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nachrichten 2-2017

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Editorial<br />

Trauma-Arbeit<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

Jochen Kirsch<br />

Seit Jahren engagiert sich Mission 21<br />

im Südsudan. Das Engagement ist leise,<br />

aber wertvoll: Hebammen werden<br />

ausgebildet, sie arbeiten in Flüchtlingslagern<br />

in prekären Verhältnissen<br />

und hoffen auf die Möglichkeit, bald<br />

wieder zurückkehren zu können in ihr<br />

Heimatland. Bis dies möglich ist, wenden sie das Gelernte dort<br />

an, wo sie sind. Es wird angepflanzt, auch wenn die sogenannten<br />

«Warlords», die kriminellen Milizen, immer wieder kaputt<br />

machen, was mühsam gesät worden ist. Und vor allem engagiert<br />

sich Mission 21 zusammen mit den Menschen vor Ort für<br />

den Frieden.<br />

Der Bürgerkrieg, der 2013 im Südsudan ausgebrochen ist, hat<br />

bisher über 300‘000 Menschenleben gefordert. Etwa 3.5 Millionen<br />

Menschen sind auf der Flucht, das ist mehr als ein Fünftel<br />

der Gesamtbevölkerung. Die Menschen sehnen sich nach<br />

Frieden. Diese Grundhaltung drücken sie mit Sprichwörtern<br />

aus wie: «Besser nur Gemüse essen, aber mit Liebe, als einen<br />

gemästeten Ochsen mit Hass.» Der Konflikt verläuft entlang<br />

ethnischer Linien. Deshalb geht es im Friedensprozess darum,<br />

das Vertrauen zwischen den Ethnien Nuer und Dinka langsam<br />

wiederherzustellen.<br />

«Die Kriegshandlungen lassen alte Konflikte wieder aufleben,<br />

auch jene zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern», erzählen<br />

die ökumenischen Mitarbeitenden Dorina und Mathias Waldmeyer<br />

bei ihrem Besuch im Missionshaus in Basel. Das Paar lebt<br />

und arbeitet im Auftrag von Mission 21 vor Ort. Sie stützen und<br />

ermutigen die Menschen, wo immer sie können.<br />

Es ist schwer auszuhalten, dass mühsam überbrückte Gegensätze<br />

nun wieder in tödliche Auseinandersetzungen münden. Es<br />

kann nicht gepflanzt, es kann nicht geerntet werden. Die Hungersnot<br />

im Südsudan wurde vor allem von Menschen ausgelöst.<br />

Peter Gai, Vorsitzender unserer Partnerkirche sowie Präsident<br />

des Südsudanesischen Kirchenbundes, führt zusammen mit<br />

anderen Vertrauensträgern die nötigen Schritte durch, um den<br />

friedlichen Dialog zwischen den verfeindeten Lagern zu ermöglichen.<br />

Der Südsudanesische Kirchenbund ist einer der grössten<br />

Hoffnungsträger für den Frieden und initiierte die Friedenskampagne<br />

«Action Plan for Peace», welche auch von Mission 21<br />

unterstützt wird. Dieser Aktionsplan ist vielleicht die letzte<br />

Chance für den Südsudan, aus dem Teufelskreis von immer neu<br />

aufflammenden Konflikten, unsäglicher Gewalt und sinnlosem<br />

Leid auszubrechen.<br />

Ihre<br />

Claudia Bandixen, Direktorin Mission 21<br />

Titelbild: Mission 21 leistet Unterstützung für Menschen, die vom Bürgerkrieg<br />

betroffen sind und arbeitet längerfristig auf den Frieden hin.<br />

Foto: Ulrich Kleiner<br />

Frauen tragen die Hauptlast der aktuellen Konflikte im<br />

Südsudan. Mitglieder der Frauengruppe der südsudanesischen<br />

Flüchtlingsgemeinde Kakuma in Kenia.<br />

Im heutigen Südsudan herrscht seit<br />

Jahren Bürgerkrieg. Karin Augustat,<br />

Programmverantwortliche bei<br />

Mission 21, glaubt, dass Frieden möglich<br />

ist. Trotz allem Leid haben auch<br />

unsere Partner im Südsudan die<br />

Hoffnung noch nicht aufgegeben.<br />

In einem Dorf, das durch einen Fluss getrennt<br />

ist, bekriegen sich wie im Grossteil des Südsudans<br />

die verfeindeten Volksgruppen seit<br />

vielen Jahren. Auf beiden Seiten des Flussufers<br />

hatte sich je eine ethnische Gruppe niedergelassen,<br />

ohne Kontakt. An einem Sonntag betrat<br />

eine Frau die Brücke. Sie wurde gewarnt, dass<br />

sie ihr Leben mit dieser Geste aufs Spiel setze.<br />

Doch schliesslich folgten ihr Frauen der beiden<br />

Seiten und kamen ins Gespräch, bis sie sogar<br />

alle gemeinsam den Gottesdienst besuchten<br />

und um die vielen Opfer weinten.<br />

Karin Augustat, Programmverantwortliche<br />

bei Mission 21, erzählt nach ihrer Rückkehr<br />

von diesem Ereignis, das ihr während der<br />

2 Nachrichten 2 | <strong>2017</strong>

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