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Grundlagen der Stromversorgung für spartenfremde Fachkräfte

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Netzschutz<br />

Seite 85<br />

wachsen<strong>der</strong> Fehlerentfernung zu, und zwar mit stufenförmigen Kennlinien<br />

sprungweise. Die Fehlerentfernung wird vom Relais durch Messung des<br />

Wi<strong>der</strong>standes zwischen Relaisort und Fehlerstelle bestimmt. Bei dem Distanzschutz<br />

sprechen also sämtliche Relais, die im Zuge <strong>der</strong> Kurzschlussbahn liegen, an und<br />

führen die Wi<strong>der</strong>standsmessung durch. Dasjenige Relais, das dem Fehlerort am<br />

nächsten liegt, misst die kürzeste Fehlerentfernung, hat dadurch die kürzeste<br />

Kommandozeit und löst deshalb vor allen an<strong>der</strong>en Relais aus. Nach Abschaltung des<br />

Fehlers fallen alle übrigen Relais sofort wie<strong>der</strong> in ihre Ruhelage zurück. Dieses<br />

Schutzprinzip hat einerseits den großen Vorteil, dass auch<br />

Sammelschienenkurzschlüsse selektiv mit erfasst werden und an<strong>der</strong>erseits bei<br />

einem Versagen <strong>der</strong> Auslösung an <strong>der</strong> dem Fehler zunächst gelegenen Schaltstelle<br />

das nächstfolgende Distanzrelais die Abschaltung automatisch übernimmt. Damit in<br />

einer im Zuge <strong>der</strong> Kurzschlussbahn liegenden Station nur das Relais in dem zur<br />

Kurzschlussstelle gerichteten Abgang auslöst bzw. als Reserverelais eingreift,<br />

müssen die Relais mit Richtungsglie<strong>der</strong>n versehen sein.<br />

Die Arbeitsweise <strong>der</strong> Distanzrelais im Netzbetrieb soll an Hand von einigen<br />

Netzbeispielen noch etwas näher erläutert werden. Das Bild zeigt ein an einer Stelle<br />

eingespeistes Ringnetz. Die einzelnen Strecken sind absichtlich verschieden lang<br />

angenommen, wie dies in <strong>der</strong> Praxis fast stets <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Es ist weiter angenommen, dass in den Stationen B, C, D und E noch Stichleitungen<br />

abgehen, die durch Überstromzeitrelais mit festen Zeiten von 0,5 bzw. 1,0 s<br />

geschützt sind. Im Zuge <strong>der</strong> eigentlichen Ringleitung sind in allen Abgängen<br />

Distanzrelais eingebaut. Die Einstellung dieser Distanzrelais hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Impedanz- und Zeitwerte <strong>der</strong> einzelnen Stufen wird am einfachsten graphisch mit<br />

Hilfe eines Staffelplanes übersehen, wie er unter dem Netzplan gezeichnet ist. Darin<br />

sind in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Kurzschlussentfernung die Auslösezeiten <strong>der</strong><br />

Distanzrelais dargestellt. Der Einfachheit halber ist angenommen, dass die<br />

Leitungsquerschnitte im ganzen Ring die gleichen sind. Dann entsprechen den<br />

Leitungslängen im an<strong>der</strong>en Maßstab auch ihre Leiterimpedanzen. Der Staffelplan<br />

wird durch seine Abszisse in eine obere und eine untere Hälfte unterteilt.<br />

Über <strong>der</strong> Abszisse sind in üblicher Weise die Auslösezeiten <strong>der</strong> Relais in Richtung A-<br />

B-C-D-E-A, also <strong>der</strong> Distanzrelais 1, 3, 5, 7 und 9, unter <strong>der</strong> Abszisse die<br />

Auslösezeiten <strong>der</strong> in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Richtung A-E-D-C-B-A wirkenden Distanzrelais 2,<br />

4, 6, 8 und 10 gezeichnet. Man erkennt, dass die stufenförmigen Zeitlmpedanzkennlinien<br />

<strong>der</strong> Relais so gelegt sind, dass sich nirgends zwei Kennlinien<br />

schneiden. Dies ist nötig, damit im Falle des Versagens <strong>der</strong> Abschaltung <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Kurzschlussstelle am nächsten liegenden Schaltstelle nur das nächstfolgende Relais<br />

als Reserve-Relais eingreift, also kein weiter zurückliegendes Distanzrelais diesem<br />

vorgreift. Tritt z. B. an <strong>der</strong> Stelle 1 ein zwei- o<strong>der</strong> dreipoliger Kurzschluss auf, so<br />

werden sämtliche Distanzrelais durch die von beiden Seiten des Rings zufließenden<br />

Kurzschlussströme angeregt. Die Auslösung <strong>der</strong> Relais 2, 4, 7 und 9 wird durch die<br />

sperrenden Richtungsglie<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>t. Bei ordnungsgemäßem Arbeiten des<br />

Schutzes lösen die beiden Relais 5 und 6 mit Schnellzeit aus. Unterbleibt jedoch aus<br />

irgendeinem Grunde (Hängenbleiben des Schalters, Unterbrechung im<br />

Auslösestromkreis usw.) die Abschaltung durch das Relais 5, so würde das Relais 3<br />

abschalten, und zwar mit 1,5 s. Versagte auch diese Abschaltung, so würde als<br />

letztes Netz-Reserverelais das Distanzrelais 1 eingreifen und die Abschaltung, und<br />

zwar wie<strong>der</strong>um mit höherer Kommandozeit nämlich 2 s - durchführen. Im gleichen<br />

Sinne wirken auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Kurzschlussstelle als Reserve <strong>für</strong> das Relais<br />

6 die Relais 8 und 10.

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