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Editorial<br />
Trauma-Arbeit<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser<br />
Jochen Kirsch<br />
Seit Jahren engagiert sich Mission 21<br />
im Südsudan. Das Engagement ist leise,<br />
aber wertvoll: Hebammen werden<br />
ausgebildet, sie arbeiten in Flüchtlingslagern<br />
in prekären Verhältnissen<br />
und hoffen auf die Möglichkeit, bald<br />
wieder zurückkehren zu können in ihr<br />
Heimatland. Bis dies möglich ist, wenden sie das Gelernte dort<br />
an, wo sie sind. Es wird angepflanzt, auch wenn die sogenannten<br />
«Warlords», die kriminellen Milizen, immer wieder kaputt<br />
machen, was mühsam gesät worden ist. Und vor allem engagiert<br />
sich Mission 21 zusammen mit den Menschen vor Ort für<br />
den Frieden.<br />
Der Bürgerkrieg, der 2013 im Südsudan ausgebrochen ist, hat<br />
bisher über 300‘000 Menschenleben gefordert. Etwa 3.5 Millionen<br />
Menschen sind auf der Flucht, das ist mehr als ein Fünftel<br />
der Gesamtbevölkerung. Die Menschen sehnen sich nach<br />
Frieden. Diese Grundhaltung drücken sie mit Sprichwörtern<br />
aus wie: «Besser nur Gemüse essen, aber mit Liebe, als einen<br />
gemästeten Ochsen mit Hass.» Der Konflikt verläuft entlang<br />
ethnischer Linien. Deshalb geht es im Friedensprozess darum,<br />
das Vertrauen zwischen den Ethnien Nuer und Dinka langsam<br />
wiederherzustellen.<br />
«Die Kriegshandlungen lassen alte Konflikte wieder aufleben,<br />
auch jene zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern», erzählen<br />
die ökumenischen Mitarbeitenden Dorina und Mathias Waldmeyer<br />
bei ihrem Besuch im Missionshaus in Basel. Das Paar lebt<br />
und arbeitet im Auftrag von Mission 21 vor Ort. Sie stützen und<br />
ermutigen die Menschen, wo immer sie können.<br />
Es ist schwer auszuhalten, dass mühsam überbrückte Gegensätze<br />
nun wieder in tödliche Auseinandersetzungen münden. Es<br />
kann nicht gepflanzt, es kann nicht geerntet werden. Die Hungersnot<br />
im Südsudan wurde vor allem von Menschen ausgelöst.<br />
Peter Gai, Vorsitzender unserer Partnerkirche sowie Präsident<br />
des Südsudanesischen Kirchenbundes, führt zusammen mit<br />
anderen Vertrauensträgern die nötigen Schritte durch, um den<br />
friedlichen Dialog zwischen den verfeindeten Lagern zu ermöglichen.<br />
Der Südsudanesische Kirchenbund ist einer der grössten<br />
Hoffnungsträger für den Frieden und initiierte die Friedenskampagne<br />
«Action Plan for Peace», welche auch von Mission 21<br />
unterstützt wird. Dieser Aktionsplan ist vielleicht die letzte<br />
Chance für den Südsudan, aus dem Teufelskreis von immer neu<br />
aufflammenden Konflikten, unsäglicher Gewalt und sinnlosem<br />
Leid auszubrechen.<br />
Ihre<br />
Claudia Bandixen, Direktorin Mission 21<br />
Titelbild: Mission 21 leistet Unterstützung für Menschen, die vom Bürgerkrieg<br />
betroffen sind und arbeitet längerfristig auf den Frieden hin.<br />
Foto: Ulrich Kleiner<br />
Frauen tragen die Hauptlast der aktuellen Konflikte im<br />
Südsudan. Mitglieder der Frauengruppe der südsudanesischen<br />
Flüchtlingsgemeinde Kakuma in Kenia.<br />
Im heutigen Südsudan herrscht seit<br />
Jahren Bürgerkrieg. Karin Augustat,<br />
Programmverantwortliche bei<br />
Mission 21, glaubt, dass Frieden möglich<br />
ist. Trotz allem Leid haben auch<br />
unsere Partner im Südsudan die<br />
Hoffnung noch nicht aufgegeben.<br />
In einem Dorf, das durch einen Fluss getrennt<br />
ist, bekriegen sich wie im Grossteil des Südsudans<br />
die verfeindeten Volksgruppen seit<br />
vielen Jahren. Auf beiden Seiten des Flussufers<br />
hatte sich je eine ethnische Gruppe niedergelassen,<br />
ohne Kontakt. An einem Sonntag betrat<br />
eine Frau die Brücke. Sie wurde gewarnt, dass<br />
sie ihr Leben mit dieser Geste aufs Spiel setze.<br />
Doch schliesslich folgten ihr Frauen der beiden<br />
Seiten und kamen ins Gespräch, bis sie sogar<br />
alle gemeinsam den Gottesdienst besuchten<br />
und um die vielen Opfer weinten.<br />
Karin Augustat, Programmverantwortliche<br />
bei Mission 21, erzählt nach ihrer Rückkehr<br />
von diesem Ereignis, das ihr während der<br />
2 Nachrichten 2 | <strong>2017</strong>