STADTGEFLÜSTER November 2023
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und sagte: „Das ist der Robert, der ist schwer in
Ordnung, ohne den stehen sie im Dunkeln.“ Und
Uwe Friedrichsen beruhigte sich. Ich stieg in der
Folgezeit allmählich auf, wurde der Assistent
vom Assistent vom Assistent, sperrte Straßen
für Drehs ab, organisierte, machte die Logistik,
die Drehpläne, machte Moderatoren wie
Hans-Joachim „Kuli“ Kulenkampff den Kaffee.
Wie war „Kuli“?
Der war unglaublich nett, auch wenn die Kameras
nicht an waren. Sehr bodenständig, charmant
und immer wertschätzend. Von „Kuli“
habe ich viel gelernt. Weil er so wunderbar
authentisch war. Aber meine frühe TV-Zeit war
insgesamt der schwerste Teil meines Lebens.
» Wegen meiner
großen Klappe habe
ich wohl auch nie
eine aufs Maul
bekommen. «
Warum?
Eigentlich sollte ich ja im Hauptberuf mein
Jura-Studium fertig machen. Doch die Arbeit
beim Fernsehen interessierte mich mehr. Mit
22 schmiss ich nach neun Semestern das
Studium und meine Eltern strichen mir zur
Belohnung die finanzielle Unterstützung. Da
wurde das Geld knapp. Nachts lieferte ich mit
dem Auto Zeitungen vom Verlag zu den Sammelstellen
der Zeitungsboten aus. Aber dieses
Geld reichte nicht.
Also musstest Du schnell was Festes finden?
Genau. Es war 1981. Im Radio lief permanent
„In the Air tonight“ von Phil Collins, als
ich zum Vorstellungsgespräch zum WDR in
Köln fuhr. Das muss ein gutes Zeichen gewesen
sein, denn ich ging von diesem Tag an „on air“.
Also auf Sendung. Wie gelang Dir das?
Die bekannte Redakteurin und Moderatorin
Gisela Marx empfing mich morgens um
11 Uhr, hatte einen Weisswein Chardonnay
vor sich stehen. Wir sprachen kurz. Ich über
meine Begeisterung für das Fernsehen. Und
ich bekam den Job, einen eigenen Schreibtisch
und den Job als Aufnahmeleiter.
Was war Deine erste Produktion?
Ich sollte Social Spots produzieren. Kleine
Vier-Minuten-Filme, die immer sonntags im
Fernsehen liefen. Zum Beispiel darüber, dass
Rasenmähen gefährlich ist, wenn man in das
laufende Rotormesser greift. In Hintergärten
in Köln habe ich fürs Fernsehen verschiedene
Haushaltsunfälle inszeniert. Und ich wurde
fünf Tage eher fertig. Das war bares Geld für
die Filmproduktion.
Du wurdest erfolgreicher…
Ja, aber erst wollte Gisela Marx, dass ich
mir meine langen Haare abschneide. Es wäre
besser, wenn ich ordentlich aussehe. Die Haare
blieben aber.
Gute Entscheidung. Und dann kam der WWF-
Club mit Jürgen von der Lippe, Mareike
Armado und Frank Laufenberg…
Ja, da war ich Aufnahmeleiter. Und die
Sendung wurde sehr erfolgreich. Und dann
meldete sich der Zivildienst.
Während des Studiums hatte Dich der Zivildienst
noch in Ruhe gelassen…
Genau. Ich machte ihn bei der
Johanniter Unfallhilfe.
Was waren Deine Aufgaben?
Ich musste zum Beispiel beim Kölner
Rosenmontagszug die Idioten davon abhalten,
vor die Pferde zu springen. Und so war ich
mal chic unterwegs auf Einladung der Plattenfirmen
in den Konzerten von Simply Red
und Depeche Mode und dann mal in brauner
Johanniter-Uniform beim Tina-Turner-Konzert
in der Rettungsecke.
WDR-Radiomoderator Wofgang Neumann
holte Dich 1983 als Urlaubsvertretung zur