Himmel Erde - Ev. Grunewald-Gemeinde

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Ich glaube an Jesus Christus, seinen (Gottes) eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinab gestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Mit diesem Absatz werden sich die allermeisten schwer tun. Da stehen Sachen drin, bei denen sich jedem modernen, aufgeklärten Menschen die Nägel aufrollen. Ist das nicht schon weit schlimmer als Mittelalter – das ist doch Antike? Religionswissenschaftler werden hier die richtige Antwort geben können, vielleicht auch noch Altertumswissenschaftler – aber die müssen ja bloß erklären, wie es dazu kommen konnte, sie brauchen natürlich nicht daran zu glauben. Was sollen wir damit jetzt anfangen? Wie soll man das Kindern erklären? Bei dem Volksentscheid wegen des Religionsunterrichts in der Schule waren eine Reihe von Ideologen und selbsternannten »Aufklärern« unterwegs, um mit allerdings recht schlichten Argumenten bei Straßenaktionen deutlich zu machen, welch Unfug doch das ganze Christentum ist. Nun muss man die antiken Menschen auch nicht für wirklich naiv halten und auch nicht für Leute, denen man Unsinn verkaufen konnte. Und die Tatsache, dass dieses Bekenntnis seit fast 2000 Jahren das Hauptsymbol der Christen ist, sollte wenigstens zu der Überlegung führen, dass vermutlich mehr daran sein könnte als sich auf den ersten Blick vermuten lässt. Aber was? Wieder verweisen wir darauf, wo das Bekenntnis seine Kraft entfalten Das Glaubensbekenntnis Der Glaube - der dritte Artikel (5) Von Hartwig Grubel soll, nämlich im Leben des Einzelnen, im Leben der Gemeinden und auch im Leben der Völker. Dieser Absatz des Glaubensbekenntnisses zeigt eine ganz andere Seite, wenn man ihn in das Leben, in den Alltag, einordnet, wenn er Ausdruck einer alltäglichen, belastungsfähigen Frömmigkeit ist und nicht vor allem Ausformung eines überholten Weltbildes. Was soll das heißen? Versuchen wir uns einmal daran. Auch wenn wir mehr Fragen haben als Antworten wagen. Das Leben, unser Leben, ist endlich. Leider oder glücklicherweise. Und wenn wir es genau betrachten, dann ist es recht kurz, oft beschwerlich. Gewiss können wir darin und damit auch glücklich sein, überaus glücklich vielleicht und manchmal auch todtraurig. Wir sind bedroht, überhaupt und von anderen. Mancher fällt wirklich oder im übertragenen Sinne in abgrundtiefe Verzweiflung, das kann 1964 sein oder 1988 oder 2010 oder vielleicht auch 2035, immer aber an einem bestimmten Zeitpunkt und einem bestimmten Ort, vielleicht in Berlin, in Stuttgart oder Buenos Aires oder Lhasa. Es kann im Kerker sein oder auf dem Tanzboden, auf der Straße oder in einem Folterkeller. Und da sagt das Glaubensbekenntnis: »Auch da ist Gott.« Und wenn einer schreit: »Aber Gott ist Gott und Mensch ist Mensch!«, dann sagt das Glaubensbekenntnis: »Gott ist auch Mensch.« Und wenn einer sagt: »Von mir aus soll Gott im Himmel sitzen, ich aber komme unter die Erde.« Dann sagt das Glaubensbekenntnis: »Auch die Menschheit ist im Himmel!« »Die Zeit heilt alles!« sagt ein altes Sprichwort, oder, um mit Otto Reutter zu reden: »In fünfzig Jahren ist alles vorbei!«, und da sagt das Glaubensbekenntnis: »Nie ist etwas vorbei!« - das Gute nicht und auch nicht das Böse. Es geht nicht um den Traum einer nebelhaften Vergeltung irgendwann in aller Ewigkeit, es geht darum, dass es ein Gedächtnis gibt, das länger währt als das menschliche Leben und auch nicht in Geschichtsbüchern aufgehoben ist, die doch kaum jemand liest. Es hat einen anderen Sinn und der heißt: »Mensch, es geht um dich, deine Sache wird gerade verhandelt, dem kannst du nicht entfliehen!« Was auch immer du tust, es geht über deine Grenze hinaus, darauf kannst du dich verlassen. Aber glaub nicht, du könntest selbst Gott spielen. Erkenne dich und deine Grenzen... Dieser so oft verhöhnte und umstrittene Teil des Glaubensbekenntnisses zeigt uns, was Demut und Übermut ist, zeigt uns auch, dass jeder Mensch unmittelbar zu Gott ist und dass sich tatsächlich um ihn die Welt dreht, was er oft vermutet und immer wieder verlacht hat. Es zeigt dem Menschen seine Verantwortung, die andere Dimensionen hat als durch Gesetze geschaffen werden. Mancher wird vielleicht über das hier Gesagte lachen, soll er! Uns scheint es richtig, hier noch einmal auf einen Psalmvers hinzuweisen, der mehr ist als eine Beruhigung, er ist Trost und Ermutigung und auch Erschrecken und heißt so: »Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wissest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Solche Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch; ich kann sie nicht begreifen.« (Psalm 139, 3-6) Dr. Hartwig Grubel ist Pfarrer im Ruhestand und ehrenamtlich in Alt- Schmargendorf tätig Juli/August 2012 11
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