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Die Kraft des Evangeliums 4/2023

Aus dem Inhalt • Euer Herz erschrecke nicht! • Warum Christus kam • Ratlosigkeit • Eine Ehe mit Gott im Zentrum • Gott in einer Krippe • Jeden Morgen neue Gnade • Biblische Erziehung • VOH-Konferenz 2024

Aus dem Inhalt

• Euer Herz erschrecke nicht!
• Warum Christus kam
• Ratlosigkeit
• Eine Ehe mit Gott im Zentrum
• Gott in einer Krippe
• Jeden Morgen neue Gnade
• Biblische Erziehung
• VOH-Konferenz 2024

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DIE KRAFT DES<br />

EVANGELIUMS<br />

Eine Ausgabe der Reformierten Baptistengemeinde Reichshof • 4/<strong>2023</strong><br />

• Euer Herz erschrecke nicht!<br />

• Warum Christus kam<br />

• Ratlosigkeit<br />

• Eine Ehe mit Gott im Zentrum<br />

• Gott in einer Krippe<br />

• Jeden Morgen neue Gnade<br />

• <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

• Biblische Erziehung


INHALT<br />

4<br />

8<br />

10<br />

18<br />

25<br />

28<br />

30<br />

34<br />

42<br />

Euer Herz erschrecke nicht!<br />

Sinclair B. Ferguson<br />

Warum Christus kam<br />

Joel R. Beeke und William Boekestein<br />

Ratlosigkeit<br />

D. Martyn Lloyd-Jones<br />

Eine Ehe mit Gott im Zentrum<br />

Martha Peace und John Crotts<br />

Gott in einer Krippe<br />

John MacArthur<br />

Jeden Morgen neue Gnade<br />

Paul D. Tripp<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

Niko Derksen<br />

Biblische Erziehung<br />

D. Martyn Lloyd-Jones (Vorwort von Niko Derksen)<br />

VOH-Konferenz 2024


GOTT SORGT FÜR DICH!<br />

So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit Er euch<br />

erhöhe zu Seiner Zeit! Alle eure Sorge werft auf Ihn; denn Er sorgt für euch.<br />

1. Petrus 5,6-7<br />

Hochmütige Menschen widersetzen<br />

sich Gott. Gott aber widersetzt sich<br />

ihnen. Auf der anderen Seite segnet<br />

Gott die Demütigen und schenkt ihnen Gnade.<br />

Wenn Christen demütig und gehorsam<br />

ausharren, gewinnen sie in den Prüfungen an<br />

Stärke, indem sie auf Gottes vollkommene Absichten<br />

vertrauen. Sie können Seiner treuen<br />

Fürsorge und Weisheit absolut vertrauen und<br />

sollen darum alle ihre Sorge auf Ihn werfen.<br />

Durch dieses hingebungsvolle Vertrauen wird<br />

alle Unzufriedenheit, Mutlosigkeit, Verzweiflung<br />

und jede angstvolle Sorge schwinden.<br />

Es ist eine wunderbare Art, den Kummer<br />

zu lindern, wenn du mit Gewissheit sagen<br />

kannst: »Gott sorgt für mich.« Mache dem<br />

Herrn keine Unehre, indem du mit einem<br />

Ausdruck der Verzweiflung und mit einer<br />

murrenden Haltung der Enttäuschung herumläufst.<br />

Komm, wirf deine Last auf deinen<br />

Herrn! Du brichst unter deiner Last fast<br />

zusammen, die dein himmlischer Vater dir<br />

doch abnehmen will, die für Ihn keine Last<br />

sein wird. Was für dich eine erdrückende Last<br />

ist, ist für Ihn kein Hindernis.<br />

Lieber Christ, Gott hat dich in Seiner Fürsorge<br />

nicht übergangen. Er wird dich mit dem<br />

versorgen, was du wirklich brauchst. Ergreife<br />

den Schild <strong>des</strong> Glaubens gegenüber der<br />

Not, die dich niederdrückt, und in der <strong>Kraft</strong><br />

<strong>des</strong> Herrn wirst du sie überwinden. Glaub es,<br />

dass es Jemanden gibt, der sich um dich kümmert!<br />

»<strong>Die</strong> Augen <strong>des</strong> Herrn achten auf die Gerechten<br />

und Seine Ohren auf ihr Schreien« (Ps. 34,16).<br />

Seine allmächtige Hand wird dir in Seiner<br />

Gnade die nötige Hilfe bringen. Er wird deine<br />

Wunden und dein gebrochenes Herz heilen.<br />

Lass dich durch deine Probleme nicht dazu<br />

bringen, an Seiner souveränen Gnade zu<br />

zweifeln, sondern glaube daran, dass Er dich<br />

in deinen schwierigen Zeiten genauso liebt<br />

wie in deinen glücklichen. Wenn Gott für dich<br />

sorgt, warum sorgst du dich dann? Kannst du<br />

Ihm bezüglich deiner Rettung vertrauen und<br />

bezüglich deiner Probleme nicht? Er hat sich<br />

noch nie geweigert, die Lasten Seiner erlösten<br />

Kinder zu tragen. Wenn du Gott vertraust,<br />

dann nimm diese Verheißung an: »Alle eure Sorge<br />

werft auf Ihn; denn Er sorgt für euch« (1.Pt. 5,7).<br />

Lasst uns dabei von denjenigen lernen, die<br />

Vorbilder <strong>des</strong> Glaubens sind, die auf den Herrn<br />

vertraut haben, die mit Ihm durch schwere<br />

Krisen ihres Lebens gegangen sind und aus<br />

Seiner Gnade lebten oder noch leben. Das<br />

Buch »<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>« z. B. enthält<br />

einen reichen Schatz an biblischer Lehre<br />

und ihrer Anwendung, von 13 Autoren geschrieben.<br />

Mehr darüber kannst du in diesem<br />

Magazin erfahren. Du fin<strong>des</strong>t auch zwei Artikel,<br />

die zu Gott wohlgefälligen Beziehungen<br />

innerhalb der Familie ermutigen. Der Artikel<br />

»Ratlosigkeit« von D. Martyn Lloyd-Jones gibt<br />

uns einen biblischen Leitfaden an die Hand,<br />

wie wir auf Krisen in unserem Leben blicken<br />

und mit ihnen umgehen können. Außerdem<br />

fin<strong>des</strong>t du hier kurze Andachten, die unseren<br />

Blick auf den Herrn richten, um Ihn und Sein<br />

Handeln an uns zu preisen und Ihm zu dienen.<br />

In der Liebe zu Christus und zur Wahrheit<br />

Prediger und Lehrer der<br />

Reformierten Baptistengemeinde Reichshof


Sinclair B. Ferguson<br />

Euer Herz


Welchen Vers aus dem Johannesevangelium<br />

hört man wohl am häufigsten?<br />

Schnell kommt einem da Johannes<br />

3,16 in den Sinn: »Denn so [sehr] hat Gott die<br />

Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab …«<br />

Oder können Worte aus dem Prolog dieses<br />

<strong>Evangeliums</strong> (Kap. 1,1–18) Anspruch auf diese<br />

Auszeichnung erheben, am häufigsten gehört zu<br />

werden? Schließlich werden sie Jahr für Jahr zur<br />

Weihnachtszeit gelesen.<br />

Aber vielleicht ist die wahrscheinlichste Antwort<br />

Johannes 14,1: »Euer Herz erschrecke nicht! …«<br />

In den USA werden diese Worte bei fast jedem<br />

christlichen Trauergottesdienst gelesen.<br />

Mit Hilfe dieser Bibelstelle kann man zwei<br />

Punkte verdeutlichen:<br />

1. Wir hören und reflektieren diese Worte<br />

nur selten in ihrem ursprünglichen<br />

Kontext. Selbst regelmäßige Gemeindebesucher<br />

würden sich vermutlich mit<br />

einer Antwort schwer tun, wenn sie gefragt<br />

würden: »Erzähle mir mal, wann<br />

Jesus diese Worte in Johannes 14,1 gesagt<br />

hat und was kurz zuvor und direkt<br />

danach passiert ist.«<br />

2. Wir neigen dazu, diese Worte so zu hören<br />

und zu lesen, als ob sie direkt zu uns<br />

gesprochen worden seien.<br />

Auf diese Weise gehen viele (wenn nicht gar die<br />

meisten) Christen vor, wenn sie sich einem Bibeltext<br />

nähern. Natürlich ist das, was Jesus damals<br />

sagte, auch für uns heute relevant. Aber<br />

man darf dabei nicht übersehen, dass diese Worte<br />

– wie auch alles andere, was Jesus damals im<br />

Obergemach sagte – zwar auch für uns gelten,<br />

aber eigentlich nur zu den Aposteln gesprochen<br />

wurden. Wir selbst waren schließlich nicht dabei.<br />

Hier kommt also ein Grundprinzip <strong>des</strong> Bibelstudiums<br />

zum Tragen: Wir machen uns zunächst<br />

darüber Gedanken, was die Worte den damaligen<br />

Hörern mitgeteilt hatten; erst im Anschluss<br />

daran arbeiten wir mit Hilfe <strong>des</strong> Heiligen Geistes<br />

heraus, was die Worte für uns bedeuten.<br />

Wenn wir so vorgehen, werden wir vielleicht<br />

feststellen, dass wir uns Fragen stellen, denen<br />

wir sonst keine Beachtung geschenkt hätten. <strong>Die</strong>se<br />

Fragen können uns jedoch wiederum helfen,<br />

tiefer in die Bedeutung <strong>des</strong> Textes einzudringen.<br />

Beim Nachdenken über den ursprünglichen<br />

Kontext von Johannes 14,1 stellt sich beispielsweise<br />

die Frage, wie es sein kann, dass Jesus Seine<br />

Jünger aufforderte: »Euer Herz erschrecke nicht!«<br />

Verstößt das nicht gegen eine Grundregel der<br />

Seelsorge? Schließlich hatten die Jünger doch<br />

das Problem, dass sie bekümmert und aufgewühlt<br />

waren – und dies offensichtlich aus guten<br />

Gründen. Wenn Menschen, die voller Sorgen<br />

sind, sich selbst von ihren Sorgen befreien könnten,<br />

dann würden sie es doch tun. Rät Jesus ihnen<br />

folglich aus Verzweiflung, nicht zu erschrecken?<br />

Wusste Er es nicht besser?<br />

Jesus war ein meisterhafter Seelsorger; im Kontext<br />

muss daher etwas zu finden sein, das uns zu<br />

verstehen hilft, welche Absicht Jesus mit Seiner<br />

Aufforderung verbindet.<br />

Wenn wir Textpassagen in ihrem Kontext<br />

betrachten, entdecken wir auch eher bedeutsame<br />

Einzelaspekte. In unserem Abschnitt gibt<br />

es ein wichtiges Beispiel dafür: Johannes hatte<br />

uns kurz zuvor mitgeteilt, dass Jesus »im Geist<br />

erschüttert« war (Joh. 13,21; hier steht im Griechischen<br />

derselbe Ausdruck wie in Joh. 14,1). Jesus<br />

ist Selbst erschüttert und erschrocken und sagt<br />

Seinen Jüngern, sie sollten nicht erschrecken.<br />

Müsste Jesus das nicht erst einmal sich Selbst<br />

predigen? Ein zynischer Leser könnte an dieser<br />

Stelle sagen: »Arzt, heile dich Selbst!« (Lk. 4,23).<br />

Klingt das nicht paradox? Das stimmt. Doch<br />

dieses Paradox gibt uns einen Hinweis, der uns<br />

die Aufforderung Jesu an Seine Jünger zu verstehen<br />

hilft. Es führt uns mit seiner eigenen Logik<br />

sogar zum Kern <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>. Weil Jesus<br />

erschüttert und bekümmert war, brauchen<br />

Seine Jünger – damals wie heute – nicht mehr<br />

voiceofhope.de | 5


ekümmert und erschrocken zu sein. Denn das,<br />

was Seine Bedrängnis verursachte – dass Er verraten,<br />

verhaftet, geschmäht, gekreuzigt, verlassen<br />

würde – ist ja, dass Er die Last unserer<br />

schwersten Nöte und Bedrängnisse trug: unsere<br />

Schuld, unsere Schande und den Tod, welcher<br />

»der Lohn der Sünde« ist (Röm. 6,23). Da Er weiß und<br />

versteht, wie es ist, bedrängt zu werden, kann Er<br />

mit uns mitfühlen. Weil Er Selbst erschüttert<br />

war, können auch unsere verzagten Herzen in<br />

Ihm Frieden finden.<br />

<strong>Die</strong> eigentliche Stärke <strong>des</strong> Ratschlags, den Jesus<br />

gibt, liegt in der Art und Weise, wie Er erklärt,<br />

weshalb und wie die Herzen Seiner Jünger nicht<br />

zu erschrecken brauchen: Denn es gibt zwar<br />

Gründe, warum ihre Herzen erschraken, aber es<br />

gibt noch bedeutendere Gründe, warum sie sich<br />

nicht beunruhigen lassen mussten. Im weiteren<br />

Gesprächsverlauf wird Er dies noch näher erläutern,<br />

indem Er auf die Fragen von zwei besonders<br />

beunruhigten Jüngern eingeht.<br />

Was ist also Jesu Ratschlag für ein beunruhigtes<br />

Herz? Er spricht hier nicht von belanglosen Verstimmungen,<br />

sondern von echten Turbulenzen.<br />

Jesus war im Geiste zutiefst aufgewühlt, und nun<br />

sind auch Seine Jünger zutiefst aufgewühlt. Für<br />

sie bricht eine Welt zusammen. Sie fühlen sich<br />

überfordert und haben keine Kontrolle über die<br />

Situation. Wie ist es unter diesen Umständen nur<br />

möglich, ein unbesorgtes Herz zu haben?! Und<br />

wenn wir diese Aufforderung auf uns anwenden<br />

– ist es für einen Christen auch heute möglich,<br />

eine solch himmlische Gelassenheit zu erleben?<br />

RATSCHLÄGE<br />

FÜR VERZAGTE HERZEN<br />

Was ist das Problem, wenn das Herz beunruhigt<br />

ist? Es ist folgen<strong>des</strong>: <strong>Die</strong> Umstände, die uns bedrohen,<br />

scheinen größer und stärker zu sein, als<br />

dass wir sie mit unseren Ressourcen bewältigen<br />

könnten. Wir gleichen den Jüngern, die auf dem<br />

See Genezareth mit ihrem Boot in einen Sturm<br />

geraten sind. Unsere Fähigkeiten und Erfahrungen<br />

reichen nicht aus, um angemessen mit der<br />

Situation umzugehen.<br />

Hast du auch schon mal gedacht, dass es damals<br />

nicht gerade sensibel von Jesus gewesen<br />

sei, Seine Jünger zu fragen: »Was seid ihr so furchtsam?«<br />

Schließlich hatten sie allen Grund dazu,<br />

sich zu fürchten – sie standen kurz vor dem Ertrinken!<br />

Doch Jesus diagnostiziert dabei auf behutsame<br />

Weise ihr eigentliches Problem. Er fragt<br />

nämlich weiter: »Wie, habt ihr keinen Glauben?«<br />

(Mk. 4,40). Mit anderen Worten: Im Boot standen<br />

ihnen durchaus greifbare Ressourcen zur Verfügung.<br />

Da war doch eine Person, die stärker war<br />

als der Wind und die Wellen, und sie hatten Ihn<br />

ignoriert – oder genauer gesagt: Sie hatten Ihm<br />

nicht vertraut.<br />

Stell dir vor, du steigst in ein Flugzeug. Das Gepäck<br />

wird in den Frachtraum geladen – nehmen<br />

wir einmal an, 20 Kilogramm pro Gepäckstück<br />

bei ca. 200 Passagieren in der Economy-Klasse.<br />

<strong>Die</strong> Passagiere kommen an Bord, jeder von<br />

ihnen bringt mehrere Kilo auf die Waage. Du<br />

schaust aus dem Fenster auf die riesigen Triebwerke.<br />

Hast du dir jemals Gedanken darüber<br />

gemacht, wie es funktioniert, dass Flugzeuge<br />

überhaupt vom Boden abheben? Das liegt nicht<br />

daran, dass sie leichter wären als die Luft oder<br />

dass das Gesetz der Schwerkraft nicht mehr gelten<br />

würde. Nein, es liegt daran, dass die Gesetze<br />

der Aerodynamik zum Tragen kommen: Auftrieb<br />

und Schubkraft überwinden Gewicht und<br />

Widerstand. Ähnliches gilt auch für uns Christen.<br />

Auf uns lasten Prüfungen und Schwierigkeiten,<br />

Unsicherheiten und tiefgehender Kummer.<br />

Das Christsein macht uns nicht immun gegen<br />

solche Beschwernisse. Aber ein anderes Gesetz<br />

kommt zum Tragen: In Jesus Christus haben wir<br />

die Ressourcen, um sie alle zu überwinden.<br />

Paulus macht genau das deutlich: »Aber in diesem<br />

allen sind wir mehr als Überwinder« – nicht aus<br />

eigener <strong>Kraft</strong>, sondern »durch Den, der uns geliebt<br />

hat« (Röm. 8,37; ELB).<br />

6 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


Jesu Zurechtweisung der Jünger bedeutete nicht<br />

etwa: »Ihr törichten Jünger, als erfahrene Fischer<br />

hättet ihr doch auf eure Erfahrung vertrauen<br />

können!« Nein, Seine Kritik implizierte:<br />

»Ihr hattet doch den Sohn Gottes im Boot, den<br />

Schöpfer Galiläas und den Herrscher über Wind<br />

und Wellen; aber ihr habt Mir nicht vertraut.«<br />

Ihre Umstände machten sie blind für die Gegenwart<br />

ihres Retters. Statt von Glauben erfüllt zu<br />

sein, waren sie voller Angst.<br />

GLAUBEN HABEN<br />

Allzu oft denken wir, dass der Glaube etwas<br />

Passives sei, vielleicht weil wir davon sprechen,<br />

Christus »aufzunehmen«. Der Glaube hat aber<br />

auch aktive Dimensionen. Unsere weisen geistlichen<br />

Vorfahren sprachen <strong>des</strong>halb vom »tätigen<br />

Glauben«, d. h. vom Ausüben <strong>des</strong> Glaubens, vom<br />

Festhalten an den Verheißungen Gottes, indem<br />

wir unseren Blick auf Christus ausrichten und<br />

auf alles, was Er ist (vgl. Hebr. 3,1; 12,2).<br />

Beachte also den Rat, den Jesus in Johannes<br />

14,1 den beunruhigten Herzen gibt: »Glaubt an<br />

Gott und glaubt an Mich!«<br />

»Euer Herz erschrecke nicht!« Erstens, weil Gott eure<br />

Sicherheit ist: »Der Name <strong>des</strong> HERRN ist ein starker<br />

Turm; der Gerechte läuft dorthin und ist in Sicherheit«<br />

(Spr. 18,10); »Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein<br />

Helfer, bewährt in Nöten« (Ps. 46,2). Kein Wunder,<br />

dass Martin Luther immer zu seinem Freund<br />

Philipp Melanchthon sagte, wenn sie entmutigt<br />

waren: »Komm, Philipp, lass uns den 46. Psalm<br />

singen!« Folglich überrascht es auch nicht, dass<br />

das Lied »Ein’ feste Burg ist unser Gott«, in dem<br />

Luther diesen Psalm verarbeitet hat, zur Hymne<br />

der Reformation wurde.<br />

<strong>Die</strong> Worte Jesu an Seine Jünger enthalten eine<br />

gewisse Logik: »Glaubt an Gott und glaubt an Mich!«<br />

Gott wird ihre Zuflucht sein – das wissen sie bereits;<br />

sie kennen Psalm 46 gewiss von Kindheit<br />

an. Nun aber sind sie schon seit drei Jahren bei<br />

Zuvor erschienen im Tabletalk Magazine.<br />

© 2021 by Sinclair B. Ferguson, Ligonier Ministries<br />

Verwendung mit Genehmigung.<br />

Jesus. Sie haben allen Grund, Ihm ebenfalls zu<br />

vertrauen und ihre Sicherheit in Ihm zu finden.<br />

Sie haben die mächtigen Taten gesehen, die ihn<br />

als den verheißenen Messias auswiesen. Sie haben<br />

gehört, wie Er von Seiner einzigartigen Beziehung<br />

zu Seinem Vater im Himmel sprach.<br />

So wie Er in die Welt gekommen ist, um sie zu<br />

retten (vgl. Joh. 3,16), so verlässt Er nun die Welt,<br />

um ihnen in der Gegenwart <strong>des</strong> Vaters »eine Stätte<br />

zu bereiten«: »Im Haus Meines Vaters sind viele Wohnungen;<br />

wenn nicht, so hätte Ich es euch gesagt. Ich gehe<br />

hin, um euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn Ich hingehe<br />

und euch eine Stätte bereite, so komme Ich wieder<br />

und werde euch zu Mir nehmen, damit auch ihr seid, wo<br />

Ich bin« (Joh. 14,2–3).<br />

Achte hier auf die kraftvolle Logik unseres<br />

Herrn, denn die Stärke <strong>des</strong> Glaubens liegt darin,<br />

sie zu erfassen:<br />

• Jesu Handeln: Ich verlasse euch.<br />

• Jesu Erklärung: Ich gehe hin, um euch eine<br />

Stätte im Haus Meines Vaters zu bereiten.<br />

• Jesu Schlussfolgerung: Ich werde also zu euch<br />

zurückkehren, um euch nach Hause zu holen.<br />

Erkennst du die Logik? Was die Theologen als<br />

Christologie bezeichnen (wer Jesus ist und was<br />

Er tut), ist die Grundlage für die Soteriologie,<br />

d. h. die Lehre vom Heil (wie Sein Werk in rettender<br />

Weise auf unser Leben angewandt wird). Es<br />

lohnt sich, diesen Aspekt zu betonen: <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong><br />

<strong>des</strong> Glaubens liegt nicht in uns selbst oder gar im<br />

Glauben selbst, sondern in Christus und der Logik<br />

<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>. Und selbst ein schwacher<br />

Glaube hat als Objekt, auf das er ausgerichtet ist,<br />

diesen starken Christus.<br />

Welch eine Geduld und Gelassenheit zeigt unser<br />

Herr hier im Kontext überwältigender Nöte! Seine<br />

Liebe zu Seinen Jüngern ist so groß, dass Er<br />

sich offenbar mehr Gedanken um ihre Not macht<br />

als um Seine eigene Not. Das ist der Grund, warum<br />

die Jünger – und wir mit ihnen – ihm uneingeschränkt<br />

und vorbehaltlos vertrauen können.<br />

voiceofhope.de | 7


31 ANDACHTEN<br />

Warum Christus kam<br />

Joel R. Beeke & William Boekestein<br />

Um zerbrochene Herzen zu verbinden<br />

Der britische Prediger Alexander MacLaren<br />

aus dem 19. Jahrhundert sagte: »Kein<br />

Mensch wird jemals viel für die Welt tun,<br />

dem nicht die Ohren geöffnet wurden, um ihre<br />

traurige Musik zu hören.«1 Als der fleischgewordene<br />

Sohn Gottes hörte Jesus die traurige Musik<br />

der Welt. Er hatte »Mitleid … mit unseren Schwachheiten«<br />

(Hebr. 4,15) und erfuhr aus erster Hand,<br />

dass die Welt voller Sünde und Leid ist. Deshalb<br />

ist die Ankündigung Jesu, dass Er gekommen ist,<br />

um Jesaja 61 zu erfüllen, Musik in den Ohren derer,<br />

die zerbrochenen Herzens sind.<br />

Je<strong>des</strong> Kind Gottes hat schon einmal gespürt,<br />

wie seine Seele am Staub klebt und vor Kummer<br />

weint (Ps. 119,25.28). Durch die Umstände<br />

können wir von Hoffnungslosigkeit überwältigt<br />

werden. Das Leben in der sündigen Welt<br />

1<br />

Alexander MacLaren: »Expositions of Holy Scripture«<br />

lastet schwer auf unseren Herzen. Zu diesem<br />

Kummer gesellt sich noch der Schmerz, der<br />

durch die Verfolgung seitens der Gottlosen entsteht.<br />

Der Psalmist legt davon Zeugnis ab: »Meine<br />

Tränen sind meine Speise bei Tag und bei Nacht, weil<br />

man täglich zu mir sagt: Wo ist [nun] dein Gott?« (Ps.<br />

42,4). Gott sei Dank, dass Christus gekommen<br />

ist, um all die Zerbrochenheit in den Herzen<br />

der Gläubigen zu heilen!<br />

Das Kommen Jesu und Sein Wirken in Wort<br />

und Tat weisen auf den Tag hin, an dem alles<br />

wiederhergestellt wird, an dem »Gott abwischen<br />

[wird] alle Tränen von [den] Augen« Seines erlösten<br />

Volkes. In Offenbarung 21,4 heißt es weiter:<br />

»… und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch<br />

Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste<br />

ist vergangen.«<br />

<strong>Die</strong> Verheißung Jesu, die zerbrochenen Herzen<br />

zu verbinden, ist ein besonderer Trost für<br />

die Kinder Gottes, die über ihre Sünden trauern.<br />

8 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


Ein zerbrochenes Herz beklagt seine Unreinheit<br />

und bittet den Herrn, es zu reinigen (Ps.<br />

51,9). Davids Herz war zum Beispiel nach seinem<br />

schändlichen moralischen Fehltritt zerbrochen.<br />

Er wusste, dass er nicht nur gegen Bathseba<br />

und Urija gesündigt hatte, sondern auch<br />

gegen den Herrn. Min<strong>des</strong>tens fünfzehnmal in<br />

Psalm 51 verwendet er Worte, die die Art seiner<br />

Sünde spezifizieren: »Übertretungen« (V. 3.5);<br />

»Schuld« (V. 4.7); »Sünde« (V. 4-7.11); »böse« (V.<br />

6), und »Blutschuld« (V. 16).<br />

Davids Herz wurde durch das Empfinden seiner<br />

Sünde zerbrochen. Er hatte das Gefühl, als hätte<br />

Gott ihm die Knochen zerschlagen (V. 10). Wegen<br />

seiner Schuld lastete Gottes Hand schwer<br />

auf ihm; er spürte die Art von Austrocknung<br />

und Durst, die mit einer solchen Schuld einhergeht,<br />

und sagte: »… sodass mein Saft vertrocknete,<br />

wie es im Sommer dürr wird« (Ps. 32,4). Dennoch<br />

wusste David, dass Gott sein Herz heilen würde.<br />

So schrieb er: »<strong>Die</strong> Opfer, die Gott gefallen, sind ein<br />

zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes<br />

Herz wirst Du, o Gott, nicht verachten« (Ps. 51,19).<br />

Der Unterschied liegt in der Reaktion <strong>des</strong><br />

Herzens auf die Regierung Christi. In Psalm<br />

2 wehren sich die Völker gegen die Herrschaft<br />

Christi. In Jesaja 42 unterwerfen sich die Heiden<br />

Ihm und warten sehnsüchtig auf Sein<br />

Gesetz, Seine Lehre. Christus ist sowohl ein<br />

starker Herrscher als auch ein sanfter Heiland.<br />

Gegenüber denjenigen, die zerbrochenen Herzens<br />

sind, ist Er sanft; für diejenigen, die sich<br />

Ihm widersetzen, ist Er ein zermalmender<br />

Kriegsmann.<br />

In Christus ist sowohl die Freundlichkeit als<br />

auch die Macht Gottes erschienen. Ein liebender<br />

Ehemann wird seine Frau sanft umarmen,<br />

wenn sie einen harten Tag hinter sich hat. Aber<br />

er ist bereit, jeden zu bekämpfen, der ihr etwas<br />

zuleide tut. Da wir wissen, dass wir in Christus<br />

einen solchen »Ehemann« bzw. »Bräutigam«<br />

haben, sollten wir die Haltung eines geknickten<br />

Schilfrohrs einnehmen, das sich zur Erde niederbeugt,<br />

als ob es Ihm huldigen wollte. »Fühlt<br />

euer Elend, trauert und heult! ... Demütigt euch vor<br />

dem Herrn, so wird Er euch erhöhen« (Jak. 4,9-10).<br />

In der hebräischen Version von Jesaja 61,1 heißt<br />

es wörtlich, dass Christus diejenigen »verbindet«,<br />

die zerbrochenen Herzens sind. Was für<br />

ein schönes Bild ist das für Christus, der Menschen<br />

heilt, die zerbrochenen Herzens sind,<br />

und ihre Wunden verbindet (Ps. 147,3; vgl. Lk.<br />

10,34). Seine sanfte Berührung als Arzt der<br />

Seelen wurde in der Weissagung beschrieben:<br />

»Das geknickte Rohr wird Er nicht zerbrechen, und<br />

den glimmenden Docht wird Er nicht auslöschen« (Jes.<br />

42,3; vgl. Mt. 12,20).<br />

<strong>Die</strong>ses Bild von der zärtlichen Fürsorge Jesu<br />

ist besonders beeindruckend, wenn man bedenkt,<br />

dass Er in der Heiligen Schrift auch als<br />

kämpfender König dargestellt wird. In Psalm<br />

2 heißt es, dass der Messias die Völker mit der<br />

Strenge der göttlichen Gerechtigkeit regieren<br />

wird. Christus wird sie »mit eisernem Zepter zerschmettern,<br />

wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen!« (V. 9).<br />

Dann können wir mit David singen:<br />

»Du gibst mir den Schild Deines Heils, und Deine<br />

Rechte stützt mich, und Deine Herablassung macht<br />

mich groß.«<br />

Psalm 18,36<br />

Bestell-Nr.: 875.210<br />

Kunstledereinband<br />

Goldpägung<br />

Goldschnitt<br />

216 Seiten<br />

Preis: 19,90 €<br />

4-farbig<br />

voiceofhope.de | 9


D. MARTYN LLOYD-JONES<br />

Ratlosigkeit<br />

10 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


Habakuk 1,12-17<br />

12 Bist Du, o HERR, nicht von Urzeiten her<br />

mein Gott, mein Heiliger?<br />

Wir werden nicht sterben!<br />

HERR, zum Gericht hast Du ihn eingesetzt,<br />

und zur Züchtigung hast Du,<br />

o Fels, ihn bestimmt.<br />

13 Deine Augen sind so rein,<br />

dass sie das Böse nicht ansehen können;<br />

Du kannst dem Unheil nicht zuschauen.<br />

Warum siehst Du denn den Frevlern schweigend<br />

zu, während der Gottlose den verschlingt,<br />

der gerechter ist als er?<br />

14 Du lässt die Menschen so behandeln<br />

wie die Fische im Meer, wie das Gewürm,<br />

das keinen Herrscher hat.<br />

15 Er fischt sie alle mit der Angel heraus,<br />

fängt sie mit seinem Netz<br />

und sammelt sie in sein Garn;<br />

darüber freut er sich und frohlockt.<br />

16 Darum opfert er auch seinem Netz<br />

und bringt seinem Garn Räucherwerk dar;<br />

denn ihnen verdankt er seine fetten Bissen<br />

und seine kräftige Nahrung.<br />

17 Darf er aber darum sein Netz beständig ausleeren<br />

und ohne Erbarmen Völker hinmorden?<br />

DER UMGANG MIT DEM PROBLEM<br />

Es ist für einen Christen nicht nur wichtig,<br />

etwas von dem zu verstehen, was in<br />

der Welt vor sich geht, sondern auch die<br />

Bedeutung der Ereignisse zu verstehen. In unserer<br />

Zeit ist die Gemeinde mit ernsten Gefahren<br />

konfrontiert, und wenn sie nicht wachsam ist,<br />

könnte sie wie das alte Israel politische Bündnisse<br />

eingehen, um zu versuchen, gerade das abzuwehren,<br />

was Gott angeordnet hat. Es ist wichtig,<br />

dass die Gemeinde die Ereignisse nicht aus politischer<br />

Perspektive betrachtet, sondern lernt, sie<br />

geistlich zu interpretieren und sie im Licht der<br />

Anweisungen Gottes an sie zu verstehen.<br />

Was für den natürlichen Menschen völlig abscheulich<br />

und sogar katastrophal ist, kann genau<br />

das sein, was Gott benutzt, um uns zu züchtigen<br />

und uns wieder in die richtige Beziehung zu Ihm<br />

zu bringen. Wir dürfen also keine voreiligen<br />

Schlüsse ziehen.<br />

DIE NOTWENDIGKEIT<br />

DER RICHTIGEN METHODE<br />

<strong>Die</strong> meisten Probleme und Verwirrungen im<br />

Christenleben erwachsen aus einer falschen<br />

Herangehensweise. Dabei ist der rechte Ansatz<br />

für die Lösung eines Problems viel wichtiger, als<br />

dass wir fertige Antworten auf bestimmte Probleme<br />

haben. Wir Menschen wollen meistens<br />

eine klare Antwort auf eine spezielle Frage; aber<br />

die Heilige Schrift kommt diesem Wunsch nicht<br />

immer nach. Sie lehrt uns jedoch, auf welche Art<br />

wir zu einer Antwort kommen können.<br />

Wir geraten leicht in Panik und ziehen falsche<br />

Schlüsse, wenn etwas Unerwartetes geschieht<br />

und wenn Gott auf eine seltsame und<br />

ungewöhnliche Weise mit uns verfährt. In<br />

Psalm 73 werden wir auf die Gefahr unbedachten<br />

Redens hingewiesen. Als der Psalmist<br />

voiceofhope.de | 11


gewisse Missstände sah, rief er aus: »Ganz umsonst<br />

habe ich mein Herz rein erhalten und meine Hände<br />

in Unschuld gewaschen« (V. 13). Hatte es denn<br />

noch irgendeinen Sinn, am Glauben festzuhalten?<br />

Doch plötzlich richtete er sich auf und<br />

sprach: »Wenn ich gesagt hätte: ›Ich will ebenso reden!‹<br />

…« (V. 15), als er erkannte, dass er unüberlegt<br />

gesprochen hatte. Er hatte zu sprechen begonnen,<br />

ohne wirklich nachzudenken.<br />

In jeder solchen Situation müssen wir den<br />

richtigen Weg zum Handeln finden. Das Problem<br />

kann uns persönlich betreffen, es kann uns<br />

auf nationaler Ebene betreffen, oder es kann uns<br />

im größeren Rahmen der weltgeschichtlichen<br />

Ereignisse als Bürger dieser Welt betreffen. Untersuchen<br />

wir also sorgfältig dieses vortreffliche<br />

Beispiel <strong>des</strong> rechten Ansatzes, von dem es in der<br />

Schrift so viele gibt.<br />

DIE BESCHREIBUNG<br />

DER METHODE<br />

Innehalten und nachdenken<br />

<strong>Die</strong> erste Regel lautet: Denken statt reden. »Jeder<br />

Mensch [sei] schnell zum Hören, langsam zum Reden,<br />

langsam zum Zorn«, sagt Jakobus in Kapitel 1, Vers<br />

19. Unser Problem ist, dass wir schnell zum Reden<br />

sind, schnell zum Zorn, aber langsam zum<br />

Denken. Laut dem Propheten muss man jedoch<br />

zuallererst einmal überlegen. Bevor wir unsere<br />

Reaktionen zum Ausdruck bringen, müssen<br />

wir uns disziplinieren und nachdenken. Es mag<br />

überflüssig erscheinen, dies zu betonen, und<br />

doch wissen wir alle, dass wir gerade hier am<br />

häufigsten Fehler machen.<br />

Rückbesinnung auf<br />

grundlegende Prinzipien<br />

<strong>Die</strong> nächste Regel lautet: Bei unseren Überlegungen<br />

dürfen wir nicht direkt mit unserem anstehenden<br />

Problem beginnen. Wir müssen weiter<br />

ausholen. Am besten wenden wir die Strategie<br />

der indirekten Annäherung an – ein bekanntes<br />

Prinzip in der militärischen Taktik. Der eigentliche<br />

Feind im zweiten Weltkrieg beispielsweise<br />

war Deutschland; doch die Alliierten begannen,<br />

Deutschland in Nordafrika zu besiegen – eine<br />

Strategie der indirekten Annäherung. Eine solche<br />

Strategie ist mitunter auch für das geistliche<br />

Leben von entscheidender Bedeutung, besonders<br />

wenn wir es mit einem Problem wie dem<br />

unseren zu tun haben. Wir müssen mit unserem<br />

Denken weiter ausholen und uns einen indirekten<br />

Zugang verschaffen.<br />

Zuerst müssen wir uns an die Dinge erinnern,<br />

deren wir uns absolut sicher sind, die völlig außer<br />

Zweifel stehen. Wir sollten sie aufschreiben<br />

und uns sagen: »In dieser furchtbaren und<br />

verwirrenden Lage, in der ich mich momentan<br />

befinde, habe ich wenigstens hier festen Boden<br />

unter den Füßen!« – Wenn man auf einer Moorlandschaft<br />

oder über einen Gebirgszug wandert<br />

und auf Sümpfe stößt, dann kann man sie nur<br />

überqueren, wenn man festen Grund findet, auf<br />

den man seine Füße stellen kann. Man muss an<br />

solchen Stellen, wo man zu versinken droht,<br />

nach sicherem Halt suchen. Ebenso muss man<br />

bei geistlichen Problemen auf die ewigen und<br />

unumstößlichen Prinzipien zurückgreifen. Der<br />

psychologische Effekt ist offensichtlich. Denn<br />

sobald wir uns auf die grundlegenden Prinzipien<br />

zurückbesinnen, lässt das Gefühl der Panik nach.<br />

Es ist eine großartige Sache, seine Seele mit dem<br />

zu beruhigen, was völlig außer Frage steht!<br />

Anwendung der Prinzipien<br />

auf das Problem<br />

Wenn wir das getan haben, folgt der nächste<br />

Schritt. Nun können wir unser spezielles Problem<br />

im Zusammenhang mit diesen festen Prinzipien<br />

betrachten, die wir vor Augen haben.<br />

Denn richtig gelöst werden kann ein Problem<br />

nur, wenn es im rechten Zusammenhang gesehen<br />

wird. Ein schwieriger Bibeltext kann am<br />

12 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


esten dadurch interpretiert werden, dass man<br />

seinen Kontext beachtet. Wie oft verstehen wir<br />

eine biblische Aussage falsch, weil wir einen Satz<br />

aus dem Zusammenhang gerissen haben. Wenn<br />

wir den schwierigen Text aber im Zusammenhang<br />

lesen, erklärt er sich oft von selbst. Genauso<br />

ist es auch mit dem speziellen Problem, das<br />

uns Sorge bereitet.<br />

Das Problem Gott im<br />

Glauben anvertrauen<br />

Damit sind wir beim letzten Schritt dieser Methode<br />

angelangt. Wenn wir immer noch keine<br />

klare Antwort gefunden haben, dann sollten wir<br />

das Ganze im Gebet Gott übergeben und bei Ihm<br />

belassen. So hat es auch der Prophet in Kapitel<br />

1,13 gemacht. Wie aus den Versen 12 und 13 hervorgeht,<br />

war er offensichtlich immer noch ratlos;<br />

darum brachte er das Problem zu Gott und<br />

ließ es dort.<br />

Wenn wir erst einmal die richtige Methode<br />

gefunden haben, können wir sie auf je<strong>des</strong> Problem<br />

anwenden: auf Gottes rätselhaftes Handeln<br />

gegenüber einem Volk, auf Probleme in der Welt,<br />

oder auch auf persönliche Schwierigkeiten. Was<br />

auch immer das Problem ist – wir sollten innehalten<br />

und nachdenken, uns auf grundlegende<br />

biblische Prinzipien besinnen, sie in den<br />

entsprechenden Zusammenhang bringen und<br />

dann, wenn es uns immer noch Schwierigkeiten<br />

bereitet, das Problem zu Gott bringen und bei<br />

Ihm belassen.<br />

DER WEG AUS DER RATLOSIGKEIT<br />

Wir wollen beobachten, wie der Prophet diese<br />

Methode auf die beiden Hauptprobleme anwendet,<br />

die ihn beunruhigten: die scheinbare<br />

Schwachheit und Niederlage Gottes und die<br />

Frage, wie denn Gott Seinen Einsatz <strong>des</strong> chaldäischen<br />

Heeres mit Seinem heiligen Charakter in<br />

Einklang bringen kann.<br />

GOTT ERKENNEN<br />

Damals fragten die Leute:<br />

• Warum ließ Gott es zu, dass das chaldäische<br />

Heer sich so verhielt, wie es wollte, und dann<br />

auch noch mit solch verheerenden Folgen?<br />

• War Er etwa hilflos angesichts dieser feindlichen<br />

Macht?<br />

Noch immer fragen die Leute:<br />

• Warum ließ Gott es zu, dass die Bibelkritik<br />

und andere lähmende Einflüsse Einzug<br />

hielten?<br />

• Warum duldet Er solche Dinge?<br />

• Warum greift Er nicht ein?<br />

• Ist es etwa so, dass Er es<br />

nicht verhindern kann?<br />

Oder noch einmal:<br />

• Warum lässt Gott Kriege<br />

und andere Krisen zu?<br />

Gott ist ewig<br />

Nachdem der Prophet seine Notlage geschildert<br />

hat, fragt er: »Bist Du nicht von alters her, HERR,<br />

mein Gott, mein Heiliger?« (Hab. 1,12; ELB). Man sieht<br />

schon, dass er auf einen Grundsatz zurückgreift.<br />

Für einen Augenblick vergisst er das eigentliche<br />

Problem und fragt sich, wessen er sich in Bezug<br />

auf Gott sicher ist.<br />

Das erste ist, dass Gott »von alters her« existiert.<br />

Gerade erst hatte er gesagt (V. 11), dass die<br />

Chaldäer im Rausch <strong>des</strong> Erfolgs ihre Macht ihrem<br />

Gott zuschrieben; doch noch während er das<br />

voiceofhope.de | 13


sagte, begann er nachzudenken: »Ihr Gott – was<br />

ist ihr Gott überhaupt? Doch bloß etwas, das sie<br />

selbst gemacht haben. Ihr ›Bel‹ ist ihr eigenes<br />

Werk« (vgl. Jes. 46). Und während er so dachte,<br />

erinnerte er sich an etwas, von dem er überzeugt<br />

war: Mein Gott ist der ewige Gott, der immerwährende<br />

Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er ist<br />

nicht wie die Götter, die die Menschen anbeten;<br />

Er ist nicht wie der Gott <strong>des</strong> stolzen chaldäischen<br />

Heeres. Er ist Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit, der<br />

ewige Gott.<br />

Wenn man von den Problemen der Geschichte<br />

bedrängt wird und sich fragt, was in der Welt<br />

geschieht, dann gibt es nichts Tröstlicheres und<br />

Beruhigenderes, als sich daran zu erinnern, dass<br />

der Gott, den wir anbeten, außerhalb <strong>des</strong> Wandels<br />

der Geschichte steht. Er existierte bereits,<br />

ehe die Weltgeschichte begann; Er ist es, der die<br />

Geschichte geschaffen hat. Sein Thron steht über<br />

der Welt und außerhalb der Zeit. Er regiert in<br />

Ewigkeit, der ewige Gott.<br />

Gott existiert aus sich Selbst heraus<br />

Dann fügt er noch etwas hinzu: »Bist Du nicht von<br />

alters her, HERR …?« Er gebraucht dabei den großen<br />

Namen Jahwe: »Bist Du nicht von alters her,<br />

Jahwe …?« <strong>Die</strong>ser Name sagt uns, dass Gott der<br />

aus sich Selbst existierende Eine ist, der ewige<br />

Ich-Bin. »Gott sprach zu Mose: ›Ich bin, der Ich bin!‹<br />

Und Er sprach: So sollst du zu den Kindern Israels sagen:<br />

›Ich bin‹, Der hat mich zu euch gesandt« (2.Mo.<br />

3,14). Der Name »Ich bin, der Ich bin« bedeutet: Ich<br />

bin der Absolute, der aus sich Selbst heraus existierende<br />

Eine.<br />

Wir stoßen hier auf einen zweiten maßgeblichen<br />

Grundsatz: Gott ist in keiner Weise von irgend<br />

etwas abhängig, das in der Welt geschieht,<br />

sondern Er existiert in sich Selbst. Er ist nicht<br />

nur nicht von der Welt abhängig, sondern Er hätte<br />

diese Welt auch nie erschaffen, wenn Er es<br />

nicht gewollt hätte. <strong>Die</strong> gewaltige Wahrheit über<br />

die Dreieinigkeit ist, dass in der Gottheit – Vater,<br />

Sohn und Heiliger Geist – ein ewig aus sich<br />

Selbst heraus existieren<strong>des</strong> Leben wohnt. Auch<br />

hierin liegt eine wunderbare Gewissheit: Ich bin<br />

sicher, dass Gott nicht von dieser Welt abhängig<br />

ist, sondern dass Er aus sich Selbst heraus existiert.<br />

Er ist Herr, Er ist Jahwe, der große Ich-Bin.<br />

Das Problem beginnt zu verblassen.<br />

Gott ist heilig<br />

Dann erinnert sich der Prophet daran, dass eine<br />

weitere absolute Größe Gottes Seine Heiligkeit<br />

ist. »Bist Du nicht von alters her, HERR, mein Gott,<br />

mein Heiliger?« Der Prophet ist sich nicht nur der<br />

ewigen Existenz Gottes sicher, nicht nur Seiner<br />

Existenz aus sich Selbst heraus und Seiner<br />

Unabhängigkeit von allem und jedem, sondern<br />

auch <strong>des</strong>sen, dass Er der Heilige ist, ganz und<br />

gar, absolut gerecht und heilig, ein »verzehren<strong>des</strong><br />

Feuer« (5.Mo. 4,24; Hebr. 12,29). Davon ist<br />

Habakuk überzeugt, »dass Gott Licht ist und in Ihm<br />

gar keine Finsternis ist« (1.Joh. 1,5). Wenn man solche<br />

Schriftstellen liest, muss man sich fragen: »Kann<br />

denn dieser Herr der Erde etwas tun, was ungerecht<br />

ist?« So etwas ist undenkbar!<br />

Gott ist allmächtig<br />

Dann folgt ein weiterer Grundsatz <strong>des</strong> Propheten.<br />

Er fährt fort: »Wir werden nicht sterben! HERR,<br />

zum Gericht hast Du ihn eingesetzt, und zur Züchtigung<br />

hast Du, o Fels, ihn bestimmt« (Hab. 1,12). Der<br />

Ausdruck »Fels« bezüglich Gott vermittelt die<br />

Vorstellung von der Stärke und Allmacht Gottes.<br />

Der Gott, der die ganze Welt aus dem Nichts<br />

geschaffen hat, der sagte: »Es werde Licht! Und es<br />

wurde Licht« (1.Mo. 1,3), besitzt absolute Macht; Er<br />

hat eine unermessliche <strong>Kraft</strong>. Er ist der Fels.<br />

Gott ist treu<br />

Es gibt noch einen weiteren Grundsatz, den der<br />

Prophet in Bezug auf Gott aufstellt, der in vielerlei<br />

Weise der wichtigste im Hinblick auf das<br />

Problem ist, mit dem er konfrontiert ist. »Bist Du<br />

nicht von alters her, HERR, mein Gott, mein Heiliger?<br />

Wir werden nicht sterben!« Was ist die Bedeutung<br />

14 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


dieser Worte? »Bist Du nicht … mein Gott, mein<br />

Heiliger? Wir werden nicht sterben!« Er erinnert<br />

sich daran, dass Gott der Gott <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> ist.<br />

Obwohl Gott unabhängig und absolut ist, ewig,<br />

mächtig, gerecht und heilig, hat Er sich dennoch<br />

herabgelassen, einen Bund mit den Menschen<br />

zu schließen.<br />

Er schloss einen Bund mit Abraham, auf den<br />

sich der Prophet hier bezieht, und Er erneuerte<br />

diesen Bund mit Isaak und Jakob. Er erneuerte<br />

ihn auch mit David. Es war dieser Bund, der Israel<br />

dazu berechtigte, sich an Gott zu wenden und zu<br />

sagen: »mein Gott, mein Heiliger«. Der Prophet erinnert<br />

sich daran, dass Gott zugesagt hatte: »Ich will<br />

ihr Gott sein, und sie sollen Mein Volk sein« (Jer. 31,33;<br />

s. Hes. 37,23).<br />

Für jene heiligen Männer, die Propheten, und<br />

alle, die in Israel geistliche Einsicht besaßen,<br />

war diese Tatsache bedeutender als alles andere.<br />

Sie glaubten zwar an die ewigen Eigenschaften<br />

Gottes; aber der Gedanke, dass ein solcher Gott<br />

weit weg im Himmel sein und ihre Not nicht<br />

wahrnehmen könnte, mag sie abgeschreckt haben.<br />

Doch was Ihn mit ihnen verband, war das<br />

Wissen um Seine Treue, Seine Bun<strong>des</strong>treue.<br />

Gott hatte Sein Wort gegeben, und Er würde es<br />

niemals brechen. Im Gedenken an diesen Bund<br />

kann der Prophet also sagen: »mein Gott, mein Heiliger«,<br />

und darum fügt er hinzu: »Wir werden nicht<br />

sterben!« Was auch immer das chaldäische Heer<br />

unternehmen würde – es könnte Israel niemals<br />

ausrotten, denn Gott hatte dem gläubigen Volk<br />

Israel feste Zusagen gegeben, die Er niemals brechen<br />

konnte.<br />

Nachdem der Prophet so seine Grundsätze dargelegt<br />

hat, geht er nun dazu über, sein spezielles<br />

Problem in den Kontext dieser absoluten<br />

und ewigen Prinzipien einzuordnen. Und dies<br />

ist es, was er sagt: »HERR, zum Gericht hast Du ihn<br />

eingesetzt, und zur Züchtigung hast Du, o Fels, ihn bestimmt«<br />

(Hab. 1,12). Er gelangt zu seiner Antwort<br />

auf die Frage nach den Chaldäern, indem er wie<br />

folgt argumentiert: Gott muss sie zum Nutzen<br />

Israels erhöhen, <strong>des</strong>sen bin ich mir absolut sicher.<br />

Es ist nicht so, dass die Chaldäer das Ruder<br />

an sich gerissen hätten; es ist nicht so, dass<br />

Gott nicht in der Lage wäre, sie im Zaum zu<br />

halten. In Anbetracht meiner Grundsätze ist<br />

das unmöglich. Gott gebraucht sie vielmehr für<br />

Seine eigenen Zwecke (s. Vers 12b: »Zum Gericht<br />

hast Du ihn eingesetzt, und zur Züchtigung hast Du,<br />

o Fels, ihn bestimmt«), und Er führt diese Zwecke<br />

auch aus! Ich verstehe es zwar nicht ganz, aber<br />

ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nicht ausgerottet<br />

werden. <strong>Die</strong>s wird nicht das Ende der<br />

Geschichte Israels sein, obwohl nach der Beschreibung<br />

anscheinend nur sehr wenige von<br />

uns übrigbleiben werden und wir in die Gefangenschaft<br />

geführt werden. Aber ein Überrest<br />

wird bleiben, denn der Allmächtige ist immer<br />

noch Gott, und Er gebraucht die Chaldäer, um<br />

etwas zu tun, was dem Zweck <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> entspricht.<br />

Gott gibt sich nicht geschlagen. Er wird<br />

nicht besiegt.<br />

Gott tut dies, weil Er so ist, wie Er ist, und Er tut es,<br />

um Sein eigenes großes Ziel zu erreichen.<br />

GOTTES HANDELN VERSTEHEN<br />

Doch nun zum zweiten Problem <strong>des</strong> Propheten:<br />

Wenn Gott allmächtig ist und die Ereignisse<br />

lenkt, bleibt die Frage, wie diese Geschehnisse<br />

sich mit Seinem heiligen Charakter vereinbaren<br />

lassen.<br />

Wenn wir die Macht Gottes anerkennen und sehen,<br />

dass die Chaldäer nur Werkzeuge in Seinen<br />

Händen sind und dass ihr Erfolg nicht auf ihren<br />

eigenen Gott zurückzuführen ist, müssen wir<br />

immer noch fragen, wie ein heiliger Gott solche<br />

Dinge zulassen kann.<br />

Habakuk wendet hier die gleiche Methode an<br />

wie zuvor.<br />

voiceofhope.de | 15


Gott hasst Sünde und kann<br />

nichts Böses tun<br />

Er beginnt mit der Aussage: »Dessen bin ich gewiss:<br />

›Deine Augen sind so rein, dass sie das Böse nicht ansehen<br />

können; Du kannst dem Unheil nicht zuschauen‹<br />

(Hab. 1,13).« Er will damit sagen: Was auch immer<br />

ich sonst noch nicht weiß, so weiß ich doch,<br />

dass Gott das Böse nicht ansehen kann, ohne es<br />

gleichzeitig zu verabscheuen. Er hasst es. Alles<br />

Böse in der Welt ist Gott wegen Seiner Reinheit<br />

zutiefst zuwider. Er hat zu reine Augen, als dass<br />

Er das Böse mit Wohlgefallen betrachten könnte.<br />

Gott und das Böse sind auf ewig gegensätzlich.<br />

Alles, was ungerecht oder grausam ist, ist weit<br />

vom Charakter Gottes entfernt. Es kann keine<br />

Rede davon sein, dass es in Gott Ungerechtigkeit<br />

gibt. Nicht nur versucht Er niemanden; »Gott<br />

kann [auch] nicht versucht werden zum Bösen« (Jak.<br />

1,13). »Gott [ist] Licht, und in Ihm [ist] gar keine Finsternis«<br />

(1.Joh. 1,5).<br />

Nachdem der Prophet dies bekräftigt hat,<br />

wendet er sich sofort dem verwirrenden Problem<br />

zu: »Wenn das bei Dir der Fall ist, o Gott, ›warum<br />

siehst Du denn den Frevlern schweigend zu, während<br />

der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als<br />

er?‹ (Hab. 1,13).« Wie konnte Gott zulassen, dass<br />

diese Chaldäer Seinem eigenen Volk so etwas<br />

antaten? Das eigene Volk <strong>des</strong> Propheten mochte<br />

zwar schlecht sein – aber die Chaldäer waren<br />

noch schlechter! Oder, in zeitgemäßer Art, wie<br />

es die Christen ausdrücken: »Ich gebe gern zu,<br />

dass die Gemeinde Jesu seit Jahren rückfällig<br />

geworden ist – aber unsere Gesellschaft ist doch<br />

völlig gottlos. Wie kann Gott also das zulassen,<br />

was hier geschieht?« Lasst es uns persönlicher<br />

formulieren. <strong>Die</strong> Menschen protestieren oft:<br />

»Ich gebe zu, dass ich nicht ganz so bin, wie ich<br />

sein sollte; aber der und der ist noch schlimmer,<br />

und doch hat er Erfolg!«<br />

Was ist die Antwort darauf?<br />

Vertraue das ungelöste Problem Gott an<br />

In diesem speziellen Abschnitt der Prophezeiung<br />

wird keine Antwort gegeben. Auf seine erste<br />

Frage nach der Macht Gottes erhielt der Prophet<br />

eine positive Antwort; aber das Problem mit der<br />

Heiligkeit Gottes ist schwieriger. Nachdem er<br />

seine absoluten Grundlagen dargelegt und dann<br />

sein Problem in diesen Zusammenhang gestellt<br />

hatte, findet er immer noch keine klare Antwort.<br />

Nun ist es erfahrungsgemäß oft so: Man wendet<br />

dieselbe Methode an, die in anderen Fällen<br />

so gut funktioniert hatte, aber man erhält nicht<br />

sofort eine Antwort. – Was kann man in einem<br />

solchen Fall tun?<br />

Auf keinen Fall sollten wir voreilige Schlüsse<br />

ziehen und sagen: »Weil ich es nicht verstehe,<br />

frage ich mich, ob Gott überhaupt gerecht ist!«<br />

Wenn wir es immer noch nicht verstehen, nachdem<br />

wir die von Gott gegebenen Methoden angewandt<br />

haben, dann sollten wir im Gebet mit<br />

Ihm darüber sprechen. Wir machen einen großen<br />

Fehler, wenn wir zuerst nur mit uns selbst<br />

und anschließend noch mit anderen Leuten darüber<br />

reden und fragen: »Warum ist das so? Ist<br />

das nicht seltsam?« Wir sollten statt<strong>des</strong>sen das<br />

tun, was der Prophet getan hat: das Problem zu<br />

Gott bringen und es Ihm überlassen.<br />

Das Vorbild <strong>des</strong> Sohnes Gottes<br />

Ein Christ kann sich für eine Woche, für Monate<br />

oder für Jahre in einer solchen Lage befinden.<br />

Das ist schon oft geschehen! Aber überlassen wir<br />

dennoch unser Problem Gott!<br />

So hat es nicht nur der Prophet gemacht; auch<br />

der Sohn Gottes hat die gleiche Haltung eingenommen,<br />

als Er in dieser Welt war. Er wurde für<br />

die Rettung der Menschen »zur Sünde gemacht«<br />

(2.Kor. 5,21). Er wusste, dass Ihn Sein Vater nicht<br />

nur aus den Händen der Juden, sondern auch aus<br />

denen der Römer hätte befreien können. Er hätte<br />

auch zwölf Legionen von Engeln befehligen und<br />

somit entkommen können. Aber wenn Er »zur<br />

Sünde gemacht« und die Sünde an Seinem Leib<br />

16 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


estraft werden sollte, so bedeutete dies, dass Er<br />

von Seinem Vater getrennt werden musste. Der<br />

Sohn Gottes sah sich mit der größten Ratlosigkeit<br />

Seines menschlichen Lebens auf Erden konfrontiert.<br />

Das Einzige, wovor Er zurückschreckte,<br />

war die Trennung vom Vater. – Aber was tat Er<br />

in dieser Situation?<br />

Genau das, was der Prophet tat: Er betete und<br />

sprach: »Mein Vater! Ist es möglich, so gehe dieser<br />

Kelch an Mir vorüber; doch nicht wie Ich will, sondern<br />

wie Du willst!« (Mt. 26,39). Er sagte sinngemäß:<br />

»Ich verstehe es nicht, aber wenn es Dein Weg ist,<br />

dann gehe Ich ihn.« Er brachte das Problem, das<br />

Er nicht verstand, zu Gott und überließ es Ihm.<br />

Wir können mit Ehrfurcht sagen, dass der<br />

Herr Jesus, obwohl Er vielleicht nicht alles verstand,<br />

weil Er ja Mensch geworden war, dennoch<br />

weiterging, im Vertrauen darauf, dass Gottes<br />

Wille immer richtig ist und dass der heilige Gott<br />

niemals etwas anordnen würde, was falsch ist.<br />

Bis zum 30. Dezember <strong>2023</strong> für 14,00 €, danach 17,90 €<br />

UND GOTT GREIFT DOCH EIN<br />

Dem Land drohte eine verheerende Invasion und damit auch<br />

eine furchtbare Hungersnot. Zudem breiteten sich Gewalt und<br />

soziale Ungerechtigkeit aus. Habakuk, der alttestamentliche<br />

Prophet, hatte allen Grund, in Verzweiflung zu versinken. Wo<br />

war Gott in diesen turbulenten Zeiten?<br />

Wie der Prophet Habakuk damals,<br />

so fragen auch heute viele:<br />

• Warum lässt ein heiliger Gott so viel Elend und Not zu?<br />

• Warum bringt Er Menschen nicht zu Fall,<br />

die den Glauben verlästern?<br />

• Warum lässt Er es zu, dass sogar in Seinem Namen<br />

so viel Unrecht getan wird?<br />

• Warum erhört Gott meine Gebete nicht?<br />

4-farbig<br />

168 Seiten<br />

Kunstledereinband<br />

Silberprägung<br />

Bestell-Nr.: 875.234<br />

Anhand der Auslegung dieses Propheten-Buches öffnet<br />

Lloyd-Jones uns das Geheimnis, das größer ist als alle<br />

Probleme der Geschichte: Es ist Gottes Souveränität.<br />

Je<strong>des</strong> Ereignis, wie katastrophal es auch sein mag,<br />

findet seinen Platz in Gottes liebevoll durchdachtem<br />

Plan für die Menschheit.<br />

Habakuks großartiges Glaubensbekenntnis inmitten enormer<br />

persönlicher Erschütterungen und emotionaler Belastungen<br />

kann auch das unsere werden:<br />

»Ich aber will mich freuen in dem HERRN ...!<br />

GOTT, der Herr, ist meine <strong>Kraft</strong>.«<br />

www.voh-shop.de | 02265 99749-22


Eine Ehe<br />

mit Gott<br />

im Zentrum<br />

18 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


Martha Peace & John Crotts<br />

EINLEITUNG<br />

Lynn ist müde, während sie fröhlich<br />

unsere Koffer packt. Neben<br />

unserer Kleidung und dem Nötigsten<br />

hat sie auch unsere Bibeln, den<br />

Haushaltsplan und ein paar hilfreiche<br />

christliche Bücher dabei. Wir fahren in<br />

unseren jährlichen Eheurlaub. Nachdem<br />

wir die Kinder und das Kaninchen<br />

bei Freunden abgesetzt haben, fahren<br />

wir beide für ein paar Nächte in eine<br />

gemütliche Hütte in den Bergen von<br />

Nord-Georgia. <strong>Die</strong>se Urlaube haben sich<br />

als schöne Zeiten der Erholung erwiesen,<br />

in denen wir unsere Prioritäten neu<br />

setzen, unser Budget anpassen, uns auf<br />

Familienziele einigen, Spaß haben und<br />

uns gegenseitig auf unserem Weg mit<br />

Christus ermutigen.<br />

Sich eine gemeinsame Auszeit zu nehmen,<br />

um die Grundlagen der Ehe aufzufrischen,<br />

ist entscheidend für den Erfolg<br />

eines Paares. Das gilt für alle christlichen<br />

Ehen. So wie die besten Spieler nie die<br />

Grundlagen ihres Sports vergessen, müssen<br />

auch christliche Paare regelmäßig an<br />

die Grundlagen einer christlichen Ehe<br />

erinnert werden. <strong>Die</strong>ses Buch soll dich<br />

an diese Grundlagen erinnern. Es setzt<br />

voraus, dass du über ein gewisses Maß<br />

an biblischem Hintergrundwissen verfügst<br />

oder Zugang zu anderen Hilfsmitteln,<br />

wie Bücher und Predigten hast, um<br />

das zu ergänzen, was dir noch fehlt. Wir<br />

haben neunzehn Bereiche der Ehe herausgearbeitet,<br />

die biblische Lehre dazu<br />

zusammengefasst und dann eine Reihe<br />

von tiefgreifenden Fragen gestellt, die dir<br />

helfen sollen, eine Bestandsaufnahme<br />

über dich und deine Ehe zu machen.<br />

WIE DU DIESES BUCH<br />

VERWENDEN KANNST<br />

<strong>Die</strong>ses Buch kann nicht nur als wertvolle<br />

Lektüre für einen Eheurlaub dienen,<br />

sondern kann auch auf viele andere<br />

Arten verwendet werden. Jede Zeit <strong>des</strong><br />

Jahres ist ein guter Zeitpunkt, um sich<br />

wieder auf die Grundlagen zu besinnen.<br />

Der Jahrestag eurer Hochzeit könnte<br />

ein solcher Zeitpunkt sein. Oder Paare<br />

lesen ein Kapitel pro Abend oder eines<br />

pro Woche, um eine Facette ihrer Ehe<br />

aufzufrischen.<br />

Auch ein Mentorenpaar könnte dieses<br />

Material mit einem jungen Paar aus<br />

der Gemeinde durcharbeiten. Obwohl<br />

dieses Buch als Ergänzung zur vorehelichen<br />

Beratung verwendet werden<br />

kann, ist es wahrscheinlich zu kurz, um<br />

als Hauptquelle zu dienen. Ein Pastor<br />

oder Seelsorger könnte das Buch jedoch<br />

als Leitfaden für ein tiefergehen<strong>des</strong><br />

Gespräch verwenden. Natürlich können<br />

alle Ehepaare in der Seelsorge auf<br />

die Kapitel verwiesen werden, die sich<br />

mit den Bereichen befassen, in denen<br />

sie sich schwer tun. Viele Männer und<br />

Frauen, die gut unterrichtet wurden,<br />

müssen nur an die klare Lehre der Bibel<br />

erinnert werden, um sich schnell wieder<br />

an Gottes Plan zu orientieren. Ein<br />

ehrliches Gespräch von Herz zu Herz,<br />

das sich auf die richtigen Dinge konzentriert,<br />

ist für Paare oft ein erstaunlicher<br />

Augenöffner.<br />

voiceofhope.de | 19


WIE DU DAS BESTE<br />

AUS DEM BUCH MACHST<br />

Auch wenn die Kapitel kurz und im Gesprächston<br />

geschrieben sind, zielt die Botschaft je<strong>des</strong> Abschnitts<br />

darauf ab, den Kern der biblischen Lehre<br />

über den jeweiligen Bereich der christlichen Ehe<br />

zu erfassen. Du und dein Ehepartner, ihr werdet<br />

den größten Nutzen aus diesem Buch ziehen,<br />

wenn ihr die folgenden Ratschläge beachtet.<br />

1.<br />

Lies jeden Abschnitt sorgfältig durch. Es<br />

geht nicht darum, so schnell wie möglich<br />

durch das Buch zu kommen. Der Wunsch deines<br />

Herzens sollte sein, dem Herrn zu gefallen.<br />

<strong>Die</strong> Weisheit, die auf diesen Seiten steht, ist die<br />

Wahrheit Gottes aus Seinem Wort. So wie ein<br />

Teebeutel das dampfende Wasser verwandelt,<br />

kann Gottes verwandeln<strong>des</strong> Wort deine Seele<br />

erfüllen. Es kann hilfreich sein, sich Notizen zu<br />

machen, um den Prozess <strong>des</strong> Lesens zu verlangsamen.<br />

Wenn dir ähnliche Verse oder Prinzipien<br />

einfallen, die in dem Kapitel nicht erwähnt werden,<br />

schreibe sie auf. Wenn du deine Fragen aufschreibst,<br />

wirst du auch motiviert sein, nach den<br />

Antworten zu suchen.<br />

2.<br />

Nimm die Anwendungsfragen ernst. Bei<br />

einer längeren Liste von Fragen ist es<br />

leicht, die schwierigeren zu überlesen. Auch<br />

hier kann es hilfreich sein, die Antworten in<br />

einem Notizbuch aufzuschreiben. Das gilt vor<br />

allem, wenn du und dein Partner das Buch getrennt<br />

voneinander lesen. Es ist einfacher, die<br />

Notizen zu vergleichen, als zu versuchen, sich<br />

an alle eure Gedanken aus der vorigen Woche zu<br />

erinnern.<br />

Wir sagen denjenigen, die wir betreuen: Je<br />

mehr Mühe du dir mit deinen Antworten gibst,<br />

<strong>des</strong>to mehr wirst du und wird auch deine Ehe<br />

davon profitieren. Unüberlegte Antworten auf<br />

wichtige Fragen können mehr schaden als nützen.<br />

Bitte den Herrn, dir dein Herz zu zeigen.<br />

Bitte Ihn, dir zu helfen, bei deinen Antworten<br />

ehrlich und sorgfältig zu sein. Auch wenn es<br />

schmerzhaft sein könnte, wirst du niemals das<br />

bereuen können, was du nicht einsiehst oder zugibst.<br />

Der Arzt kann nicht heilen, was nie diagnostiziert<br />

worden ist.<br />

Demütige dein Herz, während du deine Antworten<br />

deinem Ehepartner mitteilst. Mache es<br />

ihm leicht, dir Einblicke zu gewähren, die dir in<br />

eurer Ehe vielleicht entgangen sind, selbst wenn<br />

diese Einblicke deine Verfehlungen offenbaren.<br />

Es bringt nichts, einen Prüfsachverständigen hinzuzuziehen,<br />

der nur die Oberfläche abtastet, aber<br />

die potenziell schwerwiegenden strukturellen<br />

Mängel ignoriert. Was nützt es, wenn ein Gebäude<br />

eine Prüfung besteht, aber später einstürzt?<br />

Höre auf die Weisheit aus Sprüche 9,7-9:<br />

3.<br />

»Wer einen Spötter züchtigt, holt sich Beschimpfung,<br />

und wer einen Gesetzlosen zurechtweist, der<br />

holt sich Schmach. Weise nicht den Spötter zurecht,<br />

damit er dich nicht hasst; weise den Weisen zurecht,<br />

und er wird dich lieben! Gib dem Weisen, so wird er<br />

noch weiser werden; belehre den Gerechten, so wird<br />

er noch mehr lernen!«<br />

Suche nach Hilfsmitteln, um tiefer zu graben.<br />

Wie wir bereits gesagt haben, kratzt<br />

dieses Buch nur an der Oberfläche. Wenn ein<br />

oder zwei der Kapitel in diesem Buch Mängel in<br />

deiner Ehe aufdecken, nimm dir die Zeit, gründlichere<br />

Bibelstudien zu diesen Themen durchzuarbeiten,<br />

und hole dir Hilfe, wenn es nötig ist.<br />

Unsere Ehen sind Geschenke <strong>des</strong> Herrn. Sie sind<br />

die zusätzliche Investition wert!<br />

Da die Ehe ein Leben lang währt, beten wir,<br />

dass der Herr in euren Herzen wirkt, wenn ihr<br />

euch an das Wesentliche einer christlichen Ehe<br />

erinnert und euer Leben im Licht der Heiligen<br />

Schrift sorgfältig prüft. Tut Buße, wo es nötig ist.<br />

Ermutigt oder tröstet euch gegenseitig, wo ihr es<br />

braucht. Schaut immer auf den Herrn und Sein<br />

wunderbares Werk am Kreuz, um die Gnade der<br />

Vergebung für eure Verfehlungen zu erhalten<br />

und um euch zu Wachstum und Veränderung zu<br />

motivieren.<br />

20 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


KAPITEL 5<br />

MITEINANDER WACHSEN<br />

<strong>Die</strong> Ehe bietet unglaubliche Möglichkeiten<br />

für zwei Menschen, als Christen<br />

zu wachsen. <strong>Die</strong> Vertrautheit zwischen<br />

Mann und Frau öffnet Türen, die zu beiderseitigem<br />

Nutzen verwendet werden können. Niemand<br />

wird dich jemals besser verstehen als<br />

dein Ehepartner. Niemand wird deine geistlichen<br />

Stärken mehr zu schätzen wissen, und<br />

niemand wird dich in deinen schlimmsten Momenten<br />

mehr kennenlernen als dein Ehepartner.<br />

Er weiß sogar, wie und wann du in Versuchung<br />

gerätst.<br />

Im besten Fall bedeutet das, dass wir uns gegenseitig<br />

helfen können, geistlich schwierige<br />

Zeiten durchzustehen – zum Beispiel mit einer<br />

Verheißung aus der Bibel am Ende eines harten<br />

Tages. Im schlimmsten Fall bedeutet es, dass wir<br />

genau wissen, wie wir uns gegenseitig provozieren<br />

können! Anstatt euch gegenseitig zu provozieren,<br />

nutzt die unzähligen Möglichkeiten und<br />

Ressourcen, mit denen der Herr euch als christliches<br />

Ehepaar gesegnet hat, um immer weiter<br />

und weiter geistlich zu wachsen!<br />

FAMILIENANDACHTEN<br />

Familienandachten können so einfach sein, wie<br />

einen Abschnitt aus der Bibel oder einem Andachtsbuch<br />

nach dem Aben<strong>des</strong>sen zu lesen, ein<br />

christliches Lied zu singen und gemeinsam zu<br />

beten. Beständigkeit ist wichtiger als die Zeitdauer<br />

oder gar die Tiefe <strong>des</strong> behandelten Themas.<br />

Findet eine Zeit, zu der ihr normalerweise<br />

zusammen seid (in unserer Familie ist es das<br />

Aben<strong>des</strong>sen). Legt eine Bibel mit einem Lesezeichen<br />

auf den Tisch. Nehmt euch vor, sie je<strong>des</strong><br />

Mal zu lesen, wenn ihr zusammen seid.<br />

GEMEINSAM BETEN<br />

Wir haben bereits gesehen, welche Auswirkungen<br />

das individuelle Gebetsleben einer Person<br />

auf ihre Ehe hat. Aber wenn sich zwei Menschen<br />

gemeinsam Gott nahen, entdecken sie, dass sie<br />

sich gleichzeitig auch einander näher kommen.<br />

Macht es euch zur Gewohnheit, euch regelmäßig<br />

gegenseitig um Gebetsanliegen zu bitten.<br />

Auch wenn ihr euch bemühen solltet, ständig<br />

persönlich füreinander zu beten, ist es manchmal<br />

ratsam, innezuhalten und eine gewisse Zeit<br />

mit dem Herrn im Gebet zu verbringen – genau<br />

dort. Gott fordert uns auf, alle unsere Sorge auf<br />

Ihn zu werfen, weil Er für uns sorgt (1.Pt. 5,7).<br />

<strong>Die</strong> Sorgen von Ehepaaren können eine Familie<br />

erdrücken. Nutze das Angebot <strong>des</strong> Herrn, diese<br />

Sorgen auf Seinen starken Schultern abzuladen!<br />

AUSTAUSCH<br />

Zu viele Paare wachsen geistlich isoliert voneinander.<br />

Nehmt euch Zeit, euch gegenseitig auszutauschen.<br />

Was liest dein Mann in letzter Zeit in<br />

seiner Bibel? Mit wem trifft sich deine Frau zur<br />

geistlichen Ermutigung? Liest dein Ehepartner<br />

ein hilfreiches Buch? Solltest du dir die Zeit nehmen,<br />

es nach ihm auch zu lesen, wenn er damit<br />

fertig ist?<br />

Geht es hier um Verantwortlichkeit? Teilweise,<br />

aber es sollte viel mehr sein, als sich gegenseitig<br />

anzuspornen, um treuer zu sein. Hebräer 3,13<br />

gebietet uns allen: »Ermahnt einander vielmehr jeden<br />

Tag, solange es ›heute‹ heißt, damit nicht jemand unter<br />

euch verstockt wird durch den Betrug der Sünde.« <strong>Die</strong>ses<br />

Gebot richtete sich an eine Gruppe verfolgter<br />

Menschen, die versucht waren, sich wieder<br />

voiceofhope.de | 21


dem Judentum und dem Gesetz zuzuwenden.<br />

Der Vers zeigt aber auch, dass unsere Herzen<br />

wie Knetmasse sind – sie trocknen aus und werden<br />

hart, wenn sie nicht das tägliche Wasser der<br />

Ermutigung, <strong>des</strong> Trostes oder der Ermahnung<br />

erhalten.<br />

Lasst niemals zu, dass die Hektik <strong>des</strong> Lebens<br />

die Zeit verdrängt, gemeinsam über die Sache <strong>des</strong><br />

Herrn zu sprechen. <strong>Die</strong> Welt, das Fleisch und der<br />

Teufel (ganz zu schweigen von dem schreienden<br />

Kleinkind) werden sich gegen solche Gespräche<br />

wehren. Kämpfe dagegen an! Es ist die Mühe<br />

wert, mit deinem Ehepartner zu reden. Wie könnt<br />

ihr eure Aufgaben in der Familie als Leiter oder<br />

Helfer erfüllen, wenn ihr euch nicht gegenseitig<br />

an eurem geistlichen Leben teilhaben lasst?<br />

GEMEINSAM DIENEN<br />

Es gibt eine Menge Möglichkeiten, dem Herrn<br />

zu dienen. Man könnte sagen, dass jede Person,<br />

die du in der Gemeinde siehst, eine Gelegenheit<br />

zum <strong>Die</strong>nen darstellt. Viele Familien werden jedoch<br />

auseinandergerissen, wenn sie ihre Energie<br />

für den <strong>Die</strong>nst in verschiedene Richtungen<br />

einsetzen.<br />

Dem Herrn in verschiedenen Bereichen zu<br />

dienen, ist nicht falsch und manchmal sogar<br />

notwendig; aber sucht auch nach Möglichkeiten,<br />

Ihm gemeinsam zu dienen. Da die meisten Paare<br />

unterschiedliche Gaben, Talente und Interessen<br />

haben, solltet ihr nach Wegen suchen, wie ihr<br />

eure Stärken im gemeinsamen <strong>Die</strong>nst einsetzen<br />

könnt. Keiner von euch sollte egoistisch sein,<br />

aber die Ehefrau hat auch die besondere Aufgabe,<br />

ihrem Mann zur Seite zu stehen und ihn zu<br />

ehren (1.Kor. 11,7).<br />

Ein solcher <strong>Die</strong>nst könnte einige geistliche<br />

Stärken oder Schwächen ans Licht bringen, die<br />

zuvor voreinander verborgen waren, und so<br />

noch mehr Möglichkeiten bieten, deinen Ehepartner<br />

zu ermutigen oder herauszufordern und<br />

gemeinsam geistlich zu wachsen.<br />

?<br />

FRAGEN ZUR REFLEXION<br />

UND ANWENDUNG<br />

ANREGUNGEN<br />

ZUM GEBET<br />

1. Finden bei euch zu Hause regelmäßig<br />

Familienandachten statt?<br />

2. Betest du gemeinsam mit<br />

deinem Ehepartner?<br />

3. Welche Gebetsanliegen liegen deinem<br />

Partner am meisten am Herzen?<br />

4. Wann habt ihr euch das letzte Mal<br />

geistlich miteinander ausgetauscht?<br />

5. Gibt es Bereiche, in denen dein<br />

Partner Trost, Ermutigung oder<br />

Herausforderung benötigt?<br />

6. Welche Bücher hat dein Partner gelesen?<br />

7. Habt ihr schon mal ein Buch gemeinsam<br />

gelesen und darüber diskutiert,<br />

während ihr es durchgelesen habt?<br />

8. Welche Möglichkeiten gibt es, dem<br />

22 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong><br />

Herrn gemeinsam als Paar zu dienen?<br />

• Dein Ehepartner ist ein Geschenk<br />

von Deinem Vater im Himmel.<br />

• Er wusste, wie viel Hilfe du brauchen<br />

wür<strong>des</strong>t, um Ihm auf der Erde<br />

bestmöglich folgen zu können.<br />

• Von allen Möglichkeiten, die Er dir zur<br />

Seite stellen konnte, hat Er dieses wunderbar<br />

weise Mittel gewählt. Danke Ihm dafür!<br />

• Bitte Ihm, dir zu helfen, demütig zu sein,<br />

während dein Partner dir hilft, in der<br />

Gnade und Erkenntnis Christi zu wachsen!<br />

• Bitte Ihn auch darum, dass du deinem<br />

Partner eine gute Hilfe sein kannst,<br />

um geistlich zu wachsen!<br />

• Bittet den Herrn, Ihn gemeinsam<br />

besser zu verherrlichen, als ihr es<br />

einzeln jemals könntet!


Zum Shop<br />

Vorschau<br />

Wusstest du, dass Gottes Wort zu jedem Bereich unseres Lebens etwas zu sagen hat? Das<br />

trifft auch auf die Ehe zu. Und so wie die Apostel die ersten Christen immer wieder an die<br />

Grundlagen <strong>des</strong> Glaubens erinnerten, so müssen auch christliche Ehepaare regelmäßig an<br />

die Grundlagen einer biblischen Ehe erinnert werden. Ganz gleich, ob ihr verlobt, frisch verheiratet<br />

oder schon ein erfahrenes Team seid – dieses Buch kann eure Ehe erfrischen und stärken.<br />

<strong>Die</strong> Autoren haben neunzehn Bereiche der Ehe behandelt, die biblischen Lehren dazu kurz zusammengefasst<br />

und einige eindringliche Fragen gestellt, die euch helfen können, euch selbst<br />

und eure Ehe zu überprüfen und neu an der Heiligen Schrift auszurichten.<br />

• Welche Rollen und Aufgaben hat Gott für die Ehe vorgesehen?<br />

• Wie sehen Liebe und Respekt in der Ehe aus?<br />

• Wie können wir gemeinsam Prüfungen begegnen?<br />

• Wie kann unsere Ehe Gott verherrlichen?<br />

<strong>Die</strong>ses Buch ist ermutigend, herausfordernd und lebensverändernd, und es stellt Gott in das<br />

Zentrum der Ehe. Lest es gemeinsam, studiert die Themen darin und betet darüber. Das Evangelium<br />

hat die <strong>Kraft</strong>, jede Ehe so zu verändern, dass Gott durch sie geehrt wird.<br />

Bestell-Nr.: 875.6609 | Einführungspreis: 14,90 € 17,90 €<br />

www.voh-shop.de | 02265 99749-22


EMPFEHLENSWERTE BÜCHER<br />

R.C. Sproul<br />

Gott wohlgefällig leben<br />

Heiligung ist kein alltägliches Wort. Tatsächlich hat es in<br />

unserer ich-fokussierten Welt der Sucht nach sofortiger<br />

Befriedigung wenig Wert. Doch unabhängig von Trends,<br />

Kulturen oder Meinungen bleibt das Geheiligtsein – das<br />

Abgesondertsein von der Welt – ein wichtiger Teil unseres<br />

Weges mit Christus.<br />

Doch wie sieht dieser Prozess aus? Wie beginnen wir ihn?<br />

Und ist es überhaupt möglich, ein Gott wohlgefälliges<br />

Leben zu führen?<br />

Reich an biblischen Einsichten, bietet dieses Buch einen<br />

praktischen Leitfaden für jeden, der sich danach sehnt,<br />

ein Leben zu führen, das den Erretter ehrt.<br />

Hardcover | Goldprägung<br />

17,90€ | Bestell-Nr.: 875.276<br />

Matthew Henry, Niko Derksen (Bearb.)<br />

Eine Familie mit Gott<br />

im Zentrum<br />

Wie kann man ein glückliches Zuhause haben?<br />

Wie können wir unseren Kindern in einer Welt, die der<br />

Ordnung Gottes für eine Familie feindlich gegenübersteht,<br />

eine solide Grundlage vermitteln?<br />

Matthew Henry beschreibt in diesem Buch die Schönheit<br />

einer Familie, in der Gott im Zentrum steht, die Ihn anbetet<br />

und für Ihn lebt, einander liebt und füreinander betet. Henry<br />

appelliert besonders an Familienväter, dass sie ihre großartige<br />

Pflicht und Verantwortung wahrnehmen, ihre Familie in der<br />

Gottesfurcht zu leiten, als solche, die darüber Rechenschaft<br />

ablegen müssen. Dann erklärt er, was eine christliche Familie<br />

ausmacht, und zeigt einige Motive für eine Familie mit Gott im<br />

Zentrum auf. Und schlussendlich gibt Henry wertvolle<br />

Ratschläge für eine von Gott gesegnete Familie.<br />

Kunstledereinband | Goldprägung<br />

15,90€ | Bestell-Nr.: 875.270


John MacArthur<br />

GOTT IN<br />

EINER KRIPPE<br />

Es geschah vor mehr als 2000 Jahren ...<br />

voiceofhope.de | 25


<strong>Die</strong>se Welt lässt Jesus Christus gern das<br />

Kindlein in der Krippe sein, ist aber<br />

nicht gewillt, Ihn das sein zu lassen,<br />

was Er ist, nämlich: der allerhöchste König und<br />

Herr! Und doch sehen wir gerade darin die Kernwahrheit<br />

der Weihnachtsgeschichte:<br />

Das Kind der Weihnacht<br />

ist Gott!<br />

Viele, die Jesus sonst gern als Messias anerkennen,<br />

wollen Ihn aber nicht als Gott wahrhaben.<br />

Sie lassen Ihn gern den Sohn Davids sein, aber<br />

nicht den Sohn Gottes. Sie feiern gern die Geburt<br />

<strong>des</strong> Kindleins, wollen aber von dem Herrn<br />

aller Herren nichts wissen. Sie singen von Seiner<br />

Geburt, bieten aber Seiner Autorität trotzig die<br />

Stirn. Sie verehren Ihn als ein Kind, wollen Ihm<br />

aber als dem Gott-Menschen keine Ehre darbringen.<br />

Sie können den Weihnachtsprunk zwar<br />

mitmachen – mit Krippe, Hirten, Weisen, Joseph<br />

und Maria – aber sie können das Kommen Gottes<br />

im Fleisch nicht ausstehen.<br />

Folglich ignoriert die Welt das Herzstück aller<br />

Weihnachtswahrheit. Und, anstatt Jesus an<br />

Weihnachten zu ehren, verspotten sie Ihn sogar.<br />

Der Feind muss sich über das Weihnachtsfeiern<br />

der Welt wohl so richtig freuen. Er muss<br />

wahrhaft schwelgen in der dreisten Sünde gegen<br />

Christus, in der Lästerung und Verwerfung<br />

– und das alles durch solche, die meinen, dass<br />

sie Seine Geburt feiern würden! Der Feind muss<br />

wohl außerordentlich erfreut sein über die Art<br />

und Weise, in der die Menschen sich gegen die<br />

Wahrheit Christi unempfindlich machen, indem<br />

sie Seiner Geburt mit bloßen Worten gedenken,<br />

das Eigentliche aber ignorieren – nämlich dass<br />

Jesus der allmächtige Gott ist.<br />

DIE FLEISCHWERDUNG GOTTES<br />

<strong>Die</strong> Geburt Jesu Christi in Niedrigkeit war nie<br />

dazu bestimmt gewesen, eine verdeckende Fassade<br />

zu sein für die Realität, dass hier Gott in die<br />

Welt kam. Und doch ist gerade das die Version<br />

der Weihnachtsgeschichte der heutigen Welt.<br />

Folglich hat Weihnachten für den Großteil der<br />

Menschen überhaupt keine echte Bedeutung.<br />

Ich kann mir nicht denken, dass auch nur einer<br />

von ihnen eine Vorstellung davon hat, was es<br />

für Gott bedeutete, in einer Krippe geboren zu<br />

werden. Wie könnte man es erklären, dass der<br />

Allmächtige sich so erniedrigt hat, dass Er ein<br />

kleines Kindlein wurde? Es war ohne Zweifel die<br />

größte Demütigung, die die Welt bis dahin je gesehen<br />

hatte oder je sehen wird! Unser Verstand<br />

kann nicht einmal erahnen, was damit alles verbunden<br />

war, dass Gott Mensch wurde. Wir werden<br />

es nie begreifen, warum Er, der unendlich<br />

reich war, arm wurde, menschliche Natur annahm<br />

und in eine Welt kam, von der Er wusste,<br />

dass sie Ihn verwerfen und töten würde.<br />

Auch kann niemand erklären, wie Gott ein<br />

kleines Kind werden konnte. Und doch: Es geschah<br />

so! Ohne Seine göttliche Natur abzulegen<br />

oder Seine Gottheit in irgendeiner Weise zu verringern,<br />

wurde Er als ein kleines Kindlein in unsere<br />

Welt hineingeboren.<br />

Leute fragen mich oft, ob ich der Meinung sei,<br />

dass Er schrie, oder auch, ob Er die gleiche Nahrung<br />

und Pflege brauchte wie jeder andere Säugling.<br />

Natürlich brauchte er sie!<br />

Er war uneingeschränkt<br />

Mensch geworden, mit allen<br />

Bedürfnissen und Gefühlen<br />

je<strong>des</strong> Menschen. Er war aber auch<br />

uneingeschränkt Gott<br />

– allwissend, allmächtig.<br />

26 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


Wie kann denn bei<strong>des</strong> zutreffen? Ich weiß es<br />

nicht! <strong>Die</strong> Bibel lehrt dies jedoch eindeutig! In<br />

einem gewissen Sinn hat Jesus freiwillig die uneingeschränkte<br />

Anwendung Seiner göttlichen<br />

Eigenschaften beiseitegelegt. Er gab nicht auf,<br />

Gott zu sein, sondern Er gab freiwillig den unabhängigen<br />

Gebrauch Seiner göttlichen Vorrechte<br />

und Seiner Macht auf (Phil. 2,5-8). Es gefiel Ihm,<br />

Seinen Willen dem Willen Seines Vaters unterzuordnen<br />

(Joh. 5,30; 6,38). In alledem blieb Er<br />

aber uneingeschränkt Gott.<br />

Seit ca. 2000 Jahren wird heftig darüber diskutiert,<br />

wer Jesus wirklich ist. Sekten und Skeptiker<br />

haben mit verschiedenen Antworten aufgewartet.<br />

Sie sagen, dass Er einer von vielen Göttern<br />

sei oder ein geschaffenes Wesen oder ein hochstehender<br />

Engel oder ein guter Lehrer oder ein<br />

Prophet usw. Der gemeinsame Faden, der sich<br />

durch all diese Theorien hindurchzieht, ist, dass<br />

jene Menschen Jesus zu einem niedrigeren Wesen<br />

als Gott reduzieren.<br />

Aber lassen wir die Bibel selbst zu Wort kommen.<br />

Das Johannesevangelium beginnt mit der<br />

klaren Aussage, dass Jesus Gott ist:<br />

»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei<br />

Gott, und das Wort war Gott. <strong>Die</strong>ses war im Anfang<br />

bei Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden; und<br />

ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was<br />

entstanden ist.« (Joh. 1,1-3)<br />

Wer ist »das Wort«, von dem diese Verse reden?<br />

Vers 14 lässt uns da keinen Zweifel:<br />

»Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns,<br />

und wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit<br />

als <strong>des</strong> Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und<br />

Wahrheit.«<br />

<strong>Die</strong> biblischen Aussagen sind überwältigend klar<br />

darin, dass in diesem Kind in der Krippe Gott im<br />

Fleisch gekommen war. Ein Beispiel dafür ist<br />

Seine Allwissenheit: Jesus »kannte [alle] und [hatte]<br />

es nicht nötig, dass jemand von dem Menschen Zeugnis<br />

gab; denn Er wusste Selbst, was im Menschen war« (Joh.<br />

2,24-25). Nathanael war erstaunt, als er entdeckte,<br />

dass Jesus alles über ihn wusste, bevor er Ihm<br />

je begegnet war. Das war genug, um ihn davon zu<br />

überzeugen, dass Jesus der Messias ist (Joh. 1,48-<br />

50). In Johannes 4 lesen wir von einer samaritischen<br />

Frau, die Jesus am Jakobsbrunnen traf und<br />

von der Er ebenso alles wusste (V. 17-19.29).<br />

Und darüber hinaus tat Er die Werke Gottes.<br />

Er sagte: »Glaubt Mir, dass Ich im Vater bin und der<br />

Vater in Mir ist; wenn nicht, so glaubt Mir doch um der<br />

Werke willen!« (Joh. 14,11).<br />

<strong>Die</strong> Werke Jesu sind<br />

ein überzeugender Beweis<br />

für Seine Gottheit.<br />

Er begann Seinen wunderbaren <strong>Die</strong>nst mit einer<br />

einfachen Tat – Er schuf aus Wasser Wein<br />

auf einer Hochzeit in Kana (Joh. 2,1-11). Nur Gott<br />

kann etwas erschaffen. Darüber hinaus heilte<br />

Jesus Menschen, die hoffnungslos krank waren.<br />

Er gab einem Blinden das Augenlicht. Er öffnete<br />

Ohren, die noch nie gehört hatten. Er heilte<br />

verkümmerte Glieder. Er schuf genug Brot und<br />

Fische, um Tausende zu speisen. Er weckte Tote<br />

auf. Einem gebot Er einfach, aus dem Grab hervorzukommen.<br />

Goldprägung | 4-farbig | 72 Seiten | 14,90 €<br />

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PAUL DAVID TRIPP<br />

Jeden Morgen<br />

neue Gnade<br />

DAS BESTSELLER ANDACHTSBUCH<br />

Der Vormittag kann hart sein. Da reichen ein herzhaftes Frühstück und eine<br />

Tasse Kaffee einfach nicht aus. Der Bestseller-Autor Paul David Tripp bietet mehr<br />

als nur einen kräftigen Kaffee, er möchte dir die stärkste Ermutigung geben,<br />

die man sich vorstellen kann: das Evangelium der Gnade.<br />

<strong>Die</strong>se 366 Andachten weisen auf die täglichen Segnungen hin, die du fin<strong>des</strong>t,<br />

wenn du mit leeren Händen vor den Thron der Gnade kommst und dabei Gottes Wort<br />

aufschlägst, um die Wahrheit zu finden, die dich belehrt, überführt, zurechtweist<br />

und darin unterweist, wie du ein Leben führen kannst, das Gott gefällt.<br />

Was du täglich brauchst, ist die tiefe Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott.<br />

Dann wirst du erkennen, dass Seine Gnade kein Ende hat.<br />

Sein Erbarmen hört niemals auf, es ist jeden Morgen neu!<br />

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Bestell-Nr. 875.249 | 29,90 €


31. DEZEMBER<br />

N<br />

un,<br />

Gottes Werk in dir ist ein Prozess, nicht ein Ereignis.<br />

Seine Umgestaltung zeigt sich nicht in drei oder vier großen Momenten<br />

<strong>des</strong> Lebens, sondern durch das ganze Leben hindurch.<br />

es ist wieder einmal diese Zeit gekommen – die Jahreswende, die Zeit großer Vorsätze, die<br />

von der Hoffnung auf eine unmittelbare und bedeutende Veränderung <strong>des</strong> persönlichen Lebens<br />

angetrieben werden.<br />

Aber die Realität ist, dass nur wenige Menschen, die den Entschluss gefasst haben, von nun an<br />

ein verändertes Leben zu führen, darin Erfolg hatten. Nur wenige korpulente Menschen sind aufgrund<br />

eines einzigen Augenblicks der Entschlossenheit schlank und gesund geworden. Nur wenige Menschen,<br />

die tief verschuldet waren, haben ihren finanziellen Lebensstil aus dem Grund geändert, weil<br />

sie sich dazu entschlossen haben, dies zu tun, als das alte Jahr in das neue überging. Und nur wenige<br />

Ehen wurden mit einem einzigen dramatischen Entschluss verändert.<br />

Ist Veränderung wichtig? Ja, das ist sie für uns alle. Ist Engagement dafür unerlässlich? Natürlich!<br />

Auf verschiedene Weise wird unser aller Leben von unserem Engagement geprägt. Aber das Wachstum<br />

in der Gnade, <strong>des</strong>sen Fundament allein die Heilige Schrift ist, setzt seine Hoffnung nicht auf große Ereignisse<br />

der Veränderung. Tatsache ist, dass Gottes verwandeln<strong>des</strong> Werk der Gnade in Seinen Kindern<br />

eher ein alltäglicher Prozess ist als eine Reihe von einigen wenigen großen Ereignissen. Persönliche<br />

Herzens- und Lebensveränderung ist immer ein Prozess. Und wo findet dieser Prozess statt? Er findet<br />

dort statt, wo du und ich jeden Tag mit Gott leben. Er verändert unser Herz und unsere Gesinnung Tag<br />

für Tag durch Sein Wort, das in der Stille gelesen und in der Gemeinde gelehrt und gepredigt wird.<br />

<strong>Die</strong> meisten von uns werden nur drei oder vier bedeutsame Entscheidungen in ihrem Leben<br />

treffen, und einige Jahrzehnte nach unserem Tod werden sich die Menschen, die wir zurücklassen,<br />

schwerlich an unser Leben erinnern. Du und ich leben in zahlreichen kleinen Momenten, in denen<br />

unser Handeln offenbar machen wird, ob wir in Christi Bild verändert wurden und werden. Wenn Gott<br />

nicht unsere Gesinnung durch Sein Wort umgestaltet und es die kleinen Dinge unseres Lebens nicht<br />

bestimmt, dann gibt es keine Hoffnung auf Veränderung.<br />

Unsere tägliche Lebensweise ist von grundlegender Bedeutung, weil es gerade die alltäglichen<br />

Gedanken, Worte und Handlungen sind, in denen wir leben und in denen sich unser Glaube bewähren<br />

muss. Das ist der Punkt, an dem ein »Christsein«, das auf großen drastischen Momenten basiert,<br />

uns in die Sackgasse bringt. Es kann dazu führen, dass wir die Bedeutung der kleinen Momente <strong>des</strong><br />

Lebens unterschätzen und die Gnade der »kleinen Veränderung«, die der Herr uns täglich bereithält,<br />

geringachten. Deshalb bemerken wir die Sünden oft nicht, die im alltäglichen Leben offenbar werden.<br />

Wir versäumen es, die Gnade zu suchen, die Gott uns in Christus darreicht. Du siehst, das Wesen eines<br />

Menschen wird nicht in zwei oder drei großen Ereignissen seines Lebens geprägt, sondern durch das<br />

ganze Leben hindurch. Das veränderte Wesen, das sich im Alltag zeigt, beeinflusst auch die Art und<br />

Weise, wie wir auf die großen Ereignisse <strong>des</strong> Lebens reagieren. Und was macht eine Umgestaltung<br />

<strong>des</strong> Wesens möglich? <strong>Die</strong> unnachgiebige, verwandelnde Gnade Gottes, die Er uns in der täglichen<br />

Gemeinschaft mit Ihm schenkt.<br />

Für weitere Studien: Johannes 1,16<br />

voiceofhope.de | 29


NEU<br />

NIKO DERKSEN<br />

DIE KRAFT DES<br />

EVANGELIUMS<br />

3-farbig<br />

500 Seiten<br />

Hardcover<br />

Goldprägung<br />

Preis: 34,90 €<br />

Bestell-Nr.: 875.309<br />

Ich hatte das große Privileg, in einer christlichen<br />

Familie aufzuwachsen und von Kindheit<br />

an im Wort Gottes belehrt zu werden.<br />

Mit 19 Jahren wurde ich durch die Gnade Gottes<br />

errettet und weiterhin in einer christlichen<br />

Jugendgruppe und Gemeinde unterwiesen.<br />

Als ich etwa 30 Jahre alt war, entdeckte ich den<br />

Wert geistlicher Bücher. Ich las Biografien von<br />

Missionaren und Predigern, die mich sehr ermutigten,<br />

in völliger Hingabe an Christus zu<br />

leben. Das Leben von C.H. Spurgeon beeindruckte<br />

mich sehr, so dass ich auch seine Predigten<br />

zu lesen begann, die mein geistliches<br />

Leben prägten. Es folgten weitere Bücher von<br />

Puritanern wie John Bunyan und John Owen,<br />

dann auch von Martyn Lloyd-Jones, John Mac-<br />

Arthur, R.C. Sproul, Arthur Pink, Joel Beeke und<br />

vielen anderen, die mich belehrten, aufrüttelten,<br />

demütigten, herausforderten, manchmal zu Boden<br />

warfen und mich dann wieder aufrichteten.<br />

30 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


Ich staune immer wieder über die Hingabe und<br />

das Ringen um die Wahrheit, die diese Männer<br />

auszeichneten, und vielleicht war es gerade ihre<br />

Treue zum Wort Gottes, die mein Leben und meinen<br />

<strong>Die</strong>nst geprägt hat. Obwohl diese Männer zu<br />

unterschiedlichen Zeiten lebten bzw. noch leben<br />

und sie in ihrer Persönlichkeit so unterschiedlich<br />

sind, gibt es doch Gemeinsamkeiten in ihrer<br />

Verkündigung, die sie als Männer ausweisen, die<br />

von Gott dazu auserwählt sind, Sein inspiriertes<br />

Wort zu verkündigen.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch enthält ausgewählte Artikel aus<br />

der Zeitschrift »<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>«, die<br />

Voice of Hope in den letzten Jahren herausgegeben<br />

hat. <strong>Die</strong> Artikel sind aus Predigten oder<br />

Büchern entnommen und dienen zur Erbauung<br />

der Gemeinde Jesu. Sie sind reich an biblischer<br />

Lehre, enthalten eine Fülle an Ermutigung, Ermahnung<br />

und Trost und können dir, lieber Leser,<br />

gewiss zum persönlichen Glaubenswachstum<br />

dienen.<br />

<strong>Die</strong> Autoren und Prediger, die in diesem Buch<br />

zu Wort kommen, sind vor allem eines: Männer<br />

Gottes. Was mich an diesen Männern in erster<br />

Linie tief beeindruckt, sind nicht ihre Predigten<br />

oder ihre Bücher, sondern ihre Gottesfurcht und<br />

ihre Hingabe an Christus. Ihre Lehre ist einfach<br />

ein Reflektieren <strong>des</strong>sen, wer und was sie sind.<br />

Das Zeugnis dieser Männer steht in Übereinstimmung<br />

sowohl mit dem, was sie außerhalb<br />

der Kanzel sind, als auch mit dem, was sie auf<br />

der Kanzel verkündigen. <strong>Die</strong>se Männer Gottes<br />

sind keineswegs fehlerlos. Aber wir können sicher<br />

sein, dass die Worte der Prediger, die nicht<br />

von ganzem Herzen geheiligt sind, hohl und<br />

leblos klingen werden, ganz gleich, wie redegewandt<br />

sie erscheinen und wie korrekt ihre Theologie<br />

auch sein mag.<br />

Zweitens handelt es sich hierbei um Männer<br />

Gottes, die sich der systematischen Verkündigung<br />

<strong>des</strong> Wortes Gottes verschrieben haben –<br />

vor allem in der Auslegungspredigt. <strong>Die</strong>se Verpflichtung,<br />

die ganze Heilige Schrift Vers für Vers<br />

auszulegen, beruht auf der unerschütterlichen<br />

Überzeugung, dass »alle Schrift … von Gott eingegeben<br />

und nützlich [ist] zur Belehrung, zur Überführung,<br />

zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit,<br />

damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem<br />

guten Werk völlig ausgerüstet« (2.Tim. 3,16-17). Nicht<br />

nur einige Schriften, nicht die meisten Schriften,<br />

sondern alle Schriften aus der Bibel sind notwendig,<br />

um die Gemeinde in Christus zur Fülle<br />

Gottes zu bringen. Nur wenn das Volk <strong>des</strong> Herrn<br />

sich der ganzen Länge und Breite, Höhe und Tiefe<br />

der rettenden Offenbarung Gottes aussetzt,<br />

wird es wirklich in Christus wachsen können.<br />

Das verkörperten z. B. Martyn Lloyd-Jones und<br />

R.C. Sproul in ihrer Vers-für-Vers-Auslegung der<br />

Bibel. Deshalb ist nicht nur die systematische<br />

Verkündigung wichtig, sondern noch viel mehr<br />

die Auslegungspredigt.<br />

Drittens handelt es sich um Männer, die den<br />

Bibeltext so anwenden, dass er sowohl den Verstand<br />

als auch das Herz der Zuhörer und Leser<br />

anspricht. <strong>Die</strong> Predigt will den ganzen Menschen<br />

packen und ihn in seinem ganzen Wesen<br />

als Mensch ermahnen, warnen und ermutigen.<br />

Bei einer bibeltreuen Predigt wird man notwendigerweise<br />

versuchen, den Verstand zu informieren,<br />

um ihn mit der überführenden Wahrheit<br />

<strong>des</strong> Wortes Gottes zu ergreifen. Aber man<br />

wird dabei nicht weniger intensiv versuchen, die<br />

Neigungen der Menschen anzusprechen und zu<br />

gewinnen. Gott gibt sich nie mit rein orthodoxen<br />

Glaubensbekenntnissen zufrieden. Er sucht die<br />

Liebe unseres Herzens und verlangt nach der<br />

Freude, die uns erfüllt, wenn wir Ihm gehorchen.<br />

Viertens handelt es sich hier um Männer, die das<br />

Wort Gottes mit aufrichtigem Eifer zu Seiner<br />

Ehre verkündigen. Das wichtigste Anliegen eines<br />

jeden Predigers, der diesen Namen verdient,<br />

ist der Wunsch, dass Gott durch seinen <strong>Die</strong>nst<br />

verherrlicht werde. Was der Predigt einen Glanz<br />

verleiht, der die Aufmerksamkeit von Gläubigen<br />

und Ungläubigen gleichermaßen weckt, ist das<br />

voiceofhope.de | 31


völlige Desinteresse <strong>des</strong> Predigers daran, sich<br />

selbst zu verherrlichen. Selbstdarstellung ist<br />

eine der Sünden, an denen das heutige Christentum<br />

so krankt. Viele Prediger präsentieren sich<br />

in den sozialen Medien mit dem Ziel, ihr Selbstwertgefühl<br />

zu steigern, indem sie den Menschen<br />

und nicht Christus in den Mittelpunkt ihrer<br />

»Predigt« stellen. Sie reden zwar viel, aber sie<br />

predigen nicht das Wort Gottes.<br />

Ein treuer, gottesfürchtiger Prediger wird sich<br />

von solcher Selbstdarstellung und menschenzentrierten<br />

Verkündigung fernhalten; denn wenn<br />

er den ganzen Ratschluss Gottes predigt, wird<br />

er verstehen, dass selbst die Errettung und Heiligung<br />

von Sündern zwar das unmittelbare Ziel<br />

eines gottesfürchtigen Predigers ist, aber nicht<br />

das Endziel. Das höchste Ziel <strong>des</strong> Predigers ist die<br />

Verherrlichung <strong>des</strong> dreieinigen Gottes: »Denn von<br />

Ihm und durch Ihn und für Ihn sind alle Dinge; Ihm sei<br />

die Ehre in Ewigkeit! Amen« (Röm. 11,36).<br />

Fünftens: Es handelt sich hier um Männer, die<br />

das Wort Gottes mit leidenschaftlichem Eifer<br />

verkündigen. Ich meine, sie predigen aus dem<br />

Reichtum, der ihr Herz erfüllt, weil sie täglich<br />

ihre geistliche Nahrung aus dem Wort Gottes<br />

schöpfen. Es ist eine unverkennbare, ja eindringliche<br />

Leidenschaft, die ihre Predigten<br />

durchströmt. Ich glaube, dass jeder dieser Männer<br />

betet: »Ich schenke dir, Herr, mein Herz, bereitwillig<br />

und aufrichtig; fülle mich mit Deiner<br />

Wahrheit und gebrauche mich zu Deiner Ehre!«<br />

Aus solcher Herzenshingabe entspringt eine<br />

Predigt, die Gott gefällt und Sein Volk geistlich<br />

wachsen lässt.<br />

Sechstens: Es handelt sich hier um Männer, die<br />

Gottes Wort »coram Deo« (»vor Gottes Angesicht«)<br />

predigen. Niemand kann das Evangelium<br />

von der Gnade Gottes in Christus gottgemäß<br />

predigen, der mehr darauf bedacht ist, die Menschen<br />

nicht zu beleidigen, als Gott zu gefallen<br />

und zu ehren. <strong>Die</strong> göttliche Berufung, die in dem<br />

Vers zusammengefasst ist: »Verkündige das Wort,<br />

tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe,<br />

tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung!«<br />

(2.Tim. 4,2), erfordert einen Mut, der nicht aus<br />

dem Menschen erwächst. Treue Männer, die von<br />

Gott berufen und – nicht nur von der Gemeinde<br />

– ausgesandt sind, entdecken, dass der Gott, der<br />

sie berufen hat, ihnen eine Kühnheit in der Verkündigung<br />

schenkt, die nicht lediglich ein persönliches<br />

Charaktermerkmal ist.<br />

Es ist – zumin<strong>des</strong>t für mich – kein Zufall, dass<br />

diese sechs Merkmale gottgefälligen Predigens<br />

den Verkündigungsdienst von Martyn Lloyd-Jones<br />

kennzeichneten. Lloyd-Jones hatte<br />

eine Leidenschaft für das Predigen, die ansteckend<br />

wirkt. Seine Auslegungen waren von exegetischer<br />

Gründlichkeit, expositorischer Klarheit,<br />

anwendungsorientierter Prägnanz und<br />

leidenschaftlichem Eifer für die Ehre Gottes<br />

erfüllt.<br />

<strong>Die</strong> ausgewählten Artikel dieser Ausgabe sind<br />

Ausdruck meines Herzenswunsches, dass der<br />

Herr Sein erlöstes Volk in unserer heutigen Zeit<br />

zur Gotteserkenntnis und Heiligung führen<br />

möge. Und dass diese Ausgabe darüber hinaus<br />

dazu beiträgt, dass es bald noch mehr treue Verkündiger<br />

geben möge, die Gott die Ehre geben<br />

und Christus in den Mittelpunkt stellen.<br />

Vor allem aber soll dieses Buch ein Zeugnis sein<br />

für den gnädigen Gott, der in Seiner Liebe und<br />

Barmherzigkeit der Gemeinde immer noch treue<br />

Prediger schenkt, Männer, die Gott mehr fürchten<br />

als Menschen; Männer, die dem Herrn geweiht<br />

sind und deren <strong>Kraft</strong> aus der Gnade unseres<br />

Herrn Jesus Christus, aus der Liebe Gottes und<br />

aus dem Trost <strong>des</strong> Heiligen Geistes entspringt.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch ist aus dem brennenden Wunsch<br />

entstanden, dass Christen, die es lesen, ermutigt<br />

und geheiligt werden, geistlich wachsen und reiche<br />

Frucht bringen.<br />

32 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


Ein kostenfreies Exemplar<br />

FÜR JEDEN ÄLTESTEN<br />

»Denn ich schäme mich <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> von Christus nicht;<br />

denn es ist Gottes <strong>Kraft</strong> zur Errettung für jeden, der glaubt …« Römer 1,16<br />

Wir sind der Überzeugung, dass das klar verkündigte Evangelium eine <strong>Kraft</strong> hat, die<br />

stärker ist als all das Böse, das in dieser Welt herrscht. Es hat die <strong>Kraft</strong>, Menschen zu<br />

erretten, jeden Lebensbereich zu verwandeln, Kinder Gottes neu für Christus zu entflammen<br />

und ganze Gemeinden auf Ihn auszurichten. <strong>Die</strong>se Tatsache hat uns dazu bewegt, das Quartalsmagazin<br />

»<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>« herauszugeben.<br />

Das Magazin ist für viele eine Quelle <strong>des</strong> Trostes, der Ermutigung, der Belehrung und der<br />

Hoffnung geworden. In den letzten drei Jahren kamen fast täglich neue Abonnenten hinzu,<br />

von denen einige alle Ausgaben haben wollten, die sie bisher noch nicht gelesen hatten. Wir<br />

sind dem Herrn sehr dankbar, dass Er Selbst uns durch Sein Wort ermutigt, anderen Christen<br />

auf diese Weise zu dienen.<br />

Zum 15-jährigen Jubiläum von Voice of Hope erscheint »<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>« als<br />

Buch mit 36 ausgewählten Artikeln von 13 Autoren aus dem Quartalsmagazin.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch zeigt die verändernde <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> in unserer Errettung, in unserem<br />

Leben als Christen, in unserer Familie und Gemeinde und in unserem <strong>Die</strong>nst im Reich Gottes.<br />

Nimm es, lies es, erfreue dich an diesen kostbaren Wahrheiten,<br />

wende sie an und sei ein Zeugnis der verändernden<br />

<strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>!<br />

Prediger und Autoren vom 17. Jh. bis heute kommen hier zu Wort,<br />

um dich in deinem Glauben und <strong>Die</strong>nst zu stärken und zu ermutigen:<br />

John MacArthur, R.C. Sproul, Martyn Lloyd-Jones, Steven Lawson,<br />

Joel Beeke, Niko Derksen, Arthur Pink, John Owen, C.H. Spurgeon, Matthew<br />

Henry, Thomas Brooks, J.C. Ryle, Lou Priolo.<br />

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voiceofhope.de | 33


Martyn<br />

Lloyd-Jones<br />

M A R T Y N<br />

L L OY D - J O N E S<br />

Biblische Erziehung<br />

In der heutigen Welt ist die Familie – einst das Fundament unserer Gesellschaft – zu einem Ort<br />

der Unsicherheit und <strong>des</strong> Konflikts geworden. <strong>Die</strong> biblische Ehe und Familie wird pervertiert und<br />

lächerlich gemacht, und die Einheit in den Familien zerbricht immer mehr. Und wir fragen uns:<br />

• Wie können wir eine gesunde und gut funktionierende Familie aufbauen?<br />

• Welche Werte sollten wir unseren Kindern vermitteln,<br />

damit sie ein tragfähiges Fundament für ihre Zukunft haben?<br />

• Wie sieht eine biblische Eltern-Kind-Beziehung aus?<br />

Martyn Lloyd-Jones wendet sich gegen unbiblisches Denken, das in viele christliche Familien<br />

eingedrungen ist, und lädt Eltern und Kinder, Verheiratete und Unverheiratete ein, die biblischen<br />

Prinzipien für die Familie neu zu entdecken, die eigenen Grundsätze an der Heiligen Schrift zu<br />

überprüfen und, wo es nötig ist, zu korrigieren.<br />

4-farbig | 180 Seiten | Kunstledereinband | Goldprägung | Bestell-Nr.: 875.286<br />

Bis zum 31. Januar 2024 nur 14,90 € danach 17,90 €<br />

34 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


VORWORT<br />

von Niko Derksen<br />

Was wir unseren Kindern heute mitgeben,<br />

wird sie und auch die nächste<br />

Generation prägen. Unsere ältere<br />

Generation genießt viele Privilegien, in die unsere<br />

Vorfahren viel investiert haben. In geistlicher<br />

Hinsicht sind es die sittlich-moralischen<br />

Maßstäbe unserer Eltern und Großeltern, die<br />

uns biblische Werte, ein biblisch geprägtes Verständnis<br />

von Recht und Unrecht und moralische<br />

Sensibilität vermittelt haben. Ihre Wertvorstellungen<br />

haben die Erziehung bestimmt, die uns<br />

gleichsam als Erbe übergeben wurde, und unsere<br />

Wertvorstellungen werden auch die künftige<br />

Generation unserer Kinder prägen.<br />

Dass sich unsere heutige Gesellschaft in einem<br />

schrecklichen Zustand <strong>des</strong> moralischen<br />

Verfalls befindet, ist uns allen bewusst. Als gläubige<br />

Eltern fragen wir uns, welche Werte wir<br />

weitergeben sollen, um den kommenden Generationen<br />

zu helfen, sich in einer gottlosen Welt<br />

zurechtzufinden und dabei in Gottesfurcht zu<br />

leben. Wir sind aufgerufen, unseren Kindern<br />

die biblischen Grundsätze und Maßstäbe mit<br />

auf den Weg zu geben und sie in der Furcht <strong>des</strong><br />

Herrn zu erziehen, denn sonst sind unsere Kinder<br />

völlig schutzlos auf sich allein gestellt.<br />

Wir erleben heute den Niedergang von Ehe und<br />

Familie. Seit mehr als 50 Jahren sind die Zeichen<br />

<strong>des</strong> Zusammenbruchs der Familie sichtbar:<br />

Scheidung, Abtreibung, Feminismus, Alleinerziehende<br />

als Norm, LGBTQ-Lobby, Gender-Politik<br />

und ähnliche Merkmale. Wir sehen, wie<br />

das biblische Familienverständnis ausgelöscht<br />

wird, und wir fragen uns: Was sollen wir dem<br />

entgegensetzen, wie uns verhalten, wie unsere<br />

Kinder erziehen? Welchen Ratgebern können<br />

wir vertrauen?<br />

In den letzten Jahren sind viele Bücher über Ehe<br />

und Familie geschrieben worden. Viele Vorträge<br />

und Seminare wurden zum Thema Familie<br />

und Erziehung gehalten; und doch beklagen<br />

Gemeinden, dass es in den gläubigen Familien<br />

viele Probleme gibt. Ein Teil <strong>des</strong> Problems liegt<br />

wahrscheinlich darin, dass viele Erziehungsund<br />

Familienprogramme »christlich« genannt<br />

werden, obwohl sie dies in Wirklichkeit gar nicht<br />

sind. Viele Erziehungsbücher, die heute auf dem<br />

Markt angeboten werden, enthalten nichts anderes<br />

als säkulare Ideen – es sind christliche<br />

Konzepte, die mit humanistischer Psychologie<br />

vermischt wurden.<br />

In diesem Buch von Martyn Lloyd-Jones werden<br />

keine oberflächlichen »Fünf-Punkte-Konzepte«<br />

vorgestellt, die zu einem erstklassigen Ergebnis<br />

führen sollen. Als hervorragender Arzt und<br />

begnadeter Prediger geht Lloyd-Jones das Thema<br />

sehr gründlich an. Zunächst untersucht er<br />

die Krankheit – das Problem unseres Herzens<br />

und der Gesellschaft – und stellt eine Diagnose.<br />

Dann wendet er biblische Prinzipien auf das<br />

Herz an, die zu einer Veränderung <strong>des</strong> Denkens<br />

und schließlich zu einem gottgefälligen Leben<br />

führen können.<br />

<strong>Die</strong> fünf Themen dieses Buches wurden ursprünglich<br />

jeweils in der Predigt am Sonntagmorgen<br />

in der Westminster Chapel im Rahmen<br />

einer Auslegung <strong>des</strong> Epheserbriefes dargelegt.<br />

<strong>Die</strong> Art und Weise, wie Lloyd-Jones die Beziehungen<br />

im Familienleben behandelt und sich<br />

dabei auf die Lehre <strong>des</strong> Apostels Paulus stützt,<br />

ist von großer Bedeutung. Er betont, dass diese<br />

praktischen Fragen nicht richtig verstanden<br />

werden können, wenn sie nicht mit den tiefen<br />

Wahrheiten <strong>des</strong> christlichen Glaubens in<br />

voiceofhope.de | 35


Verbindung gebracht werden, auf die Paulus<br />

sie bezieht. Der Versuch, das praktische Leben<br />

der Gläubigen von der biblischen Lehre zu trennen,<br />

führt auf einen Irrweg. Lloyd-Jones macht<br />

deutlich, dass nur das wahre Christentum, das<br />

aus dem Wirken <strong>des</strong> Geistes Gottes hervorgeht,<br />

stark genug ist, die Gesellschaft zu durchdringen<br />

und zu verändern.<br />

Wenn gläubige Eltern ihr Leben mehr und mehr<br />

nach biblischen Grundsätzen ausrichten und<br />

Gott im Mittelpunkt der Familie steht, wird die<br />

Kindererziehung und das ganze Familienleben<br />

zum Segen für die Gemeinde und die ganze Gesellschaft<br />

werden.<br />

Als Eltern müssen wir erkennen, dass unsere<br />

Erziehungsaufgabe kein schweres Joch ist, das<br />

wir eben tragen müssen, sondern ein Privileg,<br />

das wir genießen dürfen. Wenn Gott uns mit<br />

Kindern segnen will, dann ist Sein Auftrag an<br />

uns als Eltern nichts anderes als eine Erweiterung<br />

dieses Segens. <strong>Die</strong> Erziehung der Kinder ist<br />

nur dann schwer, wenn wir es aus eigener <strong>Kraft</strong>,<br />

unabhängig von Christus, schaffen wollen, und<br />

wenn wir es uns selbst schwer machen, indem<br />

wir die einfachen Grundsätze Gottes nicht befolgen.<br />

Wenn wir unsere Pflicht vor Gott vernachlässigen,<br />

werden wir auch den Segen einbüßen,<br />

der mit dieser Aufgabe verbunden ist. In diesem<br />

Fall bürden wir uns selbst eine Last auf, die Gott<br />

uns als Eltern nie auferlegen wollte.<br />

Möge Gott uns in Seiner Gnade ein kummervolles<br />

Leben ersparen! Darum dürfen wir uns<br />

der Verantwortung, die Gott uns als Eltern und<br />

Hirten der Kinderherzen übertragen hat, nicht<br />

entziehen. Erkennen wir nicht Seine Gnade darin,<br />

dass Er uns die Kinder in unsere Hände gelegt<br />

hat? Wenn wir uns diese Sicht bewahren, wird<br />

uns nichts in unserem Leben mehr Freude und<br />

Segen bringen, als unsere Kinder in der Zucht<br />

und Ermahnung <strong>des</strong> Herrn zu erziehen.<br />

Wenn wir unsere Verantwortung ernst nehmen,<br />

werden wir in der Erziehung treu und<br />

gründlich sein. Genau das ist es, was die Schrift<br />

fordert: »Und diese Worte, die Ich dir heute gebiete,<br />

sollst du auf dem Herzen tragen, und du sollst sie deinen<br />

Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in<br />

deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du<br />

dich niederlegst und wenn du aufstehst« (5.Mo. 6,6-7).<br />

Wir können die vielen täglichen Gelegenheiten<br />

ergreifen, unseren Kindern die Wahrheit <strong>des</strong><br />

<strong>Evangeliums</strong> nahezubringen und zu festigen.<br />

Manche Eltern verlassen sich bezüglich der<br />

geistlichen Versorgung ihrer Kinder auf die<br />

Sonntagsschule, auf Evangelisationen, auf besondere<br />

Veranstaltungen, bei denen Evangelisten<br />

Menschen zur Entscheidung für Jesus<br />

aufrufen. Viele dieser Evangelisationen lassen<br />

jedoch bezüglich der Kernwahrheiten der Botschaft<br />

manches zu wünschen übrig. Unsere Verantwortung<br />

als Eltern vor Gott bleibt bestehen:<br />

Wir müssen unsere Kinder weiterhin im Sinne<br />

von 5. Mose 6,6-7 lehren. Dabei dürfen wir aber<br />

nicht vergessen, dass nichts, was wir tun können,<br />

eine Garantie für die Errettung unserer<br />

Kinder ist. Wir können ihnen den Glauben nicht<br />

einflößen. Wir können sie vielleicht zu einem<br />

falschen Bekenntnis nötigen; aber echter Glaube<br />

kommt durch das Werk Gottes im Herzen <strong>des</strong><br />

Kin<strong>des</strong> (Joh. 6,44-45). Lasst uns also ernsthaft<br />

im Gebet für das Heil unserer Kinder eintreten,<br />

in dem Bewusstsein, dass Gott in Seiner Gnade<br />

dort wirkt, wo wir es nicht tun können.<br />

In einer Zeit, in der viele Kinder in »zerrütteten<br />

Familien« aufwachsen, können gottesfürchtige<br />

Familien ein kraftvolles Zeugnis für das Wirken<br />

Gottes ablegen, das durch das Evangelium von<br />

Jesus Christus Eingang in diese Welt gefunden<br />

hat. Auf diese Weise können sie über rein praktische<br />

Fragen hinaus auf die tiefsten Wahrheiten<br />

der menschlichen Existenz hinweisen. <strong>Die</strong><br />

gegenwärtige Situation bietet also den Christen<br />

und insbesondere den christlichen Familien eine<br />

wertvolle Gelegenheit, Zeugnis von der Wahrheit<br />

<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> abzulegen. <strong>Die</strong>ses Buch<br />

wird eine große Hilfe dabei sein, diese Gelegenheit<br />

freudig zu ergreifen.<br />

36 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


KAPITEL 1<br />

WARUM SOLLEN<br />

KINDER IHREN ELTERN<br />

GEHORCHEN?<br />

von Martyn Lloyd-Jones<br />

In Epheser 6,1-4 geht es um die Beziehung<br />

zwischen Kindern und Eltern. Bei der Betrachtung<br />

dieses Textes ist es für uns von<br />

großer Bedeutung, daran zu denken, dass dies<br />

lediglich eine weitere Illustration <strong>des</strong> großen<br />

Prinzips ist, welches der Apostel in Kapitel 5<br />

aufgestellt hat und das er in Bezug auf unsere<br />

verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

auslegt.<br />

<strong>Die</strong>ses Prinzip ist im achtzehnten Vers <strong>des</strong><br />

fünften Kapitels festgehalten: »Und berauscht euch<br />

nicht mit Wein, was Ausschweifung ist, sondern werdet<br />

voll Geistes.« Das ist der Schlüssel, und alles, was<br />

er von dort an sagt, ist lediglich eine Illustration<br />

<strong>des</strong>sen, wie das Leben eines Christen, der mit<br />

dem Heiligen Geist erfüllt ist, in verschiedener<br />

Hinsicht geführt wird. Ein weiteres untergeordnetes,<br />

allgemeines Prinzip können wir in Vers<br />

21 sehen: »Ordnet euch einander unter in der Furcht<br />

Gottes!«<br />

Mit anderen Worten: Wir müssen bedenken,<br />

dass der Apostel Paulus behauptet, dass das<br />

Christenleben ein völlig neues Leben ist, das sich<br />

radikal vom »natürlichen« Leben, selbst in seiner<br />

allerbesten Form, unterscheidet. Es ging ihm<br />

in erster Linie darum, dieses neue Leben dem<br />

alten heidnischen Leben gegenüberzustellen,<br />

welches diese Menschen vor ihrer Bekehrung<br />

geführt hatten; und dies ist praktisch der Unterschied<br />

zwischen einem berauschten Menschen<br />

und einem Menschen, der mit dem Geist Gottes<br />

erfüllt ist. Es handelt sich hier nicht um bloße<br />

Ethik oder Sittlichkeit; sondern es ist vielmehr<br />

die Anwendung christlicher Lehre und christlicher<br />

Wahrheit.<br />

DER NATÜRLICHE MENSCH<br />

Paulus wendet dieses biblische Prinzip auf das<br />

Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern und von<br />

Kindern zu ihren Eltern an.<br />

Alle werden mir zustimmen, dass dies in<br />

der gegenwärtigen Zeit ein überaus wichtiges<br />

Thema ist. Wir leben in einer Welt, die einen<br />

alarmierenden Zusammenbruch im Bereich der<br />

Erziehung erlebt. Gesetzlosigkeit greift um sich,<br />

die Disziplin bricht in allen diesen grundlegenden<br />

Lebensbereichen – in der Ehe und den familiären<br />

Beziehungen – zusammen. Ein Geist der<br />

voiceofhope.de | 37


Gesetzlosigkeit verbreitet sich, und Dinge, die<br />

einst mehr oder weniger als selbstverständlich<br />

betrachtet wurden, werden nicht nur bezweifelt<br />

und hinterfragt, sondern auch verspottet und<br />

aufgegeben. Es besteht kein Zweifel, dass wir in<br />

einer Zeit leben, in der ein Sauerteig <strong>des</strong> Bösen<br />

in der ganzen Gesellschaft aktiv wirkt.<br />

Wir können noch weitergehen und behaupten,<br />

dass wir in vielerlei Hinsicht vor einem<br />

völligen Kollaps und Zusammenbruch <strong>des</strong>sen<br />

stehen, was Zivilisation und Gesellschaft heißt.<br />

Und in keinerlei Hinsicht ist dies offenkundiger<br />

als in diesem Bereich der Beziehung zwischen<br />

Eltern und Kindern.<br />

Ich weiß, dass vieles von dem, was wir beobachten,<br />

wahrscheinlich eine Reaktion auf etwas<br />

ist, was in den ersten Jahren <strong>des</strong> zwanzigsten<br />

Jahrhunderts leider viel zu geläufig war. Es hat<br />

zweifellos eine Reaktion gegenüber dem harten,<br />

gesetzlichen und nahezu grausamen Vatertyp<br />

stattgefunden. Damit entschuldige ich nicht die<br />

gegenwärtige Lage, aber es ist wichtig, dass wir<br />

sie verstehen und versuchen, ihre Ursprünge zurückzuverfolgen.<br />

Welche Ursache es auch immer<br />

sein mag, so kann es doch keinem Zweifel unterliegen,<br />

dass sie maßgeblich zu diesem Zusammenbruch<br />

im ganzen Bereich der Disziplin, <strong>des</strong><br />

Rechts und der Ordnung beigetragen hat.<br />

<strong>Die</strong> Heilige Schrift macht uns in ihrer Lehre und<br />

in ihrer Geschichte deutlich, was in einer Zeit <strong>des</strong><br />

Irrglaubens und der Gottlosigkeit zwangsläufig<br />

geschieht. Der Apostel Paulus verfasst in Römer 1<br />

eine schockierende Beschreibung <strong>des</strong> Zustan<strong>des</strong><br />

der Welt jener Zeit, in welche unser Herr kam. Es<br />

war ein Zustand purer Gesetzlosigkeit.<br />

Zunächst sagt er: »Und gleichwie sie Gott nicht der<br />

Anerkennung würdigten, hat Gott auch sie dahingegeben<br />

in unwürdige Gesinnung, zu verüben, was sich<br />

nicht geziemt« (V. 28).<br />

Dann folgt die Beschreibung: »… als solche, die<br />

voll sind von aller Ungerechtigkeit, Unzucht, Schlechtigkeit,<br />

Habsucht, Bosheit; voll Neid, Mordlust, Streit,<br />

Betrug und Tücke, solche die Gerüchte verbreiten,<br />

Verleumder, Gottesverächter, Freche, Übermütige,<br />

Prahler, erfinderisch im Bösen, den Eltern ungehorsam;<br />

unverständig, treulos, lieblos, unversöhnlich,<br />

unbarmherzig« (V. 29-31).<br />

In diese schreckliche Liste bezieht Paulus den<br />

Ungehorsam den Eltern gegenüber mit ein.<br />

In einer Zeit <strong>des</strong> Abfalls, einer Zeit der groben<br />

Gottlosigkeit und <strong>des</strong> Unglaubens, in der die<br />

Fundamente erschüttert werden, ist eine der<br />

auffälligsten Erscheinungsformen der Gesetzlosigkeit<br />

der Ungehorsam den Eltern gegenüber<br />

(vgl. 2.Tim 3,1-4). Also ist es nicht überraschend,<br />

dass er hierauf die Aufmerksamkeit lenkt, wobei<br />

er uns Beispiele dafür gibt, wie sich ein Leben offenbart,<br />

das »voll Geistes« ist.<br />

DER MENSCH<br />

UNTER DEM GESETZ<br />

Es gibt aber auch noch einen weiteren Grund,<br />

weshalb wir alle diese Belehrung brauchen; denn<br />

der Bibel zufolge wird sie nicht nur von solchen<br />

benötigt, die keine Christen sind, sondern auch<br />

Christen haben diese Ermahnung nötig, weil an<br />

diesem Punkt häufig der Teufel auf sehr subtile<br />

Weise angreift und versucht, uns abzulenken.<br />

Im fünfzehnten Kapitel <strong>des</strong> Matthäusevangeliums<br />

diskutiert unser Herr mit den religiösen<br />

Führern Seiner Zeit über diesen Punkt, weil sie<br />

auf ganz raffinierte Weise eine der deutlichen<br />

Anweisungen der Zehn Gebote umgingen. <strong>Die</strong><br />

Zehn Gebote hatten sie dazu angewiesen, ihre Eltern<br />

zu ehren, sie zu respektieren und für sie zu<br />

sorgen; allerdings geschah es, dass einige dieser<br />

Menschen, die von sich behaupteten, ultrareligiös<br />

zu sein, anstatt dieses Gebot zu befolgen, im<br />

Grunde sagten: »Ich habe diese Geldsumme, die<br />

ich habe, dem Herrn geweiht; <strong>des</strong>halb kann ich<br />

mich nicht um euch, meine Eltern, kümmern.«<br />

Es gibt heutzutage junge Menschen, die der<br />

christlichen Sache großen Schaden zufügen, in-<br />

38 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


dem sie gerade an diesem Punkt vom Satan irregeführt<br />

werden. Sie sind unfreundlich zu ihren<br />

Eltern, und – was noch schwerwiegender ist – sie<br />

sind im Zusammenhang mit ihren christlichen<br />

Ideen und ihrem <strong>Die</strong>nst in der Gemeinde unfreundlich<br />

zu ihren Eltern. Also sind sie für ihre<br />

eigenen (unbekehrten) Eltern ein Stolperstein.<br />

Solche Christen können nicht erkennen, dass diese<br />

wichtigen Gebote für uns nicht abgetan sind,<br />

wenn wir Christen werden, sondern dass wir sie<br />

viel mehr ausleben und sie mehr in die Praxis<br />

umsetzen sollten, als wir es je zuvor getan haben.<br />

Im Lichte dieser Dinge wollen wir nun beachten,<br />

wie der Apostel Paulus den Sachverhalt ausdrückt.<br />

»Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern.« Und dann erinnert<br />

er sie an das Gebot: »Du sollst deinen Vater und<br />

deine Mutter ehren.« Behandelt sie mit Respekt und<br />

mit Ehrfurcht. Zeigt, dass ihr ihre Stellung und<br />

das, was sie bedeutet, anerkennt.<br />

WARUM GIBT<br />

PAULUS DIESE ANWEISUNG?<br />

1. Es ist Teil der Schöpfungsordnung<br />

Der erste Grund lautet: »Denn das ist recht.« Damit<br />

meint er: Es ist gerecht; es ist etwas, was im Kern<br />

richtig und an und für sich gut ist.<br />

Wenn Paulus sagt: »Denn das ist recht«, bezieht<br />

er sich damit auf die Schöpfungsordnung, wie<br />

sie ganz am Anfang im ersten Buch Mose dargelegt<br />

ist.<br />

In Bezug auf die Stellung von Kindern hat<br />

dieses Prinzip schon am Anfang gegolten. Es<br />

ist immer so gewesen. Es ist ein Teil der Schöpfungsordnung,<br />

ein Teil der grundlegenden Lebensregeln.<br />

<strong>Die</strong>s ist etwas, das man nicht nur<br />

unter Menschen findet, sondern das auch unter<br />

Tieren funktioniert. In der Tierwelt sorgt die<br />

Mutter für den jungen Nachwuchs, der gerade<br />

geboren worden ist, kümmert sich darum,<br />

füttert und schützt ihn. Nicht nur das: Sie lehrt<br />

ihren Nachwuchs auch, wie er bestimmte Dinge<br />

tun muss; sie bringt einem kleinen Vogel bei, wie<br />

er seine Flügel benutzen, einem kleinen Säugetier,<br />

wie es laufen und stolpern und sich durchkämpfen<br />

muss. <strong>Die</strong>s ist die Ordnung der Natur.<br />

<strong>Die</strong> junge Kreatur benötigt in ihrer Schwachheit<br />

und Unwissenheit den Schutz, die Leitung<br />

und die Hilfe ihrer Mutter sowie die Unterweisung,<br />

die sie ihr erteilt. Also sagt der Apostel: »Seid<br />

gehorsam euren Eltern ... denn das ist recht.« Christen<br />

sind nicht von dieser natürlichen Ordnung losgelöst,<br />

die überall in der Schöpfung zu finden ist.<br />

Es ist bedauernswert, dass man dies Christen<br />

überhaupt so sagen muss. Wie ist es nur möglich,<br />

dass Menschen irgendwo von etwas abweichen<br />

können, was so völlig klar ist und zur Ordnung<br />

und zum Lauf der Natur gehört? Selbst<br />

die Weisheit der Welt erkennt dies an. Es gibt<br />

Menschen in unserer Umgebung, die überhaupt<br />

keine Christen sind, die aber entschlossen an<br />

Disziplin und Ordnung festhalten. Warum?<br />

Weil das ganze Leben und die ganze Natur dies<br />

erkennen lassen.<br />

»Das ist recht.« <strong>Die</strong>ser Aspekt der neutestamentlichen<br />

Lehre hat etwas an sich, was mir<br />

ganz wunderbar erscheint. Er zeigt, dass man<br />

das Alte Testament nicht vom Neuen Testament<br />

trennen darf. Ein Christ kann durch nichts seine<br />

Unwissenheit deutlicher zur Schau stellen, als<br />

wenn er sagt: »Natürlich interessiere ich mich<br />

jetzt, wo ich Christ bin, nicht mehr für das Alte<br />

Testament.« Das ist völlig falsch, denn der Gott,<br />

der im Anfang alles schuf, ist auch der Gott, der<br />

errettet. Es ist vom Anfang bis zum Ende ein Gott.<br />

Gott schuf überall in der Natur das männliche<br />

und das weibliche Geschlecht, und Er schuf<br />

Eltern und Kinder. Er tat es auf diese Weise, und<br />

das Leben muss nach diesen Prinzipien funktionieren.<br />

Also beginnt der Apostel seine Ermahnung,<br />

indem er praktisch sagt: »<strong>Die</strong>s ist recht,<br />

dies ist grundlegend, dies ist fundamental, dies<br />

ist ein Teil der natürlichen Ordnung. Entzieht<br />

euch diesem Prinzip nicht; wenn ihr es doch tut,<br />

verleugnet ihr euren Glauben, verleugnet ihr<br />

den Gott, der das Leben in dieser Form einrichtete<br />

und es nach diesen Prinzipien funktionieren<br />

lässt. Gehorsam ist richtig.«<br />

voiceofhope.de | 39


2. Es ist Gottes Gebot<br />

Doch nachdem er sich so geäußert hat, fährt der<br />

Apostel mit seinem zweiten Punkt fort. <strong>Die</strong>s ist<br />

nicht nur recht, sagt er, sondern dies ist auch<br />

»das erste Gebot mit einer Verheißung«. »›Du sollst<br />

deinen Vater und deine Mutter ehren‹, das ist das erste<br />

Gebot mit einer Verheißung.« Damit meint er, dass<br />

das Ehren der Eltern nicht nur im Kern richtig<br />

ist, sondern es tatsächlich eines der Dinge ist, die<br />

Gott in den Zehn Geboten genau bestimmte.<br />

Was meint der Apostel mit dem Ausdruck<br />

»das erste Gebot mit einer Verheißung«?<br />

Es könnte bedeuten, dass es nicht so sehr in<br />

der Reihenfolge, als vielmehr im Rang das erste<br />

Gebot ist; dass Gott darauf bedacht war, es<br />

den Kindern Israel in einem solchen Maß einzuschärfen,<br />

dass Er diese Verheißung hinzufügte,<br />

um ihm Geltung zu verschaffen. Nicht dass<br />

letztlich irgendeines dieser Gebote wichtiger<br />

wäre als die anderen, denn sie sind alle wichtig.<br />

Nichts<strong>des</strong>toweniger gibt es eine relative Wichtigkeit,<br />

und ich würde es <strong>des</strong>halb so betrachten<br />

wollen, dass dies eines der Gesetze ist, deren<br />

Vernachlässigung zum Zusammenbruch der Gesellschaft<br />

führen.<br />

Ob wir es nun wollen oder nicht, ein Zusammenbruch<br />

im Familienleben wird schließlich<br />

zu einem Zusammenbruch in allen Bereichen<br />

führen. <strong>Die</strong>s ist sicherlich der bedrohlichste und<br />

gefährlichste Aspekt <strong>des</strong> Zustan<strong>des</strong> der Gesellschaft<br />

in der gegenwärtigen Zeit. Wenn einmal<br />

die Idee von der Familie, wenn die Einheit und<br />

das Leben der Familie zerbrochen sind, wird<br />

man bald keine anderen Bindungen mehr haben.<br />

Das ist die ernsteste Sache überhaupt. Und<br />

das ist vielleicht der Grund, weshalb Gott dieses<br />

Gebot mit einer Verheißung verbunden hat.<br />

Allerdings glaube ich, dass man hier sogar<br />

noch einen weiteren Hinweis finden kann. <strong>Die</strong>se<br />

Beziehung von Kindern zu ihren Eltern deutet<br />

auf eine noch höhere Beziehung hin. Letztlich<br />

ist Gott unser Vater. Das ist der Begriff, den<br />

Er Selbst gebraucht. Daher ist der irdische Vater<br />

quasi eine Erinnerung an jenen anderen Vater,<br />

den himmlischen Vater.<br />

<strong>Die</strong> Beziehung zwischen Eltern und Kindern<br />

hat etwas sehr Heiliges an sich, und Gott hat uns<br />

dies in den Zehn Geboten gleichsam so mitgeteilt.<br />

Welche Verheißung verband Gott mit diesem<br />

Gebot? »Damit es dir gut geht und du lange lebst auf<br />

Erden« (Eph. 6,3). Da diese Verheißung ursprünglich<br />

den Kindern Israel gegeben worden war,<br />

kann kein Zweifel daran bestehen, dass sie Folgen<strong>des</strong><br />

bedeutete: »Wenn ihr in diesem Land<br />

der Verheißung, in das Ich euch führen werde,<br />

eine Zeit <strong>des</strong> Segens und <strong>des</strong> Glücks genießen<br />

wollt, dann haltet diese Gebote, insbesondere<br />

dieses eine!« Zweifellos war das die ursprüngliche<br />

Bedeutung.<br />

Jetzt aber verallgemeinert der Apostel die<br />

Verheißung, weil er sich hier sowohl an Heiden<br />

als auch an Juden richtet, die Christen geworden<br />

waren. Also sagt er im Grunde: »Nun, wenn ihr<br />

wollt, dass es euch in allem gut gehe, und wenn<br />

ihr ein langes und erfülltes Leben auf der Erde<br />

führen wollt, dann ehrt euren Vater und eure<br />

Mutter.« Das bedeutet nicht, dass ich zwangsläufig<br />

ein hohes Alter erreiche, wenn ich ein<br />

pflichtbewusster Sohn oder eine pflichtbewusste<br />

Tochter bin.<br />

<strong>Die</strong> Verheißung beinhaltet allerdings, dass<br />

du, wenn du ein erfülltes Leben unter dem Segen<br />

Gottes führen möchtest, dieses Gebot befolgen<br />

musst. Ganz gleich, wie alt du schlussendlich<br />

sein magst, wenn du diese Welt verlässt,<br />

wirst du doch wissen, dass du unter dem Segen<br />

und der guten Hand Gottes stehst. Gott hat großes<br />

Wohlgefallen an Menschen, die dieses Gebot<br />

beachten.<br />

3. Es ist durch Gottes Gnade möglich<br />

Wir haben bisher gesehen, dass die Natur es<br />

uns vorgibt und das Gesetz es uns vorgibt. Allerdings<br />

müssen wir noch darüber hinausgehen<br />

und zur Gnade vordringen! <strong>Die</strong>s ist die Ordnung<br />

– Natur, Gesetz, Gnade. »Ihr Kinder, seid gehorsam<br />

euren Eltern in dem Herrn ...« Es ist entscheidend,<br />

dass wir den Ausdruck »in dem Herrn« richtig<br />

verstehen. Es bedeutet nicht: »Ihr Kinder, gehorcht<br />

euren Eltern, die in dem Herrn sind.«<br />

40 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 4/<strong>2023</strong>


Es bedeutet vielmehr: »Ihr Kinder, gehorcht in<br />

dem Herrn euren Eltern.«<br />

Wir sollen unseren Eltern gehorchen und sie<br />

ehren und respektieren, weil dies ein Bestandteil<br />

unseres Gehorsams unserem Herrn und Retter<br />

Jesus Christus gegenüber ist. Es ist Sein Gebot;<br />

unter anderem können wir auf diese Weise unsere<br />

Beziehung zu Ihm und unseren Gehorsam<br />

Ihm gegenüber zeigen. »Ihr Kinder, seid gehorsam<br />

euren Eltern in dem Herrn.« Es gibt jene untergeordneten<br />

Gründe, aber bei ihnen darf man nicht<br />

stehenbleiben, sondern muss dem Gebot um<br />

Christi willen gehorchen.<br />

Hier möchte ich noch einmal betonen, dass<br />

dies ganz typisch für die neutestamentliche Lehre<br />

ist. Das Evangelium schafft nie das Natürliche<br />

ab. Missverstehe mich nicht; ich spreche nicht<br />

von der »gefallenen Natur«. Ich rede von dem<br />

»Natürlichen« und meine damit das, was Gott<br />

ursprünglich geschaffen und verordnet hat.<br />

Dasselbe gilt für das Gesetz. Das Evangelium<br />

schafft das Gesetz als Lebensregel nicht ab. Allerdings<br />

fügt es ihm Gnade hinzu und befähigt<br />

uns somit, das Gesetz zu erfüllen.<br />

Gehorcht eurem Vater und eurer Mutter »in<br />

dem Herrn«. Das ist der schönste und beste Anreiz<br />

überhaupt. Es bereitet Ihm Freude, wenn<br />

wir dies tun; es ist ein Beweis <strong>des</strong>sen, was Er<br />

gesagt hat; wir bestätigen dadurch Seine Lehre.<br />

Er sagte, dass Er in die Welt gekommen sei, um<br />

Sein Volk zu erlösen, um ihre Sünden abzuwaschen,<br />

um ihnen eine neue Natur zu geben, um<br />

sie zu neuen Menschen zu machen. Nun, sagt<br />

der Apostel, zeigt dies in der Praxis. Ihr Kinder,<br />

zeigt es, indem ihr euren Eltern gehorcht; dadurch<br />

werdet ihr euch von allen anderen Kindern<br />

unterscheiden; ihr werdet anders sein als<br />

jene arroganten, aggressiven, stolzen, angeberischen,<br />

verleumderischen Kinder, von denen<br />

ihr heutzutage umgeben seid. Zeigt ihnen, dass<br />

ihr anders seid; zeigt ihnen, dass der Geist Gottes<br />

in euch wohnt; zeigt ihnen, dass ihr Christus<br />

angehört. Ihr habt eine wunderbare Gelegenheit<br />

dazu, und das wird dem Herrn große Freude und<br />

großes Wohlgefallen bereiten.<br />

4. Es entspricht dem Vorbild Christi<br />

Wir wollen aber noch weitergehen: Ihr Kinder,<br />

seid auch <strong>des</strong>halb euren Eltern gehorsam, weil<br />

der Herr Selbst Seinen Eltern gehorsam war, als<br />

Er in der Welt war. <strong>Die</strong>s finde ich in Lukas 2,51:<br />

»Und Er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth<br />

und ordnete sich ihnen unter.«<br />

<strong>Die</strong>se Worte beziehen sich auf den Herrn Jesus<br />

im Alter von zwölf Jahren. Er war mit Joseph und<br />

Maria nach Jerusalem hinaufgegangen. Sie traten<br />

ihre Rückreise an, und sie waren schon einen<br />

Tag gereist, bevor sie entdeckten, dass Er nicht<br />

in ihrer Gesellschaft war. Sie gingen zurück und<br />

fanden Ihn im Tempel, wo Er mit den Gesetzeslehrern<br />

redete, debattierte und sie mit Seinen<br />

Antworten verblüffte und in Staunen versetzte.<br />

Seine Eltern waren bestürzt. Doch Er sprach:<br />

»Wusstet ihr nicht, dass Ich in dem sein muss, was Meines<br />

Vaters ist?« (Lk. 2,49). Er hatte dieses erwachende<br />

Bewusstsein schon im Alter von zwölf Jahren.<br />

Doch dann lesen wir, dass Er mit ihnen nach Nazareth<br />

zurückging: »Und Er ging mit ihnen hinab und<br />

kam nach Nazareth und ordnete sich ihnen unter.«<br />

Der menschgewordene Sohn Gottes ordnet<br />

sich Maria und Joseph unter! Obgleich Er dieses<br />

Bewusstsein in sich hatte, dass Er in der Welt<br />

war, um immer in dem zu sein, was Seines Vaters<br />

war, erniedrigte Er sich Selbst und war Seinen<br />

Eltern untertan. Lasst uns Ihn betrachten, lasst<br />

uns erkennen, dass Er dies in erster Linie tat, um<br />

Seinem Vater im Himmel wohlzugefallen, damit<br />

Er Sein Gesetz in jeglicher Hinsicht erfüllte und<br />

uns ein Beispiel hinterließ, damit wir Seinen<br />

Fußstapfen nachfolgen könnten.<br />

Das sind also die Gründe für dieses Gebot, und<br />

es gibt sicher noch mehr zu sagen. In deinem Lebenswandel<br />

ist Gehorsam der Beweis, dass du<br />

wie Er bist; denn du tust das, was Er Selbst tat,<br />

als Er hier in dieser sündigen, bösen Welt war.<br />

Möge Gott jedem einzelnen von uns die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Gehorsams gegenüber diesem Gebot<br />

deutlich machen!<br />

<strong>Die</strong>ser Artikel ist ein gekürzter Auszug aus dem Buch<br />

»Biblische Erziehung« (Bestell-Nr.: 875.286).<br />

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Joel R. Beeke<br />

Mary Beeke<br />

Peter Krell<br />

André Töws<br />

Am 11. – 12. Oktober in Wuppertal<br />

HERZLICH WILLKOMMEN<br />

zur Voice of Hope Konferenz 2024<br />

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Informationen<br />

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Was ist das Ziel dieser Konferenz?<br />

Wir leben in einer gottlosen und familienfeindlichen<br />

Gesellschaft. <strong>Die</strong> Familie und unsere Kultur<br />

befinden sich in einem Konflikt, der unserer gesamten<br />

Gesellschaft schadet. Denkarten, die in<br />

unserer Kultur gefördert werden, untergraben<br />

die biblischen Werte, die wir unseren Familien vermitteln.<br />

<strong>Die</strong>s entehrt unseren Schöpfer und bringt<br />

Sein Gericht über unser Land. Aber wie oder wodurch<br />

kann sich das ändern?<br />

»Ich bin überzeugt, dass wir am meisten zur Veränderung<br />

der Gesellschaft beitragen können,<br />

wenn wir mehr Familien haben, in denen Gott im<br />

Zentrum steht. Wenn Gott Ehen und Familien segnet,<br />

dann werden auch die Gemeinden gesegnet,<br />

dann geht der Segen auf die Gesellschaft über. Ist<br />

es nicht das, was wir uns alle wünschen?<br />

<strong>Die</strong> gefallene Welt braucht vorbildliche Ehen und<br />

Familien. Familien, die funktionieren. Familien, die<br />

wirklich glücklich sind. Familien, die Gott fürchten.<br />

Familien, die das kraftvolle Evangelium in ihrer<br />

Umgebung verbreiten und praktisch ausleben.«<br />

– Niko Derksen<br />

• Wie kann das in meiner Familie<br />

Wirklichkeit werden?<br />

• Wie kann sie von Gottesfurcht<br />

und Liebe, Treue und Einheit,<br />

Demut und Freude geprägt sein?<br />

<strong>Die</strong> Vorträge dieser Konferenz sollen helfen, biblische<br />

Prinzipien zu erkennen, durch die Männer<br />

und Frauen, Eltern, Kinder und Singles ihren Platz<br />

in der Familie und in der Gemeinde erkennen. Sie<br />

sollen zeigen, wie reich und kraftvoll unser Leben<br />

und unsere Beziehungen sein können und wie sie<br />

sich auf unsere Gesellschaft auswirken, wenn Gott<br />

und Sein Wort im Zentrum stehen.<br />

· IMPRESSUM ·<br />

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»<strong>Die</strong> Heilige Schrift enthält alles, was ihr zum<br />

geistlichen Leben benötigt. Sie enthält auch<br />

alles, was ihr braucht, um eure Kinder ›in der<br />

Zucht und Ermahnung <strong>des</strong> Herrn‹ zu erziehen.<br />

Jahrtausendelang haben Eltern bei der<br />

Erziehung auf die Schrift vertraut. Über die<br />

Jahrhunderte hinweg glaubten Männer und<br />

Frauen, dass Gott von ihnen nie etwas fordern<br />

würde, ohne ihnen auch die <strong>Kraft</strong> dafür zu<br />

geben – besonders bei der schweren Aufgabe<br />

der Kindererziehung. Sie glaubten das, weil<br />

die Schrift dafür gegeben wurde, ›damit der<br />

Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem<br />

guten Werk völlig ausgerüstet‹ (2.Tim. 3,17).«<br />

– Lou Priolo<br />

(aus »<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>«, Bestell-Nr. 875.309)

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