Gemeinde-Borgstedt-Dörpsblatt-Q1-24
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Aus der Chronikarbeit der Gemeinde Borgstedt
Die Pest und andere Seuchen
In den Jahren 1711 und 1712 des Nordischen Krieges, als fast ganz Nordeuropa
mit Waffen aufeinander losging, suchte ein weit schlimmeres Übel
als der Krieg die Herzogtümer heim, die Pest. Sie traf damals auch unsere
Gegend.
Im Volksglauben wurde die Pest als Geistwesen angesehen, als blaues
Flämmchen, sowie in Tier- oder Menschengestalt. Durch vielerlei Vorzeichen
in der Natur (Sonnenfinsternis, Komet) kündigte sie sich an, so jedenfalls
sagten es die, die es auch nicht besser wussten. Zur Abwehr zündete
man Notfeuer an, verbrannte Kräuter, umkreist den vermeintlichen Standort
der Pest mit dem Pflug, suchte sie anzupflocken und durch Schießen
und Glockenläuten abzulenken. Irreal war das alles und unwirksam obendrein.
Im Niesen machte sie sich dann real bemerkbar. Das allerdings war
ein sicheres Anzeichen dafür, dass man die Pest hatte und es an der Zeit
war, sich zur (letzten) Ruhe zu betten. Hilfe gab es jedenfalls keine. Den
Erreger der Pest kannte man damals nicht. Es war das Pestbakterium, das
durch Flöhe von Nagern (Rattenfloh) auf Menschen übertragen wird. Die
Lungenpest wird durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch von
einer bereits infizierten Person übertragen und sie ist die Ursache für die
Völker verheerenden Epidemien. Erst 1894 wurde das Pestbakterium entdeckt.
Entscheidende und erfolgreiche Schritte gegen die Pest waren die
systematische Rattenbekämpfung und Hygienemaßnahmen, wie Sauberkeit
in Wohnungen und auf den Straßen. Übrigens, unsere heutigen Rattenbekämpfungsmaßnahmen
gehen auf diesen Umstand zurück.
Das einzig wirksame Mittel damals gegen die Pest war die Quarantäne.
Warum diese Maßnahme richtig war, ahnte man zwar, wusste aber nicht
warum.
Rendsburg wurde wegen der dort herrschenden Pest von dänischen und
gottorfschen Truppen abgesperrt. Auch Büdelsdorf, Westerrönfeld, Schülp
und Lehmbek wurden von der Pest befallen und ebenfalls abgesperrt.
Fockbek, Nübbel und Borgstedt blieben pestfrei. Niemand durfte die isolierten
Ortschaften verlassen.
Und hineinzugehen wagte ohnehin niemand. Aber die eingesperrten Menschen
mußten irgendwie versorgt werden.
Bauern aus der Umgebung mußten Lebensmittel
für die in den Sperrbezirken
lebenden Menschen heranschaffen, was
sie aus verständlichen Gründen ungern
taten. So kam es z. B. in Büdelsdorf zu
Versorgungsschwierigkeiten. Die Lebensmittel
mußten aber in die Sperrbezirke
hinein. Dienstags und sonnabends
fanden daher außerhalb Rendsburgs
und vor den Absperrungen Märkte
statt. Die Standorte der Märkte wurden
jeweils so eingerichtet, daß der
Wind in Richtung auf die Stadt stand.
Die Geschäfte wurden auf Distanz abgewickelt,
das bedeutete, dass der
Käufer das Geld für die Lebensmittel in wassergefüllte Schalen legte.
Die, während einer früheren Pestepidemie (1629), in Lehmbek Verstorbenen
wurden in Särge aus Tannenholz gelegt und auf dem Pestfriedhof – er
steht heute unter Denkmalschutz - beigesetzt. Diese Särge sollen in Borgstedt
angefertigt und am Exbach abgestellt worden sein. Das Geld für die
Särge wurde in einen Eimer gelegt, der zu diesem Zweck dort abgestellt
war. Denn nach Lehmbek durfte keiner hinein und wollte es wohl auch
nicht. Ende des Jahres 1712 klang die Pest ab . . .
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