger, verwertet er es lieber als Silage.<br />

Als echte Herausforderung im Schnittturnus<br />

stellen sich in Ihorst die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten<br />

dar, denn von Mooruntergrund<br />

über anmoorigen Sand bis hin zu Sand und<br />

kleinere Teilflächen mit „schwererem“ Boden ist<br />

alles vertreten. „Wenn alle Voraussetzungen passen,<br />

wächst das Gras so kontinuierlich nach, dass<br />

die täglich gemähten Abschnitte sich optisch<br />

wie eine Treppe darstellen und wir nach etwa<br />

20 Tagen wieder die gleichen Streifen mähen<br />

können“, schildert er den Optimalzustand. Ähnlich<br />

„kleinteilig“ muss dabei übrigens auch die<br />

Düngung erfolgen. Die Gülle wird mit einer eigenen<br />

Anlage separiert und die feste Phase teilweise<br />

als Einstreu genutzt, während die flüssige Phase<br />

mit eigenem Fass und Schleppschuhgestänge<br />

passend zum Schnittturnus auf dem Grünland<br />

verteilt wird.<br />

Und wie passt die Frischgrasernte insgesamt in<br />

die Grünlandbewirtschaftung? Schließlich ist<br />

Grassilage unverändert ein wichtiger Bestandteil<br />

der Futterration. Dazu ein Blick auf einige Kennzahlen<br />

des Betriebes: Insgesamt bewirtschaftet das<br />

Ehepaar Albring rund 230 ha, davon sind 50 ha<br />

Acker, die überwiegend mit Mais bestellt werden.<br />

Von den 180 ha Grünland können 25 ha aufgrund<br />

des moorigen Untergrundes nur extensiv genutzt<br />

werden, was bei Albrings auf einen Schnitt für<br />

Kälberheu sowie einen zweiten Schnitt für Silage<br />

oder Frischverfütterung hinausläuft. Von den<br />

übrigen 155 ha Grünland nutzt der Landwirt im<br />

Frühjahr rund 35 ha für die Frischgrasernte, den<br />

„Rest“ dann beim ersten und zweiten Schnitt für<br />

Silage.<br />

Zum Sommer hin steigt der Flächenanteil des<br />

Frischgrases deutlich, wobei die Niederschlagsmengen<br />

eine wichtige Rolle spielen. Mehr<br />

Probleme bereitet zu viel Wasser, denn dadurch<br />

leidet nicht nur die Befahrbarkeit der Flächen,<br />

sondern ebenso die Futterqualität. Bleiben die<br />

Niederschläge jedoch zu lange aus wie im Sommer<br />

2022, kann es vorkommen, dass gar kein frisches<br />

Gras verfüttert werden kann. „Das ist dann zwar<br />

schade, aber in der Regel kein Beinbruch. Denn<br />

beim Grundfutter sorgen wir nach Möglichkeit<br />

dafür, immer für mindestens 1,5 Jahre genügend<br />

Vorrat zu haben – Engpässe können somit gut<br />

aufgefangen werden“, erläutert André Albring.<br />

Wer aufgepasst hat und sich fragt, wie man<br />

480 Kühe plus Nachzucht, also in Summe 900 Tiere,<br />

von 230 ha satt bekommt und in Leistung hält:<br />

Albrings kaufen jedes Jahr von anderen Landwirten<br />

in der Region Mais hinzu. Im Gegenzug<br />

nehmen die Landwirte die Gülle ab. Darüber<br />

hinaus kann Familie Albring Grünlandflächen<br />

im 3. und 4. Schnitt bei Kollegen nutzen, die selbst<br />

dieses Futter nicht mehr gewinnen möchten. „Für<br />

Silage lohnt sich das oft nicht immer, aber für<br />

die Frischgrasfütterung geht es noch recht gut“,<br />

beschreibt der Landwirt die Situation. Ein Vorteil<br />

des späten Schnittes liegt seines Erachtens darin,<br />

dass die Flächen nicht mit zu langem Gras in den<br />

Winter gehen. Gut gepflegt könne die Grasnarbe<br />

im Frühjahr besser wieder durchstarten, so seine<br />

Erfahrung.<br />

Frischgras ersetzt Soja<br />

Stichwort Erfahrung: Monique und André Albring<br />

stammen aus den Niederlanden und fanden im<br />

Jahr 2000 als „weichende Hoferben“ im Westersteder<br />

Ortsteil Ihorst ihre neue Perspektive als<br />

Landwirte. „Mein Bruder bewirtschaftet den<br />

elterlichen Betrieb in der Nähe von Stadskanaal<br />

in der Provinz Drenthe und setzt schon länger<br />

auf die Frischgrasfütterung – genauso wie viele<br />

andere Landwirte in den Niederlanden. Auch die<br />

dortigen Beratungsinstitutionen sind mit dieser<br />

Methode gut vertraut und können die Landwirte<br />

fachlich gut unterstützen. Das ist in Deutschland<br />

nach meiner Erfahrung leider anders, was ich<br />

schade finde, denn die wirtschaftlichen Vorteile<br />

der Frischgrasfütterung liegen auf der Hand“,<br />

meint er – und schlägt damit den inhaltlichen<br />

Bogen wieder zu den eingangs genannten drei<br />

Vorteilen, genauer gesagt zur Rationsgestaltung. <br />

<br />

Die Gesamtwuchshöhe<br />

des Grases liegt für die<br />

Frischgrasfütterung<br />

optimalerweise bei<br />

22–25 cm, maximal<br />

jedoch bei 30 cm,<br />

findet André Albring.<br />

Die Stoppellänge<br />

sollte zwischen 8 cm<br />

und 10 cm liegen, um<br />

Futterverschmutzungen<br />

zu vermeiden.<br />

48 1|<strong>2023</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2023</strong><br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!