AYCON Spezial Edition - 2 erfahrene Haudegen im Gespräch
AYCON Spezial Edition - 2 erfahrene Haudegen im Gespräch Ulvi I. AYDIN & Peter Buchenau - 2 erfahrene Haudegen - Spezialisten - Experten im Gespräch
AYCON Spezial Edition - 2 erfahrene Haudegen im Gespräch
Ulvi I. AYDIN & Peter Buchenau - 2 erfahrene Haudegen - Spezialisten - Experten im Gespräch
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<strong>Spezial</strong>-<strong>Edition</strong><br />
Zwei <strong>erfahrene</strong> <strong>Haudegen</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong><br />
www.aycon.biz<br />
PREMIUM EXECUTIVE<br />
MANAGEMENT CONSULTING<br />
& INTERIM MANAGEMENT
Foto: © S<strong>im</strong>on Doser<br />
!<strong>AYCON</strong> <strong>Edition</strong><br />
Eine Publikation von:<br />
!<strong>AYCON</strong> | Ulvi I. AYDIN | www.aycon.biz
Ausprobieren, hinfallen,<br />
aufstehen, weitermachen!<br />
Seniorität ist keine Auszeichnung, die man sich mit ein paar grauen Haaren und<br />
einem schicken Titel erkauft. Nein, Seniorität wird durch Jahre harter Arbeit,<br />
unzählige Schlachten und die Fähigkeit erlangt, selbst in den stürmischsten Gewässern<br />
zu navigieren. Seniorität bedeutet nicht nur, den Takt vorzugeben – sondern<br />
auch, den richtigen Rhythmus zu finden, um Unternehmen zum Erfolg zu<br />
führen.<br />
Peter Buchenau und ich wurden schon mit den härtesten Management-<br />
Heraus forderungen konfrontiert, die Sie sich vorstellen können. Wir mussten<br />
harte, schmerzhafte Entscheidungen treffen – oftmals mit einer sehr geringen<br />
Informationslage. Aber wir haben <strong>im</strong>mer die Flucht nach vorn angetreten und Verantwortung<br />
übernommen.<br />
So haben wir gelernt, unter Hochdruck zu denken, Blitzentscheidungen zu<br />
treffen und gleichzeitig den Überblick zu behalten. Wir haben unzählige Feuerproben<br />
überstanden – und unsere persönlichen Fähigkeiten dadurch kontinuierlich<br />
weiterentwickelt.<br />
In dem folgenden <strong>Gespräch</strong> wird deutlich: Der Weg zur Seniorität ist ein langer<br />
Marsch mit Höhen und Tiefen. Wer zum <strong>erfahrene</strong>n <strong>Haudegen</strong> werden möchte,<br />
sollte also jetzt seiner Leadership-Stiefel anziehen – und bereit sein, sich selbst<br />
zu überwinden und die Extra-Meile zu gehen!<br />
Eine lehrreiche Lektüre für alle, die zu wahren Leadern auf<br />
Senior-Level werden möchten!<br />
Foto: © Udo Mittelberger<br />
Foto: © Benedikt Roth
Über Ulvi I. AYDIN<br />
Ulvi AYDIN (Jahrgang 1960) ist preisgekrönter Executive<br />
Inter<strong>im</strong> Manager, Unternehmens- und Unternehmer-<br />
Entwickler, Beirat, XING-Insider und Buchautor. Als international<br />
agierender Inter<strong>im</strong>-CEO und -CSO unterstützt er<br />
mittelständische Unternehmen und Konzerne bei Markenund<br />
Marktentwicklung, Neupositionierung, Restrukturierung<br />
und Vertriebsexzellenz.<br />
AYDIN ist Mitglied <strong>im</strong> IBWF – Institut & Beraternetzwerk<br />
qualifizierter Unternehmensberater, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer,<br />
Rechtsanwälte und Notare für den Mittelstand.<br />
Ebenso ist AYDIN Mitglied <strong>im</strong> Berufsfachverband<br />
„Die KMU Berater-Bundesverband freier Berater e.V.“<br />
Ulvi AYDIN ist zertifizierter BAFA-Berater.<br />
Über seine Erfahrungen als Inter<strong>im</strong> Manager schreibt<br />
er in diversen Wirtschaftsmedien (Wirtschaftswoche,<br />
Springer Professional, Transformations-Magazin,<br />
Controller Magazin etc.).<br />
Mehr Infos: www.aycon.biz<br />
„The title I'm<br />
proud of most?<br />
Easy!<br />
“<br />
‚Dad‘.<br />
Qualifizierter Aufsichtsrat<br />
www.aycon.biz<br />
Kontakt<br />
www.aycon.biz<br />
+49 (172) 89 399 30<br />
ulvi.aydin@aycon.biz<br />
Klare Ansagen und hilfreiche Tipps
Über Peter Buchenau<br />
Peter Buchenau, „Mr. Chefsache“ und Ex perte für den privaten<br />
und beruflichen Neu anfang <strong>im</strong> deutsch sprach igen Raum,<br />
ist ein Mann von der Praxis für die Praxis. Er gibt Tipps vom<br />
Profi für den Profi - unab hängig ob Selbstständiger, Freiberufler<br />
oder Angestellter. Im Jahr 2021 wurde er zum besten Redner<br />
Deutschlands in der Kategorie Vertrieb und Marketing gewählt<br />
und mit dem Red Fox Award ausgezeichnet.<br />
Früher war er selbst Manager und Gesch äfts führer in namhaften<br />
Unter neh men wie Ciba-Geigy, MANOR, Unisys oder<br />
eibe. Heute ist er Fach- und Führ ungs kräfte kün stler (Trainer,<br />
Berater, Coach, Redner), mehr facher Autor und Heraus geber,<br />
Co me di an und Dozent an zwei Hoch sch ulen. Außerdem hilft er<br />
als Autoren-Scout Autoren, oder solchen, die es werden möchten,<br />
bei namhaften Verlagen unterzukommen. Peter Buchenau<br />
macht heute, was sein Herz ihm sagt.<br />
„Meine Worte klingen manchmal hart, oft gnadenlos direkt, ist<br />
aber <strong>im</strong>mer von Herzen gemeint. Die Wortmeldungen der Zuhörer<br />
meiner kabarettistischen Vorträge be kun den Begeisterung<br />
für ein Thema, über das eigentlich keiner reden will.<br />
Ich rüttele wach, kläre auf und gebe Men schen neue Impulse,<br />
die ihr Leben nach hal tig verändern können. Ein ernstes Thema<br />
mit Tiefgang und Humor vermittelt; unter haltsam, ja fast spielerisch<br />
und vor allem sensibel.<br />
Da ich selbst als Inter<strong>im</strong> Executive, vorzugsweise <strong>im</strong> strategischen<br />
Vertrieb, <strong>im</strong> Einsatz bin, weiß ich wovon ich rede. Ich<br />
spreche für Sie von der Praxis für die Praxis.“<br />
„Vom Profi<br />
“<br />
für<br />
Profis!<br />
Mehr Infos: www.peterbuchenau.de<br />
Kontakt<br />
www.peterbuchenau.de<br />
+49 (174) 30 031 88<br />
anfrage@peterbuchenau.de<br />
Ihr Mentor für Zukunft, Neuanfang & Veränderung
„Alter ist keine Strafe – und<br />
Jugend kein Privileg“<br />
Seniority in der Arbeitswelt<br />
Erfahrung ist die Summe der gemachten<br />
Fehler. Oder nicht? Ein Inter<strong>im</strong> Manager,<br />
Jahrgang 1960, und ein Ex-Manager und<br />
Comedian, Jahrgang 1962, über Erfahrung,<br />
Lernen und Seniorität bei der Arbeit.<br />
Wie lange seid ihr beide schon in<br />
der Arbeitswelt?<br />
PETER BUCHENAU:<br />
Ich bin eigentlich schon seit dem zweiten Tag<br />
nach der Geburt am Arbeiten, denn das Leben<br />
gibt einem <strong>im</strong>mer etwas zu tun. Aber es geht ja<br />
um bezahlte Arbeit. Meinen ersten Job hatte<br />
ich mit 17, ich bin nun also 46 Jahre lang in der<br />
Arbeitswelt unterwegs.<br />
ULVI AYDIN:<br />
Ich faktisch 40 Jahre, davon 18 Jahre als Inter<strong>im</strong><br />
Manager. In meinen Jahren als Festangestellter<br />
war ich in sechs verschiedenen Unternehmen<br />
tätig. Als Inter<strong>im</strong> Manager habe ich schon<br />
über 20 Mandate gehabt. Manchmal muss ich<br />
in meine eigene Vita hineinschauen, um wieder<br />
zu sehen, wann ich bei welchem Unternehmen<br />
<strong>im</strong> Mandat war. Was mir als junge Führungskraft<br />
<strong>im</strong>mer geholfen hat: alte <strong>Haudegen</strong>, von<br />
denen ich etwas lernen konnte – und die mir<br />
viel Verantwortung in den Schoß gelegt haben.<br />
PETER:<br />
Das kann ich nur bestätigen, wenn ich meine<br />
Stationen Revue passieren lasse. Ich habe<br />
damals eine duale Ausbildung gemacht: als<br />
Energieanlagenelektroniker be<strong>im</strong> heutigen<br />
Novartis in der Schweiz. Da musste ich zunächst<br />
alle Handwerksbetriebe des Unternehmens<br />
durchlaufen. Bevor ich das erste Mal<br />
ein Kabel in der Hand hatte, waren zwei Jahre<br />
vergangen. Ich habe das Mauern gelernt, das<br />
Streichen, Feilen, Schrauben, Werkstatt aufräumen,<br />
Putzen, Bohren, Hämmern – ich bin<br />
durch alle Handwerksberufe durchgegangen.<br />
Es hieß: Wenn du in diesem Bereich arbeiten<br />
möchtest, solltest du von allen Bereichen ein<br />
wenig Ahnung haben. Für mich war das eine<br />
sensationelle Ausbildung, weil sie so fordernd<br />
und vielseitig war.<br />
Was habt ihr von euren<br />
Mentoren gelernt?<br />
PETER:<br />
Unter anderem Ordnung und Sauberkeit am<br />
Arbeitsplatz – und zwar vom ersten Tag an.<br />
Wer am Freitagnachmittag die Werkstatt
nicht geputzt hatte, musste so lange am Platz<br />
bleiben, bis alles sauber und ordentlich war.<br />
Also habe ich versucht, schon während der<br />
Woche einigermaßen strukturiert und sauber<br />
zu arbeiten, damit es freitags nicht so viel zu<br />
tun gab und ich rechtzeitig ins Wochenende<br />
gehen konnte.<br />
ULVI:<br />
Von einem Mentor habe ich besonders viel gelernt.<br />
Das war nach der Ausbildung und der<br />
Uni, ich habe <strong>im</strong> Vertrieb gearbeitet und war<br />
für UK verantwortlich – wo ich hinfahren und<br />
mich mit Kunden treffen sollte. Nach fünf Tagen<br />
bin ich zurückgekehrt und mein Vorgesetzter<br />
und Mentor fragte mich: „Haben Sie alles<br />
geschafft?“. „Nein“, antwortete ich, „nur zwei<br />
Drittel“ Daraufhin entgegnete mein Mentor:<br />
„Und warum sind Sie dann hier?“ Das hatte gesessen.<br />
Von diesem Tag an lernte ich schmerzhaft:<br />
Don’t stop when you’re tired – stop when<br />
you’re done! Das war auch der Moment, an<br />
dem ich mein typisches Arbeitnehmerdenken<br />
Foto: © Udo Mittelberger<br />
über Bord warf – und <strong>im</strong>mer unternehmerischer<br />
dachte und handelte. Dieser und weitere<br />
Mentoren waren seniorige Macher, Vaterfiguren,<br />
People Mover, ohne die ich nicht der<br />
Mensch wäre, der ich heute bin. Und da ich<br />
an den Generationenpakt glaube, gebe auch<br />
ich als Mentor jungen Unternehmerinnen und<br />
Unternehmern mein Erfahrungswissen weiter.<br />
Wann fing das an, dass auch ihr<br />
als Mentoren wahrgenommen<br />
wurdet und jüngere Menschen<br />
unter eure Fittiche nahmt?<br />
PETER:<br />
Schon während meiner Ausbildung, also sehr<br />
früh. Ab dem zweiten Lehrjahr hatte ich die<br />
Verantwortung, den nachrückenden Lehrlingen<br />
mein erlerntes Wissen weiterzugeben.<br />
Das war von einem Nehmen – vom Mentor,<br />
der mich <strong>im</strong> ersten Jahr begleitet hat – hin<br />
zu einem Geben an die nächste Generation.<br />
Als Mentor stelle ich einer Person ein Büfett<br />
unterschiedlicher Erfahrungen zur Verfügung.<br />
Es liegt aber an der Person selbst,<br />
das zu nehmen, was sie weiterbringt. Meine<br />
eigenen Mentoren waren graue Eminenzen<br />
<strong>im</strong> Unternehmen. Vom Management-<br />
Stil vielleicht etwas veraltet – aber sie wussten<br />
ganz genau, was in der Firma wie läuft.<br />
Und so jemanden als Mentor zu haben, ist ein<br />
Geschenk, weil du dir extrem viel Wissen aneignen<br />
kannst – du musst dich nur am Büffet<br />
bedienen.<br />
ULVI:<br />
Es gibt sie, diese Sensei, diese Lehrer, diese<br />
„Mister Miyagis“. Eigentlich bräuchte jeder<br />
einen „Mister Miyagi“. Und wer so jemanden<br />
trifft, dem eröffnen sich ganz neue Horizonte.<br />
Denn gute Manager wollen die Leute um sich<br />
herum besser machen.<br />
PETER:<br />
Absolut. Aber auch das muss man erst einmal<br />
lernen. Dazu fällt mir eine kleine Anekdote<br />
ein: 1997 war ich als junger Manager verantwortlich<br />
für die Schweiz und Osteuropa. Ich<br />
war Nummer Zwei in der Hierarchie, was die<br />
Gesamt verantwortung in Europa angeht. Mein<br />
Counterpart in Deutschland war für Deutschland<br />
und Benelux zuständig. Und weil der
Gesamt verantwortliche bald in Rente gehen<br />
sollte, stellte sich für das Unternehmen die Frage:<br />
Wer wird Nachfolger? Für meinen Kollegen<br />
in Deutschland und mich war klar: Einer von uns<br />
beiden wird’s, denn wir hatten <strong>im</strong>mer die besten<br />
Zahlen. Also teilten wir schon mal gedanklich<br />
Europa unter uns auf und machten ab: Wenn<br />
es einer von uns wird, wird der andere Vize.<br />
Am Tag der Entscheidung wurde es dann aber<br />
Jorge aus Portugal. Wir waren fassungslos.<br />
Bei einem Meeting <strong>im</strong> Headquarter stellte<br />
mir Jorge dann eine Frage: „Wann bist du<br />
als Manager erfolgreich?“ In meinem jugendlichen<br />
Eifer antwortete ich: „Wenn die Zahlen<br />
st<strong>im</strong>men.“ Daraufhin schickte er mich raus.<br />
Ich sollte nachdenken und am nächsten Tag<br />
wiederkommen. Gesagt, getan. Am nächsten<br />
Tag lautete meine Antwort: „Na klar, wir sind<br />
ein Aktienunternehmen. Also bin ich ein guter<br />
Manager, wenn die Aktionäre glücklich sind.“<br />
Daraufhin Jorge erneut: „Geh raus und komme<br />
morgen wieder“. Und dann hatte ich eine unruhige<br />
Nacht. „Was will der von mir?“, zerbrach<br />
ich mir den Kopf.<br />
„<br />
Wann bist<br />
du als Manager<br />
erfolgreich?<br />
“<br />
Am nächsten Tag ging ich wieder zu Jorge<br />
und streckte die Waffen: „Bitte sag es mir:<br />
Was macht aus deiner Sicht eine gute Führungskraft<br />
aus?“ Jorge antwortete: „Du bist als<br />
Führungskraft dann erfolgreich, wenn jeder in<br />
deinem Team erfolgreich ist. Arbeite stets für<br />
den Erfolg deiner Mitarbeiter – und nie allein<br />
für deinen eigenen Erfolg. Denn machst du alle<br />
Mitarbeiter erfolgreich, dann bist du es auch.“<br />
Dieser Satz begleitet mich seit 1997.<br />
Foto: © Udo Mittelberger
ULVI:<br />
Sehr schön! Jede Kette ist nur so stark wie ihr<br />
schwächstes Glied. Eine gute Führungskraft<br />
muss auch Erfahrung haben. Und die Definition<br />
von Erfahrung ist die Summe der gemachten<br />
Fehler. Denn: Von den Dingen, die nicht<br />
funktioniert haben, lernt man am meisten.<br />
Auch ist es die Aufgabe einer Führungskraft,<br />
die Rohdiamanten <strong>im</strong> Unternehmen zu erkennen.<br />
Also Menschen, in denen großes Potenzial<br />
schlummert. Ich führe manchmal Bootcamps<br />
mit Mitarbeitenden durch, in denen<br />
ich sie unter enorme Arbeitsbelastung stelle.<br />
Hier kristallisieren sich die wahren Helden der<br />
Arbeit heraus. Aber auch die Dinge, an denen<br />
die Menschen noch arbeiten müssen und sich<br />
weiterbilden können.<br />
PETER:<br />
Um Menschen weiterzuentwickeln, habe ich<br />
die sogenannte „Performer-Methode“ entwickelt.<br />
Jeder Buchstabe steht für eine Stufe <strong>im</strong><br />
Entwicklungsschritt zu mehr Performance. Das<br />
P steht für Purpose: Wenn du keine klaren Ziele<br />
hast, kannst du dich nicht weiterentwickeln.<br />
E steht für Empowerment, R für Relationship<br />
usw. Das hilft den Menschen, zu visualisieren:<br />
Wo kann ich mich weiterentwickeln?<br />
Kann Seniorität auch für<br />
innovative Ideen und neue<br />
Ansätze hilfreich sein?<br />
ULVI:<br />
Ja, natürlich! Ray Kroc war 54 Jahre alt, als er<br />
das Potenzial in den McDonalds-Brüdern erkannt<br />
hat. Colonel Sanders war 62 Jahre alt,<br />
als er Kentucky Fried Chicken gründete. Seniorität<br />
ist nicht allein eine Frage des Alters,<br />
sondern eine Frage des Unternehmergeistes,<br />
der Neugierde und des Mutes. Einer Organisation<br />
ohne <strong>erfahrene</strong> Menschen fehlt etwas.<br />
Genauso, wie einer Organisation ohne junge,<br />
un<strong>erfahrene</strong> Menschen.<br />
PETER:<br />
Leidenschaft muss dabei sein. Wer für etwas<br />
brennt, schafft Großes – und hat keine klassischen<br />
Arbeitszeiten von 8 bis 17 Uhr. Dann ist<br />
Foto: © Benedikt Roth
Arbeit ein selbstverständlicher Teil des Lebens.<br />
Und dann sprudeln die Ideen auch außerhalb<br />
dieser Zeiten, denn: Wer für etwas brennt, für<br />
den fühlt es sich nicht nach Arbeit an, sondern<br />
nach Leben!<br />
Eine kleine Provokation:<br />
Alte weise Männer vs. junge,<br />
diverse Talente – wer hat die<br />
frischeren Perspektiven?<br />
ULVI:<br />
Der Satz ist falsch. Es ist nicht „vs.“, sondern<br />
„und“. Alter ist keine Strafe und Jugend kein<br />
Privileg.<br />
Lernt ihr noch Dinge von<br />
jüngeren Menschen in eurem<br />
(Business-)Umfeld?<br />
PETER:<br />
Lernen hört nie auf. Du kannst jederzeit von<br />
anderen, auch jüngeren Menschen lernen. Du<br />
musst nur die Augen offen halten und dies erkennen.<br />
Für mich als Comedian kann ich auch<br />
draußen auf der Straße enorm viel lernen:<br />
Jede Aktivität, jeder Wurststand, jede Eisdiele,<br />
jedes Café, jede Straßenbahn ist ein Lern-Pool<br />
für sich.<br />
ULVI:<br />
Das sehe ich auch so. Bist du ein neugieriger<br />
Mensch, kannst du <strong>im</strong>mer lernen. Wenn du<br />
Lust hast, Neues auszuprobieren, lernst du<br />
dazu – egal, wie alt du bist. In meinem Marketingteam<br />
habe ich viele junge Leute um mich<br />
herum geschart, von denen ich erwarte, mich<br />
ohne Samthandschuhe anzufassen und <strong>im</strong>mer<br />
klar und direkt mit mir zu sein. Und von meinem<br />
Team lerne ich ständig Neues dazu. Von<br />
meinen Kindern ganz zu schweigen.<br />
Ihr erkennt aufgrund eurer Erfahrung<br />
Muster, die sich <strong>im</strong>mer wieder<br />
in Unternehmen abspielen.<br />
Gab es Situationen, in denen eure<br />
Erfahrung bei der Mustererkennung<br />
euch dazu verleitet hat,<br />
falsche Annahmen zu treffen?<br />
ULVI:<br />
Ja. Ich irre mich oft. 7 von 10 Personalentscheidungen,<br />
die ich treffe, sind richtig, 3 sind<br />
es nicht. Ich ertappe mich auch <strong>im</strong>mer wieder<br />
bei Vorurteilen. Es ist <strong>im</strong>mer ein innerer<br />
Selbstdisziplinierungsprozess, sich von Äußerlichkeiten<br />
nicht ablenken zu lassen und falsche<br />
Annahmen zu treffen. Daran arbeite ich jeden<br />
Tag, und davon lerne ich jeden Tag.<br />
Wie können Unternehmen<br />
sicherstellen, dass Seniorität<br />
auf tatsächlicher Leistung und<br />
Fähigkeiten basiert – und nicht<br />
nur auf der Anzahl der Jahre,<br />
die jemand gearbeitet hat?<br />
PETER:<br />
Es gibt viele Blender da draußen. Aber diese<br />
Leute verraten sich früher oder später selbst.<br />
Mit drei, vier gezielten Fragen lassen sich die<br />
Menschen entlarven.<br />
ULVI:<br />
Nehmen wir an, du hast drei Kinder. Das erste<br />
Kind verschluckt eine Münze – und du rennst
gemacht und wollte den Konflikt direkt lösen.<br />
Heute warte ich erst einmal ab und betrachte<br />
den Konflikt mit Abstand und aus einer anderen<br />
Perspektive. Ich habe schon 60 Jahre lang<br />
Konflikte überstanden, den nächsten werde<br />
ich wohl auch überstehen.<br />
ULVI:<br />
Du musst Konflikte auch lieben. Denn in der<br />
Krise erkennst du den wahren Charakter von<br />
Menschen. Konflikte sorgen für Klarheit. Du<br />
darfst das nie mit der „Schokoladensoße der<br />
Höflichkeit“ übergießen. Klar und hart in der<br />
Sache, fair <strong>im</strong> Umgang! Wenn du viele Konflikte<br />
gehabt hast, stellst du fest: Für jedes Problem<br />
gibt es eine Lösung. Und Senior Manager müssen<br />
mit 80 Prozent an Information 100-prozentige<br />
Entscheidungen treffen.<br />
sofort ins Krankenhaus. Das zweite Kind<br />
verschluckt eine Münze – und du wartest, bis<br />
sie von allein wieder rauskommt. Das dritte<br />
Kind verschluckt eine Münze – und du ziehst<br />
ihm den Betrag vom Taschengeld ab. Man<br />
muss kein hohes Lebensalter haben, um Seniority<br />
zu besitzen. Man muss die Dinge aber<br />
schon oft erlebt oder gemacht haben. Es gibt<br />
Köche, die sind mit 30 Jahren schon auf absolutem<br />
Senior-Level. Seniorität bedeutet auch,<br />
dass man schon 500 Fälle bearbeitet, 1.000<br />
Gerichte gekocht oder mit 300 Kunden gesprochen<br />
hat. Du musst nur auf Leistung und<br />
Fähigkeit achten. Wer etwas tausendmal gemacht<br />
hat, ist ein Meister.<br />
Wie geht ihr als Seniors<br />
mit Konflikten um?<br />
PETER:<br />
Wesentlich entspannter als vor 30 Jahren.<br />
Wenn ich an meine Anfangszeit zurückdenke,<br />
konnte ich bei Konfliktsituationen nicht gut<br />
schlafen. Ich habe mir unzählige Gedanken<br />
Foto: © Benedikt Roth<br />
Bedeutet Seniorität auch das?<br />
Entscheidungen ohne viel<br />
Informationen treffen zu<br />
können?<br />
PETER:<br />
Absolut. Da gehen mir schon wieder tausende<br />
Anknüpfpunkte durch den Kopf. Ich habe mal<br />
ein Führungsbuch zum Thema „Entscheidungen<br />
treffen“ geschrieben. Da geht es um<br />
dieses Thema. Denn wenn du 100 Prozent Informationen<br />
hast, dann musst du auch keine<br />
Entscheidung mehr treffen, denn sie ist dir<br />
aufgrund der Informationslage schon vor die<br />
Füße gelegt. Aber oftmals haben Führungskräfte<br />
nur 50, 60 Prozent an Informationen.<br />
Hier hilft Erfahrung für die Entscheidungsfindung!<br />
Und gar nichts tun, ist in der Regel <strong>im</strong>mer<br />
der falsche Weg. Stell dir vor, du stehst an einer<br />
Kreuzung und kannst nur nach links oder<br />
rechts. Hinter dir hupen schon die anderen Autos,<br />
Stillstand ist also keine Option. Du musst<br />
dich bewegen, um den Stau aufzulösen. Eine<br />
Entscheidung treffen – auch wenn es nicht<br />
die richtige war, – ist besser, als gelähmt gar<br />
nichts zu tun und einen Stau zu verursachen.<br />
Und wenn du falsch abgebogen bist, kannst<br />
du korrigieren und die Richtung wechseln. Das<br />
ist klassisches Changemanagement.
Bist Du die Person,<br />
die Du gebraucht hättest,<br />
als Du jung warst?<br />
„Die Jugend ist die Zeit, die Weisheit zu lernen.<br />
Das Alter ist die Zeit, sie auszuüben.<br />
“<br />
Jean-Jaques Rousseau<br />
Der Mensch sieht sich selbst etwas jünger,<br />
als seine Umwelt ihn wahrn<strong>im</strong>mt. Das ist<br />
faktisch <strong>im</strong>mer so. Das kann bei Managern<br />
ab 45 plus dann sehr skurrile Züge annehmen:<br />
Wer sich in diesem Alter <strong>im</strong>mer noch über<br />
jede Kleinigkeit beschwert, Aufgaben nicht<br />
abgeben kann, will, möchte oder sich von<br />
komplexen Herausforderungen aus der Bahn<br />
werfen lässt, wird seiner Seniorität wirklich<br />
nicht gerecht!<br />
den Weg zu bereiten und sie auf ihrem Weg<br />
zu begleiten. Sein Wissen weiterzugeben – ja,<br />
gerne zu teilen! Das geht nicht mit Meckern<br />
und Um-sich-Schlagen! Die Umwelt eines<br />
Senior Managers erwartet Seniorität, also:<br />
Unaufgeregtheit, Souveränität und Inspiration.<br />
Und: Orientierung! Ein Senior Manager<br />
macht seine Mitmenschen besser. Wer das<br />
nicht wahr- und ann<strong>im</strong>mt, wer das nicht wirklich<br />
WILL, ist noch nicht in der Seniorität angekommen<br />
– und verfehlt seine Rolle.<br />
Was bedeutet Seniorität?<br />
Ja, Seniorität hat etwas mit dem Alter zu tun<br />
– <strong>im</strong> Business-Kontext aber vor allem mit der<br />
Berufs- und Lebenserfahrung. Und Erfahrung<br />
ist die Summe der gemachten Fehler und gefeierten<br />
Erfolge! Es hat auch was mit Kompetenz<br />
zu tun! Kompetenz wird in der Verhaltensforschung<br />
definiert als die Trinität aus<br />
• Wissen<br />
• Wollen<br />
• Können<br />
Die Aufgabe eines Senior Managers 45 plus<br />
ist es, jüngere Menschen zu inspirieren, ihnen<br />
Mehr Leben hinter sich,<br />
als vor sich<br />
Wenn Sie Manager 45 plus sind, denken Sie<br />
bitte daran: Sie haben mehr Leben hinter sich,<br />
als vor sich. Das sagt einem schon alleine<br />
die Versicherungsmathe matik. Sie sollten<br />
die nächsten 40 Jahre lieber bodenständig<br />
und souverän in Ihrem Umfeld auftreten.<br />
Wie waren Sie denn, als Sie 25 Jahre alt<br />
waren? Haben sie sich einen Mentor wie<br />
Mr. Miyagi bei Karate Kid gewünscht?<br />
Wie haben Sie zu den damals 50-jährigen<br />
Managern geschaut? Seien Sie die Person, die<br />
Sie gebraucht hätten, als Sie jung waren!
Ihre Umgebung wünscht sich, erwartet von<br />
Ihnen als Senior Manager:<br />
• Orientierung<br />
• Impulse<br />
• Inspiration<br />
• Kluge Perspektiven<br />
• Gute Gedanken-Angebote<br />
Wie viel Prozent Seniorität<br />
haben Sie bereits erreicht?<br />
Fragen Sie sich nun: Auf einer Skala von 0<br />
bis 100 – wieweit sind Sie schon die seniore<br />
Person, die Leitplanken setzt, Inspiration gibt,<br />
Souveränität ausstrahlt und junge Mitarbeiter<br />
weiterentwickelt? Und: Wollen Sie überhaupt<br />
diese Person sein? In meinen <strong>Gespräch</strong>en<br />
mit Managern stelle ich diese Fragen. Direkt.<br />
Scharf. Tacheles. Hilfreich. Senior Manager<br />
müssen ein Umfeld der Möglichkeiten kultivieren.<br />
Sie sind <strong>erfahrene</strong> Mentoren, die ihre<br />
Leute besser machen, als sie es selbst einmal<br />
waren.<br />
Was denken Sie?<br />
Wie sehen Sie die Rolle eines Manager 45 plus?<br />
Was verstehen Sie unter Seniorität? Ich freue<br />
mich auf Ihre Anmerkungen, Hinweise und<br />
Widersprüche.<br />
Orientierung geben!<br />
www.aycon.biz<br />
Erstveröffentlichung:<br />
www.aycon.biz/blog/bist-du-die-person-diedu-gebraucht-haettest-als-du-jung-warst
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