21.08.2023 Aufrufe

Georg 4-2023

DER KLEINE GEORG ist eine Fachzeitschrift für den Pferdefreund, welche im Raum zwischen Harz und Heide sowie in der Umgebung und im westlichen Sachsen-Anhalt vertrieben wird. Hier wird über Pferdesport und Zucht in allen Facetten berichtet. Dabei macht die bunte Mischung aus überwiegend regionaler und überregionaler Berichterstattung sowie diversen Fachartikeln DER KLEINE GEORG so einzigartig.

DER KLEINE GEORG ist eine Fachzeitschrift für den Pferdefreund, welche im Raum zwischen Harz und Heide sowie in der Umgebung und im westlichen Sachsen-Anhalt vertrieben wird. Hier wird über Pferdesport und Zucht in allen Facetten berichtet. Dabei macht die bunte Mischung aus überwiegend regionaler und überregionaler Berichterstattung sowie diversen Fachartikeln DER KLEINE GEORG so einzigartig.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das eigene Körperbewusstsein als Schlüssel im Training<br />

Wie uns Symptome oder Sorgen dazu dienen können,<br />

die Beziehung und das Training mit dem Pferd zu<br />

verbessern<br />

Wenn sich Widersetzlichkeiten des<br />

Pferdes im Training einfach nicht<br />

lösen lassen, dann schleichen sich<br />

Enttäuschung oder Frust, das Gefühl<br />

der Unzulänglichkeit oder schlaflose<br />

Nächte, Sorgen oder Bauchweh,<br />

Kopfzerbrechen oder Verspannungen<br />

ein.<br />

All diese Zustände haben eines<br />

gemeinsam: Wir lehnen sie ab<br />

und wollen sie einfach loswerden.<br />

Doch dieser innere Widerstand ist<br />

selten wirklich von Erfolg gekrönt.<br />

Tatsächlich ist das in erster Linie<br />

Druck, der das Level an Hilflosigkeit<br />

steigen lässt. Das Pferd reagiert<br />

darauf erst recht und nun stehen da<br />

zwei unter Druck und begegnen sich<br />

in ihrer Hilflosigkeit. Das schöne Bild<br />

von der gemeinsamen Harmonie will<br />

sich einfach nicht einstellen - doch<br />

wie diesen Kreislauf durchbrechen?<br />

Vom Pferd wünschen wir uns, es<br />

möge von seinem instinktiven<br />

Fluchtverhalten ablassen und sich<br />

vertrauensvoll in unsere Hände<br />

begeben. Also nicht mehr dicht<br />

machen, dagegen halten oder in Panik<br />

geraten und das Weite suchen wollen.<br />

Auch uns formt wohl nichts so sehr<br />

wie die Angst vor Schmerz und<br />

Verletzungen, die im Grunde ein<br />

lebenserhaltender Impuls ist. Wie bei<br />

den Pferden gehen auch bei uns innere<br />

und äußere Losgelassenheit Hand in<br />

Hand. Wenn wir nun wollen, dass das<br />

Pferd uns bereitwillig folgt, dann gilt<br />

es für uns, mit gutem Beispiel voran zu<br />

gehen und als erste loszulassen. Doch<br />

was gilt es da eigentlich loszulassen?<br />

40<br />

Blockaden<br />

Fachartikel<br />

Der innere Konflikt, nicht fühlen zu<br />

wollen, was wir fühlen, zeigt sich auf<br />

körperlicher Ebene als Blockaden:<br />

Als Druck, Spannung, Biegen und<br />

Beugen. Für den einen im ständig<br />

verspannten unterem Rücken, für<br />

die andere als Enge in der Brust oder<br />

Zähneknirschen. Die Grundlage für<br />

ein weites Feld an Symptomen, auf<br />

der körperliche Prädispositionen<br />

immer stärker werden.<br />

Die Blockaden werden häufig erlebt,<br />

als wären sie nicht selbstinduziert -<br />

viele erleben eine Hilflosigkeit in dem<br />

einzigen Lebensbereich, in dem wir<br />

wirklich Einfluss nehmen können: In<br />

der Art, wie wir da sind.<br />

Wovon wir also loslassen, ist nicht die<br />

Angst selber - vielmehr geht es um<br />

die unbewusste Antwort auf Angst<br />

und das Muster unserer Reaktion,<br />

das meist in frühen Jahren unseres<br />

Lebens entstanden ist. Dies zeigt<br />

sich auf mentaler, emotionaler und<br />

physischer Ebene.<br />

Die eigene Haltung durchschauen<br />

Sich dieses Musters gewahr zu<br />

werden, öffnet die Tür für neue<br />

Möglichkeiten im Umgang, so<br />

dass eine Kontrolle im Sinne einer<br />

bewussten Entscheidung darüber, wie<br />

wir sein und agieren wollen, entsteht.<br />

Bislang war Kontrolle ja eher<br />

ein Akt der Unterdrückung und<br />

Ablehnung. Dieses psycho-physische<br />

Spannungsmuster ist die immer<br />

selbe und unbewusste Antwort<br />

auf verschiedene Situationen. Nur<br />

führt sie als Handlungsstrategie nie<br />

zu neuen Resultaten - wie auch?<br />

Wir kämpfen mit immer denselben<br />

Themen und drehen uns im Kreis,<br />

denn der Widerstand fixiert uns in<br />

diesem Zustand, den wir doch so gern<br />

loswerden wollen. Und im Umgang<br />

mit dem Pferd bekommen wir das<br />

gespiegelt.<br />

Und nun können wir das übliche<br />

Muster auch darauf anwenden, eben<br />

dieses lösen zu wollen: Machen uns<br />

Druck, werden frustriert oder erleben<br />

uns wieder mal als nicht gut genug,<br />

geben auf oder fangen gar nicht erst<br />

an.<br />

Tatsächlich helfen uns dabei die<br />

Symptome, an denen wir leiden.<br />

Sie sind Signale, anhand derer wir<br />

die körperliche Spannung fühlen<br />

können. Es braucht hier erst einmal<br />

die bewusste Wahrnehmung der<br />

Anstrengung des Widerstandes.<br />

Dann können wir gezielt loslassen.<br />

Über den Körper entspannt sich<br />

gleichermaßen auch die emotionale<br />

und mentale Ebene. Da entstehen neue<br />

Perspektiven für den Umgang mit<br />

Situationen, die bislang aussichtslos<br />

zu sein schienen.<br />

Je mehr wir unsere Aufmerksamkeit<br />

darin schulen, den eigenen Signalen<br />

zuzuhören, desto leichter wird<br />

das. Im Grunde ganz einfach -<br />

nur einfach ist eben nicht immer<br />

leicht. Aufmerksamkeit und<br />

Körperbewusstsein sind wie ein<br />

Muskel, den es zu trainieren gilt. Die<br />

Stärke der Symptome dient dabei als<br />

Indikator für den eigenen Fortschritt.<br />

Dieser zeigt sich als Zuwachs an<br />

Selbstvertrauen. Denn wer den Mut<br />

fasst, all das da sein zu lassen, was<br />

eh die ganze Zeit da war und die<br />

eigene Kraft nicht mehr gegen sich<br />

selbst einzusetzen, wird dabei stärker,<br />

authentischer und präsenter werden.<br />

<strong>Georg</strong> 4-<strong>2023</strong> 60.indd 40 31.07.23 18:19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!