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Andreas Müller (Hrsg.): Streitkulturen in der Kirchengeschichte (Leseprobe)

Christentum ist ein plurales Phänomen. Daher hat es innerhalb desselben immer auch Auseinandersetzungen gegeben, die in unterschiedlichen Kontexten ausgetragen worden sind. Streitkulturen sind im Kontext diskursiver Identitätsbildung im Christentum von zentraler Bedeutung. Im vorliegenden Band werden solche Streitkulturen in den Handlungsfeldern Synoden, Politik und theologische Wissenschaft beleuchtet. Dabei werden Epochen der Kirchengeschichte von der Antike bis in die Neuzeit behandelt. Die Beiträge wurden auf der Fachgruppentagung Kirchengeschichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie vorgestellt, die vom 22. bis 24. April 2022 im Bonifatiushaus in Fulda stattfand.

Christentum ist ein plurales Phänomen. Daher hat es innerhalb desselben immer auch Auseinandersetzungen gegeben, die in unterschiedlichen Kontexten ausgetragen worden sind. Streitkulturen sind im Kontext diskursiver Identitätsbildung im Christentum von zentraler Bedeutung. Im vorliegenden Band werden solche Streitkulturen in den Handlungsfeldern Synoden, Politik und theologische Wissenschaft beleuchtet. Dabei werden Epochen der Kirchengeschichte von der Antike bis in die Neuzeit behandelt. Die Beiträge wurden auf der Fachgruppentagung Kirchengeschichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie vorgestellt, die vom 22. bis 24. April 2022 im Bonifatiushaus in Fulda stattfand.

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Vorwort<br />

In <strong>der</strong> postmo<strong>der</strong>nen, pluralen Gesellschaft stellt sich zunehmend e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Frage: Ist zivilisierter Streit möglich? Müssen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen auch um<br />

kulturelle Systeme und Ideologien immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht enden wollenden Krieg,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gewaltsamen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung münden? O<strong>der</strong> gibt es Wege von<br />

<strong>Streitkulturen</strong>, die letztlich zu konstruktiven Ergebnissen, zu neuen Erkenntnissen<br />

und auch zur versöhnten Verschiedenheit führen?<br />

<strong>Streitkulturen</strong> s<strong>in</strong>d nachweislich e<strong>in</strong> Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen theologischen<br />

Forschung. Konstruktive wie auch ergebnislose Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen haben<br />

nicht nur die Christentumsgeschichte geprägt. Bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Anfängenspielte<br />

<strong>der</strong> Diskurs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er plural aufgefächerten Religion e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. 1 Diskursive<br />

Identitätsbildung ist e<strong>in</strong> wesentliches Merkmal beim Gespräch mit an<strong>der</strong>en<br />

Religionen. Solche Gesprächehaben nichtnur <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

»dem Fremden« gedient, son<strong>der</strong>n immer auch bei <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> eigenen<br />

religiösen und kulturellen Identität e<strong>in</strong>en zentralen Beitrag geleistet. 2 Aber nicht<br />

nur im Bereich <strong>der</strong> <strong>Kirchengeschichte</strong> spielt die Streitkultur e<strong>in</strong>e zentrale Rolle.<br />

So hat es z. B. im Rahmen <strong>der</strong> Erasmus-Tage an <strong>der</strong> Evangelisch-Theologischen<br />

Fakultät <strong>in</strong> Wien e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Zugang zur gesamten Theologie als<br />

Streitkultur gegeben. 3 Selbst e<strong>in</strong>e neue Open-Acess-Zeitschrift, die seit 2023<br />

publiziert und von Theolog<strong>in</strong>nen und Theologen aus <strong>der</strong> Systematischen Theologie<br />

herausgegeben wird, trägt den Titel »Streit-Kultur. Journal für Theologie«.<br />

Die grundlegende Idee ist dabei, Tendenzen von Abschottung und »Versäulung«<br />

von Diskursen zu überw<strong>in</strong>den unddagegen e<strong>in</strong>e »echte Streit-Kultur« zu pflegen,<br />

»<strong>in</strong> <strong>der</strong> die Argumente, Inhalte und Stile unterschiedlicher Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzun-<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Vgl. den Uta Heil, Art. Streitgespräche, <strong>in</strong> RAC 31 (2022), Sp. 241–281.<br />

Vgl. <strong>Andreas</strong> <strong>Müller</strong>, Diskursive Identitätsbildung. Frühe Begegnungen zwischen<br />

Christentum und Islam, <strong>in</strong>: Kerygma und Dogma 57 (2011), 224–242.<br />

Vgl. Uta Heil/Annette Schellenberg (Hgg.), Theologie als Streitkultur, Wiener Jahrbuch<br />

für Theologie 13/2021, Gött<strong>in</strong>gen 2021.

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