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Amt Viöl AKTUELL 03-2024

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KIRCHENGEMEINDE KIRCHE VIÖL | | 07 09<br />

Rouladen oder Wiensupp? Traditionen rund um die Konfirmation damals und heute<br />

Junge Leute in feinstem Zeug, weil man das erste Mal so richtig im<br />

Mittelpunkt steht. Weil man für voll genommen wird, eine Rede halten<br />

soll, die ersten Schuhe mit hohen Hacken als Mädchen tragen und vielleicht<br />

auch ein Gläschen Sekt trinken darf?<br />

Das ist eine Tradition, die sich erhalten hat, auch wenn die Zeit des<br />

Konfirmandenunterrichts und der Konfirmation sich doch durchaus<br />

schon deutlich verändert hat.<br />

Früher wurden die Konfirmanden der Süderdörfer des Kirchspiels im<br />

Viöler Pastorat auf die Konfirmation vorbereitet, alle gemeinsame. Sie<br />

lernten Geschichten kennen, lernten Bibelverse und Lieder auswendig<br />

neben den obligatorischen Texten: Vaterunser, Glaubensbekenntnis,<br />

Psalm 23 und die 10 Gebote. So lernten sie über zwei Jahre die wichtigsten<br />

Inhalte des christlichen Glaubens kennen, um mit der Konfirmation<br />

ihre Taufe zu bestätigen und sich zu diesem Glauben als mündiger<br />

Christ zu bekennen.<br />

Die Löwenstedter und teilweise auch die Haselunder erhielten eigenen<br />

Konfirmandenunterricht, um nicht so einen weiten Anfahrtsweg zu haben,<br />

denn auf den Weg zum Unterricht machten sich die Konfirmanden<br />

selbst, zu Fuß oder mit dem Rad.<br />

Zum Fototermin, den es schon fast das gesamte 20. Jahrhundert gegeben<br />

hat, kamen sie dann alle zusammen und auch zum gemeinsamen<br />

Prüfungsgottesdienst am Palmsonntag und zur Feier des Abendmahls<br />

am Gründonnerstag.<br />

Zum Tag der Konfirmation versammelten sich die Konfirmanden im<br />

Konfirmandensaal des Gemeindehauses und zogen dann mit dem Pastor<br />

und den Mitgliedern des Kirchenvorstandes in feierlicher Prozession<br />

den Markt zur Kirche hoch.<br />

Kurz nach dem Gottesdienst versammelte sich die Festfamilie zum kurzen<br />

Mittagessen, denn ab 13 Uhr konnte man damit rechnen, dass Geschäftsleute,<br />

Nachbarn und Freude zum Umlauf kamen. Entweder zum<br />

Kaffee mit Kuchen und Torte oder abends zu Rouladen oder Wiensupp.<br />

Je nach Größe der Stube und je nach Vernetzung der Familie konnte<br />

sich dieser Umlauf über mehrere Tage hinziehen, bis alle die Gelegenheit<br />

zur Gratulation und zur Verköstigung wahrgenommen hatten.<br />

Wenn jemand ausblieb, gar der Pastor, der alle Festfamilien, meist über<br />

50 im Kirchspiel Viöl, mit einem Besuch erfreuen sollte, wurde das als<br />

Beleidigung aufgefasst.<br />

Mit der Konfirmation wurde in früherer Zeit auch gleichzeitig der Schulabschluss<br />

gefeiert, die Konfirmierten begannen kurz darauf ihre Lehre,<br />

galten als Erwachsen.<br />

Eine Zeitlang gab es auch das Verfahren, dass Konfirmandenunterricht<br />

in den besonders starken Jahrgängen dörferweise erteilt wurde.<br />

Das war noch bis vor wenigen Jahren so, so dass es vier verschiedene<br />

Konfirmandengruppen gab, die sich im 14-tägigen Rhythmus trafen und<br />

immer zwei Jahrgänge parallel.<br />

Viele Jahre pflanzten die Konfirmandenjahrgänge auch Bäume, denn<br />

nach dem Ulmensterben auf dem Viöler Friedhof war das Gelände ganz<br />

schön kahl geworden. Dass dieser Bereich nun durch die Bäume schön<br />

umfriedet ist und auch in den Dörfern mancher Baum gepflanzt wurde,<br />

ist einer ganzen Reihe von Konfirmandenjahrgängen des Kirchspiels zu<br />

verdanken.<br />

Die Erfahrung, dass die Jugendlichen einen sehr verdichteten Alltag haben,<br />

und der Konfirmandenunterricht manchmal eher als notwendiges<br />

Übel zwischen Schule, Hausaufgaben und Hobby aufgefasst wurde, hat<br />

eine Modernisierung der Konfirmandenzeit erforderlich gemacht.<br />

Deshalb ist die Konfirmandenzeit im Kirchspiel Viöl schon seit über 10<br />

Jahren aufgeteilt auf zwei voneinander getrennte Jahre.<br />

Die Zeit der kleinen Konfirmanden, während des 4. Schuljahres, bei<br />

dem der gesamte Jahrgang sich mithilfe von Eltern als Gruppenleiter<br />

monatlich trifft und eine gemeinsame Konfi-Freizeit unternimmt.<br />

Und das zweite Jahr, das seit drei Jahren mit einem Konfi-Camp im<br />

Haselunder Konfirmanden am 26.3.1950<br />

Sommer startet, bei dem der gesamte Jahrgang zusammenkommt und<br />

neben inhaltlicher Auseinandersetzung mit Glaubensthemen bezogen<br />

auf das eigene Leben, auch viel erlebnispädagogische Elemente, wie<br />

eine Fahrradtour durch das Kirchspiel, ein Exit-Spiel zum Alten Testament,<br />

eine Übernachtung in der Kirche und eine digitale Rallye rund<br />

um und durch die Kirche, für Spaß und einen guten Gruppenzusammenhalt<br />

sorgen.<br />

Hier ist Raum für die Konfizeit, keine anderen Termine stehen an. Alle<br />

können sich darauf einlassen.<br />

Abendliche Jugendgottesdienste mit Band und einzelne Konfitreffen<br />

und -tage über das Jahr bis zur Konfirmation sorgen für Kontinuität in<br />

der Konfizeit.<br />

Zum Abschluss der Konfirmandenzeit findet kein Prüfungsgottesdienst<br />

mehr statt, bei dem man hätte Angst haben müssen, dass man mit einer<br />

Wissenslücke auffliegt.<br />

Heutzutage gestalten die Konfirmanden eines Jahrganges einen eigenen<br />

Vorstellungsgottesdienst, den sie von der Begrüßung bis zum Segen<br />

selbst halten. So machen Sie der Gemeinde deutlich, dass sie zu<br />

mündigen Christen gereift sind, und über ihr Leben und ihren Glauben<br />

sprach- und ausdrucksfähig geworden sind.<br />

Natürlich gibt es auch weiterhin einen Fototermin und einen Extratermin<br />

für das Abendmahl am Freitag des jeweiligen Konfirmationswochenendes.<br />

Es findet auch heute noch eine Prozession der Konfirmierten vom Lorenz-Jensen-Haus<br />

zur Kirche statt.<br />

Die Kirchengemeinde bemüht sich wie eh und je um eine besonders<br />

festliche und vielseitige Ausgestaltung der Konfirmationsgottesdienstes<br />

unter Beteiligung der Konfirmanden, Teamer, des Kirchengemeinderat<br />

und der Eltern.<br />

So kann das Bekenntnis zum christlichen Glauben und die Einsegnung<br />

zu einem ganz persönlichen Erlebnis werden.<br />

Moderne Lieder werden bei den Konfirmationsgottesdiensten angestimmt<br />

und im Anschluss reihen sich die Konfirmierten voller Erleichterung,<br />

dass alles im Gottesdienst glatt gelaufen ist, zur Gratulation vor<br />

der Kirche auf.<br />

Oft geht es dann nicht nach Hause sondern in eine Gastwirtschaft, wo<br />

es statt Rouladen oder Wiensupp eher etwas moderner zugeht, vielleicht<br />

mit italienischem Essen oder Burgerbuffet.<br />

Aber auch heute wird Wert darauf gelegt, dass die oder der Konfirmierte<br />

eine Rede hält und sich bei den Eltern und allen Gäste für die bisherige<br />

Begleitung im Leben und das Fest nun bedankt.<br />

Den nun frisch Konfirmierten wünschen wir, dass Gottes Segen sie auf<br />

ihrem weiteren Lebensweg begleiten möge und dass der Glauben ihnen<br />

Halt geben möge in allen Lebenslagen.

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