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AYCON_Spezial_mit_Matthias_Krebs

Gute HR-Arbeit ist keine Raketenwissenschaft

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<strong>Spezial</strong>-Edition<br />

Gute HR-Arbeit ist keine Raketenwissenschaft!<br />

www.aycon.biz<br />

PREMIUM EXECUTIVE<br />

MANAGEMENT CONSULTING<br />

& INTERIM MANAGEMENT


Foto: © Simon Doser<br />

!<strong>AYCON</strong> Edition<br />

Eine Publikation von:<br />

!<strong>AYCON</strong> | Ulvi I. AYDIN | www.aycon.biz


<strong>Matthias</strong> <strong>Krebs</strong> über neue<br />

Impulse in der HR<br />

Heute hatte ich im Experten-Talk <strong>Matthias</strong><br />

<strong>Krebs</strong> zu Gast. <strong>Matthias</strong> ist ein junger<br />

HR-Interim Manager und Führungskraft <strong>mit</strong><br />

innovativen Ansätzen. Er ist ganz gewiss kein<br />

Verwalter – sondern sorgt dafür, dass sich<br />

HR-Abteilungen zu Gestaltern <strong>mit</strong> Tatendrang<br />

weiterentwickeln. Ein Gespräch über New<br />

Work, Herausforderungen in der Personalbeschaffung,<br />

Kultur – und die richtige Wertschätzung<br />

über den gesamten Employee-<br />

Life-Cycle.<br />

<strong>Matthias</strong>, stell dich bitte einmal vor.<br />

Ich heiße <strong>Matthias</strong> <strong>Krebs</strong> und bin 41 Jahre jung.<br />

Seit gut vier Jahren bin ich HR-Interim Manager.<br />

Mein Werdegang ist nicht sehr gerad linig:<br />

Ich wollte Fußballprofi werden, was knapp<br />

gescheitert ist. Und so bin ich in den Bereich<br />

Sales und Marketing gekommen, wo ich auch<br />

relativ früh Personalverantwortung im Vertrieb<br />

übernehmen durfte. Dort habe ich festgestellt:<br />

Ein guter Vertrieb steht und fällt <strong>mit</strong><br />

dem Personal, das Produkt steht dabei gar<br />

nicht so sehr im Vordergrund. Und so habe ich<br />

mich zunehmend <strong>mit</strong> Personal beschäftigt und<br />

hatte Spaß daran, Mitarbeiter selbst zu rekrutieren<br />

und Low-Performer-Teams zu absoluten<br />

High-Performern zu entwickeln.<br />

2017 habe ich mich dann <strong>mit</strong> einer eigenen<br />

Personalberatung selbstständig gemacht. Dort<br />

habe ich auf der einen Seite klassisch Mitarbeitende<br />

ver<strong>mit</strong>telt – und auf der anderen<br />

Seite HR-Prozesse gestaltet sowie HR-Strategien<br />

und -Konzepte entwickelt. Darüber bin<br />

ich dann zum Interim Management gekommen.<br />

Und nun bin ich seit über vier Jahren HR-<br />

Interim Manager <strong>mit</strong> Schwerpunkt Personalbeschaffung.<br />

Die Personalbeschaffung besteht<br />

aus drei tragenden Säulen. Recruitment, Employer<br />

Branding und Corporate Culture. Entsprechend<br />

diesen Säulen führe ich Unternehmen<br />

strategisch und operativ in die Zukunft<br />

der Arbeitswelt. Meine Schwerpunkte liegen im<br />

Aufbau, in der Optimierung und Transformation<br />

von Personalbeschaffungsprozessen-/Strukturen-/Strategien<br />

sowie dem Auf- und Ausbau<br />

von Geschäftsbereichen bis hin zu Unternehmensgründungen.<br />

Mein Expertengebiet ist die<br />

Restrukturierung der Personal beschaffung<br />

<strong>mit</strong> meinem eigenentwickelten Recruit-<br />

THREE60®-Konzept. Oder kurz gesagt: Ich<br />

sorge dafür, dass Unternehmen im Zuge der<br />

rasanten Veränderung der Arbeitswelt vollumfänglich<br />

zukunftsfähig aufgestellt sind.<br />

Wie würdest du die größte Herausforderung<br />

bei der Umstrukturierung von Personalbeschaffungsprozessen<br />

in traditionellen<br />

Industrien wie der Werkzeugbranche<br />

oder dem Maschinenbau beschreiben?<br />

Die größten Herausforderungen in Unternehmen<br />

liegen weniger in den Prozessen selbst,<br />

sondern vielmehr beim Mindset der Menschen.<br />

Vor allem die Verantwortlichen müssen<br />

erkennen, dass HR die wichtigste Abteilung<br />

im Unternehmen ist. Menschen sind der<br />

Game-Changer Nummer eins für Unternehmensentwicklungen.<br />

Sie sind wichtiger als das<br />

Produkt selbst. In erfolgreichen Unternehmen<br />

steht der Mensch stets im Mittelpunkt.<br />

Die Amerikaner sagen so schön: „Change<br />

thinking, before you change things.“<br />

Sehr schön! Ich unterscheide hier auch zwischen<br />

veränderungswillig und veränderungsfähig.<br />

Veränderungswillig sind einige, aber<br />

veränderungsfähig sind nur sehr wenige. Es ist<br />

wichtig, diese Personen zu unterstützen und<br />

sie auf dem Weg <strong>mit</strong>zunehmen. Besonders in<br />

meiner Branche, die sehr traditionell ist und<br />

oft entweder keine oder nur schwach ausgeprägte<br />

HR-Prozesse hat, besteht die größte<br />

Herausforderung darin, die richtige Einstellung<br />

zu Veränderungen zu etablieren.<br />

Du hast das RecruitTHREE60®-Konzept<br />

entwickelt, um Unternehmen nachhaltig<br />

und zukunftsfähig auszurichten. Kannst


du erläutern, was dieses Konzept genau<br />

beinhaltet und wie es sich von anderen<br />

HR-Strategien unterscheidet?<br />

RecruitTHREE60®ist ein dreistufiges strategisches<br />

und operatives New-Work-Management-Konzept<br />

zur Restrukturierung der Personalbeschaffung<br />

in den drei tragenden<br />

Säulen Recruitment, Employer Branding und<br />

Corporate Culture. Ziel dieses Konzeptes ist<br />

es, Organisationen durch den anspruchsvollen<br />

Change-Prozess zu führen – sowohl strategisch<br />

als auch operativ. Anstatt kurzfristig und<br />

sehr kostspielig nur die Symptome eines Engpasses<br />

zu lösen, geht mein Konzept die Ursachen<br />

des Personalmangels an – und ist so<strong>mit</strong><br />

nachhaltig wirksam.<br />

Welche Ursachen sind das?<br />

Die Ursachen sind vielfältig. Das kann allein<br />

der Personalmangel sein, eine hohe Krankenquote,<br />

mangelnde Performance, niedrige Leistungsbereitschaft,<br />

hohe Fluktuation und ganz<br />

viele weitere. Die entsprechenden Lösungen<br />

liegen immer in den zehn ineinandergreifenden<br />

strategischen und operativen Handlungsfeldern<br />

der Personalbeschaffung, also: Mindset,<br />

Corporate Culture, Benefits, Attraction, Recruitment<br />

sowie Pre- & Onboarding, Development,<br />

Performance, Retention, Offboarding. Und<br />

diese Ursachen gehe ich an.<br />

Das Konzept gliedert sich in drei Phasen:<br />

1. Umfassende IST-Analyse<br />

In dieser Phase erfolgt eine umfangreiche Analyse<br />

der Personalbeschaffung in den Hauptbereichen<br />

Recruitment, Employer Branding und<br />

Corporate Culture, wobei Kennzahlen (KPIs)<br />

eine wichtige Rolle spielen. Eine detaillierte<br />

Abschlusspräsentation dokumentiert den aktuellen<br />

Stand in zehn Handlungsfeldern und<br />

stellt Handlungsbedarf heraus.<br />

2. Operative Umsetzung strategischer Ziele<br />

In der zweiten Phase leiten wir konkrete Maßnahmen<br />

für die Transformation oder Restrukturierung<br />

ab und setzen diese um. Dabei konzentrieren<br />

wir uns auf die Bereiche Recruitment,<br />

Unternehmenskultur und Employer Branding,<br />

um die Leistung zu steigern. Dies trägt dazu<br />

bei, das Unternehmensergebnis zu verbessern,<br />

da zufriedene Mitarbeitende mehr zum<br />

Unternehmenserfolg beitragen.<br />

3. Überprüfung und Beratung<br />

Der letzte Schritt umfasst die Überprüfung, ob<br />

die gesetzten Ziele erreicht wurden. Anschließend<br />

biete ich weiterführende strategische<br />

Beratung und Sparring auf Augenhöhe an, um<br />

langfristige Erfolge zu sichern.<br />

Meine Erfahrung aus 19 Jahren Interim<br />

Management ist: Alle Personalabteilungen,<br />

die ich bisher gesehen habe, sind verwaltende<br />

Abteilungen, keine gestaltenden.<br />

Und davon müssen Personalabteilungen<br />

wegkommen – und mehr zu aktiven Gestaltern<br />

werden, die nicht dem CFO unterstehen,<br />

sondern eigenen Kabinettsrang<br />

haben.<br />

Absolut! Das fordere ich auch in meinen Mandaten<br />

ein, dass ich als Teil des Management<br />

Board als Chief Recruiting Officer in der Geschäftsführung<br />

sitze, der das Thema Personalbeschaffung<br />

<strong>mit</strong> den drei Säulen Branding,


Kultur und Recruiting verantwortet. Denn der<br />

CFO ist weit weg vom Thema HR, die sich auch<br />

ständig weiterentwickelt und so<strong>mit</strong> ein wesentlicher<br />

Teil der Strategie sein muss.<br />

Wie würdest du HR heute beschreiben?<br />

Kurz ausgedrückt: Recruiting ist heute Sales,<br />

Employer Branding ist Marketing – und Corporate<br />

Culture ist Strategie und Nachhaltigkeit!<br />

Und das passt wunderbar zu mir, weil ich ja<br />

kein klassischer HR-ler bin, sondern aus dem<br />

Bereich Sales und Marketing komme. Und<br />

hier möchte ich den Bogen zu deiner Aussage<br />

spannen, Ulvi, dass HR weniger verwalten und<br />

mehr gestalten muss: Dafür sind teilweise auch<br />

neue, andere Persönlichkeiten notwendig! Und<br />

eine andere Narrative. Eine harte Frage, die ich<br />

Kunden immer wieder stelle, lautet: Was ist der<br />

Zweck der Existenz Ihres Unternehmens? Und<br />

wenn als Antwort dann kommt „Wir verkaufen<br />

Dachziegel“, fehlt eben das entsprechende<br />

Storytelling. Besser wäre: „Wir sorgen dafür,<br />

dass Sie ein Dach über dem Kopf haben“, „dass<br />

sie bei Regen nicht nass werden“ etc. Solche<br />

emotionalen und wertegeladenen Geschichten<br />

sind nicht nur für Kunden gut, sondern eben<br />

auch für potenzielle Bewerber.<br />

Das sehe ich ähnlich. Wer für Greenpeace<br />

arbeitet, braucht kein Purpose, weil er<br />

weiß, wo er ist und was er macht. Es gibt<br />

also eine sinnstiftende Arbeit. Für einen<br />

Dachziegelhersteller muss so ein Purpose<br />

aber erstmal entwickelt werden. Nun heißt<br />

es ja oftmals, dass zwei Drittel der Mitarbeitenden<br />

bereits innerlich gekündigt<br />

hätten. Wie gehst du <strong>mit</strong> solchen Menschen<br />

um, da<strong>mit</strong> sie wieder Spaß bei der<br />

Sache haben?<br />

Genau aus diesem Grund konzentriere ich mich<br />

nicht nur auf das Recruiting, sondern integriere<br />

die Bereiche Recruiting, Employer Branding<br />

und Unternehmenskultur unter einem gemeinsamen<br />

Dach. Alles beginnt immer <strong>mit</strong> der Kultur.<br />

Ein praktisches Beispiel:<br />

Ein Unternehmen hatte kürzlich 20 bis 30<br />

Mitarbeiter in sehr kurzer Zeit verloren und<br />

fand keine Nachfolger. Mein Auftrag wäre es<br />

gewesen, eine Employer-Branding-Strategie<br />

zu entwickeln und das Recruiting zu leiten. Ich<br />

hätte diese Aufgabe einfach übernehmen können,<br />

aber das hätte nur kurzfristig das Problem<br />

überdeckt. Stattdessen habe ich nach den<br />

Gründen für die Kündigungen gefragt und herausgefunden,<br />

dass es sich um ein kulturelles<br />

Problem handelte.<br />

Hätte ich lediglich eine Branding-Strategie<br />

und das Recruiting umgesetzt, wären bald erneut<br />

Mitarbeiter gegangen, da die Unternehmenskultur<br />

nicht den aktuellen Bedürfnissen<br />

der Mitarbeiter entsprach. Das wäre nicht<br />

nachhaltig gewesen. Deshalb beginne ich immer<br />

<strong>mit</strong> der Kultur. Mein Ansatz ermöglicht es,<br />

genau zu analysieren, in welchen Bereichen<br />

das Unternehmen gut aufgestellt ist und wo es<br />

noch professionelle Unterstützung benötigt.<br />

Foto: © Detlef Szillat<br />

Bevor du diesen ganzheitlichen Ansatz<br />

fahren kannst, musst du die Verantwortlichen<br />

doch erst einmal überzeugen.<br />

Absolut. Das richtige Mindset muss schon in


der Geschäftsführung vorhanden sein. Nur,<br />

wenn das Top-Management versteht, dass die<br />

Menschen das wichtigste Gut im Unternehmen<br />

sind, kann mein Ansatz greifen. Wenn dieses<br />

Mindset nicht gegeben ist, kann ich das Unternehmen<br />

nicht weiterentwickeln.<br />

Und das thematisierst du in deinem Vortrag<br />

„Personal – der Game-Changer Nr.1“?<br />

In meinem etwa 45-minütigen Impulsvortrag<br />

ziele ich darauf ab, Personalentscheider und<br />

Topmanager für zukünftig relevante New-<br />

Work-Themen zu sensibilisieren. Ich erörtere,<br />

wie sie ihre Unternehmen durch Anpassungen<br />

in Prozessen und Strukturen zukunftsfähig gestalten<br />

können und dass das letztendlich auch<br />

ihr Unternehmensergebnis verbessert. Dabei<br />

gehe ich ins Detail und präsentiere konkrete<br />

Ansätze, die Verantwortliche umsetzen können,<br />

um sich effektiv auf die Zukunft vorzubereiten.<br />

Interessanterweise sind diese Maßnahmen<br />

oft nicht <strong>mit</strong> hohen Kosten verbunden.<br />

Es geht vielmehr darum, die richtigen Hebel in<br />

Bewegung zu setzen und zu wissen, welche<br />

KPIs besonders aussagekräftig sind.<br />

Kannst uns einen solchen Hebel nennen?<br />

Klar. Nehmen wir das Bewerber-Management-System<br />

und die Frage: Wie schaffen wir<br />

es, dass mehr Bewerbungen auf unsere Stellen<br />

bei uns ankommen? Die Antwort ist einfach:<br />

Wir sollten die Hürden für eine Bewerbung so<br />

niedrig wie möglich halten. Dieser Ansatz ist<br />

vergleichbar <strong>mit</strong> dem Check-out-Prozess im<br />

E-Commerce: Je mehr Hindernisse ein Käufer<br />

überwinden muss, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass er den Kaufvorgang abbricht.<br />

Bei Bewerbungen verhält es sich ähnlich.<br />

Warum ist es notwendig, dass Kandidaten<br />

stets ein Motivationsschreiben einreichen?<br />

Für die erste Auswahlphase genügt es, zu<br />

wissen, dass eine Person die erforderlichen<br />

Qualitäten hat oder das Potenzial besitzt, diese<br />

zu entwickeln. Sogar der Lebenslauf könnte<br />

durch einen einfachen LinkedIn-Link ersetzt<br />

werden. Indem Unternehmen niedrigere<br />

Foto: © Detlef Szillat


Bewerbungshürden setzen, steigern sie die<br />

Wahrscheinlichkeit, mehr Bewerbungen zu erhalten.<br />

In einer späteren Phase können dann<br />

weitere Unterlagen angefordert werden, aber<br />

initial sollte der Bewerbungsprozess möglichst<br />

einfach gestaltet sein. Über diese Thematik<br />

spreche ich in meinem Vortrag.<br />

Gibt es bestimmte Standards, die heute in<br />

einer neuen Generation nicht mehr verhandelbar<br />

sind?<br />

Kicker und Obstkörbe sind heute nicht mehr<br />

die Anreize, die sie einmal waren; sie sind zum<br />

Standard geworden und gehören nicht mehr<br />

in eine Stellenanzeige. Zudem sollten wir die<br />

Generation Z nicht unterschätzen. Diese jungen<br />

Menschen möchten etwas bewirken und<br />

sind sehr gestaltungsfreudig. Ihr Ansatz unterscheidet<br />

sich jedoch von anderen Generationen:<br />

Sie schätzen die Freiheit, beispielsweise<br />

vier Wochen in Portugal surfen zu können und<br />

dabei aus dem Home-Office zu arbeiten. Dies<br />

verdeutlicht, dass sich die Art und Weise, wie<br />

gearbeitet und wie Arbeit in das Privatleben<br />

integriert wird, wandelt. Um solche Bewerber<br />

zu gewinnen, müssen Unternehmen heute<br />

sehr flexibel sein – und neuen Beschäftigungsmodellen<br />

offen gegenüberstehen.<br />

Wie misst du den Erfolg deiner HR-Projekte?<br />

Gibt es spezifische KPIs oder Feedback-Systeme,<br />

die du bevorzugst?<br />

Das kommt immer auf die Unternehmenssituation<br />

an. Ich habe für mich ungefähr 30 relevante<br />

KPIs definiert, die erfolgskritisch sind. Als Beispiel:<br />

Ein wichtiger Wert, den Unternehmen<br />

heute kennen sollten, ist die „Time-to-Hire“, also<br />

die Zeit, die benötigt wird, um eine offene Stelle<br />

zu besetzen. Der Durchschnitt liegt aktuell<br />

bei 122 Tagen. Je länger eine Stelle unbesetzt<br />

bleibt, desto kostspieliger wird es für das Unternehmen.<br />

Eine weitere KPI ist als Beispiel<br />

die „Time-to-Response“, die durchschnittliche<br />

Zeitspanne vom Bewerbungseingang bis zum<br />

Erstkontakt. Die liegt in TOP-Unternehmen<br />

unter 2 Stunden.<br />

Foto: © Detlef Szillat


Das ist wie die Reaktionszeit beim Service.<br />

Genau. Eine schnelle Rückmeldung hat einen<br />

großen Einfluss darauf, wie sich Kunden oder<br />

eben Bewerberinnen behandelt fühlen. Eine<br />

schnelle, wenn auch vorläufige Antwort wie<br />

„Vielen Dank für Ihre Bewerbung, wir melden<br />

uns morgen bei Ihnen“ kann bereits einen positiven<br />

Eindruck hinterlassen.<br />

Die Krankenquote pro Abteilung ist ein<br />

weiterer KPI, der aufschlussreich sein kann.<br />

Eine überdurchschnittlich hohe Krankenquote<br />

in einer Abteilung kann auf Probleme wie<br />

zu hohen Arbeitsdruck oder allgemein eine<br />

negative Arbeitskultur hinweisen. Ebenso ist<br />

die Fluktuationsquote von großer Bedeutung,<br />

da sie viel über die Organisationskultur aussagt.<br />

Solche KPIs sind für Unternehmen wichtig,<br />

denn sie liefern unverfälschte Daten und<br />

dienen als Frühwarnsystem für potenzielle<br />

Probleme. Oder, wie wir im Sport sagen: Die<br />

Tabelle lügt nicht.<br />

Ich empfehle Unternehmen immer, sich auf<br />

der Bewertungsplattform Kununu umzusehen,<br />

um ein klares Bild davon zu bekommen,<br />

wie sie wahrgenommen werden. Es<br />

gibt oft einen Unterschied zwischen dem<br />

eigenen Selbstbild (Image) und der Außenwahrnehmung<br />

(Reputation). Wenn Image<br />

und Reputation übereinstimmen und beide<br />

positiv sind, zeigt das, dass das Unternehmen<br />

vieles richtig macht. Dies ist ein wichtiger<br />

Indikator für die Attraktivität eines<br />

Unternehmens als Arbeitgeber.<br />

Genau, ich sehe das Employer-Branding als das<br />

Image des Unternehmens an, während die Reputation<br />

letztendlich die wahre Unternehmenskultur<br />

widerspiegelt. Die Plattform Kununu ist<br />

besonders empfehlenswert, weil potenzielle<br />

Bewerber dort nicht nur einen Einblick in die tatsächliche<br />

Unternehmenskultur erhalten, sondern<br />

auch erfahren können, wie das Unternehmen<br />

<strong>mit</strong> Mitarbeitenden im Trennungsprozess<br />

umgeht. Ich habe sogar Fälle erlebt, in denen<br />

entlassene Mitarbeiter eine positive Bewertung<br />

auf Kununu hinterlassen haben, weil der Trennungsprozess<br />

und das Off-Boarding transparent<br />

und sozialverträglich gestaltet waren. Dies<br />

zeigt, dass sie sich auch in dieser letzten Phase<br />

des Employee-Life-Cycles gut betreut fühlten.<br />

Off-Boarding, ein spannendes Thema. Ein<br />

professionelles Off-Boarding ist vielen<br />

Unternehmen wohl gar nicht bewusst.<br />

Offen gestanden: Ich kannte dieses Wort<br />

auch nicht.<br />

Ein weiteres, oft unterschätztes Konzept ist<br />

das „Pre-Boarding“, also die Betreuungsphase<br />

zwischen dem Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung<br />

und dem eigentlichen Arbeitsbeginn<br />

eines neuen Mitarbeiters. Diese Phase<br />

kann zwischen vier Wochen und sechs Monaten<br />

liegen – und sie ist kritisch, da in dieser Zeit<br />

viel passieren kann, was die Entscheidung des<br />

neuen Mitarbeiters beeinflussen könnte.<br />

Nehmen wir an, der Vertrag ist unterschrieben,<br />

und der Arbeitsbeginn ist in drei Monaten.<br />

Wenn in dieser Zeit keinerlei Kontakt zwischen<br />

dem neuen Mitarbeiter und dem Unternehmen<br />

besteht, bleibt die Bindung schwach. Sollte<br />

sich dann ein anderer Personaler <strong>mit</strong> einem<br />

attraktiven Jobangebot melden, könnte der<br />

neue Mitarbeiter geneigt sein, dieses Angebot<br />

zumindest in Betracht zu ziehen, da keine starke<br />

Bindung zum neuen Arbeitgeber besteht.<br />

Ein gegenteiliges Szenario wäre, wenn die<br />

neue Mitarbeiterin bereits innerhalb kürzester<br />

Zeit nach der Vertragsunterzeichnung eine<br />

herzliche Nachricht via WhatsApp von einem<br />

Personalverantwortlichen, einem Vorgesetzten<br />

oder einem Team<strong>mit</strong>glied erhält, wie zum<br />

Beispiel: „Wir freuen uns auf dich! Bald geht es<br />

los!“ oder „Wir möchten dich schon mal zum<br />

nächsten Team-Event einladen, hast du Lust?“<br />

Solche Gesten können auf emotionaler Ebene<br />

eine Bindung und ein inneres Engagement bei<br />

der neuen Mitarbeiterin fördern. Erhält sie nun<br />

ein anderes Jobangebot, wird sie wahrscheinlich<br />

anders darauf reagieren.<br />

Das verdeutlicht, wie wichtig Kultur, Wertschätzung<br />

und effektives Employer-Branding<br />

sind – und das alles ist keine Raketenwissenschaft!<br />

Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Wie<br />

gehst du in deiner Arbeit <strong>mit</strong> dem Thema<br />

der digitalen Transformation und New<br />

Work um?<br />

Zum Thema New Work sage ich immer, man<br />

muss nicht über jedes Stöckchen springen,<br />

nicht jeder braucht eine Vier-Tage-Woche.


Foto: © Detlef Szillat<br />

Aber: Wir müssen uns da<strong>mit</strong> auseinandersetzen,<br />

dass die Babyboomer weniger werden.<br />

Und wir müssen uns <strong>mit</strong> Menschen beschäftigen,<br />

die werteorientierte Unternehmen bevorzugen.<br />

Das heißt, die Unternehmenskultur<br />

und so<strong>mit</strong> auch das Thema Employer-Branding<br />

werden zunehmend wichtiger. Das sind die<br />

größten Herausforderungen. Der Personalmangel<br />

ist nur eine Nebenerscheinung. Wer<br />

heute eine Kultur etabliert, <strong>mit</strong> der sich die Mitarbeitenden<br />

identifizieren können – und dann<br />

noch gutes Branding macht – hat es im reinen<br />

Recruiting hinterher leicht.<br />

Kritiker könnten argumentieren, dass<br />

interimistische HR-Führungskräfte<br />

nur kurzfristige Lösungen bieten und<br />

möglicher weise nicht tief genug in die<br />

Unternehmenskultur eintauchen können,<br />

um einen langfristigen Wandel zu bewirken.<br />

Wie begegnest du solchen Kritiken?<br />

Ich lege Wert darauf, nachhaltig zu wirken.<br />

Die Maßnahmen, die ich implementiere, sollen<br />

dem Unternehmen langfristige Vorteile bieten.<br />

Ich entwickle Ziele und Maßnahmen nicht im<br />

Alleingang, sondern in enger Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> den beteiligten Mitarbeitern. Sobald diese<br />

die Änderungen in ihrer Kultur und ihren<br />

Handlungsweisen verankert haben, sehe ich<br />

meine Aufgabe als erfüllt an. Deshalb biete<br />

ich ein 360-Grad-Konzept an, das darauf abzielt,<br />

Probleme nicht nur oberflächlich zu behandeln,<br />

sondern die Ursachen grundlegend<br />

anzugehen und dauerhafte Veränderungen zu<br />

bewirken.<br />

Ich arbeite daran, HR-Abteilungen so umzugestalten,<br />

dass sie sich von der reinen Verwaltungsfunktion<br />

lösen und zu proaktiven Gestaltern<br />

werden. Dazu biete ich Sparring-Sessions<br />

an, in denen ich die Beteiligten über einen bestimmten<br />

Zeitraum hinweg weiter begleite und<br />

challenge, um ihre Fähigkeiten zu verbessern.


Über Ulvi I. AYDIN<br />

Ulvi AYDIN (Jahrgang 1960) ist preisgekrönter Executive<br />

Interim Manager, Unternehmens- und Unternehmer-<br />

Entwickler, Beirat, XING-Insider und Buchautor. Als international<br />

agierender Interim-CEO und -CSO unterstützt er<br />

<strong>mit</strong>telständische Unternehmen und Konzerne bei Markenund<br />

Marktentwicklung, Neupositionierung, Restrukturierung<br />

und Vertriebsexzellenz.<br />

AYDIN ist Mitglied im IBWF – Institut & Beraternetzwerk<br />

qualifizierter Unternehmensberater, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer,<br />

Rechtsanwälte und Notare für den Mittelstand.<br />

Ebenso ist AYDIN Mitglied im Berufsfachverband<br />

„Die KMU Berater-Bundesverband freier Berater e.V.“<br />

Ulvi AYDIN ist zertifizierter BAFA-Berater.<br />

Über seine Erfahrungen als Interim Manager schreibt<br />

er in diversen Wirtschaftsmedien (Wirtschaftswoche,<br />

Springer Professional, Transformations-Magazin,<br />

Controller Magazin etc.).<br />

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Kontakt<br />

www.aycon.biz<br />

+49 (172) 89 399 30<br />

ulvi.aydin@aycon.biz<br />

Klare Ansagen und hilfreiche Tipps


Über <strong>Matthias</strong> <strong>Krebs</strong><br />

„Recruitment ist heute Sales, Employer Branding ist Marketing<br />

und Corporate Culture ist Strategie & Nachhaltigkeit.“<br />

<strong>Matthias</strong> <strong>Krebs</strong>® ist HR-Interim Manager und Führungskraft<br />

auf Zeit. Er führt Unternehmen strategisch und operativ in die<br />

Zukunft der Arbeitswelt. Unter dem Dach der „Personalbeschaffung“<br />

vereint er die drei Säulen Recruitment, Employer<br />

Branding und Corporate Culture ganzheitlich. Neben strategischem<br />

Aufbau und Optimierung von Prozessen hat er sich auf<br />

den operativen Ausbau von Abteilungen, Digitalisierung von<br />

HR-Prozessen und den Einsatz von künstlicher Intelligenz spezialisiert.<br />

Sein New Work Managementkonzept RecruitTHREE60®<br />

zielt darauf ab, Unternehmen nachhaltig auszurichten und als<br />

attraktive Arbeit geber zu positionieren. Das Ergebnis ist letztendlich<br />

die Verbesserung des betriebswirtschaftlichen Unternehmensergebnisses.<br />

Seine Expertise liegt besonders in der<br />

Restrukturierung der Personalbeschaffung. Mit zahlreichen<br />

HR-Projekten in der Werkzeugbranche, Bauzulieferer-, Maschinenbau-<br />

und Auto motive-Industrie ist er eine führende Interim-<br />

Führungskraft in der D-A-CH Region. Als HR-Beirat berät er das<br />

Top-Management in HR-relevanten Zukunftsthemen und ist als<br />

Key-Note Speaker und Autor aktiv.<br />

Mehr Infos: www.matthias-krebs.de<br />

„Recruitment<br />

ist heute Sales,<br />

Employer<br />

Branding ist<br />

Marketing und<br />

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+49 (157) 86 806 441<br />

m.krebs@krebs-consulting.com<br />

HR-Interim Manager | HR-Beirat | HR-Advisor


Bist Du die Person,<br />

die Du gebraucht hättest,<br />

als Du jung warst?<br />

„Die Jugend ist die Zeit, die Weisheit zu lernen.<br />

Das Alter ist die Zeit, sie auszuüben.<br />

“<br />

Jean-Jaques Rousseau<br />

Der Mensch sieht sich selbst etwas jünger,<br />

als seine Umwelt ihn wahrnimmt. Das ist<br />

faktisch immer so. Das kann bei Managern<br />

ab 45 plus dann sehr skurrile Züge annehmen:<br />

Wer sich in diesem Alter immer noch über<br />

jede Kleinigkeit beschwert, Aufgaben nicht<br />

abgeben kann, will, möchte oder sich von<br />

komplexen Herausforderungen aus der Bahn<br />

werfen lässt, wird seiner Seniorität wirklich<br />

nicht gerecht!<br />

den Weg zu bereiten und sie auf ihrem Weg<br />

zu begleiten. Sein Wissen weiterzugeben – ja,<br />

gerne zu teilen! Das geht nicht <strong>mit</strong> Meckern<br />

und Um-sich-Schlagen! Die Umwelt eines<br />

Senior Managers erwartet Seniorität, also:<br />

Unaufgeregtheit, Souveränität und Inspiration.<br />

Und: Orientierung! Ein Senior Manager<br />

macht seine Mitmenschen besser. Wer das<br />

nicht wahr- und annimmt, wer das nicht wirklich<br />

WILL, ist noch nicht in der Seniorität angekommen<br />

– und verfehlt seine Rolle.<br />

Was bedeutet Seniorität?<br />

Ja, Seniorität hat etwas <strong>mit</strong> dem Alter zu tun<br />

– im Business-Kontext aber vor allem <strong>mit</strong> der<br />

Berufs- und Lebenserfahrung. Und Erfahrung<br />

ist die Summe der gemachten Fehler und gefeierten<br />

Erfolge! Es hat auch was <strong>mit</strong> Kompetenz<br />

zu tun! Kompetenz wird in der Verhaltensforschung<br />

definiert als die Trinität aus<br />

• Wissen<br />

• Wollen<br />

• Können<br />

Die Aufgabe eines Senior Managers 45 plus<br />

ist es, jüngere Menschen zu inspirieren, ihnen<br />

Mehr Leben hinter sich,<br />

als vor sich<br />

Wenn Sie Manager 45 plus sind, denken Sie<br />

bitte daran: Sie haben mehr Leben hinter sich,<br />

als vor sich. Das sagt einem schon alleine<br />

die Versicherungsmathe matik. Sie sollten<br />

die nächsten 40 Jahre lieber bodenständig<br />

und souverän in Ihrem Umfeld auftreten.<br />

Wie waren Sie denn, als Sie 25 Jahre alt<br />

waren? Haben sie sich einen Mentor wie<br />

Mr. Miyagi bei Karate Kid gewünscht?<br />

Wie haben Sie zu den damals 50-jährigen<br />

Managern geschaut? Seien Sie die Person, die<br />

Sie gebraucht hätten, als Sie jung waren!


Ihre Umgebung wünscht sich, erwartet von<br />

Ihnen als Senior Manager:<br />

• Orientierung<br />

• Impulse<br />

• Inspiration<br />

• Kluge Perspektiven<br />

• Gute Gedanken-Angebote<br />

Wie viel Prozent Seniorität<br />

haben Sie bereits erreicht?<br />

Fragen Sie sich nun: Auf einer Skala von 0<br />

bis 100 – wieweit sind Sie schon die seniore<br />

Person, die Leitplanken setzt, Inspiration gibt,<br />

Souveränität ausstrahlt und junge Mitarbeiter<br />

weiterentwickelt? Und: Wollen Sie überhaupt<br />

diese Person sein? In meinen Gesprächen<br />

<strong>mit</strong> Managern stelle ich diese Fragen. Direkt.<br />

Scharf. Tacheles. Hilfreich. Senior Manager<br />

müssen ein Umfeld der Möglichkeiten kultivieren.<br />

Sie sind erfahrene Mentoren, die ihre<br />

Leute besser machen, als sie es selbst einmal<br />

waren.<br />

Was denken Sie?<br />

Wie sehen Sie die Rolle eines Manager 45 plus?<br />

Was verstehen Sie unter Seniorität? Ich freue<br />

mich auf Ihre Anmerkungen, Hinweise und<br />

Widersprüche.<br />

Orientierung geben!<br />

www.aycon.biz<br />

Erstveröffentlichung:<br />

www.aycon.biz/blog/bist-du-die-person-diedu-gebraucht-haettest-als-du-jung-warst


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