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Andreas Müller (Hrsg.): Streitkulturen in der Kirchengeschichte (Leseprobe)

Christentum ist ein plurales Phänomen. Daher hat es innerhalb desselben immer auch Auseinandersetzungen gegeben, die in unterschiedlichen Kontexten ausgetragen worden sind. Streitkulturen sind im Kontext diskursiver Identitätsbildung im Christentum von zentraler Bedeutung. Im vorliegenden Band werden solche Streitkulturen in den Handlungsfeldern Synoden, Politik und theologische Wissenschaft beleuchtet. Dabei werden Epochen der Kirchengeschichte von der Antike bis in die Neuzeit behandelt. Die Beiträge wurden auf der Fachgruppentagung Kirchengeschichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie vorgestellt, die vom 22. bis 24. April 2022 im Bonifatiushaus in Fulda stattfand.

Christentum ist ein plurales Phänomen. Daher hat es innerhalb desselben immer auch Auseinandersetzungen gegeben, die in unterschiedlichen Kontexten ausgetragen worden sind. Streitkulturen sind im Kontext diskursiver Identitätsbildung im Christentum von zentraler Bedeutung. Im vorliegenden Band werden solche Streitkulturen in den Handlungsfeldern Synoden, Politik und theologische Wissenschaft beleuchtet. Dabei werden Epochen der Kirchengeschichte von der Antike bis in die Neuzeit behandelt. Die Beiträge wurden auf der Fachgruppentagung Kirchengeschichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie vorgestellt, die vom 22. bis 24. April 2022 im Bonifatiushaus in Fulda stattfand.

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Konziliare Streitkultur<br />

Beobachtungen zur Geschäftsordnung <strong>der</strong> »Heiligen<br />

und Großen Synode <strong>der</strong> orthodoxen Kirche« 2016<br />

Mart<strong>in</strong> Illert<br />

Das Selbstbild <strong>der</strong> Synode<br />

Der vorliegende Beitrag setzt das Thema »<strong>Streitkulturen</strong>« <strong>in</strong> Beziehung zur<br />

Synode <strong>der</strong> autokephalen (selbständigen) orthodoxen Kirchen, die zu Pf<strong>in</strong>gsten<br />

2016 auf Kreta zusammentrat. Im Anschluss an die über e<strong>in</strong> Jahrhun<strong>der</strong>t zurückliegende<br />

Idee <strong>der</strong> E<strong>in</strong>berufung e<strong>in</strong>es panorthodoxen Konzils und die seit<br />

den 1960er Jahren kont<strong>in</strong>uierlich fortgesetzten <strong>in</strong>haltlichen Vorbereitungen<br />

hatte e<strong>in</strong>e Versammlung <strong>der</strong> Vorsteher <strong>der</strong> orthodoxen Kirchen im Januar 2016<br />

die E<strong>in</strong>berufung <strong>der</strong> Synode und ihre Agenda bestätigt. Welche Grundkonflikte<br />

prägten diese Synode? ImFolgenden nehmen wir unterschiedliche Narrative <strong>in</strong><br />

den Blick, die diese Frage behandeln.<br />

Folgt man dem Selbstzeugnis <strong>der</strong> Heiligen und GroßenSynode, so verlief das<br />

Treffen ohne Streit. 1 Pf<strong>in</strong>gstliche E<strong>in</strong>igkeit beschwört das Logo <strong>der</strong> Versammlung<br />

<strong>der</strong> vierzehn autokephalen orthodoxen Kirchen, das die Taube des Heiligen<br />

Geistes auf dem Richterstuhl <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Christi mit dem Pf<strong>in</strong>gstbild <strong>der</strong><br />

Apostel zusammenblendet. 2 E<strong>in</strong>heit proklamiert auch das Motto »He called all to<br />

unity« 3 und die den Diptychen des Ökumenischen Patriarchats von Konstant<strong>in</strong>opel<br />

entsprechende Sitzordnung im Versammlungsraum. 4 Diese E<strong>in</strong>igkeit unterstrichen<br />

auch die konziliaren Dokumente und die Pressebrief<strong>in</strong>gs, die den<br />

Fortgang <strong>der</strong> Sitzungen und die Verabschiedung <strong>der</strong> konziliaren Dokumente<br />

durch die Versammlung begleiteten. 5<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Die Dokumente <strong>der</strong> Synode zitieren wir nach: Bartholomaios, Synodos, 1–104 (Deutsch),<br />

105–191 (Griechisch); e<strong>in</strong>e erste deutsche Übersetzung erstellte Hallensleben, E<strong>in</strong>heit.<br />

Vgl. die Internetseite »Holy Council«.<br />

Vgl. ebd.<br />

Vgl. die »Enzyklika« des Konzils <strong>in</strong>: Bartholomaios, Synodos, 20 (Deutsch), 108 (Griechisch).<br />

Vgl. die »Botschaft des Konzils« ebd., 42–43 (Deutsch): »Das wichtigste Anliegen des<br />

Konzils war es, die E<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Orthodoxen Kirche zu verkünden« (Griechisch: 130–131).

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