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Sickte 02/24

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Februar 2<strong>02</strong>4<br />

11<br />

INFORMATIONEN<br />

Von Dieter R. Doden<br />

Reden wir einmal über den „Grünen<br />

Pfeil“ an Ampelkreuzungen. Eine<br />

Erfindung der ehemaligen DDR.<br />

Und Westdeutschland hat das ostdeutsche<br />

Relikt übernommen.<br />

Recht so. Der Pfeil hat sich nämlich<br />

schon in der DDR bewährt.<br />

Er sollte jedoch – und das mal so<br />

zwischendurch – nicht mit dem<br />

grünleuchtenden Ampelpfeil verwechselt<br />

werden. Zeigt ein grüner<br />

Leuchtpfeil auf einer Ampel das<br />

mögliche Rechtsabbiegen an, dürfen<br />

Verkehrsteilnehmende mit Aufmerksamkeit<br />

ohne Wenn und Aber<br />

Mit Pfeil abbiegen<br />

REGION An immer mehr Kreuzungen gibt es ein neues Verkehrsschild<br />

losfahren. Zeigt ein zusätzliches<br />

Schild den grünen Pfeil, dürfen diese<br />

auch bei roter Ampel rechts abbiegen,<br />

sie müssen dies aber nicht<br />

zwingend. Sie dürfen auch auf die<br />

komplette Grünphase warten. Das<br />

wissen die wenigsten Leute. Außerdem<br />

muss man beim Abbiegen<br />

während einer Rotphase darauf<br />

achten, ob auch tatsächlich der<br />

Verkehr auf der Kreuzung dies zulässt.<br />

Augen zu und durch ist nicht<br />

erlaubt.<br />

Es ist also angeraten, langsam auf<br />

den Kreuzungsbereich zuzufahren<br />

und erst einmal Ausschau nach anderen<br />

Verkehrsteilnehmern zu halten.<br />

Dieses beachten längst nicht<br />

alle. - Soviel zwischendurch gesagt.<br />

Ein neues Schild ausschließlich für<br />

den Radverkehr.<br />

Jetzt sieht man immer häufiger<br />

– in Braunschweigs Innenstadt<br />

zum Beispiel - ein neues Verkehrsschild:<br />

Es zeigt den grünen Pfeil<br />

mit dem Zusatz „nur“ und darunter<br />

ist ein Fahrrad zu sehen. Dieses<br />

Verkehrsschild gilt ausschließlich<br />

für den Radverkehr. In einigen<br />

Städten untersuchte die Bundesanstalt<br />

für Straßenwesen im Auftrag<br />

des Verkehrsministeriums, ob eine<br />

Grünpfeilregelung für Radfahrende<br />

sinnvoll ist. An 43 Stellen in<br />

acht Städten wurden die entsprechenden<br />

Schilder angebracht. Das<br />

Ergebnis war, dass offenbar andere<br />

Verkehrsteilnehmende nicht beeinträchtigt<br />

werden, wenn Radfahrende<br />

auch während der Rotphase<br />

rechts abbiegen. Allerdings müssen<br />

diese vor dem Abbiegen die<br />

Fahrgeschwindigkeit an der gesamten<br />

Kreuzung drosseln und es besteht<br />

direkt an der Ampelanlage –<br />

also unmittelbar am neuen Schild<br />

– eine kurze Anhaltepflicht. Ob das<br />

alle Radfahrenden wissen und beherzigen?<br />

- Hoffentlich.<br />

Schulranzen Sammel-Aktion<br />

Bitte mitmachen<br />

REGION Sammlung von Sozialverband und Partnern<br />

Es gibt in der Region viele Familien,<br />

auch Flüchtlingsfamilien, denen es<br />

finanziell nicht gut geht. Da stellt<br />

die Anschaffung eines Schulranzens<br />

ein großes Problem dar. Der<br />

Sozialverband Deutschland (So-<br />

VD) in Braunschweig bittet die Bevölkerung<br />

um Spenden von nicht<br />

mehr benötigten, gut (!) erhaltenen<br />

Schulranzen und Rucksäcken. Die<br />

können ab sofort im SoVD-Beratungszentrum<br />

am Bäckerklint 8 in<br />

Braunschweig abgegeben werden<br />

(Öffnungszeiten mo bis do 9 bis 16<br />

Uhr, fr 9 bis 12 Uhr).<br />

Der Starttermin für die Ausgabe<br />

der Schulranzen und Rucksäcke<br />

ist dann am Samstag, den 16. März,<br />

beim SoVD am Bäckerklint 8. An<br />

diesem Samstag können sich die<br />

Familien von 9 bis 12 Uhr mit ihren<br />

Kindern ihre Favoriten aussuchen<br />

und mitnehmen. Weiter mit der<br />

Ranzenausgabe am Bäckerklint<br />

geht es dann ab dem 18. März, montags<br />

bis freitags zu den Öffnungszeiten.<br />

Außerdem läuft die Aktion auch im<br />

Internet weiter. Dort können in der<br />

Facebook-Gruppe „Schulranzenaktion“<br />

weiterhin Ranzen für die Region<br />

gespendet werden. Die Gruppe<br />

wurde während der Corona-Zeit<br />

eingeführt und verbindet die Spender<br />

mit den Familien, die einen kostenlosen<br />

Ranzen benötigen.<br />

Fotos von den Schulranzen können<br />

in der Gruppe gezeigt werden.<br />

Bei Interesse können die Familien<br />

dann Kontakt zu den Spendern aufnehmen.<br />

Thorsten Böttcher<br />

Was tun gegen Rassismus und Antisemitismus?<br />

BRAUNSCHWEIG Kreativwettbewerb der SPD-Bundestagsfraktion<br />

Der Braunschweiger Bundestagsabgeordnete<br />

Dr. Christos Pantazis<br />

ruft Jugendliche und junge Erwachsene<br />

im Alter von 16 bis 20 Jahren<br />

dazu auf, am Engagement-Wettbewerb<br />

für den diesjährigen „Otto-<br />

Wels-Preis für Demokratie 2<strong>02</strong>4“<br />

der SPD-Bundestagsfraktion teilzunehmen.<br />

Für den Wettbewerb für<br />

das Jahr 2<strong>02</strong>4 sind die jungen Menschen<br />

aufgefordert, sich mit dem<br />

Thema „Was tun wir gegen Rassismus<br />

und Antisemitismus? Was tun<br />

wir gegen Israelfeindlichkeit und<br />

Judenhass?“ auseinanderzusetzen.<br />

„Wir leben in einer Zeit, in der dieses<br />

Thema bedauerlicher-weise<br />

hochaktuell ist. Die Zahl antisemitischer<br />

Vorfälle in Deutschland ist<br />

seit dem Angriff der Terrororganisation<br />

Hamas auf Israel am 7. Oktober<br />

2<strong>02</strong>3 drastisch angestiegen. Vor<br />

diesem Hintergrund ist eine Auseinandersetzung<br />

darüber, wie wir als<br />

Gesellschaft gegen Rassismus und<br />

Antisemitismus vorgehen und in<br />

aller Deutlichkeit zeigen, dass für<br />

rassistisches und antisemitisches<br />

Gedankengut in unserer Demokratie<br />

kein Platz ist, von großer Bedeutung“,<br />

betont der Braunschweiger<br />

Bundestagsabgeordnete Dr.<br />

Christos Pantazis.<br />

Gesucht werden kreative<br />

Ideen, die zeigen,<br />

wie sich junge<br />

Menschen in ihrem Lebensumfeld<br />

gegen Antisemitismus,<br />

Rassismus<br />

und Feindlichkeit<br />

gegenüber Jüdinnen und<br />

Juden positionieren.<br />

Der Otto-Wels-<br />

Preis<br />

der<br />

SPD-Bun-<br />

-<br />

destags-<br />

frakti-<br />

on soll einen Beitrag dazu leisten,<br />

dass sich junge Menschen mit Erinnerungskultur<br />

und einem friedlichen<br />

Zusammenleben in Europa<br />

beschäftigen.<br />

Teilnehmen können Jugendliche<br />

und junge Erwachsene im Alter<br />

zwischen 16 und 20<br />

Jahren. Sie können<br />

Einzel- oder Gruppenarbeiten<br />

einreichen.<br />

Die Wettbebung<br />

und das<br />

Teilnahmeformular<br />

sind unter www.<br />

spdfraktion.de/ottowelspreiwerbsausschrei-<br />

abruf-<br />

bar. Einsendeschluss ist der 16. Februar.<br />

„Die Preisträgerinnen und Preisträger<br />

laden wir zur Preisverleihung<br />

nach Berlin ein“, kündigt Dr. Pantazis<br />

an. Den ausgezeichneten Beiträgen<br />

winken Geldpreise, die von<br />

den SPD-Bundestagsabgeordneten<br />

gestiftet werden.<br />

Die SPD-Bundestagsfraktion verleiht<br />

den „Otto-Wels-Preis für Demokratie<br />

2<strong>02</strong>4“ bereits zum neunten<br />

Mal. Anliegen des Preises ist,<br />

die Erinnerungen an die Schrecken<br />

der nationalsozialistischen Herrschaft<br />

wachzuhalten und im gesellschaftlichen<br />

Bewusstsein zu<br />

verankern, dass Demokratie, Rechtstaatlichkeit<br />

und ein friedliches Zusammenleben<br />

immer wieder verteidigt<br />

und gefestigt werden müssen.<br />

Tanja Proisl<br />

Demenz lebensnah erzählt<br />

WOLFENBÜTTEL Hospizverein lud zur Lesung mit Bettina Tietjen<br />

„Wer will schon wahrhaben,<br />

dass der eigene Vater allmählich<br />

den Verstand verliert?“, fragt Bettina<br />

Tietjen. Lange Zeit haben sie<br />

und ihre Schwester das verdrängt,<br />

sich gesagt: „Es geht ja noch…“ Dabei<br />

war ihre Schwester, die in Vaters<br />

Nachbarschaft wohnte, längst<br />

am Limit.<br />

Diese Situation kommt vielen Besuchern<br />

bekannt vor, die sich am<br />

im Dezember letzten Jahres in St.<br />

Trinitatis eingefunden haben. Bettina<br />

Tietjen liest aus ihrem Buch<br />

„Unter Tränen gelacht“, Untertitel:<br />

„Mein Vater, die Demenz und ich“.<br />

Anfangs sind es kleine „Marotten“,<br />

über die man schmunzeln kann.<br />

So, wenn der 86-Jährige jeden Morgen<br />

zum Büro in der Nachbarstadt<br />

fährt, in dem er viele Jahre als Architekt<br />

gearbeitet hat – und nach<br />

zwei Stunden wieder nach Hause<br />

kommt. Selbst als er nicht mehr Autofahren<br />

kann, lässt er sich in seinem<br />

Pflichtbewusstsein nicht beirren:<br />

Wiederholt macht er sich zu<br />

Fuß auf den Weg zu seiner Hausarztpraxis,<br />

um sich eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />

zu holen.<br />

Nicht mehr ganz so amüsant sind<br />

die zahlreichen Haustürgeschäfte,<br />

zu denen er sich überreden lässt:<br />

von Obst über viele Kisten Wein<br />

(obwohl er nie Wein getrunken<br />

hat) bis hin zu einem Turbo-Staubsauger,<br />

der für sein kleines Reihenhaus<br />

völlig überdimensioniert ist.<br />

Schließlich der Eklat ums Autofahren,<br />

der vielen Besuchern aus dem<br />

eigenen Umfeld bekannt ist.<br />

Wann ist der richtige Zeitpunkt,<br />

einen Menschen ins Heim zu geben?<br />

Vor dieser Frage stehen viele<br />

Angehörige. Können sie den Vater,<br />

die Mutter oder auch den Ehepartner<br />

nicht doch noch selbst versorgen?<br />

Ihn oder sie „abzuschieben“,<br />

macht ihnen ein schlechtes Gewissen.<br />

Manchmal erzwingt eine besonders<br />

heikle Situation dann doch<br />

diese Entscheidung, so auch im Fall<br />

von Tietjens Vater. Sie holt ihn von<br />

Wuppertal zu sich nach Hamburg,<br />

Bettina Tietjen engagiert sich für mehr Verständnis, Rücksicht und Einfühlungsvermögen<br />

in dementiell erkrankte Menschen.<br />

Foto: privat<br />

in ein Heim in ihrer Nähe. Hier<br />

wird er in einem sogenannten „beschützten“<br />

Bereich für Menschen<br />

mit einer dementiellen Erkrankung<br />

versorgt und gepflegt.<br />

Bettina Tietjen besucht ihren Vater<br />

regelmäßig, wenn eben möglich,<br />

täglich. Ihr Fazit: „Wenn man<br />

das, was nicht so schön ist, abgeben<br />

kann, kann man sich auf das Schöne<br />

konzentrieren.“ In diesen zwei<br />

Jahren und sieben Monaten erlebt<br />

sie ihren Vater noch einmal<br />

neu: viel emotionaler. Gemeinsam<br />

hören sie Musik, singen seine<br />

Lieblingslieder – trällern sie sogar<br />

aus voller Brust bei ihren Spaziergängen.<br />

Der Vater wird aber nicht nur emotionaler,<br />

sondern auch hemmungsloser.<br />

Offenbar verliert er die Kontrolle<br />

über das, was er zeitlebens<br />

unterdrückt hat. Dadurch entstehen<br />

immer wieder auch peinliche<br />

Situationen. Bettina Tietjen gelingt<br />

es, sich auf ihren kranken Vater<br />

und sein unmittelbares Verhalten<br />

einzulassen. Sie kann nicht ändern,<br />

was er tut oder sagt. Freundlich<br />

entschuldigt sie sich dann bei den<br />

häufig irritierten Menschen.<br />

Ihr Fazit an diesem Abend: „Das<br />

Verständnis für dementiell erkrankte<br />

Menschen ist in unserer<br />

Gesellschaft noch immer sehr gering.<br />

Es fehlt an Aufklärung und<br />

an Forschung.“ Sie selbst engagiert<br />

sich im Kuratorium der Alzheimer<br />

Stiftung in Berlin und ist Schirmherrin<br />

der Alzheimer Gesellschaft<br />

in Hannover. Gern ist sie der Einladung<br />

des Hospizvereins und der<br />

Kirchengemeinde St. Trinitatis gefolgt.<br />

Mit ihrer Lesung möchte sie<br />

Betroffenen Mut machen: Mut, sich<br />

auf die Welt der Menschen mit Demenz<br />

einzulassen. Dabei hilft – so<br />

ihr wiederholter Appell – sich beratende<br />

Unterstützung zu holen und<br />

sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.<br />

Am Applaus der Besucher und ihren<br />

Reaktionen ist abzulesen: Bettina<br />

Tietjen hat sie mit ihren Erfahrungen<br />

und Erlebnissen erreicht.<br />

Das zeigt überdeutlich ein Zuhörer,<br />

der sich zum Abschluss zu Wort<br />

meldet: „Weihnachten steht bevor.<br />

Da darf ich einen Wunsch äußern:<br />

Erzählen Sie uns bitte noch eine Geschichte.“<br />

Von dem Bedürfnis nach<br />

weiteren Episoden zeugt auch die<br />

lange Schlange von Kaufwilligen,<br />

die ein signiertes Buch nach dieser<br />

beeindruckenden Lesung mit nach<br />

Hause nehmen möchten. Bettina<br />

Tietjen: „Das Buch habe ich ja schon<br />

2015 veröffentlicht. Aber Vater hat<br />

es verdient, dass man immer wieder<br />

über ihn erzählt.“<br />

Ulrike Jürgens

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