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Arabische Pferde IN THE FOCUS 1/2024 (Vol. 37) - public

Zeitschrift für Liebhaber und Züchter arabischer Pferde

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A<br />

RABIAN<br />

HORSES<br />

<strong>Arabische</strong><br />

<strong>Pferde</strong><br />

1/<strong>2024</strong> (VOL. <strong>37</strong>) • 6,50 €<br />

<strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong><br />

ZSAA-KÖRUNG <strong>IN</strong> FETYSZ - E<strong>IN</strong>FLUSS POLEN - HOFFNUNGS-<br />

WICKRATH<br />

AUF DREI RASSEN<br />

www.in-the-focus.com/magazine<br />

www.in-the-focus.com<br />

STRAHL AM HORIZONT


Klassisch.<br />

<strong>Arabische</strong>s <strong>Vol</strong>lblut<br />

Nabor El Masan ox *2000<br />

v. Masan ox u.d. Zayla ox v. Fazay ox<br />

Stutenlinie: Murana I Or. Ar. 1808, Fam. Dinarsad<br />

Hengstlinie: Saklawi I Or. Ar. 1886<br />

Nabor el Masan ox führt das wertvolle Blut der Weiler<br />

Stute Dinarsad ox (1928) gleich vierfach im Pedigree.<br />

Sein Vater ist der Hadban Enzahi-Sohn Masan ox aus<br />

der Stutenlinie der Moheba I. In Frankreich geboren,<br />

hat der im Distanzsport geprüfte Hengst mehrere<br />

Nachkommen mit Erfolgen in nationalen und<br />

internationalen Distanzritten.<br />

Nabor El Masan ox wird in der Decksaison <strong>2024</strong> auf<br />

der Servicestation Marbach im Natursprung decken.<br />

Haupt- und Landgestüt Marbach mit Landesreit- und Landesfahrschule – das älteste staatliche Gestüt Deutschlands<br />

72532 Gomadingen-Marbach | Tel. (073 85) 96 95-000 | www.gestuet-marbach.de


Editorial<br />

this important aspect into their breed standards, always keeping in<br />

RASSESTANDARD<br />

JA ODER NE<strong>IN</strong>?<br />

Das arabische Pferd war jahrhundertelang das Kriegspferd der Beduinen<br />

und später ein Reitpferd der europäischen Kavallerie beziehungswiese<br />

ein Verbesserer der Kavalleriepferderassen. Die Quintessenz<br />

war also schon immer: Das Araberpferd ist ein Reitpferd. Dies<br />

galt noch, als die meisten Zuchtverbände gegründet wurden, und so<br />

haben sie diesen wichtigen Aspekt in ihren Rassestandard aufgenommen,<br />

immer im Hinterkopf behaltend, dass die Funktion (Reiten) die<br />

Form (Exterieur) bestimmt.<br />

Was aber ist eigentlich ein Rassestandard? Er wird von den Zuchtverbänden<br />

definiert und beschreibt die charakteristischen Merkmale<br />

einer Rasse, die als Zuchtziel angestrebt werden. Die WAHO, als übergeordneter<br />

Zusammenschluß aller Zuchtverbände des arabischen<br />

<strong>Pferde</strong>s, hat wohlweislich keinen Rassestandard definiert, weil man<br />

der Ansicht ist, dies würde die Typenvielfalt des arabischen <strong>Pferde</strong>s,<br />

wie er in seinem Ursprungsgebiet vorherrschte, einschränken. Die<br />

einzelnen nationalen Zuchtverbände aber haben meist einen Rassestandard,<br />

und dieser kann von Land zu Land unterschiedlich sein.<br />

Schauen wir doch einmal nach, wie der Rassestandard in Deutschland<br />

definiert wird (beim VZAP versteckt sich diese Definition im „Zuchtprogramm<br />

für die Rasse <strong>Arabische</strong>s <strong>Vol</strong>lblut“). Da lesen wir unter<br />

„Zuchtziel“: „Der <strong>Arabische</strong> <strong>Vol</strong>lblüter soll im Erscheinungsbild hohen<br />

Adel und Trockenheit mit geschlossenem und harmonischem Körperbau<br />

ausdrücken. Das <strong>Arabische</strong> <strong>Vol</strong>lblut soll ein unkompliziertes,<br />

charakterstarkes, nervenfestes sowie umgängliches und gleichzeitig<br />

einsatzfreudiges, leistungsfähiges, leistungsbereites sowie vielseitig<br />

veranlagtes, für Reit- und Sportzwecke jeder Art geeignetes Pferd<br />

sein. Es soll sich aufgrund seiner schnellen Regenerationsfähigkeit<br />

und Befähigung zu hoher Ausdauerleistung für die Überwindung langer<br />

Distanzen, aber auch für den Rennsport eignen. Erwünscht sind<br />

weiterhin robuste Gesundheit, gute physische und psychische Belastbarkeit,<br />

Langlebigkeit, Fruchtbarkeit und das Freisein von Erbfehlern.“<br />

Dann folgen die „Eigenschaften und Hauptmerkmale“ mit den<br />

Unterpunkten: Typ, Kopf, Hals, Gebäude, Fundament, Grundgangarten,<br />

Springanlage, Rittigkeit, Interieur, Leistungsveranlagung und<br />

Gesundheit.<br />

Gegen diesen Rassestandard läßt sich im Grunde nichts einwenden –<br />

aber wo und wann wurde davon abgewichen – und warum?<br />

Nun ist das Vorstellen eines <strong>Pferde</strong>s an der Hand einfacher, kostengünstiger<br />

und weniger zeitaufwändig als eine Reitausbildung, und<br />

es können schon Fohlen und Jährlinge vorgestellt werden. Dadurch<br />

wurde das Vorführen an der Hand für das arabische Pferd populär<br />

und die ECAHO konnte mit diesem neuen „Verwendungszweck“ indirekt<br />

einen weiteren, einen anderen Rassestandard schaffen, bei dem<br />

plötzlich der „Typ“ alle anderen Aspekte überwog. Allerdings hat dieser<br />

„Showpferde-Standard“ einen großen Fehler: Er stellt die (durch<br />

die Gesamtheit aller Richter nach deren Schönheitsideal) künstlich<br />

geschaffene Form an die erste Stelle und die Funktion an die letzte<br />

Stelle. Mit dieser Umkehrung der Gewichtung dieser beiden Aspekte<br />

befindet sich die Schauszene auf demselben (Sackgassen-)Weg wie<br />

die Züchter von Hunden und Katzen, die ausschließlich auf einige<br />

zweifelhafte Schönheitsmerkmale wie kurze Nasen, einen abfallenden<br />

Rückenlinien und hydrozephale Köpfe hin züchten.<br />

BREED<br />

STANDARD<br />

YES OR NO?<br />

The Arabian horse was the war horse of the Bedouins for centuries<br />

and later a riding horse of the European cavalry or an improver of<br />

the cavalry horse breeds. The bottom line has always been: the Arabian<br />

horse is a riding horse. This was still true when most Arabian<br />

Horse Breed Associations were founded, and so they incorporated<br />

mind that function (riding) determines form (conformation).<br />

But what actually is a breed standard? It is defined by the breeding<br />

associations and describes the characteristic features of a breed<br />

that are sought as a breeding goal. The WAHO, as the umbrella organisation<br />

of all breeding associations for the Arabian horse, has<br />

wisely not defined a breed standard because it is believed that this<br />

would limit the variety of types of the Arabian horse as it prevailed<br />

in its area of origin. However, the individual national breeding associations<br />

usually have a breed standard, and this can vary from<br />

country to country. Let's take a look at how the breed standard is defined<br />

in Germany (the VZAP is hiding this definition in the "breeding<br />

program for the purebred Arabian"). There we read under “breeding<br />

goal”: “The purebred Arabian should express high nobility and<br />

dryness in appearance with a closed and harmonious conformation.<br />

The purebred Arabian should be an uncomplicated horse with<br />

a strong character, strong nerves, sociable and at the same time<br />

enthusiastic, efficient, willing to perform and versatile, suitable for<br />

riding and sporting purposes of all kinds. Due to its rapid regeneration<br />

ability and high endurance performance, it is said to be suitable<br />

for overcoming long distances, but also for racing. Robust health,<br />

good physical and mental resilience, longevity, fertility and freedom<br />

from hereditary defects are also desired." Then follow the "characteristics<br />

and key features" with the sub-points: type, head, neck,<br />

conformation, legs, basic gaits, jumping ability, rideability, interior,<br />

performance disposition and health.<br />

There is basically no objection to this breed standard - but where<br />

and when did it deviate from it - and why?<br />

Now, showing a horse in-hand is easier, cheaper and less time-consuming<br />

than any training under saddle, and foals and yearlings can<br />

already be shown, too. As a result, showing the Arabian horse inhand<br />

became popular and with this new “purpose” the ECAHO was<br />

able to indirectly create another, different breed standard in which<br />

“type” suddenly outweighed all other aspects. However, this “show<br />

horse standard” has a major flaw: it puts the artificially (by all judges<br />

according to their ideal of beauty) created form first and the<br />

function last. With this reversal of the emphasis on these two aspects,<br />

the show scene finds itself on the same (dead-end) path as the<br />

breeders of dogs and cats, who breed exclusively for a few dubious<br />

beauty characteristics such as short noses, a sloping backline and<br />

hydrocephalic heads.<br />

Editorial<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

Gudrun Waiditschka<br />

Chefredakteurin / Chief Editor<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhalt<br />

Von mtDNA, Stutenlinien und Stämmen -<br />

Wissenschaft vs. Tradition 42<br />

Die Bronze-Statuen in Bábolna -<br />

Die Statue des heldenhaften <strong>Pferde</strong>s 48<br />

Von Kunst und Künstlern -<br />

Carle Vernet - Der Meister der Lithographie 51<br />

TransGermania -<br />

Vom Alpenrand zum Meeresstrand 58<br />

ARTIKEL<br />

Aktuelle Situation der polnischen Staatsgestüte -<br />

Ein Hoffnungsstrahl am Horizont 6<br />

ZSAA Körung <strong>2024</strong> -<br />

Premiere in Wickrath 12<br />

VZAP-Körungssieger 1978-1989 -<br />

Von Superstars und Eintagsfliegen 16<br />

Hengstlinie Ilderim db -<br />

Fetysz - Ein Zauberpferd in drei Welten 24<br />

Shaarawi Arabians, Ägypten -<br />

Von Königlichem Geblüt 30<br />

<strong>IN</strong>HALTSVERZEICHNIS<br />

RUBRIKEN<br />

News 34<br />

Über die Regenbogenbrücke 40<br />

Termine 60<br />

Impressum 61<br />

Vorschau 62<br />

Seit 2016 ist in den polnischen Staatsgestüten nichts mehr wie es<br />

war. Was in der Zwischenzeit dort passiert ist, wie die Lage heute<br />

eingeschätzt wird, und wie die Zukunft aussehen könnte, das erfahren<br />

Sie in dieser Fortsetzung unserers Beitrags „Düstere Aussichten“<br />

in Ausgabe 1/2016.<br />

Since 2016, nothing has been the same in the Polish state stud farms.<br />

What has happened there in the meantime, what the situation is today,<br />

and what the future could look like we try to explain in this continuation<br />

of our article “Gloomy Prospects” in issue 1/2016.<br />

Zum ersten Mal fand die ZSAA-Körung in Wickrath statt. Doch leider<br />

hatte sie noch nie so wenige Teilnehmer wie dieses Jahr. Waren es in<br />

den letzten Jahren immer 20 oder mehr Hengste, so war das Körlot um<br />

glatt die Hälfte geschrumpft. Dennoch gab es ein paar Highlights -<br />

auch bei den <strong>Vol</strong>lblutarabern.<br />

Unser Titelbild<br />

Stutfohlen HF Marcella<br />

(A Magic Man of Kossack /<br />

HF Maruschka) *<strong>2024</strong>, Z. u. B.:<br />

Maria Sens & Harald Frey<br />

Filly foal HF Marcella<br />

(A Magic Man of Kossack /<br />

HF Maruschka) *<strong>2024</strong>, br. &<br />

ow.: Maria Sens & Harald Frey<br />

Foto: Marixx Film & Fotografie<br />

4<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Content<br />

ARTICLES<br />

TABLE OF CONTENT<br />

State Studs (II + III) -<br />

The Studs of Europe and North Africa 12<br />

The Studs of the Ottomans, Mughals and Safavids 28<br />

MISCELLANEA<br />

Over the Rainbowbridge<br />

Baikal 36<br />

Shows & Events 60<br />

Masthead 61<br />

Preview 62<br />

Table of Content<br />

Mit Körungen und Hengsteintragungen ist es wie mit Castingshows:<br />

Eine Kommission entscheidet sich auf der Basis dessen,<br />

was sie vor sich sieht, für den Kandidaten, dem sie die besten<br />

Chancen für eine Karriere zutraut. Doch nicht jeder Körungssieger<br />

erweist sich auch als großer Vererber. Werfen wir einmal einen<br />

Blick darauf, welche der <strong>Vol</strong>lblutaraber Siegerhengste der Vergangenheit<br />

die Erwartungen erfüllen konnten.<br />

Vor genau 100 Jahren, im Jahr 1924, kam in Janow Podlaski ein<br />

ganz besonderes Hengstfohlen zur Welt. Damals ahnte es noch<br />

niemand, aber dieser kleine Schimmelhengst sollte nicht nur für<br />

eine, sondern für drei Rassen große Bedeutung erlangen.<br />

Sein Name: Fetysz.<br />

Kuhaylan, Saqlawi und die anderen Stämme spielten bei den Zuchtentscheidungen<br />

der Beduinen eine große Rolle, ähnlich wie die<br />

Stutenlinien bei den westlichen Züchtern. Aber hält beides einer wissenschaftlichen<br />

Überprüfung mittels der mtDNA-Haplotypen stand?<br />

Kuhaylan, Saqlawi and the other strains played a large role in the<br />

Bedouin's breeding decisions, much like the dam lines did with Western<br />

breeders. But do both stand up to scientific scrutiny using mtDNA<br />

haplotypes?<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

5


E<strong>IN</strong> HOFFNUNGSSTRAHL<br />

AM HORIZONT<br />

Aktuell<br />

Seit 2016 ist in den polnischen Staatsgestüten nichts mehr wie es<br />

war. Was in der Zwischenzeit dort passiert ist, wie die Lage heute<br />

eingeschätzt wird und wie die Zukunft aussehen könnte, das erfahren<br />

Sie in dieser Fortsetzung unserers Beitrags „Düstere Aussichten“<br />

in Ausgabe 1/2016.<br />

Jeder, der sich für die polnische Araberzucht<br />

interessiert, wird sich mit<br />

Schrecken an jenen 19. Februar 2016<br />

erinnern, als Schockwellen durch die weltweite<br />

Araberszene rollten: Marek Trela und<br />

Jerzy Bialobok, die Direktoren von Janow<br />

Podlaski und Michalow, wurden fristlos entlassen,<br />

ebenso wie Anna Stojanowska, die<br />

Tierzuchtexpertin der ANR.<br />

Die Hintergründe zu dieser Maßnahme lagen<br />

nicht in der fehlenden fachlichen Kompetenz<br />

dieser Personen, sondern vielmehr<br />

am Regierungswechsel, der nur vier Monate<br />

zuvor in Polen stattgefunden hatte. Am 25.<br />

Oktober 2015 hatte die PiS-Partei (Prawo i<br />

Sprawiedliwość, Recht und Gerechtigkeit)<br />

die Parlamentswahlen gewonnen und die<br />

absolute Mehrheit erlangt. Sie hat in den<br />

nachfolgenden Monaten mit atemberaubender<br />

Geschwindigkeit und Reichweite einige<br />

kontroverse neue Gesetze erlassen, die<br />

ihr mehr Kontrolle über die diversen Staatsinstitutionen<br />

gaben. So wurden u.a. mehr<br />

als 1600 Direktoren im öffentlichen Dienst<br />

entlassen und mit PiS-Anhängern ersetzt.<br />

Die Direktoren der Staatsgestüte waren<br />

also nur ein Teil einer großen Entlassungswelle<br />

von unliebsamen Personen, die nicht<br />

das richtige politische Parteibuch hatten.<br />

6<br />

TURBULENTE ZEITEN<br />

Wie zu befürchten war, kam es in den Folgejahren<br />

zu ständigen Wechseln in der Führung<br />

der Gestüte, die in 7 Jahren 7 bzw. 6<br />

verschiedene Direktoren sahen (siehe Kasten).<br />

Hinzu kommt, dass viele der neuen<br />

Direktoren keine oder kaum „<strong>Pferde</strong>erfahrung“<br />

hatten. Und die in Sachen Gestütsleitung<br />

unerfahrenen Entscheidungsträger<br />

sorgten dann auch für weitere Probleme<br />

und Fehlentscheidungen:<br />

• Die Gewinne insbesondere von Janow<br />

Podlaski brachen ein, das Gestüt brauchte<br />

2020 eine Rekapitalisierung von 7,4 Mio<br />

PLN (1,7 Mio €), um nicht zahlungsunfähig<br />

zu sein.<br />

• Die Ergebnisse der „Pride of Poland“-Auktionen<br />

brachen ebenfalls ein, nicht zuletzt<br />

aufgrund von Unregelmäßigkeiten, die<br />

2016 stattgefunden hatten, und daraus<br />

resultierend einem Vertrauensverlust auf<br />

Seiten der Käufer.<br />

• Geschultes Personal hat die Gestüte verlassen.<br />

• Zwei Pachtpferde von Shirley Watts, Amra<br />

und Preria, sind 2016 in Janow Podlaski<br />

gestorben, woraufhin sie zwei weitere<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


A RAY OF HOPE ON<br />

<strong>THE</strong> HORIZON<br />

Since 2016, nothing has been the same in the Polish state stud<br />

farms. What has happened there in the meantime, what the situation<br />

is today, and what the future could look like we try<br />

to explain in this continuation of our article<br />

“Gloomy Prospects” in issue 1/2016.<br />

Aktuell<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

Anyone interested in Polish Arabian<br />

breeding will remember with horror<br />

that February 19, 2016, when shock<br />

waves rolled through the global Arabian<br />

horse scene: Marek Trela and Jerzy Bialobok,<br />

the directors of Janow Podlaski and<br />

Michalow, were dismissed without notice,<br />

as well Anna Stojanowska, the animal breeding<br />

expert at ANR.<br />

The background to this measure was not<br />

due to the professional competence of<br />

these people, but rather to the change of<br />

government that took place in Poland just<br />

four months earlier. On October 25, 2015,<br />

the PiS party (Prawo i Sprawiedliwość, Law<br />

and Justice) won the parliamentary elections<br />

and achieved an absolute majority.<br />

In the months that followed, with breathtaking<br />

speed and scope, it passed some controversial<br />

new laws that gave it more control<br />

over the various state institutions. Among<br />

other things, more than 1,600 directors in<br />

the <strong>public</strong> sector were dismissed and replaced<br />

with PiS supporters. The directors of the<br />

state stud farms were only part of a large<br />

wave of dismissals of disagreeable people<br />

who did not have the right political party<br />

membership.<br />

TURBULENT TIMES<br />

As was to be feared, there were constant<br />

changes in the management of the stud<br />

farms in the following years, which saw 7<br />

or 6 different directors in 7 years (see box).<br />

In addition, many of the new directors had<br />

little or no “horse experience”. And the decision-makers,<br />

who were inexperienced when<br />

it came to stud management, then caused<br />

7<br />

further problems and wrong decisions:<br />

• Janow Podlaksi's profits in particular collapsed;<br />

the stud farm needed a recapitalization<br />

of PLN 7.4 million (€1.7 million) in<br />

2020 in order not to be insolvent.<br />

• The results of the “Pride of Poland” auctions<br />

also collapsed, not least due to irregularities<br />

that took place in 2016 and<br />

a resulting loss of trust on the part of<br />

buyers.<br />

• Trained personnel have left the stud<br />

farms.<br />

• Two of Shirley Watts's leased horses,<br />

Amra and Preria, died in Janow Podlaski<br />

in 2016, after which she brought two<br />

more horses back to England.<br />

• Barbara Mazur (Polturf), who organized<br />

the prestigious “Pride of Poland” auction<br />

for 10 years, terminated her contract be-


Aktuell<br />

<strong>Pferde</strong> wieder nach England zurückholte.<br />

• Barbara Mazur (Polturf), die die prestigeträchtige<br />

Auktion „Pride of Poland“ über<br />

10 Jahre organisiert hatte, hat noch vor der<br />

Auktion 2016 ihren Vertrag wegen mangelnder<br />

Kooperation mit den Gestütsleitungen<br />

gekündigt.<br />

• Janow Podlaski machte 2020 Schlagzeilen,<br />

weil insbesondere die Futterqualität<br />

schlecht und die Hufpflege der Jungpferde<br />

vernachlässigt worden sei.<br />

• Auf der Pride-of-Poland-Auktion 2022<br />

„kaufte“ Thierry Barbier vier Stuten im Gesamtwert<br />

von fast einer Million €, doch er<br />

bezahlte nicht. Thierry Barbier ist dafür in<br />

Insiderkreisen bekannt.<br />

• Die Belegschaft von Janow Podlaski verwehrte<br />

2023 der neuen Direktorin Hanna<br />

Sztuka aus Protest gegen ihre Ernennung<br />

den Zutritt zum Gestüt; sie wurde nach 5<br />

Tagen Amtszeit wieder abgesetzt.<br />

Die Liste ließe sich beliebig verlängern...<br />

FEHLENTSCHEIDUNGEN<br />

Die Wahl, welcher Hengst für welche Stute<br />

eingesetzt wird, ist sicher die wichtigste züchterische<br />

Entscheidung in einem Gestüt. Zum<br />

einen muß man marktfähige Produkte züchten,<br />

zum anderen müssen diese auch dem ei-<br />

Ausverkauf an genetischem Material. Und da<br />

die Preise seit 2016 eingebrochen sind (s.o.)<br />

hat man diese <strong>Pferde</strong> unter dem eigentlichen<br />

Wert abgegeben – und genau dieses ist in den<br />

letzten Jahren passiert! Ein solches Beispiel ist<br />

der Hengst Equator, der während der Amtszeit<br />

von Direktor Marek Skomorowski verkauft<br />

wurde. Equator ist ein Pferd, das der vorherige<br />

Parteien ein, um die absolute Mehrheit zu<br />

erreichen. Die neue Regierung versucht nun,<br />

die Entscheidungen der PiS in Teilen wieder<br />

rückgängig zu machen.<br />

Bereits im Dezember wurden daher Marek<br />

Trela und Jerzy Bialobok, zusammen mit<br />

Anna Stojanowska von der stellvertretenden<br />

Vorsitzenden des Sejm (eine der beiden<br />

Die Direktoren in Janow Podlaski seit 2016 bis heute /<br />

The directors at Janow Podlaski since 2016 until today:<br />

Marek Skomorowski Februar 2016 – Mai 2016<br />

Sławomir Pietrzak Juni 2016 – März 2018<br />

Grzegorz Czochański März 2018 – April 2020<br />

Marek Gawlik April 2020 – September 2020<br />

Lucjan Cichosz September 2020 – März 2023<br />

Hanna Sztuka 13. – 17. März 2023<br />

Marcin Oszczapiński<br />

März 2023 – heute<br />

Die Direktoren in Michalow seit 2016 bis heute /<br />

The directors at Michalow since 2016 until today:<br />

Anna Durmała Februar 2016 – September 2016<br />

Maciej Grzechnik September 2016 – August 2018<br />

Monika Słowik August 2018 – April 2020<br />

Marek Romański April 2020 – August 2021<br />

Marek Skomorowski August 2021 – Februar 2022<br />

Monika Słowik<br />

April 2022 – heute<br />

genen Zuchtziel entsprechen. Dies kann den<br />

Erhalt von bestimmten Hengst- und Stutenlinien<br />

einschließen, oder einen bestimmten<br />

Gebrauchszweck. Das größte Problem der<br />

polnischen Staatsgestüt ist, dass sie sich seit<br />

den 1990er-Jahren finanziell selbst tragen<br />

müssen und nur ggf. Zuschüsse für denkmalschützerische<br />

Aufgaben erhalten. Zudem haben<br />

beide Gestüte auch eine Milchkuhherde,<br />

um ein laufendes Einkommen zu generieren,<br />

nicht nur an den Auktionen. Die Auktionen<br />

sind jedoch die wichtigste Einkommensquelle,<br />

weshalb man natürlich für diese Kunden-Klientel<br />

(d.h. Schaumarkt im Mittleren<br />

Osten) züchten muß. Damit diese Kunden<br />

aber entsprechend tief in die Tasche greifen,<br />

braucht man <strong>Pferde</strong>, die auf dem internationalen<br />

Schau-Parkett erfolgreich sind. Daran<br />

hat es seit 2016 jedoch gemangelt. Dies mag<br />

einerseits an einer mangelnden Vorbereitung<br />

(Fütterung, Training etc.) gelegen haben, weil<br />

entsprechendes Personal gekündigt hat, es<br />

mag aber auch an der falschen <strong>Pferde</strong>auswahl<br />

gelegen haben, weil keiner der Verantwortlichen<br />

im internationalen Schauring „zu<br />

Hause“ ist. Ähnliches gilt für die Auswahl der<br />

richtigen <strong>Pferde</strong> für die Auktionen. Natürlich<br />

kann man bedeutende Namen in die Auktion<br />

geben, man riskiert damit aber einen<br />

Präsident von Michalow, Michał Romański, nur<br />

zu einem angemessenen Preis verkaufen wollte<br />

- das Pferd wurde auf über eine Million Euro<br />

geschätzt. Marek Skomorowski aber stimmte<br />

dem Verkauf für 450.000 PLN zu.<br />

Auch die verwendeten Pachthengste werfen<br />

Fragen auf. So ist Haash OSB der Vater von 34<br />

der insgesamt 52 Fohlen des Jahrgangs 2022<br />

in Janow Podlaski. Wenn ein Hengst rund<br />

zwei Drittel eines Jahrgangs stellt, dann sollte<br />

er schon etwas ganz Außergewöhnliches darstellen.<br />

Haash OSB aber hatte bis zu seinem<br />

Deckeinsatz in Janow Podlaski gerade mal<br />

7 Fohlen vorzuweisen. Auch im Schauring<br />

zählt er nicht gerade zu den erfolgreichsten<br />

<strong>Pferde</strong>n, sein größter Erfolg war eine Bronzemedaille<br />

am Inter-Cup in Prag (B-Schau). Da<br />

drängt sich einem doch die Frage auf, wie<br />

diese Hengstwahl zustande kam?<br />

ANALYSE DES IST-ZUSTANDS<br />

Die Gestüte waren trotz ihrer erzwungenen<br />

„finanziellen Selbständigkeit“ ein Staatsbetrieb<br />

und wurden damit mehr denn je zum<br />

Spielball der Politik. Aber seit dem 15. Oktober<br />

2023 hat Polen einen neue Regierung<br />

unter Donald Tusk: Die nach der PiS zweitstärkste<br />

Kraft, die Bürgerkoalition (Koalicja<br />

Obywatelska), ging ein Bündnis mit anderen<br />

Kammern des polnischen Parlaments), Dorota<br />

Niedziela zu einem Treffen eingeladen.<br />

Sie kämpfte seit Jahren für die polnischen<br />

Staatsgestüte, verteidigte den Zuchtbetrieb,<br />

versuchte die Situation zu überwachen, die<br />

Gestüte zu kontrollieren und bei internen<br />

Problemen einzugreifen. Sie hat sich immer<br />

für die Tiere eingesetzt und hat auch 2020 die<br />

Mißstände in Janow Podlaski (s.o.) an die Öffentlichkeit<br />

gebracht. Bei ihrem Treffen dankte<br />

sie im Namen des polnischen Staates den<br />

dreien für ihren Beitrag zur Zucht arabischer<br />

<strong>Pferde</strong> und entschuldigte sich für das, was<br />

ihnen angetan wurde. Immerhin wurden die<br />

ehemaligen Direktoren als das größte Übel<br />

der polnischen Araberzucht dargestellt und<br />

auch strafrechtlich verfolgt, wobei keine der<br />

Vorwürfe letztendlich haltbar waren und die<br />

Verfahren eingestellt wurden.<br />

Das Ergebnis dieses Treffens war, dass sich<br />

die drei für die Gestüte einsetzen wollen, allerdings<br />

sind Trela und Bialobok mittlerweile<br />

70 Jahre alt. Bis man die Früchte dieser Bemühungen<br />

sieht, vergehen gut und gerne 10-15<br />

Jahre. Sie werden also nicht als Direktoren zurückkommen,<br />

sondern nur als externe Zuchtberater<br />

tätig werden.<br />

Als erster konkreter Schritt wurde eine Bestandsaufnahme<br />

und Beurteilung der Qua-<br />

8<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Janow Podlaski (ganz links) wurde 1817 gegründet<br />

und stellt schon aus diesem Grund ein<br />

Kulturgut dar. Michalow wurde 1953 erbaut<br />

und beherbergt einen genetischen Schatz, der<br />

ebenfalls rund 200 Jahre zurückreicht.<br />

Janow Podlaski (far left) was founded in 1817<br />

and is a cultural asset for this reason alone.<br />

Michalow was only built in 1953 but houses a<br />

genetic treasure that also goes back around<br />

200 years.<br />

fore the 2016 auction due to a lack of cooperation<br />

with the stud management.<br />

• Janow Podlaski made headlines in 2020<br />

because the feed quality in particular was<br />

poor and the hoof care of the young horses<br />

was neglected.<br />

• At the 2022 Pride of Poland auction, Thierry<br />

Barbier “bought” four mares with a total<br />

Saldo des Gestüts Janów Podlaski /<br />

Balance of the Janów Podlaski stud farm:<br />

2015 3.200.000 PLN<br />

2016 81.000 PLN<br />

2017 -1.600.000 PLN<br />

2018 -3.300.000 PLN<br />

2019 -1.250.000 PLN<br />

2020 -3.530.000 PLN<br />

Rekapitalisierung 2020 7.400.000 PLN<br />

2021 202.000 PLN<br />

Rekapitalisierung 2023 27.000.000 PLN<br />

value of almost €1 million, but he didn’t pay.<br />

Thierry Barbier is known for this in insider<br />

circles.<br />

• Janow Podlaski's staff denied the new<br />

director Hanna Sztuka access to the stud<br />

farm in 2023 in protest against her appointment;<br />

she was removed again after<br />

5 days in office.<br />

The list could be extended indefinitely...<br />

BAD DECISIONS<br />

The choice of which stallion to use for which<br />

mare is certainly the most important breeding<br />

decision in a stud farm. On the one<br />

hand, you have to breed marketable products,<br />

and on the other hand, they have to<br />

correspond to your own breeding goal. This<br />

may include the preservation of certain sire<br />

and dam lines, or a specific purpose. The<br />

biggest problem facing the Polish state stud<br />

farms is that they have had to support themselves<br />

financially since the 1990s and only<br />

receive subsidies for monument preservation<br />

tasks if necessary. In addition, both stud<br />

farms also have a herd of dairy cows to generate<br />

ongoing income, not just at the auctions.<br />

However, the auctions are the most<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

important source of income, which is why<br />

you obviously have to breed for this customer<br />

clientele (i.e. show market in the Middle<br />

East). In order for these customers to dig<br />

deep into their pockets, you need horses that<br />

are successful in the international show ring.<br />

However, this has been lacking since 2016.<br />

On the one hand, this may have been due<br />

Saldo des Gestüts Michalow /<br />

Balance of the Michalow stud farm:<br />

2015 2.400.000 PLN<br />

2016 1.700.000 PLN<br />

2017 900.000 PLN<br />

2018 -1.300.000 PLN<br />

2019 580.000 PLN<br />

2020 -934.000 PLN<br />

2021 1.500.000 PLN<br />

to a lack of preparation (feeding, training,<br />

etc.) because the relevant staff had quit,<br />

but it may also have been due to the wrong<br />

choice of horses because none of those responsible<br />

are “at home” in the international<br />

show ring. The same applies to selecting the<br />

right horses for the auctions. Of course you<br />

can put important names in the auction, but<br />

you risk a sell-out of genetic material. And<br />

since prices have collapsed since 2016 (see<br />

above), these horses have been sold for less<br />

than their actual value - and this is exactly<br />

what has happened in recent years! One<br />

such example is the stallion Equator, which<br />

was sold during the tenure of director Marek<br />

Skomorowski. Equator is a horse that Michalow's<br />

previous president, Michał Romański,<br />

only wanted to sell at a reasonable price -<br />

the horse was valued at over one million euros.<br />

But Marek Skomorowski agreed to sell it<br />

for PLN 450,000.<br />

The leased stallions used also raise questions.<br />

Haash OSB is the sire of 34 of the 52 foals<br />

born in Janow Podlaski in 2022. If a stallion<br />

represents around two thirds of a foal<br />

crop, then he should represent something<br />

very extraordinary. However, Haash OSB<br />

9<br />

only had 7 foals to show before his breeding<br />

season at Janow Podlaski. He isn't exactly<br />

one of the most successful horses in the<br />

show ring either; his greatest success was a<br />

bronze medal at the Inter Cup in Prague (B<br />

show). The question that comes to mind is<br />

how did this choice of stallions come about?<br />

ANALYSIS OF <strong>THE</strong> CURRENT STATE<br />

Despite their enforced “financial independence”,<br />

the stud farms were a state-owned<br />

enterprise and therefore became more of a<br />

political football than ever before. But since<br />

October 15, 2023, Poland has had a new<br />

government under Donald Tusk: The second<br />

strongest force after the PiS, the Citizens'<br />

Coalition (Koalicja Obywatelska), entered<br />

into an alliance with other parties in order<br />

to achieve an absolute majority. The new<br />

government is now trying to reverse parts of<br />

the PiS's decisions.<br />

Back in December 2023, Marek Trela and<br />

Jerzy Bialobok, together with Anna Stojanowska,<br />

were invited to a meeting by the<br />

deputy chairwoman of the Sejm (one of the<br />

two chambers of the Polish parliament), Dorota<br />

Niedziela. She had been fighting for the<br />

Polish state stud farms for years, defending<br />

the breeding operation, trying to monitor<br />

the situation, control the stud farms and<br />

intervene in internal problems. She has always<br />

stood up for the animals and in 2020<br />

she also brought the complaints in Janow<br />

Podlaski (see above) to the <strong>public</strong>. At their<br />

meeting, on behalf of the Polish state, she<br />

thanked the three for their contribution to<br />

the breeding of Arabian horses and apologized<br />

for what was done to them. After all,<br />

the former directors were portrayed as the<br />

greatest evil in Polish Arabian breeding and<br />

were also prosecuted, although none of the<br />

allegations were ultimately tenable and the<br />

proceedings were dropped.<br />

The result of this meeting was that the three<br />

wanted to work for the stud farms, although<br />

Trela and Bialobok are now 70 years old. It<br />

can take 10-15 years before you see the fruits<br />

of these efforts. So they will not come back<br />

Aktuell


Pinga (Gazal Al Shaqab / Pilar) *2004, Züchter:<br />

Janow Podlaski - Weltchampionesse 2012,<br />

World Platinum Championesse 2015<br />

Aktuell<br />

lität der vorhandenen <strong>Pferde</strong> vereinbart. Die<br />

Ergebnisse dieser Überprüfung wurden nun<br />

am 16. April veröffentlicht – und die sind erschreckend,<br />

denn eine der Schlußfolgerungen<br />

lautet, dass der Wiederaufbau der Genressourcen<br />

der polnischen Zucht mehrere<br />

Jahre dauern wird. „Viele <strong>Pferde</strong>, vor allem aus<br />

Janów Podlaski, wurden unter Wert verkauft.<br />

In Michałów waren es etwas weniger <strong>Pferde</strong><br />

und die Bezahlung war etwas besser“, erklärte<br />

Jerzy Bialobok in einem Interview mit der<br />

Echo Dnia, einer regionalen Lokalzeitung.<br />

Die Prüfung ergab außerdem, dass in Janów<br />

Podlaski viele Mitarbeiter das Gestüt verlassen<br />

hatten, in Michałow war dieser Abgang<br />

nicht so dramatisch, so ist zum Beispiel kein<br />

<strong>Pferde</strong>trainer gegangen. Es wurde aber ganz<br />

klar, dass das „Direktoren-Karoussel“ aufhören<br />

muß – alle paar Monate (oder gar Tage!)<br />

ein neuer Direktor, das führt die Gestüte in<br />

den Abgrund. Wenn die heutigen Direktoren<br />

Marcin Oszczapiński in Janow Podlaski und<br />

Monika Słowik in Michalow sich den neuen<br />

Herausforderungen stellen wollen, dann<br />

sollten sie bleiben dürfen. Das Wichtigste ist<br />

jetzt, einen verantwortlichen Zuchtexperten<br />

zu finden. Echo Dnia bringt hier die Namen<br />

von Magdalena Helak-Kulczyńska für Michalow<br />

und Weronika Sosnowska für Janow Podlaski<br />

ins Spiel. Letztere hat früher für Kurozweki<br />

gearbeitet, während Magdalena Helak<br />

bis 2018 in Michalow beschäftigt war. Beide<br />

sind auf der nationalen polnischen Richterliste<br />

für <strong>Arabische</strong> <strong>Pferde</strong> und können daher<br />

ECAHO-Schauen richten, sind also auch mit<br />

dem Schaugeschehen vertraut.<br />

ZUKUNFTSAUSSICHTEN<br />

Auch Marek Trela sieht die Situation alles andere<br />

als rosig und gibt in einem Interview von<br />

„Polskanews“ zu bedenken, dass man erst<br />

analysieren muß, „ob wir es uns überhaupt<br />

leisten können, <strong>2024</strong> eine Auktion zu organisieren.<br />

Dabei geht es mir nicht um das Geld<br />

für die Organisation, sondern um die Auswahl<br />

der richtigen <strong>Pferde</strong> zum Verkauf. Die Frage<br />

ist, ob Janów und Michałów es sich derzeit<br />

leisten können, <strong>Pferde</strong> zu versteigern, die<br />

Auktionsstars sind. Den Ergebnissen auf internationalen<br />

Schauen nach zu urteilen, wird es<br />

Umsätze an der Pride of Poland Auktion / Sales at the Pride of Poland auction<br />

Jahr Umsatz Anzahl <strong>Pferde</strong> Durchschnittspreis Höchstpreis<br />

Year Turnover Number of horses Average price Highest price<br />

2015 3,995 Mio € 24 166.458 € 1.400.000 € (Pepita)<br />

2016 1,271 Mio € 16 79.4<strong>37</strong> € 300.000 € (Sefora)<br />

2017 410.000 € 6 68.333 € 150.000 € (Prunella)<br />

2018 501.000 € 6 83.500 € 180.000 € (Parmana)<br />

2019 1.396 Mio € 13 107,384 € 400.000 € (Galerida)<br />

2020 1.587 Mio € 10 158.700 € 1.250.000 € (Perfinka)<br />

2021 1.598 Mio € 14 114.142 € 450.000 € (Equator)<br />

2022 641.000 € 10 64.100 € 175.000 € (Atakama)<br />

2023 1,161 Mio € 14 82.928 € 810.000 € (El Esmera)<br />

schwierig sein, solche Stars zu finden. Darüber<br />

hinaus muß man sich fragen, selbst wenn sie<br />

gefunden würden, ob man in einer Zuchtkrise<br />

die beste Stute aus der Herde verkaufen soll,<br />

wenn es nur wenige solcher Stuten gibt? Deshalb<br />

müssen wir uns fragen, ob es nicht besser<br />

wäre die Auktionen für ein paar Jahre auszusetzen,<br />

bis sich die Herde erholt hat, und dann<br />

könnten wieder gute <strong>Pferde</strong> aus der Herde<br />

genommen und zum Verkauf angeboten werden.<br />

Ehrlich gesagt kann ich mir im Moment<br />

nicht vorstellen, eine weitere Auktion zu veranstalten.<br />

Natürlich sollte der Verkauf per Auktion<br />

erfolgen, aber nur für die <strong>Pferde</strong>, die auf<br />

dem Gestüt nicht benötigt werden.“<br />

Eine Möglichkeit, die Herde wieder aufzubauen,<br />

besteht auch darin, Stuten aus Privatbesitz<br />

zu pachten. „Glücklicherweise sind,<br />

soweit ich weiß, viele dieser guten Stuten aus<br />

den letzten Auktionen an Züchter gegangen,<br />

mit denen man über dieses Thema sprechen<br />

kann“, sagt Marek Trela. „Ich denke, dass eine<br />

Form der Zusammenarbeit gefunden werden<br />

könnte, zumal den Käufern auch klar ist,<br />

dass sie diese <strong>Pferde</strong> weit unter ihrem tatsächlichen<br />

Wert bekommen haben. Alles ist<br />

möglich, es kommt nur darauf an, wie man<br />

es angeht.“ Ein ähnliches Vorhaben gab es ja<br />

bereits 2015, als vier Stuten von Shirley Watts<br />

gepachtet wurden (und dann 2016 zwei von<br />

ihnen in Janow Podlaski starben, s.o.). Gerade<br />

durch die Gestütsauflösung von Halsdon<br />

Arabians sind viele gute (wenn auch bereits<br />

ältere) Stuten in Privatbesitz gelangt.<br />

Bei den finanziellen Problemen, die insbesondere<br />

Janow Podlaski hat, stellt sich der eine<br />

oder andere natürlich auch die Frage, ob wir<br />

denn diese Staatsgestüte überhaupt noch<br />

brauchen. Ist das System der Staatsgestüte,<br />

die einst zur Verbesserung der Landespferdezucht<br />

gegründet wurden, überhaupt noch<br />

zeitgemäß? „Ich habe keinen Zweifel daran,<br />

dass es notwendig ist“, erläutert Marek Trela<br />

in besagtem Interview mit Polskanews. „Und<br />

zwar aus mehreren Gründen: Erstens, weil wir<br />

über einzigartiges genetisches Material verfügen,<br />

zweitens – wir haben eine über Jahrzehnte<br />

entwickelte Zuchtpolitik, die in letzter<br />

Zeit leicht gestört wurde, aber immer noch<br />

existiert, wieder aufgebaut werden kann<br />

und Ergebnisse bringen wird. Unsere alten<br />

Meister, Andrzej Krzyształowicz und Ignacy<br />

Jaworowski, sagten, dass das Wichtigste darin<br />

besteht, gute <strong>Pferde</strong> zu züchten! Wenn wir<br />

gute <strong>Pferde</strong> züchten, die mit anderen <strong>Pferde</strong>n<br />

mithalten können, können wir sie verkaufen.<br />

Darüber hinaus ist das Gestüt in Janow über<br />

200 Jahre alt. Dies allein macht es zu einem<br />

lebenden Kulturgut. <strong>Pferde</strong> gab es in der polnischen<br />

Kultur schon immer, darunter auch<br />

arabische <strong>Pferde</strong>. Im Laufe der Jahrhunderte<br />

hatte das polnische Pferd immer einen hohen<br />

Anteil an orientalischem Blut, und darüber<br />

hinaus ist die gesamte Geschichte und Tradition<br />

auf Janow aufgebaut. Es ist doch etwas<br />

anderes, ob man ein Museum betritt und sagt,<br />

dass dort früher ein Pferd gestanden hat, oder<br />

ob man ein lebendiges Denkmal betritt, das<br />

noch aktiv ist und noch funktioniert.<br />

Und schließlich geht es auch um die Ausbildung<br />

von Nachwuchskräften für die Zucht. In<br />

privaten Gestüten ist jeder auf Gewinn ausgerichtet,<br />

aber hier in Janow führt die sich<br />

entwickelnde Zusammenarbeit mit der örtlichen<br />

Technischen Schule für <strong>Pferde</strong>zucht zu<br />

hervorragenden Ergebnissen. Absolventen<br />

sieht man später an verschiedenen Orten.<br />

Und deshalb müssen an Orten wie Janow<br />

oder Michalow hochkarätige Spezialisten<br />

arbeiten, um dieses Wissen zu fördern und<br />

weiterzugeben.“<br />

Gudrun Waiditschka<br />

10<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Emandoria (Gazal Al Shaqab / Emanda) *2004,<br />

Züchter: Michalow - Weltchampionesse 2005<br />

und 2013, World Platinum Championesse 2018.<br />

as directors, but will only work as external<br />

breeding consultants.<br />

As a first concrete step, an inventory and assessment<br />

of the quality of the existing horses<br />

was agreed upon. The results of this review<br />

were published on April 16th - and they are<br />

FUTURE PROSPECTS<br />

Also Marek Trela sees the situation as<br />

anything but rosy and points out in an interview<br />

with “Polskanews” that one must<br />

first analyze “whether we can even afford<br />

to organize an auction in <strong>2024</strong>. For me it's<br />

not about the money for the organization,<br />

but about choosing the right horses<br />

to sell. The question is whether Janów and<br />

Michałów can currently afford to auction<br />

horses that are auction stars. Judging by<br />

the results at international shows, it will<br />

be difficult to find such stars. Furthermore,<br />

even if they were found, one must ask<br />

whether one should sell the best mare from<br />

the herd in a breeding crisis when there are<br />

only a few such mares left? So we have to<br />

ask ourselves whether it wouldn't be better<br />

to suspend the auctions for a few years until<br />

the herd has recovered, and then good<br />

horses could be taken out of the herd and<br />

put up for sale again. To be honest, I can't<br />

imagine holding another auction at the<br />

moment. Of course the sale should take<br />

place by auction, but only for the horses<br />

that are not needed at the stud.”<br />

One way to rebuild the herd is to lease mares<br />

from private owners. “Fortunately, as<br />

far as I know, many of these good mares<br />

from the last auctions have gone to breeders<br />

with whom you can talk about this<br />

topic,” says Marek Trela. “I think that some<br />

form of cooperation could be found, especially<br />

since the buyers also realize that they<br />

got these horses for far less than their actual<br />

value. Anything is possible, it just depends<br />

on how you approach it.” There was<br />

already a similar project in 2015, when four<br />

mares were leased from Shirley Watts (and<br />

then two of them died in Janow Podlaski in<br />

2016, see above). Due to the closure of the<br />

Halsdon Arabians stud farm, many good<br />

(albeit older) mares have come into private<br />

ownership.<br />

Given the financial problems that Janow<br />

Podlaski in particular is having, some people<br />

naturally ask themselves whether we<br />

still need these state stud farms at all. Is<br />

the system of state stud farms, which were<br />

once founded to improve the countries’<br />

horse breeding, at all up to date? “I have no<br />

doubt that it is necessary,” explains Marek<br />

Trela in the said interview with Polskanews.<br />

“And for several reasons: firstly, because we<br />

have unique genetic material, secondly –<br />

we have a breeding policy developed over<br />

decades, which has recently been slightly<br />

Aktuell<br />

Fohlenstatistik Janow Podlaski 2016-2023 / Foal Statistics of Janow Podlaski 2016-2023<br />

Jahr Anzahl Fohlen Anzahl verwendeter Hengste Hengste mit den meisten Fohlen<br />

Year No. of Foals No. of used stallions Stallions with the most foals<br />

2016 58 9 Ascot DD (17), Pogrom (16), Borsalino K (11)<br />

2017 62 9 Ascot DD (24), Pogrom (9), Pomian (7)<br />

2018 71 11 Pomian (28), Pogrom (18), EKS Alihandro (6)<br />

2019 92 17 Pomian (17), Ecaho (10), Piaff (10), Tanges (10)<br />

2020 63 20 Alert (6), Barok (6), Palatino (6), Pogrom (6), Piaff (5), Polon (5)<br />

2021 61 17 Erantis (11), Morion (9), Paladid (6)<br />

2022 52 10 Haash OSB (34), El Jahez WH (3), Ganges (3), Nashwan Al Khalediah (3)<br />

2023 88 13 Picasso di Mar (25), Morion (20), Prometeusz (15)<br />

frightening, because one of the conclusions is<br />

that rebuilding the genetic resources of Polish<br />

breeding will take several years. “Many horses,<br />

especially from Janów Podlaski, were sold below<br />

their value. In Michałów there were slightly<br />

fewer horses and the pay was slightly better,”<br />

explained Jerzy Białobok in an interview with<br />

Echo Dnia, a regional local newspaper. The audit<br />

also revealed that in Janów Podlaski many<br />

employees had left the stud; in Michałów this<br />

departure was not so dramatic, for example<br />

no horse trainer left. But it became very clear<br />

that the “director carousel” had to stop - a<br />

new director every few months (or even days!),<br />

would be leading the stud farms into the abyss.<br />

If the current directors Marcin Oszczapiński in<br />

Janow Podlaski and Monika Słowik in Michalow<br />

want to face the new challenges, then they<br />

should be allowed to stay. The most important<br />

thing now is to find a responsible breeding expert.<br />

Echo Dnia brings into play the names of<br />

Magdalena Helak-Kulczyńska for Michalow<br />

and Weronika Sosnowska for Janow Podlaski.<br />

The latter used to work for Kurozweki, while<br />

Magdalena Helak was employed in Michalow<br />

until 2018. Both are on the national Polish list<br />

of judges for Arabian horses and can therefore<br />

judge ECAHO shows and are also familiar with<br />

the show ring preferences.<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

11<br />

disrupted, but still exists, can be rebuilt and<br />

will bring results. Our old masters, Andrzej<br />

Krzyształowicz and Ignacy Jaworowski,<br />

said that the most important thing is to<br />

breed good horses! If we breed good horses<br />

that can compete with other horses, we can<br />

sell them. In addition, the stud farm in Janów<br />

is over 200 years old. This alone makes<br />

it a living monument. Horses have always<br />

existed in Polish culture, including Arabian<br />

horses. Over the centuries, the Polish horse<br />

has always had a high proportion of oriental<br />

blood, and moreover, the entire history<br />

and tradition is built on Janów. It's different<br />

whether you enter a museum and say that<br />

there used to be a horse there, or enter a<br />

living monument that is still active and still<br />

functioning.<br />

And finally it is also about training young<br />

talent for breeding. In private stud farms<br />

everyone is focused on profit, but here in<br />

Janów the developing cooperation with the<br />

local Technical School of Horse Breeding is<br />

producing excellent results. Graduates can<br />

later be seen in various places. And that’s<br />

why high-caliber specialists need to work in<br />

places like Janów or Michałów to promote<br />

and pass on this knowledge.”<br />

Gudrun Waiditschka


ZSAA-KÖRUNG <strong>2024</strong><br />

Zucht<br />

PREMIERE<br />

Der Körungssieger der <strong>Vol</strong>lblutaraber und Prämienhengst<br />

Vadim (Sakmagon Tersk / Velikaia) *2020<br />

aus interessanter russischer Leistungslinie.<br />

Alle Fotos: B. Finke<br />

<strong>IN</strong> WICKRATH<br />

Über 30 Jahre lang fand die ZSAA-Körung in Alsfeld statt. Doch die Anlage des Rheinischen<br />

<strong>Pferde</strong>stammbuchs im Schlosspark von Wickrath, umgeben von Alleen, Teichen und historischen<br />

Stallgebäuden, macht einiges wett. Ganz abgesehen von der großen, hellen<br />

Reithalle – ein so malerisches Ambiente hatte die ZSAA-Körung noch nie.<br />

Leider hatte die ZSAA-Körung aber noch<br />

nie so wenig Teilnehmer wie dieses Jahr.<br />

Waren es in den letzten Jahren immer<br />

20 oder mehr Hengste, so war das Körlot in<br />

diesem Jahr um glatt die Hälfte geschrumpft.<br />

Das lag aber nur bedingt am Ortswechsel, der<br />

nur für zwei der Ausfälle verantwortlich war.<br />

Ursprünglich waren 23 Hengste für die Körung<br />

vorgesehen, was im normalen Rahmen<br />

gelegen hätte. Doch aufgrund unterschiedlicher<br />

Ursachen schrumpfte die Zahl auf elf. So<br />

war das Lot zwar klein, dafür aber fein: 10 der<br />

11 Kandidaten wurden gekört und die Hälfte<br />

von ihnen wurde prämiert.<br />

Wie schon im letzten Jahr, stellten auch diesmal<br />

die <strong>Vol</strong>lblutaraber das größte Kontingent<br />

(5), gefolgt vom Deutschen Edelblut (4). Anglo-Araber<br />

und Partbred Spezial waren mit jeweils<br />

einem Hengst vertreten; Shagya-Araber<br />

gab es in diesem Jahr leider keine.<br />

VOLLBLUTARABER<br />

Vadim (Sakmagon Tersk / Velikaia) *2020,<br />

Z. u. B.: Didier & Ivana Thievent/FR<br />

So etwas sieht man heute nur selten: einen<br />

klassischen Tersker <strong>Vol</strong>lblutaraber, in Tersk<br />

gezogen und im Mutterleib (nach Frankreich)<br />

importiert. Er führt zweimal Naftalin und zweimal<br />

Drug im Pedigree, stammt über Sport aus<br />

der selten gewordenen Koheilan-Hengstlinie<br />

und geht in der Mutterlinie auf die Leistungsstute<br />

und -vererberin Stihia zurück. Ein äußerst<br />

sportliches Pedigree, das sich auch in seinem<br />

Erscheinungsbild widerspiegelte.<br />

„Ein Pferd, das Adel und Ausdruck besitzt, ein<br />

ganz tolles Auge, ein Pferd voller Harmonie“,<br />

geriet Kommentator Bruno Six geradezu ins<br />

Schwärmen. Er lobte weiterhin das Rechteckformat<br />

und die bedeutenden Points: „Der<br />

Hals fast ideal angesetzt in seinem Ansatz,<br />

in seiner Länge, in der Verjüngung zum Genick<br />

hin, die Ganaschen frei, ein wunderbarer<br />

Reithals. Der Widerrist markant, deutlich<br />

lang in den Rücken hineingehend, mit einer<br />

sehr schönen Oberlinie. Die Kruppenform,<br />

die Kruppenlage die Winkelung in der Kruppe<br />

optimal.“ Für den Typ und das Exterieur<br />

gab es die Note 9, ebenso für den Trab, wo<br />

er sich leichtfüßig, elegant und mit deutlicher<br />

Schwebephase zeigte. Beim Freispringen<br />

hatte er Anlaufschwierigkeiten, fand dann<br />

aber schnell seinen Rhythmus.<br />

Die durchweg guten Noten machten Vadim<br />

zum höchstbewerteten <strong>Vol</strong>lblutaraber der Körung<br />

und sicherten ihm die Verbandsprämie.<br />

Maße: 154 - 160 - 181 - 20 cm<br />

Keen Zafar (Amurath Chenook / Nahani<br />

Silver Estelle) *2019, Z.: Sonja Becker, B.: Regina<br />

Kossiski<br />

Ein Hengst aus alten Linien, in dessen Pedigree<br />

25 % ägyptisches Leistungsblut auf Tersk, Marbach,<br />

Achental und Crabbet Park trifft. Großvater<br />

mütterlicherseits ist der von Rudi Tiemann<br />

gezogene „altdeutsche“ Maharadschan.<br />

Der Kommission gefielen vor allem der Typ<br />

und das Exterieur, die beide mit 8 bewertet<br />

wurden. „Ein fast ideal geformter Reitpferdehals<br />

mit bestem Ansatz, frei in der Ganasche,<br />

Widerrist weit in den Rückend hineinragend“,<br />

lobte Bruno Six. „Die Kruppe, von der Lage<br />

und der Länge her zum Pferd passend, könnte<br />

etwas länger sein, ist aber sehr gut gewinkelt<br />

und gelagert.“ Ein paar Abstriche gab es<br />

beim Fundament, dafür gefiel er wiederum<br />

sehr im Trab und im Galopp und zeigte auch<br />

im Freispringen eine gute Manier.<br />

Maße: 154 - 160 - 176 - 20<br />

12<br />

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Bashar Ibn Sayf (Sayf / Budana) *2018, Z. u. B.: Nicole Frühwacht<br />

Der bereits auf der Rennbahn geprüfte Hengst stammt von einem<br />

französischen Vater, der selbst erfolgreich Rennen gelaufen ist, und<br />

aus einer Tersker Mutter. Im Typ kann er den Franzosen nicht verleugnen.<br />

Dennoch gab es eine 8 im Typ, denn er zeigte viel Ausdruck<br />

und ein gutes Auge, blieb dabei immer gelassen und dennoch stets<br />

aufmerksam – auch so etwas fließt in die Notengebung ein.<br />

Die Besprechung des Exterieurs zeigte meisterhaft, dass auch die<br />

Mängel eines <strong>Pferde</strong>s im Kontext gesehen werden müssen; daher<br />

lohnt es sich, sie etwas ausführlicher wiederzugeben: „Wenn wir das<br />

Gebäude betrachten (...), kann man natürlich viele Fehler finden. Der<br />

Hals ist viel zu tief angesetzt, aber wenn man sich vorstellt, dass man<br />

draufsitzt, und die Halslänge und vor allem die Freiheit in der Ganasche<br />

betrachtet, dann weiß man, dass dieses Pferd reiterlich überhaupt<br />

keine Probleme macht, auch wenn der Hals etwas tief angesetzt ist.<br />

(...) Die Halslänge ist optimal, der Widerrist schön markiert und weit<br />

in den Rücken hineingehend. Wenn wir jetzt die Rückenlinie ansehen,<br />

sehen wir, dass er hinten etwas höher ist (...) das leicht Vorgetiefte<br />

garantiert eine gute Sattellage und man hat, wenn man auf<br />

dem Pferd sitzt, sehr viel vor sich. Absolute Leistungskruppe. Wenn<br />

wir das Fundament betrachten, stellen wir fest, dass es zwar sehr<br />

solide gebaut ist, auch in der Röhrbeinstärke keine Wünsche offen<br />

lässt, in der Fesselung vielleicht etwas weich, in der Stellung minimal<br />

verstellt, aber die Leistung beweist, dass das überhaupt kein<br />

Problem ist.“<br />

Interessant war auch die Bewertung der Galoppade, die einerseits<br />

sehr gelobt wurde: „Eine Galoppade, wie wir sie leider viel zu wenig<br />

heute sehen, weil sie einfach rationell ist, nicht spektakulär mit nach<br />

oben wuchtendem Vorderbein und langem Hinterbein, sondern<br />

eine Galoppade, die ganz zweckmäßig ist, flach über den Boden.<br />

Im Vielseitigkeitssport wünschte man sich diese Galoppade, wie an<br />

der Schnur gezogen, raumgewinnend, Tempo machend, und er hat<br />

auch aufgrund seiner Leistung gezeigt, dass er das kann.“ Dennoch<br />

gab es dafür nur eine 7, weil dieser Galopp nicht den Kriterien der<br />

modernen Sportpferdezucht entspräche.<br />

Maße: 157 - 163 - 176 - 20.5 cm<br />

Moushah (Teymur B / Authentic Mouna) *2013, Z.: ZG Hofmann<br />

B.: Livia Jansen<br />

Mit seinen 11 Jahren war der rein ägyptische Schimmel der älteste<br />

Hengst der Körung. Er ist ein klassischer Vertreter der ägyptischen Linien<br />

mit Linienzucht auf Ansata Halim Shah, was man ihm auch deutlich<br />

ansieht. Seine HLP absolvierte er letztes Jahr in Stadl Paura mit der<br />

Wertnote 8.53, der höchsten Note, die je ein <strong>Vol</strong>lblutaraber erzielt hat.<br />

„Sehr ansprechend und harmonisch gebaut, mit großer Ausstrahlung<br />

und Harmonie, dabei ein sehr hübsches Gesicht“, begann Bruno Six<br />

seine Besprechung. „Das ist der Typ, den wir gerne haben wollen.“<br />

Auch für das Exterieur gab es Lob: „Er hat einen schön angesetzten<br />

Hals, der sich wunderbar verjüngt Richtung Genick, in den Ganaschen<br />

genügend Freiheit, der Ansatz optimal gemacht. Der Übergang<br />

vom Hals über den Widerrist in den Rücken durchaus harmonisch.<br />

Vielleicht dürfte der Widerrist ein bisschen länger sein, aber die<br />

Schulterpartie selbst ist gut gelagert. In der Nierenpartie viel Schluss<br />

mit einer sehr ansprechenden Kruppe.<br />

Er ist vorne etwas eng, das kommt von der schmalen Brust, aber er<br />

spurt schnurgerade. Die Gelenke selbst mit genügend Ausdruck und<br />

Trockenheit.“<br />

Deutliche Abstriche gab es im Trab, wo der Hengst Schwung und<br />

Raumgriff vermissen ließ, dafür aber wieder Lob für den Galopp, der<br />

als „ganz klar und sicher im Dreitakt, durchgesprungen vom Hinterbein<br />

her“ beschrieben und mit einer 8 belohnt wurde.<br />

Maße: 159 - 165 - 179 - 19.5 cm<br />

Keen Zafar (Amurath Chenook / Nahani Silver Estelle) *2019<br />

Bashar Ibn Sayf (Sayf / Budana) *2018<br />

Moushah (Teymur B / Authentic Mouna) *2013<br />

Zucht<br />

Black Thunder (Black Warrior CA / Hott Bandeira) *2020, Z.: Susanne<br />

Hoffmann, B.: Katrin Eisfelder<br />

Der kleine, typvolle Rappe mit dem W19-Gen (white spotting) war<br />

schon durch seine exotischen Farbe ein Hingucker. Seine Abstammung<br />

ist zu 75 % amerikanisch; auf der Mutterseite führt er alte deutsche Linien<br />

und geht auf die ägyptisch/tunesische Zucht von Walter Dill zurück.<br />

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13<br />

Black Thunder (Black Warrior CA / Hott Bandeira) *2020


Zucht<br />

Amaranth (Hebron / Aleksandria) *2018<br />

Shadow Hunter R (Sommertraum /Cachasina) *2021<br />

Shooter R (Sommertraum / Gipsy Rose), *2021<br />

Als jüngster Köranwärter wirkte er noch sehr fohlenhaft und<br />

unkonzentriert, aber dabei sehr schön im Ausdruck mit gutem<br />

Gebäude (wenn auch noch nicht stark bemuskelt) und solidem<br />

Fundament. Seine Höhepunkte waren der gelassene Schritt<br />

mit großem Übergriff und das Freispringen. Dabei wusste er<br />

zunächst nicht so ganz, was Sache war, und hielt sich fest. „Er<br />

hat sich aber sehr schnell zurechtgefunden“, stellte Bruno Six in<br />

der Kommentierung fest. „Am meisten hat uns überrascht, wie<br />

er plötzlich von sich aus angezogen hat und eine ganz tolle Manier<br />

gezeigt hat, sowohl in der Technik als auch in der Bascule als<br />

auch im Abdruck.“<br />

Maße: 150 - 155 - 168 - 19.5 cm<br />

ANGLO-ARABER<br />

Amaranth (Hebron / Aleksandria) *2018, Z.: PL, B.: Th. & G. Bruch<br />

Der aus Polen importierte Hengst war der einzige Anglo-Araber im<br />

Körlot, dafür aber der Hengst mit der höchsten Bewertung. Er ist<br />

bereits im Springsport aktiv und qualifizierte sich für das Bundeschampionat.<br />

Auf der Mutterseite geht er auf den Olympia-Teilnehmer<br />

Askar zurück, der auch Vater des in der Vielseitigkeit bewährten<br />

Haskar del Chapulin ist.<br />

„Ein Hengst, der sich sportlich-athletisch mit Ausdruck dargestellt<br />

hat“, beschrieb ihn Bruno Six und lobte weiterhin die schöne<br />

Oberlinie mit wunderschönem Widerrist und herrlicher Sattellage,<br />

die trockenen und markanten Gelenke und die schnurgeraden<br />

Bewegungen. Auch für den Schritt gab es Lob; nur ein wenig<br />

Abstriche für den Trab, der zwar sicher im Takt war, aber nicht<br />

den letzten Schwung zeigte. Die Höchstnoten gab es dann aber<br />

für den Galopp, der eine 9 wert war: „... immer unter dem Schwerpunkt,<br />

leichtfüßig und mit bester Mechanik.“ Im Freispringen gab<br />

es gar die Höchstnote 10: „Vom ersten bis zum letzten Sprung<br />

immer in derselben Manier, derselben Technik, bei bester Vorderbeintechnik,<br />

hinten aufmachend. Man kann es eigentlich nicht<br />

besser machen.“<br />

Mit der Gesamtnote 8.2 war Amaranth denn auch der „inoffizielle“<br />

Siegerhengst der Veranstaltung.<br />

Maße: 164 - 171 - 182 - 21 cm<br />

DEUTSCHES EDELBLUT<br />

Shadow Hunter R (Sommertraum /Cachasina) *2021, Z.: David &<br />

Svenja Rockstroh, B: Niclas Frömel<br />

Einer der jüngsten, aber auch einer der größten war dieser imposante<br />

Schimmel aus Oldenburger, Holsteiner und KWPN-Linien.<br />

Trotz seiner Übergröße und seiner Jugend zeigte er sich bestens liniert<br />

und sehr harmonisch und erhielt im Exterieur eine 9. Leichte<br />

Abstriche gab es im Fundament und im Schritt, dafür aber wieder die<br />

Höchstnote 10 im Freispringen, wo er sich vom ersten Moment mit<br />

gespitzten Ohren, schön angewinkelten Beinen und viel Vermögen<br />

zeigte. Unter dem Strich gab das 8.1, sodass auch er mit einer Verbandsprämie<br />

ausgezeichnet wurde.<br />

Maße: 171 - 179 - 191 - 21.5 cm<br />

Higher Magic (Herzensbrecher / High Society) *2021<br />

Donaufunkeln (Sky Walker / Donaukönigin) *2021<br />

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ZSAA-Hengstkörung, Wickrath, 26.-28. April <strong>2024</strong><br />

<strong>Vol</strong>lblutaraber<br />

Hengst geboren Farbe Vater / Mutter (v. Mutter-Vater) Punkte Urteil<br />

VADIM 2020 Braun Sakmagon Tersk / Velikaia v. Karat 8,1 gekört<br />

Typ 9 Gebäude 9 Fundament 8 Schritt 7 Trab 9 Galopp 8 Springen 7<br />

prämiert<br />

KEENS ZAFAR 2019 D'Braun Amurath Chenook / Nahani Silver Estelle v.<br />

Maharadschan<br />

7,4 gekört<br />

Typ 8 Gebäude 8 Fundament 6 Schritt 7 Trab 8 Galopp 8 Springen 7<br />

BASHAR IBN SAYF 2018 D'Braun Sayf / Budana v. Djon<br />

Typ 8 Gebäude 8 Fundament 7 Schritt 7 Trab 8 Galopp 7 Springen 7<br />

MOUSHAH 2013 Schimmel Teymur B / Authentic Mouna v. Authentic Ibn<br />

Nawaal<br />

Typ 8 Gebäude 8 Fundament 7 Schritt 7 Trab 6 Galopp 8 Springen 7<br />

BLACK THUNDER 2020 Rappe (W19) Black Warrior CA / Hott Bandeira v. Hott Spotts<br />

Typ 7 Gebäude 7 Fundament 7 Schritt 8 Trab 7 Galopp 6 Springen 8<br />

Anglo-Araber<br />

7,4 gekört<br />

7,2 gekört<br />

7,1 gekört<br />

AMARANTH 2018 Schimmel Hebron / Aleksandria v. Banita 8,2 gekört<br />

prämiert<br />

Typ 8 Gebäude 8 Fundament 8 Schritt 8 Trab 7 Galopp 9 Springen 10<br />

Arabisch Partbred Spezial<br />

STAR OF SILVER L<strong>IN</strong><strong>IN</strong>G 2021 Rappsilver Schaenzers Silver Lining / Sagira's Shaitani ox v.<br />

Amun El Akim nicht gekört<br />

Deutsches Edelblutpferd (Anhang)<br />

SHADOW HUNTER R 2021 Schimmel Sommertraum / Cachasina v. Cachas 8,1 gekört<br />

prämiert<br />

Typ 8 Gebäude 9 Fundament 7 Schritt 7 Trab 8 Galopp 8 Springen 10<br />

SHOOTER R 2021 Fuchs Sommertraum / Gipsy Rose v. Bojengel 8,1 gekört<br />

prämiert<br />

Typ 8 Gebäude 8 Fundament 7 Schritt 9 Trab 9 Galopp 8 Springen 8<br />

HIGHER MAGIC 2021 D'Braun Herzensbrecher / High Society v. Tzigane 8,0 gekört<br />

prämiert<br />

Typ 8 Gebäude 8 Fundament 7 Schritt 8 Trab 9 Galopp 8 Springen 8<br />

DONAUFUNKELN 2021 Fuchs Sky Walker / Donaukönigin v. Donauwalzer<br />

Typ 7 Gebäude 8 Fundament 8 Schritt 7 Trab 8 Galopp 7 Springen 7<br />

7,4 gekört<br />

Zucht<br />

Shooter R (Sommertraum / Gipsy Rose),<br />

*2021, Z. u. B.: David & Svenja Rockstroh<br />

Der väterliche Halbbruder zu Shadow Hunter<br />

zeigte sich im fast idealen modernen Sportpferdetyp.<br />

Bemängelt wurde die fehlende<br />

Textur, was aber teilweise daran lag, dass er<br />

etwas zu gut im Futter war. Leichte Abstriche<br />

gab es in der Korrektheit. Seine Höhepunkte<br />

hatte er im Schritt und Trab, die beide mit einer<br />

9 belohnt wurden. Im Freispringen zeigte<br />

er Mut und Konzentration mit guter Bascule<br />

und Vorderbeintechnik. Mit der Gesamtnote<br />

8.1 wurde auch er prämiert.<br />

Maße: 167 - 172 - 188 - 21.5 cm<br />

Higher Magic (Herzensbrecher / High Society)<br />

*2021, Z. u. B.: Katharina Schwien<br />

Ein hochedler, noch sehr jugendlicher Trakehner,<br />

dem man den Einfluß des Englischen<br />

<strong>Vol</strong>lbluts deutlich ansieht.<br />

Er wurde als Fohlen mit drei Sternen prämiert<br />

und hat sich auch entsprechend entwickelt.<br />

Die Kommission lobte vor allem die<br />

gute Oberlinie, die tolle Sattellage und die<br />

gut konstruierte Leistungskruppe. Es gab<br />

fast durchweg die Note 8, mit leichten Abstrichen<br />

nur in der Korrektheit, und sogar<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

eine 9 für den Trab. Im Freispringen zeigte<br />

er gute Reaktionen und eine schöne Manier.<br />

Auch die Gesamtnote lautete 8, und auch<br />

er durfte mit dem Prämientitel nach Hause<br />

gehen.<br />

Maße: 171 - 175 - 195 - 21.5 cm<br />

Donaufunkeln (Sky Walker / Donaukönigin)<br />

*2021, Z. u. B.: Marion Diepenkofen<br />

Ein weiterer Trakehner, der – wer sich auskennt,<br />

sieht’s am Namen – aus der Stutenfamilie<br />

der Donna stammt, die wiederum auf<br />

die Weiler Stammstute Murana I zurückgeht.<br />

Dazu führt er zweimal den Anglo-Araber Burnus<br />

im Pedigree.<br />

Er wirkte noch sehr jugendlich und in der Entwicklung<br />

stehend, war noch etwas überbaut<br />

und zeigte wenig Hengstausdruck. Ausdruck<br />

und Charme hatte er dennoch und wirkte dabei<br />

sehr sympathisch. Im Exterieur und der<br />

Korrektheit konnte er überzeugen, Abstriche<br />

gab es im Schritt und im Galopp. Gelobt wurde<br />

sein Trab, wo er eine ansprechende Dynamik,<br />

eine klare Schwebephase und Raumgriff<br />

zeigte. Im Freispringen zeigte er Vermögen<br />

und eine ansprechende Manier.<br />

Maße: 157 - 161 - 180 - 20<br />

15<br />

Leider waren - wie gesagt - nur 11 der ursprünglich<br />

23 Körkandidaten angetreten.<br />

Betrachtet man aber die Klasse und nicht<br />

die Masse, so war die Premiere in Wickrath<br />

durchaus gelungen und man darf hoffen,<br />

dass im nächsten Jahr (auch angesichts der<br />

diesjährigen Ausfälle) wieder mehr Hengste<br />

dabei sind. Suboptimal war allerdings<br />

das Publikumsaufkommen. Abgesehen von<br />

den jeweiligen Angehörigen der Teilnehmer<br />

waren kaum Zuschauer zu sehen, vor<br />

allem am Sonntag, als nur noch zwei Hengste<br />

antraten. Dieser Zuschauerschwund hält<br />

schon einige Jahre an und liegt zum Teil<br />

auch am veränderten Körsystem, bei dem<br />

jeder Hengst einzeln alle Durchgänge absolviert.<br />

Das ist zwar praktisch angenehm<br />

für die <strong>Pferde</strong> und ihre Besitzer, aber nicht<br />

gerade ein Publikumsmagnet. In Wickrath<br />

kam hinzu, dass die Veranstaltung hier noch<br />

ganz neu ist. Gespräche einiger Teilnehmer<br />

mit Taxifahrern zeigten, dass durchaus Interesse<br />

vorhanden war; nur wusste vor Ort<br />

niemand etwas von einer <strong>Pferde</strong>veranstaltung.<br />

Mit ein bisschen Werbung ließe sich<br />

da vielleicht etwas machen.<br />

Betty Finke


KÖRUNGSSIEGER 1978 - 1989<br />

VON SUPERSTARS UND<br />

E<strong>IN</strong>TAGSFLIEGEN<br />

Zucht<br />

Der Körungssieger von 1978: El Shaklan<br />

(Shaker El Masri / Estopa) *1975, als er noch in<br />

Deutschland stand (Foto 1980). Foto: privat<br />

Mit Körungen und Hengsteintragungen ist es wie mit Castingshows: Eine Kommission<br />

entscheidet sich auf der Basis dessen, was sie vor sich sieht, für den Kandidaten, dem sie die<br />

besten Chancen für eine Karriere zutraut. Doch nicht jeder Körungssieger erweist sich auch<br />

als großer Vererber. Werfen wir einmal einen Blick darauf, welche der <strong>Vol</strong>lblutaraber-<br />

Siegerhengste der Vergangenheit die Erwartungen erfüllen konnten.<br />

16<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Beginnen wir mit unserer Betrachtung<br />

der Siegerhengste im Jahr<br />

1978, obwohl es die VZAP-Körung in<br />

Darmstadt-Kranichstein schon einige Jahre<br />

vorher gab. Aber erst ab 1979 gab es in<br />

Deutschland eine Fachzeitschrift für arabische<br />

<strong>Pferde</strong>, womit ausführliche Berichte<br />

über die Körungen vorliegen.<br />

Denken wir auch daran, dass es sich damals<br />

um staatliche Körungen handelte. Das<br />

heißt, die Beurteilung fand durch Hippologen<br />

statt, die nicht zwangsläufig ein Teil der<br />

Araberszene waren. Es wurde vor allem auf<br />

Kriterien wie Körperbau, Korrektheit und<br />

Gänge geachtet. Während in den Besprechungen<br />

viel von „Rassetyp“ die Rede ist,<br />

wird der Kopf dabei mit keinem Wort erwähnt.<br />

El Shaklan (Shaker El Masri /<br />

1978: Estopa) *1975, Z.: Om El Arab<br />

Nur selten traf die Körkommission so gezielt<br />

ins Schwarze wie 1978. „Ein Hengst<br />

von höchstem Adel, ausgewogener Körperharmonie<br />

und sehr gutem Gang“, hieß es in<br />

der Berichterstattung über El Shaklan, der<br />

– obwohl erst dreijährig – schon reichlich<br />

Schau-Championate und einen Auslandaufenthalt<br />

mit zahlreichen Bedeckungen auf<br />

dem Konto hatte.<br />

El Shaklan darf als der wohl erfolgreichste<br />

VA-Hengst aus deutscher Zucht gelten.<br />

Er war der erste internationale Superstar<br />

der beginnenden Schauszene, ein Trendsetter<br />

jenseits aller Grenzen und der erste<br />

VA-Hengst überhaupt, der den Titel „globaler<br />

Vererber“ verdient. Er begründete eine<br />

eigene Zuchtrichtung, den „Golden Cross“<br />

El Shaklan (Shaker El Masri / Estopa) *1975 war wohl der erfolgreichste VA-Hengst aus deutscher<br />

Zucht und der erste internationale Superstar der beginnenden Schauszene. „Ein Hengst von höchstem<br />

Adel, ausgewogener Körperharmonie und sehr gutem Gang“ lautete das Kör-Urteil für ihn.<br />

Foto: privat<br />

(= ägyptisch x spanisch) und deckte in Großbritannien,<br />

den USA, Brasilien und Argentinien<br />

und Stuten aus vielen anderen Ländern<br />

noch dazu. Sein Einfluss ist noch heute überall<br />

zu spüren. Bei diesem Hengst stimmte<br />

beides: sowohl die Qualität als auch das Marketing<br />

(was heute leider nicht immer der Fall<br />

ist). Damals galt er übrigens als Exot und war<br />

Mashhour (Shaker El Masri / El Gazella) *1977 war ein Halbbruder zu El Shaklan und ein weiterer<br />

Vertreter des „Golden Cross“. Er wurde beschrieben als „ein ungemein schöner Hengst mit sehr guter<br />

Halsung, sehr trockenem Fundament und guter Körperharmonie“. Er wurde 1982 in die Schweiz<br />

verkauft.<br />

alle weiteren Fotos: Betty Finke<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

17<br />

manchen schon zu extrem; heute gehört er<br />

längst zum Establishment und wird mit Nostalgie<br />

betrachtet. So ändern sich die Zeiten!<br />

Auch der Reservesieger von 1978 war ein<br />

<strong>Vol</strong>ltreffer, handelte es sich doch um Dr. Nagels<br />

Jamil (Madkour I / Hanan). Auch er hatte<br />

eine internationale Karriere mit USA-Gastspiel<br />

und ist heute aus der internationalen<br />

Ägypterzucht nicht mehr wegzudenken, obwohl<br />

er allzu früh abtrat.<br />

Mashhour (Shaker El Masri / El<br />

1979: Gazella) *1977, Z.: Om El Arab<br />

Saabor (Diem / Shiwa) *1976, Z.: Gestüt Ismer<br />

Aus der Berichterstattung von 1979 geht<br />

nicht eindeutig hervor, welcher dieser beiden<br />

Hengste der Gesamtsieger war, bzw.<br />

ob es überhaupt einen gab. Mashhour, der<br />

zweijährige Spitzenreiter, war ein Halbbruder<br />

zu El Shaklan und ein weiterer Vertreter<br />

des „Golden Cross“ und wurde beschrieben<br />

als „ein ungemein schöner Hengst mit sehr<br />

guter Halsung, sehr trockenem Fundament<br />

und guter Körperharmonie“. Züchterisch<br />

konnte er mit seinem Halbbruder aber nicht<br />

mithalten. Er deckte zwei Jahre in Deutschland<br />

und hinterließ ein gutes Dutzend<br />

VA-Fohlen, darunter einen gekörten Hengst.<br />

1982 wurde er in die Schweiz verkauft und<br />

hatte auch dort einige durchaus gute Nachzucht,<br />

doch Weltbewegendes war nicht dabei.<br />

Ob Saabor, Sohn eines polnischen Vaters<br />

und einer rein Marbacher Mutter, ein Erfolg<br />

war, hängt von der Betrachtungsweise<br />

ab. „Große Linie, viel Hals und Hengstausdruck<br />

mit dem gewünschten Rahmen<br />

und außergewöhnlichen schwungvollen<br />

Gängen“ bescheinigte ihm die Kommissi-<br />

Zucht


Zucht<br />

on. Er war tatsächlich erfolgreich im Western-<br />

und im Distanzsport, doch züchterisch<br />

trat er kaum in Erscheinung. Nur ein<br />

einziges VA-Fohlen ist im Stutbuch verzeichnet;<br />

lediglich seine Partbred-Tochter<br />

Larissa machte als Westernpferd von sich<br />

reden. Allerdings wurde Saabor nicht alt.<br />

Er starb bereits 15-jährig infolge eines Leberschadens.<br />

Auch von den übrigen 13 (!) Prämienhengsten<br />

des Jahrgangs hat man nicht<br />

mehr viel gehört. Den Marbacher Naskhi,<br />

den Polen Borexpo (immerhin ein <strong>Vol</strong>lbruder<br />

zu Probat!) und den Kaisoon-Sohn<br />

Gharoon findet man noch in einigen Abstammungen.<br />

Pereth (Salah / Perina) *1977,<br />

1980: Z.: Gestüt Ostenfelde<br />

„Ein Hengst mit großer Ausstrahlung,<br />

viel Hengstausdruck, gutem Fundament,<br />

harmonischen Proportionen und sehr<br />

schwungvollem, korrektem Gang“, so beschrieb<br />

Dr. Saenger den Siegerhengst von<br />

1980. Pereth war ein wahrhaft strahlender<br />

Sieger, ein Vertreter Marbacher und Achentaler<br />

Linien mit dem Russen Kilimandscharo<br />

als Muttervater.<br />

Nicht nur als Individuum, auch als Vererber<br />

konnte er überzeugen: Seine Fohlen<br />

in seinem Heimatgestüt waren allesamt<br />

bildschön im Typ und deutlich vom Vater<br />

geprägt. Doch die Umstände waren gegen<br />

ihn. Ostenfelde stellte bald darauf die<br />

Zucht auf rein polnische Linien um. Pereth<br />

wurde, sicherlich für gutes Geld, in die USA<br />

verkauft, wo er anschließend sang- und<br />

klanglos in der Versenkung verschwand.<br />

Von den übrigen acht Prämienhengsten<br />

des Jahrgangs findet man bestenfalls noch<br />

Wisznu Ibn Sawih und Hamasa Kadir in<br />

einigen Pedigrees. Wisznu Ibn Sawih war<br />

erfolgreich auf den Schauen und eine Zeitlang<br />

sehr gefragt, doch von seiner damals<br />

zahlreichen Nachzucht ist kaum etwas geblieben.<br />

„Ein Hengst mit großer Ausstrahlung, viel Hengstausdruck, gutem Fundament, harmonischen Proportionen<br />

und sehr schwungvollem, korrektem Gang“, so beschrieb Dr. Saenger den Siegerhengst<br />

Pereth (Salah / Perina) *1977. Er konnte nicht nur als Individuum, sondern auch als Vererber überzeugen.<br />

„Große Linie, viel Hals und Hengstausdruck mit dem gewünschten Rahmen und außergewöhnlich<br />

schwungvollen Gängen“ bescheinigte die Kommission dem Hengst Saabor (Diem / Shiwa) *1976,<br />

der züchterisch kaum in Erscheinung trat.<br />

Amun El Kantar (Anchor Hill<br />

1981: Halim / El Kantara) *1978, Z.:<br />

J.-R. Steiner<br />

Amun El Kantar war eine ausgesprochen<br />

gelungene Verbindung von US-ägyptischen<br />

und wiederum alten deutschen Linien. Eine<br />

„außergewöhnliche Typausstrahlung“ bescheinigte<br />

man ihm, dazu „ausgewogene<br />

Proportionen und korrekten Bewegungsablauf“.<br />

Doch schon damals zogen die meisten<br />

Züchter rein ägyptische Hengste vor. El<br />

Kantar kam außerhalb seines Heimatgestüts<br />

kaum zum Einsatz und sein Name ist heute<br />

kaum noch bekannt.<br />

Bei den Siegern der 2-jährigen und der 4-jährigen<br />

und älteren Hengste sieht das ganz<br />

anders aus. Der 2-jährige Sieger Messaoud<br />

(Madkour / Maymoonah), reiner Ägypter aus<br />

der Zucht von Günter Seidlitz, avancierte im<br />

Lauf der Jahre zu einem der meistgenutzten<br />

VA-Hengste Deutschlands. Mehrere Söhne<br />

wurden exportiert, darunter der weltweit<br />

bekannte Imperial Madheen, und sein Einfluss<br />

reicht heute bis nach Ägypten, die die<br />

USA und nach Australien.<br />

Der Sieger der älteren Klasse war kein Geringerer<br />

als Ibn Estopa, der jüngere <strong>Vol</strong>lbruder<br />

zu El Shaklan. Er war bereits zu diesem<br />

Zeitpunkt ein internationaler Vererber. Zahlreiche<br />

erfolgreiche Söhne und Töchter im<br />

In- und Ausland gehen auf sein Konto, auch<br />

wenn er es nicht ganz so weit brachte wie<br />

sein Bruder. Aber das schafften nur die wenigsten.<br />

1982:<br />

Askan (El Aswad / Marsala)<br />

*1979, Z.: Klaas Lindena<br />

Askan war der Beweis, dass auch ein kleiner<br />

Züchter einen Siegerhengst stellen kann.<br />

18<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Amun El Kantar (Anchor Hill Halim / El Kantara) *1978 Ibn Estopa (Shaker El Masri / Estopa) *1977<br />

Zucht<br />

Messaoud (Madkour / Maymoonah) *1979 Askan (El Aswad / Marsala) *1979<br />

Ibn Mohafez (Mohafez / Brawura) *1980 Saddam (Gharib / Senitza) *1979<br />

Mashour (Madkour I / Shiwa) *1980 (El Thay) Masoud (Ibrahim / Mona III) *1981<br />

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19


Zucht<br />

“Er ist bei großer Linie, gutem Hals, sehr<br />

guter Schulter und langer Kruppe mit einem<br />

sehr soliden und korrekten Fundament<br />

ausgestattet und fiel auch besonders auf<br />

durch seine hervorragenden Bewegungen“,<br />

schrieb Dr. Saenger über den vorwiegend<br />

ägyptisch gezogenen Schimmel aus Achentaler<br />

Stamm. Das war es aber auch schon.<br />

Ganze drei VA-Fohlen gehen auf sein Konto,<br />

von denen die beiden Söhne auf die Rennbahn<br />

gingen, aber nie deckten. Heute kennt<br />

niemand mehr seinen Namen.<br />

Der Sieger der 2-Jährigen, Ibn Mohafez (Mohafez<br />

/ Brawura) aus dem Gestüt Eichenhof,<br />

machte es da schon besser. Er holte etliche<br />

Schausiege und war über viele Jahre ein<br />

gefragter und erfolgreicher Vererber, bevor<br />

auch sein Einfluss der Mode zum Opfer fiel.<br />

Erwähnenswert sind auch einige andere<br />

Prämienhengste dieses Jahrgangs. Der<br />

in Marbach gezogene Saddam (Gharib /<br />

Senitza) zeugte allein sechs HLP-Sieger, einige<br />

sogar gegen Warmblutkonkurrenz, während<br />

der rein ägyptisch gezogene Muqatamm<br />

(Mahomed / Ghazalah) als erster Asil<br />

Cup-Champion von sich reden machte. In<br />

der Zucht waren jedoch auch ihre Karrieren<br />

eher kurzlebig.<br />

1983:<br />

Mashour (Madkour I / Shiwa)<br />

*1980, Z.: Gestüt Ismer<br />

1983 gab es wieder einen alles überstrahlenden<br />

Sieger: Der schneeweiße, „rein Marbach“<br />

gezogene Mashour war ein Halbbruder zu<br />

Saabor, dem Sieger von 1979, aber ungleich<br />

erfolgreicher. „Bei diesem Hengst verbindet<br />

sich höchster Adel mit einem idealen und<br />

korrekten Exterieur und einem sehr soliden,<br />

Prämienhengst der Körung 1984: Der rein polnisch gezogene Santhos (Pierrot / Saika) *1981 war<br />

über viele Jahre der erfolgreichste Rennvererber in Deutschland und stellte mehrere Derby-Sieger,<br />

von denen einer (als erstes ausländisches Pferd überhaupt) sogar das polnische Araberderby gewann.<br />

„Jeder Zoll ein Hengst in Auftreten und Manieren mit vorbildlichem Bewegungsablauf“, hieß es im<br />

Bericht zur Körung 1984. Shahwan (Said / Sayana) *1981 war ein strahlender Sieger und ein Vertreter<br />

klassischer deutscher Linien.<br />

aber trockenen und klaren Fundament“,<br />

schwärmte Dr. Saenger und beschreibt damit<br />

nicht weniger als den VA-Hengst zum<br />

Maßnehmen. Was will man mehr? Schon bei<br />

seinem ersten Auftritt als Fohlen in Aachen<br />

zog Mashour alle Blicke auf sich und war<br />

fortan unschlagbar, wo immer er auftrat.<br />

Als Zuchthengst war er zu seiner Zeit beliebt<br />

und erfolgreich und ist heute noch in<br />

Abstammungen zu finden, obwohl ihm kein<br />

hohes Alter vergönnt war. Anfang der 90er-<br />

Jahre wurde er nach Frankreich verkauft, wo<br />

er zwei Jahre später starb. Seine letzten Fohlen<br />

kamen 1996 zur Welt.<br />

Reservesieger des Jahrgangs war der 2-jährige<br />

rein ägyptisch gezogene (El Thay)<br />

Masoud (Ibrahim / Mona III). Auch er wurde<br />

ein erfolgreicher Vererber, vor allem in der<br />

Ägypterzucht, und stellte einige Jahre später<br />

selbst einen Körungssieger.<br />

1984:<br />

Shahwan (Said / Sayana)<br />

*1981, Z.: E. & Th. Dickhut<br />

Auch Shahwan war ein strahlender Sieger<br />

und ein Vertreter klassischer deutscher Linien,<br />

dabei aus kleiner Zucht und von eher<br />

unbekannten Eltern. Mit seinem Charisma<br />

und seiner schwarzbraunen Jacke war er ein<br />

echter Hingucker: „Jeder Zoll ein Hengst in<br />

Auftreten und Manieren mit vorbildlichem<br />

Bewegungsablauf“, hieß es im Bericht. Die<br />

wenigen Nachkommen, die er in Deutschland<br />

hinterließ, zeugten von seiner Vererbungskraft.<br />

Doch er wurde, ebenso wie<br />

Pereth, nach wenigen Jahren in die USA<br />

verkauft. Dort deckte er vor allem die Trakehner-<br />

Stuten seines Besitzers und machte<br />

sonst nicht weiter von sich reden.<br />

Andere Prämienhengste des Jahrgangs<br />

waren nachhaltiger erfolgreich. Der rein<br />

polnisch gezogene Santhos (Pierrot / Saika)<br />

war über viele Jahre der erfolgreichste<br />

Rennvererber in Deutschland und stellte<br />

mehrere Derby-Sieger, von denen einer<br />

(als erstes ausländisches Pferd überhaupt)<br />

sogar das polnische Araberderby gewann.<br />

Der aus Ägypten importierte Idrees (Adeeb<br />

20<br />

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Sherif Pasha (AnsataAbbasPasha / Sabah) *1982 Idrees (Adeeb / Bint El Nil) *1981<br />

Zucht<br />

Nahbay (Jamil / Nika) *1982<br />

Dschunaid (Saher / Dschadaah) *1983<br />

Hesekiel (Maroof / Hadzimah) *1984<br />

Maysoun (a.d. Maysouna) und El Thay Ibn Halim Shah (a. d. Mahameh),<br />

beide von Ansata Halim Shah, Jahrgang 1985<br />

Salaa El Dine (Ansata Halim Shah / Hanan) *1985 El Thay Mansour (Ansata Halim Shah / El Thay Maheera) *1986<br />

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21


Zucht<br />

/ Bint El Nil) zeugte zwar nur wenige Fohlen<br />

vor seinem frühen Unfalltod, doch das<br />

genügte, um ihn zu einer festen Größe in<br />

der Ägypterzucht zu machen. Man kann<br />

nur darüber spekulieren, welchen Einfluss<br />

er bei einem längeren Leben gehabt hätte!<br />

Der ebenfalls rein ägyptische Sieger<br />

der 2-Jährigen, Sherif Pasha (AnsataAbbas-<br />

Pasha / Sabah), brachte es immerhin bis<br />

zum Weltchampion, konnte als Vererber<br />

aber nicht überzeugen.<br />

1985:<br />

Nahbay (Jamil / Nika)<br />

*1982, Z.: Prof. Fritz König<br />

Nur sechs Prämienhengste gab es 1982,<br />

aber wieder einen überragenden Sieger.<br />

Nahbay erhielt Höchstnoten für Rasseund<br />

Geschlechtstyp und den besten und<br />

vorbildlichsten Bewegungsablauf, wobei<br />

vor allem der Schritt gelobt wurde. Der<br />

ägyptisch-russisch gezogene Hengst war<br />

ein Sohn des Reservesiegers von 1978 und<br />

zählte, ebenso wie El Shaklan und Mashour,<br />

zu den erfolgreichsten Schau-Champions<br />

aus deutschen Landen. 1993 wurde er<br />

wohlverdient zum „Araber des Jahres“ gewählt.<br />

Angesichts von Erfolgen bis hin zum<br />

Weltchampionat ist es erstaunlich, dass im<br />

VZAP-Stutbuch nur knapp unter 50 Fohlen<br />

von ihm eingetragen sind. Gemessen an<br />

dieser eher bescheidenen Zahl kann sich<br />

die Anzahl der gut eingetragenen Söhne<br />

und erfolgreichen Töchter allerdings sehen<br />

lassen und spricht für seine Vererbungskraft.<br />

Erwähnenswert an diesem Jahrgang ist ein<br />

weiterer Hengst, der eine steile Karriere bis<br />

zum Weltchampionat hinlegte und im Ausland<br />

als Vererber sehr erfolgreich war: der<br />

rein polnisch gezogene Rumak (Partner /<br />

Rucasja) aus dem schwedischen Blommeröd.<br />

Er wurde gekört, kam aber nicht in die<br />

Prämierung.<br />

1986:<br />

Dschunaid (Saher / Dschadaah)<br />

*1983, Z.: HuL Marbach<br />

Prämienhengst des Jahrgangs 1988 war der rein polnische Penthagonn (Pasat / Panela) *1985 aus<br />

dem Gestüt Ismer. Er brachte sowohl gute Stuten als auch Hengste, von denen Pamir I die Linie des<br />

Bairactar nach Marbach zurückbrachte, für das er die beiden Hauptbeschäler Dschehim und Said<br />

lieferte.<br />

„Ein Hengst von überragender Typausstrahlung und Schönheit mit federnden, schwungvollen<br />

Gängen und überzeugendem Auftreten“, schwärmte Dr. Saenger über den Körungssieger von<br />

1988, Mangan (Plakat / Mangani) *1985.<br />

Der einzige Körungssieger aus Marbacher<br />

Zucht, ein Sohn des unvergleichlichen Saher<br />

und der späteren Weltchampionesse<br />

Dschadaah, konnte auf der ganzen Linie<br />

überzeugen. Die Kommission bescheinigte<br />

ihm die Vereinigung von erstklassigem<br />

Typ, vorzüglichem Hengstausdruck und<br />

Korrektheit in Exterieur und Gang. Dennoch<br />

blieb die große Karriere aus. Ganze 20<br />

VA-Fohlen stehen im Stutbuch, von denen<br />

nur eine Tochter noch in Pedigrees zu finden<br />

ist.<br />

Noch schlechter ist das Resümee des Reservesiegers<br />

Hesekiel (Maroof / Hadzimah),<br />

ein Hengst wie aus dem Bilderbuch und<br />

seinerzeit ein hoch erfolgreicher Schau-<br />

Champion, dessen Bewertung der von<br />

Dschunaid ebenbürtig war. Er brachte es<br />

auf gerade einmal sechs Fohlen, von denen<br />

keines in irgendeiner Hinsicht von sich reden<br />

machte.<br />

1987:<br />

Maysoun (Ansata Halim<br />

Shah / Maysouna) *1985,<br />

Z.: G. & K. Maiworm<br />

Der Jahrgang 1987 hatte nicht nur den ersten<br />

zweijährigen Gesamtsieger, sondern<br />

war ein ausgesprochener Knaller-Jahrgang.<br />

Es war das Jahr des Ansata Halim Shah, von<br />

dem gleich drei Söhne prämiert wurden.<br />

Neben dem Sieger Maysoun, dem ein idealer<br />

Rassetyp bescheinigt wurde, waren es<br />

Salaa El Dine (a. d. Hanan) und El Thay Ibn<br />

Halim Shah (a. d. Mahameh), insgesamt<br />

Halim Shahs bedeutendste in Deutschland<br />

gezogene Söhne. Alle drei sorgten für zahlreichen<br />

Nachwuchs und sind heute weltweit<br />

jedem Ägypterzüchter ein Begriff. Der<br />

Sieger Maysoun sammelte auch im Ausland<br />

22<br />

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Dr. Cranz, Mitglied der Körkommission, schrieb damals zu KEN Asam (Masoud / KEN Amal) *1987:<br />

„Der Siegerhengst gefällt besonders durch die Harmonie seiner Körperformen und seinen hervorragenden<br />

Rassetyp.“<br />

Lorbeeren, denn sowohl er als auch sein<br />

Sohn Orashaan wurden nach Großbritannien<br />

verpachtet und hinterließen dort viele<br />

erfolgreiche Fohlen.<br />

Darüber, welcher der drei prämierten Halim-<br />

Shah-Söhne der bedeutendste ist, kann man<br />

sich streiten. Auf jeden Fall lag die Körkommission<br />

diesmal voll im Trend.<br />

1988:<br />

Mangan (Plakat / Mangani)<br />

*1985, Z.: Dr. Chr. Wettke<br />

Auch 1988 wurden wieder zwei Halim-Shah-Söhne<br />

prämiert, doch der Sieger<br />

war ein Hengst aus vorwiegend russischen<br />

Linien. Mangan war ein wahres Prachtexemplar<br />

und ebenso wie beide Eltern ein<br />

Schau-Champion. „(Ein) Hengst von überragender<br />

Typausstrahlung und Schönheit<br />

mit federnden, schwungvollen Gängen und<br />

überzeugendem Auftreten“, schwärmte Dr.<br />

Saenger. Doch leider konnte der Genotyp<br />

nicht mit dem Phänotyp mithalten – der<br />

schöne Mangan „streute“ in der Vererbung<br />

und konnte nicht überzeugen.<br />

Das konnte der Reservesieger, der Halim-<br />

Shah-Sohn El Thay Mansour aus der Zucht<br />

von Cornelia Tauschke, schon besser. Nach<br />

erfolgreichem Einsatz in seinem Heimatgestüt<br />

wurde er nach Argentinien an Graf<br />

Zichy-Thyssen verkauft, wo er ebenfalls zahlreiche<br />

Nachzucht hinterließ.<br />

Ein weiterer Prämienhengst dieses Jahrgangs<br />

war der rein polnische Penthagonn<br />

(Pasat / Panela) aus dem Gestüt Ismer. Er<br />

brachte sowohl gute Stuten als auch Hengste,<br />

von denen Pamir I die Linie des Bairactar<br />

nach Marbach zurückbrachte (und es<br />

ganz nebenbei auch in die Trakehner-Zucht<br />

schaffte). Viele Marbacher <strong>Pferde</strong> führen<br />

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Penthagon heute über seine beiden Enkel<br />

Dschehim und Amurath Muntahi in der Abstammung.<br />

1989:<br />

KEN Asam (Masoud / KEN<br />

Amal) *1987, Z.: C. Tauschke<br />

1989 war das letzte Jahr der staatlichen<br />

Körungen. Wie schon zwei Jahre zuvor,<br />

gab es einen zweijährigen rein ägyptisch<br />

gezogenen Siegerhengst. Dr. Cranz, damaliger<br />

Leiter von Marbach und Mitglied der<br />

Kommission, schrieb zu KEN Asam: „Der<br />

(...) Siegerhengst gefällt besonders durch<br />

die Harmonie seiner Körperformen, seinen<br />

hervorragenden Rassetyp (...) sowie seine<br />

schwungvollen, raumgreifenden, dabei lockeren<br />

Bewegungen im Trab mit viel Schulterfreiheit<br />

und Galopp, sein Schritt war stets<br />

im Viertakt, ohne eilig zu werden.“<br />

Im Gegensatz zu Maysoun ist KEN Asams<br />

züchterischer Einfluss jedoch überschaubar,<br />

obwohl er durchaus überzeugend vererbte.<br />

Mehrere seiner Söhne wurden eingetragen,<br />

traten aber nicht weiter in Erscheinung. Man<br />

findet ihn heute vor allem über seine Tochter<br />

Muneera Al Ariba, eine Stammstute in<br />

der Zucht von Dr. Nagel.<br />

Der Reservesieger war ein Vertreter alter<br />

deutscher Linien, R.T. Royal Naggaf (Mardschan<br />

/ Nazira) aus der Zucht von Rudi und<br />

Doro Tiemann. Er machte schon eher von<br />

sich reden, unter dem Sattel ebenso wie<br />

durch Siege auf den Schauen. Züchterisch<br />

blieb allerdings nicht viel. Er brachte es auf<br />

33 VA-Fohlen, von denen keines groß in Erscheinung<br />

trat. Immerhin war darunter mit<br />

Sabiba eine Marbacher Mutterstute.<br />

Mit dem Wegfall der staatlichen Körung ab<br />

1990 begann die große Freiheit und die Zeit<br />

der Verbandshengstschauen. Auch hier gab<br />

es natürlich Siegerhengste, durch wechselnde<br />

Bedingungen oft auch mehr als einen pro<br />

Jahr. Das führt zu einer großen Anzahl von<br />

Hengsten, die wir aus Platzgründen in der<br />

nächsten Ausgabe betrachten werden.<br />

Betty Finke<br />

Der Reservesieger der letzten staatlichen Körung 1989 war ein Vertreter alter deutscher<br />

Linien. R.T. Royal Naggaf (Mardschan / Nazira) *1986 machte sowohl unter dem Sattel wie<br />

auch durch Siege auf den Schauen von sich reden, züchterisch jedoch hielt sich sein Einfluß<br />

in Grenzen.<br />

23<br />

Zucht


HENGSTL<strong>IN</strong>IE ILDERIM DB<br />

FETYSZ - E<strong>IN</strong> ZAUBER-<br />

PFERD <strong>IN</strong> DREI WELTEN<br />

Zucht<br />

Der <strong>Vol</strong>lblutaraberhengst Fetysz im<br />

Hauptgestüt Trakehnen, wo er eine<br />

Hengstlinie etablieren konnte, die bis<br />

heute Bestand hat.<br />

Vor genau 100 Jahren, im Jahr 1924, kam in Janow Podlaski ein ganz besonderes Hengstfohlen<br />

zur Welt. Damals ahnte es noch niemand, aber dieser kleine Schimmelhengst sollte<br />

nicht nur für eine, sondern für drei Rassen große Bedeutung erlangen.<br />

Sein Name: Fetysz.<br />

Fetyszs Vater Bakszysz war ein Sohn des<br />

Original-Arabers Ilderim, der im Jahr<br />

1900 von Oberst Trippenbach in Konstantinopel<br />

für das polnische Gestüt Slawuta<br />

angekauft wurde. Die Mutter des Bakszysz,<br />

Parada, stammte von Rymnik, der auch Muttervater<br />

des berühmten Skowronek war. Fetyszs<br />

Mutter Siglavy-Bagdady (eigentlich: 28<br />

Siglavy Bagdady) kam in Radautz zur Welt -<br />

als Tochter des Original-Arabers Siglavy Bagdady<br />

aus der Malta, die wiederum aus einer<br />

der ältesten polnischen Familien, der Milordka,<br />

stammte. Fetysz verband also 50 % direktes<br />

Wüstenblut mit den ältesten Linien der<br />

traditionellen polnischen Araberzucht.<br />

BESCHÄLER <strong>IN</strong> JANOW<br />

Drei- und vierjährig lief Fetysz 11 Rennen und<br />

blieb dabei nur einmal unplatziert; siebenmal<br />

war er siegreich. Anschließend wurde er in Janow<br />

Podlaski als Beschäler aufgestellt. Unter<br />

seinen ca. 20 Nachkommen in Polen waren<br />

zwei Hengste, die in der polnischen Zucht<br />

zum Einsatz kamen: Miecznik, geb. 1931 a.d.<br />

Koalicja, und Orjent, geb. 1933 a.d. Hebda.<br />

Zwei weitere Söhne, die <strong>Vol</strong>lbrüder Sulejman<br />

und Adonah aus der Crabbet-Stute Fasila,<br />

wirkten später in der Zucht der USA bzw. der<br />

DDR. Adonahs Hengstlinie hielt sich in der<br />

deutschen VA-Zucht noch bis in die 1970er;<br />

24<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


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ihr bekanntester Vertreter war der Hengst<br />

Achmed, der von Jutta Hell auf zahlreichen<br />

Veranstaltung als Dressurpferd vorgestellt<br />

wurde. Heute existiert sie nur noch bei den<br />

Anglo-Arabern.<br />

Von Orjent, der nur wenige Fohlen zeugte,<br />

ist kaum etwas geblieben. In Deutschland ist<br />

die Orjent-Tochter Goplana über ihre Tochter<br />

Polska noch in einigen Abstammungen zu<br />

finden.<br />

Der bedeutendste Fetysz-Sohn in der <strong>Vol</strong>lblutaraberzucht<br />

war zweifellos Miecznik. Seine<br />

Mutter Koalicja, deren Kopf das Logo des<br />

VZAP ziert, stammte aus alten Babolnaer und<br />

Weiler Linien und, ebenso wie Fetysz selbst,<br />

aus dem Stamm der Milordka. Auch Miecznik<br />

war zwei Jahre auf der Rennbahn, wenn<br />

auch nicht ganz so erfolgreich wie sein Vater:<br />

Von 19 Starts gewann der drei, war sechsmal<br />

Zweiter und dreimal Dritter. Die Linie verbreitete<br />

sich vor allem über Mieczniks 1951 geborenen<br />

Sohn Aquinor (a.d. Amneris v. Amurath<br />

Sahib), Aquinors Sohn Eleuzis (a.d. Ellenai)<br />

und dessen Sohn Partner (a.d. Parma). Aqunior-Söhne<br />

und -Töchter sowie Partner-Söhne<br />

wurden in alle Welt exportiert, die weitaus<br />

meisten in die USA, aber auch einige nach<br />

Skandinavien und Deutschland. In Deutschland<br />

kamen u.a. der Aquinor-Sohn Mors und<br />

der Partner-Sohn Cenzor zum Einsatz. Heute<br />

ist dieser Stamm zwar schmal geworden,<br />

doch es dürfte schwer sein, einen polnischen<br />

<strong>Vol</strong>lblutaraber zu finden, der nicht irgendwo<br />

Aquinor im Pedigree hat.<br />

Lange galt Miecznik auch als Vater des Hengstes<br />

Doktryner, der nicht nur die polnische<br />

Zucht durch seine Töchter nachhaltig prägte,<br />

sondern auch Nachkommen in zahlreichen<br />

anderen Rassen hat. Doch genetische Untersuchungen<br />

der väterlichen DNA in jüngster<br />

Vergangenheit wiesen nach, dass Doktryner<br />

nicht der Sohn von Miecznik war, sondern<br />

von Amurath Sahib (siehe AP 1/22).<br />

So bedeutend Miecznik auch war, Fetyszs<br />

Meisterstück in Janow war eine Stute: Makata,<br />

geboren 1931 a.d. Gazella II. Sie hatte<br />

zwar nur zwei Fohlen, bevor sie 1939 von den<br />

Russen verschleppt wurde, doch eines davon<br />

war Witraz (v. Ofir), der zu den einflussreichsten<br />

Vererbern Polens zählte und maßgeblich<br />

dazu beitrug, die polnische Zucht nach<br />

dem Krieg wieder aufzubauen. Auch in der<br />

deutschen Zucht wirkten drei Witraz-Söhne:<br />

Bibars, Karmin, Rustan. Und es war der Witraz-Sohn<br />

Bask, der in den USA zum Supervererber<br />

aufstieg und mit seinen heiß begehrten<br />

Nachkommen die dortige Araber-„Industrie“<br />

erst ins Laufen brachte.<br />

Erwähnenswert ist auch Makatas ein Jahr<br />

jüngere <strong>Vol</strong>lschwester Najada. Deren Tochter<br />

Naganka wurde in die USA verkauft und<br />

brachte dort den Hengst Bay-El-Bey, der<br />

durch seinen Sohn Bey Shah die VA-Zucht<br />

weltweit beeinflusste. Ein weiterer Bay-El-<br />

Bey-Sohn, Huckleberry Bey, begründete<br />

eine hoch erfolgreiche Linie von Sportpferden<br />

in den USA, während Bey Shahs<br />

Nachkommen vor allem im Schauring zu<br />

finden sind. Eine weitere Tochter der Najada,<br />

Nawarra, ging nach Großbritannien und<br />

begründete dort eine große Familie. Zu ihr<br />

zählte auch der Hengst Sky Crusader als bester<br />

britischer Rennvererber vor der Ankunft<br />

der „Super-Renner“ aus Frankreich und später<br />

den arabischen Ländern.<br />

Eine Beschreibung von Fetysz lieferte der<br />

ehemalige polnische Oberlandstallmeister<br />

Witold Pruski: „Fetysz geb. 1924 (Bakszysz<br />

a.d. Siglavi Bagdady) war ebenfalls bereits<br />

in Janow geboren. Er war sehr hübsch und<br />

typisch, aber fehlerhaft. Seine Hauptmängel<br />

waren ein schlechter Rücken und wenig<br />

Tiefe. Er hatte trockene, glasklare Beine. Er<br />

stand von 1930 bis 1935 als Hauptbeschäler<br />

in Janow und hinterließ eine Reihe <strong>Pferde</strong>,<br />

unter denen die bedeutendsten waren: Makata<br />

ox, die Mutter von Witraz ox und Teheran<br />

ox, Miecznik ox und der hervorragende<br />

Halbblutaraber Marosz, der ebenfalls Hauptbeschäler<br />

in Janow war.“ (Aus Witold Pruski:<br />

„Die Geschichte des Gestüts Janow Podlaski<br />

1817-1939“, zitiert nach der deutschen Übersetzung<br />

in Hans Fellgiebel: "Das polnische<br />

Araber-Hauptgestüt Janow Podlaski 1919-<br />

1946").<br />

MAROSZ UND DIE TERSKER<br />

Dieser von Pruski so hoch gelobte Marosz<br />

spielte später dann eine große Rolle beim<br />

Aufbau der Tersker Rasse. Ihren Ursprung<br />

hatte sie jedoch bereits in den 1920er-Jahren<br />

zunächst im Gestüt Tersk. Daher auch<br />

der Name, obwohl die gesamte Zucht 1950<br />

nach Stawropol verlegt wurde. Die Rasse basiert<br />

auf der Kreuzung von <strong>Vol</strong>lblutarabern<br />

mit einheimischen russischen Rassen, ungarischen<br />

Shagya-Arabern und teilweise auch<br />

mit englischen <strong>Vol</strong>lblütern und Trakehnern.<br />

Ebenfalls mit eingeflossen sind die ehemaligen<br />

„Streletser Araber“, eine Shagya-ähnliche<br />

Rasse, die es heute nicht mehr gibt. Die<br />

Tersker Rasse wird erst seit 1948 unter diesem<br />

Namen als eigene Rasse geführt. In ihren Pedigrees<br />

findet man neben bekannten russischen<br />

<strong>Vol</strong>lblutarabern wie Pomeranets auch<br />

englische <strong>Pferde</strong>, die aus Crabbet Park importiert<br />

wurden.<br />

Ein Name, den man immer wieder in Tersker<br />

Pedigrees findet, ist Marosz (Fetysz / Drawa).<br />

Dieser Marosz, geb. 1931 in Janow Podlaski,<br />

wurde seinerzeit als „<strong>Arabische</strong>s Halbblut“ geführt;<br />

heute würde man ihn als Shagya-Araber<br />

bezeichnen. Auf jeden Fall kann man ihn<br />

getrost zu den Stammvätern der Tersker Rasse<br />

zählen, denn er taucht fast immer in den<br />

Abstammungen auf.<br />

Das gilt auch für alle nach Deutschland importierten<br />

Tersker, die – je nach Blutführung –<br />

teils als Shagya-Araber, teils als Anglo-Araber<br />

und teils als Partbred eingetragen wurden.<br />

Die legendäre Distanz-Stute Czyppa zum Beispiel,<br />

die in 15 Jahren unter Ina Baader über<br />

15.000 km in der Wertung lief, erst 25-jährig<br />

aus dem Sport verabschiedet wurde und 33<br />

Jahre alt wurde, ging mütterlichseits auf Marosz<br />

zurück. Die Tersker Stute Ziweta (Zagal<br />

/ Tsetsiya) ist als Shagya-Araber eingetragen<br />

und führt Marosz gleich zweimal in der Ab-<br />

25<br />

<strong>Vol</strong>lblutaraber<br />

Fetysz (Bakszysz / 282 Siglavy Bagdady) *1924<br />

Miecznik (Fetysz / Koalicja [Koheilan IV-4]) *1931<br />

Aquinor (Miecznik / Amneris) *1951<br />

Eleuzis (Aquinor / Ellenai) *1962<br />

Mors (Aquinor / Morena) *1966<br />

Fotos: Archiv Betty Finke<br />

Zucht


Zucht<br />

Tersker Rasse<br />

Marosz (Fetysz / Drawa) *1931<br />

Simvol (Marokko (v. Marosz) / Tsaranka) *1948<br />

Samocvet [Samotsvet] (Simvol / Tsima) *1959<br />

Semestr (Simvol / Sonata) *1972<br />

Severnyi (Slasten (v. Semestr) / Tsida) *1991<br />

stammung. Ihre Tochter Zahira ist die Mutter<br />

des gekörten und leider zu früh eingegangenen<br />

ShA-Hengstes Zar (v. Kosmonaut ox)<br />

und der Distanz-Stute Zarah, u.a. Siegerin der<br />

Deutschen Junioren-Distanzmeisterschaften<br />

2017. Der importierte Tersker Hengst Zingar<br />

(Zyklon / Tundra) führt Marosz auf beiden<br />

Seiten seiner Abstammung und stellte zwei<br />

gekörte Söhne beim ZSAA; ebenfalls dort gekört<br />

ist der importierte Tersker Hengst Barkas<br />

(Zeitnot / Zeremonia), auch er über die Mutter<br />

von Marosz abstammend.<br />

Marosz lieferte über seinen Sohn Marokko<br />

und dessen Sohn Simvol aber auch eine<br />

Hengstlinie in der Tersker Zucht, die es heute<br />

noch gibt. Simvols bedeutendster Sohn Samocvet,<br />

geb. 1959, ist sogar über TG-Samen<br />

noch in der Zucht (siehe Kasten).<br />

Und last not least war am Aufbau der Tersker<br />

Zucht noch ein weiterer Fetysz-Sohn beteiligt,<br />

nämlich der 1938 geborene Trakehner<br />

Profit. Auf welchen Wegen er und auch Marosz<br />

nach Tersk gelangten, wissen wir nicht<br />

genau, aber wahrscheinlich handelte es sich,<br />

wie so oft in jener Zeit, um Kriegsbeute ...<br />

Die Distanz-Stute Czyppa lief über 15.000<br />

km in der Wertung und ging mütterlichseits<br />

auf Marosz zurück. Foto: Betty Finke<br />

TRAKEHNENS ZAUBERPFERD<br />

Zurück zu Fetysz: Er wurde 1936 zusammen<br />

mit den beiden VA-Hengsten Adamas und<br />

Ibn Nedjari aus Polen an das Hauptgestüt Trakehnen<br />

verkauft. Die dortige Gestütsleitung<br />

holte damals verstärkt arabisches Blut hinzu<br />

und kaufte in Polen Hengste ebenso wie Stuten.<br />

Kurz zuvor waren bereits vier arabische<br />

Stuten aus Marbach in Trakehnen eingetroffen,<br />

die noch im königlichen Privatgestüt<br />

Weil gezogen waren, unter ihnen drei Jasir-Töchter.<br />

Die arabischen Stuten befanden<br />

sich auf dem Vorwerk Belowsruh (ehemals<br />

Taukenischken) in der sogenannten „Araberherde“,<br />

die als Genreservoir zur Veredelung<br />

gehalten wurde.<br />

Der damalige Landstallmeister von Trakehnen,<br />

Dr. Ehlert, beschrieb Fetysz wie folgt:<br />

„Ein Zauberpferd! Bildschöner Kopf, viel Hals,<br />

Widerrist und Schulter. Edle Linie, Vorderfuß<br />

sehr ausdrucksvoll und tadelloser Stand.<br />

Sprunggelenke nicht besonders groß, aber<br />

scharf modelliert und gut eingeschient. Zu<br />

wünschen wäre lediglich vielleicht noch<br />

etwas mehr Tiefe. Gang regelmäßig mit befriedigendem<br />

Schwung.” Interessanterweise<br />

wird der von Pruski bemängelte “schlechte<br />

Rücken” hier mit keinem Wort erwähnt.<br />

Obwohl Fetysz nur von 19<strong>37</strong> bis 1944 in Trakehnen<br />

wirkte, zeugte er in dieser Zeit doppelt<br />

so viele Nachkommen wie in Polen, darunter<br />

11 Beschäler und neun Mutterstuten.<br />

Auch die Weiler Jasir-Tochter Dongola hatte<br />

zwei VA-Fohlen von ihm. Die Tochter Donata<br />

wurde nach dem Krieg von den Russen nach<br />

Tersk gebracht und hatte dort neun Fohlen,<br />

doch leider ist ihr Blut heute erloschen.<br />

Fast alle <strong>Vol</strong>lblutaraber in Trakehnen und auch<br />

die meisten Fetysz-Nachkommen fielen dem<br />

Zweiten Weltkrieg zum Opfer; sie kamen entweder<br />

um oder wurden von den Russen verschleppt.<br />

Über den Verbleib der Weiler Stuten<br />

ist nichts bekannt. Man nimmt an, dass Dongola<br />

und Czeska nach Kirow gebracht wurden,<br />

doch in russischen Trakehner- Pedigrees<br />

tauchen sie nirgends auf. Nur Dongolas Tochter<br />

Donna, von dem anglo-arabischen Halbblüter<br />

Cancara, gelangte nach Westdeutschland<br />

und begründete hier eine noch heute<br />

blühende Familie, die inzwischen auch in der<br />

Hannoveraner Zucht zu finden ist.<br />

Die Flucht der Trakehner <strong>Pferde</strong> in den Westen<br />

ging als härtester Leistungstest aller<br />

Zeiten - den viele nicht überlebten - in die<br />

„Rückzüchtung“ mit Tiefgefriersperma<br />

Spätestens seit der Geburt des Aswan-Sohnes Apollon im Jahr 2014 sind die Russen<br />

bekannt dafür, dass sie es verstehen, auch aus über 50 Jahre altem Gefriersperma noch<br />

ein Fohlen zu zaubern. Aswans Sperma ist nicht das einzige, das in den Tiefkühlbehälter<br />

des „Russischen Instituts für <strong>Pferde</strong>zucht (VNIIK)“ schlummert, auch von dem Tersker-<br />

Rasse-Hengst Samotsvet *1959 wurde Gefriersamen hergestellt, mit dem 1999, 2009<br />

und 2020 insgesamt vier Fohlen gezogen wurden. Seine Tochter Sobinka *2020 gewann<br />

anläßlich des II. Tersker-Rasse Championats ihre Klasse – sie ist also durchaus konkurrenzfähig<br />

und nicht vom Zuchtfortschritt überholt! Reserve-Champion der Hengste<br />

wurde Simbad, von dem ebenfalls Gefriersperma gefertigt und bei VNIIK für künftige<br />

Generationen eingelagert wurde – ob dieses auch über 50 Jahre halten wird?<br />

26<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Hengstlinie Ilderim db (1860) - via Fetysz (1924) - <strong>Vol</strong>lblutaraber und Tersker<br />

Ilderim Or.Ar. 1896 imp. 1900 Slawuta<br />

Bakszysz gr. *1901 (Parada) Slawuta<br />

Fetysz gr. *1924 (Siglavy Bagdady) Janow/PL, Trakehnen 1936<br />

Miecznik gr. *1931 (Koalicja) Janow/PL<br />

Marabut ch. *1942 (Maja) Zarczewskiego/PL<br />

Aquinor gr. *1951 (Amneris) Michalow/PL<br />

Eleuzis gr. *1962 (Ellenai) Janow/PL, exp. USA<br />

Engano gr. *1970 (Engracja) Janow/PL, exp. SW<br />

Algierczyk b. *1977 (Algeria) Janow/PL, exp. USA<br />

Etnograf gr. *1977 (Etna) Janow/PL<br />

Rousseau gr. *1979 (Rucasja) Blommerod/SW, exp. DU<br />

Hal Gazal b. *1970 (Bufa) Janow/PL, exp. USA (i.u.)<br />

Hal Gibby b. *1974 (G-Amaka) Halberg/USA, exp. BR<br />

Hal Thats Amore b. *1978 (Hal Eve) Halberg/USA<br />

Partner gr. *1970 (Parma) Janow/PL, exp. SW<br />

Gokart gr. *1975 (Gomora) Janow/PL, exp. SW, USA, BR<br />

Cenzor gr. *1979 (Ceramika) Janow/PL, exp. DE<br />

Farad gr. *1979 (Fantina) Janow/PL, exp. BR<br />

Penitent gr. *1979 (Penza) Janow/PL, exp. USA<br />

Egis gr. *1985 (Estrada) Michalow/PL, exp. GB, RU<br />

Eldon *1985 (Erotyka) Michalow/PL, exp. GB<br />

Edeon gr. *1992 (Emigrantka) Michalow/PL, exp. GB<br />

Eunos gr. *1992 (Eunona) Michalow/PL, exp. DE<br />

Espadero gr. *1997 (Esparceta) Janow/PL<br />

Piaff gr. *1997 (Pipi) Janow/PL<br />

Donkiszot gr. *1987 (Donna) Michalow/PL, exp. SW<br />

Watazka gr. *1987 (Weneda) Michalow/PL, exp. DE<br />

Secret Partner gr. *1982 (Arka) USA (i.i.u.)<br />

Secret Heart gr. *1998 (Just A Legend) USA<br />

Cerograt b. *1983 (Ceremonia) SW<br />

Galas gr. *1983 (Galaxja) SW, exp. DE, GB<br />

Rumak gr. *1983 (Rucasja) Blommerod/SW, exp. DE, GB<br />

Lyndham Tarac gr. *1989 (Tabashir) GB<br />

Chi Lin Tienshan gr. *1995 (Lazuli of Chilin) GB<br />

Distinkt gr. *1992 (Distancia) GB<br />

Wrzos gr. *1987 (Warzecha) Michalow/PL, exp. GB<br />

Pesal gr. *1991 (Perforacja) Bialka/PL, exp. NL<br />

Elf gr. *1963 (Ellenai) PL<br />

Czeremosz gr. *1970 (Czatanoga) Michalow/PL, exp. USA<br />

Eufrat gr. *1970 (Estebna) Michalow/PL<br />

Eskimos b. *1972 (Eskapada) Michalow/PL, exp. USA<br />

Exelsjor gr. *1963 (Eleonora) Janow/PL, exp. SW, USA<br />

Alrex b. *1968 (Alfa) Blommeröd/SW, exp. FR<br />

Diarex ch. *1968 (Diaspora) SW, exp. FR<br />

Mirex gr. *1968 (Mimikra) Sörensen/SW<br />

Milex gr. *1968 (Mimosa) Bengtsson/SW, exp. AUS<br />

Mexi gr. *1969 (Mimikra) Blommerod/SW, exp. DK, AUS<br />

Litigator b. *1975 (Bay Lady) Watson/USA, exp. BR<br />

Tryptyk gr. *1965 (Tryncza) Janow/PL, exp. USA<br />

Parys gr. *1974 (Parma) Janow/PL, exp. FR, SW<br />

Elkin gr. *1966 (Ellenai) PL, exp. USA<br />

Mors gr. *1966 (Morena) Janow/PL, exp. DDR<br />

Araff gr. *1975 (Arabeske) Zoo Rostock/DDR<br />

Galdos Ben Mors gr. *1977 (Granada) Zoo Rostock/DDR<br />

Ghadif ch. *1987 (Gäa)<br />

Rzewuski gr. *1977 (Rezina)<br />

Gaibon Ben Mors gr. *1979 (Granada) DDR<br />

Gyramir b. *1988 (Gydala) DDR<br />

Ilderim Or.Ar. 1896 imp. 1900 Slawuta<br />

Bakszysz gr. *1901 (Parada) Slawuta<br />

Fetysz gr. *1924 (Siglavy Bagdady) Janow/PL, Trakehnen 1936<br />

Marosz gr. *1931 (Drawa) Janow Podlaski (ShA)<br />

Marokko gr. *1941 (Kushka) Tersk<br />

Simvol (Symbol) gr. *1948 (Tsaranka II) Tersk<br />

Samocvet [Samotsvet] gr. *1959 (Tsima [Tsyma]) Stavropol<br />

Serebristyi [Serewristij] gr. *1972 (Svetlitsa) Stravropol<br />

Semestr gr. *1972 (Sonata) Stavropol<br />

Slasten gr. 1982 (Stoyka) Stavropol<br />

Serp ch. 1989 (Prosba) Stravropol<br />

Surgut gr. 2006 (Tochka) Stavropol<br />

Simbad gr 2006 (Bissektrisa) Stavropol<br />

Severnyi gr. 1991 (Tsida) Stavropol<br />

Sekundomer gr. 2002 (Kamchatka) Stavropol<br />

Sekret [Syekryet] gr. 2011 (Kamchatka)<br />

Salvador gr. *2013 (Oborka) Stavropol<br />

Statist gr. 1994 (Trakciia) Stavropol<br />

Siluet gr. 2001 (Taranta) Stavropol<br />

Stek gr. 2012 (Elizabet) Shalnev<br />

Stavropol gr. 2012 (Tesla) Shalnev<br />

Orjent gr. *1933 (Hebda) Janow/PL<br />

Sulejman gr. *1934 (Fasila) Bicker/PL, exp. USA<br />

Tobruk b. *1942 (Fazala) Babson/USA<br />

Ibn Tobruk b. *1950 (Fa Zabba) USA<br />

Serr Bruk b. *1964 (Rose of Egypt) USA<br />

El Tobruk b. *1964 (Rosebruk) USA<br />

Komsul ch. *1956 (Komir) USA<br />

Al-Marah Ibn Sulejman gr. *1962 (Launne) Tankersley/USA<br />

AM Sulejman b. *1963 (Balena) Tankersley/USA<br />

AM Sulejmans Flag gr. *1963 (Al-Marah Danna) Tankersley/USA<br />

Adonah gr. *1936 (Fasila) Bicker/PL, exp. DDR<br />

Abdullah ch. *1956 (Rozka) Lehrmann/DDR<br />

Raswan ch. *1960 (Rozka) Lehrmann/DDR<br />

Ibn Raswan gr. *1987 (Amairah) Behrend/DE<br />

Zaid Ben Raswan ch. *1988 (Zarije)<br />

Akif ch. *1963 (Galka) Zoo Rostock/DDR<br />

Akbar ch. *1970 (Feridah) Hell/DE<br />

Le Tigre (AA) b. * (La Singla xx) Maurus/DE<br />

Marek x (AAV) b. *1995 (Mona x) Wehner/DE<br />

Zenit (AA) b. *1995 (Zara AA) Wehner/DE<br />

Abdula ch. *1971 (Kordula) Hell/DE<br />

Achmed gr. *1971 (Rumaila) Hell/DE<br />

Akino ch. *1976 (Feridah) Hell/DE<br />

Afkan ch. *1972 (Feridah) Hell/DE<br />

Arnabi ch. *1973 (Rumaila) Hell/DE<br />

Auszug aus der Hengstlinie Ilderim db via Fetysz<br />

grün hinterlegt = Tersker Rasse<br />

kursiv = kein <strong>Vol</strong>lblutaraber<br />

gr. = grey / Schimmel<br />

ch. = chestnut / Fuchs<br />

b. = bay / Brauner<br />

blk. = black / Rappe<br />

Zucht<br />

Geschichte ein. Aus denen, die es schafften,<br />

wurde nach dem Krieg die Trakehner Zucht<br />

in Westdeutschland wieder aufgebaut. Unter<br />

ihnen waren auch Fetysz-Kinder und Enkel:<br />

• Famulus H. (Fetysz / Faschingsnacht) *1938<br />

• Pokal , H. (Fetysz / Pontebba) *1943<br />

• Lateran, H. (Helikon / Latona v. Fetysz)<br />

*1943<br />

• Pelargonie St. (Lowelas ox / Perina v. Fetysz)<br />

*1942<br />

• Peraea, St. (Hirtensang / Per Adresse v. Fetysz)<br />

*1943<br />

Alle diese <strong>Pferde</strong> hatten Nachzucht und sind<br />

noch heute in Trakehner Pedigrees zu finden.<br />

Lateran wirkte sowohl in der Trakehner<br />

als auch in der Hannoveraner Zucht. Peraea<br />

Aus der Fetysz-Linie kam in Deutschland u.a.<br />

der Partner-Sohn Cenzor zum Einsatz - heute<br />

ist dieser Zweig leider schmal geworden,<br />

Foto: Betty Finke<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

27


Zucht<br />

brachte den bedeutenden Vererber Pregel<br />

und dessen <strong>Vol</strong>lschwester Perpetua, deren<br />

Familie bis heute existiert, und auch Pelargonies<br />

Stamm konnte sich halten und brachte<br />

mehrere namhafte Hengste hervor. Fetyszs<br />

Einfluss ist oft deutlich zu erkennen, nicht nur<br />

an der Schimmelfarbe.<br />

Die größte Bedeutung hatte jedoch Fetysz-Sohn<br />

Famulus, der stark von seinem arabischen<br />

Vater geprägt war. Über seinen Sohn<br />

Maharadscha (der den arabischen Einfluss<br />

ebenfalls nicht verleugnen konnte) und dessen<br />

Sohn Flaneur breitete sich die Hengstlinie<br />

stark aus und zählte in den 1980er-/90er-Jahren<br />

zu den beiden stärksten Hengstlinien der<br />

Trakehner Zucht. Großen Anteil daran hatte<br />

der Flaneur-Sohn Arogno (aus einer englischen<br />

<strong>Vol</strong>lblutmutter), der zahlreiche gekörte<br />

Hengste brachte, und sein Enkel Caprimond<br />

(Karon / Capri VI). Der 1985 geborene Caprimond<br />

war zu seiner Zeit ein regelrechter Modehengst<br />

und - auch wenn er kein Schimmel<br />

war - stark arabisch geprägt mit einem deutlich<br />

erkennbaren „Dish“. Diesen auffallenden<br />

Typ gab er an viele seiner Nachkommen weiter,<br />

manchmal zusammen mit einem nicht<br />

ganz idealen Vorderbein – auch darin glich er<br />

vielen modernen VA-Vererbern! Sein bester<br />

Sohn, Hohenstein, war das Abbild seines Vaters<br />

in Schwarz und ebenfalls sehr beliebt bei<br />

den Züchtern. Die Famulus-Linie ging inzwischen<br />

zahlenmäßig stark zurück, vor allem<br />

der Zweig über Caprimond, doch man findet<br />

sie noch immer in vielen Pedigrees.<br />

Im Zusammenhang mit Maharadscha muss<br />

man auch seine Töchter erwähnen, allen<br />

voran Fawiza und Abiza, beides Mütter bedeutender<br />

Hengste. Abizas Sohn Abdullah<br />

kam für die USA unter Conrad Homfeld zu<br />

olympischen Ehren im Springsport, bevor er<br />

in die Zucht ging, während Fawizas Sohn Falke<br />

als Dressurpferd weit gefördert war. Beide<br />

Hengste gingen in die USA, aber Abdullah<br />

wurde auch in Deutschland wegen seiner Erfolge<br />

im Springsport vielfach per TG genutzt.<br />

Die Fetysz-Hengstlinie über Famulus-Maharadscha<br />

ist heute zwar nicht mehr so zahlreich<br />

vertreten wie noch vor 30 Jahren, aber<br />

derzeit über einen anderen Zweig wieder im<br />

Kommen. Im aktuellen Hengstverteilungsplan<br />

des Trakehner Verbandes sind 17 Hengste<br />

aus dieser Linie verzeichnet. Egal ob in der<br />

Hengstlinie oder anderweitig: Fetysz ist in der<br />

Trakehner Zucht allgegenwärtig und nicht<br />

mehr wegzudenken.<br />

DER HENGST DES GENERALS<br />

Fetysz selbst galt nach dem Krieg als verschollen.<br />

Bekannt war zunächst nur, dass er<br />

im September 1944 zusammen mit anderen<br />

<strong>Pferde</strong>n aus Trakehnen ins sächsische Hauptgestüt<br />

Graditz evakuiert wurde. Was danach<br />

passierte, war lange Gegenstand von Spekulationen.<br />

Die Russen hätten ihn beschlagnahmt,<br />

hieß es; eine andere Variante besagte,<br />

er sei erschossen worden. Es kursiert eine<br />

Version im Internet, nach der er angeblich<br />

nach Tersk kam, doch das stimmt nicht. Der<br />

Irrtum basiert wohl darauf, dass die Sowjets<br />

Hengstlinie Fetysz (1924) - Trakehner<br />

Ilderim Or.Ar. 1896 imp. 1900 Slawuta<br />

Bakszysz gr. *1901 (Parada) Slawuta<br />

Fetysz gr. *1924 (Siglavy Bagdady) Janow/PL, Trakehnen 1936<br />

Famulus gr. *1938 (Faschingsnacht) Trakehnen<br />

Maharadscha gr. *1957 (Marke) Hoogen/DE<br />

Flaneur b. *1965 (Flocke IV) Schwaighof/DE<br />

Halifax b. *1969 (Handkundige) , exp. USA<br />

Hemmingway b. *1969 (Heliana) Matthaiwe<br />

Rubin ch. *1969 (Reglinde), exp. USA<br />

Majoran ch. *1977 (Marquise) Hoogen/DE<br />

Preußenprinz ch. *1987 (Preußenlied) Diercks, exp. BUL<br />

Don b. *1970 (Dolde) Flossmann/DE<br />

Damaskus b. *1972 (Dolde) Flossmann/DE, exp. BE, NL<br />

Istanbul b. *1972 (Idyll) Flossmann/DE , exp. GB<br />

Vargese b. *1972 (Viochy) Flaig/DE<br />

Troubadour br. *1973 (Treue) Heuckerodt/DE , exp. USA<br />

Leggiero b. *1982 (Lenzrose) USA<br />

Traumdeuter br. *1988 (Traumfee) USA<br />

Avignon b. *1974 (Arcticonius xx) arning/DE, exp. USA<br />

Pajou bl. *1987 (Piazza) USA<br />

Gajus b. *1974 (Galathee II) Weiland/DE<br />

Memphis b. *1975 (Margitka) v.Kintzel/DE , exp. USA<br />

Arogno b. *1976 (Arcticonius xx) Wenzel/DE<br />

Karon b. *1981 (Karben) Langels/DE<br />

Caprimond b. *1985 (Capri VI) Hanke/DE<br />

Inselmond ch. *1989 (Innung) Scharffetter/DE, exp. NL<br />

Soulman ch. *1989 (Silhouette IV) Elxnat/DE, exp. CH, FR<br />

Sponeck br. *1990 (Scala Milano) Paul, exp. DK<br />

Hohenstein bl. *1991 (Helena XIV) Bartsch/DE<br />

Münchhausen b. *1995 (Mohnblüte) Schaefer/DE<br />

Meraldik ch. *2002 (Herka xx)<br />

Mon Baron ch. *2003 (Mon Bijou)<br />

Sambatänzer b. *2002 (Shire Call xx)<br />

Titiano ch. *2004 (Tamara XXI)<br />

Bel Baron b. *2011 (Belle Epoque) HB II<br />

Donaukaiser bl. *1996 (Donauwoge II v. Klosterhof) Wahler/DE<br />

Kaisertraum bl. *2001 (Halika) Soujon/DE (ZSAA)<br />

Kaiserglanz bl. *2003 (Halika) Soujon/DE (ZSAA)<br />

Heartbreaker br. *1996 (Harmonia IV) Büttner/DE, exp. DK<br />

Heinrich der Welfe bl. *1996 (Herzlani) von Schöning/DE, exp. F<strong>IN</strong><br />

Tambour bl. *1996 (Tänzerin V) Panker/DE<br />

Herzog b. *2003 (Herzogin V)<br />

Herzensdieb b. *2003 (Herzensfreude)<br />

Titelheld br. *1996 (Tolosa) Rotthäuser/DE<br />

Thalys br. *1999 (Tänzrin V) Panker/DE<br />

I-Punkt br. *1997 (Indira X) Derlin/DE, exp. NL<br />

Insterburg bl. *1999 (Indira X)<br />

Donaufels b. *2001 (Donaufürstin v. Klosterhof)<br />

Kentucky b. *2007(Kaiserin)<br />

Niagara bl. *2012 (Nigeria)<br />

Heaven Dancer db. *2017 (Heroina v. Hestebj.) DK<br />

Onyx bl. *2018 (Octavia) exp. USA<br />

Sakari b. *2020 (Sonett)<br />

Statement br. *2020 (S'Cada)<br />

Ovaro bl. *2001 (Odessa XI)<br />

Elfenstein br. *2004 (Elfennacht II)<br />

Kronprinz bl. *2005 (Keep Cool)<br />

Cousteau gr. *2005 (Coppelia)<br />

Tanzmeister I b. *1993 (Traumweise) Thiel/DE<br />

Tanzmeister II d. *1996 (Traumweise) Thiel/DE<br />

Chronist b. *1999 (Charisma v. Klosterhof)<br />

Timotheus b. *1999 (Tapferkeit) USA<br />

Schampus gr. *1985 (Suleiken IV) Langels/DE<br />

Tipo b. *1997 (Tiberia) Schulz-Gebeltzig/DE, exp. NL<br />

Beaujolais b. *1987 (Belinde II) Welk/DE, exp. USA/DE<br />

Imminence b. *2004 (Insouciant) USA<br />

Gadsby b. *1989 (Glockenmaid) Sperber<br />

Traumdeuter b. *1981 (Traumwolke) Thiel/DE<br />

Schwadroneur b. *1983 (Schwalbenburg) Langels/DE, exp. DK<br />

Hertug b. *1996 (Hellas) Stuhr/DK<br />

Pricolino b. *2002 (Pepelniza)<br />

Louidor br. *1984 (Luanda) Willems/DE<br />

Ultra Chic br. *2000 (Utine)<br />

Union Jack bl. *2003 (Ulla IX)<br />

Giorgio Armani b. *1986 (Geisha V) Arlt/DE<br />

Napoleon Quatre b. *1986 (Natalie II) Arlt/DE<br />

Partout b. *1987 (Pedola) Elsner/DE, exp. NL<br />

Goodwood b. *1996 (Go-Da) Lauritzen/DK<br />

Halbgott b. *1996 (Hatari) Elsner/DE<br />

Monteverdi br. *1996 (Miami) Heinen/DE<br />

Oliver Twist b. *2001 (Olga III)<br />

Singolo br. *2005 (Shakira)<br />

Fairmont Hill bl. *2009 (Fliederperle)<br />

Bourani bl. *2015 (Basima)<br />

Grand Passion b. *2005 (Gipsy Rose)<br />

Symont b. *2005 (Sylvari)<br />

Wakond ch. *1987 (Waleska) Willer/DE<br />

28<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Hengstlinie Fetysz (1924) - Trakehner<br />

Ilderim Or.Ar. 1896 imp. 1900 Slawuta<br />

Bakszysz gr. *1901 (Parada) Slawuta<br />

Fetysz gr. *1924 (Siglavy Bagdady) Janow/PL, Trakehnen 1936<br />

Famulus gr. *1938 (Faschingsnacht) Trakehnen<br />

Maharadscha gr. *1957 (Marke) Hoogen/DE<br />

Flaneur b. *1965 (Flocke IV) Schwaighof/DE<br />

Arogno b. *1976 (Arcticonius xx) Wenzel/DE<br />

Polarpunkt b. *1991 (Polarreise II) von Tiedemann/DE<br />

Opernball b. *1995 (Orissa) Schwantes<br />

Carlton b. *1996 (Capriola) Martin (abgekört)<br />

Glenn Livit F liv.ch. *1996 (Goldstern) Ripke<br />

Checkpoint bl. *1999 (Corna)<br />

Schwalbenglanz b. *2006 (Schwarze Schwalbe)<br />

Elfengeist b. *2000 (Elfenflocke)<br />

Ivernel ch. *1992 (Isola II) Horn/DE, exp. GB<br />

Schönbrunn ch. *1998 (Schöne Capri)<br />

Kasimir b. *2002 (Karissima)<br />

Pret à Porter ch. * (Pontresina v. Klosterhof)<br />

Le Rouge ch. *2002 (Lantana V)<br />

Iskander b. *2006 (Ira XIII)<br />

Störtebeker b. *2006 (Seeschwalbe)<br />

Banderas ch. *2008 (Bandera)<br />

Ganderas b. *2016 (Gracia X)<br />

Sanderas ch. *2020 (Sternstunde)<br />

Goldwert b. *2015 (Grande Note)<br />

Goldfieber b. *2019 (Gardemaß)<br />

Elitär b. *1993 (Elina) Verhorst/DE<br />

Oxford ch. *1995 (Odyssee II) Bünger/DE<br />

Ferlin gr. *1966 (Feh) Grumbach/DE<br />

Kornett II *1966 (Korinthe) Schwaighof/DE<br />

Assistent bl. *1992 (Ascona) Marbach/DE<br />

Etong gr. *1967 (Etüde) Reverchon/DE<br />

Uttar Pradesh gr. *1969 (Uschi II) Reverchon/DE<br />

Amor II b. *1970 (Arosa III) Kähler/DE<br />

Admiral II br. *1975 (Wendy xx) Wesserle/DE<br />

Faharadscha gr. *1970 (Fabiola) Rumpf/DE<br />

Kalif gr. *1984 (Knospe) Wagner/DE<br />

Schwärmer ch. *1970 (Schwalbe) Rantzau/DE<br />

Koketteur gr. *1971 (Kokettchen) Schwaighof/DE<br />

Pegasus ch. *1972 (Perlenkrone) Habermann/DE<br />

Pokal gr. *1942 (Pontebba) Trakehnen<br />

Trakehner<br />

Famulus (Fetysz ox / Faschingsnacht) *1938<br />

Maharadscha (Famulus / Marke) *1957<br />

Zucht<br />

einige Fetysz-Töchter aus Polen und Trakehnen<br />

mitnahmen, die im russischen Stutbuch<br />

auftauchen.<br />

Erst vor sechs Jahren kam endlich Licht ins<br />

Dunkel. Als Timo Lumma, Autor und Sachkundiger<br />

für Verteidigungspolitik, Zivilschutz<br />

und Politikwissenschaften zur Recherche<br />

Akten aus den internen Archiven der U.S.-Armee<br />

studierte, fand er ein Dokument, aus<br />

dem hervorgeht, dass am 28. April 1945 der<br />

sowjetische Generaloberst Aleksej Semenowitsch<br />

Zalow dem amerikanischen General<br />

George S. Patton anlässlich einer Feier in<br />

Graditz einen weißen Hengst schenkte. Der<br />

Hengst war zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre<br />

alt und wurde unter dem Namen „Faith“ als<br />

Dienstpferd der U.S.-Armee eingetragen. Ort,<br />

Beschreibung und Alter passen zu Fetysz,<br />

und der Name klingt immerhin ähnlich. Die<br />

Geschichte ist hier aber noch nicht zu Ende,<br />

denn auch der weitere Lebensweg dieses<br />

Hengstes ist dokumentiert.<br />

Trotz der Eintragung als Dienstpferd blieb der<br />

Hengst im persönlichen Besitz von General<br />

Patton, der ihn mitnahm nach St. Quirin am<br />

Tegernsee, wo er den Posten des Militärgouverneurs<br />

von Bayern innehatte. Nach seiner<br />

Ablösung nahm er den Hengst wiederum<br />

mit, diesmal nach Bad Nauheim. Nach Pattons<br />

Tod im September 1945 ging der Hengst<br />

dann über in den Bestand der 15. US-Armee.<br />

Die nächsten sieben Jahre wurde er von<br />

einem Regiment zum anderen weitergereicht,<br />

die eins nach dem anderen aufgelöst<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

wurden. 1952 schließlich, mit nunmehr 28<br />

Jahren, wurde der alte Hengst an eine nicht<br />

weiter genannte Pflegestelle in Deutschland<br />

abgegeben. Sein Name wird zu diesem Zeitpunkt<br />

als „Feetiez“ (!) angegeben. Er starb<br />

1961 im biblischen Alter von <strong>37</strong> Jahren eines<br />

natürlichen Todes.<br />

Diese faszinierenden neuen Informationen<br />

erschienen erst 2017, versteckt auf S. 600 eines<br />

Stutbuch-Nachtrags des Trakehner-Verbandes<br />

und völlig unbemerkt von der (Araber-interessierten)<br />

Öffentlichkeit.<br />

Es sind alles nur Indizien, keine endgültigen<br />

Beweise. Doch man braucht nicht viel Fantasie,<br />

um darauf zu kommen, dass es sich bei<br />

einem 1924 geborenen weißen Hengst mit<br />

Namen „Feetiez“, der aus Trakehnen stammte,<br />

um Fetysz handelte. General Patton selbst bezeichnete<br />

dieses Pferd als „Trakehner“, wusste<br />

also wohl selbst nicht genau, was er da hatte.<br />

Das Pferd muss ihm aber etwas bedeutet haben.<br />

Warum sonst hätte er es bei jeder Versetzung<br />

mitgenommen?<br />

Was genau den General mit dem weißen<br />

Hengst verband, werden wir wohl nie erfahren.<br />

Aber immerhin scheint das Schicksal von<br />

Fetysz damit aufgeklärt und es ist schön zu<br />

wissen, dass ihm ein so hohes Alter vergönnt<br />

war. Das spricht sowohl für die Pflege, die ihm<br />

zuteilwurde, als auch für seine Konstitution.<br />

Schade nur, dass während der Aufbaujahre<br />

der deutschen Araberzucht niemand etwas<br />

von ihm wusste. Er hätte viel dazu beitragen<br />

können!<br />

Betty Finke<br />

29<br />

Flaneur (Maharadscha / Flocke IV) *1965<br />

Aragno (Flaneur / Arcticonius xx) *1976<br />

Hohenstein (Caprimond / Helena XIV) *1991<br />

Fotos: Archiv Betty Finke


SHAARAWI ARABIANS, ÄGYPTEN<br />

VON<br />

KÖNIGLICHEM GEBLÜT<br />

Zucht<br />

Malak Albi Shaarawi (Rawwah / Hareesah)<br />

*2003 geht auf die Hadbah-Enzahi-Stute Venus<br />

db 1890 zurück.<br />

Yasmine und Ali Shaarawi haben das Erbe von Yasmines Familie, die Linien aus dem<br />

Königlichen Gestüt Inshass, wieder nach Ägypten zurückgeholt. In diesem Interview<br />

erklären sie, auf welchen Linien ihre Zucht aufgebaut ist, und erläutern darüberhinaus ihre<br />

Ansichten zur Zucht arabischer <strong>Pferde</strong>.<br />

Alle Fotos: G. Waiditschka<br />

30<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Die Zucht arabischer <strong>Pferde</strong> in den<br />

Händen ägyptischer Herrscher hatte<br />

eine lange Tradition. Der bekannteste<br />

von ihnen war Abbas Pasha, unter<br />

ihm erlangte die Zucht ihren Höhepunkt.<br />

Nach seinem Tod 1854 waren es dann vor<br />

allem Mitglieder der königlichen Familie,<br />

die <strong>Pferde</strong> aus dieser Zucht u.a. in der Auktion<br />

von 1860 übernommen hatten und<br />

die Zucht weiterführten.<br />

Die <strong>Pferde</strong> wurden dann Mitte der 1920er-<br />

Jahre zu einem Teil im Königlichen Gestüt<br />

Inshass, dem Gestüt von König Farouk und<br />

später König Fuad II, mit anderen Wüstenarabern<br />

zusammengeführt. Mit dem<br />

Militärputsch 1952 wurde die Monarchie<br />

abgeschafft und die <strong>Pferde</strong> wurden der<br />

Ägyptischen Landwirtschaftsorganisation<br />

(EAO) unterstellt.<br />

Angetrieben von der Leidenschaft für die<br />

Wiederherstellung des königlichen Erbes<br />

und der Hingabe an die Zucht und Erhaltung<br />

des arabischen <strong>Pferde</strong>s erzählen Yasmine<br />

und Ali Shaarawi in diesem Interview<br />

die Geschichte der Suche nach den Inshass-Linien<br />

und ihrer Heimkehr. Darüber<br />

hinaus beleuchten sie ihre Ansichten zur<br />

Zucht arabischer <strong>Pferde</strong>.<br />

Rania Elsayed: Yasmine, Sie sind die Enkelin<br />

seiner Majestät König Farouk, des letzten Königs,<br />

der Ägypten regierte. Sie stammen aus<br />

einer Familie, deren Beitrag zur Zucht des arabischen<br />

<strong>Pferde</strong>s unvergleichlich ist, angefangen<br />

bei Mohamed Ali Pascha, Ibrahim Pascha, Abbas<br />

Pascha, Prinz Kamal el-Din Hussein, Prinz<br />

Mohamed Ali Tewfik und anderen namhaften<br />

Züchtern aus der königlichen Familie. Warum<br />

haben Sie sich gerade für Inshass-Linien entschieden?<br />

Yasmine Shaarawi: Um ehrlich zu sein hatte<br />

Ali diese Idee. Bevor ich ihn traf, wußte ich<br />

nicht viel über arabische <strong>Pferde</strong>. Aber als ich<br />

anfing mich damit zu befassen, fand ich die<br />

Idee wunderbar, da sie mein königliches Erbe<br />

bewahrt, und so wurde daraus eine Leidenschaft.<br />

Ali Shaarawi: Ja, ich hatte schon immer eine<br />

besondere Leidenschaft für diese Linien, da<br />

Yasmin Shaarawi mit Mumtaz Ree (Farazdac / MFA Bint Maarree) *1990 - die Stute wurde aus den<br />

USA importiert und geht auf Maaroufa zurück, eine Stute von Prinz Mohamed Ali Tawfiq, die Babson<br />

in die USA importiert hatte.<br />

sie Stärke und Struktur miteinander vereinen.<br />

Ich traf Yasmine und wir fanden heraus, dass<br />

wir beide die Leidenschaft für diese Linien<br />

teilen, also beschlossen wir, in dieser Richtung<br />

weiterzumachen, den Linien nachzuspüren<br />

und sie zurückzubringen.<br />

Rania: Erzählen Sie mir die Geschichte! Wann<br />

haben Sie mit der Zucht arabischer <strong>Pferde</strong> begonnen?<br />

Ali: 1986 kaufte ich eine Stute namens Wahwaha,<br />

eine Saklawi-Stute, die auf die Linie von<br />

Bint Radia zurückging. Sie schenkte mir im<br />

selben Jahr zwei Stutfohlen, eines im Januar<br />

und das andere im Dezember. Sie vermittelte<br />

den Eindruck, dass Zucht sehr einfach sei. Ich<br />

habe den Fehler gemacht, die beiden Stutfohlen<br />

zu verkaufen, und danach wurde Wahwaha<br />

nicht mehr tragend und starb plötzlich.<br />

Mein zweiter Kauf waren zwei Stuten von der<br />

EAO - Anbara und Hareesah. Anbara ist eine<br />

Tochter von Wasfeya, die auf die Inshass-Stute<br />

El Shahbaa aus dem Stamm Obeyyan zurückgeht,<br />

aber auch Anbara starb noch im<br />

selben Jahr. Die zweite Stute, die ich damals<br />

kaufte, war Hareesah (Harras / Shafookah)<br />

*1995, eine Hadban Enzahi, die auf Bint Samiha<br />

zurückgeht, die viele Jahre bei uns war<br />

und uns wunderschöne Fohlen schenkte.<br />

Es war für mich herzzerreißend, die beiden<br />

Stuten im selben Jahr zu verlieren, und ich<br />

hätte fast mit der Zucht aufgehört. Dann<br />

dachte ich, ich müsste etwas tun, um über<br />

den Verlust hinwegzukommen. Wie man so<br />

schön sagt: Wenn man vom Pferd fällt, muss<br />

man sofort wieder in den Sattel steigen,<br />

und das habe ich getan. Bei der folgenden<br />

EAO-Auktion kaufte ich Guna (Kasemy / Gomana)<br />

*1997, eine Saklawi-Jidran-Stute, die<br />

auf Moniet el Nefous zurückgeht. Sie weist<br />

die typischen Merkmale dieser Linie auf. Wir<br />

haben auch drei Stuten im Ausland gekauft,<br />

eine in den USA und zwei in Kanada. Zwei gehen<br />

auf die Magidaa-Familie zurück, die auch<br />

auf die El Shahbaa-Linie von Inshass zurückgeht,<br />

und eine geht auf Maaroufa von Prinz<br />

Mohamed Ali zurück, die er damals an Babson<br />

verkauft hatte.<br />

Zucht<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

31<br />

Die Stallungen im Gestüt Shaarawi Arabians<br />

in Ägypten - die Gebäude sind im Sommer gut<br />

belüftet und kühl.


Zucht<br />

Rania: Auf welche Mutterlinien konzentrieren<br />

Sie sich in Ihrem Zuchtprogramm?<br />

Ali: Auf die Obeyyan-Linie von Magidaa, die<br />

auf El Shahbaa aus dem Gestüt Inshass zurückgeht,<br />

auf die Kuhailan-Krush-Linie, die<br />

auf Shahd aus Inshass zurückgeht, und auch<br />

auf die Maaroufa-Linie, die Babson von Prinz<br />

Mohamed Ali gekauft hat und die ebenfalls in<br />

Inshass gezüchtet wurde.<br />

Rania: Es gibt einige <strong>Pferde</strong>, deren Echtheit<br />

von manchen angezweifelt wird, wie zum Beispiel<br />

Nasralla, Hanan und Sharkassy, und die<br />

in der Züchterschaft große Debatten ausgelöst<br />

haben. Wenn <strong>Pferde</strong> dieser Linien Ihnen dabei<br />

helfen würden, Ihre Zuchtziele zu erreichen,<br />

würden Sie sie nutzen?<br />

Ali: Ja, das würde ich. Diese <strong>Pferde</strong> waren das<br />

Ergebnis ernsthafter Bemühungen und eines<br />

leidenschaftlichen Zuchtprogramms, basierend<br />

auf Typ und Leistung auf der Rennbahn.<br />

Wir sollten niemals an den Bemühungen<br />

der Züchter zweifeln, die die Reinheit des<br />

Blutes der von ihnen in ihr Zuchtprogramm<br />

einbezogenen <strong>Pferde</strong> sorgfältig geprüft und<br />

bestätigt haben. Dieses Blut, das uns eine<br />

wertvolle Gruppe von „Straight Egyptians“<br />

beschert, die nach wie vor für ihren Typ, ihre<br />

Schnelligkeit und Ausdauer berühmt sind.<br />

Diese <strong>Pferde</strong> sind reine Araber und ihre Linien<br />

haben bewiesen, dass sie Champions hervorbringen.<br />

Rania: Wie beurteilen Sie als ECAHO-Richter<br />

das arabische Pferd in einer Show? Und wie<br />

wäre Ihre Einschätzung einer bestimmten Stute<br />

oder eines Hengstes als Züchter?<br />

Ali: Es gibt die rein technische Beurteilung<br />

Ali Shaarawi auf dem Hengst Turath (El Ragel / Tohama) *2003, gezogen in El Zahraa, der mütterlicherseits<br />

auf Moniet el Nefous zurückgeht.<br />

des Exterieurs und es gibt die Typbewertung.<br />

Ich gebe Noten für das korrekte Exterieur, d.h.<br />

die Oberlinie, die Beine, der Kopf, den Hals<br />

usw. Und dann ist da noch der Typ. Für mich<br />

ist es der Typ, der das Araberpferd auszeichnet.<br />

Die Syrer bezeichnen es als „die arabische<br />

Identität“. Typ kann auf Charakter, Charisma,<br />

Einstellung oder Geist ("spirit") usw. angewendet<br />

werden. Im Grunde genommen bezieht<br />

sich Typ auf die verborgene Seele, die<br />

das Pferd dazu bringt, sich zu bewegen und<br />

sich zu beweisen. Es sind diese Eigenschaften,<br />

die Züchter anderer Rassen benötigen,<br />

wenn sie ihren <strong>Pferde</strong>n das arabische Blut<br />

zuführen.<br />

Ich möchte hinzufügen, dass ein Hengst oder<br />

eine Stute kein Champion sein muss, um ein<br />

gutes Zuchtpferd zu sein. Es gibt <strong>Pferde</strong>, die<br />

sich auf Schauen auszeichnen, andere in der<br />

Zucht. Natürlich gibt es Gelegenheiten, in<br />

Links: Aziza Shaarawi (Turath EAO / Asaiahs Kahlaara) *2014, ihre aus den USA importierte Mutter geht auf El Shahbaa zurück.<br />

Rechts: Banoora Shaarawi (Shamsan / Malak Albi Shaarawi) *2007gehört dem Stamm Hadban Enzahi an und geht auf Venus db zurück.<br />

32<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


denen man außergewöhnliche <strong>Pferde</strong> findet,<br />

für die beides zutrifft!<br />

Yasmine: Es ist üblich, dass viele denken, der<br />

Typ seien das extreme Gesicht oder allgemein<br />

die körperlichen Merkmale. Aber für uns bezieht<br />

sich der Typ hauptsächlich auf den Charakter<br />

und die Ausstrahlung des arabischen<br />

<strong>Pferde</strong>s!<br />

Ali: Wenn ich züchte, wähle ich einen Hengst<br />

aus, um die Fehler meiner Stute zu korrigieren<br />

oder ihre Stärken zu stärken, aber ich nehme<br />

der Stute nie die positiven Eigenschaften, die<br />

sie an ihre Nachkommen weitergibt. Da ich<br />

Stuten mit einer etwas kurzen Kruppe habe,<br />

suche ich nach einem Hengst, der diesen<br />

Fehler behebt, aber den Typ beibehält, wie<br />

zum Beispiel bei Guna. Von der Beschaffenheit<br />

des Kopfes, des Halses und der Augen<br />

ist sie ein typischer Moniet-El-Nefous-Typ.<br />

Daher war es für mich wichtig, für sie einen<br />

Hengst zu finden, der ihren weichen Rücken<br />

korrigiert, ohne ihre guten Eigenschaften zu<br />

beeinträchtigen.<br />

Rania: Aus ihrer eigenen Sichtweise heraus kritisieren<br />

einige Züchter, dass Showpferde keinen<br />

korrekten Körperbau haben, insbesondere was<br />

die Unterarme und Hinterbeine betrifft.<br />

Ali: Das ist ein sehr guter Punkt. Wenn ich ein<br />

Pferd beurteile, beurteile ich seine körperlichen<br />

Merkmale entsprechend dem Zweck,<br />

für den es gezüchtet wurde. Die Beurteilung<br />

von Distanzpferden unterscheidet sich von<br />

der Beurteilung von Showpferden und Rennpferden.<br />

Wir versuchen, Punkte für ein perfektes<br />

Modell zu vergeben, für Eigenschaften,<br />

die die Leistung des <strong>Pferde</strong>s verbessern.<br />

Das Problem entsteht, wenn wir ins Extreme<br />

gehen. Beispielsweise ist ein eleganter<br />

langer Hals, der im Gleichgewicht mit dem<br />

Körper steht, ein perfektes Modell und hilft<br />

Maarjoraa MH (Maarauder / Bint Aziza Princess) *2002, eine Kuhaylah-Krush-Stute, die tragend<br />

von Jabbar el Halimaar MH nach Ägypten importiert wurde, wo Baraka Shaarawi geboren wurde.<br />

dem Pferd, das Gleichgewicht zu halten. Ist<br />

der Hals jedoch zu lang oder zu dünn, bringt<br />

er das Pferd aus dem Gleichgewicht und beeinträchtigt<br />

seine Funktion. Wir sollten also<br />

immer darauf achten, nicht in die Falle der<br />

Extreme zu tappen.<br />

Rania: Glauben Sie, dass Inzucht positive Ergebnisse<br />

bringen kann?<br />

Ali: Züchten ist eine Kunst. Und Linien-, Kreuzungszucht<br />

und Inzucht sind alles Instrumente,<br />

mit denen der Züchter seine Zuchtziele<br />

erreichen kann. Wenn Inzucht mir hilft, meine<br />

eigene Sicht auf das arabische Pferd zu<br />

verwirklichen, warum soll ich sie dann nicht<br />

nutzen?!<br />

Rania: Yasmine, Sie haben sich Ihr ganzes Leben<br />

lang mit <strong>Pferde</strong>n beschäftigt. Können Sie<br />

uns etwas über Ihre reiterliche Laufbahn erzählen?<br />

Yasmine: Ich habe an Dressur-, Spring-, Fahrund<br />

ein wenig auch an Geländeprüfungen<br />

teilgenommen. Ich gewann 1995 eine Meisterschaft<br />

im Dressurreiten in Ägypten mit einem<br />

arabischen Hengst namens Nageeb. Eigentlich<br />

war es mein erster richtiger Kontakt<br />

mit einem arabischen Pferd.<br />

Ich trainiere unsere <strong>Pferde</strong> selbst und alle<br />

werden im Alter von drei Jahren gesattelt.<br />

<strong>Arabische</strong> <strong>Pferde</strong> erweisen sich in jedem Fall<br />

als außergewöhnlich. Sie lernen schnell und<br />

verstehen Befehle vom ersten Mal an. Natürlich<br />

hat jedes Pferd seinen eigenen Charakter<br />

und man muss diesen verstehen, um mit ihm<br />

und nicht dagegen zu arbeiten.<br />

Das Reiten oder die Arbeit mit einem Araber<br />

ist eine wahre Freude. <strong>Arabische</strong> <strong>Pferde</strong> sind<br />

so sensibel und intelligent. Jetzt haben wir<br />

die Chance, bei ihnen zu leben, sind zusammen<br />

mit unseren Hunden eine große Familie<br />

geworden und genießen ihre Gesellschaft<br />

sehr.<br />

Rania: Besten Dank für dieses Interview, und<br />

weiterhin viel Glück in Haus und Stall!<br />

Zucht<br />

Das Interview führte Rania Elsayed (https://thehorseinwordandpicture.wordpress.com)<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

33<br />

Shahiinah Asiil (Thee Ever After x Asaiahs<br />

Kahlaara) *2003 aus den USA geht über Magidaa<br />

auf die Inshass-Stute El Shahbaa zurück.


WIR GEDENKEN...<br />

News<br />

Am 18. Februar starb Urszula Bialobok, die<br />

frühere Zuchtleiterin von Michalow, im Alter<br />

von 76 Jahren. Zusammen mit ihrem Mann<br />

Jerzy hat sie das züchterische Werk von Ignazy<br />

Jaworowski fortgeführt.<br />

Urszula Bialobok kam aus einer Familie, die<br />

nichts mit <strong>Pferde</strong>n zu tun hatte. Aber über<br />

einen Onkel hatte sie Kontakt zu ihnen und<br />

liebte <strong>Pferde</strong>, egal welcher Rasse. Ihr Onkel<br />

war auch Mitbegründer verschiedener Reitclubs,<br />

in einem davon gab es einen Araber,<br />

den Urszula bevorzugt ritt. Er hieß Czuj Duch<br />

(Wielki Szlem / Bojaźń), er war braun, klein,<br />

aber ein gewandtes Springpferd, mit dem<br />

sie einige Turniere bestritt. Ihr Onkel, der vor<br />

dem Zweiten Weltkrieg auf den Besitzungen<br />

der Familie Czartoryski arbeitete, sagte ihr<br />

immer wieder: Nur Araber haben eine Zukunft<br />

in unserem Land! Dennoch schrieb sie<br />

später ihre Masterarbeit über das Englische<br />

<strong>Vol</strong>lblut. Ihr Onkel vermittelte ihr auch ein<br />

einjähriges Internship in Michalow unter Ignazy<br />

Jawarowski. Der Rest, so könnte man<br />

sagen, ist Geschichte. Am 1. Dezember 1969<br />

begann sie ihre Arbeit in Michalow, am 31.<br />

Januar 2017 endete ihre Tätigkeit, nicht ganz<br />

ein Jahr, nachdem ihrem Mann Jerzy gekündigt<br />

wurde. Über 47 Jahre hat sie ihr Leben in<br />

die Dienste des Gestüts gestellt. Zusammen<br />

mit ihrem Mann hat sie ein Zuchtprogramm<br />

aufgestellt, das – gemessen an den internationalen<br />

Erfolgen – seinesgleichen sucht.<br />

Urszula war eine Quelle des Wissens über die<br />

polnische Araberzucht. Wie kaum jemand<br />

anderes hat sie tatsächlich alle berühmten<br />

und bedeutenden <strong>Pferde</strong> gesehen, kannte<br />

ihre Persönlichkeit, ihren Körperbau mit allen<br />

Stärken und Schwächen, und ihre Nachzucht.<br />

Dieses Wissen steht nicht in Büchern<br />

und kann auch nicht im Internet recherchiert<br />

werden – es ist diese Information aus erster<br />

Hand, die den Unterschied macht, und Urszula<br />

war immer bereit, dieses Wissen zu teilen.<br />

An der Beisetzung nahmen Freunde aus aller<br />

Welt nahmen teil, um Abschied zu nehmen.<br />

Der Trauerzug wurde von der Platin-Championesse<br />

Emandoria angeführt. Nun ruht Urszula<br />

Bialobok neben ihren Mentoren Maria<br />

und Ignacy Jaworowski. Unser Beileid gilt ihrem<br />

Mann Jerzy, ihrer Familie und Freunden.<br />

Foto: Betty Finke Foto: Stuart Vesty<br />

Am 19. Februar verstarb Barbara Orlos im<br />

Alter von 76 Jahren. Sie war die Tochter von<br />

Andrzej Krzysztalowicz, dem früheren Direktor<br />

von Janow Podlaski und daher dem<br />

Gestüt von Kindesbeinen an verbunden. Sie<br />

arbeitete einige Jahre in Schweden, kehrte<br />

dann aber wieder zurück nach Polen. Besuchern<br />

von Janow Podlaski war sie als die Wirtin<br />

und Herbergsmutter des Gestütshotels<br />

"Gościniec Wygoda" ein Begriff, denn Basia,<br />

wie sie unter Freunden hieß, hat mit ihrer<br />

Kochkunst, ihrer Fürsorge und ihrem freundlichen<br />

Wesen immer dafür gesorgt, dass sich<br />

alle Gäste wohlfühlten. Janow Podlaski wird<br />

nicht mehr derselbe Ort sein ohne sie!<br />

Am 21. Februar starb der Ägypter-Züchter<br />

Prof. Dr. Siegfried Paufler nur fünf Tage<br />

vor seinem 96. Geburtstag. Aufgrund seiner<br />

Verdienste um die Araberzucht war er<br />

Ehrenmitglied des VZAP, außerdem engagierte<br />

er sich für den Asil Club und die Pyramid-Society.<br />

Geboren am 26. Februar 1928 in Bischofswerda<br />

(Ostsachsen), mußte er noch als<br />

Luftwaffenhelfer und Soldat in den Zweiten<br />

Weltkrieg einrücken und gelangte in<br />

Kriegsgefangenschaft. Sein Abitur legte<br />

er 1946 ab, zum Studium übersiedelte er<br />

in den Westen, wo er erst als <strong>Pferde</strong>pfleger<br />

und Bereiter in mehreren bayerischen<br />

Gestüten arbeitete, bevor er 1950 in Hannover<br />

sein Studium der Veterinärmedizin<br />

aufnahm. Er promovierte 1955 über<br />

die künstliche Besamung beim Pferd, ein<br />

Thema, dem er während seiner gesamten<br />

beruflichen Laufbahn treu blieb. 1957 begann<br />

er als Assistent am Tierärztlichen lnstitut<br />

der Universität Göttingen, es folgten<br />

ein zweijähriger Auslandsaufenthalt an der<br />

Cornell University in lthaca/USA und intensive<br />

Forschungsarbeiten, die 1968 in der<br />

Habilitation mündeten. Seine Forschungsschwerpunkte<br />

waren die Spermiogenese,<br />

Spermienkonservierung, Spermienwanderung<br />

im weiblichen Genitaltrakt sowie<br />

Fruchtbarkeit und Blutparameter. Der bei<br />

den Studenten allseits beliebte Professor<br />

beendete 1993 seine Lehr- und Forschungstätigkeit<br />

und widmete sich fortan<br />

vermehrt seiner kleinen, aber feinen <strong>Vol</strong>lblutaraberzucht,<br />

die er sich seit den<br />

1970er- Jahren mit seiner Frau Ruth aufgebaut<br />

hatte.<br />

Begonnen hatte seine Zucht mit einer<br />

Stute aus England, die er mit Ibn Mahasin<br />

deckte. Später kam die von Dr. Tauschke<br />

gezüchtete Madinah hinzu, die seine<br />

Stammstute wurde und deren Nachzucht<br />

die Paufler’sche Zucht mit einem Schlag<br />

international bekannt machte. Darunter<br />

waren <strong>Pferde</strong> wie Imperial Madheen, der<br />

einen Siegeszug vom Imperial Egyptian<br />

Stud/USA über Zichy-Thyssen Arabians/<br />

Argentinien bis hin zu Sakr Arabians/Ägypten<br />

antrat. Zu den international bedeutenden<br />

<strong>Pferde</strong>n gehört auch Mesoudah M<br />

die erst die Nachfolge ihrer Mutter bei Pauflers<br />

einnahm, später an Horst Preuß verkauft<br />

wurde, der u.a. den Hengst Mishaal<br />

HP aus ihr zog, der dann ebenfalls in die<br />

USA verkauft wurde. Dann war da noch<br />

Madheen-Pascha, der in die Schweiz verkauft<br />

wurde, die Stute Madallah-Madheen,<br />

die im Gestüt verblieb, und last not least<br />

der Rappe Madallan-Madheen, der ins Gestüt<br />

Rothenberg wechselte und weit über<br />

100 Nachkommen vorzuweisen hat. Auch<br />

wenn die Zucht sich in kleinem Rahmen<br />

abspielte und in den 2000er-Jahren zum<br />

Erliegen kam, so hat sie dennoch Spuren<br />

in der internationalen Ägypterzucht hinterlassen.<br />

Prof. Paufler hinterläßt drei Kinder und<br />

zahlreiche Enkel, seine Frau Ruth war bereits<br />

2018 gestorben.<br />

-gw-<br />

Bereits Anfang Dezember letzten Jahres<br />

starb plötzlich und unerwartet der <strong>Vol</strong>lblutaraber-<br />

und Partbred-Züchter Rudi<br />

Schröder aus dem westfälischen Ibbenbühren.<br />

Gemeinsam mit seiner Frau Rita betrieb<br />

Rudi Schröder eine kleine, erfolgreiche<br />

Zucht von <strong>Vol</strong>lblutarabern und vor allem<br />

von Pintos mit einem hohen arabischen<br />

Anteil von über 90 %. Seine Stammstuten<br />

waren die aus den Niederlanden importierte<br />

Lea (Assar / Matoejska) mit überwiegend<br />

englischer Abstammung und die ägyptisch-Crabbet<br />

gezogene Radwahna (Ibn<br />

Galal-5 / Rasmira) aus der Zucht von Hans<br />

Vorderbrüggen. Aus dieser Zucht stammte<br />

auch der <strong>Vol</strong>lblutaraberdeckhengst des<br />

Gestüts, Rinaldo (Ibn Galal-5 / Rikada). Aus<br />

der Radwahna zog Rudi Schröder zwei gekörte<br />

Pinto-Hengste, Nahit Ibn Neron und<br />

Naskiri Ibn Nerath; ihre Tochter Ranyah<br />

vom rein russischen DA Dukat führte die<br />

Familie im Gestüt fort. Langjährige Besucher<br />

der Schauen in Westfalen kennen seine<br />

<strong>Pferde</strong> sowohl aus Zucht- als auch aus<br />

Reitklassen.<br />

-BF-<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong><br />

34


14. ARABER-SOMMERFESTIVAL <strong>2024</strong><br />

KRANICHSTE<strong>IN</strong>-REVIVAL<br />

Bereits zum 14. Mal findet von 29. bis 30.<br />

Juni <strong>2024</strong> das Araber-Sommerfestival<br />

statt. Im wunderschönen historischen<br />

<strong>Pferde</strong>zentrum Stadl Paura gibt es an diesem<br />

Wochenende wieder "<strong>Vol</strong>lblutaraber,<br />

wohin das Auge reicht". Unser Programm ist<br />

vielseitig und es ist für jeden etwas dabei:<br />

• Europäische ECAHO Amateurschau<br />

• Nationales Österreichisches Championat<br />

• ECAHO Liberty<br />

• ECAHO Reitklassen (Western & Classic<br />

Pleasure, Hunter Pleasure, Ladies Side<br />

Saddle, Western & Classic Trail, Western<br />

& Classic Horsemanship, Ranch Riding,<br />

Dressur, Traditional Arabian Riding, In-<br />

Hand-Trail)<br />

• Führzügelwettbewerbe (klassisch nach<br />

ÖTO- und Children on Lead (Mini Trail)<br />

nach ECAHO-Reglement)<br />

• First Ridden (klassisch nach ÖTO-Reglement)<br />

• Tombola<br />

• Decksprungverlosung<br />

Freuen Sie sich auf ein schönes und spannendes<br />

Wochenende mit Freunden, Gleichgesinnten,<br />

Züchtern und Liebhabern des <strong>Vol</strong>lblutarabers!<br />

Weitere Infos unter www.araberfestival.at<br />

Darmstadt-Kranichstein war in den<br />

1970er- und 80er-Jahre das Zentrum der<br />

Araberveranstaltungen des VZAP. Dieses<br />

„Nostalgie-Gefühl“ soll nun im Jubiläumsjahr<br />

vom 26.-27. Oktober <strong>2024</strong> wieder auferstehen.<br />

Dazu lädt der VZAP zu einer Veranstaltung<br />

an diesen historischen Ort ein. Geplant sind<br />

unter dem Titel „Festivals des <strong>Arabische</strong>n <strong>Pferde</strong>s“<br />

eine Verbandshengstschau mit Körung,<br />

Stuten- und Fohlenprämierung sowie eine<br />

Althengstpräsentation. Letztere ist eine gute<br />

Werbemöglichkeit für in der Zucht stehende<br />

Hengste, die hier unter dem Sattel oder an der<br />

Hand vorgestellt werden können – und sollen!<br />

Anzeige<br />

Sportliche News Araber<br />

Das Jahrgangsbuch 2023 ist da!<br />

Wußten Sie schon, dass Sie alle zurückliegenden<br />

Jahrgänge der Zeitschrift<br />

“<strong>Arabische</strong> <strong>Pferde</strong> <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong>” als<br />

gebundenes Buch (Hardcover) erhalten<br />

können? Alle Jahrgänge von 2015 bis<br />

2023 inklusive! Denn leider sind viele<br />

ältere Einzel-Ausgaben der Zeitschrift<br />

bereits ausverkauft.<br />

Besuchen Sie unseren Online-Shop:<br />

www.in-the-focus.shop<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

35


KORREKTUR LEISTUNGSGEPRÜFTE HENGSTE<br />

EMIRATES GLOBAL CUP<br />

Zum News XX. Geburtstag<br />

KP Maryoom hat eine HLP in Distanz abgelegt.<br />

Leider sind in der letzten Ausgabe in<br />

der Tabelle „<strong>Vol</strong>lblutaraberhengste mit<br />

Hengstleistungsprüfung“ (S. 31) zwei<br />

Hengste durch das Raster gefallen. Zum einen<br />

ist es KP Maryoom (Hakeel Ibn Kaysoon<br />

/ KP Mofidah) *2000, aus der Zucht des<br />

Kauber-Platte-Gestüts. Der heute 24-jährige<br />

Schimmel im Besitz von Reinhild Moritz hat<br />

2008 die HLP über Distanz abgelegt (Feldprüfung<br />

Distanzreiten, VZAP).<br />

Rubin GW bei seiner HLP in Luhmühlen<br />

Der zweite Hengst ist Rubin GW (Smaragd<br />

GW / Rahel GW) *2015 aus der Zucht und im<br />

Besitz von Gisela Wegener. Er legte 2021 seine<br />

HLP in Luhmühlen mit einer Gesamtnote<br />

von 7,55 ab (Feldprüfung Araber, ZSAA) – wir<br />

hatten in Ausgabe 4/2021 ausführlich darüber<br />

berichtet.<br />

Wir bitten die Fehler zu entschuldigen und<br />

wünschen den Hengsten weiterhin viel Erfolg.<br />

Foto: Betty Finke<br />

Nachdem Qatar seine „Global Champions<br />

Arabian Tour“ angekündigt hat<br />

(siehe letzte Ausgabe), hat auch die<br />

EAHS (Emirates Arabian Horse Society) eine<br />

ähnliche Schauserie ins Leben gerufen, den<br />

„Emirates Arabian Horse Global Cup“ (EAH-<br />

GC).<br />

Die Idee ist, die Züchter und Besitzer arabischer<br />

<strong>Pferde</strong> zu unterstützen, indem Preisgelder<br />

ausgeschüttet werden. Den Anfang hat<br />

Australien mit dem „<strong>2024</strong> Australasian International<br />

Arabian Championship“ im Februar<br />

gemacht, gefolgt von einer Schau in Manama,<br />

Bahrain, im März und der dritten Etappe<br />

in Verbindung mit dem Arabian Breeders<br />

World Cup <strong>2024</strong> in Scottsdale/USA. Es folgen<br />

weitere Stationen in Europa: Fontainebleu<br />

(Juni), Vilhelmsborg (Juni) und Prag (August).<br />

Die fünf erstplazierten <strong>Pferde</strong> einer Klasse erhalten<br />

5000 AED (ca. 1.200 €).<br />

DAS "MANIFESTO" HEISST JETZT "AL-ITAQ"<br />

Vor zwei Jahren, in Ausgabe 1/2022 unserer<br />

Zeitschrift, hatten wir ausführlich<br />

das „Manifest zum <strong>Arabische</strong>n Pferd“<br />

vorgestellt. Zwischenzeitlich hat sich dieses<br />

Manifest in „ Al-Itaq“, The Global Arabian Horse<br />

Council, weiterentwickelt. Al-Itaq ist eine<br />

gemeinnützige Organisation, die sich der<br />

Wiederbelebung der arabischen <strong>Pferde</strong>rasse<br />

und der Bewahrung der <strong>Pferde</strong>zuchttraditionen<br />

der arabischen Beduinen widmet. Al-Itaq<br />

wurde 2023 gegründet und strebt danach,<br />

eine weltweit führende Organisation für arabische<br />

<strong>Pferde</strong> zu werden. Da Al-Itaq die kulturelle<br />

Bindung des arabischen <strong>Vol</strong>ks mit dem<br />

arabischen Pferd anerkennt, besteht sein Vorstand<br />

mehrheitlich aus arabischsprachigen<br />

Mitgliedern. Der Begriff al-‘itaq ist einer der ältesten,<br />

den die Araber zur Bezeichnung ihrer<br />

<strong>Pferde</strong> verwendet haben. Es ist der kollektive<br />

Plural von „atiq“, was authentisch, alt, kostbar<br />

und frei von Fehlern zugleich bedeutet.<br />

Al-Itaq basiert auf der Wertschätzung sowohl<br />

der sozialen Werte der arabischen Beduinen<br />

als auch der Rolle der modernen westlichen<br />

<strong>Pferde</strong>wissenschaft. In dieser Hinsicht versteht<br />

sich Al-Itaq als Brücke zwischen Tradition<br />

und Moderne, Vergangenheit und Zukunft<br />

sowie Ost und West.<br />

Al-Itaq wird seine Mission durch Austausch<br />

von Wissen, Förderung der Forschung, Interessenvertretung,<br />

Authentifizierung und Aktivitäten,<br />

die einen Standard für das arabische<br />

Pferd setzen sollen, erreichen. Die folgenden<br />

Aufgaben sollen in den nächsten Jahren umgesetzt<br />

werden:<br />

Das <strong>Arabische</strong> Pferd und die Zuchttraditionen der Beduinen sollen erhalten werden.<br />

• Die Erstellung einer webbasierte Plattform • Die Entwicklung, Organisation und Förderung<br />

in Arabisch und Englisch für die Zertifizierung<br />

von kulturellen Veranstaltungen und<br />

einzelner arabischer <strong>Pferde</strong> auf der sportlichen Wettkämpfen auf der Grundlage<br />

Grundlage historischer und wissenschaftlicher<br />

des traditionellen arabischen Erbes.<br />

Informationen.<br />

• Förderung der Digitalisierung, Übersetzung,<br />

• Förderung einer Online-Community arabischer<br />

Veröffentlichung und Verbreitung<br />

und westlicher Benutzer und Forscher,<br />

grundlegender historischer Texte über das<br />

die historische Informationen über arabische Pferd.<br />

einzelne arabische <strong>Pferde</strong> sammelt und Wichtiger Bestandteil ist die Definition eines<br />

zusammenfasst.<br />

<strong>Arabische</strong>n <strong>Pferde</strong>s gemäß Al-Itaq: „Ein<br />

• Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern arabisches Pferd geht in all seinen Vorfahren<br />

und anderen Forschern, um Gentests zu auf die Atiq-<strong>Pferde</strong> der arabischen Beduinen<br />

entwickeln, die dazu beitragen, die Integrität<br />

zurück.“ Eine vollständige Definition und Hinzen.<br />

der arabischen <strong>Pferde</strong>rasse zu schütweise<br />

dazu, was „atiq“ ausmacht, befinden<br />

sich auf der Website https://al-itaq.org.<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong><br />

36


FUGARO-RENNEN <strong>IN</strong> DEUTSCHLAND<br />

Abinioux (FR) bei seinem Sieg in Mühlheim<br />

Foto: Betty Finke<br />

Vorläufiger Rennkalender <strong>2024</strong><br />

Krefeld 12. Mai <strong>2024</strong> 1900 m European Mondial 1-24 5.000.- €<br />

Mülheim 14. Juli <strong>2024</strong> 2100 m European Mondial 2-24 5.000.- €<br />

Köln , 3. August <strong>2024</strong> 2400 m European Mondial 3-24 5.000.- €<br />

Baden-Baden 1. Sep. <strong>2024</strong> 1600 m UAE President Cup GR.II 40.000.-€<br />

Eventuell im Oktober ein „Seasons end“-Rennen.<br />

Die Rennszene mit arabischen <strong>Pferde</strong>n<br />

hat schon bessere Zeiten gesehen,<br />

aber immerhin – es gibt sie noch! Im<br />

Jahr 2023 haben insgesamt 4 Rennen stattgefunden,<br />

in Krefeld, Köln und Mühlheim<br />

und im September der mit 40.000 € gesponsorte<br />

„President Cup“ in Baden-Baden. Das<br />

Feld hatte leider nur 5 Starter, 3 davon aus<br />

Deutschland. Hier gewann in einem tollen<br />

Finish Jabalah (FR) im Besitz von Wahtnan Racing/QAT,<br />

trainiert von Alban de Mieulle mit 9<br />

Längen vor dem deutschen Pferd Illikeau, im<br />

Besitz und trainiert von Marian X. Weissmeier.<br />

Auf Platz 3 folgte Freddy Py aus den Niederlanden,<br />

der hier schon 2020 siegte. Platz<br />

4 belegte Abiniuox, dahinter lief Zoe ins Ziel.<br />

Auch SE Ahmad Alattar, der Botschafter der<br />

Vereinigten <strong>Arabische</strong>n Emirate, besuchte<br />

das Rennen zusammen mit seiner Frau, auch<br />

SE Faisal Al Rahmani, Präsident von IFAHR,<br />

und Ahmed Al Samarraie, CEO von FUGARO,<br />

der deutschen Organisation für Araberrennen,<br />

waren anwesend.<br />

Die Serie wird auch <strong>2024</strong> fortgesetzt.<br />

Sportliche News Araber<br />

Ergebnisse der Rennsaison 2023 in Deutschland<br />

Pl. Pferd Abstammung Gewinn Besitzer Gewicht<br />

Krefeld - President Cup UAE Pre Final Race, 10.06.2023, 1.700 m, 5.000 €<br />

1. Freddy Py (FR) TM Fred Texas (USA) / Via Hipolyte (FR) 2.500 € Gerard Th. Zoetelief/NED 61,5 kg<br />

2. Altian El Samawi (FR) Almas (FR) / Octavia El Samawi 1.200 € J. Th. Weißmeier 59,0 kg<br />

3. Macho T (HOL) Al Mamun Monlau (FR) / Mirabella del Sol (FR) 700 € Gerard Th. Zoetelief/NED 56,5 kg<br />

4. Illikeau (FR) Nieshan (FR) / Djebelina (FR) 350 € Marian Falk Weißmeier 58,0 kg<br />

5. Zoi Assy (QA) / Zeta A 250 € Alexia Kolpondinou 60,0 kg<br />

Köln - President Cup UAE Pre Final Race, 09.07.2023. 1.850 m, 5000 €<br />

1. Papillion T (HOL) Al Mourtajez (FR / Pippa T (NED) 2.500 € Gerard Th.Zoetelief/NED 56,0 kg<br />

2. Sjabahar ‚OA‘ (HOL) AF Albahar (UAE) / Sharima (FR) 1.200 € R.A.G. Kolk-van Meerveld/POL 61,0 kg<br />

3. Altian El Samawi (FR) Almas (FR) / Octavia El Samawi 700 € J. Th. Weißmeier 57,0 kg<br />

4. Illikeau (FR) Nieshan (FR) / Djebelina (FR) 350 € Marian Falk Weißmeier 58,0 kg<br />

5. Jesk De Bozouls (FR) Aim South (USA) / Mesk De Bozouls (FR) 250 € S.A.R.L. Mezagri/POL 57,0 kg<br />

6. Zoi Assy (QA) / Zeta A Alexia Kolpondinou 56,0 kg<br />

7. Zenith Assy (QA) / Zanubiya A Alexia Kolpondinou 56,0 kg<br />

Mülheim - President Cup UAE Pre Final Race, 19.08.2023, 2.100 m, 5.000 €<br />

1 Abinioux (FR) Mister Ginoux (FR) / Abidor (FR) 2.500 € Y. Kasim 62,0 kg<br />

2. Ainhoa Petrucio (FR) Seraphin Du Paon (FR) / Ainhoa Winwin (FR) 1.200 € Jean M. Valerio/FR 60,5 kg<br />

3. El Paso T (HOL) Al Mourtajez (FR) / Porta T (NED) 700 € Gerard Th. Zoetelief/NED 62,0 kg<br />

4. Illikeau (FR) Nieshan (FR) / Djebelina (FR) 350 € Marian Falk Weißmeier 58,0 kg<br />

5. Tex D.A. (BEL) Mugadir (QA) / Fouwzia D.A. (BEL) 250 € Johan Verstrepen/BEL 60,5 kg<br />

6. Macho T (HOL) Al Mamun Monlau (FR) / Mirabella del Sol (FR) Gerard Th. Zoetelief/NED 57,0 kg<br />

7. Nil Adamis (SWI) Damis (GB) / Nil Abiat (FR) U. Aeschbacher/CH 63,5 kg<br />

8. Zoi Assy (QA) / Zeta A Alexia Kolpondinou 60,0 kg<br />

9. Yashar D.A. (BEL) Viho D.A. (BEL) / Schiva D.A. (BEL) Johan Verstrepen/BEL 59,5 kg<br />

Baden-Baden - President Cup UAE Cup, 03.09.2023, Gr. II, 1.600 m, 40.000 €<br />

1. Jabalah (FR) Al Mamun Monlau (FR) / Kouthar (QA) 20.000 € Wathnan Racing/FR 61,0 kg<br />

2. Illikeau (FR) Nieshan (FR) / Djebelina (FR) 10.000 € Marian Falk Weißmeier 58,0 kg<br />

3. Freddy Py (FR) TM Fred Texas (USA) / Via Hipolyte (FR) 5.000 € Gerard Th. Zoetelief/NED 58,0 kg<br />

4. Abinioux (FR) Mister Ginoux (FR) / Abidor (FR) 2.500 € Y. Kasim 58,0 kg<br />

5. Zoi Assy (QA) / Zeta A 1.500 € Alexia Kolpondinou 56,0 kg<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

<strong>37</strong>


GAWA-SYMPOSIUM FÜR WESTERNGERITTENE ARABISCHE PFERDE<br />

News<br />

Bereits zum 16.ten Mal fand am Wochenende<br />

19. bis 21. April <strong>2024</strong> auf der Reitsportanlage<br />

Gut Matheshof im bayrischen Rieden das GA-<br />

WA-Symposium statt.<br />

Was aus einer Idee von Sonja Bögl entstand,<br />

hat sich im Laufe der Jahre zu einem der<br />

größten Reitkurse für Reiter arabischer <strong>Pferde</strong><br />

gemausert. Die ursprüngliche Idee von<br />

Sonja Bögle war, dass die Araberreiter eine<br />

Gelegenheit hatten, zusammenzukommen,<br />

gemeinsam zu trainieren, sich mit Gleichgesinnten<br />

auszutauschen. Damit war dann das<br />

Symposium geboren und hat sich im Laufe<br />

der Jahre ständig weiterentwickelt.<br />

Seit den Anfängen in Kreuth hat sich in diesen<br />

16 Jahren jedoch so einiges getan. Vor allem<br />

der Ausbildungsstand von Pferd und Reiter<br />

verbessert sich jedes Jahr, sodass die Veranstalter<br />

glücklich und auch stolz in die Hallen<br />

blicken. Die Teilnehmer müssen sich wirklich<br />

nicht verstecken und jedes Jahr ist wieder ein<br />

Fortschritt zu erkennen und bekommen die<br />

Zuschauer immer rittigere arabische <strong>Pferde</strong><br />

mit ihren Westernreitern zu sehen.<br />

Die Teilnehmer des Symposions können jedes<br />

Jahr bei 4 Trainern zwei verschiedene<br />

Workshops wählen, diese werden dann in<br />

kleinen Gruppen geritten (2 Einheiten pro<br />

Tag, je ca. 1,5 Stunden). Es werden 8 verschiedene<br />

Workshop-Themen angeboten: Doris<br />

Pfann aus Österreich ist vielen Araberreitern<br />

bereits ein Begriff. Die beliebte Trainerin bot<br />

die Workshops Basisarbeit und Trail Pattern<br />

für Fortgeschrittene an. Maike Philipps, eine<br />

„Kölner Frohnatur“, die schon fast von Anfang<br />

an dabei ist, konnte die Teilnehmer in den<br />

Bereichen Reining und Hilfengebung unterstützen.<br />

Melanie Falaster, eine besonders<br />

vielfältige Trainerin, da aktiv im Western- und<br />

Springsattel (!) aus dem Schwabenland war<br />

für Ranch Riding und Gymnastizierung/Seitengänge<br />

zuständig.<br />

In kleineren Gruppen wird intensiv gearbeitet.<br />

Abschluß des erfolgreichen GAWA Symposions - fast wäre es nicht zustande gekommen!<br />

Neu dabei war in diesem Jahr Lynn Troppenz.<br />

Lynn war selbst jahrelang als Teil-<br />

welcher Halle er seine Einheit stattfindet.<br />

Teilnehmer kann auf dem Plan erkennen, in<br />

nehmerin mit ihrer Stute beim Symposium Die Anlage von Gut Matheshof bietet für die<br />

dabei. Mittlerweile ist sie selbstständige Ausführung eines solchen Events perfekte<br />

Trainerin und hat die GAWA mit den Workshops<br />

Trail Beginner/Handtrail und Ranch in verschiedenen Hallen abgehalten werden,<br />

Bedingungen. Zeitlich können 4 Workshops<br />

Trail unterstützt.<br />

was schon so manchen Zuschauer zur „Qual<br />

Die Anreise zum Symposium erfolgt immeram<br />

Freitagnachmittag. Nach dem Beziehen Fester Bestandteil des Symposiums ist auch<br />

der Wahl“ gezwungen hat.<br />

der Boxen kann die Ostbayernhallle zum immer ein Fachvortrag am Samstagabend<br />

freien Reiten genutzt werden. Gegen 17 Uhr vor dem gemeinsamen Abendessen. Dieses<br />

findet die Begrüßung statt, wo sich alle Teilnehmer<br />

mit Pferd in der Halle versammeln. „Richtiges Atmen beim Reiten“ behandelt.<br />

Jahr wurde von Maike Philipps das Thema<br />

Nach einer kurzen Ansprache mit allen Und natürlich fand auch ein gemeinsames<br />

wichtigen Informationen zum Ablauf, Vorstellung<br />

der Trainer und Beantworten aller to „Nudelabend“ statt.<br />

Abendessen in der BoxToGo unter dem Mot-<br />

Fragen wird gemeinsam in Rieden zu Abend Die Organisation und Planung des Symposiums<br />

bot aber in diesem Jahr (erstmals) auch<br />

gegessen. Am Samstag und am Sonntag laufen<br />

dann die Workshops in den Hallen. Jeder seine Schattenseiten. Bis knapp 2,5 Wochen<br />

vor der Veranstaltung hatten die Organisatoren<br />

mit zu wenigen Anmeldungen zu<br />

kämpfen – kurzfristig wurde sogar überlegt,<br />

die Veranstaltung zu stornieren, da die Kosten<br />

nicht gedeckt werden konnten. Nur ein<br />

Sponsoring von Petra Dries/Gut Fronleitenhof<br />

hat die Durchführen des Symposiums<br />

ermöglicht!<br />

Erfreulicherweise kamen dann, sozusagen<br />

auf den letzten Drücker, noch einige Anmeldungen<br />

herein, was die Lage deutlich entspannte.<br />

Dennoch: Die Durchführung einer<br />

solchen Veranstaltung ist nur möglich, wenn<br />

sich alle Teilnehmer zeitnah zum Anmeldeschluß<br />

melden, damit sichergestellt werden<br />

kann, dass die Kosten (Anlagennutzung,<br />

Trainer-Gehälter, Versicherung, …) gedeckt<br />

werden. Die GAWA kalkuliert das Symposium<br />

immer sehr knapp, damit es für die Teilnehmer<br />

bezahlbar bleibt. Alle Interessenten und<br />

auch langjährige Teilnehmer/innen bitten wir<br />

daher um eine baldmöglichste Anmeldung<br />

im nächsten Jahr!<br />

Christine Brückel<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong><br />

38


FOTOWETTBEWERB "BEWEGENDE MOMENTE"<br />

Der Verband der Züchter und Freunde des <strong>Arabische</strong>n <strong>Pferde</strong>s e.V.<br />

(VZAP) sucht auch in diesem Jahr die schönsten Bilder mit arabischen<br />

<strong>Pferde</strong>n zum Thema „Bewegende Momente - Menschen und arabische<br />

<strong>Pferde</strong>“.<br />

Dass der Araber dem Menschen besonders zugetan ist, wissen die<br />

Züchter und Liebhaber dieser Rasse schon lange. Nun werden Fotos<br />

gesucht, die diese Verbundenheit zum Ausdruck bringen! Machen<br />

Sie mit, und senden Sie ihre besten Fotos zu diesem Themenschwerpunkt<br />

an den VZAP. Die drei besten Arbeiten werden prämiert und in<br />

unserer Zeitschrift sowie beim All Nations Cup vom 27. bis 29. September<br />

<strong>2024</strong> in Aachen ausgestellt. Außerdem werden die Bilder auf<br />

der Homepage des VZAP e.V. gezeigt.<br />

Am Wettbewerb können nur Amateurfotografen teilnehmen. Teilnahmeberechtigt<br />

ist ausschließlich der Fotograf als Urheber des Fotos,<br />

nicht die abgebildete Person oder die Eigentümer des <strong>Pferde</strong>s. Jeder<br />

Teilnehmer kann bis zu fünf Fotos einreichen, die <strong>Pferde</strong> müssen den<br />

vom VZAP betreuten Rassegruppen angehören.<br />

Die eingereichten Bilder müssen ein gängiges digitales Bildformat<br />

aufweisen und eine Bildgröße von mindestens 1 MB aufweisen. Bei<br />

Einreichung der Bilder sind Titel und Rasse im Dateinamen zu vermerken<br />

und Name und Anschrift des Fotografen anzugeben.<br />

Die Rechte der abgebildeter Personen dürfen einer Ausstellung nicht<br />

entgegenstehen. Alle Rechte am Bild bleiben bei den Fotografen. Die<br />

Erlaubnis zur kostenfreien Verwendung der Bilder in Publikationen<br />

des VZAP e.V. einschließlich digitaler Medien sowie in Fremdpublikationen<br />

gilt mit der Einsendung als erteilt. Die namentliche Nennung<br />

des Fotografen bei Veröffentlichungen wird garantiert. Bei Aufnahmen<br />

mit Kindern ist die Erklärung zu den Bildrechten mit den Fotos<br />

einzureichen. Mit dem Einreichen der Fotos werden die Bedingungen<br />

dieser Ausschreibung anerkannt.<br />

Einsendeschluss ist der 31. Juli <strong>2024</strong>, weitere Info auf VZAP.org<br />

Anzeige<br />

News<br />

FOTOWETTBEWERB VON "LOVAS NEMZET"<br />

Die ungarische <strong>Pferde</strong>zeitschrift „Lovas Nemzet“ schreibt bereits zum<br />

12. Mal in 24 Jahren einen Fotowettbewerb aus. Die Fotos sollen das<br />

starke Band zwischen „Mensch und Pferd“ darstellen, sowie die Verbindung<br />

des <strong>Pferde</strong>s mit der Natur. Die Fotos können an beliebigen<br />

Reitsport-Veranstaltungen, <strong>Pferde</strong>schauen, Reittouren oder anderen<br />

Begebenheiten, die die Verbindung von Reiter und Pferd darstellen,<br />

aufgenommen worden sein.<br />

Teilnehmen können professionelle Fotografen, Amateure und „Junioren“,<br />

d.h. Privatpersonen unter 16. Jeder kann maximal 4 Fotos im<br />

jpg-Format einsenden, mit einer Pixelgröße von 2592 x 1944 px. Es<br />

muß sich dabei um „echte“ Digitalfotos handeln, die die Realität abbilden,<br />

keine KI-generierten oder anderweitig manipulierten Fotos.<br />

Die genauen Teilnahmebedingungen finden Sie auf unserer Website:<br />

in-the-focus.com/<strong>2024</strong>/05/fotowettbewerb-lovas-nemzet/<br />

Der Einsendeschluß ist der 24. Juli <strong>2024</strong><br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

39<br />

ALTDEUTSCHE<br />

Seit Mitte Februar ist<br />

Zarifa (rechts), ein<br />

letztes Einhorn der<br />

früheren DDR-Zucht bei<br />

uns zuhause.<br />

EM Kamur (links)<br />

beginnt heuer seine<br />

Karriere als Zuchthengst<br />

der Linie des<br />

Wisznu/Witez II/Ofir.<br />

Anfang Juli erscheint die letzte Ausgabe<br />

unseres Buches „Ruf der Geschichte“<br />

mit neuen Geschichten und <strong>Pferde</strong>n.<br />

Am 22.6. begrüßen wir Sie zu unserem<br />

4.ten Hoffest ab 13 Uhr mit Fachvortrag<br />

von Betty Finke u.v.m. (bei München)<br />

Vorbestellungen des Buches und<br />

Anmeldungen für das Hoffest bitte<br />

über wilfartmia@gmail.com<br />

- Herzlichst EM Arabians<br />

NEWS


Über Helden die der Regenbogenbrücke<br />

Geschichte<br />

ÜBER DIE REGENBOGENBRÜCKE...<br />

Vor einem Jahr konnten wir noch den<br />

unglaublichen 38. Geburtstag des Partbred-Hengstes<br />

Shaitan (True Valour ox /<br />

Shoshone) melden. Ein schöner Sommer war<br />

dem alten Herrn dann noch vergönnt. Abgesehen<br />

von der Arthrose in den Hinterbeinen<br />

<strong>Pferde</strong>name Turcmain-<br />

und abgenutzten Zähnen erfreute sich Shaitan,<br />

einst Elitehengst des Pinto-Zuchtverbandes,<br />

noch guter Gesundheit bis zuletzt<br />

und genoß seinen Ruhestand und die liebevolle<br />

Pflege seiner Besitzerin Carmen Starke.<br />

Doch<br />

atti<br />

am Ende des Jahres musste die Familie<br />

Starke, bei der er fast sein ganzes Leben zu<br />

Hause war, dann schweren Herzens Abschied<br />

nehmen. Nun ruht Shaitan neben seiner Partnerin<br />

Honey Moon in der Nähe seiner ehemaligen<br />

Koppel. Er hinterlässt Nachkommen in<br />

Deutschland und Dänemark.<br />

Gezogen von Heiner Stein, war Nadeshnij<br />

(Drug / Nadesha) durch seine rein russische<br />

Abstammung der Distanzsport in die<br />

Wiege gelegt. Erst aber sollte er noch eine<br />

Zwischenstation im Gestüt der Familie Darius<br />

machen, bevor er im Oktober 2003 zu<br />

Michaela Kosel kam. Hier wurde er intensiv<br />

züchterisch genutzt und das mit gutem Erfolg,<br />

stammt doch ihr WM-Pferd MK Crystal<br />

AA (a.d. Corinessa xx) von ihm. Weitere<br />

Söhne sind MK Empire (a.d. Exotic Pure)<br />

*2010, der 2016 beim ZSAA gekört wurde<br />

und MK Diabolo (a.d. Dulvajta) *2006, der<br />

seine HLP über den Distanzsport abgelegt<br />

hat. In seiner neuen Heimat Frankreich lief<br />

er mit den Jungpferden in der Herde. Im<br />

Juni wäre Nadeshnij 31 Jahre alt geworden.<br />

SHAITAN (1985 - 2023)<br />

A year ago we were able to report the incredible<br />

38th birthday of the partbred stallion<br />

Shaitan (True Valor ox / Shoshone). The<br />

old gentleman was then granted one more<br />

lovely summer. Apart from the osteoarthritis<br />

in his hind legs and worn teeth, Shaitan,<br />

once an elite stallion in the Pinto breeding<br />

association, enjoyed good health until the<br />

end and enjoyed his retirement and the<br />

loving care of his owner Carmen Starke.<br />

But at the end of the year, the Starke family,<br />

with whom he had been at home almost his<br />

entire life, had to say goodbye with a heavy<br />

heart. Now Shaitan rests next to his partner<br />

Honey Moon near his former paddock. He<br />

leaves descendants in Germany and Denmark.<br />

-BF-<br />

LM LIBRETTO (1991 - <strong>2024</strong>)<br />

Vielseitigkeit war sein Programm – LM Libretto<br />

(Drago / Dadobia), der rein spanische<br />

Senior des Gestüts Al Qahira in Österreich<br />

ist im Alter von 33 Jahren gestorben. Seine<br />

Besitzerin Martina Minhard, mit der er 28<br />

Jahre seines Lebens verbrachte, hat ihre<br />

Zucht auf ihm aufgebaut und mittlerweile<br />

sind seine Kinder, Enkel, Urenkel und Ururenkel<br />

im Gestüt. Er war im Sport bis zum<br />

Europa-Championat unterwegs, gefahren<br />

und geritten, ob vor dem Pleasure Driving<br />

Cart oder vor dem Marathonwagen, ob in<br />

der Traditional Riding Klasse oder im Geländeritt<br />

- auf ihn konnte man sich immer<br />

verlassen. Kampfgeist und Härte waren<br />

Charaktereigenschaften, die er auch seinen<br />

Kindern vererbt hat, wie beispielsweise<br />

Vendaval Qahira (a.d. Nur).<br />

NADESHNIJ (1993 - <strong>2024</strong>)<br />

Foto: Betty Finke<br />

...<br />

Versatility was his trademark - LM Libretto<br />

(Drago / Dadobia), the pure Spanish senior<br />

of the Al Qahira stud in Austria, died at the<br />

age of 33. His owner Martina Minhard, with<br />

whom he spent 28 years of his life, built her<br />

breeding programm on him and his children,<br />

grandchildren, great-grandchildren<br />

and great-great-grandchildren are now<br />

at the stud. He was involved in sport up to<br />

the European Championships, driving and<br />

riding, whether in front of the pleasure driving<br />

cart or in front of the marathon carriage,<br />

whether in the traditional riding class or<br />

in cross-country riding - you could always<br />

rely him. Fighting spirit and toughness were<br />

his character traits, which he also passed<br />

on to his children, such as Vendaval Qahira<br />

(a.d. Nur).<br />

-gw-<br />

Bred by Heiner Stein, Nadeshnij (Drug / Nadesha)<br />

was born into distance sports due to<br />

his purely Russian ancestry. But first he had<br />

to make a stopover at the Darius family's<br />

stud farm before he came to Michaela Kosel<br />

in October 2003. Here he was used intensively<br />

for breeding and with good success, as<br />

her World Championship horse MK Crystal<br />

AA (out of Corinessa xx) came from him.<br />

Other sons are MK Empire (out of Exotic<br />

Pure) *2010, who was licensed at the ZSAA<br />

in 2016, and MK Diabolo (out of Dulvajta)<br />

*2006, who passed his performance test in<br />

distance sports. In his new home of France,<br />

he ran in the herd with the young horses.<br />

Nadeshnij would have been 31 years old in<br />

June.<br />

-gw- Foto: Betty Finke<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong><br />

40


Fotos: G. Waiditschka (4)<br />

OVER <strong>THE</strong> RA<strong>IN</strong>BOWBRIDGE...<br />

Er war das Aushängeschild des deutschen<br />

Westernarabers schlechthin. Mit nur 1,43 m<br />

Stockmaß war er klein von Statur, aber mit<br />

großem Kämpferherz, denn er nahm es in offenen<br />

Westernprüfungen auch gegen Quarter<br />

Horses auf. Von 2008 bis 2022 war er mit<br />

Verena Böckle im Turniersport unterwegs<br />

und seine Erfolgsbilanz würde diesen Rahmen<br />

sprengen. Daher nur die Highlights: Am<br />

Europa-Championat der Sport-Araber holte<br />

er sich in drei Jahren vier Gold- und eine Silbermedaille.<br />

Und bei den German Open 2019<br />

holte er sich im Reining-Finale den 7. Platz von<br />

102 Startern – was für ein Erfolg in der Hochburg<br />

der Quarter Horses! Anfang Januar wurde<br />

dann eine nicht-therapierbare Erkrankung<br />

der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert und er<br />

mußte er viel zu früh gehen.<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

RN FARIDA (1995 - <strong>2024</strong>)<br />

RN Farida (Salaa El Dine / Noha) war die bekannteste<br />

Tochter der Marbacher Zuchtstute Noha.<br />

Diese wurde verpachtet an das Gestüt Al Rayyan<br />

von Sh. Abdulaziz in Qatar, um mit ihr ein Fohlen<br />

von Salaa El Dine zu züchten. Keiner konnte<br />

ahnen, dass RN Farida ein solcher <strong>Vol</strong>ltreffer<br />

werden würde. Von ihrer Mutter bekam sie das<br />

Kaliber mit in die Wiege gelegt, vom Vater das<br />

„ägyptische Gehabe“, und war damit eine ideale<br />

Mischung aus ihren beiden Elternteilen. Farida<br />

galt in ihrer Zeit als eine der exotischsten Ägypter-Stuten<br />

in Qatar und brachte für ihren Besitzer<br />

Fohlen von Ansata Nile Echo, Alidaar, Ansata Hejazi,<br />

Al Adeed Al Shaqab und Ansata Nile Pasha,<br />

die ihrerseits wieder bedeutende Zuchtpferde<br />

wurden. Sie war wie alter Wein, wurde im Alter<br />

immer besser und trockener, bis sie nun im Alter<br />

von 29 Jahren starb.<br />

CH SILVERLIGHT (2004 - <strong>2024</strong>)<br />

He was the flagship of the German Western<br />

Arabian scene. With only 1.43 m in height, he<br />

was small in stature, but with a big fighting<br />

heart, and with that, he also took on quarter<br />

horses in open western competitions. He<br />

participated with Verena Böckle in the saddle<br />

in Western sports competitions from 2008 to<br />

2022 and his track record would go beyond<br />

this scope. So just the highlights: At the European<br />

Sport Arabian Championships, he<br />

won four gold and one silver medals in three<br />

years. And at the German Open 2019 he took<br />

7th place out of 102 starters in the reining<br />

finals - what a success in the quarter horse<br />

stronghold! At the beginning of January he<br />

was diagnosed with an untreatable disease<br />

of the pancreas and he had to go far too early.<br />

-gw-<br />

MARSHAN (2008 - <strong>2024</strong>)<br />

Marshan aus dem Gestüt Sax Arabians war<br />

ein Schaupferd mit internationalen Erfolgen,<br />

aber er war anders. Ihm saß der Schalk<br />

im Nacken und an der Hand von Simon<br />

Kelly hatte er Spaß im Schauring. Er riss die<br />

Zuschauer von den Sitzen, wenn er seine<br />

Trabrunden drehte. Er war nicht elfenhaft,<br />

sondern ein „richtiger Kerl“. Und er war ein<br />

Vererber, der seine Nachkommen stempelte:<br />

Sein Sohn Elshaan ist ihm wie aus dem<br />

Gesicht geschnitten und er trägt sein Erbe<br />

weiter, seine Tochter Marshani ist Zuchtstute<br />

im Gestüt, und seine Kinder Masheer Ibn<br />

Marshan und Marshal Ibn Marshan machen<br />

Werbung für ihn unter dem Dressursattel.<br />

Im Januar hat ein komplizierter Splitterbruch<br />

des Fesselgelenks seinem Leben ein jähes<br />

Ende gesetzt, er wurde nur 16 Jahre alt.<br />

41<br />

RN Farida (Salaa El Dine / Noha) was the bestknown<br />

daughter of the Marbach broodmare<br />

Noha. The latter was leased to the Al Rayyan<br />

Stud by Sh. Abdulaziz Bin Khalid Al Thani in<br />

Qatar to be bred to Salaa El Dine. Nobody<br />

could have imagined that the resulting foal,<br />

RN Farida, would be such a hit. She received<br />

the strength from her dam and the “Egyptian<br />

attitude” from her sire. The foal was then an<br />

ideal mix of her two parents and Farida was<br />

considered one of the most exotic Egyptian<br />

mares in Qatar in her time. For her owner, she<br />

produced foals from Ansata Nile Echo, Alidaar,<br />

Ansata Hejazi, Al Adeed Al Shaqab and<br />

Ansata Nile Pasha, who in turn became important<br />

breeding horses again. She was like<br />

old wine, getting better and drier with age<br />

until she died at the age of 29.<br />

-gw-<br />

Marshan from the Sax Arabian Stud was<br />

a show horse with international success,<br />

but he was different. He had the mischief<br />

on his neck and had fun in the show ring<br />

at the hands of Simon Kelly. He pulled the<br />

audience out of their seats when he did his<br />

trot rounds. He wasn't elfish, but a "real<br />

guy." And he was a sire who stamped his<br />

offspring: his son Elshaan is the spitting<br />

image of him and he carries on his legacy,<br />

his daughter Marshani is a broodmare in<br />

the stud farm, and his children Masheer<br />

Ibn Marshan and Marshal Ibn Marshan<br />

promote him under the dressage saddle.<br />

In January, a complicated fracture of the fetlock<br />

joint brought his life to an abrupt end;<br />

he was only 16 years old.<br />

-gw-<br />

Over the Rainbowbridge


WISSENSCHAFT VS.<br />

VON MTDNA, STUTENL<strong>IN</strong>IEN UND STÄMMEN<br />

Wissenschaft<br />

TRADITION<br />

Kuhaylan, Saqlawi und die anderen Stämme spielten bei den Zuchtentscheidungen der<br />

Beduinen eine große Rolle, ähnlich wie die Stutenlinien bei den westlichen Züchtern.<br />

Aber hält beides einer wissenschaftlichen Überprüfung mittels der<br />

mtDNA-Haplotypen stand?<br />

Dass in der <strong>Pferde</strong>zucht dem Hengst<br />

immer eine größere Bedeutung zubemessen<br />

wird als der Stute, liegt in erster<br />

Linie an der größeren Anzahl von Fohlen,<br />

die dieser zeugen kann. Populationsgenetisch<br />

betrachtet bringt er sich somit stärker<br />

in den Genpool ein als das weibliche Geschlecht.<br />

Daher erfolgte früher die „Verbesserung<br />

der Landespferdezucht“ und heute die<br />

Selektion durch Körung, etc. in erster Linie<br />

über die Hengste.<br />

Im Gegensatz dazu war für die Beduinen die<br />

Stute und ihr Stamm (marban, rasan) von<br />

großer Bedeutung. „Mater semper certa est“<br />

– die Mutter ist immer sicher, denn es ist bei<br />

der Geburt eines Fohlens eindeutig, wer die<br />

Mutter ist, der Vater aber ist unsicher, und<br />

man ist hierbei auf Augenzeugen oder Aufzeichnungen<br />

zum Zeitpunkt der Bedeckung<br />

angewiesen, der 11 Monate zurückliegt; darin<br />

liegt eine gewisse Fehlerquelle.<br />

BLICK <strong>IN</strong> DIE VERGANGENHEIT<br />

Im Gegensatz zur populationsgenetischen<br />

Betrachtungsweise, wo der Hengst mehr<br />

Einfluß auf den Genpool hat, sieht es für den<br />

Züchter, der das einzelne Fohlen betrachtet,<br />

etwas anders aus: Dieses Fohlen erhält<br />

mehr genetisches Material von der Stute,<br />

denn diese gibt ihm – zusätzlich zur DNA im<br />

Zellkern der Eizelle – auch noch die sogenannte<br />

mtDNA der Mitochondrien mit. Diese<br />

Mitochondrien befinden sich im Zellplasma<br />

einer jeden Zelle, also auch in der Eizelle, und<br />

bleiben da auch nach der Befruchtung. Teilt<br />

sich die befruchtete Eizelle, so werden auch<br />

die Mitochondrien mit ihrer mtDNA gleichmäßig<br />

auf die beiden Tochterzellen verteilt.<br />

Das ausgewachsene Tier hat dadurch in jeder<br />

Zelle mtDNA der Mutter, die dieses wiederum<br />

von ihrer Mutter bzw. Großmutter und<br />

Urgroßmutter erhalten hat. Diesen Umstand<br />

haben sich die Genetiker zunutzen gemacht<br />

und haben die mütterliche Linie mittels dieser<br />

mtDNA zurückverfolgt, ähnlich wie es<br />

42<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


mittels der Haplotypen des Y-Chromosoms<br />

bei den männlichen Tieren möglich ist, die<br />

väterliche Linie zurückzuverfolgen (siehe Artikel<br />

AP 1-22, Araber-Hengstlinien aus genetischer<br />

Sicht).<br />

VIELFÄLTIGE STUTENBASIS<br />

Durch diese Untersuchungen konnte gezeigt<br />

werden, dass <strong>Pferde</strong> zwar nur wenige<br />

„Ur-Väter“ haben, aber eine Vielzahl von<br />

„Ur-Müttern“. Das macht auch Sinn, denn Stuten<br />

waren auch vor 6000 Jahren, als die Domestikation<br />

des <strong>Pferde</strong>s stattfand, einfacher<br />

zu halten als Hengste. Offenbar gab es dann<br />

vor ca. 1500 Jahren, als eine erste Rassenbildung<br />

stattfand, in der „Crown Group“ (d.h.<br />

die Population, aus der Turkmenen, Berber<br />

und Araber hervorgingen) einen einzigen<br />

Hengst (!), auf den alle heutigen männlichen<br />

Tiere der „modernen Rassen“ zurückgehen.<br />

Die „Crown Group“ ging also zumindest auf<br />

der Vaterseite durch einen genetischen Flaschenhals.<br />

Auch heute gibt es in den meisten<br />

Rassen weniger Hengst- als Stutenlinien, und<br />

oftmals werden durch „Modehengste“ andere<br />

Hengstlinien in den Hintergrund gedrängt<br />

oder sterben ganz aus.<br />

Sabellina (Abu Afas / Sabda) *1954 ist die Begründerin einer Leistungslinie in Polen. Von 10<br />

<strong>Pferde</strong>n, die das Derby und Oaks im selben Jahr gewonnen haben, gehen 5 auf Sabellina zurück.<br />

Wissenschaft<br />

LEISTUNGSL<strong>IN</strong>IEN<br />

Viele <strong>Pferde</strong>züchter – auch in der Warmblut-<br />

und englischen <strong>Vol</strong>lblutzucht – legen<br />

großen Wert auf die Stutenlinie (oder den<br />

Stutenstamm), und aus der <strong>Vol</strong>lblutzucht<br />

wußte man schon lange, dass es verschiedene<br />

„Leistungslinien“ gibt. Auch in der<br />

Araberzucht gibt es „Leistungslinien“, so<br />

zum Beispiel die der Sabellina (Derby- und<br />

Oaks-Siegerin 1958), ihrer Töchter Santa<br />

(dto. 1964) und Sasanka (dto. 1972), ihrer Enkelin<br />

Sasetka (dto. 1981) und ihrer Urenkelin<br />

Sarmacja (dto. 1991). Von 10 Stuten, die das<br />

polnische Derby und Oaks im selben Jahre<br />

gewonnen haben, waren fünf Nachkommen<br />

der Sabellina.<br />

Eine Erklärung hierzu liegt (vermutlich) in der<br />

oben erwähnten mtDNA, die von der Mutter<br />

an das Fohlen weitergegeben wird. Da<br />

Gene, die in der mtDNA enthalten sind, am<br />

Energiestoffwechsel beteiligt sind, könnten<br />

Unterschiede in deren Ausprägung auch zu<br />

Unterschieden in den Leistungsmerkmalen<br />

beitragen. In einer Arbeit zur sportlichen<br />

Leistungsfähigkeit von Holsteiner Stuten<br />

konnten bestimmte Haplotypen der mtDNA<br />

mit einer besonderen Eignung für den Dressur-<br />

oder Springsport identifiziert werden,<br />

wohingegen in einer Untersuchung zu Rennpferden<br />

ein Zusammenhang zwischen einer<br />

bestimmten Haplogruppe (L3b) und einer<br />

schlechten sportlichen Leistung nahegelegt<br />

wird. Es gibt also beides, Haplotypen, die die<br />

sportliche Leistung verbessern, und solche,<br />

die sie verschlechtern.<br />

PEDIGREEFEHLER AUFGEDECKT<br />

Nun kann man, wie eingangs erwähnt, über<br />

die mtDNA auch die mütterliche Linie zurückverfolgen,<br />

ähnlich wie dies beim Y-Chromosom<br />

auf der Vaterseite der Fall ist. Und in<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

ähnlicher Weise kann man durch diese Untersuchungen<br />

auch Pedigreefehler entdecken.<br />

Iwona Glazewska und ihr Team hat Vertreter<br />

von 15 Stutenlinien der polnischen Araberzucht<br />

untersucht und dabei 14 unterschiedliche<br />

Haplotypen identifiziert.<br />

Die polnischen Gründerstuten waren unterschiedlicher<br />

Herkunft. Die Gründerstuten von<br />

Biała Cerkiew und Sławuta gehen auf fünf<br />

„polnische Landstuten“ zurück, deren Stutenlinien<br />

derzeit noch in der polnischen Zucht<br />

vertreten sind (Tabelle 1). Die drei Stuten aus<br />

Jarczowce wurden 1845 direkt aus dem Mittleren<br />

Osten importiert. Darüber hinaus kamen<br />

zwei weitere Linienbegründerinnen der<br />

polnischen Araberzucht aus Crabbet Park,<br />

eine aus Tiaret (Algerien) und vier aus Bábolna.<br />

Die Linien der Selma db, Rodania db,<br />

und Cherifa db wurden erst nach dem Ersten<br />

Weltkrieg aus England bzw. Frankreich nach<br />

Polen importiert. Der Zweite Weltkrieg zerstörte<br />

dann wieder nahezu die gesamte polnische<br />

Zucht, und für ihren Aufbau nach dem<br />

Krieg standen nur 59 polnische Stuten sowie<br />

14 Stuten aus dem ungarischen Bábolna zur<br />

Verfügung. Diese 73 Stuten gehörten 15 Linien<br />

an (siehe Tabelle 1). Dabei waren acht Haplotypen<br />

jeweils in einer einzigen Mutterlinie<br />

vertreten (gelb). Betroffen waren alle Mutterlinien<br />

von Babolna, Szamrajówka, Selma und<br />

zwei von vier Linien von Sławuta (Szweykowska<br />

und Wołoszka). Zwei Haplotypen wurden<br />

jeweils von Vertretern zweier Linien geteilt.<br />

Der G-Haplotyp wurde in den Linien Ukrainka<br />

und Mlecha gefunden. Interessant ist hierbei,<br />

das die Desertbred-Stute Mlecha db imp.<br />

1845 denselben Haplotyp hat, wie Ukrainka,<br />

die „unbekannter Abstammung“ ist. Ukrainka<br />

wurde ca. 1815 in Slawuta geboren, und mit<br />

ihrer Linie wurde dann bis 1944 in Gumniska<br />

(ab der fünften Generation) gezüchtet. Das<br />

43<br />

Vorhandensein identischer Haplotypen in Linien,<br />

die einerseits von Stuten etabliert wurden,<br />

die als Wüstenaraber anerkannt wurden,<br />

und andererseits in solchen mit unbekannter<br />

Herkunft kann als deutlicher Hinweis für eine<br />

arabische Herkunft der letzteren angesehen<br />

werden.<br />

Auch der K-Haplotyp wurde in zwei verschiedenen<br />

Linien - Rodania db und Cherifa<br />

db (grün) - gefunden. Nach Bowling wurde<br />

dieser auch in den Linien Wadduda, Urfah<br />

und Noura in den USA festgestellt. Derselbe<br />

Haplotyp, der in fünf Linien vorkommt, kann<br />

als Beweis für ihren gemeinsamen Ursprung<br />

angesehen werden.<br />

In zwei Linien wurde mehr als ein Haplotyp<br />

gefunden (blau). Die D- und E-Haplotypen<br />

wurden in der Milordka-Linie gefunden. Der<br />

D-Haplotyp wurde in dem von Zaira *1826<br />

gegründeten Zweig identifiziert, während<br />

der E-Haplotyp im Zweig der Delfina *1825<br />

gefunden wurde. Beides sind Töchter der<br />

Milordka. Laut Iwona Glazewska könnte<br />

möglicherweise ein Fehler beim Lesen der<br />

handschriftlichen Einträge im Zuchtbuch die<br />

Ursache sein.<br />

Auch in der Gazella-Linie wurden zwei Haplotypen<br />

gefunden. Der F-Haplotyp wurde in<br />

dem von Gazella II *1914 fortgesetzten Zweig<br />

identifiziert (siehe Stutenlinie Gazella db).<br />

Der zweite Haplotyp wurde im Zweig von<br />

Fryga *1914 gefunden. Dieser ist identisch<br />

mit dem H-Haplotyp der Sahara-Linie. Hier<br />

hat Glazewska die folgende Erklärung gefunden:<br />

Das Vorkommen des H-Haplotyps im<br />

Fryga-Zweig steht im Widerspruch mit den<br />

offiziellen Pedigrees. Die Analyse historischer<br />

Quellen weist auf mehrere mögliche Gründe<br />

für den Fehler hin, am wahrscheinlichsten<br />

erscheint jedoch, dass bei der Identifizierung<br />

von Fryga während des Ersten Weltkriegs ein


Wissenschaft<br />

Tabelle 1: mtDNA-Haplotypen der polnischen Stutenlinien<br />

Herkunftsgestüt<br />

Source Stud<br />

Gründerstute<br />

Founder of the line<br />

Haplotypen<br />

Haplotypes<br />

Biala Cerkiew Szamrajówka ~1810 A<br />

Slawuta<br />

Jarczowce<br />

Crabbet Park<br />

Sweykowska ~1803<br />

Woloszka ~1810<br />

Ukrainka ~1815<br />

Milordka ~1815<br />

Gazella db imp. 1845<br />

Mlecha db imp. 1845<br />

Sahara db imp. 1845<br />

Selma db 1865, imp. 1894<br />

Rodania db 1869, imp. 1881<br />

C<br />

B<br />

G<br />

D (Milordka / Zaira)<br />

E (Milordka / Delfina)<br />

F (Gazella / Gazella II 1914)<br />

H (Gazella / Fryga II 1914*)<br />

G<br />

Tiaret Cherifa db 1869, imp. 1870 K<br />

H<br />

I<br />

K<br />

Bemerkungen<br />

Remarks<br />

Ident. mit Balkis db imp. 1880 nach FR<br />

Ident. with Balkis db imp. 1880 to FR<br />

Ident. mit Murana I db imp. 1816 nach DE<br />

Ident. with Murana I db imp. 1816 to DE<br />

Bábolna<br />

Adjouze db 1876, imp. 1885<br />

Bent-El-Arab db 1880, imp. 1885<br />

Scherife db 1896, imp. 1902<br />

Semrie db 1896, imp. 1902<br />

L<br />

M<br />

N<br />

O<br />

Fehler begangen wurde. Die russische Armee<br />

beschlagnahmte 1914 fast alle <strong>Pferde</strong> aus<br />

dem Gestüt Pełkinie, und nur wenige Fohlen<br />

blieben im Gestüt übrig, zusammen mit<br />

Fryga. Ohne Zuchtdaten ist es nicht möglich,<br />

die Identität der Stute genau zu bestimmen.<br />

Dennoch kann auf der Grundlage von Informationen<br />

aus drei Quellen spekuliert werden,<br />

dass Fryga tatsächlich ein Nachkomme<br />

von Saharas Urenkelin Mołodycia war, deren<br />

Tochter und zwei Enkelinnen sich 1906 im<br />

Gestüt befanden.<br />

DOCH AUS DER WÜSTE?<br />

Besonderes Augenmerk wurde von Iwona Glazweska<br />

auf die genetische Identität zwischen<br />

der Linie der Szamrajówka und der Linie der<br />

Balkis db gelegt, die Daten zu den Haplotypen<br />

der Balkis db wurden einer Arbeit von Bowling<br />

entnommen. Szamrajowka wurde um 1810 in<br />

Bialocerkiew geboren und ist „unbekannter<br />

Herkunft“, während Balkis db eine 1880 nach<br />

Frankreich importierten Wüstenstute (db) aus<br />

dem Stamm Kohailan Adjouz ist. Auch hier<br />

– wie bei Ukrainka – legt der Haplotyp von<br />

Szamrajowka nahe, dass diese ebenfalls auf<br />

eine Araberstute zurückgeht.<br />

Ebenfalls interessant ist die genetische Identität<br />

zwischen der Linie von Gazella db, einer<br />

Kuhailah Adjouz, und der Linie von Murana<br />

I db, die 1816 in das Gestüt Weil (Deutschland)<br />

importiert wurde. Von Letzterer ist<br />

der Stamm nicht überliefert, will man aber<br />

dem beduinischen System folgen, so könnte<br />

Murana I ebenfalls eine Kuhailah Adjouz gewesen<br />

sein. Leider ist dies nicht zwingend,<br />

wie die nachfolgende Untersuchung von<br />

Hudson darlegt.<br />

STÄMME BASIEREN NICHT AUF GENETIK<br />

Traditionelle Züchter wie die Beduinen haben<br />

sich strikt daran gehalten, dass der Stamm (Rasan,<br />

z.B. Kuhaylah, Saqlawiah, Obbeya, Hadbah,<br />

Dahmah) von der Mutter auf die Tochter<br />

übergeht. Infolgedessen sollten Individuen innerhalb<br />

eines Stammes denselben oder einen<br />

ähnlichen mtDNA-Haplotypen aufweisen.<br />

Um diese These zu überprüfen, hat William<br />

Hudson in seiner Untersuchung die mtD-<br />

NA-Haplotypen der ägyptischen Stutenfamilien<br />

unter die Lupe genommen. Dazu hat er<br />

126 Stuten, die 14 verschiedenen Stutenlinien<br />

angehören, untersucht und dabei 10 verschiedene<br />

genetische Linien identifizieren können<br />

(Siehe Tabelle 2 auf Seite 46).<br />

Diese Untersuchung ergab, dass alle Tiere,<br />

die auf diesselbe Gründerstute zurückgehen,<br />

auch denselben mtDNA-Haplotyp besaßen.<br />

Es lagen also keine Pedigreefehler vor. Dass<br />

allerdings alle Tiere eines Stammes dieselben<br />

mtDNA-Haplotypen aufweisen, konnte die<br />

Untersuchung nicht unterstützen. So gab es<br />

beispielsweise fünf Saqlawi-Gründerstuten<br />

(Roga El Beida, Ghazieh I, Jellabiet Feysul,<br />

Hind und Mabrouka (grau)), die aber vier verschiedenen<br />

Haplotypen angehören (M3, M4,<br />

M5 und M8). Umgekehrt gehörten die Gründerstuten,<br />

die alle dem mtDNA-Haplotyp M5<br />

zuzuordnen sind, wenigstens drei verschiedenen<br />

Stämmen an (Hadbah, Kuhaylah, Saqalwiah,<br />

ein weiterer Stamm ist unbekannt).<br />

Diese Daten bestätigen, dass die moderne<br />

mtDNA-Haplotypisierung nicht mit der traditionellen<br />

beduinischen Bezeichnung und<br />

Weitergabe der Stammesnamen in Einklang<br />

zu bringen ist. Dies kann durch zwei Mechanismen<br />

erklärt werden: Entweder stammen<br />

alle Stutenfamilien von einer einzigen gemeinsamen<br />

weit in der Geschichte zurückliegenden<br />

Vorfahrin ab, oder die Ergebnisse<br />

könnten auf Abstammungsfehler zurückzuführen<br />

sein. Letzteres ist unwahrscheinlich,<br />

da hierfür drei Stammbaumfehler erforderlich<br />

wären, und Ersteres wird durch Haplotyp-Ähnlichkeiten<br />

mit alten (ursprünglichen)<br />

Haplogruppen aus der Untersuchung von<br />

Cieslak unterstützt.<br />

Je weiter die Wissenschaft, und hier insbesondere<br />

die Genetik, fortschreitet, desto besser<br />

lernen wir die Geschichte und Herkunft unserer<br />

<strong>Pferde</strong> kennen. Man darf gespannt sein,<br />

welche weiteren Erkenntnisse die Zukunft<br />

bringen wird.<br />

Gudrun Waiditschka<br />

Quellen:<br />

Iwona GLAZEWSKA et. Al. (2007) “A new<br />

view on dam lines in Polish Arabian<br />

horses based on mtDNA analysis” Genet.<br />

Sel. Evol. 39 (2007) 609–619<br />

https://doi.org/10.1186/1297-9686-39-5-<br />

609<br />

William HUDSON (2017): “Whole-loop<br />

mitochondrial DNA D-loop sequence variability<br />

in Egyptian Arabian equine matrilines”<br />

PLoS ONE 12(8): e0184309.<br />

https://doi.org/10.1<strong>37</strong>1/journal.<br />

pone.0184309<br />

Laura ENGEL ( ): “Exploring the Origin and<br />

Relatedness of Maternal Lineages Through<br />

Analysis of Mitochondrial DNA in the Holstein<br />

Horse” Front. Genet. 12:632500.<br />

https://doi.org/10.3389/fgene.2021.632500<br />

44<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


OF MTDNA, DAML<strong>IN</strong>ES AND STRA<strong>IN</strong>S<br />

SCIENCE VS.<br />

TRADITION<br />

Science<br />

Kuhaylan, Saqlawi and the other strains played a large role in the Bedouin's breeding<br />

decisions, much like the dam lines did with Western breeders. But do both stand up to<br />

scientific scrutiny using mtDNA haplotypes?<br />

The fact that in horse breeding the stallion<br />

is always given greater importance than<br />

the mare is primarily due to the larger<br />

number of foals that he can produce. From a<br />

population genetic point of view, he contributes<br />

more strongly to the gene pool than the<br />

female gender. Therefore, in the past the “improvement<br />

of a country’s horse breeding” and<br />

today the selection through licensing, etc.,<br />

took place primarily through the stallions.<br />

In contrast, for the Bedouins the mare and<br />

her strain (marban, rasan) were of great<br />

importance. “Mater semper certa est” – the<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

mother is always certain, because when a<br />

foal is born it is clear who the mother is, but<br />

the father is uncertain and one has to rely on<br />

eyewitnesses or records at the time of mating,<br />

which was 11th months ago; therein<br />

lies a certain source of error.<br />

DIVERSE MARE BASE<br />

These studies showed that horses have only<br />

a few “ancestral fathers”, but a large number<br />

of “original mothers”. That makes sense,<br />

because even 6,000 years ago, when horses<br />

were domesticated, mares were easier to<br />

45<br />

keep than stallions. Apparently around 1500<br />

years ago, when the first breed formation<br />

took place, there was a single stallion (!) in<br />

the “Crown Group” (i.e. the population from<br />

which Turkmen, Berbers and Arabs emerged)<br />

to which all of today’s male animals<br />

of “modern breeds” tail back. The “Crown<br />

Group” went through a genetic bottleneck,<br />

at least on the father’s side. Even today, in<br />

most breeds there are fewer sire lines than<br />

dam lines, and other sire lines are often pushed<br />

into the background by “fashionable<br />

stallions” or die out completely.


Tabelle 2: mtDNA-Haplotypen und Stämme der ägyptischen Stutenlinien / mtDNA haplotypes and strains in Egyptian damlines<br />

Gründerstute<br />

Founding mare<br />

Geburtsjahr<br />

Date of birth<br />

Stamm<br />

Strain<br />

Züchter<br />

Breeder<br />

Haplotyp<br />

Haplotype<br />

El Dahma Ca. 1879 Dahmah Shahwaniyah Ali Pasha Sherif M1<br />

Bint El Bahreyn 1898 Dahmah Shahwaniyah<br />

Aissa Ibn Khalifa, Sheikh<br />

of Bahrain<br />

M2<br />

Roga El Beida 1882 Saqlawiah Jedraniyah Ali Pasha Sherif M3<br />

Ghazieh I Prior to 1880 Saqlawiah Jedraniyah Ibn Sudan of the Rualla M4<br />

Wissenschaft<br />

Jellabiet Feysul Unknown Saqlawiah Jedraniyah Feysul Ibn Turki M4<br />

Venus Prior to 1893 Hadbah Enzahiyah Unknown M5<br />

Rodania Ca. 1869 Kuhaylah Rodan Ibn Rodan of the Rualla M5<br />

Bint Karima 1935 Unknown Unknown M5<br />

Hind 1942 Saqlawiah King Ibn Saud M5<br />

El Obeya Om Grees Unknown Obbeya Om Jurays King Ibn Saud M6<br />

El Kahila 1921 Kuhaylah Krush King Ibn Saud M7<br />

Mabrouka 1930 Saqlawiah King Ibn Saud M8<br />

Nafaa 1941 Kuhaylah King Ibn Saud M9<br />

El Samraa 1924 Unknown Unknown M10<br />

PERFORMANCE L<strong>IN</strong>ES<br />

Many horse breeders - including breeders of<br />

warmbloods and English thoroughbreds - attach<br />

great importance to the dam line, and<br />

it has long been known from thoroughbred<br />

breeding that there are different "performance<br />

lines". There are also “performance lines” in<br />

Arabian breeding, for example that of Sabellina<br />

(Derby and Oaks winner in 1958), her<br />

daughters Santa (dit. 1964) and Sasanka (dit.<br />

1972), her granddaughter Sasetka (dit. 1981)<br />

and her great-granddaughter Sarmacja (ditto<br />

1991). Of the 10 mares that won the Polish<br />

Derby and Oaks in the same year, five were<br />

Sabellina descendants.<br />

One explanation for this lies (presumably)<br />

in the above-mentioned mtDNA, which is<br />

passed on from mother to foal. Since genes<br />

contained in mtDNA are involved in energy<br />

metabolism, differences in their expression<br />

could also contribute to differences in performance<br />

characteristics. In a study on the<br />

sporting performance of Holstein mares,<br />

certain mtDNA haplotypes were identified<br />

with showed a particular suitability for dressage<br />

or show jumping. Contrary, a study on<br />

racehorses suggests a connection between a<br />

specific haplogroup (L3b) and poor athletic<br />

performance. So there is both, haplotypes<br />

that improve athletic performance and those<br />

that worsen it.<br />

PEDIGREE ERRORS DISCOVERED<br />

Now, as mentioned at the beginning, you can<br />

also trace the maternal line via the mtDNA,<br />

similar to what is the case with the Y chromosome<br />

on the father's side. And in a similar<br />

way, pedigree errors can also be discovered<br />

through these investigations.<br />

Iwona Glazewska and her team examined 44<br />

representatives of 15 dam lines from Polish<br />

Arabian breeding and identified 14 different<br />

haplotypes.<br />

The Polish foundation mares were of different<br />

origins. The founding mares of Biała Cerkiew<br />

and Sławuta go back to five “unknown Polish<br />

mares”, whose dam lines are currently still<br />

represented in Polish breeding (Table I). The<br />

three mares from Jarczowce were imported<br />

directly from the Middle East in 1845. In addition,<br />

two other line founders of Polish Arabian<br />

breeding came from Crabbet Park, one<br />

from Tiaret (Algeria) and four from Bábolna.<br />

The Selma db, Rodania db, and Cherifa db<br />

lines were imported to Poland from England<br />

and France, respectively, after the First World<br />

War. The Second World War then destroyed<br />

almost the entire Polish breeding programm,<br />

and only 59 Polish mares and 14 mares from<br />

Bábolna in Hungary were available to rebuild<br />

it after the war. These 73 mares belonged to<br />

the following lines (Table 1)<br />

Let's have a look at Table 1: Eight haplotypes<br />

were each represented in a single maternal<br />

line (yellow). All maternal lines from Babolna,<br />

Szamrajówka, Selma and two of four lines<br />

from Sławuta (Szweykowska and Wołoszka)<br />

are included in this group. Two haplotypes<br />

were each shared by representatives of two<br />

lineages. The G haplotype was found in the<br />

Ukrainka and Mlecha lineages. What is interesting<br />

here is that the Desertbred mare<br />

Mlecha db imp. 1845 has the same haplotype<br />

as Ukrainka, which is one of the “unknown<br />

Polish mares”. Ukrainka was born in Slawuta<br />

around 1815, and her line was then bred in<br />

Gumniska (from the fifth generation) until<br />

1944. The presence of identical haplotypes in<br />

lines which are, on the one hand, established<br />

from mares recognized as desert Arabians<br />

and, on the other hand, in those of unknown<br />

origin can be considered as a clear indication<br />

of an Arabian origin of the latter.<br />

The K haplotype was also found in two different<br />

lineages - Rodania db and Cherifa db<br />

(green). According to Bowling, the same was<br />

also found in the Wadduda, Urfah and Noura<br />

lines in the USA. The same haplotype occurring<br />

in five lineages can be considered as evidence<br />

of their common origin.<br />

More than one haplotype was found in two<br />

lines (blue). The D and E haplotypes were<br />

found in the Milordka lineage. The D haplotype<br />

was identified in the branch founded<br />

by Zaira *1826, while the E haplotype was<br />

found in the Delfina *1825 branch. Both are<br />

daughters of Milordka. According to Iwona<br />

Glazewska, an error in reading the handwritten<br />

entries in the stud book could possibly be<br />

the cause.<br />

Two haplotypes were also found in the Gazella<br />

lineage. The F haplotype was identified<br />

in the branch continued by Gazella II *1914<br />

(see mare line Gazella db). The second haplotype<br />

was found in the branch of Fryga<br />

*1914. This second haplotype is identical to<br />

the H haplotype of the Sahara lineage. Here<br />

Glazewska found the following explanation:<br />

the occurrence of the H haplotype in the Fryga<br />

branch contradicts the official pedigrees.<br />

Analysis of historical sources suggests several<br />

possible reasons for the error, but the most<br />

likely seems to be that an error was made in<br />

identifying Fryga during the First World War.<br />

The Russian army confiscated almost all of<br />

the horses from the Pełkinie Stud in 1914, and<br />

only a few foals remained at the stud, along<br />

with Fryga. Without breeding data, it is not<br />

possible to accurately determine the identity<br />

of the mare. Nevertheless, based on<br />

46<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Stutenlinie der Gazella db (Auszug) / Damline of Gazella db (extract)<br />

Gazella db imp. 1845<br />

Gazella I 1859 (v. Abiat db) Jarczowce<br />

Gazella II ca- 1869 (v. Hami db) Jarczowce<br />

Gazella III 1882 (v. Hindostan I) Jarczowce<br />

Oaza 1901 ch. (v. El-Kebir) Pelkinie<br />

Fryga 1914 gr. (v. Kohejlan 1903) Pelkinie<br />

Gazella IV (Hindostan I) Jarczowce<br />

Gazella 1897 b. (v. Krzyzyk I) Jablonow<br />

Gazella I 1907 gr. (v. Selim) Jablonow<br />

Lania ca. 1880 (v. Hami db) Jarczowce<br />

Pamela 1890 (v. El-Kebir I) Jezupol<br />

Lania 1896 gr. (Al-Nabi) Jezupol<br />

Abra 1904 gr. (v. Anvil) Jezupol<br />

Gazella II b 1914 (v. Kohejlan db) Jezupol<br />

Czapla 1921 gr. (v. Bakszysz) Janow<br />

Elegantka 1923 b. (v. Bakszysz) Janow, exp. USSR<br />

Fryga II 1924 b (v. Bakszysz) Janow, exp. USSR<br />

Jaskolka II 1928 b. (v. Koheilan I) Janow<br />

Makata 1931 gr. (v. Fetysz) Janow exp. USSR<br />

Najada 1932 gr. (v. Fetysz) Janow<br />

Haplotyp<br />

H<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

F<br />

Science<br />

information from three sources, it can be speculated<br />

that Fryga was actually a descendant<br />

of Sahara's great-granddaughter Mołodycia,<br />

whose daughter and two granddaughters<br />

were at the stud in 1906.<br />

FOM <strong>THE</strong> DESERT NEVER<strong>THE</strong>LESS?<br />

Particular attention was paid by Iwona Glazweska<br />

to the genetic identity between the<br />

Szamrajówka line and the Balkis db line; the<br />

data on the Balkis db haplotypes were taken<br />

from a paper by Bowling. Szamrajowka was<br />

born around 1810 in Bialocerkiew, and is of<br />

“unknown origin”, while Balkis db is a desertbred<br />

mare imported to France in 1880 from<br />

the Kohailan Adjouz line. Here too - as with<br />

Ukrainka - the haplotype of Szamrajowka<br />

suggests that she also goes back to an Arabian<br />

mare.<br />

Also interesting is the genetic identity between<br />

the line of Gazella d.b., a Kuhailah<br />

Adjouz, and the line of Murana I d.b., which<br />

was imported into the Weil Stud (Germany)<br />

in 1816. The strain of the latter is not known,<br />

but if one wants to follow the Bedouin system,<br />

Murana I could also have been a Kuhailah<br />

Adjouz. Unfortunately, this is not necessarily<br />

the case, as Hudson's research below<br />

demonstrates.<br />

STRA<strong>IN</strong>S ARE NOT BASED ON GENETICS<br />

Traditional breeders such as the Bedouins<br />

have strictly adhered to the fact that the tribe<br />

(Rasan, e.g. Kuhaylah, Saqlawiah, Obbeya,<br />

Hadbah, Dahmah) passes from mother to<br />

daughter. As a result, individuals within a<br />

tribe should have the same or similar mtDNA<br />

haplotypes.<br />

To test this theory, William Hudson examined<br />

the mtDNA haplotypes of Egyptian mare families<br />

in his study. To do this, he examined<br />

126 mares belonging to 14 different dam<br />

lines and was able to identify 10 different genetic<br />

lines.<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

This study showed that all animals that traced<br />

back to the same founding mare also had<br />

the same mtDNA haplotype. So there were<br />

no pedigree errors. However, the study was<br />

unable to support the fact that all animals<br />

of one strain have the same mtDNA haplotypes.<br />

For example, there were five Saqlawi<br />

founding mares (Roga El Beida, Ghazieh I,<br />

Jellabiet Feysul, Hind and Mabrouka (in table<br />

2, gray)), but they belong to four different<br />

haplotypes (M3, M4, M5 and M8). Conversely,<br />

the founding mares, all of which belong to<br />

the mtDNA haplotype M5, belonged to at<br />

least three different strains (Hadbah, Kuhaylah,<br />

Saqalwiah, another strain is unknown).<br />

These data confirm that modern mtDNA<br />

haplotyping is inconsistent with traditional<br />

47<br />

Bedouin naming and transmission of strain<br />

names. This can be explained by two mechanisms:<br />

either all mare families descend from<br />

a single common ancestor, distant in history,<br />

or the results could be due to ancestry errors.<br />

The latter is unlikely as it would require three<br />

pedigree errors, and the former is supported<br />

by haplotype similarities with ancient (original)<br />

haplogroups from Cieslak's study.<br />

The more science, and especially genetics,<br />

advances, the better we get to know the history<br />

and origins of our horses. It will be interesting<br />

to see what further insights will bring.<br />

Gudrun Waiditschka<br />

List of source material see page 44


DIE BRONZE-STATUEN <strong>IN</strong> BÁBOLNA<br />

Helden der Geschichte<br />

DIE STATUE DES<br />

HELDENHAFTEN PFERDES<br />

48<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Das Gestüt Bábolna wurde 1789 durch einen Erlass des österreichischen<br />

Kaisers gegründet und die ersten orientalischen<br />

<strong>Pferde</strong> kamen 1815 an. Es waren dies Hengste, die von der<br />

österreichischen Armee im Gestüt Rosières in Frankreich beschlagnahmt<br />

wurden. Laut Zuchtbuch gab es unter ihnen nur einen Original-Araber<br />

namens L'Ardent. Mit nachfolgenden Expeditionen und<br />

Käufen vergrößerte sich der Zuchtbestand nachweislich um etwa 180<br />

weitere Araber, die entweder als Original-Araber mit den Expeditionen<br />

oder als in Europa geborene Nachkommen solcher <strong>Pferde</strong> im Gestüt<br />

ankamen. Einer davon war ein 1836 in Syrien geborener Hengst<br />

namens Shagya, dessen Nachkommen noch heute in großer Zahl in<br />

Bábolna leben. Die symbolträchtige Statue im Hof des Gestüts trägt<br />

heute die Inschrift „Shagya”, und man könnte annehmen, dass sie diesem<br />

legendären Hengst nachempfunden sei. Aber die Geschichte der<br />

Statue ist viel komplizierter. Shagya (Or.Ar.) mag so ausgesehen haben,<br />

aber die Wahrheit ist, dass der Künstler und der Designer es eher<br />

wie ein ideales arabisches Pferd aussehen lassen wollten.<br />

Und wer hat es sich ausgedacht? Es dürfte keine allzu große Überraschung<br />

sein, zu erfahren, dass es Tibor Pettkó Szandtner war ...<br />

Zwischen 1932 und 1942 war Pettkó-Szandtner Kommandant des Gestüts<br />

Bábolna. Das nach dem Ende des Ersten Weltkriegs durch das<br />

„Friedensdiktat“ verstümmelte und ruinierte Land begann sich gerade<br />

erst von der Wirtschaftskrise zu erholen, die zu den bestehenden<br />

Problemen noch hinzukam. Dies bedeutete auch einen Mangel an<br />

Mitteln. In diesen Jahren begann die abenteuerliche Geschichte der<br />

Statue, die heute „Shagya“ genannt wird.<br />

SHAGYA-ARABER ALS VORBILD<br />

Als Ungarn sich langsam wiederfand, wurde die Hauptstadt Budapest<br />

gebaut und verschönert. Die Friedensjahre brachten auch das<br />

Bedürfnis mit sich, Nationalhelden zur Schau zu stellen. So entstand<br />

auf der Budaer Burg* das Reiterstandbild von András Hadik, dem Husarenkapitän,<br />

der 1757 mit seinen Husaren im Preußisch-Österreichischen<br />

Erbfolgekrieg Berlin eroberte, die Hauptstadt des Preußischen<br />

Reiches. Mit der Erstellung der Statue wurde der Bildhauer György<br />

Vastagh Jr. beauftragt. Der Künstler schlug vor, den Husarenhauptmann<br />

auf einem spanischen Hengst, einem Pferd aus der Barockzeit,<br />

darzustellen, doch die Auftraggeber bestanden auf einem leichten<br />

ungarischen Husarenpferd. Der Bildhauer reiste nach Bábolna, um für<br />

seine Skulptur Skizzen eines solchen <strong>Pferde</strong>s anzufertigen. Da Pettkó-Szandtner<br />

zu diesem Zeitpunkt bereits Oberbefehlshaber war,<br />

können wir ziemlich sicher sein, dass die beiden als Vorbild dienenden<br />

Araberhengste auf seine Empfehlung hin ausgewählt wurden.<br />

Dies umso mehr, als die beiden ausgewählten Hengste, Shagya XXV<br />

und Gazal II, seine persönlichen Favoriten waren.<br />

DIE ENTWICKLUNG DES <strong>IN</strong>NENHOFES<br />

Der Innenhof des Gestüts Bábolna in den Jahren zwischen den Kriegen.<br />

Der Sockel für die Statue steht (1955),<br />

Helden der Geschichte<br />

PFERDE - KAMERADEN IM KRIEG<br />

Trotz der schwierigen finanziellen Situation waren diese Jahre dank<br />

Tibor Pettkó-Szandtner für Bábolna Jahre des Wohlstands. Sein Wille<br />

und sein Enthusiasmus überwanden erfolgreich die fehlenden Mittel.<br />

Als Gestütsleiter wusste er, dass er ein angemessen repräsentatives<br />

Umfeld für die außergewöhnliche und immer beliebter werdende<br />

<strong>Pferde</strong>herde schaffen musste, die unter seinen wachsamen Augen<br />

Gestalt annahm. Er nutzte jede Gelegenheit, um den Hof des Gestüts<br />

zu bauen, zu renovieren und neu zu gestalten. Der Reitplatz unter<br />

freiem Himmel wurde aus dem Hof hinaus verlegt und durch einen<br />

Zierpark ersetzt, für den er sich eine <strong>Pferde</strong>statue ausdachte. Er suchte<br />

und recherchierte Geschichten rund um Bábolna. Aus den Memoiren<br />

seines Neffen wissen wir, dass er möglicherweise mit der Legende<br />

vom treuen Pferd vertraut war, das nach der Schlacht von Győr im<br />

Jahr 1809 zum Gestüt zurückkehrte (siehe Kasten). Wahrscheinlich in<br />

diesem Sinne, aber mit einer höheren Absicht, wollte er tatsächlich<br />

an das „heldenhafte Pferd“ erinnern. An die <strong>Pferde</strong> von Bábolna, die<br />

seit der Gründung des Gestüts die treuesten Kameraden des Menschen<br />

in den Kriegen waren. Mit der Verkörperung des „heldenhaften<br />

<strong>Pferde</strong>s“ wurde György Vastagh Jr. beauftragt. Für die Erstellung der<br />

Der Innenhof mit der Statue von Iván Szabó.<br />

* Die Budaer Burg (ungarisch: Budavári Palota) ist die historische Burgund<br />

Palastanlage der ungarischen Könige in Budapest.<br />

Seit 1981 schmückt die Statue von György Vastagh jr. den Innenhof.<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

49<br />

Fotos: Archiv von László Király und Ferenc Böröcz (3 sw), G. Waiditschka (1)


Helden der Geschichte<br />

"Iván Szabó sollte für Bábolna<br />

eine passende <strong>Pferde</strong>-Statue<br />

schaffen. Die Statue erinnert<br />

heute an die Kriegsopfer, und<br />

gleichzeitig an die gefallenen<br />

„treuesten Kameraden“. Sie<br />

steht vor den Toren des Gestüts<br />

und begrüßt die Besucher.<br />

Foto: Archiv Ferenc Böröcz<br />

Statue nutzte der Künstler die Skizzen, die er<br />

zuvor in Bábolna angefertigt hatte, auf deren<br />

Grundlage auch die Statue von András Hadik,<br />

dem Husarenhauptmann in der Budaer Burg,<br />

angefertigt wurde.<br />

19<strong>37</strong> wurde der Sockel angefertigt und 1939<br />

der Gipsabdruck der Statue fertiggestellt,<br />

doch erneut brach der Krieg aus, ein neuer<br />

Weltenbrand, der Zweite Weltkrieg begann.<br />

Ein Bronzeguss der Statue war aufgrund der<br />

Kriegswirtschaft unmöglich. So blieb der Sockel<br />

der Statue bis Februar 1956 leer. Dann<br />

beauftragte der damalige Direktor den Bildhauer<br />

Iván Szabó, ein für diesen Ort passendes<br />

Pferd zu schaffen. Auf dem Sockel der<br />

Statue des „treuesten Kameraden“ befand<br />

sich eine Liste von Schlachten und Kriegen.<br />

Obwohl diese Skulptur auch ein wunderschönes<br />

arabisches Pferd darstellte, wurde<br />

sie nicht aus Bronze, sondern aus Aluminium<br />

gegossen. Was war der Grund, warum die<br />

ursprüngliche Idee nicht umgesetzt wurde?<br />

Es wäre schwer, eine andere Erklärung zu<br />

finden, aber es ist wahrscheinlich, dass der<br />

Bildhauer György Vastagh Jr. und der Initiator<br />

der Statue, Tibor Pettkó-Szandtner, damals<br />

politisch unerwünschte Personen waren.<br />

DIE LEGENDE<br />

Der Legende nach kehrte nach der Schlacht bei Györ ein Hengst, der seinen Reiter verloren<br />

hatte, im Galopp nach Bábolna zurück. Als das Pferd gezäumt, aber mit dem Sattel<br />

am Bauch und ohne Reiter nach Hause zurückkehrte, war es der Vorbote einer verlorenen<br />

Schlacht. Unabhängig davon, ob die Legende auf Tatsachen oder Fiktion beruht oder<br />

nicht, zeigt die Tatsache, dass diese Legende so lange von Mund zu Mund überliefert<br />

wurde, dass die Liebe zum Pferd eine wichtige Rolle in der ungarischen Seele spielt. Auf<br />

jeden Fall scheint die Geschichte den Grundstein für die Entstehung der <strong>Pferde</strong>statuen in<br />

Bábolna gelegt zu haben.<br />

Historische Tatsachen besagen, dass die sieben Jahre dauernden Napoleonischen Kriege<br />

am 14. Juni 1809 das Gebiet des Königreichs Ungarn erreichten. Die Schlacht wurde mehr<br />

als 30 km von Bábolna entfernt in der Nähe von Győr ausgetragen und endete mit einer<br />

schweren Niederlage der Österreich-kaiserlichen Truppen und der ungarischen Husaren,<br />

Aufständische des Adels.<br />

Obwohl die folgende Episode offenbar nicht in den Geschichtsbüchern über die militärischen<br />

Ereignisse erwähnt wird, erreichte der französische Stoßtrupp am Tag nach der<br />

Schlacht das nahe gelegene Bábolna. Sie fanden keine <strong>Pferde</strong> mehr vor, da die Herde<br />

bereits Mitte Mai nach Mezőhegyes geflohen war. Wrangel berichtet in seinem hippologischen<br />

Werk „Ungarns <strong>Pferde</strong>zucht...“ über das Ereignis wie folgt: „Die Franzosen fanden<br />

nur ein leeres Nest. Sie konnten diese Enttäuschung nicht mit Würde verkraften. Sie<br />

zündeten die Gebäude an, schlugen die Wachen heftig, und ging wütend weg. Das Feuer<br />

brannte, bis es keine Nahrung mehr fand ...“<br />

DIE WENDE UNTER BURGERT<br />

Der Wendepunkt in der Geschichte kam 1981<br />

unter der Leitung von Róbert Burgert. Die<br />

Statue von György Vastagh wurde schließlich<br />

in Bronze gegossen und die bestehende<br />

Statue samt Sockel ersetzt. Wie die lokale<br />

Geschichte von Bábolna erinnert, wurde die<br />

Statue von Iván Szabó am 14. September<br />

1981 zusammen mit dem alten Sockel und<br />

der Inschrift, die vom Gestüt entfernt worden<br />

waren, an ihren neuen Standort verlegt.<br />

An ihrer Stelle wurde kurz darauf, im Oktober,<br />

die von Pettkó-Szandtner 44 Jahre zuvor<br />

geplante <strong>Pferde</strong>statue auf einem neu errichteten<br />

Sockel mit der Aufschrift „Shagya“<br />

aufgestellt. Die Geschichte besagt, dass die<br />

WAHO drei Jahre bevor die Statue des „Heldenpferdes“<br />

1978 schließlich an ihrem endgültigen<br />

Standort aufgestellt wurde, nach<br />

einer sorgfältigen Prüfung der Zuchtbücher<br />

von Bábolna den Shagya als eigenständige<br />

Rasse anerkannte.<br />

Wie in der allgemeinen Geschichte sind auch<br />

in der Geschichte eines Gestüts Symbole im-<br />

50<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


DER BILDHAUER<br />

György Vastagh Jr. (1868 – 1946) wurde<br />

in eine Künstlerfamilie hineingeboren.<br />

Sein Vater und sein Bruder waren beide<br />

bekannte Maler, und er, gesegnet mit<br />

dem Talent seines Vaters, machte sich als<br />

Bildhauer einen Namen. Nach seinem<br />

Schulabschluss studierte und arbeitete er<br />

in München und Paris. Sein Werk wurde<br />

stark von der Kunst des berühmten französischen<br />

Bildhauers Rodin beeinflusst.<br />

Seinen Erfolg verdankt er vor allem seinen<br />

Tierskulpturen. Besonders hervorzuheben<br />

sind seine <strong>Pferde</strong>porträts. Um seinen<br />

realistischen Stil und seine Tierskulpturen<br />

zu perfektionieren, ergänzte er sein künstlerisches<br />

Studium durch eine Ausbildung<br />

in Veterinäranatomie. Seine Werke vermitteln<br />

ein getreues Bild der Nutztiere<br />

seiner Zeit, darunter auch der wichtigsten<br />

Zuchtpferde ungarischer Gestüte ... Den<br />

Goldmedaillen, die er auf der Pariser Weltausstellung<br />

1900 gewann, folgten eine<br />

Reihe von Aufträgen und Einladungen aus<br />

dem Ausland. Er war einer der größten ungarischen<br />

Tier-Bildhauer aller Zeiten und<br />

erhielt eine Reihe von Preisen und Medaillen,<br />

so wurde ihm beispielsweise 1902 von<br />

der französischen Regierung sogar der Titel<br />

„Officier de l’Academie“ verliehen. Seine<br />

Werke befanden sich in den Sammlungen<br />

der größten Museen. So fanden seine<br />

Skulpturen ihren Weg ins British Museum<br />

in London, ins Deutsche Museum in München,<br />

Turin, Wien und sogar nach Kairo.<br />

Die meisten seiner Werke sind jedoch heute<br />

in Budapest in der Sammlung des Landwirtschaftsmuseums<br />

zu sehen.<br />

mer von großer Bedeutung. Diese Statue des<br />

„Heldenpferdes“, eine Statue, die viele Strapazen<br />

überstanden hat, steht nun an ihrem<br />

Traumstandort im Zentrum des Gestüts, und<br />

ihr Anblick ist ein willkommener Anblick für<br />

alle, die den wunderschön gepflegten Innenhof<br />

betreten, der an eine historische Atmosphäre<br />

erinnert. Es ist ein Zeichen der Kontinuität<br />

und dafür, dass es auch in der Zukunft<br />

hier in Bábolna um das arabische Pferd geht.<br />

Auch das andere Standbild, die Statue „Der<br />

treueste Kamerad“, ist nicht zum Ausgestoßenen<br />

geworden, denn auch sie hat einen<br />

würdigen Platz gefunden. Sie steht direkt<br />

außerhalb der Mauern des Gestüts, aber an<br />

einer belebten Kreuzung und heißt pferdebegeisterte<br />

Besucher in Bábolna willkommen.<br />

Als 1981 die Statue von György Vastagh jr. in Bronze gegossen wurde, wurden zwei Exemplare<br />

gefertigt - eine für den Innenhof in Bábolna, die andere steht im ungarischen Landwirtschaftsmuseum<br />

in Budapest.<br />

Foto: Éva Király<br />

geboren. Die Individuen der Shagya-Araber-Rasse<br />

in Bábolna sind robust, schön und<br />

gleichzeitig leicht zu trainieren. Ich denke,<br />

man kann mit Sicherheit sagen, dass diese<br />

Rasse diese Eigenschaften größtenteils den<br />

arabischen <strong>Pferde</strong>n verdankt, die aus ihrer<br />

DIE MODELLE<br />

Heimat oder von solchen Eltern importiert<br />

wurden. Und seine ideale Erscheinung – als<br />

Kompass für die Zucht – zeigt die einst von<br />

Tibor Pettkó-Szandtner erdachte Statue des<br />

„Heldenpferdes“.<br />

László Király<br />

Als Vorbilder für das „Heldenpferd“ dienten zwei Schimmelhengste, einst als Araberrasse<br />

bekannt, heute Shagya-Araber genannt. Einer von ihnen war Shagya XXV, geboren 1916.<br />

Sein Vater war Shagya XVII aus Radautz, seine Mutter war 142 Koheilan III. Von 1931 bis<br />

1941 war er zehn Jahre lang in Bábolna als „Pepiniére“ tätig. Der andere Hengst, ein weiterer<br />

Favorit von Pettkó Szandtner, Gazal II, war aufgrund seines hervorragenden Exterieurs<br />

und seiner herausragenden Schönheit ebenfalls ein Spitzenvererber, obwohl er<br />

kaum zwei Jahre alt war, als er im Herbst 1924 in die Zucht eingeführt wurde. Er war bis<br />

1945 im Gestüt tätig. Seine Nachkommen erregten Aufmerksamkeit durch ihren außergewöhnlichen<br />

Adel, einige von ihnen bereicherten später als Hauptbeschäler die Rasse.<br />

Sein berühmtester Sohn, Gazal VII, geboren aus einer Tochter von Shagya XXV, war einer<br />

der bedeutendsten Erben der Shagya-Rasse und hinterließ auch in Deutschland eine außergewöhnliche<br />

Zuchtbilanz.<br />

Helden der Geschichte<br />

DIE QUELLE DES ADELS<br />

Heute verdankt Bábolna seinen Erfolg hauptsächlich<br />

der Shagya-Araber-Rasse. Die Nachkommen<br />

des bei seiner Gründung vorhandenen<br />

gemischten Stutenbestandes haben<br />

durch systematische Züchtung in den letzten<br />

zwei Jahrhunderten einen einheitlichen<br />

arabischen Charakter erhalten. Inzwischen<br />

wurde das einst so begehrte mittelgroße,<br />

für militärische Zwecke nahezu unzerstörbare,<br />

aber zugleich elegante Pferd der Husaren<br />

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Shagya XXV (Shagya XVII / 142 Koheilan III)<br />

*1916<br />

51<br />

Foto: G. Waiditschka<br />

Gazal II (Gazal I / 74 Shagya XVI-10) *1922<br />

Fotos: Archiv László Király


Aus Von meinem Kunst und Buchregal<br />

Künstlern<br />

CARLEVernet<br />

VON KUNST UND KÜNSTLERN<br />

Wohl jeder, der sich mit <strong>Arabische</strong>n<br />

<strong>Pferde</strong>n auf die eine oder andere<br />

Weise beschäftigt, wird früher oder<br />

später mit den Werken des französischen Malers<br />

Carle Vernet konfrontiert. In fast jedem<br />

Buch über die Zucht oder Geschichte von<br />

arabischen <strong>Pferde</strong>n sind Werke dieses Malers<br />

enthalten.<br />

Doch wer war der Meister selbst? Wo wuchs<br />

er auf, wo lebte er? Der folgende Artikel soll<br />

dazu beitragen, diesem herausragenden<br />

Künstler näherzukommen.<br />

TALENT LIEGT <strong>IN</strong> DER FAMILIE<br />

Künstlerisches Talent kann in der Familie<br />

liegen und vererbt werden. Bei den Vernets<br />

trifft dies auf alle Fälle zu. Diese Familie hat<br />

die Malerei in Frankreich über 150 Jahre beeinflusst<br />

und war sehr populär.<br />

Geboren am 14.8.1758 in Bordeaux, wuchs<br />

Antoine Charles Horace Vernet, genannt Carle,<br />

in einem künstlerischen, weltoffenen und<br />

gebildeten Umfeld auf.<br />

Sein Vater Joseph (1714-1789) war zu seiner<br />

Geburt bereits ein sehr erfolgreicher und<br />

geschätzter Maler, dessen Marine-Ansichten,<br />

Landschaften und Schlachtenbilder viel<br />

Aufsehen erregten und hoch gehandelt wurden.<br />

Der berühmte englische Maler George<br />

Stubbs schätzte Joseph Vernet so sehr, dass<br />

er ein Bild aus seiner Hand, das Hollyhock -<br />

ein berühmtes Rennpferd seiner Zeit - zeigte,<br />

nach Paris sandte, damit Vernet den Hintergrund<br />

ausmalen konnte.<br />

Der kleine Carle war ein sehr spät geborenes<br />

Kind - sein Vater war bereits 44 Jahre alt - und<br />

von zierlicher Gestalt und eher schwacher<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 2/2023 1/<strong>2024</strong><br />

52


DER MEISTER DER LITHOGRAFIE<br />

Art and Artists<br />

Konstitution. Seine Kindheit verbrachte er lentiert genug. Am nächsten Tag besah sich<br />

natürlich immer umgeben von Malerei und der Vater die Zeichnung genauer, und Carle<br />

jeder Menge Künstler, die im Hause Vernet erklärte ihm, er habe ein Pferd in der Bewegung<br />

ein und aus gingen. Spielerisch begann er als<br />

gezeichnet, welches sich bis zum Knie<br />

Kind zu zeichnen und wurde tatkräftig von im Wasser befand. Da hat Joseph bemerkt,<br />

seiner Umgebung unterstützt.<br />

dass jedes Detail exakt erfasst war und die<br />

Als er 5 Jahre alt war, wurde er von seinem Proportionen sehr genau getroffen wurden.<br />

Vater aufgefordert, ein Pferd zu zeichnen. Der Joseph Vernet malte <strong>Pferde</strong> höchstens mal<br />

kleine Carle machte es und zeigte die Skizze als Staffage, als Beiwerk, aber nie als Sujet für<br />

seinem Vater. Dieser urteilte eher ablehnend ein Bild. Carle hingegen hatte immer großes<br />

über die flüchtige Zeichnung und meinte, Interesse an <strong>Pferde</strong>n und lernte, wie damals<br />

um <strong>Pferde</strong> zu zeichnen, sei er wohl nicht ta-<br />

üblich, als Jugendlicher reiten. Er kam also<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

53<br />

von klein auf mit den unterschiedlichsten<br />

Rassen und Schlägen in Berührung. Im alltäglichen<br />

Leben war er ja von <strong>Pferde</strong>n umgeben,<br />

ohne sie konnte das tägliche Leben nicht<br />

funktionieren. Dass Carle ein Maler werden<br />

sollte, stand bereits fest, als er noch ein Kind<br />

war. Nachdem ihm der Vater die Grundzüge<br />

der Malerei beigebracht hatte, wurde der<br />

junge Carle zur weiteren Ausbildung zu Nicolas-Bernard<br />

Lepicie gesandt, der ihm noch<br />

etwas Feinschliff und eine andere Sichtweise<br />

auf die Bildkomposition beibringen konnte.


Von Kunst und Künstlern<br />

Enorm begabt wie er war, erhielt der junge Carle<br />

nach mehreren Anläufen die Auszeichnung<br />

des Prix de Rome 1782, eine besondere Ehre,<br />

die unter anderem mit einem Stipendium für<br />

einen längeren Aufenthalt in Rom verbunden<br />

war. Die Pariser Akademie hatte damals bereits<br />

eine Zweigstelle in Rom, die für Unterkunft<br />

und Förderung junger Künstler sorgte.<br />

ITALIENISCHE <strong>IN</strong>SPIRATION<br />

Italien gab damals ganzen Generationen von<br />

bildenden Künstlern Anregung und Inspiration.<br />

Carle Vernet war begeistert von Rom und<br />

dem so gänzlich anderen - viel freieren - Leben<br />

als zu Hause. Er fand auch Gefallen an den<br />

zahlreichen Ablenkungen und dem freizügigen<br />

Nachtleben der Stadt. Genauso fasziniert<br />

war er von der prunkvollen Zurschaustellung<br />

des katholischen Glaubens und den prachtvollen<br />

Kirchen. Längere Zeit schrieb er keine<br />

Briefe mehr nach Hause, was dort in Paris zu<br />

argen Befürchtungen führte. 1785 reichte es<br />

dem Vater, und dieser fuhr höchstpersönlich<br />

nach Rom, da sein Sohn ihm angekündigt hatte,<br />

er wolle in ein Kloster eintreten! Um seinen<br />

Sprössling wieder auf den rechten Weg zu führen,<br />

wollte der Vater selbst sehen, was mit ihm<br />

los war. Mit von der Partie war der bekannte<br />

Illustrator und Maler Jean-Michel Moreau, der<br />

sich ebenfalls von Rom sehr beeindruckt zeigte.<br />

Aber nicht nur das, die Tochter Moreaus,<br />

eine zarte, liebenswürdige und sehr attraktive<br />

junge Dame machte großen Eindruck auf<br />

den jungen Mann. Rasch umwarb Carle Vernet<br />

die hübsche junge Frau und 1787 heirateten<br />

sie. Die Skizzen und Anregungen, die Vernet<br />

während seines Aufenthalts in Rom machte,<br />

haben ihn ein Leben lange inspiriert und mit<br />

Ideen versorgt.<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 2/2023 1/<strong>2024</strong><br />

54


Art and Artists<br />

Die Ehe brachte unter anderem den noch berühmteren<br />

Maler Horace Vernet, einen Sohn,<br />

geboren 1789, hervor. Dieser führte die Familientradition<br />

der Malerei weiter und feierte zu<br />

seiner Zeit enorme Erfolge. Von Carle Vernet<br />

ist der etwas ironische Ausspruch überliefert:<br />

„Ich fühle mich wie der Grand Dauphin, ich<br />

bin der Sohn eines Königs und der Vater eines<br />

Königs, bin aber selber keiner.“ In der Tat<br />

wurde sein Sohn international bekannt und<br />

geschätzt.<br />

UNRUHIGE ZEITEN <strong>IN</strong> FRANKREICH<br />

Zurück in Paris, war Vernet sehr produktiv<br />

und bezog 1788 ein eigenes Atelier im<br />

Louvre. Leider waren die politischen Zeiten<br />

alles andere als ruhig. Die französische Revolution<br />

stand vor der Türe und wirbelte das<br />

Leben der Zeitgenossen gewaltig durcheinander.<br />

Vernet war ein temperamentvoller<br />

Zeitgenosse, politisch interessiert, viel in den<br />

angesagten Salons zu Gast und daher arg<br />

gefährdet in diesen Zeiten. Er ging pflichtbewusst<br />

zum Militär und ließ sich bis zum<br />

Hauptmann der Nationalgarde ausbilden. An<br />

Malerei war in dieser Zeit nicht zu denken.<br />

1792 wurde er zudem schwer verletzt und<br />

musste sich längere Zeit auskurieren. Vernets<br />

Schwester war sogar ein Opfer der Revolution<br />

und wurde mit der Guillotine hingerichtet.<br />

Solche Opfer und Verluste hatten viele<br />

Familien zu verkraften. Beinahe stündlich<br />

änderte sich die Stimmung und eine sichere,<br />

solide Ruhe im Alltag stellte sich erst sehr<br />

langsam wieder ein.<br />

Im Jahr 1800 begleitete Vernet Napoleon<br />

Bonaparte auf seinen Feldzügen – das war<br />

sicher kein Luxusleben. Aber der tägliche<br />

unmittelbare Kontakt zu hunderten <strong>Pferde</strong>n,<br />

2/2023 1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

55


Von Kunst und Künstlern<br />

Soldaten und dem ganzen Armeeleben prägten<br />

den Maler sehr. Er malte zu dieser Zeit<br />

eine ganze Serie von Schlachtenbildern und<br />

Szenen, wobei das Bild „Die Schlacht bei Austerlitz“<br />

mit großem Erfolg im Salon von 1808<br />

ausgestellt wurde. Napoleon war so begeistert<br />

von diesem Werk, dass er Vernet in die<br />

Ehrenlegion aufgenommen hat. Zudem verlieh<br />

ihm Ludwig XVIII den Orden des Heiligen<br />

Michael. Damit hatte er keinerlei Absatzprobleme<br />

mehr für seine Kunst.<br />

Erst nach den Kriegsjahren konnte Vernet<br />

sich einer anderen Leidenschaft widmen: der<br />

Jagddarstellung. Selbstverständlich beritten<br />

auf edelsten <strong>Vol</strong>lblütern. Seine Jagdszenen<br />

vomAufbruch zur Jagd, der eigentlichen Jagd<br />

und der Rückkehr bis hin zur Versorgung des<br />

<strong>Pferde</strong>s durch Pfleger waren und sind begehrte<br />

Sammelobjekte. Die Gravuren und<br />

Aqua Tintas erschienen in Schwarz-Weiß und<br />

in Farbe. Dazu wurden die fertigen Blätter per<br />

Hand bemalt, was eine zeitaufwendige Tätigkeit<br />

war. Der Preis der farbigen Blätter war um<br />

ein Vielfaches höher als der der einfarbigen.<br />

Zeit seines Lebens war Vernet selbst ein begeisterter<br />

<strong>Pferde</strong>liebhaber und Reiter. Von<br />

einem Zeitgenossen ist der Satz überliefert,<br />

Vernet würde deshalb so gerne <strong>Pferde</strong> malen,<br />

weil er dann jeden Tag reiten könne. Und das<br />

tägliche Ausreiten, stets korrekt gekleidet mit<br />

weißem Halstuch und Seidenweste, gehörte<br />

für ihn dazu. Sehr gerne ritt er auch Rennen,<br />

das elegante, rassige Pferd war damals ein<br />

Statussymbol, das jeden Mann faszinierte.<br />

Vernet hatte ein einnehmendes, charmantes<br />

Wesen und Klasse im Auftreten und Benehmen.<br />

Noch wenige Tage vor seinem Tod<br />

wurde er in rasantem Tempo gesichtet, auf<br />

dem Rücken eines <strong>Vol</strong>lblüters. Vernet bewegte<br />

sich sicher und selbstverständlich in den<br />

oberen Kreisen des Adels und war gern gesehener<br />

Gast in den eleganten Salons der Metropole.<br />

Er hatte perfekte Umgangsformen<br />

und wurde als sehr charmant beschrieben.<br />

Gazal - ein arabisches Pferd, 4 Jahre alt, Eigentum<br />

von I. G. Schickler.<br />

E<strong>IN</strong>E BAHNBRECHENDE ERF<strong>IN</strong>DUNG<br />

Seit dem Jahr 1798 begann der Siegeszug<br />

einer neuen, bahnbrechenden Drucktechnik.<br />

Die Lithografie begann sich langsam,<br />

aber unbeirrt von Deutschland aus zu verbreiten.<br />

Erstmals war es möglich, durch den<br />

Steindruck eine größere Menge eines Kunstwerkes<br />

zu produzieren. Die bisherige Verfielfältigungstechniken,<br />

die Aqua Tinta und der<br />

Kupferstich, waren zwar vom Ergebniss her<br />

schön, aber sehr arbeitsaufwendig und teuer<br />

gewesen. Mit dem neuen Steindruck, bei<br />

dem der Maler auf einen sehr dicken Kalkstein<br />

malt, konnten nun hunderte Blätter abgezogen<br />

werden. Diese Lithografien fanden<br />

begeistert Käufer, auch aus dem wohlhabenden<br />

Bürgertum. Billig waren sie nicht, aber<br />

für deutlich mehr Personen erschwinglich<br />

als reine Einzelwerke aus Öl. Vernet war ab<br />

1815 einer der ersten Künstler und begeisterte<br />

sich für diese neue Technik. Er wurde<br />

zum produktivsten Lithografen Frankreichs<br />

seiner Zeit. Unermüdlich schuf er Werk um<br />

Werk. Dies sicherte Vernet ein sehr gutes Einkommen.<br />

Jede damals bekannte <strong>Pferde</strong>- und<br />

Hunderasse wurde dargestellt. Ebenso Rennen<br />

und Jagdszenen sowie Alltägliches wie<br />

die verschiedenen Berufe der Zeit, Marktszenen,<br />

verschiedene Kostüme und einige<br />

kuriose und humorige Werke. Wobei viele<br />

Darstellungen keinesfalls geschönte Werke<br />

sind, sondern das harte, realistische Leben<br />

der Markfrauen genauso treffend zeigten wie<br />

Personen beim Zähne-Ziehen, was damals<br />

sicherlich kein Spaß war. Besonders beliebt<br />

bei den Kunden war die Serie mit Reit- und<br />

Kutschenunfällen. In Zeiten ohne Fernsehen,<br />

Kino und Nachrichten waren Unfälle und Katastrophen<br />

begehrte Ablenkung vom oft eintönigen<br />

Alltag. Seine orientalischen Szenen<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 2/2023 1/<strong>2024</strong><br />

56


Ali - arabisches Pferd, durch den Sultan von<br />

Muscat an den Baron von Capellen gesandt,<br />

Kammerherr des Königs der Niederlande,<br />

General-Gouverneur von Großindien in<br />

Batavia.<br />

und <strong>Pferde</strong>abbildungen waren Spiegelbilder<br />

der Mode dieser Zeit, die der Exotik und Romantik<br />

des Orients Tribut zollte. Spätestens<br />

seit Napoleons Ägyptenfeldzug und den<br />

Mameluckenschlachten war ganz Europa im<br />

Orientwahn. In der Bekleidung, Musik und<br />

Möbelherstellung ebenso wie in der Malerei.<br />

<strong>Arabische</strong> <strong>Pferde</strong> waren sehr begehrt, selten<br />

und der Innbegriff von Exotik.<br />

IM BANN DES ARABISCHEN PFERDES<br />

Vernets Araberpferde sind hochfeine, sehr<br />

typvolle, grazile, dabei aber keinesfalls<br />

schwächliche oder zu zart geratene Gebrauchspferde.<br />

Nervig temperamentvoll im<br />

Ausdruck, fast immer mit offenem Maul, was<br />

ihnen zusätzlich einen beredten Ausdruck<br />

verleiht, könnten sie ebenso gut als Standard<br />

für die heutige Zeit und Zucht gelten.<br />

Übertriebene Hechtköpfe finden sich nicht<br />

in seinen Werken. Seine gezeichneten <strong>Pferde</strong><br />

strahlen auch im Stehen Energie und Kraft<br />

aus, was den besonderen Charme ausmacht,<br />

der von ihnen ausgeht. Oftmals haben seine<br />

<strong>Pferde</strong> einen fast emotionalen und beredten<br />

Ausdruck, nicht ohne Ironie und Hintergedanken.<br />

Zu Vernes Lebenszeit malte man <strong>Pferde</strong> in<br />

der Bewegung so wie man sich das vorstellte,<br />

ein genaues Studium, wie sich ein Pferd<br />

im Galopp bewegt, war ja erst mit Einbeziehung<br />

der Camera Obscura im späteren 19.<br />

Jahrhundert möglich. Die gestreckte Galopphaltung<br />

von Vernets <strong>Pferde</strong>n ist aber bereits<br />

sehr genau erfasst und wirkt nicht steif wie<br />

bei vorherigen Malern.<br />

Viele seiner Werke wurden als Serien produziert,<br />

die bekannteste ist sicher die „Grand<br />

Suite de Chevaux“ (die große Serie der<br />

<strong>Pferde</strong>), welche 57 verschiedene Werke beinhaltet.<br />

Einige weitere Serien folgten. So<br />

etwas hatte vor Vernet kein Maler gewagt.<br />

Dargestellt waren auch Portraits namentlich<br />

genannter <strong>Pferde</strong> berühmter Persönlichkeiten<br />

und Rennsieger, Jagdszenen, Mamelucken<br />

und Araberpferde in unterschiedlicher<br />

Darstellung. Vernet war ein berühmter und<br />

geschätzter Zeitgenosse. Er konnte stolz<br />

auf seine Erfolge sein. Seine viel selteneren<br />

Zeichnungen und Aquarelle sind immer ein<br />

Höhepunkt jeder Kunstauktion, da sie sehr<br />

rar sind.<br />

Ein begeisterter Sammler seiner Werke war<br />

der deutsche Dichter Johann Wolfgang von<br />

Goethe, der sie, wie damals üblich, in einer<br />

Sammelmappe hatte und immer wieder betrachtete.<br />

Von ihm stammte der Ausspruch:<br />

„Wie seltsam, dass sich eine Kreatur von solcher<br />

Empfindung nur durch Wiehern und<br />

Schnauben bemerkbar machen kann.“<br />

Carle Vernet starb hochgeachtet 1836 in Paris<br />

und hinterließ ein umfangreiches Druckwerk,<br />

welches noch zu seiner Lebenszeit auch in London,<br />

in Rom, Berlin und St. Petersburg nachgedruckt<br />

wurde.<br />

Sein Sohn Horace hatte großen Einfluss auf<br />

weitere Künstlergenerationen und ist international<br />

noch bekannter geworden als sein Vater.<br />

Carle Vernet ist auf dem Friedhof von Montmartre<br />

beerdigt.<br />

Gregor Wimmer<br />

Art and Artists<br />

2/2023 1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

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TRANSGERMANIA –<br />

AUF LANGER STRECKE<br />

Sport Distanzsport<br />

VOM ALPENRAND ZUM<br />

Ein Ritt über 1299 Kilometer<br />

quer durch Deutschland – für viele ist dies<br />

eines der letzten Abenteuer in unserer so durchgetakteten Zeit. Nach 5 Jahren<br />

Vorbereitungszeit wird dieses Abenteuer im Sommer <strong>2024</strong> für ca. 80 Teilnehmer in<br />

Erfüllung gehen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir mit aktuellen Eindrükken<br />

von diesem Abenteuer des 21. Jahrhunderts berichten.<br />

Im November 2018, rechtzeitig zur Jahreshauptversammlung<br />

des Vereins deutscher<br />

Distanzreiter und -fahrer e.V., veröffentlichte<br />

(Al)Bert Fichtel ein Buch über die beiden<br />

großen Distanzritte durch Deutschland: 1976<br />

ritt eine Gruppe von 12 Teilnehmern von der<br />

Lüneburger Heide nach München und 1990<br />

veranstaltete Bert einen Ritt vom Elsass an<br />

die Nordsee, den „Trabweg West“. Viele der 47<br />

Teilnehmer sind bis heute dem Distanzsport<br />

verbunden. Der Trabweg West gilt vielen Distanzreitern<br />

als historisches Ereignis, das Buch<br />

über die 1000-km-Ritte weckte den Wunsch<br />

nach Wiederholung und beflügelte Fantasien,<br />

es führte aber auch zu der Erkenntnis,<br />

dass die großen Abenteuer des Distanzreitsports<br />

nicht vom Himmel fallen, sondern organisiert<br />

werden müssen.<br />

E<strong>IN</strong> MODERNES ABENTEUER<br />

Daraufhin rief Dr. Sabine Pfaff das Projekt<br />

„TransGermania“ ins Leben und begann 2019<br />

mit 5 Jahren Vorlauf, einen Distanzritt durch<br />

Deutschland zu planen. Um die Planung und<br />

Vorbereitung für diese Großveranstaltung<br />

finanzieren zu können, hat Dr. Sabine Pfaff<br />

Anfang 2019 einen Spendenaufruf gestartet.<br />

Über 60 Personen und Firmen sind diesem<br />

Aufruf gefolgt. Dabei war allen Unterstützern<br />

bewusst, dass in den folgenden 5 Jahren<br />

noch viel passieren kann und gar nicht sicher<br />

ist, ob der Ritt tatsächlich stattfindet. Um so<br />

größer der Dank an alle, die an dieses Projekt<br />

geglaubt haben. Der Ritt wird nun vom 24.8.<br />

bis zum 15.9.<strong>2024</strong> stattfinden.<br />

Die Streckenfindung hat sich allerdings hingezogen,<br />

denn es gab viele Fragen zu beantworten:<br />

Reiten wir von Nord nach Süd oder<br />

von Süd nach Nord? Nordsee oder Ostsee?<br />

Eher durch die Mitte oder mehr östlich oder<br />

westlich? Soll das Grüne Band mit einbezogen<br />

werden?<br />

Die Entscheidung ist längst gefallen und<br />

letztendlich geht die Strecke nun mehr oder<br />

weniger „durch die Mitte“ Deutschlands.<br />

Gestartet wird im Süden in Pfronten, das<br />

Ziel liegt an der Nordsee bei Cuxhaven. Die<br />

meisten Tagesetappen sind mit 60–65 km geplant,<br />

wobei es drei kürzere Tage mit 40–45<br />

km geben wird, allerdings auch drei Etappen,<br />

bei denen die 70 km überschritten werden.<br />

Pausentage für alle wird es nicht geben.<br />

Die Tagesetappen können nach der ersten<br />

in der Wertung beendeten Tagesetappe an<br />

jedem weiteren Tag in jeder Pause beendet<br />

werden. Es ist auch möglich, einzelne Tage zu<br />

pausieren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,<br />

mit mehreren <strong>Pferde</strong>n zu starten und<br />

diese auch zu wechseln. Die Wertung erfolgt<br />

nach Kilometern und Zeit für jedes Pferd-Reiter-Paar.<br />

Für den Ritt besteht eine Trosspflicht.<br />

DIE TEILNEHMER<br />

Es war lange Zeit völlig unklar, wie viele Reiter<br />

tatsächlich an diesem Mammutprojekt teilnehmen<br />

möchten. Die Spendenaktion hatte<br />

zwar gezeigt, wie groß das Interesse war, aber<br />

zwischen Interesse, Unterstützungsbereitschaft<br />

und einem tatsächlichen Start liegen<br />

Welten. Dieser Ritt kostet jeden Teilnehmer bis<br />

58<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


MEERESSTRAND<br />

Sport Endurance<br />

zu 5000 € (Start- und Nenngeld, Sprit, Verpflegung<br />

von Ross, Reiter, Tross, ggf. Miete eines<br />

Wohnmobils o. Ä.). Und natürlich mindestens<br />

drei Wochen Urlaub bzw. bei Selbstständigen<br />

drei Wochen Verdienstausfall für Reiter und<br />

Tross, dazu kommen ggf. Aufwand für die Betreuung<br />

von Haus, Hof und Familie zu Hause.<br />

Nachdem die Ausschreibung im Juli 2023<br />

veröffentlicht wurde, war schnell klar, dass es<br />

an Teilnehmern nicht mangeln würde. Innerhalb<br />

weniger Tage standen über 90 Namen<br />

auf der Liste. Die geplanten 40 Teilnehmer<br />

waren nicht zu halten. Zunächst wurde auf<br />

60 erhöht, nach Zusage einer weiteren Tierärztin,<br />

die ersten Tage dabei zu sein, konnte<br />

rund 80 Startern zugesagt werden. Auf der<br />

Warteliste stehen weitere 35 Aspiranten.<br />

FESTGEHALTEN FÜR DIE EWIGKEIT<br />

Mit der Firma „AmHeu“ bekam die Trans-<br />

Germania einen großen Sponsor, der es ermöglicht,<br />

einen Dokumentarfilm über dieses<br />

Mammutprojekt drehen zu lassen. Hierzu<br />

wird die Schauwacker Film Produktion den<br />

Ritt praktisch komplett begleiten. So wird<br />

das Abenteuer für alle, die nicht dabei sein<br />

können, dokumentiert und bleibt der Nachwelt<br />

erhalten. Auch der routinierte Fotograf<br />

für Distanz-Veranstaltungen Gerhard Hinz<br />

(„der Gerd“) wird den Ritt begleiten. Und last<br />

not least sollen für die Daheim-Gebliebenen,<br />

die mitfiebern und den Ritt gerne verfolgen<br />

möchten, tagesaktuelle Berichte und Videos<br />

von Trossern und Teilnehmern auf der Webseite<br />

der TransGermania veröffentlicht werden.<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

59<br />

VERSCHIEDENE HERAUSFORDERUNGEN<br />

Grundsätzlich besteht bei Mehrtages-Ritten<br />

immer das Problem: Wo bekommt man in<br />

ausreichenden Mengen Heu her? Kraftfutter<br />

kann man mitnehmen, das nimmt nicht so<br />

viel Platz weg. Aber Heu? Für einen 3-wöchigen<br />

Ritt Heu mitzunehmen, ist nahezu unmöglich.<br />

Erfreulicherweise sind viele der Quartiere in<br />

der Lage, Heu bereitstellen zu können. Darüber<br />

hinaus wird „AmHeu“ allen Teilnehmer<br />

auf Bestellung und zu vergünstigten Konditionen<br />

an mehreren Quartieren Heu in gleichbleibender<br />

Qualität zur Verfügung stellen.<br />

Auch das Thema Hufpflege und vor allem<br />

Hufschutz ist ein weiterer wichtiger Punkt,<br />

über den sich die Teilnehmer im Vorfeld Gedanken<br />

machen. Man muß davon ausgehen,<br />

dass kein Hufschutz über die gesamte Strecke<br />

halten wird. Ohne Hufschutz wird aber<br />

der Ritt nicht zu bewältigen sein, dafür gibt<br />

es zu viele Unwägbarkeiten, was den Untergrund<br />

und somit die Beanspruchung der<br />

Hufe angeht. Viele der Teilnehmer haben sich<br />

im Vorfeld des Rittes weitergebildet, haben<br />

gelernt, wie man einen verlorenen Beschlag<br />

wieder aufnagelt oder sogar neu beschlägt.<br />

Über die Quartiere wird versucht, möglichst<br />

oft regionale Hufschmiede zu gewinnen, die<br />

abends zur Verfügung stehen.<br />

Aber nicht nur an die <strong>Pferde</strong> muß gedacht<br />

werden, auch die Reiter und Trosser dürfen<br />

nicht vergessen werden. Um zu verhindern,<br />

dass diese regelmäßig und in größerer Anzahl<br />

mit einem Klappspaten im Wald verschwindet<br />

(wie das bei den Ritten von Bert<br />

Fichtel üblich war) und weil nicht jeder Teilnehmer<br />

oder Helfer ein Wohnmobil hat, wurde<br />

ein autarker Toilettenwagen angemietet.<br />

Natürlich muss er mitgezogen und regelmäßig<br />

an Kläranlagen entleert werden, was eine<br />

weitere logistische Herausforderung darstellt.<br />

Schon sehr früh sind potenzielle Teilnehmer<br />

mit dem Wunsch an die Veranstalterin herangetreten,<br />

die Strecke fahren zu können.<br />

Nachdem versichert wurde, dass Sulkys klein<br />

und schmal sind, Hindernisse umgangen<br />

oder gemeinsam überwunden und notfalls<br />

Alternativstrecken gefunden werden können,<br />

wurden in der Ausschreibung auch Fahrer<br />

berücksichtigt. Etwa ein halbes Dutzend<br />

Teilnehmer möchte die Strecke unter die Räder<br />

nehmen.<br />

Rechtzeitig vor dem Start werden alle Teilnehmer<br />

ein Paket mit Streckenkarten, einem<br />

USB-Stick mit Tracks der Tagesetappen und<br />

ggf. weiteren Kleinigkeiten bekommen.<br />

Viele Probleme sind bereits gelöst, aber dennoch<br />

bleibt auch noch viel zu tun. Letzte<br />

Quartiere werden noch gebucht, einzelne<br />

Streckenteile geändert, gescoutet, optimiert.<br />

Die TransGermania lebt von einer Vielzahl<br />

an Helfern, die mit Rat und Tat unterstützen.<br />

Ohne die ginge es nicht, auch nicht mit 5 Jahren<br />

Vorlauf.<br />

Barbara Schwarz<br />

Weitere Informationen zu dem Ritt finden<br />

Sie auf der Webseite:<br />

https://trans-germania.de


TERM<strong>IN</strong>E <strong>2024</strong>/ SHOWS & EVENTS <strong>2024</strong><br />

25.-26. Mai <strong>2024</strong> Arabian Horse Weekend, B int., Eur. Schaijk / NED www.ecaho.org<br />

1.-2. Juni <strong>2024</strong> The City of Kings Show, B int. Fontainebleu / FRA www.ecaho.org<br />

7.-9. Juni <strong>2024</strong><br />

II. Pure Polish Show, S und<br />

XXXIV. Bialka Junior Spring Show, B nat.<br />

Bialka / POL<br />

www.ecaho.org<br />

15.-16. Juni <strong>2024</strong><br />

EuroZone Cup, Eur. und National C<br />

Show, C nat.<br />

Deurne / NED<br />

www.ecaho.org<br />

Termine<br />

22. Juni <strong>2024</strong> VZAP Mitgliederversammlung Bad Hersfeld / GER www.vzap.org<br />

27.-30. Juni <strong>2024</strong> ISG Delegiertenkonferenz Radautz / ROM www.shagya.ch<br />

29.-30. Juni <strong>2024</strong><br />

14. Araber Sommerfestival, Amat.<br />

und Austrian National Champ., N<br />

Stadl Paura / AUT<br />

www.ecaho.org<br />

5.-7. Juli <strong>2024</strong> <strong>Arabische</strong> <strong>Pferde</strong> in Westfalen Lage-Hörste / GER www.arab-horses.org<br />

13.-14. Juli <strong>2024</strong><br />

Tag des <strong>Arabische</strong>n <strong>Pferde</strong>s mit<br />

Noble Festival, Asil Cup<br />

Marbach / GER<br />

www.gestuet-marbach.de<br />

13.-14. Juli <strong>2024</strong> Arabian Horse Days, B int. und Eur. Ströhen / GER www.ecaho.org<br />

19. Juli <strong>2024</strong> VZAP Stuten- und Fohlenprämierung Wangerland / GER www.vzap.org<br />

26. Juli <strong>2024</strong> VZAP Stuten- und Fohlenprämierung Bad Oldesloe / GER www.vzap.org<br />

3.-4. August <strong>2024</strong> West Coast Cup, B int. und BS Koksijde / BEL www.ecaho.org<br />

9.-11. August <strong>2024</strong> Polish National Championship, N Janow Podlaski / POL www.ecaho.org<br />

10.-11. August <strong>2024</strong><br />

Championnat de France du Cheval<br />

Arabe, N und Festival du Cheval<br />

Arabe, B int.<br />

Vichy / FRA<br />

www.ecaho.org<br />

15. August <strong>2024</strong> VZAP Stuten- und Fohlenprämierung Coswig / GER www.vzap.org<br />

15.-18. August <strong>2024</strong><br />

Czech National Championship, N und<br />

Prague Intercup, A<br />

Prag / CZE<br />

www.ecaho.org<br />

29. Aug.-1. Sept. <strong>2024</strong><br />

European Championships for Sport<br />

Arabians<br />

Wiener Neustadt / AUT<br />

www.ecaho.org<br />

8. Sept. <strong>2024</strong> Junioren-Championat Kauber Platte / GER www.vollblutaraber.de<br />

15. September <strong>2024</strong> Dutch National Championship, N Deurne / NED www.ecaho.org<br />

26.-29. Sept. <strong>2024</strong><br />

German National Championship,<br />

N All Nations Cup, Title und ANC-<br />

Turnier<br />

Aachen / GER<br />

www.ecaho.org<br />

26.-27. Oktober <strong>2024</strong><br />

<strong>Arabische</strong>s Wochenende mit VHS,<br />

Körung, Hengstpräsentation,<br />

Beständeschau u.a.<br />

Kranichstein / GER<br />

www.vzap.org<br />

6.-8. Dezember <strong>2024</strong> Welt-Championat "Show" <strong>2024</strong> Paris / FRA www.ecaho.org<br />

60<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>


Impressum<br />

Ein gesundes Fohlen ist keine Selbstverständlichkeit -<br />

daher wünschen wir allen Züchtern viel Glück im Stall!<br />

IMPRESSUM - MAST HEAD<br />

Redaktion / Editor:<br />

Gudrun Waiditschka (v.i.S.d.P.)<br />

Entenstrasse 20<br />

D-7<strong>37</strong>65 Neuhausen a.d.F.<br />

ph: 0049 (0)7158 - 67141<br />

e-mail: arabische-pferde@in-the-focus.com<br />

Verlag & Vertrieb / Publisher & Distribution:<br />

<strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong><br />

Entenstrasse 20<br />

D-7<strong>37</strong>65 Neuhausen a.d.F.<br />

Druck / printing:<br />

WIRmachenDRUCK GmbH, 71522 Backnang<br />

Anzeigen / Advertisement:<br />

e-mail: anzeigen@in-the-focus.com<br />

Aktuelle Anzeigenpreisliste / Current prizes<br />

see www.in-the-focus.com/advertising<br />

Erscheinungsweise / Published:<br />

vierteljährlich (4 Ausgaben im Jahr) /<br />

quarterly ( four times per year)<br />

1/<strong>2024</strong> - www.in-the-focus.com<br />

Bezugspreis / Subsciption Price:<br />

Einzelheft / Single Copy:<br />

6,50 € + 1,60 € Porto innerhalb Deutschlands<br />

6,50 € + Porto je nach Land<br />

6,50 € + postage according to country<br />

Jahresabonnement / Yearly Subscription:<br />

24 € + 6,50 € Porto innerhalb Deutschlands<br />

24 € + Porto je nach Land<br />

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Zu beziehen über unseren Online-Shop /<br />

Available through our online shop:<br />

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Übersetzungen / Translations:<br />

Gudrun Waiditschka<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe /<br />

Contributors to this issue:<br />

Christine Brückel, Ranya Elsayed, Betty<br />

Finke, László Király, Barbara Schwarz, Gregor<br />

Wimmer<br />

61<br />

Fotografen / Photographers:<br />

Ferenc Böröcz, Christine Brückel, Betty Finke,<br />

Eva Király, Marixx Film & Fotografie, Stuart<br />

Vesty<br />

Die mit Namen des Autors gekennzeichneten<br />

Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder.<br />

Eingesandte Beiträge unterliegen der redaktionellen<br />

Bearbeitung; Text- und Fotobeiträge<br />

müssen frei von Rechten Dritter sein. Für<br />

unverlangt eingesandte Beiträge und Fotos<br />

übernimmt der Verlag / Redaktion keine Haftung.<br />

Alle Rechte vorbehalten, auch die des auszugsweisen<br />

Nachdrucks, der fotomechanischen<br />

oder digitalen Wiedergabe und der<br />

Übersetzung in andere Sprachen. Ausnahmen<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung der<br />

Redaktion.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

© <strong>2024</strong> <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong>, G. Waiditschka


Vorschau - Preview<br />

VORSCHAU - PREVIEW<br />

Ausgabe 2/<strong>2024</strong> - erhältlich Ende Juli <strong>2024</strong><br />

Issue 2/<strong>2024</strong> - available at the end of Juli <strong>2024</strong><br />

Die Veranstaltungen nehmen Fahrt auf. Wir berichten vom<br />

"Araber-Sommerfestival" in Stadl Paura, von den<br />

"<strong>Arabische</strong>n <strong>Pferde</strong>n in Westfalen" und vom<br />

"Tag des <strong>Arabische</strong>n <strong>Pferde</strong>s" in Marbach.<br />

Auch Araber sind für die Working Equitation geeignet!<br />

Wir stellen die einzelnen Prüfungselemente vor, erklären<br />

worauf es ankommt und hoffen, damit dem einen oder anderen<br />

"Gelüste" zu machen, es doch auch einmal zu probieren!<br />

Foto: Max Herrnberger Fotografie<br />

Im zweiten Teil des Beitrags über "Superstars und Eintagsfliegen"<br />

wird Betty Finke uns die Siegerhengste der Verbandshengstschauen<br />

(VHS) von 1990 bis heute vorstellen -<br />

was ist aus ihnen geworden?<br />

W15, W19 und W20 sind spanische Dörfer für Sie? Dann lesen Sie<br />

den Beitrag im nächsten Heft, denn hierbei handelt es sich um<br />

genetische Varianten der Fellfarben, die auch beim Araber<br />

vorkommen.<br />

62<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2024</strong>

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