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Quelle: Sandra Sanoll<br />
Kunst als Geschenk<br />
DER 32-JÄHRIGE SIMON MAYR BEZEICHNET SICH SELBST NICHT ALS „KLASSISCHEN KÜNSTLER“. SEINE KUNST,<br />
VOR ALLEM DAS ZEICHNEN, SIEHT ER ALS GESCHENK – FÜR SICH SELBST, ABER AUCH, INDEM ER SIE AN ANDERE<br />
WEITERGIBT. IN WELCHER BESONDEREN FORM ERZÄHLT ER IN EINEM GESPRÄCH.<br />
Der junge Künstler aus Kurtatsch hat<br />
neben seiner größten Leidenschaft, dem<br />
Zeichnen, eine weitere: das Unterrichten.<br />
Seit 2021 ist er an Grundschulen im Unterland<br />
und in der Umgebung von Bozen<br />
als externer Experte für Kunsterziehung<br />
unterwegs. In den Wahlfächern bringt er<br />
Kindern von der ersten bis zur fünften<br />
Klasse Techniken und Kniffe bei; sie lernen<br />
alles über Proportionen, Gesichtsausdrücke,<br />
besondere Merkmale, üben Tiere zu<br />
zeichnen und vieles mehr. Auch für Lehrpersonen<br />
bietet Simon Mayr Fortbildungen<br />
an, in denen es vor allem um schnelle<br />
Tafelskizzen geht. Als Simon Mayr mit<br />
dem Unterrichten begann, war die Zeit der<br />
Pandemie, und diese war geprägt von zahlreichen<br />
und wiederholten Abwesenheiten<br />
der Kinder. Es tat ihm leid, dass sie große<br />
Teile des Unterrichts verpassten, und so<br />
machte er sich an die Arbeit: Er sammelte<br />
seine Zeichenanleitungen in dem Kinderbuch<br />
„Wir zeichnen einen Zoo“ und bot<br />
den „Daheimgebliebenen“ so die Chance,<br />
dranzubleiben.<br />
DAS NÄCHSTE LEVEL<br />
„Das Zeichnen soll spielerisch von der<br />
Hand gehen. Es ist wie bei einem Videospiel:<br />
Da ist ein Level, das man grad und<br />
grad noch schafft, man übt und irgendwann<br />
ist man super. Dann<br />
erreicht man das nächste<br />
Level!“, erklärt der junge<br />
Zeichenlehrer. Im Sommer<br />
hält er an verschiedenen Bildungshäusern<br />
Zeichenkurse<br />
für Kinder ab. „Es erfüllt<br />
mich, wenn ich helfen kann,<br />
ihr zeichnerisches Talent zu fördern, und<br />
wenn ich sehe, welche Freude sie an ihrem<br />
Können haben!“, sagt Simon Mayr. Er kann<br />
das sehr gut nachvollziehen, denn als Kind<br />
hat auch er viel gezeichnet. „Ich bin mit<br />
den Dragon-Ball-Comics aufgewachsen“,<br />
erinnert er sich schmunzelnd. Hart habe<br />
er damals darauf gewartet, dass ihm seine<br />
Mutter jeden Monat die neueste Ausgabe<br />
des Comicbandes mitbrachte und in der<br />
Zwischenzeit die alten Comics nachgemalt.<br />
Deren Zeichner Akira Toriyama ist<br />
noch heute Simon Mayrs Idol und einer<br />
der Gründe, weswegen er wie jener seine<br />
Comics am liebsten mit Tusche zeichnet.<br />
Vor allem Einzelstücke fertigt der junge<br />
Kurtatscher damit an, doch natürlich hat<br />
auch bei ihm die Technik<br />
Einzug gehalten. Häufig<br />
arbeitet er am Computer,<br />
indem er mit einem speziellen<br />
Stift auf einer digitalen<br />
Leinwand zeichnet.<br />
„Wenn man mit Tusche<br />
einen Fehler macht, ist<br />
es fast unmöglich, ihn auszubessern, am<br />
Computer ist das wesentlich einfacher“,<br />
erklärt der Künstler.<br />
JEDES GESICHT ERZÄHLT<br />
EINE GESCHICHTE!<br />
DER AUSDRUCK IM GESICHT<br />
– DIE PORTRÄTMALEREI<br />
„Mir gefallen Gesichter, ein jedes hat<br />
seinen ganz speziellen Ausdruck“, sagt<br />
Mayr. Als allererstes aber fällt ihm der<br />
Blick eines Menschen auf. „Eben den gilt<br />
es zu treffen“, stellt er fest, wenn er über die<br />
Porträtmalerei redet. <strong>Die</strong> technischen An-<br />
40 // SEPTEMBER <strong>2023</strong>