Beschaffung aktuell 05.2024
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» MANAGEMENT<br />
Meldepflichten für bestimmte Produkte angelaufen<br />
CBAM – der „Zoll“ auf CO 2<br />
Das industrielle Management von Kohlendioxid-Emissionen wird immer herausfordernder.<br />
Für die Einfuhr bestimmter Produkte gelten CO 2 -bezogen gesetzliche Pflichten, die<br />
sich stufenweise verschärfen und auch die <strong>Beschaffung</strong>sseite betreffen.<br />
Dr. Thomas Hartinger vom Stuttgarter Software-<br />
Haus für Zoll und Außenhandel AEB.<br />
Bild: AEB<br />
RA Jan Gröschel, Experte für Außenwirtschaftsrecht<br />
bei CMS Hasche Sigle Hamburg<br />
Bild: CMS<br />
Dr. Matthias Blum, Abteilungsleiter Außenwirtschaft<br />
im Verband der Chemischen Industrie (VCI)<br />
Bild: VCI<br />
Fit for 55 – das ist kein Gesundheitsprogramm<br />
der Krankenkassen für<br />
Best Ager, sondern benennt das Ziel der<br />
Europäischen Union (EU), bis 2030 die<br />
Treibhausgasemissionen um 55 Prozent<br />
zu senken. In der<br />
jetzt vorgelegten<br />
„EU-Strategie für<br />
das industrielle<br />
CO 2 -Management“<br />
formuliert man darüber<br />
hinaus das<br />
weitere Ziel: Klimaneutralität<br />
bis<br />
2050. Doch während<br />
die neuen Verfahren CCS, CCU und<br />
CDR (siehe Kasten) noch Zukunftsmusik<br />
sind, ist der europäische Emissionshandel<br />
für industrielle Emissionen bereits in vollem<br />
Gange und bringt mit der CBAM-Verordnung<br />
eine weitere Facette mit Relevanz<br />
für viele Wirtschaftsunternehmen.<br />
Das System des<br />
CO 2 -Ausgleichs<br />
»Je nach Importvolumen<br />
werden die Zertifikate<br />
zu einem relevanten<br />
Kostenfaktor ...«<br />
Dr. Thomas Hartinger, AEB<br />
„Carbon Border Adjustment Mechanism“,<br />
kurz CBAM, steht für ein CO 2 -Grenzausgleichsystem,<br />
dessen 1. Stufe seit einigen<br />
Monaten in Kraft ist. Für bestimmte Waren<br />
gilt jetzt eine Meldepflicht: Zement,<br />
Strom, Düngemittel, Eisen und Stahl, Aluminium<br />
und Wasserstoff. Importieren Unternehmen<br />
diese<br />
Waren aus Nicht-<br />
EU-Ländern, müssen<br />
sie dies melden,<br />
und zwar vierteljährlich<br />
in einem<br />
komplexen CBAM-<br />
Bericht an die EU-<br />
Kommission. Später<br />
wird die Einfuhr<br />
auch „bepreist“. Die Idee dahinter: Wer in<br />
den Mitgliedstaaten klimaschädliches<br />
Kohlendioxid produziert, muss dafür die<br />
Rechte erwerben in Form von Zertifikaten<br />
an der Energiebörse. Da diese schrittweise<br />
knapper und teurer werden sowie freie<br />
Zuteilungen enden, importieren manche<br />
Unternehmen aus Kostengründen bestimmte<br />
Waren, anstatt sie innerhalb der<br />
EU herzustellen oder einzukaufen. Daraus<br />
entstehen Wettbewerbsnachteile für heimische,<br />
dem Emissionshandel unterliegende<br />
Unternehmen, die die CBAM-Verordnung<br />
ausgleichen soll.<br />
Aufgaben bei den<br />
Betroffenen<br />
„Ein Querschnittsthema für die gesamte<br />
Industrie“ nennt Dr. Matthias Blum, Abteilungsleiter<br />
Außenwirtschaft im Verband<br />
der Chemischen Industrie (VCI), das<br />
Ausgleichssystem. Die neuen Strukturen<br />
zur CBAM-Berichterstattung aufzubauen,<br />
sei für die Unternehmen „ein wahrer Hürdenlauf,<br />
da noch nicht alle technischen<br />
Voraussetzungen so funktionierten wie<br />
erhofft“. Aufgrund des holprigen Starts<br />
musste prompt die Abgabefrist für den<br />
ersten Bericht verlängert werden.<br />
Was in der Praxis ganz konkret Probleme<br />
bereitet, ist die <strong>Beschaffung</strong> der Informationen<br />
bei den Lieferanten. „Das kann damit<br />
beginnen, dass beispielsweise die<br />
Zolltarifnummern der eingeführten Waren<br />
nicht in den Systemen der Unternehmen<br />
hinterlegt sind, etwa wenn ein<br />
Dienstleister für die Zollanmeldung eingeschaltet<br />
wurde“, sagt Rechtsanwalt Jan<br />
Gröschel, Experte für Außenwirtschafts-<br />
26 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024