Eifach Sempathisch - Das Magazin der Region Sempachersee

BÄRENSTARKE
KRÄUTERSALBE
~ TEXT UND BILDER: DIANA FRY ~
Zusammen mit sechs anderen Frauen lasse ich mich heute in die Kräuterkunde einführen. Wir sind
bei Rita Kaufmann auf dem Risi Hof und haben einen «Kräuternachmittag» gebucht. Die Quintessenz
des Nachmittags wird die Herstellung einer eigenen Kräutersalbe sein.
Der Raum erfüllt sich mit Düften von Lavendel,
Rosmarin, Thymian und anderen
Kräutern 5, die wir gerade in Ritas Garten
geerntet haben. Ihr Garten ist nicht nur
sonnenverwöhnt, sondern bietet auch eine
beeindruckende Aussicht über das Surental.
Ritas Hof liegt idyllisch in Kulmerau – ihr
Kräutergarten ist die reinste Augenweide.
Besonders angetan bin ich vom Sonnenhut,
der voll in Blüte steht, vom Eibisch und der
wilden Karde 1-3.
Mit dem Wiegemesser 4 zerkleinern wir
die farbigen Blüten und zarten Blätter. Und
während sich die Duftnoten in ein sanftes
Crescendo steigern, breitet sich eine entspannte
Atmosphäre aus. Jede von uns verliert
sich in ihren Gedanken – die Kräutersalbe
scheint ihren wohltuenden Effekt zu
entfalten noch bevor sie hergestellt ist.
Ich lasse Ritas Ausführungen über Kräuter
und Heilpflanzen revuepassieren. Unglaublich,
was diese zum Teil zarten Blüten und
Blätter alles bewirken können: von Wohlbefinden
über Heilung bis zum Tod. Wie
schon Paracelsus wusste: «Alle Dinge sind
Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis
macht, dass ein Ding kein Gift ist.» Es gäbe
noch so viel über die Wirkung von Pflanzen
zu wissen, so viel zu entdecken. Ein Nachmittag
ist zu kurz, um ins Thema einzutauchen.
Ich überlege, ob wir nicht gleich einen
Folgekurs buchen wollen.
Denn das Endprodukt des Kräuternachmittags
ist nicht das einzige, was den Kurs zu
einem wertvollen Lebensmoment macht:
Der Aufenthalt im Kräutergarten, das gemeinsame
Zubereiten der Salbe und die Beschäftigung
mit diesem jahrhundertealten
Wissen schaffen es, mich aus dem Alltag zu
reissen und mich zu erden. Ein tiefes Gefühl
der Dankbarkeit erfüllt mich.
Die Geschichte der Kräuterkunde reicht bis
in die frühen Zivilisationen zurück. In alten
Kulturen wurden Pflanzen für medizinische
Zwecke genutzt. Im antiken Griechenland
legte Hippokrates, der berühmte Arzt und
Lehrer, den Grundstein für die wissenschaftliche
Kräuterkunde. Auch im Mittelalter war
die Kräuterkunde weit verbreitet, insbesondere
in den Klöstern. Noch heute zeugen viele
Klostergärten davon.
Mit der Entdeckung neuer Kontinente erweiterten
sich das Wissen und das Repertoire
an Kräutern. Obwohl die moderne Medizin
die Bedeutung der Kräuter zurückgedrängt
hat, erleben sie gerade heute eine Renaissance.
Das Interesse an Ursprünglichem
und natürlichen Heilmitteln wächst stetig.
Die wissenschaftliche Forschung beschäftigt
sich intensiv mit den Wirkstoffen und
Anwendungen der Heilpflanzen und macht
grosse Fortschritte.
Die zerkleinerten Kräuter ziehen nun im Öl
und wir tauschen unsere Gedanken und Fragen
zu Pflanzen und ihrer Wirkung aus. Rita
teilt grosszügig ihr Wissen mit uns, und wir
nehmen es neugierig auf. Die angeregte Unterhaltung
setzt sich fort, während der Kräuterauszug
gefiltert und mit Bienenwachs
angereichert wird. Rita verwöhnt uns nun
mit einem hausgemachten Dessert und Kaffee
– hach ist das schön.
Schon bald ist die Salbe bereit, abgefüllt
und beschriftet zu werden. Sie heisst «Bärenstark»
6, und genau so fühle ich mich
gerade. Ich kann es kaum erwarten, die Salbe
auszuprobieren und zu Hause weitere
herzustellen. Und den Folgekurs, den buche
ich bestimmt. ≈
www.risi-hof.ch