Himmel Erde - Ev. Grunewald-Gemeinde

Ist es wichtig, die Neugierde eines
Kindes zu wecken, oder ist das Kind
von Natur aus neugierig? Erfahrungen
und Beobachtungen von Kindern aus
der Zeit meiner Kindergartenarbeit.
Ein Grundbedürfnis eines jeden
Kindes ist es, Wissen zu erlangen.
Schon vor der Kindergartenzeit, im
Zusammenleben mit den Eltern, sammelt
das Kind wichtige Erfahrungen.
Es schaut sich früh in seiner Welt um.
Oft unbewusst, aber meist liebevoll,
geben die Eltern den Kindern Anregungen,
ihre Welt zu verstehen. Sie
geben Spielzeug zum Tasten und
Fühlen, gehen spazieren; das Kind
sieht die Bewegung der Blätter am
Baum; sie baden das Kind und setzen
das Kind in die Sandkiste und geben
dem Kind Bewegungsräume. Das
Kind macht seine Erfahrungen.
Was sind die Kinder doch neugierig!
Wie fühlt es sich an, wie hört es
sich an, wie schmeckt und riecht es,
wie sieht es aus, wie bewegt es sich?
Neugierig sein heißt: lernen wollen.
Und so geht es weiter:
Kommt das Kind in den Kindergarten,
hat die Erzieherin die wunderbare
Aufgabe, das Wissen und somit
die Neugierde des Kindes weiter zu
fördern. Sie gibt Anregungen und
Angebote aus den verschiedenen
Bildungsbereichen. Und sie lässt den
Kindern Zeit, etwas auszuprobieren
und Nachforschungen zu betreiben.
Anhand einiger Beispiele möchte ich
Ihnen zeigen, wie wichtig es ist, die
Neugierde der Kinder aufrecht zu
erhalten und weiter zu fördern:
Die Baustelle auf der Straße, was
für ein interessanter Ort für Kinder.
Jedes Elternteil weiß, wie oft Kinder
stehen bleiben und zuschauen, was
die Arbeiter auf der Straße tun. Wie
schwierig ist es, die Kinder von dort
wieder weg zu bekommen. „Nur
einen Blick …“. Sind unsere Kinder
da nicht neugierig? Sie lernen durch
Beobachtung.
Haben sie schon beobachtet, wie
Kinder einen wackelnden Stein
testen? Wie lange kann ich darauf
Titel
„Und wenn es nur ein Blick ist“...
Von Monika Breß
stehen bleiben, bis ich runter falle?
Haben Sie schon Kinder ausgiebig
mit Wasser spielen lassen? Sie brauchen
viel Zeit zum Messen, Wiegen,
Nachfüllen, Laufen und Spritzen
lassen. Was passiert, wenn ich den
Wasserschlauch knicke, läuft dann
noch Wasser heraus? Kinder sind
neugierig und wir müssen ihnen die
Zeit zur Erprobung lassen.
In der Natur forschen die Kinder
besonders gern: Gehen die Ameisen
die Straße entlang, die das Kind für
sie gebaut hat? Auf welchem Baum
klopft der Specht? Erzieherinnen
nutzen oft die Spaziergänge in Parks,
den Zoobesuch oder den Besuch
im Aquarium, um den Kindern die
Möglichkeit zu geben, zu beobachten
und ihr Wissen zu erweitern. Es wäre
traurig, wenn Kinder nicht diese Angebote
bekämen. Manchmal reichen
kleine Anregungen, und die Kinder
entwickeln völlig neue Ideen, die für
die Erwachsenen nicht zu ersehen
waren. Oftmals lernen Erwachsene
von den Kindern.
Beobachten Sie ein Kind beim
Tuschen: Es probiert, aus wie viel
Wasser es auf das Blatt gießen kann,
bis ein Loch entsteht. Es mischt die
Farbe so lange, bis alles schwarz ist.
Was passiert, wenn ich diese Farbe
mit der anderen mische? Oder klebt
der Tapetenkleister jetzt für immer
an meinen Händen? Das Kind ist
neugierig und will alles wissen!
Bei den bekannten „Warum“-
Fragen sehen und hören wir ganz
deutlich, dass alle unsere Kinder
neugierig sind. „Kann ich mich jemals
von meiner Wunde am Knie erholen?“
fragte ein Kind. „Und warum
ist das Blut rot?“
Werden Kinder nicht gehört, oder
ständig aufgefordert, ruhig zu sein,
hören sie auf, zu fragen, und ihre
Neugierde verkümmert. Auch wenn
wir Erzieherinnen manchmal keine
Antworten finden, wir lassen die Kinder
fragen, denn sie sind von Natur
aus neugierig und wollen ihr Wissen
erweitern.
Ihnen allen wünsche ich viel Freude,
Liebe und Geduld beim Beantworten
der vielen neugierigen
Fragen. Beobachten Sie die Kinder,
sie werden staunen, wie neugierig
sie sind.
Monika Breß ehemalige Kita-Leiterin
aus der Auen-Gemeinde
Juli/August 2012 5