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Mittwoch, <strong>24.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2024</strong><br />
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Geerlings: „Es braucht revolutionäre Geduld“<br />
Respekt, Dank und Hoffnung prägen 25-jähriges Jubiläum der Queergemeinde<br />
Münster. Respekt für mutige Menschen<br />
der ersten Stunde, Dank für<br />
ein Durchhaltevermögen über ein<br />
Vierteljahrhundert hinweg und<br />
Hoffnung auf viele weitere Schritte,<br />
die zur völligen Anerkennung von<br />
queeren Menschen in der katholischen<br />
Kirche führen: Von diesen<br />
Wünschen waren die Feierlichkeiten<br />
zum 25-jährigen Jubiläum<br />
der Queergemeinde Münster am<br />
20. <strong>Januar</strong> geprägt. Sie begannen<br />
mit einem ökumenischen Gottesdienst<br />
in der Überwasserkirche,<br />
dem der emeritierte katholische<br />
Weihbischof Dieter Geerlings, der<br />
evangelische Superintendent Holger<br />
Erdmann und Pfarrerin Klara<br />
Robbers von der altkatholischen<br />
Gemeinde vorstanden. Anschließend<br />
gab es einen Festakt im<br />
Priesterseminar Borromaeum.<br />
Der emeritierte Weihbischof<br />
Dieter Geerlings erinnerte in seiner<br />
Predigt an die Anfänge der<br />
Queergemeinde im Jahr 1999, als<br />
eine Gruppe von queeren Theologen<br />
die Initiative für den ersten<br />
Gottesdienst ergriff. „Die Herabwürdigung<br />
queerer Menschen,<br />
auch durch die offizielle Kirche<br />
in ihrer Lehre, war menschenverachtend“,<br />
betonte Geerlings.<br />
Inzwischen hätten die Bischöfe<br />
Veränderungen, beispielsweise im<br />
kirchlichen Arbeitsrecht, in Kraft<br />
gesetzt, „aber das heißt nicht, dass<br />
alles im Lot ist – es braucht revolutionäre<br />
Geduld“.<br />
Geerlings selbst feiert regelmäßig<br />
Gottesdienst mit den Mitgliedern<br />
der Queergemeinde Münster, die<br />
eine der ältesten in Deutschland<br />
ist: „Ich habe dort viel für meinen<br />
Glauben gelernt“, erklärte er. Die<br />
entscheidende Lehre der Kirche<br />
sei Jesus Christus selbst, den Vorurteile<br />
nicht interessiert und der<br />
sich gegen Diskriminierung und<br />
Ausgrenzung eingesetzt habe. „Die<br />
Queergemeinde Münster lebt seit 25<br />
Jahren aus diesem Bewusstsein heraus<br />
und gibt auf diese Weise Zeugnis<br />
in die Kirche hinein“, würdigte<br />
Geerlings das Engagement und<br />
fasste zusammen: „Wir glauben<br />
heute, dass Homosexualität, Bisexualität,<br />
Trans- und Intersexualität<br />
und alle queeren Lebensformen<br />
Teil der Schöpfung sind und nicht<br />
gegen Gottes Willen.“<br />
Beim anschließenden Festakt<br />
verlas Geerlings ein Grußwort<br />
von Münsters Bischof Dr. Felix<br />
Genn, der der Queergemeinde „für<br />
Ihren jahrelangen Einsatz und<br />
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Ihr Bemühen, Grenzen zu überwinden“,<br />
dankte und den queeren<br />
Gläubigen seinen Einsatz auf dem<br />
weiteren Weg versicherte. „Der Weg<br />
ist noch lang, aber wir gehen ihn.“<br />
Pater Dr. Michael Baumbach, der<br />
zu den Mitinitiatoren der Queergemeinde<br />
zählt, blickte auf die 25<br />
Jahre zurück: „Sie sind ein großer<br />
Raum, in den der Zauber des Anfangs<br />
ebenso hineingehört wie die<br />
Angst, die viele von uns kennen.“<br />
Das Anliegen der Queergemeinde<br />
sei nicht nur Akzeptanz, Zugehörigkeit<br />
und Anerkennung, vielmehr<br />
gehe es um die Achtung der<br />
Menschenrechte: „Sie wird unsere<br />
Gesellschaft und unsere Kirche und<br />
uns selbst verändern.“<br />
Respekt vor der Courage zollte<br />
Bürgermeisterin Maria Winkel<br />
allen Mitgliedern der Queergemeinde.<br />
„Sie alle wurden von ihrer<br />
Kirche enttäuscht – der Institution,<br />
die wie keine andere für Nächstenliebe,<br />
christliche Gemeinschaft und<br />
Segen steht oder stehen sollte.“ Die<br />
Regenbogenfahnen, die seit 2021 an<br />
vielen katholischen Einrichtungen<br />
wehen würden, seien ein wichtiges<br />
Zeichen. Doch solange die Regenbogenfahnen<br />
überhaupt hängen<br />
müssen, sei noch viel zu tun.<br />
In der Überwasserkirche feierten<br />
Menschen, die der Queergemeinde<br />
verbunden sind, einen<br />
Gottesdienst. <br />
Foto: privat<br />
Die Queergemeinde habe der Kirche<br />
von Münster gedient, betonte<br />
Iris Horstmann in ihrem Grußwort.<br />
Die Diversitätsbeauftragte des Bistums<br />
Münster sprach von „Tauwetterzeit“:<br />
„Vieles war schlimm,<br />
war dunkel, aber es wird heller, das<br />
Eis schmilzt.“ So sei eine Arbeitsgruppe<br />
gegründet worden, die sich<br />
dafür einsetzt, dass bei inter- und<br />
transgeschlechtliche Menschen<br />
das Taufregister geändert wird, es<br />
habe eine Tagung gegeben, die sich<br />
mit der Reform des katholischen<br />
Arbeitsrechts und den Folgen für<br />
queere Beschäftigte auseinandergesetzt<br />
habe, erste Exerzitien zum<br />
Thema seien entwickelt worden,<br />
nannte Horstmann Beispiele, und<br />
sprach der Queergemeinde ihren<br />
Dank aus: „Gegen die Macht der<br />
Verdrängung, Vertuschung und<br />
Verleugnung, ungeachtet aller Verletzungen,<br />
hat sie durch ihre reine<br />
Existenz unzähligen Menschen Mut<br />
geschenkt und Heimat gegeben.“<br />
Moderiert wurde der Festakt von<br />
Gemeindesprecher Jan Baumann,<br />
der den „immer besser werdenden<br />
Kontakt zur Bistumsleitung“<br />
hervorhob und sich über die ökumenischen<br />
Verbindungen freute.<br />
„Unsere Aufgabe für die nächsten<br />
25 Jahre ist es, hier noch stärkere<br />
Verbindungen zu knüpfen.“ Denn<br />
Vernetzungen mit den Kirchen, der<br />
Stadt und anderen queeren Gruppen<br />
seien besonders „in einer Zeit,<br />
in der Hass und Hetze, Krieg und<br />
Gewalt, Fremden- und Queerfeindlichkeit<br />
immer größer zu werden<br />
scheinen“, wichtig. „Das schafft<br />
Sicherheit und neue Perspektiven“,<br />
betonte Baumann. Musikalisch gestaltete<br />
die Kölner Gruppe „Move-<br />
Dove“ mit akustischen und elektrischen<br />
Klängen den Festakt.<br />
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