Gemälde Alte Meister Teil 1
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ONE OF THE LEADING
AUCTION HOUSES
IN EUROPE
CATALOGUE II
OLD MASTER PAINTINGS PART 1
Auctions: Thursday, 21 March 2024
Exhibition: Saturday, 16 March – Tuesday, 19 March 2024
OLD MASTER
PAINTINGS
PART I
178
MEISTER VON GUEBWILLER,
TÄTIG UM 1490,
OBERRHEINISCHER MEISTER
CHRISTUS VOR PONTIUS PILATUS
Öl auf Holz.
89,6 x 97,8 cm.
In teilvergoldetem Rahmen.
In einem fast quadratischen Bildfeld sind eine Vielzahl
Personen untergebracht, die geschickt voreinandergeschichtet
sind, sodass dem Maler eine Tiefenwirkung
gelingt, die hinten mit einem punzierten Goldgrund
abschließt. Eine außergewöhnliche kühne Thronarchitektur
bietet Pilatus seinen Platz, der hinten von
einem Ehrentuch hinterfangen wird und im Begriff ist,
seine Handwaschung durchzuführen. Rechts neben
ihm im Zentrum der Komposition Christus mit Dornenkranz
und Kreuznimbus, neben ihm Wärter und Hofangestellte.
Provenienz:
Phillips, London, 10. Dezember 1996, Lot 44.
Dort erworben vom Vorbesitzer.
MAÎTRE DE GUEBWILLER,
ACTIVE CA. 1490,
MASTER FROM THE UPPER RHINE REGION
CHRIST BEFORE PONTIUS PILATE
Oil on panel.
89.6 x 97.8 cm.
A great number of figures are accommodated in an
almost square image field, cleverly layered in front of
one another, so that the painter achieves a depth
effect, with a punched gold background. Pilate’s seat
is an extraordinarily bold throne architecture with a
cloth of honour behind it about to perform his hand
washing. To his right in the centre of the composition
is Christ with a wreath of thorns and a cross-shaped
halo, with court servants and attendants next to him.
Provenance:
Phillips, London, 10 December 1996, lot 44.
Purchased there by previous owner.
€ 250.000 - € 350.000 (†)
Sistrix
INFO | BIETEN
Anmerkung:
Pontius Pilatus war von 26 – 36 n. Chr. Präfekt in
Judäa. Bei Matthäus 27 wird berichtet, dass Pilatus
Jesus Barabbas und Jesus Christus dem Volk zur
Wahl stellte, welcher von seinem Todesurteil entbunden
werden sollte. Die Hohenpriester und die Ältesten
überredeten das Volk, um Barabbas zu bitten.
Als Pilatus das Volk fragte, was mit Jesus Christus
geschehen sollte, wünschte dieses seine Kreuzigung.
Mt. 27-24: „Da aber Pilatus sah, dass er nichts
ausrichtete, sondern das Getümmel immer größer
wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände
vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig am Blut
dieses Menschen; seht ihr zu!“.
(1391505) (13)
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179
MEISTER MIT DEM PAPAGEI,
SÜDNIEDERLÄNDISCHER MALER, ZUG.
Tätig wahrscheinlich in Antwerpen, erstes Drittel 16.
Jahrhundert. Der Name bezieht sich auf den Papagei,
der in seinen Marienbildern stets auftritt. Seine Werke
sind bekannt für die Darstellung der Maria in damenhafter
Schönheit.
MARIA LACTANS
Öl auf Holz.
29,3 x 20,2 cm.
In dekorativem Rahmen.
THE MASTER OF THE PARROT,
SOUTHERN DUTCH MASTER, ATTRIBUTED
THE NURSING MADONNA
Oil on panel.
29.3 x 20.2 cm.
His works are known for the depiction
of the Virgin in “ladylike beauty”.
€ 12.000 - € 15.000
Sistrix
INFO | BIETEN
In einem Innenraum, linksseitig mit einem Podest mit
rotem und kronenartigen goldenen Aufsatz, sowie
rechts mit einem zur Seite gerafften Vorhang, die sitzende
Maria in einem edlem türkisfarben Kleid mit
Goldrand und Pelzbesatz, sowie einem roten, goldbestickten
Mantelüberwurf, auf dem unter anderem die
Worte „REGINA“ (Königin) und „MATER“ (Mutter) zu
lesen sind. Sie hält in ihrem Schoß den blondgelockten
Jesusknaben in weißem Hemdchen, dem sie mit
ihrer rechten Hand die freie Brust reicht. Mit ihrem
zarten feinen Gesicht blickt sie ihn dabei liebevoll an,
während er auf den Betrachter aus dem Bild schaut.
Einfühlsame Darstellung, bei der Maria nicht nur als
Muttergottes, sondern auch als Himmelskönigin mit
entsprechenden gezeigten Attributen wiedergegeben
werden soll.
(13916947) (18)
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180
FLÄMISCHE SCHULE DES 16. JAHRHUNDERTS
MARIA LACTANS
FLEMISH SCHOOL, 16TH CENTURY
THE NURSING MADONNA
Öl auf Holz.
16,5 x 11,5 cm.
In vergoldetem Originalrahmen.
In Nahsicht vor dunklem Hintergrund die Madonna
den Jesusknaben auf einem schmalen Brett mit ihren
zarten, langen Fingern haltend und ihm behutsam die
Brust reichend.
Jesus, mit einem weißen Laken gekleidet, blickt dabei
aufmerksam aus dem Bild heraus. Feine einfühlsame
Darstellung in der Farbentrias Rot, Grün und Weiß.
(1391695) (18)
Oil on panel.
16.5 x 11.5 cm.
In original gilt frame.
€ 20.000 - € 30.000
Sistrix
INFO | BIETEN
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181
PIERO DI COSIMO,
1432 FLORENZ – 1521, ZUG.
MADONNA MIT DER SCHWALBE
Öl auf Holz.
87 x 63 cm.
Verso zwei Festigungs-Querleisten.
Wenngleich das Gemälde in der Gesamtauffassung
sofort an die Nachfolge Raffaels denken lässt, und
wenn auch der Kreis um Girolamo di Benvenuto da
Siena ins Gespräch gebracht wurde, so lassen Detailbeobachtungen
entschieden mehr an Piero di Cosimo
denken. Im Gegensatz zu fast allen Madonnenmalern,
die dem Gesicht der Maria eher nachdenklichen Ernst
gegeben haben, ist in den Marien themen des Piero
weit häufiger, um nicht zu sagen geradezu einzig bei
ihm, ein zufriedenes Lächeln zu sehen, wie dies auch
hier im Bild der Fall ist. Gezeigt ist die traditionelle
Dreiheit von Maria mit dem Jesuskind und dem Johannesknaben.
Zum Optimismus, den der Maler dem
Bild zu vermitteln beabsichtigt hat, zählt auch die
Zutat der Schwalbe, die von Jesus an einen feinen
Faden gehalten wird, ist dies doch das Symbol für die
Auferstehung und das ewige Leben. Dem entspricht
auch das Lächeln, mit dem das Jesus kind dem Betrachter
entgegenblickt. Dagegen hält der Johannesknabe
das dem Leben Jesu bevorstehende Kreuz,
hier aus dünnen Stängeln gestaltet. Auffallend ist hier
neben diesen Detailbeobachtungen auch die betonte
Feinheit beim Faden des Vogels, wie ebenso beim
Kreuz des Johannes. Ein Gestaltungscharakter, der
womöglich noch gezielter auf einen bestimmten, noch
nicht eruierten Meister verweisen könnte. Im leicht
zum Büchlein herabgeneigten Kopf der Maria wird erkennbar,
dass sich der Maler mit der perspektivischen
Verkürzung auseinandergesetzt hat. Farbkompositionell
korrespondiert das markant ins Bild gebrachte
Schwarz der Schwalbe zu der betont schmalen Borte
am roten Kleid, sowie dem Einband des Gebetbuches
in der Hand. Ein solcher Farbkontrast ist auch in seinem
gleichthematischen Bild von 1505/10 zu beobachten.
Der landschaftliche Hintergrund, der eine Talmulde
zeigt, ist – gegenüber den Raffaelmadonnen – ein etwas
späterer Bildgedanke, der bereits einen Einfluss
von Leonardo erkennen lässt. Dies stimmt auch mit
dem überein, was wir über Piero di Cosimo und dessen
malerische Entwicklung bereits wissen. A.R.
PIERO DI COSIMO,
1432 FLORENCE – 1521, ATTRIBUTED
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD WITH A SWALLOW
Oil on panel.
87 x 63 cm.
Two parquetting slats on the reverse.
Although the overall design of the painting immediately
suggests a successor of Raphael, and although
the circle around Girolamo di Benvenuto da Siena has
been considered, details rather point towards Piero di
Cosimo. In contrast to almost all Madonna painters,
who gave the Virgin’s face a more thoughtful, serious
expression, Piero’s Virgins are often, maybe uniquely,
depicted with a contented smile as is also the case in
the present painting. The composition shows the traditional
trinity of The Virgin Mary with the Christ Child
and the Infant Saint John. Adding to the optimism
which the painter intended to convey is the depiction
of a swallow, held by the Christ Child on a fine thread,
as a symbol of the resurrection and eternal life. This
also corresponds to the Christ Child’s smile directed
at the viewer. In contrast, the Infant Saint John is
holding the cross, here made of thin stalks, which
foreshadows the death of Christ. Striking details are
also the extreme fineness of the bird’s thread as well
as the cross held by John. Compared to the Madonna
depictions by Raphael, the landscape background
showing a valley is a later pictorial idea that already
shows the influence by Leonardo.
€ 120.000 - € 180.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Literatur:
Vgl. Mina Bacci, Piero di Cosimo, Mailand 1966.
Vgl. Anna Forlani Tempesti, Elena Capretti, Piero
di Cosimo. Catalogo completo. Florenz 1996.
Vgl. Alexander Rauch, in: Rolf Toman (Hrsg.), Die
Kunst der italienischen Renaissance, Teil Malerei,
Köln 1994. (1392021) (11)
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182
PIER FRANCESCO FOSCHI,
1502 FLORENZ – 1567
PORTRAIT DES BARTOLOMEO COMPAGNI
Öl auf Holz. Parkettiert.
114 x 85 cm.
In teilebonisiertem Wellenleistenrahmen.
Wir danken Prof. Carlo Falciani für seine mündliche
Bestätigung der Autorschaft des Gemäldes anhand
von Fotomaterial.
Der Dargestellte, Bartolomeo Comagni, war ein reicher
Florentiner, der in London wohnte und sowohl im
Handel als auch in Finanzgeschäften erfolgreich war,
so finanzierte er Kriege für Henry VIII. Ein ähnliches
Portrait Compagnis ebenfalls von Pier Francesco
Foschi wird im Cummermuseum unter der Inventarnummer
AP.1984.3.1. Jacksonville, Florida verwahrt.
Der Maler war im Zeitalter des Manierismus in Florenz
tätig, als Schüler von Andrea del Sarto und Assistent
von Pontormo war er an den Freskenausmalungen in
Careggi, 1536 tätig. Von seiner Hand kennen wir drei
Altarbilder, die 1540 - 1545 für die Kirche Santo Spirito
in Florenz entstanden. In seinem Werk ist der Einfluss
von Bronzino deutlich spürbar. Am meisten haben ihn
seine Portraits, die 1530 -1540 entstanden, bekannt
gemacht, darunter das Damenbild, das sich im Museum
Thyssen-Bornemisza befindet.
Literatur:
Vgl. Sydney J. Freedberg, Painting in Italy, 1500 -
1600, Pelican History of Art, S. 464, 1993, Penguin
Books mit weiterer Dokumentation über den Maler.
Provenienz:
Sotheby Parke Bernet, New York, 24. April 1944,
lot 83, als Luca Longhi.
William Griffin.
Christie‘s New York, 12. Juni 1981, lot 73.
Christie‘s New York, 18. Januar 1983, lot 138.
Sotheby‘s New York, 18. Mai 2006, lot 143.
Brun Fine Art, London, Masterpiece 2015.
Christie‘s, 3. März 2022, lot 90.
(1391521) (13)
PIER FRANCESCO FOSCHI,
1502 FLORENCE – 1567
PORTRAIT OF BARTOLOMEO COMPAGNI
Oil on panel. Parquetted.
114 x 85 cm.
We would like to thank Professor Carlo Falciani for his
verbal confirmation identifying the present painting
as a work by Foschi based on photographs.
A similar portrait of Compagni, also by Pier Francesco
Foschi, is held at the Cummer Museum of Art and
Gardens, Jacksonville, Florida under inv. no. AP.1984.3.1.
Bronzino’s influence is clearly noticeable in his œuvre.
He is best known for his portraits created between
1530 and 1540, including a portrait of a lady held at
the Thyssen-Bornemisza Museum.
Provenance:
Sotheby Parke-Bernet, New York, 24 April 1944,
lot 83, as “Luca Longhi”.
William Griffin.
Christie’s New York, 12 June 1981, lot 73.
Christie’s New York, 18 January 1983, lot 138.
Sotheby’s New York, 18 May 2006, lot 143.
Brun Fine Art, London, Masterpiece 2015.
Christie’s, 3 March 2022, lot 90.
€ 70.000 - € 90.000
Sistrix
INFO | BIETEN
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183
ALESSANDRO DEL BARBIERE,
AUCH GENANNT „ALESSANDRO FEI“,
1538/43 FLORENZ – 1592 EBENDA
PORTRAIT EINER ELEGANTEN DAME
Öl auf Holz, ein schmaler Verstrebungsbalken.
95 x 73 cm.
In Prunkrahmen.
Vor dunklem Hintergrund, leicht nach rechts gerichtet
das Dreiviertelportrait einer jungen Frau in weißem,
mit rotem Damast besticktem Kleid, in der linken
Hand ein Taschentuch mit kostbarer Goldborte mit
Weintrauben, in der rechten Hand Handschuhe und
ein kleines Buch mit Gedichten oder Gebeten haltend.
Der große Kragen mit Goldfäden eingefasst, die weiß
bestickten Satinärmel mit einem sehr feinen Muster aus
kleinen Blumen und geometrischen Figuren. Sie trägt
zudem reichen Perlen-, Korallen- und Goldschmuck.
Sie hat sorgsam hochgesteckte Haare, die von weißen
Schleifen und einer doppelten Perlenkette gehalten
werden, zudem hat sie eine hohe Stirn, nach der
Mode der Zeit mit rasierten Schläfen. Das Gesicht
und der Hals von fast kindlicher Zartheit und mit ihren
dunkelbraunen Augen schaut sie aufmerksam aus dem
Bild heraus. Feine qualitätvolle Malerei mit starken
Hell-Dunkel-Kontrasten.
ALESSANDRO DEL BARBIERE,
ALSO KNOWN AS “ALESSANDRO FEI“,
1538/43 FLORENCE – 1592 IBID.
PORTRAIT OF AN ELEGANT LADY
Oil on panel, one narrow parquetting slat.
95 x 73 cm.
Literature:
Alessandro Nesi: Alessandro Fei – Ritratto di donna
e altri inediti. Quaderni di Maniera, Mila 2020, p. 1-13.
In his book, he provides numerous examples of
comparison for the painting on offer for sale here.
€ 30.000 - € 40.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Literatur:
Alessandro Nesi: Alessandro Fei – Ritratto di donna
e altri inediti. Quaderni di Maniera, Mailand 2020,
S. 1-13. Alessandro Nesi führt in seiner Arbeit zahlreiche
Vergleichsbeispiele zu dem hier vorliegenden
Gemälde auf.
(13803131) (18)
Detailabbildung
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184
MARCELLUS COFFERMANS,
1520/ 30 ANTWERPEN – UM 1578 EBENDA
ZUG./ KREIS DES
Gemäldepaar
DIE GEBURT CHRISTI
sowie
SAMUEL ALS RICHTER
Öl auf Holz.
14 x 9 cm und 13,5 x 9,5 cm.
Auf dem zweiten Gemälde bezeichnet „.z.Samuelis.“.
Je in teilvergoldetem Holzrahmen.
Das erste Gemälde zeigt in einem stallartigen Innenraum
die Geburt Christi: auf einem steinernen Block,
von dem zwei weitere Teile auf dem Boden liegen, ein
kleinerer Holzblock auf dem Stroh liegt und darauf auf
einem weissen Laken das nackte neugeborene Jesuskind.
Rechts von ihm die kniende Maria in langem roten
Gewand mit blauem Mantel, die Hände behutsam
zusammengelegt und liebevoll auf das Kind herabschauend.
Hinter ihr der stehende Josef mit leuchtend
rotem Mantel in seiner linken Hand einen Stock
haltend. Linksseitig und hinter dem Jesuskind Engel
mit großen Flügeln in farbenfrohen Gewändern. Im
Hintergrund des Stalles sind Ochs und Esel zu erkennen.
Durch die Fenster und die Tür fällt der Blick auf
eine Landschaft mit Hirten und ihren Schafen, denen
gerade in einem hellen, vom Himmel herabfallenden
Lichtstrahl ein schwebender Engel erscheint, der ihnen
die Geburt Christi verkündet. Das zweite Gemälde
zeigt in einem Saal den auf einem Thron sitzenden Samuel
in prachtvollem goldenen, besticktem Gewand,
um über einen vor ihm stehenden Mann und einen
Soldaten zu urteilen. Im Hintergrund vor landschaftlichem
Ausblick eine Vielzahl an Männern in langen
Gewändern, die der Urteilssprechung beiwohnen.
Im Vordergrund zudem ein stehender Mann mit roter,
geschlitzter Jacke, einen am Boden sitzenden weißen
Hund an der Leine haltend. Vielfigurige qualitätvolle
Malerei, die Figuren mit feinen Gesichtern und teils
prachtvollen farbigen Kostümen. Vereinzelt kleine Retuschen.
Provenienz:
P. de Boer, Amsterdam.
Privatsammlung Monaco.
Anmerkung:
Coffermans, der seit 1539 Meister in der Antwerpener
Malergilde war, interessierte sich nicht für den italienischen
Manierismus seiner Zeit, sondern ließ sich
vor allem von den Werken der Künstler inspirieren,
die zwei oder drei Generationen vor ihm tätig waren.
Seine Darstellung der Geburt Christi ist ausgesprochen
traditionell.
(1302163) (18)
MARCELLUS COFFERMANS,
1520/ 30 ANTWERP – CA. 1578 IBID.,
ATTRIBUTED/ CIRCLE OF
Pair of paintings
THE BIRTH OF CHRIST
and
SAMUEL AS A JUDGE
Oil on panel.
14 x 9 cm and 13.5 x 9.5 cm.
On the second painting inscribed “.z.Samuelis.“.
Provenance:
P. de Boer, Amsterdam.
Private collection Monaco.
€ 40.000 - € 60.000
Sistrix
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27
185
MEISTER DER SCHULE VON FONTAINEBLEAU
URTEIL DES PARIS
Öl auf Holz. Mit Holzplatte hinterlegt.
80 x 120 cm.
In mit Weinranken beschnitztem Rahmen.
In starker Polychromität gestaltete mythologische
Szene mit dichter Figurenstaffage Paris mit dem Goldapfel
zeigend. Vom Zentrum aus links Paris, nebst der
drei Göttinnen Aphrodite, Athene und Hera. Die beleidigte
Eris hatte einen goldenen Apfel mit der Aufschrift
„der Schönsten“ unter die feiernden Götter
geworfen. Der nun entflammte Streit unter den Göttinnen
wird von Zeus in die Hände des sterblichen
Paris gelegt, welcher sich für Aphrodite entscheidet,
welche ihm die schönste Frau der Welt verspricht. Sie,
welche die anderen beiden Göttinnen schon an den
linken Bildrand gedrängt hat, ist bereits im Begriff, den
„Zankapfel“ von Paris zu empfangen.
(1391821) (13)
MASTER OF THE FONTAINEBLEAU SCHOOL
THE JUDGEMENT OF PARIS
Oil on panel, laid on wooden board.
80 x 120 cm.
€ 50.000 - € 70.000
Sistrix
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186
LUCA PENNI,
UM 1500 FLORENZ – 1556
Schüler Raffaels (1483 – 1520)
MADONNA MIT DEM KIND, DER HEILIGEN ANNA
UND DEM JOHANNESKNÄBLEIN
Öl auf Kupfer.
24,5 x 19,5 cm.
In altem Rahmen
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Pierluigi Carofano
und Emilio Negro, jeweils in Kopie.
Die Vierergruppe dicht beisammen vor landschaftlichem
Hintergrund mit Blick auf eine Meeresbucht in
abendlicher Stimmung. Am Meeresufer Pyramiden,
rechts oben eine ruinöse Burganlage mit intaktem Gebäude
und einem jungen Baum. Diese Bilddetails sind
zweifellos symbolischen Charakters. Hauptinhalt der
Darstellung ist jedoch die Interaktion zwischen dem
Johannesknaben und dem Jesuskind, die ein Gespräch
illustriert. Johannes deutet aufgeregt auf Jesus im
Sinne einer Voraussage, während jener sich in den
Schutz der Mutter zurückzieht.
Der Malstil verrät die Lehre bei dem berühmten Raffaelo
Santi. Bevor der Maler nach Frankreich ging, arbeitete
er zusammen mit Perino del Vaga in Genua und
Lucca. König Franz I beauftragte ihn mit der Ausstattung
des Schlosses Fontainebleau, wo er zusammen
mit seinen italienischen Kollegen Francesco Primaticcio
und Rosso Fiorentino arbeiten konnte. Quellen
belegen, dass er neben Malereien auch Entwürfe für
Tapisserien schuf, sowie Zeichnungen, wie jene zur
„Geretteten Diana“, als Vorlagen für den Wandschmuck,
der noch nach dem Tode von Franz unter
dessen Sohn Heinrich II ausgeführt wurde. Ab 1550
lebte Penni in Paris, wo er alsbald Zeichnungen für
Kupferstecher lieferte, in denen er Werke seines
Lehrers Raffael zum Vorbild nahm und Texte antiker
Schriftsteller bildlich belebte. In dieser Wirkung
wurde er zum Vorreiter des französischen Klassizismus,
basierend auf dem Manierismus Italiens. Zu
Sammlern seiner Werke zählte auch Louis XIV.
LUCA PENNI,
CA. 1500 FLORENCE – 1556
Student of Raphael (1483 – 1520).
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD, SAINT ANNE,
AND INFANT SAINT JOHN THE BAPTIST
Oil on copper.
24.5 x 19.5 cm.
Accompanied by an expert’s report by Professor
Pierluigi Carofano and Emilio Negro, in copy.
€ 30.000 - € 40.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Literatur:
Vgl. Penni (Luca), in: Dictionnaire critique et documentaire
des peintres, sculpteurs, dessinateurs et
graveurs de tous les temps et de tous les pays. Bd.
8: O‘Keefe-Robbia, Paris 1976.
(1391991) (11)
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187
JUSEPE DE RIBERA,
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA – 1652 NEAPEL
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er
sich mit den Werken Raphaels (1483-1520) und Agostino
(1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609)
auseinander, in Parma und Modena mit denen von
Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später stand
er stark unter dem Einfluss von Michelangelo Merisi
il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner Bilder
erhob ihn zum Hofmaler des Herzogs von Osuna sowie
des Königs von Neapel. Im Jahr 1644 wurde er durch
den Papst zum Ritter des Christusordens geschlagen.
1630 war er bereits Mitglied der Accademia di San
Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste
Naturalist der neapolitanischen Malerei mit
Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal seines
Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung von
meist alten, asketisch knochig-schlanken Gestalten
wie Einsiedlern oder Philosophen.
HEILIGER PETRUS
Öl auf Leinwand. Doubliert.
126,5 x 99 cm.
In breitem ornamental verzierten Rahmen.
Beigegeben eine Expertise von Prof. Nicola Spinosa,
in Kopie.
Das Bildthema geht auf die Stelle des Neuen Testaments
zurück, wonach der Heilige Petrus in schuldhafter
Reue seines Verrats an Jesus gedenkt. Diese
Bibelstelle wurde von mehreren bedeutenden Malern
aufgegriffen. Der Blick ist, wie auch hier, zumeist
nach oben gerichtet. Hier sitzt der Heilige an einem
Tisch, den Kopf auf seinen linken Arm gestützt. Die
Qualität der Bildoberfläche im Bereich des Heiligen
lässt keinen Zweifel an der vollen eigenständigen
Schaffung des Gemäldes durch Ribera, in dem die
charakteristische Rauheit der Hände und die Falten
der Stirn, die verwelkte Haut und die Rötung um die
Augen, verursacht durch Weinen und Alter, deutlich
wahrnehmbar sind. Das Motiv finden wir auch in Darstellungen
des Guido Reni oder Diego Velasquez. Für
das Gemälde gibt es einige Vergleichsbeispiele, wie
etwa ein Werk in einer Londoner Privatsammlung,
signiert „Jusepe R“ (Spinosa, 2003, S. 272, Nr. A. 67),
ebenfalls dargestellt in einem intimen und bußfertigen
Gespräch mit der Gottheit, sowie die halbfigurige
Interpretation desselben Modells, dargestellt in der
identischen physiognomischen Haltung, aufbewahrt in
der Eremitage von Sankt Petersburg (Spinosa, 2003,
S. 276, Nr. A80). Auch im Giustiniani-Inventar von 1638
von Spagnoletto wird ein Gemälde erwähnt, das dem
vorliegenden Werk nahe steht (Danesi Squarzina, 2003,
S. 325). Ebenso ist ein Gemälde, das im Art Institute
of Chicago (Inv. Nr. 1993:60) verwahrt wird, thematisch
vergleichbar.
Provenienz:
Christie‘s, 08. Dezember 2017, Lot 165 als aus der
Werkstatt Riberas stammend.
Literatur:
Vgl. Nicola Spinosa, L‘opera completa di Ribera,
Mailand 1979.
Vgl. Silvia Danesi Squarzina, La collezione Giustiniani,
3 Bde., Turin 2003.
Vgl. James Hall, Dizionario dei soggetti e dei simboli
nell‘arte, Mailand 2003.
Vgl. Nicola Spinosa, Ribera, L‘opera completa, Neapel
2003.
Vgl. Nicola Spinosa, Ribera. La obra completa,
Madrid 2008, S. 501. (1381871) (13)
JUSEPE DE RIBERA,
ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO“,
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA – 1652 NAPLES
SAINT PETER
Oil on canvas. Relined.
126.5 x 99 cm.
Accompanied by an expert’s report by Prof Nicola
Spinosa, in copy.
Provenance:
Christie’s, 8 December 2017, lot 165 as a work by
the workshop of Ribera. According to the consignor
Professor Nicolas Spinosa confirmed its authenticity.
€ 60.000 - € 90.000 (†)
Sistrix
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32 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
188
JUSEPE DE RIBERA,
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA – 1652 NEAPEL
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er
sich mit den Werken Raphaels (1483-1520) und Agostino
(1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609)
auseinander, in Parma und Modena mit denen von
Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später
stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo
Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner
Bilder erhob ihn zum Hofmaler des Herzogs von
Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644
wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens
geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied der
Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist
er der bedeutendste Naturalist der neapolitanischen
Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal
seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung
von meist alten, asketisch knochig-schlanken
Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.
JUSEPE DE RIBERA,
ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA – 1652 NAPLES
PORTRAIT OF A READING PHILOSOPHER
Oil on canvas. Old relining.
91 x 112 cm.
Accompanied by a confirmation by Prof Riccardo
Lattuada.
€ 150.000 - € 200.000 (†)
Sistrix
INFO | BIETEN
BILDNIS EINES LESENDEN PHILOSOPHEN
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.
91 x 112 cm.
Unten mittig signiert.
In teilebonisiertem breitem Rahmen.
Beigegeben eine Bestätigung von Prof. Riccardo
Lattuada.
Ganz in der Auffassung Riberas geschaffenes Dreiviertelbild
eines älteren Mannes mit grauen Bartstoppeln
in einem Innenraum, der vom schwarzen Hintergrund
links zur rechten Seite aufhellt. Der sitzende
Gelehrte in dunklem Gewand unter dem der helle
Hemdkragen hervorschaut und mit einer schwarzen
Kopfbedeckung. Er hält in seinen leicht angehobenen
Händen einen handgeschriebenen Brief, den er aufmerksam
mit gesenkten Augen liest. Links von ihm
auf einer Tischplatte mehrere große alte, wohl wertvolle
ledergebundene Bücher, die ihn als Gelehrten
ausweisen. Besonders auffällig, wie bei Ribera sehr
häufig, der betonte Hell-Dunkel-Kontrast: das von links
oben aus nicht sichtbarer Quelle einfallende Licht beleuchtet
die linke Gesichtshälfte vor schwarzem Hintergrund,
während die Kopfbedeckung vor hellem beigen
Hintergrund wiedergegeben wird. Das
Gemälde von hoher Qualität.
(1390115) (13)
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35
189
NEAPOLITANISCHER MALER
DES 17. JAHRHUNDERTS,
KREIS DES JUSEPE DE RIBERA (1588/91 – 1652)
GRABLEGUNG CHRISTI
Öl auf Leinwand. Doubliert.
178 x 245 cm.
In vergoldetem Profilrahmen.
Hell leuchtet der fahle Leichnam Christi, dessen Farbe
sich kaum von dem Leichentuch abhebt und dessen
blutrote Wunde dadurch umso eindrucksvoller ins
Auge sticht, um ihn herum sind Nikodemus, Josef von
Arimathäa, Maria, Johannes und Maria Magdalena dargestellt.
Der Körper liegt auf einer gestuften Grabplatte,
im Hintergrund wird ein Architekturfragment sichtbar.
Das vorliegende Gemälde nimmt Bezug auf ein
bisher unbekanntes Gemälde Jusepe de Riberas, das
jedoch durch mehrere Kopien oder Varianten überliefert
ist. Der Maler unseres Gemäldes, das von einer
hochfeinen Ausführung und Auffassung zeugt, wird
sicherlich dem unmittelbaren Kreis Riberas zuzuschreiben
sein, wobei die Farbwahl auf eine Entstehung
auf um 1640-1650 schließen lässt. Bevor Ribera
nach Neapel ging, studierte er bei Francisco Ribalta
(1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er sich mit den
Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und Agostinos
(1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609) auseinander,
in Parma und Modena mit denen von Antonio
Allegri Correggio (um 1489-1534). Später stand er
stark unter dem Einfluss von Michelangelo Merisi il
Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner Bilder
erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs von Ossuna
sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644 wurde er
zum Ritter des Christusordens durch den Papst. 1630
war er bereits Mitglied der Accademia di San Luca in
Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste Naturalist
der Neapolitanischen Malerei mit Betonung des
Chiaroscuro.
Provenienz:
Adelsbesitz, Marken, bis 2019.
Literatur:
Vgl. Nicola Spinosa, Ribera. L‘opera completa,
Madrid 2008, S. 521.
(1391951) (3) (13)
NEAPOLITAN SCHOOL, 17TH CENTURY,
CIRCLE OF JUSEPE DE RIBERA (1588/91 – 1652)
THE ENTOMBMENT OF CHRIST
Oil on canvas. Relined.
178 x 245 cm.
The painting on offer for sale in this lot refers to a previously
unknown work by Jusepe de Ribera, which
has, however, been passed down in several copies
or variants. The artist of the present painting, which
demonstrates a very fine execution and composition
can certainly be attributed to Ribera’s immediate circle,
but the choice of colours suggests its creation around
1640 - 1650.
Literature:
cf. Nicola Spinosa, Ribera. L’opera completa, Madrid,
2008, p. 521.
€ 75.000 - € 100.000
Sistrix
INFO | BIETEN
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37
190
JUSEPE DE RIBERA,
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA – 1652 NEAPEL
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte
er sich mit den Werken Raphaels (1483-1520) und
Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-
1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen
von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später
stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo
Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner
Bilder erhob ihn zum Hofmaler des Herzogs von Osuna
sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644 wurde er
durch den Papst zum Ritter des Christusordens geschlagen.
1630 war er bereits Mitglied der Accademia
di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste
Naturalist der neapolitanischen Malerei
mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal
seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung
von meist alten, asketisch knochig-schlanken Gestalten
wie Einsiedlern oder Philosophen.
AARON
Öl auf Leinwand. Doubliert.
130 x 95 cm.
In ornamental reliefiertem Rahmen.
Beigegeben ein Gutachten von Nicola Spinosa, Neapel,
22. Mai 2023, in Kopie.
Vom rechten Bildrand ragt eine Tischecke in den Bildraum
hinein, über die sich eine Figur in dem Gewand
eines Hohepriesters zu beugen im Begriff ist. Seine
Kopfbedeckung verweist auf das Alte Testament, in
seiner Hand hält er mehrere sich windende Schlangen,
seine andere Hand weist auf ein metallisch
schimmerndes Weihrauchgefäß in barocker Form. In
der Erzählung von der Berufung Mose soll er dessen
Auftrag, die Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens
zu führen, durch seine Sprachgewandtheit unterstützen.
Gegenüber dem ägyptischen Pharao tut sich Aaron
als Wundertäter vor, um die Überlegenheit
Jahwes darzulegen: Sein Stab wird zu einer Schlange,
die die ebenso zu Schlangen gewordenen Stäbe der
ägyptischen Weisen verschlingt (Ex 7,8-13). Spinosa
setzt die Entstehung des hier angebotenen Gemäldes
auf um 1616 oder kurze Zeit später fest, in Riberas
Zeit zwischen Rom und Neapel.
JUSEPE DE RIBERA,
ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA – 1652 NAPLES
AARON
Oil on canvas. Relined.
130 x 95 cm.
Accompanied by an expert’s report by Nicola Spinosa,
Naples, dated 22 May 2023, in copy.
Spinosa dates the painting to ca. 1616 or shortly
thereafter, a period in the artist’s life when he was
active in Rome and Naples.
He was appointed as court painter to the Duke of
Osuna and the King of Naples due to the quality of his
paintings. In 1644 he was awarded The Supreme Order
of Christ by the Pope. He was already a member
of the Accademia di San Luca in Rome in 1630. Alongside
Caravaggio, he is the most important naturalist of
Neapolitan painting with an emphasis on chiaroscuro.
A main feature of his œuvre is the deliberate depiction
of mostly old, ascetic, bony and slim figures such as
hermits or philosophers.
Literature:
The painting on offer for sale here is published in:
Nicola Spinosa, Aniello Falcone e i pittori della sua
cerchia, p. 19.
€ 90.000 - € 120.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Literatur:
Das hier angebotene Gemälde ist publiziert in: Nicola
Spinosa, Aniello Falcone e i pittori della sua cerchia,
Cinisello Balsamo 2023, S. 19.
Vgl. Nicola Spinosa, L‘opera completa, Neapel 2006.
Vgl. José Milicua, Javier Portús, El joven Ribera,
Ausstellungskatalog, Museo Nacional del Prado,
4. April -28. August 2011, Madrid 2011.
Vgl. José Milicua, Javier Portús, Ribera tra Parma,
Roma e Napoli (1608 - 1624), Ausstellungskatalog,
Museo di Capodimonte, 23. September 2011-08.
Januar 2012, Neapel 2011.
Vgl. Benedikt J. Collinet, Aaron, Bruder des Mose,
in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. 42, Nordhausen 2021. (1390021) (13)
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191
PIER FRANCESCO MOLA,
1612 COLDRERIO – 1666 ROM, ZUG.
Der Künstler arbeitete ab 1633 längere Zeit in Venedig
und in Bologna, 1647 ging er nach Rom. In seinen
Werken lassen sich Einflüsse von Salvator Rosa (1615-
1673), aber auch von Carracci erkennen.
DER BLINDE HOMER
Öl auf Leinwand. Doubliert.
78 x 65 cm.
In mit Goldornamenten verziertem, ebonisierten
Wellenleistenrahmen.
Vor weitgehend unbestimmter, in mystisches Dunkel
gehüllter Hintergrundfolie das Hüftportrait eines nach
links gewandten alten Mannes mit weißem Bart, nach
oben geführter Hand, entgegen der Blickrichtung und
Lorbeerkranz. Das Gemälde zeigt eine sorgfältige und
persönliche Auseinandersetzung mit Arbeiten Guercinos,
Borgiannis und Riberas, aber auch eine Kenntnis
der Werke einiger neapolitanischer Naturalisten, wie
dem Meister der Verkündigung an die Hirten, Juan Do
und Francesco Fracanzano, wobei noch unklar ist, ob
dies einem Aufenthalt Molas in Neapel zu verdanken
ist. Das vorliegende Bild findet seinen thematischen
Widerhall in einem Gemälde, welches ebenfalls Homer
zeigt, jedoch mit leicht nach rechts gerichtetem Kopf
und als Tondo gearbeitet (Fondazione Zeri 47924), ein
weiterer Homer jedoch mit Geige, wurde 2019 bei
Sotheby‘s angeboten (31. Januar 2019, lot 112); auch in
der Gallerie dell‘ Accademia in Venedig wird unter Inv.
Nr. 32 ein geigender Homer verwahrt, dessen Kopf wie
hier nach links gerichtet ist; und auch im Palazzo Corsini
in Rom wird eine Version des „Homer mit Geige“, Baumstaffage
und Begleitperson verwahrt, die vielleicht die
aufwendigste Version darstellt (Inv.Nr. 192).
Anmerkung:
Wenngleich das Thema ein anderes ist, so ist der
dargestellte Mann vermutlich nach dem gleichen
Modell entstanden wie der Orientale, der unter
Fondazione Zeri Nummer 47934 verzeichnet ist und
1978 bei Christie‘s angeboten worden ist.
Literatur:
Vgl. Francesca Petrucci, Pier Francesco Mola (1612-
1666). Materia e colore nella pittura del Seicento,
Rom 2012.
Vgl. zu dem Werk im Palazzo Corsini: Wart Arslan,
Opere romane di Pier Francesco Mola, in Bollettino
d‘arte, 1928, S. 68.
Vgl. zu der Version in Venedig: Sandra Moschini
Marconi, Gallerie dell‘Accademia di Venezia. Opere
d‘arte dei secoli XVII, XVIII, XIX, 1970, S. 146.
(1390041) (13)
PIER FRANCESCO MOLA,
1612 COLDRERIO – 1666 ROME, ATTRIBUTED
THE BLIND HOMER
Oil on canvas. Relined.
78 x 65 cm.
€ 25.000 - € 27.000
Sistrix
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192
AGOSTINO CARRACCI,
1557 BOLOGNA – 1602 PARMA, ZUG.
MADONNA MIT DEM KINDE UND
DER HEILIGEN ANNA
Öl auf Leinwand. Doubliert.
130 x 97 cm.
Ungerahmt.
Beigegeben eine Expertise von Claudio Strinati, Rom,
25. Juli 1996, das Gemälde Agostino Carracci zuschreibend,
in Kopie.
Vor einer hügeligen sommerlichen Landschaft mit
Staffagebäumen ein dunkelblaues Velum das als Ehrentuch
die Gruppe dreier Personen hinterfängt. Die Sitzfigur
der Heiligen Mutter Gottes gleichsam als Maria
Lactans mit entblöster Brust und edler Kleidung in der
ihr zukommenden traditionellen Farbtrias mit akzentuierender
Stickerei. Auf ihrem Schoß der Jesusknabe
als Diagonalfigur, die Velumkante des Hintergrundes
und den blauen Umhang Mariens kompositionell aufgreifend
und den Betrachter direkt anblickend. Hinter
Maria die Heilige Anna ein Buch haltend und ihren
Enkel ansehend.
In der Zeit, in der unser Gemälde datiert wird, hatte
Agostino bereits eine eigene Stimme in der Kunstszene
Bolognas durchgesetzt, nachdem er seine künstle
r ische Ausbildung bei Prospero Fontana und danach
bei Bartolomeo Passerotti erhalten hatte. Zusammen
mit Annibale und Ludovico betrat er einen neuen, alternativen
Weg abweichend von den gängigen Strömungen
des Spätmanierismus hin zu einer helleren und
stärker realistischen Malweise. Vor allem die Darstellung
des Christuskindes lässt einen Bogen schlagen
zu dem sich an Correggio orientierenden Annibale
Carracci, jedoch weisen die klassischen Züge des Kindes
eher in das Werk dessen älteren Bruders Agostino
Carracci. In dessen Schaffen gliedert Strinati die Entstehung
des hier angebotenen Gemäldes ein, nämlich
in das letzte Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts in dem
auch die Ultima comunione di San Girolamo in der
Pina cotheca Nazionale in Bologna entstanden ist.
AGOSTINO CARRACCI,
1557 BOLOGNA – 1602 PARMA, ATTRIBUTED
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD WITH
SAINT ANNE
Oil on canvas. Relined.
130 x 97 cm.
Accompanied by an expert’s report by Claudio Strinati,
Rome, 25 July 1996, attributing the painting to Agostino
Carracci, in copy.
Strinati dates the painting to the artist’s œuvre in the
last decade of the 16th century when the painting
titled Ultima Comunione di san Girolamo held in the
Pinacoteca Nazionale di Bologna was also created.
€ 140.000 - € 160.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Literatur:
Vgl. Emilio Negro, Alcune note carraccesche e un
inedito longhiano, in: Emilio Negro und M. Pirondini
(Hrsg.), La Scuola dei Carracci. I seguaci di Annibale
e Agostino, Modena, 1995.
A. Cottino, Emilio Negro (und andere), Carracci e
dintorni, Ausstellungskatalog Turin, 16. - 24. März
1996. (1390751) (13)
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193
LUCA GIORDANO,
GENANNT „LUCA FA PRESTO“,
1634 NEAPEL – 1705 EBENDA
Der vor allem für seine Fresken berühmte Maler war
Sohn eines Kunsthändlers aus Apulien, der sich ebenfalls
der Malerei widmete. So erhielt er seinen ersten
Unterricht bei seinem Vater, während jedoch allgemein
angenommen wird, dass er ein Schüler des Jusepe de
Ribera (1588/91-1652) war. Etliche seiner Werke lassen
auch dessen Einfluss erkennen, während das enorm
umfangreiche Werk Giordanos zeigt, dass er sämtliche
Stilvarianten seiner Zeit beherrschte. Auch die Themen
breite in seinem Werk, in sämtlichen Bereichen
der Historienmalerei, religiöse Darstellungen, aber
auch mythologische Szenen, zeigt Einflüsse zunächst
der Caravaggisten, später aber auch der Maler Pietro
da Cortona (1596-1669), Mattia Preti (1613-1699) oder
Peter Paul Rubens (1577-1640). Im Bildaufbau mancher
seiner Werke sind auch die venezianischen Meister wie
Paolo Veronese (1528-1588), Tiziano Vecellio (1485/89-
1576) oder Domenico Robusti Tintroretto (1560-1635)
spürbar.
DIOGENES
Öl auf Leinwand.
104 x 162 cm.
Dem Gemälde liegt eine Zuweisung an Luca Giordano
von Nicola Spinosa bei. Demnach ordnet Spinosa
das beachtenswerte Werk in die frühe Schaffenszeit
Giordanos ein.
Beigegeben darüber hinaus eine Bestätigung von
Prof. Riccardo Lattuada.
Wie das Werk Giordanos zeigt, hat sich der Maler
mehrfach mit der Darstellung griechischer Philosophen
beschäftigt. Hier ist der nachsokratische Philosoph
Diogenes (um 413-um 323 v. Chr.) dargestellt, der sich
bekanntermaßen öffentlich allem Luxus verweigerte,
sich über seine Zeitgenossen lustig machte und angeblich
am hellen Tag mit einer Laterne umherging, er sei
auf der Suche nach dem „wahrhaften Menschen“.
Der Dargestellte zeigt sie hier auch im Bild. Seine Erklärung
dazu ist auch in der Beischrift in der unteren
Bilddecke zu lesen („QUERO HOMIONEM / VERDI
CIO“. Er soll in einem Fass „in hündischer Lebensweise“
gehaust haben und spöttischer Gegner seines Zeitgenossen
Platon (um 428-um 347 v. Chr.) gewesen
sein. Das großformatige Gemälde zeigt den Philosophen
mit ebendieser Laterne gleichgroß neben einer
anderen Gestalt, deren Identifizierung nicht geklärt
ist. Dessen luxuriöse Kleidung mit Pelzbesatz, der Hut
mit auffallenden blauen Federn und seine Brille, zeigen
ihn als einen etablierten Herrn der Gesellschaft,
im völligen Gegensatz zu Diogenes. Seine Hand aufs
Herz gelegt, will ihn als gerecht zeigen, was der Blick
des Diogenes jedoch äußerst kritisch betrachtet. Es
bleibt dahingestellt, ob hier ein Zeitgenosse des Malers
oder der antike Zeitgenosse Platon gemeint ist.
Das neu erwachte Interesse der Zeit an der Philosophie
der Antike hat bei mehreren Malern zu ähnlichen Bildthemen
geführt. Die bescheidene Lebensweise, die
sich durch einfache, bis hin zu zerrissener Kleidung
zeigt, ist auch ein Symbol der Verweigerung des Geistes
gegenüber dem üppigen Prunk, der in der Zeit kultiviert
wurde. Insofern ist auch dieses Gemälde von gesellschaftskritischer
Relevanz. Der Malstil zeigt ganz
deutlich auch die spanischen Einflüsse von Jusepe de
Ribera (1588-1652), dem Lehrer Giordanos.
Literatur:
Vgl. Achille Della Ragione, Scritti sulla pittura del
Seicento e Settecento napoletano, Bd. III, S. 12 f,
Neapel 2018.
Vgl. Bernardo De Dominici, Vita del Cavaliere D.
Luca Giordano, pittore napoletano, in: Vite de‘ pittori,
scultori ed architetti napoletani, Bd. III, Francesco
Ricciardo, Neapel 1729.
Vgl. Oreste Ferrari & Giuseppe Scavizzi, Luca Giordano.
L‘opera completa, Bd. 2, Neapel 2000 (Erstveröffentlichung:
1966). (1390116) (11)
LUCA GIORDANO,
ALSO KNOWN AS “LUCA FA PRESTO”,
1634 NAPLES – 1705 IBID.
DIOGENES
Oil on canvas.
104 x 162 cm.
Accompanied by a confirmation from Nicola Spinosa,
according to which the painting for sale in this lot is
from Giordano’s early creative period. Also a confirmation
from Prof Riccardo Lattuada enclosed.
€ 200.000 - € 300.000 (†)
Sistrix
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45
194
GIOACCHINO ASSERETO,
1600 – 1649, ZUG.
ACHILL BEI DEN TÖCHTERN DES LYCOMEDES
Öl auf Leinwand. Doubliert.
126 x 170 cm.
In vergoldetem, ornamental verziertem Rahmen.
Großformatige Darstellung des ungewöhnlichen
Themas, wobei die Orientierung des Genueser
Barock malers hin zu Caravaggio und auch Rubens
augenscheinlich ist. Die Komposition ist typisch für
Assereto, wenngleich wir das Thema kein weiteres
Mal in seinem Schaffen kennen. Rest.
(13908149) (13)
GIOACCHINO ASSERETO,
1600 – 1649, ATTRIBUTED
ACHILLES AMONG THE DAUGHTERS
OF LYCOMEDES
Oil on canvas. Relined.
126 x 170 cm.
In gilt frame with ornamental décor.
Large format depiction of an unusual subject. The influence
of Caravaggio and Rubens on the work of this
Genoese Baroque painter is obvious. The composition
is typical for Assereto, event though this subject cannot
be found in his ouvre another time. Restored.
€ 40.000 - € 60.000
Sistrix
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47
195
MAESTRO DEGLI ARMENTI
tätig in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
JOHANNES DER TÄUFER IN DER WÜSTE
Öl auf Leinwand. Doubliert.
172 x 123 cm.
In vergoldetem teilreliefierten Rahmen.
Beigegeben ein Gutachten von Massimo Pulini, Montiano,
19. Oktober 2023 mit vielen Vergleichsmotiven,
in Kopie.
Vor einer angedeuteten Vegetation, deren Blattwerk
sich vor zartblauem Himmel abhebt, sitzt - eine gebrochene
aufstrebende Diagonale zeichnend - Johannes
der Täufer mit einem Kreuzstab, der diese Diagonale
wieder aufnimmt vor einem Agnus Dei, auf das dessen
rechte Hand in diskreter Weise zeigt. Sein rotes
Gewand teils gebläht, zeichnet sich vor dem Hintergrund
ab und weist gemeinsam mit Schaf und Kreuz
auf den Erlösertod Christi.
(1391971) (3) (13)
MAESTRO DEGLI ARMENTI
active second half of 17th century
SAINT JOHN THE BAPTIST IN THE DESERT
Oil on canvas. Relined.
172 x 123 cm.
Accompanied by an expert’s report by Massimo
Pulini, Montiano, 19 October 2023 with numerous
examples of comparison, in copy.
€ 30.000 - € 40.000
Sistrix
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196
JOACHIM ANTONISZ WTEWAEL,
UM 1566 UTRECHT – UM 1638
DIE HEILIGE FAMILIE MIT JOHANNES UND
MUSIZIERENDEM ENGEL
Öl auf Holz.
37,8 x 53,1 cm.
Verso mit dem bekrönten Monogramm GR für König
Georg V von Hannover und diversen Sammlungsetiketten.
In ebonisiertem Profilrahmen.
Das vorliegende Gemälde wird in Dr. Lowenthals Werkverzeichnis
Joachim Wtewael and Dutch Mannerism
aufgenommen, die Echtheit wurde von Dr. Anne
Lowen thal bei unten genannter Auktion bestätigt.
In einem angedeuteten, durch seine Schattenspiele
lebender Innenraum eine Tischplatte. Auf dieser das
Lamm Gottes, das einerseits von dem stehenden Johannes
gehalten wird, sich andererseits dem diagonal
emporsteigenden Christuskind zuwendet: Statt wie
sonst üblich einen der Vorderläufe auf einen Kreuzstab
zu legen, liegt er auf dem Oberschenkel Christi
selbst und schafft somit eine direkte semantische
Verbindung zum Erlösungstod. Christus hält eine Birne
und mit der anderen Hand das Haar der hinter ihm
befindlichen Maria. Links vorn Joseph eine Traube haltend,
ebenfalls mit dem Erlösungstod in Verbindung
stehend, rechts im Hintergrund vor einem Krug und
Früchten (auch Trauben) ein Engel mit Renaissance
Zister stehend. Kompositionell nimmt das Gemälde
Bezug auf ein verloren gegangenes Gemälde von
Bartholomäus Spranger, dem das vorliegende Werk
lange zugeschrieben wurde und das durch einen Druck
von 1605 durch Lucas Kilian bekannt ist (Holstein 45;
Lowenthal 1986, Abb. 99), während die beiden Kinderfiguren
an Wtewaels Gemälde im Musée de Picardie
in Amiens erinnern.
Provenienz:
Christie’s New York, 29. Januar 2014, lot 32.
Per Erbschaft an den Einlieferer.
Nan Baumgartner (*1915), Frau von Carl-Johan Creutz
(1913 - 2007).
Konsul Leonhard Reinhold Baumgartner (1874 - 1946),
Loviisa, Finnland und dessen Tochter.
Erworben durch Gösta Stenman, Stenmans Konstsalong
im Auftrag des Konsuls Baumgartner.
Cassirer und Helbing, Berlin, 27. - 28. April 1926, lot 168.
Fideikommiss – Galerie des Gesamthauses Braunschweig-Lüneburg.
An dessen Sohn vererbt: Ernst August, Kronprinz von
Hannover (1845 - 1923).
Sammlung König Georg V von Hannover (1819 -
1878) Oberbaurath David Conrad Bernhard Hausmann
(1784 - 1873), Verkauf der gesamten Kunstsammlung
1857 an König Georg V.
Dessen Sohn Ludwig Georg Thedel, Feldmarschall
Graf von Wallmoden-Gimborn (1769 - 1862).
Vermutlich Johann Ludiwig Greichsgraf von Wallmoden-
Gimborn (1736 - 1811), illegitimer Sohn von Georg II
und dessen Mätresse Amalie von Wallmoden.
Vermutlich schon Sammlung Franz Ernst Brückmann
(1697 - 1753), Inventarnummer 50.
Literatur:
B. Hausmann, Verzeichnis der hausmannschen
Gemäldegalerie in Hannover, Braunschweig, 1831,
Nr. 174, als Bartholomäus Spranger.
O. Eisenmann, Katalog der zum Ressort der Königlichen
Verwaltungs-Kommission gehörigen Sammlung
... im Provinzial-Museumsgebäude ... zu Hannover,
Hannover, 1891, Nr. 608.
O. Eisenmann, Katalog der zur Fideicommiss-Galerie
des Gesamthauses Braunschweig und Lüneburg
gehörigen Sammlung von Gemälden und Skulpturen
im Provinzial-Museum ... zu Hannover, Hannover, 1902,
Nr. 608.
O. Eisenmann und W. Köhler, Katalog der zur Fideikommiss-Galerie
des Gesamthauses Braunschweig
und Lüneburg ... im Provinzial-Museum, Hannover,
1905, S. 170, Nr. 606.
C.M.A.A. Lindeman, Joachim Anthonisz. Wtewael,
Utrecht, 1929, S. 64, 104-105 und 254, Nr. 41, Tafel
28.
W. Stechow, review of Joachim Anthonisz. Wtewael
by C.M.A.A. Lindeman, Zeitschrift für Bildende Kunst:
Kunstchronik und Kunstliteratur (Beilage), II, 1930,
S. 130.
J. Foucart in R. Bacou und andere, Le XVIe siècle
européen: Peintures et dessins dans les collection
publiques françaises, Ausstellungskatalog Petit Palais,
Paris, Oktober 1965 - Januar 1966, S. 265, Nr. 324.
J. Zimmer, Joseph Heintz der Ältere als Maler, Weissenhorn,
1971, S. 53 und 78.
A.W. Lowenthal, The Paintings of Joachim Anthonisz.
Wtewael (1566-1638), Columbia University, New York,
1975, Nr. A-49.
Vgl. A.W. Lowenthal, Joachim Wtewael and Dutch
Mannerism, Groningen, 1986, S. 48, 129-30 und 224,
Nr. A-58, Tafel 85.
Vgl. Andreas Michel, Cither, Cithrinchen, Zister,
Beiträge zur Geschichte eines traditionellen Musikinstrumentes
in Deutschland, Suhl, 1989. (1381802)
JOACHIM ANTONISZ WTEWAEL,
CA. 1566 UTRECHT – CA. 1638
THE HOLY FAMILY WITH ST JOHN AND
AN ANGEL PLAYING MUSIC
Oil on panel.
37.8 x 53.1 cm.
With the crowned monogram GR for King George V
of Hanover and various collection labels verso.
In ebonised profile frame.
The present painting will be included in Dr Lowenthal’s
catalogue raisonné Joachim Wtewael and Dutch
Mannerism, and its authenticity was confirmed by Dr
Anne Lowenthal at the auction mentioned.
€ 170.000 - € 250.000 (†)
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51
197
HANS ROTTENHAMMER
(1564 MÜNCHEN – 1625 AUGSBURG)
UND JAN BRUEGHEL D. Ä.
(1568 BRÜSSEL – 1625 ANTWERPEN), ZUG.
DIE TAUFE CHRISTI
Öl auf Holz. Verso seitlich schmale Parkettierleisten.
34 x 48 cm.
Gerahmt.
Von dieser Darstellung sind bislang nur drei Fassungen
bekannt geworden, allgemein angesehen als Höhepunkt
der Zusammenarbeit der beiden Maler Hans
Rottenhammer und Jan Brueghel d. Ä. Die beiden
Maler trafen erstmals um 1594-95 in Rom zusammen
und ergänzten sich in gemeinsam geschaffenen Werken.
Wie das Werk Brueghels auch in der Zusammenarbeit
mit anderen Figurenmalern erweist, sind es die
landschaftlichen Elemente, die Baumgruppen und
Waldpartien, die von seiner Hand stammen. Rottenhammer
sah hier im Bild seine Aufgabe in der Schaffung
einer reichen Personenstaffage, die das eigentliche
Bildthema beherrscht.
Das Bildthema zeigt sich hier in außergewöhnlicher
Weise als eine allumfassende Schau des Ursprungs
der Christenheit. Die eigentliche Taufszene am Jordan
bildet zwar den Mittelpunkt der Darstellung, ist jedoch
umgeben von zahlreichen Personengruppen, die dem
Hauptthema allegorisch zugeordnet wurden. Die Baumlandschaft,
in die die Gruppen eingefügt sind, öffnet
sich oben in einer leuchtenden Gloriole, in der Gottvater
erscheint, von Engeln umgeben, darunter schwebt
die Taube des Heiligen Geistes herab.
Aus dem dunkleren Hintergrund der Baumwipfel
leuchten die einzelnen Figurengruppen auf. Am rechten
Ufer des dunkel-türkisblauen Flusslaufs steht Jesus,
das Haupt gebeugt, während Johannes eine Taufmuschel
darüber ausgießt. Dass der Täufer hier schwebend
in Begleitung zweier Engel gezeigt wird, erweist
den allegorischen Charakter der Bildgestaltung insgesamt.
Allegorisch sind auch die übrigen Figurengruppen
zu sehen. Sie sollen den Wandel andeuten, den das
Christentum mit der Taufe in die Welt gebracht hat:
rechts unten eine Mutter mit zwei Kindern, nun als
christliche „Charitas“ erkennbar, weiter rechts ein
Mann, der furchtsam in den dunklen Wald zurückblickend,
sich dem Heil der Taufe zuwendet. Im Hintergrund
eine lagernde Gruppe, antik-heidnisch dargestellt,
mit einer der Venus ähnlichen Frauengestalt.
Links im Abseits eine weitere Familiengruppe, die am
Geschehen nicht teilhat, der Mann mit Turban, das
Kind entsprechend in einen orientalischen Umhang
gehüllt. Die Dunkelheit des Waldes ist symbolisch als
die Welt vor dem Auftreten von Johannes und Jesus
zu interpretieren, das Licht der neuen Welt erscheint
nun am Himmel. Auch weitere Einzelheiten zeigen
das Gemälde als symbolträchtig.
Vorbilder zu einzelnen Figuren sah Rottenhammer in
Werken von Veronese, Tintoretto und Tizian, die er in
Venedig studieren konnte. Von den drei bekannt gewordenen
Fassungen wurde eine von Klaus Ertz um
1608 datiert, eine weitere Fassung ist auf Holz gemalt.
Eine dritte Fassung befindet sich im Besitz der
Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München,
und wird in den Städtischen Kunstsammlungen Augsburg
ausgestellt, als „Hans Rottenhammer d. Ä., Die
Taufe Christi, um 1597“. Eine der Fassungen wurde
2011 bei Lempertz, Köln verauktioniert (A 987, Lot
1227). A.R.
Literatur:
Vgl. Klaus Ertz, Jan Brueghel d. Ä, Lingen 2008-2010,
Bd. IV, S. 1670, Kat. Add. 30.
Vgl. Hans Rottenhammer. Begehrt – vergessen – neu
entdeckt. Ausst.-Kat., Weserrenaissance-Museum
Schloss Brake 17. August - 16. November, Prag
Nationalgalerie 11. Dezember 2008 - 22. Februar 2009,
München 2008/2009, S. 125.
Vgl. Klaus Ertz und Christa Nitze-Ertz, Jan Brueghel
d. Ä. Kritischer Katalog der Gemälde, Bd. II, Lingen
2008/2010, S. 561, Kat. Nr. 260A. (1371301) (11)
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55
HANS ROTTENHAMMER
(1564 MUNICH – 1625 AUGSBURG)
AND JAN BRUEGHEL THE ELDER
(1568 BRUSSELS – 1625 ANTWERP), ATTRIBUTED
THE BAPTISM OF CHRIST
Oil on panel. Slim parquetting slats at the side.
34 x 48 cm.
Framed.
As is typical in Brueghel’s œuvre, he collaborated with
other figure painters and it is the landscape elements,
the groups of trees and forest areas that he painted
himself. In this painting Rottenhammer created a rich
figure staffage, which dominates the actual subject
of the painting. Extraordinarily, the subject of the
painting is an all-encompassing view of the origin of
Christianity. The actual baptismal scene on the Jordan is
at the centre of the depiction, but it is surrounded by
numerous groups of figures who have been assigned
allegorically to the main subject. Of the three known
versions, one is dated ca. 1608 by Klaus Ertz, another
version is painted on panel (Klaus Ertz, Jan Brueghel
the Elder, Lingen 2008-2010, vol. IV, p. 1670, cat. add.
30). A third version is held by the Staatsgemäldesammlungen
in Munich, (inv. no. 4826, copper, 33 x
44 cm.) and exhibited in the Städtische Kunstsammlungen
Augsburg, as “Hans Rottenhammer the Elder,
The Baptism of Christ, ca. 1597“. One of the versions
was sold at auction at Lempertz, Cologne in 2011
(A987, lot 1227).
Literature:
cf. Hans Rottenhammer. Begehrt – vergessen – neu
entdeckt, exhibition catalogue, Weserrenaissance-
Museum Schloss Brake – National Gallery Prague,
2008/ 2009, p. 125.
cf. Klaus Ertz and Christa Nitze-Ertz, Jan Brueghel
d. Ä. Kritischer Katalog der Gemälde, vol. II, Lingen
2008/ 2010, p. 561, cat. no. 260A.
€ 40.000 - € 60.000
Sistrix
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198
FRANS FRANCKEN II,
1581 ANTWERPEN – 1642 EBENDA
AARON SAMMELT GOLD DER ISRAELITEN
Öl auf Holz.
54 x 74 cm.
Rechts unten signiert „F. Franck“.
Als Mose auf den Berg Sinai stieg, um die Zehn Gebote
zu empfangen, verließ er die Israeliten für vierzig
Tage und Nächte. Die Israeliten befürchteten, dass er
nicht zurückkehren würde, und verlangten von Aaron,
ihnen „Götter“ zu machen, „die vor uns herziehen“.
Aaron sammelte die goldenen Ohrringe und den
Schmuck der Israeliten, baute ein „gegossenes Kalb“
und verkündete: „Das ist dein Gott, Israel, der dich
aus Ägyptenland geführt hat“.
In einer felsigen, halbwüstenartigen Lichtung, auf einem
reichen Thron in seinem Zelt sitzt Aaron, der von der
linken Seite des Bildes, wie von einer Bühnenkulisse,
den perspektivischen Blick auf besagte Lichtung freigibt.
Im Vordergrund sitzt der Prophet mit ruhigem,
strengem blick und begrüßt mit segnender Hand das
israelitische Volk, das Geschenke und goldene Teile
mitbringt. Wenn die Figuren im Hintergrund nur angedeutet
sind, obwohl in ihrer Anatomie und ihren Bewegungen
vorbildlich umgesetzt, so sind die Figuren im
Vordergrund in den Details den Drapierungen und der
feinen Stoffe sowie vor allem in der Umsetzung der
Gesichter meisterhaft wiedergegeben. Der Farb auftrag
zeigt eine sehr sorgfältige und konzentrierte Bearbeitung
der dargestellten Szenen, die mal aus leichten
schichten, mal aus dichteren Pinselstrichen bestehen.
Diese stilistische Wahl entspricht der Bedeutung des
gewählten Subjekts. Erzählerische Darstellung die
das malerische Können dem Künstler beweist. Rest.
FRANS FRANCKEN II,
1581 ANTWERP – 1642 IBID.
AARON GATHERING GOLD FROM THE ISRAELITES
Oil on panel.
54 x 74 cm.
Signed “F. Franck” lower right.
Notes:
A comparable painting is held at the National
Museum in Warsaw.
€ 35.000 - € 50.000
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Anmerkung:
Ein vergleichbares Gemälde befindet sich im Nationalmuseum
Warschau. (13916910) (19)
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59
Detailabbildung
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199
VINCENT MALO,
UM 1600 CAMBRAI – UM 1656 ROM
DIE ISRAELITEN VEREHREN DIE GEBEINE
DES JOSEF
Öl auf Holz. Parkettiert.
58 x 86 cm.
In Holzrahmen.
Wir danken Dr. Fred Meijer und Dr. Bert Schepers für
freundliche Hinweise zur Katalogisierung.
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Dr. h.c. Jan de
Maere, 14. Februar 2024, der das Gemälde an Vincent
Malo zuschreibt.
In hügeliger, felsiger Landschaft im Vordergrund ein
Tumpo mit Moses hineinweisend, der die Gebeine
des Josef mitgenommen hatte. Denn Josef hatte den
Israeliten ein Versprechen abgenommen und gesagt
„Gott wird euch bestimmt eines Tage zu Hilfe kommen
und euch aus Ägypten herausführen, da nehmt euch
meine Gebeine von hier mit“ (Mose 13,19).
(13916913) (13)
VINCENT MALO,
CA. 1600 CAMBRAI – CA. 1656 ROME
THE ISRAELITES WORSHIPPING THE BONES
OF JOSEPH
Oil on panel. Parquetted.
58 x 86 cm.
We would like to thank Dr Fred Meijer and Dr Bert
Schepers for their kind advice on cataloguing the
painting. Accompanied by an expert’s report by Professor
Dr hc Jan de Maere, 14 February 2024, attributing
the painting to Vincent Malo.
€ 25.000 - € 35.000
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61
200
JAN BRUEGHEL D. J. (1601 – 1678)
UND
JAN VAN KESSEL (UM 1626 – 1679), ZUG.
DIE HOCHZEIT VON THETIS UND PELEUS IN
EINEM HERRSCHAFTLICHEN SCHLOSSPARK
Öl auf Leinwand. Doubliert.
70,8 x 91 cm.
Gezeigt wird eine Götterversammlung anlässlich der
Hochzeit von Peleus und Thetis an einer runden von
einem provisorischen Baldachin überspannten Tafel,
um die die einzelnen, in der beiliegenden Expertise
detailliert aufgeführten Götter sitzen. Peleus war der
Sage nach jener Held, der schon bei den Argonauten
gekämpft hatte. Seine Ehe scheiterte, da er versehentlich
seinen Schwiegervater tötete. Thetis war eine
Tochter des Uranos und der Gaia. Rechts oben im
Himmel Aphrodite mit ihren Tierkreiszeichen zusammen
mit Eros Gaben herabwerfend, während Eros einen
Pfeil zu Peleus und Thetis zu schießen im Begriff
ist. Hinter dem Parkgewässer, auf dem musizierende
Amoretten auf Schwänen reiten, bzw. ein Delfinreiter
einen Kuchen bringt, eine barocke Palastanlage mit
Skulpturenschmuck und Orangenbäumen. Wenngleich
die Zwietracht streuende nicht eingeladene Eris noch
nicht anwesend ist, mögen die Goldenen Äpfel über
den Häuptern der Gesellschaft bereits ihr Geschenk
vorwegnehmen. Eine weitere Version des Gemäldes,
jedoch auf Leinwand gemalt bei annähernd gleichen
Maßen (66,5 x 90,6 cm) wurde am 8. Juli 2010 bei
Sotheby‘s, London unter Lot 119 versteigert und ebenfalls
Jan Brueghel d.J. zugeschrieben.
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER (1601 – 1678)
AND
JAN VAN KESSEL (CA. 1626 – 1679), ATTRIBUTED
THE WEDDING OF THETIS AND PELEUS
IN A STATELY CASTLE PARK
Oil on canvas. Relined.
70.8 x 91 cm.
Provenance:
Private collection.
Auction Paris, Tajan, 17.12.1997, lot 352, attributed
to Jan Brueghel the Younger.
€ 30.000 - € 50.000 (†)
Sistrix
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Provenienz:
Privatsammlung.
Auktion Paris, Tajan, 17.12.1997, Lot 352, als Jan
Brueghel d.J. zugeschrieben. (1391502)
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63
201
PIETER BRUEGHEL D. J.,
1565 – 1636, ZUG.
DAS HOCHZEITSFEST
PIETER BRUEGHEL THE YOUNGER,
1565 – 1636, ATTRIBUTED
WEDDING FEAST
Öl auf Holz.
55 x 63 cm.
In teilvergoldeten ebonisiertem Rahmen.
Ein mittig eingefriedeter Baum dient als zentrale Achse
für eine Komposition, die so ähnlich bei Brueghel und
seiner Familie, und hier vor allem bei Pieter Brueghel
d. Ä. wiederzufinden ist. Im Vordergrund ein Tisch, der
aus einem breiten Brett besteht, das auf Fässern lagert,
darum halb sitzend halb vom Trunk übermannt liegend
mehrere Figuren. Ein Dorfbach wird von einer einfachen
Holzbrücke überfangen, neben der ein Liebespaar sitzt,
der linke Bild rand von einer Schankwirtschaft begrenzt,
die durch einen Ausleger näher bestimmt wird. Rechts
vor einem großen Haus ein Ehrentuch die Braut überfangend,
davor Musikanten, Tanzende und einen in
einem Kessel rührende Figur. Im Hintergrund eine
angedeutete, in einem Tal liegende größere Stadt.
Provenienz:
Kunstbesitz, Paris.
Literatur:
Vgl. Klaus Ertz, in: Ausstellungskatalog „Die
Flämische Landschaft“, Wien/ Essen 2003.
(1382013) (13)
Oil on panel.
55 x 63 cm.
€ 50.000 - € 100.000
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65
202
SEBASTIAN VRANCX,
1573 ANTWERPEN – 1647 EBENDA, ZUG.
Der Maler, der auch als Begründer des flämischen
Militärgenres gilt, war laut dem Biografen Carel van
Mander d. Ä. (1548-1606) ein Schüler des Adam van
Noort (1562-1641). Er begab sich, wie die meisten
seiner Kollegen, 1597 nach Italien, was in der Folge
Einfluss auf die Darstellung antiker Ruinen und römischer
Bauwerke in seinem Werk nahm. 1600 wurde
er Mitglied der Antwerpener Lukasgilde, wo er mit
seinen Zeitgenossen wie Jan Brueghel d. Ä. (1568-
1625), Frans Francken d. J. (1581-1642) oder auch
Hendrik van Balen d. Ä. (1575-1632) befreundet war.
So weist sein Werk auch manche Gemeinsamkeiten
mit denen dieser Künstler auf. Sein Ruhm führte
schon zu Lebzeiten zu Vervielfältigung seiner Bilder in
Kupferstichen.
FESTBANKETT MIT JAGDSZENE
UND SCHLOSSANSICHT
Öl auf Leinwand. Doubliert.
143 x 202 cm.
Um 1595.
In aufwendig gearbeitetem, perlmuttverzierten
Rahmen.
Als Zeitgenosse von Louis de Caullery und Lucas van
Valkenborch füllte Sebastian Vrancx eine Sonderstellung
aus, und das vorliegende Gemälde wiederum
sticht aus den Vergleichsbeispielen der Zeit hervor.
Die vorliegende Szene eines Festbanketts in einem
Park kann mit einem großen Gemälde ähnlicher Größe
(146,5 x 190,5 cm) von Sebastian Vrancx verglichen
werden, das im Musée des Beaux-Arts in Rouen verwahrt
und auf um 1595 datiert wird „Fête dans les
jardins du duc de Mantoue“ (Inv.Nr. 1890. 1.1). Aufgrund
des akzentuierten perspektivischen Effekts mit
dem großen Banketttisch, kann auch ein anderes Gemälde
desselben Künstlers (91 x 126 cm) im Museum
der Schönen Künste in Budapest als Vergleich herangezogen
werden (siehe Ursula Härting, S. 369, Nr.
1645). Das vornehmliche Thema des vorliegenden
Gemäldes, nämlich das Festbankett im Freien, wird
vom Maler ganz nah an den Betrachter herangerückt,
sodass die Distanz von Bild- und Betrachterraum gering
ausfällt bzw. der Betrachter eingeladen ist, am
Festmahl teilzunehmen, die Distanz von Ort und Zeit
zu überwinden. Besonders ist neben dem kulturhistorischen
Wert des Gemäldes mit der dargestellten
Kleidung, den Gerätschaften und der Tischkultur auch
die Kombination von Festbankett und Jagdszene mit
Hirschhatz, die parallel zu einander dargestellt sind
und gleichzeitig thematisch aufeinander aufbauen –
etwa in Form der Fasanenterrine auf dem Tisch. Wie
auch bei den Vergleichsbildern zeigt das Gemälde nicht
nur die höfische Festkultur der Renaissance, sondern
auch ein Gebäude der Zeit mit in der Zeit typischem
parkähnlichem Anwesen. Manchmal lassen sich die
Gebäude in Vrancx Schaffen verorten und vielleicht
gelingt es auch bei diesem opulenten Werk, das vor
Kolorit nur so strotzt, eines Tages das dargestellte
Schloss und damit auch den Schlossherrn, der hier
besonders prominent in Rot gekleidet dargestellt ist,
zu identifizieren.
Provenienz:
Château de Joancy, Frankreich.
Sammlung Bernard Collette, Chef des Monuments
Historiques.
Sammlung des Duc de Tamames, Mesia del Barco,
Urgroßneffe von Ferdinand de Lesseps (1805-1894,
Diplomat und erfolgreicher Erbauer des Suezkanals).
Anmerkung:
Das Schloss Joancy, aus dem das hier angebotene
Gemälde stammt, wird erstmals im 12. Jahrhundert
erwähnt. 1563 wurde nach Abriss das heutige Schloss
durch Nicolas Dange de Troyes unter Inspiration durch
Sebastiano Serlio errichtet, der von Francois I zum
Bau des Schlosses von Fontainebleau geholt worden
war. Jüngst wurde das Schloss liebevoll und fachkundig
innen wie außen vom Vorbesitzer des Gemäldes
renoviert. 1976 war das Schloss Bestandteil
einer Reportage des Fernsehsenders Antenne 2 TV.
Literatur:
Vgl. Ursula Härting, Gärten und Höfe der Rubenszeit.
Im Spiegel der Malerfamilie Brueghel und der Künstler
um Peter Paul Rubens, Ausstellungskatalog, Gustav-
Lübcke-Museum, Hamm, 15. Oktober 2000-14.
Januar 2001, Landesmuseum, Mainz, 4. März 2001-
24. Juni 2001, München 2000, S. 380-381.
Vgl. Thomas Fusenig, Komödianten im Lustgarten.
Zur Funktion von Gärten und Gartendarstellungen
um 1600, in: Die Gartenkunst, 14, 2002.
Rép Magazine L‘Événement. Biennale des antiquaires,
mit Farbabb., 22. April 1993, Nr. 3. Hier beschrieben
als: „Ein außergewöhnliches Gemälde, außerordentlich
dekorativ, reich im Kolorit (.) Dieses Gemälde mit
respektablen Abmessungen ist auch wegen seiner
damals kaum genutzten Thematik außergewöhnlich:
Jagdszenen, Festessen, höfisches und galantes
Leben“ (übersetzt aus dem Französischen).
Ausstellung:
Fontainebleau, Cercle International, Biennale des
antiquaires, François 1er et la Renaissance, 26. April
-5. Mai 1991. Ecole de Fontainebleau fin du XVIe
siècle – début du XVIIe siècle, Les plaisirs de la vie
seigneuriale (Stand Vidal – Naquet).
(1380171) (13)
SEBASTIAN VRANCX,
1573 ANTWERP – 1647 IBID., ATTRIBUTED
He was accepted into the Guild of Saint Luke in Antwerp
in 1600, where he was acquainted with contemporaries
such as Jan Brueghel the Elder (1568 - 1625),
Frans Francken the Younger (1581 - 1642) and Hendrick
van Balen the Elder (1575 - 1632). Hence, his œuvre
shows some similarities with these artists. During his
lifetime his reputation led to his paintings being reproduced
in copper engravings.
BANQUET WITH HUNTING SCENE AND PALACE
VIEW
Oil on canvas. Relined.
143 x 202 cm.
Ca. 1595.
€ 30.000 - € 50.000
Sistrix
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203
HENDRICX DE CLERCK,
UM 1570 BRÜSSEL – 1629
MARIA MIT DEM JESUSKIND UND
DEM JOHANNESKNABEN
Öl auf Holz. Parkettiert.
138 x 157 cm.
In breitem ebonisierten Holzrahmen.
Beigegeben eine Expertise von Ferdinando Arisi, in
Kopie.
Die Figurengruppe in einer Waldlandschaft wiedergegeben,
im Schatten von Eichenbäumen mit mächtigen
Stämmen. Rechts hinten Ausblick in Landschaft mit
dunklen Wolken und einer tiefer stehenden Burg auf
einem Felsen. Maria nach links sitzend, hält in ihren
Armen das stehende Jesuskind, das sich an ihren
Körper schmiegt, etwas furchtsam auf das hochspringende
Lämmchen blickend, das der Johannesknabe in
Händen hält. Das Laubwerk des abgedunkelten Hintergrundes
fein gemalt, die Konturen des Inkarnats in
leichtem Sfumato ausgeführt, die Figuren in bewegter
Haltung. Die Farbkomposition betont die Verwendung
von Rot im Dreiecksaufbau, wobei das blaue Kleid der
Maria, um diesen Farbeffekt nicht zu beeinträchtigen,
ins Violett abgeschwächt ist. Der Stab des Johannes
knaben auf dem Boden abgelegt, umwickelt von
schmalem Rotulus. Die Burg rechts hinten ist symbolisch
als die Festung der göttlichen Zuversicht zu
verstehen.
HENDRICX DE CLERCK,
CA. 1570 BRUSSELS – 1629
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD WITH
THE INFANT SAINT JOHN THE BAPTIST
Oil on panel. Parquetted.
138 x 157 cm.
Accompanied by an expert’s report by Ferdinando
Arisi, in copy.
Notes:
Arisi points out a similar style to Michelangelo’s
Madonna, which was in the Notre Dame church in
Brussels. Furthermore, he also refers to a painting
titled Sacra Famiglia con un Angelo held in a private
collection, signed and dated “1607“, illustrated in
J. de Maere and M. Wabbes, Illustrated dictionary
of 17th century Flemish painters, Brussels 1994,
p. 252.
€ 70.000 - € 90.000
Sistrix
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Anmerkung:
Arisi verweist auf eine gewisse Stilanlehnung an die
Madonna von Michelangelo, welche sich in der Kirche
Notre Dame in Brüssel befand. Ferner wird Bezug
genommen auf ein Gemälde „Sacra Famiglia con un
angelo“ in einer Privatsammlung, signiert und datiert
1607, abgebildet in: J. de Maere, M. Wabbes, Illustrated
dictionary of 17th century Flemish painters,
Brüssel 1994, S. 252.
(1391121) (13)
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69
204
JAN JANSSENS,
1590 GHENT – UM 1650
CARITAS ROMANA
Öl auf Leinwand. Doubliert.
111 x 149 cm.
In vergoldetem, breiten Rahmen mit Perlstabfries.
Beigegeben ein Gutachten von Claudio Strinati, in Kopie.
Das Bildthema illustriert, wie auch das Vergleichsbild
Janssens in der Real Academia de Bellas Artes de San
Fernando in Madrid, die römische Legende, übermittelt
durch den Dichter Valerius Maximus. Danach wurde
der römische Seher Cimon zu Tode durch Verhungern
im Kerker verurteilt. Seine Tochter jedoch ernährte
den Vater durch ihre Muttermilch. Das Thema wurde
vielfach Bildgegenstand in mehreren Stilepochen.
Hier sind die beiden Hauptfiguren im dunklen Kerkerraum
gezeigt, der Vater als Philosoph entsprechend
langbärtig am Boden sitzend, die Arme in Ketten gelegt.
Die Tochter, neben ihm stehend, reicht ihm die Brust,
aufmerksam zurückblickend, ob die beiden Beobachter
hinter dem vergitterten Fenster das Geschehen bemerken.
Der Verurteilte wurde der Legende gemäß
schließlich freigelassen, da die Richter von der bereitwilligen
Liebe der Tochter gerührt waren. Der Bildgegenstand,
als Akt der Nächstenliebe zu verstehen, ist
in der Geschichte nicht immer nur positiv gesehen
worden. Schließlich grenzt die Szene an ein Tabu, das
jedoch hier aufgebrochen worden ist.
Literatur:
Claudio Strinati, In lights and shadows, Caravaggism
in Europe, Ausstellungskatalog, Lampronti Gallery,
29. Juni-31. Juli 2015, S. 76-77, Kat. Nr. 26.
Vgl. Benedict Nicolson, Caravaggism in Europe,
Bd. I, 1979, S. 130 sowie Bd. III, Abb. 1086-1096.
Vgl. Valerio Massimo, Dictorum et factorum memorabilium
libri, V. 4, Pisa 1986.
Vgl. Maurizio Calvesi, Le realtà del Caravaggio, Turin
1990, S. 355-362.
Vgl. Silvia Danesi Squarzina, Fiamenghi che vanno
e vengono non li si puol dar regola: Paesi Bassi e
Italia fra Cinquecento e Seicento; pittura, storia e
cultura degli emblemi, Sant‘ Oreste 1995.
Vgl. Hermann Voss, La pittura barocca a Roma,
Rom 1999, S. 118-119, Abb. 87. (1390117) (13)
JAN JANSSENS,
1590 GHENT – CA. 1650
CARITAS ROMANA
Oil on canvas. Relined.
111 x 149 cm.
Accompanied by an expert’s report by Claudio Strinati,
in copy.
Literature:
C. Strinati, in: Lights and Shadows, Caravaggism in
Europe, exhibition catalogue, Lampronti Gallery, 29
June - 31 July 2015, Rome 2015, cat. no. 26, pp. 76-77.
cf. B. Nicolson, Caravaggism in Europe, 1979, vol. I,
p. 130, vol. III, ill. 1086-1096.
cf. Valerio Massimo, Factorum et Dictorum memo rabilium
libri, V. 4, Pisa 1986.
cf. M. Calvesi, Le realtà del Caravaggio, Turin 1990,
pp. 355-362.
cf. S. Danesi Squarzina, Fiamenghi che vanno e
vengono non li si puol dar regola: Paesi Bassi e
Italia fra Cinquecento e Seicento; pittura, storia
e cultura degli emblemi, Sant’Oreste 1995.
H. Voss, Pittura del Barocco a Roma, Rome 1999,
pp. 118-119, ill. 87.
€ 120.000 - € 160.000 (†)
Sistrix
INFO | BIETEN
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205
JACOB JORDAENS,
1593 ANTWERPEN – 1678 EBENDA, ZUG.
DER PROPHET ELIA EMPFÄNGT NAHRUNG VOM
ENGEL VOR DEM GANG ZUM BERG HOREB
Öl auf Leinwand. Doubliert.
69 x 58,5 cm.
Beigegeben ein Gutachten von Alessandro Delpriori,
in Kopie.
Zwischen zwei in Grisaille gestalteten, gedrehten, auf
quadratischen Basen ruhenden Säulen mit vergoldeten
ionischen Kapitellen sind zwei polychrome, von einem
Velum überspannte Gestalten zu sehen, die in ihrer
Polychromie dem Grisaille gegenübergestellt und in
ihrem Wirklichkeitsgehalt wesensechter greifbar und
in ihrer Bedeutung überhöht gegenüber der scheinarchitektonischen
Umrandung sind. Dargestellt wird
eine Stelle im Alten Testament (1 Kön 19, 1-8). Elia
hatte gerade die Propheten Baals umgebracht und
Ahab berichtete dies Isebel, die sogleich Boten an
Elia senden ließ, die im sagten: „Die Götter sollen mir
dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese
Zeit dir tue, wie du denen getan hast“. Elia geriet in
Furcht, flüchtete in die Wüste, setzte sich unter einen
Wacholder und wünschte den Tod herbei. Elia, hier
nur in einem Lendenschurz stehend, wurde jedoch
zwei Mal von einem Engel mit Nahrung, hier ist ein
Laib Brot und ein Kelch dargestellt, versorgt, was traditionell
auch als Vorgriff auf die Eucharistie gelesen
wird. Danach ging er vierzig Tage und vierzig Nächte
zum Berg Gottes, dem Horeb. Das Säulenmotiv kennen
wir bei Jacob Jordaens bereits aus anderen Gemälden,
wie dem „Triumph des Stadthalters Frederik Hendrik van
Oranje Nassau“ von 1651, das im Muzeum Narodowe
Warschau (Inv.Nr. M. Ob. 57) verwahrt wird. Wenn
auch nicht gedreht, rahmen auch die Säulen das Geschehen
in der „Darbringung im Tempel“ in der Gemäldegalerie
Alte Meister (Inv.Nr 1012) aus der Hand
des Jacob Jordaens. Vor allem aber muss als wichtigstes
Vorbild das Gemälde des Peter Paul Rubens mit
dem gleichen Motiv im Musée Bonnat in Bayonne in
Frankreich von 1625-1628 genannt werden, zu dem das
vorliegende Gemälde von Jacob Jordaens als Kopie
gesehen werden kann. Jenes Gemälde ist als eine
Vorstudie zu einer Tapisserie zu sehen mit dem Thema
der Eucharistie für das Franziskanerkloster der Descalzes
Reales in Madrid, in Auftrag gegeben von der Infantin
Isabel Clara Eugenia, Tochter des Königs Philip
IV. Die Serie von Wandteppichen ist eines der anspruchsvollsten
Werke, die Rubens anvertraut wurden,
sodass die Dokumente ganz klar festlegen, dass die
Rolle des Meisters nur darin bestand, die Skizzen und
Entwürfe zu erstellen. Die Schüler, unter denen sich
die besten flämischen und holländischen Künstler des
Marktes befanden, kopierten diese in größere Kartons
und Modelle – wie auch in diesem Gemälde zu
sehen –, bis die monumentalen Formen der Wandteppiche
gewebt und nach Madrid geschickt wurden.
Wir wissen, dass Rubens bereits 1626 an dieser Reihe
von Skizzen arbeitete und das die fertigen Webereien
zwischen 1627 und 1633 nach Spanien geschickt wurden.
Das Werk wurde vom König und seiner Familie
außerordentlich geschätzt, die zudem eine privilegierte
Beziehung zu Rubens hatte, da er 1625 zum Pfalzgrafen
von Spanien ernannt wurde (vielleicht aufgrund des
Interesses der Infantin Isabella). Nicht weniger als 19
Skizzen sind erhalten und auf verschiedene Museen
verteilt, aber der wichtigste Kern ist natürlich der Prado
in Madrid. Der Rubensbozetto, der zwischen 1626
und 1633 zum Elia Thema entstanden ist, befand sich
in der Sammlung des Victor-Bernard Derrécagaix, der
seine Sammlung samt dem Bozetto dem Museum
seiner Heimatstadt Bayonne vermachte.
Neben Peter Paul Rubens und Athonius van Dyck war
Jordaens einer der drei wichtigsten flämischen Maler,
welche die Antwerpener Schule im 17. Jahrhundert
prägten. Der Künstler ist für seine großen und zahlreichen
szenischen Bilder der Genremalerei bekannt, die
sich an Sprichwörter seines Zeitgenossen Jan Brueghel
d. Ä. anlehnen, wie beispielsweise dessen bekannteste
Bilder „Der König trinkt“ und „Wie die Alten summen,
so pfeifen die Jungen“.
Provenienz:
Galerie Fischer Auktionen, Luzern, 27. Dezember
1949, Lot 49, als Anthony van Dyck.
Privatsammlung, Schweiz.
Privatsammlung, Italien.
Anmerkung:
Siehe die Vergleichsabbildung der Tapisserie im
Monasterio des Descalzas Reales in Madrid, die
das gleiche, seitenverkehrte Motiv zeigt. Die Maße
der Tapisserie sind 490 x 420 cm.
Literatur:
Vgl. Ludwig Burchard, Corpus Rubenianum, Bd. I,
1968, S. 304-306 (Nr. 9b).
Vgl. Julius Samuel Held, The oil sketches of Peter
Paul Rubens, a critical catalogue, Bd. 1, Princeton
1980, Nr. 97.
Vgl. Ludwig Burchard, Corpus Rubenianum, The
Eucharist Serie, Bd. 9, 1978.
Vgl. Rubens, Painter of Sketches, Ausstellungskatalog,
Madrid 2018, Kat. 35-41, S. 142-152.
(1390661) (13)
JACOB JORDAENS,
1593 ANTWERP – 1678 IBID., ATTRIBUTED
ELIJAH THE PROPHET FED BY AN ANGEL BEFORE
HIS WALK TO MOUNT HOREB
Oil on canvas. Relined.
69 x 58.5 cm.
Accompanied by an expert’s report by Alessandro
Delpriori, in copy.
€ 70.000 - € 90.000
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206
ABRAHAM JANSSENS,
1575 ANTWERPEN – 1632 EBENDA
ALLEGORIE DES FRÜHLINGS
Öl auf Leinwand.
118 x 87.8 cm
In teilvergoldetem Profilrahmen.
Wir danken Dr. Joost Vander Auwera für die Bestätigung
der Zuschreibung.
Beigegeben eine Expertise von Andrea De Marchi, in
Kopie.
Das hier angebotene Gemälde wird beim RKD in Den
Haag geführt als Werkstattarbeit von Abraham Janssens
mit der Nummer 238302.
Um ein Holzgefäß mit Umreifung herum sitzen drei
Figuren, die in ihrer Aufeinanderfolge von links nach
rechts mit ihren Attributen, der in dieser Reihenfolge
zunehmenden Blüten, den Frühling symbolisieren und
mittels der über ihnen dargestellten Tierkreis zeichen
Widder, Stier und Zwilling die Zeit zwischen dem 21.
März und dem 21. Juni verkörpern. Ganz offen sichtlich
ist dies der Teil einer Folge von vier Jahreszeiten bildern,
die als Folge als Kopie überliefert sind: siehe Sotheby‘s,
London, 16. April 1980, Lot 52.
ABRAHAM JANSSENS,
1575 ANTWERP– 1632 IBID.
ALLEGORY OF SPRING
Oil on canvas.
118 x 87.8 cm.
We would like to thank Dr Joost Vander Auwera
for the confirmation of the attribution.
Accompanied by an expert’s report by Andrea De
Marchi, in copy.
The painting on offer for sale at RKD, The Hague, registered
as workshop work of Abraham Janssens under
no. 238302.
Provenance:
Collection Dr E. C. Carter.
Christie, Manson & Woods, London, 27 October,
lot 11, as A. Bloemaert.
Christie’s London, 3 July 2012, lot 139.
€ 70.000 - € 120.000 (†)
Sistrix
INFO | BIETEN
Literatur:
A. G. De Marchi in Da Artemisia a Hackert. La collezione
di un antiquario, Ausstellungskatalog, Reggia
di Caserta, Foligno 2019, Kat. 24, S. 52-53.
Provenienz:
Sammlung Dr. E. C. Carter.
Christie, Manson & Woods, Ltd., London, 27. Oktober,
Lot 11, als A. Bloemaert.
Christie‘s London, 3. Juli 2012, Lot 139.
(13818611) (13)
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207
ABRAHAM JANSSENS,
1575 ANTWERPEN – 1632 EBENDA
LA ZINGARA – JUNGE DAME MIT WEINGLAS
UND ARTISCHOCKEN
Öl auf Leinwand.
116 x 94 cm.
Beigegeben eine Expertise von Giuliano Briganti, Rom,
vom 11. Juni 1964, in Kopie.
Großformatiges Bild mit Darstellung einer jungen Frau
in rotem Kleid und grünem Seidenumhang sowie einem
ornamental gewirkten Schal, der an ihrem Haarschmuck
befestigt ist und über ihre Schultern fällt. Sie
sitzt vor einem dunklen Velum mit Baldachin. Vor ihr
ein gedeckter Tisch, darauf eine Schale mit Artischocken
sowie ein weiterer Tischaufsatz mit einem gebackenen
Geflügel, Brot und Salzgefäß. In der linken
Hand hält sie ein Römer-Weinglas. Die Arme geschmückt
mit Armbändern, gefertigt aus Kameen
und Gemmen. Links im Hintergrund am Bildrand eine
Säule. Die Darstellung ist zweifellos eine symbolische
Anspielung auf sinnliche Erfahrungsinhalte, wie
sie in der Barock-Malerei üblich sind. Auch hier dürfte
es sich um eine allegorische Sinndeutung handeln
wie Janssens vergleichbares Bild „Lascivea“ zeigt.
Literatur:
Ausstellungskatalog Villa Castello Smilea, Il giuoco
al tempo di Caravaggio, Pierluigi Carofano (a cura di),
7.12.2013 - 6.1.2014, S. 108, Nr. 8. (1380313) (13)
ABRAHAM JANSSENS,
1575 ANTWERP – 1632 IBID.
LA ZINGARA – YOUNG WOMAN WITH WINE
GLASS AND ARTICHOKES
Oil on canvas.
116 x 94 cm.
Accompanied by an expert’s report by Giuliano Briganti,
Rome, dated 11 June 1964, in copy.
Literature:
Exhibition catalogue Villa Castello Smilea, Il giuoco
al tempo di Caravaggio, Pierluigi Carofano (ed.), 7
December 2013 - 6 January 2014, p. 108, no. 8.
€ 30.000 - € 50.000
Sistrix
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208
JAN VAN NOORDT,
1623/24 – NACH 1676/86
EINE AMORÖSE SZENE – DIE BEGEGNUNG
VON PREZIOSA UND DON JUAN
Öl auf Leinwand.
131 x 174 cm.
In geschnitztem, blattvergoldeten Prunkrahmen des
17. Jahrhunderts.
Rechts steht ein junger Mann, der an einen großen
Felsen lehnt. Er dreht sich nach links und blickt zu einer
jungen Frau in Satinkleid, die auf einem Felsenstück
sitzt und seinen Blick erwidert. Hinter ihr sitzt eine
alte Hexe, gehüllt in einen groben Umhang mit Kapuze.
Im Hintergrund der Mitte weitere Figuren, darunter
ein Mann, der einen Falken in seiner Hand hält. Zuvor
wurde das Werk als genreähnliches Gemälde gesehen,
das die klassische Geschichte von „Vertumnus
und Pomona“ wiedergibt. S.J. Gudlaugsson wies auf
die Verbindung zu „Das Spanische Zigeunermädchen“
von Jacob Cats aus dem Jahr 1637 hin, einer niederländischen
Versadaption von Cervantes „La Gitanilla di
Madril“, die veröffentlicht wurde. In jüngerer Zeit wurde
deutlich, dass das Gemälde einer Adaption einer Geschichte
für die Bühne folgt, die 1643 von Mattheus
Gansneb Tengnagel veröffentlicht wurde. Besonders
die Rosen in Preziosas Haaren und Händen sowie ihr
luxuriöses weißes Kleid werden von Tengnagel in seinem
Monolog über Don Juan ausdrücklich erwähnt,
als er mit Preziosain ihrer Mitte die Zigeunerkapelle
ausspioniert. So wird auf dem Gemälde der Augenblick
in Tengnagels Werk wiedergegeben, in dem Don
Juan auf der Jagd ist und die prachtvoll gekleidete
Preziosa für die hilflose Göttin Diana hält, die tief im
Wald von Teufeln gefangen genommen wurde und in
die er sich verliebt aufgrund ihrer vermeintlichen Hilflosigkeit.
Laut Dr. David de Witt, Bader Curator of European
Art, Queen´s University, Kingston malte Van
Noordt das Gemälde um 1660. Seine Komposition
bezieht sich nicht auf frühere Darstellungen anderer
Künstler, sondern auf sein eigenes Gemälde „Der Triumph
Davids“, das wahrscheinlich einige Jahre zuvor
entstanden ist. Es zeigt den gleichen Ansatz, wichtige
Figuren in einiger Entfernung voneinander im Vordergrund
zu platzieren. Von dem vorliegenden Gemälde
existieren zudem zwei weitere Exemplare.
Provenienz:
Sammlung von T. Ockley.
Auktion von C. Fairfax Murray u. a., Christie‘s London,
20.Januar 1920, Lot 353 (als Gerbrand van den Eeckhout,
Vertumnus und Pomona“).
A. Tooth & Sons, Kunsthandel, London.
Christie‘s London, 15.Februar .1929, Lot 81 (als J. van
Noordt, „Cavalier and a Young Lady“, mit sportlichen
Figuren und Zigeunern).
Privatsammlung J. Leger & Son, London, 1930/31.
Sotheby‘s London, 15. Dezember 1976, Lot 17.
Auktion Boetto, Genua, 23.-24. Februar 1998 (als
französische Schule, 17. Jahrhundert, „Scène allégorique“).
Adam Williams Fine Art, New York, 1999.
Privatsammlung, Europa.
Literatur:
Adolph Staring, Weinig bekende portettisten. III.
Joannes van Noordt, in: Oud Holland, Bd. 61, 1946,
S. 74.
Emmanuel Bénézit, Dictionnaire critique et documentaire
des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs
de tous les temps et de tous les pays par un
groupe d‘ècrivains spécialistes français et étrangers,
Bd. 6, Paris 1956, S. 381.
Sturla Jonasson, Gudlaugsson: Die Komödianten im
Werk von Jan Steen und seinen Zeitgenossen, Soest
1975, S. 29-33, Abb. 25.
Peter Schatborn, Tekeningen van Jan van Noordt in:
Bulletin van het Rijksmuseum, Jahrgang 27, Nr. 3,
1979, S. 119-120, Abb. 3.
Ivan Gaskell, Transformationen von Cervantes „La
Gitanilla“, in: Niederländische Kunst, Zeitschrift der
Institute Warburg und Courtauld, 45, 1982, S. 263,
267, Abb. 46A.
Werner Sumowski, Gemälde der Rembrandt-Schüler,
1983 - 1996, Bd. VI, S. 3534-3535, Anmerkung 88.
Ausstellungskatalog, Katze. Het Gedroomde Land.
Pastorale schilderkunst in de Gouden Eeuw, hrsg.
von Peter van den Brink (et al), Utrecht 1993, S. 22,
235-238.
Werner Sumowski, Bemerkungen zu Jacob Adriaensz.
Backer und Jan van Noordt, in: Master Drawings 36,
1998, S. 79, Anmerkung 15.
David de Witt, Jan van Noordt. Painter of History and
Portraits, London u. a. 2007, Kat.Nr. 31, S. 146-149,
Abb. 147. (1381872) (18)
JAN VAN NOORDT,
1623/24 – AFTER 1676/86
AN AMOROUS SCENE – THE MEETING
OF PREZIOSA AND DON JUAN
Oil on canvas.
131 x 174 cm.
In a carved, gilded 17th-century magnificent frame.
Provenance:
Collection of T. Ockley.
Auction by C. Fairfax Murray et al, Christie’s London,
20 January 1920, lot 353 (as Gerbrand van den Eeckhout,
Vertumnus and Pomona).
A. Tooth & Sons, art dealers, London.
Christie’s London, 15 Feb. 1929, lot 81 (as J. van
Noordt, (Cavalier and a Young Lady, with sporting
figures and gypsies).
Private collection J. Leger & Son, London, 1930/31.
Sotheby’s London, 15.12.1976, lot 17.
Auction Boetto, Genoa, 23 - 24 February 1998 (as
French School, 17th century, Scène allégorique).
Adam Williams Fine Art, New York, 1999.
European private collection.
Literature:
Adolph Staring, Weinig bekende portettisten. III
Joannes van Noordt, Oud Holland, vol. 61, 1946,
p. 74.
Emmanuel Bénézit, Dictionnaire critique et documentaire
des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs
et Graveurs de tous les temps et de tous les pays
par un groupe d’ècrivains spécialistes français et
étrangers,1956 Paris, vol. 6, p. 381.
Sturla Jonasson Gudlaugsson, Die Komödianten
im Werk von Jan Steen und seinen Zeitgenossen,
Soest 1975, pp. 29-33, fig. 25.
Peter Schatborn, Tekeningen van Jan van Noordt,
“Bulletin van het Rijksmuseum”, vol. 27, no. 3, 1979,
pp. 119-120, fig. 3.
Ivan Gaskell, Transformations of Cervantes “La
Gitanilla“, in: Dutch Art, Journal of the Warburg and
Courtauld Institutes, 45, 1982, pp. 263, 267, fig. 46A.
Werner Sumowski, Gemälde der Rembrandt-Schüler,
1983 - 1996, vol. VI, pp. 3534-3535, note 88.
Exhibition catalogue, Het Gedroomde Land. Pastorale
schilderkunst in de Gouden Eeuw, ed. by Peter van
den Brink (et al), Utrecht 1993, pp. 22, 235-238.
Werner Sumowski, Remarks on Jacob Adriaensz.
Backer and Jan van Noordt, in: Master Drawings 36,
1998, p. 79, note 15.
David de Witt, Jan van Noordt. Painter of History
and Portraits, London et al. 2007, cat. no. 31,
pp. 146 - 149, ill. 147.
€ 60.000 - € 90.000 (†)
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79
209
MATTHIAS STOMER D.Ä.,
UM 1600 – UM 1650, ZUG.
DER HEILIGE HIERONYMUS
Öl auf Leinwand. Doubliert.
72,5 x 93 cm.
Stomers Schaffen blieb während den mehr als zwanzig
Jahren, die der Maler in Italien zwischen Rom, Neapel
und Sizilien verbrachte, mehr oder weniger unverändert.
Wahrscheinlich traf er in den späten 1620er
Jahren in Rom ein, möglicherweise um 1628 (siehe
Angheli Zalapì, in: Dipinti caravaggeschi, Carrara 2000,
S. 48-79, 83-88).
Der Heilige Hieronymus ist hier jugendlicher dargestellt,
als es ikonografisch Brauch war – rustikal und
muskulös, als hätte Stomer einen Tischler oder Arbeiter
als Modell angeheuert, im Gegensatz zur üblichen
Darstellung des Heiligen Hieronymus als alten Mann
mit faltiger Haut. Er trägt einen roten Überwurf, der
auch seinen Kopf bedeckt. Seine beiden kräftigen
Hände hat er auf einen glänzenden Schädel gelegt.
Die Komposition wird allein von ihm beherrscht, der
eingetaucht in einen dunklen Raum, vom Schein einer
verdeckten Kerze dramatisch beleuchtet wird.
Das Werk lässt sich mit ähnlichen Kompositionen des
Künstlers vergleichen, deren Protagonisten ebenfalls
Einzelfiguren oder bestenfalls Figurenpaare sind, die
halbfigurig dargestellt von einer Kerze oder Öllampe
erleuchtet werden. Das Bild Christus vor Pilatus aus
der Sammlung Koelliker, das 2006 in Ariccia ausgestellt
war (Gianni Papi, in: La schola del Caravaggio,
2006, S. 256), zeigt beispielsweise dieselbe Raumlösung
mit einem dunklen Bereich, aus dem Licht hervortritt.
Ebenfalls vergleichbar ist die Komposition der
Gefangennahme Jesu (Sotheby‘s, London, 16. April
1997, Lot 152), welcher im Gebet mit einem Raufbold
zu sehen ist und dessen roter Mantel beinahe mit dem
hier dargestellten identisch ist. Dem vorliegenden
Werk noch näher ist „Der heilige Petrus im Gebet“
(Christie‘s, London, 30. April 2015, Lot 502), der sich
eines ähnlichen kompositorischen Kunstgriffs in Form
des schwarzen Balkens bedient, der die Öllampe zum
Teil verdeckt, aber immer noch zulässt, dass sie die
Szene erhellt. Ein solcher Kniff scheint auf eine Erfindung
seines holländischen Kollegen, den Caravaggisten
Gerrit van Honthorst bzw. Gherardo delle Notti, als der
er in Rom gepriesen wurde, zurückzugehen. Derselbe
Balken, eingesetzt, um das Licht einer Öllampe teilweise
zu verdecken und dadurch gleichzeitig zu betonen,
findet sich auch in Stomers „Alter Frau beim Beten
des Rosenkranzes“, ehemals in der Sammlung Nicolson
in London (siehe Benedict Nicolson, Caravaggism in
Europe, Turin 1990, Bd. III, Abb. 1527).
Es ist schwierig, Matthias Stomers Schaffen in eine
zeitliche Abfolge zu bringen. Es fehlen Datierungen,
von denen man ausgehen könnte, zumal nur eines
seiner Werke, „Das Wunder des heiligen Isidor“ [Isidro
Labrador] in Caccamo, datiert ist mit 1641; darüber
hinaus macht es die allgemeine stilistische Uniformität
von Stomers Œuvre schwierig, eine Entwicklung abzulesen.
Neu entdeckte dokumentarische Hinweise haben
mehr Gewissheit über Stomers neapolitanische Periode
gebracht, die bis vor Kurzem aufgrund des Vorhanden
seins mehrerer Werke des Künstlers in der
Stadt nur angenommen wurde. Man weiß jetzt, dass
Stomer ab spätestens August 1635 bis Juli 1638 dort
lebte (siehe Marije Osnabrugge, New Documents for
Matthias Stom in Naples, in: The Burlington Magazine,
1331, 2014, S. 107f.).
Aufgrund auffälliger stilistischer Gemeinsamkeiten mit
Werken, die für gewöhnlich in die neapolitanische Zeit
des Künstlers datiert werden – etwa mit den beiden
ehemaligen Casadei-Bildern „Verkündigung“ und „Anbetung
des Jesuskinds“, die jüngst in einer Honthorst
Ausstellung zu sehen waren (Gherardo delle Notti,
2015, S. 240-242, Einträge von Gianni Papi und G. Badino),
dem „Tod des Seneca“ im Capodimonte und der
„Anbetung der Hirten“ im Museo Filangieri in Neapel
–, lässt sich auch das vorliegende Gemälde in den
zeitlichen Kontext von Stoms neapolitanischer Periode
einordnen.
Literatur:
Gianni Papi, Tre dipinti di Matthias Stom, in: Gianni
Papi, Senza più attendere a studio e insegnamenti.
Scritti su Caravaggio e l‘ambiente caravaggesco,
Neapel 2018, S. 243-247 (in Kopie vorliegend).
(13901110) (18)
MATTHIAS STOMER THE ELDER,
CA. 1600 – CA. 1650, ATTRIBUTED
SAINT JEROME
Oil on canvas. Relined.
72.5 x 93 cm.
€ 40.000 - € 70.000 (†)
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210
DIRCK VAN BABUREN,
UM 1594 UTRECHT – 1624 EBENDA, ZUG.
PORTRAIT DES APOSTEL JACOBUS DER ÄLTERE
Öl auf Leinwand.
77 x 63,5 cm.
In ornamental reliefiertem Rahmen.
Das hier angebotene Gemälde wird beim RKD Den
Haag als „Dirck van Baburen zugeschrieben“ unter
Nummer 292950 geführt.
Vor unbestimmtem Hintergrund das nach links gerichtete
Profilbildnis eines älteren Herren mit Pilgerstab.
Auf seiner Schulter prangt eine Jacobsmuschel, sein
Haupt umspielt ein raumgreifender Nimbus. Van Baburen,
der zusammen mit Hendrick ter Brugghen und
Geritt van Honthorst zum Kreis der niederländischen
Caravaggisten gehörte, war zwar noch 1611 in Utrecht
als Schüler des Paulus Moreelse (1571- 1638) verzeichnet,
reiste aber alsbald nach Italien, wo er bis
1621 blieb und nach seiner Rückkehr nach Utrecht
1624 starb. 1615 führte er in Parma das Altarbild der
Kirche Santa Maria die Servi aus. In Rom, wo Baburen
bis 1621 blieb, wird auch das vorliegende Gemälde
entstanden sein, das die klassischen Züge Baburens
zeigt, der auch vom Einfluss des Jusepe de Ribera
(1591-1656) zeugt, der sich sowohl in Parma als auch
in Rom aufhielt.
DIRCK VAN BABUREN,
CA. 1594 UTRECHT – 1624 IBID., ATTRIBUTED
PORTRAIT OF THE APOSTLE SAINT JAMES
THE ELDER
Oil on canvas.
77 x 63.5 cm.
The painting on offer for sale in this lot is listed at the
RKD in The Hague under no. 292950 as attributed to
Dirck van Baburen.
€ 20.000 - € 40.000 (†)
Sistrix
INFO | BIETEN
Provenienz:
Finarte, Mailand, 20. November 1955, Lot 537
(als Dirck van Baburen).
Privatsammlung, Italien.
Als zugeschrieben an Dirck van Baburen am 23.10.2018
im Dorotheum Wien angeboten. Die Zuschreibung
geht zurück auf Paul Huys Janssen, der das Werk in
die italienische Frühzeit des Künstlers datierte. Die
damalige Beschreibung umfasste folgende Einschränkung:
Wayne Franits hat die Zuschreibung an Dirck
van Baburen auf Grundlage einer hochaufgelösten
Digitalfotografie nicht anerkannt.
Literatur:
Vgl. X. F. Salomon, The Young Ribera, in: The Burlington
Magazine, Nr. 153, 2011, S. 475-478.
Vgl. Wayne E. Franits, The Paintings of Dirck van
Baburen, Amsterdam/ Philadelphia 2013.
(1390111) (13)
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211
BARTOLOMÉ ESTEBAN MURILLO,
1618 SEVILLA – 1682, KREIS DES
DIE VISION DES HEILIGEN BERNHARD
Öl auf Leinwand. Doubliert.
169 x 115 cm.
In ebonisiertem Profilrahmen.
Dargestellt der Heilige Bernhard von Clairvaux (um
1090-1153 Clairvaux bei Troyes), der als einer der bedeutendsten
Mönche des Zisterzienserordens gilt
und für dessen Ausbreitung über ganz Europa er verantworltich
war. Die Szene in eine Landschaft mit
Baumstaffage verlegt, der Mönche in einer aufstrebenden
Diagonale komponiert, die in die Sitzfigur der
Maria übergeht, welche auf einer Wolkenbank Platz
genommen hat und das Christuskind trägt. Dahinter
und im Himmel neben dem göttlichen Schein mehrere
Engel. Dem Heiligen zu Füßen ein Engel, ein Buch
lesend, sowie ein Engel mit Kruzifix. Die Komposition
nimmt Bezug auf eine Komposition Murillos, die im
Prado in Madrid verwahrt wird.
(13902737) (13)
BARTOLOMÉ ESTEBAN MURILLO,
1618 SEVILLA – 1682, CIRCLE OF
THE APPARITION OF THE VIRGIN TO
SAINT BERNARD
Oil on canvas. Relined.
169 x 115 cm.
€ 30.000 - € 40.000
Sistrix
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212
ANTONIO MOLINARI,
1655/65 VENEDIG – 1704/34 EBENDA, ZUG.
SAMSON UND DALILA
ANTONIO MOLINARI,
1655/65 VENICE – 1704/34 IBID., ATTRIBUTED
SAMSON AND DALILA
Öl auf Leinwand. Doubliert.
155 x 110 cm.
In dekorativem Holzrahmen.
Szene aus dem Alten Testament: In Nahsicht, vor einer
steinernen Rückwand und einem zur rechten Seite gezogenen
und herabhängenden dunkelblauen Vorhang,
die junge Dalila in einem weit ausgeschnittenen Kleid,
eine Schere in ihrer rechten Hand haltend, mit der sie
gerade Haare des vor ihr in ihrem Schoß liegenden
und schlafenden Samson abgeschnitten hat, und ihn
damit gleichzeitig seiner Kraft beraubt hat. Dieser mit
gebräuntem nacktem Oberkörper, rötlichem Gesicht
und einem roten Tuch um die Hüfte und das rechte
Bein, hat kraftlos seinen muskulösen linken Arm zum
Boden über ihr Bein herabhängen. Am rechten unteren
Bildrand sind zudem Teile der bereits abgeschnittenen
Haare erkennbar. Dalila hat ihren Blick nach
rechts gerichtet und gibt dem dort wartenden Soldaten
in glänzender Rüstung gleichzeitig ein Zeichen,
dass die Verhaftung nun erfolgen kann. Der Soldat hält
bereits in seinem erhobenen Arm einen kleinen Strick,
mit dem Samson gefesselt und abgeführt werden
soll. Die Darstellung ist eines in der Kunstgeschichte
der Malerei beliebtes Motiv. Besonders herausgestellt
wird hier der starke Konstrast der elegant gekleideten,
mit Perlenketten im Haar wohlfrisierten und hellhäutigen
Dalila, gegenüber dem einfach gekleideten, mit
dunkler Haut und dunklem Gesicht wiedergegebenen
Samson. Die Geschichte von Samson und Dalila lässt
sich mehrfach im Werk des Künstlers finden. Rahmenschäden.
Anmerkung:
Der Künstler war ein italienischer Maler und Grafiker.
Er lernte sein Handwerk bei seinem Vater, dem italienischen
Maler Giovanni Battista Molinari (1638-um
1685). Ein Schüler Antonio Molinaris war Giovanni
Battista Piazzetta (1682-1754). Molinari fertigte vorwiegend
Gemälde mit biblischen Motiven und Szenen
aus der Antike für venezianische Patrizierhäuser,
Bruderschaften und Kirchengebäude an. Bedeutende
Sammlungen von seinen Werken finden sich im
Düsseldorfer Museum Kunstpalast und im Louvre
in Paris. (13908145)
Oil on canvas. Relined.
155 x 110 cm.
In decorative wooden frame.
€ 30.000 - € 40.000
Sistrix
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213
THEODOR ROMBOUTS,
1597 – 1637
KARTENSPIELER AM TISCH MIT EINEM KIEBITZ
Öl auf Leinwand. Doubliert.
145 x 200 cm.
Beigegeben eine Expertise von Gianni Papi, Florenz,
11. April 2022, in Kopie.
Wie nicht wenige Werke des Malers zeigt sich auch
dieses in betontem Großformat. In abgedunkeltem
Raum sitzen sich zwei Kartenspieler an einem Tisch
gegenüber, zwei weitere Figuren, eine alte Wirtin und
ein Jüngling vor seinem Glas und Teller sind rechts am
Tischende zu sehen. Links dagegen beugt sich ein
grauhaariger Alter weit vor, um in die Karten seines
Tischnachbarn zu blicken. Die Figuren sind schlaglichtartig
von links beleuchtet, aus einer Lichtquelle,
die im Bild nicht zu sehen ist. Die Hell-Dunkel-Malerei
des Caravaggismus lässt die Figuren umso plastischer
erscheinen. Die Hauptfigur, ein Mann im noblen
Landsknechtskostüm mit breitrandigem Hut und roter
Feder und umgegürteter Stichwaffe im Halfter, sitzt
einzig an der Frontseite des Tisches. Er hält seine
Karten in der Linken und ist dabei eine rote Karte zu
ziehen, während er gleichzeitig seine rechte Hand
auffordernd an seinen Gegner richtet. Dieser wiederum
zeigt sich noch unentschlossen. Die Darstellung
lässt mehrere Deutungsmöglichkeiten des Spielgeschehens
offen. Klar jedoch scheint, dass der Alte als
Kibietz fungiert. Möglicherweise ist die Szene rechts
dahingegen zu deuten, dass hier der Knappe des
Landsknechts von der alten Wirtin ermahnt wird, von
der Zusammenarbeit mit dem Betrüger abzulassen,
was dieser nur mit einem Lächeln kommentiert.
Papi sieht in dem vorliegenden Werk eine zweite
eigen händige Arbeit Theodor Rombouts, das sich im
Museo di Belle Arti, Antwerpen, befindet. Bildaufbau
und die Inszenierung der Darstellung stehen den
Werken Cara vaggios sehr nahe. So gilt Rombouts als
der primäre Caravaggist dieser flämischen Stilrichtung.
Zunächst studierte er unter anderem bei Abraham
Janssens, vielleicht auch bei Nicolas Régnier in
Antwerpen, bevor er sich 1616 nach Rom begab, um
dort fast 10 Jahre zu bleiben. Es wird auch allgemein
angenommen, dass er anlässlich eines Aufenthaltes
in Florenz für Cosimo II de Medici arbeitete und damit
auch mit Bartolomeo Manfredi in nahen Kontakt
kam. 1625 wurde er Meister der Lukasgilde in Antwerpen.
Auch in seinem bekannten Werk „Verleugnung Petri“
(Liechtenstein Museum) ist das Kartenspiel ein Begleitthema.
Es erübrigt sich die Feststellung, dass Werke
des Künstlers in weiteren bedeutenden Sam mlungen
zu finden sind. A.R.
Literatur:
Benedict Nicolson, Caravaggism in Europe, Bd. III,
Turin 1990, S. 164.
Andrea Perego, Vittorio Sgarbi et. al., Caravaggio e
l‘Europa. Il movimento caravaggesco internazionale
da Caravaggio a Mattia Preti, Ausst.-Kat., Palazzo
Reale, Mailand 15.10.2005-6.2.2006, Mailand 2005.
(1381861) (11)
THEODOR ROMBOUTS,
1597 – 1637
CARD PLAYERS AT A TABLE WITH LAPWING
Oil on canvas. Relined.
145 x 200 cm.
Accompanied by an expert’s report by Gianni Papi,
Florence, 11 April 2022, in copy.
Literature:
Benedict Nicolson, Caravaggism in Europe, vol. III,
Turin 1990, p. 164.
Andrea Perego, Vittorio Sgarbi et. al., Caravaggio e
l’Europa. Il movimento caravaggesco internazionale
da Caravaggio a Mattia Preti, exhibiton cat., Palazzo
Reale, Mailand 15 October 2005-6 February 2006,
Milan 2005.
€ 140.000 - € 180.000 (†)
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214
ADRIAEN VAN UTRECHT,
1599 ANTWERPEN – 1652, ZUG.
KÜCHENSTILLLEBEN MIT ALLERLEI GESCHIRR,
FLEISCH, GEMÜSE UND JUNGER MAGD
Öl auf Leinwand. Doubliert.
140 x 145 cm.
In reich verziertem Rahmen.
Der in Antwerpen geborene Maler begann seine erste
Ausbildung bei Herman de Neyt im Jahr 1614, was
ihm in Folge den Namen „van Utrecht“ gegeben hatte.
Nach Reisen durch Europa ließ er sich 1625 in seiner
Geburtsstadt nieder und wurde dort Meister der
Sankt Lukas Gilde. In seinen großformatigen Hühnerund
Marktdarstellungen lässt sich der Einfluss von
Frans Snyders erkennen (1579-1657). Jedoch die Dichte
seiner Bildvorführungen und die leuchtenderen Farben
bleiben ein Merkmal des Künstlers. Traditionell wird
die Darstellung seit jener als Küchenstück bezeichnet,
hier jedoch verbindet sich diese Bildgattung mit dem
Eindruck eines Stilllebens mit einkomponierter Figur.
Auf einem barocken holländischen Eichentisch mit
Balusterbeinen und kräftiger Tischplatte sind erlegtes
Wild, Vögel sowie Fleisch- und Fischstücke abgelegt,
daneben blau bemalte Fayence- Teller im Chinoiserie-
Stil. Darüber, eine Etage höher gestellt, Erdfrüchte und
Gemüse. Der untere Vordergrund bildet eine dritte
Darstellungsstufe mit großem kupfernen Weinkühler
mit zwei Deckelkannen neben einem Kupfersieb, Tongeschirr
und größerformatigen Gemüsestücken wie
Salatkopf und Spargelbündel sowie eine Melone. Die
Ruhe des Stilllebens wird bewusst aufgelockert durch
die Lebendigkeit einer Katze rechts im Bild, die nach
dem aufgehängten Lachsstück greift sowie durch
die junge Frau im Hintergrund, die perspektivisch bewusst
etwas kleiner dargestellt wird, um den präsentierten
Stücken größeres Gewicht zu geben. Unter den
uns bekannten Werken des genannten Malers nimmt
das vorliegende Bild sowohl in der Eleganz als auch
in der Art der Komposition eine bedeutende Rolle ein.
(1391122) (13)
ADRIAEN VAN UTRECHT,
1599 ANTWERP – 1652, ATTRIBUTED
KITCHEN STILL LIFE WITH CROCKERY, MEAT,
VEGETABLES AND YOUNG MAID
Oil on canvas. Relined.
140 x 145 cm.
€ 40.000 - € 60.000
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215
HIERONYMUS GALLE D. Ä.,
1625 – UM 1679
GROSSES STILLLEBEN MIT KÜRBISSEN
GERAHMT VON FRÜCHTEN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
100,5 x 113 cm.
Mit auf der Steinplatte signiert „Gironimo.Galle.f.“.
In elegantem Wellenleistenrahmen.
Vor einer antiken Plinthe mit Eierstabfries liegen zwei
mächtige Kürbisse, deren bewegte, grün-gelb changierende
Oberfläche durch die Beleuchtung mit lebendigem
Schattenwurf gekennzeichnet ist. Vor ihnen
Trauben, Rüben, Pflaumen, Feigen und Granatäpfel,
auch oberhalb der Plinthe Früchte liegend. Galle war
1636 - 1646 in Antwerpen tätig und ab 1636/37 Meister.
1661-1662 hielt er sich zusammen mit Franz de Neve
(1606-1681) in Rom auf.
HIERONYMUS GALLE THE ELDER,
1625 – CA. 1679
LARGE STILL LIFE WITH PUMPKINS SURROUNDED
BY FRUIT
Oil on canvas. Relined.
100.5 x 113 cm.
Signed “Gironimo.Galle.f” at centre of stone slab.
€ 40.000 - € 60.000
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Provenienz:
Christie‘s London, 12. Dezember 1986, Lot 26.
Sotheby‘s New York, 2015.
Literatur:
Vgl. Walter Berndt, Die niederländischen Maler des
17. Jahrhunderts, München 1969.
(1390011) (13)
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216
PEETER GYSELS,
1621 ANTWERPEN - 1690/91 EBENDA
Der Künstler war bekannt für seine Landschaften,
Architekturkompositionen und Stillleben. Seine Landschaften
im Stil Jan Brueghels d. Ä. (1568-1625) waren
zu seiner Zeit sehr gefragt. Seine Landschafts bilder
sind farbenfroh und oft mit vielen Figuren bestückt. Im
Jahr 1649-1650 wurde er Meister der Antwerpener
Gilde.
Gemäldepaar
HÖFISCHES FRÜHLINGSFEST IM SCHLOSSPARK
MIT TANZENDEM PAAR
und
HÖFISCHE SCHLITTENFAHRT AM VEREISTEN
STADTWEIHER MIT STERNSINGERN
Öl auf Kupfer.
26,5 x 35 und 27,5 x 35,4 cm.
Im „Winterbild“ unten mittig signiert.
Die beiden Gemälde sind ihrer Thematik gemäß als
Jahreszeitenbilder zu verstehen. Im ersten Bild zeigt
sich der Frühling. Traditions gemäß ist hier ein blauweiß
bemalter Maibaum aufgestellt, der das Bildzentrum
bildet, umgeben von höfischer Gesellschaft
mit Musikanten und einem tanzenden Paar. Die Szene
spielt sich vor einem Schlossgebäude mit Park ab, ein
Figurenbrunnen links, und auf Pfeilern stehende Parkvasen
rechts, binden die Szenerie ein. Weiter rechts,
als Abgrenzung der Schlossanlage, ein Kanal, befahren
mit einem Kahn, in dem ein Paar unter einem Laubbogen
sitzt. Im zweiten Werk bildet ein phantasievoll
geschmückter Pferdeschlitten das Bildzentrum. Der
Schlitten in Form eines Schwans, der Schimmel mit
weißen Flügeln versehen, als Pegasus dekoriert. Dahinter
der vereiste Stadtweiher mit Schlittschuhläufern,
rechts eine Sternsinger Gruppe vor einem Patrizierhaus,
weiter hinten eine weitere maskierte „Dreikönigsgruppe“.
Links im Bild wird an einem Feuer
Blutwurst vorbereitet. Wie im Gesamtwerk des Malers,
so wird auch in diesen beiden Bildern dessen
Feinmalerei deutlich. Lupengenau sind die Details geschildert.
Äußerst phantasiereich auch erzählen seine
Bilder den Alltag bei Hof, wie ebenso im bäuerlichen
Landleben. Gijsels wiederholt gelegentlich seine Bildthemen,
ändert allerdings die Details stets ab. So findet
sich in seinem Werk eine nahezu gleichgestaltete
Darstellung eines Frühlingstanzes unter rot-weißem
Maibaum vor einem Schloss, allerdings in anderer Version.
Auch die hier gegebene Schlittenfahrt steht in
der Reihe weiterer Winterbilder seiner Art. Jedoch unterscheiden
sich die beiden Gemälde in ihrer Qualität
erheblich von vielen in Umlauf gekommenen Bildern
des Malers, über dessen Leben wir nicht sehr viel
wissen. In den Antwerpener Aufzeichnungen der St.
Lukasgilde wird er als Schüler eines Jan oder Johannes
Boots im Jahr 1641-42 erwähnt, wo er 1649/50
als Meister einge tragen wird. Er nutzte als Bildträger
vorwiegend die kostspieligeren Kupferplatten. A.R.
Literatur:
Das „Frühlingsfest“ ist besprochen und ganzseitig
abgebildet in:
Yvonne Thierry und Michel Kerwyn de Meerendre,
Les Peintres Flamands de Paysage au XVIIe Siecle.
Pilo-Paris. (1391802)
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PEETER GYSELS,
1621 ANTWERP – 1690/91 IBID.
Pair of paintings
COURTLY SPRING FESTIVAL IN THE CASTLE
PARK WITH DANCING COUPLE
and
COURTLY SLEIGH RIDE ON THE ICY TOWN
POND WITH CAROL SINGERS
Oil on copper.
26.5 x 35 and 27.5 x 35.4 cm
Signed lower centre in the “Winter painting”.
Literature:
The first named “Frühlingsfest” is discussed and
illustrated full-page in:
Yvonne Thierry and Michel Kerwyn de Meerendre,
Les Peintres Flamands de Paysage au XVIIe Siecle.
Pilo-Paris.
€ 50.000 - € 60.000
Sistrix
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217
FRANS YKENS,
UM 1601 ANTWERPEN – UM 1693 BRÜSSEL, ZUG.
Gemäldepaar
CHRISTI GEBURT IN EINEM KRANZ AUS BLÜTEN
UND FRÜCHTEN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
150 x 125 cm.
Jeweils in vergoldeten Prunkrahmen.
In der Mitte des einen Gemäldes ist die Geburt Christi
in Grisaillemalerei wiedergegeben: Maria, die den neugeborenen
Jesusknaben in ihren Armen hält, rechts
hinter ihr der stehende Josef, zudem ist ein Ochs mit
seinen Hörnern erkennbar. Auf dem anderen Gemälde
ist in der Mitte die Geburt des Jesusknaben in reduzierter
Farbigkeit wiedergegeben, dabei Maria in
blauem Gewand den nackten Jesusknaben mit einem
Strahlenkranz um sein Haupt in ihrem Schoß haltend,
rechts von ihr stehend Josef. Links die zur Anbetung
des Kindes versammelten Hirten, die voller Ehrfurcht
und Aufmerksamkeit den Neugeborenen betrachten.
Die beiden Figurengruppen sind jeweils in einer Trompe
l’œil-Bildhauerrahmung in Art einer Muschelädikula
wiedergegeben, die jeweils am oberen linken und
rechten Rand geflügelte Engel zeigen. Diese Rahmung
jeweils auf einem steinernen Sockel stehend vor
dunklem, fast schwarzem Hintergrund wiedergegeben.
Im ersten Gemälde ist die Rahmung umgeben von
leuchtend gelb-rötlichen, samtig wirkenden Pfirsichen,
hellen und dunklen Weintraubenrispen, verschiedenen
Ähren, Haselnüssen, Mispeln und im unteren Bereich
von Zweigen mit Kirschen, Erdbeeren, Korn und einer
Melone. Auf dem zweiten Gemälde ist die steinern
wirkende Umrahmung zusätzlich mit einem bunten
Blütenstrauß im oberen Bereich versehen, des Weiteren
mehrere Zweige mit Früchten, darunter Himbeeren
und Brombeeren, als auch erneut Weintraubenrispen,
Pfirsische, Maiskolben, Mispeln und oberhalb des Podestes
eine angeschnittene Melone, Zitrone und ein
Granatapfel neben rötlichen Pflaumen und dunkelroten
Kirschen. Malerei mit starker Hell-Dunkel-Inszenierung,
bei der besonders die zahlreichen, meist naturalistisch
wiedergegebenen Früchte und Blüten durch ihre
Farbig keit besonders herausgestellt werden. Rahmenschäden.
(1390119) (18)
FRANS YKENS,
CA. 1601 ANTWERP – CA. 1693 BRUSSELS,
ATTRIBUTED
A pair of paintings
THE BIRTH OF CHRIST SET IN A WREATH
OF FLOWERS AND FRUIT
Oil on canvas. Relined.
150 x 125 cm.
€ 60.000 - € 80.000 (†)
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99
218
FRANS YKENS,
UM 1601 ANTWERPEN – UM 1693 BRÜSSEL
Der Maler war um 1615 Schüler seines Onkels Osias
Beert d. Ä. (um 1580-1623/24), von dem er auch die
spezielle Stilllebenauffassung mit vereinzelt im Bild
nebeneinandergestellten Objekten übernommen hat.
Kein geringerer als Peter Paul Rubens (1577-1640), ein
Freund des Malers, erwarb mehrere seiner Stillleben,
die heute im Rubenshaus in Antwerpen gezeigt werden.
Frans Ykens hielt sich in den Jahren 1630/31 in Frankreich
auf, wurde anschließend Mitglied der Malergilde
Sankt Lukas in Antwerpen.
BLUMENSTILLLEBEN MIT FRÜCHTEN
UND VÖGELN
Öl auf Holz. Parkettiert.
47,9 x 73 cm.
Rechts unten signiert „Ykens“.
In ebonisiertem Rahmen.
Als Schüler von Osias Beert war Frans Ykens spezialisiert
auf Stillleben, welche in seinem Schaffen selbständig
oder in Zusammenarbeit mit anderen auf
Figuren spezialisierten Malern erscheinen. Ein weiteres
ähnliches Stillleben mit Korb befindet sich im
Museum der bildenden Künste in Leipzig unter Inv.
Nr. 581.
FRANS YKENS,
CA. 1601 ANTWERP – CA. 1693 BRUSSELS
FLOWER STILL LIFE WITH FRUIT AND BIRDS
Oil on panel. Parquetted.
47,9 x 73 cm.
Signed “Ykens” lower right.
Frame with bands of ripple moulding.
As a student of Osias Beert, Frans Ykens specialised
in still lifes that he created independently and also in
collaboration with specialised figure painters. Another
similar still life with basket is held at the Museum der
bildenden Künste in Leipzig, inventory no. 581.
Provenance:
Auction Dorotheum, Vienna, 20 October 2015, lot 57.
Literature:
Compare: Marie-Louise. Hairs, Osias Beert l’ancien,
peintre de fleurs, Revue Belge d’archéologie et
d’histoire de l’art 20-3, 1951, pp. 237-251.
€ 30.000 - € 50.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Provenienz:
Auktion Dorotheum, Wien, 20. Oktober 2015, Lot 57.
Literatur:
Vgl.: Marie-Louise Hairs, Osias Beert l‘ancien, peintre
de fleurs, Revue Belge d‘archéologie et d‘histoire de
l‘art 20-3, 1951, S. 237-251. (1391699) (13)
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103
219
HENDRICK VAN STREECK,
1659 – 1719
Hendrick van Streeck lernte zunächst bei seinem Vater
Juriaen van Streeck und wurde dann Schüler bei
Melchior de Hondecoeter und später bei Emmanuel
van Witte, bei dem er zeitweise lebte und wie dieser
Kircheninterieurs anfertigte. Von ihm sind auch einige
beeindruckende Stillleben überliefert wie an dem hier
angebotenen Exempel gezeigt werden kann.
STILLLEBEN MIT NAUTILUSPOKAL, GLÄSERN
UND FRÜCHTEN IN WANLI-SCHALE
Öl auf Leinwand. Doubliert.
90 x 71 cm.
Links unten signiert „H. v. Streeck / f.“.
In vergoldetem, mit Perlband verzierten Kehlrahmen.
Beigegeben ein Gutachten von Stéphane Pinta vom
Cabinet Turquin, in Kopie.
Auf einer profilierten Tischplatte, die sich von rechts
in den Raum hineinschiebt, unter einem grünen mit
Posament besetzten Feston ein Ensemble aus einer
breiten Wanli-Schale mit licht schimmernden Zitrusfrüchten,
einem vermeilmontierten Nautiluspokal,
einem Stangenglas und einem Weinrömer mit Noppenkranz.
HENDRICK VAN STREECK,
1659 – 1719
STILL LIFE WITH NAUTILUS CUP, GLASSES,
AND FRUIT IN WANLI BOWL
Oil on canvas. Relined.
90 x 71 cm.
Signed “H. v. Streeck / f.“ lower left.
Accompanied by an expert’s report by Stéphane Pinta
from Cabinet Turquin, in copy.
Note:
A comparable still life but without the beautiful nautilus
cup depicted on the painting in this lot was held at
the Museum in Atlanta (Georgia) until 2013, measuring
101.6 x 82.6 cm.
€ 45.000 - € 60.000
Sistrix
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Provenienz:
Galerie Bailly, Paris, 1984.
Sotheby‘s Monaco, 7.-8. Dezember 1990.
DROUOT-RICHELIEU Paris, Sammlung de l‘Hôtel
de Jarnac, 06. Mai 2022.
Anmerkung:
Ein vergleichbares Stillleben jedoch ohne den schönen
Nautiluspokal wurde bis 2013 im Museum in Atlanta
(Georgia) verwahrt und hat die Maße 101.6 x 82.6 cm.
Literatur:
Vgl. Bob Haak, Hollandse schilders in de Gouden
Eeuw, 1984, S. 487.
Vgl. zu dem Gemälde in Atlanta: Adriaan Fred van
der Willigen and F.G. Meijer, A Dictionary of Dutch
and Flemish Still-life Painters Working in Oils 1525-
1725, Leiden 2003, S. 191. (1391024) (13)
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220
CLAES BERGOIJS,
GEST. 1668 AMSTERDAM
PRUNKSTILLLEBEN MIT WANLIPORZELLAN,
HUMMER, FRÜCHTEN UND GEFÄSSEN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
84,2 x 121,5 cm.
Links unten unterhalb der Tischplatte signiert und
datiert „C. Bergoijs 1665“.
In ebonisiertem Wellenleistenrahmen.
Das vorliegende Gemälde wird beim RKD in Den Haag
unter der Nummer 25451 als eigenhändiges Werk des
genannten Künstlers geführt.
Auf einer durch einen Teppich halb verdeckten Tischplatte
eine Wanliplatte, leicht angeschrägt angefüllt
mit Früchten, darunter eine Silberschale, die weiterleitet
zu einem Akeleipokal, einem Römer, daneben eine
gestürzte Tazza und ein Koffer mit Silberbeschlägen.
Neben diesen Objekten sind auch eine Sektflöte, ein
Hummer und ein blau-weißes Fayencedeckelgefäß
auszumachen. Ein ähnliches Gemälde war 1986 bei
Rafael Valls ausgestellt, jedoch als hochformatige
Komposition.
Literatur:
F. G. Meijer, A. van der Willigen, A Dictionary of Dutch
and Flemish Still-Life painters working in oil 1525-
1727, Leiden 2003, S. 36 (dort als größtes bekanntes
Gemälde des Künstlers beschrieben).
Willem L. van de Watering, im Katalog: Trafalgar
Galleries XII, 1993, Kat. Nr. 19, mit Farbabb.
Willem L. van de Watering, im Katalog: Trafalgar
Galleries at Maastricht, 1999, Kat. Nr. 2, mit Farbabb.
Ausstellung:
TEFAF Maastricht, 1999.
Trafalgar Galleries, 1988 – 2009.
(1391026) (13)
CLAES BERGOIJS,
DIED 1668 AMSTERDAM
MAGNIFICENT STILL LIFE WITH WANLI
PORCELAIN, LOBSTER, FRUIT AND VESSELS
Oil on canvas. Relined.
84.2 x 121.5 cm.
Signed and dated “C. Bergoijs 1665” lower left
below the table top.
The painting on offer for sale in this lot is listed with
the RKD in The Hague under no. 25451 as an authentic
work by the artist.
€ 40.000 - € 60.000
Sistrix
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221
NIEDERLÄNDISCHER MALER
DES 17. JAHRHUNDERTS
STILLLEBEN MIT REIHER, KARPFEN, HUMMER,
BESTECK UND BASTFLASCHE
DUTCH SCHOOL,
17TH CENTURY
STILL LIFE WITH HERON, CARP, LOBSTER,
CUTLERY AND RAFFIA BOTTLE
Öl auf Leinwand. Doubliert.
116 x 97 cm.
In breitem, vergoldeten reliefierten Rahmen.
In großem Format zeigt der Künstler, der im Umkreis
von Elias Vonck (um 1605-1652) oder Jacobus Biltius
(1633-1681) anzusiedeln sein mag, einen kopfüber
herab hängenden Reiher. Dessen Kopf wird flankiert
von einem gekochten Hummer, einem Karpfen, einer
Bast flasche und einem Lederetui mit Besteck.
(1380319) (13)
Oil on canvas. Relined.
116 x 97 cm.
€ 15.000 - € 25.000
Sistrix
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222
THEODOR ROMBOUTS,
1597 – 1637, ZUG.
DAS KONZERT
Öl auf Leinwand. Doubliert.
111 x 127 cm.
In ornamental verziertem, ebonisierten Rahmen.
Konzertbilder wie dieses sind typisch im Schaffen des
Theodor Rombouts. In einer querformatigen Bildfläche
sind um einen diagonal im Raum stehenden Tisch musizierende
und trinkende Figuren gruppiert. Ein Lautenspieler
in rot leuchtendem Wams entnimmt einem
Notenbuch das zu spielende Lied, eine Geigerin in
gleichen Farben gewandet dominiert links gegenüber
den Vordergrund, während das Bild von einer Tamburinspielerin
und einem geharnischten Zecher abgeschlossen
wird.
THEODOR ROMBOUTS,
1597 – 1637, ATTRIBUTED
THE CONCERT
Oil on canvas. Relined.
111 x 127 cm.
Note:
A similar composition is held at the Cummer Museum
of Art & Gardens, Jacksonville, Florida (inv. no. AP.
1970.10.1).
€ 20.000 - € 25.000
Sistrix
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Anmerkung:
Eine vergleichbare Komposition wird im Cummer
Museum of Art & Gardens, Jacksonville, Florida
verwahrt (Inv.Nr. AP.1970.10.1). (13908121) (13)
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111
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223
JAKOB SALOMONSZ. VAN RUYSDAEL,
UM 1629 HAARLEM – 1681 EBENDA
LANDSCHAFT MIT ZENTRALER BAUMGRUPPE,
WASSERLAUF UND WEIDEVIEH
Öl auf Holz. Parkettiert.
81,5 x 114,5 cm.
Rechts unten monogrammiert „JvR“ und datiert
„165?“.
In Louis XV-Stilrahmen.
Die Landschaft mit hohem Himmel im Spätlicht wiedergegeben,
das die zentrale Baumgruppe von rechts
beleuchtet und partiell leicht bräunlich färbt. Vor den
verschatteten Hügeln rechts, auf heller erleuchteter
Sandfläche, eine Gruppe von Rindern und Ziegen,
wobei eine weiße stehende Kuh heller heraus leuchtet.
Links zieht ein ruhiger Flusslauf kurvig nach hinten,
in dem sich das Firmament teilweise spiegelt.
Darüber ein vor dem Horizont auffliegender Vogel.
Das Gemälde weist alle Stilmerkmale des Künstlers
auf, die abendliche Ruhe ausbreiten. Die kaum bewegte
Tiergruppe belebt die stimmungsvolle Landschaft.
Ein Vergleich mit weiteren Werken sowie einem ähnlichen,
mit Tieren besetzten Landschaftsbild, unterstützt
die etwas schwer leserliche Datierung in die
1650er-Jahre. Kurzer Haarriss in der Platte rechts oben
und mittig.
(1391103) (13)
JAKOB SALOMONSZ. VAN RUYSDAEL,
UM 1629 HAARLEM – 1681 IBID.
LANDSCAPE WITH CENTRAL GROUP OF TREES,
STREAM, AND GRAZING LIVESTOCK
Oil on panel. Parquetted.
81.5 x 114.5 cm.
Monogrammed and dated lower right “JvR”
and dated “165?“.
€ 40.000 - € 60.000
Sistrix
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113
224
BERNHARD KEIL,
AUCH GENANNT „MONSÙ BERNARDO“,
1624 HELSINGØR – 1687 ROM
Als Sohn eines deutschen Malers in Dänemark geboren
und dort zunächst ausgebildet, ging er für zwei
Jahre in die Werkstatt Rembrandts (1606-1669) nach
Amsterdam, um dann ein eigenes Atelier dort zu eröffnen.
1651 begab er sich nach Venedig. Auf seinen
Reisen zwischen Venedig, Bergamont und Mailand
widmete er sich verschiedenen Bildgattungen, vor allem
auch dem Portrait, wobei er die Königin Christina
von Schweden (1626-1689), die sich damals in Ravenna
aufhielt, portraitieren konnte. Letztlich wirkte er ab
1656 in Rom.
BERNHARD KEIL,
ALSO KNOWN AS “MONSÙ BERNARDO”
1624 HELSINGØR – 1687 ROME
TWO BLIND FIGURES HELPING EACH OTHER
Oil on canvas. Relined.
152 x 201 cm.
€ 20.000 - € 30.000
Sistrix
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ZWEI SICH HELFENDENDE BLINDE
Öl auf Leinwand. Doubliert.
152 x 201 cm.
In vergoldetem Rahmen.
An einem Flusslauf, der diagonal aus der Bildfläche
hinausführt, steht eine in sich gebeugte Figur eines
alten Mannes, der aufgrund seiner Blindheit kaum in
der Lage ist, seinen Gefährten aus dessen misslicher
Situation zu befreien. Dieser ist soeben in den Flusslauf
gestürzt und scheint ebenso deformiert und blind
zu sein wie sein Begleiter.
Literatur:
Minna Heimbürger, Bernardo Keilhau detto Monsù
Bernardo, Rom 1988, S. 280. (13803118) (13)
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115
225
BERNHARD KEIL,
AUCH BEKANNT ALS „MONSÙ BERNARDO“,
1624 HELSINGØR – 1687 ROM
Als Sohn eines deutschen Malers in Dänemark geboren
und dort zunächst ausgebildet, ging er für zwei
Jahre in die Werkstatt Rembrandts (1606-1669) nach
Amsterdam, um dann ein eigenes Atelier dort zu eröffnen.
1651 begab er sich nach Venedig. Auf seinen
Reisen zwischen Venedig, Bergamont und Mailand
widmete er sich verschiedenen Bildgattungen, vor allem
auch dem Portrait, wobei er die Königin Christina
von Schweden (1626-1689), die sich damals in Ravenna
aufhielt, portraitieren konnte. Letztlich wirkte er
ab 1656 in Rom.
PORTRAIT VON DREI KINDER MIT WEINTRAUBEN
UND FLÖTENSPIEL
BERNHARD KEIL,
ALSO KNOWN AS “MONSÙ BERNARDO”,
1624 HELSINGØR – 1687 ROME
PORTRAIT OF THREE CHILDREN WITH GRAPES
AND PLAYING THE FLUTE
Oil on canvas. Relined.
73 x 97 cm.
We would like to thank Dr Fred Meijer and Dr Guido
Jansen for their assistance in cataloguing this lot.
€ 25.000 - € 35.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
73 x 97 cm.
In bronziertem, vegetabil verzierten Rahmen.
Wir danken Dr. Fred Meijer und Dr. Guido Jansen für
Ihre Hilfe bei der Katalogisierung.
In einem angedeuteten Innenraum ein auf einem
Stuhl sitzender Junge mit roter Hose hinter ihm ein
weiterer Knabe mit Hut eine Flöte spielend, während
ihm von einem Mädchen mit Fruchtkorb ein Apfel gereicht
wird.
(13916920) (13)
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117
226
ARTUS WOLFAERTS,
1581 ANTWERPEN – 1641 EBENDA, ZUG.
DIE VIER EVANGELISTEN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
124 x 168 cm.
Verso alter Aufkleber auf Rahmen mit Zuschreibung
an Valentin de Boulogne (1594-1632).
In teilvergoldetem Prunkrahmen.
In einem Innenraum an einem großen Tisch sitzend,
der mit einem wertvollen rot-schwarzen Teppich belegt
ist, die vier Evangelisten: Von links der sitzende und in
einem Buch mit Feder schreibende Markus, hinter
dem links ein Löwe angedeutet wird, daneben der sitzende
Matthäus mit grauen Haaren und langem Bart,
seinen Kopf auf seine linke Hand gestützt und seinen
Ellbogen auf eine Anzahl von Büchern gelegt, zudem
schaut ihm ein geflügelter Engel über die Schulter.
Rechts daneben mit langen braunen Haaren und rotem
Gewand Johannes, hinter ihm sein ihm attributiv zuge
ordneter Adler und schließlich am rechten Bildrand
der sitzende Lukas, zu dem attributiv im Vordergrund
rechts ein Stier ins Bild ragt. Malerei in der typischen
Manier des Künstlers, bei der insbesondere durch
den Lichteinfall von links oben die Gesichter der dargestellten
Evangelisten hervorgehoben werden. Ein fast
identisches, jedoch monogrammiertes Gemälde des
Künstlers wurde bei Sotheby‘s, Amsterdam am 06.
November 2001 mit der Lotnummer 69 versteigert.
(13908136) (18)
ARTUS WOLFAERTS,
1581 ANTWERP – 1641 IBID, ATTRIBUTED
THE FOUR EVANGELISTS
Oil on canvas. Relined.
124 x 168 cm.
Old label on the back of the frame with attribution to
Valentin de Boulogne (1594-1632).
€ 30.000 - € 60.000
Sistrix
INFO | BIETEN
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119
227
MONOGRAMMIST A.A.O.,
FLÄMISCHER KÜNSTLER TÄTIG UM 1680
AFFEN RÄUBERN EINEN KRÄMER AUS
Öl auf Leinwand. Doubliert.
122 x 168 cm.
Monogrammiert „A.A.O.“.
In ornamental reliefiertem Rahmen.
Ebenso wie zeitgenössische Künstler wie David Teniers
d. J., Pieter van der Borcht, Cornelis van Saftleven und
Jan van Kessel d. J. wählte auch der Maler des vorliegenden
Gemäldes – ein Monogrammist, dessen Name
bisher noch nicht zweifelsfrei entschlüsselt werden
konnte – menschliche Tätigkeiten ausführende Affen,
um die Gesellschaft auf satirische Weise zu kritisieren.
An einem Waldrand, aus dem ein schmaler Bachlauf
herausplätschert, liegt schlafend ein junger Mann in
rotem Wams. Im Motiv des Schlafes vermögen Fantasie
und Wirklichkeit zu verschwimmen. Um ihn herum
am Bachlauf ein sich badender Affe, dem von einem
Artgenossen ein Tuch gereicht wird, neben dem Schlafenden
ein Affe, der sich der Brille bemächtigt hat, um
in einem Buch zu lesen, weitere Affen haben sich über
die Spielkarten hergemacht, andere putzen sich mit
menschlicher Kleidung heraus – insgesamt ein auf den
ersten – da überzeichneten – Blick für den zeitgenössischen
Betrachter stark komisch, auf den zweiten Blick
auch unter Hinzunahme des Spiegelmotivs links, das
eine Selbsterkenntnis evoziert, von gesellschaftskritischer
Bedeutung in Bezug auf deren Eitelkeit und
Unachtsamkeit, die zu dieser Zeit bei oben genannten
Malern en vogue war, und in diesem Fall auf die
Unachtsamkeit des Regenten anspielt, sodass Gegenspieler
sich seines Hab und Guts bemächtigen. Das
Gemälde ist auch in Bezug mit dem Gemälde „Der
schlafende Tabuletkrämer“ von Pieter Brueghel d. Ä.
zu sehen. In einem Buch über Emblemata von 1611
werden zu einer solchen Szene folgende Zeilen mitgegeben:
„So geht´s / wann der nicht recht zuschawt /
Dem das Regiment ist vertrawt: Wann der schläfft odr
durch d‘Finger sicht / So wird nirgents nichts ausgericht
Da kömpt der stolsen Affenschar/ Und verderbt
alles ganz vnd gar.“
Literatur:
Vgl. Smithfield Decretals, London, British Museum
MS Royal 10 E.IV; geschrieben in Italien, illustriert
in England (Young 1968, S. 443-445, u. Abb. 3).
Vgl. „Ein Buch, Emblemata secularia etc.; par Jo.
Theodorum de Bry [.] 1611. in 4., enthält72 Emblem-
Vorstellungen, 25 leere Wappenschilder, ein Bild
der Freundschaft und zwei Emblem-Wappenritter.“
Bry 1611, S. 30.
Anmerkung:
Vgl. Historisches Museum Frankfurt, Inv.Nr. hmf.
Pr098, hier nach dem erwähnten Stich nach Brueghel.
(13916925) (13)
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MONOGRAMMIST A.A.O.,
FLEMISH MASTER ACTIVE CA. 1680
MONKEYS ROBBING A PEDLAR
Oil on canvas. Relined.
122 x 168 cm.
Monogrammed “A.A.O.”.
There is a connection between the present painting
and a painting titled Der schlafende Tabuletkrämer by
Pieter Brueghel the Elder.
Examples of comparison:
Historisches Museum Frankfurt, inv. no. hmf.Pr098,
here after the mentioned engraving after Brueghel.
€ 50.000 - € 70.000
Sistrix
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121
228
FRANS VAN EVERBROECK,
UM 1638 – UM 1672
Wurde 1654 Lehrling des Jan van Son und 1661/62
Meister. Bekannt ist er für seine Früchte- und Blumenbilder.
Werke seiner Hand in der Kunsthalle Karlsruhe
(Kat.Nr. 1910), im Historischem Museum zu Speyer, in
der Painters Stainers Hall, London.
PRUNKSTILLLEBEN MIT FRÜCHTEN UND BLUMEN
Öl auf Leinwand.
116,5 x 106,5 cm.
Links unten signiert „F. VAN. EVER BROECK“.
In reliefiertem und vergoldeten Rahmen.
FRANS VAN EVERBROECK,
CA. 1638 – CA. 1672
MAGNIFICENT STILL LIFE WITH FRUIT
AND FLOWERS
Oil on canvas.
116.5 x 106.5 cm.
Signed “F. VAN. EVER BROECK” lower left.
€ 40.000 - € 50.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Auf einer angedeuteten Steinstufe eine Schnecke, die
etwas verloren wirkt neben der klassischen Architektur
und dem Fruchtgebinde, welches eine reichhaltige
Ansicht frischer Früchte darbietet, die in ihrer vollen
Farbigkeit eine erfolgreiche Ernte und somit allegorisch
die Abundantia, die Allegorie des Überflusses, darstellen.
Unter den bekannten Festonbildern seiner Hand
nimmt dieses Gemälde eine Sonderstellung ein, weil es
nicht nur Blumen und Früchte nebeneinander präsentiert,
sondern den Feston auch in einen architektonischen
Zusammenhang setzt, dessen Antikenverweise
und mit den Basen von Säulen auf die Monumentalität
dieses Fruchtgebindes verweist.
(1391607) (1) (13)
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123
229
ABRAHAM VON CALRAET,
1642 DORDRECHT – 1722 AMSTERDAM, ZUG.
STILLLEBEN MIT PFIRSICHEN
UND SCHMETTERLINGEN
ABRAHAM VAN CALRAET,
1642 DORDRECHT – 1722 AMSTERDAM,
ATTRIBUTED
STILL LIFE WITH PEACHES AND BUTTERFLIES
Öl auf Kupfer.
34 x 45 cm.
Oil on copper.
34 x 45 cm.
Vor dunklem Hintergrund auf einer grauen Steinplatte
liegend mehrere orange-gelbe, samtige Pfirsiche und
helle Weintrauben. Diese teils mit Wassertropfen oder
Glanzlichtern versehen. Die Komposition wird belebt
durch drei Falter, darunter rechts ein fliegendes Tagpfauenauge.
Das Licht fällt von links oben herab und
hebt so die Pfirsiche besonders hervor. Qualitätvolle
feine Malerei mit gekonnter Licht- und Schattenführung
in der typischen Manier des Künstlers.
(1390181) (18)
€ 25.000 - € 35.000
Sistrix
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125
Detailabbildung
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230
EGBERT VAN HEEMSKERCK D. Ä.,
1634 – 1704, ZUG.
DER TANZ DER BAUERSFRAU
Öl auf Leinwand. Doubliert.
81,5 x 107 cm.
In Louis XV-Stilrahmen.
Wir danken Dr. Fred G. Meijer für freundliche Hinweise,
welcher die Figuren an Egbert van Heemskerck d.
Ä. zuschreibt, die Landschaft aber einer anderen
Hand zuweist.
Eine leicht hügelige Landschaft mit gesprenkelt akzentuierenden
Bauernhäusern und einer Kirche zeigt eine
für Heemskerck typische Szene: Vor einem ruralen
Gebäude einige Staffagebäume mit darunter befindlichen
Figuren, trinkend und musizierend. Ein hoher
Baum und eine in leuchtender Helligkeit wieder ge gebene
tanzende Bauersfrau flankieren das vertikale
Zentrum des Bildes. Wenngleich das vorliegende Gemälde
nicht signiert ist, kann es aufgrund mehrerer
Vergleichsbilder an Egbert Heemskerck d. Ä. zugeschrieben
werden.
(13916914) (13)
EGBERT VAN HEEMSKERCK THE ELDER,
1634 – 1704, ATTRIBUTED
THE DANCE OF THE PEASANT WOMAN
Oil on canvas. Relined.
81.5 x 107 cm.
We would like to thank Dr Fred G. Meijer for his kind
advice, attributing the figures to the hand of Egbert
van Heemskerck the Elder., but the landscape to
another hand.
Although the painting on offer for sale in this lot is
not signed, it can be attributed to Egbert Heemskerck
the Elder based on several comparable paintings.
€ 12.000 - € 15.000
Sistrix
INFO | BIETEN
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127
231
JAN FYT,
1611 ANTWERPEN – 1661 EBENDA
Schüler von Frans Snyders (1579-1657). Der Maler ist
bekannt und berühmt für seine Jagdszenen und Stillleben.
ITALIENISCHES TIERSTÜCK
Öl auf Leinwand. Doubliert.
132 x 154 cm.
Links unten signiert „G. Fyt“.
In vergoldetem, ornamental reliefierten Rahmen.
Wenn wir heute an Jan Fyt denken, sind es vor allem
die Jagdszenen, Hatzen und Jagdstillleben, an die wir
denken. Dieses Gemälde mit dem schönen Esel, dürfte
wohl in die Zeit um 1634 anzusetzen sein, als Jan
Fyt eine Italienreise unternommen hatte und daher
mit „G. (Giovanni) Fijt)“ signierte und südliche Einflüsse
in seinem Œuvre dominierten. Dargestellt ist eine
wunderbar ruhige rurale Szene, die von einem den
Betrachter anblickenden Esel dominiert wird, eine
Ziege, ein Truthahn, eine Gans, Kaninchen, Hasen und
rechts am Rand ein Ochse - allesamt lebendig sich vor
hügeliger italienischer Landschaft abzeichnend.
JAN FYT,
1611 ANTWERP – 1661 IBID.
ITALIAN ANIMAL PAINTING
Oil on canvas. Relined.
132 x 154 cm.
Signed “G. Fyt” lower left.
Provenance:
Private collection, Belgium.
Dr Schotte, Sint-Martens-Latem, Belgium.
€ 30.000 - € 50.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Provenienz:
Privatsammlung, Belgien.
Dr. Schotte, Sint-Martens-Latem, Belgien.
(13916926) (13)
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129
Detailabbildung
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232
CORNELIS DE WAEL,
1592 ANTWERPEN – 1667 ROM, ZUG.
Der Maler war bekannt für seine Genreszenen, vor
allem aber für seine Seeschlachten. Er spielte eine
große Rolle im künstlerischen Stil- und Gedankenaustausch
zwischen Italien und Flandern in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts.
GROSSE HAFENSZENE MIT SEGELSCHIFFEN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
109 x 161 cm.
Ungerahmt.
Wir danken Dr. Guido Jansen für freundliche Hinweise
bezüglich der Zuschreibung.
CORNELIS DE WAEL,
1592 ANTWERP – 1667 ROME, ATTRIBUTED
LARGE HARBOUR SCENE WITH SAILING SHIPS
Oil on canvas. Relined.
109 x 161 cm.
We would like to thank Dr Guido Jansen for his kind
advice regarding the attribution.
€ 16.000 - € 20.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Auf dem ruhigen Hafengewässer sind zwei Dreimaster
zu sehen mit geblähten Segeln und reicher niederländischer
Beflaggung, die den Nationalstolz der Holländer
als Seefahrernation unterstreichen, insbesondere
dann, wenn es wie hier einen vielleicht italienischen
Hafen betrifft, welchen die Schiffe soeben im Begriff
sind, mit Handelsgütern für die Niederlande zu verlassen.
Im Mittelgrund ein in der Werft liegendes zu
überholendes Schiff.
(13916921) (13)
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131
233
JOHANNES STURCKENBURGH,
1603 WESEL – UM 1663
HANDELSCHIFFE IN SÜDLICHEM HAFEN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
80 x 112 cm.
Rechts unten signiert: „Johannes Sturckenburgh“.
In ebonisiertem Profilrahmen.
Ein exemplarischer Handelshafen mit einem Renaissancegebäude,
welches das reliefierte Wappen der
Medici trägt und somit als italienisches Handelshaus
erkennbar ist, ist ein großes Handelsschiff unter niederländischer
Beflaggung im Begriff unter Verwendung
von geblähten Segeln den Hafen zu verlassen. Weitere
Schiffe teils mit eingeholten Segeln und aufwändig
gestalteter Tagelage lassen die Komposition ebenso
lebendig wirken wie die differenziert gestaltete Figuren
staffage, deren Kleidung die Weltoffenheit des
dargestellten Handelszentrums unterstreicht. Ein
ähnliches Gemälde von seitenverkehrter Komposition
und annähernd gleichen Maßen – vielleicht ein
Pendant zu unserem Bild – wird beim RKD in Den
Haag unter Nummer 40352 dokumentiert.
JOHANNES STURCKENBURGH,
1603 WESEL – CA. 1663
TRADING SHIPS IN SOUTHERN PORT
Oil on canvas. Relined.
80 x 112 cm.
Signed “Johannes Sturckenburgh” lower right.
A similar painting with an inverted composition and
approximately the same dimensions – perhaps a
counterpart to the present painting – is listed at the
RKD in The Hague under no. 40352.
Provenance:
Christie’s Paris, 25 June 2019, lot 24.
€ 25.000 - € 30.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Provenienz:
Christies Paris, 25.6.2019, lot 24.
(13916922) (13)
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234
JAN ABRAHAMSZ BEERSTRATEN,
1622 AMSTERDAM – 1666 EBENDA
HOLLÄNDISCHE SCHIFFE VOR
EINEM SÜDLICHEN HAFEN
Öl auf Holz. Teilparkettiert.
90 x 125 cm.
Rechts unten signiert.
Das vorliegende Gemälde, das zwischen 1637 und
1666 datiert wird, ist abgebildet im RKD, Den Haag
unter der Nummer 5259.
Unter hohem hellblauen Himmel mit weißen Wolkenformationen
eine große prachtvolle Fregatte mit gesetzten
Segeln, gerade dabei einen Kanonenschuss
abzugeben, von dem Rauchwolken in den Himmel
steigen. Nach rechts ein weiteres holländisches Schiff
und am Ufer eine Stadt mit einer hohen, die Häuser
überragenden Kathedrale. Am rechten Ufer weitere
kleinere ankernde Boote und im bergigen Hintergrund
auf einer Anhöhe eine Burganlage. Malerei in
der typischen Manier des für seine Seestücke bekannten
Künstlers.
(13916923) (18)
JAN ABRAHAMSZ BEERSTRATEN,
1622 AMSTERDAM – 1666 IBID.
DUTCH SHIPS IN FRONT OF A SOUTHERN PORT
Oil on panel. Partially parquetted.
90 x 125 cm.
Signed lower right.
The painting on offer for sale in this lot, dating between
1637 and 1666 is listed at RKD, The Hague under no.
5259.
€ 20.000 - € 30.000
Sistrix
INFO | BIETEN
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137
235
JACOB BOUTTATS,
1660 – 1718, ZUG.
ADAM UND EVA IM PARADIES
Öl auf Kupfer.
12,3 x 15,6 cm.
In einem alten, original geschnitzten und teilvergoldeten
Rahmen der Zeit.
Kleines, miniaturhaft gehaltenes Gemälde, das die
biblische Paradieserzählung thematisiert. Das erste
Menschenpaar – noch vor dem Sündenfall – ist hier ins
absolute Zentrum der Darstellung gesetzt, die Nacktheit
fällt vor dem Baum mit mächtiger Krone entsprechend
auf. Seitlich die für Baumlandschaften Brueghels
typischen Waldschneisen. Der gesamte untere Bildabschnitt
wird als leicht hügeliger Vordergrund gezeigt,
angefüllt mit nahezu sämtlichen bekannten Tieren, die
hier in paradiesischem Frieden nebeneinander lagern.
Vor dem politischen Hintergrund der in der Epoche
Bouttats tobenden Kriege werden derartige Darstellungen
des himmlischen Friedens erst recht verständlich.
A.R.
(1380817) (11)
JACOB BOUTTATS,
1660 – 1718, ATTRIBUTED
ADAM AND EVE IN PARADISE
Oil on copper.
12.3 x 15.6 cm.
In old, original carved and parcel-gilt frame of the
period.
Small, miniature painting depicting the biblical story
of paradise.
€ 30.000 - € 50.000
Sistrix
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139
236
THEOBALD MICHAU,
1676 TOURNAE – 1765 ANTWERPEN
DORFLANDSCHAFT MIT FISCHMARKT
THEOBALD MICHAU,
1676 TOURNAI – 1765 ANTWERP
LANDSCAPE WITH VILLAGE AND FISH MARKET
Öl auf Holz. Parkettiert.
53 x 70,5 cm.
Links unten signiert "T. Michau".
An einem Fluss gelegenes niederländisches Städtchen,
an dessen linken Ufer ein großer, geschäftiger
Markt mit zahlreichen Ständen stattfindet. Neben dort
präsentierten Fischen in Fässern, Bottichen und Kübeln
bietet eine Frau auch kleinere Schüsseln an. Rechtsseitig
vor einer Häuserfront rastende oder abziehende
Käufer mit ihrem Wagen und eine Frau mit Tierherde.
In der Bildmitte der ruhige, türkisschimmernde Fluss,
seitlich begrenzt von Bäumen in zartem Grün. Feine,
qualitätvolle Malerei mit zahlreichen Figuren in bunter
Farbenvielfalt.
Provenienz:
Ehemalige Sammlung der Madame Daniele Marie
Charlotte Plancher.
Privatsammlung, Schweiz.
Anmerkung:
Theobald Michau (1676-1765) war ein konservativer
wallonischer Landschaftsmaler, der zu seiner Zeit
berühmter war als heute. Er war Schüler von Lucas
Achtschellinck.
(1391023) (18)
Oil on panel. Parquetted.
53 x 70.5 cm.
Signed “T. Michau” lower left.
€ 45.000 - € 60.000
Sistrix
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141
237
WILLEM GRASDORP,
1678 – 1723
Der Künstler war ein bekannter Stilllebenmaler aus
den nördlichen Niederlanden. Laut Arnold Houbraken
bildeten ihn seine Mutter und sein Stiefvater nach
dem Tod seines Vaters drei Jahre lang in Amsterdam
aus. Er war zudem Schüler des deutschen Barock-
Malers Ernst Stuven (1657-1712).
BLUMENSTILLLEBEN
WILLEM GRASDORP,
1768 – 1723
FLORAL STILL LIFE
Oil on canvas. Relined.
63 x 53 cm.
We would like to thank Dr Fred G. Meijer
for his kind advice.
Öl auf Leinwand. Doubliert.
63 x 53 cm.
In teilebonisiertem Profilrahmen.
€ 20.000 - € 25.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Wir danken Dr. Fred G. Meijer für freundliche Hinweise.
Das vorliegende Gemälde wird beim RKD in Den Haag
unter Nummer 192176 als authentisches Werk des
genannten Künstlers geführt.
Auf einer angedeuteten Steinplatte eine reliefierte
Steinvase als Cachepot mit Satyrreliefs und aufsitzenden
Putti. Darum angeordnet geflammte Tulpen,
Rittersporn, Lilien, Päonien und Schneeball in raumgreifender
Weise das Bild belebend.
Provenienz:
Privatsammlung Belgien.
(1391025) (13)
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238
GASPAR PEETER VERBRUGGEN D. J.,
1664 ANTWERPEN – 1730
Gemäldepaar
ZWEI BLUMENKRANZKARTUSCHEN
GASPAR PEETER VERBRUGGEN THE YOUNGER,
1664 ANTWERP – 1730
A pair of paintings
TWO CARTOUCHES WITH FLORAL WREATHS
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.
90 x 68,5 cm.
Das Gemälde mit der unten sichtbaren Architekturkartusche
über dem Rand signiert.
In ebonisiertem Profilrahmen.
Vor abgedunkeltem Grund eine camaieuhafte, in Steingrau
gestaltete barocke, symmetrisch angelegte Architekturkartusche
mit vorgeschaltetem Blumenkranz
Blumen wie Rosen, Päonien, Schneeball und Jasmin in
freier Anordnung zeigend. Der Künstler, ab 1677 Meister
der Antwerpener Gilde, wirkte in Antwerpen in den
Jahren 1706-1723. In vielen Fällen wurden derlei Kränze
mit einer feinen Figurenstaffage von einem anderen
Antwerpener Künstler wie Erasmus Quellinus gefüllt,
wie es in der Ausstellung „Lust der Täuschung“ in der
Kunsthalle München und derzeit in einer Münchener
Galerie gezeigt wird. Es kann daher angenommen
werden, dass die vorliegenden Kränze zur thematisch
konkretisierten Füllung durch einen Malerkollegen
vorbereitet waren. Insgesamt von hoch feiner dem
Künstler entsprechender Qualität.
(1391651) (13)
Oil on canvas. Old relining.
90 x 68.5 cm.
€ 40.000 - € 60.000
Sistrix
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145
239
GASPAR PEETER VERBRUGGEN,
1664 ANTWERPEN – 1730
PRUNKVASE MIT FIGÜRLICHEM RELIEF
UND REICHEM BLÜTENDEKOR
Öl auf Leinwand. Doubliert.
122 x 101,5 cm.
Rechts unten auf dem Steinblock signiert „gasper
ped. verbruggen“.
In vergoldetem Louis XV-Rahmen.
Auf einem die gesamte Bildbreite durchlaufenden
Steinsockel eine konisch zulaufende Steinbasis, die
einen mächtigen Cachepot trägt. Dieser gekehlt und
mit einem kelchförmigen Korpus, dessen Seiten plastische
Akanthusblätter angelegt sind, während die
Schauseite eine liegende Ovalkartusche, die aus gegenläufigen
C-Schwüngen gebildet wird, trägt, die
mit einer Camaieumalerei verziert ist. Die Lippe stark
auskragend. Während die Camaieuszene Venus auf
einer Bettstatt liegend darstellt mit neben ihr gezeigtem,
halb verdeckten Bildnisrelief und an einem Baum
stehenden tanzenden Bacchus, wird das Gemälde
von prächtigen Blüten dominiert, für die Verbruggen
wegen Bildern wie dem hier angebotenen bekannt
ist. Gefüllte Rosen reihen sich an Schneeball, Wicken,
Narzissen, Päonien, Tulpen unterschiedlicher Flammung,
Lilien sind ebenso zu erkennen wie Tagetes.
Vor allem ein Vergleichsbild ist zu nennen, da es die
gleiche Komposition mit der Steinplatte und dem konischen
Sockel ausweist: Es handelt sich um ein Gemälde
aus königlich niederländischem Besitz (RKD Nr.
27123). Neben den per Signatur gesicherten Blumenkränzen
sind neben diesem auch eine Prunkvase mit
Puttendekor in Camaieu (RKD Nr. 7306) und eine weitere
Prunkvase in Terrakotta mit Zungenreliefs (RKD
Nr. 259354) zu nennen.
(1380721) (13)
GASPAR PEETER VERBRUGGEN,
1664 ANTWERP – 1730
MAGNIFICENT VASE WITH FIGURAL RELIEF
AND RICH FLORAL DECORATION
Oil on canvas. Relined.
122 x 101.5 cm.
Signed “gasper ped. verbruggen“ on stone block
lower right.
Detailabbildung
und Signatur
One comparable painting is particularly worth mentioning,
as it shows the same composition with the
stone slab and the conical base: It is a painting from
the Royal Dutch court (RKD no. 27123). In addition to
the flower wreaths verified by signature, such as
those shown at the Torres Nieto Fine Arts Gallery,
there is also a magnificent vase with cherub decoration
in Camaïeu (RKD no. 7306) and another magnificent
vase in terracotta with tongue and dart reliefs
(RKD no. 259354).
€ 90.000 - € 110.000
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148 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
240
NICOLAES MAES,
1634 DORDRECHT – 1693 AMSTERDAM, ZUG.
Der Künstler war ein bedeutender holländischer Maler
und einer der besten Schüler von Rembrandt van Rijn
(1606-1669).
BILDNIS DER JOHANNA VAN DEN BRANDE
Öl auf Leinwand.
59 x 48 cm.
Wir danken Dr. Guido Jansen für die Bestätigung der
Autorschaft.
Dreiviertelbildnis einer höfischen Dame in einem eleganten
Kleid mit weitem Dekolleté vor dunklem Landschaftshintergrund
bei untergehendem Licht. Sie hat ein
zartes Inkarnat, leicht gerötete Wangen und mit ihren
grauen Augen schaut sie würdevoll aus dem Bild heraus.
Sie hat lange hellblonde Haare und spielt mit den
Fingern ihrer rechten Hand mit ihren Haarlocken. Ihre
Zugehörigkeit zum Adel könnte durch ihren wertvollen
Perlenschmuck im Ohr und um den Hals angedeutet
werden, der die Wirkung des anmutigen Gesichtes
noch hebt. Das weiße Kleid mit Spitzenbordüren ist
an den Ärmeln sowie am Dekolleté mit Schmuckbroschen
versehen, zuletzt über ihre rechte Schulter
ein blau glänzendes Tuch tragend.
Anmerkung:
Dieses qualitätvolle repräsentative Portrait zeigt die
typischen Merkmale in der Manier des bekannten
Malers.
Seine erste Ausbildung erhielt Maes als noch junger
Lehrling bei Rembrandt in Amsterdam, dessen Malweise
er auch sogleich übernommen hatte. Erst
später, nach 1678, wandelte sich seine Malweise
nach der Beeinflussung durch Van Dyck. Dies lässt
sich vor allem in den nun vorwiegend entstandenen
Porträtbildnissen sehen. Nun ging es ihm weniger
um die Herausarbeitung von Licht- und Schatteneffekten
wie in der Kunst Rembrandts, sondern
vielmehr um die Erfassung der Charakteristik der
dargestellten Personen. So zeigt der überwiegende
Teil seines Œuvres Herren-, Damen und Kinderbildnisse,
zumeist aus adeligen, bzw. gehobenen Bürgerkreisen.
(13916933) (19)
NICOLAES MAES,
1634 DORDRECHT – 1693 AMSTERDAM,
ATTRIBUTED
PORTRAIT OF JOHANNA VAN DEN BRANDE
Oil on canvas.
59 x 48 cm.
We would like to thank Dr Guido Jansen for confirming
the authorship.
€ 10.000 - € 12.000
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150 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
241
NICOLAES MAES,
1634 DORDRECHT – 1693 AMSTERDAM, ZUG.
Der Künstler war ein bedeutender holländischer Maler
und einer der besten Schüler von Rembrandt van Rijn
(1606-1669).
BILDNIS EINES HÖFISCHEN JUNGEN MANNS
Öl auf Leinwand. Doubliert.
48 x 61 cm.
In ebonisiertem profilierten Holzrahmen.
Wir danken Dr. Guido Jansen für die Bestätigung der
Autorschaft.
Das Dreiviertelbildnis des Mannes in freier Natur, im
Licht der rötlich untergehenden Sonne, der in seiner
Rechten ein Messer hält, um etwas in den Baum hinein
zu ritzen. Er trägt ein weißes, teils mit Spitze verziertes
Hemd, eine blaue Jacke und einen großen goldbraunen
Umhang, der von seinem rechten Arm herabhängend
bis vor seinen Körper zur linken Schulterpartie führt.
Er hat graues lockiges Haar und mit seinen blauen
Augen schaut er würdevoll aus dem Bild heraus. Die
Figur kunstvoll beleuchtet vor dunklem, landschaftlichem
Hintergrund mit Wasserfall und Andeutung eines
Waldrandes und Ausblick in die abendliche Ferne. Dies
qualitätvolle repräsentative Portrait in typischer Manier
des bekannten Malers. Seine erste Ausbildung
erhielt Maes als noch junger Lehrling bei Rembrandt
in Amsterdam, dessen Malweise er auch sogleich
übernommen hatte. Erst später, nach 1678, wandelte
sich seine Malweise nach der Beeinflussung durch
Van Dyck. Dies lässt sich vor allem in den nun vorwiegend
entstandenen Porträtbildnissen sehen. Nun ging
es ihm weniger um die Herausarbeitung von Lichtund
Schatteneffekten wie in der Kunst Rembrandts,
sondern vielmehr um die Erfassung der Charakteristik
der dargestellten Personen. So zeigt der überwiegende
Teil seines Œuvres Herren-, Damen und Kinderbildnisse,
zumeist aus adeligen, bzw. gehobenen Bürgerkreisen.
(13916932) (19)
NICOLAES MAES,
1634 DORDRECHT – 1693 AMSTERDAM,
ATTRIBUTED
PORTRAIT OF A YOUNG COURT GENTLEMAN
Oil on canvas. Relined.
48 x 61 cm.
We would like to thank Dr Guido Jansen for confirming
the authorship.
€ 10.000 - € 12.000
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151
242
FRANÇOIS HABERT,
TÄTIG IN FRANKREICH
ZWISCHEN 1643 UND 1652, ZUG.
BLUMENBOUQUET IN METALLCACHEPOT
Öl auf Leinwand. Doubliert.
91,5 x 60 cm.
In reich verziertem, vergoldeten Rahmen.
Beigegeben ein Gutachten von Claudia Salvi, Paris,
7. Juli 2023, in Kopie.
Auf einer teilweise durch eine rote Samtdecke mit
Goldfransen abgedeckten starken Steinplatte ein
Metall cachepot mit reliefiertem Blattwerk. Darin vor
abgeschattetem Grund ein raumgreifendes Arrangement
von Blüten mit Schneeball, Rosen und Wicken.
François Habert war ein Stillleben-Maler, der zwischen
1643 und 1652 in Paris tätig war. Wahrscheinlich
stammte er aus Flandern, denn seine frühen Werke,
mit starkem holländischem und flämischem Einfluss,
sind wohl seinem früheren Schafen in Antwerpen in
der Werkstatt von Jan Davidsz de Heem (1606-1684)
geschuldet.
Von der Bedeutung seiner Tätigkeit zeugt die umfangreiche
Produktion von Gemälden, die zumeist signiert
und datiert sind, die uns überliefert wurden. Erstmals
erwähnt im Inventar von Philippe de Champaigne
(1602-1674), „Une Guirlande de Fleurs du sieur Habert“,
erworben für die beträchtliche Summe von 100 Livres,
erscheint es ein zweites Mal im Inventar der Gemälde
von Charles Tardif, Sekretär des Maréchal de Boufflers,
mit einem Blumenbild (vgl. M. Faré, Le grand siècle
de la nature morte en France, Paris 1974). Bei Habert
zeigt sich der Einfluss von Jan Fyt, insbesondere bei
der Darstellung von Früchten ist auch der Einfluss von
Jean-Michel Picart (1600-1682) erkennbar, mit dem er
manchmal verwechselt wurde. Doch im Gegensatz
zur barocken Üppigkeit seiner niederländischen Zeitgenossen,
Balthasar van der Ast (1593-1657), Willem
Kalf (1619-1693) oder Abraham van Beyeren (1620-
1690), bevorzugt Habert eine horizontale Anordnung
der Objekte, die der Schule der französischen Stilllebenmalerei,
von der er zusammen mit Picart und
Jacques Hupin (der Mitte des 17. Jahrhunderts tätig
war) eines der bedeutendsten Mitglieder war.
(1391029) (13)
FRANÇOIS HABERT,
ACTIVE IN FRANCE BETWEEN 1643 AND 1652,
ATTRIBUTED
FLOWER BOUQUET IN METAL CACHEPOT
Oil on canvas. Relined.
91.5 x 60 cm.
Accompanied by an expert’s report by Claudia Salvi,
Paris, 7 July 2023, in copy.
€ 22.000 - € 25.000
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153
242 A
SEBASTIANO RICCI,
1659 BELLUNO – 1734 VENEDIG
MOSES UND DAS WASSERWUNDER
Öl auf Leinwand. Doubliert.
127 x 193 cm.
In vergoldetem ornamental reliefiertem Rahmen.
Beigegeben wird eine technische Untersuchung von
Maurizio Marini, in Kopie.
Dargestellt wird eine Erzählung des Alten Testaments
mit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, diese
sind mit Moses an der Spitze noch immer in der Wüste
unterwegs. Die Israeliten sind unzufrieden, da sie
kein Wasser finden und haben. Als Moses und Aaron
zur Stiftshütte gehen um zu beten, sagt Jehova zu
Moses, er möge alle zusammenrufen und er solle vor
dem ganzen Volk zu diesem Felsen reden, dann würde
genug Wasser für alle Leute und ihre Tiere aus dem
Felsen sprudeln. Daraufhin ruft Moses das Volk zusammen
und schlägt zweimal mit einem Stab gegen
den Felsen. Darauf kommt ein großer Wasserstrahl
hervor und es gibt genug Wasser für Volk und Tiere.
Hier eine sanfthügelige Landschaft zum rechten Bildrand
mit einem Fels abschließend, die Ebene mit
Stafagebäumen, die dem Volk Schatten zu spenden
vermögen. Sebastiano Ricci war ein italienischer Maler
des Barock, er gilt als einer der wichtigsten venezianischen
Maler seiner Zeit und hatte eine internationale
Karriere. Die Vielzahl seiner Werke befassen sich mit
biblischen oder mythologischen Themen.
Literatur:
Vgl. G.M. Pilo, Marco Ricci, Venedig, Edizione
Alfieri, 1963.
Vgl. E. Martini, La Pittura Veneziana dell´700,
Venedig, Edizioni Marchiane, 1964.
Vgl. J. Daniels, L‘opera completa di Sebastiano
Ricci, Mailand 1976, S. 85.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
(1391841) (13)
SEBASTIANO RICCI,
1659 BELLUNO – 1734 VENICE
MOSES AND THE WATER MIRACLE
Oil on canvas. Relined.
127 x 193 cm.
In gilded frame with ornamental relief.
Accompanied by a technical examination
by Maurizio Marini, in copy.
Provenance:
European private collection.
€ 60.000 - € 80.000
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155
243
ANDREA LOCATELLI,
1695 ROM – 1741
Der Künstler war ein italienischer Landschaftsmaler
des Barock. Seine Landschaftsbilder erinnern teils an
Claude Lorrain (1600-1682) aber auch an Jan Frans
van Bloemen (1662-1749) und Salvator Rosa (1615-
1673). 1715 war er an der Ausmalung des Palazzo
Ruspoli in Rom beteiligt, wobei er nur die Figuren
malte und bereits hoch bezahlt wurde.
FANTASIELANDSCHAFT MIT SZENE AUS
ORLANDO FURIOSO
Öl auf Leinwand.
56 x 108 cm.
Beigegeben eine Abhandlung von Dottoressa Gasparrini
und Maurizio Marini, jeweils in Kopie.
Das Gemälde in betontem Panorama-Format bietet
einen weiten Blick über eine Bucht, die in felsige Landschaft
einzieht, mit Tempel- und Herrschaftsbauten
am Ufer, gewundenen Wegen und seitlichen Bäumen
als Repoussoir. Im Vordergrund eine felsige Erhebung,
auf der sich eine Kampfszene zweier Männer abspielt,
umgeben von weiteren, zum Teil geharnischten Kriegern
und einem Reiter.
Das Bildformat mag einerseits bedingt sein durch
Setzung als Supraportgemälde, bot dem Maler andererseits
die Möglichkeit, historische oder literarische
Szenen in fantastische Landschaften beigeordnet einzubinden.
Gemeint ist hier wohl die Szene aus dem
Werk „Orlando furioso“ (Der rasende Roland) von Ludovico
Ariosto (1516). Es entsprach den Bildungsinteressen
der Zeit, dieses alte Bühnenwerk neu zu beleben,
in der Malerei wie in der Musik. Etwa zeitgleich mit
dem Gemälde hatte Antonio Vivaldi seine titelgleiche
Oper mit Erfolg aufgeführt, zum nämlichen Thema hat
Johann Adolph Hasse 1732 seinen „Orlando“ komponiert.
Inhalt des Stückes ist die rasende Verliebtheit des
Orlando (Roland), eines Neffen Karls des Großen, in die
schöne zauberkräftige Prinzessin Angelika, mit dramatischen
Folgen, auch eines Kampfes um eine Brücke.
Locatelli, dessen Landschaften nicht selten an Claude
Lorrain erinnern, hat auch hier eine beachtenswerte
Lichtstimmung vorgeführt. Der von vielen Herrscherhäusern
beauftragte Maler arbeitete im Schloss Rivoli
in Turin, und schuf Supraporten für König Philipp V in
La Granja (Spanien), sowie 1738 im Palazzo Corsini. In
der Villa Falconieri (Frascati) ist eines seiner Fresken
erhalten. Seine Malerei hat letztlich auf Claude-Joseph
Vernet eingewirkt.
Literatur:
A. Busiri Vici, Andrea Locatelli e il paesaggio romano
del settecento, Rom 1976, Nr. 108. (1391845) (11)
ANDREA LOCATELLI,
1695 ROME – 1741
FANTASY LANDSCAPE WITH A SCENE
FROM ORLANDO FURIOSO
Oil on canvas.
56 x 108 cm.
Accompanied by an essay by Dottoressa Gasparrini
und Maurizio Marini, each in copy.
Literature:
A. Busiri Vici, Andrea Locatelli e il paesaggio romano
del settecento, Rome 1976, No. 108.
€ 25.000 - € 35.000
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157
244
GIOVANNI ANTONIO CANAL UND WERKSTATT,
AUCH GENANNT „CANALETTO“,
1697 VENEDIG – 1768 EBENDA
Gemäldepaar
CANAL GRANDE MIT KIRCHE SANTA MARIA
DELLA SALUTE
sowie
CANAL GRANDE MIT DOGENPALAST
UND PIAZZETTA
Öl auf Leinwand.
53 x 119 cm.
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.
Die beiden Veduten zeigen in betont längsgestrecktem
Breitformat die wohl markantesten Ansichten der Serenissima.
Damit bieten die nahezu panoramaartigen
Gemälde Weitblicke über den Canal Grande und die
Stadt. Die im Hintergrund immer kleiner erscheinenden
Gebäude und Palazzi vermitteln zudem eine imponierende
Tiefenwirkung.
Die hohe Malqualität wie auch die Stilistik verweisen
auf den Meister, jedoch in Zusammenarbeit mit dessen
Atelier. Das betrifft sowohl die Lichtführung, die
Exaktheit der architektonischen Details, aber auch die
Lebendigkeit der Figurenstaffagen. Dabei ist daran zu
erinnern, dass Giovanni Antonio Canal zusammen mit
seinem Atelier diese Vedutenmotive auch wiederholt
hat.
In der beiliegenden Expertise von Dario Succi wird
darauf hingewiesen, dass es die Praxis der Werkstatt
war, die vielen anstehenden Aufträge fürs Ausland zu
erfüllen, insbesondere für Sammler in England, und
neben den ausschließlich eigenhändigen Werken des
Meisters auch die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern
zu leisten.
Das erstgenannte Gemälde bietet uns einen außergewöhnlichen
Weitblick von der Mole des Palazzo Ducale
– über den weiten Bogen des Kanals hinweg – zur
Dogana, um schließlich mit der Kirche Santa Maria della
Salute den rechten Bildabschluss zu bilden. Große
Segelschiffe sind an ihren Masten hinter dem Dogana
Gebäude zu sehen. Fein ausgearbeitet sind selbst
kleinste Details, wie etwa die zahlreichen Figuren über
dem Giebel und an der Kuppel der Kirche, aber auch
bei den Gondeln auf dunklem Kanalwasser.
Die früheste Fassung des Gemäldes entstand (in kleineren
Abmessungen, 42,5 x 79,5 cm) in einer Serie
von vierzehn Bildern, die von dem englischen Konsul,
Händler und Sammler Joseph Smith in der zweiten
Hälfte der 1720er-Jahre und 1742 in Auftrag gegeben
wurden. 1762 gingen etliche davon an George III von
England. Der Kupferstecher Antonio Visentini hat die
vorliegende Vedute als „tavola V“ in seinem „Prospectus
Magni Canalis Ventiarum“ bereits 1735 veröffentlicht
(Succi, 2013, S. 191). Sie gelangten in die königlichen
Sammlungen in Windsor Castle.
Der Prototyp des zweitgenannten Bildes, das den Palazzo
Ducale rechts zeigt, steht im Zusammenhang mit
jener Vedute, die aus der Sammlung H. Kress in das El
Paso Museum of Art, Texas kam, dort in den ähnlichen
Abmessungen 61,5 x 108 cm (Constable, Links 1989,
Nr. 88) jedoch mit unterschiedlichen Details.
Auch hier kann der Betrachter den Blick über die gesamte
Weite vom Dogenpalast bis hin zur Marienkirche
schweifen lassen. Ein Hauptinteresse gilt hier
dem Dogenpalast mit seinen gotischen Arkaden, den
beiden Säulen – Markus und Theodor – sowie der Bibliothek
des Sansovino. Kompositionell auffällig ist,
dass der entsprechend rot-beigefarbigen Fassade des
Palazzo rechts ein langes, ähnlich farbiges Tuch über
das Deck eines Schiffes links gebreitet ist – ein Farbeffekt,
der die Gesamtansicht zusammenbindet.
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Provenienz:
Privatsammlung.
Anmerkung:
Vergleichbare Werke befinden sich in der Sammlung
Edward Speelman (52,5 x 71 cm), sowie im Museum
of Art in Indianapolis (55 x 73 cm, Inv.Nr. 53.8) aus
der Sammlung Martindale, ferner in der Sammlung
Liechtenstein. Das Gemälde „Piazzetta verso sud“
findet sich in der National Gallery, Washington, aus
der Sammlung Castle Howard (104 x 153 cm, Inv.
Nr. 1945.15.3.).
Ferner sei hier auf die Ausstellung „Art Master
Monaco“ hingewiesen, die im Oktober 2019 in
Montecarlo stattfand.
Literatur:
Dario Succi, La Serenissima nello specchio di rame,
2013, S. 191.
Vgl. Andreas Henning, Axel Börner, Andreas Dehmer
(Hrsg.), Canaletto. Ansichten vom Canal Grande in
Venedig. Kabinettausstellung anlässlich der Restaurierung
zweier Gemälde von Giovanni Antonio Canal,
genannt Canaletto, Dresden 2008.
Vgl. Octave Uzanne, Canaletto, New York 2008.
Vgl. Dorothea Terpitz, Giovanni Antonio Canal,
genannt Canaletto. 1697-1768, Köln 1998.
Vgl. William G. Constable und J. G. Links, Canaletto.
Giovanni Antonio Canal 1697-1798, Oxford 1989.
Vgl. William G. Constable, Canaletto, Oxford 1962.
Vgl. Vittorio Moschini (Hrsg.), Canaletto, Athenäum,
Bonn 1955.
Sowie die Kataloge der genannten Museen.
(1390201) (11)
Detailabbildung
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159
GIOVANNI ANTONIO CANAL AND WORKSHOP,
ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,
1697 VENICE – 1768 IBID.
The painter Giovanni Antonio Canal was commonly
known a Canaletto to distinguish him from his father
Bernardo Canal. His work is to be discerned from that
of his nephew Bernardo Bellotto, who was active in
Dresden and Poland and was also known by the nickname
Canaletto.
A pair of paintings
THE GRAND CANAL WITH THE CHURCH
OF SANTA MARIA DELLA SALUTE
and
THE GRAND CANAL WITH DOGE’S PALACE
AND PIAZZETTA
Oil on canvas.
53 x 119 cm.
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,
Gorizia, in copy.
The two vedutas show probably the most striking
views of the Serenissima in a decidedly elongated
landscape format. The almost panoramic paintings offer
vast views across the Grand Canal and the city. The
buildings and palaces that appear increasingly smaller
in the background also convey an impressive image
depth. The high quality of painting and the style point
to Canaletto, but in collaboration with his workshop.
Canaletto repeated these vedutas in collabo ration
with his workshop and the enclosed expert’s report by
Dario Succi points out that it was common practice for
the artist to work with his staff to fulfil the numerous
orders for foreign clients, especially for collectors in
England, in addition to the master’s exclusively autographed
works. The engraver Antonio Visentini published
the present veduta as “tavola V” in his Prospectus
Magni Canalis Venetiarum as early as 1735
(Succi, 2013, 191). They finally came to the royal collections
at Windsor Castle.
The prototype of the second painting titled The Canal
Grande with Doge’s Palace and Piazzetta, which
shows the Palazzo Ducale on the right, is related to a
veduta which originated from the H. Kress Collection
and came to El Paso Museum of Art, Texas. There,
with similar dimensions 61.5 x 108 cm. (Constable,
Links 1989, n. 88) but different details.
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€ 650.000 - € 850.000 (†) Detailabbildung
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245
WILLIAM JAMES,
TÄTIG 1730 – 1780
Biografische Angeben über den Künstler sind weitgehend
unbekannt, er war jedoch zwischen etwa 1755
und 1775 in London tätig. Wie in Edward Edwards‘
„Anedoctes of Painters“, das 1808 posthum veröffentlicht
wurde, bestätigt wird, war William James ein
Assistent oder Schüler von Giovanni Antonio Canal
(1697-1768), genannt Canaletto, während des langen
Aufenthalts des venezianischen Malers in London,
der – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im
Jahr 1751 – zehn Jahre lang von 1746 bis 1755 dauerte.
William James war im London des 18. Jahrhunderts
ein hochgeschätzter Künstler: Einige seiner Londoner
Ansichten wurden zwischen 1767 und 1771 auf der
jährlichen Ausstellung der Society of Artists ausgestellt:
In der Ausstellung von 1767 wurden zwei
Gemälde präsentiert, die das westliche Ende der
Westminster Bridge darstellten.
DER CANAL GRANDE IN RICHTUNG DER BASILIKA
SANTA MARIA DELLA SALUTE
Öl auf Leinwand. Doubliert.
75 x 126 cm.
In ornamental reliefiertem Rahmen.
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia,
das Werk um 1770 datierend, in Kopie.
Unter hohem, hellblauen Himmel mit wenigen hellen
Wolkenformationen der Blick über den ruhig verlaufenden
Canal Grande, in Richtung der Punta della Dogana
an der Spitze, auf deren Dach die goldene Kugel
zu erkennen ist, auf der die Skulptur der Fortuna steht.
Die rechte Bildseite nimmt jedoch fast ganz der Platz
mit der Treppe zur Basilika Santa Maria della Salute
mit ihrer übergroßen Kuppel mit Laterne ein. Zahlreiche
elegante Figuren in barocker Kleidung flanieren auf
diesem Platz, der von rechts durch die Sonne beschienen
wird. Auf der linken Seite fällt der Blick auf das
Ufer mit der Piazzetta, dem Dogenpalast, den Campanile,
der ein kompositorisches Gleichgewicht zur Kirchenkuppel
schafft, und auf die monolithischen Säulen.
Zahlreiche Gondeln und Bootstypen sind auf dem
sanftwelligen Gewässer zu sehen.
Succi führt das Gemälde unter Einbringung einiger
Variationen auf eine Radierung von Antonio Visentini
zurück, welche 1742 veröffentlicht wurde. Der Stich
wiederum geht auf ein Werk Canalettos zurück. Dessen
Gemälde wurde von dem berühmten Kaufmann
und Sammler Joseph Smith erworben, dann 1762 zusammen
mit der Sammlung an den englischen König
verkauft und wird heute im Schloss Windsor aufbewahrt
(Constable, Canaletto, 1989, Nr. 170).
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167
Anmerkung:
Succi verweist auf ein vergleichbares Werk des
Malers, welches sich heute im Besitz der Rafael Valls
Gallery, London, befindet. Das Gemälde Horse
Guards Parade from St. James‘s Park, welches 1993
auch in der bedeutenden Ausstellung „Canaletto &
England“ in Birmingham ausgestellt wurde (Katalog
Nr. 57).
Literatur:
Vgl. für das vorausgehende Werk Canalettos:
W. G. Constable, Giovanni Antonio Canal,
1697-1768, Oxford 1989, Nr. 170.
Provenienz:
Privatsammlung.
(1390161) (13)
WILLIAM JAMES,
ACTIVE 1730 – 1780
William James was a highly esteemed artist in 18th
century London. Some of his London views were
exhibited at the annual exhibition of the Society of
Artists between 1767 and 1771. The exhibition of 1767
featured two paintings depicting the western end
of Westminster Bridge.
THE GRAND CANAL IN THE DIRECTION OF
THE BASILICA SANTA MARIA DELLA SALUTE
Oil on canvas. Relined.
73 x 125 cm.
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,
Gorizia, dating the work to 1770, in copy.
€ 75.000 - € 90.000
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246
WILLIAM JAMES,
TÄTIG 1730 – 1780
BLICK AUF DEN CANAL GRANDE IN VENEDIG
MIT DER KIRCHE SANTA CROCE UND DER KIRCHE
DEGLI SCALZI
Öl auf Leinwand.
38 x 63 cm.
In ornamental verziertem und vergoldeten Rahmen.
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia, in
Kopie.
Flankiert von zahlreichen prachtvollen Bauten am Ufer,
der ruhige Canal Grande unter hohem hellblauen Himmel
mit wenigen Wolkenformationen. Auf dem Wasser
mehrere Gondeln, von denen besonders eine Gondel
am linken Bildrand auffällt, da sie prachtvoll ausgestattet
ist mit Vergoldung und geschlossenem Aufbau mit
Fenstern. Auf der rechten Seite geht der Blick zu San
Geremia und auf den Platz, wo damals die Kirche Santa
Lucia stand. Der Kanal wird links- und rechtsseitig
flankiert von einer Reihe imponierender Palazzi. Malerei
im sommerlichen Licht, das von rechts auf die Stadt
fällt und einige Gebäude teilweise leicht verschattet
und andere sich im ruhigen Gewässer spiegeln lässt.
Succi datiert das vorliegende Gemälde auf um 1770
und unterstreicht die wesentlichen Merkmale, die das
Œuvre von William James ausmachen: „die sichere
perspektivische Einstellung, die genaue Wiedergabe
der künstlerisch-architektonischen Elemente mit warmen
Pigmenten, die lebhaften Sprenkel, die an sein
Vorbild Canaletto erinnern, der schöne graublaue
Farbton des Himmels, der flüssige Duktus mit den
typischen Wirbeln, die die Bewegung der Wellen in
der Art des Canaletto“. William James war zwischen
1746 und 1771 als Vedutist tätig; die einzigen Informationen
über seine künstlerische Persönlichkeit finden
sich in Edward Edwards „Anecdotes of Painters“ von
1808, in dem James als „Schüler“ oder Mitarbeiter
von Canaletto während dessen Aufenthalt in England
zwischen 1746 und 1755 erwähnt wird. Sein künstlerischer
Werdegang wurde teilweise durch eine Reihe
von Londoner Ansichten rekonstruiert, die sich im Besitz
des Ashmolean Museums in Oxford und der British
Royal Collections befinden. Im Text des oben genannten
Edwards findet sich jedoch die einzige Erwähnung
seiner Malerei venezianischer Sujets, die der Biograf
selbst als stark mit Canaletto verwandt ansieht. Die
Zuschreibung einiger Ansichten, die auf den internationalen
Markt gelangten, an William James und vor
allem das Vorhandensein einiger Leinwände, auf denen
sein Name vollständig auf einer an den Originalrahmen
angebrachten Plakette steht, lassen auf eine reiche
Produktion von Stadtpanoramen schließen, die im Allgemeinen
dem malerischen Repertoire von Antonio
Canal entnommen sind, Werke, die es dem englischen
Maler ermöglichten, zu den „vedutisti di Venezia“
(Vedutenmalern von Venedig) gezählt zu werden, obwohl
seine biografische Abfolge keinen Hinweis auf
einen möglichen Aufenthalt in der Lagunenstadt gibt.
James war einer der bekanntesten Schüler Canalettos,
der den Geschmack der venezianischen Stätten indirekt
aufnahm, indem er die Werke betrachtete, die der
Meister mit nach England gebracht hatte, und indem er
an seiner Seite arbeitete, als er die große Nachfrage
seiner Auftraggeber nach Ansichten der von ihnen
so geliebten Lagunenstadt befriedigte. Werke seiner
Hand kamen ins Victoria und Albert Museum, in den
Kensington-Palast sowie ins Ashmolean Museum
in Oxford. William James war im London des 18. Jahrhunderts
ein hochgeschätzter Künstler: Einige seiner
Londoner Ansichten wurden zwischen 1767 und 1771
auf der jährlichen Ausstellung der Society of Artists
ausgestellt: In der Ausstellung von 1767 wurden zwei
Gemälde präsentiert, die das westliche Ende der
Westminster Bridge darstellten.
Anmerkung:
Zum stilistischen und chromatischen Vergleich dient
ein Gemälde von William James, das 1993 in der
Ausstellung „Canaletto & England“ in Birmingham
unter Nr. 57 gezeigt wurde.
(1391753) (4) (13)
WILLIAM JAMES,
ACTIVE 1730 – 1780
VIEW OF THE GRAND CANAL IN VENICE
WITH SANTA CROCE AND CHURCH OF THE
SCALZI
Oil on canvas.
38 x 63 cm.
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,
Gorizia, in copy.
Notes:
For a stylistic and chromatic comparison see a painting
by William James, exhibited in 1993 under the
title Canaletto & England in Birmingham under no. 57.
€ 45.000 - € 60.000
Sistrix
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173
247
LEONARDO COCCORANTE,
1680 NEAPEL – UM 1750, ZUG.
Coccorante war ein bedeutender Vertreter der Ruinenlandschaft
bzw. der Ruinencapricci. Seine Werke unterscheiden
sich jedoch stilistisch entschieden von den
römischen Malern wie Ricci oder Piranesi, denn Coccorante
wirkte weit früher, und steht damit eigentlich
am Beginn dieses Genres. Er studierte zunächst in
Neapel unter Nicola Carissa und dem Flamen Jan Frans
van Bloemen (1662-1749), war dann Mitarbeiter von
Viviano Codazzi. Zusammen mit Angelo Maria Costa
(1670-1721) wandte er sich allerdings den bühnenbildartigen
Capricci zu, die damals europaweit sehr
gefragt waren. Das Studium schloss er bei Gabriele
Richiardelli ab. Bald zählte er zu den erfolgreichsten
Malern dieses Genres in seiner Heimatstadt. Zahlreiche
Werke seiner Hand, die sich in Neapolitanischen
Sammlungen finden, bestätigen dies. Erstmals
hat Oreste Ferrari (1954) und dann Sergio Ortolani
(1970) auf die Bedeutung des Malers hingewiesen.
Zudem wurde er weithin bekannt und gewürdigt durch
die Ausstellung der Neapolitanischen Malerei des Settecento
1979 und die darauf folgenden Erkenntnisse
von Nicola Spinosa und Leonardo di Mauro. Was den
Erfolg Coccorantes betrifft, so wissen wir, dass er im
Künstlerkreis für Carlo di Borbone, König beider Sizilien
wirkte, so etwa für Dekorationen im Palazzo Reale di
Caserta, anlässlich der Vermählung Karls VII mit Maria
Amalia von Sachsen, 1738. Darüber hinaus sind zahlreiche
seiner Werke nach Frankreich, Spanien und
England gegangen, wie beispielsweise in öffentliche
Sammlungen: Museo Regionale Agostino Pepoli (Trapani),
Pinacoteca del Castello Sforzesco (Mailand),
Louvre, Musée départemental de l‘Oise (Beauvais),
Museum Grenoble, The Lowe Art Museum (Coral
Gables, Florida), sowie Honolulu Museum of Art.
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Gemäldepaar
HAFENBUCHT BEI AUFKOMMENDEM STURM
MIT SÄULENLOGGIA
sowie
HAFENBUCHT BEI RUHIGEM MEER
MIT ANTIKEM MONUMENT
Öl auf Kupfer.
30,9 x 73,5 cm.
Die beiden betont längsformatigen Gemälde stehen
in inhaltlichem Bezug zueinander, was ihre Zusammengehörigkeit
betont. „Ruhe nach dem Sturm“ ist
die eigentliche Aussage bei der Zusammensicht des
Bildpaares. Die aufgeregten bzw. beruhigten Wolkenbildungen
entsprechen der Thematik. In jeder der Darstellungen
bildet jeweils ein antiker Bau am linken
bzw. rechten Bildrand einen Abschluss. Der Lichteinfall
von links erfolgt ebenfalls gleichmäßig. Für den
Malstil des Künstlers ist die betonte Seitenbeleuchtung
insbesondere der Säulen typisch, wie auch die
Staffagefiguren in kleinem Format, was den Bildern
eine Fernsicht vermittelt. Bei aller Fantasie, die eine
imaginierte Hafenlandschaft vorstellen will, fällt auf,
dass die geologische Situation der Bucht von Neapel
doch noch mitwirkt. A.R.
(1390113) (11)
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175
LEONARDO COCCORANTE,
1680 NAPLES – CA. 1750, ATTRIBUTED
A pair of paintings
PORT WITH COLUMN LOGGIA AND
APPROACHING STORM
and
PORT WITH ANCIENT MONUMENT AND CALM
SEAS
Oil on copper.
30.9 x 73.5 cm.
The two paintings in a decidedly elongated landscape
format relate to each other in terms of content, which
emphasizes their cohesiveness. When the pair is
viewed together the actual message is “calm after
the storm“. Coccorante was an important representative
of the genre of ruin landscapes or ruin capricci.
However, his works differ stylistically significantly from
Roman painters such as Ricci or Piranesi because
he was active much earlier, at the emergence of
this genre.
€ 50.000 - € 70.000 (†) INFO | BIETEN
Sistrix
248
BERNARDO CANAL,
1674 VENEDIG – 1744 EBENDA
VEDUTE MIT PIAZETTA UND
SAN GIORGIO MAGGIORE
Öl auf Leinwand. Doubliert.
76,5 x 121,5 cm.
In breitem Profilrahmen.
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia,
im Original.
Das eindrucksvolle Gemälde zeigt von leicht erhöhtem
Standpunkt den Blick über die von der Sonne beschienene
Piazetta mit einem Teil des prächtigen
Dogen palastes auf der linken Seite und der rechts im
Sonnenlicht liegenden Bibliotheca Nazionale Marciana,
die den hellsten Punkt des Gemäldes ausmacht. In
der Mitte der Platz mit mehreren Staffagefiguren in
zeitgenössischer Kleidung und den Säulen des Hl.
Theodor und dem Markuslöwen vor dem Canal Grande;
dahinter die Kirche San Giorgio Maggiore. Bernardo
Canal entstammte einer seit um 1500 alteingesessenen
Familie. Er war der Vater des Giovanni Antonio
Canal (1697-1768), der als zweiter Sohn mit dem
Namen „Canaletto“ berühmt geworden ist. Wie viele
seiner Malerkollegen widmete auch er sich der venezianischen
Bühnen- und Theatermalerei, vor allem aber
den Veduten der Lagunenstadt. Der Einfluss seines fast
gleichaltrigen Zeitgenossen Luca Carlevaris (1663/65-
1729/31) war nicht nur für ihn, sondern auch für weitere
Vedutisten Venedigs von Bedeutung. 1717 wird er
erstmals in der Liste der venezianischen Maler erwähnt
und etwas später, 1739, erhielt er den Titel des
„Priors“ der Gilde „Collegio dei Pittari“.
Abgesehen von seiner Vedutenmalerei machte er sich
auch einen Namen im Bereich des Bühnenbildes. So
ist sein Wirken für die berühmten venezianischen Theater
und Opern wie dem Teatro San Angelo und dem
Teatro San Cassiano dokumentiert, darunter für Aufführungen
von Vivaldi, Pollarolo oder Orlandini, Musiker
von Weltruhm. Neben diesen untergegangenen Bühnen
bildern sind uns jedoch seine Venedig-Ansichten
erhalten geblieben, in denen deutlich der Sinn für theatralische
Lichteffekte zu erkennen ist, was den Bildern
Lebendigkeit vermittelt.
Bernardo und sein Sohn „Canaletto“ arbeiteten in
dem selben Atelier zusammen. Hier wirkten anfänglich
auch die weiteren Mitglieder der Malerfamilie, wie
Bernardo Bellotto (1721-1780) und Pietro Bellotto
(1725-1800).
Literatur:
Vgl. Rodolfo Pallucchini, La pittura nel Veneto,
II Settecento, Mailand 1996.
Vgl. Filippo Pedrocco, Visions of Venice: Paintings
of the 18th Century, New York 2002.
Annalia Delneri (Hrsg.), Da Canaletto a Zuccarelli:
il paesaggio veneto del Settecento, Udine 2003.
(1390207) (13)
BERNARDO CANAL,
1674 VENICE – 1744 IBID.
VEDUTA WITH PIAZZETTA AND SAN GIORGIO
MAGGIORE
Oil on canvas. Relined.
76.5 x 121.5 cm.
Accompanied by original expert’s report by Dario
Succi, Gorizia, in original.
€ 75.000 - € 100.000
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179
249
APOLLONIO FACCHINETTI,
AUCH GENANNT „DOMENICHINI“,
TÄTIG 1740 – 1770
Apollonio Facchinetti, nach dem Vornamen seines
Vaters Domenico (1669-1743) auch Domenichini genannt,
war ehemals als „Meister der Fondazione Langmatt“
bekannt geworden. Dreizehn Veduten der Langmatt-Stiftung
in Baden haben nach Vorschlag von Dario
Succi zu einer Benennung des Malers geführt. Sein
Name wurde entdeckt durch die Korrespondenz zwischen
dem britischen Minister Sir John Strange und
dem venezianischen Gemäldeagenten Maria Sasso. Als
Vedutist widmete sich Apollonio wohl ausschließlich
der Stadt Venedig. Vermutlich war er ein Schüler
Carlevaris (1663/65-1729/31), Francesco Albottos
(1721/22-1757), oder Michele Giovanni Marieschis
(1696/1710-1743). Der Zeitraum zwischen 1740 und
1750, in dem Giovanni Antonio Canal, genannt „Canaletto“
(1697-1768) sich in England aufhielt, kam Apollonio
zugute, war er nun, bei den Reisenden der
Grand Tour mit seinen Veduten äußerst beliebt. Bei
etlichen Ausstellungen wurde die Anerkennung der
im Stilvergleich stehenden Werke an Apollonio immer
präziser.
DIE RIALOTBRÜCKE GEGEN OSTEN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
73,5 x 109,5 cm.
In vergoldetem, ornamental verzierten Rahmen.
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia, in
Kopie.
In herrlicher Stimmung wird der Canal Grande gezeigt
mit der ihn überziehenden Rialtobrücke und auf dem
Gewässer fahrenden Gondeln mit Figurenstaffage;
links sind Burchielli zu sehen, elegante Wasserfahrzeuge,
die als Transportmittel von Edelleuten von Venedig
nach Padua entlang des Brenta galten. Während das
linke Ufer verschattet präsentiert wird, erstrahlt das
rechte Ufer im Sommerlicht und gibt hinter der bekannten
Brücke den Blick frei auf den Fondaco dei
Tedeschi.
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Detailabbildung Lot 249
Literatur:
Vgl. Gertrude Borghero (Hrsg.), Mythos Venedig.
Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts,
Mailand 1994.
Vgl. Federica Spadotto, Io sono ‘700. L‘anima di
Venezia tra pittori, mercanti e bottegheri da quadri,
Sommacampagna 2018.
Vgl. Dario Succi, Apollonio Domenichini. il Maestro
della Fondazione Langmatt, in: Da Canaletto a
Zuccarelli, Ausstellungskatalog, Udine 2003.
(1391383) (3) (13)
APOLLONIO FACCHINETTI,
ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,
ACTIVE 1740 – 1770
THE RIALTO BRIDGE TOWARDS THE EAST
Oil on canvas. Relined.
73.5 x 109.5 cm.
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,
Gorizia, in copy.
€ 35.000 - € 40.000
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183
250
APOLLONIO FACCHINETTI,
AUCH GENANNT „DOMENICHINI“,
TÄTIG 1740 – UM 1770
Facchinetti, nach dem Vornamen seines Vaters Domenico
(1669-1743) auch Domenichini genannt, war ehemals
als „Meister der Fondazione Langmatt“ bekannt
geworden. Dreizehn Veduten der Langmatt-Stiftung
in Baden haben nach Vorschlag von Dario Succi zu
einer Benennung des Malers geführt. Sein Name wurde
ent deckt durch die Korrespondenz zwischen dem
britischen Minister Sir John Strange und dem venezianischen
Gemäldeagenten Maria Sasso. Als Vedutist
widmete sich Apollonio wohl ausschließlich der Stadt
Venedig. Vermutlich war er ein Schüler Carlevaris
(1663/65-1729/31), Francesco Albottos (1721/22-1757),
oder Michele Giovanni Marieschis (1696/1710-1743).
Der Zeitraum zwischen 1740 und 1750, in dem Giovanni
Antonio Canal, genannt „Canaletto“ (1697-1768) sich
in England aufhielt, kam Apollonio zugute, war er nun,
bei den Reisenden der Grand Tour mit seinen Veduten
äußerst beliebt. Bei etlichen Ausstellungen wurde die
Anerkennung der im Stilvergleich stehenden Werke
an Apollonio immer präziser.
DER CANAL GRANDE MIT DEM PALAZZO
MORO LIN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
73,5 x 109,5 cm.
In vergoldetem, ornamental verzierten Rahmen.
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia, in
Kopie.
Von leicht erhöhtem Standpunkt fällt der Blick über
den mit zahlreichen Gondeln befahrenen Canal Grande
auf das bebaute Ufer mit dem massiven Bau des
Palazzo Moro Lin in der Mitte unter hohem blauen
Himmel mit großen Wolkenformationen. Dieser Bau ist
auch als „Palazzo delle tredici Finestre“ (der dreizehn
Fenster) bekannt und wurde 1670 von dem Toskaner
Sebastiano Mazzoni für den Maler Pietro Liberi errichtet.
Das Dachgeschoss wurde zwischen 1686 und 1703
angebaut. Mehrere Gebäude, teils mit rötlicher Fassade,
schließen an den Palazzo an. Im Hintergrund rechts
ist die Kirche Santa Maria della Carità mit ihren Glockenturm
zu sehen, der im Februar 1743, dem ante quem
des Gemäldes, einstürzte. Das Gemälde vereint eine
sichere perspektivische Anordnung, eine wirkungsvolle
Wiedergabe der architektonischen Elemente und
harmonische Farbtöne. Die Figuren auf den Booten
tragen dazu bei, die Komposition zu beleben und ein
Gefühl von räumlicher Tiefe zu vermitteln. Diese Ve nedig
Ansicht, die vor 1743 entstanden sein wird, zeigt
eine Schaffenszeit des Künstlers, die durch zurückhaltende
Leuchtkraft mit besonderer Herausarbeitung
der Hell Dunkel-Passagen gekennzeichnet ist.
184 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Detailabbildung Lot 250
Literatur:
Vgl. Gertrude Borghero (Hrsg.), Mythos Venedig.
Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts,
Mailand 1994.
Vgl. Federica Spadotto, Io sono ’700. L’anima di
Venezia tra pittori, mercanti e bottegheri da quadri,
Sommacampagna 2018.
Vgl. Dario Succi, Apollonio Domenichini. il Maestro
della Fondazione Langmatt, in: Da Canaletto a
Zuccarelli, Ausstellungskatalog, Udine 2003.
(1391382) (3) (13)
APOLLONIO FACCHINETTI,
ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,
ACTIVE 1740 – CA. 1770
THE GRAND CANAL WITH PALAZZO MORO LIN
Oil on canvas. Relined.
73.5 x 109.5 cm.
Accompanied by an experts report by Dario Succi,
Gorizia, in copy.
€ 35.000 - € 40.000
Sistrix
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185
251
GIOVANNI ANTONIO GUARDI (1699 – 1760)
UND FRANCESCO GUARDI (1712 – 1793)
ALL‘ ABBEVERATORIO – AN DER TRÄNKE
Öl auf Leinwand.
84,5 x 115 cm.
Verso auf dem Keilrahmen: zwei Aufkleber des Metropo
litan-Museums Manila, Roxas Boulevard, Philippinen,
mit Betitelung und Maßangaben. Ferner auf der
Doublier-Leinwand, von der Originalleinwand übertragen:
rechteckiger, mit blauem Zierrand gedruckter
Inven tarzettel mit handschriftlicher Aufschrift: „Guardi
fontana / No M 2500“.
Das großformatige Gemälde ist ein eindrucksvolles
Beispiel dafür, dass sich die für die venezianische
Vedutenmalerei so bekannt gewordenen Künstler wie
die beiden Guardi, auch anderen, erstaunlichen Bildthemen
gewidmet haben.
Gezeigt ist eine Figurengruppe vor felsigem Hintergrund
in südlicher Landschaft: Ein Reiter auf einem
Schimmel dominiert in der Bildmitte, begleitet von
einem weiteren braunen gesattelten Pferd an einer
steinernen Tränke rechts. Der Reiter scheint soeben
abzusteigen und blickt auf eine junge Magd, die einen
Wäschekorb über dem Kopf trägt, weist gleichzeitig
auf den Brunnen, als wolle er andeuten, dass jetzt die
Pferde an der Tränke stehen. Davor sitzt ein Schäfer
mit Schalmei, vor dem Reiter ein liegendes Rind sowie
ein weißes Hündchen neben einem Holzzuber. Links
hinten ein tiefer liegendes Gewässer, darüber Ausblick
in hügelige Ferne in blauer Luftperspektive.
Stilistisch auffallend, und für die Guardi-Malweise
typisch, ist die lockere, beinahe expressive Wiedergabe
der Einzelheiten, vor allem in den Kostümen, sowie
die trocken und flechtig herabhängenden Wurzeln
über dem gemauerten Brunnen. Auffallend aber auch
die raffinierte Wiedergabe des sich zum Bildbetrachter
über die Schulter zurückwendenden Flötenspielers,
dem hier anscheinend selbst das weiße Hündchen
lauscht. Flotten Pinselauftrag zeigen auch die herbstlich
rot gefärbten Blätter des Strauches oberhalb des
Steinbrunnens. Ohne auf weitere Details einzugehen,
beweist die Darstellung hier den hohen Rang der Bildschöpfung
und der Malweise.
In der bisherigen Literatur wurde das Gemälde sowohl
als ein Werk des Francesco als auch als Zusammenarbeit
der beiden Maler Francesco und Giovanni Antonio
eingestuft. Erstmals 1973 von Antonio Morassi publiziert,
als in einer Mailänder Sammlung befindlich (Luigi
Calli a Carate Brianza), mit der zeitlichen Einordnung
in die Schaffensjahre 1730-1735; später hat Dario Succi
1988 das Gemälde in seiner Publikation allein dem
Francesco Guardi zugewiesen.
In der Folge danach wurde das Gemälde als Zusammenarbeit
der beiden Guardi publiziert. Es entstammt
der Sammlung Imelda Marcos (geb. 1929), der Witwe
des 10. Präsidenten der Philippinen, Ferdinand Marcos.
Es ist vergleichbar mit einem Werk auf Leinwand, auf
Holz, einer Mailänder Sammlung, von A. Morassi als
„Il grande abbeveratorio“ betitelt (93 x 133 cm), von
dem eine weitere, letzte Version (80,6 x 114,9 cm) bei
Christie‘s New York am 14. Oktober 2021 verauktioniert
wurde, mit dem Katalogvermerk „an example of
the production of the Guardi brothers early studio
practice“.
Somit entstammt das hier vorliegende Werk der
Sammlung Imelda Marcos, wurde registriert unter der
Nummer 66, aufgeführt im Sammlungsverzeichnis
und 2014 in der Zeitschrift Philippine Daily Inquirer
veröffentlicht. Auch dort genannt als Zusammenarbeit
der beiden Maler. 1991 wurden weitere Werke der
Sammlung Marcos bei Christie‘s versteigert.
Der Aufkleber auf der Rückseite weist darauf hin, dass
das Gemälde im Metropolitan Museum von Manila
(Philippinen) ausgestellt war, wohl als Leihgabe der
Witwe des Präsidenten. A.R.
Provenienz:
Sammlung Imelda Marcos, Witwe des ehemaligen
Präsidenten der Philippinen.
Metropolitan Museum von Manila.
Literatur:
Mehrfach besprochen und abgebildet in:
Antonio Morassi, Guardi, Venedig 1973, Bd. I, S. 103
und S. 133, Nr. 139; Bd. II, Abb. 157, 158. Ebd. S. 334,
Nr. 140.
Dario Succi, Capricci veneziani del Settecento, Turin
1988, S. 319, Abb. 17.
Philippine Daily Inquirer, Online-Artikel vom 12.
Oktober 2014: https://newsinfo.inquirer.net/644229/
imeldific-collection-of-artworks-partial-list, abgerufen
am 14. August 2022.
Filippo Pedrocco/ Federico Montecuccoli degli Erre,
Antonio Guardi, Mailand 1992, S. 125, Nr. 24, S. 167,
Abb. 24.
Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell‘avventura
artistica, Mailand 1993, S. 222, Abb. 248.
(1320017) (11)
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187
GIOVANNI ANTONIO GUARDI (1699 – 1760)
AND FRANCESCO GUARDI (1712 – 1793)
ALL’ ABBEVERATORIO – AT THE DRINKING TROUGH
Oil on canvas.
84.5 x 115 cm.
Verso on the stretcher: two labels from the Metro politan
Museum Manila, Roxas Boulevard, Philippines,
with title and dimensions. Furthermore, on the relining,
transferred from the original canvas: rectangular
inventory label printed with a blue decorative border
and with the handwritten inscription: “Guardi fontana
/ No M 2500”.
Without going into further details, the present depiction
displays a high-ranking composition and painting
style. In previous literature, the painting was classed
as a work by Francesco and as a collaboration between
the two painters Francesco and Giovanni Antonio.
First published in 1973 by Antonio Morassi, as part of a
Milan collection (Luigi Calli a Carate Brianza), dating it
to the creative period of 1730-35; later, in 1988, Dario
Succi attributed the painting solely to Francesco Guardi
in his publication. Subsequently, the painting was
published as a collaboration between the two Guardi.
It originates from the collection of Imelda Marcos (b.
1929), widow of the 10th President of the Philippines,
Ferdinand Marcos. It is comparable to a canvas painting
laid on panel from a Milan collection, with the title
Il grande abbeveratorio by A. Morassi (93 x 133 cm.),
of which another, final version (80.6 x 114.9 cm.) was
auctioned at Christie’s, New York on 14 October 2021,
with the catalogue note “an example of the production
of the Guardi brother’s early studio practice“. Consequently,
the work presented in this lot originates from
the Imelda Marcos collection and was listed under
number 66 in the collection register and published in
the Philippine Daily Inquirer magazine in 2014. There,
it is also mentioned as a collaboration between the
two painters. In 1991, further works from the Marcos
collection were sold at auction at Christie’s. The label
on the back suggests that the painting was exhibited
in the Metropolitan Museum of Manila (Philippines),
probably on loan from the President’s widow.
Provenance:
Imelda Marcos collection, widow of the former
president of the Philippines.
Metropolitan Museum of Manila.
Literature:
Discussed several times and illustrated in:
Antonio Morassi, Guardi, Venice 1973, vol. I, p. 103
and p. 133, no. 139; vol. II, ill. 157, 158, and p. 334,
no. 140.
Dario Succi, Capricci veneziani del Settecento, Torino
1988, p. 319, ill. 17.
Philippine Daily Inquirer, 2014: (https://newsinfo.
inquirer.net/644229/imeldific-collection-of-artworkspartial-list).
Filippo Pedrocco, F. Montecuccoli degli Erre, Antonio
Guardi, Milan 1992, p. 125, no. 24, p. 167 ill. 24.
Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell’avventura
artistica, Milan 1993, p. 222, ill. 248.
€ 170.000 - € 200.000
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252
GIOVANNI DOMENICO TIEPOLO,
1727 VENEDIG – 1804 EBENDA, ZUG.
IL MINUETTO –
SZENE AUS DEM VENEZIANISCHEN KARNEVAL
Öl auf Leinwand. Doubliert.
79,5 x 108,5 cm.
In mit plastischen Blüten verziertem vergoldetem
Rahmen.
Verso auf dem Keilrahmen mit einem Etikett.
Die Darstellung ist von den Stücken von Carlo Goldoni
inspiriert und zeigt die Hauptfiguren der Commedia
dell‘arte, Pantalone und Columbina, zusammen mit
anderen elegant gekleideten, maskierten Figuren, die
sich im Garten einer Villa zusammengefunden haben
um zu tanzen. Es handelt sich um eine Genreszene in
der Atmosphäre des Karnevals, des Ereignisses, das
einen Besuch der Stadt Venedig für die europäischen
Reisenden des 18. Jahrhunderts erst komplett erscheinen
lässt. Tiepolo nutzt den Karneval als Vorwand, um
die Sitten und die Stimmung der Menschen in seinem
Umfeld zu beschreiben: eine Gesellschaft, die ihre
Dekadenz verbirgt und sich hinter flüchtigen Erscheinungen,
Vergnügungen und Zeitvertreib versteckt.
Als Tiepolo das Bild malte, war das Menuett, ein sehr
ausgeprägter Paartanz, bereits seit einiger Zeit in ganz
Europa verbreitet.
Die von Tiepolo dargestellte Szene ist venezianisch,
während zahlreiche Menuette etwa von Luigi Boccherini
auch im Ausland, etwa in Madrid, entstanden.
Die vorliegende hervorragende Arbeit bezieht sich
direkt auf dessen weitere Arbeit, die mit 81 x 105 cm
ähnliche Maße aufweist und unter der Invent. Nr.
RF1938-39 im Louvre in Paris verwahrt wird. Das
dortige Gemälde war in der Sammlung des Francesco
Algarotti 1765 zu finden und ab 1876 in der Sammlung
der Prinzessin Mathilde Bonaparte. Eine weitere Version
befindet sich im Metropolitan Museum in New
York (75,6 x 120 cm, Invent. Nr. 1980767) und eine
weitere im Museu Nactional d‘Art de Catalunya in
Barcelona (78,5 x 110 cm, Invent. Nr. 064988). Eine
weitere Version befindet sich im New Orleans Museum
of Art (78,1 x 108,6 cm Invent. Nr. 61.88), welche
allerdings als Werkstattarbeit gilt. Die Zuschreibungsgeschichte
unseres Gemäldes hingegen kennt auch
in der Vergangenheit Giandomenico selbst als Autor
(E. Martini, 1991; G. Knox, 1999; G.M. Pilo, ohne Datum;
U. Ruggeri, ohne Datum).
Provenienz:
Sammlung Imelda Marcos, Wittwe des ehemaligen
Präsidenten der Philippinen.
Christie‘s New York, 11. Januar 1991, Lot 69.
(1320018) (13)
190 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
GIOVANNI DOMENICO TIEPOLO,
1727 VENICE – 1804 IBID., ATTRIBUTED
THE MINUET- VENETIAN CARNIVAL SCENE
Oil on canvas. Relined.
79.5 x 108.5 cm.
Verso on the stretcher with a label.
The depiction is inspired by plays of Carlo Goldoni
and shows the main characters of the Commedia
dell´Arte, Pantalone and Columbina, along with other
elegantly dressed, masked figures, gathered in the
garden of a villa to dance. It is a genre scene set in the
atmosphere of carnival; the event that made a visit to
the city of Venice complete for 18th century European
travellers. Tiepolo uses the carnival as a pretext to describe
the customs and mood of those around him: a
society that hides its decadence, hides behind fleeting
appearances, amusements, and pastimes. When
Tiepolo created this painting, the minuet, a very distinctive
couple dance, had been popular throughout
Europe for some time. The scene shown by Tiepolo is
Venetian, while numerous minuets, for example by
Luigi Boccherini, were also created abroad, for example
in Madrid. This excellent work refers directly to
another work with similar dimensions (81 x 105 cm)
held at the Louvre in Paris with inv. no. RF1938-39.
The painting there was held in the collection of Francesco
Algarotti in 1765 and from 1876 in the collection
of Princess Mathilde Bonaparte. Another version is
held at the Metropolitan Museum in New York (75.6 x
120 cm, inv. no. 1980767) and another at the Museu
Nacional d´Art de Catalunya in Barcelona (78.5 x 110
cm, inv. no. 064988). A further version is held at the
New Orleans Museum of Art (78.1 x 108.6, inv. no.
61.88), which is also considered a workshop work.
The attribution history of the present painting has
often considered it to be by Giandomenico himself.
(E. Martini, 1991; G Knox, 1999 G.M Pilo, undated; U.
Ruggeri, undated).
Provenance:
Collection Imelda Marcos, widow of the former president
of the Phillipines.
Christie’s New York, 11 January 1991, lot 69.
€ 70.000 - € 100.000
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191
253
JOSEF HEINTZ D. J.,
UM 1600 AUGSBURG – UM 1678 VENEDIG
DER BUCINTORO WÄHREND DES
AUFERSTEHUNGSFESTES IN VENEDIG
Öl auf Leinwand.
58 x 74,4 cm.
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.
Die Darstellung überrascht durch eine nahezu geheimnisvolle
Wirkung, indem sich die Prachtbarke des
Dogen, der „Bucintoro“ wie angeleuchtet vom dunklen
Grund des Wassers abhebt, umgeben von zahlreichen
Schiffen und Gondeln.
Das Gemälde stellt ein Festereignis dar. Anlass dazu
war ein in Venedig seit dem 12. Jahrhundert vollzogener
mythischer Brauch: Alljährlich fuhr der Doge mit
Gefolge im Prunkschiff anlässlich des Festes der Auferstehung
Christi vom Canal Grande aufs Meer hinaus,
um dort in feierlicher Handlung einen Goldring in
die Fluten zu werfen. Dieser mythische Akt galt als
Symbol der Vermählung der Stadt Venedig mit der Adria.
Erhofft war damit der Schutz der Seemacht Venedig
für die gesamte Adria, auch als mythische Hilfe gegen
Kriege und die Türkengefahr.
Der Brauch geht aufs Jahr 1172 zurück, als Papst
Alexander III dem Dogen Sebastiano Ziani zu diesem
Zweck einen Goldring übergab, auch zum Zeichen des
Bündnisses mit Kaiser Friedrich Barbarossa. Dieser Vermählungsakt
mit dem Meer erfolgte stets am Auslauf
des Canal Grande gegenüber der Kirche San Giorgio
Maggiore, die daher auch hier im Bild rechts zu sehen
ist.
Abgesehen von der historischen Bedeutung des Gemäldes,
zählt es aufgrund der Entstehungszeit zu den
frühen Vorläufern der venezianischen Vedutenmalerei.
Der Malstil verrät den Manierismus der Werke des
Künstlers.
Joseph Heintz d. J. war Sohn des gleichnamigen
Vaters. Er wirkte zunächst ganz in der Tradition der
Werke eines Hieronymus Bosch. Früh verwaist, studierte
er bei seinem Stiefvater Matthäus Gundelach
in Augsburg, ging dann nach Rom (1630-40), konvertierte
zum katholischen Glauben, wurde 1644 von
Papst Urban VIII. zum Ritter geweiht. Anschließend
zog er nach Venedig. Sein Altarbild in San Fantino
weist ihn noch 1632 in Venedig nach, wo er in die
Künstlerbruderschaft aufgenommen wurde.
Die äußerst detailreich geschaffene Darstellung zeigt
das Paradeschiff in leuchtendem Rot mit Vergoldung,
am Bug eine Figur der Justitia, seitlich im Relief der
Markuslöwe, auf dem Vorderdeck die sechs Senatoren.
Das im Jahr 1601 vom Dogen Marino Grimani veranlasste
Spectaculum ist auch für den 10. Mai 1606
verbürgt, und setzte sich bis ins 18. Jahrhundert fort.
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Detailabbildung Lot 253
JOSEPH HEINTZ THE YOUNGER,
CA. 1600 AUGSBURG – CA. 1678 VENICE
Der Doge Nicolò Sagredo vollzog die Zeremonie 1676,
also wenig vor dem Tode des Malers. Zuletzt wurde es
am 25. Mai 1729 mit dem Dogen Alvise III. Mocenigo
inszeniert. Nach der Revolution endete der Brauch. Die
Truppen Napoleons suchten bei der Zerstörung des
Schiffes vergeblich ihr Glück nach Bergung des Blattgoldes.
Noch Goethe hatte das Schiff gesehen. A.R.
Provenienz:
Privatsammlung.
Anmerkung:
Ein weiteres seltenes Bildbeispiel findet sich in
der Galleria Estense in Modena, dem Maler Luca
Carlevarijs zugeschrieben.
Literatur:
Vgl. Alexander Rauch, Der Ring des Dogen, in:
Mythos und Macht, Leipzig 2024.
Vgl. Julia Niewind, Joseph Heintz d.J. und die
Zeremonien der Serenissima – Die venezianische
Festkultur des 17. Jahrhunderts im Werk eines
Augsburger Malers. Diss., Universität Trier 2017.
(1390205) (11)
THE BUCENTAUR DURING THE FEAST
OF RESURRECTION IN VENICE
Oil on canvas.
58 x 74.4 cm.
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,
Gorizia.
The depiction surprises with an almost mysterious
ambience, in that the Doge’s magnificent barge, the
“Bucintoro“, stands out as if illuminated against the
dark background of the water, surrounded by numerous
ships and gondolas. The painting depicts a feast
day, a mythical tradition celebrated in Venice since the
12th century. Every year, for the festival of the Resurrection
of Christ, the Doge and his entourage sailed
from the Grand Canal towards the sea in this stately
ship to ceremoniously throw a gold ring into the water.
This mythical act was considered a symbol of the
marriage of the city of Venice and the Adriatic Sea in
the hope that Venice’s naval power would protect the
entire Adriatic and also as a mythical support against
wars and the threat from Turkey.
€ 40.000 - € 80.000
Sistrix
INFO | BIETEN
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195
254
PIETRO BELLOTTI,
1627 – 1700
Venedigvedute:
CANAL GRANDE MIT DOGENPALAST UND
BLICK AUF SANTA MARIA DELLA SALUTE
Öl auf Leinwand.
65 x 90,5 cm.
Beigegeben eine Bestätigung von Charles Beddington.
In frischer Polychromität gestaltete Vedute, die den
Blick des Betrachters über den Canal Grande zur
Ponte della Paglia zum Dogenpalast gleiten lässt, vorbei
am Riva degli Schiavoni zu den beiden Colonne.
Links sich am Horizont abzeichnend die Kuppeln der
Santa Maria della Salute. Das fein die umliegenden
Gebäude wiederspiegelnde türkisblaue Gewässer
mit zahlreichen Gondeln.
(1390208)
PIETRO BELLOTTI,
1627 – 1700
Venice Vedute:
CANAL GRANDE WITH DOGE’S PALACE AND
VIEW OF SANTA MARIA DELLA SALUTE
Oil on canvas.
65 x 90.5 cm.
Accompanied by a confirmation by Charles
Beddington.
€ 80.000 - € 100.000
Sistrix
INFO | BIETEN
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197
255
FRANCESCO TIRONI,
UM 1745 VENEDIG – 1797 BOLOGNA
Der Maler war nahezu vergessen, bevor ihn Hermann
Voss 1927/28 mit seinem Werk über die Veduten
Venedigs wieder bekannt gemacht hat. Über die Biografie
des Malers ist nicht viel bekannt, er stammte
wohl aus einer Familie aus Friaul. Neben Gesamtansichten
und Stadtveduten allgemein berühmter
Plätze findet sich im Werk Tironis nicht selten die
Erfassung intimerer Stadtteile oder einzelner Bauten,
wobei die beige-braune Farbgebung meist typisch für
seine Werke ist.
Gemäldepaar
RIALTOBRÜCKE MIT DEM PALAZZO
DEI CAMERLENGHI
und
DER CAMPO SANTI APOSTOLI
Öl auf Leinwand. Doubliert.
52 x 75 cm.
In vergoldeten Zierrahmen mit floralem Relief.
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia, in
Kopie.
Das eine Gemälde bietet eine außergewöhnliche
Ansicht mit reizvoller Darstellung der in gewagter
optischer Verkürzung dargestellten Rialtobrücke auf
den im Bildzentrum hinter dem Canal Grande erscheinenden
Palazzo dei Camerlenghi. Das dem Betrachter
nahe liegende Ufer, wie auch die Rialtobrücke sind
mit die Größe der Brücke unterstreichenden Staffagefiguren
in zeitgenössischer Kleidung bestückt. Das
Andere Gemälde zeigt den Campo Santi Apostoli
mit seinen angrenzenden Gebäuden. Links leitet die
Ponte di Santi Apostoli in das Bildgefüge ein, der Platz
nur wenig verschattet, hinten horizontal abgeriegelt
von der Chiesa Cattolica Parrocchiale dei Santi Apostoli
von 1575 mit vielen reizvollen Staffagefiguren.
Literatur:
Vgl. Dario Succi, Francesco Tironi, ultimo vedutista
del Settecento veneziano, 2004.
Vgl. Dario Succi, La Serenissima nello specchio
di rame, 2013, Bd. Ii, S. 914 - 927.
Vgl. Marcello Brusegan, Le chiese di Venezia,
Newton Compton, 2008.
Provenienz:
Privatsammlung.
(1390202) (13)
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FRANCESCO TIRONI,
CA. 1745 VENICE – 1797 BOLOGNA
A pair of paintings
THE RIALTO BRIDGE WITH THE PALAZZO
DEI CAMERLENGHI AND THE CAMPO SANTI
APOSTOLI
Oil on canvas. Relined.
52 x 75 cm.
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,
Gorizia, in copy.
€ 70.000 - € 90.000
Sistrix
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199
256
FRANCOIS LEMOYNE,
1688 PARIS – 1737 EBENDA, NACH
Gemäldepaar
MYTHOLOGISCHE DARSTELLUNGEN
Öl auf Leinwand. Doubliert.
Je 69 x 55 cm.
In dekorativem goldenem Rahmen.
Das eine Gemälde zeigt eine Darstellung aus der griechischen
Mythologie: Als Strafe für eine Untat muss
Herkules der lydischen Königin Omphale für eine gewisse
Zeit als Sklave dienen. Aus Liebe zu ihr tat er,
was sie von ihm verlangte, dazu gehörte auch Wolle
zu spinnen, während sie seine Holzkeule hielt. Beide
sind auf dem Gemälde vor Landschaftshintergrund
mit einem teils herabhängenden, roten wertvollen
Vorhang zu sehen, links der sitzende Herkules, eine
Spindel haltend und halb hinter ihm die nur mit einem
Fellumhang bekleideter, selbstbewusst stehende
Omphale, die auf ihn liebevoll herabblickt und dabei in
ihrer rechten Hand dessen Holzkeule hält. Auch das
andere Gemälde bezieht sich auf eine Erzählung der
griechischen Mythologie: Um die Hybris ihrer Mutter
zu sühnen, soll Andromeda als Menschenopfer einem
Seeungeheuer des Poseidons dargebracht werden
und wird an einen Felsen gekettet, jedoch von Perseus
gerettet und zur Frau genommen. Zu sehen ist
die schöne, an Händen und Füssen angekettete Andromeda,
die von Perseus gerade befreit wird. Links
unten das von ihm getötete Seeungeheuer. Qualitätvolle
Malerei zweier beliebter mythologischer Bildmotive.
Vereinzelt Retuschen.
(13605510)
FRANCOIS LEMOYNE,
1688 PARIS – 1737 IBID, AFTER
Pair of paintings
MYTHOLOGICAL DEPICTIONS
Oil on canvas. Relined.
Each 69 x 55 cm.
In decorative gilt frame.
€ 30.000 - € 40.000 (†)
Sistrix
INFO | BIETEN
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257
ROSALBA CARRIERA,
1673/75 VENEDIG – 1757 EBENDA
Italienische Pastellmalerin. Für ihre Malerei gefeiert
und bewundert, bereiste sie Europa und war Gast an
vielen Höfen. 1720/21 war sie in Paris, 1723 in Modena,
1730 in Wien.
ALLEGORIE DES FRÜHLINGS
Pastell auf Karton.
59 x 50 cm.
Hinter Glas in Louis XV-Rahmen.
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia, in
Kopie.
Vor einem in blaugrau changierendem Hintergrund die
lichte Gestalt einer jungen Dame als Hüftstück mit
bewegt in gegeneinanderlaufenden Diagonalen geordneten
weißen Spitzen und blauer Draperie, in deren
Falte dezent farbige Blüten liegen, von denen Primavera
eine unterhalb ihrer Nase präsentiert und weitere
als Kopfputz trägt. Die hier angebotene Komposition
hat Succi als Variation zweier bekannter Gemälde
von Carriera erkannt, wobei sich die kleinere in der
Eremitage in Sankt Petersburg (24 x 19 cm) und die
größere – fast mit den Maßen des vorliegenden Werks
idente – in einer Privatsammlung befindet (58 x 45,5
cm). Succi datiert das hier angebotene Gemälde auf
das Ende der 1720er-Jahre.
ROSALBA CARRIERA,
1673/75 VENICE – 1757 IBID.
ALLEGORY OF SPRING
Pastel on card.
59 x 50 cm.
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,
Gorizia, in copy.
Succi recognizes the composition on offer for sale in
this lot as a variation of two well-known paintings by
Carriera. The smaller is held at The Sate Hermitage in
St Petersburg (24 x 19 cm) and the larger one – with
almost identical dimensions to the present painting –
is held in a private collection (58 x 45 .5 cm). Succi
dates the present painting to the late 1720s.
€ 12.000 - € 15.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Literatur:
Vgl. Egidio Martini, La pittura del Settecento veneto,
Venedig 1982, S. 41-42 und S. 500. (1381544) (3) (13)
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258
BALTHASAR BESCHEY,
1708 ANTWERPEN – 1776 EBENDA
VENUS UND ADONIS
Öl auf Holz.
50 x 47 cm.
Links unten signiert „B Beschey f.“
Die schöne Venus in weißem Gewand, das eine Brustseite
freilässt und gold glänzendem Umhang neben
Adonis vor einem Felsenvorsprung sitzend, der sie
liebevoll anblickt und umarmt. Im Hintergrund rechts
auf einer Anhöhe, unterhalb eines kleinen Wasserlaufs
sitzend ein Flöte blasender Pan. Linksseitig des
Paars ein kleiner, zartblühender Rosenstrauch. Qualitätvolle
Darstellung des berühmten Liebespaares der
römischen Mythologie. In einem leicht hochovalen
bemalten vergoldeten Rahmen, auf dem am oberen
Rand eine kleine Schnecke und ein Schmetterling, sowie
am unteren Rand ein weiterer Schmetterling zu
erkennen sind. Das ganze auf einer bemalten braunen
quadratischen Platte, an deren unterer linken und
rechten Seite jeweils ein Eichhörnchen zu erkennen
ist. Rest.
(13916927) (18)
BALTHASAR BESCHEY,
1708 ANTWERP – 1776 IBID.
VENUS AND ADONIS
Oil on panel.
50 x 47 cm.
Signed “B Beschey f.“ lower left.
€ 20.000 - € 30.000
Sistrix
INFO | BIETEN
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207
259
PAOLO MONALDI,
UM 1710 ROM – 1779, ZUG.
Der Maler wirkte zunächst in der Werkstatt des Städtemalers
Paolo Anesi (1697-1773) und arbeitete mit ihm
zusammen an den Dekormalereien der Villa Chigi.
Sein Werk ist insgesamt den Bamboccianti zuzurechnen,
in der Nähe des Andrea Locatelli (1695-1741).
Werke seiner Hand im Palazzo Braschi sowie in der
Galleria dell‘Accademia di San Luca in Rom.
BUNTES TREIBEN AM FLUSSUFER
Öl auf Leinwand. Doubliert.
163 x 129 cm.
In Louis XV-Stilrahmen.
PAOLO MONALDI,
CA. 1710 ROME – 1779, ATTRIBUTED
COLOURFUL HUSTLE AND BUSTLE
ON A RIVERBANK
Oil on canvas. Relined.
163 x 129 cm.
Numerous rural scenes by this artist with figures in
merry get-togethers are recorded at the Fondazione
Zeri.
€ 20.000 - € 30.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Im Sonnenlicht erhellte Flusslandschaft mit den Wasserlauf
querender Brücke und dahinter gelagertem Städtchen.
Links im Vordergrund ein Gasthaus mit Ausleger,
hoher Eingangspforte mit daraus schreitender Wirtin
und Gästen im Begriff zur Musik zu tanzen, zu speisen
und die Waren eines fliegenden Händlers vorn links zu
begutachten. Zahlreiche ländliche Szenen seiner Hand
mit Figurenstaffage im fröhlichen Beisammensein
sind bei der Fondazione Zeri verzeichnet.
(1390813) (13)
Detailabbildung
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260
GIACOMO GUARDI,
1764 VENEDIG – 1835 EBENDA
VENEDIGVEDUTE: BLICK AUF DIE KIRCHE
SANTA MARIA DELLA SALUTE MIT DER
PUNTA DELLA DOGANA
Öl auf Leinwand.
50 x 75 cm.
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia.
Diese Vedute bezieht ihren Reiz aus der freundlichen
Farbigkeit, jenem südlichen Licht, das über der Lagunenstadt
liegt. Die Gebäude, von links beleuchtet,
stehen unter einem hellblauen Himmel mit wenigen
ziehenden Wolken. Über den Canal Grande hinweg
blickt man auf die Basilika Santa Maria della Salute mit
ihrer großen weißen Kuppel und einem Teil des Magazins
der Dogana. Zahlreiche Figuren bevölkern den
Vorplatz im Vordergrund.
Der Maler hat diesen Lichtcharakter bewusst zusätzlich
durch hohe rot-weiße Segel am linken Bildrand
und weitere helle Segel verstärkt. Auch der leicht pastose
Farbauftrag, insbesondere an den hellen Stellen,
oder bei der Figurenstaffage, trägt zu dieser Wirkung
bei. Die Ruhe der Architekturwiedergabe wird durch
die Ruderbewegungen der Gondoliere ausgeglichen.
Diese Charakteristika erweisen sich für sein Werk als
typisch.
Als Sohn des Francesco Guardi (1712-1793) widmete
Giacomo sich im Gegensatz zu seinem Vater vermehrt
dem mittleren Format. Dabei ist die Reduktion der
Farbigkeit, verminderte Buntheit und Konzentration
auf helle Lichteffekte gegenüber verschatteten Partie,
einige Quintessenzen aus des Vaters Werk verdeutlichen.
A.R.
GIACOMO GUARDI,
1764 VENICE – 1835 IBID.
VENICE VEDUTA – VIEW OF SANTA MARIA DELLA
SALUTE WITH THE PUNTA DELLA DOGANA
Oil on canvas.
50 x 75 cm.
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,
Gorizia.
The calmness of the architectural depiction is balanced
by the rowing movements of the gondolier. These features
are typical of Guardi’s work. In contrast to his
father Francesco Guardi (1712 - 1793), Giacomo devoted
himself more to the medium-size format. The
reduction of colour and concentration on bright light
effects in contrast to the shadowed areas, illustrate
some essential features from his father’s œuvre.
€ 35.000 - € 45.000
Sistrix
INFO | BIETEN
Literatur:
Vgl. Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell‘
avventura artistica, Mailand 1993, S. 167-190.
Vgl. Dario Succi, Guardi, Bd. I. Itinerario artistico,
Bd. II. Catalogo dei dipinti e disegni inediti, Mailand
2021. (1390204) (11)
210 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
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211
261
GIUSEPPE BERNARDINO BISON,
1762 PALMANOVA – 1844 MAILAND
Der Künstler war ein italienischer Maler des Klassizismus,
er studierte in Brescia und befasste sich mit
dem Werk von Girolamo Romanino (1484/87-1562).
Später zog er nach Venedig und setzte sein Kunststudium
unter Giovanni Antonio Canal (1697-1768)
fort. Von 1834 bis 1838 unternahm er eine Reihe von
Reisen, die ihn u. a. nach Florenz, Rom, Neapel und
Paestum führten. Mit seinen Venedigveduten begründete
Bison ein kommerzielles Genre, um der Nachfrage
von Touristen und Sammlern nachzukommen.
Neben zahlreichen Venedigansichten schuf er auch
idyllische Fantasielandschaften. Dabei ist die Vielfalt
seiner Themen sowie die hohe Qualität seiner Bildproduktion
hervorzuheben. Im letzten Jahrzehnt des
18. Jahrhunderts arbeitete er mit dem Architekten
Giannantonio Selva zusammen, so etwa für die Dekorationen
des inzwischen nicht mehr existierenden
Palazzo Bottoni di Ferrara und dem Casino Soderini in
Treviso. Er studierte Werke von Guardi und Gian Domenico
Tiepolo (1727-1804), wirkte auch als Freskant in
Venedig, begab sich nach Treviso, Padua und Triest,
1833 schließlich nach Mailand, wo er bis zu seinem
Lebensende blieb.
GIUSEPPE BERNARDINO BISON,
1762 PALMANOVA – 1844 MILAN
VIEW OF THE PIAZZETTA WITH DOGE’S PALACE,
CAMPANILE, AND SAINT MARK’S COLUMN
Oil on canvas.
63.5 x 80.5 cm.
Accompanied by an expert’s report by Fabrizio
Magani, in copy.
It is striking that Bison pays particular attention to his
staffage figures. Their interactions are well conceived,
the actions and groups and individuals are clearly
discernible and are often related to one another. On
the right of the present painting musicians are shown
next to aristocrats, with a lemonade sales stand in the
foreground and a Commedia dell’Arte performance
with a woman on high stilts on the left. Another theatre
group has set up its high stage in front of the
shaded façade of the Bibliotheca.
€ 50.000 - € 70.000
Sistrix
INFO | BIETEN
BLICK AUF DIE PIAZZETTA MIT DOGENPALAST,
CAMPANILE UND MARKUSSÄULE
Öl auf Leinwand.
63,5 x 80,5 cm.
Beigegeben eine Expertise von Fabrizio Magani, in
Kopie.
Die Ansicht ist von der Kanalseite hergegeben. Mächtig
erscheint die flächige Fassade des Dogenpalastes ins
Bild gerückt, im Hintergrund der Platztiefe die Markuskirche
und der danebenstehende Glockenturm. Campanile
und Säule fungieren hier geschickt positioniert
als kompositionelles Gegengewicht. Bemerkenswert
ist die Präsentation der Fassadenfläche des Palastes,
wodurch die Säulenarkaden, die Rasterdekoration und
Quadratur des Obergeschoßes in seltener Genauigkeit
und Präzision wiedergegeben werden.
Auffallend ist, dass Bison seinen Staffagefiguren ganz
besonderen Wert beimisst. Die Interaktionen sind gut
durchdacht, die Gruppen und Einzelfiguren in ihrem
Tun und Handeln erkennbar aufgefasst und oft aufeinander
bezogen. Hier im Bild rechts sind Musikanten
neben Edelleuten zu sehen, im Vordergrund ein Limonaden-Verkaufstisch,
links eine Commedia dell‘Arte
Vorführung mit einer Frau auf hohen Stelzen. Eine weitere
Theatergruppe hat ihre hohe Bühne vor der verschatteten
Fassade der Biblioteca aufgestellt. Bison
hat hier zusammen mit Turm, Säule und dem typischen
venezianischen Treiben gewissermaßen den
Inbegriff einer Venedig-Erinnerung geschaffen.
(1380813) (11)
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262
UBALDO GANDOLFI,
1728 – 1781
HERKULES TRIUMPHIERT ÜBER
DIE LERNÄISCHE HYDRA
Öl auf Leinwand. Doubliert.
112,6 x 156,5 cm.
In teils à jour gearbeitetem Rahmen.
Beigegeben eine Expertise von Donatella Biagi
Maino, vom 28. Dezember 2010, in Kopie.
Gandolfi lernte und arbeitete in Bologna und steht am
Ende der großen emilianischen Tradition der Zeichenkunst,
die in den Caracci und seinem Bruder Gaetano
kulminierte. Ubaldo Gandolfi fixierte sich auf eine
genaue figurative Darstellung, die mit einer leichten
malerischen Note verschmolz. Das vorliegende Werk,
das die zweite der sieben Arbeiten des Herkules darstellt,
zeigt Ubaldos Begabung der realistischen Darstellung
der menschlichen Gestalt. Die Szene zeigt
Herkules, der sich ausruht, nachdem er die Hydra
besiegt hat, ein neunköpfiges Ungeheuer, das in einem
Sumpf in der Nähe von Lerna hauste und die
Land bewohner terrorisierte. Das Thema war in der
Bologneser Tradition weit verbreitet, da es den Künstlern
eine dramatische Gelegenheit bot, die nackte
männ liche Gestalt darzustellen und gleichzeitig dem
Betrachter eine ansprechende metaphorische Darstellung
des Triumphs des Guten über das Böse zu
bieten.
UBALDO GANDOLFI,
1728 – 1781
HERCULES TRIUMPHS OVER
THE LERNEAN HYDRA
Oil on canvas. Relined.
112.6 x 156.5 cm.
Accompanied by an expert’s report by Donatella Biagi
Maino, 28 December 2010, in copy.
Provenance:
Sotheby’s New York, 26 January 2017, lot 239.
€ 70.000 - € 120.000 (†)
Sistrix
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Provenienz:
Sotheby‘s New York, 26. Januar 2017, Lot 239.
(1381867) (13)
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KATALOG III
GEMÄLDE ALTE MEISTER – TEIL 2
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ONE OF THE LEADING
AUCTION HOUSES
IN EUROPE
CATALOGUE III
OLD MASTER PAINTINGS PART 2
Auctions: Thursday, 21 March 2024
Exhibition: Saturday, 16 March – Tuesday, 19 March 2024