Die Kraft des Evangeliums 1/2024
1 Vertraue der Führung Gottes! Niko Derksen 2 Was ist das Evangelium? John MacArthur 3 Die Herrlichkeit Gottes im Heilsplan Martyn Lloyd-Jones 4 Der zentrale Stellenwert des Evangeliums Paul Washer 5 Wie predigten die Apostel? Peter Masters 6 Das Evangelium hat keine Grenzen Mission 7 Die Souveränität Gottes Arthur Pink 8 Los geht’s Mary Beeke 9 VOH-Konferenz 2024 Schweiz
1 Vertraue der Führung Gottes!
Niko Derksen
2 Was ist das Evangelium?
John MacArthur
3 Die Herrlichkeit Gottes im Heilsplan
Martyn Lloyd-Jones
4 Der zentrale Stellenwert des Evangeliums
Paul Washer
5 Wie predigten die Apostel?
Peter Masters
6 Das Evangelium hat keine Grenzen
Mission
7 Die Souveränität Gottes
Arthur Pink
8 Los geht’s
Mary Beeke
9 VOH-Konferenz 2024
Schweiz
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DIE KRAFT DES<br />
EVANGELIUMS<br />
Eine Ausgabe der Reformierten Baptistengemeinde Reichshof • 1/<strong>2024</strong><br />
• Das Evangelium hat keine Grenzen<br />
• <strong>Die</strong> Herrlichkeit Gottes im Heilsplan<br />
• Der zentrale Stellenwert<br />
<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />
• Wie predigten die Apostel?<br />
• Was ist das Evangelium?<br />
• <strong>Die</strong> Souveränität Gottes<br />
• Los geht’s
INHALT<br />
4<br />
8<br />
16<br />
20<br />
26<br />
30<br />
36<br />
42<br />
Was ist das Evangelium?<br />
John MacArthur<br />
<strong>Die</strong> Herrlichkeit Gottes<br />
im Heilsplan<br />
Martyn Lloyd-Jones<br />
Der zentrale Stellenwert<br />
<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />
Paul Washer<br />
Wie predigten die Apostel?<br />
Peter Masters<br />
Das Evangelium<br />
hat keine Grenzen<br />
Mission<br />
<strong>Die</strong> Souveränität Gottes<br />
Arthur Pink<br />
Los geht’s<br />
Mary Beeke<br />
VOH-Konferenz <strong>2024</strong><br />
Schweiz
VERTRAUE<br />
der Führung Gottes!<br />
Und David befragte den HERRN ...<br />
Samuel 5,23<br />
Als David den Herrn befragte, hatte er<br />
gerade gegen die Philister gekämpft<br />
und einen großen Sieg errungen. <strong>Die</strong><br />
Philister waren in großer Zahl gekommen;<br />
aber mit der Hilfe Gottes hatte er sie in die<br />
Flucht geschlagen. Beachte jedoch, dass David<br />
jetzt, als die Feinde wiederkamen, nicht gegen<br />
sie kämpfte, ohne vorher die Führung <strong>des</strong><br />
Herrn zu suchen.<br />
Warum ist es so wichtig, bei jeder Entscheidung<br />
immer auf den Herrn zu vertrauen?<br />
Ich arbeite gern mit jungen Leuten in der<br />
Gemeinde. Jeden Sonntag beobachte ich, wie<br />
junge Christen begierig das Wort Gottes aufsaugen,<br />
und ich freue mich noch mehr, wenn<br />
ich sehe, wie sie den inneren Wunsch haben,<br />
so zu leben, wie Gott es möchte.<br />
<strong>Die</strong>se Haltung ist der Schlüssel zu einem<br />
gesegneten Christenleben. Sie ist unerlässlich<br />
für deinen und meinen Alltag, wenn wir<br />
durch unser Leben Gott ehren wollen. Und sie<br />
ist unabdingbar für die Missionsarbeit, die<br />
wir tun dürfen. Täglich stehen wir vor wichtigen<br />
Entscheidungen und brauchen Gottes<br />
Führung. Täglich dürfen wir Ihm vertrauen,<br />
dass Sein Weg mit uns gut ist.<br />
Als Josua nach Moses Tod die Führung der<br />
Israeliten übernahm, sagte Gott zu ihm: »Lass<br />
dieses Buch <strong>des</strong> Gesetzes nicht von deinem Mund<br />
weichen, sondern forsche darin Tag und Nacht, damit<br />
du darauf achtest, alles zu befolgen, was darin<br />
geschrieben steht; denn dann wirst du Gelingen haben<br />
auf deinen Wegen, und dann wirst du weise handeln!«<br />
(Jos. 1,8).<br />
Lerne von Josua und David, keine Entscheidung<br />
ohne deinen Herrn zu treffen.<br />
Wenn wir wissen wollen, welches der richtige<br />
und Gott wohlgefällige Weg ist, dann müssen<br />
wir danach streben, uns ganz nach Seinem<br />
Wort auszurichten.<br />
Viele Schwierigkeiten können vermieden<br />
werden, wenn wir unserem himmlischen Vater<br />
die Führung überlassen und uns Seinem<br />
souveränen Willen ergeben.<br />
Als Christ musst du auf die Führung Gottes<br />
vertrauen; lerne zu warten, wenn du nicht sicher<br />
bist, was du tun sollst. Heute zeigt Gott<br />
Seinen Willen nicht mehr durch Zeichen,<br />
Träume oder Visionen, sondern durch Sein<br />
Wort. Wenn du deinen eigenen Weg gehst<br />
oder auf Zeichen und Träume achtest, wundere<br />
dich nicht, wenn du auf Irrwege gerätst.<br />
Gott verheißt Seinem Volk: »Ich will dich unterweisen<br />
und dir den Weg zeigen, auf dem du wandeln<br />
sollst; Ich will dir raten, Mein Auge auf dich<br />
richten« (Ps. 32,8). Wende dich also mit all deinen<br />
Fragen an Ihn und sage: »Herr, was willst<br />
Du, dass ich tun soll?« Er wird dich führen.<br />
Das dürfen wir in der Missionsarbeit immer<br />
wieder erleben. Lies gern weiter, und du wirst<br />
sehen, wie Gott die Situation in Afghanistan<br />
in der Hand hat und zum Besten Seiner Kinder<br />
lenkt, wie Gott die Missionare in Kasachstan<br />
gebraucht und dass Er dafür sorgt, dass die<br />
Menschen im Kriegsgebiet der Ukraine Sein<br />
Wort bekommen können.<br />
Möge der Herr dich durch die Artikel in diesem<br />
Magazin ermutigen und geistlich stärken.<br />
Sie enthalten wichtige biblische Lehren und<br />
wertvolle Ratschläge für deinen Alltag.<br />
In der Liebe zu Christus und zur Wahrheit<br />
Prediger und Lehrer der<br />
Reformierten Baptistengemeinde Reichshof<br />
voiceofhope.de | 3
John MacArthur<br />
Was ist das<br />
EVANGELIUM?<br />
Wenn man den typischen Christen<br />
von heute darum bittet, das Evangelium<br />
zusammenzufassen, wird<br />
man unweigerlich Sätze hören wie: »Nimm<br />
Jesus Christus als deinen persönlichen Retter<br />
an«, »Bitte Jesus, in dein Herz zu kommen«,<br />
»Lade Christus in dein Leben ein«, oder »Entscheide<br />
dich für Christus«. Christen haben<br />
sich so sehr daran gewöhnt, diese Ausdrücke<br />
zu verwenden, dass es dich vielleicht überrascht,<br />
wenn du erfährst, dass keiner von<br />
ihnen auf biblischer Terminologie basiert.<br />
<strong>Die</strong>se Formulierungen sind Produkte eines<br />
verwässerten <strong>Evangeliums</strong>.<br />
Jesus lehrte, dass die Kosten der Nachfolge<br />
hoch sind, dass der Weg schmal ist und nur<br />
wenige ihn finden (Mt. 7,13-14). Er sagte, dass<br />
vielen, die Ihn ihren Herrn nennen, der Eintritt<br />
in das Reich Gottes verwehrt sein wird.<br />
Er sprach diese ernüchternde Warnung<br />
aus: »Nicht jeder, der zu Mir sagt: Herr, Herr!<br />
wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern<br />
wer den Willen Meines Vaters im Himmel tut.<br />
Viele werden an jenem Tag zu Mir sagen: Herr,<br />
Herr, haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt<br />
und in Deinem Namen Dämonen<br />
ausgetrieben und in Deinem Namen viele<br />
Wundertaten vollbracht? Und dann werde Ich<br />
ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt;<br />
weicht von Mir, ihr Gesetzlosen!« (Mt. 7,21-23).<br />
Er sprach nicht von einer am Rand isolierten<br />
Gruppe von Mitläufern. Es wird an jenem<br />
Tag »viele« geben, die vor Ihm stehen werden<br />
und fassungslos erfahren, dass sie noch nie<br />
zum Königreich gehörten.<br />
Unzählige Gottesdienstbesucher glauben<br />
heute, dass sie errettet seien, weil sie ein Gebet<br />
aufgesagt haben, auf einer bestimmten<br />
4 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
Linie unterschrieben haben, nach vorne gegangen<br />
sind und sich dort hingekniet und geweint<br />
haben, oder weil sie mit einem Seelsorger<br />
gebetet haben, oder weil sie eine andere<br />
Erfahrung gemacht haben, und dass sie ihre<br />
Errettung niemals in Frage stellen dürften.<br />
Aber die Schrift fordert uns auf, uns selbst zu<br />
prüfen, um festzustellen, ob wir im Glauben<br />
stehen (2.Kor. 13,5). Petrus schreibt: »Darum,<br />
Brüder, seid umso eifriger bestrebt, eure Berufung<br />
und Auserwählung fest zu machen;<br />
denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals<br />
zu Fall kommen« (2.Pt. 1,10). Es ist richtig,<br />
unser Leben zu prüfen und die Früchte zu<br />
bewerten, die wir tragen, »denn jeder Baum<br />
wird an seiner Frucht erkannt« (Lk. 6,44).<br />
<strong>Die</strong> Bibel lehrt deutlich, dass der Beweis<br />
für das Wirken Gottes in einem Leben die unvermeidliche<br />
Frucht eines veränderten Verhaltens<br />
ist (1.Joh. 3,10). Ein Glaube, der nicht<br />
zu einem rechtschaffenen Leben führt, ist<br />
tot und kann nicht retten (Jak. 2,14-17). Bekennende<br />
Christen, denen die Frucht wahrer<br />
Gerechtigkeit völlig fehlt, werden keine biblische<br />
Grundlage für die Gewissheit der Errettung<br />
finden (1.Joh. 2,4).<br />
Wirkliche Errettung ist nicht nur Rechtfertigung.<br />
Sie kann nicht von der Wiedergeburt,<br />
der Heiligung und der schlussendlichen Verherrlichung<br />
getrennt werden. Errettung ist<br />
das Werk Gottes, durch das wir »dem Ebenbild<br />
Seines Sohnes gleichgestaltet werden«<br />
(Röm. 8,29). Echte Heilsgewissheit entsteht,<br />
wenn man das verwandelnde Werk <strong>des</strong> Heiligen<br />
Geistes im eigenen Leben erkennt, und<br />
nicht dadurch, dass man sich an die Erinnerung<br />
an irgendeine Erfahrung klammert.<br />
RETTER UND HERR<br />
Viel Verwirrung über das Evangelium rührt<br />
heutzutage von der Tendenz her, dass man die<br />
Tatsache, dass Jesus souveräner Herr ist, von<br />
der Wahrheit trennt, dass Er ein barmherziger<br />
Erretter ist. Das sind keine Widersprüche,<br />
die gegeneinander ausgespielt werden sollten.<br />
Jesus ist sowohl Retter als auch Herr (Lk.<br />
2,11), und kein wahrer Gläubiger würde das<br />
je bestreiten. »Retter« und »Herr« sind zwei<br />
getrennte Ämter; aber wir müssen aufpassen,<br />
dass wir sie nicht so voneinander trennen,<br />
dass wir Christus zerteilen (vgl. 1.Kor. 1,13).<br />
<strong>Die</strong> zwei klarsten Aussagen in der ganzen<br />
Heiligen Schrift über den Weg der Errettung<br />
betonen beide die Herrschaft Jesu: »Glaube an<br />
den Herrn Jesus Christus, so wirst du gerettet<br />
werden, …!« (Apg. 16,31), und »Denn wenn du<br />
mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst<br />
und in deinem Herzen glaubst, dass Gott Ihn<br />
aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet«<br />
(Röm. 10,9). <strong>Die</strong> Pfingstpredigt von<br />
Petrus schloss mit dieser Erklärung: »So soll<br />
nun das ganze Haus Israel mit Gewissheit<br />
erkennen, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als<br />
auch zum Christus gemacht hat, eben diesen<br />
Jesus, den ihr gekreuzigt habt!« (Apg. 2,36).<br />
Wer sich weigert, der Herrschaft Christi zuzustimmen,<br />
dem wird keine Verheißung der<br />
Rettung zuteil.<br />
Wahrer Glaube ist kein Lippenbekenntnis.<br />
Unser Herr Selbst verurteilte diejenigen,<br />
die Ihn nur mit ihren Lippen verehren, aber<br />
nicht mit ihrem Leben (Mt. 15,7-9; Mk. 7,6). Er<br />
wird nieman<strong>des</strong> Retter, bevor diese Person<br />
Ihn nicht als Den annimmt, der Er ist – Herr<br />
über alle (Apg. 10,36). Seine Herrschaft zu<br />
verschmähen, während man behauptet, Ihm<br />
als Retter zu vertrauen, ist eine gelebte Lüge.<br />
AUS GNADE DURCH<br />
DEN GLAUBEN<br />
Errettung geschieht allein aus Gnade durch<br />
den Glauben (Eph. 2,8). Das ist das Herz und<br />
voiceofhope.de | 5
die Seele der <strong>Evangeliums</strong>botschaft. Aber es<br />
hat keine Bedeutung, wenn wir mit einem falschen<br />
Verständnis von Gnade oder mit einer<br />
fehlerhaften Definition von Glauben beginnen.<br />
GOTTES GNADE ist keine statische Eigenschaft,<br />
die Ihn dazu veranlasst, verstockte,<br />
unbußfertige Sünder einfach so anzunehmen.<br />
<strong>Die</strong> Gnade verändert nicht die Stellung<br />
eines Menschen vor Gott und lässt dabei seinen<br />
Charakter unbehelligt. Echte Gnade ist<br />
keine Lizenz dafür, zu tun, was wir möchten.<br />
Gemäß der Schrift nimmt uns wirkliche Gnade<br />
»in Zucht, damit wir die Gottlosigkeit und<br />
die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen<br />
und gerecht und gottesfürchtig leben<br />
in der jetzigen Weltzeit« (Tit. 2,12). Gnade ist<br />
die <strong>Kraft</strong> Gottes, unsere Pflichten <strong>des</strong> Neuen<br />
Bun<strong>des</strong> zu erfüllen, auch wenn wir manchmal<br />
noch so inkonsequent gehorchen. Natürlich<br />
erlaubt uns die Gnade nicht, gemäß dem<br />
Fleisch zu leben; sie gibt uns die <strong>Kraft</strong>, gemäß<br />
dem Geist zu leben.<br />
DER GLAUBE ist, wie auch die Gnade, nicht etwas<br />
Statisches. Rettender Glaube ist untrennbar<br />
verbunden mit Buße, Hingabe und einer<br />
übernatürlichen Sehnsucht, zu gehorchen.<br />
Keine dieser Reaktionen kann ausschließlich<br />
als menschliches Werk eingestuft werden, genauso<br />
wenig wie der Glaube selbst ausschließlich<br />
eine menschliche Anstrengung ist.<br />
Buße ist immer das Herzstück <strong>des</strong> echten,<br />
rettenden Glaubens. Buße beinhaltet das Erkennen<br />
der eigenen totalen Sündhaftigkeit<br />
und die Abkehr von sich selbst und der Sünde<br />
wie auch die Hinwendung zu Gott (vgl.<br />
1.Thess. 1,9). Buße ist kein menschliches Werk;<br />
sie ist das unvermeidliche Ergebnis von Gottes<br />
Wirken im Herzen eines Menschen.<br />
Das Ergebnis ist natürlich eine radikale Änderung<br />
der Richtung – eine echte, geistliche<br />
Bekehrung. Sowohl die Rebellion <strong>des</strong> trotzigen<br />
Sünders als auch die Gleichgültigkeit <strong>des</strong><br />
sorglosen Sünders werden durch das Werk<br />
der Gnade Gottes überwunden (Tit. 2,11-12).<br />
<strong>Die</strong> Gnade Gottes beseitigt die Prahlerei<br />
(Röm. 3,27) und die Selbstgerechtigkeit (Phil.<br />
3,9), aber sie beseitigt nicht die Werke an<br />
sich, Sie schafft jene Werke ab, die allein das<br />
Ergebnis menschlicher Anstrengungen sind<br />
(Eph. 2,8). Sie hebt jeden Versuch auf, sich<br />
Gottes Gunst durch unsere Werke zu verdienen<br />
(V. 9). Aber sie hält uns nicht von Gottes<br />
vorherbestimmtem Vorsatz ab, dass unser<br />
Wandel von guten Werken geprägt sein soll.<br />
Werke sind die Frucht, nicht die Wurzel der<br />
Errettung eines Sünders.<br />
Vor allem müssen wir uns daran erinnern,<br />
dass die Errettung ein souveränes Werk Gottes<br />
ist. In der Bibel wird sie durch das definiert,<br />
was sie bewirkt, nicht durch das, was<br />
man tun muss, um sie zu erlangen. »Denn wir<br />
sind Seine Schöpfung, erschaffen in Christus<br />
Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet<br />
hat, damit wir in ihnen wandeln sollen«<br />
(Eph. 2,10). Als Teil Seines rettenden Werkes<br />
wird Gott Buße, Glaube, Heiligung, Hingabe,<br />
Gehorsam und schlussendlich Verherrlichung<br />
bewirken. Da Er beim Herbeiführen<br />
dieser Elemente nicht von menschlicher Anstrengung<br />
abhängig ist, kann eine Erfahrung,<br />
der es an einem derselben mangelt, nicht das<br />
rettende Werk Gottes sein.<br />
<strong>Die</strong>jenigen, die wirklich aus Gott geboren<br />
sind, haben einen Glauben, der nicht darin<br />
versagen kann, die Welt zu überwinden<br />
(1.Joh. 5,4). Wir können sündigen (1.Joh. 2,1)<br />
– und wir werden sündigen –, aber der Prozess<br />
der Heiligung kann niemals vollständig zum<br />
Stillstand kommen. Gott wirkt in uns (Phil.<br />
2,13), und Er wird uns weiter vollenden, bis<br />
zum Tag Christi (Phil. 1,6; 1.Thess. 5,23-24).<br />
6 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
EIN AUSZUG AUS DEM BUCH<br />
JESUS ALLEIN<br />
Was es wirklich bedeutet, errettet zu sein<br />
In »Jesus allein« macht John MacArthur deutlich, dass das von Jesus verkündete<br />
Evangelium ein Aufruf zur Selbstverleugnung, zu radikalen Veränderungen<br />
und zum <strong>Die</strong>nst für Ihn ist. Schwierige Forderungen? Menschlich<br />
gesehen unmöglich! Doch diese Lebensweise ist erreichbar, wenn wir verstehen,<br />
dass echter Glaube ein Herz hervorbringt, das sich völlig der Herrschaft<br />
Christi unterwirft.<br />
»Jesus allein« beleuchtet das Evangelium, das Jesus Selbst gepredigt hat –<br />
mit dem Ziel, ein gründliches und richtiges Verständnis <strong>des</strong> wahren Weges<br />
zur Errettung zu erlangen. Er ist der Einzige, an den wir uns wenden müssen,<br />
wenn wir Worte <strong>des</strong> ewigen Lebens erhalten wollen.<br />
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Martyn Lloyd-Jones<br />
<strong>Die</strong> Herrlichkeit Gottes<br />
im Heilsplan<br />
»<strong>Die</strong>s redete Jesus und hob<br />
Seine Augen zum Himmel empor<br />
und sprach: Vater, die Stunde ist<br />
gekommen; verherrliche Deinen<br />
Sohn, damit auch Dein Sohn<br />
Dich verherrliche.«<br />
Johannes 17,1
Das Gebet, das unser Herr an Seinen<br />
himmlischen Vater richtete, kann in drei<br />
Hauptabschnitte eingeteilt werden: den<br />
ersten Teil von Vers 1 bis 5, in dem der Herr für<br />
sich Selbst betet; dann haben wir in den Versen 6<br />
bis 19 Sein Gebet für die Jünger; und schließlich<br />
betet Er für die weltweite Gemeinde.<br />
Im ersten Teil <strong>des</strong> Gebets geht es vor allem darum,<br />
dass der Vater Ihn verherrliche, damit auch<br />
Er den Vater verherrlichen kann: »Vater, die Stunde<br />
ist gekommen; verherrliche Deinen Sohn, damit auch<br />
Dein Sohn Dich verherrliche.« Das ist Sein Hauptanliegen.<br />
Und Er sagt uns auch, warum. Es geht<br />
Ihm um Gottes wunderbaren Plan im Blick auf<br />
unsere Erlösung: Es ist das Anliegen <strong>des</strong> Herrn,<br />
dass Gottes Herrlichkeit offenbar werde, und<br />
zwar besonders in der Errettung der Menschen.<br />
Darum wird in diesen fünf Versen der Plan<br />
für unsere Erlösung auf eine Weise vor uns entfaltet<br />
wie vielleicht nirgendwo sonst in der Heiligen<br />
Schrift. Es ist wirklich bemerkenswert, wie<br />
uns die Heilige Schrift immer wieder in wenigen<br />
Worten eine Art vollständige Zusammenfassung<br />
ihrer Lehre gibt. So auch in diesem Gebet. Der<br />
Herr öffnet uns die Augen und erklärt uns einige<br />
wichtige Bestandteile und Grundsätze unseres<br />
Glaubens. Und da Er Selbst hier spricht und betet,<br />
kann man wohl sagen, dass wir nirgends eine<br />
bessere Auslegung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> finden als in<br />
diesen fünf Versen.<br />
WO STEHEN WIR?<br />
Warum hört man heute nur so wenig über das<br />
Ziel und die Absicht <strong>des</strong> Heilsplans? Unsere Väter<br />
hatten ihre Freude daran, ihn zu betrachten, über<br />
ihn nachzudenken. Und ich übertreibe sicher<br />
nicht, wenn ich behaupte, dass die meisten Probleme<br />
der Christen und der Gemeinde von heute<br />
größtenteils damit zusammenhängen, dass wir<br />
den Heilsplan nicht mehr als Ganzes betrachten.<br />
Ich werde nie müde, darauf hinzuweisen, dass<br />
das Problem unserer modernen Generation in<br />
unserer so überaus subjektiven Sichtweise liegt.<br />
Ich rede jetzt nicht von Menschen, die außerhalb<br />
der Gemeinde stehen, sondern von uns, die wir<br />
zur Gemeinde gehören. Wir sind vielleicht alle<br />
von diesem Denken und dem geradezu krankhaften<br />
Interesse an Psychologie und Selbstanalyse<br />
beeinflusst. Wir sind egozentrisch geworden,<br />
und das ist der Fluch unserer Generation. Wir<br />
schauen immer auf uns selbst, welche Auswirkungen<br />
eine Sache auf uns hat, und was wir wollen.<br />
Dafür gibt es viele Erklärungen, die uns jetzt<br />
nicht zu interessieren brauchen.<br />
Aber Tatsache ist: Wir sind Sklaven unserer eigenen<br />
Gewohnheiten, Haltungen und Wünsche,<br />
Sklaven unserer Neigungen und Abneigungen.<br />
Wir betrachten alles von unserem Standpunkt<br />
aus, sogar das Evangelium von Jesus Christus,<br />
und die Folge ist, dass wir nicht in der Lage sind,<br />
die Wahrheit über uns selbst oder über das wunderbare<br />
Werk der Erlösung zu erkennen. Wir achten<br />
nur darauf, was das Evangelium uns zu sagen<br />
hat, wie es uns helfen kann, und hören nicht auf<br />
das, was es über uns zu sagen hat. Wir versäumen<br />
es, die Reichweite, die Größe und die Unermesslichkeit<br />
<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> selbst zu erkennen.<br />
Der Schreiber <strong>des</strong> Hebräerbriefes schildert das<br />
Evangelium als »eine so große Errettung« (2,3). Mir<br />
scheint, dass wir heute diese Bedeutung übersehen,<br />
weil wir nur auf uns schauen und auf das,<br />
was das Evangelium uns geben soll, anstatt es so<br />
zu betrachten, wie es eigentlich ist und wie es uns<br />
dargestellt wird. Das Evangelium wird uns nur<br />
als eine persönliche Angelegenheit gepredigt; dadurch<br />
vergessen wir seine Größe, die wir erst dann<br />
entdecken, wenn wir Gottes Heilsplan als Ganzes<br />
betrachten und es dem Evangelium erlauben, ihn<br />
vor unserem staunenden Blick zu entfalten.<br />
Wenn wir subjektiv an die Sache herangehen,<br />
werden wir uns oft unglücklich fühlen; wenn<br />
wir das Evangelium für etwas halten, was zu uns<br />
kommt oder in unserem Leben geschieht, dann<br />
werden wir augenblicklich enttäuscht, und wir<br />
haben nichts, worauf wir zurückgreifen können.<br />
<strong>Die</strong> Tragik dieser subjektiven Sichtweise besteht<br />
darin, dass sie uns letztlich dazu bringt, Schiffbruch<br />
zu erleiden.<br />
voiceofhope.de | 9
Doch wenn wir möglichst objektiv beginnen<br />
und erst danach subjektiv werden, gewinnen wir<br />
alles. Um der Gefahr der Subjektivität zu entgehen,<br />
müssen wir den Heilsplan gründlich und<br />
als Ganzes studieren. Wir sagen oft, wir seien<br />
zu beschäftigt und hätten keine Zeit zum Lesen.<br />
Unsere Väter forschten in den Schriften; aber wir<br />
haben dafür keine Zeit. Wir wollen sie möglichst<br />
kompakt und präzise präsentiert und mit einer<br />
einzigen Predigt das ganze Johannesevangelium<br />
erklärt bekommen. Wir wollen die ganze<br />
Bibel in Win<strong>des</strong>eile erfassen, und das Ergebnis<br />
ist, dass wir die darin enthaltene Lehre verpassen.<br />
Nur durch eine intensive Beschäftigung mit<br />
der Schrift wird es uns gelingen, die Juwelen zu<br />
finden, die darin offen vor uns liegen. Es ist eine<br />
Tragödie, dass wir im geistlichen Bereich als<br />
Arme leben, obwohl Gott möchte, dass wir Fürsten<br />
sind. In erster Linie jedoch wollen wir die Bibel<br />
lesen, damit unser Christenleben an Vertrauen,<br />
Gewissheit und Standhaftigkeit gewinnt.<br />
WAS DAS EVANGELIUM<br />
VERKÜNDIGT<br />
Das Evangelium – und ich sage dies mit Ehrfurcht,<br />
damit ich nicht missverstanden werde<br />
– hat seinen Anfang nicht bei dem Herrn Jesus<br />
Christus, sondern bei Gott dem Vater! <strong>Die</strong> Bibel<br />
beginnt immer und überall mit Gott dem Vater;<br />
und auch wir müssen damit beginnen, denn dies<br />
ist die Reihenfolge in der Dreieinigkeit. <strong>Die</strong> Erlösung<br />
kommt allein von Gott. Sie ist eine Gabe<br />
Gottes: »… gleichwie Du Ihm Vollmacht gegeben hast<br />
über alles Fleisch, damit Er allen ewiges Leben gebe, die<br />
Du Ihm gegeben hast« (Joh. 17,2). Das wollen wir immer<br />
wieder hervorheben.<br />
Das Evangelium verkündigt gleich zu Beginn,<br />
dass der Mensch zu seiner Erlösung überhaupt<br />
nichts beitragen kann. Das Evangelium ist weder<br />
ein Schema noch ein Vorschlag gegenüber dem<br />
Menschen, wie er sich selbst erlösen könne. Es<br />
ist auch kein von Gott entworfenes Programm,<br />
für das uns in der Person <strong>des</strong> Sohnes Gottes ein<br />
Vorbild gegeben worden sei, um uns zu zeigen,<br />
wie wir uns selbst aufschwingen und in den<br />
Himmel bringen könnten. Nein, es sagt uns von<br />
Anfang an, dass wir selbst nichts zu unserem<br />
Heil tun können. Denn wir sind alle tot in Übertretung<br />
und Sünde (Eph. 2,1). Wir sind gänzlich<br />
hilflos und vollkommen kraftlos.<br />
»Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren,<br />
… für Gottlose gestorben« (Röm. 5,6). Während der<br />
Mensch noch völlig gebunden war an Sünde,<br />
Satan und Hölle, tat Gott etwas. Das ist der eigentliche<br />
Inhalt der Botschaft, und unser Herr<br />
wiederholt dies immer wieder. Das Evangelium<br />
ist die Frohe Botschaft von dem, was Gott für<br />
uns Menschen und unsere Erlösung getan hat.<br />
Ich hoffe, niemand meint, der Gemeindebesuch<br />
zum Beispiel könne ihm Erlösung bei Gott bringen.<br />
Das ist ein ausgesprochener Trugschluss.<br />
<strong>Die</strong> Erlösung kommt ganz allein von Ihm!<br />
»Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe<br />
Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus,<br />
unserem Herrn« (Röm. 6,23). So drückt es Paulus<br />
aus. Unser Herr sagt es mit folgenden Worten:<br />
»… gleichwie Du Ihm Vollmacht gegeben hast über alles<br />
Fleisch, damit Er allen ewiges Leben gebe, die Du Ihm<br />
gegeben hast.« Das Johannesevangelium offenbart<br />
diese Botschaft von Anfang an. Sie war der große<br />
Inhalt der Worte Jesu an Nikodemus – erst musst<br />
du angenommen sein, dann musst du wiedergeboren<br />
werden –; und dies kommt alles von Gott. »Denn<br />
so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen<br />
Sohn gab ...« (Joh. 3,16). <strong>Die</strong> betreffenden<br />
Bibelstellen sind nicht zu zählen. Erst wenn wir<br />
das zu verstehen beginnen, können wir etwas<br />
von der Größe der Erlösung erfassen und davon,<br />
was es bedeutet, dass der große, allmächtige,<br />
ewige Gott überhaupt etwas dafür getan hat.<br />
Aber Er hat es getan. Wie, das wollen wir jetzt<br />
näher betrachten.<br />
DIE VERHERRLICHUNG GOTTES<br />
Wie schon erwähnt, ist unser Herr in Seinem<br />
Gebet um nichts so sehr besorgt wie um die Ver-<br />
10 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
herrlichung Gottes. »Vater«, sagt Er, »verherrliche<br />
Deinen Sohn, damit auch Dein Sohn Dich verherrliche.«<br />
Sein Hauptanliegen ist nicht in erster Linie, dass<br />
Er Selbst verherrlicht werde. Es geht Ihm um<br />
mehr: Er ist so sehr darauf bedacht, den Vater<br />
zu verherrlichen; Er möchte, dass der Vater Ihn<br />
verherrliche, damit der Vater dadurch Selbst verherrlicht<br />
werde. Das ist eines der erstaunlichsten<br />
Dinge, über die wir je nachdenken können. In<br />
Seinem ganzen Erdenleben hatte unser Herr nur<br />
einen großen Wunsch: Seinen Vater zu verherrlichen.<br />
Das betont Er immer wieder.<br />
Er ist nicht gekommen, um Seinen eigenen<br />
Willen zu tun, sondern den Willen <strong>des</strong> Vaters,<br />
der Ihn gesandt hat (Joh. 5,30). Er spricht die<br />
Worte <strong>des</strong> Vaters, Er tut die Werke <strong>des</strong> Vaters,<br />
und Seine einzige Sorge ist, dass Er Ihn nie enttäusche<br />
und nie in der großen Aufgabe versage,<br />
die Ihm zugeteilt wurde. Er lebt völlig und ausschließlich<br />
zur Verherrlichung Seines Vaters. Er<br />
ist nicht gekommen, um sich Selbst darzustellen<br />
oder sich Selbst zu verherrlichen. Er »erniedrigte …<br />
sich Selbst«, schreibt der Apostel Paulus (Phil. 2,8).<br />
Und indem Er sich erniedrigte, stellte Er sich<br />
als Sohn in der ewigen Dreieinigkeit vor und<br />
verherrlichte den Vater. Darum kam Er in diese<br />
Welt. Alles, was Er tat, hatte dieses einzige Ziel:<br />
die Verherrlichung <strong>des</strong> Vaters.<br />
Aber ich kann das natürlich nicht erwähnen,<br />
ohne sofort hinzuzufügen, dass auch das einzige<br />
Ziel deiner und meiner Erlösung die Verherrlichung<br />
<strong>des</strong> Vaters ist. Ach, würden wir es doch<br />
verstehen! Ich weiß, dass wir alle darin schuldig<br />
werden – und ich bin genauso schuldig wie jeder<br />
andere auch –, weil wir meinen, Gott und die<br />
ganze Frage der Erlösung sei dazu bestimmt, unsere<br />
eigenen Probleme zu lösen. Wenn die Leute<br />
zu mir kommen, dann fragen sie meistens: »Was<br />
ist es, was mir das Heil verschafft?« Und die Antwort,<br />
die so oft in unserer Verkündigung gegeben<br />
wird, lautet: »Glaube dem Evangelium, und<br />
es wird wunderbare Dinge für dich bewirken.«<br />
Ich danke Gott, dass dies wahr ist; aber, meine<br />
lieben Freunde, wir sollten das nicht an die erste<br />
Stelle setzen.<br />
Das höchste Ziel unserer Erlösung ist die Verherrlichung<br />
Gottes. Das eigentliche Wesen der<br />
Sünde besteht nicht in den einzelnen Taten, derer<br />
du und ich uns vielleicht schuldig gemacht<br />
haben, sondern darin, dass wir Gott nicht verherrlichen.<br />
Wenn wir an Sünde denken, denken<br />
wir an einzelne Taten, und das ist der Grund dafür,<br />
dass ein »anständiger Mensch« nicht glaubt,<br />
dass er ein Sünder ist. Aber jeder, der Gott nicht<br />
verherrlicht, macht sich der scheußlichsten Sünde<br />
schuldig. Auch wenn du nie betrunken warst<br />
oder nie Ehebruch begangen hast – wenn du<br />
für dich selbst und deine eigene Verherrlichung<br />
lebst, dann bist du genauso ein Sünder wie all<br />
diejenigen, die du als Sünder ansiehst.<br />
Der Prophet Daniel machte das dem König<br />
Belsazar in Daniel 5 klar, als er ihm aufzeigte,<br />
dass das Wesen seiner Sünde nicht in erster Linie<br />
darin bestand, dass er Wein in die heiligen<br />
Gefäße Gottes gegossen und mit seinen Frauen<br />
und Nebenfrauen daraus getrunken, sondern<br />
dass er sich vor dem Herrn nicht gedemütigt<br />
hatte. Er hatte sich selbst erhöht und Gott nicht<br />
die Ehre gegeben.<br />
Im Westminster-Bekenntnis ist die erste Frage,<br />
was die höchste Bestimmung <strong>des</strong> Menschen<br />
sei. <strong>Die</strong> Antwort lautet: »<strong>Die</strong> vornehmste und<br />
höchste Bestimmung <strong>des</strong> Menschen ist, Gott zu<br />
verherrlichen und sich auf ewig an Ihm zu erfreuen.«<br />
Es spielt keine Rolle, was auch immer<br />
geschieht oder was uns misslingt. Wir sollen in<br />
allem Gott verherrlichen und zu Seiner Ehre leben.<br />
Das allein ist der Inhalt <strong>des</strong>sen, wozu wir erlöst<br />
wurden.<br />
Daraus schließe ich den folgenden letzten<br />
Grundsatz: Der tatsächliche Beweis <strong>des</strong>sen, dass<br />
wir Christen sind, zeigt sich in unserem Wunsch,<br />
Gott zu verherrlichen, und nicht in der Tatsache,<br />
dass wir jetzt glücklich sind, während wir früher<br />
unglücklich waren. Zu diesem Irrtum scheinen<br />
falsche Lehrer, Sekten und auch die Psychotherapie<br />
Christen zu verleiten. Sie behandeln diejenigen,<br />
die sich elend fühlen oder ängstlich und<br />
besorgt sind, mit einer Therapie, die ihnen all<br />
voiceofhope.de | 11
ihre Probleme nehmen soll, und dann fühlen die<br />
Menschen sich glücklich und zufrieden; doch in<br />
Wirklichkeit wurden sie bloß dazu gebracht, ihre<br />
Schwierigkeiten zu vergessen und in ihrem Leben<br />
einige Veränderungen vorzunehmen. Wenn<br />
das jedoch der Beweis für die Errettung sein soll,<br />
dann habe ich den Sekten oder der Psychologie<br />
nichts mehr zu sagen.<br />
Das Wesen echter Erlösung besteht jedoch darin,<br />
dass der Christ nun Gott veherrlichen will.<br />
Wenn wir verstehen, dass ein erlöster Mensch<br />
wiedergeboren ist, dass Christus in ihm wohnt<br />
und er nun Teilhaber der göttlichen Natur ist,<br />
dann ist es ganz natürlich, dass er dem Herrn immer<br />
ähnlicher wird. Wenn ich jetzt Jesus Christus<br />
anschaue, sehe ich einen Mann der Schmerzen<br />
vor mir, verachtet und gequält (Jes. 53,3). Er<br />
wurde schwer versucht, doch immer und überall<br />
hatte Er nur den einen großen Wunsch: zur Ehre<br />
Seines Vaters zu leben.<br />
Das Christentum ist nichts Leichtes und Oberflächliches,<br />
das bestimmte Dinge für uns tut und<br />
uns angenehme Gefühle verschafft. Es bringt uns<br />
in die Gemeinschaft mit Gott. Wir beginnen, auf<br />
Ihn zu blicken, und werden von Seiner Heiligkeit<br />
ergriffen. Wir nahen uns Ihm mit Ehrfurcht und<br />
Gottesfurcht; wir können nicht leichtfertig in<br />
Seine Gegenwart kommen. Nein, wir sprechen<br />
Ihn mit »Vater« an, mit »heiliger Vater« und »gerechter<br />
Vater«, genauso wie der Sohn es tat. Egal,<br />
was geschieht, und egal, was wir im Blick auf die<br />
Erlösung empfinden – über allem steht dieser<br />
tiefe Wunsch, zu Seiner Verherrlichung zu leben,<br />
etwas von dieser Herrlichkeit widerzuspiegeln<br />
und sich ihr ganz hinzugeben.<br />
DIE HERRLICHKEIT GOTTES<br />
IM EVANGELIUM<br />
Ich möchte noch einen Schritt weiter gehen.<br />
Wenn das Hauptziel der Erlösung die Verherrlichung<br />
Gottes und Seine Offenbarung ist, dann<br />
können wir sagen, dass die Herrlichkeit Gottes sich<br />
uns vor allem im Evangelium offenbart. Unser<br />
Herr stellt dies in Form einer Bitte dar. Er steht<br />
kurz vor Seiner Kreuzigung. Er weiß etwas von<br />
der Seelenqual und dem Schweiß von Gethsemane,<br />
und Sein einziger Wunsch ist dieser: »Vater,<br />
befähige Du Mich, weiterzugehen; gib Mir <strong>Kraft</strong><br />
zu tragen; gib Mir alles, was Ich dazu benötige,<br />
damit Deine große Herrlichkeit in dieser Erlösung<br />
offenbart und kundgetan werden kann. Ich<br />
bin auf die Erde gekommen, um das zu tun; befähige<br />
Du Mich, dieses Werk zu tun, damit Dein<br />
Name verherrlicht werden kann!« Das ist im<br />
Grunde Seine Bitte. Das beinhaltet Sein Gebet.<br />
Inwiefern offenbart denn das Evangelium<br />
Jesu Christi die Herrlichkeit Gottes wie nichts<br />
anderes? Größer als Sein Wunsch, uns zu erlösen,<br />
war Sein Anliegen, die Herrlichkeit Gottes<br />
zu offenbaren. Ist uns das je bewusst geworden?<br />
Oder meinen wir noch immer, die Erlösung habe<br />
in erster Linie den Zweck, den Menschen zu erlösen?<br />
Natürlich hat sie auch das bewirkt; aber in<br />
erster Linie war sie dazu bestimmt, die Herrlichkeit<br />
Gottes zu offenbaren. Und das tat der Herr<br />
vor allem, indem Er das Wesen Gottes offenbarte.<br />
DIE HEILIGKEIT UND<br />
GERECHTIGKEIT<br />
Das Evangelium von Jesus Christus macht wie<br />
nichts anderes sonst die Heiligkeit und Gerechtigkeit<br />
Gottes kund; der gesamte Heilsplan redet<br />
im Grunde nur davon, dass Gott die Sünde nicht<br />
ignorieren kann. Er kann nicht sagen: »Nun, Ich<br />
will so tun, als hätte Ich nichts gesehen; ja, sie<br />
haben gesündigt, sie sind abgewichen und haben<br />
gegen Mich rebelliert, aber Ich bin ja ein<br />
liebender Vater. Ich will nicht so hart sein; es ist<br />
schon in Ordnung, Ich möchte die Menschen<br />
wieder annehmen.« Nein, die Erlösung, wie sie<br />
uns in den Evangelien geschildert wird, zeigt<br />
uns, dass Gott – ich sage es mit Ehrfurcht – so etwas<br />
nicht tun kann. Aufgrund Seiner Heiligkeit<br />
und Gerechtigkeit kann Er Sünde nicht ignorieren.<br />
Sünde ist eine Realität; sie ist auch für Gott<br />
ein Problem. Er sieht sie und muss sich notge-<br />
12 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
drungen mit ihr befassen, und <strong>des</strong>halb offenbart<br />
Er die Herrlichkeit Seines Wesens in Seiner<br />
Heiligkeit und Gerechtigkeit.<br />
DIE GNADE, BARMHERZIGKEIT<br />
UND DAS MITLEID GOTTES<br />
Aber Gott sei es gedankt, dass Er dabei nicht stehenbleibt;<br />
denn als Nächstes offenbart Er uns<br />
Seine Gnade, Seine Barmherzigkeit und Sein<br />
Mitleid. Wenn wir nur unsere Sünde und die<br />
Heiligkeit Gottes sähen, dann könnten wir uns<br />
leicht vorstellen, was Gott zu tun gehabt hätte.<br />
Er hätte die Menschen einfach aus der Welt<br />
auslöschen müssen. Das hätte Er tun können. Er<br />
hätte die ganze Welt mit allem Bösen der Vernichtung<br />
und der ewigen Qual preisgeben können,<br />
und Er wäre dazu vollkommen im Recht<br />
gewesen. Aber das Evangelium sagt uns, dass Er<br />
das nicht tat, sondern genau das Gegenteil. Warum?<br />
Wegen Seiner Gnade, Seines Erbarmens<br />
und Seines Mitleids.<br />
Wie oft erzählen uns die Evangelien von dem<br />
Erbarmen Jesu über einen armen, leidenden<br />
Menschen. Er hatte Erbarmen, weil Er wie Sein<br />
Vater war; somit wird uns die Herrlichkeit Gottes<br />
im Evangelium offenbart. Er vernichtet die<br />
Welt nicht, sondern tut statt<strong>des</strong>sen etwas ganz<br />
anderes. Und das zeigt mir Seine Weisheit.<br />
Paulus hob dies gern hervor, wenn er die<br />
klugen Philosophen in Korinth und anderswo<br />
ansprach. »Christus«, sagte er, ist »Gottes <strong>Kraft</strong><br />
und Gottes Weisheit« (1.Kor. 1,24). Und er zeigt,<br />
dass nirgendwo die Weisheit Gottes so herrlich<br />
und wunderbar dargestellt wird wie in Seinem<br />
Evangelium. Ich möchte das erklären. Hier ist<br />
ein Sünder, und dort oben ist Gott im Himmel.<br />
Gott sieht die Situation, doch aufgrund Seines<br />
Wesens löscht Er den Sünder nicht aus. Wegen<br />
Seiner Gnade und Seines Mitleids greift Er ein.<br />
Wie? <strong>Die</strong> Antwort ist der Heilsplan – jener Weg,<br />
den Gott in Seiner wunderbaren Weisheit erdacht<br />
hat. Er sandte Seinen Sohn, und der Sohn<br />
kam durch das Wunder der Jungfrauengeburt in<br />
diese Welt. Er nahm menschliche Gestalt an und<br />
lebte hier als ein Mensch.<br />
DIE LIEBE GOTTES<br />
Aber ich möchte auch noch darauf eingehen, wie<br />
das Evangelium die große Liebe Gottes offenbart.<br />
Sicherlich haben wir bemerkt, dass ich einen Unterschied<br />
zwischen der Gnade, dem Erbarmen,<br />
dem Mitleid und der Liebe Gottes mache. Ich<br />
denke, das ist notwendig, denn schließlich sehen<br />
wir in diesem ganzen Heilsplan, im Senden Seines<br />
Sohnes und – wenn ich es so ausdrücken darf<br />
– in Seiner Verbannung aus den Himmelshöfen<br />
auch etwas von Gottes Liebe.<br />
Meine lieben Freunde, Gott ist kein philosophisches<br />
Konzept! Gott ist eine Person, und als<br />
eine Person existiert Gott; Gott liebt, und das<br />
Leben der Dreieinigkeit besteht in der Liebe <strong>des</strong><br />
Vaters zum Sohn und zum Heiligen Geist, in der<br />
Liebe <strong>des</strong> Sohnes zum Vater und zum Heiligen<br />
Geist, und in der Liebe <strong>des</strong> Heiligen Geistes zum<br />
Vater und zum Sohn. Wir können uns diese vollkommene<br />
Einigkeit und Liebe nicht vorstellen.<br />
Und dennoch ist all das in der Erlösung vorhanden.<br />
»Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass Er<br />
Seinen eingeborenen Sohn gab« — ja, und ich stelle es<br />
auch in negativer Hinsicht dar, wie Paulus es in<br />
seinem Brief an die Römer tut: »Er, der sogar Seinen<br />
eigenen Sohn nicht verschont hat« (8,32).<br />
Darin erkennen wir die Liebe Gottes, dass Er<br />
den Sohn Seiner Liebe, den eingeborenen Sohn,<br />
in diese grausame, sündige Welt sandte. Er ließ<br />
es zu, dass Er hier als Mensch lebte. Er ließ es zu,<br />
Ihn »solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich«<br />
erdulden zu lassen (Hebr. 12,3). Und Er legte deine<br />
und meine Sünden am Kreuz in solch einer Weise<br />
auf Ihn, dass Vater und Sohn in diesem Moment<br />
getrennt sein mussten und der Sohn ausrief:<br />
»Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?«<br />
(Mt. 27,46). Wenn ich glaube, dass dies im<br />
Vaterherzen Gottes möglich war, dann kann ich<br />
nicht an eine Teilnahmslosigkeit Gottes glauben.<br />
Ich glaube, dass Gott in Seiner Liebe zu Seinem<br />
voiceofhope.de | 13
Sohn litt, und darin sehe ich die bewundernswerte<br />
Liebe Gottes und Seine Herrlichkeit offenbart.<br />
DIE GERECHTIGKEIT GOTTES<br />
Aber wir sollten auch erkennen, wie dieser Heilsplan<br />
die Gerechtigkeit Gottes offenbart. Gott<br />
kann in Seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit nichts<br />
tun, was ungerecht ist, trotz Seiner Liebe. In Römer<br />
3 sagt Paulus, dass Gott einen Weg der Erlösung<br />
finden musste, bei dem Er gerecht sein und<br />
gleichzeitig den Sünder gerecht machen konnte.<br />
Wenn Gott Sünde einfach vergeben würde,<br />
ohne Seiner eigenen Gerechtigkeit gemäß zu<br />
handeln, wäre Er nicht länger Gott. Das Wunderbare<br />
ist nun, dass Gott, indem Er unsere<br />
Sünden auf Christus legte und <strong>Die</strong>ser die Strafe<br />
erlitt, uns vergeben und dennoch gerecht sein<br />
kann. Er hat die Sünde bestraft, Er hat sie nicht<br />
einfach vergessen oder ignoriert. Erlösung bedeutet<br />
nicht, dass Gott sagt: »Ach ja, sie haben<br />
gesündigt. Ich sollte sie dafür bestrafen, aber<br />
das wäre zu hart für sie.« Nein, Er hat es durch<br />
Seinen Sohn getan, denn Er ist gerecht. So offenbart<br />
uns also der Heilsplan die Herrlichkeit <strong>des</strong><br />
Wesens Gottes, indem Er uns die vollkommene<br />
Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit Seines heiligen<br />
Charakters zeigt.<br />
DIE MACHT GOTTES<br />
Und schließlich offenbart uns der Heilsplan wie<br />
nichts anderes die Macht Gottes. <strong>Die</strong> Macht Gottes<br />
wurde in der Menschwerdung kundgetan, als Er<br />
für Seinen Sohn einen Leib bereitete (Hebr. 10,5)<br />
und das Wunder der Jungfrauengeburt bewirkte.<br />
Was für eine erstaunliche Macht! Aber nicht nur<br />
das. Wenn wir auf Gott in Christus schauen und<br />
auf alles, was Er für diesen Heilsplan durch Ihn<br />
wirkte, dann erkennen wir, welche vollkommene<br />
Macht Er über alles hat, was sich Ihm entgegenstellt.<br />
Er ist Herr über alles, was sich dem Heil <strong>des</strong><br />
Menschen und dieser Welt widersetzen will.<br />
Denn es ist Fakt, dass alle Probleme auf folgende<br />
Weise entstanden sind: Einer der klügsten<br />
Engel, die von Gott geschaffen wurden, rebellierte<br />
gegen Gott und widersetzte sich Ihm.<br />
<strong>Die</strong>s ist der Ursprung Satans. Er ist eine Macht,<br />
eine Person, ein Engel von großer <strong>Kraft</strong>. Er ist so<br />
mächtig, dass er einen Menschen verführte, ihn<br />
besiegte und sich damit zum Gott dieser Welt<br />
und zum »Fürsten, der in der Luft herrscht«, machte<br />
(Eph. 2,2). Es hat in dieser Welt nie einen Menschen<br />
gegeben, der in der Lage gewesen wäre,<br />
sich ihm zu stellen und im Kampf zu siegen. Wir<br />
unterschätzen die Macht <strong>des</strong> Teufels, denn sie<br />
ist so groß, dass er sich nicht schämt, sich gegen<br />
Gott zu stellen. Er glaubte wahrhaftig, er habe<br />
das ganze Erlösungswerk umgestoßen, als der<br />
Sohn Gottes ans Kreuz ging.<br />
Doch damit, so sagt Paulus in Kolosser 2, beging<br />
er seinen größten Fehler; denn durch das<br />
Kreuz hat Gott »die Herrschaften und Gewalten entwaffnet<br />
…, sie öffentlich an den Pranger [gestellt] und …<br />
über sie an demselben [triumphiert]« (V. 15). Christus<br />
forderte Satan zum Kampf heraus und besiegte<br />
ihn. Am Kreuz erfüllte Er die Verheißung, die<br />
den ersten Menschen gegeben wurde, dass nämlich<br />
der Nachkomme der Frau der Schlange den<br />
Kopf zertreten sollte (1.Mo. 3,15) – das war schon<br />
damals im Erlösungsplan enthalten. Deshalb ist<br />
Gottes Macht größer als die Macht Satans und<br />
all seiner Verbündeten. Und das gibt uns die Gewissheit,<br />
dass er am Ende in den Feuersee geworfen<br />
und alles Böse vernichtet und verbrannt<br />
werden wird.<br />
»Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche Deinen<br />
Sohn, damit auch Dein Sohn Dich verherrliche.«<br />
Wie viel Zeit nehmen wir uns, um über diese<br />
Herrlichkeit nachzusinnen? Wir wollen sie studieren!<br />
Wir wollen uns selbst, unsere Launen,<br />
unsere Probleme, unsere Gefühle und unsere<br />
Wünsche vergessen und einen Moment innehalten<br />
und darüber nachsinnen. Lasst uns den Heilsplan<br />
im Herzen bewegen und darüber loben<br />
und danken und staunen!<br />
14 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
NEUERSCHEINUNG<br />
<strong>Die</strong> Karte <strong>des</strong><br />
Ritters<br />
R.C. SPROUL<br />
In dieser allegorischen Geschichte setzt der Theologe, Pastor und Autor<br />
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»<strong>Die</strong> Karte <strong>des</strong> Ritters« ist die Geschichte eines Ritters, der sich auf eine<br />
gefahrvolle Reise begibt, auf der er viele schlechte Ratschläge bekommt und<br />
auf Abwege gerät. Am Ende muss er sich<br />
entscheiden, ob er der Karte <strong>des</strong> Königs<br />
vertrauen will oder nicht.<br />
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ZUM SHOP<br />
voiceofhope.de | 15
PAUL WASHER<br />
Der zentrale Stellenwert<br />
DES EVANGELIUMS<br />
»Denn ich habe euch zuallererst das überliefert,<br />
was ich auch empfangen habe.«<br />
1. KORINTHER 15,3<br />
Kein Wort oder keine Wahrheit ist von<br />
größerer Bedeutung als das Evangelium<br />
von Jesus Christus. <strong>Die</strong> Heilige Schrift<br />
ist angefüllt mit vielen Botschaften, und die geringste<br />
unter ihnen ist wertvoller als der gesamte<br />
Reichtum der Welt und wichtiger als die größten<br />
Gedanken, die jemals im Verstand <strong>des</strong> Menschen<br />
geformt wurden. Wenn schon eine scheinbar geringe<br />
Botschaft der Schrift wertvoller als Gold<br />
ist, wie können wir dann den Wert oder die Bedeutung<br />
<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> berechnen?<br />
Auch innerhalb der Heiligen Schrift selbst ist<br />
nichts mit der Botschaft <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> vergleichbar.<br />
Ist auch die Geschichte der Schöpfung<br />
von Herrlichkeit gezeichnet, so verneigt sie sich<br />
doch vor der Botschaft <strong>des</strong> Kreuzes. Das Gesetz<br />
Moses und die Worte der Propheten weisen weg<br />
von sich selbst, hin zu dieser einen Botschaft der<br />
Errettung. Ist auch die Wiederkunft <strong>des</strong> Herrn<br />
voller Wunder, so steht sie doch im Schatten <strong>des</strong><br />
<strong>Evangeliums</strong>. Es ist keine Übertreibung, wenn<br />
ich sage, dass das Evangelium von Jesus Christus<br />
die eine große und grundlegende Botschaft ist,<br />
»die Akropolis <strong>des</strong> christlichen Glaubens« und<br />
die Grundlage der Hoffnung <strong>des</strong> Gläubigen. 1<br />
Es gibt nichts, das noch wichtiger, nichts, das<br />
noch gehaltvoller, und nichts, das noch notwendiger<br />
ist, damit Gottes Herrlichkeit und Sein<br />
Reich vergrößert wird! Bedienen wir uns der<br />
Sprache der Sprüche, so können wir zu Recht<br />
über das Evangelium sagen: »Denn ihr Erwerb ist<br />
besser als Gelderwerb, und ihr Gewinn ist mehr wert als<br />
feines Gold. Sie ist kostbarer als Perlen, und alle deine<br />
Schätze sind ihr nicht zu vergleichen« (Spr. 3,14-15).<br />
Weil das wahr ist, sollte es unser unwiderstehliches<br />
Verlangen sein, das Evangelium zu verstehen.<br />
Es ist eine nicht zu bewältigende Aufgabe,<br />
aber sie ist jede Mühe wert – denn dort findet der<br />
Gläubige alle Reichtümer Gottes und jede wahre<br />
Freude. Es lohnt sich, dass wir uns selbst von jedem<br />
geringfügigeren Bemühen und Vergnügen<br />
1 Akropolis kommt von dem griechischen Wort akro, das »hoch«<br />
bedeutet, und polis, das »Stadt« bedeutet. Das Evangelium ist der<br />
Höhepunkt <strong>des</strong> christlichen Glaubens, seine feste Stadt.<br />
16 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
zurückziehen, um die Tiefe der Gnade Gottes zu<br />
ermessen, die in dieser einen Botschaft geoffenbart<br />
wird. Wir als Errettete sollten bereit sein, die<br />
Dinge loszulassen, deren Herrlichkeit geringer<br />
ist, um nach der Herrlichkeit Gottes im Evangelium<br />
von Jesus Christus zu trachten! Weshalb<br />
findet man dann unter dem Volk Gottes so selten<br />
eine wahre Leidenschaft für das Evangelium?<br />
EIN VERWÄSSERTES<br />
EVANGELIUM<br />
Zuerst müssen wir verstehen, dass das Evangelium,<br />
welches »den Heiligen ein für alle Mal überliefert<br />
worden ist« (Jud. 3), in den letzten Generationen<br />
vielen Überarbeitungen und Kürzungen ausgesetzt<br />
wurde.<br />
Wenn wir die Heilige Schrift betrachten, sehen<br />
wir zwischen dem apostolischen Evangelium<br />
und dem »Evangelium«, das in unserer Zeit verbreitet<br />
wird, schnell einen großen Unterschied in<br />
Inhalt und Qualität. Auch wenn wir die Predigten<br />
der Reformatoren lesen, der Puritaner, von Edwards,<br />
Whitefield, Spurgeon und auch die neuzeitlicheren<br />
Predigten eines Martyn Lloyd-Jones,<br />
erkennen wir schnell, dass im Gegensatz<br />
dazu bei all den Predigern heute kaum noch das<br />
Fundament <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> der Herrlichkeit<br />
verkündigt wird (1.Tim. 1,11). Es wird nur noch<br />
auf ein paar geistliche Gesetze oder auf einen<br />
»Römerweg« 2 reduziert und demgemäß dargelegt.<br />
Wir haben dadurch zwar eine vereinfachte<br />
und leicht verständliche Darlegung <strong>des</strong> Glaubens<br />
gemacht, die aber viel von der ursprünglichen<br />
Schönheit <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> wegnimmt und nur<br />
noch wenig Herrlichkeit zurücklässt, die bewundert<br />
oder weitergehend erforscht werden kann.<br />
Es stimmt, dass Gott einen Plan hat, dass wir<br />
Sünder sind und dass Christus gestorben und<br />
2 »Der Römerweg« (engl. Roman Road) ist eine moderne evangelikale<br />
Methode, das Evangelium zu vermitteln. Dabei versucht man,<br />
das ganze Evangelium mit nur zwei oder auch drei Versen aus dem<br />
Römerbrief zu erklären.<br />
wieder auferstanden ist, damit wir durch Glauben<br />
gerettet werden können. Aber diese Aussagen<br />
auswendig zu lernen, bedeutet noch lange<br />
nicht, dass wir das Evangelium kennen oder<br />
verstanden haben. Wir dürfen solche kostbaren<br />
Steine nicht liegen lassen, ohne sie umzudrehen!<br />
Kleinere Tiere können lernen, Verhaltensregeln<br />
nachzuahmen und zu wiederholen;<br />
aber wir müssen die Heilige Schrift erforschen<br />
und die Bedeutung dieser Dinge entdecken. Wie<br />
Bergarbeiter müssen wir bereit sein, an unsere<br />
äußersten Grenzen zu gehen, uns von weltlichen<br />
Freuden zu entziehen und uns durch unzählige<br />
Stunden <strong>des</strong> Studiums und <strong>des</strong> Gebets<br />
zu graben, um die Belohnung der Erkenntnis<br />
<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> zu erlangen. Sonst werden wir<br />
»wegen der Unwissenheit, die in [uns] ist«, immer nur<br />
ein Volk mit einem verhärteten Herzen bleiben<br />
(Eph. 4,18).<br />
Wir müssen auf den Felsen sehen, aus dem<br />
wir gehauen sind (Jes. 51,1). Wir müssen danach<br />
trachten, das alte Evangelium wieder neu zu entdecken,<br />
davon wieder in Beschlag genommen zu<br />
werden und es mit der Leidenschaft zu predigen<br />
wie »Leute …, die ihren Gott kennen« und verstehen,<br />
was Er für sie getan hat (Dan. 11,32).<br />
DIE GERINGSCHÄTZUNG<br />
DES EVANGELIUMS<br />
Ein zweiter Grund, weshalb dem Volk Gottes die<br />
Leidenschaft für das Evangelium abhandenkam,<br />
ist, weil es für viele höchstens »das Einmaleins<br />
<strong>des</strong> Christentums« bedeutet oder der Schritt in<br />
das Säuglingsstadium <strong>des</strong> Glaubens, der schnell<br />
gemacht und hinter sich gelassen wird, um sich<br />
tiefgründigeren Dingen zu widmen. Nichts<br />
könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.<br />
Das Evangelium ist die »tiefgehendste Sache« <strong>des</strong><br />
Christentums!<br />
Jemand, der meint, das Evangelium so gut<br />
zu kennen, dass er es hinter sich lassen und zu<br />
größeren Dingen übergehen könne, würde gut<br />
voiceofhope.de | 17
daran tun, der Ermahnung <strong>des</strong> Apostels Paulus<br />
zu folgen: »Wenn aber jemand meint, etwas zu wissen,<br />
der hat noch nichts so erkannt, wie man erkennen soll«<br />
(1.Kor. 8,2). Wenn er die Macht hätte, die größten<br />
Theologen und Prediger in der Geschichte herbeizurufen,<br />
dann würden sie alle bezeugen, dass<br />
sie während ihrer irdischen Pilgerreise Säuglinge<br />
in der Erkenntnis <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> waren. Sie<br />
würden sich dem weisen Mann der Sprüche anschließen,<br />
der ausrief: »Ich bin unvernünftiger als irgendein<br />
Mann und habe keinen Menschenverstand. Ich<br />
habe keine Weisheit gelernt, dass ich die Erkenntnis <strong>des</strong><br />
Heiligen besäße« (Spr. 30,2-3).<br />
Wir müssen verstehen, dass unsere Erforschungsreise<br />
<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> über unsere ganze<br />
Lebenszeit hinausgeht, bis hinein in tausend<br />
Ewigkeiten. Mit jeder neu entdeckten Wahrheit<br />
wird die Herrlichkeit <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> uns mehr<br />
und mehr gefangen nehmen, bis es unsere Gedanken<br />
in Beschlag nimmt und unseren Willen<br />
regiert. Vielleicht fragen wir uns, ob es darin etwas<br />
gibt, das es wirklich wert ist, ihm nachzugehen<br />
– eine Sache, die großartig genug ist, um deine<br />
Aufmerksamkeit zu fesseln. Nehmen wir uns<br />
Folgen<strong>des</strong> zu Herzen: Das Evangelium beinhaltet<br />
viel mehr als das, was man uns bisher erzählt<br />
hat, und es enthält eine Herrlichkeit, die nicht<br />
ausgeschöpft werden kann! In Wahrheit werden<br />
wir eine Ewigkeit mit dem Versuch zubringen,<br />
all die Herrlichkeiten ausfindig zu machen, die<br />
in dieser einen Botschaft enthalten sind. Und<br />
nach einer Ewigkeit der Ewigkeiten wird es darin<br />
immer noch unbegrenzte Herrlichkeit geben,<br />
die noch nicht erblickt wurde. Das Evangelium<br />
wird immer die eine Sache sein, in die sowohl<br />
die Engel als auch die Erlösten hineinzuschauen<br />
begehren (1.Pt. 1,12).<br />
Denken wir daran: Wir müssen immer in der<br />
Erforschung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> wachsen und in<br />
unserer Erkenntnis darüber. Es ist nicht einfach<br />
nur »das Einmaleins <strong>des</strong> Christentums«, sondern<br />
das Christentum von A bis Z. Wir »beherrschen«<br />
das Evangelium nicht, und wir werden es<br />
auch niemals beherrschen, sondern es muss und<br />
wird uns beherrschen!<br />
MANGEL AN UNTERWEISUNG<br />
IM EVANGELIUM<br />
Ein dritter Grund, weshalb es dem Volk Gottes<br />
an Leidenschaft für das Evangelium mangelt,<br />
entspringt aus einer fehlerhaften und tödlichen<br />
Annahme: Wir nehmen nämlich an, dass sowohl<br />
das Volk Gottes als auch die Prediger und<br />
Pastoren das Evangelium verständen. Deshalb<br />
versäumen wir es, die Gläubigen im Evangelium<br />
zu unterweisen, geschweige denn, dass wir uns<br />
darum bemühten, solch einer Unterweisung Priorität<br />
einzuräumen.<br />
Wenn jemand eingeladen wird, nach vorne<br />
zu kommen und sich »für Jesus zu entscheiden«,<br />
wie lange wurde er dazu im Evangelium<br />
unterwiesen? Meistens macht man ein paar<br />
Minuten Seelsorge mit einer solchen Person,<br />
benutzt ein evangelistisches Schritt-für-<br />
Schritt-Traktat und bringt sie dann in einem<br />
Jüngerschaftskurs unter, wo sie eine Anleitung<br />
für das Christenleben kennenlernt. Wie<br />
viel Unterweisung im Evangelium hört sie<br />
dann von der Kanzel? Es ist gut möglich, dass<br />
sie ihr ganzes Leben lang eine Gemeinde besucht,<br />
ohne jemals Predigten zu hören, die das<br />
Ziel haben, richtig und genau zu erklären, was<br />
durch das Werk Jesu auf Golgatha und durch<br />
das leere Grab erreicht wurde. Wenn sie nun einen<br />
Ruf in den <strong>Die</strong>nst verspürt, wie viele Kurse<br />
in einer Bibelschule wird sie besuchen, die einzig<br />
und allein dem Inhalt und der Anwendung<br />
<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> gewidmet sind?<br />
Man müsste die Lehrpläne vieler Bibelseminare<br />
oder Bibelschulen begutachten, bevor man<br />
auch nur einen Kurs findet, der speziell für diesen<br />
Zweck vorgesehen ist. Vor der Regierungszeit<br />
<strong>des</strong> gottesfürchtigen Königs Josia war das Gesetz<br />
Gottes im Tempel für viele Jahre verlorengegangen<br />
(2.Chr. 34,14-21). Ist womöglich das Gleiche<br />
auch bei uns geschehen? Ist das Evangelium unter<br />
den Gläubigen verlorengegangen?<br />
18 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
DIE VERNACHLÄSSIGUNG<br />
DES EVANGELIUMS IN<br />
DER PREDIGT<br />
Ein vierter und letzter Grund, weshalb es an Leidenschaft<br />
für das Evangelium in den Gemeinden<br />
mangelt, ist, weil dies auch auf der Kanzel<br />
der Fall ist. Ein geistlicher Leiter ist vor allem<br />
ein <strong>Die</strong>ner am Evangelium von Christus. Das ist<br />
unsere großartige Haushalterschaft, unser Privileg<br />
und unsere Pflicht (1.Kor. 4,1; 1.Tim. 1,12;<br />
1.Pt. 1,12; 1.Kor. 9,16). Auch wenn wir irdene Gefäße<br />
sind, zerbrechlich und zerbrochen, haben<br />
wir den kostbarsten Schatz, den Himmel und<br />
Erde jemals gekannt haben (2.Kor. 4,7). Gott hat<br />
uns abgesondert, damit wir in Seiner Gegenwart<br />
wohnen. Er ruft uns dazu auf, dass wir den größeren<br />
Teil unseres Lebens dazu gebrauchen, um<br />
Seine Geheimnisse zu erkennen und sie anderen<br />
durch das gepredigte Wort zu offenbaren.<br />
Heute sind jedoch viele Prediger von ihrer Berufung,<br />
Gott zu erkennen und Ihn bekannt zu<br />
machen, abgewichen. Das Studium ist trocken,<br />
und das Gebetskämmerlein ist abgeschafft. Der<br />
geistliche Leiter ist nicht mehr ein »Mann Gottes«,<br />
sondern ein Mann <strong>des</strong> Volkes. Seine Botschaft<br />
lautet nicht mehr: »So spricht der Herr!«,<br />
sondern er kommt mit einer Botschaft, die aus<br />
Umfragen und seiner angeblichen Kenntnis über<br />
die Bedürfnisse der Gemeinde entstanden ist. Er<br />
kann nicht mit dem Propheten Elia sagen: »So<br />
wahr der HERR der Heerscharen lebt, vor dem ich stehe«<br />
(1.Kö. 18,15), und er steht auch nicht mehr vor<br />
dem Volk als jemand, der von Gott gesandt wurde<br />
(Joh. 1,6).<br />
Wir, die wir im Namen Christi dienen, sind<br />
nicht dazu berufen, geistliche Lebensberater,<br />
Moderatoren oder motivierende Redner zu sein.<br />
Wir sind Prediger! Nur weil die Welt diesen Titel<br />
lächerlich macht und es hier unzählige Scharlatane<br />
gibt, die ihnen guten Grund dazu geben, dies<br />
zu tun, bedeutet das nicht, dass wir den Mantel<br />
verachten sollen, den Christus gleichsam über<br />
uns geworfen hat (vgl. 1.Kö. 19,19). Wir sind Prediger<br />
– vor allem aber Prediger <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>.<br />
Wir dürfen uns nicht von einem geringfügigeren<br />
Ziel zur Untreue verleiten lassen, nur weil es die<br />
Anerkennung der Welt besitzt. Wir dürfen uns<br />
nicht vom Studierzimmer und dem Gebetskämmerlein<br />
weglocken lassen, sondern müssen uns<br />
selbst in der Gottesfurcht üben (1.Tim. 4,7-8). Wir<br />
müssen eifrig darin sein, uns »Gott als bewährt<br />
zu erweisen, als … Arbeiter, die sich nicht zu schämen<br />
[brauchen], [die] das Wort der Wahrheit recht [teilen]«<br />
(2.Tim. 2,15). <strong>Die</strong>s soll unsere Sorge sein, darin<br />
sollen wir leben, damit unsere »Fortschritte in allen<br />
Dingen offenbar seien« (1.Tim. 4,15)! Wir dürfen<br />
die Gnadengabe in uns nicht vernachlässigen,<br />
sondern müssen auf das öffentliche Vorlesen der<br />
Schrift, das Ermahnen und das Lehren bedacht<br />
sein (V. 13-14).<br />
Lasst uns wie einst die Apostel sein, die mit Blick<br />
auf viele andere berechtigte Bedürfnisse ausriefen:<br />
»Es ist nicht gut, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen,<br />
um bei den Tischen zu dienen … wir aber<br />
wollen beständig im Gebet und im <strong>Die</strong>nst <strong>des</strong> Wortes<br />
bleiben!« (Apg. 6,2.4). So wie die Bergarbeiter müssen<br />
wir an unsere äußersten Grenzen gehen; wie<br />
sie, die sich sogar dem Tageslicht entziehen, sich<br />
in der Dunkelheit und in tiefen Schächten durch<br />
harte Felsen graben –, damit wir die grenzenlosen<br />
Schätze <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> von Jesus Christus<br />
entdecken und diese dem Volk Gottes darlegen<br />
können. Das ist das große und einzige Mittel, um<br />
sowohl die Kanzel als auch die Gemeinde wieder<br />
zu entflammen.<br />
Aus dem Buch »<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> der <strong>Evangeliums</strong>botschaft«,<br />
3L Verlag, entnommen und gekürzt.<br />
voiceofhope.de | 19
Peter Masters<br />
Wie predigten<br />
DIE APOSTEL?<br />
20 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
Das Wort »überzeugend« markiert<br />
ein entscheiden<strong>des</strong> und oft<br />
fehlen<strong>des</strong> Element einer Predigt.<br />
Eine evangelistische, bibelzentrierte<br />
Predigt zeichnet sich durch Überzeugungskraft<br />
aus, weil diese <strong>Kraft</strong> wie ein<br />
beständiger Wind ist, der einen Baum in<br />
eine bestimmte Richtung neigt, oder wie<br />
das Salz, das den Geschmack der Mahlzeit<br />
bestimmt.<br />
Ich sage nicht, dass die Umkehr <strong>des</strong><br />
Sünders zu Christus eine direkte Folge<br />
der Überzeugungskraft und Argumentationsstärke<br />
<strong>des</strong> Predigers sei. <strong>Die</strong> Errettung<br />
ist allein das Werk <strong>des</strong> Heiligen<br />
Geistes; aber diese Tatsache bedeutet<br />
nicht, dass man sich nicht bemühen sollte,<br />
Menschen zu überzeugen, weil Gott<br />
sie ja ohne menschliche Mittel erwecken<br />
werde. <strong>Die</strong> Apostel glaubten zweifellos,<br />
dass Gott Mittel gebraucht – die Predigt<br />
und das Zeugnis <strong>des</strong> Wortes als das äußere<br />
Mittel –, während gleichzeitig der<br />
Heilige Geist das Herz bewegt, sodass<br />
der Zuhörer die Aussage der Predigt begreift.<br />
Paulus betonte, dass Prediger sich<br />
Mühe geben sollen, die Verlorenen mit<br />
Warnungen und liebevollen Aufforderungen<br />
zu überzeugen, und dass dieser<br />
nachdrückliche Ruf zum Glauben ausnahmslos<br />
an alle Sünder an allen Orten<br />
ergehen sollte.<br />
In manchen Zeiten der Kirchengeschichte<br />
ging diese Ansicht verloren,<br />
sodass die überzeugende Verkündigung<br />
ausstarb, was zu einem schlimmen<br />
geistlichen Niedergang führte. Aber<br />
bald darauf folgte wieder ein Morgendämmern<br />
der Selbstüberprüfung, und<br />
die überzeugende christuszentrierte<br />
Predigt wurde »von neuem geboren«.<br />
Ein Beispiel dafür lässt sich gegen Ende<br />
<strong>des</strong> 18. Jahrhunderts beobachten, nachdem<br />
das Feuer der »Großen Erweckung«<br />
verloschen und die Stimmen von Whitefield<br />
und den Wesleys verstummt waren.<br />
Damals war das Evangelisieren fast zum<br />
Erliegen gekommen, und ein verbissener<br />
Hypercalvinismus erstickte viele<br />
Gemeinden.<br />
Doch bald darauf hörte man, wie<br />
Andrew Fuller die Prediger zurück zum<br />
wahren Evangelium brachte – mit seinem<br />
bekanntesten Schriftstück »The<br />
Gospel Worthy of All Acceptation« (Das<br />
Evangelium, das aller Annahme wert<br />
ist). Ein Kampf entbrannte um das Thema<br />
der freien Gnade im Evangelium und<br />
um die Frage, ob Gott sich menschlicher<br />
Werkzeuge bediene, um die Verlorenen<br />
zu erreichen und zu überzeugen. Im<br />
Endeffekt ging es hauptsächlich um das<br />
Überzeugen. <strong>Die</strong> Vertreter der Auffassung,<br />
dass das Evangelium von der freien<br />
Gnade spricht und Gott sich menschlicher<br />
Werkzeuge bedient, gewannen die<br />
Oberhand. <strong>Die</strong> Folge war, dass in den Gemeinden<br />
wieder Segen und <strong>Kraft</strong> strömte<br />
und der Herr Bekehrungen bewirkte.<br />
Auch heute fehlt vielen Predigern<br />
wieder die Überzeugungskraft. Viele<br />
vermitteln die Fakten <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />
und ermahnen dabei manchmal eindringlich,<br />
aber selten mit überzeugenden<br />
Worten. Martyn Lloyd-Jones sagte<br />
einst treffend, dass sie nur die Fahne<br />
schwenkten. Sie legen die allgemeinen<br />
Wahrheiten <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> dar, versäumen<br />
es jedoch, Gottes Interesse an<br />
den Zuhörern zum Ausdruck zu bringen,<br />
unterstützende Argumente zu verwenden<br />
oder eindringlich zur Umkehr<br />
aufzufordern.<br />
DIE GRUNDLAGE<br />
DER APOSTEL<br />
<strong>Die</strong> Apostel hatten keine Hemmungen,<br />
das Evangelium der Gnade Gottes auf<br />
voiceofhope.de | 21
überzeugende Art zu verkünden. Sie glaubten,<br />
die Menschen würden durch ihre biblischen<br />
Argumente und Aufrufe überzeugt, wenn der<br />
Heilige Geist dabei wirkt. Sie sahen sich als Botschafter<br />
Gottes an, die beauftragt sind, Seine<br />
Herzens- und Geisteshaltung gegenüber verlorenen<br />
Sündern zum Ausdruck zu bringen, und<br />
so riefen sie: »So sind wir nun Botschafter für Christus,<br />
und zwar so, dass Gott Selbst durch uns ermahnt; so<br />
bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch<br />
versöhnen mit Gott!« (2.Kor. 5,20). <strong>Die</strong>ses »Ermahnen«<br />
kann nicht ohne Leidenschaft geschehen.<br />
<strong>Die</strong> Apostel bedienten sich auch nicht der<br />
Methode einiger heutiger Prediger, die Zuhörer<br />
unter dem Verdammungsurteil <strong>des</strong> Gesetzes<br />
zu erdrücken. Solche Prediger grollen, donnern<br />
und gebieten in feindseliger Weise. Paulus<br />
dagegen deckte die Sünde auf, warnte vor der<br />
Verdammnis und bat dann seine Zuhörer eindringlich,<br />
Buße zu tun. Er redete als jemand, der<br />
mit ihnen mitfühlt. <strong>Die</strong> Apostel trugen dieselbe<br />
Fackel überzeugenden, eindringlichen Bittens<br />
wie einst die Propheten und repräsentierten das<br />
Herz Gottes wie Hesekiel, als er seinen alarmierenden<br />
Appell an das Volk richtete: »Denn warum<br />
wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel? Denn Ich habe<br />
kein Gefallen am Tod <strong>des</strong>sen, der sterben muss, spricht<br />
GOTT, der Herr. So kehrt denn um, und ihr sollt leben!«<br />
(Hes. 18,31-32). Jesajas Aufruf klingt ganz ähnlich:<br />
»Kommt doch, wir wollen miteinander rechten!, spricht<br />
der HERR« (Jes. 1,18). Auch Jeremia nötigte seine<br />
Zuhörer zum Nachdenken und fragte sie immer<br />
wieder, warum sie den Herrn verlassen hatten.<br />
In seinem Gleichnis vom Weinberg rührt<br />
Jesaja die Gewissen mit anschaulichen Argumenten<br />
an. Was hätte Gott noch mehr für sie tun<br />
können (Jes. 5,4)? Warum haben sie eine solch<br />
feindselige Haltung Ihm gegenüber eingenommen?<br />
Warum haben sie Ihn lieber verachtet,<br />
anstatt Ihm zu gehorchen und die verheißenen<br />
Segnungen zu empfangen? Warum haben sie<br />
das Verderben gewählt? Welchen Fehler haben<br />
sie an Ihm gefunden?<br />
<strong>Die</strong>ses herausfordernde Predigen geschah<br />
nicht lieblos oder kritiksüchtig, denn die Prediger<br />
ermahnten und warnten mit vollem Eifer<br />
und mit ihrer ganzen Leidenschaft, die sie aufbringen<br />
konnten. Predigen wir auf diese Weise?<br />
Hierbei handelt es sich nicht etwa um manipulierende<br />
Techniken, nicht um rührselige Geschichtchen<br />
oder dramatisch-vehemente Gefühlsausbrüche.<br />
Es handelt sich auch nicht um<br />
Aufrufe, dass jetzt alle die Köpfe zum stillen Gebet<br />
senken sollten, während der Prediger bewegende,<br />
rührselige Worte ins Mikrophon flüstert.<br />
Ein überzeugender Predigtstil bringt dem denkenden<br />
Verstand geistliche, biblische Argumente<br />
nahe, und zwar in der Tat von Gefühlen<br />
motiviert, aber ohne taktischen und theatralischen<br />
Emotionalismus. Wir wollen uns dazu<br />
das Vorbild der Apostel ansehen, denn ihr Predigtstil<br />
wird gewiss jeden Zweifel über die richtige<br />
Methode aus dem Weg räumen. Ist es richtig,<br />
Argumente zu gebrauchen, »mit den Seelen<br />
zu ringen« (ein Ausdruck der Puritaner), sie zu<br />
nötigen und anzuflehen? Einige behaupten, das<br />
sei falsch; doch aus der Apostelgeschichte lernen<br />
wir etwas anderes.<br />
WIE PAULUS PREDIGTE<br />
In Apostelgeschichte 17,17 heißt es von Paulus:<br />
»Er hatte nun in der Synagoge Unterredungen mit den<br />
Juden und den Gottesfürchtigen, und auch täglich auf<br />
dem Marktplatz mit denen, die gerade dazukamen.«<br />
Das Wort, das hier mit »Unterredungen haben«<br />
übersetzt ist, bedeutet wörtlich, dass er ihnen<br />
Argumente vorlegte und seinen Zuhörern im<br />
Verlauf der Unterredung einen Beweis nach dem<br />
anderen präsentierte. Für verschiedene Arten<br />
von Zuhörern verwendete er ihnen jeweils angepasste<br />
Gedankengänge (wie er in 1. Korinther 9<br />
bestätigt), obwohl er nie Gedanken aus der säkularen<br />
Philosophie entlehnte (1.Kor. 2,4). Wenn er<br />
sich zum Beispiel an die Juden wandte, betonte<br />
Paulus, dass sie ihren verheißenen Messias verworfen<br />
hatten, und zeigte ihnen, dass sie dabei<br />
gegen die klaren Prophezeiungen der Schrift<br />
22 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
handelten. Manchmal scheint er sich als Anwalt<br />
Christi betrachtet zu haben, der einen Beweis<br />
liefern und ein Schiedsgericht überzeugen will.<br />
<strong>Die</strong>ses Unterreden bedeutet nicht, dass er einen<br />
Dialog oder eine Diskussion führte, sondern<br />
beschreibt vielmehr den Predigtstil <strong>des</strong> Apostels<br />
und die Art und Weise, wie er die Hoffnungslosigkeit<br />
der weltlichen Anschauungen aufdeckte<br />
und diesen die Überlegenheit <strong>des</strong> Heils gegenüberstellte.<br />
Vielleicht hat er die Konsequenzen<br />
der Lebensweise eines Ungläubigen aufgezeigt<br />
und diese mit dem glorreichen Ziel <strong>des</strong> Glaubens<br />
an Christus verglichen. Durch diese »argumentative«<br />
Technik forderte er die Menschen<br />
dazu auf, nachzudenken und die ewigen Dinge<br />
abzuwägen. Er hetzte und wetterte nicht, wie es<br />
heute manche tun, die einfach Fakten <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />
wie Maschinengewehrsalven auf die<br />
Zuhörer abfeuern.<br />
In Apostelgeschichte 18,13 warfen die Juden Paulus<br />
vor, dass er überredende Argumente verwendete.<br />
Sie erklärten ihn <strong>des</strong>halb für schuldig, und<br />
er wurde mit der Anklage vor den Richterstuhl<br />
<strong>des</strong> römischen Statthalters in Korinth geführt:<br />
»<strong>Die</strong>ser überredet die Leute zu einem gesetzwidrigen<br />
Gottesdienst!« Das Wort für überreden stammt von<br />
einer Zusammensetzung griechischer Wörter,<br />
wodurch wiederholt oder nachdrücklich auf eine<br />
Tatsache hingewiesen wird. <strong>Die</strong> führenden Juden<br />
waren darüber beunruhigt, dass Paulus<br />
solch überredende Argumente und solch einleuchtende<br />
Aufforderungen vorbrachte.<br />
Und damit stand Paulus nicht allein da; denn<br />
in Apostelgeschichte 18,28 lesen wir, dass Apollos<br />
dieselbe Methode praktizierte: »Er widerlegte<br />
die Juden öffentlich mit großer <strong>Kraft</strong>, indem er durch die<br />
Schriften bewies, dass Jesus der Christus ist.« Das griechische<br />
Wort, das hier mit »großer <strong>Kraft</strong>« übersetzt<br />
ist, bedeutet eigentlich auf eine gut gemeinte<br />
Art und Weise oder mit Nachdruck. In Bezug auf<br />
das Verkündigen einer Botschaft weist es darauf<br />
hin, dass der Gedankengang Überzeugungskraft<br />
hatte, weil die einzelnen Aspekte schlüssig<br />
verknüpft und gut bewiesen waren. Das Wort in<br />
diesem Vers, das mit »widerlegen« übersetzt ist,<br />
bedeutet vollständig widerlegen, völlig beweisen. Anders<br />
ausgedrückt bewies Apollos den Juden auf<br />
überzeugende Weise, »dass Jesus der Christus ist«,<br />
und dass Er der einzige Weg zum Leben ist. Der<br />
»Apollos« von heute ist der Prediger, nach <strong>des</strong>sen<br />
Predigt die Zuhörer beim Verlassen <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />
keine Argumente mehr haben, um weiterhin<br />
für diese verdorbene und vergängliche<br />
Welt zu leben.<br />
Lukas’ Bericht in Apostelgeschichte 19,8-9<br />
von Paulus’ <strong>Die</strong>nst unter den Heiden in Ephesus<br />
betont diesen Punkt wiederum: »Und er ging in die<br />
Synagoge und trat öffentlich auf, indem er drei Monate<br />
lang Gespräche führte und sie zu überzeugen versuchte<br />
von dem, was das Reich Gottes betrifft. Da aber<br />
etliche sich verstockten und sich weigerten zu glauben,<br />
sondern den Weg vor der Menge verleumdeten, trennte<br />
er sich von ihnen und sonderte die Jünger ab und hielt<br />
täglich Lehrgespräche in der Schule eines gewissen<br />
Tyrannus.« Zweifellos zeigte er denen, die nicht<br />
glaubten, wo sie wirklich standen, und verglich<br />
diesen ihren Standpunkt mit dem Glauben und<br />
der Erfahrung von Christen. Beide Standpunkte<br />
und Situationen stellte er gründlich einander<br />
gegenüber.<br />
In Apostelgeschichte 20,31 erinnerte Paulus die<br />
Ältesten von Ephesus an seinen Predigtstil und<br />
sagte: »Darum wacht und denkt daran, dass ich drei Jahre<br />
lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, jeden Einzelnen<br />
unter Tränen zu ermahnen.« Das griechische<br />
Wort für »ermahnen« bedeutet, den Verstand<br />
zurechtzuweisen, zu warnen und zu ermahnen.<br />
Daran sehen wir, dass Paulus seine Zuhörer klar<br />
darauf hinwies, welche Konsequenzen ihrem<br />
Verhalten folgen würden, wenn sie nicht Vergebung<br />
empfingen und sich bekehrten. Er predigte<br />
nicht nur das Kreuz, sondern ging noch weiter<br />
und rang mit den widerspenstigen Herzen. Zwar<br />
sind einige dieser Verse Wiederholungen, aber<br />
zusammen beweisen sie, indem sie jeden Zweifel<br />
ausräumen, dass die Überzeugungskraft und<br />
das Ringen um die Seelen zu den Markenzeichen<br />
der ersten bibeltreuen Prediger gehörten.<br />
voiceofhope.de | 23
In Apostelgeschichte 24,25 lesen wir von der<br />
bemerkenswerten Begebenheit, in der Paulus<br />
eine Anklagebank in eine Kanzel umwandelte,<br />
um das Herz eines römischen Statthalters herauszufordern.<br />
Lukas beschreibt Paulus’ charakteristische<br />
Verkündigung so: »Als er aber von<br />
Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und dem zukünftigen<br />
Gericht redete, wurde Felix von Furcht erfüllt, und<br />
er antwortete: Für diesmal kannst du gehen; wenn ich<br />
aber gelegene Zeit finde, will ich dich wieder rufen lassen!«<br />
Das mit »redete« übersetzte griechische<br />
Wort bedeutet auch diskutieren und argumentieren.<br />
Paulus verdeutlichte Felix die Torheit eines ungläubigen<br />
Lebensstils so eindrücklich, dass Felix<br />
Angst bekam. Es fand zwar offenbar kein retten<strong>des</strong><br />
Werk der Gnade an seinem Herzen statt,<br />
aber auf menschlicher Ebene wurde ihm seine<br />
Stellung vor Gott zutiefst bewusst. Das wurde<br />
nicht durch die Lautstärke der Predigt erzielt,<br />
sondern durch eine überzeugende Verkündigung<br />
der Wahrheit.<br />
Im letzten Kapitel der Apostelgeschichte sehen<br />
wir, wie der unbeirrbare Apostel immer<br />
noch bis ans Ende seines <strong>Die</strong>nstes überzeugt,<br />
argumentiert, diskutiert und auffordert. Er wurde<br />
weder nachlässig noch modifizierte er seine<br />
Methode. Es ist beachtenswert, wie Lukas die<br />
leidenschaftliche Argumentationsweise <strong>des</strong> betagten<br />
Apostels beschreibt: »Nachdem sie ihm nun<br />
einen Tag bestimmt hatten, kamen mehrere zu ihm in<br />
die Herberge. <strong>Die</strong>sen legte er vom Morgen bis zum Abend<br />
in einem ausführlichen Zeugnis das Reich Gottes dar<br />
und suchte sie zu überzeugen von dem, was Jesus betrifft,<br />
ausgehend von dem Gesetz Moses und von den Propheten«<br />
(Apg. 28,23).<br />
In seinen Briefen beschreibt Paulus seine Art<br />
<strong>des</strong> Predigens selbst, zum Beispiel in 2. Korinther<br />
5,11: »In dem Bewusstsein, dass der Herr zu<br />
fürchten ist, suchen wir daher die Menschen zu überzeugen,<br />
Gott aber sind wir offenbar; ich hoffe aber<br />
auch in eurem Gewissen offenbar zu sein.« Das Wort<br />
»überzeugen« bedeutet: durch Argumentation<br />
überreden. Es ist ein großer Unterschied, ob<br />
man lediglich einen Sachverhalt darlegt oder ob<br />
man Menschen wirklich zu überzeugen sucht.<br />
Wir haben bereits Paulus’ Aussage aus 2. Korinther<br />
5,20 angeführt, wo er sich als Botschafter<br />
Christi beschreibt, der Sünder anfleht und nötigt,<br />
zum Herrn zu kommen.<br />
DIE REFORMATIONS- UND<br />
ERWECKUNGSZEIT<br />
Wenn wir die Prediger betrachten, die Gott zur<br />
Zeit der Reformation und der Erweckungsbewegungen<br />
so vollmächtig gebraucht hat, stellen<br />
wir fest, dass auch sie diese direkte, überzeugende<br />
Art angewendet haben. Aus den Werken <strong>des</strong><br />
Puritaners Richard Baxter lernen wir, dass seine<br />
Predigten oft mit zahlreichen überzeugenden<br />
Gründen endeten, warum ein Sünder Buße tun<br />
und im Glauben zu Christus kommen sollte.<br />
<strong>Die</strong>sen Predigern war das bloße Verkünden<br />
der Fakten <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> nicht genug. Sie<br />
sagten nicht einfach: »Du bist ein Sünder und<br />
brauchst einen Retter.« Sie erklärten und bewiesen<br />
das den Leuten und beantworteten ihnen<br />
Fragen, wie zum Beispiel: Was ist Sünde? Warum<br />
ist sie falsch? Warum sollte ich dafür bestraft<br />
werden? Warum wird Gott mir ohne effektive<br />
Sühnung durch den Retter nicht vergeben? Wer<br />
ist dieser Retter? Warum sollte Er der einzige<br />
Weg sein? Inwiefern und warum ist diese Welt<br />
völlig verdorben und dem Untergang geweiht?<br />
Wenn die Prediger zu Baxters Zeiten – einem<br />
religiösen Zeitalter – ihre Zuhörer mit herausfordernden<br />
Tatsachen überzeugen mussten, wie<br />
viel mehr gilt das dann für uns, die wir in einem<br />
nichtreligiösen Zeitalter leben.<br />
Viele Predigten von C.H. Spurgeon enthalten<br />
Argumente »à la Baxter«. Solche Argumentationen<br />
haben ihren Ursprung, wie ich bereits<br />
sagte, in alttestamentlichen Aufrufen, wie zum<br />
Beispiel: »Warum wollt ihr sterben, o Haus Israel?«<br />
(Hes. 33,11). Spurgeon ruft: »Warum wollt ihr<br />
lieber gegen Gott sündigen?« Das große »Warum?«<br />
taucht in vielen verschiedenen seiner Pre-<br />
24 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
digten in unterschiedlichen Zusammenhängen<br />
auf. »Warum wollt ihr lieber sterben? Warum<br />
meint ihr, es sei besser, fern von Christus umzukommen?<br />
Warum sollte das Unglück eines<br />
fleischlichen, sündigen Lebens den Segnungen<br />
<strong>des</strong> Heils vorzuziehen sein? Warum verwerft<br />
ihr den Retter, euren einzigen Weg zu Vergebung<br />
und Leben?«<br />
Für Prediger ist es besonders ermutigend, sich<br />
vor Augen zu halten, dass die Predigt ein einzigartig<br />
wirksames Mittel für warnen<strong>des</strong> und<br />
auffordern<strong>des</strong> Überzeugen ist. Predigen hat<br />
gegenüber einem persönlichen Gespräch (und<br />
auch gegenüber dem geschriebenen Wort) bemerkenswerte<br />
Vorteile, weil es ein unpersönliches<br />
Mittel mit einem höchst persönlichen kombiniert.<br />
Der Prediger kann Dinge sagen, die man<br />
bei einem persönlichen Zeugnis kaum auszusprechen<br />
wagen würde – es sei denn, man hat<br />
eine ganz besondere Beziehung zum Zuhörer –;<br />
denn die Predigt kann wunde Punkte berühren,<br />
die schlimmste Sünde ansprechen und die unreinsten<br />
Motive <strong>des</strong> Herzens offenlegen. Doch<br />
gleichzeitig kann sie mit einem großen persönlichen<br />
Anliegen und Verlangen auffordern. All<br />
das kann sie erzielen, weil die potenziell verletzende,<br />
offensive Botschaft vor einer Menschenmenge<br />
gepredigt wird. Dadurch wird vermieden,<br />
dass die Einzelnen persönlich beleidigt und verletzt<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Predigt kann mit durchforschender und<br />
überzeugender <strong>Kraft</strong> Stolz, Eigennutz, Habgier,<br />
Arglist und unmoralische Lust ansprechen. Bei<br />
einem persönlichen Zeugnis kann man das selten<br />
tun. <strong>Die</strong> Predigt kann auch direkt mit einem<br />
Maß an Feinfühligkeit und Dringlichkeit auffordern,<br />
das bei einem persönlichen Gespräch<br />
nicht erreichbar ist. Persönliches Zeugnis und<br />
Predigt müssen offenbar zusammenwirken, um<br />
die Verlorenen zu gewinnen; doch der Prediger<br />
hat einen einzigartigen Zugang zum Verstand<br />
und Herzen <strong>des</strong> Menschen. Vielleicht kennt er<br />
keinen einzigen Anwesenden aus der Menge<br />
persönlich, und doch kommt er jedem Einzelnen<br />
näher als der engste Freund, weil die Predigt die<br />
unpersönlichste und zugleich persönlichste Sache<br />
überhaupt ist.<br />
All das bedeutet, dass Gott Predigten gebrauchen<br />
kann, um Menschen von ihrem tiefen Elend zu<br />
überführen. Weil sie sowohl Schärfe beinhalten<br />
als auch auffordernde <strong>Kraft</strong>, verdeutlichen sie<br />
den Zuhörern, dass die Errettung eine unverzichtbare<br />
Grundlage hat, nämlich echte Buße.<br />
Somit werden oberflächliche, nicht von Sünde<br />
überführte Interessierte und Heuchler gewarnt<br />
und abgehalten. Paulus nannte dies »das Ärgernis<br />
<strong>des</strong> Kreuzes« (Gal. 5,11).<br />
Hausbibelkreise können das gewöhnlich<br />
nicht leisten. Gemeinden, in denen nicht evangelistisch<br />
gepredigt wird, sondern die nur »ungezwungene«<br />
Methoden zum Gewinnen von<br />
Seelen praktizieren, können zwar Menschen<br />
»zur Errettung führen«, aber bringen auch zahlreiche<br />
falsche Bekenner hervor. Ein regelmäßiger<br />
evangelistischer Predigtdienst bewahrt<br />
davor, weil er überzeugende Wahrheiten wirksamer<br />
verkündigt. So wird das Evangelium zu<br />
einem Geruch sowohl zum Leben als auch zum<br />
Tod (2.Kor. 2,16). Bei der christuszentrierten Predigt<br />
steht die Tür der Gnade weit offen, aber die<br />
Schwelle echter Buße versperrt einem oberflächlichen<br />
Hörer den Weg.<br />
Als Zusammenfassung können wir drei praktische<br />
Hauptaspekte aufzeigen, die wir vom<br />
Predigtstil der Apostel gelernt haben: Sie hielten<br />
ausdrücklich überzeugende und leidenschaftliche<br />
evangelistische Predigten. Sie taten jedoch<br />
mehr, als nur die Fakten zu verkünden: Sie setzten<br />
aussagekräftige Argumente und Erklärungen ein.<br />
Anschließend baten sie ihre Zuhörer eindringlich<br />
und forderten sie auf, Buße zu tun und sich im<br />
Glauben auf den Herrn zu werfen, um von Ihm<br />
Vergebung und neues Leben zu empfangen. Das<br />
alles taten sie mit viel Gefühl, Eifer und auch<br />
mit mitleidvollen Warnungen. All das zu praktizieren,<br />
ist auch heute noch die Berufung <strong>des</strong><br />
Predigers.<br />
voiceofhope.de | 25
Mission<br />
DAS EVANGELIUM<br />
hat keine Grenzen<br />
UKRAINE<br />
KASACHSTAN<br />
TADSCHIKISTAN<br />
AFGHANISTAN<br />
Im Buch der Chronik wird das Geschlechtsregister<br />
Judas erwähnt. Darin fällt einem sofort<br />
Jabez ins Auge, weil mit der Erwähnung Seines<br />
Namens das Register kurz unterbrochen wird,<br />
um uns mehr über ihn erfahren zu lassen. Sogar<br />
ein Gebet von ihm ist hier aufgezeichnet. »Und Jabez<br />
rief zu dem Gott Israels und sprach: O dass Du mich<br />
reichlich segnen und meine Grenze erweitern wolltest und<br />
Deine Hand mit mir wäre und Du mich vor dem Übel bewahrtest,<br />
damit mich kein Schmerz trifft! Und Gott ließ<br />
kommen, was er gebeten hatte« (1.Chr. 4,10).<br />
Über Jabez wird nicht viel gesagt, aber etwas<br />
sticht hervor. Er bat Gott um die Erweiterung<br />
seiner Grenzen. Gott hatte den Israeliten das<br />
Land Kanaan verheißen und sie damit beauftragt,<br />
es einzunehmen. Jabez wusste, dass er<br />
diesbezüglich ganz vom Herrn abhängig war.<br />
Deshalb betete er darum, dass die Hand Gottes<br />
mit ihm sei. Der Auftrag Gottes kann immer nur<br />
in Seiner <strong>Kraft</strong> erfüllt werden. Das ist ein sehr<br />
wichtiges Anliegen, das wir als Christen haben<br />
sollten: dass sich unser Wirkungskreis erweitert<br />
und wir in der <strong>Kraft</strong> Gottes Seinen Willen tun.<br />
Gott hat uns Christen damit beauftragt, den<br />
Herrn Jesus Christus zu bezeugen. Das ist unser<br />
26 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
Anliegen. Unsere Gemeinde in Reichshof betet<br />
darum, dass der Herr uns Türen für das Evangelium<br />
öffnet, nicht nur in unserem Ort, in unserem<br />
Land, sondern auch darüber hinaus. In<br />
den vergangenen 16 Jahren durften wir unter<br />
anderem Missionare in Kasachstan, Usbekistan,<br />
Turkmenistan, Tadschikistan und Afghanistan<br />
unterstützen – nicht nur mit finanzieller Hilfe,<br />
sondern auch mit sehr vielen Bibeln und bibeltreuer<br />
Literatur und vielem mehr.<br />
Immer wieder haben wir erlebt, wie der Herr<br />
in Seiner Gnade durch treue Verkündiger Seines<br />
Wortes Menschen aus der Finsternis errettet,<br />
Gemeinden gründen lässt und wie nach einigen<br />
Jahren aus diesen Gemeinden neue Verkündiger<br />
und Missionare ausgesandt werden.<br />
AFGHANISTAN<br />
Nach über 40 Jahren gewaltsamer und zermürbender<br />
Konflikte in Afghanistan wurde der<br />
Krieg durch die Machtübernahme der Taliban<br />
am 15. August 2021 beendet. Dennoch kann man<br />
nicht von Frieden in Afghanistan sprechen. Im<br />
Gegenteil: Viele Afghanen erkannten in diesem<br />
Ereignis eine erschreckende und bedrohliche<br />
Wendung, weil sich die kulturelle Entwicklung<br />
nach dem früher geschehenen Sturz der Taliban<br />
im Jahr 2001 positiv auf die Bildungsmöglichkeiten<br />
der Bevölkerung ausgewirkt hatte. Würde<br />
jetzt alles wie vorher werden?<br />
<strong>Evangeliums</strong>verkündigung<br />
im Untergrund<br />
<strong>Die</strong>se Entwicklung war aber auch ein großer Segen<br />
vom Herrn für die Missionsarbeit in einem<br />
muslimischen Land, in dem Christen schwer<br />
verfolgt wurden (und noch werden). Denn unsere<br />
Missionare boten Kurse in Englisch, IT und<br />
Handarbeiten an, die ihnen Kontakte zu Afghanen<br />
ermöglichten und ihnen dadurch Gelegenheiten<br />
schenkten, den Afghanen – allerdings mit<br />
großer Vorsicht und viel Einfühlungsvermögen –<br />
das Evangelium zu verkündigen. Der Unterricht<br />
wurde offiziell erteilt, aber die Gespräche über<br />
das Evangelium fanden immer nur im persönlichen<br />
Rahmen statt, um niemanden zu gefährden.<br />
Jahrelang bauten sie Beziehungen zu den<br />
Einzelnen auf, deren Herzen der Herr für das<br />
Evangelium geöffnet hatte und die mehr darüber<br />
erfahren wollten, bis sich die ersten Afghanen,<br />
mit denen sie in Kontakt standen, bekehrten<br />
und ihren Glauben an Jesus Christus als den<br />
Sohn Gottes bekannten. Welch eine Gnade!<br />
Durch die Verkündigung <strong>des</strong> Wortes Gottes errettete<br />
der Herr viele Afghanen, die tief im Islam<br />
verwurzelt und geknechtet waren. Es entstanden<br />
15 kleine Hausgemeinden, in denen neubekehrte<br />
afghanische Geschwister im Wort Gottes unterwiesen<br />
und zum <strong>Die</strong>nst zugerüstet wurden.<br />
Das Evangelium<br />
ist nicht gebunden<br />
Seit zweieinhalb Jahren ist es nicht mehr möglich,<br />
durch Bildungsangebote persönliche Kontakte<br />
aufzubauen, weil die neue Regierung die<br />
Bildungsmöglichkeiten stark eingeschränkt hat.<br />
Da einige Geschwister aufgrund ihrer Missionstätigkeit<br />
zudem gesucht wurden, sind sie mit ihren<br />
Kindern aus dem Land geflohen.<br />
Dazu gehören auch die afghanischen Missionare<br />
Djamal und Jamila. Sie leben nun an einem<br />
Ort, wo ihre Familie nicht mehr die Bedrohung<br />
durch die Taliban fürchten muss. Doch auch,<br />
wenn es gerade ihren Kindern jetzt besser geht,<br />
zieht es sie dorthin zurück – zu ihren Geschwistern<br />
in der Untergrundgemeinde in Afghanistan<br />
und zu ihrem Volk, dem sie das Evangelium von<br />
dem Herrn Jesus Christus bringen möchten.<br />
Zurzeit dürfen sie afghanischen Flüchtlingen<br />
mit dem Evangelium dienen. Viele Flüchtlinge,<br />
die Afghanistan verlassen haben, sind unter diesen<br />
Umständen viel offener für das Evangelium,<br />
und der Herr hat in Seiner Souveränität auch<br />
dafür gesorgt, dass sie nun von ihren eigenen<br />
Landsleuten das kraftvolle Evangelium in ihrer<br />
eigenen Sprache hören können.<br />
voiceofhope.de | 27
Immer wieder sehen wir, dass der Herr überall<br />
Mitarbeiter in Seinen Weinberg beruft. Und<br />
wenn wir als Christen diesen Ruf ernst nehmen,<br />
werden wir nie »arbeitslos« sein, egal in welchem<br />
Land oder in welcher Situation wir uns befinden.<br />
Unter<strong>des</strong>sen berichten unsere Geschwister<br />
aus Kabul, dass die Behörden die Bevölkerung<br />
streng überwachen. Vieles, was vorher möglich<br />
war, ist heute nicht mehr möglich. Trotzdem<br />
wissen wir von ca. 60 Christen, die sich aktuell<br />
in kleinen Gruppen an verschiedenen Orten versammeln.<br />
Es ist Gottes Gnade und Treue, die die<br />
Christen in Afghanistan im Glauben bewahrt –<br />
trotz der Angst, die sie immer wieder packt. Und<br />
was noch erstaunlicher ist: Einige Gläubige haben<br />
die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen<br />
dort im Land offen für die Botschaft von<br />
Jesus Christus sind, vermutlich, weil sie »<strong>des</strong> Islam<br />
überdrüssig« geworden sind.<br />
Lasst uns für die Gemeinde unseres Herrn in Afghanistan<br />
und für die Ausbreitung <strong>des</strong> Reiches<br />
Gottes dort beten, liebe Missionsfreunde! Gott ist<br />
mächtig, Seine Gemeinde zu bewahren, und Er<br />
hat die <strong>Kraft</strong>, Menschen aus dem Reich der Finsternis<br />
und Sünde zu erretten und sie in Sein Reich<br />
<strong>des</strong> Lichts und der Gerechtigkeit zu bringen.<br />
KASACHSTAN &<br />
TADSCHIKISTAN<br />
Kasachstan ist ebenfalls ein hauptsächlich muslimisch<br />
geprägtes Land, und von Seiten der Muslime<br />
kommt erfahrungsgemäß auch die stärkste<br />
Verfolgung. <strong>Die</strong> Missionare Raschid und Ümit<br />
waren selbst Muslime, bevor der Herr sie aus<br />
Gnade errettet und in Seinen <strong>Die</strong>nst gestellt hat.<br />
Wie Djamal und Jamila zieht es sie immer wieder<br />
zu ihrem Volk – zu den Muslimen in den kasachischen<br />
Dörfern. Voller Liebe und Sorge verkündigen<br />
sie »ihren Brüdern« das Evangelium.<br />
In der Öffentlichkeit ist es meist nicht möglich,<br />
aber privat in den Häusern können sie offen darüber<br />
sprechen (wenn der Hausherr es zulässt).<br />
<strong>Die</strong> Situation in Kasachstan sieht anders aus<br />
als in Afghanistan. In Afghanistan ist die Regierung<br />
muslimisch, fördert den Islam und verfolgt<br />
alle Andersgläubigen. In Kasachstan – und auch<br />
in Tadschikistan – ist ein Großteil der Bevölkerung<br />
zwar muslimisch, aber offiziell ist nur die<br />
vom Staat kontrollierte Religionsausübung erlaubt.<br />
Konsequenzen, die den Gemeinden und<br />
auch einzelnen Christen drohen, die die Auflagen<br />
nicht erfüllen, sind Geld- oder Haftstrafen.<br />
Ein wichtiger Teil der heutigen Arbeit der<br />
Missionare ist die Zurüstung der Gläubigen für<br />
den <strong>Die</strong>nst an der Gemeinde und auch für die<br />
Evangelisation in ihrer Umgebung. Im Glauben<br />
herangereifte Männer werden durch Bibelseminare<br />
zugerüstet, um mit ihren Familien in<br />
Gebiete und Dörfer umzuziehen, in denen das<br />
Evangelium von Christus noch nicht bekannt<br />
ist. Wenn der Herr dann dort Menschen errettet,<br />
sollen diese Familien vor Ort bleiben und<br />
Gemeinden gründen. Das ist das biblische Prinzip.<br />
Paulus sagte zu seinem jungen Mitarbeiter<br />
Timotheus: »Und was du von mir gehört hast vor vielen<br />
Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, die fähig<br />
sein werden, auch andere zu lehren« (2.Tim. 2,2).<br />
Lasst uns dafür danken, dass der Herr mächtig<br />
wirkt und Menschen in Kasachstan und Tadschikistan<br />
errettet und in Seinen <strong>Die</strong>nst stellt.<br />
Lasst uns auch dafür danken, dass das Evangelium<br />
mehr und mehr in muslimische Dörfer<br />
eindringt. Und lasst uns für unsere Geschwister<br />
beten, die mutig den Muslimen die Hoffnung in<br />
Christus zeigen.<br />
UKRAINE<br />
Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon zwei<br />
Jahre an, und manche stellen sich die Frage: Was<br />
können wir für die Ukraine tun? Hat der Herr<br />
vielleicht durch diesen Krieg eine Tür für das<br />
Evangelium geöffnet?<br />
Wir sind sehr dankbar für die vielen Organisationen,<br />
die die Ukraine mit humanitärer Hil-<br />
28 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
fe unterstützen und den Menschen dort Wasser,<br />
Nahrung, Kleidung, Decken, Medikamente,<br />
Strom usw. bringen. Auch die Bun<strong>des</strong>regierung<br />
hat der Ukraine mit diesen Gütern humanitär<br />
geholfen.<br />
Was können wir tun?<br />
• Was ist unser Auftrag als<br />
Christen in der Gesellschaft?<br />
• Was können wir Christen zusätzlich tun,<br />
das sonst niemand tun würde?<br />
• Was ist das Beste, was wir tun können?<br />
Jesus sagte zum Volk: »Ich bin das Licht der Welt.<br />
Wer Mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln,<br />
sondern er wird das Licht <strong>des</strong> Lebens haben …<br />
wenn ihr nicht glaubt, dass Ich es bin, so werdet ihr in<br />
euren Sünden sterben« (Joh. 8,12.24).<br />
Das war auch Martyn Lloyd-Jones’ Sorge, als<br />
er als Assistenzarzt beim königlichen Leibarzt<br />
gute Aussichten auf eine große Karriere hatte,<br />
diese aber aufgab und Prediger wurde. »Wir verbringen<br />
die meiste Zeit damit, Menschen körperlich<br />
fit zu machen, damit sie wieder in ihre<br />
Sünde zurückkehren! Ich möchte Seelen heilen.<br />
Wenn ein Mensch einen kranken Körper hat und<br />
seine Seele ist in Ordnung, dann ist der Mensch<br />
bis zum Ende in Ordnung; aber ein Mensch mit<br />
einem gesunden Körper und einer kranken Seele<br />
ist für sechzig Jahre oder so scheinbar in Ordnung,<br />
aber dann muss er die Ewigkeit in der Hölle<br />
verbringen.«<br />
Unser Auftrag ist es, uns um die Seelen der<br />
Menschen zu kümmern. Wir wollen das tun,<br />
was die Welt nicht tut: Ihnen das Wort Gottes<br />
bringen, das ihnen das Licht <strong>des</strong> Lebens zeigt.<br />
In den letzten Jahren haben wir bereits mehrere<br />
tausend Bibeln auf Russisch und Ukrainisch in<br />
die Ukraine bringen lassen bzw. selbst gebracht.<br />
Sowohl ukrainische als auch russische Soldaten<br />
und auch die Menschen, die im Kriegsgebiet leben,<br />
haben die Bibeln gern angenommen. Ende<br />
letzten Jahres wurden wieder 1000 Bibeln in die<br />
Ukraine gebracht und dort verteilt. Wir preisen<br />
den Herrn für diese Gnade!<br />
Möge der Herr den Menschen ihre geistlichen<br />
Augen öffnen, sodass sie das Licht <strong>des</strong> Lebens erkennen<br />
und umkehren, damit sie nicht in ihren<br />
Sünden sterben!<br />
Lasst uns nicht müde werden, für diese Arbeit<br />
in der Ukraine zu beten!<br />
Namen zum Schutz der Missionare geändert.<br />
voiceofhope.de | 29
ARTHUR W. PINK<br />
<strong>Die</strong> Souveränität<br />
GOTTES<br />
WER REGIERT DAS GESCHEHEN AUF DIESER ERDE?<br />
Wer regiert heute das Geschehen auf<br />
dieser Erde – Gott oder der Teufel?<br />
Dass Gott im Himmel herrscht, wird<br />
weitgehend angenommen; dass Er aber auch<br />
über diese Welt regiert, wird nahezu überall<br />
geleugnet – wenn nicht direkt, dann indirekt.<br />
Immer mehr drängen die Menschen Gott mit<br />
ihren Philosophien und Theorien in den Hintergrund.<br />
Schauen wir uns zum Beispiel den Bereich<br />
der materiellen Dinge an. Es wird nicht nur geleugnet,<br />
dass Gott alles durch Sein persönliches,<br />
direktes Handeln erschaffen hat; es glauben auch<br />
nur noch wenige, dass Er irgendein unmittelbares<br />
Interesse daran habe, das Werk Seiner Hände<br />
zu lenken. Es wird angenommen, dass alles nach<br />
den (unpersönlichen und abstrakten) »Naturgesetzen«<br />
geordnet sei. So wird der Schöpfer<br />
aus Seiner eigenen Schöpfung verbannt. Daher<br />
brauchen wir uns nicht zu wundern, dass die<br />
Menschen Ihn mit ihren entwürdigenden Vorstellungen<br />
aus ihrem Leben ausschließen.<br />
In der gesamten Christenheit herrscht mit<br />
wenigen Ausnahmen die Theorie vor, dass der<br />
Mensch die Verfügungsgewalt über sein Schicksal<br />
habe und durch seinen »freien Willen« selbst<br />
über sein ewiges Los bestimme. Dass Satan die<br />
Schuld an einem Großteil <strong>des</strong> Bösen in der Welt<br />
trage, behaupten gern diejenigen, die viel den<br />
freien Willen propagieren, aber oft ihre eigene<br />
Verantwortung leugnen, indem sie dem Teufel<br />
das zuschreiben, was in Wirklichkeit aus ihrem<br />
eigenen bösen Herzen kommt (Mk. 7,21-23).<br />
Doch wer lenkt denn nun heute das Geschehen<br />
auf dieser Erde – Gott oder der Teufel? Schauen<br />
wir uns die Welt doch einmal in aller Ernsthaftigkeit<br />
und in ihrer Gesamtheit an. Welch<br />
ein Schauspiel der Verwirrung und <strong>des</strong> Chaos<br />
begegnet uns überall! <strong>Die</strong> Sünde greift um sich,<br />
die Gesetzlosigkeit nimmt überhand, die bösen<br />
Menschen und Betrüger treiben es »immer schlimmer«,<br />
wie es in 2. Timotheus 3,13 vorhergesagt<br />
ist. Heutzutage scheint alles aus den Fugen gera-<br />
30 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
ten zu sein. Throne knarren und wanken, uralte<br />
Dynastien werden umgestürzt, Demokratien<br />
sind im Aufruhr, die Zivilisation ist nachweislich<br />
gescheitert. Überall breiten sich Unruhen,<br />
Unzufriedenheit und Gesetzlosigkeit aus, und<br />
niemand kann sagen, wie bald der nächste Krieg<br />
losbrechen wird. <strong>Die</strong> Politiker sind verwirrt und<br />
ratlos. <strong>Die</strong> Menschen sinken fast »in Ohnmacht …<br />
vor Furcht und Erwartung <strong>des</strong>sen, was über den Erdkreis<br />
kommen soll« (Lk. 21,26). Sieht das alles so aus,<br />
als habe Gott die vollständige Kontrolle?<br />
Doch beschränken wir nun unsere Aufmerksamkeit<br />
auf den christlichen Bereich und fragen<br />
uns einmal: Wird der Christus der Bibel so verkündet,<br />
wie Er sich in der Heiligen Schrift offenbart?<br />
Leider wird Er von vielen Kanzeln verunehrt<br />
und verleugnet. Trotz vieler Bemühungen,<br />
Menschen »für Jesus zu gewinnen«, fehlt es immer<br />
mehr an wahrer Gottesfurcht.<br />
Und wie steht es um die großen Massen der<br />
Ungläubigen? Denn im Lichte der Heiligen<br />
Schrift müssen wir erkennen, dass es viele sind,<br />
die sich auf dem breiten Weg befinden, »der ins<br />
Verderben führt«, aber nur wenige auf dem schmalen<br />
Weg, »der zum Leben führt« (Mt. 7,13-14).<br />
Viele Gläubige sind verwirrt; ihr Glaube wird<br />
auf eine harte Probe gestellt. Aber was ist mit Gott<br />
Selbst? Sieht und hört Er wirklich alles? Ist Er<br />
etwa unfähig oder gleichgültig? Erscheint die<br />
Welt denn so, als sei sie von Gott regiert?<br />
Wer regiert heute das Geschehen auf dieser<br />
Erde – Gott oder der Teufel? Welchen Eindruck<br />
erhalten Weltmenschen, wenn sie gelegentlich<br />
einen Gottesdienst besuchen? Welche Vorstellungen<br />
bilden sich in denen, die sogar solchen<br />
Predigern zuhören, die noch als »rechtgläubig«<br />
gelten? Ist es nicht so, dass der Gott, an den die<br />
Christen glauben, ein enttäuschender Gott zu sein<br />
scheint? Muss dann nicht der durchschnittliche<br />
Zuhörer daraus folgern, dass der Teufel die<br />
Oberhand gewonnen habe, und dass Gott eher<br />
zu bedauern als zu verehren sei?<br />
Aber scheint nicht alles darauf hinzudeuten,<br />
dass der Teufel in der Tat viel mehr mit dem Geschehen<br />
auf der Erde zu tun habe als Gott? Das<br />
hängt ganz davon ab, ob wir im Glauben oder im<br />
Schauen wandeln.<br />
Lieber Leser, stützen sich deine Gedanken<br />
über diese Welt und die Beziehung Gottes zu<br />
ihr auf das, was du siehst? Stelle dir diese Frage<br />
ernsthaft und aufrichtig. Und wenn du ein Christ<br />
bist, hast du höchstwahrscheinlich Grund, beschämt<br />
und betrübt dein Haupt zu senken, weil<br />
du zugeben musst, dass es oft so ist. Leider wandeln<br />
wir in Wirklichkeit nur sehr wenig »im<br />
Glauben«. Doch was bedeutet es eigentlich, »im<br />
Glauben zu wandeln«? Es bedeutet, dass wir unsere<br />
Gedanken, unsere Handlungen und unser<br />
Leben durch die Heilige Schrift formen lassen,<br />
denn es »kommt der Glaube aus der Verkündigung, die<br />
Verkündigung aber durch Gottes Wort« (Röm. 10,17).<br />
Aus dem Wort der Wahrheit, und nur aus diesem,<br />
können wir lernen, in welcher Beziehung<br />
Gott zu dieser Welt steht.<br />
WAS SAGT DIE HEILIGE SCHRIFT?<br />
Wer regiert heute das Geschehen auf dieser Erde<br />
– Gott oder der Teufel? Was sagt die Heilige Schrift?<br />
Bevor wir auf die direkte Antwort auf diese Frage<br />
eingehen, sollten wir erwähnen, dass die Heilige<br />
Schrift genau das vorausgesagt hat, was wir<br />
jetzt sehen und hören.<br />
<strong>Die</strong> Prophezeiung <strong>des</strong> Judas ist im Begriff,<br />
sich zu erfüllen. Es würde uns zu weit von unserer<br />
eigentlichen Untersuchung wegführen, diese<br />
Behauptung ausführlich zu erläutern; aber was<br />
besonders auffällt, ist ein Satz aus Vers 8: »Trotzdem<br />
beflecken auch diese in gleicher Weise mit ihren<br />
Träumereien das Fleisch, verachten die Herrschaft<br />
und lästern Mächte.« Ja, sie »lästern« über die<br />
allerhöchste Macht, den »allein Gewaltigen, [den]<br />
König der Könige und [den Herrn] der Herrschenden«<br />
(1.Tim. 6,15).<br />
Wir leben in einem Zeitalter, dem alle Ehrfurcht<br />
verlorengegangen ist. Als Folge davon<br />
überrollt der Geist der Gesetzlosigkeit, der nicht<br />
voiceofhope.de | 31
mehr zurückgehalten wird (s. 2.Thess. 2,3-8) und<br />
der begierig danach verlangt, alles abzuwerfen,<br />
was den freien Lauf <strong>des</strong> Eigenwillens behindert,<br />
die Erde wie eine riesige Flutwelle, die mit<br />
reißender Gewalt alles verschlingt. <strong>Die</strong> Vertreter<br />
der heranwachsenden Generation sind die<br />
schamlosesten Missetäter, und im Verfall und<br />
Verschwinden der elterlichen Autorität haben<br />
wir einen sicheren Vorboten der Abschaffung<br />
der staatlichen Autorität. Angesichts der zunehmenden<br />
Missachtung menschlicher Gesetze<br />
und der Weigerung, »Ehre [zu geben], dem die Ehre<br />
gebührt« (Röm. 13,7), brauchen wir uns daher nicht<br />
zu wundern, dass die Anerkennung der Majestät,<br />
der Autorität, der Souveränität <strong>des</strong> allmächtigen<br />
Gesetzgebers immer mehr in den Hintergrund<br />
tritt und die Massen immer weniger Geduld mit<br />
denen haben, die darauf beharren.<br />
Wer regiert heute das Geschehen auf dieser<br />
Erde – Gott oder der Teufel? Was sagt die Heilige<br />
Schrift? Wenn wir ihren klaren und eindeutigen<br />
Erklärungen glauben, bleibt kein Raum für Ungewissheit.<br />
Immer wieder bestätigen diese, dass<br />
Gott auf dem Thron <strong>des</strong> Universums sitzt, dass<br />
das Zepter in Seinen Händen liegt und dass Er<br />
»alles wirkt nach dem Ratschluss Seines Willens« (Eph.<br />
1,11). Sie bekräftigen nicht nur, dass Gott alle<br />
Dinge geschaffen hat, sondern auch, dass Gott<br />
über alle Werke Seiner Hände herrscht und sie<br />
regiert. Sie bestätigen, dass Gott »der Allmächtige«<br />
ist, dass Sein Wille unumstößlich ist, dass Er<br />
absolut souverän ist, und zwar in jedem Bereich<br />
Seines riesigen Herrschaftsgebietes.<br />
Und so muss es auch sein. Es gibt nur zwei Alternativen:<br />
Gott muss entweder regieren oder<br />
regiert werden; herrschen oder beherrscht werden;<br />
Seinen Willen durchsetzen oder ihn von<br />
Seinen Geschöpfen durchkreuzen lassen. Wenn<br />
wir die Tatsache akzeptieren, dass Er »der Allerhöchste«<br />
ist, der allein Gewaltige, der König<br />
der Könige, ausgestattet mit vollkommener<br />
Weisheit und unermesslicher Macht, dann ist<br />
die Schlussfolgerung unausweichlich, dass Er<br />
tatsächlich – nicht nur dem Namen nach – Gott<br />
sein muss.<br />
KENNE DEINEN GOTT<br />
Angesichts <strong>des</strong>sen, was wir oben kurz erwähnt haben,<br />
müssen wir sagen: <strong>Die</strong> heutigen Bedingungen<br />
rufen laut nach einer neuen Überprüfung und einer<br />
neuen Darstellung von Gottes Allmacht, Gottes<br />
Allgenugsamkeit und Gottes Souveränität. Von<br />
jeder Kanzel im Land muss der Ruf erschallen,<br />
dass Gott noch lebt, dass Gott noch aufpasst, dass<br />
Gott noch regiert. Der Glaube befindet sich jetzt<br />
im Schmelztiegel, er wird vom Feuer geprüft, und<br />
es gibt keinen sicheren und ausreichenden Ruheplatz<br />
für Herz und Sinn außer im Thron Gottes.<br />
Was jetzt wie nie zuvor gebraucht wird, ist<br />
eine vollständige, positive, konstruktive Darlegung<br />
der Gottheit Gottes. Drastische Krankheiten<br />
verlangen nach drastischen Heilmitteln.<br />
<strong>Die</strong> Menschen sind der Plattitüden und bloßen<br />
Verallgemeinerungen überdrüssig – sie verlangen<br />
nach etwas Definitivem und Konkretem.<br />
Beruhigungssirup mag für quengelige Kinder<br />
hilfreich sein, aber ein Eisentonikum ist für Erwachsene<br />
besser geeignet. Wir kennen nichts,<br />
das besser geeignet wäre, unserem Gemüt geistlichen<br />
Schwung zu verleihen, als ein biblisches<br />
Verständnis <strong>des</strong> vollen Charakters Gottes. Es<br />
steht geschrieben: »<strong>Die</strong> Leute aber, die ihren Gott<br />
kennen, werden festbleiben und handeln« (Dan. 11,32).<br />
Zweifellos drohen uns Weltkrisen, und überall<br />
sind die Menschen aufgeschreckt. Aber nicht<br />
Gott! Er kann niemals überrascht werden. Für<br />
Ihn ist die heutige Weltlage kein unerwarteter<br />
Notfall, denn Er ist Derjenige, »der alles wirkt<br />
nach dem Ratschluss Seines Willens«. Obwohl die<br />
Welt in Panik ist, gilt für den wahren Gläubigen<br />
immer noch das Wort: »Fürchte dich nicht!« Alles<br />
ist Seiner unmittelbaren Kontrolle unterworfen;<br />
alles geschieht in Übereinstimmung mit Seinem<br />
ewigen Plan. Und <strong>des</strong>halb wissen wir, »dass denen,<br />
die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen,<br />
die nach dem Vorsatz berufen sind« (Röm. 8,28). Es<br />
muss so sein, »denn von Ihm und durch Ihn und für<br />
Ihn sind alle Dinge« (Röm. 11,36).<br />
Doch wie wenig ist dies heute selbst dem Volk<br />
Gottes bewusst! Viele Kinder Gottes nehmen an,<br />
32 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
dass Er lediglich ein weit entfernter Zuschauer<br />
sei, der nicht unmittelbar in die Geschehnisse<br />
auf der Erde eingreifen würde. Es ist wahr, dass<br />
dem Menschen eine gewisse Macht gegeben ist<br />
– aber Gott ist allmächtig. Es ist wahr, dass die<br />
materielle Welt im Allgemeinen durch Naturgesetze<br />
geregelt wird; doch hinter diesen Gesetzen<br />
steht der Gesetzgeber und Gesetzverwalter.<br />
Der Mensch ist nur das Geschöpf – Gott ist der<br />
Schöpfer. Endlose Zeitalter, bevor der Mensch<br />
das Licht der Welt erblickte, existierte schon Der,<br />
<strong>des</strong>sen Name »starker Gott« ist (Jes. 9,5). Noch vor<br />
Grundlegung der Welt machte Er Seine Pläne.<br />
Und da Er in Seiner Macht unbegrenzt ist, der<br />
Mensch aber begrenzt, können Seine Absichten<br />
und Pläne von den Geschöpfen Seiner eigenen<br />
Hände weder durchkreuzt noch vereitelt werden.<br />
NIMM IHN BEIM WORT<br />
Vieles im Leben bleibt ein tiefgreifen<strong>des</strong> Rätsel,<br />
und überall sind wir von Geheimnissen umgeben;<br />
aber wir sind nicht wie die wilden Tiere auf<br />
dem Feld – die in Unkenntnis sind über ihren Ursprung<br />
und denen das, was vor ihnen liegt, nicht<br />
bewusst ist. Nein, wir »halten … fest an dem völlig<br />
gewissen prophetischen Wort«, von dem es heißt: »ihr<br />
tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an<br />
einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der<br />
Morgenstern aufgeht in euren Herzen« (2.Pt. 1,19). Und<br />
wir tun wahrlich gut daran, auf dieses prophetische<br />
Wort zu achten – auf das Wort, das nicht aus<br />
dem Verstand oder Willen <strong>des</strong> Menschen, sondern<br />
aus dem Willen Gottes stammt. »Denn niemals<br />
wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen<br />
hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben<br />
haben die heiligen Menschen Gottes geredet« (V. 21).<br />
Ich wiederhole: Wir tun gut daran, auf dieses<br />
Wort zu achten. Wenn wir uns diesem Wort<br />
zuwenden und uns davon unterweisen lassen,<br />
entdecken wir ein fundamentales Prinzip, das<br />
auf je<strong>des</strong> Problem anwendbar ist: Statt mit dem<br />
Menschen und seiner Welt zu beginnen und von<br />
dort aus auf Gott zu schließen, müssen wir mit<br />
Gott beginnen und von Ihm aus auf den Menschen<br />
schließen und seine Probleme angehen.<br />
»Im Anfang … Gott!« (1.Mo. 1,1). <strong>Die</strong>s sind die ersten<br />
Worte der Bibel. Wende diesen Grundsatz<br />
auf die gegenwärtige Situation an.<br />
Wenn man bei der Welt, wie sie heute ist, beginnt<br />
und versucht, auf Gott rückzuschließen,<br />
wird alles darauf hindeuten, dass Er überhaupt<br />
keine Verbindung zur Welt zu haben scheint.<br />
Aber wenn man bei Gott beginnt und sich dann<br />
die Welt anschaut, dann wird Licht, viel Licht,<br />
auf das Problem geworfen. Weil Gott heilig ist,<br />
entbrennt Sein Zorn gegen die Sünde; weil Gott<br />
gerecht ist, treffen Seine Gerichte diejenigen, die<br />
sich gegen Ihn auflehnen; weil Gott (Seinen Gerichtsankündigungen)<br />
treu ist, erfüllen sich die<br />
heiligen Drohungen Seines Wortes; weil Gott<br />
allmächtig ist, kann Ihm niemand erfolgreich widerstehen,<br />
geschweige denn Seinen Ratschluss<br />
zunichte machen; und weil Gott allwissend ist,<br />
kann Ihn kein Problem überwältigen und keine<br />
Schwierigkeit Seine Weisheit vereiteln.<br />
Gerade weil Gott der ist, der Er ist, und weil Er<br />
das ist, was Er ist, sehen wir jetzt auf der Erde, was<br />
wir angerichtet haben – den Beginn Seiner ausgegossenen<br />
Strafgerichte. Angesichts Seiner unbeugsamen<br />
Gerechtigkeit und unbefleckten Heiligkeit<br />
konnten wir gar nichts anderes erwarten<br />
als das, was sich jetzt vor unseren Augen abspielt.<br />
Aber es sei mit allem Nachdruck gesagt, dass<br />
das Herz nur dann auf der glückseligen Wahrheit<br />
der absoluten Souveränität Gottes ruhen<br />
und sich daran erfreuen kann, wenn es im Glauben<br />
wandelt. Glaube ist immer auf Gott ausgerichtet.<br />
Das ist das Wesen <strong>des</strong> Glaubens; das ist<br />
es, was ihn von der verstan<strong>des</strong>mäßigen Theologie<br />
unterscheidet. Glaube hält standhaft aus,<br />
weil »er … sich an den Unsichtbaren [hält], als sähe er<br />
Ihn« (Hebr. 11,27). Er hält die Enttäuschungen, die<br />
Nöte und den Kummer <strong>des</strong> Lebens aus, weil er<br />
erkennt, dass alles aus der Hand <strong>des</strong>sen kommt,<br />
der zu weise ist, um zu irren, und zu liebevoll, um<br />
unfreundlich zu sein. Aber solange wir uns mit<br />
etwas anderem beschäftigen als mit Gott Selbst,<br />
wird es weder Ruhe für das Herz noch Frieden<br />
voiceofhope.de | 33
für das Gemüt geben. Wenn wir aber alles, was in<br />
unser Leben eintritt, als von Seiner Hand kommend<br />
annehmen, dann werden wir, ungeachtet<br />
unserer Umstände oder unserer Umgebung – ob<br />
wir uns in einer Bruchbude befinden, in einem<br />
Gefängnis oder auf einem Scheiterhaufen – die<br />
<strong>Kraft</strong> bekommen, zu sagen: »<strong>Die</strong> Messschnüre sind<br />
mir in einer lieblichen Gegend gefallen« (Ps. 16,6).<br />
Doch das ist die Sprache <strong>des</strong> Glaubens, nicht die<br />
<strong>des</strong> Sehens oder der Empfindungen.<br />
Aber wenn wir uns nicht dem Zeugnis der<br />
Heiligen Schrift beugen, wenn wir nicht im<br />
Glauben wandeln, sondern den Beweisen unserer<br />
Augen folgen und daraus unsere Schlüsse<br />
ziehen, werden wir in einen Sumpf <strong>des</strong> faktischen<br />
Unglaubens fallen. Oder wenn wir uns von<br />
den Meinungen und Ansichten anderer leiten<br />
lassen, ist es mit unserem Frieden vorbei. Gewiss,<br />
es gibt vieles in dieser Welt der Sünde und<br />
<strong>des</strong> Leidens, das uns bestürzt und traurig macht.<br />
Gewiss, es gibt vieles im Handeln der Vorsehung<br />
Gottes, das uns erschreckt und erschüttert. Doch<br />
das ist kein Grund, dass wir uns mit dem ungläubigen<br />
Weltmenschen vereinen, der sagt: »Wenn<br />
ich Gott wäre, würde ich dies nicht zulassen und<br />
jenes nicht dulden«, usw. Es ist viel besser, angesichts<br />
der verwirrenden Rätsel mit einem der<br />
alten Glaubenshelden zu sagen: »Ich schweige und<br />
tue meinen Mund nicht auf; denn Du hast es getan« (Ps.<br />
39,10). <strong>Die</strong> Heilige Schrift sagt uns, dass die Gerichte<br />
Gottes »unergründlich« und Seine Wege<br />
»unausforschlich« sind (Röm. 11,33). Das muss<br />
auch so sein, wenn der Glaube geprüft, das Vertrauen<br />
in die Weisheit und Gerechtigkeit Gottes<br />
gestärkt und die Unterordnung unter Seinen<br />
heiligen Willen gefördert werden soll.<br />
Hier liegt der wesentliche Unterschied zwischen<br />
dem Mann <strong>des</strong> Glaubens und dem Mann<br />
<strong>des</strong> Unglaubens. Der Ungläubige ist »aus der Welt«<br />
(1.Joh. 4,5), beurteilt alles nach weltlichen Maßstäben,<br />
betrachtet das Leben vom Standpunkt<br />
der Zeit und <strong>des</strong> Verstan<strong>des</strong> aus und wägt alles<br />
in den Waagschalen seiner eigenen fleischlichen<br />
Vorstellungen ab. Doch der Mann <strong>des</strong> Glaubens<br />
rechnet mit Gott, betrachtet alles von Seinem<br />
Standpunkt aus, schätzt die Werte nach geistlichen<br />
Maßstäben und betrachtet das Leben im<br />
Licht der Ewigkeit. Auf diese Weise nimmt er alles,<br />
was kommt, aus der Hand Gottes. Dadurch<br />
ist sein Herz inmitten <strong>des</strong> Sturms ruhig. Indem<br />
wir so leben, »rühmen [wir] uns der Hoffnung auf die<br />
Herrlichkeit Gottes« (Röm. 5,2).<br />
GOTTES GEDANKEN SIND HÖHER ALS UNSERE GEDANKEN<br />
Es ist mir wohl bewusst, dass all das, was hier<br />
niedergeschrieben ist, in offenem Widerspruch<br />
zu einem Großteil der Lehren steht, die sowohl<br />
in der »christlichen« Literatur als auch auf den<br />
offiziellen Kanzeln <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> verbreitet werden.<br />
Ich gebe offen zu, dass die Lehre der Souveränität<br />
Gottes mit all ihren Konsequenzen im<br />
direkten Gegensatz zu den Meinungen und Gedanken<br />
<strong>des</strong> natürlichen Menschen steht. Aber es<br />
ist die Wahrheit. Wir sind von Natur aus nicht in<br />
der Lage, über diese Dinge nachzudenken. Wir<br />
sind unfähig, Gottes Charakter und Wege richtig<br />
einzuschätzen. Und gerade <strong>des</strong>halb hat uns Gott<br />
Seine Gedanken offenbart, und in dieser Offenbarung<br />
erklärt Er deutlich: »Meine Gedanken sind<br />
nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht Meine<br />
Wege, spricht der HERR; sondern so hoch der Himmel<br />
über der Erde ist, so viel höher sind Meine Wege als eure<br />
Wege und Meine Gedanken als eure Gedanken« (Jes.<br />
55,8-9). Angesichts dieser Schriftstelle ist es nur<br />
zu erwarten, dass ein großer Teil <strong>des</strong> Inhalts der<br />
Bibel in Konflikt steht mit den Empfindungen <strong>des</strong><br />
fleischlichen Verstan<strong>des</strong>, der ein Feind Gottes ist.<br />
Ich berufe mich also nicht auf die populären<br />
Aussagen unserer Zeit, auch nicht auf die Meinungen<br />
der Kirchen, sondern auf das Gesetz und<br />
Zeugnis unseres Herrn. Alles, worum ich bitte,<br />
ist eine objektive und sorgfältige Prüfung <strong>des</strong>sen,<br />
was ich geschrieben habe, und zwar unter<br />
Gebet und im Licht der Leuchte der Wahrheit.<br />
Möge der Leser die göttliche Ermahnung beherzigen:<br />
»Prüft alles, das Gute behaltet!« (1.Thess. 5,21).<br />
Entnommen aus dem Buch »The Sovereignty of God«.<br />
Übersetzt von Voice of Hope <strong>2024</strong>.
eine familie mit<br />
gott im zentrum<br />
VOH-KONFERENZ <strong>2024</strong><br />
Am 11. – 12. Oktober in Wuppertal<br />
THEMEN<br />
Sei ein echter Mann!<br />
Was ist ein geistlicher Ehemann und Vater?<br />
Kostbarer als Juwelen<br />
Was ist eine tugendhafte Ehefrau und Mutter?<br />
Gewinne sie für Jesus<br />
Kinderherzen in der Furcht Gottes erziehen<br />
REFERENTEN<br />
Wie erziehe ich Kinder<br />
zur Verantwortung?<br />
Ein Interview mit Mary Beeke<br />
Ein Leben zur Ehre Gottes<br />
Als Single – besonnen,<br />
keusch und produktiv<br />
HIER ZUR<br />
ANMELDUNG<br />
Joel R. Beeke<br />
Mary Beeke<br />
(Interview)<br />
Peter Krell<br />
André Töws<br />
WAS DICH AUF DIESER KONFERENZ ERWARTET<br />
• Vier Vorträge und ein Interview mit Mary Beeke<br />
• Musikalische Umrahmung von dem<br />
Soli Deo Gloria Chor und Sinfonieorchester<br />
• Warme Speisen, Snacks und Getränke<br />
• Exklusive Buchvorstellungen<br />
• Büchertisch mit einem breiten Angebot an<br />
ausgewählten Büchern<br />
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(Neuerscheinungen zum Thema)<br />
• Ein unvergleichliches Erlebnis durch<br />
das Ambiente und die Akustik<br />
voiceofhope.de | 35
Mary Beeke<br />
LOS GEHT’S<br />
Ein Auszug aus dem Buch<br />
36 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong><br />
»Lehre sie zu arbeiten«.
Manche Kinder sind von morgens bis abends aktiv;<br />
<strong>des</strong>halb müssen ihre Eltern deren Energie in eine<br />
produktive Richtung lenken. Bei anderen Kindern<br />
scheint ständig die Handbremse angezogen zu sein, sodass<br />
ihre Eltern Wege finden müssen, ihr Tempo zu beschleunigen.<br />
<strong>Die</strong> meisten Kinder haben eine Vorliebe für bestimmte Arbeiten<br />
und eine Abneigung gegen andere. Je<strong>des</strong> Kind ist einzigartig.<br />
Aber unabhängig von seiner Persönlichkeit muss je<strong>des</strong><br />
Kind lernen, sowohl angenehme als auch unangenehme Aufgaben<br />
zu erledigen. Kinder haben Vorlieben, die sich bis ins Erwachsenenalter<br />
fortsetzen; aber Charaktereigenschaften sind<br />
nicht in Zement gegossen. Wir können unseren Kindern beibringen,<br />
wie sie ihre Schwächen ausgleichen können, indem<br />
wir sie anleiten, ihre Stärken zu nutzen. Es ist eine spannende<br />
Reise, auf der sie ihre besonderen Talente entdecken. Um sie<br />
auf diesem Weg erziehen und begleiten zu können, brauchen<br />
wir die Hilfe Gottes.<br />
LEG EINFACH LOS<br />
Admiral William McRaven, ein ehemaliger Navy SEAL und<br />
pensionierter Kommandeur <strong>des</strong> US Special Operations Command,<br />
hielt 2014 vor Absolventen der University of Texas folgende<br />
Rede:<br />
»Wenn du die Welt verändern willst, fang damit an, dein<br />
Bett zu machen. Wenn du jeden Morgen dein Bett machst,<br />
hast du deine erste Aufgabe <strong>des</strong> Tages schon erfüllt. Das<br />
wird dich vielleicht ein kleines bisschen stolz machen und<br />
ermutigen, eine weitere Aufgabe zu erledigen und dann<br />
noch eine und noch eine. Am Ende <strong>des</strong> Tages werden aus der<br />
einen erledigten Aufgabe viele weitere erledigte Aufgaben<br />
geworden sein. Wenn du dein Bett machst, beweist das die<br />
Tatsache, dass auch kleine Dinge in deinem Leben zählen.<br />
Wenn du kleine Dinge nicht richtig machen kannst, wirst<br />
du nie in der Lage sein, große Dinge richtig zu machen. Und<br />
wenn du einmal einen schlechten Tag hast, wirst du nach<br />
Hause kommen und wenigstens ein gemachtes Bett vorfinden,<br />
das du gemacht hast. Und ein gemachtes Bett ist eine<br />
Ermutigung, dass es morgen besser laufen wird.« 1<br />
1 Texas Exes, »University of Texas at Austin 2014 Commencement Address –<br />
Admiral William H. McRaven«, YouTube<br />
voiceofhope.de | 37
Warum wurde diese Rede über 18 Millionen Mal<br />
aufgerufen? Admiral McRavens Äußerungen<br />
klingen nicht nur wahr, sondern ermutigen uns<br />
auch. Er erinnert uns daran, dass sich alles Weitere<br />
ergibt, wenn wir nur erst einmal anfangen.<br />
Unser Verstand ist am Arbeiten. Wir erledigen<br />
die erste Aufgabe und machen mit der nächsten<br />
weiter. Wir haben das Gefühl, etwas erreicht zu<br />
haben, auch wenn es noch so wenig ist, und suchen<br />
dann nach mehr. Admiral McRaven inspiriert<br />
uns dazu, die großen Dinge zu erreichen,<br />
indem wir fleißig die kleinen Dinge tun. Wir tun<br />
unseren Kindern einen Gefallen, wenn wir dafür<br />
sorgen, dass sie diese Erfahrung machen.<br />
In der Physik befasst sich das erste der drei Newtonschen<br />
Gesetze, in dem Newton die Grundsätze<br />
der Bewegungslehre formuliert, mit der<br />
Trägheit eines Körpers. <strong>Die</strong> Trägheit im Zustand<br />
der Ruhe bedeutet, dass ein ruhen<strong>des</strong> Objekt in<br />
Ruhe bleibt, bis eine andere <strong>Kraft</strong> darauf einwirkt.<br />
<strong>Die</strong> Trägheit der Bewegung bedeutet,<br />
dass ein sich bewegen<strong>des</strong> Objekt in konstanter<br />
Geschwindigkeit bleibt, bis eine andere <strong>Kraft</strong><br />
darauf einwirkt. Und die Trägheit der Richtung<br />
bedeutet, dass ein Objekt sich so lange in<br />
die gleiche Richtung bewegt, bis eine <strong>Kraft</strong> seine<br />
Richtung ändert. 2 Wir können das auch auf<br />
die Arbeit anwenden. Ein Kind, das sich nicht<br />
bewegt bzw. das ruht, will vielleicht nicht arbeiten.<br />
Aber eine <strong>Kraft</strong> (Papa oder Mama) bringt es<br />
dazu, mit der Arbeit zu beginnen. Sobald es sich<br />
erst in Bewegung gesetzt hat, sind die Aussichten<br />
gut – es hat einen Impuls. Das Kind wird in<br />
der richtigen Richtung weitermachen und seine<br />
Aufgabe erfüllen, bis sie beendet ist oder es<br />
durch etwas unterbrochen wird.<br />
Welche Kräfte behindern die »Trägheit«<br />
der Arbeit, und wie können wir diese<br />
Hindernisse überwinden?<br />
2 Jennifer Betts, »Examples of Inertia«<br />
(Beispiele der Trägheit), Your Dictionary<br />
Jammern ist eines davon: »Ich bin müde.« Wie<br />
bekämpft man das Jammern? Zeige kein Mitleid.<br />
Reagiere mit Worten wie: »Wir haben gerade erst<br />
unseren Urlaub beendet, Drew. Du bist gut ausgeruht.<br />
Wir werden das Wohnmobil gemeinsam<br />
ausladen.« Kinder quengeln, weil sie bemerkt<br />
haben, dass dies funktioniert. Wenn sie jedoch<br />
lernen, dass sie für das Quengeln mit mehr Arbeit<br />
»belohnt« werden, geben sie es bald auf.<br />
Drew wird lernen, sich nicht mit der Ausrede<br />
»Ich habe keine Lust zu arbeiten« aufzuhalten.<br />
Er wird zu der Einstellung übergehen: »Ich werde<br />
arbeiten.« Schließlich wird er zur Erkenntnis<br />
gelangen: »Arbeit ist gut.«<br />
Auch Ablenkungen behindern die Arbeit. Sally<br />
schaut zum Beispiel ständig auf ihr Handy,<br />
was ihren Gedankengang unterbricht und ihre<br />
Produktivität verringert. Was auch immer die<br />
Ablenkung ist, sie muss beseitigt oder minimiert<br />
werden. Warum versuchst du nicht, das Objekt<br />
der Ablenkung als Belohnung einzusetzen? Sag<br />
einfach, ohne zu klagen, und während du positiv<br />
bleibst: »Sally, ich weiß, dein Handy ist wichtig<br />
für dich, aber es stört deine Arbeit, und du<br />
brauchst dadurch für alles länger. Wir werden es<br />
beiseitelegen, uns auf die Aufgabe konzentrieren,<br />
und dann kannst du eine Pause machen und<br />
nach deinem Handy sehen.« Eine aufgeschobene<br />
Belohnung ist eine Lektion, die Kinder lernen<br />
müssen, um zu reifen.<br />
Als jemand, der Aufgaben gern vor sich<br />
herschiebt, konnte ich mich immer mit dem<br />
Sprichwort identifizieren: »Eine angefangene<br />
Arbeit ist halb erledigt.« Erst als ich dieses Buch<br />
schrieb, wurde mir klar, dass ich dieses Sprichwort<br />
falsch verstanden hatte. Aber ich bleibe bei<br />
meiner Version. Wir fürchten uns vielleicht vor<br />
einer Aufgabe, was dazu führt, dass wir sie hinausschieben.<br />
Aber wenn wir einfach loslegen,<br />
sind wir schon auf dem richtigen Weg. Unsere<br />
Gedanken sind in Bewegung. Ein Schritt nach<br />
dem anderen, genau wie beim Besteigen eines<br />
Berges. Denk nicht darüber nach, wie groß die<br />
Aufgabe ist, sondern setz einfach einen Fuß vor<br />
den anderen.<br />
38 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
Der Einstieg in die Arbeit kann wie ein<br />
Sprung ins kalte Wasser sein. Am Anfang ist es<br />
ein unangenehmer Schock, aber wenn man wie<br />
verrückt schwimmt, gewöhnt man sich schnell<br />
an das Wasser – und empfindet es dann sogar<br />
als erfrischend. Versichere deinem Kind, dass<br />
der Einstieg in eine Aufgabe eine Herausforderung<br />
sein kann; aber wenn es erst einmal angefangen<br />
hat und mit Eifer arbeitet, wird es voller<br />
Energie sein!<br />
VORWÄRTSBEWEGUNG<br />
Wenn du einmal angefangen hast, dann bleibe in<br />
Bewegung. Selbst langsame Bewegung ist besser<br />
als gar keine. Eine Geschwindigkeit von einem<br />
Kilometer pro Stunde mal zehn Stunden bringt<br />
dich zehn Kilometer weit. Aber mit null Kilometern<br />
pro Stunde mal zehn Stunden bist du genau<br />
da, wo du vorher warst. Natürlich ist es besser,<br />
sich schneller zu bewegen, und das wird auch geschehen,<br />
wenn unsere Kinder die Aufgaben besser<br />
beherrschen.<br />
Kinder müssen die Weisheit der Fabel »<strong>Die</strong><br />
Schildkröte und der Hase« verinnerlichen.<br />
Der Hase machte sich über die Schildkröte<br />
lustig, weil sie langsam war. Daraufhin forderte<br />
die Schildkröte ihn zu einem Wettlauf<br />
heraus. Der Hase lief los und machte sich mit<br />
seinen großen Sprüngen weiterhin über die<br />
Schildkröte lustig. Kurz vor dem Ziel entschloss<br />
er sich, ein Nickerchen zu machen,<br />
denn die Sprünge hatten ihn müde gemacht.<br />
<strong>Die</strong> Schildkröte dagegen trottete unaufhörlich<br />
weiter, vorbei an dem schlafenden Hasen.<br />
Erst als die Schildkröte das Ziel erreicht hatte<br />
und die Zuschauer jubelten, erwachte der<br />
Hase. <strong>Die</strong> Schildkröte hatte gewonnen.<br />
Was ist die Lektion daraus? Ausdauern<strong>des</strong> Arbeiten<br />
führt zum Ziel. Beständigkeit ist besser<br />
als gelegentliche Arbeit.<br />
Ich unterhielt mich einmal mit einer Dame, als<br />
ich im Lebensmittelgeschäft in einer Schlange<br />
stand. Sie erzählte mir, wie sie ihren Enkel erziehe.<br />
Sie wollte sicherstellen, dass er ein guter<br />
Arbeiter wird. »Ich sage ihm, er soll den Küchentisch<br />
abwischen. Dann sage ich ihm, er soll es<br />
noch einmal tun. Ich will ihm beibringen, sich<br />
stets zu beschäftigen.« Ich habe viele Male über<br />
dieses Gespräch nachgedacht. Ich würde es nur<br />
ein bisschen abändern. Unseren eigenen Kindern<br />
habe ich immer gesagt: »Wir sind im ›Was<br />
kommt als Nächstes‹-Modus. Wir haben einen<br />
Haufen kleiner Aufgaben zu erledigen; also<br />
kommt einfach immer wieder zu mir, um nach<br />
der nächsten Aufgabe zu fragen. Hört nicht auf,<br />
bis wir fertig sind.« Der Vater einer fleißigen Familie,<br />
den ich interviewte, sagte seinen Kindern:<br />
»Wenn ihr eure Mutter arbeiten seht, solltet ihr<br />
nicht entspannen.« Eine andere Familie lehrte<br />
ihre Kinder: »Schaut euch um. Wenn ihr etwas<br />
seht, das getan werden muss, dann tut es.«<br />
Im Werkunterricht der Schule haben wir mit<br />
einem Drehmomentschlüssel gemessen, wie fest<br />
eine Schraube angezogen war. Das Drehmoment<br />
ist eine <strong>Kraft</strong>, die mithilfe eines Hebelarms einen<br />
drehbaren Körper, wie zum Beispiel die Schraube,<br />
dreht. Wenn wir ein Drehmoment erzeugen,<br />
indem wir unsere Arbeit treu und beständig verrichten<br />
und unseren Kindern zeigen, wie es geht,<br />
werden sie sich viel leichter bewegen und können<br />
sich eine gute Arbeitsweise zur Gewohnheit<br />
machen. Mit anderen Worten: Gehe mit gutem<br />
Beispiel voran und zeige deinen Kindern, wie<br />
man »einfach weitermacht«.<br />
In den meisten Familien mit mehreren Kindern<br />
scheint sich im Laufe der Jahre ein Wandel zu<br />
vollziehen. Mama und Papa beginnen mit idealistischen<br />
Zielen und verlangen von den älteren<br />
Kindern, dass sie fleißig arbeiten. Aber allmählich<br />
lassen sie ihre Anforderungen an die jüngeren<br />
Kinder sinken. <strong>Die</strong> älteren Kinder ziehen<br />
aus, und wenn sie zu Besuch kommen, fragen<br />
sie: »Hey, warum müssen unsere jüngeren Geschwister<br />
nicht so viel arbeiten wie wir damals?«<br />
voiceofhope.de | 39
<strong>Die</strong> Eltern sind überrascht, denn der Wandel geschah<br />
langsam und unmerklich. Ich kann nur<br />
sagen, dass wir, wenn wir uns dieser Tendenz<br />
bewusst sind, daran arbeiten können, sie zu verhindern<br />
und uns durchgehend um Ausgewogenheit<br />
zu bemühen.<br />
ENTSCHEIDEN<br />
UND HANDELN<br />
Meine persönlichen Schwächen im Bereich der<br />
Arbeit werden in diesem Kapitel und vor allem<br />
in diesem Abschnitt beschrieben. Ich bin<br />
kein Mensch, der mit angezogener Handbremse<br />
fährt; aber statt<strong>des</strong>sen drehen meine Räder<br />
manchmal durch, während ich auf der Stelle<br />
stehe. Ich bin aktiv, aber nicht produktiv. Das<br />
liegt an meiner Neigung, Vorhaben aufzuschieben,<br />
und an meiner Unentschlossenheit. Daher<br />
weiß ich, wie wichtig es ist, dieses Problem bei<br />
uns selbst und bei unseren Kindern anzugehen.<br />
(Impulsivität ist das andere Extrem, und auch<br />
das kann ein Problem sein.) Wie finden wir also<br />
das rechte Gleichgewicht? Das Gebet um die<br />
Führung Gottes ist unser erster Schritt. Er lädt<br />
uns ein, Ihn um Hilfe für jeden kleinsten Bereich<br />
unseres Lebens zu bitten. »… erkenne Ihn auf allen<br />
deinen Wegen, so wird Er deine Pfade ebnen« (Spr. 3,6).<br />
Was auch immer wir zu tun haben, wir besprechen<br />
die anstehenden Aufgaben mit unseren<br />
Kindern, entscheiden uns für eine Vorgehensweise<br />
und führen den Plan aus, wobei wir darauf<br />
achten, dass wir die Arbeit bis zum Abschluss im<br />
Auge behalten.<br />
Das klingt so einfach. Warum ist es das aber<br />
nicht? Weil wir zögern. Und warum zögern wir?<br />
Wir alle haben unterschiedliche Gründe. Sowohl<br />
wir als auch unsere Kinder müssen prüfen, was<br />
unsere persönlichen Hindernisse sind, und diese<br />
müssen wir in Angriff nehmen. Verlieren wir<br />
uns in den Einzelheiten? Fühlen wir uns überfordert?<br />
Sind wir faul? Denken wir: »Ich kann<br />
das nicht«, auch wenn wir es können und tun<br />
müssen? Sind wir zu zaghaft?<br />
Wir müssen herausfinden, was unseren Kindern<br />
hilft, ihre Aufgaben zu erledigen. Janelle<br />
schätzt es, eine Aufgabe mit ihrer Mutter zu<br />
besprechen und sich über die beste Vorgehensweise<br />
auszutauschen. Chris braucht eine klare<br />
und deutliche Erklärung seiner Aufgabe sowie<br />
entsprechende Konsequenzen, wenn er die Arbeit<br />
gut oder schlecht macht. Anderson arbeitet<br />
am besten, wenn er weiß, was von ihm verlangt<br />
wird, und wenn er selbstständig arbeiten kann.<br />
Geschichten von Glaubensvorbildern inspirieren<br />
unsere Kinder zur Arbeit.<br />
Liebe Mütter und Väter, ihr kennt eure Kinder<br />
besser als jeder andere (außer Gott natürlich).<br />
Gemeinsam mit Ihm könnt ihr die individuellen<br />
Charakterzüge eurer Kinder herausfinden und<br />
sie auf ihrem Weg zu guten Arbeitern fördern.<br />
BRING ZU ENDE,<br />
WAS DU BEGONNEN HAST<br />
Der Vater einer meiner Freundinnen verlangte<br />
klugerweise von seinen Kindern, dass sie je<strong>des</strong><br />
angefangene Projekt zu Ende bringen, bevor sie<br />
mit dem nächsten weitermachen. Das ist eine<br />
großartige Lektion. Ich wünschte, ich hätte mehr<br />
davon in die Tat umgesetzt. Es ist wunderbar,<br />
wenn unsere Kinder große Träume haben, wenn<br />
sie ein Baumhaus bauen oder ein Haustier halten<br />
oder ein Bild malen wollen. Es ist großartig,<br />
wenn sie ihre Kreativität ausleben und sich mit<br />
ihren Interessen beschäftigen. Das wollen wir<br />
natürlich fördern. Aber Kinder können sehr impulsiv<br />
sein. Es liegt in ihrer Natur, dass sie am<br />
Anfang aufgeregt sind, ihnen dann aber die Luft<br />
ausgeht, wenn sie sich langweilen, weil es länger<br />
dauert, als sie erwartet haben.<br />
Wir tun ihnen einen Gefallen, wenn wir<br />
mit ihnen im Voraus die Kosten überschlagen.<br />
»Wenn wir uns einen Hund anschaffen, wirst<br />
du ihn dann jeden Tag füttern, ihn bei Bedarf<br />
rauslassen und mit ihm spazieren gehen, auch<br />
im Winter?« – »Wenn du dein Geld für Kunstzubehör<br />
ausgibst, bleibst du dann so lange da-<br />
40 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
ei, bis du es fertig hast?« Wenn sie Ja sagen,<br />
haben sie ihr Wort gegeben. Wenn sie sich beschweren<br />
oder nachlässig werden, ermahnen<br />
wir sie zum Durchhalten. Wenn sie mit einem<br />
neuen Projekt beginnen wollen, müssen sie zuerst<br />
das vorherige fertigstellen. <strong>Die</strong> Vorstellung<br />
<strong>des</strong> fertigen Werkes ist ein guter Anreiz, um<br />
durchzuhalten.<br />
Emily wollte einen Sommerjob in einer nahe<br />
gelegenen Gärtnerei annehmen und dort die<br />
Pflanzen gießen. Es war nicht so aufregend,<br />
wie sie erwartet hatte; also wollte sie kündigen.<br />
Aber ihre Mutter ermutigte sie dazu, den ganzen<br />
Sommer durchzuhalten. So lernte Emily, zu<br />
ihren Verpflichtungen zu stehen. Wenn unsere<br />
Kinder diese Lektion im jungen Alter anhand<br />
von kleineren Verpflichtungen lernen, werden<br />
sie auch im Erwachsenenalter zu ihrem eigenen<br />
Wort stehen. »Euer Ja soll ein Ja sein, und euer Nein<br />
ein Nein« (Jak. 5,12).<br />
Zusammenfassend können wir sagen: Wir dürfen<br />
darauf vertrauen, dass unsere Kinder mit<br />
Hilfe von Gebet, Gottes Weisheit und unserem<br />
guten Vorbild, verbunden mit Ermutigung und<br />
Geduld, zu motivierten Arbeitern heranwachsen,<br />
die sich für die anstehenden Aufgaben begeistern<br />
und auch bei unangenehmen Aufgaben<br />
durchhalten, die ihre Stärken herausfinden und<br />
ihre Schwächen verbessern, die Verantwortung<br />
übernehmen, um gute Arbeit zu leisten, und dabei<br />
gewissenhaft sind. Es kann Jahre, ja sogar<br />
Jahrzehnte dauern, bis wir an diesem Punkt angelangt<br />
sind, aber deine Kinder werden dir für<br />
deine Beharrlichkeit und deine Gebete danken,<br />
wenn sie erleben, dass sich harte Arbeit auszahlt.<br />
Fragen zum Studium<br />
1. 4.<br />
2.<br />
3.<br />
Welchen Effekt hat der Impuls<br />
(der Bewegungszustand einer Masse)<br />
bei der Arbeit? Schildere einige<br />
Erfahrungen, die du persönlich oder<br />
mit deinen Kindern gemacht hast.<br />
Definiere das Trägheitsgesetz mit Bezug<br />
auf unterschiedliche Bewegungszustände<br />
einer Masse. Wie hängt dies mit der<br />
Arbeit unserer Kinder zusammen?<br />
Welche Hindernisse beeinträchtigen die<br />
»Trägheit« der Arbeit? Wie können<br />
wir diese Hindernisse überwinden?<br />
Welche bildlichen Veranschaulichungen<br />
könnten dein Kind motivieren?<br />
5.<br />
6.<br />
Durch Vorwärtsbewegung wird die Arbeit<br />
fortgesetzt. Wie können wir unsere Kinder<br />
zum Weiterarbeiten anhalten, wenn sie<br />
langsamer werden oder aufhören wollen?<br />
Welche Maßnahmen können wir<br />
ergreifen, wenn wir oder unsere Kinder<br />
zu Unentschlossenheit oder zum<br />
Aufschieben neigen?<br />
Welche Vorteile hat dein Kind in<br />
seinem zukünftigen Beruf, wenn es<br />
gelernt hat, jede angefangene<br />
Aufgabe zu Ende zu bringen?<br />
voiceofhope.de | 41
»EINE FAMILIE MIT GOT T<br />
IM ZENTRUM«<br />
27. APRIL<br />
Herzliche<br />
einladung<br />
ZUR VOH-KONFERENZ <strong>2024</strong> – SCHWEIZ<br />
TEIL 1<br />
TEIL 2<br />
TEIL 3<br />
Eine Ehe, die Gott verherrlicht<br />
Biblische Erziehung<br />
Gott wohlgefällig leben<br />
NATHANAEL<br />
ARMISEN<br />
RICHARD<br />
FRIESEN<br />
SEBASTIAN<br />
ENGELHARDT
· IMPRESSUM ·<br />
In unserer heutigen Welt ist die Familie – einst das<br />
Fundament unserer Kultur – zu einer Sache der Unsicherheit<br />
und <strong>des</strong> Streits geworden. <strong>Die</strong> gottgegebenen<br />
Rollen von Mann und Frau, die biblische Ehe<br />
und Familie werden pervertiert und lächerlich gemacht.<br />
Und es ist schwieriger denn je, sich für eine<br />
gesunde und gut funktionierende Ehe und Familie<br />
einzusetzen.<br />
• Wie kann man ein<br />
glückliches Zuhause haben?<br />
• Wie können wir unseren Kindern biblische<br />
Werte vermitteln in einer Welt, die Gottes<br />
Ordnung für die Familie ablehnt?<br />
• Und wie kann unsere Gemeinde und<br />
Familie Gott wohlgefällig leben?<br />
<strong>Die</strong> Vorträge dieser Konferenz sollen uns helfen, biblische<br />
Prinzipien zu erkennen, die mit Sicherheit zu<br />
einem erfolgreichen, erfüllten und gottgefälligen<br />
Familien- und Gemeindeleben führen.<br />
Was der Herr von Seiner Gemeinde erwartet, ist,<br />
dass wir uns dazu verpflichten, dem Geist Gottes<br />
zu gehorchen und uns mit aller Ernsthaftigkeit unter<br />
Sein Wort zu stellen, und dann werden wir nach<br />
und nach entdecken, dass Er der Mittelpunkt unserer<br />
Familie und unserer Gemeinde wird.<br />
HIER ZUR<br />
KOSTENLOSEN<br />
ANMELDUNG<br />
STANDORT<br />
STADTHAUSSAAL ILLNAU-EFFRETIKON<br />
Märtplatz 23, 8307 Effretikon (Schweiz)<br />
Herausgeber<br />
MISSIONSWERK VOICE OF HOPE E. V.<br />
Eckenhagener Str. 43<br />
51580 Reichshof-Mittelagger<br />
Tel.: +49 2265 99749-0<br />
Fax: +49 2265 99749-29<br />
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CHRISTLICHER VERLAG VOICE OF HOPE<br />
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Zweckgebundene Spenden werden<br />
grundsätzlich satzungsgemäß und für<br />
den vom Spender bezeichneten Zweck<br />
eingesetzt. Gehen für ein bestimmtes<br />
Projekt mehr Spenden als erforderlich ein,<br />
werden diese für einen ähnlichen satzungsgemäßen<br />
Zweck verwendet.<br />
Als gemeinnütziger Verein sind wir berechtigt,<br />
Ihnen Spendenbescheinigungen auszustellen.<br />
<strong>Die</strong>se können Sie dem Finanzamt<br />
vorlegen, sodass Ihre Spende bei Ihrer<br />
Steuererklärung Berücksichtigung findet.<br />
© <strong>2024</strong> VOICE OF HOPE, Germany<br />
Bildernachweis: Adobe Stock, Lightstock,<br />
Freepik, Wuppertal Stadthalle, Voice of Hope<br />
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Das Evangelium von Jesus Christus ist der größte Schatz,<br />
der der Gemeinde und dem einzelnen Christen gegeben wurde.<br />
Es ist nicht eine Botschaft unter vielen, sondern die Botschaft über allen.<br />
Es ist die <strong>Kraft</strong> Gottes zur Errettung und die größte Offenbarung<br />
der mannigfaltigen Weisheit Gottes für Menschen und Engel.<br />
Aus genau diesem Grund stellte der Apostel Paulus das Evangelium<br />
in seiner Verkündigung an die erste Stelle und bemühte sich mit<br />
ganzer <strong>Kraft</strong>, es klar zu verkünden, und sprach sogar einen Fluch<br />
über alle aus, die <strong>des</strong>sen Wahrheit verdrehen würden.<br />
– Paul Washer