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TITEL<br />
„Ein Zeichen für die<br />
Bedeutung des Lesens“<br />
Bürgermeister Andreas Bovenschulte im Interview über das Stadtmusikanten- und Literaturhaus<br />
Fotos: C. Anthonyo<br />
12<br />
Seit August 2019 leitet Andreas Bovenschulte<br />
als Bürgermeister die<br />
Geschicke der Stadt. Zudem ist er<br />
Senator für Angelegenheiten der<br />
Religionsgemeinschaften sowie Senator für<br />
Kultur. In letztgenannter Funktion zeichnet<br />
er unter anderem dafür verantwortlich,<br />
dass <strong>Bremen</strong> ab 2025 ein Stadtmusikanten-<br />
und Literaturhaus im Kontorhaus am<br />
Markt bekommen soll. Umso größer war<br />
seine Freude, als <strong>Bremen</strong> quasi passend von<br />
der UNESCO im Oktober vergangenen Jahres<br />
zur „City of Literature“ ernannt wurde.<br />
Wir sprachen mit ihm über die Auszeichnung<br />
sowie über das neu entstehende Projekt.<br />
Dabei kam auch dessen Bedeutung für<br />
die Umgestaltung der Innenstadt sowie die<br />
Bedeutung des Lesens als zentrale Herausforderung<br />
unserer Zeit zur Sprache.<br />
Welche Bedeutung hat die Auszeichnung<br />
„City of Literature“ für <strong>Bremen</strong>?<br />
Eine sehr große. Und zwar nicht nur für die<br />
Literaturszene, sondern für die gesamte<br />
Stadt. Die UNESCO hat mit dem Titel unsere<br />
Leistungen und Angebote im Bereich der<br />
Literatur honoriert. Das ist eine Wertschätzung<br />
für alle, die sich im Laufe der Jahre so<br />
sehr darum bemüht haben – von den Buchhandlungen<br />
über unsere Autorinnen und<br />
Autoren bis zum Literaturkontor und zum<br />
virtuellen Literaturhaus, von der „Globale“<br />
über die „Literarische Woche“ bis zum „Bremer<br />
Literaturpreis“. Unter dem Titel „City of<br />
Literature“ kommt all dies nun zusammen.<br />
Wie kam es dazu, wie lief die Bewerbung?<br />
Die Idee ist schon älter, nahm aber mit<br />
den Plänen für das Stadtmusikanten- und<br />
Literaturhaus nochmal richtig Fahrt auf.<br />
Schließlich zeichnet die UNESCO nur<br />
Städte aus, die mit viel Ernsthaftigkeit an<br />
die Sache herangehen und die auch Pläne<br />
für die Zukunft haben. Grundlage für die<br />
Auszeichnung ist aber unsere lebendige literarische<br />
Szene. Ohne die wären wir ganz<br />
sicher nicht erfolgreich gewesen. Und nicht<br />
zu vergessen: <strong>Bremen</strong> hat eine ausgesprochen<br />
literaturinteressierte Bevölkerung.<br />
Kam die Auszeichnung dennoch überraschend<br />
für Sie?<br />
Wir wussten, dass wir eine gute Bewerbung<br />
abgegeben haben, aber die Entscheidung<br />
hätte natürlich auch anders ausfallen können<br />
– wir hatten das mit der (gescheiterten,<br />
Anm. d. Red.) Bewerbung zur „Kulturhauptstadt<br />
2010“ ja schon einmal erlebt.<br />
Umso größer war die Freude, als wir den Titel<br />
dann endlich hatten. Daran haben sehr<br />
viele Menschen mitgearbeitet und einen<br />
tollen Job gemacht. Ihnen allen danke ich<br />
herzlich für ihr Engagement und ihren Einsatz.<br />
Es ist schon etwas Besonderes, dass<br />
unsere Bewerbung im ersten Anlauf erfolgreich<br />
war. Das „Creative Cities“-Programm<br />
der UNESCO verknüpft weltweit circa 350<br />
Exzellenzzentren in verschiedenen kreativen<br />
Bereichen. Und <strong>Bremen</strong> ist erst die<br />
siebte deutsche Stadt, die als Mitglied aufgenommen<br />
wurde.<br />
Wie lang darf <strong>Bremen</strong> den Titel „City of Literature“<br />
tragen?<br />
Unbegrenzt, es sei denn, wir bauen Bockmist<br />
und verscherzen es uns mit der<br />
UNESCO. Aktuell haben wir das aber nicht<br />
geplant (lacht). Es gibt im Übrigen nur zwei<br />
deutsche Städte, neben <strong>Bremen</strong> ist es Heidelberg,<br />
die diesen Titel tragen dürfen. Und<br />
er wird in Zukunft auch nicht mehr verliehen.<br />
Umso größer ist die Bedeutung für uns.<br />
Zum Stadtmusikantenhaus: Was genau<br />
ist da geplant?<br />
Die Bremer Stadtmusikanten sind das weltweit<br />
bekannte Wahrzeichen unserer Stadt,<br />
aber bisher viel zu wenig präsent. Es gibt<br />
zwar die wunderschöne Skulptur von Gerhard<br />
Marcks neben dem Rathaus sowie diverse<br />
Kleinigkeiten als Mitbringsel. Aber<br />
sonst? Bei gutem Wetter kann man sie sich<br />
wenigstens draußen anschauen. Aber bei<br />
schlechtem Wetter? Diese Lücke wollen wir<br />
schließen und den Stadtmusikanten ein<br />
eigenes Haus widmen: für Besucherinnen<br />
und Besucher, aber natürlich auch für alle<br />
Bremerinnen und Bremer. Es wird eine Mitmachausstellung,<br />
eine erfahrbare Erlebniswelt,<br />
so etwas gibt es bis dato noch nicht.<br />
Wie könnte eine solche Ausstellung aussehen?<br />
Wir brauchen Information und Unterhaltung<br />
zu gleichen Teilen. Wir wollen die literarischen<br />
und musikalischen Aspekte des<br />
Märchens multimedial erlebbar machen