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XtraBlatt Ausgabe 02-2023

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TITELTHEMA: STROH IN DIE BIOGASANLAGE<br />

Strohpellets als<br />

Biogassubstrat<br />

Bei ungestörtem<br />

Betrieb der Premos<br />

wurde über mehrere<br />

Tage eine Schlagkraft<br />

von fast 5,6 t pro<br />

Stunde erreicht.<br />

Die Betriebskosten<br />

inklusive Rüstzeit<br />

lagen dann bei 66 €.<br />

Wie kann man Strohpellets zur Erzeugung von Biogas nachhaltig<br />

nutzen? Diese Frage stand im Fokus des Forschungsprojektes<br />

„StrohPellGas“ an der Universität Göttingen. Wichtige<br />

Projektergebnisse schildert Dr. Dirk Augustin, Leiter der<br />

Uni-Versuchsbetriebe.<br />

Im Forschungsprojekt<br />

„Nachhaltiger Einsatz<br />

von Strohpellets zur<br />

Biogaserzeugung“<br />

wurden Möglichkeiten<br />

untersucht,<br />

Stroh stärker in der<br />

Biogasproduktion<br />

einzusetzen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Dr. Augustin, die Forschungen<br />

wurden 2<strong>02</strong>0/2<strong>02</strong>1 durchgeführt. Welche Ziele<br />

hatte das Projekt?<br />

Dr. Dirk Augustin: In dem Forschungsprojekt<br />

„Nachhaltiger Einsatz von Strohpellets zur Biogaserzeugung“,<br />

kurz StrohPellGas, haben wir<br />

Möglichkeiten untersucht, Stroh stärker in der<br />

Biogasproduktion einzusetzen. Der Praxisteil auf<br />

dem Uni-eigenen Versuchsbetrieb in Relliehausen<br />

am Solling beschäftigte sich u. a. mit dem Zusatz<br />

von Strohpellets zum Substrat, inklusive deren<br />

Handhabbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Vorausgegangen<br />

waren labortechnische Untersuchungen<br />

zum Thema.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie haben Sie Ihre Biogasanlage<br />

auf die Versuche vorbereitet?<br />

Dr. Dirk Augustin: Zwei Monate vor dem Start<br />

im Jahre 2<strong>02</strong>0 haben wir mit einer konstanten Fütterung<br />

begonnen. Dazu zählten 10 t Zuckerrüben,<br />

11 t Mais, 8 t Mist und 8 t Gülle täglich. Im Versuchsverlauf<br />

reduzierten wir den Maisanteil und<br />

erhöhten gleichzeitig den Anteil an Strohpellets.<br />

Im Einsatz war fast ausschließlich Weizenstroh.<br />

Die Gasentwicklung sollte konstant bleiben. So<br />

war es möglich, zu ermitteln, in welchem Umfang<br />

man den Maisanteil durch den Einsatz von Strohpellets<br />

substituieren kann.<br />

Die Premos-Presse funktioniert wie folgt: Die<br />

Maschine zerkleinert das Stroh relativ stark und<br />

presst es durch Matrizen unter sehr großem<br />

Druck bis 110 bar. Das erzeugt Wärme, kurzfristig<br />

und schnell über 100°C. Danach kühlt das Stroh<br />

schnell wieder ab. Durch diesen Prozess kommt<br />

es zu einer Zellzerstörung. Inhaltsstoffe wie Lignin<br />

werden aufgeschlossen. Es entstehen Pellets mit<br />

einer Größe von 15 mm. Sie haben eine sehr hohe<br />

Schüttdichte von durchschnittlich 550 kg pro cbm.<br />

Diese liegt über der von Mais, was die Transportkosten<br />

verringert.<br />

Zum Produktionsumfang hier eine Beispielrechnung:<br />

Wenn wir unsere BGA jeden Tag mit<br />

3 t Pellets füttern, brauchen wir 1.000 t Pellets<br />

im Jahr. Die Premos musste dafür knapp 20 Tage<br />

arbeiten. Zu beachten ist, dass der Gutfluss der Premos<br />

heute sehr viel reibungsloser funktionieren<br />

soll als zu Projektzeiten. <br />

Die Pellets haben eine<br />

Größe von 15 mm,<br />

bei einer sehr hohen<br />

Schüttdichte von<br />

durchschnittlich<br />

550 kg pro cbm.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie wurden die Strohpellets<br />

produziert und welche Eigenschaften haben sie?<br />

Dr. Dirk Augustin: Zu Projektbeginn 2<strong>02</strong>0 haben<br />

wir eine Marktrecherche zu Pelletpressen durchgeführt.<br />

Im Fokus unserer Projektarbeit stand<br />

die Pelletpresse Premos der Fa. Krone. Bis zum<br />

heutigen Tag sind weitere Pelletpressen unterschiedlicher<br />

Hersteller hinzugekommen, die wir<br />

bei unseren Forschungen aber nicht einbezogen<br />

haben.<br />

Versuchsgut Relliehausen<br />

Die Versuchsgüter der Universität Göttingen stehen der agrarwissenschaftlichen<br />

Fakultät als Experimental-, Lehr-, und Demonstrationsbasis zur Verfügung.<br />

Eines dieser Güter findet sich im niedersächsischen Ort Relliehausen,<br />

am Ostrand des Solling. Zu diesem Tierversuchsbetrieb gehören 330 ha von<br />

1.100 ha Gesamtfläche. Gehalten werden Rinder, Schweine und Schafe, das<br />

Göttinger Minipig sowie Forellen. Zum Betrieb gehört weiterhin eine Biogasanlage<br />

(BGA) mit 530 kW, einem Langwellenrührgerät und Tauchrührwerken.<br />

Mit dieser für viele landwirtschaftliche Betriebe typischen Anlage sollte im<br />

Rahmen des Strohpellet-Projekts ermittelt werden, inwieweit Strohpellets<br />

dafür nutzbar sind.<br />

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