14.10.2023 Aufrufe

nachrichten 1-2017

nachrichten 1-2017

nachrichten 1-2017

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Nr. 1 März <strong>2017</strong><br />

Gut koordiniert: Unsere Mitarbeitenden in Übersee<br />

Unser Projekt<br />

Das Stricken erleichtert<br />

bolivianischen Frauen<br />

das Leben. S. 6<br />

Die letzten Dinge regeln<br />

Ende April findet wieder das jährliche<br />

Gönnerseminar von Mission 21<br />

statt, dieses Mal in Zürich. S. 8<br />

Auf und davon!<br />

Unsere Kurzeinsätze ermöglichen jungen<br />

Erwachsenen, drei Monate in die Metropole<br />

Hongkong einzutauchen. S. 11


Editorial<br />

Koordination in den Partnerländern<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

Als Missionswerk müssen wir uns immer<br />

wieder selbst fragen: Wird das<br />

gespendete Geld optimal und effizient<br />

eingesetzt? Wenn zum Beispiel für den<br />

Schutz von Flüchtlingen in Nordnigeria<br />

gespendet wird, kommt das Geld tatsächlich<br />

jenen zugute, die es am meisten<br />

brauchen? Mit solchen wichtigen Fragen befasst sich Yakubu<br />

Joseph, unser Koordinator in Nigeria. Er arbeitet unmittelbar vor<br />

Ort für Mission 21 und koordiniert die Zusammenarbeit unter den<br />

Partnerorganisationen und mit dem Missionshaus in Basel. Er<br />

gestaltet gemeinsam mit seinen Landsleuten, wo und wie geholfen<br />

werden kann. Dabei achtet er sorgfältig darauf, dass nicht<br />

nach Religion und Herkunft gefragt wird, sondern danach, wer<br />

Hilfe am dringendsten nötig hat. Er arbeitet eng mit unserer Partnerkirche<br />

EYN zusammen, die alles tut, um das Leid zu lindern,<br />

trotz ihrer eigenen grossen Verluste durch Boko Haram.<br />

Wie Yakubu Joseph arbeiten verschiedene Koordinatorinnen und<br />

Koordinatoren von Mission 21: in der Demokratischen Republik<br />

Kongo Jules Tsengele, in Kamerun Lumumba Mukong, in Tansania<br />

Claudia Zeising, im Südsudan Dorina und Mathias Waldmeyer,<br />

in Asien Joyce Manarisip und in Lateinamerika Hildegard<br />

Willer.<br />

Mission 21 hat stets einen ganzheitlichen Ansatz. Das bedeutet:<br />

Wir tun jene Schritte, die effizient und sparsam sind und den<br />

ganzen Menschen ernst nehmen. Durch eine gute Koordination<br />

werden Einzelprojekte, die für sich weniger wirksam wären, zu<br />

einem möglichst hilfreichen Kooperationsprogramm gebündelt.<br />

Längst führt unser Missionswerk keine Missionsstationen mehr,<br />

die in früheren Zeiten für die Koordination und Kommunikation<br />

zuständig waren und zudem für medizinische Versorgung, Ernährungsverbesserung<br />

und Unterricht sorgten. Heute sind meist<br />

einheimische Koordinationsteams für diese wichtigen Vernetzungsaufgaben<br />

verantwortlich. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit<br />

von den Koordinatorinnen und Koordinatoren vor Ort mit<br />

Fachleuten hier in der Schweiz wichtig.<br />

Schon 2005 hielt die Pariser Erklärung über die Wirksamkeit<br />

der Entwicklungszusammenarbeit fest, dass für den optimalen<br />

Einsatz von Mitteln eine gute Koordination von Programmen und<br />

Projekten und von verschiedenen Hilfsorganisationen entscheidend<br />

ist. Das bedeutet viel Arbeit: «Es ist ein Riesenaufwand,<br />

ständig gut informiert zu bleiben und die richtigen Schritte<br />

schnell und zielgerichtet zu tun», sagt unsere Asien-Koordinatorin<br />

Joyce Manarisip. «Aber wir tun das gerne. Es bringt gute<br />

Resultate und letztlich zählt die Hilfe, die wir geben können.»<br />

Ihre<br />

Claudia Bandixen, Direktorin Mission 21<br />

Titelbild: Jules Tsengele (rechts), Koordinator in der DR Kongo, ist in regelmässigem<br />

Kontakt mit der Bevölkerung und stammt selbst aus der Kwangoregion.<br />

Bild: Patrizia Kieliger<br />

Ulrich Bachmann<br />

Die lokalen Koordinatorinnen und<br />

Koordinatoren sind für die Arbeit von<br />

Mission 21 zentral: Sie leben in den<br />

Partnerländern und halten vor Ort die<br />

Fäden in der Hand. Wir haben mit ihnen<br />

gesprochen. Ein Einblick in ihre Arbeit<br />

und ihren Alltag.<br />

Yakubu Joseph beantwortet Fragen auf Englisch<br />

und auf Deutsch, die Studentenstadt<br />

Tübingen kennt er ebenso gut wie seine Heimatstadt<br />

Jos in Nigeria. Bei seinem Besuch in<br />

der Schweiz wird klar: Europa ist vertrautes<br />

Terrain für den Friedensforscher und Soziologen.<br />

Doch er weiss auch, wie es ist, in einer<br />

niedergebrannten Kirche in Nigeria zu stehen<br />

und mit den Menschen zu sprechen, die ihre<br />

Angehörigen und ihr Zuhause verloren haben.<br />

Er tut es Tag für Tag.<br />

Als Koordinator für Mission 21 in Nigeria<br />

arbeitet Yakubu Joseph im Nordosten seines<br />

Heimatlandes, in der Region also, die vom Terror<br />

durch die islamistische Miliz Boko Haram<br />

besonders betroffen ist. Millionen von Flüchtlingen<br />

kämpfen hier ums Überleben. Mission 21<br />

2 Nachrichten 1 | <strong>2017</strong>


Koordinator Yakubu Joseph<br />

(zweiter von rechts)<br />

gemeinsam mit<br />

Mitarbeitenden unserer<br />

Partnerorganisationen.<br />

Der direkte Draht<br />

nach Basel<br />

ist mit Not- und Wiederaufbauhilfe präsent<br />

und setzt sich für Friedensförderung und interreligiöse<br />

Zusammenarbeit ein.<br />

Joseph sagt: «Das Elend ist manchmal überwältigend.<br />

Vor allem Kinder leiden an Unterernährung.<br />

Mit Blick auf die Gesamtsituation<br />

können wir wenig tun. Aber was wir tun, ist<br />

enorm wichtig.» Der 50-Jährige spricht bei<br />

seinem Besuch in der Schweiz voller Elan von<br />

seinen Aufgaben, trotz der Schwierigkeiten. Er<br />

selbst hat als Kind den Bürgerkrieg der 60er-<br />

Jahre in Nigeria überlebt. Heute erfüllt es ihn,<br />

besonders gefährdeten Personen beizustehen.<br />

Guter Austausch über Kontinente hinweg<br />

Joseph bildet als Koordinator eine Brücke zwischen<br />

Nigeria und der Schweiz. Er ist einer von<br />

fünf neuen Koordinatoren, die vergangenes<br />

Jahr ihre Arbeit für Mission 21 in Afrika aufnahmen.<br />

Fast zeitgleich mit ihm traten Jules<br />

Tsengele in der Demokratischen Republik<br />

Kongo und Lumumba Mukong in Kamerun<br />

ihre Stelle an. Bereits im Januar 2016 begannen<br />

zudem Dorina und Mathias Waldmeyer<br />

ihre Arbeit als Koordinatoren für den Südsudan,<br />

wobei sie aufgrund der unsicheren Lage<br />

mehrheitlich in Nairobi leben und arbeiten.<br />

Jochen Kirsch, Leiter der Abteilung Internationale<br />

Beziehungen bei Mission 21, sagt: «Die<br />

Koordinationspersonen sind unverzichtbar,<br />

um die Qualität unserer Arbeit zu sichern.»<br />

In manchen Partnerländern von Mission 21<br />

übernehmen Europäer diese Aufgabe, aber die<br />

meisten Länder haben einheimische Koordinatoren.<br />

Für alle gilt, dass sie den Kontext des jeweiligen<br />

Landes sehr gut kennen und zugleich<br />

den Anforderungen der Zentrale in Basel gerecht<br />

werden müssen.<br />

Die Koordinationspersonen haben eine<br />

wichtige Rolle für Mission 21 und auch für die<br />

Spenderinnen und Spender in der Schweiz. Um<br />

Spendengelder richtig verwenden zu können,<br />

ist ein guter Austausch mit den Verantwortlichen<br />

vor Ort zentral. Wie verändert sich die<br />

Situation im Land, und was sind die Bedürfnisse<br />

der Menschen, die mit den Spenden und<br />

der Arbeit von Mission 21 unterstützt werden?<br />

Wie sieht der Bedarf in den anderen Projekten<br />

im Land aus und wie werden Synergien geschaffen?<br />

Diese Fragen können die Koordinatorinnen<br />

und Koordinatoren so gut beantworten wie<br />

niemand sonst. Sie besuchen einzelne Projekte,<br />

schulen und beraten Verantwortliche.<br />

Darüber hinaus vernetzen sie Projekte im jeweiligen<br />

Land und stimmen deren Aktivitäten<br />

aufeinander ab, sodass sie als Gesamtprogramm<br />

die grösstmögliche Wirkung entfalten.<br />

Nachrichten 1 | <strong>2017</strong><br />

3


Koordination in den Partnerländern<br />

Mission 21<br />

Miriam Glass<br />

Dorothee Adrian<br />

«Ich bin der direkte Draht<br />

zwischen Basel und den<br />

Partnern in Kamerun.»<br />

Lumumba Mukong,<br />

Koordinator Kamerun<br />

«Mit meiner Arbeit verbinde<br />

ich Teile zu einem<br />

Ganzen: Zum Beispiel die<br />

Bildungsarbeit mit der<br />

Gesundheitsarbeit und<br />

der Landwirtschaft.»<br />

Jules Tsengele,<br />

Koordinator DR Kongo<br />

«Die Aufgabe von uns<br />

Koordinatorinnen und<br />

Koordinatoren ist es, die<br />

gute Arbeit der Partner<br />

in ihren Ländern sicherzustellen.»<br />

Joyce Manarisip,<br />

Koordinatorin Asien<br />

Sie stellen zudem die Kommunikation zwischen<br />

Mission 21 in Basel und den Menschen<br />

im Partnerland sicher. Eine äusserst wichtige<br />

Aufgabe, die hilft, den Spendern gegenüber von<br />

Projektfortschritten zu berichten. Menschen<br />

wie Yakubu Joseph mit seinen interkulturellen<br />

Kenntnissen sind besonders geeignet für diese<br />

Aufgabe.<br />

Erfolgserlebnisse im Alltag<br />

Die Wirkung ganzer Programme schildern die<br />

Koordinatorinnen und Koordinatoren in umfassenden<br />

Berichten. In den Gesprächen mit<br />

ihnen aber wird deutlich, wie wichtig auch die<br />

kleinen, alltäglichen Fortschritte sind. Hildegard<br />

Willer, die die Programme von Mission 21<br />

in Peru und Bolivien koordiniert, sagt: «Mir<br />

macht es Freude, wenn unsere Arbeit das Leben<br />

von Menschen konkret verbessert.» Dabei<br />

liege die Verbesserung nicht nur im Materiellen,<br />

sondern sei oft an einem wachsenden<br />

Selbstbewusstsein ablesbar: «Wenn eine Indigena-Frau<br />

strahlt, weil sie jetzt selber rechnen<br />

kann. Oder wenn eine junge Indigena sagt, sie<br />

schäme sich nun nicht mehr für ihre Muttersprache<br />

Quechua, sondern sei stolz darauf.<br />

Oder auch, wenn Mitglieder von Partnerorganisationen<br />

anwenden, was sie in Weiterbildungen<br />

gelernt haben.»<br />

Auch Lumumba Mukong aus Kamerun erzählt<br />

vom befriedigenden Gefühl, zu sehen,<br />

dass die Arbeit Früchte trägt: In seinen ersten<br />

Wochen als Koordinator besuchte er eine<br />

Schule, in der Aids-Waisen unterrichtet werden.<br />

Das Angebot wird von Mission 21 finanziell<br />

unterstützt. Mukong sagt: «Die Kinder<br />

haben enorm gelitten. Sie haben ihre Eltern<br />

verloren und sind stigmatisiert, weil diese an<br />

Aids gestorben sind. In der Schule erhalten sie<br />

Unterstützung. Es ist grossartig zu sehen, wie<br />

gut diese Kinder schreiben können. Wie sie<br />

Tests bestehen, von der Primarschule bis zur<br />

Universität. Das Angebot gibt ihnen Hoffnung.<br />

Das hat mich sehr berührt.»<br />

Berichte aus Konfliktgebieten<br />

Neben den Erfolgsmeldungen schildern die<br />

Koordinationspersonen auch Schwierigkeiten,<br />

sei dies nun in einzelnen Projekten oder in der<br />

gesamten Projektregion. Aktuelle Informationen<br />

sind besonders in Konflikt- oder Krisensituationen<br />

wichtig. Jules Tsengele berichtete<br />

im Dezember 2016 von den Unruhen im Land,<br />

nachdem Joseph Kabila, der Präsident der DR<br />

4 Nachrichten 1 | <strong>2017</strong>


Mission 21<br />

Die gute Nachricht<br />

Brückenbauer<br />

für eine gerechtere Welt<br />

In Apostelgeschichte 10, 21-35, wird uns von einer Begebenheit berichtet, wo der<br />

jüdische Apostel Petrus aus Joppe, dem heutigen Tel Aviv-Jaffa, von einem griechischen<br />

Hauptmann namens Kornelius aus der Hafenstadt Cäsarea zu sich nach<br />

Hause gerufen wurde. Trotz des jüdischen Verbots, sich mit Menschen anderer<br />

Kulturen abzugeben, wich Petrus diesem interkulturellen Kontakt nicht aus und<br />

baute damit eine Brücke von der jüdischen Gemeinschaft zum Rest der Welt.<br />

«Man darf nicht auf kurzfristige<br />

Wirkung bauen,<br />

sondern muss Menschen<br />

langfristig begleiten.»<br />

Hildegard Willer,<br />

Koordinatorin Peru & Bolivien<br />

Kongo, sein Amt nicht wie vorgesehen für einen<br />

Nachfolger freigegeben hatte. Lumumba<br />

Mukong verfasste kurz davor einen Bericht<br />

zu Unruhen zwischen der englischsprachigen<br />

Minderheit und der französischsprachigen<br />

Mehrheit in Kamerun.<br />

In einem veränderlichen Kontext bewegt<br />

sich auch Joyce Manarisip, die seit fünf Jahren<br />

für Mission 21 die Programme in Asien koordiniert.<br />

Sie baut Brücken nicht nur nach Europa,<br />

sondern auch zwischen den Ländern auf dem<br />

Kontinent: Malaysia und Indonesien, China, Japan<br />

und Südkorea.<br />

In ihrer täglichen Arbeit beschäftigen Themen<br />

wie Menschenhandel oder interreligiöse<br />

Friedensarbeit sie ebenso wie das korrekte<br />

Ausfüllen von Formularen fürs Projektmanagement.<br />

Manarisip betont im Gespräch in<br />

Basel, wie wichtig Verhandlungsgeschick in<br />

ihrem Job sei. «Man muss wissen, wo sanfte<br />

Überzeugungsarbeit gefragt ist, und wann<br />

man auf den Tisch klopfen muss», sagt sie.<br />

«Uns geht es darum, die Lebensumstände von<br />

Menschen zu verbessern – dafür müssen unsere<br />

Programme so wirksam sein wie nur möglich.»<br />

| Miriam Glass<br />

Diese Bibelpassage kam mir in den Sinn, als ich theologische Reflexionen zu<br />

den heutigen Koordinatorinnen und Koordinatoren von Mission 21 anstellte: Als<br />

Missionswerk, das in der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist, arbeiten wir<br />

in anderen Kulturen und über weite Distanzen hinweg mit unseren Partnern.<br />

Darum brauchen wir Menschen vor Ort, europäische und einheimische Mitarbeitende,<br />

die Mission 21 speziell für diese Aufgabe angestellt hat. Als Scharnier<br />

zwischen Basel und den Partnerländern setzen sich diese Koordinatorinnen und<br />

Koordinatoren dafür ein, dass kulturelle Grenzen überwunden werden und die<br />

Projektarbeit gut funktioniert. Als «Brückenbauer» treten sie so gewissermassen<br />

in die Fussstapfen des Apostels Petrus.<br />

Wie die erwähnte Bibelstelle zeigt, war die interkulturelle Zusammenarbeit für<br />

die Verbreitung des Christentums von zentraler Bedeutung. Bei der Entwicklung<br />

von einer jüdischen Sekte zu einer weltweit verbreiteten Religion durchdrangen<br />

der christliche Glaube und seine Werte zahlreiche kulturelle Grenzen. Auch wenn<br />

viel Ausgrenzung im Namen der Religion geschah und noch immer geschieht: Die<br />

Adaptionsfähigkeit des christlichen Glaubens versetzt mich in grosses Staunen<br />

und weckt meine Begeisterung. Nicht selten erlebe ich auf Reisen und bei Aufenthalten<br />

in den verschiedensten Ecken dieser Welt, wie der christliche Glaube<br />

nicht trennend wirkt, sondern Grenzen überbrückt und in unterschiedlichsten<br />

kulturellen Kontexten Fuss fasst. Dies hat sicher auch mit der Tatsache zu tun,<br />

dass das Christentum genaugenommen keine Buchreligion sondern eine Personenreligion<br />

ist. Es geht also vor allem um das Wesen und Handeln der Person<br />

Jesus Christus, die primär integrativ waren. Yakubu Joseph, Koordinator in<br />

Nigeria, sagt über seine Arbeit: «Ich glaube, dass die Liebe Gottes für jeden da<br />

ist! Wir ermutigen unsere Partner, ihre Türen für Menschen anderen Glaubens<br />

zu öffnen und auch für solche, die an nichts glauben.»<br />

Die Koordinatorinnen und Koordinatoren von Mission 21 stehen als Brückenbauer<br />

in einer reichen Tradition. Sie arbeiten mit uns und im Sinne von Jesus<br />

für eine gerechtere Welt. Darum sind sie ein Beispiel für uns, damit auch wir im<br />

Schweizer Alltag Grenzen überwinden und Brücken bauen für Menschen, die aus<br />

anderen Kulturen in unser Land gekommen sind.<br />

| Dario Brühlmann leitet seit Juli 2016 die Abteilung Kommunikation<br />

bei Mission 21. Er studierte Theologie und<br />

Interkulturelle Studien und hat langjährige Marketing-<br />

Erfahrung.<br />

Nachrichten 1 | <strong>2017</strong><br />

5


Unser Projekt<br />

Stricken für ein besseres Leben<br />

Das Leben in der bolivianischen Gemeinde Ayata ist nicht einfach. Armut und<br />

Mangelernährung machen den Bewohnern zu schaffen. Dass stricken dagegen<br />

helfen könnte, konnten einige zu Beginn kaum glauben. Inzwischen aber erzielen<br />

viele Frauen mit Strickarbeiten einen Zusatzverdienst.<br />

Claudia Quispe<br />

Farbenfroh: Die Frauen vom<br />

Centro Vitocota bieten an<br />

lokalen Märkten ihre Ware<br />

feil.<br />

«Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal stricken<br />

würde», sagt Juana Quispe, «und schon gar<br />

nicht, dass mich eine fremde Frau jemals fragen<br />

würde, ob ich ihr einen Pullover mache!» Die<br />

42-jährige lacht. Sie hat das Stricken vor zwei<br />

Jahren im Handwerkszentrum Vitocota in der<br />

Gemeinde Ayata nahe der Stadt La Paz gelernt.<br />

Das Zentrum wird von der bolivianischen Stiftung<br />

Machaqa Amawta geführt. Diese unterstützt<br />

vor allem die indigene Bevölkerung und<br />

fördert insbesondere die Frauen.<br />

Die Menschen in Ayata leben in Armut und<br />

sind oft mangelernährt. Die Bedingungen<br />

für die Landwirtschaft sind zwar nicht allzu<br />

schlecht, doch die Produktivität ist gering.<br />

Dies aus verschiedenen Gründen, wie dem Klimawandel,<br />

Bodenerosionen und mangelndem<br />

technischen Wissen. Das erhöht den Leidensdruck<br />

auf die Bevölkerung und macht alternative<br />

Einkommensquellen nötig. Und diese gibt<br />

es: Die Gemeinde verfügt über grosses Potential<br />

im Bereich des textilen Kunsthandwerks mit<br />

farbenfrohen Motiven aus der andinen Kultur.<br />

Preisgekrönte Partnerin<br />

Die Partnerorganisation von Mission 21,<br />

Machaqa Amawta, knüpft an dieses Potential<br />

an. Neben Bildungsangeboten im Gemüseanbau<br />

für Familien und Schulen hat die Stiftung<br />

das Handwerkszentrum «Centro Artesanal<br />

Vitocota» ins Leben gerufen. Dieses wurde für<br />

viele Frauen in Ayata zu einem ganz besonderen<br />

Ort: Dort lernen sie stricken und nähen und<br />

erhalten Begleitung und Beratung beim Verkauf<br />

ihrer Handarbeiten.<br />

Viele indigene Einwohner in der Region um<br />

Ayata haben nur die Grundschule besucht. Da<br />

das Stricken weder lesen noch schreiben erfordert,<br />

ist es eine gute Möglichkeit, das Einkommen<br />

der indigenen Bevölkerung zu verbessern.<br />

Für ihr Engagement in der interkulturellen<br />

Bildung wurde Machaqa Amawta vor einem<br />

Jahr von der internationalen «Stars Foundation»<br />

für ihr Engagement ausgezeichnet. Die<br />

Stiftung lobte besonders den respektvollen Umgang<br />

mit den indigenen Bevölkerungsgruppen<br />

der Aymaras und Urus. Machaqa Amawta ist<br />

weltweit gut vernetzt und kann auf einen grossen<br />

Erfahrungsschatz zugreifen.<br />

Die schwierigen Lebensbedingungen in der<br />

Gegend haben auch soziale Folgen. So suchen<br />

die Männer oft in der Stadt oder im Bergwerk<br />

Arbeit. Dies führt zu familiären Spannungen.<br />

Für die Frauen steigt die Arbeitsbelastung<br />

stark. «Neben dem Haushalt und den Kindern<br />

halten wir Tiere und pflanzen Gemüse für den<br />

Eigenbedarf an», erzählt zum Beispiel Maxima<br />

Condori Maynaza. Ihr Mann ist nicht weggezogen,<br />

er spielt aber Trompete und ist oft mit seiner<br />

Band unterwegs.<br />

6 Nachrichten 1 | <strong>2017</strong>


Schicksalsschlag<br />

Maxima strickt schon länger im Handwerkszentrum<br />

und weiss dieses seit einem schweren<br />

Schicksalsschlag noch mehr zu schätzen: Nach<br />

einem schlimmen Unfall hat die 35-jährige zwei<br />

Finger ihrer rechten Hand verloren. «Ich habe<br />

mich unfähig und abhängig gefühlt», erinnert<br />

sich Maxima. «Ich konnte weder meine Haare<br />

flechten noch mich selber anziehen».<br />

Das Jahr nach dem Unfall war für Maxima<br />

voller Herausforderungen. Ihr Wille und ihr<br />

Durchhaltevermögen halfen ihr, diese schwierige<br />

Zeit durchzustehen und sie konnte ihre<br />

Strickarbeit wiederaufnehmen. «Im Zentrum<br />

Vitocota kann ich zum Glück mit der Maschine<br />

stricken. Das ist eine grosse Erleichterung!»<br />

Auch der Zusammenhalt ihrer Kolleginnen im<br />

Handwerkszentrum hat ihr geholfen, sich in der<br />

neuen Situation zurechtzufinden.<br />

Alle für eine, eine für alle<br />

Auch Juana Quispe ist die gegenseitige Unterstützung<br />

wichtig. Anfangs war sie überrascht<br />

über die Hilfe der anderen Frauen und sie freut<br />

sich auch heute noch, wenn sie über Kolleginnen<br />

Strickaufträge bekommt. «Sie helfen<br />

mir, bekannter zu werden», sagt sie.<br />

Durch die Unterstützung im Handwerkszentrum<br />

werden die Frauen selbstbewusster.<br />

Sie können Verantwortung übernehmen und<br />

lernen, Konflikte zu bewältigen. Mit diesem<br />

Selbstbewusstsein fällt vielen Frauen das Familienleben<br />

leichter und sie können ihre Bedürfnisse<br />

besser kommunizieren. So hat die<br />

Familie von Maxima mittlerweile verstanden,<br />

wie wichtig das Handwerkszentrum für sie ist<br />

und schätzt den Zusatzverdienst, den sie durch<br />

den Verkauf von Hüftgürteln und Bauchbinden<br />

erwirtschaftet. «Ich kann meinen Kindern<br />

heute Pausensnacks für die Schule mitgeben»,<br />

erzählt die fünffache Mutter. «Das war vorher<br />

nicht möglich.»<br />

Die Erkenntnis, dass sie mit ihrer Arbeit Geld<br />

verdienen und ihre Familie unterstützen kann,<br />

hat den Unternehmergeist in Maxima geweckt.<br />

Wissbegierig lernt sie immer weitere Strickmuster.<br />

Seit neuem backt sie Brot und Gebäck für<br />

die Feste, an denen ihr Mann mit seiner Band<br />

auftritt. Zudem bekommt sie immer grössere<br />

Strickaufträge. «Ich habe Schuluniformen für<br />

Schulen hier und in den umliegenden Gemeinden<br />

gestrickt», erzählt Maxima stolz.<br />

Stricken für gesellschaftlichen Wandel<br />

Wer jetzt denkt, stricken sei reine Frauensache,<br />

liegt falsch. Immer wieder kommen Männer in<br />

das Zentrum von Machaqa Amawta und lernen<br />

das Stricken. Als Justina Mamani anfing, ihre<br />

Arbeiten im Handwerkszentrum zu verkaufen,<br />

war das eine grosse finanzielle Erleichterung<br />

für ihre Familie, da ihr Mann schon längere Zeit<br />

arbeitslos war. «Da sagte er mir, er wolle auch<br />

stricken», erzählt Justina. «Kurz darauf kam er<br />

tatsächlich ins Zentrum und lernte das Handwerk.»<br />

Die beiden arbeiten nun zusammen und<br />

denken darüber nach, sich eine eigene Strickmaschine<br />

zu kaufen.<br />

Manche erlernen das Stricken wie Juana<br />

Quispe im Handwerkszentrum Vitocota von<br />

Grund auf. «Stricken ist viel einfacher als gedacht»,<br />

findet Juana. Für geübte Strickerinnen<br />

bietet das Zentrum eine gute Möglichkeit, Ware<br />

zu verkaufen und sich zu Geschäftsstrategien<br />

beraten zu lassen. Für alle bietet das Zentrum<br />

aber die Chance, sich weiterzuentwickeln, Beziehungen<br />

zu knüpfen und ihr Potential auszuschöpfen.<br />

Es ist zu einem wichtigen wirtschaftlichen<br />

und sozialen Treffpunkt der Gemeinde<br />

Ayata geworden.<br />

| Lea Wirz<br />

Wir brauchen Ihre Unterstützung<br />

> «Kooperationsprogramm Peru und Bolivien»<br />

Nummer: 476.1001<br />

> Spenden: Konto PC 40-726233-2, IBAN: CH58<br />

0900 0000 4072 6233 2, Betreff: «476.1001» oder<br />

online: www.mission-21.org/spenden<br />

> Information: Projektdienst,<br />

Telefon +41 (0)61 260 23 03<br />

miriam.glass@mission-21.org<br />

Claudia Quispe<br />

Mit Maschine geht es schneller.<br />

Aber das maschinelle Stricken<br />

und das Programmieren<br />

wollen geübt sein.<br />

Nachrichten 1 | <strong>2017</strong><br />

7


Mission 21 aktuell<br />

Gönner-Seminar: «Die letzten Dinge regeln»<br />

Wie kann ich zu Lebzeiten meine letzten Dinge regeln?<br />

Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind zu beachten?<br />

Wie kann ich meine finanziellen Angelegenheiten<br />

am besten ordnen?<br />

Mission 21<br />

Antworten auf solche Fragen gibt das jährlich<br />

stattfindende Gönner-Seminar von Mission 21<br />

und der Basler Mission in bewährter Zusammenarbeit<br />

mit dem VZ VermögensZentrum.<br />

Das Fachseminar rund um die Themen «Erben<br />

und Schenken» findet dieses Jahr am 27. April<br />

<strong>2017</strong> in der Stiftung zum Glockenhaus in Zürich<br />

statt. Für persönliche Gespräche sind Mitglieder<br />

des Vorstandes und der Geschäftsleitung<br />

von Mission 21 sowie der Basler Mission während<br />

des ganzen Anlasses anwesend.<br />

Nach dem gemeinsamen Mittagessen besuchen<br />

wir das neu gebaute Landesmuseum Zürich. In<br />

einem privaten Rundgang erfahren Sie spannende<br />

Hintergründe rund um die Sanierung<br />

und Erweiterung des Museums.<br />

Im August letzten Jahres eröffnete das Landesmuseum<br />

Zürich mit eindrucksvollem Neubau<br />

seine Tore. Die beiden Architekten Christ &<br />

Gantenbein sind mit ihrer imposanten Erweiterung<br />

im Dialog mit dem Altbau geblieben, sowohl<br />

in der Form als auch im Detail. So können<br />

die Besucher durch die Bullaugen immer wieder<br />

einen Blick auf den schlossartigen Altbau werfen.<br />

Gleichzeitig bietet der Neubau mehr Raum<br />

für Ausstellungen und weitere Angebote wie<br />

etwa eine Bibliothek und ein Studienzentrum.<br />

Das meistbesuchte kulturhistorische Museum<br />

der Schweiz zeigt in Dauer- und Wechselausstellungen<br />

verschiedene Aspekte der Schweizer<br />

Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart.<br />

8 Nachrichten 1 | <strong>2017</strong>


Porträt einer Spenderin<br />

Roman Keller<br />

Persönlich<br />

Den Menschen<br />

etwas zurückgeben<br />

Arjana Metting van Rijn-Baud nahm letztes Jahr am<br />

Gönner-Seminar von Mission 21 teil. Sie erzählt von ihrem<br />

ganz persönlichen Bezug zur Mission.<br />

Blick auf den Neubau sowie das alte Landesmuseum Zürich.<br />

Programm:<br />

09.30 Begrüssungskaffee in der Stiftung zum<br />

Glockenhaus, Zürich<br />

09.45 Begrüssung durch Mission 21<br />

10.00 Fachseminar mit Gabrielle Sigg vom<br />

VZ VermögensZentrum<br />

12.00 Gemeinsames Mittagessen<br />

13.30 Führung durch den Neubau des Landesmuseums<br />

Zürich: «Das neue Landesmuseum.<br />

Architektur und Baugeschichte»<br />

14.30 Ende der Veranstaltung<br />

Infos zum Gönnerseminar<br />

auf einen Blick<br />

Wann und wo: Donnerstag, 27. April <strong>2017</strong>,<br />

09.30 – 14.30 Uhr<br />

Stiftung zum Glockenhaus, Sihlstrasse 33,<br />

8001 Zürich<br />

Unkostenbeitrag: CHF 30.- pro Person (inkl.<br />

Kaffee und Gipfeli, Mittagessen, Tagungsunterlagen<br />

und Museumsbesuch)<br />

Anmeldung bis 31. März <strong>2017</strong> mit dem Teilnahmetalon<br />

in der Mitte des Heftes oder<br />

direkt bei Sarah Hess:<br />

sarah.hess@mission-21.org<br />

Telefon: 061 260 23 36. Die Teilnehmerzahl<br />

ist begrenzt.<br />

Dorothee Adrian<br />

Ich bin Arjana Metting van Rijn-Baud, 1928 in den Niederlanden geboren.<br />

Die Mission begleitet mich seit Kindheitstagen: Ich war an einer christlichen<br />

Schule, jeden Morgen gab es eine halbe Stunde Religionsunterricht. Freitags<br />

ging es um die weltweite Kirche. Das war meine Lieblingsstunde! Der Lehrer<br />

erzählte ausführlich von der Mission. Alles, was ich hörte, war neu und faszinierend.<br />

Mir gefiel, was die Mission machte und ich ging für diese sammeln.<br />

Das Motto war «Kwartaal kwartje voor de zending», möglichst viele sollten<br />

jedes Quartal 25 Cent für die Mission spenden.<br />

Ab 1945 studierte ich Jura, mein zukünftiger Mann Theologie. 1960 zogen<br />

wir in die Schweiz. Nach einer Weile kamen wir in eine Kirchgemeinde<br />

mit einer begeisterten Bazargruppe. Die Frauen sagten: «Die frühere Frau<br />

Pfarrer las immer die ganze Stunde vor, während wir gelismet haben. Das<br />

wollen wir nicht mehr!» Ich überlegte. Da der Erlös für die Basler Mission<br />

war, wollte ich etwas von deren Arbeit erzählen. Ich organisierte Briefe von<br />

Missionarsfrauen, in denen sie von ihrer täglichen Arbeit und dem dortigen<br />

Leben erzählten. Meine<br />

Bazarfrauen hörten interessiert<br />

zu!<br />

Ab 1980 war ich eher<br />

mit dem HEKS unterwegs,<br />

von 1985 bis 1990 als Ehrenamtliche<br />

bei der «Erklärung<br />

von Bern» (heute<br />

«Public Eye»). Doch nach<br />

der Pensionierung und<br />

dem Tod meines Mannes<br />

hat die Mission wieder ihren<br />

Platz bei mir gefunden.<br />

Meine Gründe, für Mission<br />

21 zu spenden, sind:<br />

Erstens, dass das Werk<br />

auf gutem Weg ist von<br />

«den armen Heiden das<br />

Evangelium bringen» (im 19. Jahrhundert) hin zu einem offenen Umgang mit<br />

gleichwertigen Partnerkirchen in aller Welt. Zweitens unterstützt sie den fairen<br />

Handel, anstatt «Almosen» zu geben. Drittens liegt mir besonders die Arbeit<br />

in Indonesien am Herzen. Meine Vorfahren lebten dort als Kolonialherren und<br />

fühlten sich erhaben über die Einheimischen. Meine Familiengeschichte ist mit<br />

der Ausbeutung Indonesiens verwoben. Die Mission sieht die Menschen aber<br />

anders: als ebenbürtige Gegenüber. Mein Anliegen als Spenderin ist es, den<br />

Menschen ein klein wenig zurückzugeben.<br />

| Aufgezeichnet von Dorothee Adrian.<br />

Mission 21 dankt Frau Metting van Rijn-Baud sehr herzlich für ihre<br />

langjährige und treue Unterstützung!<br />

Nachrichten 1 | <strong>2017</strong><br />

9


Mission 21 aktuell<br />

Good News aus unseren Programmen<br />

Besuch bei Papst Franziskus gibt Hoffnung auf Frieden<br />

Die Kirchen des Südsudans haben eine wichtige<br />

Rolle im Friedensprozess, da sie Menschen<br />

verschiedener Ethnien vereinen. Papst<br />

Franziskus würdigte dies, indem er Vertreter<br />

der Kirchen Südsudans zu einer Audienz einlud.<br />

Für den Südsudanesischen Kirchenbund,<br />

Partner von Mission 21, nahm Peter Gai Lual<br />

Marrow teil. In einer Pressemitteilung schreibt<br />

der Kirchenbund: «Der Heilige Vater wollte<br />

über die Situation in unserem Land informiert<br />

werden, er wollte seine Besorgnis äussern und<br />

uns ermutigen. Er fragte, was er als Oberhaupt<br />

der katholischen Kirche tun könne. Wir berichteten,<br />

was die Kirche unternimmt, um Frieden,<br />

Heilung und Versöhnung voranzubringen.»<br />

Papst Franziskus zeigte sich laut der Mitteilung<br />

bewegt und sagte zu, den Südsudan zu<br />

besuchen.<br />

| Dorothee Adrian<br />

Kirchenleitende des Südsudan bei der Papst-Audienz.<br />

Zur Verfügung gestellt<br />

Zur Verfügung gestellt<br />

Näherinnen machen sich selbstständig<br />

Der Verkauf von traditionellem Kunsthandwerk ist auf Borneo wichtig:<br />

Die Insel in Südostasien ist zwar fruchtbar und die Bewohner können<br />

sich grösstenteils durch Selbstversorgung ernähren. Geld – zum Beispiel<br />

für den Schulbesuch der Kinder – ist aber selten genug vorhanden. Mission<br />

21 unterstützt deshalb 50 Gruppen mit rund 500 aktiven Produzentinnen<br />

und hilft ihnen, ihre Produkte zu vermarkten.<br />

Vor allem im städtischen Kontext werden neben der traditionellen<br />

Flechtkunst auch Arbeiten mit der Nähmaschine immer beliebter. In der<br />

Stadt Kota Marudu machte sich kürzlich eine Gruppe mit 11 Produzentinnen<br />

selbstständig.<br />

Mission 21 machte es möglich: Mit Unterstützungsgeldern wurden<br />

zwei Ateliers mit Nähmaschinen eingerichtet. Zu Beginn stellte die Gruppe<br />

weiterhin Produkte für das Projekt von Mission 21 her, mittlerweile<br />

sind die Frauen aber mit Aufträgen für den lokalen Markt ausgelastet.<br />

«Genau das ist unsere Idee», sagt Katharina Gfeller, Programmverantwortliche<br />

für Indonesien und Malaysia: «Wir wollen helfen, dass die Teilnehmerinnen<br />

ihre Ideen verwirklichen und ihr Leben selbst in die Hand<br />

nehmen.»<br />

| Mara Wirthlin<br />

Nähen macht selbstbewusst.<br />

Eine lokale Produzentin an<br />

ihrem eigenen Stand.<br />

Kamerun: Solarenergie<br />

für das Spital Manyemen<br />

In der Technikabteilung des Spitals Manyemen<br />

gibt es immer viel zu tun, einiges wurde aber<br />

bereits erreicht. Die Rennovation des gesamten<br />

Wasserversorgungssystems des Spitals ist<br />

schon weit fortgeschritten. Dass dies dringend<br />

nötig war, bemerkten wir bei der Erneuerung<br />

der Wassertanks. Die Arbeiten an den Tanks<br />

konnten bereits abgeschlossen werden.<br />

Unser zweites grosses Projekt ist die Versorgung<br />

des Spitals mit Solarenergie. Wir sind<br />

daran, eine erste Etappe für das Labor und die<br />

Geburtenabteilung umzusetzen. Damit ist es<br />

möglich, im Labor wieder eine Blutbank zu<br />

führen und die gebärenden Frauen müssen sich<br />

nicht mehr nach den Betriebsstunden des Generators<br />

richten. Langfristig soll das ganze Spital<br />

vom Dieselgenerator unabhängig werden.<br />

Solche Fortschritte erleichtern das Leben und<br />

Arbeiten im Spital. Auch für das Technik-Team<br />

sind diese Projekte wichtig. Für einige Arbeiten<br />

werden zwar externe Firmen beauftragt,<br />

die eigenen Handwerker sind aber immer mit<br />

dabei und haben die Möglichkeit, am Objekt zu<br />

lernen.<br />

| Martin Witmer. Der ökumenische Mitarbeiter arbeitet seit<br />

2014 als Techniker für Mission 21 in Kamerun.<br />

10 Nachrichten 1 | <strong>2017</strong>


Zur Verfügung gestellt<br />

Auf und davon!<br />

Hast Du nach der Schule ein Zwischenjahr geplant oder<br />

möchtest reisen? Mission 21 nimmt junge Erwachsene für<br />

einen dreimonatigen Kurzeinsatz mit nach Hongkong. .<br />

Felix Kuhn: (oben links) «Im Ascension House hatte ich viel Kontakt zu interessanten, internationalen<br />

Leuten!»<br />

In Hongkong lebst und arbeitest du mit anderen jungen Freiwilligen aus<br />

aller Welt in dem Backpacker-Hostel «Ascension House». Felix Kuhn ist<br />

als erster Programmteilnehmer Ende 2016 zurückgekehrt. Dass er in der<br />

Herberge mitanpacken musste, fand er nicht schlimm. Im Gegenteil: «Die<br />

Arbeit im «Ascension House» ist super! Man trifft tolle Leute, die viel zu<br />

erzählen haben.» Felix‘ Begeisterung über den Einsatz ist gross: «Drei<br />

Monate sind genial, um eine Stadt zu erkunden. Man kann richtig eintauchen<br />

und das religiöse und kulturelle Leben in Hongkong hautnah erleben.»<br />

Neben Kultur, gutem Essen, wandern und dem Grossstadttrubel<br />

gibt es auch ruhige Momente. «Die Spiritualität im «Tao Fong Shan Christian<br />

Centre» hat mir sehr gefallen», sagt Felix. Um viele Erfahrungen<br />

reicher kehrte er also nach Hause zurück. «Für mich war es nach der<br />

Schule der ideale Einsatz», sagt er. «Ich habe es genossen, zu arbeiten und<br />

gleichzeitig für längere Zeit aus der Schweiz herauszukommen.» Neben<br />

der Arbeit kam auch das Vergnügen nicht zu kurz – und sein Englisch<br />

habe sich automatisch verbessert. «Ich kann diesen Einsatz allen weiterempfehlen!»<br />

Kurzeinsätze für junge Erwachsene<br />

Gemeinsam mit internationalen, jungen Freiwilligen lebst und arbeitest Du<br />

während zirka drei Monaten im «Ascension House», einem christlichen<br />

Gästehaus, das zum «Tao Fong Shan Christian Centre» gehört. Du lernst<br />

das christliche Leben in Hongkong, eine andere Kultur und spannende<br />

Menschen kennen.<br />

Ein Vorgespräch sowie ein Vor- und ein Nachbereitungswochenende in<br />

Basel sind Bestandteil des Programms. Das Angebot richtet sich an junge<br />

Erwachsene zwischen 18 und 22 Jahren mit ausreichenden Englischkenntnissen.<br />

Kontakt: young@mission-21.org<br />

Telefon: 061 260 22 39<br />

www.mission-21.org/auf-und-davon<br />

Archiv & Buch<br />

Spannende Hintergründe<br />

statt All Inclusive-Inserate<br />

Ein Kanal in der indonesischen<br />

Stadt Banjarmasin, 1935.<br />

Sie suchen aktuelle Informationen zu einem spezifischen<br />

Thema, zum Beispiel Indonesien? – Nichts<br />

leichter als das: Internet starten und in der Suchmaske<br />

«Indonesien» eingeben! Das Resultat ist ernüchternd:<br />

in über neunzig Prozent der seitenlangen<br />

Trefferliste wird versucht, Ihnen unter dem Stichwort<br />

«Frühbucherrabatt» eine Billigreise ins Inselparadies<br />

zu verkaufen.<br />

So einfach scheint es also nicht zu sein, vertrauenswürdige<br />

Informationen zu Indonesien im Netz zu<br />

finden. Als Bibliothekarin könnte ich Sie nun stattdessen<br />

auf ein dickes Buch verweisen, und somit<br />

dem Ruf meiner Gilde alle Ehre machen. Doch in der<br />

heutigen Zeit macht<br />

es wenig Sinn, digitale<br />

und analoge<br />

Kanäle gegeneinander<br />

auszuspielen.<br />

Das Internet ist –<br />

bei allen Tücken und<br />

Ablenkungen – ein<br />

enormer Informationsschatz,<br />

den es<br />

gezielt und bewusst<br />

zu nutzen gilt. Deshalb<br />

erinnere ich gerne daran, dass ausgebildete<br />

Fachleute in Bibliotheken, Dokumentations- und<br />

Informationsstellen tagein, tagaus für Sie Informationen<br />

sammeln, gewichten und auf speziellen Websites<br />

und Onlineplattformen zur Verfügung stellen.<br />

Folgende Tipps sollen Ihnen die Suche nach «Indonesien»<br />

erleichtern:<br />

www.watchindonesia.org/<br />

Getragen von kirchlichen Hilfswerken ist das wohl<br />

die wichtigste deutschsprachige Website für Hintergründiges<br />

zu Menschenrechten, Demokratie und<br />

Umwelt in Indonesien und Osttimor. Auch zum Thema<br />

Religion bietet die Site immer wieder aktuelle<br />

Analysen. So ist zum Beispiel ein Bericht zu religiös<br />

motivierter Gewalt und Gerechtigkeit von Elga<br />

Sarapung online, die im Oktober 2016 zu Gast in<br />

Deutschland war.<br />

www.asienhaus.de/soainfo/publikationen/<br />

zeitschrift-suedostasien<br />

Die vierteljährlich erscheinenden thematischen<br />

Hefte der Zeitschrift «südostasien» enthalten immer<br />

wieder wichtige Hintergrundinformationen aus<br />

erster Hand, auch zu Indonesien.<br />

www.alliancesud.ch/de/infodoc<br />

InfoDoc ist die offizielle Infostelle der kirchlichen<br />

Hilfswerke in der Schweiz und sammelt entwicklungspolitische<br />

Informationen, die auch online abrufbar<br />

sind.<br />

Viel Spass beim Surfen!<br />

| Claudia Wirthlin, Leiterin der Bibliothek von Mission<br />

Nachrichten 1 | <strong>2017</strong><br />

11


Agenda<br />

Veranstaltungen<br />

Veranstaltungsorte<br />

Wenn nicht anders angegeben, finden die<br />

Veranstaltungen bei Mission 21 an der<br />

Missionsstrasse 21 in Basel statt.<br />

TV-Tipp: SRF-«Mitenand» in Hongkong<br />

Ausstrahlung Samstag, 4. März<br />

19.15 Uhr, SRF<br />

Die SRF-Sendung «Mitenand» besuchte<br />

ein Projekt von Mission 21 in Hongkong:<br />

Über 300'000 Migrantinnen arbeiten als<br />

Hausangestellte in der Metropole und<br />

werden leider oft Opfer von Missbrauch<br />

und Ausbeutung. Unsere Partnerorganisation<br />

«Christian Action» ermöglicht den<br />

Betroffenen Rechtsberatung, Hilfe und ein<br />

Dach über dem Kopf. Die SRF-Sendung<br />

beleuchtet diese wichtige Arbeit."<br />

Info- und Begegnungstag<br />

Donnerstag, 16. März <strong>2017</strong><br />

10.00 Uhr<br />

Dankesanlass von Mission 21 für Ehrenamtliche.<br />

Infos:<br />

info@mission-21.org<br />

Tel. 061 260 21 20<br />

Ehemaligentag<br />

Freitag, 31. März <strong>2017</strong><br />

9.30-16.30 Uhr<br />

Der Jahresanlass für ehemalige Mitarbeitende<br />

von Mission 21 steht unter dem<br />

Fokus der globalen Nachhaltigkeitsziele.<br />

Wir werden aufzeigen, welche Aspekte aus<br />

der Agenda 2030 für die Arbeit von Mission<br />

21 zentral sind.<br />

Infos:<br />

lisbeth.kammer@mission-21.org<br />

Tel. 061 260 22 05<br />

Gönnerseminar<br />

Donnerstag, 27. April <strong>2017</strong><br />

9.30-14.30 Uhr<br />

Stiftung zum Glockenhaus Zürich<br />

Das diesjährige Gönnerseminar von Mission<br />

21 findet in Zürich statt. Nach dem<br />

Fachseminar mit dem VZ Vermögenszentrum<br />

gibt es ein gemeinsames Mittagessen.<br />

Zudem sind Mitglieder des Vorstandes<br />

und der Geschäftsleitung von Mission 21<br />

für persönliche Gespräche verfügbar. Am<br />

Nachmittag kann eine Führung durch den<br />

Neubau des beliebten schweizerischen<br />

Nationalmuseums besucht werden.<br />

Infos und Anmeldung:<br />

sarah.hess@mission-21.org<br />

Tel. 061 260 23 36<br />

Missionssynode mit anschliessendem<br />

Missionsfest<br />

Synode 9. und 10. Juni <strong>2017</strong><br />

Missionsfest am 11. Juni<br />

Das Missionsfest beginnt dieses Jahr<br />

um 10.00 Uhr mit einem Gottesdienst in<br />

der Peterskirche Basel. Anschliessend<br />

internationales Fest im Garten des Missionshauses<br />

unter dem Motto: «Verbunden<br />

im Engagement für Gerechtigkeit, fröhlich<br />

und bunt!», mit familienfreundlichem<br />

Programm, Musik und Kulinarischem aus<br />

aller Welt.<br />

Infos:<br />

gisele.wittmer@mission-21.org<br />

Tel. 061 260 22 76<br />

Öffentlicher Anlass: Advocacy für Frauen<br />

Mittwoch, 28. Juni <strong>2017</strong>, 18.00-19.30 Uhr<br />

Spannende Einblicke in unsere weltweite<br />

Advocacy-Arbeit für Frauen-Menschenrechte!<br />

Es kommen internationale Gäste<br />

zu Wort, die sich für Workshops in der<br />

Schweiz befinden. Thematischer Schwerpunkt<br />

ist dabei die kontextuelle Theologie<br />

und ihr Potential, internationale Frauenrechtstandards<br />

zu erreichen.<br />

Infos:<br />

sibylle.dirren@mission-21.org<br />

Tel. 061 260 22 66<br />

Impressum<br />

Nachrichten Mission 21, Nr. 1 | <strong>2017</strong><br />

Herausgeberin: Mission 21, Evangelisches<br />

Missionswerk Basel, Missionsstrasse 21,<br />

4009 Basel<br />

Auflage: 21‘500.<br />

Redaktion: Mara Wirthlin<br />

Layout: Helge Neuschwander-Lutz<br />

Layoutvorlage: VischerVettiger AG, Basel<br />

Druck: MHD Druck und Service GmbH,<br />

Hermannsbrug, D<br />

Spendenkonto: PC 40-726233-2<br />

IBAN CH58 0900 0000 4072 6233 2<br />

Mission 21 vereint die Arbeit der Basler<br />

Mission, der Evangelischen Mission im<br />

Kwango und der Herrenhuter Mission.<br />

Mission 21 ist Mitglied der Evangelischen<br />

Mission in Solidarität (EMS), Stuttgart.<br />

Die Nachrichten erhalten Gönnerinnen<br />

und Gönner von Mission 21. Sie erscheinen<br />

viermal jährlich.<br />

Ferien für Missionsinteressierte<br />

1.-8. Juli <strong>2017</strong><br />

Wieder einmal laden wir Missionsinteressierte<br />

zu Sommerferien ein, dieses Jahr im<br />

Hotel Credo (Schloss Unspunnen) in Wilderswil<br />

nahe Interlaken. Inhaltlich im Fokus steht<br />

die Projektarbeit von Mission 21 in Übersee.<br />

Gemeinsame Aktivitäten ergänzen das<br />

Programm. Die Kosten für Vollpension und<br />

Programm betragen rund 900.- Franken,<br />

An- und Abreise auf eigene Kosten.<br />

Infos und Anmeldung:<br />

pia.mueller@baselmission.org<br />

Tel. 061 260 22 53<br />

Zweiwöchiges Begegnungscamp in Taiwan<br />

mit jungen Erwachsenen<br />

18. Juli bis 1. August <strong>2017</strong><br />

Mit einer Gruppe von jungen Erwachsenen<br />

aus der Schweiz reisen wir nach Taiwan<br />

und besuchen die Jugendorganisation<br />

unserer Partnerkirche PCT (Presbyterian<br />

Church of Taiwan). Wir erfahren mehr über<br />

die Lebenssituation und Herausforderungen<br />

des Alltags in Taiwan.<br />

Kosten: 700 CHF plus Flug und allfällige<br />

Impfungen.<br />

Infos:<br />

barbara.grass@mission-21.org<br />

Tel. 061 260 22 39<br />

www.mission-21.org/taiwancamp<br />

Neues Kursangebot für Seniorinnen und<br />

Senioren in Kirchengemeinden: Rituale aus<br />

aller Welt.<br />

Termine nach Absprache<br />

Alltagsrituale durchziehen bewusst<br />

oder unbewusst unser Leben: Vom<br />

Morgenkaffee am Küchentisch bis zum<br />

Abendgebet. Rituale sind wichtig, weil<br />

sie verlässlich sind, dem Leben Halt und<br />

Struktur geben. Rituale wie Taufe, Hochzeit<br />

und Beerdigungen machen wichtige<br />

Wendepunkte des Lebens fassbar. All<br />

das ist in jeder Kultur so. Im Kurs schauen<br />

wir auf unsere Rituale, aber auch auf<br />

solche in anderen Ländern.<br />

Infos und Anmeldung:<br />

christa.nadler@mission-21.org<br />

061 260 22 67<br />

Den laufend aktualisierten Veranstaltungskalender<br />

mit weiterführenden Informationen<br />

finden Sie auf:<br />

www.mission-21.org/agenda<br />

12 Nachrichten 1 | <strong>2017</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!