Peter Masters Wie predigten DIE APOSTEL? 20 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2024</strong>
Das Wort »überzeugend« markiert ein entscheiden<strong>des</strong> und oft fehlen<strong>des</strong> Element einer Predigt. Eine evangelistische, bibelzentrierte Predigt zeichnet sich durch Überzeugungskraft aus, weil diese <strong>Kraft</strong> wie ein beständiger Wind ist, der einen Baum in eine bestimmte Richtung neigt, oder wie das Salz, das den Geschmack der Mahlzeit bestimmt. Ich sage nicht, dass die Umkehr <strong>des</strong> Sünders zu Christus eine direkte Folge der Überzeugungskraft und Argumentationsstärke <strong>des</strong> Predigers sei. <strong>Die</strong> Errettung ist allein das Werk <strong>des</strong> Heiligen Geistes; aber diese Tatsache bedeutet nicht, dass man sich nicht bemühen sollte, Menschen zu überzeugen, weil Gott sie ja ohne menschliche Mittel erwecken werde. <strong>Die</strong> Apostel glaubten zweifellos, dass Gott Mittel gebraucht – die Predigt und das Zeugnis <strong>des</strong> Wortes als das äußere Mittel –, während gleichzeitig der Heilige Geist das Herz bewegt, sodass der Zuhörer die Aussage der Predigt begreift. Paulus betonte, dass Prediger sich Mühe geben sollen, die Verlorenen mit Warnungen und liebevollen Aufforderungen zu überzeugen, und dass dieser nachdrückliche Ruf zum Glauben ausnahmslos an alle Sünder an allen Orten ergehen sollte. In manchen Zeiten der Kirchengeschichte ging diese Ansicht verloren, sodass die überzeugende Verkündigung ausstarb, was zu einem schlimmen geistlichen Niedergang führte. Aber bald darauf folgte wieder ein Morgendämmern der Selbstüberprüfung, und die überzeugende christuszentrierte Predigt wurde »von neuem geboren«. Ein Beispiel dafür lässt sich gegen Ende <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts beobachten, nachdem das Feuer der »Großen Erweckung« verloschen und die Stimmen von Whitefield und den Wesleys verstummt waren. Damals war das Evangelisieren fast zum Erliegen gekommen, und ein verbissener Hypercalvinismus erstickte viele Gemeinden. Doch bald darauf hörte man, wie Andrew Fuller die Prediger zurück zum wahren Evangelium brachte – mit seinem bekanntesten Schriftstück »The Gospel Worthy of All Acceptation« (Das Evangelium, das aller Annahme wert ist). Ein Kampf entbrannte um das Thema der freien Gnade im Evangelium und um die Frage, ob Gott sich menschlicher Werkzeuge bediene, um die Verlorenen zu erreichen und zu überzeugen. Im Endeffekt ging es hauptsächlich um das Überzeugen. <strong>Die</strong> Vertreter der Auffassung, dass das Evangelium von der freien Gnade spricht und Gott sich menschlicher Werkzeuge bedient, gewannen die Oberhand. <strong>Die</strong> Folge war, dass in den Gemeinden wieder Segen und <strong>Kraft</strong> strömte und der Herr Bekehrungen bewirkte. Auch heute fehlt vielen Predigern wieder die Überzeugungskraft. Viele vermitteln die Fakten <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> und ermahnen dabei manchmal eindringlich, aber selten mit überzeugenden Worten. Martyn Lloyd-Jones sagte einst treffend, dass sie nur die Fahne schwenkten. Sie legen die allgemeinen Wahrheiten <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> dar, versäumen es jedoch, Gottes Interesse an den Zuhörern zum Ausdruck zu bringen, unterstützende Argumente zu verwenden oder eindringlich zur Umkehr aufzufordern. DIE GRUNDLAGE DER APOSTEL <strong>Die</strong> Apostel hatten keine Hemmungen, das Evangelium der Gnade Gottes auf voiceofhope.de | 21