THE NEW INSIDER, No. LVII, #486, Januar 2024

LOKAL | REGIONAL
LILA-WEISS-REPORT
QUO
VADIS,
VFL?
Schaut man auf die nackten Zahlen, so ist
der VfL zur Winterpause weit weg von einer
realistischen Chance auf den Verbleib in
der 2. Bundesliga. Der Aufsteiger ist mit 9
Punkten abgeschlagen Tabellenletzter, hat
in den bisherigen 17 Spielen die meisten
Gegentore der Liga kassiert (38) und selbst
die wenigsten Treffer erzielt (15). Und doch
brennt das lila-weiße Licht noch – und es ist
in den vergangenen Wochen sogar wieder
etwas heller geworden. Nach dem vieldiskutierten
Abgang von Aufstiegscoach Tobias
Schweinsteiger, wurde der zweitligaerfahrene
Uwe Koschinat verpflichtet.
Koschinat will
Teamfitness steigern
Es folgten eine herbe Klatsche beim schwächelnden
FC Schalke (0:4) sowie zwei mutmachende
Auftritte gegen die Topteams
Sankt Pauli (1:1) und Hertha BSC (0:0). Koschinat
hauchte dem Team neues Leben ein,
intensivierte die Trainingsarbeit deutlich,
legt großen Wert auf eine Führungsspieler-Achse
und defensive Stabilität. Gegen
Pauli und Hertha war davon bereits viel zu
sehen – einzig offensiv handeln die Lila-
Weißen aktuell noch wie das Kaninchen vor
28 Anzeigensonderteil
der Schlange. Chancen sind Mangelware,
Standardsituationen wurden zuletzt mitunter
kläglich hergeschenkt und Konter wenig
zielstrebig ausgespielt. Die kurze Winterpause
will der neue Chefcoach nun vor allem
dafür nutzen, das Team auf ein neues
Fitnesslevel zu bringen und – in enger Abstimmung
mit Sportdirektor Amir Shapourzadeh
– personell zu verstärken.
Kommt Simakala
auf Leihbasis?
Die große Hoffnung ist dabei u.a. eine Rückkehr
von Ba-Muaka Simakala, der den VfL
bekanntlich in der vergangenen Saison fast
im Alleingang zum Aufstieg geschossen
hatte, in Kiel jedoch bislang nicht glücklich
wurde. Gemeinsam mit Michaël Cuisance
und Erik Engelhardt, so der Plan, sollen
dann die Abwehrreihen der 2. Liga ordentlich
auf Trab gehalten werden. Damit das
Wunder vom Klassenerhalt doch noch gelingen
kann, muss allerdings einiges mehr
besser klappen als in der Hinrunde. Zwar
gewann der VfL in der ersten Halbserie die
meisten Zweikämpfe der Liga, doch nützt
das wenig, wenn man sich regelmäßig in
der Nachspielzeit entscheidende Gegentreffer
fängt. Ein Faktor war dabei natürlich
die personell immer wieder stark dezimierte
Innenverteidigung, die zumeist ohne Kapitän
Timo Beermann auskommen musste.
Was ist teurer: Investieren
oder absteigen?
Nun soll im Trainingslager im spanischen
Oliva bei Valencia bis zum 13. Januar ein
neuer Grundstein für die Trendwende
gelegt werden. Bleibt die Frage, ob Geschäftsführer
Welling und Co. bereit sind,
größere finanzielle Risiken einzugehen,
um das Wunder realistischer erscheinen
zu lassen – oder ob man insgeheim bereits
einen hoffnungsvollen Neuanfang in Liga 3
vorbereitet. Der Vertrag von Uwe Koschinat
ist offensichtlich nicht langfristig angelegt,
insofern gilt der Fokus aktuell wohl noch
voll dem Tagesgeschäft. Effektive Neuzugänge
(sofern der Markt diese hergibt) und
schnelle Erfolgserlebnisse könnten den VfL
mit seiner starken Anhängerschaft schnell
wieder in Euphorie versetzen – die Unterstützung
ist sagenhaft. Es wird spannend
sein, zu sehen, welches Gesicht die Mannschaft
am 19. Januar beim Auftakt in Karlsruhe
zeigt.